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Geschichte verläuft nicht nur linear, sondern auch zyklisch. Sie hat also auch Ähnlichkeit mit Kreisläufen oder Periodizitäten. Die Jahreszeiten und die Wiederkehr von Tag und Nacht sind kosmologisch bedingte Ereignisse. (). Und der Faust des Abendlandes erfand kreisrunde Uhren, die nicht zufällig die halbierte Tageszeit anzeigen. (). Von 0 bis 12 Uhr leben wir im winterlichen und frühjährlichen Auf, von 12 bis 0 Uhr im sommerlichen und herbstlichen Ab. (Vgl. Uhr-Konjunktuhr ). |
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Kult-Uhr und Tierkreissind meiner Meinung nach gut geeignet, Zyklus und Linearität der Geschichte so miteinander zu verbinden, daß Kulturgeschichte als das erscheint, was sie ist: eine spiralförmige Kreisbewegung um nur scheinbar lineare Punktbewegungen. Kult-Uhr und Tierkreis stehen aber auch für zwei gute Gründe, dem Ernst der Kulturgeschichte mit einer Prise Heiterkeit zu begegnen. Weil Kulturgeschichte ohnehin nur so ernst wie das Leben ist, ist man gut beraten, das Bild der Geschichte ähnlich zu betrachten wie der Meteorologe die Wetterkarte. Auch das Geschichtsklima ist nämlich gar nicht nur trocken, sondern auch heiter bis wolkig, stürmisch, gewittrig, mit Schauern durchsetzt, gelegentlich sonnig, heiß oder vulkanisch. Die Hochs und Tiefs der Geschichte hatten schon Namen, als es die Klimatologie noch gar nicht gab. Die Wetterkundler haben sich bei den Geschichtskundlern erkundigt und nicht umgekehrt, denn schon jeder urkulturelle Bauer beschäftigte sich in Wahrheit mit Geschichte, wenn er das Wetter erforschte, um Säen, Saat, Ernte und Versorgung (auch: Vorsorgung) kalkulieren zu können. An Vergangenheit und Gegenwart die Zukunft ablesen zu können oder können zu wollen, ist ein uraltes Begehren der Menschen. Begriffe der Klimatologie eignen sich auch vorzüglich zur Beschreibung kultureller Lokalitäten, deren Unterschiede sich von dunkel bis hell, von schattig bis sonnig dehnen lassen. Tageszeitliche Begriffe wie Morgen, Nachmittag, Abend, Nacht sind ganz besondes gut geeignet, um zu beschreiben, wann es für eine Kultur z.B. zu dämmern beginnt oder wann bei ihr die Sonne im Zenit oder im Nadir steht. Jede Kultur erlebt ihre ganz eigenen Mittage und Mitternächte. Generell ist Kulturgeschichte wie ein Bild, das von Menschengemeinschaften im Wandel durch Raum und Zeit er»zählt«, denn Menschen sind die weltoffenen Tiere, deren Zwang zur Frühgeburt den aus reinen Innenspannungen gespeisten Drang zum Losbrechen, Durchbrechen, Aufbrausen, Umstürzen, Abstürzen, Herausfallen (Ausfallend-Werden) darstellt. Menschen müssen einen besonders dramatischen Durchbruch aus dem Mutterleib in die Weltoffenheit wagen und vollziehen. Wenn diese Urszene auf einer anderen Bühne wiederholt wird, handelt es sich dabei um eine Revolution, eine Reproduktion des perinatalen Dramas auf der politischen Bühne. Revolution ist eine (spiegelverkehrte Frühgeburt) erwachsene kulturelle Spätgeburt. Menschen sind Natürlich-Frühgeburtliche und Kultürlich-Spätgeburtliche, weil beide Phänomene sich gegenseitig bedingen, ja: erzwingen. Natur und Kultur sind nur scheinbar Gegensätze. In Wahrheit sind beide gar nicht zu trennen, letztendlich auch wissenschaftlich nicht: ob Beobachter Natur oder Kultur beobachten, hängt am Ende ja doch nur von der Interpretation ab; was übrig bleibt, ist die Information. Natur und Kultur sind Information, nämlich ein In-Form-Kommen, das zum In-Form-Sein wird, und ein Aus-der-Form-Kommen, das zum Nicht-(mehr)-in-Form-Sein wird; allerdings läßt sich letztendlich einfach nicht sagen, ob Form und Nicht-Form dann überhaupt noch unterscheidbar sind. Auch die Genetiker wissen nicht genau, was Gene wirklich sind; am Ende entscheidet nämlich der Interpret, ob er es ausnahmslos mit biochemischen Kausalmechanismen oder mit an einem stofflichen Träger gebundenen Informationen zu tun hat. Für Bio-Informatiker sind Gene nichts anderes als Befehle für die Synthese von Eiweißmolekülen. Analog dazu wäre Geschichte immer schon Befehlsinformation für die Synthese von Natur und Kultur, inklusive Evolution (These) und Revolution (Antithese). Die Welt, als Kosmos oder Universum verstanden, ist ein asymmetrisches Kommandosystem, bestehend aus einer Befehls- oder Schicksalsstruktur (z.B. Genetik) und verschiedenen Funktionen, zu denen auch die Möglickeit zählt, dem System auszuweichen, ohne es tatsächlich zu können. Man kann weltsüchtig oder weltflüchtig sein, aber dennoch betreffen auch Weltsucht und Weltflucht das daseinsmäßige Phänomen namens Weltoffenheit. Der Weg kann auf das Offene zu und von ihm weg führen. Menschen sind Lebewesen des Wohnens, durch das Ge-wohn-heit zum Ge- und Ver-wöhnt-Sein geworden ist. Menschen folgen dem Drang durch die Öffnung, also auch durch Wand- oder Maueröffnungen wie z.B. Tore, Türen, Fenster (). Der Prozeß der Weltöffnung und das Weltoffene selbst sind vergleichbar mit einer Lichtung. |
Wie alles begann,wird man ganz genau wohl nie erfahren. Dieses Problem teilen sich Paläontologen und Humangenetiker genauso wie Historiker und Entwicklungspsychologen. Der Evolutionsstammbaum des Menschen reicht mindestens 20 Mio. Jahre, wenn nicht sogar 70 Mio. Jahre zurück. Die Entwicklung deckt sich zeitlich mit den beiden geologischen Formationen im Känozoikum: |
Die Trennung von Pongiden (Menschenaffen) und Hominiden (Menschen) vollzog sich erst allmählich und mit partiellen Ausprägungen, z.B. mit Schädel- und Gebißveränderungen einzelner Linien. Darum wird die Hirnentwicklung in 4 Perioden eingeteilt: |
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1) Vor- und Urmenschen |
II) Hominisierung III) Sapientisierung IV) Historisierung
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Für den Menschen hat sich die Bedeutung dieser 3 Bereiche zueinander immer mehr zugunsten der autogenen Faktoren verschoben. Für dieses Beziehungssystem wird immer wieder die Bedeutung der Abwanderung in die Savanne (exogen) oder die Bedeutung des aufrechten Ganges (endogen) oder die Bedeutung der Hand für den Kulturaufbau (autogen) hervorgehoben. Eine entscheidende Grundlage bildete aber die aus allen 3 Richtungen vernetzt ausgelöste Zerebralisation, d.h. die Größenentwicklung des Gehirns, denn das Gehirn eines frühen Hominiden im Tier-Mensch-Übergang hatte ein Volumen von ca. 500cm3 (Beispiel: Australopithecus) und wuchs auf: ca. 600-800cm3 (Homo rudolfensis und habilis), 750-1250cm3 (Homo erectus), 1200-1800cm3 (Neandertaler), bis zu 2000cm3 (Jetzt-Mensch). |
Ur) Kultur | Menschwerdung | Zerebralisation | Sphärengeschichte |
1) Winter | Prähomisierung | Insulation/Präsozialisation | Uterus (Vor-/Urkultur) |
2) Frühling |
Hominisierung |
Körperdistanz/Technisierung |
Kind/Familie
(Frühkultur) |
3)
Sommer | Sapientisierung |
Pädomorphose/Grazialisierung |
Jugend/Schule (Hochkultur) |
4) Herbst |
Historisierung |
Übertragung/Enkulturation |
Erwachsensein (Spätkultur) |
Analogien |
