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Spätkultur
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Befruchtung oder Cäsarismus |
Die Befruchtung vollzieht sich im Verschmelzen zweier sexuell unterschiedlicher Geschlechtszellen oder Zellkerne. Im Fall der Geschlechtszellen spricht man von Gametogamie, im Fall der Zellkerne von Karyogamie. Das Produkt dieser Verschmelzung ist eine doppelte (diploide) Zelle, die Zygote genannt wird. Die Bedeutung der Befruchtung liegt in der Neuverteilung des elterlichen Erbgutes in den Nachkommen. Dadurch wird eine große Variabilität erreicht. Der Zufall kommt also ins Spiel. Die Verschmelzung eines männlichen Kerns mit einem weiblichen Kern würde in jeder Generation zur Verdoppelung der Zahl der Chromosomen führen, wenn nicht vor jeder Befruchtung bei der Bildung der Geschlechtszellen (Gameten oder Keimzellen) und Geschlechtskerne reduziert würde, nämlich vom diploiden Chromosomensatz (2 mal 23) auf einen einfachen (haploiden: 23). Dies geschieht während der Reifeteilungen (Meiose), deren Prophase sich über Wochen bis Monate hinziehen kann. Die Reduktion vollzieht sich in Form von zwei aufeinander folgenden Reifeteilungen an den Keimzellen, welche dadurch zur Befruchtung reif werden. Die Meiose erfolgt also bei beiden Geschlechtern in zwei Schritten: Während der 1. Reifeteilung werden die Chromosomen, die die aus DNS bestehenden Gene tragen, auf die Tochterzellen übertragen. Der diploide Chromosomensatz wird auf diese Weise halbiert, also haploid. Deshalb nennt man die 1. Reifeteilung auch Reduktionsteilung. Während der 2. Reifeteilung werden in beiden Tochterzellen - wie bei der Mitose, der Körperzellenteilung - die Chromatiden getrennt, so daß schließlich vier Zellen mit einem haploiden Chromosomensatz entstehen. Die Verteilung der vom Vater und von der Mutter ererbten Chromosomen erfolgt nach dem Prinzip des Zufalls. Dadurch wird das Erbgut in den Keimzellen neu kombiniert. Aus dem Grunde spricht man auch von Rekombination.Verschmelzen bei der Befruchtung eine Eizelle und ein Spermium, das ein Y-Chromosom trägt, ensteht eine männliche Zygote, ein Junge entwickelt sich. Handelt es sich um eine Verschmelzung mit einem Spermium, das ein X-Chromosom trägt, entwickelt sich ein Mädchen. Eineiige Zwillinge entstehen aus derselben befruchteten Eizelle, aber nach den ersten Zellteilungen dadurch, daß sich der Keim nochmals vollständig trennt. Zweieiige Zwillinge hingegen entstehen, wenn gleichzeitig zwei Eizellen im Eierstock heranreifen und befruchtet werden.Oogamie ist als beweglich-unbewegliche Fortpflanzungsart ein Sonderfall für alle höheren Pflanzen und Tiere, also auch für Menschen. Hier sind nicht mehr beide Gameten frei beweglich, sondern die weibliche Keimzelle, die Eizelle, ist im Laufe der Evolution bewegungsunfähig geworden, und die männliche Keimzelle, die Samenzelle (Spermium), muß aktiv zu ihr vordringen. Durch das Eindringen des Spermiums in die Eizelle wird die Befruchtung eingeleitet, und sobald das passiert ist, beginnt die sogenante Eiaktivierung.Während dieser Aktivierung wird dafür gesorgt, daß kein weiteres Spermium in die Eizelle gelangt. Außerdem hebt und verhärtet sich die Eimembran. Die Eioberfläche wölbt sich dem eingedrungenen Spermium entgegen, sozusagen als Empfängnishügel, und nimmt es auf. Dabei löst sich der Schwanzfaden des Spermiums ab. Der Kopf des Spermiums schwillt an und wird zum männlichen Vorkern, der dann auf den aktiven weiblichen Vorkern stößt, sich dort kappenartig anlegt und mit ihm zu einem diploiden Furchungskern verschmilzt. Die Furchungsteilung, auch Eifurchung, Eiteilung oder Blastogenese genannt, ist eine gesetzesmäßig aufeinanderfolgende mitotische Teilung des aktivierten Eies. Dieses befruchtete Ei teilt sich, gesteuert von Kontrollgenen, in zwei Tochterzellen (Blastomere). Es bildet sich eine gefurcht erscheinende Hohlkugel (Blasenkeim oder Blastula). Durch Längs- und Querteilungen entstehen stets kleiner werdende Furchungszellen, und nach etwa 3 Tagen hat sich eine vielzellige Morula ausgebildet, wenn es sich um eine totale Furchung handelt, wie z.B. bei allen Säugern. Die Furchung ist somit der Beginn der Keimesentwicklung entweder bereits mit deutlicher Determination bezüglich der einzelnen Blastomeren oder noch ohne eine solche. Bei einer totalen Furchung wird das ganze befruchtete Ei in Furchungszellen zerlegt, weil nur wenig Dotter vorhanden ist, und die Eizelle teilt sich in zwei gleich große Furchungszellen. Dieser Prozeß ist eine äquale Furchung und vollzieht sich während der Wanderung zur Gebärmutter. Weil der geringe Dottervorrat rasch verbraucht ist, muß sich die Morula möglichst bald einnisten. (0-2).Es wird also geteilt, damit später niemand doppelt, sondern halbiert vereint ist. Es wird reduziert geteilt, zufällig rekombiniert, ein Ei aktiviert, ein gemeinsamer Furchungskern gebildet, wieder geteilt und dabei gewandert. Aus zwei haploiden Keimzellen entsteht eine diploide Zygote. Wie erwähnt, enthält die Zygote somit väterliches und mütterliches Erbgut. Für die Ur-, Spätkultur- und Zivilisationsgeschichte ist das ein interessanter Aspekt, denn bevor eine werdende Kultur überhaupt werden kann, müssen sich 2 Kulturzellen vereinigt, also 2 Zivilisationen begattet und bekriegt haben. Wie Spermien sind auch Führer oder Lenker einer Kulturnation zu den kleinsten Zellen zu rechnen. In ihrem Kopfteil liegt das Erbgut, repräsentiert durch die Superhirne aus den politisch-ökonomischen und geistig-technischen Bereichen. Wenn diese Samenzellen sich mit der Institution Eizelle vereinigen, sie befruchten, beginnt das uterine Leben, zumindest genetisch. Wenn es der Zufall zugelassen hat, kommt die spätere Kindeskultur mehr nach dem einen als dem anderen Elternteil. Die Entscheidung darüber ist von der Rekombination abhängig. Eine abendländische Geschichtswissenschaft müßte eine rekombinatorische sein, um hier ansetzen zu können. Die reduzierenden Elterngene der werdenden Antike waren z.B. die der Ägypter und Sumerer. Beide nahmen in dieser Zeit zivilisatorischen Einfluß auf das Gebiet der späteren Antike, insbesondere auf Kreta und das östliche Mittelmeer, die zu deren Kulturgebiet gehörten. Am meisten und zuerst niedergeschlagen hat sich das Erbe der antiken Eltern also in diesem Raum, den man geographisch, aber auch kulturgynäkologisch genau beschreiben kann. Hingegen sollte die antik-magische Zygote später einmal Abendland genannt werden. Es entwickelte sich hier eine seltsam anmutende Verschmelzung von apollinischem Einzelkörper und magischer Welthöhle, also zwei reduzierten Rekombinationen. Während der apollinisch-magischen Verschmelzung überwogen zunächst die antiken Kulte gegenüber den magischen, später die magischen gegenüber den antiken. Die magischen Religionen waren und sind eine Ansammlung verschiedenster Sekten, aus denen heraus sich das Christentum als das entscheidende Geistgen und das Römische Reich als das entscheidende Körpergen für das werdende Abendland erweisen sollten. Dieses Erbgut kam durch zufällige Rekombination zustande und wurde durch die Befruchtung festgelegt.Die um das Ei Kämpfenden mußten also nicht nur extrem kämpfen, sondern auch mit intuitiver Intelligenz ausgestattet sein, denn von den unzähligen Samenzellen erreicht bekanntlich nur eine das zu befruchtende Ei. Bevor eine werdende Kultur überhaupt werden kann, müssen sich 2 Zellen vereinigt haben - wie diese Phase uns lehrt -, es muß also eine Koinzidenz stattfinden. Diese Zufälligkeit ergibt sich erstens aus der Partnerwahl zweier Kulturen (18-20), zweitens aus dem Kampf um das Ei, durch die Tatsache nämlich, daß wandernde Zellen um die eine Zelle kämpfen, die bereits den Sieger erwartet (20-22), und drittens durch die in der jetzigen Phase sich ereignende Befruchtung. In der Kulturgeschichte stellt der Beginn der Expansionen Kulturwanderungen dar; im ersten, großelterlichen Fall waren es die mesopotamisch-sumerischen Mächte, im zweiten, elterlichen Fall waren es die antik-apollinischen Mächte und im dritten, eigenen Fall waren wir es, die faustisch-abendländischen Mächte, die mit einer Kulturbotschaft im Kopf der Samenzelle auf die Eizelle einen Eindruck machten. Die Rolle des abwartenden Eies spielten somit die Einwohner des von einer minoistischen Minderheit regierten Ostmittelmeerraums im ersten, die Einwohner des von einer hellenistischen Minderheit regierten Vorderasiens im zweiten und die Einwohner der von einer europäistischen Minderheit regierten Länder (vielleicht in Asien oder/und Afrika) im dritten Fall. Dieses Ei erwartet seine Befruchtung, es erwartet einen Boten, um mit ihm zusammen den Wechsel von der 3. zur 4. Generation herbeiführen zu können. Vor der Befruchtung erfolgt der Kulturtransfer aber noch über aggressive Medien, also über Kriege, und erst mit Beginn der Befruchtung kann der Bote die Information endlich überbringen; im großelterlichen Fall war es der Ostmittelmeerraum, im elterlichen Fall war es Griechenland und im eigenen Fall ist es Europa, so traurig es klingen mag. Die Information hieß im großelterlichen Fall Minoik versus Indogermanik, im elterlichen Fall Hellenistik versus Keltogermanik und heißt im eigenen Fall wahrscheinlich Eurozentrik versus Afroasiatik. (). Dabei kann es schon mal passieren, sich selbst zu verlieren, sich selbst zu vergessen. Genau das war dem minoistischen Kreta und dem hellenistischen Griechenland passiert, und genau das wird wohl auch dem europäistischen (das heißt: egozentrischen bzw. sozialistischen) Europa passieren. So bemerkt man erst später, nämlich zu spät, daß ein Versus auch einseitig Partei ergreifen kann:Auch die Antike starb, aber sie wußte nichts davon. (Spengler, 1917, S. 547).
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Nicht attraktive Sowjetunion ( Y = 1/2 X und X < 4 ) | Diese russisch-sowjetische Situation, die von ewiger Dauer zu sein scheint, müssen führende westliche Geheimdienste und Berater in ihrem Kalkül gehabt haben. Diese Führer hatten mit den Mitteln den Zweck insgeheim geheiligt und abwartend darauf gesetzt, daß sich diese Nichtkultur Sowjetunion von selbst auflöst. Sie hatten wohl doch nicht das falsche Schwein geschlachtet (Churchill). Aber man täusche sich nicht in der anderen Funktion, die Rußland in Zukunft für das Abendland innehaben könnte. Es ist die Rolle des ebenen Gens, des Komplements zum abendländischen räumlichen Gen. Nach einer Befruchtung und Aktivation könnte der spätere Furchungskern aus genau diesen beiden genetischen Polen bestehen, wobei allerdings die nicht-abendländische Komponente auch anders als rein russisch (nordasiatisch) ausfallen dürfte. |
Der Begriff des Sowjetrussischen steht jedoch schon seit längerer Zeit für eine mögliche Alternative, wenn auch nur scheinbar, aber das ist ja gerade das Charakteristikum und die Funktion eines solchen geistigen Ebenengens. Sozialkritiken kommen gerade bei der modernen Masse immer gut an und die Sympathien für den Kommunismus waren nicht zufällig und nicht nur in den Zeiten des Kalten Krieges ein willkommener Anlaß für westliche Unterprivilegierte und östliche Überprivilegierte gleichermaßen. Die Äußerungen der heutigen Politiker, erst Rußland ins Boot holen zu wollen, bevor entschieden wird, deuten auf gefährliche Weise ebenfalls in diese Richtung. Die sogenannten Europäer und die sogenannte EU, die Euros, die unwillig sind, sich zu entscheiden und sei es nur dazu, sich selbst festzustellen, träumen freiheitlich-michelhaft den uneinigen Traum vom Euro-Schaum weiter und werden in ferneren Zeiten und Räumen, dem Lieblingsgebiet des Deutschabendländers, vielleicht erwachen: im Unendlichen als verschwindend kleinster teilbarer Nenner. Wahrscheinlich wird sich nicht nur die NATO-Osterweiterung, sondern auch die am 16. April 2003 besiegelte EU-Osterweiterung als Rammbock gegen die mehr krank als alt gewordene EU erweisen. (Stich[el]wort: Alt-Europa). Die EU war ja aus Angst vor Deutschland entstanden, denn allein schon West-Deutschland war wegen seiner ungeheuren Industriepotenz nicht nur ein Wirtschaftsgigant, sondern auch noch die gefährliche Weltmacht, die der Rest der Welt zuvor zu fürchten gelernt hatte. Als am 18. April 1951 West-Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Holland und Luxemburg die Montan-Union - die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) - gegründet und diese 1957 durch die Römischen Verträge zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) verfestigt hatten, konnten am 1. Januar 1958 nicht nur diese Verträge in Kraft treten, sondern auch der eigentliche Zweck (den Europa wohl noch bereuen wird): das zur Überanpassung ausartende politisch-korrekte Verhalten der deutschen Zahlmeister, die Bund nur noch sein wollten. So wie Sparta 192-191 dem Achaischen Bund beitreten mußte, so trat West-Deutschland adenauerisch-freiwillig der NATO bei und wurde Hauptgründer der EU; es sprach sich also dadurch deutlich für die Westintegration aus. Gleiches unternahm das ab jetzt Ost-Deutschland genannte Mitteldeutschland auf ulbrichtisch-unfreiwillige Weise, indem es auf militärischer Ebene dem Warschauer Pakt (Ostblock), auf Wirtschaftlicher Ebene dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe beitrat. (RGW bzw. COMECON; 1950).EU und NATO sind heute inkompatibel geworden, und es ist zu befürchten, daß deren Osterweiterungen angloamerikanische diplomatische Schachzüge, bewußte Irreführungen sind. (Vgl. Trojanisches Pferd in Alteuropa ). Das alte abendländische Europa wird wohl das werden, was das antike Griechenland einst geworden war: erstes Opfer der Pseudomorphose. Die christliche Religion spielt für die europäischen Menchen schon lange keine Rolle mehr, denn sie streben, dem Kulturkreislauf entsprechend, längst einer Neu-Religion entgegen. Diese Neu-Religion ist also in der Tiefe längst da, und ihr fehlt nur noch das Ganz-Konkrete, die Manifestation. Sie ist immer noch eine Angelegenheit der Zukunft. Wenn die sich dann aber als zu sehr fremdbestimmt heraustellen würde, wäre Schluß mit Europa. (). Wahrscheinlich ist deshalb auch schon von einem politischen Eurasien die Rede. