AnalogienAnalogien
 
Moderne und Analogien
(Mobilisierung oder Globalisierung)

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- Alte Zeit und Neue Zeit -
(Progenese & Neotenie)
Im engeren Sinne ist jede Moderne eine Spätkultur-Moderne. Das liegt am Aufschub. Wer die Geburt vorverlegt, wird spät erwachsen und erlebt so die Moderne als Herbst. Jedes Blatt ist eine Tradition.
- Kulturen im Vergleich -
(Antike und Abendland)
Der Antike fehlte nicht die Moderne an sich,
der Antike fehlte eine abendländische Moderne.

WEITER Progenese und Neotenie

Progenese und Neotenie gehören zusammen wie die zwei Seiten einer Münze. Allgemein bezeichnet Neotenie die Vorverlegung (Progenese) der Geschlechtsreife in Jugendstadien. Der Eintritt der Geschlechtsreife in jugendlichem bzw. larvalem Zustand erfolgt also vor Erreichen des Erwachsenenstadiums. Der Begriff Neotenie (Progenese) wurde 1885 von dem Evolutionsbiologen Julius Kollmann geprägt, um die Verlängerung und Stabilisierung von juvenilen (jugendlichen) Formen bis in die erwachsenen oder geschlechtsreifen Zustände zu bezeichnen. Der Mechanismus der Pädomorphose bzw. der Neotenie bezeichnet, so Sloterdijk, „die progressive Verkindlichung und Retardierung von Körperformen“. (Peter Sloterdijk, Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger, 2001, S. 175; ). 1926 sprach Louis Bolk öfter von Fetalisierung als von Neotenie; er meinte damit die phänotypische Festhaltung juveniler oder sogar fötaler Bildungen. Adolf Portmann (1897-1982) setzte den Akzent mehr auf die zeitlichen und mentalen Aspekte der menschlichen Frühgeburtlichkeit als auf die morphologischen Manifestationen der Neotenie. Er modifizierte somit das auf Bolk zurückgehende Fötalisations-Theorem. (Vgl. Peter Sloterdijk, Nicht gerettet. Versuche nach Heidegger, 2001, S. 189). Das Problem der Menschwerdung ist auch ein Problem der Kulturwerdung, v.a. der Kulturgeburt. Auch das noch: neben der riskanten Vorverlegung des Geburtenzeitpunkts geht ein sehr langer Aufschub der Erwachsenwerdung einher! Es gibt also auch eine „Erwachsenen-Spätgeburtlichkeit“ ! Kindliche Frühgeburt und erwachsene Spätgeburt - Voreile und Aufschub - schaffen Raum und Zeit für die menschliche Kultur, ja machen sie eigentlich erst möglich.

Wenn Voreile und Aufschub Raum und Zeit für die menschliche Kultur schaffen, dann auch für verschiedene menschliche Kulturen und verschiedene menschliche Mobilisierungen:

WEITER „Menschen-Kultur“ heißt „Moderne des Höheren Lebens“

Weil Prähominisierung „menschliche Ur-/Vorkultur“ bedeutet, waren es natürlich auch die Prähominiden, die die Ur-/Vorfomen für die Menschen-Moderne entwickelten, z.B. mit dem Kultur-Ursymbol „Stein“.
Die Hominisierung bzw. die Gattung Homo, als sie noch „vorneuzeitlich“ in „menschlicher Frühkultur“ lebte, lieferte die Frühformen für die menschengeschichtliche Moderne; z.B. der Homo erectus durch die Erweiterung unseres Kultur-Ursymbols „Stein“ zu unserem ersten Kultursymbol „Feuer“, das „Spracheheißt.

Die Sapientisierung war dann quasi die menschengeschichtliche „Neuzeit“ (bzw. deren 1. Hälfte), denn die menschliche Hochform wurde ja durch die Art Homo sapiens erreicht. Auf diese „menschliche Hochkultur“ folgte jedoch noch eine „menschliche Spätkulultur“, die als Historisierung eigentlich erst die „menschliche Moderne“ (im eigentlichen Sinne) wirklich vollzog und vollzieht (weil dieser Prozeß noch nicht vollendet ist, NOCH NICHT!). Nicht ohne Grund wird Homo sapiens sapiens häufig als der moderne Mensch bezeichnet, denn er begründete mit seiner Historisierung die neanthropine Periode. (Vgl. „Anthropine Perioden“ und „Neanthropine Periode“). Erst seit Beginn dieser Periode konnte auch eine ganz neue Periodik entstehen, bestehend aus Ur-/Vorformen, Frühformen, Hochformen (Neanthropine Neuzeit = Neolithikum und Seßhaftigkeit [Beispiel: Vorderasien] Vgl. Tafel "Neanthropine Periode") und Spätformen (Neanthropine Moderne = Metallikum und Schriftlichkeit [Beispiel: Vorderasien] Vgl. Tafel "Neanthropine Periode"). Erst die Neanthropinen-Periode und innerhalb dieser die „Seßhaftigkeit“ bzw. die „Neolithische Revolution“ ("Neolithische Revolution") ermöglichten Schrift- bzw. Historienkulturen und deshalb die Fähigkeit, Zivilisationen zu werden. Zu diesen Kulturen zählen neben anderen auch die Antike und das Abendland. Aber es waren die Neanthropinen, die mit ihrem Schmuckkult und Höhlenkunstwerken die Historisierung der Primaten-Ordnung (inklusive Hominiden-Familie, Homo-Gattung und Sapiens-Art) einleiteten: Neanthropine Periode bedeutet Historisierung und zunächst, daß aus Kunst Kunstgeschichte wird. Der dominant gewordene Homo sapiens sapiens blieb, nachdem er den Homo sapiens neanderthalensis verdrängt hatte, als einziger Familienvertreter, als einziger Gattungsvertreter sowie als einzige Art übrig, hinterließ seiner Nachwelt eine künstlerische Nachricht und besiedelte den Rest der Welt. So gesehen, kann man Homo sapiens sapiens mit Recht als modernen Menschen bezeichnen und den vor ihm lange Zeit die Szene beherrschenden Homo sapiens neanderthalensis als klassisch-modernen Menschen (relativ gesehen). Wenn die Art Homo sapiens in eine „Neuzeit der Menschen-Kultur“ gehört, dann gehört deren Unterart Homo sapiens sapiens in eine „Moderne der Menschen-Kultur“. Und wenn Menschen seit ihrer ersten Seßhaftigkeit am Ende der Eiszeit (seit Ende des Jungpaläolithikums über das Mesolithikum bis zum Ende des Neolithikums) in eine „Neuzeit der Neanthropinen-Kultur“ gehören, dann gehören Menschen seit ihrer ersten Schriftlichkeit in eine „Moderne der Neanthropinen-Kultur“ (Vgl. Tafel "Neanthropine Periode"). Es gab eine „Menschen-Neuzeit“ und eine „Menschen-Moderne“ - lange bevor überhaupt an unsere „Neuzeit“ und unsere „Moderne“ zu denken war! (Neuzeit und Moderne). Vgl. JungpaläolithikumMesolithikumNeolithikumMetallikum

WEITER Kultur und Moderne (   Kultur    Wirtschaft    Kunst    Technik  )

Menschen-Moderne, Neanthropinen-Kultur und Historisierung sind drei Synonyme mit dem „Ziel“, aus Nomadentum seßhafte und dann schriftliche Historienkulturen zu entwickeln. „Neanthropine Neuzeit“ ist Domestikation und Seßhaftigkeit. „Neanthropine Moderne“ bedeutet eine endlich erreichte Vorherrschaft der Seßhaften, also: der schriftlichen Historienkulturen. (Vgl. Tafel "Neanthropine Periode").
Indianersommer oder Altweibersommer Eine Moderne ist zwar ohne Ur-/Vor-, Früh- und Hochformen nicht realisierbar, aber reif oder endgültig wird sie durch ihre Spätformen.
Moderne ist deshalb letztlich Herbst - also auch in allen Historienkulturen.
Die Schriftkulturen oder Historienkulturen wurden erst durch die Neolithische Revolution zu „Modernen“ der Neanthropinen-Kultur. Die Neolithische Revolution war eine Revolution der Seßhaften ("Neolithische Revolution") und hatte ähnliche Auswirkungen wie die Industrielle Revolution (Industrielle Revolution), die nicht zufällig kurz vor der Revolution der Bürgerlichen stattfand und somit die Moderne (im engeren Sinne) unserer Abendland-Kultur begründete. Vgl. "Europäismus als Moderne"
Wenn man die kulturspezifischen Attribute, wie sie z.B. Spengler deutlich gemacht hat („Ursymbol“ und „Seelenbild“), einmal aus experimentellen Gründen wegläßt, so stößt man früher oder später auf die unter der „Spitze des Eisbergs“ liegenden Analogien in der Diachronie einer jeden Kultur. Sind schon Kulturen an sich „Mobilmachung“ und steht jede Phase einer Kultur bereits für Mobilisierung, so gibt es nach Intensität und spezifischer Art doch Unterschiede, und zwar sowohl zwischen den verschiedenen Kulturen als auch zwischen einzelnen innerkulturellen Phasen. Besonders auffällig werden die innerkulturellen Unterschiede, wenn man die einzelenen Phasen zu größeren Einheiten zusammenfaßt und etwa vier Quartale oder zwei Hälften miteinander vergleicht. Doch Formen einer Ur-Vormoderne sind immer und überall dabei, also auch dann, wenn frühmoderne, hochmoderne oder spätmoderne Formen längst dominant geworden sind. Und sei es nur, wie besonders im Falle der Spätmoderne oder überhaupt der Spätkultur, um die ur-/vormodernen Formen oder überhaupt die Ur-/Vorkultur z.B. als etwas zu „verdammen“, was nicht stimmt: „tierisch“, „steinzeitlich“, „barbarisch“, „unzivilisiert“ und andere Zustände, die oft nur Projektionen der scheinbar „Überlegenen“ sind. Jede Kultur - egal, ob sie gerade in Ur-/Vorform, Frühform, Hochform oder Spätform ist - steht für eine Mobilisierung und damit auch für eine Entwicklung, die eine Globalisierung zumindest als Ideal in sich birgt, also auf sie abzielt. Ob z.B. die apollinisch-antike Kultur ein begrenztes Gebiet oder die faustisch-abendländische Kultur den gesamten Globus als „Welt(reich)“ zu „globalisieren“ vermochte, ist an sich unerheblich, denn es geht Kulturen, also auch diesen beiden Kulturen, um die Verwirklichung des Ideals, des Ziels, es geht ihnen um ihre Welt.
Der Menschen-Kultur (Menschwerdung) erste und darum dominante Moderne ist die Historisierung (Geschichtswerdung). Doch diese Menschen-Moderne brachte selbst auch eine Moderne hervor, denn die Historisierung als Neanthropinen-Kultur erzielte die Neanthropinen-Moderne, die Historiographik. Und auch sie brachte eine Moderne hervor, denn trotz der Unterschiede erzielten alle Historienkulturen dieser Neanthropinen-Moderne jeweils den Historismus.Kulturmodell

Der Historismus ist die Moderne der Historiographik, die Historiographik die Moderne der Historisierung und die Historisierung die Moderne der Menschwerdung (bzw. Menschen-Kultur). Also ist der Historismus nur innerhalb der einzelnen Kulturen eine „absolute Größe“ und ansonsten relativ. Gleiches gilt, allerdings auf der nächsthöheren Ebene, auch für die Historiographik. Auf der wiederum nächsthöheren Ebene gilt dies auch für die Historisierung. Und wenn man den Menschen nicht als das absolute Maß der Dinge betrachtet, gilt sogar für die Menschwerdung eine Relativität ("Relativierte Denkweisen"). Unser Universum oder unsere Galaxie kennt nur eine Kultur, die aus Sonnensystemen besteht. Für unser Sonnensystem besteht die auf das Leben zielende Kultur aus einer „1. Altzeit“, nämlich der Sonne (allgemein) und der Erde (speziell), und einer „1. Neuzeit“, dem Leben, aber erst innerhalb dieser aus einer „1. Moderne“, dem Höheren Leben (Abbildung). Das Höhere Leben ist, so gesehen, die einzige Moderne. (Und wehe, wenn sie endet!). Von ihr abgleitet, und zwar als Sphären (Sphäre), sind alle anderen Kulturen, also auch alle anderen „Modernen“. Weil Kultur von Natur (natur (und Kultur)) abgeleitet ist, ist Kulturgeschichte eine Sphärengeschichte und als Atmosphärengeschichte eine Geschichte der Immunität (Immunität (Sphärenteilung)). Natürliche Kulturkreise (im wahrsten Sinne des Wortes) sind die der Galaxienkreise (Galaxienhaufen u.a. Galaxien sowie Sternsysteme). Dagegen sind die von uns Historisten so bezeichneten Kulturkreise ein verschwindend geringes Element, ein Schwa, ein Schwund. Der Historismus ist nur aus der Menschensicht eine „1. Ableitung“ der Historiographik, eine „2. Ableitung“ der Historisierung und eine „3. Ableitung“ der Menschwerdung. Auch die Historiographik - ob nun wirtschaftlich als Metallikum (endgültige Überwindung der Steinzeit), technisch als Schriftlichkeit bzw. künstlerisch als Historiographie durch Verwissensschaftlichung der (Kunst-) Geschichte verstanden - ist nur für Menschen eine „1. Ableitung“ der Historisierung und eine „2. Ableitung“ der Menschwerdung. Und nur für Menschen ist die Historisierung eine „1. Ableitung“ der Menschwerdung. Viel wichtiger und auch bedeutender aber ist, daß der Mensch selbst, daß unsere Menschwerdung eine „1. Ableitung“ des Höheren Lebens und eine „2. Ableitung“ eines natürlichen Systems ist. Hierdurch wird eigentlich erst klar, warum Menschen seit der abendländischen Moderne (3. Historismus-Variante Abendländische Moderne (Eurpäismus)) im Extremfall Atmosphären-Terroristen werden konnten und immer häufiger werden können. (Abendländische Moderne (Eurpäismus)). Denn die Menschen-Kultur (Menschwerdung) ist eben von der Natur her nur die „2. Moderne einer 1. Moderne“, und kann regressiv nur zum letzten Mittel greifen, wenn es sich dabei um die eigenen Voraussetzungen handelt. Auch die Progressiven greifen ja zum letzten Mittel, indem sie ihre Regression als Wissenschaft erklären. Das Zählen beginnen Menschen oft erst mit der Zwei: Menschen-Kultur sei evolutionär „1. und nicht 2. Moderne“, Historisierung (1. Menschen-Moderne) sei evolutionär „2. und nicht 3. Moderne“, Historiographik (2. Menschen-Moderne) sei evolutionär „3. und nicht 4. Moderne“, Historismus (3. Menschen-Moderne) sei evolutionär „4. und nicht 5. Moderne“. Natürlich ist das falsch, kultürlich aber richtig! Abbildung

Eindeutig zu unterscheiden vom Historismus ist der Historizismus, obwohl leider nicht selten beide Wörter synonym verwendet werden, nämlich im Sinne der Überbewertung des Historischen und des Eklektizismus, doch das, was die Kritiker und insbesondere die Gegner des Historismus meinen, ist nicht das Historistische, sondern das Historizistische an ihm. - In der Sprachwissenschaft bezeichnet Historizismus ein Wort, das etwas bezeichnet, das in der heutigen Welt nicht mehr existiert (z.B. Zebar, Vasall, Telegraphenamt), weshalb dann das Bezeichnende (= Wort) wie das von ihm Bezeichnete nur noch ein historisches Überbleibsel und folglich nur noch in der Fachwelt bzw. Fachliteratur und im Lexikon zu finden ist. Entsprechend der Entwicklung der Welt werden auch die sie bezeichnenden Wörter oft in einem längeren Prozeß zu Historizismen, gegenwärtig z.B. ein Wort wie Wählscheibe. Im Unterschied zu Archaismen wie Maid, Oheim, Base, Minne oder sintemal und alldieweil sind Historizismen nicht veraltet, sondern im gegenwärtigen Sprachgebrauch noch lebendig. Sie werden zwar nur in Äußerungen über die Vergangenheit benutzt und sind darum zum Teil nur Fachleuten (z.B. Sprachwisenschaflern und Historikern) vertraut; in dieser Verwendung gibt es jedoch keine Alternative zu den Historizismen, da es für den Vasallen kein „moderneres“ Wort gibt – im Gegensatz zu Archaismen: auch im historischen Diskurs über ein „mittelalterliches“ Mädchen wird man es wohl eher nicht als Maid bezeichnen. - Die Gegner des Historismus wollten und wollen ihn zum Historizismus machen; doch das geht noch nicht, weil der Historismus noch nicht - noch nicht (!) - zum Historizismus geworden ist, und die Phase, in der der Historismus besonders stark war, ist zwar vorbei, aber deswegen doch noch nicht der Historismus insgesamt. Die Moderne ist ja nicht deswegen schon vorbei, nur weil die Phase, in der sie besonders stark war, schon vorbei ist. Auf sie folgt die Phase, die man auch Spätmoderne bzw. Späthistorismus nennen darf (Vgl. die aktuelle Phase), weil sie die Spätphase der Moderne bzw. des Historismus ist, also: der 3. Menschen-Moderne (Historismus) als der Moderne der 2. Menschen-Moderne (Historiographik), die die Moderne der 1. Menschen-Moderne (Historisierung) ist. Solche Sätze provozieren die Gegner von Moderne und Historismus, doch sie können ihre Thesen genau so wenig verifizieren wie sie meine falsifizieren können. Die Gegner von Moderne und Historismus müssen sich in Gelassenheit üben und so lange warten, bis zur Wirklichkeit geworden sein wird, was sie „Postmoderne“ bzw. „Posthistorismus“, „Posthistoriographik“, „Posthistorisierung“ nennen (Post ...). Ausgerechnet die Gegner von Moderne und Historismus werden wohl doch noch eine gewisse Zeit lang das wahrscheinlich sicherste Indiz für die Unrichtigkeit ihrer eigenen Behauptung bleiben, denn gerade sie rennen doch einer modischen Anschauung hinterher und fühlen sich einer angeblich „freiheitlichen“ Elite zugehörig, die aber in Wirklichkeit schon deshalb geschichtlich ist, weil sie ausschließlich sich selbst meint.

Historizismus ist laut Alain de Benoist „eine weltliche Version des Glaubens an eine linear verlaufende, auf das Reich Gottes hin ausgerichtete Geschichte“ (Benoist) bzw. „die Vorstellung, daß die Geschichte einen umfassenden Sinn besitze und man diesen rational überzeugend darstellen könne. Talmon spricht hier von einem »ununterbrochenen Fortschreiten bis zur Endlösung des historischen Dramas«. Das ist der eigentliche Hintergrund der Ideologie des Fortschritts: Die zielgerichtete Geschichte löst die Eschatologie ab; der unergründliche Plan göttlichen Heils wird zu einem rational ergründlichen Plan der Geschichte. Die Ideologie des Fortschritts mindert also den Wert der früheren Menschengeschlechter, in dem Maße, wie sie die Vergangenheit herabsetzt und die Zukunft immer besser sieht. Alain Finkielkraut bemerkt in diesem Zusammenhang: Wer an den Fortschritt glaubt, glaubt zwangsläufig an den nur relativen Wert der gegenwärtigen Menschheit gegenüber den künftigen Generationen. Daß es nicht illegitim ist, jene diesen zu opfern, läßt sich leicht daraus folgern.“ (Benoist). So gesehen sind Historizismus und Fortschrittsglaube totalitär!

