Die Mehrheit der Deutschen unterstützt
Sarrazins Thesen (Ex-BDI-Chef Henkel)
Der ehemalige Chef
des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, hat den Umgang
mit Bundesbankvorstandsmitglied Thilo Sarrazin kritisiert. Da wird wieder
einmal in typischer Art und Weise auf den Überbringer der schlechten Nachricht
eingeprügelt, sagte Henkel der JUNGEN FREIHEIT. Auch wenn es sich nicht
leugnen lasse, daß Sarrazin offenbar schon fast eine sadistische Lust dabei
verspüre, unbequeme Wahrheiten zu übermitteln. Man könne
Sarrazin zwar für einige seiner Äußerungen durchaus kritisieren,
so Henkel, gleichzeitig sollte man ihm aber auch dankbar sein, daß er gewisse
Themen aufgreife. Zum Beispiel die Menschenrechtsverletzungen, die hierzulande
zu Lasten von Mädchen und Frauen innerhalb der muslimischen Bevölkerung
stattfinden, sagte der frühere BDI-Chef. Nicht nur darüber,
sondern über die massiven Menschenrechtsverletzungen in fast allen islamischen
Ländern müsse man diskutieren. Insofern entbehre es nicht einer gewissen
Doppelmoral, wenn Politiker wie die Grünen-Chefin Claudia Roth, die sich
sonst immer für Frauenrechte stark machten, Sarrazin nun verdammten. Wo
sind eigentlich die Advokaten für die Rechte der moslemischen Mädchen
und Frauen in unserem Land?, fragte Henkel. Unverständnis für
Merkels Kritik Unverständnis äußerte Henkel auch für
die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an Sarrazins Thesen. Merkel
habe vorschnell reagiert, vermutlich ohne Sarrazins Buch überhaupt zu kennen.
Auch wenn ich es als positiv empfinde, wenn Frau Merkel sich einmal zu unpopulärem
Handeln entschließt, so war dies in diesem Fall wohl etwas unreflektiert
und der vermeintlichen political correctness geschuldet, kritisierte
Henkel. Unpopulär sei die Kritik, weil nicht nur die überwältigende
Mehrheit der deutschen Bevölkerung, sondern auch kompetente moslemische Meinungsführerinnen
wie Necla Kelek und Seyran Ates die meisten von Sarrazins Thesen unterstützten.
Allerdings, so fügte Henkel hinzu, wundere er sich darüber, daß
Herr Sarrazin, der eigentlich einen full-time-job bei der Bundesbank
bekleiden sollte, weiterhin die Muße habe, sich mit anderen als Geld- und
Finanzthemen zu befassen. Unsere Staatsfinanzen, die politischen Angriffe
auf die Stabilität des Euro durch die Politik, der schleichende Umbau von
einer Währungsunion zu einer Transferunion braucht die ungeteilte Aufmerksamkeit
aller Vorstände der Bundesbank, sagte der frühere BDI-Chef. Ulfkotte
stimmt Sarrazin zu Zustimmung zu den Thesen Sarrazins äußerte
auch der Publizist Udo Ulfkotte. Man müsse endlich offen darüber sprechen,
daß bis 2007 allein durch Immigranten in den deutschen Sozialsystemen ein
Minus von mehr als einer Billion Euro entstanden sei, sagte der Buchautor der
Leipziger Volkszeitung. Aus der Schelte am ehemaligen Berliner Finanzsenator
spreche eine zunehmende Ignoranz der Politik gegenüber der Mehrheitsmeinung
der Bundesbürger, kritisierte Ulfkotte: Wir sehen gerade wieder,
daß Menschen wie Thilo Sarrazin bei Umfragen zwei Drittel der Bevölkerung
hinter sich haben. Aber alle führenden Politiker erklären ihn für
verrückt. Es ist eine reine Frage der Zeit, bis sich dies rächt.
Der gegen Sarrazin gerichtete Vorwurf, er hetze pauschal gegen Einwanderer,
geht ins Leere, so Ulfkotte: Gerade die zugewanderten Mitbürger, die
sich hier nach ihren Möglichkeiten integrieren, rechtschaffend Leben und
ihrer Arbeit nachgehen sowie ihre Steuern bezahlen, fragen sich, warum wir gegen
die schwarzen Schafe aus ihren Reihen rein gar nichts unternehmen und diese sogar
noch bevorzugen. Möglichkeit der Abberufung schaffen Unterdessen
ist die Kritik von Politikern an dem Bundesbank-Vorstand nicht abgerissen. Es
ist unerträglich, was Herr Sarrazin mit seinen wirren sozio-biologischen
Annahmen über die Intelligenz von Migranten zum wiederholten Male der Öffentlichkeit
zumutet, sagte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
(FDP) der Nachrichtenagentur dpa. Deutschland sei ein Einwanderungsland,
und auf die Liberalität und Offenheit unserer Gesellschaft können
wir stolz sein, so die FDP-Politikerin. Es müsse ganz klar sein, daß
Sarrazins Thesen nicht ansatzweise Auffassung der im Bundestag vertretenen
Fraktionen seien. Jeder wisse, daß der wirtschaftliche Aufschwung
der Bundesrepublik von den zahlreichen Migranten mit geschaffen worden sei, behauptete
Leutheusser-Schnarrenberger. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im
Bundestag, Renate Künast, sagte während einer Pressekonferenz, bei Thilo
Sarrazin handele es sich um eine Art Dauerdelikt. Sie kündigte
an, ihre Fraktion werde im Bundestag ein Verfahren vorschlagen, bei dem die Bundesregierung
eine Abberufung von Mitgliedern des Bundesbank-Vorstands vorschlagen könne
und der Bundespräsident sie dann vornehme. Bisher ist das Recht, eine Abberufung
zu beantragen, allein dem Vorstand selbst vorbehalten. Menschenverachtung
bis hin zur Auslöschung von Menschenleben Nach Künast habe
Sarrazin gegen den Verhaltenskodex der Bundesbank für ihre Vorstandsmitglieder
verstoßen. Diese hätten sich demnach jederzeit in einer Weise
zu verhalten, die das Ansehen der Bundesbank und das Vertrauen der Öffentlichkeit
in die Bundesbank aufrechterhält und fördert. Der Kritik
an Sarrazins Aussagen hat sich ebenso die ehemalige Hannoversche Landesbischöfin
Margot Käßmann angeschlossen. Sie empfinde seine Äußerungen
menschenverachtend, sagte die im Februar als Ratsvorsitzende der Evangelischen
Kirche in Deutschland zurückgetretene Theologin. Gerade in Deutschland
haben wir die Erfahrung gemacht, wenn Bevölkerungsgruppen derart diffamiert
werden, was das bedeuten kann an Ausgrenzung, an Menschenverachtung bis hin zur
Auslöschung von Menschenleben, sagte Käßmann dem Radiosender
NDR Kultur. Man müsse bei diesem Thema sehr sensibel sein. Käßmann
nannte es zudem schwierig, daß viele Menschen ähnlich empfänden
wie Sarrazin und er pauschal etwas ansprechen könne, was für viele ein
Problem sei
Junge
Freiheit vom 1. September 2010
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