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Nur ein Beispiel: Wenn in Zukunft China seinen Menschen Reisefreiheit gewähren und auch nur 1% seiner Einwohner in Deutschland um Asyl bitten würde, dann müßten die deutschen Politiker schon ihre wahren Fratzen zeigen, um die Wirklichkeit noch einigermaßen erträglich gestalten zu können, denn verhindern könnten sie diese Ausreisewelle nur dann, wenn sie bis dahin ihre jetzige Politik geändert hätten. Die (westmittel-) europäische Politik wird an ihren unendlichen Versprechen, die sie natürlich nicht einhalten kann, gemessen werden, wobei sich zeigen wird, daß Bindungen auch Entbindungen sein können. Und es ist so gut wie sicher, daß sich die Europäer genau in diese pseudomorphe Falle begeben werden. Europas Politiker sind, so gesehen, schon lange handlungsunfähig. Eine auch nur begrenzte Eigenständigkeit der europäischen Verteidigung wurde in jüngster Zeit von den USA mit allen Mitteln hintertrieben. Nach dem Willen der USA soll West-Europa militärisch abhängig bleiben - adenauerisch-freiwillig natürlich. Auf eine auch populär erfolgreiche Politik, wie sie einst die Römer betrieben, können die US-Amerikaner nicht setzen, wohl aber auf eine esoterisch erfolgreiche. Ganz esoterisch nämlich, könnten die Angloamerikaner durch geschickte Diplomatie sogar den Niedergang Europas herbeiführen, wie einst auf typisch antike Weise die geschickte Diplomatie der Römer den Niedergang Griechenlands herbeiführte. Primär Schuld daran hatte nicht Rom, sondern Griechenland selbst, nämlich durch seine Bundeskämpfe. Und wenn Europa auch in dem Fall Griechenland wiederholen sollte, hätte man nicht den Angloamerikanern einen Vorwurf zu machen, sondern Europa, weil es schwach geworden ist - zu schwach, vor allem militärisch. Seine ewiggestrige Restauration und Sucht nach Integration sind nichts anderes als (EU-) Bundeskämpfe, die denen der antiken Griechen verdammt ähnlich sehen. Aber weil sie abendländisch geführt werden, werden sie und auch ihre Analogien nicht erkannt. Jeder Versuch eines (wie-auch-immer-) europäischen Alleingangs, z.B. der einer atomaren Abschreckungspolitik, stieß bisher auf rigorosen Widerspruch der USA. (). Weil die wirklich fähigen Politiker immer noch fehlen, sollte die Vorstellung der Westeuropäer, eine EU-Verteidigungsgemeinschaft auch mit den osteuropäischen Staaten bilden zu können, lieber eine Utopie bleiben, ansonsten würde sie letzten Endes nur den pragmatisch orientierten Angloamerikanern Nutzen bringen, aber keinem einzigen Alteuropäer.Es spricht vieles dafür, daß Deutschland auch bezüglich des abendländischen Untergangs führend sein will. Das Mittehalten, die Diplomatie oder andere Gleichgewichtsübungen sind nicht gerade eine Stärke der Deutschen. Die heute besonders auffällig gewordene Tendenz der deutschen Politiker, nach innen zu treten und nach außen zu buckeln, scheint nicht neu zu sein, mit der jüngeren oder jüngsten Geschichte hat sie jedenfalls überhaupt nichts zu tun. Die benutzen sie aber gern als Ausrede und als Alibi, hinter dem sie sich verstecken können. Hatte die Generation vor ihnen nur geschwiegen, so versteht sich die jetztige Nicht-Verantwortungsgeneration als etwas, was ihr dienstgradmäßig gar nicht zusteht: als Besatzungsmacht. Sie, obwohl selber Deutsche, sehen sich auf der guten alliierten, nicht-deutschen Seite und jeden, der ihnen widerspricht, auf der feindlichen, deutschen Seite. Solche Leute sind der Selbstverwirklichung, also der Selbstentwirklichung zum Opfer gefallen. Sie sind Feinde ihrer selbst geworden. Aus der einstigen Selbstliebe ist Selbsthaß geworden. Typisch deutsch ist heutzutage, nicht deutsch sein zu wollen. Typisch deutsch war früher, deutsch sein zu wollen. Psychologisch sind beide ein und derselbe nationale Charakter: deutsch. Es hat sich nichts geändert, denn beide sind zwei Seiten einer einzigen deutschen Münze, und auch jetzt gilt: am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Damals mußte man davor zittern, heute darüber lachen. Obwohl der deutsche Geist so gut wie alles erfunden hat, das politische Gleichgewichtsorgan hat er jedenfalls nicht erfunden. Wenn deutsche Politiker auf unterschiedliche Weise mit den Neofaschisten Berlusconi und Haider umgehen, dann tun sie das, weil sie nach innen einen österreichischen Deutschen treten, der gar nichts anrichten kann, und nach außen den Buckel machen vor dem Ministerpräsidenten Italiens, der schon mehr anrichten kann. (). Um ihrer eigenen Eitelkeit wegen schicken die deutschen Rotgrün-Regierendenen Soldaten in jeden noch so idiotischen Krieg, in der Hoffnung, daß Amerika ihnen uneingeschränkt auf die Schultern klopft. Hinter der uneingeschränkten Solidarität, die Kanzler Schröder ständig verspricht, stecken uneingeschränkte Hörigkeit und eingeschränkte Einsicht ins Notwendige, die ihn und seine Nation erst recht zu einem Spielball der USA und zu einer Projektionsfläche der USA-Feinde machen. Durch die rotgrüne Beteiligung am Jugoslawien-Krieg und am Afghanistan-Krieg wurde deren politische Unselbständigkeit genauso deutlich wie durch Schröders spätere Nein zum Irak-Krieg, denn dieses Nein diente nur dem Zweck, die Wahl 2002 zu gewinnen und nicht einem verantwortungsbewußten außenpolitischen Ziel. Dieses schien man so oder so der Privatpolitik des US-Präsidenten Bush d.J., dem Entscheidungsträger, überlassen zu wollen, dabei hat die NATO mit ihren zwei mächtigsten Trägern (USA und Deutschland) schon seit 1990, als US-Präsident Bush d.Ä. regierte, ihren eigentlichen Zweck verloren und eine Reform nötig. (). Die Erfahrungen, die Griechenland mit der damaligen Weltmacht Rom machen mußte, stehen Europa erst noch bevor. Und dabei spielen Deutschland und die Deutschen die entscheidende Rolle überhaupt, ob sie es wollen oder nicht, ob sie es merken oder nicht. Vielleicht muß der Zahlmeister Deutschland seine Europäische Union in der heutigen globalen Spätmoderne genauso aufgeben wie schon im gotischen Spätmittelalter das Deutsche Reich seine Universalidee, die zugunsten der nationalen Interessen immer mehr verkümmerte. Die Nationen blühten damals auf und hatten die besseren, weil praktisch fundierteren, politischen Argumente. (Vgl. 10-12). Wenn es stimmt, daß Deutschland heute nur aus juristischen Gründen existieren soll, dann wegen der damit verbundenen Ansprüche und Titel der restlichen Welt, denn sie ist ja aufgrund des immer noch nicht geschlossenen Friedensvertrages weiterhin Deutschlands Kriegsgegner. (). Woher kommt dieses Desinteresse an einem Friedensvertrag und dieses merkwürdige Interesse an einer Fortdauer des 2. Weltkrieges, wenn nicht von den Leuten, die ihn schon längst zum 3. Weltkrieg haben werden lassen? Ein finanziell-ökonomisches Interesse am Nerv des Wiederholungszwangs und die Hoffnung der Opfer auf therapeutische Betreuung sind gerade in heutigen Zeiten der westlichen Therapiegesellschaft nichts Außergewöhnliches und auch der Geschäftsregelfall zwischen Therapeut und Patient (Klient!), aber Geschichte läßt sich damit nicht verarbeiten, wohl aber markt- und medientechnisch instrumentalisieren. Ein solcher Zynismus bewirkt lediglich, daß die Opfer des Weltkrieges zum Schein noch einmal durch die Hölle geschickt, die Geldkassen der scheinbaren Opfervertreter gefüllt und die privat orientierten Geldpolitiker zu Scheindemokraten werden. In jeder Kultur beginnt Cäsarismus mit Scheindemokraten, die nur noch Geld denken, Macht meinen und, wenn sie gut sind, großartige Politik machen können. Dann ist ihnen auch die Gefolgschaft der am Personenkult Interessierten sicher. Nur ist dann auch sicher, daß es längst nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um Formen, um Äußerlichkeiten gehen kann. Wie bereits erwähnt, sehen die im esoterischen Abendland anders aus als in der populären Antike. (Vgl. 18-20). Das Abendland hat diese Phase noch größtenteils vor sich, aber die ersten Vorboten schon hervorgebracht. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, sondern Schicksal, daß Deutsche auch hier wieder die Nase vorn haben wollen, obwohl sie ständig ihre Genies an die USA verlieren. Das Gleichgewichtsorgan kommt zu Deutschen, wenn sie nicht zu ihm kommen. Entweder liegen sie einem zu Füßen oder sie springen einem an die Gurgel, soll Churchill einmal über die Deutschen gesagt haben. Er mußte es wissen, denn alle europäischen Staaten waren trotz ihres Kampfes gegen Deutschland Verlierer des 2. Weltkrieges. Also war nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa der Verlierer des 2. Weltkrieges. Churchill wußte das, und er kannte die Deutschen. Nähere Verwandte kennen sich wie Geschwister, weil sie über eine längere gemeinsame Erfahrung, eine längere gemeinsame kulturelle Tradition verfügen als bloße Freunde, Ehepartner oder Nachbarn, die eher zu Vorurteilen neigen. Deutschland und England unterscheiden sich tatsächlich nur durch ihre jeweilige geographische Lage, die allerdings unterschiedliche Verhaltensweisen zutage führt. Das bringt natürlich Vor- und Nachteile mit sich. Politische Nachteile ergeben sich für Deutschland durch seine Mittellage, die häufig Gleichgewichtsstörungen zu verursachen scheint. Der Gleichgewichtssinn wird manchmal mit dem Geschmackssinn oder dem Geruchssinn verwechselt und muß nicht selten nachkorrigiert werden. Politische Vorteile hat England durch seine Insellage, weil sie Möglichkeiten zum strategischen Rückzug und dem Land durch seine Ringsum-Küsten eine zweite Haut verleiht. Im Bezug auf andere Bereiche ist Deutschland eher im Vorteil, den es aber aus politischen Gründen gern ins Gegenteil dreht. Insbesondere durch die eben erwähnten Gleichgewichtsprobleme gerät es viel zu häufig in eine Schieflage. Das Ausland hat nicht erst seit 1945, sondern spätestens seit 1648 erkannt, wie man aus einer solchen Schieflage Kapital schlagen kann. Auch das gehört zur Geschichte einer politischen Reifeteilung.Die Mächtigen, die eine Weltmacht anstreben und zu einer Befruchtung beitragen wollen, dürfen nicht über das Ziel hinaus schießen, nicht zu früh, aber auch nicht zu spät kommen. Eine Befruchtung muß immer ein Volltreffer sein. Die Besten, nicht die Bestien, werden dabei überzeugen, weil sie es geschaftt haben, ins Schwarze zu treffen, wie in Urzeiten die frühen Wurf- und Werfgemeinschaften, die ersten großen Projektemacher, die Entwerfer. Wie die frühen Menschen mit ihren ersten Wurfgeschossen Projekte im Kopf und Projektile in der Hand hielten, um sich zu schützen, andere zu beschützen oder zum Jäger überhaupt zu werden, so muß der die Große Theorie Vereinheitlichende vorgehen und Projekte bieten, die der Kultur auch das zivilisierte Leben weiterhin ermöglichen. Ein solcher Schütze wird vielleicht gehaßt und geliebt zugleich, aber nur deshalb kann er erfolgreich sein. So sind auch die Religionen, die Kulturen entstanden. Deshalb führt jede G.U.T. (Grand Unified Theory) früher oder später zu einer abgewandelten oder gar neuen Religion. Es gilt darum Sorge zu tragen, daß die eigene Kultur nicht völlig auf der Strecke bleibt. Früher oder später würde es dann heißen: auch das Abendland starb, obwohl es an das Unendliche glaubte. (Vgl. oben). Neue Religionen sind in bereits bestehenden Zivilisationen durchaus möglich, wenn sie richtig integriert werden. China und Indien sind Beispiele dafür, während die magische Kultur ein einzige Sammelsurium an Religionen darstellte und heute grob drei zivilisatorisch bestehende Richtungen aufweist: Judentum, Islam und orthodoxe Christen. Der Islam ist diejenige Komponente, die vom 7., insbesondere aber vom 8. Jahrhundert an mehr Gebiete und Menschen eroberte als knapp über 1000 Jahre zuvor Alexander der Große. Das Judentum hat den umgekehrten Weg eingeschlagen, eine Heimat in Rolle und Buch gefunden und ist ohne Ort geblieben. Als Ausnahme bestätigt der zionistische Staat seit 1948 diese Diasporaregel.Ob Pythagoras (580-500), Mohammed (570-632) oder Cromwell (1598-1658) jeweils die Entwicklung einer Keimzelle bewirkt hatten, hatten pythagoräische, islamische und puritanische Staatspolitiken unter Beweis zu stellen. (Vgl. 14-16). Die Pythagoräer hatten Vorläufer in den Orphikern, die Mohammedaner in den justinianisch-orthodoxen Cäsaropapaisten und die Puritaner im Luthertum calvinistischer Ausprägung. (Vgl. 12-14). Sie wollten alle zurück zu den Ursprüngen, um reinere Zustände zu bekommen. Die Botschaft jeder Renaissance ist ein Rückwärts-immer und Vorwärts-nimmer mit den umgekehrten Folgen. Auf renaissance-reformatorischen Rückbewegungen folgen barock-absolutistische und tyrannische Gegenbewegungen, dann eine zierliche Übereinkunft weniger Gleicher mit Dreispitz, eine stürmisch-napoleonische zweite Tyrannis unter dem Vorwand der absoluten Gleichheit, eine Zeit der kämpfenden Staaten und schließlich der Cäsarismus. Abgekürzt ist das der Weg von der 1. über die 2. zur 3. Tyrannis - von einer absolut ungleich-gleichen über eine gleich-ungleiche zu einer gleich-gleichen Form der Herrscher-Volk-Beziehung. Augustus (63 - 14 n. Chr.), der Erhabene, war Erster unter Gleichen. Das Prinzipat drückte zwar aus, daß es Gleiche gab, aber auch, daß unter ihnen ein Gleicher über ihnen sein durfte. Man sieht in der Großphase der Ersten Reifeteilung den Prozeß, aus Ungleichheit Gleichheit machen zu wollen, was nur an der Oberfläche funktioniert; aus einer Selbsttäuschung wird unterwegs eine Vortäuschung und zuletzt eine Enttäuschung (Endtäuschung). Aus einer Ungleichheit eine Gleichheit machen heißt also de facto: einen Anspruch darauf zu entwickeln, de jure: mehr Gesetze zu etablieren. Mit Ungleichheiten muß jede Kultur und jede Nation fertig werden. So wie der Weg das Ziel oder nicht das Ziel ist, so sehr ist die Demokratie eine Gleichheit oder Ungleichheit.Wer metaphysischer Uterologe oder Gynäkologe sein will, der muß die im Uterus herrschenden Kräfte genauso gut kennen wie der Astronom die im Universum herrschenden Kräfte. Er muß diejenigen Regelabläufe erkennen können, die Schwerkraft, starke Kernkraft, Elektromagnetismus und schwache Kernkraft bewirken. Da sie Wechselwirkungen von schwachem bis zu starkem Ausmaß und von geringer bis zu unendlicher Reichweite sind, bestehen sie aus Medien, aus Austauschteilchen (Graviton, Gluon, Photon, Boson [W,Z]). Wenn man zeitlich zurückgeht, um die 4 Naturkräfte wieder zu vereinigen, dann fängt man mit der schwachen Wechselwirkung an und vereinigt diese zunächst mit der elektromagnetischen, beide mit der starken und schließlich diese mit der gravitativen Kraft. Astronomen haben sich bereits bis zum dritten Schritt durchgekämpft, Schwierigkeiten bereiten ihnen jedoch die sogenannte Planck-Ära, der früheste Zustand des Universums. Sie ist auch als Chaos-Ära bekannt und erweist ihrem Namen Ehre dadurch, daß sie wegen der Heisenbergschen Unbestimmtheitsrelation Zeit zu Raum und Raum zu Zeit werden läßt. Man hat sich auf die schon erwähnten Wahrscheinlichkeiten der Wahrscheinlichkeit zu verlassen. (Vgl. 20-22). Diese typisch faustische Arbeit, dem Chaos auf die Schliche zu kommen, die der antike Geist als irre bezeichnet hätte, soll heute durch die Große Vereinheitlichende Theorie zu Erfolgen kommen. Die Befruchtung auf geistig-technischem Gebiet könnte also bevorstehen, und die politisch-ökonomische Aktivierung würde sich direkt daran anschließen: Die Mächtigkeit der Samenzellen, während der Höhlen-Ära auf ein Ei zu treffen, ist bei einer Trefferwahrscheinlichkeit von 1 : 300 000 000 der Einheitskraft während der Planck-Ära zurechenbar und wird in der Kulturgeschichte Weltmächtigkeit der Feldherrn in der Höllen-Ära genannt. In der jetzigen Phase geht es um die Befruchtung zweier geteilter Zellen, die zu einer verdoppelten Zelle werden, welche sich anschließend wieder vervielfältigend teilt, bis zur Morula. Was früher halbiert worden ist, wird jetzt verdoppelt und anschließend halbiert verteilt. Wo ein Halbiertes war, soll ein Verdoppeltes werden, damit die halbierende Fortpflanzung klappt. In der Geschichte des Universums ist das die Zeit von der Quark-Ära bis zur Strahlungs-Ära, die Entwicklung der All-Heimat.Jetzt kommt es darauf an, uterologisch zu untersuchen, was die Genetikwelt im Innersten zusammenhält. Um dieses Erbgut zu erkennen, muß man Übersetzer und Überträger, ein projektiver Translator oder Dolmetscher werden. Linguistische Kenntnisse sind für Genetiker, besonders aber für Kulturgenetiker von höchstem Wert. (). Die heutige Gentechnologie und die Computersprachen sind nicht zufällig gleichzeitig auf ihrer Höhe. CGAT-Austausch und Rep.-Ref.-Sem.-Text-Austausch sind Äquivalente in einer Zeit der Bio-Chemie und Lingualphysik. Deren Verhalten entspricht dem der starken Kernkraft im Bezug auf Quarks (6 Arten), Hadronen (Baryonen [Protonen, Neutronen, Hyperonen], Mesonen), Ladung (+1, 0, -1) und Austauschteilchen (Gluonen für die starke Kernkraft). Das, was das Innerste im Kern zusammenhält, ist für das Leben und für eine Kultur das Erbgut in der befruchteten Eizelle, der Zygote. Der Kulturzygotologe muß also sowohl die Geschichte der Elternkulturen als auch die eigene Kulturgeschichte studiert haben, um seine Eigenart besser verstehen zu können. Er muß ebenso die eigene mit der Kulturgeschichte der Nachbarn vergleichen, um dann überprüfen zu können, ob keine, eine, zwei (=> ) oder gar mehrere neue Kulturen im Entstehen sein könnten. (Die Wahrscheinlichkeiten der Wahrscheinlichkeit lassen grüßen!) Er sollte wissen, wer Bettpartner war und wer sich aufgrund wessen Erbe aller Wahrscheinlichkeit nach beginnt zu entwickeln. Eine jede Befruchtungslehre muß sich also auch mit Wahrscheinlickeiten beschäftigen, zumindest mit der Koinzidenz. |
0)
Einheit (Planck-Ära) | Einheitskraft | Männliche
und weibliche Elterngenerationen | Seßhafte Historienkulturen | |
1.)
Abspaltung in der Qurk-Ära | Gravitative Wechselwirkung | Eine
bewegliche Samenzelle nähert sich der Eizelle | Eine unbewegliche Eizelle wartet den Zufall ab | Ein Staat nähert sich dem Status einer Weltmacht |
2.)
Abspaltung in der Qurk-Ära | Starke Wechselwirkung | Eindringen
des Spermiums in die Eizelle | Eiaktivierung
(Konkurrenz ist ausgeschlossen) | Die
Ökonomie wird politisch autonom |
3.)
Abspaltung in der Qurk-Ära | Schwache
Wechselwirkung | Der Schwanzfaden des Spermiums löst sich ab | Die Eioberfläche wölbt sich dem eingedrungenen Spermium entgegen (Empfängnishügel) | 2 Parteien mit nur einem ökonomischen Interesse (Imperialhügel) |
4.)