WEITER Wirtschaft und Moderne (   Kultur    Wirtschaft    Kunst    Technik  )

Während die aneignende Wirtschaftsweise noch bis in die Zeit des Jungpaläolithikums (Jungpaläolithikum) die eines Wildbeuters war, ähnlich der heutigen Buschmänner, und die Menschen in kleinen Gruppen, deren Größe für die Jagd günstig ist, in temporären Lagerplätzen lebte, die Rohstoffe für die Herstellung der Werkzeuge aus der nächsten Umgebung bezogen und dieselben innerhalb der Gruppe produzierten, so änderte sich diese aneignende Wirtschaftsweise im Jungpaläolithikum, indem der Mensch eine spezialisierte Jagd betrieb und sich auf Mammut-, Wildpferd- oder Rentierjagd konzentrierte. Deshalb wurden auch die Waffen technisch verbessert, worunter die fein gearbeiteten Speerspitzen hervorragen. Einige Funde deuten sogar bereits auf einen allmählichen Beginn der Seßhaftigkeit (Vgl. Tafel "Neanthropine Periode") und ein entwickeltes Gemeinschaftsleben hin. Bearbeiteter Feuerstein (bergbau) und beginnender Bergbau sind weitere Kennzeichen für das Jungpaläolithikum, sicher aber für das Mesolithikum (Mesolithikum), das ansonsten durch die „Megalithkulturen“ und andere technische Neuerungen wie Beile und Querbeile (anfangs noch ohne Steinschliff) gekennzeichnet ist. Wegen der Rohstoffquellen in bestimmten Gebieten begann der Handel und damit der Verkehr (Boote und Kufenschlitten). Weil besonders in Europa, Nordafrika und Palästina bereits die Domestikation der Tiere (Wolf zu Hund; bes. in der Maglemosekultur in Nordeuropa; Vgl. Tafel "Neanthropine Periode") und Pflanzen praktiziert wurde und im Spätmesolithikum örtlich auch Anfänge von Ackerbau und Töpferei anzunehmen sind, muß das Mesolithikum einerseits als eine Art Kryptoneolithikum bzw. Protoneolithikum (Protoneolithikum), andererseits wegen der zumeist paläolithischen Verhaltensweisen noch als spätes Paläolithikum (Jungpaläolithikum) eingestuft werden. Das Mesolithikum war, wie der Name schon verrät, ein Mittler zwischen Paläolithikum und Neolithikum. Produzierende Wirtschaftsweise ist eine Angelegenheit der Seßhaften; und die Seßhaftigkeit ist ein Produkt der „Neolithischen Revolution“. (Vgl. oben). Aus noch nicht geklärten Gründen, aber hinreichenden Indizien wie der Klimaveränderung und dem Bevölkerungsdruck begann der Mensch zunächst Wildgetreide zu ernten und damit Vorräte anzulegen, dann selbst anzubauen und später Tiere zu halten, womit er seine Lebensweise steuern konnte. Zahlreiche kulturelle Innovationen stellten sich zwangsläufig als Folge der Einführung der produzierenden Wirtschaftsweise ein: sie erlaubte es dem Menschen seßhaft zu werden, indem er mehrere Jahre hindurch den selben Boden bebauen konnte; dies hatte wiederum zur Folge, daß er begann, feste Häuser zu konstruieren, Baukonzeptionen zu entwerfen. Hier entstand die markt-städtische Architektur ! Die ersten Seßhaften entwickelten nicht nur einen, dem höheren Jägertum vielleicht, den Wildbeutern (Jäger und Sammler) jedoch nicht bekannten Ahnenkult, sondern auch den ersten Architekturkult in den ersten Städten, die als Märkte an Flüssen errichtet wurden. Der Quader wurde zum Grundelement der Architektur. Es entstanden auch erste Sakralbauten, und man begann jetzt auch mit dem polygonalen Mauerbau. Diese „immunologische“ Sphäre diente dem Schutz vor Feinden, aber auch der Identität sozio-ökonomischer Gemeinschaften. Macht in einer Stadt hatte z.B. in Mesopotamien ein Priesterkönig als Stellvertreter Gottes, dem die Stadt gehörte. Als Konsequenz aus der Ökonomie gab es weitere technologische Neuerungen: die vielseitige Wirtschaft erforderte nämlich neue Geräte für neue Funktionen; daraus erwuchs das Bedürfnis nach neuen, besseren Rohstoffen, die oft von weither eingetauscht werden mußten, womit der Handel und damit die Kommunikation gefördert wurden. Anhäufung von Reichtum entstand dadurch, daß man begann, mehr als notwendig einzutauschen. Eine wichtige Innovation war die Erfindung der Keramik - heute das wichtigste archäologische Arbeitsmittel für die Gliederung urgeschichtlicher Zeitabschnitte -, oder die Einführung der künstlichen Bewässerung zur Sicherung des landwirtschaftlichen Ertrages. Durch den Anbau konnten in einem kleinen Siedlungsraum mehr Leute als vorher ernährt werden, d.h. es entstanden Zusammenschlüsse mehrerer Familien, die in einer Dorfgemeinschaft lebten. Die Rodung, Bebauung und Ernte der Felder oder die künstliche Bewässerung waren nur als Gemeinschaftsleistungen möglich, so daß die in einem Dorf lebende Gesellschaft organisiert werden mußte. Eine völlig neue Sozialstruktur hatte die nunmehr notwendigen Gemeinschaftsarbeiten und das Funktionieren einer dörflichen Gesellschaft zu gewährleisten. Der Vegetationszyklus „Säen, Reifen, Ernten“ fand seinen Niederschlag in religiösen Vorstellungen und wurde verglichen mit dem Lebenszyklus: „Geburt, Werden, Tod“. Mit dem Beginn der produzierenden Wirtschaftsweise war ein starker Anstieg der Bevölkerung verbunden: durch den Anbau von Getreide und durch die spätere Tierhaltung konnten mehr Menschen ernährt werden; diese größer werdende Gemeinschaft konnte wiederum mehr Felder bewirtschaften, womit wieder mehr Menschen Ernährung fanden u.s.w.. Der Mensch bekam hierdurch auch ein anderes Verhältnis zu Grund und Boden, den er, wollte er ihn langfristig bewirtschaften, ständig beanspruchen und in seinem Besitz halten mußte. Daraus erwuchsen nicht nur andere Beziehungen zum Eigentum, sondern auch Machtansprüche und somit Konfliktstoffe mit benachbarten Gemeinschaften. Gruppenaggressionen, die man bei Jäger- und Sammlervölkern kaum findet, waren die Folge. Weil die Einführung der produzierenden Wirtschaftsweise eine derart tiefgreifende Erscheinung darstellt, kann mit Recht von einer Revolution gesprochen werden- vergleichbar nur mit der viel späteren, im 18. Jahrhundert beginnenden Industriellen Revolution. Vgl. oben


- Metallikum -

Eine neue Epoche (Teilperiode) war mit der Metallverarbeitung angebrochen, weil sie ebenfalls wesentliche sozio-ökonomische Veränderungen mit sich brachte. Die wirtschaftlichen Verhältnisse prägten auch die Sozialstruktur des Metallikums. In Asien war z.B. das Kupfermetallikum der Anfang späterer Hochkultur, in Europa war es mit den großen Völkerwanderungen der Becher-Leute () und der Streitaxt-Leute des Schnurkeramischen Kreises () verbunden, die wahrscheinlich Indogermanen waren, zumindest aber Anteil an der Indogermanisierung Europas hatten. In Mitteleuropa ging die Verarbeitung ziemlich schnell von Kupfer auf Bronze über. (Vgl. dazu die Tafel). Einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor stellte jeweils dasjenige Metall dar, das eine bestimmte Entwicklungsstufe prägte. Ein technologischer Fortschritt war v.a. der Brennofen mit großer Hitzeentwicklung für das Reduzieren der Erze. Die Verarbeitung war sehr arbeitsintensiv, weil auch viele weitere handwerkliche Tätigkeiten damit verbunden waren. Metallbau sowie Metallgewinnung und -verarbeitung erfordern bekanntlich die Zusammenarbeit einer größeren Gemeinschaft. Es war nicht mehr das autarke Dorf, sondern der Zusammenschluß mehrerer überregional organisierter Gruppen, der die Kultur prägte. Besitz und Kontrolle des Zugangs zu den erzreichen Gebieten verhalfen einigen Gemeinschaften zu besonderem Reichtum. Daraus entwickelte sich schon in der frühen Bronzezeit eine weiter differenzierte Sozialstruktur, an deren Spitze teilweise sogar herausragende Persönlichkeiten („Häuptlinge“) standen, wie die Funde der überreichen Prunkbestattungen belegen. Später konzentrierten sich Macht und Reichtum zwar nicht mehr so sehr auf Einzelpersonen, beschränkten sich aber immer noch auf eine besondere Schicht.

Mit der Metallverarbeitung entstand das spezialisierte Handwerk, d.h. es entstanden neue Berufe. Die wirtschaftliche Grundlage waren auch im Metallikum der Bodenbau und die Viehhaltung, wobei nun aber eine Mehrproduktion notwendig wurde, um auch die neu entstandenen Berufsgruppen zu versorgen und Kapital für den Tauschhandel zu gewinnen. Durch den großen Metallbedarf bedingt, wurde das Interessengebiet einer Gemeinschaft immer mehr erweitert. Neue Gebiete, besonders in erzreichen Bergen, wurden besiedelt, aber auch Machtbereiche einer gesellschaftlichen Einheit ausgedehnt. Gewisse Gruppen bauten sich dadurch wahrscheinlich eine Monopolstellung auf. Diese Entwicklung fand ihren Höhepunkt in den Machtzentren (Fürstensitze) der „Hallstatt-Kultur“, die in Europa zum Synonym für die beginnende Eisenzeit wurde. (Vgl. dazu die Tafel). Imposant befestigte Burgen mit palastartigen Gebäuden und besonderen Handwerkervierteln, in denen mittelmeerisches Handels- und Ideengut verarbeitet und Gegenstände einer verfeinerten höfischen Kultur hergestellt wurden, nahmen eine wirtschaftliche Vorrangstellung ein; sie beruhte teilweise auf dem Salzreichtum einiger Gegenden und einiger „Salzherren“. Weniger wichtige Siedlungen in der Umgebung der Burgen standen in ihrer Abhängigkeit. Herausragende, überreiche Grabhügel zeugen von der Macht eines einzelnen „Fürsten“ oder ganzer „Fürstendynastien“. Alles deutet darauf hin, daß diese Konzentration der Macht auf einem Feudalsystem basierte. Der Höhepunkt der Eisenzeit wurde etwa 450 v. Chr. durch die Latène-Kultur erreicht - beeinflußt von den Skythen über die Hallstatt-Kultur, von den Griechen über Massilia (und die Rhone aufwärts) und von den Etruskern über den „Argonautenweg“, d.h. den Po entlang über die Schweizer Pässe an Rhein und Rhone. In die kulturell zurückgebliebenen Gebiete (Böhmen, Britische Inseln und Iberische Halbinsel) brachten die Träger der Latène-Kultur (Kelten und Germanen) die städtische Kultur.


- Handel der Indogermanen und Germanen -

Für „kaufen“, Kaufpreis“ und „Tausch“ finden sich zwar Wortstämme unter den Sprachwurzeln der Indogermanen (Indogermanistik), aus denen auch die Sprache der Germanen, das Germanische, hervorging; aber für den Beruf des Kaufmanns trifft das offenbar nicht zu. Wörter (Lexeme, Logeme, Begriffe; Sprache) wie „Kaufmann“, „Pfund“ und „Münze“ sind erst aus dem Lateinischen entlehnt worden. Handel war natürlich trotzdem auch in vorgeschichtlichen Zeiten nichts Ungewöhnliches. In Gräbern der Schwäbischen Alb, die 20000-30000 Jahre alt und somit dem Jungpaläolithikum (Jungpaläolithikum) zuzurechnen sind, hat man Ketten und Muscheln gefunden, die aus dem Mittelmeer stammen. Bernstein wurde auch von den Mykenern, und zwar seit dem 16. Jahrhundert v. Chr., aus den germanischen Gebieten importiert, um sich oder die Königsgräber damit zu schmücken. Im 1. Jahrtausend v. Chr. ging Bernstein als Handelsware verschiedene Wege von Germanien aus: 1.) von der Ostssee (Ostpreußen) über den Fluß- und Landweg zur Adria, 2) von der Nordsee (Nordwestdeutschland, Westjütland) über den Fluß- und Landweg zur Adria, 3) von der Nordsee (Nordwestdeutschland, Westjütland) über den Fluß- und Landweg zum Mittelmeer, 4) von der Nordsee (Nordwestdeutschland, Westjütland) über den Atlantik zum Mittelmeer. Die Wege des Bernsteinhandels konnten durch Depotfunde so genau festgelegt werden, daß Wissenschaftler von „Bernsteinstraßen“ der und sprechen. Doch Bernstein war nicht der einzige „Rohstoff“, mit dem man in vorgeschichtlicher Zeit handelte: über weite Entfernugen hin handelte man schon lange vor dem Bernstein mit Feuerstein (Feuerstein), später auch mit Nephrit (Strahlstein, Jadeform) und Schiefer aus dem Harzgebiet sowie Kupfer. In der weitgehend autarken Bauernwirtschaft der Spät-Bronzezeit und der Früh-Eisenzeit gab es vielerorts keine Währung außer dem Vieh, schon gar keine Münze. Vieh galt als Zähleinheit und Vergleichsmaßstab. Es gab also quasi eine Viehwährung. Tatsächlich ist das Rind überall im Sprachbereich des Indogermanischen von Irland und England bis Indien als magisch-mythische Währung zu „Geld“ geworden. Das indische Wort „Rupie“ stammt vom Sanskritwort „rupa“ (= Vieh), und in diesem Wort wiederum steckt das englische Wort „fee“ (= Abgabe, Entgelt, Lehen, Besitz, Lohn, Gebühr, Gehalt, Honorar, Trinkgeld, bezahlen, honorieren, ein Trinkgeld geben). Altfriesisch „skett“ wurde zu „skatts“, das Wort für Geld und die sprachliche Wurzel des heutigen „Schatz“. Diese Beispiele ließen sich vermehren; sie alle beweisen, wie wir seit der „Spracharchäologie“ wissen, daß die Rinder der Reichtum der Seßhaften waren (und oft immer noch sind) und daß eben das Vieh als Wertmaßstab beim Tauschhandel gegolten haben muß, wie etwa auch um das 8. Jahrhundert v. Chr. herum Homer berichtete, daß eine Frau je nach Alter bis 20 Rinder wert ist, ein Mann 100 Rinder und eine Rüstung 9 Rinder.


- Antike Ökonomie -

Die antik-apollinische Kultur entstand mit der Verschmelzung von Indogermanen und Altmediterranen zu Griechen. Der geographische Geburtsort der Antike ist Griechenland. Eine Lebensfrage der antiken Stadt bildete die Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Trink- und Brauchwasser. Siedlungen konnten sich auf die Dauer nur an Standorten mit gesicherter Wasserentnahme aus Quellen, Flüssen oder Grundwasser behaupten. Häufig wurde Wasser allerdings durch Rohrleitungen zugeführt. Schon Mykene hatte eine Zuleitung zu der unterirdischen Brunnenkammer der Perseia und der Alkinoos-Palast eine bis an den Hof geleitete Quelle, wo die Bürger Wasser holten. In Griechenland begann die Eisenzeit früher als z.B. in Italien, und seit der Eisenzeit wurde der vorherige Fernhandel durch die Ausbeute nahegelegener Eisenvorkommen vielfach unnötig, neue Gebiete außerhalb der altorientalischen Staaten wurden durch den Eisenpflug erschlossen, die neuen Völker konnten sich dank ihrer besseren Bewaffnung gegenüber den Großreichen behaupten und damit der privaten Wirtschaft den Weg bahnen. Den Übergang bildete, noch weitgehend in den alten Formen, der Handel der Phönizier und Griechen. Mit der Vermittlertätigkeit der Phönizier zwischen den Großreichen und mit ihren eigenen Handelsfahrten bis in das Schwarze Meer und den Atlantischen Ozean verlagerte sich der Schwerpunkt des Fernhandels weiter nach Westen. Obwohl dieser Handel stärker als in der früheren Zeit mit Seeraub, Eroberung und Kolonisation verknüpft war, zeigte sich doch das Bedürfnis nach schriftlicher Verrechnung, das wohl den Anstoß zur Verbreitung des Buchstaben-Alphabets in dieser Zeit gegeben hat. (Phönizisches Alphabet). Da die phönizischen Städte auf Lebensmitteleinfuhr angewiesen waren, entwickelte sich mit den benachbarten Gebieten auch ein umfangreicher Tauschhandel mit diesen Produkten. Mit den Phöniziern traten im westlichen Mittelmeer vom 8. Jh. v. Chr. an Italiker, besonders aber Griechen in Konkurrenz. Die Erfindung des Münzgeldes förderte den Nahhandel, der vorher nach Ausweis früher Rechtsbestimmungen in umständlichen Formen erfolgt und im Immobilien-Handel zumeist an ein Aufsichtsrecht der Großfamilie gebunden war. Ab jetzt aber zeigte der selbständige Beruf des Händlers (Kapelos), daß namentlich nach Einführung des Kleinsilbers in den Kleinlandschaften der griechischen „Staaten“ ein intensiver Detail-Handel entstand. Aber auch im Fernhandel führten die durch das Münzgeld bedingte Produktionssteigerung, die Entwicklung des Schriftwesens und die erhöhte Geschwindigkeit des Absatzes zu größerem Güterumschlag und erstmalig auch zum Export billiger Massenerzeugnisse. Infolge der Kolonisation (Vgl. Karte) und der Ausbreitung des Geldverkehrs wurden weite Außengebiete als Rohstoffbasen und Absatzmärkte dem Handel erschlossen. In West-und Nordwesteuropa konkurrierten Karthago und Massilia (griechische Kolonie), über die griechischen Kolonien am Schwarzen Meer erhielt man Anschluß an die Handelsstraßen nach Asien, und von der griechischen Kolonie Naukratis aus gingen die Handelsverbindungen ins Innere Afrikas. In Athen erfolgten unter Solon (640-560) Ansätze zu einer Wassergesetzgebung. Das 6. Jh. v. Chr. brachte den Ausbau der Wasserversorgung in Athen, Korinth, Megara und Samos. Hier wurde unter Polykrates (6. Jh. v. Chr.) durch den Architekten Eupalinos von Megara eine Wasserleitung angelegt. So erwähnte es jedenfalls im 5. Jh. v. Chr. Herodot (ca. 485-425) in seinem Geschichtswerk (3,60). Entdeckungsreisen aber waren eigentlich keine Sache antik-apollinischer Kultur, deshalb erfolgten sie oft im Auftrag fremder Mächte, z.B. Persiens (Sataspes, Skylax), Ägyptens, der Phönizier, und die Karthager, z.B. Hanno (5. Jh. v. Chr.), waren als Entdeckungsreisende besonders erfolgreich. Wohl aber kam der Erfolg weitgehend den Griechen zugute, die unter geringer Zuhilfenahme von Zubringervölkern den Fernhandel vom Indus bis zur Atlantikküste neben Phöniziern, Karthagern und Etruskern beherrschten und ihn zu einer beachtlichen Intensität steigern konnten. Münzhorte und die Übernahme des Münzfußes seit Peisistratos (ca. 600-528) ließen den athenischen Handel noch schneller ansteigen, doch konnte er im Westen den Handel Korinths nicht verdrängen und unterlag ihm sogar seit dem 4. Jh. v. Chr. wieder. Das 4. Jh. v. Chr. brachte eine allgemeine Aufsplitterung Griechenlands und ein stetes Vordringen erst des persischen, dann des makedonischen Einflusses, von denen allerdings das westliche Mittelmeer kaum berührt wurde. Der Hellenismus (Pergamon) wurde kennzeichnend für die weitere Ausweitung des Wirtschaftsgebietes, die zugleich einer wirtschaftlichen Vereinheitlichung entsprach. Diese Wirtschaftsgebiet erstreckte sich seit Alexander d. Gr. (356-323) unter nur zwei Weltwährungen von Sizilien bis Persien und von der Nordküste des Schwarzen Meeres bis nach Äthiopien, seit dem 2. Jh. v. Chr. wurden die Länder um das westliche Mittelmeer mit einbezogen und damit die späteren Grenzen des Römischen Reiches vorgezeichnet. Wirtschaftliche Schwankungen vollzogen sich in diesem Bereich weithin fast gleichzeitig und erwiesen damit die enge Verflechtung seiner einzelnen Teile. Das wurde bedingt durch einen voll entwickelten Fernhandelsverkehr, der sich neue Wege zur See und zu Lande erschloß. Als in der römischen Kaiserzeit das Wirtschaftsgebiet des Hellenismus auch politisch zusammengefaßt wurde und weitgehend auf Rom bezogen war, blühten Wirtschaft und Handel vor allem zwischen Italien und den Provinzen erneut auf. Große Verkehrsbauten, Leuchttürme, Hafenanlagen und Heeresstraßen erleicherten den Fernhandel. An diesem wurden jetzt auch weite Außengebiete der alten Welt angeschlossen, im Norden und Nordosten bis nach Skandinavien und dem südlichen Osteuropa, im Osten über Indien hinaus bis nach China, im Süden bis Nubien und gelegentlich Zentral- und Westafrika. Allerdings wurde die Mehrzahl dieser Gebiete lediglich indirekt durch nichtrömische Zwischenhändler erreicht. Seit der hellenistischen, vor allem aber seit der römischen Expansionspolitik nahm, ihr entsprechend, auch der Fernhandel mit Sklaven enorm zu.


