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Bevölkerungspolitik für den Kulturkampf (von Volker
Kempf) Wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) in ihrem
Newsletter mitteilt, war der Iran bisher ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche
Bevölkerungspolitik in einem der weniger industrialisierten Ländern.
Denn das Bevölkerungswachstum sank von etwas mehr als vier Prozent Anfang
der achtziger Jahre auf einen Wert von gegenwärtig unter ein Prozent. Die
durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau ging im besagten Zeitraum von 6,6
Kinder auf 2,1 Kinder zurück. Vergleichbare Länder könnten sich
hieran ein Beispiel nehmen, und die Welt - vor allem in Asien und Afrika - sähe
anders aus: weniger Ressourcenkonflikte, weniger Energieverbrauch, dafür
mehr Pro-Kopf-Kapital für wirtschaftliche Entwicklung. Doch alle Vernunft
kommt gegen Großmachtsansprüche nicht an. Denn Mahmud Ahmadi-Nedschad
möchte das Bevölkerungswachstum von derzeit immerhin noch immer 0,9
Prozent anheben. Statt wie bisher 70 Millionen Menschen könne der Iran problemlos
120 Millionen Menschen ernähren, meint der iranische Präsident. Frauen
sollten weniger einer Erwerbsarbeit nachgehen und dafür mehr Kinder bekommen
und aufziehen. Gesetzlich soll festgelegt werden, wieviel Stunden Frauen arbeiten
dürfen. Teilzeitarbeit soll mit einem Vollzeitgehalt entgolten werden. Damit
stößt der schiitische Islamist in den eigenen Reihen nicht nur auf
Zustimmung: Wissen und Technologie seien wichtiger als ein größeres
Bevölkerungswachstum. Was Ahmadi-Nedschad betreibt, sei "Familienpolitik
im Zeichen des Kulturkampfes gegen den Westen", urteilt die DSW. Bleibt in
Abwandlung eines bekannten Heine-Ausspruches zu schließen: Denke ich an
den Iran in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht. Junge
Freiheit vom 15. Dezember 2006
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