Abspaltung in der Qurk-Ära | Elektromagnetische Wechselwirkung | Spermienkopf
wird männl. Vorkern, aktivierte Eizelle weibl. Vorkern | Privatperson
XY, Privatperson XX | |
II)
Ergebnis (Quark-Ära) | 4 Einzelkräfte (1, 2, 3, 4) | 2 Vorkerne | Kulturzwiespalt (Basis einer Vorkultur) |
|
III) Hadronen-Ära | Bildung strukturierter Teilchen (Protonen, Neutronen und deren Antiteilchen sowie Elektronen, Positronen, Neutrinos, Antineutrinos und Photonen). Gegenseitige Vernichtung der Teilchen und Antiteilchen. Teilchenüberschuß wird heutige Materie | Zusammenstoß der beiden Vorkerne | Privatkriege
zweier Diktatoren (Cäsaristen) und Privatbündnisse (z.B. Triumvirate) | |
IV)
Leptonen-Ära | Entkoppelung
der Neutrinos und gegenseitige Zerstörung der Elektronen und Positronen. Übrig bleiben Elektronen für die in den nächsten 2 Ären statfindende Kernfusion (Rekombination, d.h. zum Einfangen eines Elektrons) | Verschmelzung
der beiden Vorkerne zu einem diploiden Furchungskern = 1 diploide Zelle (Zygote) (befruchtetes Ei) |
Verschmelzung der Gegensätze zu einem diploiden Cäsarismus (Prinzip, Synthese) | |
V)
Strahlungs-Ära (Plasma-Ära) | Erste
Kernfusionsprozesse Es entstehen neutraler Wasserstoff, schwerer Wasserstoff (Deuterium), überschwerer Wasserstoff (Tritium) sowie Helium, Helium-3-Kerneund wenig Lithium und Beryllium. Somit entstehen die ersten 4 Elemente (H, He, Li, Be) und die Isotope der ersten 2 Elemente (H, He) |
Furchungsteilung (Blastogenese,
Mitose) und | Aus dem Prinzipat wird ein kulturell zweigeteilter Cäsarenwahn (z.B. der Titel: Kaiser und Gott) | |
VI)
Materie-Ära (Rekombination bzw. Stern-Ära) | Erste
Sterne, Galaxien und Galaxienhaufen Schwere Elemente werden in Sternen erbrütet |
Die vielzellige Morula beendet die Wanderung durch ihre Einnistung (Nidation) | Der
Cäsarismus wird beendet (Neu- bzw. Vorkultur) |
So wie sich biologisch der Keim weiter teilt, während er wandert, so erhält auch eine Kultur einen kontollierenden Teilungs- und Richtungsmotor. Diese Motorrolle hatten die Indogermanen für die mit dem sumerisch-ägyptischen Erbgut ausgestattete Antike und die Germanen für das mit dem antik-magischen Erbgut ausgestattete Abendland inne. Der Begriff Abendland formierte sich, stets in Abhebung gegenüber der östlichen Welt, dem Morgenland. Antike Kultur, römisches Christentum und germanisches Element bildeten die einigenden Faktoren. Die folgende Tabelle möge das verdeutlichen: |
Werdende Kultur | Eltern
(Gen-Code) (Kultur-Basenpaar) DNS als Substanz der Information: CGAT, mit 2 Basen als Basenpaar (z.B.: AT, TA, CG, GC), die je 3 Basenpaare zusammenstellen (Triplett, z.B.: GTG, TAA, ATT u.s.w.), den Code einer Aminosäure. Das ergibt 64 Möglichkeiten zur Kennzeichnung der mindestens 20 jeweils regelmäßig vorkommenden Aminosäuren sowie nachrichtentechnische Hinweise für den Anfang einer Sequenz (z.B. ATG) und ihr Ende (z.B. TAA) einzubringen. | Kontrollgene
(Homöo-, Segment-, Chronogene), die eine raum-zeitlich-funktionale Steuerung der Zellentwicklung bewirken. Mit ihnen beginnt ein durchgängiges kybernetisches Steuerungssystem, das bis zu den Kontrollmotiven der Persönlichkeitspsychologie reicht. | ||
Vaterkultur (XY) | Mutterkultur (XX) | Steuerungssystem (Kontrollvolk) | ||
Antike | Sumerische
Kultur (Mauern, Tempel, Kreis, Verwaltung) | Ägyptische
Kultur (Weg, Pyramiden, Konservierung, Nil) | Indogermanen (Wanderungen) | |
Abendland | Antike
Kultur (Apollinisch, Körper, Statik, Polis) | Magische Kultur (Welthöhle, Kuppel, Consensus, Arabeske) | Germanen (Wanderungen) | |
¿ Kultur? | Abendländische
Kultur (Faustisch, Unendlichkeitsraum, Dynamik, Dome) | Nordasiatische
Kultur? (Ebene, Welte, Phlegmatik, Schicksal) | ? (Wanderungen) |
Die Antike ist nicht unser Leben, sondern unser Erbe. Da sie sich mit dem Magischen vermählte, heißt die Erbschaft: Römisches Reich und Frohe Botschaft! Wir müssen am Vorabend der Spätantike anfangen, um uns selbst zu verstehen. Wir müssen die auf die Hitze der Weltkriege folgenden Kalten Kriege untersuchen, die tiefensymbolisch so etwas wie eine von der chaotischen Hitze abgekühlte Abspaltung der gravitativen Einzelkraft von der nur noch dreifach-vereinten Restkraft darstellen. Dann wird klar, daß es zu Expansionen, zu einer Inflation, wie sie auch zur Zeit der Entstehung des Universums vor sich ging, kommen mußte, und daß es deshalb z.B. ganz umsonst war, wenn der große Scipio (235-189) mit wahrer Angst vor dem Schicksal, dem eine mit den Aufgaben der Weltherrschaft belastete Polis entgegenging, von nun an jede Eroberung zu vermeiden suchte. Es war umsonst, wenn seine Umgebung gegen den Willen aller Kreise den makedonischen Krieg durchsetzte, nur um den Osten dann gefahrlos sich selbst überlassen zu können. Der Imperialismus ist ein notwendiges Ergebnis jeder Zivilisation, daß er ein Volk im Nacken packt und in die Herrenrolle stößt, wenn es sie zu spielen sich weigert. (Spengler, 1922, S. 1089). Der Imperialismus, so verstanden, ist vergleichbar mit der inflationären Expansion des Universums während der sogenannten Quark-Ära, als sich zunächst die gravitative, dann die starke und die elektroschwache Wechselwirkung von der vereinheitlichten Kraft abspalteten und schließlich die elektroschwache sich in die elektromagnetische und schwache Wechselwirkung spaltete. Das war die Geburt der übrig gebliebenen, heutigen 4 Naturkräfte. Lebenssysteme zeigen das Werden auf ihre Art, ob biologisch oder kulturell. In der Kulturgeschichte wölbt sich die erobertete Kultur-Eioberfläche dem eingedrungenen Imperialisten, einem Spermium gleich, als Empfängnishügel entgegen, und nimmt ihn auf, weil ihr nichts anderes übrig bleibt. Sie muß es tun, weil sie im Laufe der Geschichte bewegungsunfähig geworden ist, aber befruchtet werden möchte. Das ist ihr Schicksal. Sie wartet auf den treffenden Zufall. Nur so können sich später Teilchen bilden, biologisch gesprochen: Vorkerne bilden, kulturgeschichtlich ausgedrückt: eine Bikultur bilden, die Basis einer Vorkultur. Diese wird kulturgenetisch mehr der einen oder mehr der anderen Seite ähneln. Das ist eine Frage des Zufalls. Die Teilchen müssen nur gegenüber den Antiteilchen einen kleinen Überschuß haben, damit überhaupt etwas entsteht. So geschah es während der Hadronen-Ära, so geschieht es während der Konfrontation der Vorkerne, und so geschieht es während der Entwicklung zum Kern des Cäsarismus, auf den ein ausgleichender Cäsarismus augusteischer Prägung folgt. Letzterer entspricht der Leptonen-Ära, in der so viele Elektronen übrig blieben, daß später die positiven Ladungen der Protonen ausgeglichen werden konnten. Das kommt biologisch dem Prozeß der Verschmelzung des männlichen und weiblichen Vorkerns zu einem diploiden Furchungskern gleich. Erst die gebildete Hohlkugel, die Blastula kann man zeitlich hinter der eigentlichen Befruchtung ansiedeln. Diesem Prozeß entspricht in der Entwicklung des Universums die Strahlungs-Ära. Nur so können sich später, in der Stern-Ära die schweren Elemente bilden. Eine 20-Sekunden-Geschichte des Universums, nämlich von der Einzelkraft zu Beginn der Quark-Ära bis zum ersten Kernfusionsprozeß in der Strahlungs-Ära, entspricht den wenigen Tagen im Uterus, an denen Befruchtung und Furchung bis zur Morula stattfinden. Eine Kultur braucht dafür jedoch 150 bis 300 Jahre! Der folgende Text sollte deutlich machen, wie die Phase des Cäsarismus verläuft: von der kulturellen Quark-Ära bis zur kulturellen Strahlungs-Ära, vom heißeren Chaos zur kälteren Ordnung der ersten leichten Elemente, vom Eitreffer bis zur Wanderung der Morula. (Vgl. Tabelle).Befruchtung - das bedeutet auch, daß diese Phase () allen Akteuren alle Möglichkeiten schenkt; und deren Auswirkungen können positiv, aber auch negativ sein. Diese Phase ist so offen wie keine andere Phase; in ihr sind alle Chancen gegeben; in ihr werden die Karten neu gemischt (und verteilt !); es wird gewürfelt, und wer kein Glück hat oder die Gelegenheiten verpaßt, ist erst einmal draußen - vielleicht auch für immer. Das Abendland steht erst am Anfang dieser Phase und sollte sich nicht von ihren Verlockungen des Allen-alles-Versprechens leiten lassen oder sich etwa darauf verlassen oder gar berufen, daß die anderen 7 Kulturen diese Phase glücklich erlebt oder überlebt haben. (). Obwohl es wahr ist! Mesopotamien/Sumer erreichte nach einer Fremdherrschaft der Akkader sowie nach einer Indogermanisierung (durch das Eindringen indogermanischer Völker) und noch mehr einer Semitisierung (durch das Eindringen semitischer Völker) die kulturelle Wiederherstellung, den Anstieg des Handels, Reichtum und so etwas wie ein Goldenes Zeitalter. Ägypten erreichte nach dem Kampf gegen die zuvor nach Ägypten eigedrungenen Hyksos und deren Vertreibung ebenfalls ein Goldenes Zeitalter. Auch Indien, China und die Apollon-Antike erreichten nach ähnlichen Kämpfen (für Indien waren diese zunächst sogar katastrophal) ein Goldenes Zeitalter. Das darf man auch für die Kultur der Maya/Inka annehmen. Persien/Arabien (magische Kultur) erreichte im 10. Jh. seinen geistigen Höhepunkt und somit zumindest ein geistiges Goldenes Zeitalter. Die Phase der Befruchtung ist also der absolute Höhepunkt einer Kultur. Also ist es kein Wunder, daß das Abendland (der Westen) optimistischer ist als je zuvor. Es sieht doch gut aus. Doch Vorsicht, denn da ist ja noch die andere Seite: der Cäsarismus. (Ich habe mich in Anlehnung an Spengler deshalb für dieses Wort entschieden, weil diese Phase durch die Cäsaren-Beispiele der apollinischen Antike bestens verdeutlicht werden kann). Ja doch, diese Phase beinhaltet auch den Kampf der Kulturen (); sie ist also auch eine Phase der interkulturellen Kämpfe und nicht mehr so sehr der intrakulturellen Kämpfe - wie die letzte Phase mit dem Hauptmerkmal Weltkriege, und zwar primär zwischen Staaten. (). Interkulturelle Kriege sind globale Kriege, die primär Bürgerkriegen von langer Dauer ähneln, primär privat geführt werden und so vom Globalismus () erzwungene Privatkriege () genannt werden können. Interkulturelle Kriege werden also primär zwischen Kulturen und nur sekundär zwischen Staaten ausgetragen sowie primär von Privatpersonen geführt und entschieden - egal, ob staatliche Terroristen oder nur Terroristen: sie sind Global-Terroristen (). Ich sage es noch einmal: Wir stehen erst am Anfang dieser Phase, und sie ist eine Phase der abendländischen Kultur. Die USA mögen gewarnt sein, denn - langfristig gesehen (also auch kulturhistorisch) - ist ihre Europapolitik falsch, wenn sie der EU die Integration aufzwingt, indem sie sehr zweifelhafte EU-Mitgliedschaften fordert, um die EU anschließend besser spalten und letztlich in das US-Imperium integrieren zu können. Europa als EU stehen drei Möglichkeiten offen: a) den Alleingang auch mit allen Konsequenzen zu wagen, b) von den USA einverleibt zu werden, c) kulturell überfremdet zu sterben. Wenn aber Europa stürbe, dann würde auch Amerika - jedenfalls langfristig gesehen (also auch kulturhistorisch) - nicht überleben. Wenn aber schon abzusehen sein sollte, daß Europa nur als ein politischer Teil der USA überleben kann, dann sollte eine politische Einheit auch realisiert werden (aber bloß nicht mit dieser Falschheit, im Doppelsinn des Wortes). Derzeit sieht die Entwicklung Europas - jedenfalls aus europäischer Sicht - nach einem Alleingang aus, und wenn diese Entwicklung unserer Kultur wirklich dient (und um etwas anderes kann es nicht mehr gehen), dann und nur dann sollte man diese Möglichkeit realisieren, mit Skepsis und sofortigen Reformen (sofort!): Reformen der EU () und NATO ().
Die heutige abendländische Befruchtungsphase hat ihr antikes Analogon im Cäsarismus, der sich durch Flaminius ( 217 v. Chr.) ankündigte, in Marius (156-86) zum ersten Mal Gestalt annahm und die Erhabenheit des Geldes in der Hand starkgeistiger Tatsachenmenschen offenbarte. Nachdem sich also die gravitative Wechselwirkung - die Weltmacht Rom - von der Resteinheitskraft, dem Rest der Welt herausisoliert hatte, trennte sich während der Inflationsphase auch die starke Kernkraft der Ökonomie und die zur elektroschwachen Wechselwirkung mutierte Parteipolitik allmählich vom Rest der Welt, wobei letztere sich in eine elektromagnetische und in eine schwache Wechselwirkung der Privatgefolgschaften aufspaltete. Die Frage, ob jemand politische Erfolge erzielen konnte oder nicht, hing ab jetzt immer mehr vom Privatvermögen ab. Bereits seit 150 lösten sich die um Grundsätze versammelten Parteien immer mehr auf und mutierten zu persönlichen Gefolgschaften um Männer, die ein privatpolitisches Ziel hatten: |
Das antike Rom ging seit 146 nur deshalb an die Verwandlung der östlichen Ländermasse in Provinzen, weil es ein anderes Mittel gegen die Anarchie nicht mehr gab. Und auch das hatte zur Folge, daß die innere Form Roms, die letzte, die noch aufrecht geblieben war, sich unter dieser Belastung in den gracchischen Unruhen (136-121) auflöste. Es ist ohne Beispiel, daß hier der Endkampf um das Imperium überhaupt nicht mehr zwischen Staaten stattfindet, sondern zwischen den Parteien einer Stadt, aber die Form der Polis ließ einen anderen Ausweg gar nicht zu. Was einst Sparta und Athen gewesen war, heißt jetzt Optimaten- und Popularpartei. In der gracchischen Revolution, der 134 schon der erste Sklavenkrieg voraufging, wurde der jüngere Scipio heimlich ermordet (129) und C. Gracchus öffentlich erschlagen (133): das sind der erste Prinzeps und der erste Tribun als die politischen Mittelpunkte einer formlos gewordenen Welt. Wenn die stadtrömische Masse 104 zum erstenmal ein Imperium in gesetzloser und tumultuarischer Weise einem Privatmann - Marius - übertrug, so ist die tiefere Bedeutung dieses Schauspiels der Annahme des mythischen Kaisertitels durch Tsin (Chin) 288 vergleichbar: der unvermeidliche Ausgang des Zeitalters, der Cäsarismus zeichnet sich plötzlich am Horizont. (Oswald Spengler, 1922, S. 1089f.). | Präsident
Clinton hat zu erkennen gegeben, daß er nicht gewillt ist, politischen oder
wirtschaftlichen Druck auszuüben, um (den damaligen Regierungschef) Netanjahu
zur Abänderung seines Programms zu zwingen. Nichts, was Clinton ausrichten
kann, wird Einfluß auf die islamistische Hamas haben. Mrs. Abright kann
also nur die üblichen Platitüden von sich geben, die gewohnten Aussagen
der Entrüstung, des guten Willens und des Vertrauens in eine gute Zukunft,
die sich zweifellos nicht einstellen wird. Sie ist unfähig, mehr zu tun,
weil die Vereinigten Staaten über keine ernsthafte Politik auf diesem wie
auf so manchem anderen Gebiet verfügen. Die Kontrolle über die amerikanische
Politik ist während des letzten Vierteljahrhunderts Kartellen von Sonderinteressen
ausgeliefert worden, und jedes von ihnen ist in der Lage, Initiativen abzublocken,
die ihnen nicht genehm sind. Zu diesen Interessengruppen zählen offensichtlich
die israelische wie die kubanische Lobby in den USA, nicht wegen der Wählermasse,
die sie repräsentieren, sondern wegen der finanziellen Wahlkampfmittel, wegen
der Handelsinteressen, deren finanzielle Unterstützung für die Präsidentschaftskampagne
Bill Clintons unentbehrlich war .... (William Pfaff, Los Angeles Times,
1997). So arbeitet nun mal die Demokratie, mögen manche sagen. Aber leider arbeitet so das Geld. Hier handelt es sich um die Macht der Plutokratie, nicht um die Macht des Volkes .... Niemals zuvor ist die amerikanische Außenpolitik so eindeutig den Kräften von Privat- und Gruppeninteressen sowie der politischen Demagogie ausgeliefert gewesen. (Peter Scholl-Latour, 2002, S. 43f.). |
-
Privatpolitik,
Gefolgschaften, Lobby, Pressure-Groups, Privatvermögen oder -unvermögen.