- Abendländische Ökonomie (I, II, III, IV) -
I) In der vorrömischen Zeit führten die Germanen prächtige Bronze- oder Silberkessel aus keltischem Gebiet ein. In römischer Zeit verstärkten sich dann Import und Export zwischen Germanien und Rom (insbesondere den römischen Grenzprovinzen). Als die Germanen aber immer mehr mit der städtischen Zivilisation der Römer in Berührung kamen, änderte der Handelverkehr seinen Charakter mit äußerst weitreichenden Folgen, denn es handelte sich ja um zwei verschiedene Kulturen. Als in den Ländern am Rhein und an der Donau eine provinzialrömische „Industrie“ entstanden war, wurden auch die Länder im freien, d.h. nicht-römischen „Groß-Germanien“ (Germania Magna) Absatzgebiet, und ihre Begehrlichkeit wuchs in dem Maße, wie sie die Erzeugnisse dieser „Industrie“ kennenlernten. Binnen einer relativ kurzen Zeit steigerte sich der Bedarf an römischen Luxuswaren bei den Germanen - und so finden sich in den Fundstätten der Archäologen römische Ton- und Bronzegefäße, Glas- und Silberbecher, Fingerringe und Bronzegestelle für Tische. Reich an römischem Tongeschirr, vor allem an rotglänzendem „Terra sigillata“, waren die Siedlungen am Rhein und am Limes sowie die friesischen Wurten (vgl. Wurt = Warft), je weiter man aber ins Landesinnere kam, desto weniger Funde römischer Importe fanden die Archäologen. Funde in den Gräbern der germanischen Adeligen zeigen auch, daß die Germanen oftmals bemüht waren, den römischen Stil zu kopieren. Neben Bernstein exportierten die Germanen Pelze, blondes Frauenhaar, Seife, Wachs, Honig, Federn, Fibeln, Kämme und natürlich Sklaven, denn die waren für Griechen und Römer besonders wichtig.
II) Zentralörtliche Wirtschaftsfunktion hatten schon die im 7. Jh. entstandenen Seehandelsplätze im nördlichen Europa. Und dies zu einer Zeit, als das längst entwickelte Lehnswesen schon auf dem Weg zum Lehnsstaat war, der im 8. Jh. fest installiert wurde (Fränkisches Reich). Im 8. Jh. bildeten sich die ersten Gilden (genossenschaftliche Vereinigungen). Im 9. Jh. begann ein erster Urbanisierungsprozeß. Die Vorstufe zur Hanse (seit ca. 1000) und genossenschaftliche Zusammenschlüsse deutscher Kaufleute trugen maßgeblich zum Aufstieg der Städte bei. Die Entfaltung des Städtewesens, das Bevölkerungswachstum und die auch deshalb zunehmende Nachfrage führten zu einem Handelsaufschwung, vom 11. bis zum 13. Jh. sogar zur „kommerziellen Revolution“. Das ging auch einher mit dem Aufkommen neuer Organisationsformen (z.B. Bildung von Handelsgesellschaften seit ca. 1000), neuer Techniken (z.B. kaufmännische Buchhaltung), neuer Handelswege und neuer Tätigkeitsbereiche. Für den Fernhandel mit Luxusgütern, betrieben von Kaufmannsgilden unter königlichem Schutz, bestanden seit fränkischer Zeit befestigte Zoll- und Umschlagsplätze. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg des Abendlandes seit dem 11. Jh. wurde die Burg zur Stadt mit Bürgern (auch: burgess, burgeois u.s.w.). Der Frühkapitalismus, als Übergang von einer überwiegenden Naturalwirtschaft zu einer überwiegenden Geldwirtschaft verstanden, vollzog sich allmählich, und zwar beginnend im 8. Jh. (vgl. Karolingik), etwas deutlicher in der Zeit der Kreuzzüge (1096 bis 1270), griff von Mittel- und Oberitalien über Süd- und Nordwestdeutschland (Niederlande) sowie Frankreich auf das ganze Abendland über, bis er am Ende der Gotik endgültig im Kapitalismus angekommen war. Bereits im 12. Jh. hatten sich die Zünfte gebildet. Die Zunft (AHD: was sich fügt, MHD: Ordnung) als ordnender Verband von Handwerkern, Handeltreibenden u.a. Gruppen, diente dem Zweck, den Mitgliedern die Ausübung des gemeinsamen Gewerbes zu ermöglichen und die wirtschaftlichen Verhältnisse zu regeln. Es ging hier also primär um Kontrolle, Planung und Lenkung der gewerblichen Produktion (Qualität, Preis, Absatz, Verdienst u.s.w.) sowie um Ausbildung, Beschäftigung und Sozialfürsorge der Handwerker und Handelnden. Die Entwicklung der Zünfte erfolgte in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Städte, in denen sie mehr und mehr auch politische Funktionen übernahmen. In Zunftkämpfen mit dem Patriziat (14./15. Jh.) gewannen sie häufig Anteil am Stadtregiment. Der Lehnsstaat verlor seine Bedeutung mit der Verdrängung der Ritterheere durch die Söldnerheere und dem Eindringen der Bürgerlichen in die Verwaltung. Verfassungsrechtlich blieb der Lehnsstaat in einigen Gebieten des Abendlandes noch lange bestehen, doch die Lehen wurden in volleigenen Besitz des ehemaligen Lehnsmannes umgewandelt. Als Ausdruck einer gewandelten Gesinnung setzte die neue Erwerbswirtschaft kalkulierendes Profitdenken frei. Nicht Herkommen und Stand, sondern Talent und Können wurden entscheidend für die „Geldaristokratie“. Zur Erweiterung des Fernhandels gründeten Großkaufmänner private Handelsgesellschaften mit Kapitalbeteiligung zur Finanzierung des Warentransports (Schiffbau) und auswärtiger Kontore (Faktoreien) - so z.B. geschehen in der Ravensburger HG (1380-1530). Der Großkaufmann leitete das Unternehmen mit Hilfe neuer Verfahren in Bilanz- und Verrechnung (vgl. auch: „Doppelte Buchführung“) und gewährte Kredite.
III) Kirchliche Zinsverbote (Wucher) wurden von der Kirche selbst durch das Rentensystem umgangen! Zur ersten europäischen Finanzmacht geworden, schaltete sie zur Sicherung kirchlicher Abgaben Großkaufleute, z.B. auch den Templerorden, ein, die für ihre Vorschüsse Renten (Privilegien) zur Nutzung erhielten. Die weltlichen Fürsten ahmten diese Entwicklung natürlich nach; sie verpachteten Zölle, Münz-, Markt-, Berg- oder Bodenrechte. Bankplätze entstanden in Genua, Florenz (Bardi, Strozzi), Augsburg (Welser) und Antwerpen. Der Kaufmannsbankier baute eigene Exportgewerbe auf, die nach dem Verlagssystem produzierten (z.B. in Textil- und Metallverarbeitung). Der Verleger stellte bezahlten Heimarbeitern Rohstoffe und Geräte, vertrieb aber die Fertigwaren selbst. Großkapitalisten strebten schon damals nach Monopolen und politischen Einfluß, so etwa durch Regie eines Wirtschaftszweiges (z.B. Bergbau), des Export- oder Kredithandels, wobei der Staat häufig der Konkurrent war, der seinerseits Monopole als Hoheitsrecht beanspruchte. Seit dem 13. Jahrhundert in Augsburg als Patriziergeschlecht nachweisbar, stiegen die Welser unter Anton d.Ä. (1451-1518) empor zu einer der größten europäischen Handelsgesellschaft und waren nicht nur im europäischen Großhandel und Asienhandel tätig, sondern auch an einer portugiesischen Indienflotte beteiligt (1505/06). Die Welser faßten in ihrem Unternehmen für damalige Verhältnisse riesige Kapitalien zusammen. Anton d.J. (1486-1557) begründete 1525 den Handel mit Spanisch-Amerika (Zuckerplantagen auf Hispaniola). Venezuela wurde 1527 an die Welser verpfändet, und in der 1. deutschen Kolonie erforschte der Handelsbeauftragte, Generalkapitän und „Konquistador“ Nikolaus Federmann (1505-1542) im Dienste der Welser den Orinoko und zog eigenmächtig in die Hochfläche des Chibcha-Reiches, wo er mit seinen spanischen Rivalen das heutige Bogotá gründete. (Renaissancen). Die Unternehmungen der dortigen welserischen Statthalter und Generalkapitäne A. Dalfinger, N. Federmann, G. Hohermuth und P. von Hutten scheiterten 1546 bzw. 1556 am Neid und an der Fremdenfeindlichkeit Spaniens. Die Fugger in Augsburg stiegen im 15. Jahrhundert - als kleinbäuerliche Weberfamilie - durch Handel und Geldgeschäfte auf zu einer Handelsgesellschaft mit Weltgeltung. Sie zählten seit 1511 zum deutschen Reichsadel; seit 1514 waren sie Reichsgrafen. Die noch heute bestehende Linie der „Fugger von der Lilie“ wurde begründet von Jakob Fugger d.Ä. (um 1400 -1469). Jakob Fugger d.J. (1459-1525), auch „der Reiche“ genannt, war Bankier der Habsburger und Päpste; er finanzierte die Kaiserwahl und die Kriege des deutschen Kaisers Karl V., kontrollierte die europäische Blei-, Siber- und Kupferproduktion und erwarb das Quecksilber-Monopol. Anton Fugger (1493-1560), der die Leitung des Unternehmens 1525 übernahm, besaß Handelskonzessionen u.a. in Chile, Peru, Moskau. Anton gewährte auch Philipp II. Kredite. Er hinterließ 6 Mio. Goldkronen und einen sehr beträchtlichen Landbesitz. Niccoló Machiavelli (1469-1527) bezeichnete nationale Selbständigkeit, Größe und Macht des Staates als das Ideal, das der Politiker durch die zweckentsprechendsten Mittel erstreben müsse, unbekümmert um private Moralität und bürgerliche Freiheit. Damit war die Staatsräson begründet, aber auch der Machiavellismus als skrupellose, zugleich konsequente Gewaltpolitik, die ihre Ziele auch mit moralisch verwerflichen Mitteln erstrebt und durchsezt, unter Berufung auf die Interessen und die Erhaltung des Ganzen. Il principe(Der Fürst, entstanden 1513), nach den Bedingungen erfolgreicher Politik fragend, galt vielen als das „Handbuch der Tyrannen“. Machiavellis empirisch-systematischen Untersuchungen zwangen ihn zun Bruch mit der Tradition christlich-metaphysischer Staatstheorie. Die Frage nach der Erhaltung des Staates war für Machiavelli so zentral, daß er den Herrscher unter der Voraussetzung des Staatsnotstandes („nescessitá“) vom Zwang, nach ethischen Normen zu handeln, befreien wollte. Damit begründete er, ohne schon den Begriff zu verwenden, die Lehre von der Staatsräson. Der Merkantilismus, auch als Kameralismus oder Colbertismus bekannt, schuf die finanziellen Voraussetzungen zur Entfaltung des Abslolutismus, da der Staat Gewinne durch Zölle, direkte und indirekte Steuern zur Erhaltung des Heeres, der Verwaltung und des Hofes abschöpfen konnte. Da nach Auffassung dieser kulturellen Phase Reichtum im Geldbesitz bestand, zielte der Merkantilismus auf eine aktive Handelsbilanz durch Ausfuhr hochwertiger Güter (Luxus-, Mode-, Glaswaren, Parfums, Porzellan u.s.w.). Deshalb wurden Binnenzölle beseitigt, Land- und Wasserstraßen ausgebaut, staatliche Monopole errichtet, gewerbliche Manufakturen subventioniert, die Seefahrt und die Handelsgesellschaften, somit die Kolonialpolitik, gefördert. Es gab Schutzzölle und landwirtschaftliche Festpreise. Während der Merkantilismus Handel und Gewerbe förderte und dadurch den Wohlstand des Bürgertums hob, erhielten die Bauern keinen Anreiz zur Steigerung ihrer Produktion. Die ständische Gliederung blieb erhalten, aber ohne politische Bevorrechtung. Klerus und Adel waren durch Grundbesitz, Steuerfreiheit und Sondergerichtsbarkeit privilegiert. Das höhere Bürgertum nahm am wirtschaftlichen Aufstieg teil und konnte durch Ämterkauf zum (Dienst-) Adel aufsteigen. Kleinbürger und Bauern trugen durch hohe Besteuerung die Staatslasten. Die 1685 erfolgte Aufhebung des Edikts von Nantes veranlaßte etwa eine halbe Million Hugenotten zur Massenflucht, wodurch die Merkantilwirtschaft schwer geschädigt wurde. Dies führte wiederum zu mehr Kritik am französischen Absolutismus. Die sogenannten Réfugiés erhielten eine neue Heimat vor allem in Holland und Brandenburg (Preußen), den Vororten der Aufklärung. (Aufklärung). Im Jahre 1738 erschien (anonym) der Antimachiavell von Friedrich II. (1712-1786), genau 225 Jahre nach Entstehen des Il principe von Machiavelli. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts löste der Physiokratismus oder die klassische Nationalökonomie den Merkantilismus oder auch Kameralismus ab; es entstanden erste nationalökonomische Schulen, u.a. die der Physiokraten, deren natürliche Ordnung auch darin bestand, den Boden und seine Bewirtschaftung als die Quelle des Reichtums eines Volkes anzusehen. Johann August Schlettwein (1731-1802) war der bedeutendste Verbreiter der physiokratischen Lehre in Deutschland. Sein Hauptwerk erschien 1778: Grundfeste der Staaten oder die politische Ökonomie.
IV) Die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zuerst in England einsetzende „Industrielle Revolution“ (Industrielle Revolution) ist gekennzeichnet durch den zunehmenden Einsatz neuer Techniken mit hoher Kapitalintensität, durch Massenproduktion infolge von Mechanisierung, durch verstärkte Arbeitsteilung und Rationalisierung (ökonomisch-technisch verstanden) sowie durch Nutzbarmachung und Einsatz neuer Energien (z.B. Kohle, Erdöl, Elektrizität). Begleiterscheinungen dieses Prozessess sind in wirtschaftlicher Beziehung die gesteigerte Entwicklung des Finanzsektors, des Verkehrs- und Nachrichtenwesens und in sozialer Beziehung ein starkes Bevölkerungswachstum und eine enorme Verstädterung, die Auflösung vieler traditioneller Bindungen, die enorme Erhöhung der Mobilität, die Beseitigung des Pauperismus, natürlich auch das Wachstum des realen Pro-Kopf-Einkommens und - nach der Klassenkampf-Hochphase (vgl. „Krise oder Kampf ums Ei“) - die Herbeiführung der Industriegesellschaft mit einer stark differenzierten Berufsstruktur und einem entsprechend gegliederten Gesellschaftsaufbau. Industrielle Revolution und Bürgerliche Revolution (Büregerliche Revolution) liegen also nicht zufällig nah beieinander - gesteigerte Industrialisierung und gesteigerte Bürgerlichkeit (Zivilisierung) lassen sich z.B. am explosiven Wachstum von Realeinkommen, Geburtenüberschuß, Gewerkschaften, Einwohnerzahlen gut ablesen. Von etwa 1780 bis heute stieg in England die Einwohnerzahl um das 7fache, in Deutschland um das 4fache, in Frankreich um das 2fache. Ähnlich explosiv waren die Entwicklungen in Hinsicht auf das Lebenshaltungsniveau und die Sozialpolitik. Arbeitskräfte und Bevölkerungswachstum stehen in einem engen Zusammenhang, denn einerseits bedeutet eine wachsende Bevölkerung höhere Nachfrage und schafft damit zumindest in den Industrieländern Anreize zur Investition und Produktion, andererseits bestimmt sie entscheidend die volkswirtschaftliche Arbeitsmenge. Wie groß freilich das Potential der Erwerbspersonen zu einem bestimmten Zeitpunkt ist, hängt von einer Vielzahl von Determinanten ab, u.a. dem Altersaufbau, der interregionalen Mobilität innerhalb der Volkswirtschaft, der Höhe der schulischen und beruflichen Qualifizierung und schließlich der Erwerbsquote, die von Land zu Land unterschiedlich sein kann, in Deutschland z.B. bei Schwankungen zwischen 40% und 50% - also ein relativ hoher Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung. Erfindungen wurden z.B. zwischen 1780 und 1850 im allgemeinen nach ca. 80 Jahren zu einer Innovation, nach etwa 1850-1860 verringerte sich sich diese Zeitspanne auf ca. 30 Jahre, nach etwa 1960-1970 auf ca. 10 bis 20 Jahre und heute ist man bei ca. 5 bis 10 Jahren angekommen. Wissenschaft (Wissenschaft) und Technik (Technik) haben die Entwicklung seit der Industriellen Revolution so stark beschleunigt, daß man von einer praktisch permanent-industriellen Revolution sprechen sollte, 3 Phasen umfassend: 1. Revolution (Frühphase; z.B. Dampfmaschine, Eisenbahn, Dampfschiffe und überhaupt Massentransport), 2. Revolution (Hochphase; z.B. Automobile, Flugzeuge und überhaupt Automation), 3. Revolution (Spätphase; z.B. Weltraumtechnik, Nanotechnologie, Mikroprozessoren, Gentechnik, Fernsteurungstransport und überhaupt Kybernetik). Die Geschichte der modernen Transportmaschinen, der modernen Mobilität, stimmt exakt mit den entsprechenden drei Kulturphasen überein, denn sie stehen für: 1) Beginn der Massenmobilität (Phase: 18-20), 2) Beginn der Automobilität (Phase: 20-22), 3) Beginn der Fernsteuerungsmobilität (Phase: 22-24). Sie verdeutlichen also ebenfalls, wann die drei entsprechenden Kulturphasen des Abendlandes begannen. Bedeutend sind die Massenmobilität (18-20) und die Automobilität (20-22) natürlich auch noch in der heutigen Phase der Fernsteuerungsmobilität (22-24). Nur werden sie als solche natürlich weiterentwickelt: Magnetschwebebahn, verbesserte Eisenbahn, Schiffe, Flugzeuge, Busse, ferngesteuerte Autos, Computer, Roboter oder mit Mikrochips versehene Tiere, die wie ferngesteurte Autos, Computer oder Roboter arbeiten.