können verdeutlichen, daß bestimmte Phänomene geradezu nach Parallelität rufen, um als das erkannt zu werden, was sie für die meisten Menschen doch nicht zu sein scheinen: Erscheinungsgleichheiten. Sie sind Fast-Gleichheiten, weil sie in einer Ähnlichkeitsbeziehung stehen, in der die Grenzen zwischen Äquivalenz und Gleichzeitigkeit einerseits sowie Äquivalenz und Gleichräumigkeit andererseits sich zwar verwischen, aber deswegen noch lange nicht völlig undurchschaubar bleiben müssen. Leicht einzusehen ist, daß die menschliche (Ur-)Kultur mit der Menschwerdung begann, daß sie als eine Geschichte der Zerebralisation und der Sphären erzählt werden kann. Sie begann in einem dem Uterus ähnlichen Raum, weil wir heute einfach nicht mehr wissen, wie unsere Vor- und Urkultur sich tatsächlich ereignet hat. Für mich ist klar, daß Menschen die einzigen Lebewesen sind, die wohnen können, indem sie sich z.B. durch Pallisaden, Wände, Mauern ein Zu-Hause bauen und so Ge-wohn-heitliche, Ge- und Ver-wöhn-liche werden - als Wohnende sind sie Haushalter bzw. Ökonomen (oíkos, Haus; nomíã, Hüter, Verwalter; nomos, Gesetz, Recht). Man kann diese Entwicklung bereits deshalb mit der Prähominisierung beginnen lassen, weil innerhalb der Primaten-Ordnung die Menschenartigen (Hominoidea) die einzige Überfamilie sind, deren Insulation eine gesondert besondere Präsozialisation bedeutet und einen Vor(be)griff mit besonders riskanten Folgen darstellt. Eine solche Insulation oder Präsozialisation ist vom Niveau her adäquat nur zu vergleichen mit der Entwicklung des Menschen im Uterus, der Menschheit in ihrer Vor-/Urkultur oder der einzelkulturellen Sphären in ihren Phasen der Ur/-Vorkultur (). Richtig Mensch ist man seit der Geburt, heißt es oder hieß es zumindest in allen bisherigen Kulturkreisen (von wenigen Ausnahmen abgesehen). Evolutionär gesehen, ist der Mensch ein richtiger Mensch, ein aufrecht-richtig-gehendes Wesen erst durch seine Technik, mit der er zur Welt kommt*. Da aber die Geburt vorverlegt ist, wir also Frühgeburtliche sind, ist auch der richtige Mensch ein phylogenetisch Frühgeburtlicher und deshalb die Menschheitsgeburt in Wahrheit ein Prozeß ständig vorverlegter Geburt: Hominisierung als Prozeß der Technisierung, bestehend vor allem aus Körperdistanz bzw. Körperausschaltung durch Würfe und Entwürfe (Projekte) der Jäger als Schützen (Treffer) und Sammler als Sucher (Finder). Die Hominisierung ist also als ein Weg von der Steinkultur zur Feuer-, Sprach- und Religionskultur zu beschreiben; sie ist menschliche Frühkultur und vergleichbar mit der Kindheit als ein Weg von dem Bausteinspiel zum Spiel mit Feuer, Sprache und Religion oder mit den einzelkulturellen Sphären in ihren Phasen der Frühkultur (). Die Geburtsvorverlegung ermöglichte Technik wie Distanzierung (Nicht-Anpassung), Hominisierung wie Kindheit, während der Aufschub Kunst wie Grazialisierung (Pädomorphose), Sapientisierung wie Jugend ermöglichte. Nicht zufällig hat man das griechische Wort für Jugend (neotos, neotes) zur Beschreibung der Entwicklungsverzögerung, des Aufschubs, gewählt: Neotenie. Sie ist das Gegenstück zur Vorverlegung (der Geburt), und weil die Neotenie eine Verzögerung bzw. den Aufschub des Erwachsenseins bedeutet, will und muß das Neu-Sich-Ausgedehnte (= Neotenie) gefüllt sein: Ausbildung, Lernen, Schule sind andere Wörter für Erwachsenwerden und Synonyme für die menschliche Hochkultur oder für die einzelkulturellen Sphären in ihren Phasen der Hochkultur (). Man kann behaupten, daß die gesamte Homo-Sapiens-Art wie auch der einzelne Mensch dazu tendieren, die Jugend wie auch die Hochkultur als ein ständig Neu-Sich-Ausdehnendes (= Neotenie) zu favorisieren; sie ständig zu verlängern, also im Erwachsenwerden zu verharren, was aber bedeutet, daß das Erwachsensein, zumindest scheinbar, gar nicht erwünscht ist. Dieser Schein trügt, da auch ein Ziel häufig nur deshalb interessant bleibt, weil der Weg zum Ziel so schön ist. Jeder kennt Wendungen wie z.B. der Weg ist das Ziel, zu immer neuen Ufern, nach dem Spiel ist vor dem Spiel, ohne Arbeit kein Vergnügen, man lernt nie aus, ... u.s.w.. Was die Geschichte der Menschheit angeht, so war es Homo sapiens sapiens, der als erster das menschliche Erwachsensein erreicht hat, weil er die Historisierung begründete: er machte aus der Kunst eine Kunstgeschichte (beginnend mit der Höhlenmalerei), entwickelte sich vom Nomaden zum Seßhaften, um schließlich Schrift, Historiographie, Industrialisierung, Weltraumeroberung zu betreiben, alles nur Erdenkliche zu verbildlichen und sich selbst zur künstlichen Nachbildung zu empfehlen. Homo sapiens sapiens war es also, der die Neanthropinen-Periode (die 4. Periode oder Spätperiode der anthropinen Evolutionsperiodik) begründete; innerhalb dieser Periode auch eine Neanthropinen-Neuzeit, die wir Neolithische Revolution oder Seßhaftwerdung nennen, und eine Neanthropinen-Moderne, die wir mit Begriffen wie Seßhaftsein, Metallikum, Schriftlichkeit oder Historiographik umschreiben und Historienkulturen oder Kulturkreise nennen. Neanthropinen-Periode (Menschen-Moderne) bedeutet also Historisierung, Enkulturation im Sinne einer Übertragung alter (Sphären-)Erfahrungen auf neue (Sphären-)Erfahrungen; als Spätperiode der Anthropinen-Periodik ist sie menschliche Spätkultur und die Möglichkeit zum menschlichen Erwachsensein, vergleichbar mit der Möglichkeit zur Zivilisierung der einzelkulturellen Sphären in ihren Phasen der Spätkultur (). Die Kulturgeschichte ist also immer auch Sphärengeschichte, und zwar der menschlichen Kultur überhaupt wie der darin eingebetteten Einzelkulturen. Und das alles ist Gehirn-Geschichte, ist Zerebralisation (inklusive Neokortikalisierung).
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Gehirn-Konferenz: |
Imperialer Kategorativ Mein
Reptilienhirn meint ES, mein Säugerhirn meint ICH, mein Menschenhirn meint
ÜBER-ICH! | |
0) [Urknall/Urmobilität]
Universum:
1) Galaxis (Milchstraße) , 2) Sonne (Sonnensystem), 3) Erde mit Leben
(Kryptozoikum) 4) [1.Moderne] Höheres Leben (Phanerozoikum): 5) Paläozoikum, 6) Mesozoikum, 7) Känozoikum 8) [2. Moderne] Prähominisierung (Primaten-Kultur): 9) Primatisierung, 10) Simiasierung, 11) Hominoidisierung, 12) [3. Moderne] Hominisierung (Homo-Kultur): 13) Homo rudolfensis, 14) Homo habilis, 15) Homo erectus, 16) [4. Moderne] Sapientisierung (Sapiens-Kultur): 17) H.s. anteneanderthalensis, 18) H. s. neanderthalensis, 19) H. s. s., 20) [5. Moderne] Historisierung (Neanthropinen-Kultur): 21) Kunstgeschichtlichkeit, 22) Seßhaftigkeit, 23) Vieh-/Landwirtschaftlichkeit, 24) [6. Moderne] Historiographik (Neanthropinen-Moderne = Historien-Kultur[en]): 25) Vor-/Urkulturen, 26) Frühkulturen, 27) Hochkulturen, 28) [7. Moderne] Historismus (Historiographik-Moderne = Historismen als Spätkultur[en]): |
Kosmos-bedingte Prähominisierung-Hominoidisierung
ca. 0,05787' % |
System-bedingte Prähominisierung-Hominisierung
ca. 0,05787' % |
Struktur-bedingte Prähominisierung-Sapientisierung
ca. 0,05787' % |
Funktionsbedingte Prähomisierung-Historisierung
ca. 0,05787' % |
Funktionsbedingte Hominisierung-Einzelkulturation
ca. 0,05787' % |
Funktionsbedingte Sapientisierung-Kulturphasierung
ca. 0,05787' % |
Funktionsbedingte Historisierung-Kulturgeneration
ca. 0,05787' % |