Die Plutokratie
entscheidet. - |
Und zwar erweist sich das Geld als reine Tatsache den idealen Wahrheiten als unbedingt überlegen, die wie gesagt nur als Schlagworte, als Mittel für die Tatsachenwelt vorhanden sind. Versteht man unter Demokratie die Form, welche der dritte Stand als solcher dem gesamten öffentlichen Leben zu geben wünscht, so muß hinzugefügt werden, daß Demokratie und Plutokratie gleichbedeutend sind. Sie verhalten sich wie der Wunsch zur Wirklichkeit, wie Theorie zur Praxis, wie die Erkenntnis zum Erfolg. Es ist das Tragikomische an dem verzweifelten Kampf, den Weltverbesserer und Freiheitslehrer auch gegen die Wirkung des Geldes führen, daß sie es eben damit unterstützen. (Oswald Spengler, Geld und Geist, in: Der Untergang des Abendlandes - Band II -, 1918-1922, S. 1060f; vgl. auch: Die Macht der Plutokratie und Münzkunde). |
Der
Protest gegen die Globalisierung ist auch die Globalisierung selbst. (Peter Sloterdijk, Sphären II - Globen, 1999, S. 1003). |
In dieser Phase nimmt der Reichtum so enorm zu, daß er im Vergleich zur übrigen Geschichte der jeweiligen Kultur als außergewöhnlich anzusehen ist - im Bezug auf das Abendland sogar auch im Vergleich zur Geschichte der Menschheit (!). Aus der antiken Kultur kennen wir die am bekanntesten gewordenen Beispiele: Crassus (115-53), Pompeius (106-48), Cäsar (100-44). Und im Abendland? Nun, im Abendland hat diese Phase erst Mitte, sehr wahrscheinlich sogar erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begonnen. Und tatsächlich läßt sich seitdem im Abendland beobachten, daß der Unterschied zwischen der Minderheit der Super-Reichen und der restlichen Mehrheit immer größer wird. Mittlerweile bilden die Super-Reichen bzw. -Vermögenden eine Schicht, die das Potential hat, sich sowohl von der eigenen Gesellschaft abzulösen als auch mit ihresgleichen in anderen Ländern sich zusammenzuschließen. Diese Menschen könnten durchaus Verhaltensformen entwickeln, die denen des europäischen Hochadels früherer Epochen ähneln - der eigenen Schicht, nicht dem eigenen Volk verpflichtet. () ... Der Riß zwischen den Vermögenden und den weniger Vermögenden ist bereits beängstigend breit geworden. .... Oft sind es Mehrheiten, die Sonderlasten für Wohlhabende ausdrücklich befürworten. Dabei übersehen sie allerdings, daß durch derartige Sonderlasten der Wohlstand allenfalls kurzfristig gleichmäßiger und vielleicht auch gemeinwohlverträglicher verteilt wird. . .... »Reichensteuern« sind in aller Regel schon nach kurzer Zeit erstaunlich unergiebig. Die Reichen, jedenfalls die wirklich Reichen, wissen sich einzurichten. (Meinhard Miegel, Epochenwende, 2005, S. 270-274). Wenn also die Super-Reichen dabei sind, einen neuen Hochadel zu etablieren, dann mag der uns an unseren alten Hochadel erinnern, doch in Wahrheit ist er ein anderer, nämlich unser neuer Hochadel - vorausgesetzt, er etabliert sich wirklich, denn vorstellbar und gangbar ist auch ein anderer privater Weg des Cäsarismus. |
Im Jahre 91 v. Chr. gab es den Antrag des Tribunen M. Livius Drusus, der die Erneuerung der gracchischen Agrargesetze, die Besetzung von Richterstellen durch Ritter und die Verleihung des Bürgerrechts an die italischen Bundesgenossen forderte. Drusus wurde ermordet, und es kam zum Bundesgenossenkrieg (91-89). Die Bundesgenossen (Socii) gründeten einen neuen Staat mit der Hauptstadt Corfinium (= Italia) und wählten einen italischen Senat (500 Mitglieder). Am Ende des Bundesgenossenkrieges (89) kam es zu Zugeständnissen Roms und somit zur Verleihung des Bürgerrechts an die Bundesgenossen (Lex Plautia Papiria). Im Jahre 88 erfolgte der Angriff des Mithridates von Pontus auf römisches Gebiet im Osten und der Aufruf an die Griechen, sich gegen Rom zu erheben. Bekannt ist die Vesper von Ephesus in Kleinasien, bei der 80000 Römer ermordet wurden. Der 1. Mithridatische Krieg folgte (88-84). Dem durch den Senat mit der Führung beauftragten Sulla (138-78) wurde der Oberbefehl durch das Volk entzogen und auf Marius übertragen. Daraufhin eroberte Sulla Rom und stellte die Senatsherrschaft wieder her, d.h. Plebiszite erhielten wieder nur mit Zustimmung des Senats Gesetzeskraft. Nach Sullas Abreise nach Asien kehrten Marius und seine Anhänger nach Rom zurück und errichteten ein Schreckensregiment. Den 2. Mithridatischen Krieg (83-81) im Osten gerade erfolgreich beendet und nach Rom zurückgekehrt, vernichtete Sulla die Marianer (83). Sullas folgende Diktatur (82-79) brachte Proscriptionen (Ächtungslisten) und den Tod von 90 Senatoren und 2600 Rittern. Jetzt hatte er erneut etwas reinstalliert: die Schreckensherrschaft. Nach Sullas Tod schlug Pompeius die letzten Marianer in Spanien (77-71), und von 74 bis 64 fand der 3. Mithridatische Krieg statt. Den Sklavenaufstand (73-71) unter Spartacus erledigte Crassus, die Reste des Sklavenheeres Pompeius. Nach Pompeius' Neuordnung des Ostens und der Catilinarischen Verschwörung, die der als Homo novus zum Konsul gewählte Cicero (106-43) aufdeckte und niederschlagen ließ (62), bestätigte der Senat nicht die Anordnungen des Pompeius im Osten und die Verteilung von Land an dessen Veteranen. Aus dem Grunde kam es zum 1. Triumvirat (60) zwischen Pompeius, Crassus und Cäsar (100-44), das auf der Konferenz von Lucca erneuert werden sollte (56). Es waren rein private Abmachungen ohne gesetzliche Bestätigung. Diese privaten Abmachungen zur gegenseitigen politischen Unterstützung ließen schon erkennen, daß jetzt der Cäsarismus seinem Höhepunkt entgegengehen sollte, ob der künftige Cäsar nun Pompeius, Crassus, Cäsar oder sonstwie heißen würde. Obwohl: nach der Eroberung Galliens war klar, daß Cäsar im Bürgerkrieg (49-46) gegen Pompeius siegen würde (48), denn die Eroberung Galliens durch Cäsar war ein ausgesprochener Kolonialkrieg. d.h. von einseitiger Aktivität. Daß er trotzdem den Höhepunkt der späteren römischen Kriegsgeschichte bildet, bestätigt nur deren rasch abnehmenden Gehalt an wirklichen Leistungen. (Spengler, 1918, S. 50). Cäsar siegte über die Helvetier, darunter auch Teile der germanischen Sweben, bei Bribacte und über Ariovist im Elsaß bei Mülhausen (58), er unterwarf die belgischen Stämme, vor allem die Nervier (57), zog gegen die Stämme in der Bretagne, besiegte die Aquitaner (56) und drängte die germanischen Stämme der Usipeter und Tekterer zurück. Seine 1. Rheinübertretung und 1. Überfahrt nach Britannien unternahm er 55. Während der 2. Überfahrt nach Britannien gab es Kämpfe mit einem britannischen Heer unter Cassivelaunus und eine Erhebung der Eburonen unter Ambiorix. Die Aufstände der Nervier und Treverer (54) wurden niedergeworfen und ein 2. Rheinübergang (53) im Anschluß daran unternommen. Es folgte ein Aufstand der Gallier unter Führung des Vercingetorix, den Cäsar mit der Eroberung von Cenabum, Avaricum und Lutetia Parisorum beendete und der schließlich zur Unterwerfung ganz Galliens führte. Damit war Gallien eine Stätte des Vorkämpfers, ein Heerführerland, denn das sind die ursprünglichen Bezeichnungen für die Provinz, für pro-vinc-ia. Das Lateinische provincere bedeutet vorher erobern und eine provincia ist ein außerhalb Italiens erobertes Land. Der heutige Name Provence für die gleichnamige südfranzösische Region ist ein Relikt aus der Zeit, als sich der spezielle Name für den südlichenTeil der Gallia Narbonensis durchsetze. Warum Cäsar durch Gallien der reichste Mann der (damaligen) Welt und deswegen berühmtester Politiker der römischen (und abendländischen!) Geschichte wurde, beschreibt Spengler:Die römische Ämterlaufbahn forderte, seit sie sich in der Form von Volkswahlen vollzog, ein Kapital, das den angehenden Politiker zum Schuldner seiner ganzen Umgebung machte. Vor allem die Ädilität, wo man durch öffentliche Spiele die Vorgänger überbieten mußte, um später die Stimmen der Zuschauer zu haben. Sulla fiel bei der ersten Bewerbung für die Prätur durch, weil er nicht Ädil gewesen war. Dann das glänzende Gefolge, mit dem man sich täglich auf dem Forum zu zeigen hatte, um der müßigen Menge zu schmeicheln. Ein Gesetz verbot das Geleit gegen Bezahlung, aber die Verpflichtung von Vornehmen durch Darlehen, Empfehlung zu Ämtern und Geschäften und Verteidigung vor Gericht, die diese wiederum zu Begleitung und zu täglichen Morgenbesuchen verpflichtete, war teuer. Pompejus war Patron der halben Welt, von den picenischen Bauern an bis zu den Königen im Orient; er vertrat und beschützte alles; das war sein politisches Kapital, das er gegen die zinslosen Darlehen des Crassus und die 'Vergoldung' aller Ehrgeizigen durch den Eroberer Galliens einsetzen konnte. Man läßt den Wählern bezirksweise Frühstücke servieren (Inaurari, zu welchem Zweck Cicero seinen Freund Trebatius an Cäsar empfahl), Freiplätze für die Gladiatorenspiele anweisen oder auch wie Milo unmittelbar Geld ins Haus senden. Cicero nennt das 'die Sitten der Väter achten'. Das Wahlkapital nahm amerikanische Dimensionen an und betrug zuweilen Hunderte von Millionen Sesterzen. Bei den Wahlen von 54 (v. Chr.) stieg der Zinsfuß von 4 auf 8%, weil der größte Teil der ungeheuren Bargeldmasse, die in Rom vorhanden war, in der Agitation festgelegt wurde. Cäsar hatte als Ädil so viel ausgegeben, daß Crassus für 20 Millionen bürgen mußte, damit die Gläubiger ihm die Abreise in die Provinz gestatteten, und bei der Wahl zum Pontifex maximus hatte er seinen Kredit noch einmal so überspannt, daß sein Gegner Catulus ihm Geld für den Rücktritt bieten konnte, weil er im Falle einer Niederlage verloren war. Aber die auch deshalb unternommene Eroberung und Ausbeutung Galliens machte ihn zum reichsten Mann der Welt; hier ist eigentlich Pharsalus schon gewonnen worden. Es handelte sich um Milliarden von Sesterzen, die seitdem durch Cäsars Hände gingen. Die Weihgeschenke der gallischen Tempel, die er in Italien ausbieten ließ, riefen einen Sturz des Goldwertes hervor. Vom König Ptolemäus erpreßten er und Pompejus für die Anerkennung 144 (und Gabinius noch einmal 240) Millionen. Der Konsul Aemilius Paulus (50) wurde mit 36, Curio mit 60 Millionen erkauft. Man kann daraus auf die vielbeneideten Vermögen seiner näheren Umgebung schließen. Bei dem Triumph von 46 (v. Chr.) erhielt jeder der weit über hunderttausend Soldaten je 24000 Sesterzen, die Offiziere noch ganz andere Summen. Trotzdem reichte der Staatsschatz nach seinem Tode aus, um die Stellung des Antonius zu sichern. Denn Cäsar hat diese Milliarden um der Macht willen erobert, wie Cecil Rhodes, und nicht aus Freude am Reichtum, wie Verres und im Grunde auch Crassus, ein großer Geldmann mit politischem Nebenberuf. Er begriff, daß auf dem Boden einer Demokratie die verfassungsmäßigen Rechte ohne Geld nichts, mit Geld alles bedeuten. Als Pompejus noch davon träumte, er könne Legionen aus der Erde stampfen, hatte sie Cäsar durch sein Geld längst zur Wirklichkeit verdichtet. Er hatte diese Methoden vorgefunden; er beherrschte sie, aber er identifizierte sich nicht mit ihnen. Man muß sich klar machen, daß sich etwa seit 150 (v. Chr.) die um Grundsätze versammelten Parteien zu persönlichen Gefolgschaften auflösen um Männer, die ein privatpolitisches Ziel hatten und sich auf die Waffen ihrer Zeit verstanden. (Spengler, 1918-1922, S. 1134ff.).Nachdem Cäsar den Rubikon überschritten hatte und in Rom eingezogen war, waren die Würfel gefallen (49). Es begann der Bürgerkrieg gegen den Senat und Pompeius (49-46). Im Alexandrinischen Krieg (48-47) wurde Cäsar in Alexandria eingeschlossen, währenddessen die dortige Bibliothek in Brand geriet. Cäsar setzte Kleopatra (69-30) als Königin ein und mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes Cäsarion (Kaisarion, 47-30) ein Kind in eine Welt der privaten Weltkriege. Diese Welt bestand einerseits aus Verteilung der Lebensmittel an die Armen und andererseits aus blutigen Schauspielen, aus Brot und Spielen (panem et circenses) zur Unterhaltung der Bevölkerung. Überhaupt wurde auf gewaltige Siege gesetzt: Cäsar siegte am Nil und bei Zela über Pharnaces von Pontus (47), wo er kam, sah, siegte (veni, vidi, vici). Er siegte weiterhin bei Thapsus (46) über die Pompejaner, deren Niederlage Cato (95-46), ein Stoiker, Republikaner und Urenkel des Cato Censorius, mit Selbstmord quittierte. Cäsar hingegen, der unentwegt Triumphe feierte, wurde zum Diktator auf 10 Jahre und Praefectus moribus, d.h. Zensor für Sitte und Moral. Er ordnete den Staat neu durch behördliche Prüfung (census) der Bürgerschaft mittels Bürgerlisten, durch Verminderung der Getreideempfänger auf 150000 und durch die Gemeindeordnung für Italien (Lex Julia municipalis). Bei Munda in Spanien siegte er über die Söhne des Pompeius (45), wurde Diktator auf Lebenszeit (Dictator perpetuus) und Imperator, Konsul auf 10 Jahre, Oberbefehlshaber des Heeres, Pontifex maximus und Träger tribunizischer Gewalt. Dazu erhielt er ein Vorschlagsrecht zur Ernennung der Beamten, die sogleich erneuert wurden. Die Landverteilung an die Soldaten, die Fürsorge für die Provinzen, die Erweiterung des Senats auf 900 Mitglieder, die Kalenderreform, der Bau der Basilika Julia und die Erweiterung des Forum Julium oblagen ebenfalls Gaius Julius Cäsar, dessen Macht und Streben zur Königswürde zur Verschwörung des Brutus und Cassius führte. Marcus Antonius (82-30) hatte am 15.02.44 Cäsar das Königsdiadem angeboten und der Diktator dieses zwar zurückgewiesen, doch die Verschwörung im Senat hatte nichts mehr übrig für derartige Bezeugungen. Nachdem Cäsar ermordet worden war (Iden des März, 15.03.44), übernahm der Senat die Leitung des Staates. Er führte die Anordnungen Cäsars aus, amnestierte aber seine Mörder.Gaius Octavius (23.09.63-19.08.14 n. Chr.), auch Octavian und später Augustus genannt, war Cäsars Großneffe, von Cäsar adoptiert und zum Erben eingesetzt, und trotzdem brachte Marcus Antonius die Erbschaft an sich. Nach dem Leichenbegängnis und der Veröffentlichung des Cäsar-Testaments mußten die Mörder Rom verlassen. M. Brutus ging in die Provinz Macedonia, Cassius in die Provinz Syria und Dec. Brutus in die Provinz Gallia cisalpina. Die Diktatur wurde abgeschafft, und bald gab es den nächsten, den sogenannten Mutinesischen Krieg (44-43): Dec. Brutus wurde in Mutina von Antonius belagert, während Octavian mit seiner privaten Armee proprätorische Befehlsgewalt erhielt, Antonius in der Schlacht von Mutina besiegte und das Konsulat für das Jahr 43 erhielt. Jetzt wurden Sondergerichte für die Cäsar-Mörder eingesetzt und das 2. Triumvirat (11.11.43) zwischen Antonius, Octavian und Lepidus gebildet. Es war ein gegen Senat und Cäsarmörder gerichteter Bund, der 38/37 erneuert wurde und jeweils auf 5 Jahre begrenzt war. Über 200 Senatoren und über 2000 Ritter sowie Cicero (43) fielen dieser Schreckensherrschaft durch Proscriptionen zum Opfer. In der Doppelschlacht von Philippi (42) wurden Cassius und M. Brutus von Antonius besiegt. Maecenas vermittelte im Streit zwischen Antonius und Octavian, und es kam zur Verständigung von Brundisium (40), die eine Reichsteilung bedeutete: Antonius erhielt den Osten, Octavian den Westen und Lepidus Afrika. Italien blieb neutralisiert. Mit seinem Feldherrn Agrippa, der 38 die germanischen Ubier am linken Rheiufer angesiedelt und dort eine Siedlung gegründet hatte, die heutige Stadt Köln, war Octavian zum Herrn der westlichen Reichshälfte geworden. Für unser Thema, die Geschichte des Abendlandes, ist hier von eminenter Bedeutung, daß Germanen und Gallier immer mehr zum Bestandteil der römischen Politik wurden, wenn auch der Osten immer noch die Hauptrolle spielte. Im jüdischen Staat wurde jetzt (37) ein Nichtjude König der Juden: Herodes (73-4). In den Osten ging auch Antonius, und zwar nach Ägypten, wie schon Cäsar vor ihm. Obwohl oder weil Antonius die Schwester Octavians, Octavia, geheiratet hatte, verließ er sie sehr schnell - wegen Kleopatra (36). Noch im Jahre 36 vermählte sich Antonius mit Kleopatra VII. Er versuchte, ein hellenistisch-orientalisches Sultanat zu errichten, schenkte Kleopatra römische Gebiete und Cäsars Sohn Cäsarion die Mitregentschaft. Nachdem Antonius' Testament von Octavian veröffentlicht wurde, kam es zum Ausbruch des Ptolemäischen Krieges (32-30), der entschieden wurde durch die Schlacht von Actium (02.09.31): Agrippa siegte über die Flotte Kleopatras. Es kam zur kampflosen Übergabe von 19 Legionen und zur Einnahme Alexandrias, wo sich Antonius und Kleopatra das Leben nahmen (03.08.30).
Wahrscheinlich ist es kein Zufall, sondern Schicksal, daß Römer und Germanen von Beginn dieser Phase an immer häufiger in Kontakt traten. Die germanischen Kimbern und Teutonen - zusammen mit den Ambronen aus Jütland kommend - waren den Römern zunächst absolut überlegen. Die Römer entgingen im Krieg gegen die Kimbern und Teutonen (113-101) nur knapp einer völligen Niederlage. In der Schlacht von Noreia (113) wurden die Römer vernichtend geschlagen, und nur der germanische Gott Donar konnte die Römer noch retten: die Germanen hatten mehr Respekt vor Blitz und Donner als vor den Römern. Schon bald folgten zwei weitere Niederlagen der Römer gegen die Germanen in Gallien (Arausio, 105). Erst danach besiegten die Römer die Germanen, dank der Heeresreform, die Marius durchgeführt hatte (seit 104). In der Schlacht von Aquae Sextiae (102) wurden die Teutonen, in der Schlacht von Vercellae (101) die Kimbern besiegt. Den Kimbern war die Freiheit mehr Wert als das Leben in der Sklaverei: Frauen, die ihre Brüste entblößt hatten, um ihre Männer im Kampf anzufeuern, nahmen sich genauso das Leben wie andere Überlebende des Kampfes. (). Ab jetzt sollten die kleinwüchsigen Römer und ihr Reich ohne die mindestens einen Kopf größeren Germanen nicht mehr auskommen. Der nächste große Krieg gegen die Germanen fand während Cäsars Eroberungen in Gallien statt (wie bereits erwähnt). Hauptgegner Cäsars war Ariovist ( 54). Diesen germanischen Heerführer charakterisierte Cäsar in seinem De bello Gallico sehr eindrucksvoll, obwohl auch dieses Produkt mit Cäsars politischen Motiven, seinen rein privaten Machtinteressen konfrontiert werden muß, wenn man es richtig verstehen will. Er wollte und mußte abgerundete Tatsachen schaffen, um eine Gefolgschaft aufrechterhalten zu können. In Gallien lebten auch viele Germanen. Ruhe und Ordnung konnte man dort aber offenbar nur schaffen, wenn man Germanen und Gallier, zumindest rhetorisch, voneinander trennte - nicht weil es diesen beiden Völkern, sondern Cäsars Imperium dienen sollte.