- Ökonomisches Moderne-Fazit -

Die Ökonomen behaupten, die besseren Psychologen zu sein, weil sie die Psychologie total integrieren.
Die Psychologen behaupten, 50% aller Ökonomie sei Psychologie, weil diese Sichtweise „modern“ ist.
Dies ist ein typisch moderner Wissenschaftskampf um Macht und Besitzstände Bürgerlich-Moderner.
75% aller Psycholgie ist Ökonomie. Auch Macht und Besitzstände geben der Psychlogie kein Objekt.
Seele?  -  Die Psychologie kann keine wissenschaftlichen Aussagen machen, weil ihr ein Objekt fehlt.

„Der Seele Wissen kannst Du nicht ausfinden, auch wenn du jeglichen Weg abschrittest, so tief ist ihr Wesen.“ (Heraklit).
Zur Form der Seele  „Ein 'exaktes Wissen' von der ewig geheimnisvollen Seele erhalten zu wollen, ist sinnlos“. (Oswald Spengler).  Gegenphysik

Spengler Spenglers These, Goethes Faust (II) künde von unseren auch heute noch zukünftigen Jahrhunderten, ist richtig. Goethe
„Geiz ist geil“ - ist auch nichts Neues: Mephisto vertrat das Motto in der „Walpurgisnacht“. (Goethe, Faust, I und II).
Goethe, Hegel, Beethoven und andere Genies dieser Zeit lebten in der Frühphase der Moderne (im engeren Sinne).

WEITER Kunst und Moderne (   Kultur    Wirtschaft    Kunst    Technik  )

Es sind die „gewissen“ Unterschiede, die verdeutlichen, warum man Homologien von Analogien trennen muß: „Homolog (morphologisch gleichwertig) sind z.B. die Lunge der Landtiere und die Schwimmblase der Fische, analog (funktional gleichwertig) - in bezug auf den Gebrauch - sind Lunge und Kiemen. .... Es wird im Verlauf dieses Buches* immer deutlicher werden, welch ungeheure Perspektiven sich dem historischen Blick eröffnen, sobald jene strenge Methode auch innerhalb der Geschichtsbetrachtung verstanden und ausgebildet worden ist. Homologe Bildungen sind, um hier nur weniges zu nennen, die antike Plastik und die abendländische Instrumentalmusik, die Pyramiden der 4. Dynastie und die gotischen Dome, der indische Buddhismus und der römische Stoizismus (Buddhismus und Christentum sind nicht einmal analog), die Zeit der »kämpfenden Staaten« Chinas, der Hyksos und der Punischen Kriege, die des Perikles und der Ommaijaden, die Epochen des Rigveda, Plotins und Dantes. Homolog sind dionysische Strömung und Renaissance, analog dionysische Strömung und Reformation. Für uns - das hat Nietzsche richtig gefühlt - 'resümiert Wagner die Modernität' (Pergamon). Folglich muß es für die antike Modernität etwas Entsprechendes geben: es ist die pergamenische Kunst (Pergamon).“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 149-150). Die pergamenische Kunst vertrat innerhalb der hellenistischen Kunst eine besondere Richtung, denn in Pergamon begann man früh mit dem Sammeln und Nachbilden alter Kunstwerke. Spengler sah im Hellenismus, im „Alexandrinismus“, das antike Analogon zur abendländischen Moderne und wählte Pergamon nur aus, um ein besonders explizites Beispiel für den Hellenismus geben zu können: Pergamon als Stellvertreter des Hellenismus (HellenismusPergamon). Vielleicht schon der „Früh-Hellenismus“, sicherlich aber der „Hoch-Hellenismus“ (mittlerer Hellenismus) - z.B. diejenige pergamenische Kunst, die Spengler mit dem Wagner-Moderne-Resümee verglich - verriet schon das Zukünftige, den „Spät-Hellenismus“ (in Pergamon wohl mit dem Zeus-Altar beginnend; Vgl. Zeus-Altar und Global-Musik). Die als Koloß von Rhodos bekannte Heliosstatue (ca 320-290 erbaut) ist auch eines dieser Beispiele für das Form- und Maßlose, dessen Künstler aber bedürfen, um überhaupt noch etwas Rundes und Ganzes hervorzubringen und über den künstlerischen Mangel hinwegtäuschen zu können. Dieser Koloß von Rhodos ist nämlich eines der vielen Beispiele dafür, daß auch schon die Bauten des Früh-Hellenismus verrieten, was der Spät-Hellenismus, die letzten schöpferischen Jahrhunderte der antiken Kultur, dann vollenden sollte:

„Und Goethes zweiter Faust, Wagners Parsifal verraten im voraus, welche Gestalt unser
Seelentum in den nächsten, den letzten schöpferischen Jahrhunderten annehmen wird.“
(Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 149).

„Im »Tristan« stirbt die letzte der faustischen Künste. Dies Werk ist der riesenhafte Schlußstein der abendländischen Musik. Die Malelerei hat es nicht zu einem so mächtigen Finale gebracht. Manet, Menzel und Leibl, in deren Freilichtstudien die Ölmalerei alten Stils noch einmal wie aus dem Grabe hervorkommt, wirken dagegen klein. Die apollinische Kunst ging 'gleichzeitig' mit der pergamenischen Plastik zu Ende. Pergamon ist das Seitenstück von Bayreuth. Der berühmte Altar selbst ist zwar ein späteres und vielleicht nicht das bedeutendste Werk der Epoche. Man muß (etwa 330-220) eine lange, verschollene Entwicklung voraussetzen. Aber alles, was Nietzsche gegen Wagner und Bayreuth, den ''Ring' und den 'Parsifal' vorbrachte, läßt sich, unter Gebrauch ganz derselben Ausdrücke wie Dekadenz und Schauspielerei, auf diese Plastik anwenden, von der uns im Gigantenfries des großen Altars - auch einem 'Ring' - ein Meisterwerk erhalten ist. Dieselbe Theatralik, dieselbe Anlehnung an alte, mythische, nicht mehr geglaubte Motive, dieselbe rücksichtslose Massenwirkung auf die Nerven, aber auch dieselbe sehr bewußte Wucht, Größe und Erhabenheit, die dennoch einen Mangel an innerer Kraft nicht ganz zu verbergen weiß. Der farnesische Stier und das ältere Vorbild der Laokoongruppe* stammen sicherlich aus diesem Kreise.“ (Oswald Spengler, Pergamon und Bayreuth, in: Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 374). Pergamon

Nach Spengler war es die „überpersönliche Regel, die absolute Mathematik der Form, das Schicksal der langsam gereiften Sprache einer großen Kunst, hier wie dort, was man nicht mehr ertrug. Lysipp (ca. 380-310) steht darin hinter Polyklet (5. Jh v. Chr.), und die Schöpfer der Galliergruppen* hinter Lysipp zurück. Das entspricht dem Wege von Bach (1685-1750) über Beethoven (1770-1827) zu Wagner (1813-1883). Die frühen Künstler fühlen sich als Meister der großen Form, die späten als deren Sklaven. Was noch Praxiteles (5./4. Jh.) und Haydn (1732-1809) innerhalb der strengsten Konvention in vollkommener Freiheit und Heiterkeit zu sagen vermochten, brachten Lysipp und Beethoven nur unter Vergewaltigungen zustande (Vgl. Anmerkungen). Noch Mozart (1756-1791) und Cimarosa (1749-1801) beherrschten die Muttersprache ihrer Kunst. Von da an beginnt man ihr radezubrechen, aber niemand empfindet das, weil niemand mehr fließend sprechen kann. Freiheit und Notwendigkeit waren einst identisch. Jetzt versteht man unter Freiheit Mangel an Zucht.“ (Oswald Spengler, Pergamon und Bayreuth, in: Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 375). Kunst und Moderne

„Wagner wußte, daß er nur dann die Höhe erreichte, wenn er seine ganze Energie zusammennahm
und aufs peinlichste die besten Augenblicke seiner künstlerischen Begabung ausnützte.“ Pergamon

„Zwischen Wagner (1813-1883) und Manet (1832-1883) besteht eine tiefe Verwandtschaft, die wenigen fühlbar sein wird, die aber ein Kenner alles Dekadenten wie Baudelaire (1821-1867) schon früh herausfand. Aus farbigen Strichen und Flecken eine Welt im Raume hervorzuzaubern, das war die letzte, sublimste Kunst der Impressionisten. Wagner leistet das mit drei Takten, in denen sich eine ganze Welt von Seele zusammendrängt. Die Farben der sternhellen Mitternacht, der ziehenden Wolken, des Herbstes, der schaurig-wehmütigen Morgenfrühe, überraschende Blicke auf sonnenbelichtete Fernen, die Weltangst, das nahe Verhängnis, das Verzagen, das verzweifelte Durchbrechen, die jähe Hoffnung, Eindrücke, die vorher kein Musiker für erreichbar gehalten hätte, malt er in vollkommener Deutlichkeit mit ein paar Tönen eines Motivs. Hier ist der äußerste Gegensatz zur griechischen Plastik erreicht. Alles versinkt in körperlose Unendlichkeit; selbst eine linienhafte Melodie ringt sich nicht mehr aus den vagen Tonmassen los, die in seltsamen Wogen einen imaginären Raum heraufrufen. Das Motiv taucht aus dunkler und furchtbaerer Tiefe auf, flüchtig von einem großen Licht überstrahlt; plötzlich steht es in schrecklicher Nähe; es lächelt, es schmeichelt, es droht; bald ist es im Reiche der Streichinstrumente verschwunden, bald nähert es sich wieder aus endlosen Fernen, von einer einzelnen Oboe leise variiert, mit einer immer neuen Fülle seelischer Farben.“

„Alles, was Nietzsche von Wagner gesagt hat, gilt auch von Manet.
Scheinbar eine Rückkehr zum Elementarischen, zur Natur gegenüber der Inhaltsmalerei
und der absoluten Musik, bedeutet ihre Kunst ein Nachgeben vor der Barbarei der großen Städte.“

„Eine künstliche Kunst ist keiner organischen Fortentwicklung fähig. Sie bezeichnet das Ende. Daraus folgt - eine bittere Erkenntnis -, daß es mit der abendländischen bildenden Kunst unwiderruflich zu Ende ist. Die Krisis des 19. Jahrhunderts war der Todeskampf. .... Was heute als Kunst betrieben wird, ist Ohnmacht und Lüge, die Musik nach Wagner (1813-1883) so gut wie die Malerei nach Manet (1832-1883), Cézanne (1839-1906), Leibl (1844-1900) und Menzel (1815-1905). Man suche doch die großen Persönlichkeiten, welche die Behauptung rechtfertigen, daß es noch eine Kunst von schicksalhafter Notwendigkeit gebe. Man suche nach der selbstverständlichen und notwendigen Aufgabe, die auf sie wartet. Man gehe durch die Ausstellungshallen, Konzerte, Theater und man wird nur betriebsame Macher und lärmende Narren finden, die sich daran gefallen, etwas - innerlich längst als überflüssig Empfundenes - für den Markt herzurichten. Auf welcher Stufe der innern und äußern Würde steht heute alles, was Kunst und Künstler heißt!  In der Generalversammlung irgendeiner Aktiengesellschaft oder unter Ingenieuren der erstbesten Maschinenfabrik wird man mehr Intelligenz, Geschmack, Charakter und Können bemerken als in der gesamten Malerei und Musik des gegenwärtigen Europa.“ (Oswald Spengler, Pergamon und Bayreuth, in: Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 376-378).

„Man könnte heute alle Kunstanstalten schließen, ohne daß die Kunst davon auch nur berührt würde. Wir dürfen uns nur in das Alexandria des Jahres 200 v. Chr. versetzen, um den Kunstlärm kennen zu lernen, mit dem eine weltstädtische Zivilisation sich über den Tod ihrer Kunst zu täuschen versteht. Dort, wie heute in den Weltstädten Westeuropas, eine Jagd nach den Illusionen einer künstlerischen Fortentwicklung, der persönlichen Eigenart, des 'neuen Stils', der 'ungeahnten Möglichkeiten', ein theoretisches Geschwätz, eine anspruchsvolle Haltung tonangebender Künstler wie die von Akrobaten, die mit Zentnergewichten von Pappe hantieren ('hodlern'), der Literat statt des Dichters, die scharmlose Farce des Expressionismus als ein Stück Kunstgeschichte, das der Kunsthandel organisiert hat, das Denken, Fühlen und Formen als Kunstgewerbe. Auch Alexandria hatte seine Problemdramatiker und Regiekünstler, die man Sophokles (ca. 496-406) vorzog, und seine Maler, die neue Richtungen erfanden und ihr Publikum verblüfften.“ (Oswald Spengler, Pergamon und Bayreuth, in: Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 378).

„Jede Modernität hält Abwechslung für Entwicklung. Die Wiederbelebungen und Verschmelzungen alter Stile treten an die Stelle wirklichen Werdens. Auch Alexandria hatte seine prärafaelitischen Hanswurste, mit Vasen, Stühlen, Bildern und Theorien, seine Symbolisten, Naturalisten und Exprssionisten. In Rom gibt man sich bald gräko-asiatisch, bald gräko-ägyptisch, bald archaisch, bald - nach Praxiteles (5./4. Jh.) - neuattisch. Das Relief der 19. Dynastie (1345-1200), der ägyptischen Modernität, das massenhaft, sinnlos anorganisch Wände, Statuen, Säulen überzieht, wirkt wie eine Parodie auf die Kunst des Alten Reiches. Der ptolemäische Horustempel in Edfu endlich ist in der Leerheit willkürlich gehäufter Formen nicht mehr zu überbieten. Das ist der prahlerische und aufdringliche Stil unsrer Straßen, monumentalen Plätze und Ausstellungen, obwohl wir uns erst am Anfang dieser Entwicklung befinden. - Endlich erlischt auch die Kraft, etwas anderes auch nur zu wollen. Schon der große Ramses eignete sich Bauten seiner Vorgänger an, indem er in Inschriften und Reliefszenen die Namen ausmeißeln und durch den eigenen ersetzen ließ.“ (Oswald Spengler, Pergamon und Bayreuth, in: Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 379).

Der Ägyptizismus kopierte laut Spengler etwa 1500 Jahre lang (von Amenophis I. bis Kleopatra). Die chinesiche Kunst (v.a. die Malerei) zeigt schon mehr als ein Jahrtausend hindurch, wahrscheinlich sogar schon seit der Han-Zeit (206-9 bzw. 25-220) das Auf und Ab wechselnde Stilmoden, aber keine echte Entwicklung mehr. Ebenso die indische Kunst und die arabisch-persische Kunst. Diese Künste stehen immer noch da, wo sie einst als letztes Ergebnis stehen geblieben sind. „Das letzte Ergebnis ist ein feststehender, unermüdlich kopierter Formenschatz.“ (Spengler, ebd., S. 380). Wenn das Abendland überhaupt so alt wie die gerade erwähnten Kulturen und nicht, wie die Antike, sterben wird, dann werden die Kopien im Bereich der Kunst, die es ja laut Spengler auch im Abendland schon lange gibt, zu einer Kopie-Technik geworden sein, weil niemand mehr die Originale selbständig hervorbringen können wird, und zwar schon seit heute!In der Antike begann, so Spengler diese Entwicklung bereits um 150 v. Chr., und „man bemerke wohl: diese Kopisten waren die Künstler der Zeit.“ (Spengler, ebd., S. 379). Besonders bemerke man: die abendländische Entsprechung für das Jahr 150 v. Chr. ist in etwa das Jahr 2000!

WEITER „Moderne Kunst“

Wenn es stimmt, daß „Moderne Kunst“ durch „Vergewaltigung“, „Todeskampf“,“allmähliches Sterben“ entsteht, wie Spengler meinte (Spengler), dann begann sie im Abendland doch eigentlich sehr zuversichtlich, denn die Vertreter des Klassizismus und des Idealismus ja selbst die der Romantik, laut Spengler Genies durch „Vergewaltigung“, waren doch zumeist wohl eher Optimisten der Frühphase der „Modernen Kunst“, wenn man bedenkt, daß die „Moderne Kunst“ in ihrer Hochphase noch einen Todeskampf (die „Krisis“) zu meistern hatte und nach Wagner (1813-1883), Manet (1832-1883), Cézanne (1839-1906), Leibl (1844-1900) und Menzel (1815-1905) das allmähliche Sterben zu akzeptieren begann. „Moderne Kunst“ folgt offenbar dem Dreierschritt: „Können-Müssen“, „Nicht-mehr-Können“, „Nicht-mehr-Können-Wollen“; diese drei Stufen entsprechen ziemlich exakt den drei Phasen (Früh-, Hoch- und Spätphase) der Moderne (Spätkultur) bzw. einem „Auf“ und einem „Ab“ während dieser spätkulturellen Kunstmoderne, wobei das „Ab“, zunächst die Begleiterscheinung nur ankündigend, in der Spätphase das präsentiert, was wir heute unter „Postmoderne“ verstehen. Sie ist eine Begleiterscheinung der Moderne, vor allem der modernen Spätphase (Spätmoderne).