Diese 7 Relationen sind Ergebnisse der vielen Weltjahre und dem Faktor 12³, der, wenn er multipliziert oder dividiert wird, wie eine mathematisierte Möglichkeit zum Menschen wirkt. Daß, was wir als große Chance ansehen, ist in Wahrheit eine zeiträumlich kleine Gelegenheit. Aber sie ist qualitativ grandios, wie ich finde. Wir, die 12³-Platoniker, waren von unten her und sind nach oben hin offen. Wir scheinen tatsächlich so etwas zu sein wie die Wesen der Lichtung - von ihr aus und zu ihr hin gesehen. Die Prähominisierung teilt mit der Geschichte des Universums das Problem des Anfangs (!) und die damit verbundene außerordentliche Dimension Prä. Deshalb kennen wir auch nur einen Teil der Geschichte von Universum und Prähominisierung: beide müssen auch eine Vorgeschichte gehabt haben - aber welche? Was war vor dem Urknall? Was war vor der Zündung der Vormenschen? Außerdem wird durch den Anteil der Hominisierung an der Prähominisierung deutlich, wie sehr man auf Kenntnisse riesiger Zeiträume angewiesen ist, wenn man die Geschichte der Vormenschen dahingehend studieren will, daß auch die Geschichte der Frühmenschen verständlicher wird - und damit auch die Geschichte der Altmenschen und die der Jetztmenschen. Für jeden Jetztmenschen (Historisierungs-Homo-sapiens-sapiens) sind vor allem die oben erwähnten Funktionsbedingungen maßgeblich gewesen, die sich in den 4 Relationen äußern: Prähominisierung verhält sich zur Historisierung wie Hominisierung zur Einzelkulturation, wie Sapientisierung zur Kulturphasierung und wie Historisierung zur Kulturgeneration. Das bedeutet u.a., daß die Historisierung als 4. Periode innerhalb der menschlichen Evolutionsperiodik gegenüber der Einzelkulturation (z.B. Seßhaftwerdung), der Kulturphasierung (z.B. Zivilisationswerdung der Einzelkulturen) und der Kulturgeneration (z.B. Prägung der Individuen einer Kultur; durchschnittlich ungefähr 15 Jahre) in hohem Maße dominant ist, wie auch die Prähominisierung gegenüber der Hominisierung, der Sapientisierung und der Historisierung in hohem Maße dominant ist. Wenn man allerdings die mindestens 40 000 000 Jahre umfassende Prähominisierung und die nicht einmal 30 000 Jahre umfassende Historisierung vergleicht, fällt auf, daß der Mensch wohl immer noch viel mehr Tier ist als er einräumt; deshalb muß er sich als sein eigenes Haustier weiterhin zur Verfügung stellen. Er muß seine Selbstdomestikation nicht zuletzt deswegen weiterhin betreiben, um doch noch die Menschwerdung, das aufgeschobene Menschsein, zu überwinden. |
Der Mensch in der Systematik |
Domäne | Eukaryota (Eukaryonten) |
Reich | Animalia (Tiere) |
Unterreich | Metazoa (Vielzeller) |
Überstamm | Deuterostomia (Zweitmünder) |
Stamm | Chordata (Zellsäulentiere) |
Unterstamm | Vertebrata (Wirbeltiere) |
Überklasse | Gnathostomata (Kiefermäuler) |
Klasse | Mammalia (Säugetiere) |
Unterklasse | Eutheria / Placentalia (Höhere Säugetiere) |
Überordnung | Euarchontoglires / Supraprimates (Superherrentiere) |
Ordnung | Primates (Herrentiere) |
Unterordnung | Simiae (Affen) |
Überfamilie | Hominoidea (Menschenartige) |
Familie | Hominidae (Menschenaffen) |
Unterfamilie | ? |
Übergattung | ? |
Gattung | Homo |
Untergattung | ? |
Überart | ? |
Art | H. s. |
Unterart | H. s. s. |
Nach der biologischen Systematik ist die Unterart Homo sapiens sapiens der Art Homo sapiens das einzige noch lebende Mitglied der Gattung Homo und seiner Familie Hominidae (Menschen). Sie gehört zur Überfamilie Hominoidea (Menschenartige). Zur hominoiden Überfamilie zählen insgesamt drei Familien: Menschenaffen (Pongidae), Gibbons und Menschen. Der Mensch ist der einzige Vertreter dieser Überfamilie, der auch in der Neuen Welt (Amerika) vertreten ist. Allerdings ist Homo sapiens sapiens dorthin erst gewandert, als er den Homo sapiens neanderthalensis verdrängt hatte und die Menschen-Moderne bzw. die Historisierung begann. (). Analog dazu erfolgte die Neubesiedlung des amerikanischen Kontinents bei gleichzeitiger Vedrängung der Urbesiedler in Zeiten der beginnenden Moderne, deren ebenfalls beginnenden Vollendungshöhepunkt wir gerade erleben dürfen. Man erkennt: es ist viel von Anfang und Beginn die Rede, aber so richtig einzäunen oder sonstwie abgrenzen kann man solche Stadien genauso wenig wie den Zeitpunkt des beginnenden Lebens. Dieses Thema ist in der heute aktuellen Phase der vollendenden Moderne (Spätmoderne) zur Ethikfrage schlechthin geworden. Da die Wissenschaft die ethische Grenzen überschritten hat - wann hat sie das nicht getan? -, werden einige ihrer Disziplinen mediokratisch nach den Spielregeln der Globalpolitik (Globalismus) in bestimmten Ländern verboten, damit sie ohne Konkurrenz in anderen bestimmten Ländern die Kapitalbasis für die großen Geschäfte schaffen können. Eine Ethik, beschworen von Vertretern derselben Wertegemeinschaft wie die, für die sie bestimmt sein soll, ist keine Ethik, jedenfalls nicht im demokratisch verstandenen Sinne. Gerade die sich teilweise selbst isolierenden Mitgliedsstaaten dieser sich Westliche Demokratie nennenden Wertegemeinschaft sind Kronzeugen für die Tatsache, daß es in Zeiten der vernetzten Welt (Globalik) keineswegs demokratisch zugeht und auch gar nicht zugehen kann. Im heutigen Abendland, das, weil erwachsen geworden, mit dem Nachnamen Europa angesprochen werden will, sind die nicht-angloamerikanischen Staaten und insbesondere deren ehemaliger Konkurrent Deutschland das beste Beispiel für diese rhetorische Verwechslung von Polittragödie und Politikomödie. Die seit 1945 bestehenden Verhältnisse sind weiterhin unantastbar geblieben und werden es auch wohl noch lange Zeit bleiben. Das war in der Antike nach den Punischen Kriegen auch so. Sowohl vertikal als auch horizontal hat man stets zwei Parallelen zu betrachten, wenn man verstehen will, warum die inneren Analogien und Widersprüche in einer Gemeinschaft sich in einer äußeren Gegengemeinschaft widerspiegeln. | |
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GENESE- Diagenese -Die erdgeschichtliche Diagenese, eine Umbildung lockerer Sedimente in feste Gesteine durch Druck, Temperatur, chemische Lösung ohne wesentliche Änderung des ursprünglichen Gefüges und Mineralbestands, ist nicht immer scharf zu trennen von der Metamorphose. Metamorphose bedeutet - im Sinne einer Gesteinsmetamorphose - eine nachträgliche Umbildung eines sedimentären oder magmatischen Gesteins in ein metamorphes Gestein als Folge von Temperatur- und Druckveränderungen, wobei Minerale neugebildet oder umkristallisiert werden, das Gefüge des Ausgangsgesteins verändert wird und Stoffaustausch stattfindet (Metasomatose). Es gibt mehrere Arten der Metamorphose und auch eine Pseudomorphose. |
Früh- und SpätgeburtWenn ein 9 Monate altes Kind den Geburtsreifezustand des Primatenniveaus intrauterin erreichen will, darf es erst mit 21 Monaten das Licht der Welt erblicken. In Analogie dazu wäre der Geburtstermin für das Abendland nicht der Beginn, sondern das Ende der Karolingerzeit () bzw. der Beginn der Romanik (). Wenn der Geburtsreifezustand des Säugetierniveaus die Basis sein sollte, wäre der analoge Geburtstermin des Abendlandes sogar der Beginn der Gotik (). Junge Kulturen sind also auch an ein Treibhaus gebunden; die elterlichen Kulturen müssen den externen Uterus garantieren. Seinen ganz eigenen Ausdruck fand das Abendland ja tatsächlich erst in der Gotik, der Phase des Kultursymbolerwerbs! Der kulturelle Frühling (die Frühkultur) erscheint, wie der natürliche Frühling auch, als eine ewige Geburt! Wie einfach wäre es dagegen, wenn Menschen-Kulturen funktionierten wie Reptilien-Kulturen, die scheinbar nur in zwei Jahreszeiten leben . Für Reptilien scheint es nämlich auch nur zwei klimatische Ge-Häuse zu geben: im Ei oder nicht im Ei. Reptilien haben keine Kindheit, keine Jugend; sie sind nach der Schlüpfung aus dem Ei auf sich selbst angewiesen (und kaum zu dressieren!). Säugetiere dagegen sind auf das Spielen mehr oder weniger angewiesen; für sie gibt es also Kindheit und Jugend - mehr oder weniger. Diese gibt es für Säuger deshalb, weil sie der Tendenz folgen, die Geburt vorzuverlegen. Man darf annehmen, daß es seit der Zeit der Säuger nicht mehr nur zwei Ge-Häuse gibt, sondern vier: im Uterus, in der Mutter-Kind-Sphäre, in der Jugendsphäre, in der Erwachsenensphäre. Diese Sphären haben sich ständig vergrößert und sind der Körperentwicklung dabei vorausgeeilt. Am Becken und am immer größer werdenden Gehirn wird die aufgezwungene Vorverlegung der menschlichen Geburt besonders deutlich. Sie erfordert einen extrauterinen Ersatz für die immer unfertiger Zur-Welt-Kommenden*. Jede Vorverlegung