Die abendländisch-europäischen Vorkulturprobleme wurden nicht nur damals, vor 2000 Jahren besonders kontrovers ausgetragen, sondern, wie in jeder Kulturgeschichte, auch danach und bis in moderne Zeiten. Deshalb dürfte dieser Zeitraum, in dem Germanen auf Ur-Christen und die zivilisierte antike Kultur treffen, ein Indiz für die dem entsprechende Charakteristik unserer Geschichte sein. Die Zeit um 0 (Jahr des Herrn) ist tatsächlich ein Indiz für unsere genetische Information, die durch die späteren Erfahrungen eine soziale Ergänzung erfahren hat. In keiner europäischen Nation ist das elterliche Erbgut im Sinne von Zwiespalt so ausgeprägt wie in der deutschen. Sie liegt nicht nur geographisch, sondern auch historisch und aktuell-politisch in der Mitte Europas, im Zwiespalt universalen Anspruchs und eigensinniger Absonderung. Der Rückblick in die Antike und ins frühe Mittelalter läßt nämlich den Ursprung dieses Zwiespalts erkennen: was die Germanen pränatal, im Uterus, waren, das waren und sind die Deutschen postnatal, in der Welt. Sie sind das geborene Kind, das auf die Welt kam und in der Welt ist - um mit Heidegger (1889-1976) zu sprechen -, das Kind eines ungleichen, aber sehr fruchtbaren Elternpaares, nämlich des Römerreiches und des magischen Christentums. Wie jedes die Eltern beerbende Kind seinen Raum im Uterus erobern muß, um zu überleben, so beerbten die erobernden Germanen das christlich gewordene Reich der Römer. Das Erbe verpflichtete die Germanen auf den religiösen und geistigen Universalismus der katholischen Ökumene. Die Absonderung bestand in der Sprache, die die deutschen Kinder, die Nachfolge-Germanen, vom romanisch-mittelmeerischen Kulturkreis wieder trennte, denn die in die Mittelmeerwelt abgewanderten Germanen wurden ja durch die Verschmelzung mit den Römern nach und nach zu Romanen. (Rom + Germanen = Rom(germ)anen). (Vgl. 0-2 und 2-4 sowie 4-6).Mit den auf Augustus und Tiberius folgenden Cäsaren begann eigentlich schon die Vorbereitung auf die Zwitterkultur, die antik-magische Phase. (Vgl. 0-2). Spengler meint sogar, daß schon früher das Römische Reich ganz anders geworden wäre, wenn Alexander und Cäsar länger gelebt oder Antonius bei Actium gesiegt hätte (1918, S. 638 [**]). Aus dem Prinzipat wurde immer mehr ein kulturell zweigeteilter Cäsarenwahn. Die kulturgenetische Information zeigte ihre ersten Züge. Dennoch muß man die gesamte julisch-claudische Dynastie (bis 68) als eine Weiterführung des Prinzipats auffassen - Weiterführung nur in dem Sinne, daß sie in Richtung magischer Gebärmutter wanderte. (Vgl. Tabelle). Das Soldatenstiefelchen Caligula regierte von 37 bis 41 und sah sich als Cäsar und Gott. Der augusteische Prinzipat wurde zum ersten Mal in ein hellenistisch-orientalisches Gottkönigtum umgewandelt. Es folgten Claudius (41-54), Nero (54-68), das 1. Vierkaiserjahr (68/69), aus dem die flavische Dynastie hervorging, die Vespasian (69-79) begründete und seine Söhne Titus (78-81) und Domitian (81-96) fortsetzten, wobei bei Domitian der Cäsarenwahn wieder ausartete. Es folgten die Adoptivkaiser Nerva (96-98), Trajan (98-117), Hadrian (117-138), Antonius Pius (138-161), Mark Aurel (161-180) und dessen Sohn Commodus (180-192), bei dem der Cäsarenwahn wieder besonders stark zum Ausbruch kam, deshalb die Zeit der Adoptivkaiser beendet war und das 2. Vierkaiserjahr (193) folgte. Durch die Bestimmung seines Sohnes zum Nachfolger hatte Mark Aurel bereits das Adoptionsprinzip zugunsten einer dynastischen Erbfolge und die Offensivpolitik aufgegeben. Erreichte Rom noch unter dem spanischen Trajan seine größte Ausdehnug, so ging es mit Mark Aurel bereits dem Ende entgegen. Die Kriege im Osten, die die Pest brachten, und die Markomannenkriege drängten Rom in eine Defensive; aber in erster Linie kam der Zerfall aus dem Innern selbst. Rom hatte den apollinischen Körper, das antikeund ihr Ursymbol schon halb verlassen. (). Die Antike war keine antike Kultur mehr. Der Sieger paßte sich immer mehr den Besiegten an, insbesondere denen des Ostens. Befruchtend wirkte sich das nur auf die Germanen aus, die bald das Territorium des Römischen Reiches beherrschen sollten. (Vgl. 2-4). Der antike Cäsarismus war keine Selbstbefruchtung, und es bleibt abzuwarten, wie der abendländische Cäsarismus enden wird, denn er befindet sich, wie mehrfach erwähnt, im Anfangsstadium. Er läßt aber bereits jetzt eine Richtung erkennen: die theokratisch-demokratisch verfaßte Geschichte der US-Amerikaner seit ihrer Auswanderung aus Europa ähnelt nicht zufällig ihrer mütterlichen Genetikinformation, nämlich der Geschichte der Israeliten seit der Auswanderung aus Ägypten nach Palästina, also seit etwa 1250 v. Chr.; und die Geschichte der USA, die zur einzig übrig gebliebenen Weltmacht führt, ähnelt auch nicht zufällig ihrer väterlichen Genetikinformation, nämlichder Geschichte der Römer seit der Loslösung von der bis dahin griechisch dominierten antiken Kultur, also seit etwa 150 v. Chr., denn die entscheidenden Schlachten von Zama (202) und Magnesia (190) machten militärisch, das Auftreten der ersten Cäsaristen Flaminius und Marius politisch, der Wechsel von griechisch zu römisch ausgeprägtem Stoizismus und anderen Denkrichtungen geistig deutlich, daß Rom einen vom Rest der antiken Staaten losgelösten, eigenständigen und imperialen Weg einschlagen würde. Seit einigen Jahrzehnten - besonders aber seit jüngster Zeit ist das auch im Falle der USA so. Bezüglich der Zukunft gibt es aber keinen Grund zur Hysterie, weil auch die Zukunft den Imperialismus nicht verhindern kann. Diese Tatsache ist universalen Charakters und galt deshalb auch in der Vergangenheit. Einen Imperialismus hätte es auch ohne Rom gegeben, aber daß er römisch ausartete, ist eine Schicksalsangelegenheit der Kulturgenetik, also eine Frage der Geschichte. Trotzdem war der cäsaristische Imperialismus keine Selbstbefruchtung, wenn er auch noch so gern von vielen Menschen als solcher angesehen wird. Er war eine Überlebensstrategie, die gegen eine andere, eventuell neues Leben spendende, Überlebensstrategie gestellt war. Wie jeder Imperialismus sollte auch der römische verhindern, daß eine eventuell werdende Mutter den eventuell werdenden Vater nicht auffrißt, um sich selbst und das eventuell werdende Kind ernähren zu können. Selbstorganisation und Selektion sind, wie Anpassung und Ausschaltung, die konkurrierenden Faktoren der Evolution, also auch der Kulturgeschichte. Daß in den folgenden Phasen der Untergang der Antike vom römischen Imperialismus nicht verhindert werden konnte, lag nicht am Cäsarismus, sondern in der erst später sich offenbarenden Unfähigkeit der gesamten antiken Kultur, in der werdenden magischen Mutternoch die Ehepartnerin von einst erblicken zu können, die jetzt längst Teile der Antike gefressen hatte. Das ist auch eine Art von Pseudomorphose. (Vgl. Spengler). Real auch bei werdenden Müttern zu beobachten, blühte die magische Mutterkultur um so mehr auf, je mehr ihr die Schwangerschaft bewußt wurde und sich sowohl auf das eigene Leben nach der Schwangerschaft als auch auf das zu erwartende Kind vorbereiten konnte. (Vater Antike hätte wohl besser an einem Schwangerschaftskurs teilnehmen sollen!). Die magische Kultur sollte sich als geistig versorgende Mutter etablieren, von deren Plazentadas abendländische Kind sich ernähren konnte. Die Phase der genetischen Information war nun beendet, aber deren Materialisation konnte und mußte jetzt beginnen. (Vgl. 0-2).Musik
und andere Kunst sind hier aus |
1938) Künstliche (Atom-) Kernspaltung (Hahn, Straßmann) |
1938) Überfall Polens auf die Tschechoslowakei
(Annektierung Teschens, wo eine deutsche Mehrheit lebt): Bedeutung: Auftkat zum 2. Weltkrieg durch den Aggressor Polen, das sich seine Überfälle durch ein Bündnuis mit England absichert |
1938) Erstes Schnellverkehrsflugzeug (Heinkel) |
1938) Erstes Raketenflugzeug (Heinkel) |
1939) Erstes Düsenflugzeug / Strahlflugzeug (Heinkel) |
1939/40) Künstliches Herz (Müller) / Rhesus-Faktor (Landsteiner, Wiegner) |
218-201) Zweiter Punischer Krieg |
1939-45) Zweiter Weltkrieg Für den 2. Weltkrieg tragen die Mächte des Versailler Diktats und Polen die Hauptschuld. In Reaktion darauf wird der 2. Weltkrieg nicht von Hitler, sondern von allen Beteiligten begonnen. Stalin und Hitler haben die Grenze ihrer Interessensgebiete in Osteuropa festgelegt und teilen Polen unter sich auf; Stalin läßt die Polen aus seinem Interessensgebiet vertreiben, danach das Baltikum und Finnland, Hitler den Rest Europas (Ausnahme: England) und den größten Teil Nordafrikas besetzen. Daß Hitler danach auch Stalins Interessensgebiet und die wichigsten Gebiete der Sowjetuion besetzen läßt, ist auch als die Verhinderung des umgekehrten Falls, des möglichen Angriffs der Sowjetunion auch auf die Mittel- und Westeuropa, zu deuten.** Dieser Hinweis erfolgt gegen die historisch falschen Behauptungen der nach dem 2. Weltkrieg sich immer mehr durchsetzenden Siegerpropagandisten und der später der Siegerjustiz sich immer mehr beugenden, die Siegerpropaganda und also auch die historisch falschen Behauptungen immer mehr kritiklos übernehmenden Verlierer. Mein Appell: Zivilcourage zeigen! Die Lüge bekämpfen! Verhindern, daß Geschichte zur Religion wird! ** |
1940) Große Flüssigkeitsrakete
(von Braun,
Dornberger): 1. Rakete im Weltall; mit ihr beginnt die Eroberung des Weltalls |
1941) Erster Computer (Konrad Zuse) |
Deutschland setzt die Enigma sowie erste ferngesteuerte Panzer und Raketen ein |
1943/44) Neu-Lebensphilosophie (Existentialismus: Sartre) |
1945) Atombomben der USA
zerstören Hiroshima (Uran), 06.08.1945,
und Nagasaki (Plutonium), 09.08.1945 Die ersten Atombomben bauen die Deutschen, doch nicht sie, sondern die US-Amerikaner setzen sie ein! ** |
1945/48) Kybernetik (N. Wiener) -200) Götterangleichung in Rom: Zeus = Jupiter, Minerva = Athene u.s.w. |
1945/49) Neu-Strukturalismus / Linguistische Wende (Lévi-Strauss, Lacan, Foucault) |
1945/50) Neu-Marxismus: Frankf. Schule, Kritische Theorie (Horkheimer, Adorno [Wiesengrund], Marcuse) |
um -200) Wissenschaftliche Grammatik (Aristophanes von Byzantion) |
1952) H-Bombe (Wasserstoffbombe) von den USA im Pazifik (Bikini-Atoll) gezündet |
1951) Vertrag (18.04.)
zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS bzw. Montan-Union): Deutschland (West), Frankreich, Italien, Holland, Belgien, Luxemburg (EGKS EWG EG EU) |
1956) Hegel-Gesellschaft (international): Hegel-Jahrbücher und alle 2 Jahre: Hegel-Kongreß (vgl. Hegel) |
1957) Analytische Philosophie / Linguistische Wende (Logistik der Sprachphilosophie: Chomsky) |
1957) Vertrag (25.03.)
zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Euratom (EAG): Deutschland (West), Frankreich, Italien, Holland, Belgien, Luxemburg (EGKS EWG EG EU) |
1957) 1. nicht-bemannter Weltraumflug (04.10.1957; Sputnik I) |
seit -200) 1.
Lautverschiebung: Germanisch
löst sich vom Rest-Indogermanischen (auch erste Zeugnisse germanischer Schriftsprache) |
um 1960) Spätneuhochdeutsch
setzt sich allmählich durch. Der Höhepunkt der Deutschen Sprache als Hochklassik des Neuhochdeutschen geht allmählich zu Ende, auch Deutsch als Wissenschaftssprache der Welt, die Weltsprache der Wissenden. Die Weltsprache Englisch wird von nun an auch als Wissenschaftssprache führend. (Vgl. AHD, Früh-MHD, Klassisches MHD, Spät-MHD, Früh-NHD, Klassisches NHD und Hochklassik des NHD) |
1960) Empfängnisverhütung durch die Antibabypille (seit Mai 1960) |
1960) Erste Fernmeldesatelliten |
1960) Weltbevölkerung (**|**|**): 3 000 000 000 |
1960) Überfall der USA auf Laos: Beginn des (geheimen) USA-Laos-Krieges |
1960/1965) Automobilisierung der Gesellschaft, Zunahme der Massenmedien (Fernsehen) |
1960/1965) Synthese von DNS und RNS (Kornberg, Ochoa) |
1960-80) Neu-Neu-Phänomenologismus (Neue Phänomenologie: Hermann Schmitz) |
1960/70) Beginn der Planetensystem-Erforschung mit Randen, z.B. Pioneer 6 (Start zur Sonne: 1965) |
1961) 1.
bemannter Weltraumflug (12.04.1961; Gagarin) mit den Forschungssateliten beginnen die geophysikalischen, astronomischen, biologischen u.a. Messungen, mit den Nutzungs-Sateliten verschiedenster Art Verbesserungen von Kommunikation, Wettervorhersagen, Navigation u.v.m. |
seit 1961) Positivismus-Streit:
Poppers Freund und Schüler Hans Albert verteidigt die objektwissenschaftliche Methode und die politische Neutralität der Soziologie gegen Adornos Freund und Schüler Jürgen Habermas (Kritische Theorie, Frankfurter Schule) |
1962-65) (11.10.1962-08.12.1965)
Konzil (21) von Rom (Vatikan
II) : Liturgische Erneuerung; Offenbarung; Kirche in der Welt von heute; Kollegialität der Bischöfe; Religionsfreiheit; Ökumenismus; Kommunikationsmittel; Verurteilung der Antibabypille (seit Mai 1960 auf dem Markt); Schisma zwischen Ost- und Westkirche bleibt bestehen (gegenseitiger Bann wird aufgehoben) |
1964) Überfall der USA auf (Nord-)Vietnam: Beginn des USA-Vietnam-Krieges |
1964-68) 1. Industrie-Roboter (1964), seit 1968 auch mit Sensoren und Objekt-Erkennungssystemen |
1965) Vertrag (08.04.)
zur Europäischen Gemeinschaft (EG): Deutschland (West), Frankreich, Italien, Holland, Belgien, Luxemburg (EGKS EWG EG EU) |
1967-73) Erste Weltraumstationen und -labore (Sojus / Skylab) |
1969) 1. Landung auf dem Mond (21.07.1969) |
1969) Entdeckung der Fortpflanzung bei Bakteriophagen und Viren (Delbrück, Hershey, Luria) |
1969) Internet (Arpanet): Regionale Computer-Vernetzung verschiedener Universitäten in den USA |
1970) Überfall der USA auf Kambodscha: Beginn des USA-Kambodscha-Krieges |
1970/89) Künstliche Intelligenz, Computerlinguistik (Eisenberg) |
1972) Industrie-Roboter mit Lernfähigkeiten (Beginn der Künstlichen Intelligenz) |
1972) Die Sonde Pioneer 10 startet mit dem Ziel, das Planetensystem zu verlassen (vgl. 1998 und 2001) |
1974) Weltbevölkerung (**|**|**): 4 000 000 000 |
1975) Vietnam besiegt die USA: Ende des USA-Vietnam-Krieges |
1975) Laos besiegt die USA: Ende des (geheimen) USA-Laos-Krieges |
1975) Kambodscha besiegt die USA: Ende des USA-Kambodscha-Krieges |
1977) Die Sonden Voyager 1 und Voyager 2 starten, um die äußeren Planeten zu erforschen (vgl. 1998) |
1978) Künstliche Samenübertragung: Erster Mensch aus der Retorte (geboren am 25.07.1978) |
1979) Nach eineinhalb Jahren Flug erreicht die Sonde Voyager 1 den Jupiter (vgl. 1998) |
1979) Überfall der UdSSR (Sowjetunion) auf Afghanistan: Beginn des UdSSR-Afghanistan-Krieges |
1980) Nach etwas mehr als 3 Jahren Flug erreicht
die Sonde Voyager 1 den Saturn und soll nach der Saturnbegegnung das Planetensystem verlassen (vgl. 1998) |
1980/86) Historiker-Streit, ausgelöst durch zwei FAZ-Artikel (24.07.1980 und 06.06.1986) von Ernst Nolte |
1985) Martin-Heidegger-Gesellschaft (Vorsitzender: Hermann Heidegger; ab 2003 Günter Figal), Meßkirch |
1987) Weltbevölkerung (**|**|**): 5 000 000 000 |
1989) Afghanistan besiegt die UdSSR (Sowjetunion): Ende des UdSSR-Afghanistan-Krieges |
1989) 9. November: Fall der Mauer (Ende des Kalten Krieges): Befreiung durch friedl. Demonstranten |
1989) Internet: Globale Computer-Vernetzung durch HTML (Berners-Lee) |
-160) Neu-Akademie: 3. oder Neuere Akademie (stärkste akademische Skepsis); Karneades |
um 1990) Neu-Neu-Kantianer: 3. oder Neuerer Idealismus (stärkste kantianische Skepsis) |
1991) Überfall der USA auf Irak: Beginn des 1. USA-Irak-Krieges |
1991/93) Internet: Entwicklung des Internet-Dienstes World Wide Web (www) in Genf (C.E.R.N.) |
1991-1999) Jugoslawien-Kriege (Slowenien 1991; Kroatien 1991-1995; Bosnien 1992-1995; Kosovo 1999) |
1992) Vertrag (07.02.)
zur Europäischen Union (EU): Deutschland, Frankreich, Italien, Holland,
Belgien, Luxemburg, Dänemark, England, Irland, Gr.-land, Portugal, Spanien (EGKS EWG EG EU) |
1995/97) Entschlüsselung des genetischen Codes und Klonen als Humangenetik (Klonschaf Dolly: Wilmut) |
-153) Beginn des Kalenderjahres in Rom mit dem 1. Januar |
1998) Die Sonde Pioneer 10 (Start: 1972) wird von der Sonde Voyager 1 (Start: 1977) überholt |
1999) Überfall der USA auf Jugoslawien: Beginn des USA-Jugoslawien-Krieges |
1999) Weltbevölkerung (**|**|**): 6 000 000 000 |
2000) Ab Dezember wieder Kontakt zur Sonde Pioneer 6, die die Sonne umkreist (Start: 1965) |
um -150) Neu-Stoa
(2. oder Mittlerer Stoizismus (römischer
Stoizismus): Panaitios,
später: Poseidonios) -150) Griechisches Schauspiel erhält eine römischeVariante (keine Masken und mehr Personen) |
2001) Ab April wieder Kontakt zur Sonde Pioneer 10. Sie hat bereits 12 Mrd. km zurückgelegt (Start: 1972) |
2001) Die us-amerikanische Sonde Mars Odyssey startet zum Mars, wo sie u.a. nach Wassereis suchen soll. |
2001) Überfall der USA auf die USA: Anschläge auf New York und Washington (11.09.) |
2001) Ermächtugungsgesetz: USA Patriot Act (Uniting and Strengthening America by Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism Act) |
2001) Überfall der USA auf Afghanistan: Beginn des USA-Afghanistan-Krieges |
2001) 25. November: Erste menschliche Klone |
2003) Überfall der USA auf Irak: Beginn des 2. USA-Irak-Krieges |
2003) Die europäische Sonde Mars-Expreß startet zum Mars, wo sie u.a. seine Atmosphäre untersuchen soll. |
2003) Die Sonden Pathfinder und Opportunity starten zum Mars, wo sie u.a. nach Wasser suchen sollen. |
2005) Die Sonde Mars Reconnaissance Orbiter startet zum Mars, wo sie u.a. kartographieren soll. |
2007) Die Sonde Phoenix startet zum Mars, wo sie u.a. nach Lebensspuren suchen soll. |
2007) Weltbevölkerung (**): 50 % Stadtbevölkerung ** |
2008) 15. September (Schwarzer Montag): Beginn der Weltfinanzkrise, der 3. Weltwirtschaftskrise |
2011) Überfall der USA auf Libyen: Beginn des USA-Lybien-Krieges |
2011) Überfall der USA auf Syrien: Beginn des USA-Syrien-Krieges |
2011/12) Weltbevölkerung (**|**|**): 7 000 000 000 |
2013) Überfall der USA bzw. NATO auf Syrien. |
um -150/120) Sternkatalog, Verzeichnis der Finsternisse (Hipparch von Nikaia) |
um -150/120) Entdeckung und Beschreibung der Präzession (Hipparch von Nikaia) |
um
-150/120) Stoizistisch geprägte Geschichtsmetaphysik (40 Bücher
der Weltgeschichte: Polybios) 149-146) Dritter Punischer Krieg (endet mit der völligen Zerstörung Karthagos [und auch Korinths]) |
-130/-120)
Beginn der 1. Germanischen Wanderung
Germanen (Kimbern, Teutonen, Ambronen u.a.) dringen ins Römische Reich ein -113 Schlacht von Noreia (Germanen besiegen Römer) |
um -140/90) Griechische
Elementargrammatik (Dionysios Thrax) um -80) Fußbodenheizung durch Warmluft (Hypokausten) -70/50) Neu-Skeptizismus (Jüngerer Skeptizismus; 10 Gründe Tropen): Änesidemus (Ainesidemos) -70/50) Neu-Epikuräer (Jüngere Epikuräer, ausgeprägt römisch). Lucretius Carus (Lukrez) -46) Julianischer Kalender mit 4-jährigem Schaltjahr-Rhythmus (eingeführt von Julius Cäsar) -100 bis 14 n. Chr.) Goldenes Zeitalter römischer Literatur (neuakademisch-skeptizistisch-stoisch): (Cicero, Sallust, Vergil, Horaz, Livius, Ovid, Lukrez, Catull, Properz, Tibull, Varro) |
-16)
Schlacht am Niederrhein (Germanen besiegen Römer) -9) Germanisches Reich (Markomannen) an Main und Donau und in Böhmen (bis 433 ) 0) Germanisches Reich (Goten) zwischen Ostsee und Karpaten, zwischen Oder und Bug (bis 150 ) 9) Schlacht im Teutoburger Wald (Germanen besiegen Römer) 19) Germanisches Reich (Quaden) ab 25 mit dem Markomannen-Reich verschmolzen (bis 375 ) |
-7/4 bis 26/30 n. Chr.)