Was in der Antike bildhauerisch mit Lysipp (ca. 380-310) und im Abendland musikalisch mit Beethoven (1770-1827) begann, ob wir es Klassizismus nennen oder nicht, war also bereits der Start in eine „Moderne Kunst“. Trotzdem: Beethoven verwendete in seinen letzten Werken natürlich auch den Kontrapunkt, blieb damit der Fuge und dem Kanon treu und strebte einen Ausgleich zwischen Polyphonie und Homophonie an. Sein kontrapunktischer Stil bedeutete die Überwindung der früheren dualistischen Gestaltungsformen und war in seiner Ausprägung für die damalige Zeit etwas Unerhörtes. Beethovens Werke sind ausgeprägte Individualitäten von unverwechselbarerer Charakteristik. Von den Zeitgenossen wurden schon die bedeutenden Werke aus den ersten Wiener Jahren als kühn, neuartig, oft auch als bizarr empfunden. Beethoven war ein Genie und auf ziemlich moderne Weise von der Welt isoliert.

Vgl. Anmerkungen Ludwig van Beethoven (1770-1827) war der erste frei schaffende Musiker! Spengler
Er stand in keinem Abhängigkeitsverhältnis - wie noch Mozart (1756-1791).

Ludwig v. Beethoven
Ludwig v. Beethoven
Der am 17.12.1770 geborene Beethoven wurde zum Vollender der deutschen musikalischen Klassik und „Kronzeuge“ der europäischen Musik-Romantiker. Er litt seit 1800 an Gehörstörungen, die 1819 zu völliger Taubheit führten. 1812 begegneten sich Beethoven und Goethe in Teplitz (sudet. Erzgebirge) und in Karlsbad, es sollte nicht die letzten Treffen bleiben: Beethoven war noch mehrfach Abendgast bei Goethe, der insbesondere von seinem Klavierspiel stark beeindruckt war. „Ich begreife recht gut, wie er gegen die Welt wunderlich stehen muß“, schrieb Goethe am 19.07.1812 an Christine von Goethe. Beethovens Grundlage des Schaffens war ein ausgeprägter Individualismus und entsprang allein dem seelischen Erlebnis und (faustischen) Gestaltungswillen. Sind so seine Werke zutiefst Bekenntnisse, sind sie deshalb noch nicht Einzelfall; vielmehr spiegelt sich in ihnen Erlebnis und Schicksal des Menschen schlechthin. Was Beethoven in Tönen sagt, ist Menschheitsausdruck. So tritt zur ästhetischen die ethische Wirkung im weitesten Sinne der Katharsis (vgl. Aristoteles) und des Kantschen Pflichtgefühls (vgl. Kant). Von Beethovens unermüdlicher Arbeit am Werk zeugen die Skizzenbücher. Die Wandlung seines Stils vom Rokoko der Bonner Zeit über die Ausprägung der Eigensprache bis zur letzten Vergeistigung und Transzendenz der Spätwerke ist einzigartig in der Musikgeschichte. Beethovens Größe offenbart sich in der ungeheuren Fülle der Formen, in der Meisterschaft der thematischen Arbeit, in der lebendigen Ausdruckskraft seiner Rhythmik und Dynamik in der polyphonen Auflockerung der Mittelstimmen und nicht zuletzt in dem unerschöpflichen Reichtum seiner alle Ausdruckssphären umfassenden Melodik. Die Werke sind ebensosehr ein Sieg der Logik wie der seelischen Verkündigung, in der Synthese der rationalen und psychischen Kräfte liegt ihre Einmaligkeit.

Ludwig v. Beethoven
Beethoven war nie musikalischer Angestellter an Höfen, bei Musikinstitutionen oder kirchlichen Einrichtungen. Die Zeit war damals reif geworden, den schaffenden und ausübenden Musiker aus eigener Kraft frei wirken zu lassen. Dazu kam Beethovens stark betonte Eigenpersönlichkeit und sein Sinn für Unabhängigkeit. Er sah in seiner Kunst eine Sendung und war nicht gewillt, sie hinter andere Dinge zurücktreten zu lassen. Wenn er auf einem Kurspaziergang mit Goethe hochgestellten Persönlichkeiten keine Reverenz erwies, wenn er auf dem Wiener Kongreß der Hocharistokratie selbstbewußt gegenübertrat, wenn er die dem Revolutiosnhelden Napoleon Bonaparte zugedachte Widmung einer Sinfonie zerriß, als dieser sich zum Kaiser krönte, wenn er sich durch den fürstlichen Jahressold in keiner Weise beinflussen ließ, wenn er seine Forderungen an Verleger stellte, so geschah dies alles im stolzen Bewußtsein seines Künstlertums. Diese Eigentümlichkeit seines Charakters spiegelt sich auch in seinem Werk. In Beethovens großen Kompositionen tritt zudem eine besondere Art der Subjektivität zutage. In ihnen WILL Beethoven etwas, will Erlebtes, Erfahrenes, Erfühltes, Gedachtes in Tönen und Klängen ausdrücken - ja, er will davon künden, anderen mitteilen, sie aufrütteln, trösten, beflügeln. Dieses bewußte Kündenwollen einer einzelnen Komponistenpersönlichkeit steht in deutlichem Gegensatz zu der gesellschaftsgebundenen Musik des 18. Jahrhunderts und bahnt den Weg zu der das Ich als Ausgangspunkt wählenden Romantik des 19. Jahrhunderts. Das Rüstzeug, solch subjektives Wollen musikalisch zu gestalten, lag um 1800 ausgebildet vor. Alle künstlerischen Möglichkeiten hatten sich dank Beethovens Vorgänger bereits einander genähert, sich durchdrungen auf dem Boden einer geistigen Aufklärung. Beethoven brauchte daher nicht wie Haydn lange Jahrzehnte der künstlerischen Entwicklung, er konnte vielmehr sogleich zugreifen, die sich ihm anbietenden kompositorischen Möglichkeiten unmittelbar umsetzen. Bei Beethoven mußten jedoch Pläne oft lange liegen bleiben, bevor er sie für gestaltungswürdig hielt - ein Vorteil des frei schaffenden gegenüber dem Amtspflichten unterliegenden Komponisten!

Für Beethoven hatten die Teile nur eine beschränkte Eigenbedeutung und sollten vom Ganzen her begreifbar werden. Durch Beethovens Kompositionen gewann die Gesamtkonzeption bestimmenden Einfluß auf die Gestaltung jedes Details. Anders als seine Vorgänger arbeitete Beethoven nicht mehr nach verbindlichen Gattungsvorstellungen. Seine Werke sind ausgeprägte Individualitäten von unverwechselbarerer Charakteristik. Von den Zeitgenossen wurden schon die bedeutenden Werke aus den ersten Wiener Jahren als kühn, neuartig, oft auch als bizarr empfunden. Die unverwechselbare Künstlerpersönlichkeit ist von den Ideen des Deutschen Idealismus bestimmt. (vgl auch: Idealismus). Seine Musik strebt über das Individuelle hinaus zur Allgemeingültigkeit. In dieser Bedeutung verwendete Beethoven in seinen letzten Werken einen kontrapunktischen Stil, der in seiner für die Zeit unerhörten Ausprägung die Überwindung der früheren dualistischen Gestaltungsformen darstellt. Dieser „objektive“ Stil bleibt letztlich persönliche Aussage des von der sinnlichen Erscheinungsform seiner Kunst und von der Welt isolierten Musikers.

Das kompositorische Lebenswerk des einzigartigen Beethoven spiegelt den Wandel von zeitstilistisch bestimmter Gebrauchsmusik (Bläser-Divertimenti u.a.) zu personalistisch geprägter Bekenntnismusik („Ideensinfonik“). Sein Schaffensprozeß entwickelte sich zunehmnend mikrostrukturell („Skizzenbücher“). Klassische und romantische, statische und dynamische Prinzipien durchdringen einander idealistisch zu „Beethovenscher Universalität“. (Vgl. Klassizismus, Idealismus, Romantik). Themendualismus oder Themenpluralismus, rhythmische Kontrapunktik, Flächenharmonik, Finalschichtungen, Klangfarbmixturen, Klangraumaufrisse u.a. sind durch alle Werk- und Werdestufen Beethovens erkennbar.
Beethovens Fernwirkungen reichen über die „Opernsinfonik“ von Richard Wagner (1813-1883; Wagner) bis zu der Variationsatomisierung von Arnold Schönberg (1874-1971; Schönberg) und zu den elektronischen Raumkompositionen von Karlheinz Stockhausen (1928-2007; Stockhausen), also auch in alle Richtungen der als „neu“ (modern, modisch u.s.w.) geltenden Musik, in der, jedenfalls auf dem Gebiet der seriellen und der elektronischen Musik, Stockhausen führend wurde. (Vgl. dazu schon Schönbergs Variationen in der Zwölftonmusik und Weberns Einfluß auf die durch Stockhausen erst richtig in Form gekommene „Serielle Musik“). Seit Beethoven die Ausdrucksmöglichkeiten der Musik in vor ihm ungeahnter Weise steigerte, wurde und wird Musik für seine Nachfolger immer unmöglicher. Deshalb suchten und suchen sie Neues im Alten (Neues im Alten) und Globalen (Vgl. Amerikanismus, Anglismus, Internationalismus usw.).

Wagner „Der Ring des Nibelungen“ (Bühnenbild) Wagner

Weil es für die abendländische Musik kaum Vergleichbares gibt, muß man das antike Analogien da suchen, wo die Antike ebenfalls kaum Vergleichbares aufzuweisen hat. Der Zeus-Altar von Pergamon (erbaut ca. 180-160) ist meines Erachtens auch vergleichbar mit dem nach dem 2. Weltkrieg weit mehr künstlich als künstlerisch aufgebauten „Musik-Altar“, einer Anbetung des Musikgewerbes als Bedingung für die allen alles versprechende „Musikkunst“. Die „Musikkunst“, die etwa seit den 1960er und 1970er Jahren auch verniedlichend „Musikszene“ genannt wird, ist nun wirklich nichts anderes mehr als reines Gewerbe - da helfen auch keine freundlichen Umschreibungen mehr. Nach dem 2. Weltkrieg begann das Musikgewerbe allmählich, sich ausschließlich (!) am „Musikmarkt“, besonders an der „Musikbörse“ zu orientieren, wobei die „Musikindustrie“, ganz im Sinne des Kapitalismus immer imperialistischer und immer globalistischer wurde und auch endlich, nämlich spätestens um 2000, im „Musik-Globalismus“ ankam, um ihr Musik-Weltnetz spinnen zu können. Der Rest der Kunst hatte sich ja schon vorher für den Tod entschieden, z.B. auf ganz surrealistische Weise im Juli 1936, als Salvador Dalí (1904-1989; ) in seiner Begeisterung für das Unbewußte nur noch mit fremder Hilfe zu retten war. So gesehen, lag schon Spengler (1880-1936) in seinem Anfang 1918 erschienenen ersten Band seines Hauptwerke mit seiner Diagnose richtig:, „daß es mit der abendländischen bildenden Kunst unwiderruflich zu Ende ist.“ (Spengler). Aber war es schon zu Spenglers Zeiten auch eine Absicht oder eine Freiwilligkeit der abendländischen Kunstbildner, die bildende Kunst zu begraben? Heute jedenfalls scheint diese Absicht Programm zu sein: Nicht-mehr-Können-Wollen ! Was an der gegenwärtigen Musik ist noch Können, also Kunst? Heute weiß doch kaum noch jemand, was abendländische Musik überhaupt ist. Denjenigen, die es noch wissen, sei hier gesagt, daß die abendländische Musik, die wohl größte der faustischen Künste, seinen Platz in der Geschichte behalten wird, daß aber viele der heutigen Vertreter bereits auch mit Absicht dem Rest der Kunst ins Grab folgen. In dem Maße, wie Ökonomie und Technik ihre Führung steigern, verliert die Kunst ihr Existenzrecht. So lange, wie Ökonomie und Technik in ihrem ständig wachsenden Raum noch Platz für eine provinzielle Kunst tolerieren, bleibt diese zwar noch existent, aber eben auch völlig abhängig von z.B. kapitalistischen und industriellen Marktmechanismen. In der Phase des Globalismus gelten solche Marktmechanismen dazu noch weltweit (abgesehen von eben jenen Provinzen, die die Welt [noch] nicht interessieren). Ökonomie und Technik haben die Kunst zum größten Teil also schon verschlungen. Moderne heißt also auch, daß Kunst das erste Opfer ist.

WEITER Die antike Moderne - der Hellenismus*

„Bei den Griechen ist zuerst von Heinrich Leo (1799-1878) in seinem 1835 erschienenen »Lehrbuch der Universalgeschichte« ein Altertum, ein Mittelalter und eine 'spätere Zeit' unterschieden worden. Die Neuerung wurde von vielen Historikern akzeptiert und wirkte insofern wohltätig, als sie darauf hinlenkte, daß auch die Antike eine »Moderne« und überhaupt ein Wechselspiel von Epochen besaß und nicht, wie man bisher als selbstverständlich angenommen hatte, ununterbrochen klassisch war. In der Periodisierung der deutschen Geschichte von Karl Lamprecht (1856-1915) deckt sich das symbolische Zeitalter ungefähr mit dem Altertum, das konventionalistische mit dem Mittelalter, das individualistische mit der Neueren Zeit und das subjektivistische mit der Neuesten Zeit. (Vgl. meine Periodisierung: Winter [Ur-/Vorkultur], Frühling [Frühkultur], Sommer [Hochkultur], Herbst [Spätkultur] Auf und Ab). Sie läßt sich bis zu einem gewissen Grade auch auf die griechische Geschichte anwenden.“ (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1938, S. 93).

Spätgeschichte
Der Antike fehlte nicht die Moderne an sich,
der Antike fehlte eine abendländische Moderne.
Industrielle Revolution

Man kann den Hellenismus als Äquivalent der abendländischen Moderne (im engeren Sinne; d.h. seit der „Industriellen Revolution“ bzw. seit der „Bürgerlich-Napoleonischen Revolution“) auch insofern ansehen, als daß hier Griechisch, dort Europäisch „Weltsprache“ wurde - beide verstanden als Kultursprache, denn es gab weder eine griechische, noch eine europäische Sprache. (Vgl. Europäismus Europäismus). Als politische Epoche begann der Hellenismus mit der Eroberung des Perserreichs durch Alexander den Großen ab 334 v. Chr. Nach dessen Tod, 323, teilten sich seine Feldherren, die Diadochen, das Alexanderreich. Ihre Nachfolger, die Epigonen, festigten das System dieser hellenistischen Staaten. Sie fanden ihr Ende mit der jeweiligen Einverleibung in das expandierende römische Weltreich: Madekonien 168 v. Chr., Griechenland 146 v. Chr., Pergamon 133 v. Chr., das vorderasiatische Seleukidenreich bis 63 v. Chr., das Ptolemäerreich in Ägypten 30 v. Chr . Als Begriff der Kulturgeschichte wirkte der Hellenismus weit über diese 300 Jahre hinaus. In den hellenistischen Ländern zwischen Nubien und dem Schwarzen Meer, vom Pandschab bis zum Tyrrhenischen Meer entwickelte sich allmählich eine weitgehend einheitliche, fortschrittliche griechische Kultur, die sich von den Eigenheiten der alten Stadtstaaten gelöst hatte. »Koine« wurde die gemeinsame Sprache auf der Grundlage des attischen Dialekts. Alexandria, Pergamon, Antiochia, Rhodos und Athen wurden Zentren dieser Kultur. Philosophie und Wissenschaften blühten, Künstler wurden aus den alten griechischen Städten angezogen. Aristoteles, der Lehrer Alexanders, hatte die Kategorien der neuen Gelehrsamkeit geschaffen. Aus der Vermischung orientalischen Geistes und griechischer Kultur, von Alexander in kosmopolitischem Sinne angestrebt, entwickelte sich im Spät-Hellenismus auch in Kleinasien und Ägypten ein Synkretismus, der in den Vorstoß orientalischer Religionen nach Europa mündete.

Die Architektur vom späten 4. bis zum Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. war gekennzeichnet durch ein rationales und intellektuelles Experimentieren mit dem klassischen Formenapparat durch Trennung von Kunst- und Nutzaspekt und die Entdeckung des Innenraums als gestalterische Aufgabe. Der archaische und klassische Gliederbau verlor auf dem Weg zur römisch-kaiserzeitlichen Raum- und Massenarchitektur an Bedeutung. Im Zuge seiner Expansion raubte oder kopierte Rom zahlreiche griechische und hellenistische Kunstwerke, importierte Künstler und übernahm Formen griechischer Kunst: »Griechisch Land ward erobert, erobernd den rauhen Besieger« (Horaz). Der Übergang der hellenistischen Baukunst in die römische Architektur war schon in der frühen Kaiserzeit (1. Jh. n. Chr.) abgeschlossen. Hellenistische Bauprinzipien wie Axialität und Symmetrie, der Podium-Tempel, Mehrstöckigkeit und viele andere Bauprinzipien des Hellenismus wurden nicht nur in die römische Architektur übernommen, sondern weiterentwickelt - so wurde z. B. das Terrassenmotiv nicht mehr geomorphologisch oder durch Steinpfeiler, sondern durch Substruktionen aus Tonnen- oder Kreuzgratgewölben gebildet. Wenn auch die hellenistischen Städte aus römisch-imperialem Geist überbaut, verschönert und erweitert wurden (z.B. Ephesos!), das hellenistische Erbe wurde in römischen Bauten (besonders Kleinasiens) bis ins 2. Jh. n. Chr. sichtbar weitergetragen.