der Geburt bedeutet ein Risiko, nicht nur eine Verkürzung der Zeit im Uterus - für Kulturen: verkürzter Winter (), verlängerter Frühling (), verlängerter Sommer () und aufgeschobener Herbst (). Bekanntlich haben sich Menschen und ihre Kulturen für den Weg der verkürzten Zeit im Uterus entschieden. Seitdem hat der Uterus (Kultur-Winter) den Kind-Familie-Zeitraum (Kultur-Frühling) verlängert und erweitert, andererseits der begünstigte Jugend-Zeitraum (Kultur-Sommer) den Erwachsenen-Zeitraum (Kultur-Herbst) aufgeschoben. Die Zerebralisation erzwang also nicht nur eine Vorverlegung der Geburt, sondern auch den Aufschub des Erwachsenseins. Ein Vergleich mit unseren nächsten Verwandten verdeutlicht auch den Aufschub: gemäß unserer Primatenordnung müßten wir spätestens mit 7 Jahren erwachsen sein, nach den Regeln unserer Säugetierfamilie sogar schon spätestens mit 3 Jahren! Auf die Kulturgeschichte übertragen, würde das bedeuten, daß z.B. das Abendland nicht (erst) mit Beginn des Napoleonismus () bzw. mit dem Ende der Aufklärung () erwachsen geworden wäre, sondern schon mit Beginn des Absolutismus (), analog zum Säugetierniveau sogar schon mit Beginn der Reformation () bzw. dem Ende der Gotik (), der Phase des Kultursymbolerwerbs! Wieder läuft alles auf den Kultursymbolerwerb hinaus - dieses Mal auf seinen Abschluß, d.h. auf den Übergang vom kulturellen Frühling zum kulturellen Sommer. Und der kulturelle Sommer (die Hochkultur) erscheint, wie der natürliche Sommer auch, als ein nie enden wollender Aufschub! Auch der Tod ist auf diese Weise von den Menschen (Kulturen) aufgeschoben worden: Menschen und Kulturen werden immer älter und vielleicht in Zukunft sogar zu ihren eigenen Göttern! Unsterblich ! Spätestens dann wäre bewiesen, daß Intelligenz verpflichtet und daß es die Erwachsenen-Geburt, die Geist- oder Gehirn-Geburt, wirklich gibt. Voreilige Kindes-Frühgeburt und aufgeschobene Erwachsenen-Spätgeburt (das wahre Erwachsensein) schaffen Raum und Zeit für die menschliche Kultur, ja machen sie eigentlich erst möglich. Alle spezifischen Kulturen zeichnen sich hauptsächlich durch die Phasen von Frühkultur () und Hochkultur () aus, denn von derartigen symbolischen Prägungen sind Kulturen in den Phasen der Vor-/Urkultur () noch zu abhängig und in den Phasen der Spätkultur () schon zu unabhängig! Wir dürfen also festhalten, daß der weitaus größte Teil der Kultursymbolik in den früh- und hochkulturellen Phasen erworben wird und die Vorverlegung der kulturellen Geburt eine Einengung der vor-/urkulturellen Phasen bedeutet, so daß diese immer mehr zu zivilisiert-vor-/urkulturellen Phasen werden müssen, während der Aufschub des kulturellen Erwachsenseins eine Ausdehnung innerhalb der spätkulturellen Phasen bedeutet, so daß diese immer mehr zu zivilisiert-spätkulturellen Phasen werden müssen. Ein solcher Drang zur Zivilisierung ist ein Drang zur Früh- und Spätgeburt, ein Zwang zum Erwerb des weitaus größten Teils der Zivilisationssymbolik in den spät- und vor-/urkulturellen Phasen.Daraus folgt, daß eine immer mehr Zivilisation hervorbringende Kulturgeschichte auch die Historisierung der Menschen, d.h. die 4. Periode innerhalb der menschlichen Evolutionsperiodik, beenden wird. Die zukünftigen Neu-Menschen werden ganz andere Probleme bewältigen müssen als die Jetzt-Menschen; neu-hominide Geschichte wird nur noch Welt(all)geschichte sein und, das ist jetzt schon absehbar, ansonsten immer mehr als etwas Überwundenes, Verlassenes, Vergessenes, Verlerntes gelten, so wie seit der Menschwerdung, besonders in den letzten ungefähr 26 000* Jahren Historisierung das Leben in einer naturhaften Umwelt immer mehr verlernt worden ist, weil Menschen gelernt haben, das Leben als Käfig-Dasein nicht-menschlicher Lebewesen zu überwinden, zu verlassen, zu vergessen, zu verlernen. Ja: Menschen haben auch gelernt zu verlernen. Nur: in Zukunft wird, das ist tendentiell jetzt schon spürbar, die Empfindung stärker werden, daß Menschen dennoch, wenn auch in astronomisch-großsphärischer Hinsicht, wie die Tiere leben, also ebenfalls zu einem Käfig- oder Umwelt-Dasein verdammt sind. Deshalb werden sie, wie früher schon, versuchen, ihre Umwelt erneut zu durchbrechen, um erneut in eine Welt zu starten - wieder einmal, um die alte Welt hinter sich zu lassen, weil sie sich von der neuen Welt mehr versprechen. Menschen verlassen jeden Uterus, jede Umwelt, weil sie zur Welt kommen* wollen. Wenn Menschen wirklich erwachsen geworden sind, stellen sie fest, daß sie auch aus einem Extrauterus ausbrechen können, sich aber auch nach einer Spätgeburt immer wieder erneut in einem solchen, wenn auch immer ausgedehnteren und zugleich imperialeren, wiederfinden und ihn frühestens in den erwachsenen Phasen - also erst nach dem glücklichen Durchlaufen der kindlichen und jugendlichen Phasen - als eine Sphäre der Domestizierung entlarven können. Denn: Menschen sind nun mal bis zu einem gewissen Alter zum Aufschub des Erwachsenseins gezwungen. Aber wenn sie dann tatsächlich die Reife dafür erreicht haben, besteht noch die Gefahr, daß sie sich an den Aufschub des Erwachsenseins gewöhnt haben und im ewigen Erwachsenwerden verharren wollen oder sogar regredieren, d.h. auf Früheres zurückgehen und sogar das Erwachsenwerden aufschieben, um gewohnt-verwöhnt zu bleiben. Menschen bevorzugen Kindheit und Jugend, weil sie ihr immer größer werdendes Gehirn von einer immer größer werdenden Welt prägen lassen wollen - angenehm als Ge- und Verwöhnungseffekte oder Weltverhäuslichungen und unangenehm als Entwöhnungseffekte oder Risiken. Tiere bringen Junge in die Umwelt, Menschen bringen Kinder auf die Welt. Diesem Fall muß das wahre Zur-Welt-Kommen* erst noch folgen, das den Menschen erwachsen werden läßt. Erwachsensein ist Welt-Erfahrenheit, Welt-Intelligenz, Welt-Form, kurz: Weltheimat. Solange der Mensch infantil oder juvenil blieb, blieb er auch ein Erwachsenwerdender, und auch heute noch bleiben nicht wenige ältere Menschen vom Erwachsensein verschont, obwohl es für sie längst an der Zeit wäre, nicht mehr erwachsen zu werden, sondern erwachsen zu sein. Der Mensch muß seine extrauterine Sphäre verlassen und den Aufschub der Erwachsenen-Geburt überwinden wie - umgekehrt - das Kind seine intrauterine Sphäre verlassen und die Vorverlegung seiner Geburt überwinden muß. (Vgl. Pädomorphose und Neotenie). |
Wenn oben nicht wie unten ist, dann ist kulturelle
Revolution
am Werk. Heidegger wußte: Sein ist verknüpft mit Macht (bzw. Ökonomie) und Technik. Der Existenzphilosoph ist nicht gegen die Technik. Ganz im Gegenteil: Ich
sehe in der Technik, Worauf
es mit ankommt, ist die These, daß Menschen Geschöpfe einer Verwöhnungsgeschichte
sind |
Weil der Mensch sich von seinen Anfängen an stets über eine gewählte Insellage bzw. eine gruppenspezifisch individualisierte Dynamik weiterentwicklte und diese Voraussetzungen seit der modernen Globalisierung auf unserem Globus so nicht mehr gegeben sind, bleibt es wohl wieder der Technik überlassen, neue Wege für die menschliche Gattungsgeschichte zu finden. Beweise für diese These liefern die Inselsucher der Humangenetik und der Weltraumbesiedlung. Mit dem Erreichen der abendländischen Globalphase geht offenbar - wenn es klappt! - nicht nur eine zivilisierte Kultur auf eine Zeit der Befruchtung zu, sondern auch die Periode der Neanthropinen, mehr noch: die Sapiens-Art, die Homo-Gattung und die Hominiden-Familie scheinen hier von ihrer einzig übrig gebliebenen Unterart wieder auf die Tagesordnung einer möglichen Bereicherung gebracht zu werden. Aus den ersten Steinwürfen sind mittlerweile hochtechnologische Entwürfe geworden.