Jesus (nach seinem Tod breiten sich die Evangelien durch die Predigten
aus) 20/50) Neu-Stoa (3. oder Neuerer Stoizismus, ausgeprägt römisch): Seneca, später: Epiktet, Mark Aurel) 20/50) Gnosis (Gnostizismus), Verbindung der Dogmen jüdischer Religion mit griechischer Philosophie (platonisch, stoizistisch und pythagoräisch), Offenbarungsmetaphysik, Logos (-Lehre) als oberste Idee (Alexandrinische Schule: Philon der Jude) 36) Der Christenverfolger Saulus wird durch eine Christusvision vor Damaskus zum Apostel Paulus 45) Paulus beginnt mit seinen Missionsreisen 48) Apostelkonzil in Jerusalem, an dem Petrus und Paulus teilnehmen 50 bis 56) Paulus' letzte Reisen (3. und 4.) zwecks Mission und Schriften (Briefe) und Haft 63/67) Enthauptung des Paulus (Märtyrertod) |
um 70/80) Evangelien
entstehen; um 120 vollendet (Markus, Matthäus, Lukas
und Johannes) um 70/80) Patristik (I) (Erste Kirchenväter) Apostolische Väter der nachapostolischen Zeit (bis 150) um 70/80) Mittlerer Platonismus (Ende der Akademie (Alter Platonismus) Beginn des Mittleren Platonismus):Plutarch 24.08.79) Ausbruch des Vesuv (der Naturforscher Plinius d.Ä. kommt dabei ums Leben) 80) Kolosseum (Amphitheater) mit 50000 Plätzen fertiggestellt 81) Baubeginn des Limes unter Domitian um 90/100) Trier erhält ein Amphitheater für 2000 Zuschauer 121) Nimes in Südfrankreich erhält ein Amphitheater |
80/150)
Beginn der 2. Germanischen Wanderung,
d.h. Eindringen der freien Germanen aus der Germania Libera (Germania Magna) in römisches Territorium (Römisches Reich). Seit 81: Bau des Limes Das Germanische entwickelt durch die Wanderungen immer mehr Einzeldialekte |
um
150) Geozentrisches System als Weltbild, Tierkreis- und Planetenastrologie
(Viererbuch:
Ptolemäus) um 150) Längen und Breitenbestimmungen von 8000 Orten der Welt (Achterbuch: Ptolemäus) um 150) Optik mit Messung des Einfalls- und Brechungswinkels des Lichts (Ptolemäus) um 150) Harmonik-Musiktheorie (Ptolemäus) um 150) Gravitationstheorie (Ptolemäus) um 150) Patristik (2) (Apologeten), Verbindung christlicher Offenbarungslehre mit griechischer Philosophie: Justinus, Athenagoras um 150) (Gnostische) Alexandrinische Schule jüdisch-christlicher Prägung (Begr.: Philon 20/50) soll eine rein christliche Philosophie werden (Clemens von Alexandria) 160/180) Aristotelische (Peripatetische) Stoa: Galenos (Arzt & Philosoph), Mark Aurel (Politiker & Philosoph) |
150) Goten-Reich zwischen Ostsee und Karpaten, zwischen Oder und Bug erloschen (gegründet 0 ) |
150)
Ostgoten-Reich (Osteuropa, Ukraine, Südrußland, Krim (Krimgoten
bestehen bis ins 20. Jh.)) (bis
375
) 150) Westgoten-Reich (Osteuropa, Balkan, Griechenland, Kleinasien); ab 376 Foederaten-Reich (bis 400 ) 193) Alemannen (-Reich) im Dekumatland und jenseits des Limes (bis 746 ) |
180/190) Der
Bischof von Rom gewinnt an Bedeutung
200/250) Letzter Skeptizismus (gegen Dogmatismus der Stoa und radikale Skepsis des Mittleren Platonismus): Sextus Empiricus 220/250) Neuplatonismus (Ende des Mittleren Platonismus, Beginn des Neuen Platonismus): (Urheber: Ammonios Sakkas) Begründer: Plotinos 220/250) (Gnostisch-Neuplatonische) Alexandrinische Schule christlicher Prägung (Systematik): Origenes |
255)
Franken (-Reich) zwischen Weser und Rhein und im Rheindelta (bis
843
) |
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|
14) Skeptizisten
Pyrrhon, Zweifler/Pyrrhonisten seit -315 15) Stoizisten Stoizismus (Stoa poikile) Zenon seit -300 16) Epikuräer Epikur seit -300 17) 3. Kyniker seit -300 18) 2. Aristoteliker Jüngere Peripatetiker seit -287 19) 2. Platoniker Mittlere Akademie seit -270 20) 4. Kyniker seit -270 21) Aristarchos (Neu-Aristoteliker) seit -270 22) 5. Kyniker seit -190 23) 3. Platoniker Neuere Akademie seit -160 24) 2. Stoizismus Mittlere Stoa seit -150 25) 2. Skeptizismus Jüngere Skeptiker seit -70 (-50) 26) 2. Epikuräismus Jüngere Epikuräer seit -70 (-50) 27) 3. Stoizismus Neue Stoa seit 20 (50) 28) 1. Gnostizismus Alexandrinische Schule seit 20 (50) 29) 1. Patristik Apostolische Kirchenväter seit 70 (80) 30) 6. Kyniker Dion Chrysostomos von Prusa seit 70 (80) 31) Mittlerer Platonismus (Plutarch u.a.) seit 70 (80) 32) 2. Gnostizismus Alexandrinische Schule seit 150 33) 2. Patristik Apologeten seit 150 34) Aristotelischer Stoizismus seit 160 (180) 35) 3. Skeptizismus Letzte Skeptiker seit 200 (250) 36) Neu-Platonismus (Plotinos u.a.) seit 220 (250) |
PSEUDO |
14) Lebensphilosophen Existentialisten seit
1820 15) Soziologisten seit 1820 16) Psychologisten seit 1820 17) Spät-Romantik seit 1840 18) Jung-Hegelianer Jüngerer Idealismus seit 1850 19) Neu-Kantianer Neu-Idealismus seit 1860/1870 20) Neu-Romantik seit 1870/1890 21) Neu-Hegelianer Neu-Idealismus seit 1880/1900 22) Neu-Neu-Romantik Neu-Ökologismus seit 1960 23) Neu-Neu-Kantianer Neu-Neu-Idealismus seit 1990 24) 2. Soziologismus seit 2000 25) 2. Lebensphilosophie ab 2080 (2100) 26) 2. Psychologismus ab 2080 (2100) 27) 3. Soziologismus ab 2170 (2200) 28) 1. ..................... ab 2170 (2200) 29) 1. ..................... ab 2220 (2230) 30) Neu-Neu-Neu-Romantik ab 2220 (2230) 31) Mittlerer Kant..?..ismus ab 2220 (2230) 32) 2. ..................... ab 2300 33) 2. ..................... ab 2300 34) Hegelianischer Soziologismus ab 2310 (2330) 35) 3. Lebensphilosophie ab 2350 (2400) 36) Neu-Kant..?..ismus ab 2370 (2400) |
26) Dionysos-Kult zu: Rationalismus;
seit Pythagoräer 27) Theogonie zu: Idealismus/Real.; seit Platon - Aristoteles 28) Gegenreformation (6) Zeus-Götterwelt seit - 7. / - 6. Jh. |
26) Neuscholastik (5) zu: Rationalismus;
seit Leibniz
- Wolff 27) Neumystik zu: Idealismus/Romantik; seit Kant - Hegel 28) Neuscholastik (6) Gegenreformation seit 16. Jh. |
Auch die
Schulen der Stoa
und der Epikuräer
hielten sich lange, was man mit Blick auf die Zukunft für die abendländischen Soziologie- und Psychologie-Schulen sicherlich ebenfalls annehmen darf. |
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Die antike Kunst dieser Zeit entsprach einem Eklektizismus mit stark orientalisierenden, hellenistischen Vorlagen. Eklektizistisch war v.a. die letzte, aber auch schon die vorletzte Phase gewesen. (18-20 und 20-22). Die Ansammlungen aus vergangenen Richtungen der griechischen Klassik oder des allgemeineren Hellenismus erhielten jetzt aber auch römische Eigenarten, wie sie z.B. an der Ahenobarbusbasis zu sehen sind. Ihre historischen Reliefs im trockenen römischen Stil sind naturalistischer und griechischer Art zugleich. Auch die Reliefs an Triumphbögen und Kaisersäulen zeigen dieses römische Element.
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Cäsarforum, 51 bis 46 erbaut, später restauriert und verändert |
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War vorher der Kulturtransfer vornehmlich von Ost nach West verlaufen, so änderte sich diese Richtung jetzt allmählich. (Vgl. 20-22). Durch die Siege der Römer im östlichen Mittelmeerraum erfolgte nicht sofort eine kulturelle Emanzipation der römischen Kunst, sondern zunächst eine Übernahme der griechischen, obwohl das sogenannte Kompositkapitell als ein Kapitell der römischen Säulenordnung gelten kann. |
| Erst durch die Entwicklungen in dieser Phase änderten sich die Ost-West-Richtungen, und zwar sowohl in der Antike als auch im Abendland: die Antike wurde römischer, das Abendland amerikanischer. Später sollte diese Richtung sich in der antiken Kultur erneut ändern, und das Abendland wird sich höchstwahrscheinlich in 250 Jahren auch damit abfinden müssen. (Vgl. 0-2). Doch jetzt, in dieser Phase, sollten beide Kulturen einen aus westlichen Richtungen wehenden Wind zu spüren bekommen. Die Antike erlebte jetzt zum ersten Mal eine römische Dominanz, auch wenn sie historisch als griechisch zu bezeichnen ist. Aber gerade deshalb sind ja auch Griechen und Römer zum selben Kulturkreis zu rechnen. Alle früher allein auf Griechenland konzentrierten antiken Kulturelemente bekamen jetzt einen zweiten Schwerpunkt im Westen: Rom wurde zum neuen antiken Kristallisationspunkt und trat in einen kulturellen Wettbewerb mit dem Hellenismus, statt ihn nur zu kopieren. |
Das Goldene Zeitalter der römischen Literatur ist ein hinreichendes Indiz für die Emanzipation der römischen Teilkultur innerhalb der antiken Gesamtkultur. Das gilt auch für den zuvor rein griechisch, ab jetzt aber auch römisch ausgeprägten Neu-Epikuräismus oder für die zur Volksreligion überhaupt gewordene Stoa, die in dieser Phase gleich zwei römische Richtungen ausprägte: die Mittlere Stoa und die Neue Stoa. Der Stoizismus hielt auch geistigen Einzug in die Kunst, und die Tatsache, daß griechische Bildhauer wie Pasiteles (1. Jh. v. Chr.) in Rom wirkten, sorgte für eine Verlagerung des reinen griechischen auf den griechisch-römischen Stil, weil die Römer jetzt auch eine selbstbewußtere, nationalere Kulturhaltung wünschten, obwohl und weil die Initialzündung für die römischen Eigenarten immer noch in erster Linie von Griechen ausging. Das war halt so etwas wie der Kulturauftrag der Griechen, solange es Antike gab und geben sollte. Die Griechen waren für die Römer das, was die Europäer für die Amerikaner sind. Jedenfalls waren die Römer nicht mehr die reinen Kopierer wie vorher, sondern befruchtende Vollender. Ähnlich ergeht es den heutigen USA, die nicht mehr nur Kopierer europäischer Stile und Stilrichtungen sein, sondern im Rahmen der abendländischen Kultur eigene Wege gehen wollen. Daß das schwer fällt in einer gemeinsamen Kultur, in der ja fast alles schon mal da gewesen zu sein scheint, ist evident, denn so empfanden wahrscheinlich auch Römer vor 2150 Jahren: die Griechen hatten irgendwie immer alles schon früher erdacht und in Kunstform gebracht. Die Künste der Antike und des Abendlandes waren seit ihren Zeiten der Klassik und des Idealismus eigentlich bereits vollendet - also erwachsen. (Vgl. 18-20). Seit Römer und Amerikaner alleinige Weltmächte geworden waren, wurden nicht nur die Kriegsformen andere - imperiale Verteidigungskriege nämlich -, sondern auch die Kunstformen, denn für die Antike war durch Rom und für das Abendland durch die USA ein zweiter (westlicher) Schwerpunkt erwachsen. Eingewanderte Menschen aus dem älteren Kulturgebiet beschleunigten diesen Prozeß. |
Nach dem 2. Weltkrieg in die USA geholte Deutsche wie z.B. Wernher von Braun und seine Forschungskollegen sorgten für den Beginn der Raumfahrt, die Mondlandung, die Festigung der USA als Weltmacht und für den kulturellen Retransfer. Wissenschaftler und Techniker, später auch Künstler, brachten sich und ihr Können nach Amerika, das deren (Aus-) Wirkungen nach Europa zurückschickte. Aber es waren immer Europäer, vor allem Deutsche, die, von US-Amerikanern ins Land geholt, auf Europa zurückwirkten. Nach dem 2. Weltkrieg kamen also erstmalig die Hauptanstöße für den innerkulturellen Transfer aus den USA, die Deutschlands absolute Führung übernahmen, weil sie den Weltmachtskrieg und dadurch auch die Wendehälse gewonnen hatten. |
Neues Wissen, neue Technik und auch neue Kunstformen kamen ab jetzt zum größten Teil aus den USA nach Europa und nicht mehr umgekehrt. Neben den rein kommerziellen Produkten, die der Ökonomie den Geldrückfluß sichern müssen, waren darunter auch neue Kunstformen, z.B. neue musikalische Stilrichtungen. Beeinflußt von Teilelementen des Jazz wurden z.B. Paul Hindemith (1922: Suite für Klavier, 1947: Klarinettenkonzert), Rolf Liebermann (1954: Konzert für Jazzband und Sinfonieorchester), Arthur Honegger (Rugby, Concertino für Klavier), Dave Brubeck (Dialoge für Combo und Orchester), George Gershwin (Rhapsody in Blue; Porgy and Bess), Igor Strawinski (Ragtime für 11 Instrumente, Ebony-Concerto), Maurice Ravel (Violinsonate; L'enfant et les sortilèges), Darius Milhaud (Ballett La creation du monde), Alban Berg (Lulu), Dimitri Schostakowitsch (Suite für Jazzorchester, Tahiti-Trott), Louis Gruenberg (The Daniel-Jazz), Leonard Bernstein (1957: West Side Story), Jaromir Weinberger (Cowboys Christmas), Benjamin Britten (A Charm of Lullabies) und andere Musiker. Um 1950 begann die Zeit des Progressiven Jazz. Seine Klänge sind mächtig und erinnern im Aufwand an die Nachromantik. Die Harmonik ist angereichert durch Rückgriffe auf Hindemith, Milhaud, überhaupt auf die Frühzeit der modernen Musik. In dieser Musik hört man die typisch abendländische, weil kontrapunktische Arbeit, deutlich heraus. Förmliche Suiten. Nach dem 2. Weltkrieg erfuhr die Schönberg-Schule eine Ausweitung zur seriellen und elektronischen Musik, z.B. durch Karlheinz Stockhausen (1928-2007), vorwiegend von Experiementierplätzen wie Darmstadt und Donaueschingen her sowie über das Mäzenat der Rundfunkanstalten. In den USA sorgten die ausgewanderten europäischen Komponisten für eine enorme Breitenwirkung. Für Europäer scheint es in Zukunft immer schwieriger zu werden, zu verhindern, daß ihre Eliten in die USA auswandern. In der Antike gab es für Griechenland dieselben Probleme mit den nach Rom ausgewanderten Griechen.In den 1960er Jahren kam es in den USA zur Popularisierung der Folksongs und zum Aufkommen der Pop-Musik, auch mit starken Auswirkungen auf Westeuropa. Die abendländische Musik wurde dadurch amerikanischer, auch ein wenig afroamerikanischer. Doch auch die gesamte Rockmusik (Rock-'n'-Roll, Beat, Pop u.s.w.), die auf Jazz, Blues und Folklore zurückgeht, hat mit ihnen zusammen Wurzeln in der typisch abendländischen Instrumentalmusik, wie die kontrapunktisch-polyphon gesetzte Musikform beweist, besonders die Fuge. Andererseits gibt jede Kultur einen ganz bestimmten Rahmen vor, den jeder Musikstil entwicklungsgesetzlich auch einhält, weil er sich sonst nicht durchsetzen würde. Also haben verschiedene Musikstile einer Kultur dieselben Rahmenbedingungen erfüllen müssen, um sich behaupten zu können. Auch ein sogenannter Trendsetter ist nicht wirklich frei. In der jetzigen Phase haben Musik und andere Kunst fast nur noch kommerziellen Charakter. Seit den Beatles () darf z.B. die Musik als eine Art Mischung aus kommerziellen Jazz und Pop-Musik angesehen werden. Weil aber im Abendland nichts populär sein darf, kann und will auch keine Musikrichtung sich längerfristig als pop(ulär) bezeichnen, auch und gerade dann, wenn sie es ist. Das ist auch der Grund dafür, weshalb sich heutzutage viele Gegner über die Tatsache wundern, daß Volksmusik und Schlager die beliebtesten Musikrichtungen unter den Massen sind und wohl auch bleiben werden, denn Neigungen werden in der abendländischen Kultur am liebsten durch Verschleierung öffentlich gemacht. Unpopularität ist typisch abendländisch und absolut unantik. Für den Kenner sind musikalische Stile einer bestimmten Kultur auch dann noch zu erkennen, wenn sie eine lange Zeit trennt. Innerhalb der abendländischen Kultur ist außerdem zu berücksichtigen, daß ihre Künste sich gern zu einer Wissenschaft entwickeln, am liebsten bis zu einer Esoterik. Nicht umsonst wird im Abendland streng zwischen Kunst und Technik unterschieden. Spezialisierung bedarf einer wissenschaftlichen Technik. Früher oder später verbünden sich daher alle Künste primär mit der naturwissenschaftlichen Technik, wodurch auch das Kunstniveau spiralartig ansteigt. Und die Spirale der Technik hat sich bis heute sehr weit gedreht. Der Kunst, insbesondere aber der Musik, hat diese Entwicklung jedenfalls nicht geschadet.Was das Wort Techno nicht nur musikalisch offen verrät, das versuchen bildende Kunstsynonymiker mit ihren computer-, audio- und videogestützten Performances noch ein wenig zu vertuschen. Viele heutige Kunstrichtungen müssen sich deshalb vorhalten lassen, entweder nicht anerkannt oder als zu naturalistisch und als zu eklektizistisch eingestuft zu werden. Aber als typische Vertreter des Abendlandes lieben die heutigem Künstler natürlich die Esoterik, und sie bevorzugen es, sich ins eigene Abseits stellen zu dürfen. Auch die abendländische Kunst hat sich selbstverwirklicht, also am Ende selbstentwirklicht. Ist eine solche fremdelnde Restkunst wie Restmüll zu bewerten und wie Sondermüll zu behandeln? Leider geschieht dies immer wieder, denn die heutige Kunst unterliegt einer Sonderbehandlung. Auch die Kunst kann nicht anders, als dem kulturellen Ursymbol zu entsprechen. Ist heute auch die Kunst ein Beitrag zur unendlichen Müllproduktion? Vielleicht ist sie ja auch nur eine Art der Sublimierung unbewußter Haßgefühle gegenüber der Ökobewegung. Wenn das stimmt, dann gilt das erst recht für die Kunst einer sogenannten Wegwerfgesellschaft. Jedenfalls werden Wegwerfkünste von Kultureinheimischen zumeist nicht ernst genommen, aber dennoch getrennt und zum Recycling in den richtigen Eimer gebracht. Was danach geschieht, ist bekannt. Nicht wenige Kunstwerke unterliegen Förderprojekten, die der Vater Staat bezahlt und die dann als politisch wertvolle Kunst von den Mediengesellschaften auf Meinungskurs gebracht werden. In einer universlalen Automobil-, Globalmedien- und Raumfahrtgesellschaft sitzen Menschen mit Meinungen nur auf der Rückbank des Fahrzeugs. Die den Medienatlas studierenden Beifahrer haben zwischen dem privatpersönlichen Fahrzeugführer und seiner Gefolgschaft nur zu vermitteln. Beim Fahren liegt die Macht beim Fahrzeugführer - in der heutigen Gesellschaftsform genauso wie in irgendeiner früheren. Den Führerschein kannten schon die Vertreter der Himmelfahrt, z.B. die Päpste. Heute aber sind die ehemaligen geistlichen Machthaber längst auf Busse und Bahnen umgestiegen, und nur noch Berufspriester kommen auf die lohnbringende Idee, für Anhalter, Abweichler und Autostopper zu bremsen und sie in ihrem automobilen Psychofahrzeug mitzunehmen. Diese Priester unternehmen diese Fahrt nur aus Gründen des Berufes, natürlich als Berufung verstanden. So betrachtet ähneln sie ihren christlichen Vorgängern, aber im Gegensatz zu denen sind sie säkularisiert - entsprechend dieses erwachsenen Kulturquartals, des kulturellen Herbstes. Ihr psychologisches Fahrgestell ist auf eklektizistische Weise am Naturalismus und Realismus orientiert, wie es dem Zeitgeist entspricht, während ihre Fahrgestellnummer postmodern-historizierend daherkommt. (Vgl. Postmoderne). Die Reise in die Unendlichkeiten der Psychotherapie ist ein Kennzeichen dieser cäsaristisch-befruchtenden Phase im Abendland. Diese Reise ist für den Mitfahrenden meistens kostengünstig und für den Fahrzeugführer von der Steuer indirekt absetzbar. Aber auf dieser Reise kennt der Fahrzeugführer nur seinen eigenen Weg. Weil er Berufsfahrer ist, hat er kein eigenwilliges, aber auch kein eigentliches Ziel. Der Mitfahrer dagegen hat meistens ein klar definiertes Ziel und oft schon morgen ein anderes. |