WEITER Das Beispiel Pergamon

Zwischen den 3 großen Diadochenreichen Makedonien, Syrien und Ägypten bildeten sich nach dem Tod Alexanders etliche kleinere Königreiche. Lysimachos (ca. 361-281), ein General aus dem aufgelösten Generalstab Alexanders, zog sich mit Geld aus der Kriegskasse in die alte Festung von Pergamon zurück und baute sie aus. Sein Nachfolger Philetairos (regierte von 281 bis 262), gründete die Attaliden-Dynastie. Diese erwarb Umland, trieb den Ausbau von Festung und Besiedlung voran, wurde 261 v. Chr. politisch selbständig. Unter Attalos I. Soter (269-197; König von 241-bis 197) wurde Pergamon Königreich. Die folgenden 3 Generationen riefen Dichter und Wissenschaftler an ihren Hof, bauten ihre Bibliothek auf etwa 200000 Bände und Schriftrollen aus und machten Pergamon zur führenden Geistesmetropole der hellenistischen Welt. Attalos III. (171-133; König von 138 bis 133) vererbte das Reich an die Schutzmacht Rom. Pergamon wurde 129 v. Chr. römisch und so zum Zentrum der Provinz Asia. Pergamons Stadtbild war ein Ideal eines hellenistischen Bauprogramms, in dem sich Repräsentation, Individualität und Rationalität verwirklichten. Ältere Bauten standen auf dem Burgberg. Zwar waren Tempel, Altar, Theater, Stoa hergebrachte griechische Gebäudetypen, neu und typisch für die hellenistische Stadtanlage war jedoch die architektonische Gruppenbildung. Die Bauten wurden auf mehreren Terrassen zu großangelegten Gebäudekomplexen geordnet. Bedeutungsvoll wurde die zunehmende Säkularisierung der hellenistischen Architektur. In Pergamon entstanden im 2. Jh. v. Chr. nur noch kleine hellenistische Prostylos-Tempel. Schon der monumentale Zeus-Altar desselben Jahrhunderts war mehr ein Symbol des Sieges über die Galater als ein Sakralbau früherer Bedeutung. Dementsprechend gewannen städtische Bauten wie Stoa, Markt, Markttor (z.B. Milet, 344), Gymnasium, Theater, Bibliothek, Wasserleitung u.a. vermehrt sozial-funktionelle Bedeutung für die Polis. Diese Tendenz bereitete den Boden für die technischen Großleistungen römischer Architekten und Ingenieure, die später von den Bauten der griechischen Klassik sagen würden, sie seien „hoch zu verehren, aber nutzlos“. Pergamon

Zeus-Altar (Pergamon-Altar)

WEITER Die abendländische Moderne - der Europäismus*

Wenn auch jede Kultur ihre wie auch immer geartete Moderne hatte, so gibt es wohl nur eine Kultur, die nicht nur das Wort Moderne erfand, sondern ihre Moderne mit Recht die modernste aller Modernen und sich selbst nicht ohne Stolz auch „Moderne-Kultur“ nennen darf. Gemeint ist die abendländische Kultur:

Im weiteren Sinne wird im Abendland unter Moderne „Neuzeit“ (Neuzeit und Moderne) verstanden, aber im engeren Sinne beginnt die Moderne mit der „Industriellen Revolution“ (Industrielle Revolution) bzw. mit der „Bürgerlichen Revolution“ (Büregerliche Revolution). So gesehen, ist sie eine „Industrie-Moderne“ oder „Zivil-Moderne“. Die Moderne-Gliederung hat hier ihr Problem: entweder ist der Begriff „Neuzeit“ oder der Begriff „Moderne“ irreführend, denn total identisch können sie nicht sein. Wenn dem allgemeinen Sinne nach modern sein soll, was einer permanenten Erneuerung unterliegt, so war doch richtig, wenn die Menschen seit dem Buchdruck (um 1440) durch Gutenberg (1397-1468) oder seit der ersten Amerikareise (1492) durch Kolumbus (1451-1506) dachten, in einer neuen Zeit („Neuzeit“) und einer neuen Welt („Neuwelt“) zu leben, denn von da an schien es ja nur noch Neuerungen zu geben. Daß man später dennoch die „Neuzeit“ zweiteilte und die Zeit seit der „Industriellen Revolution“ bzw. seit der „Bürgerlichen Revolution“ mit den Nonsens-Begriffen „Neuere Zeit“ und „Neueste Zeit“ belegte, hatte drei Gründe: (a) niemand konnte vorher wirklich wissen, daß (b) die Industrialisierung tatsächlich eine in der Neuzeit Neues bewirkende Revolution werden und (c) den bürgerlichen oder zivilisierten Geistern die Kompetenz zur näheren Bestimmung einer „2. Hälfte der Neuzeit“ rauben sollte. Denn die Industrialisierung war es doch, die zwar ohne den Raum (Neuwelt im engeren Sinne) bzw. ohne die Zeit (Neuzeit im engeren Sinne) vor ihr wohl kaum möglich geworden wäre, aber tatsächlich alle vorherigen Neurungen noch überbieten konnte, gerade weil sie von ihnen ursächlich abhing. (Vgl. Geschichte zur Mobilität). Daß aber nach der „Industriellen Revolution“ niemand einen vernünftigen Begriff für die „zwei Hälften der Neuzeit“ präsentieren konnte, spricht dafür, daß die „Industrielle Revolution“ tatsächlich Auslöser war für die „2. Hälfte der Neuzeit“, die Spätkulturmoderne (Moderne im engeren Sinne). Seitdem wählte und wählt man Nonsens-Formeln, Pleonasmen oder Tautologien und lauter Neoismen, weil man in der als Moderne im engeren Sinne begriffenen Spätmoderne es nicht mehr anders kann.

An Dynamik, Größe und Stärke ist die faustisch-abendländische Moderne einzigartig, nicht aber, was die Moderne als Phänomen betrifft. Wenn die abendländische Moderne, die besonders stark durch Technik und Ökonomie, vor allem durch die „Industrielle Revolution“, geprägt worden ist, als ein explosives Feuer mit besonders radikalen Global-Konsequenzen bezeichnet werden kann, dann können die Modernen aller anderen Kulturen nur noch als harmlose Lagerfeuer betrachtet werden. Trotzdem kannten auch sie, und zwar je spezifisch, so etwas wie Moderne. Eine faustische Moderne ist primär eine Angelegenheit der Industrie (= 'Fleiß', 'Betriebsamkeit'). Und als eine solche Moderne ist und bleibt sie ein historisches Phänomen des Abendlandes. Kultursymbol und Kulturseelenbild sind der Hauptgrund hierfür. Jede Kultur entwickelt eine Moderne, nicht trotz, sondern wegen der Unterschiede zwischen Kulturen. Die apollinische Antike z.B. hatte auch ihre Moderne, nur eben keine faustische Moderne. Jede Kultur ist von Anfang an auf Moderne hin angelegt, denn erst wenn ihre Moderne beginnt, beginnt auch ihr Erwachsensein.

Doch die Ur-/Vormoderne mischt sich überall ein:

Phasen und Quartale
[   (  0-2  ),   (  2-4  ),   (  4-6  )   ]

 (  6-8  ),   ( 8-10 ),   (10-12)  ]

(12-14 ),   (14-16),   (16-18) ]

(18-20),   (20-22),   (22-24) ] 
(vorverlegend dringlich):

(vorverlegt dringlich):

(initiativ aufschiebend):

(initiativ aufgeschoben):
(vorverlegt dringlich):

(dringlich initiativ):

(aufschiebend bühnenreif):

(aufgeschoben bühnenreif):
(initiativ aufschiebend):

(aufschiebend bühnenreif):

(bühnenreif weitergebend):

(bühnenreif weitergegeben):
(initiativ aufgeschoben):

(aufgeschoben bühnenreif):

(bühnenreif weitergegeben):

(weitergebend versprechend):
Eine Moderne muß erst „erwachsen“ sein, um wirklich modern und eine „Ernte“ sein zu können.
Der Aufschub verhindert, daß dies in Gänze schon während der hochkulturellen Phasen geschieht.
Moderne (im engeren Sinne) ist die Moderne der Spätkultur, die späte Moderne, die Spätmoderne.
Die Spätkultur ist das Kulturquartal, das Moderne verrät: Weitergabe mit letzten Versprechungen.

Obwohl die Moderne schwer zu gliedern ist, läßt sich dennoch sagen, daß ausschließlich die abendländische Kulturgeschichte nicht nur ein Synonym für Globalisierung, sondern auch für Modernisierung ist. Das gilt auch für die Zeit, als Moderne noch nicht das bedeutete, was sie heute bedeutet. Moderne wird oft mit Neuzeit gleichgesetzt oder aber auf die Zeit seit der Industrie-Revolution bezogen. Im engeren Sinne ist die Moderne also eine Spätkultur-Moderne. Das liegt am Aufschub. Wer die Geburt vorverlegt, wird spät erwachsen: Moderne wird als Spätmoderne erlebt. Moderne ist Herbst, jedes Blatt eine Tradition.

„Es nimmt nicht wunder, daß während der Entfaltung der »bürgerlichen Gesellschaft«, zumal in den interpretativen Nachspielen zur französischen Revolution, nicht wenige Denkende unter Berufung auf ... Aspekte menschlicher Koexistenz gegen die kontraktualistisch überspitzten Absurditäten der vereinseitigten »Aufklärung« zu revoltieren begannen. Jetzt konnten Begriffe wie Tradition, Brauchtum, Volk, Kultur und Gemeinschaft mit einem bis dahin unbekannten Pathos aufgeladen werden; manche Verwender dieser Ausdrücke versprachen sich von ihnen nicht weniger als die wahre Soziodizee. Vor allem das Wort Gemeinschaft lud sich mit gruppenmetaphysischen Konnotationen auf, die ihm bis dahin fremd gewesen waren. Unter seinem Vorzeichen formierten sich die Romantik, der Konservatismus und der dialektische Staatsholismus - mit dem Marxismus als aggressiver soziologistischer Variante (Tabelle) - ungefähr gleichzeitig als drei von hoher Modernität geprägte Versuche, sich gegen die Verzerrungen des Wissens vom Zusammensein durch die vertragstheoretischen, individualistischen und atomistischen Ideologien zur Wehr zu setzen. Diesen Bewegungen - man könnte sie als den Aufstand der Holisten zusammenfassen - stand aber, wie man im Rückblick erkennt, keine hinreichend entwickelte Sprache zur Verfügung, um ihre anti-kontraktualistischen Intuitionen zu formulieren, weswegen sich die Köpfe dieser Tendenz zumeist gezwungen sahen, auf die Klischees des klassischen autoritären Holismus zurückzugreifen, dessen Quellen sich - wie die der Versammlungstheorie - wieder bis zu Platons Gesetzen zurückverfolgen lassen.“ (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 276-277).

Nicht nur an den Beispielen der körperbegrenzt-apollinischen Antike und des raumunendlich-faustischen Abendlandes sind diejenigen Motive auffindbar, die schicksalhaft in eine Spätkulturmoderne führen. Alle erwachsen gewordenen Kulturen kennen das Nur-Noch-Vorwärts-Gefühl, das mit einem merkwürdigen zweiten Gefühl gepaart auftritt, nämlich der Ahnung, Sklave der eigenen Errungenschaften geworden zu sein. Das, was früher so meisterlich in Form gebracht worden war, wird immer mehr als Hürde und Zwang oder gar Vergewaltigung empfunden, besonders auch der „Zeitdruck“. In der Antike erreichte dieses Gefühlspaar während des Hellenismus und des römischen Aufstiegs zur Weltmacht seinen Höhepunkt, im Abendland während der Industrialisierung (des Europäismus) und des us-amerikanischen Aufstiegs zur Weltmacht. Dabei stellt der heutige Globalismus lediglich die Vollendung dieser scheinbar ewigen Vorwärtsbewegung dar, allerdings ist eine solche Vollendung auch die verdeckt-imperialistischste. Eine politisch-ökonomisch motivierte Globalisierung hat es natürlich in allen Kulturen gegeben, so etwa in der Antike, als die damalige Welt zunächst durch den Hellenismus und danach durch Rom imperialisiert wurde.Der Grund für den Unterschied zwischen der antiken und abendländischen Globalisierung, also auch der Moderne, liegt in ihren eigenen Wissens- und Technikentwicklungen sowie deren Verflechtungen mit den anderen Ebenen einer Kultur, die ebenfalls auf die kulturspezifischen Ursymbole und Seelenbilder zurückgehen und deshalb in Kulturen gar nicht, kaum, stark oder absolut dominant werden können. Von ihrer Tiefenmotivation her gesehensind all diese Entwicklungen jedoch gleich. Betrachten wir die eklektizistischen, historisierenden „Neo-Bewegungen“ und den fast krampfhaften Versuch jedweder Emanzipation von jedweder Tradition, so ist auch jede Kunstgeschichte und politisch-ökonomische Geschichte nur noch als synchrones Analogon zu den anderen Ebenen der Kulturgeschichte zu verstehen. Und das gilt auch für jede kulturhistorische Phase.

WEITER Technik und Moderne (   Kultur    Wirtschaft    Kunst    Technik  )

Wohl schon im Jungpaläolithikum (Jungpaläolithikum) praktiziert, wurde die keramische Technik im Neolithikum (Neolithikum) im 8. Jahrtausend v. Chr. erneut erfunden. (Vgl. Töpferei). Und als die Jäger und Sammler seßhaft, die ersten Tiere gezähmt und so zu Haustieren geworden waren, lieferten neben dem Fischfang der Ackerbau und die Viehzucht die Grundlagen der Ernährung; das Getreide wurde zunächst als Breinahrung genossen und später, nach dem Dreschen, Worfeln und Rösten in Mörsern zu Graupen zerstampft oder auf Reibsteinen zerrieben. Das Produkt wurde mit Wasser verrührt und als Fladenbrot gebacken. Später verwendete man Mühlen. Diese wurden seit der römischen Kaiserzeit auch mit Wasser betrieben. (Vgl. Wasserräder und Windmühlen). Die aus der Tierhaltung anfallenden Häute wurden durch Gerben und Färben für die Verwendung als Leder vorbereitet, das zu Waffen (Schilde), Schläuchen, Zelten, Segeln und bei der Schusterei benutzt wurde. Felle von Schafen und Wildtieren trug man als Pelze. Unter den Gespinstfasern nahmen Wolle und Leinen die ersten Plätze ein. Die Wolle mußte gereinigt, bisweilen durch tierische oder pflanzliche Farbstoffe gefärbt, gekrempelt, seit dem 5. Jh. v. Chr. auch mit dem Epinetron ("Antike Technik") zu einem Vorgarn ausgezogen werden, ehe sie durch das Spinnen für das Weben vorbereitet war. An diesem Beginn stand das Flechten, doch gab es wahrscheinlich schon um 4400 v. Chr. in Ägypten einen horizontalen Webstuhl. In Ägypten erreichte auch die Verarbeitung des Holzes zu Möbeln für eine dünne Oberschicht einen beachtlichen Stand bereits um 2500 v. Chr., d.h. in der „Pyramidenzeit“ (2650-2190), die von der 3. Dynastie bis zur 6. Dynastie währte.


- Töpferei -

Ohne Gefäße kein Vorrat“ - so könnte die knappe Formel lauten für die Bemühungen des Menschen, sich zu schaffen, was die Menge faßt. Beispiele sind die Mengen der gesammelten Pilze und Beeren, den Überschuß an Getreide, an Wasser, an Milch, an vergorenem Getränk faßt. Das mit Händen geformte Tongefäß, das im Feuer () gebrannt ist, gehört deshalb zu den ältesten Erzeugnissen des Handwerks. Diese Tongefäße, z.B. die Vorderasiens seit 8000 v. Chr. (Vgl. Tafel "Neanthropine Periode"), wurden tatsächlich nur mit der Hand geformt und gehen ihrerseits auf noch ältere Methoden zurück, Gefäße herzustellen, z.B. durch Zubindung der Öffnungen einer Tierhaut zu einem „Schlauch“, durch Flechtwerk zu einem Korb (danach mit Lehm verstrichen). Auf diese Weise, so nehmen manche Wissenschaftler an, sei die Töpferei als eine Art zufälliger Erfindung entstanden. Der geflochtene, mit Lehm verstrichene Beutel wurde am Feuer hart. Die Töpferei gehört, wie das Backen und Weben (vgl. auch: Kleidung), wie die Schmiedekunst und die Zimmermannsarbeit, zu den Handwerken, die schon auf den steinzeitlichen Bauernanwesen ausgeübt wurden, nur nicht vom Handwerker, sondern von Mann und Frau: eins gehört zum anderen, und sie alle zusammen erhalten die Wirtschaftskraft des vom Getreideanbau und Viehzucht lebenden Bauernhofes. Die ältesten europäischen Tongefäße stammen aus der Zeit um 5000 v. Chr., aus dem Raum Goseck (Sachsen-Anhalt) mit dem ältesten Sonnenobservatorium der Welt, nur 25 Kilometer entfernt vom Fundort der 4000 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra, der ältesten genaueren Sternabbildung der Welt.


- Rad, Töpfer(dreh)scheibe, Wagen -

Das Rad wurde wahrscheinlich sogar an mehreren Orten etwa gleichzeitig erfunden; jedenfalls aber gilt seine Erfindung in der mesopotamisch-sumerischen Kultur um 4000 v. Chr. als gesichert. Das drehbar befestigte Rad erleichterte den Lastentransport erheblich und war auch schon mit Steinwerkzeugen herzustellen. Erste Funde von Wagen oder Wagendarstellungen gibt es aus der Mitte des 4. Jahrtausends vor Chr., und zwar aus ganz verschiedenen Gegenden: Mesopotamien, Indien (Induskultur: Harappa), Kaukasien, Süd-Deutschland, Ost-Deutschland. Auch unter den ältesten Funden sind schon zweiachsige Wagen. Die „unendliche" Rotation um eine Achse scheint allerdings schon einige Jahrhunderte früher erfunden worden zu sein, bevor sie Eingang in die Verkehrstechnik fand. Mesopotamische, ägyptische und indischer Töpfer gelten als diejenigen, die zuerst Räder als Töpferscheiben bei der Keramikherstellung eingesetzt haben. Der älteste Fund einer Töpferscheibe stammt aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. (!). In der Geschichte der Keramik aller Kulturen gab es einen tiefreichenden Einschnitt durch den Übergang von der Technik des mit der Hand geformten Gefäßes zur Arbeit mit der Drehscheibe; in den eben erwähnten Gebieten vollzog er sich im 5. Jahrtausend v. Chr., in Europa und in China jedoch erst in der 1. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. - übrigens zur selben Zeit wie in China. Im neolithischen Europa wurde der Ton auf eine geflochtene Matte gesetzt. Mit der einen Hand drehte der Töpfer die Matte im Kreis. mit der anderen Hand baute er aus Wülsten das Gefäß auf. Diese geduldige und langsame Verfahren befriedigte eines Tages nicht mehr, weil der Bedarf wuchs und mehr Gefäße in kürzerer Zeit hergestellt werden mußten. Der entscheidende Einfall war, eine Scheibe aus Ton oder Holz auf einer Achse zu drehen. Es gibt Drehscheiben, die man mit den Füßen dreht, andere mit der Hand. Die alte römische Töpferscheibe z.B. besteht aus zwei hölzernen Scheiben, die durch eine Achse miteinander verbunden sind. Mit dem Fuß dreht der Töpfer die untere Scheibe, die als Schwungscheibe dient; so hat er die Hände frei, zum gleichmäßigen Formen. Im 2. Jahrhundert v. Chr. und vor allem im 1. Jahrhundert v. Chr. spielte sich in Germanien laut Tacitus(ca. 55-120; „Germania“) ein ganz seltsamer Vorgang ab, den man durch archäologische Funde auch nachweisen kann: an der Saale und an der mittleren Elbe liefen zahlreiche Töpferdrehscheiben.


- Brennofen -

Offenbar wurde Keramik, die auf der Töpferdrehscheibe hergestellt worden war, im Brennofen gebrannt und nicht im offenen Feuer. Es scheint, als habe die Beschaffung hochwertigen Tones, seine Zubereitung, der Bau des Brennofens und die Arbeit an der Töpferdrehscheibe bestimmte Anforderungen gestellt, die nur ein qualifizierter Trupp erfüllt hat. Jedenfalls brauchte ein Brennofen große Stückzahlen, d.h. 20 bis 30 Gefäße je Brennphase. Man konnte in ihm die Luftzufuhr regeln, so daß die gewünschte Oberflächenfarbe erzielt wurde, und man bekam gleichmäßige Brände. Diese Töpferöfen wurden zuerst in Vorderasien und im mediterranen Raum gebraucht; dort haben die Kelten diese Technik kennengelernt und weiter vermittelt. In dem Maße, wie die Germanen sie verdrängten, übernahmen sie einiges von den technisch überlegenen, aber schwächeren Kelten.