Wer
sich auf dem Weg zu einer neuen Qualität den Vorsprung von der Konkurrenz
nicht nehmen
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Die doch wohl gefährlichste
Entwicklung |
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Die erste (Schrift-)Kultur entstand in Mesopotamien - ich nenne sie Sumer, wozu auch Akkad, Altassyrien, Babylon, Palästina, Mittel-, Neuassyrien und Neubabylonien als Nachfolger der bedeutenden Sumerer zählen. Hethiter und Iraner (später: Perser) nehmen eine sehr bedeutende Sonderstellung ein. Ägyptische Kultur heißt: Altes, Mittleres und Neues Reich. Zu China zählen die bekannten Dynastien Hsia, Shang, Chou (westlich und östlich), die Zeit der kämpfenden Staaten (Chan-kuo-Zeit), die folgenden Dynastien Ch'in, Han(westlich und östlich), Tang, Sung, Ming, Mandschu und die Zeit der Republik und des Kommunismus. Indiens Kultur bedeutet Harappa, die Zeit von den Früh- bis zu den Spätveden, die Maurya-Dynastie und das 1. Großreich, die Shatavahana-Dynastie, das Gupta-Reich, das Sultanat von Dehli, das Mogul-Reich, die Kolonialisierung und die erneute Unabhängigkeit. Arabien umfaßt alle Völker, die den später jüdisch, christlich-orthodox, islamisch genannten Monotheismus begründeten (vgl. Magische Kultur). |
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Es möge sich fernhalten, wer unwillig ist, die Geschichte wie eine Goldmünze
zu hüten. |
Anmerkungen: Metamorphose bedeutet: 1) in der Geologie die Umgestaltung oder Umwandlung eines Gesteins in ein anderes Gestein (vgl. Gesteinsmetamorphose); 2) in der Botanik die Wandlung eines Organs aus einer andersartigen Anlage, zum Beispiel Dorn aus Laubblattanlage oder die Gestaltsumbildung der drei Hauptorgane höherer Pflanzen (Wurzel, Sproßachse, Blatt) infolge einer Funktionsveränderung; 3) in der Zoologie die indirekte Entwicklung vom Ei zum geschlechtsreifen oder zum erwachsenen Tier durch Einschaltung gesondert gestalteter (metamorphosierter) selbständiger Larvenstadien (zu lat. larva = Geist, Maske, Gespenst), etwa die Wandlung des jungen Tieres durch verschiedene äußere Stadien, ehe es die Form des erwachsenen Tieres annimmt, besonders auffällig bei Bandwürmern (als Larve: Blasenwürmer), Krebsen, Insekten und Lurchen (zum Beispiel: Ei, Kaulquappe, Frosch). Man unterteilt die Metamorphose (Umgestaltung, Verwandlung der Gestalt), die auch Metabolie (Umwurf, Verwurf) genannt wird, in verschiede Typen: die vollkomene Verwandlung (Holometabolie), die unvollkommene oder halbe Verwandlung (Hemimetabolie) mit den Formen Heterometabolie, Paläometabolie, Neometabolie. Die Metamorphose hat besonders Goethe sehr fasziniert, später auch Spengler, der sich stark an Goethe anlehnte, den Begriff Metamorphose als Grundlage benutzte und speziell die Pseudomorphose als Theorem in seine Historiensicht einbaute: Historische
Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde Kultur so mächtig
über dem Lande liegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht
zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen,
sondern nicht einmal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt.
(Oswald Spengler,
1918, S. 784). Vgl. mein Begriff der Heirat (Ehe) bzw. Schwangerschaft.
Pseudomorphose bedeutet Umbildung eines Minerals,
bei der die äußere Kristallform erhalten bleibt, die inhaltliche Substanz
aber verändert wird. Man unterscheidet: 1.) Paramorphose oder
Umlagerungs-Pseudomorphose, bei der durch Änderung von Druck und Temperatur,
aber bei Erhaltung der chemischen Zusammensetzung das Kristallgitter umgebaut
wird; 2.) Umwandlungs-Pseudomorphose, bei der der stoffliche Bestand
teilweise verändert, d.h. Stoff zu- oder/und abgeführt wird; 3.) Verdrängungs-
oder Ausfüllungs-Pseudomorphose, bei der der stoffliche Bestand vollständig
ausgewechselt wird; die neugebildeten Minerale werden auch als Afterkristalle
bezeichnet; 4.) Umhüllungs-Pseudomorphose oder Perimorphose,
bei der ein Kristall von einer anderen Substanz eingehüllt und dann völlig
herausgelöst wird, so daß nur ein Hohlraum zurückbleibt (negativer
Kristall). Was bei Spengler eine Pseudomorphose heißt, nenne ich Heirat (Ehe) in der ersten Version und Schwangerschaft in der zweiten Version, die den Anfang des neuen Lebens bildet. (Vgl. 22-24 und 0-2). Ein Beispiel: Der Hellenismus war interkulturell eine Ehe und auch eine Schwangerschaft. Auf zwei Jahreszeiten verteilt, die herbstliche, in der die Hellenen führend waren, und die winterliche, in der die patristischen Christen führend waren, wurde aus der antik gefälschten Form der magischen Kultur eine magisch gefälschte Form der Antike, die am Ende der Schwangerschaft wie eine Plazenta entsorgt wurde, als das Abendland zur Welt kam (vgl. 6-8), nämlich als eine schon vor oder während der Wintersonnenwende (vgl. 22-24 und 0-2) mit der genetischen Information genau dieser beiden Formen ausgestattete Kultur.Oswald Spengler (28.05.1880 - 08.05.1936), Der Untergang des Abendlandes, 1918 (Band I), 1922 (Band II).Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel Parallelenaxiom deutlich werden kann: Euklid hat in seinen Elementen (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. dazu auch das Germanentum).Magische Kultur bedeutet ein dualistisches Seelenbild: Geist und Seele; ihr Ursymbol ist die Welthöhle. (Vgl. Spengler, 1922, S. 847f.). Der in Spengler den Entdecker der magischen Nationen sehende Sloterdijk meint zum magischen Prinzip: Was die Weitergabegewalten zuletzt immer über den Geist der Freisprüche siegen läßt, ist die Positivierung der Versprechen und die Nationalisierung der Universalien. Eben dies ist das Prinzip der magischen Nationen, die Oswald Spengler entdeckt und benannt hat - und die man auch Taufnationen oder Religionsnationen nennen könnte. (Peter Sloterdijk, Zur Welt kommen, zur Sprache kommen, 1988, S. 172f.).Historismus ist eine Erscheinung der Spätkultur, d.h. der wie auch immer in den Einzelkulturen erscheinenden zivilisierten Moderne. Die spätkulturellen Phasen () sind immer historizierend - selbst in einer Kultur wie der Antike, die im Vergleich zum Abendland doch als relativ ahistorisch gelten kann. Spätkultur ist kultureller Herbst. (Bilder?). Dem entsprechen sind ihre erwachsenen Denker Spätdenker. (Vgl. Moderne-Gliederung).An den 3 Bereichen EXOGEN, ENDOGEN, AUTOGEN lassen sich z.B. Analogien zur Entwicklung im Uterus ablesen: EINNISTUNG (), ORGANBILDUNG (), (ORGAN)FUNKTION (), und das gilt auch für alle späteren Sphären!Die Prähominisierung selbst kann in dieser 12³-Relation bisher nur in Relation zum vierfachen Alter unseres heutigen Univerums gesehen werden, also zu der Zeit vor dem Urknall, zum Vorknall sozusagen. Wir wissen nicht, was genau vor dem Urknall knallte; wir wissen auch nicht, wer genau als die Vorfahren der Hominoiden - der Menschenartigen (Überfamilie für die Familien Menschenaffen, Gibbons und Menschen) - anzusehen ist. Um dies herauszufinden, müßte man fast das gesamte Känozoikum wie seine Westentasche kennen. Die Geschichte der Prähominisierung und die Geschichte unseres Universums lassen sich ähnlich schwer beschreiben wie die Geschichte des Ungeborenen im Uterus oder die Geschichte der Vor-/Urkultur.Homo bedeutet vom Ursprung (lat. humus, Erdboden) her Irdischer. Die Gattung Homo der Familie Hominidae und sogar noch die Überfamilie Hominoidea stammt also auch sprachlich vom Erdboden ab. Die Irdischen stammen aus dem Mutterboden namens Uterus oder sind auf ihn gefallen, d.h. auf die Welt gekommen. Wenn also die Menschwerdung in einer Hülle begann, dann darf, wenn man es ganz genau nimmt, das Wort Menschwerdung nicht mit Hominisierung oder