Die derzeitige Hochkonjunktur der Psychotherapie hat aus historischen Gründen, aber nicht wegen der Tatsache, daß sie ständig überschätzt wird, Auswirkungen auf unsere Kultur bzw. Zivilisation. Jede Spätkultur hat in ihrer letzten Phase starken psychotherapeutischen Charakter, weil die Erfahrungen aus der vorherigen Phase der kämpfenden Staaten klaffende kulturseelische Wunden hinterlassen haben. (Vgl. 20-22). Um sie heilen zu können, muß eine Kultur Bilanz ziehen und Rechenschaft über sich selbst abgeben. Die schwache Wechselwirkung aus der Kriegsphase muß in eine Einheit mit der unendlich weit reichenden Wechselwirkung des Elektromagnetismus gebracht, dann vorübergehend zu einer elektroschwachen Wechselwirkung entwickelt und diese schließlich wieder mit der starken Kernkraft zu einer Trinitätskraft verbunden werden. Am Ende müßte es dann auch mit der Gravitation klappen, und die Einheitskraft wäre dann wieder hergestellt. So verfahren auch die Theoretiker unter den Astronomen, wenn sie verstehen wollen, wie das Universum entstanden ist. (Vgl. Kosmos). Sie müssen den Prozeß von hinten aufrollen, die Entwicklung wieder aufwickeln. Nach dem Kampf um das Ei und den Kalten Kriegen mußten die Mauern fallen. Die Mauer muß weg, sagte Willy Brandt 1989, nachdem sie bereits gefallen, aber eben noch nicht beseitigt war. Deutsche friedfertige Demonstranten (und nur sie!) öffneten die Mauer, indem sie - mit z.B. Pfarrer Eppelmann - behutsam die Schlagbäume der Schranken in die Höhe brachten. Die fallende Mauer von 1989 löste die politischen Zungen; man war wieder gesprächsbereit. Es konnte jetzt zusammenwachsen, was zusammengehört. Die Politiker mußten jetzt wie die eben angesprochenen Astronomen vorgehen. Sie mußten ihre Geschichte von hinten aufrollen, die Entwicklung wieder aufwickeln. Die USA hatten den Kontakt zum Konkurrenten Deutschland abgebrochen (1914 bis 1945/48) und nach mehr als 30 Jahren wieder hergestellt, während der Kontakt zwischen Sowjetrußland (Reich des Bösen: Ronald Reagan) und den USA von beiden Seiten nur für die Zeit erwünscht war, die beide Staaten brauchten, um Hitler-Deutschland zu besiegen, also bis 1945. Danach war ihr Kontakt ganz schnell unterbrochen: wie vom Erdboden verschluckt. Beide erstarrten im Kalten Krieg. Die Antipathie galt wieder voll und ganz dem schon seit 1917 isolierten, aber von 1941 bis 1945 befreundeten und alliierten Anderen. Jetzt, im Jahre 1989, begann der Dialog zwischen Ost und West wieder. Er begann genau so, wie er 1917 bzw. 1945/48 geendet hatte. Auch daran wird deutlich, daß das zwischenzeitliche Ost-West-Bündis ein reines Zweckbündnis war. Die erste Isolierung (Ost-West) wurde auf die zweite Isolierung (Mitte [die als Konkurrenz endgültig ausgeschaltet und in einem zuvor nie dagewesen Ausmaß ausgebeutet werden sollte]) übertragen, um die dritte Isolierung (Ost-West) zunächst aufschieben zu können, die dann aber die erste nur bestätigte. Hegel (1770-1831) und seine Dialektik, sein Aufheben der Thesis in der Antithesis und das aufbewahrende Aufheben der Thesis in der Synthesis, scheinen sich hier rechtfertigen zu wollen. Für den Kommunismus war der Kapitalismus, für den Kapitalismus der Kommunismus die Antithesis. Beide haben sie aufgeschoben und aufgehoben, auch wenn am Ende das Synthetische siegte. Nur die Mitte (Deutschland) wagte es, sowohl Ost als auch West zur Antithesis zu machen und mußte sich deshalb mit der ganzen Welt anlegen. Dieses Risiko gingen Ost und West nicht ein, denn mit einem Gegner lebt es sich leichter. Sie hatten recht. Alles andere hätten beide Seiten nicht überstanden, und das wußten sie, weil ihnen das deutsche Beispiel eines Alleingangs vorgeführt worden war. Nach dem 2. Weltkrieg verharrten diese ehemaligen Freunde des Ostens und des Westens 40 Jahre lang im sogenanten Kalten Krieg. Das Aufschieben der eigentlich immer schon intendierten Isolierung war eine Projektion, in diesem Fall ein Teil eines Abwehrmechanismus, weil das politische Verhalten nicht den Willen ausdrückte, der ihm in der Tiefe zugrunde lag. Die Mitte hatte den Willen auf Eis gelegt oder war, wie Churchill meinte, doch das falsche Schwein geschlachtet worden? Der Westen stand nie zur Sowjetunion, weshalb er sie durch Isolation sich selbst überließ, und so verfuhr auch Rom mit den hellenistischen Staaten im Osten. Im Abendland scheinen sich jetzt, nach 1989, die Verhältnisse wieder geändert zu haben. Aber man täusche sich nicht. Die alten Krisen sind als neue wieder auferstanden, sie werden nur anders ausgetragen, weil man aus der Vergangenheit gelernt hat, aber zum Kern dieser Geschichtsbewältigung noch nicht vorgedrungen ist. Die eben erwähnte starke Kernkraft ist noch nicht reintegriert, sie muß noch weiter, rückwärts, aufgerollt werden. Man leckt noch die Wunden und gefällt sich in der Opfer- oder Täterrolle. Deutschland, das das Kunststück der 180-Grad-Drehung vollbracht haben soll, muß zu seinem Ego, das Nationalbewußtsein heißt, regelrecht gezwungen werden. US-Präsident Bush d.Ä. riet 1990, es solle wieder die Verantwortung übernehmen, die es vor der Krise, vor dem Weltkrieg gemeistert hatte. Auf diesen Vorschlag reagierte Deutschland so wie früher, nur unter umgekehrten Vorzeichen: die 180-Grad-Drehung hatte es schwindelig gemacht. Besonders die heute regierende Nachkriegsgeneration verriet sich schon immer durch genau jene Verdrängung, die sie ihrer vorherigen Generation zu Unrecht vorgeworfen hatte. Aus Sicht der damaligen großdeutschen Mehrheit und bestimmter anderer europäischer Völker, die das nationalsozialistische System mit überwältigender Mehrheit begrüßt hatten, wurde Deutschland 1945 nicht befreit, sondern besiegt. Wir kommen nicht als Befreier, war z.B. die Parole der USA, und sie brachten nicht Demokratie (die gab es vor Hitler auch schon), sondern Siegerjustiz (die Hitler ihnen bringen wollte). Die Angloamerikaner hatten jeden noch so kleinen Bahnhof bombardiert, aber nicht ein einziges Gleis, das in die Konzentrationslager führte. (). Durch den Krieg wurde nicht die deutsche, sondern die jüdische Seele traumatisiert, und erst Jahrzehnte später, als die Nachkriegsgeneration verantwortlich werden und das Kunststück der 180-Grad-Drehung gelingen sollte, wurden die Tatsachen verdreht, der Holocaust zur Geldquelle und jenes jüdische Trauma germanisisert, d.h. zu einem deutschen Problem (Hannah Arendt, 1906-1975). Nicht der Krieg selbst, sondern sein Ergebnis ist historisch bedeutsam, und so bestimmten die Sieger auch, wer in welchen Grenzen zu leben und wer wessen Trauma zu übernehmen hatte. (). Auch Freiheit und Selbstbestimmung der Europäer gerieten zum ersten Mal in eine nicht-europäische Abhängigkeit. Europa beherrscht nur, wer Deutschland beherrscht. Wer dauerhaft Europa beherrschen oder in eine Bündnisabhängigkeit bringen will, dem geht es schlechthin um Einverleibung, um Ausdehnung, also um die eigenen Interessen im Dienste des Imperialismus, um die Verteidigung eigener Machtposition zu jedem Preis, egal, ob für oder gegen Europas Freiheit. Deshalb dürften heute selbst diejenigen Europäer, die im 2. Weltkrieg Gegner Deutschlands waren, mit derselben Begründung Gegner der USA geworden sein, zumindest aber der Mehrheit angehören, die den Grund für Europas traumatische Lektion in der Demütigung durch seine Befreier sieht. (Sloterdijk). Aber Mehrheiten zählen jetzt nur noch nach den Regeln des Geldes. Geld und Geist verhalten sich, und zwar in dieser Reihenfolge, wie Mittel und Zweck. Wer heute Wasser predigen und Wein trinken will, der sorgt letztlich nur dafür, daß Demokratie Wunsch und Plutokratie Wirklichkeit bleibt. Die Medien haben jetzt eine so umfassende Macht wie nie zuvor, und das Geld scheint die Meinungen wie ein Kraftfahrzeug zu lenken. Personenkult und Gefolgschaften verschiedenster Personen nehmen zu. Diese Tatsache kommt den Verhältnissen zu Beginn des antiken Cäsarismus ziemlich gleich. Es brodelt in der Gerüchteküche. Unliebsame Kultpersonen werden wie Kriegsgegner behandelt. Im Deutschland der 1990er Jahre folgten auf den Skandal um Botho Strauß (*02.12.1944) und Peter Handke (*06.12.1942) der um Martin Walser (*24.03.1927) und der um Peter Sloterdijk (*26.06.1947). (). Weitere Skandale werden folgen. Sie stellen Inszenierungen der Medien dar, und so manche Empörte reagieren auf die Skandale wie die Aktionäre auf die Börsenkurse. (Vgl. Funk(ak)tionäre). Fällt der Walser-Kurs, setze ich nicht mehr auf ihn; steigt er, war er schon immer mein Freund. Die Zivilcourage scheint verlorengegangen zu sein, tatsächlich ist sie aber eine einseitig gelenkte der Medienbörse. Eine einseitig gelenkte Zivilcourage wirkt aber so wenig wie gar keine, weil sie eine Goldmedaille zu sein scheint, wie die Medien nicht müde werden zu behaupten. Auch goldene Münzen haben bekanntlich 2 Seiten. Wenn eine Goldmedaille nur eine Seite hätte, wäre sie keine. In Zeiten des oligarchisch bzw. konstitutionell verfaßten Deutschland gab es wesentlich mehr Zivilcourage als im späteren demokratischen. Kein Wunder: sie war auch nicht einseitig gelenkt. Totalität und Demokratie schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: je mehr Meinungsfreiheit es gibt, desto mehr Meinungslenker gibt es. Eine Demokratie im 18. oder 19. Jahrhundert ist nicht dieselbe wie die des 20. oder 21. Jahrhunderts. Meinungen sind wie Mathematiken. Es gibt so viele gleichberechtigte Mathematiken, wie es Mathematiker gibt, so die Meinung des Konventionalismus. Er ahnte offenbar schon, daß die Mathematik mit ihrer Meinung bald nicht mehr allein dastehen sollte. Axiome brauchen keine evidenten Wahrheiten zu sein, sondern müssen zweckmäßig ausgewählt, als Setzungen vereinbart sein und dem formal widerspruchsfreien Aufbau eines Axiomensystems genüge leisten. Diese Erkenntnis ist auch in der zweiten großartigen Wissenschaft, der Physik, mittlerweile weit verbreitet. Und auch die Demokratie kommt am Ende an ihre Totalität, mögen es noch so viele Leute nicht einsehen wollen. Nicht die Staatsform, sondern die Meinungindustrie entscheidet darüber, was Demokratie tatsächlich ist und wer lenkt, wenn der Geist denkt. Die Medien der Geldmacht sind jetzt der Gott, der lenkt, wenn der Geist denkt. (Vgl. Mächtigkeit und Macht unter 20-22). |
Zur Vollendung gebrachte Bildschirme und Computer, die zusammen mit ebenfalls zur Vollendung gebrachten Autos, Raketen, Weltraumschiffen und -satelliten als Symbole für die Phase der Globalisierung im unendlichen Raum (Globalik) angesehen werden können, ergänzen ab jetzt das, was schon am Ende der Gotik durch den Buchdruck erreicht worden war. |
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Die Informationen rasen wie Raketen durch den Raum und kommen auf ähnlich individuelle Art zum Ziel wie Autos und andere moderne Mobile. Nicht umsonst heißen die Wege der Daten auch Datenautobahnen. In beiden Fällen sind es möglich gewordene Eindrücke der Fernsehenden und Fernreisenden. In der Konsequenz gibt es neben Autobahnen auch Datenautobahnen, neben Weltraumfahrt auch Datenweltraumfahrt. | ||||
In dieser Globalphase steht uns das Erreichen des Zivilisationshöhepunkts bevor, dessen Anfänge wir gerade erleben. Schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts, am Ende der Gotik, erreichte der abendländische Kulturspracherwerb auch den ersten Kulturhöhepunkt mit den portugiesischen Globuseroberungen, dem deutschen Erdglobus und dem deutschen Buchdruck: die Zunahme der Leser, Globuskenner und Kulturreisenden bedeutete eine kultursymbolische Schriftfähigkeit. Mit der in der Gotik offenbar gewordenen Kompetenz zur eigenspezifischen Kultursymbolik ging am Ende auch der Humanismus einher, der sich heute sozusagen auf der gegenüberliegenden Seite befindet und wohl oder übel in einen Hominismus umgewandelt werden wird. |
Humanismus und Hominismus bedeuten nicht nur Vollendung zweier Phasen - Gotik einerseits, Globalik andererseits -, sondern zugleich Vollendung einer ganzen und auch einer doppelten Kulturjahreszeit. Der gotische Humanismus beendete nicht nur das scholastische Quartal, den Frühling des Mittelalters, sondern auch die geographisch auf Europa beschränkte 1. Hälfte der Abendlandkultur: Winter (Spätantike) und Frühling (Mittelalter). Er bereitete den Sommer als den ersten Teil der Neuzeit (Moderne i.e.S.) vor. (Vgl. 10-12). Und am Anfang des 23. Jahrhunderts wird der global befruchtende Hominismus nicht nur den Herbst als den zweiten Teil der Neuzeit (Moderne i.w.S.) endgültig beendet haben, sondern eben auch beide Teile der Neuzeit, also die Sommer und Herbst umfassende 2. Hälfte der Abendlandkultur: den Globalzeitraum. Durch ihn wird sogar die gesamte Sphäre der 4 Kulturjahreszeiten beendet werden. Mit der vollendeten Befruchtung wird er den Kreis geschlossen und den Winter der anderen Zeit vorbereitet haben.Was vorher rein ursymbolisch-seelenbildlich vorbereitet worden war und in der Gotik auf der Oberfläche der Ozeane zum Beginn der konkreten Welteroberung führte, das wird in der jetztigen Phase mit der Weltalleroberung in aller Tiefe vollendet werden. Der Computerbau zeigt vielleicht schon jetzt an, wie weit wir mit bestimmten Beispielen aus der Technik kommen könnten: Mathematiker haben ausgerechnet, wann die Computerbauer spätestens an ihre Grenzen stoßen werden. Sollten sie mit derselben Geschwindigkeit fortfahren wie bisher, dann wird dieses Limit etwa im Jahre 2230 erreicht sein, dann nämlich, wenn die Computer 5,4 x 1050 Operationen pro Sekunde ausführen und dabei 1031 Bit an Informationen speichern können. Dann tritt ein physikalischer Zustand ein, der unser heutiges Vorstellungsvermögen sprengt: alle Materie des Rechners wird dann in Energie umgewandelt - d.h. er verschwindet (!).Die Sexualität des Bewußtseins. d.h. seine Affektivität und Lebensbesessenheit, die es natürlich immer schon gab, hat es schon heute mit einer neuen Situation zu tun: mit einer von der Sexualität getrennten biotechnischen Lebensreproduktion. Bald schon wird es von verantwortungsvollen und vermögenden Eltern keine natürlich gezeugten und ausgetragenen Kinder mehr geben. Durch die Fortschritte in der Genetik und Neurobiologie werden unsere Krankheiten und unser Ableben immer genauer prognostizierbar. Unser Leben wird immer weiter fortsetzbar durch Organtransplantationen und künstliche Organe, bald auch durch nanotechnische Reparatur der Organe und Körperteile - Stück für Stück, Molekül für Molekül. Wenn Menschen wissen, daß sie ihr Leben nur noch dann verlieren können, wenn sie getötet werden, womit würden sie dann ihr ewiges Leben sonst verbringen als mit Maßnahmen gegen das Getötetwerden? Das anthropotechnische Wissen ist ein Wissen vom Leben, das uns womöglich hindert, human zu leben. Weil wir dann die Neu-Hominiden sein werden, werden wir uns wohl oder übel jetzt schon auf die neuartige Hominität einstellen müssen. ().Wie genau wird unsere zukünftige Religion, diese zusätzlich neohominid daherkommende Neu-Religion, definiert sein? Wird sich bis dahin ein revolutionäres oder reaktionäres Potential gegen alle bisherigen gesellschaftlichen Traditionen entwickelt haben? Auch wenn der Mensch sich noch so weit in den Weltraum vorwagt, sich also durch die extraplanetarischen Ausflüge und Aktivitäten zugleich Gott nähert, bleibt er im Diesseits gegenüber der Welt Gottes. (). Vielleicht aber wird die Informationsstechnologie sogar für einen realen Gott sorgen, der die Geschicke, Gedanken und Taten der Menschen leitet. Ist der von Menschen gemachte Mensch, der künstliche Mensch, der Mensch der Zukunft? Unser eigenes Bewußtsein wird wohl lernen müssen, sich als Bewußtsein einer Maschine, als gemachtes und doch in seinem faktischen Sein unhintergehbares, in sich geschlossenes Dasein zu verstehen. Bereits heute werden Organe (auch Gehirne) mit nicht-biologischer Intelligenz aus- und aufgerüstet oder repariert. In Zukunft werden Kleinstcomputer (Nanobots) von der Größe einer Zelle unsere Gehirnfunktionen verbessern. Man wird mit ihnen das Gehirn erkunden, Synapse für Synapse abtasten, Transmitter für Transmitter, und ein Gehirn kopieren können. Ray Kurzweil prognostizierte dies bereits 1999 in seinem Buch Homo S@piens - Leben im 21. Jahrhundert. Mit solchen Kleinstcomputern wird man virtuelle Realität erzeugen. Milliarden von Nanobots werden dann als künstliche Neuronen in unser Gehirn geschickt, die sich an jedem einzelnen, von unseren Sinnesorganen herkommenden Nervenstrang festsetzen. Wenn wir reale Realität erleben wollen, dann halten die Nanobots still. Für das Erlebnis virtueller Realität unterbrechen sie die Zufuhr realer Reize und setzen künstliche Signale an ihre Stelle. Bald schon wird das World Wide Web aus virtuellen Begegnungsstätten bestehen, die genauso real sind wie jeder Ort der Welt. Wir sind, ob wir es wollen oder nicht, auf dem Weg zu einer neuen Existenz. Und man mag glauben, daß dies alles nur über einen nicht-martialischen Weg vonstatten gehen könne, selbst dann, wenn das Ziel Mars (!) heißt. (). Wird dann der heute noch junge Global-Terrorismus () überwunden werden können, oder wird auch hier wieder das Militär der Zivilisation auf die Sprünge helfen?Von diesem Zeitpunkt an vollzieht sich, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, der Sprung auf eine bisher nicht für möglich gehaltene Stufe der Eskalation atmoterroristischer Eingriffschancen. In