Erst während des 3. und 4. Jahrhunderts entwickelte sich ein größerer Bedarf an hochwertiger Keramik, dies entsprach der stärkeren gesellschaftlichen Differenzierung, Nun entstanden Keramikwerkstätten, in denen Töpferdrehscheiben benutzt wurden. Der Anteil dieser Erzeugnisse an der insgesamt benutzten Keramik betrug bei Thüringern und anderen germanischen Stämmen etwa 20%, alles übrige Geschirr blieb handgeformt.


- Schmiede -

Zum Handwerk auf dem Bauernhof gehörte die Verarbeitung von Metall, auch mußte der Haushalt selbst die Stoffe herstellen, die für die Kleidung benötigt wurden. Der einzige Beruf, der schon sehr früh zum eigenständigen Handwerk entwickelt wurde, der des Schmiedens, spielte in der Sage eine besondere Rolle und war Vorläufer vieler anderer Tätigkeiten, die sich aus dem Verband des Bauernwesens lösten. Die meisten Metalle wie Gold, Silber, Kupfer Zinn, Zink, Blei, Eisen mußten aus Bergwerken gefördert werden. Die eigentliche Metallgewinnung verlief je nach dem Metall unterschiedlich. Bei der Metallverarbeitung waren besonders wichtig Guß, Schmieden, Löten, Stanzen; das letztere erforderte Blech ebenso wie die Herstellung des Drahtes oder die Empästik. Vereinzelt war schon am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. die Gewinnung von Stahl bekannt und erfolgte durch Anreicherung des Roheisens mit Kohlenstoff (0,5% bis 1,7%), indem man das Eisen auf Holzkohle mit verschiedenen Zusätzen (gemahlenes Ziegenhorn, Salz, Eiweiß von Vogeleiern u.a.) wiederholt durchglühte und ausschmiedete. Eine weitere Methode des Härtens war das Ablöschen (Bafh) des glühenden Eisens mit Wasser (vgl. Homer, Odyssee, 9,391), mit Urin eines in Farnkraut gefütterten Bockes oder eines rothaarigen Knaben, mit Bocksblut (vgl. Plinius, Naturalis historia, 28,148) oder für feinere Geräte auch mit Öl. Damals entstand der beste Stahl durch Zusammenschmieden von Eisen- und Stahlstäben, wobei die Härte des Stahls und die Geschmeidigkeit des Eisens z.B. für Schwertklingen eine günstige Verbindung darstellten. In der Sagenwelt der Germanen war der Schmied ursprünglich nicht göttlich, sonder ein Albe (Elbe, Elfe). Zur Zeit der Römer gehörte der germanische Schmied wahrscheinlich zu den Freien; sein Arbeitszeug gehörte ihm selbst und wurde ihm ins Grab mitgegeben, eine Geste, die sonst nur der Waffe gemäß war. Der Grobschmied übte wahrscheinlich seine Tätigkeit nur im Nebenerwerb aus und war vor allem Bauer, doch der Feinschmied - also der Schmied, der mit Bronze, Silber und Gold zu tun hatte, vielleicht später auch die Emailtechnik erlernte - und der Bronzegießer waren schon in den letzten Jahrhunderten v. Chr. ausgesprochene Handwerker. Sie gelangten denn auch eher als andere während des frühen Feudalismus der Merowingerzeit in die Abhängigkeit der Grafen und Grunderren. (Vgl. „Lehnspyramide“). Ihre Werke, weit entfernt vom Anspruch, Kunst zu sein, gehören heute zum kostbarsten Bestand der abendländischen Formwelt. Den Kronen und Tabernakeln, den Reliquiaren und Monstranzen, geschaffen in den letzten Jahrhunderten des 1. Jahrtausends, sieht man gelegentlich noch ihre germanische Herkunft an.

 

- Schrift -
Vgl. Schrift
Tontäfelchen aus Uruk
(4. Jahrtausend v. Chr.)
Erste Ansätze zu einer Bilderschrift wurden in Höhlen entdeckt und stammen noch aus der Steinzeit, genauer: aus dem Jungpaläolithikum. Im 4. Jahrtausend v. Chr. entwickelten die Sumerer eine Bilderschrift für ihren Warenaustausch: dargestellt wurden jeweils die konkreten Gegenstände oder Symbole mit Mengenangaben. Solche „Buchungstafeln“ wurden in Uruk (Warka), aber auch bei nordamerikanischen Indianern, bei den Eskimo, bei verschiedenen Völkern Nordasiens und Afrikas gefunden. Die Tontäfelchen aus Uruk aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. enthalten Zeichen der ältesten bisher nachgewiesenen Schrift. Deren Bildzeichen (Piktogramme) wurden später zu den Zeichen der Keilschrift reduziert. Vielleicht entwickelten sich auch die Hieroglyphen aus ihnen.

Die älteste voll phonetisierte Schrift sind die ägyptischen Hieroglyphen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.. Auch die Keilschrift geht auf Bildzeichen zurück, denn in Mesopotamien wurde im 3. Jahrtausend v. Chr. die von den Sumerern im 4. Jahrtausend v. Chr. entwickelte Bilderschrift zur Keilschrift weiterentwickelt, indem man sie auf winklige Formen reduzierte, um sie besser mit einem gespaltenen Rohr in feuchten Ton drücken zu können. Dies gab den Zeichen die charakteristische „Keil“-Form. Im Aufbau jedoch ähnelte die Keilschrift sehr stark den ägyptischen Hieroglyphen.

Auch eine Wortbildschrift kann noch unabhängig von einer bestimmten Lautform sein, wie z.B. die chinesische Schrift. Die Phonetisierung der Schrift, die Fixierung einer bestimmten Lautform, beginnt mit der gesonderten Kennzeichnung von Wortteilen, zunächst Silben, dann einzelnen Lauten. Die älteste voll phonetisierte Schrift sind die ägyptischen Hieroglyphen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.. Auch die Keilschrift geht auf Bildzeichen zurück, denn in Mesopotamien wurde im 3. Jahrtausend v. Chr. die von den Sumerern im 4. Jahrtausend v. Chr. entwickelte Bilderschrift zu einer Keilschrift weiterentwickelt, indem man sie auf winklige Formen reduzierte, um sie besser mit einem gespaltenen Rohr in feuchten Ton drücken zu können. Dies gab den Zeichen die charakteristische „Keil“-Form. Im Aufbau ähnelte die Keilschrift jedoch sehr stark den ägyptischen Hieroglyphen. Bilderschriften, Bildzeichen (wie die Hieroglyphen) und Keilschriften weisen nicht zufällig Ähnlichkeiten mit den ersten Bilderschriften, Bildzeichen und Schriftformen der Kinder auf, die auch zunächst („jungpaläolithisch“) „gemalt“, später („frühgeschichtlich“) „umgeformt“ und „geschrieben“ werden.

Man kann die Geschichte der Schrift in eine periodische Dreigliederung bringen: (1.) Bilderschrift (stark kontextuell und noch relativ schwach textuell), (2.) Alphabetschrift (stark textuell und nur noch relativ schwach kontextuell), (3.) Alphabet-und- Bilderschrift (stark textuell und stark [re-]kontextuell). Also scheint die Schriftgeschichte wohl eine Geschichte im Sinne der Hegelschen Dialektik zu sein: Die 1. Teilperiode bedeutet die Thesis der Bilderschrift und wurde von der mesopotamisch-sumerischen Kultur begründet (Meopotamisch-sumerische Kultur); die 2. Teilperiode bedeutet die alphabetische Antithesis dazu und wurde von der antik-apollinischen Kultur begründet (Antik-apollinische Kultur); die 3. Teilperiode bedeutet die Synthesis und wurde von der abendländisch-faustischen Kultur begründet (Abendländisch-faustische Kultur), wobei man noch nicht wissen kann, womit diese Synthesis tatsächlich enden wird, obwohl es nach der Theorie klar ist. Also: Die im 4. Jahrtausend v. Chr. entstandene Bilderschrift wurde im 2. Jahrtausend v. Chr. von der Alphabetschrift abgelöst, diese wiederum wurde im 1. Jahrtausend n. Chr. mit der Bilderschrift erneut verschmolzen und wird wohl im 3. Jahrtausend wieder von der Bilderschrift zurückgedrängt werden (doch das ist trotz aller heutigen Unkenrufe noch Zukunftsmusik bzw. Spekulation). Die Thesis (Bilderschrift) wurde oben bereits besprochen; kommen wir also zur Antithesis (Alphabetschrift):

Die erste Alphabetschrift - sie bestand nur aus Konsonanten - ist die der Phöniker (Phönizier), die zu deren Entwicklung wohl mehre Jahrhunderte gebraucht haben dürften, jedenfalls war sie bereits gegen Ende des 14. Jahrhunderts v. Chr. vollendet und wurde im 13. Jahrhundert v. Chr., als auch die Dorische Wanderung begann, von den Griechen übernommen und erweitert, denn die Griechen führten erstmals Vokale in das Alphabet ein, weil für sie einige der phönikischen Konsonanten überflüssig waren; diese Redundanz war es also, die es den Griechen ermöglichte, das konsonantischeische Alphabet um Vokale zu erweitern, indem sie die überflüssigen Konsonanten nicht einfach eliminierten, sondern zu Vokalen erklärten und dadurch ein revoltionäres Alphabet einführten. Das griechische Alphabet ermöglichte durch die eingeführten Vokale erstmals eine lautgetreue Wiedergabe der Silben, Wörter, Sätze, also des ganzen Textes:

Die griechische Schrift hatte enorme Auswirkungen, denn „allein durch das Ereignis der griechischen Schrift konnte sich die ... Leser-Subjektivität entwickeln, deren starkes Merkmal in der Fähigkeit zum »Umgang mit Texten«, das heißt zum situationsunabhängigen Sinnverstehen, bestand. .... Dank aufgeschriebener Texte emanzipiert sich die Intelligenz vom Zwang des In-situ-Aufhalts (In-situ-Aufhalt) in mehr oder weniger verstehbaren Umständen. Das hat zur Konsequenz: Um eine Situation kognitiv zu bewältigen, muß ich nicht länger als ihr Teilnehmer in sie eintauchen und mit ihr in gewisser Weise verschmelzen, es reicht aus, ihre Beschreibung zu lesen - dabei steht es mir frei, zu bleiben, wo ich bin, und zu assoziieren, was ich will.“ (Peter Sloterdijk, Im Weltinnenraum des Kapitals, 2005, S. 395). Die Schriftgeschichte ist in etwa identisch mit der Geschichte der Historiographie (Historiographie) und kann auch als eine Geschichte der Historienkultur beschrieben werden, doch muß berücksicht werden, daß diese eine Historienkultur aus mehreren Historienkulturen (Historienkulturen) besteht, und genau mitten in dieser Geschichte finden wir die antik-apollinische Kultur (Antik-apollinische Kultur) sowie das erste Alphabet und das revolutionäre Alphabet, das wir die griechische Schrift nennen. Dieser Einschnitt in die Schriftgeschichte war so gewaltig, daß man sogar sagen kann, er war für die von ihm betroffenen Menschen sogar ein Einschnitt in deren „In-der-Welt-Sein“ (In-der-Welt-Sein), denn mit und nach diesem Einschnitt spaltete sich „das In-der-Welt-Sein explizit in erlebte und in vorgestellte Situationen - besser gesagt, es gelingt den vorgestellten Situationen dank ihrer Verschriftlichung, das Monopol des Verstehens-durch-in-der-Situation-Sein zu brechen. Mit der griechischen Schrift beginnt das Abenteuer der Dekontextuierung von Sinn.“ (Peter Sloterdijk, ebd., S. 395-396). Es geht hier also um den Aufstand des Texts gegen den Kontext, das bedeutet: die Losreißung des Sinns von den gelebten Situationen. Die griechische Schrift emanzipierte mit der ständigen Einübung des dekontextuierenden Denkens - üblicherweise als Lesen bezeichnet - den Intellekt vom Zwang zur Teilhabe an realen Konstellationen. Die griechische Schrift erzeugte erstmals den „rein theoretischen Menschen“, der später Philosoph heißen sollte.



- Antike Technik -

Die apollinische Antike fand die meisten der von ihr im Alltag verwendeten technischen Möglichkeiten schon vor, entwickelte sie aber weiter und fand daneben auch manches Neue, das jedoch nur selten über den Zustand der prinzipiellen Erprobung hinaus gedieh. Grundlegende technische Erfindungen wie Rad, Wagen, Achse, Brennen von Ton (vgl. Töpferei), Abbau von Steinen, Metallgewinnung (vgl. Metallikum), Schiffsbau, Glasherstellung u.s.w. fanden die Griechen also schon vor, bevor sie sie stetig und konsequent verbesserten. Technischer Fortschritt bestand vor allem in der Anwendung des einmal Gefundenen, in der Organisation der Arbeit, selten aber in grundlegenden Neuerungen wie der systematischen Anwendung der Hebelkraft (vgl. Mechanik) oder dem Bronzehohlguß (vgl. Bronze) aus der verlorenen Wachsform. Unter Toreutik verstand man ursprünglich Bohren, dann Ziselieren in Metall (Meißeln von Bronzegußstücken), besonders aber das Treiben dünner Metallfolien über oder in eine vorgegebene Form (Holz, Formstein, positiv oder negativ) mittels Hammer, auch das Treiben aus freier Hand. Die meisten technischen Entdeckungen der Griechen entsprangen ihrem hochentwickelten mathematischen, besonders geometrischen Denkvermögen, blieben aber eben darum vielfach im grundsätzlichen Ansatz stecken und führten nicht zu Technologien großen Maßstabes. Wenn die apollinische Antike dennoch erstaunliche Leistungen erzielte, so lag das hauptsächlich an der intensivsten Ausnutzung jener relativ einfachen Errungenschaften und der Entwicklung bewunderungswürdiger Fertigkeiten bei der Anwendung des einmal Gefundenen. Erfunden aber wurde um 700 v. Chr. der Flaschenzug als wichtiger Teil der Hebemaschinen, der gegenüber dem Keil und der festen Rolle ein gewaltiger Fortschritt war. Winde und Tretrad vergrößerten deren Einsatzmöglichkeiten bis zu tonnenschweren Lasten, die auf Schlitten oder anderen Transportmitteln an ihren Bestimmungsort gebracht wurden. In der Wasserversorgung und Entwässerung waren zunächst einfachste Schöpfmaschinen und seit dem 3. Jh. v. Chr. die von Archimedes (285-212) erfundene Ägyptische Schraube (Archimedische Schraube oder Wasserschnecke) bekannt, später setzte man über Göpelwerke Tiere zum Betrieb von Schöpfrädern ein oder nutzte durch unterschlächtige Wasserräder die Wasserkraft (später auch für Mühlen; und seit dem 1. Jh. n. Chr. gab es im Römischen Reich Windmühlen). Besonders die Römer führten das Wasser durch Aquädukte an die Städte heran, wo der Überfluß in Wasserspielen verströmte oder die riesigen Thermen versorgte, die ebenso wie andere Bauwerke in ihren Hypokausten (von einer zentralen Feuerstelle aus geleitete Heizung) eine zugleich praktische und relativ sparsame Heizung besaßen. Prinzipiell Neues brachten z.B. der durch Preß- oder Heißluft betriebene Flugapparat des Archytas von Tarent (430-345), das Preßluftgeschütz (Aerotonon) des Alexandriners Ktesibios (4./3. Jh. v. Chr.), seine Wasserspritze für die Feuerwehr, seine Wasserorgel, die zahlreichen Automaten des Philon von Byzanz (3. Jh. v. Chr.) und die Dampfkugel (Äolipile) des Heron von Alexandria (1. Jh. n. Chr.). Doch blieb die wirtschaftliche Ausnutzung dieser Möglichkeiten auf ein Minimum beschränkt. Vergleich