Hominisation übersetzt werden, sondern muß, weil es die Prähominsierung miteinschließt und sogar noch die Sapientisierung und Historisierung, anders (z.B. Prähominisierung-bis-Posthominisierung) oder gar nicht übersetzt werden. Also noch mal: Menschwerdung ist Prähominisierung, Hominisierung, Sapientisierung, Historisierung und endet mit dem Übergang zu einer eventuellen neuen Menschwerdung (Neumenschwerdung).Revolution ist kein progressives Voranschreiten (wie manche Ewiggestrige glauben mögen), sondern eine Umdrehung und ein Zurückwälzen (wie das lateinischen Wort revolutio verrät), um der Evolution (lat. evolutio, Entwicklung, Entfaltung) das richtige Maß zukommen zu lassen. Das Wort Revolution stammt aus der Astronomie - wie auch Präzession und Nutation. Präzession heißt Vorangehen und Nutation kurz-, aber auch langperiodische Schwankung im Vorangehen! (Vgl. Jahreszeiten).Johann Wolfgang Goethe (28.08.1749 - 22.03.1832) Faust (Teil I), 1806, S. 27, Faust (II), 1831, S.113ff..Auf die vorhistorischen Hominiden folgte der historische Hominide namens Homo sapiens sapiens, auf den vormodernen Humanismus folgt der moderne Hominismus. Damit schließt sich vorerst der Kreis. Schon im 13. Jahrhundert sollen Alchimisten erste Experimente unternommen haben, um einen künstlichen Menschen im Reagenzglas zu erzeugen. Goethe ließ im 2. Teil des Faust den Famulus Wagner einen Homunkulus nach Anleitung des Paracelsus erzeugen. Heute scheinen sich die Möglichkeiten zur Erschaffung des Menschen konkretisiert zu haben. (Vgl. Genetik/Gentechnologie).Von den 10 Mio. Indianern in den USA waren nach wenigen Jahrzehnten nur noch 2 Mio. Indianer übrig. Sie wurden von den Weißen einfach ausgemerzt - nach dem Motto: Endlsösung der Indianerfrage.Genetik bedeutet also nicht nur Naturgenetik, sondern auch Kulturgenetik. Als Technik scheint sie den Menschen von Anfang an begleitet zu haben. Jedenfalls wird immer häufiger behauptet, daß alle Technik ursprünglich - und die längste Zeit unbewußt - Treibhaustechnik und ipso facto indirekte Gentechnik gewesen ist. Unter Perspektiven der Evolutionstheorie ist die umweltdistanzierende Praxis der Vormenschen und erst recht der beginnenden Menschen immer schon eine spontane Genmanipulation - Selbstbehausungstechnik mit der Nebenwirkung Menschwerdung. (Peter Sloterdijk, Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger, 2001, S. 197).Lichtung ist, wenn man diesen Begriff so versteht, wie Martin Heidegger (Sein und Zeit, 1927) ihn prägte, das Sein, das desjenigen Seienden bedarf (das Dasein heißt), um offenbar zu werden. Das Sein ist die Lichtung, das das Seiende entbirgt, es erfaßbar macht. In dieser entbergenden Funktion besteht nach Heidegger der Sinn vom Sein. Dieser Sinn kann nur erscheinen im Da des menschlichen Daseins, d.h. in der Erschlossenheit des Daseins durch die Stimmungen. Und: Im Dasein liegt eine wesenhafte Tendenz auf Nähe. (Martin Heidegger, Sein und Zeit, 1927, S. 105). Der Sinn des Daseins ist es, das Sein als Lichtung alles Seienden - als Erfolgsraum mit Fenster für Erfolgsbeobachtungen (für offensive Distanz, für Eingriffe und Zugriffe auf Dinge durch die Technik bzw. Kunst) - als Möglichkeit zu nutzen bzw. es geschehen zu lassen. In einem solchen Raum wird die Möglichkeit der Zuhandenheit gewonnen. Die Lichtung ist ... nicht ohne ihre technogene Herkunft zu denken. (Peter Sloterdijk, Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger, 2001, S. 224). Man kann weder unverwandt in die Sonne blicken noch in den Tod. Nach Heidegger wäre hinzuzufügen, man kann auch nicht in den Menschen oder in die Lichtung blicken. .... Heidegger regt an, daß man nicht nur das anschaut, was im Licht liegt, sondern daß man darüber nachdenkt, wie das Licht und die Dinge zusammenkommen, anders gesagt, man soll die Lichtung als solche meditieren. Die Lichtung ist gleichsam der weltgebende Blitz. .... Aber wer direkt in ihn schaut, wird geblendet. .... Die Menschen ... sollen den Blitz bedenken und sich in seinem Licht selber als die Unheimlichen fürchten lernen. (Ist das eine Religion der Lichtung?). Der Mensch kennt sich selber noch gar nicht, weil er noch nie richtig nach sich selbst gefragt hat. .... Aber für Heidegger war klar, daß sich die Seinsfrage durch die Macht- und Technikfrage hindurch stellt. Und wie richtig das gesehen ist, bemerken wir erst heute daran, daß die Spitzentechnologien in den »life sciences« sich daran machen, die Codes des Lebendigen umzuschreiben. (Peter Sloterdijk / Hans-Jürgen Heinrichs, Die Sonne und der Tod, 2001, S. 113-114, 117-118).Nach Heidegger (26.09.1889 - 26.05.1976) entspringt das Sein aus dem Nichten des Nichts, indem das Nichts das Seiende versinken läßt und dadurch das Sein enthüllt. (Vgl. Sein und Zeit, 1927). Das Nicht nichtet beständig in mir - dieser Satz Heideggers weißt auf die innere Tatsache hin, daß ich Sein nur erfassen kann, wenn ich gleichzeitig das Nichtsein (Nichts) denke, und dies in der dialektisch gegenseitigen Verneinung, die ich als ein anhaltendes Nichten in mir erfahre. In einem Film von Walter Rüdel und Richard Wisser (Martin Heidegger - Im Denken unterwegs, 1975) ist Heidegger mit folgenden Sätzen zu hören: Der Grundgedanke meines Denkens ist ja gerade der, daß das Sein beziehungsweise die Offenbarkeit des Seins den Menschen braucht und daß umgekehrt der Mensch nur Mensch ist, insofern er in der Offenbarkeit des Seins steht. .... Man kann nicht nach dem Sinn fragen, ohne nach dem Wesen des Menschen zu fragen. Die von Heidegger begründete Existenzial-Ontologie heißt auch Fundamentalontologie, weil sie das Fundament - das Bedenken des Seins - an die Ontologie liefert. (Vgl. Existenzphilosophie). Heidegger machte aus diesem Fundament deshalb eine Fundamentalontologie, weil die Ontologie lediglich das Bedenken des Seienden als Seienden untersucht. Heidegger kritiserte an der abendländischen Metaphysik, daß sie im Verlauf ihrer Geschichte immer nur nach dem Seienden als Seienden gefragt habe; zwar habe sie diese Frage aus der Offenbarkeit des Seins gestellt, aber die Offenheit des Seins selbst sei nie ausdrücklich theamatisiert oder als solche bedacht worden. Die entscheidende Erfahrung meines Denkens - und das heißt zugleich für die abendländische Philosophie: die Besinnung auf die Geschichte des abendländischen Denkens - hat mir gezeigt, daß im bisherigen Denken eine Frage niemals gestellt wurde, nämlich die Frage nach dem Sein. Und diese Frage ist deshalb von Bedeutung, weil wir im abendländischen Denken das Wesen des Menschen dadurch bestimmen, daß er im Bezug zum Sein steht und existiert, indem er dem Sein entspricht. (Heidegger, in: Walter Rüdel & Richard Wisser, Martin Heidegger - Im Denken unterwegs ... [* Film], 1975).