einem am 17. Juni 1996 präsentierten und ungeachtet der sensitiven Thematik zur Freigabe für die Öffentlichkeit genehmigten Papier des »Department of Defense« haben sieben Offiziere einer wissenschaftlichen Forschungsabteilung des Pentagon Umrisse einer künftigen Ionosphärenkriegführung erläutert. Das Projektpapier, vorgestellt unter dem Titel: »Wetter als Kampfkraftmultiplikator: Wetterherrschaft im Jahr 2025« (Weather as a Force Multiplier: Owning the Weather in 2025), wurde im Auftrag des Air-Force-Generalstabs verfaßt mit der Direktive, Bedingungen zu nennen, unter denen die Vereinigten Staaten im Jahr 2025 ihre Rolle als dominierende Luft- und Raumwaffenmacht behaupten können. Die Autoren des Papiers gehen davon aus, daß es in dreißigjähriger Entwicklungszeit gelingen wird, die Ionosphäre als eine der für menschliche Wahrnehumg unsichtbaren Komponenten der äußeren physikalischen Erdhüllen in kriegsrelevanter Weise beherrschbar zu machen, vor allem durch die willkürliche Produktion und Beseitigung von gewittrigen Wetterverhältnissen, die dem Besitzer der Ionosphärenwaffe die Schlachtfeldkontrolle (battlefield dominance) garantieren. ... Über das deklarierte Interesse an der Wetterwaffe hinaus arbeiten die USA seit 1993 an einem Programm zur Erforschung der Aurora, dem »High-frequency Active Auroral Research Programm«, HAARP, aus dem die wissenschaftlichen und technologischen Prämissen einer potentiellen Super-Wellenwaffe abgeleitet werden könnten. .... Ein System dieser Art wäre hypothetisch imstande, gewaltige physikalische Wirkungen hervorzurufen - bis hin zur Auslösung von Klimakatastrophen und Erdbeben in ausgewählten Gebieten. .... Da aber ELF-Wellen (Extremely Low Frequencies) oder Infraschallwellen nicht nur auf anorganische Materie, sondern auch auf lebende Organsimen Einfluß nehmen, insbesondere auf das menschliche Gehirn, das in tiefen Frequenzbereichen arbeitet, ergeben sich bei HAARP Aussichten auf die Produktion einer quasi neurotelepathischen Waffe, die menschliche Populationen durch Fernangriffe auf ihre zerebrale Funktionen destabilisieren könnte. (). Es versteht sich von selbst, daß eine Waffe dieses Typs selbst in spekulativer Form nur konzipiert werden kann, wenn das moralische Gefälle zwischen den Gehirnen, die sie entwickeln, und den Gehirnen, die mit ELF-Wellen bekämpft werden sollen, für die Gegenwart völlig eindeutig scheint und für die Zukunft stabil gehalten werden kann. Sie ließe sich - selbst wenn es sich um eine nicht-letale Waffe handelte - ausschließlich gegen das schlechthin Fremde oder das absolut Böse und seine menschlichen Inkarnationen einsetzen. (Sloterdijk, Luftbeben, 2002; S. 63-68.).Kleine Anekdote, die zu dem letzten Textabschnitt passen könnte: Am 6. März 2010 lehnten die Isländer in einer Volksabstimmung mit überwältigender Mehrhheit (nur 2 Gegenstimmen!) die Möglichkeit ab, einen aus London und Den Haag angebotenen Kredit in Höhe von 3,8 Milliarden Euro zu zeichnen, der das Überleben eines Teils des Bankensystems garantiert hätte, der bankrott gegangen war und englischen und holländischen Anlegern viel Geld schuldete, die einerseits froh waren, hohe Zinsen zu bekommen, aber andererseits nicht bereit waren, dafür das höhere Risiko für ihre Ersparnisse in Kauf zu nehmen. Ein Sieg der Befürworter der Volksabstimmung hätte bedeutet, daß jeder Isländer 11364 Euro Schulden auf sich genommen hätte. Während der isländische Staat dem Volk die Möglichkeit gab (wenn auch nur auf Druck der Öffentlichkeit), abzustimmen, ob mit seinem Geld global operierende Bankinstitute gerettet werden sollen, waren England un Holland aufgebracht, weil sie diejenigen ihrer Bürger, die durch diese in Not geratenen Banken Geld verloren hatten, bereits voll entschädigt hatten. Obwohl also in dieser Volksabstimmung mit überwältigender Mehrheit mit Nein abgestimmt wurde, setzte die isländische Regierung (auf Druck - diesmal von außen, von oben!) eine neue Volksabstimmung für den 9. April 2011 an. Aber auch in dieser Volksabstimmung erlitten die Befürworter eine vernichtende Niederlage, und England und Holland sagten jetzt, sie würden den Fall vor den europäischen Gerichtshof bringen, weil sie keinen Sinn in dem Versuch sahen, die isländische Regiierung dazu zu bringen, sich wieder über die Wünsche des eigenen Volkes hinwegzusetzen, wie es die englische Regierung jeden Tag seit mindestens zwei Jahrhunderten tut. Interessanterweise brachen am 20. März 2010, genau zwei Wochen nach der ersten Volksabstimmung, und am 21. März 2011, nur sechs Wochen nach der zweiten Volksabstimmung, in Island zwei Vulkane aus (!) - dies führte zu soviel Chaos, daß der ausgestoßenen Rauch sogar die Flugzeuge in der EU(dSSR) zwang, mehrere Tage am Boden zu bleiben. Da die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika den Einsatz des HAARP - also des Forschungsprogramms, bei dem hochfrequente Radiowellen eigesetzt werden -, das laut Experten Erdbeben und Vulkanausbrüche auslösen kann, soll das hier nicht unerwähnt bleiben. 98% der Isländer stimmten gegen die Kredithaipolitik, und trotzdem soll es ein zweites Mal abstimmen. Es scheint ziemlich klar zu sein, daß hier starker Druck ausgeübt wurde. Und womit kann stärker Druck ausgeübt werden als mit der Demonstration, daß ein negativer Ausgang für die Kredithaie zur physischen Zestörung des Landes führen würde? Auf die EU wurde natürlich auch gleich Druck ausgeübt, so daß diese am 17. Juni 2010 Island zu einem offiziellen Beitrittskandidaten der EU erklärte und am 27. Juli 2010 die Beitrittsverhandlungen aufgenommen wurden. Falls auch das nicht klappen sollte, dann: Krieg!Bis zur Mitte des 21. oder vielleicht auch des 22., spätestens aber bis zum Beginn des 23. Jahrhunderts wird sich die abendländische Kultur auf die anderen Umstände vorbereitet haben müssen, um mit der schwangeren Kulturpartnerin und dem kommenden Nachwuchs gemeinsam überleben zu können, auch weil dann der letzte, vollendende Zivilisationshöhepunkt erreicht sein wird. In der römisch-lateinischen Antike wurde der Höhepunkt dieser Phase mit einem (cicero-cäsarischen) Goldenen Zeitalter erreicht: eine Befruchtung und ein Cäsarismus, der von Marius bis Augustus einen Wechsel von pessimistischer zu optimistischer Stimmung erlebte, wenn auch auf antik verhaltene Art. Das Verhalten eines Gentleman, wie wir heute sagen würden, war in dieser Zeit besonders ausgeprägt, vor allem in der mittleren (römisch werdenden) und neueren (explizit römischen) Stoa, die einst von Zenon in Athen gegründet worden war. (Vgl. 18-20). Die Antike war ja bekanntlich eine ständig sich Enthaltsamkeit und politische Zurückhaltung (epoch) auferlegende Kultur. Gerade deswegen waren in der zivilisatorischen Urteilsenthaltung Persönlichkeiten sehr gefragt und die Antike, als populäre Kultur, in der Phase des Cäsarismus viel mehr auf Personenkult, Führer- und Gefolgschaft ausgerichtet als das heutige Abendland, das im Vergleich dazu als unpopuläre Kultur zu bezeichnen ist. (Vgl. Spengler). Weil die Antike an sich schon populär war, war sie es in der Zeit des Cäsarismus um so mehr. Heute assoziiert jeder durchschnittliche Zeitungsleser mit dem Begriff Antike Personennamen wie Cäsar, Augustus, Caligula oder Nero. Sie waren Staatsmänner, Diktatoren, Prinzeps oder Kaiser (Caesares), aber sie standen im politischen Mittelpunkt: als polisartig strahlend-euklidischer Punkt, der auf seiner ganzen Liniekeine Parallele kannte. Im Abendland hingegen gibt es seit Gauß mathematisch und seit Wegfall der Demarkationslinie auch politisch unendlich viele Parallelen zur eingefahrenen Linientreue. Deshalb ist man hier auch ständig böse auf die lenkenden Medien, obwohl man ihnen unentwegt nach dem Mund redet und weil man es satt hat, es ständig tun zu müssen. Autolenker und Meinungslenker sind sich offenbar zu ähnlich. Man möchte die unendlichen Möglichkeiten auch repräsentiert sehen, obwohl man sich gleichzeitig nach antiken Mustern umschaut und weil man es satt hat, unendlich viele, aber nicht das eigene Exemplar sehen zu dürfen. Es ist das antik-väterliche Erbe, das zum Durchbruch kommen will und, wenn es erschiene, doch wieder abgelehnt würde. Da die Antike aber tot ist, kann sie auch nicht erscheinen. Die Suche nach dem Cäsar bleibt, und weil das Abendland das Gegenstück zur Antike ist, geht diese Suche immer weiter. Der Cäsarismus steht uns in seinem größten Ausmaß erst noch bevor, und zwar mit dem angenehmen Nebeneffekt einer künstlichen Befruchtung. Wahrscheinlich wird er geklont daherkommen, weil die Opfer-Täter-Rollen dadurch vertuscht werden können. Ein solcher Cäsarismus steht dem Abendland auch viel besser zu Gesichte, denn es möchte nicht populär, sondern esoterisch erscheinen. Denn schon jetzt ist sicher: der abendländische Cäsarismus sieht anders aus als der antike, aber er ist genetisch mit ihm verwandt. Und noch eines ist sicher: die Festsetzung der Geburt Jesu als den Zeitpunkt 0 (die wahre Stunde Null?) und damit der Beginn des Hinaufzählens der Jahre bis ins Unendliche ist nicht nur aus christlich-kirchlichen Gründen bedeutungsvoll, sondern auch aus ursymbolischen Gründen für das damals noch werdende Abendland, denn zu dieser Zeit wurde die genetische Information weitergegeben, d.h. zwei Kulturen liefen zu Höchstformen auf und lenkten ihr Interesse derart aufeinander, daß dadurch einer dritten das Leben ermöglicht wurde. Unter Augustus und Tiberius sollte das freie Germanien römisch werden, was Arminius verhinderte, und es sollten die Christen unbefruchtet bleiben, was Jesus verhinderte. (Und Paulus!). Die magische Kultur war schwanger, aber sie wußte es noch nicht. Und die noch nicht sichtbare faustische Kultur - das Abendland - war bereits auf dem Weg zur Schlüpfung aus der befruchteten Eizelle, aber sie weiß es heute nicht mehr.Im Verlauf der hier erwähnten Phase läßt sich am Grad der noch oder nicht mehr ausgeübten traditionellen Kulte in jeder Kulturgeschichte ablesen, ob eine Befruchtung vollzogen wurde oder mißlungen ist. Alte religiöse Kulte z.B. können weiterhin gepflegt oder zugunsten neuer aufgegeben werden. Spätestens am Ende dieser Phase wird man wissen, wo im Koordinatenkreuz der Dichotomie Fruchtbarkeit-Unfruchtbarkeit sich das hierfür zur Hälfte verantwortliche Abendland dann befinden wird. Wahrscheinlich wird man dann auch wissen, ob und, wenn ja, welche werdende Kultur aus dem befruchteten Ei geschlüpft und auf dem Wege zur Einnistung sein wird.Was aber die abendländische Kultur selbst betrifft, so wird die jetzige Phase nach ihrer Vollendung auch über alle folgenden Phasen regieren, weil es nach dem erreichten Cäsarismus oder Globalismus keine kulturelle Form mehr geben wird, auch keine kulturell-zivilisatorischen Formen, sondern nur noch rein zivilisatorische Formen, also kulturelle Formlosigkeiten. Nach der endgültigen Cäsarismus-Verfassung (am Ende dieser Phase, also frühestens gegen Ende des 21., spätestens gegen Ende des 23. Jahrhunderts!) wird die ebenfalls endgültige Zweit-Religiosität herrschen, weil der wieder dominant gewordene Glaube eine auf die eigene kulturelle Tradition aufbauende Neu-Religion begründet haben wird. Die Frage, ob nebenbei auch noch eine Neu-Kultur aus einem befruchteten Ei geschlüpft sein wird, um sich bald danach auch einzunisten, wird dann beantwortet werden können, und zwar von denjenigen, die Doppelzeichen auch als solche deuten können.Es ist durchaus möglich, daß der Tiefpunkt der abendländischen Kultur, der ja gleichzeitig den Höhepunkt ihrer Zivilisation darstellt, dadurch erreicht werden wird, daß die menschlichen Superorganismen (Organisationssysteme ) die Menschen als (mehr oder weniger selbständige) Einzelwesen besiegt haben werden, daß also Menschen für sich allein nicht mehr lebensfähig werden sein können, sondern nur noch in Abhängigkeit vom Nutzen der ihnen übergeordenten Organisationssysteme - ähnlich wie sie selbst als vielzellige Organismen den in ihnen arbeitenden Zellen keine Selbständigkeit, keine eigenen Rechte zugestehen, sondern auschließlich Pflichten im Sinne selbstverständlicher Aufgaben (Arbeiten) abverlangen. Dann wird der Mensch nur noch so dasein, wie man ihn braucht (Martin Heidegger). Wenn es wirklich dazu kommen wird (und dafür gibt es nicht wenige Anzeichen), dann wird das auch der Beginn einer neuen Kulturform sein (), es ei denn, daß das Projekt bis dahin oder danach scheitern wird - dann würde es allerdings auch kein Zurück zur Menschheit mehr geben können! Vielleicht sollte man Kulturen ohnehin auch so verstehen, daß sie - weil sie letztlich zerfallen müssen und bis dahin gegen den Zerfall, gegen die Zunahme an Unordnung bzw. Entropie ankämpfen und keine Kompetenzverluste erleiden wollen - versuchen, eine höhere Hierarchieebene an selbstproduktiven Systemen () zu erreichen, indem sie allein schon aus Kompetenzverlustängsten () heraus und auf Kosten der Umwelt immer mehr zu großen Imperien heranwachsen, bis sie die Welt umspannen (vgl. Globalismus). Die abendländische Kultur ist die erste Kultur, die das wirklich erreicht hat.Begleitet oder sogar überlagert werden würde der eben beschriebene () Prozeß von einem technischen, in dem die Wahrscheinlichkeit, daß alle Menschen verschwindern werden, sehr groß ist, zumal bis dahin die Superorganismen mit ihrem politökonomischen System ohnehin bereits die letzten Menschen hervorgebracht haben werden. Sowohl die ökonomischen als auch die technischen Formen sind typisch faustische Formen, also Formen abendländischer Kultur. Wenn sie in die Katastrophe münden werden - und das werden sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit (früher oder später!) -, dann wird diese Katastrophe der abendländischen Kultur zu verdanken sein, um es einmal spöttisch zu sagen. So wird beipeilsweise ein zugunsten der Maschinen ausgehender Krieg der Maschinen und/oder Menschenmaschinen gegen die Menschen und/oder Maschinenmenschen dazu führen, daß der letzte Mensch das Licht wird ausknipsen müssen und nur die Maschinenmenschen noch vielleicht ein Chance, am Leben zu bleiben, haben werden, falls die Maschinen bzw. Menschenmaschinen entscheiden werden, sie noch zu brauchen, was allerdings höchst fragwürdig ist, weil Maschinen völlig rationale Wesen sind.Weil ja der Historismus so verstanden werden darf, daß er die kulturellen Erscheinungen unter dem leitenden Gesichtspunkt ihrer Gewordenheit (Geschichtlichkeit) betrachtet und die Einmaligkeit und Besonderheit betont, dann gilt für ihn wie für seine Opposition, den Antihistorismus (2. Seite dieser Münze) die Formel:
Anmerkungen: |
Johann Wolfgang Goethe (28.08.1749 - 22.03.1832) Faust (Teil I), 1806, S. 27, Faust (II), 1831, S.113ff..Oswald Spengler (28.05.1880 - 08.05.1936), Der Untergang des Abendlandes, 1918 (Band I), 1922 (Band II).Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel Parallelenaxiom deutlich werden kann: Euklid hat in seinen Elementen (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1917, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. (Vgl. Spengler, 1922, S. 847f.).Oswald Spengler, 1917, S.784ff.. Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde Kultur so mächtig über dem Lande liegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht einmal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt. (Ebd. S. 784). Auch eine junge Kultur kann so mächtig sein, daß sie eine alte dort, wo sie zu Hause ist, überlagert. Das Beispiel zwischen der (alten) apollinischen Kultur, auch kurz Antike genannt, und der (jungen) magischen Kultur, auch Persien/Arabien genannt, macht es deutlich: Solange die Antike sich seelisch aufrecht hielt, bestand die Pseudomorphose darin, daß alle östlichen Kirchen zu Kulten westlichen Stils wurden. Dies ist eine wesentliche Seite des Synkretismus. .... Mit dem Hinschwinden der apollinischen und dem Aufblühen der magischen Seele seit dem zweiten Jahrhundert kehrt sich das Verhältnis um. Das Verhängnis der Pseudomorphose bleibt, aber es sind jetzt Kulte des Westens, die zu einer neuen Kirche des Ostens werden. Aus der Summe von Einzelkulten entwickelt sich eine Gemeinschaft derer, welche an diese Gottheiten und Übungen glauben, und nach dem Vorgange des Persertums und Judentums entsteht ein neues Griechentum als magische Nation. (Ebd., S. 800-801).Jede Kultur hat ihren ganz bestimmten Grad von Esoterik und Popularität, der ihren gesamten Leistungen innewohnt, soweit sie symbolische Bedeutung haben. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 419). Die Antike war populär, weil nicht esoterisch. Das Abendland ist esoterisch, weil nicht populär.Die zweite Religiosität ist das notwendige Gegenstück zum Cäsarismus, der endgültigen politischen Verfassung später Zivilisation. Sie wird demnach in der Antike etwa von Augustus an sichtbar, in China etwa mit Schi Hoang-ti. ... Die ganze Welt der primitiven Religion dringt mächtig wieder hervor in einem volkstümlichen Synkretismus, der auf dieser Stufe keiner Kultur fehlt. (Spengler, 1918-1922, S. 942).Carl Friedrich
Gauß
(1777-1855) verschwieg dreißig Jahre lang seine Entdeckungen der nichteuklidischen
Geometrien, weil er das Geschrei der denkfaulen, schwerfälligen und unkultivierten
Menschen fürchtete. Er nannte sie Böoter, weil die Einwohner
dieser antiken Landschaft (Hauptstadt: Theben) von den Einwohnern anderer Griechenstädte
als denkfaul und schwerfällig beschrieben worden waren. Gauß meinte
zu Recht, daß man die Menschen nicht wirklich würde überzeugen
können. ().
Die erste der nichteuklidischen Geometrien entdeckte Gauß nach Vollendung
seines Hauptwerkes Disquisitiones arithmeticae (1801), durch deren in sich
widerspruchslose Existenz bewiesen wurde, daß es mehrere streng mathematische
Arten einer dreidimensionalen Ausgedehntheit gibt, die sämtlich a priori
gewiß sind, ohne daß es möglich wäre, eine von
ihnen als die eigentliche Form der Anschauung herauszuhebe. (Vgl. 18-20).
- Nach Gauß benannt sind u.a.: |
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