Übrigens: Voraussetzung für das SEIN als metaphysische Frage ist das Hilfsverb (Kopulativverb) SEIN in der Sprache - in etlichen Sprachen, z.B. in den slawischen, war bzw. ist dieses Hilfsverb nämlich nicht existent, also stellte bzw. stellt sich dort auch nicht die Frage, was es bedeutet, daß ein vor Augen stehendes oder ein als gewußt anwesendes Ding IST.Unterwegs zur Sprache. Und das ist das einzige Geheimnis Heideggers (), so der Heidegger-Übersetzer Jean Beaufret (in: Martin Heidegger - Im Denken unterwegs ..., ein Film von Walter Rüdel & Richard Wisser, 1975): Übersetzen ist für Heidegger kein Transport eines Pakets aus einem Idiom zu einem anderen, sondern umgekehrt: ein Übersetzen des Denkens selber durch einen Strom an das andere Ufer, nämlich zu dem, was schon zur Sprache gekommen war. (Ebd.).Zuhandenheit ist nach Heidegger (Sein und Zeit, 1927) die Seinsart der menschlichen Beziehung zum Zeug (Gegenstände für das alltägliche Besorgen, z.B. Strick-Zeug, Näh-Zeug u.s.w.). Für die Zuhandenheit ist ihre Unauffälligkeit charakteristisch, was zur Folge hat, daß sich ihr Wesen namentlich dann enthüllt, wenn ein Werk-Zeug oder dergleichen nicht zuhanden ist. Die Zuhandenheit steht im Gegensatz zur bloßen Vorhandenheit jener Dinge, die uns direkt nichts angehen. In den Zeug-Analysen von Sein und Zeit hat sich Martin Heidegger als erster Chirotopologe hervorgetan: Wir verstehen darunter einen Interpreten des Sachverhalts, daß Menschen als Hand-Besitzer und nicht als Geister ohne Extremitäten existieren. Am Heidegger-Menschen ist Beobachtern aufgefallen, daß er kein Genital zu besitzen scheint und wenig Gesicht - um so besser ist sein Ohr ausgebildet, um den Ruf der Sorge () zu vernehmen. Am vorzüglichsten ist seine Ausstattung mit Händen, weil Heideggersche Hände von einem Ohr, dem durch die Sorge eingesagt wird, von Fall zu Fall erfahren, was zu tun ist: Von diesem Ganz-Ohr-ganz-Hand-Menschen wird zum ersten Mal in der Geschichte des Denkens expressis verbis ausgesprochen, daß ihm die dinglichen Mitbewohner der Welt, in der er lebt, zeugförmig zuhanden sind. In Heideggers sorge-erschlossener Welt bildet Zuhandenheit einen Grundzug dessen, was den Eksistierenden im Nähe-Bereich umgibt. Zeug ist, was in der Reichweite der klugen Hand, im Chirotop, vorkommt: das Wurf-Zeug (), das Schneide-Zeug, das Schlag-Zeug, das Näh-Zeug, das Grab-Zeug, das Bohr-Zeug, das Eß-und-Koch-Zeug, das Schlaf-Zeug, das Ankleide-Zeug. Der Heideggersche Mensch ist hinsichtlich all dieser Dinge im Bilde, welche Aufgaben durch sie seiner Hand gestellt sind. Was wäre ein Kochlöffel, wenn er nicht den Befehl zum Umrühren gäbe; was ein Hammer, wenn er nicht das Handlungsmuster »wiederholt auf die Stelle schlagen« aufriefe? Die helle Hand läßt sich das gegebenenfalls nicht zweimal sagen. Für den Ernstfall kommt das Töte-Zeug hinzu, für den Nicht-Ernstfall das Spiel-Zeug, für den Bündisfall das Schenk-Zeug, für den Unfall das Verbandszeug, für den Todesfall das Bestattungszeug, für den Bedeutungsfall das Zeig-Zeug, für den Liebesfall das Schönzeug. (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 364-365).An erster Stelle ist das Wurf-Zeug zu nennen, weil es seinem stetigen Gebrauch zu verdanken ist, wenn sich die Hominiden vom akuten Umweltdruck ein Stück weit emanzipieren konnten. Indem die werdende Menschenhand, getragen von einem für die Graslandschaft umgeformten ehemaligen Baumaffenarm, es lernt, zum Werfen geeignete Objekte, in der Regel kleinere und handgroße Steine, aufzunehmen und nach Bringern unwillkommener Begegnungen oder Berührungen zu werfen - seien es größere Tiere, seien es fremde Artgenossen -, gewährt sie den Hominiden zum ersten Mal eine Alternative zur Kontaktvermeidung durch die Flucht. Als Werfer erwerben die Menschen ihre bis heute wichtigste ontologische Kompetenz - die Fähigkeit zur actio in distans. Durch das Werfen werden sie zu Tieren, die Abstand nehmen können. Aufgrund des Abstands entsteht die Perspektive, die unsere Projekte beherbergt. Die ganze Unwahrscheinlichkeit menschlicher Wirklichkeitskontrolle ist in die Gebärde des Werfens zusammengezogen. Daher bildet das Chirotop das ursprüngliche und eigentliche Handlungsfeld, in dem Akteure gewohnheitsmäßig ihre Wurfergebnisse beobachten. Hier kommt ein Verfolger-Auge ins Spiel, das prüft, was die Hände zustande bringen; Neurobiologen wollen sogar eine angeborene Fähigkeit des Gehirns nachgewiesen haben, auf fliehende Objekte zu zielen. Das Chirotop ist eigentlich ein Video-Chirotop, eine von Blicken überwachte Sphäre von Handlungserfolgen. Was Heidegger die Sorge () nannte, bezeichnet der Sache nach zuerst die aufmerksame Ungewißheit, mit der ein Werfer prüft, ob sein Wurf ins Ziel geht. Treffer und Fehlwürfe sind praktischer Wahrheitsfunktionen, die beweisen, daß eine Intention in die Ferne zu Erfolg oder Mißerfolg führen kann - mit einer unklaren Mitte für einen dritten Wert. Beim gelungenen Wurf wie beim Fehlwurf gilt, daß Wahres und Falsches, die logischen Erstgeborenen des Abstands, sich selber anzeigen. (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 366-367).Arnold Gehlen (1904-1976) betrachtete den Menschen als das biologische Sonderproblem (Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt, 1940, S. 9ff.), untersuchte die morphologische Sonderstellung des Menschen (ebd., S. 86ff.) natürlich auch an der Wahrnehmung, Bewegung, Sprache (ebd., S. 86ff.) und im Bezug auf Antriebsgesetze, Charakter, Geistproblem (ebd., S. 327ff.). Er nennt im Kapitel Tier und Umwelt Herder als Vorgänger (ebd., S. 73ff.) und sagt über Schopenhauer, den Begründer der abendländischen Lebensphilosophie: In der oben erwähnte Abhandlug 'Die Resultate Schopenhauers' habe ich gesagt, daß Schopenhauer das allgemeine Schema der modernen Harmoniebetrachtung von tierischer Organisation und Umwelt zuerst entworfen hat. Dies geschieht in dem Kapitel 'Vergleichende Anatomie' der Schrift 'Über den Willen in der Natur' (1836). Darin zeigt er die vollkommenene Harmonie des Willens, des Charakters - also Trieb- und Instinktsystems - einer jeden Tierart, seiner organischen Spezialisierung und seiner Lebensumstände, indem er von der 'augenfälligen, bis ins Einzelne herab sich erstreckenden Angemessenheit jedes Tieres zu seiner Lebensart, zu den äußeren Mitteln seiner Erhaltung' spricht, wie 'jeder Teil des Tieres sowohl jedem anderen als einer Lebensweise auf das genaueste entspricht, z.B. die Klauen jedesmal geschickt sind, den Raub zu ergreifen, den die Zähne zu zerfleischen und zu zerbrechen taugen und den der Darmkanal zu verdauen vermag, und die Bewegungsglieder geschickt sind, dahin zu tragen, wo jener Raub sich aufhält, und kein Organ je ungenutzt bleibt' - ... - Uexküll (1864-1944) ... kam zu einer Ablehnung der naiven Vorstellung, die den Tieren unsere Welt als ihre eigene zuschreibt, während in Wirklichkeit jede Art ihre eigene artspezifische Umwelt hat, zu deren Bewältigung und Erfahrung sie ein System spezialisierter Organe besitzt. Kennen wir die Sinnesorgane eines Tieres, so können wir seine 'Umwelt' rekonstruieren. (Arnold Gehlen, Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt, 1940, S.73f.). Gehlen geht in seiner empirisch-philosophischen Anthropologie von der menschlichen Antriebsstruktur aus, und weil die Sonderstellung des Menschen für ihn auf morphologischen Primitivismen auf dem Fehlen sicherer Instinkte beruht, bedarf ein so entstehender Antriebsüberschuß der Lenkung. Also auch einer menschenspezifischen Häuslichkeit !Peter Sloterdijk (*1947), Die Sonne und der Tod, 2001, S. 58-59. Sloterdijks Menschenpark-Rede (1999) führte übrigens zu einer öffentlichen Debatte, die erst Ende 2000 zur Ruhe kam, aber in latenter Form noch heute andauert. Nicht die Rede, sondern die Debatte ist der Skandal! Sloterdijk ging in der Menschenpark-Rede der Frage nach, ob in der Lichtung vielleicht doch mehr stattfindet als nur ein stilles Gewahrwerden der Welt als Welt. Nach meiner Überzeugung haben die Menschwerdung im allgemeinen und die Öffnung der Lichtung im besonderen etwas mit Domestikation zu tun, also mit Verhäuslichung von Homo sapiens. Die Menschwerdung ist als solche ein spontanes Selbstzüchtungsgeschehen gewesen. Mit dieser Theorie wird der Blick auf die biologische Konstitution der Gattung gelenkt, aber mehr noch, wie gesagt, auf deren kulturgeschichtliche Bedingtheit. (Ebd., S. 59).Bekanntlich soll am Eingang zu Platons Akademie die Inschrift angebracht gewesen sein, es möge sich fernhalten von diesem Ort, wer nicht Geometer sei. Eine zweite Inschrift besagte, von diesem Ort sei ausgeschlossen, wer nicht bereit ist, sich in Liebesaffären mit anderen Besuchern des Theoriegartens zu verstricken. Peter Sloterdijk (*1947) schrieb 1998, daß sein Zeichen, falls er es am Eingang zu seiner Trilogie (Sphären) anbringen sollte, so lauten würde: Es möge sich fernhalten, wer unwillig ist, die Übertragung zu loben und die Einsamkeit zu widerlegen. (). Für Sloterdijk speist sich auch das Denken der Philosophen aus den Überschüssen der ersten Liebe. Das Denken ist für ihn vor allem ein Fall der Übertragungsliebe zum Ganzen. Leider habe man sich, so Sloterdijk, im zeitgenössischen intellektuellen Diskurs mit der Auffassung abgefunden, die Übertragungsliebe als einen neurotischen Mechanismus zu charakterisieren. Diesem Mechanismus komme die Schuld zu, daß echte Leidenschaften meist an falscher Stelle empfunden werden. Nichts hat dem philosophischen Denken so geschadet wie diese klägliche Motivreduktion, die sich zu Recht und zu Unrecht auf psychoanalytische Muster berief. Dagegen muß man darauf bestehen, daß Übertragung die Formquelle von schöpferischen Vorgängen ist, die den Exodus der Menschen ins Offene beflügeln. Wir übertragen nicht so sehr unbelehrbare Affekte auf fremde Personen als frühe Raumerfahrungen auf neue Orte und primäre Bewegungen auf ferne Schauplätze. Die Grenzen meines Übertragungsvermögens sind die Grenzen meiner Welt. (Vgl. Peter Sloterdijk, Sphären I - Blasen -, S. 11-14)Peter Sloterdijk (*1947), Sphären I (Blasen), 1998; Sphären II (Globen), 1999; Sphären III (Schäume), 2004.Wenn »es« den Menschen »gibt«, dann nur, weil eine Technik ihn aus der Vormenschheit hervorgebracht hat. Sie ist das eigentlich Menschen-Gebende ... Technik, hat Heidegger doziert, ist eine Weise der Entbergung. Sie holt Ergebnisse ans Licht, die von ihnen selbst her so nicht und nicht zu dieser Zeit an den Tag gekommen wären. .... Auf der Stufe des Satzes »Es gibt Information« verliert das überlieferte Bild von Technik als Heteronomie und Versklavung von Materien und Personen zunehmend seine Plausibilität. Wir werden Zeugen dessen, daß mit den intelligenten Technologien eine nicht-herrische Form von Operativität im Entstehen ist, für die wir den Namen Homöotechnik vorschlagen. (Peter Sloterdijk, Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger, 2001, S. 225, 227, 228). Heidegger hat sich ohne Zweifel in die Höhenlinie der europäischen Philosophie eingetragen - vielleicht der einzige in unserem Jahrhundert, den man auf lange Sicht in einem Atemzug mit Platon, Augustinus, Thomas, Spinoza, Kant, Hegel und Nietzsche wird nennen dürfen. .... So umfassend, wie ein Religionsstifter nach einem Heilsweg fragt, fragt Heidegger nach der Wahrheit über den Menschen. Man versteht ihn besser, glaube ich, wenn man ihn mit Lehrern der zurückgezogenen Weisheit wie Lao-Tse, mit indischen Denkmeistern wie Shankara und Nagarjuna oder Religionsgründern wie Paulus, Mani oder Luther in eine Linie stellt. (Peter Sloterdijk / Hans-Jürgen Heinrichs, Die Sonne und der Tod, 2001, S. 102, 116-117).Sloterdijk unterscheidet zwischen Allotechnik und Homöotechnik. Nach seiner Definition ist Allotechnik die Technik der Vergangenheit und Gegenwart und die Homöotechnik die Technik der Gegenwart und Zukunft. Alle Technik ist bisher kontranatural gewesen, weil sie Prinzipien eingesetzt hat, die in der Natur so nicht vorkommen, ... Technik war ... Allotechnik, das heißt auf gegennatürliche Funktionen und abstrakten Geometrien aufgebaute Mechanik. ... Jetzt ist zum ersten Mal die Schwelle erreicht, wo die Technik anfängt, eine natürliche Technik zu werden - Homöotechnik statt Allotechnik. (Peter Sloterdijk / Hans-Jürgen Heinrichs, Die Sonne und der Tod, 2001, S. 134-135). Wir haben es demnach heute mit einem Paradigmenwechsel zu tun, einem Paradigmenwechsel in den Basisideen der Technik. .... Es scheint, daß wir zum ersten Mal an der Schwelle zu einer Form von Technologie stehen, die weit genug entwickelt sein wird, um radikal auf Naturnachahmung umstellen zu können. Das läßt sich an der Gentechnologie zeigen .... (Peter Sloterdijk / Hans-Jürgen Heinrichs, Die Sonne und der Tod, 2001, S. 329).Peter Sloterdijk ist sich sicher, daß die Neotenie-Hypothese und verwandte Theorien in der aktuellen paläobiologischen Diskussion nicht so sehr deswegen auf Eis gelegt wurden, weil sie widerlegt oder überzeugend ersetzt worden wären, sondern weil man weitgehend verlernt hat, die Fragen zu stellen, auf welche die Neotenie die Antwort ist. (Peter Sloterdijk, Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger, 2001, S. 176). Sloterdijk ist sich ebenso sicher, daß die physische Geburt des Menschen (zur Welt kommen) das Gegenteil eines Zurweltkommens ist: es ist das Herausfallen aus allem 'Bekannten', ein Sturz ins Unheimliche, ein Sichausgesetztfinden in einer nicht geheuren Lage. (Peter Sloterdijk, Eurotaoismus. Zur Kritik der politischen Kinetik, 1989, S. 174f.). Die Antike sprach haüfig von den Sterblichen, der abendländische Sloterdijk spricht lieber von den Geburtlichen. Wohlwissend, daß Kynismus ein Verismus ist, stellt er den Allsatz über die Menschen und die Geburt auf: Alle Menschen sind geboren. Sokrates ist ein geborener Geburtshelfer. Also ist Sokrates ... ein Geburtlicher. Sloterdijks Syllogismus macht den Sterblichen durch eine kleine große Differenz (nämlich durch den Untersatz: Sokrates ist ein geborener Geburtshelfer) zu einer Sondermenge in der Menge der geborenen Sterblichen .... (Peter Sloterdijk, Zur Welt kommen - Zur Sprache kommen, 1988, S. 21, 98, 141). - Was den Unterschied zwischen Zur-Welt-Kommen und Zurweltkommen betrifft, so meine ich, daß man aus der entwickelten Spanne (Ausbau der Infantilität bzw. Juvenilität) zwischen Frühgeburtlichkeit und Erwachsenen-Spätgeburtlichkeit (durch den Aufschub des Erwachsenseins bedingt) auch bedeutsame Konklusionen für die Kulturgeschichte ziehen und feststellen darf, daß genau wegen dieser Zeit- und Raumspanne die menschlichen Kulturen erst geboren werden können, indem sie ihre Kultursymbolik suchen (vor dem Zur-Welt-Kommen) und dann finden, wenn sie zu ihrer Sprache kommen (nach dem Zur-Welt-Kommen). Erst nach diesem Zur-Sprache-Kommen wird der (lange) Weg zum Zurweltkommen für die Kulturen frei. Das Neu-Sich-Ausdehnen (= Neotenie) ist sozusagen der Raum-Zeit-Mechanismus für die Menschwerdung, menschliche Kulturwerdung als Welterzeugung. Das Metawerkzeug Kultur hat in seiner Gesamtheit die Wirkung eines Brutkastens, in dem ein Lebewesen chronisch das Privileg der Unreife genießen darf. Seit Julius Kollmann heißt die biologische Grundlage dieses Effekts Neotenie. Dank der Körperausschaltung (Distanz) ist ein Lebewesen entstanden, das es sich leisten kann, in seiner biologischen Ausstattung pluripotent, unspezialisiert, langfristig unreif und lebenslang juvenil zu bleiben - und all dies, weil die unvermeidliche Anpassung an den Umweltdruck vom Körper auf die Werkzeuge verschoben wurde. (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 368).Peter Sloterdijk: Für den Eintritt in die menschenbildende Situation ist das Zusammenwirken von vier Mechanismen vonnöten, deren Ineinandergreifen früh zu bizarren Kreiskausalitäten führt. Nach Sloterdijk gibt es noch einen (fünften) synthetisierenden Mechanismus, und zwar (wie bereits erwähnt) den der Zerebralisation und der Neokortikalisierung, ... weil er in gewisser Weise die Auswirkungen der ersten vier Mechanismen in einem sich eigens hierfür steigernden Organ synthetisiert. Die Mechanismen sind:(1) |
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