- Abendländische Technik -

Die Fortschritte der abendländischen Technik liegen vor allem im „Unendlich-Faustischen“ des Abendlandes selbst begründet. Konkret gewordene Beispiele hierfür sind u.a. die Erfindung der mechanischen Uhren (Uhren) sowie die zunehmende Ersetzung der körperlichen Arbeitskraft durch Naturkräfte und durch tierische Arbeitskraft. Dazu kommt der wohl einzigartige Drang der Abendländer, die Natur derart beherrschen zu wollen, wie es zuvor noch niemand gewagt hatte. Schon seit dem 1. Jahrhundert bekannt, verbreiteten sich Wasserräder (Vgl. Wasserräder) und Windmühlen (Vgl. Windmühlen) besonders vom 12. Jahrhundert an, und die Weiterentwicklung des Pflugs trug wesentlich zur Produktionssteigerung in der Landwirtschaft bei. In etwa gleicher Weise wirkte die Einführung des Spinnrads und des Trittwebstuhls in der Textilverarbeitung. Die Kriegstechnik wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts durch das Schießpulver revolutioniert. Die Entwicklung des Hochofens bewirkte einen Aufschwung der eisenverarbeitenden Industrie. Die Baukunst erzielte neue Höhepunkte mit der Errichtung grandioser Dome und Kathedralen, die man als das unendliche Streben zur Vollendung des „Kultursymbolerwerbs“ bezeichnen kann (vgl. Kulturspracherwerb Kulturspracherwerb). Der Gutenberg-Buchdruck (Gutenberg-Buchdruck) hatte nicht zufällig weitreichende Konsequenzen für die gesamte Kultur, so daß seitdem auch der Kulturschrifterwerb (Kulturschrifterwerb), das wissenschaftlich-technische Denken auf hochkulturelle Weise beginnen konnte. Erst die allgemeine „Alphabetisierung“ machte die unteren Schichten frei von Vorurteilen seitens des bevormundenen Adels kirchlicher und weltlicher Art. Zu Beginn des Barock (Barock) wurde die Mechanik zu einer Naturwissenschaft entwickelt und damit, in Verbindung mit dem Experiment, die Grundlage für die technischen Wissenschaften gelegt. Zu dieser Zeit erreichten die „Hochdenker“ (Hochdenker) ihren Höhepunkt. Die Vorreiter der Industrialisierung (Industrialisierung) waren die Textiltechnik, das Berg- und Hüttenwesen und die Eisen verarbeitende Industrie. Zahlreiche neue Maschinen (Maschinen) wurden entwickelt, die die Arbeiten der Menschen (v.a. Sklaven) und Tiere übernahmen, und die Werkzeugmaschinen produzierten immer wieder neue und immer mehr Arbeits- und Kraftmaschinen, so daß sie und das Aufkommen von Verbrennungsmotoren und elektrischen Motoren die Technik des 19. Jahrhunderts bestimmten. Die Eisenbahn (Eisenbahn) ließ z.B. die Entfernungen auf dem Land schrumpfen; das Dampfschiff (Flugzeuge) überwand die Ozeane in kürzerer Zeit als das Segelschiff. Telegraphie (Telegraphie) und Fernsprechverkehr (Telefon) ermöglichten die Kommunikation über große Entfernungen. Das 20. Jahrhundert sah nicht nur eine Vervollkommnung der Technik, sondern durch die Einführung der Fließbandarbeit und die wachsende Automatisierung (etwa seit der Jahrhundertmitte) eine so tiefgehende Umwälzung, daß häufig sogar vor einer zweiten industriellen Revolution gesprochen wird. Die während des 2. Weltkrieges entstandenen programmgesteuerten Rechenautomaten und die Miniatisierung der elektronischen Bauelemente hatte hieran entscheidenden Anteil. Auf dem Gebiet des Verkehrswesens ermöglichte der Kraftwagen (Kraftwagen) eine stetige Zunahme des Individualverkehrs. Das Flugzeug (Flugzeug) eroberte sich den Luftraum für den Personen-, Post- und Güterverkehr, aber auch als Waffenträger im Krieg. Der technische Bereich für Raketen (Raketen) und Weltraumfahrt (WeltraumsatellitenWeltraumfähren) dehnten den der Technik unterworfenen Raum weiter aus. Satelliten wurden für die Nachrichtenübermittluung, für die Wettervorhersage u.a. Aufgaben unentbehrlich (bald auch für die Verkehrsüberwachung und den militärischen Abschirmdienst!). Film (Fim) und Fernsehen (Fernseh-Rundfunk) traten als Medien der Massenkommunikation auf und sind dabei, wie auch die Photographie, in Verbindung mit elektronischen Hilfsmitteln eine vollkommene Umstellung zu bewirken. Überhaupt erlangte die Technik im Bereich Computer (Computer), Roboter (Roboter), Mobiltelefon (Handy u.s.w.) und Mikroprozessoren (Mikroprozessoren), die immer kleiner wurden, große volkswirtschaftliche Bedeutung (Vgl. Wirtschaft) - ebenso die chemische Industrie. Neben die Rohstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas u.s.w.) trat die Atomenergie (Kernenergie), deren Anwendung wegen der Probleme von Abfallagerung und möglichen Unfällen in den Reaktoren allerdings auch eine Gefahr radioaktiver Verseuchung in sich birgt. Nanoforscher bedienen sich heute der Fähigkeit zur Selbstorganisation, indem sie sich von der Natur inspirieren lassen: in jeder lebenden Zelle setzen sich effektiv und pausenlos einzelne Moleküle nach einem festgelegten Bauplan zu Proteinen und komplexen Erbgutsträngen zusammen. Die inspirierten Nanoforscher konstruieren mit Hilfe von Strängen aus Erbmaterial DNS und Eiweißstoffen winzige Transistoren. Die halb leitenden Herzstücke dieser Schaltkreise bilden nur ein Nanometer dünne Röhrchen aus Kohlenstoff. Die Forscher knüpfen z.B. ein bestimmtes Protein (RecA) der Escherichia-coli-Bakterie an die Kohlenstoff-Hülle des halb leitenden Hohlkörpers und bringen die Röhrchen in direkten Kontakt mit einem Gerüst aus DNS-Ketten. Sie docken über das Bakterien-Protein biochemisch an den Erbgutstrang an und können so in einer gewünschten Ausrichtung und Position fixiert werden. Weil Schaltkeise auch einen elektrischen Kontakt benötigen, werden die DNS-Moleküle, die das Nano-Röhrchen an beiden Seiten fest halten, z.B. mit einem hauchdünnen, leitenden Goldfilm überzogen. So kann ein Spannungsimpuls bis zum Röhrchen geleitet werden. Diese Kombination aus beschichteten Biomolekül und hohler Kohlenstoff-Röhre kann also wie ein Transistor geschaltet werden. Weil diese Srategie auch auf komplexe Netzwerke von Schaltkreisen anwendbar ist, werden Biomoleküle wohl bald ganze Computerchips zusammenbauen. Unser eigenes Bewußtsein wird wohl lernen müssen, sich als Bewußtsein einer Maschine, als gemachtes und doch in seinem faktischen Sein unhintergehbares, in sich geschlossenes Dasein zu verstehen. Bereits heute werden Organe (auch Gehirne) mit nicht-biologischer Intelligenz aus- und aufgerüstet oder repariert. In Zukunft werden Kleinstcomputer (Nanobots) von der Größe einer Zelle unsere Gehirnfunktionen verbessern. Man wird mit ihnen das Gehirn erkunden, Synapse für Synapse abtasten, Transmitter für Transmitter, und ein Gehirn kopieren können. Ray Kurzweil prognostizierte dies bereits 1999 in seinem Buch Homo S@piens - Leben im 21. Jahrhundert. Mit solchen Kleinstcomputern wird man virtuelle Realität erzeugen. Milliarden von Nanobots werden dann als künstliche Neuronen in unser Gehirn geschickt, die sich an jedem einzelnen, von unseren Sinnesorganen herkommenden Nervenstrang festsetzen. „Wenn wir reale Realität erleben wollen, dann halten die Nanobots still. Für das Erlebnis virtueller Realität unterbrechen sie die Zufuhr realer Reize und setzen künstliche Signale an ihre Stelle“. Bald schon wird das World Wide Web aus virtuellen Begegnungsstätten bestehen, die genauso real sind wie jeder Ort der Welt. Wir sind, ob wir es wollen oder nicht, auf dem Weg zu einer neuen Existenz. Jedenfalls zeigt der Computerbau wohl schon jetzt an, wie weit wir mit bestimmten Beispielen aus der Technik kommen könnten: Mathematiker haben ausgerechnet, wann die Computerbauer spätestens an ihre Grenzen stoßen werden. Sollten sie mit derselben Geschwindigkeit fortfahren wie bisher, dann wird dieses Limit etwa im Jahre 2230 erreicht sein, dann nämlich, wenn die Computer 5,4 x 1050 Operationen pro Sekunde ausführen und dabei 1031 Bit an Informationen speichern können. Dann tritt ein physikalischer Zustand ein, der unser heutiges Vorstellungsvermögen sprengt: alle Materie des Rechners wird dann in Energie umgewandelt - d.h. er verschwindet! Bis zur Mitte des 21. oder vielleicht auch des 22., spätestens aber bis zum Beginn des 23. Jahrhunderts wird sich die abendländische Kultur auf die anderen Umstände vorbereitet haben - auch weil dann der letzte, vollendende Zivilisationshöhepunkt erreicht sein wird. Zivilisationshöhepunkt

 

WEITER Zur „Form der Seele“ (Psychologie hat kein wissenschaftliches Objekt):

Die Psychologie kann keine wissenschaftlichen Aussagen machen, weil ihr ein Objekt fehlt.

„Jeder Philosoph von Beruf ist gezwungen, ohne ernstliche Nachprüfung an das Dasein eines Etwas zu glauben, das sich in seinem Sinne verstandesmäßig behandeln läßt, denn seine ganze geistige Existenz hängt von dieser Möglichkeit ab. Es gibt deshalb für jeden noch so skeptischen Logiker und Psychologen einen Punkt, an welchem die Kritik schweigt und der Glaube beginnt, wo selbst der strengste Analytiker aufhört, seine Methode - gegen sich selbst nämlich und auf die Frage der Lösbarkeit, selbst des Vorhandenseins seiner Aufgabe - anzuwenden. Den Satz: Es ist möglich, durch das Denken die Formen des Denkens festzustellen, hat Kant nicht bezweifelt, so zweifelhaft er dem Nichtphilosophen erscheinen mag. Den Satz: es gibt eine Seele, deren Struktur wissenschaftlich zugänglich ist; was ich durch kritische Zerlegung bewußter Daseinsakte in Gestalt von psychischen »Elementen«, »Funktionen«, »Komplexen« feststelle, das ist meine Seele - hat noch kein Psychologe bezweifelt. Gleichwohl hätten die stärksten Zweifel sich hier einstellen sollen. Ist eine abstrakte Wissenschaft vom Seelischen überhaupt möglich?  Ist, was man auf diesem Wege findet, identisch mit dem, was man sucht? Warum ist alle Psychologie, nicht als Menschenkenntnis und Lebenserfahrung, sondern als Wissenschaft genommen, von jeher die flachste und wertloseste aller philosophischen Disziplinen geblieben, in ihrer völligen Leerheit ausschließlich der Jagdgrund mittelmäßiger Köpfe und unfruchtbarer Systematiker? Der Grund ist leicht zu finden. Die »empirische« Psychologie hat das Unglück, nicht einmal ein Objekt im Sinne irgend einer wissenschaftlichen Technik zu besitzen. Ihr Suchen und Lösen von Problemen ist ein Kampf mit Schatten und Gespenstern. Was ist das - Seele? Könnte der bloße Verstand darauf eine Antwort geben, so wäre die Wissenschaft bereits überflüssig.

Keiner der tausend Psychologen unsrer Tage hat eine wirkliche Analyse oder Definition »des« Willens, der Reue, der Angst, der Eifersucht, der Laune, der künstlerischen Intuition geben können. Natürlich nicht, denn man zergliedert nur systematisches und man definiert nur Begriffe durch Begriffe. Alle Feinheitem des geistigen Spiels mit begrifflichen Distinktionen, alle vermeintlichen Beobachtungen vom Zusammenhang sinnlich-körperlicher Befunde mit »inneren Vorgängen« berühren nichts von dem, was hier in Frage steht. Wille - das ist kein Begriff, sondern ein Name, ein Urwort wie Gott, ein Zeichen für etwas, dessen wir innerlich unmittelbar gewiß sind, ohne es jemals beschreiben zu können.

Dasjenige, was hier gemeint ist, bleibt der gelehrten Forschung für immer unzugänglich. Nicht umsonst warnt jede Sprache mit ihren tausendfach sich verwirrenden Bezeichnungen davor, Seelisches theoretisch aufteilen, es systematisch ordnen zu wollen. Hier ist nichts zu ordnen. Kritische - »scheidende« - Methoden beziehen sich allein auf die Welt als Natur.

Wie »die Zeit« ein Gegenbegriff zum Raum, so ist »die Seele« eine Gegenwelt zur »Natur« und von deren Auffassung in jedem Augenblick mitbestimmt. Es war gezeigt worden (*), wie »die Zeit« aus dem Gefühl der Richtung des ewig bewegten Lebens, aus der inneren Gewißheit eines Schicksals heraus als gedankliches Negativ zu einer positiven Größe entstand, als Inkarnation dessen, was nicht Ausdehnung ist, und daß sämtliche »Eigenschaften« der Zeit, durch deren abstrakte Zerlegung die Philosophen das Zeitproblem lösen zu können glauben, als Umkehrung der Eigenschaften des Raumes im Geiste allmählich gebildet und geordnet worden sind. Genau auf demselben Wege ist die Vorstellung vom Seelischen als Umkehrung und Negativ der Weltvorstellung unter Zuhilfenahme der räumlichen Polarität »außen-innen« und durch entsprechende Umdeutung der Merkmale entstanden. Jede Psychologie ist eine Gegenphysik.

Ein »exaktes Wissen« von der ewig geheimnisvollen Seele erhalten zu wollen, ist sinnlos. Aber der späte städtische Trieb, abstrakt zu denken, zwingt den »Physiker der inneren Welt« gleichwohl dazu, eine Scheinwelt von Vorstellungen durch immer neue Vorstellungen, Begriffe durch Begriffe zu erklären. Er enkt das Nichtausgedehnte in Ausgedehntes um, er erbaut als Ursache dessen, was nur physiognomisch in Erscheinung tritt, ein System, und in diesem glaubt er, die Struktur »der Seele« vor Augen zu haben. Aber schon die Worte, welche in allen Kulturen gewählt werden, um diese Ergebnisse gelehrter Arbeit mitzuteilen, verraten alles. Da ist von Funktionen, Gefühlskomplexen, Triebfedern, Bewußtseinsschwellen, von Verlauf, Breite, Intensität, Parallelismus der seelischen Prozesse die Rede. Aber alle diese Worte stammen aus der Vorstellungsweise der Naturwissenschaft. »Der Wille bezieht sich auf Gegenstände« - das ist doch ein Raumbild. Bewußtes und Unbewußtes - da liegt allzu deutlich das Schema von überirdisch und unterirdisch zugrunde. In den modernen Theorien des Willens wird man die ganze Formensprache der Elektrodynamik finden. Wir reden von Willensfunktionen und Denkfunktionen in genau demselben Sinne wie von Funktionen eines Kräftesystems. Ein Gefühl analysieren, heißt ein raumartiges Schattenbild an seiner Stelle mathematisch behandeln, es abgrenzen, teilen und messen. Jede Seelenforschung dieses Stils, sie mag sich über Gehirnanatomie noch so erhaben dünkeln, ist voll von mechanischen Lokalisationen und bedient sich, ohne es zu bemerken, eines eingebildeten Koordinatensystems in einem eingebildeten Seelenraum. Der »reine« Psychologe merkt gar nicht, daß er den Physiker kopiert. Kein Wunder, daß sein Verfahren mit den albernsten Methoden der experimentellen Psychologie so verzweifelt gut übereinstimmt. Gehirnbahnen und Assoziationsfasern entsprechen der Vorstellungsweise nach durchaus dem optischen Schema: »Willens-« oder »Gefühlsverlauf«; sie behandelm beide verwandte, nämlich räumliche Phantome. Es ist kein großer Unterschied, ob ich ein psychisches Vermögen begrifflich oder eine entsprechende Region der Großhirnrinde graphisch abgrenze. Die wissenschaftliche Psychologie hat ein geschlossenes System von Bildern herausgearbeitet und bewegt sich mit vollkommener Selbstverständlichkeit in ihm. Man prüfe jede einzelne Aussage jedes einzelnen Psychologen und man wird nur Variationen dieses Systems im Stile der jeweiligen Außenwelt finden.

Das klare, vom Sehen abgezogene Denken setzt den Geist einer Kultursprache als Mittel voraus, das, vom Seelentum einer Kultur als Teil und Träger ihres Ausdrucks geschaffen, nun eine »Natur« der Wortbedeutungen, einen sprachlichen Kosmos bildet, innerhalb dessen die abstrakten Begriffe, Urteile, Schlüsse - Abbilder von Zahl, Kausalität, Bewegung - ihr mechanisch bestimmtes Dasein führen. Das jeweilige Bild der Seele ist also vom Wortgebrauch und dessen tiefer Symbolik abhängig. Die abendländischen - faustischen - Kultursprachen besitzen sämtlich den Begriff »Wille« - eine mythische Größe, die gleichzeitig durch die Umbildung des Verbums versinnlicht wird, die einen entscheidenden Gegensatz zum aniken Sprachgebrauch und also Seelenbilde schafft. Ego habeo factum statt feci (FECI) - da erscheint ein numen der inneren Welt. Mithin erscheint, von der Sprache bestimmt, im wissenschaftlichen Seelenbilde aller abendländischen Psychologien die Gestalt des Willens als ein wohlumgrenztes Vermögen, das man in den einzemen Schulen wohl verschieden bestimmt, dessen Vorhandensein an sich aber keiner Kritik unterworfen ist.

Ich behaupte also, daß die gelehrte Psychologie, weit entfernt, das Wesen der Seele aufzudecken oder auch nur zu berühren - es ist hinzuzufügen, daß jeder von uns, ohne es zu wissen, Psychologie dieser Art treibt, wenn er sich eigne oder fremde Seelenregungen »vorzustellen« sucht -, zu allen Symbolen, die den Makrokosmos des Kultmenschen bilden, ein weiteres hinzufügt. Wie alles Vollendete, nicht sich Vollendende, stellt es einen Mechanismus an Stelle eines Organismus dar. Man vermißt im Bilde, was unser Lebensgefühl erfüllt und was doch gerade »Seele« sein sollte: das Schicksalhafte, die wahllose Richtung des Daseins, das Mögliche, welches das Leben in seinem Ablauf verwirklicht. Ich glaube nicht, daß in irgend einem psychologischen System das Wort Schicksal vorkommt, und man weiß, das nichts in der Welt weiter von wirklicher Lebenserfahrung und Menschenkenntnis entfernt ist als ein solches System. Assoziationen, Apperzeptionen, Affekte, Triebfedern, Denken, Fühlen, Wollen - alles das sind tote Mechanismen, deren Topographie den belanglosen Inhalt der Seelenwissenschaft bildet. Man wollte das Leben finden und traf auf eine Ornamentik von Begriffen. Die Seele blieb, was sie war, das weder gedacht noch vorgestellt werden kann, das Geheimnis, das ewig Werdende, das reine Erlebnis.“ (Oswald Spengler, 1918).

WEITER Zur aktuellen Phase (22-24):


Tafel Cäsarismus ist Spätmoderne mit Befruchtung: Global(imperial)ismus, globale Wanderungen und globale Schlüpfung. Befruchtung und Schlüpfung

Die für uns Abendländer gerade beginnende Phase der Befruchtung ist eindeutig auch eine Phase der Wanderungen, und zwar so allumfassend, daß sie mit Recht auch als „Globalismus“ oder „Globalik“ zu bezeichnen ist. Weil in der apollinisch-einzelkörperlichen Antike die Weltsphäre eine eng begrenzte war, spielten sich auch antiker Globalismus und antike Wanderungen im engeren Rahmen ab. Die Welt war für Griechen und Römer nur eine griechisch-römische - mehr nicht!Wer ihr nicht angehörte, galt als Barbar oder als „nicht vorhanden“ (apollinisch-körperlich verstanden). Trotzdem sind die Motive der „Wanderer“ analog zu denen des heutigen Abendlandes zu sehen, denn es gab auch in der Antike Wirtschaftsflüchtlinge, Asylsuchende und Globalabenteurer. Weil aber die apollinische Kultur durch eine gewisse Vorliebe für „Statik“ und nicht für „Dynamik“, wie die faustische Kultur des Abendlandes, gekennzeichnet ist, bereiteten ihr auch alle Wanderungsbewegungen mehr Sorgen als dem heutigen Abendland. Was die durch die Wanderungen entstehenden Konsequenzen, betrifft, so ergeben sich ebenfalls umgekehrte Verhältnisse: die antike Kultur nahm die neuen Tatsachen relativ gelassen hin (weshalb sie ihren Tod auch kaum bemerkte), und die abendländische Kultur?  Die faustische Kultur hat diese Konsequenzen noch vor sich, aber schon jetzt kann vorhergesagt werden, daß sie sich gegen die vollendeten Tatsachen, die sich auch hier durch die globalen Wanderungen ergeben werden, ganz energisch wehren und feststellen wird, daß „faustische Dynamiken“ auch zu spät kommen können. Ob sie sich dann doch noch erfolgreich gegen derart universal daherkommenden (und so noch nie dagewesenen) Konsequenzen aus Wanderungen durchsetzen wird, wage ich nicht vorherzusagen. Man muß immer wieder betonen, daß wir erst am Anfang dieser Phase stehen und daß Wirtschaftsflüchtlinge, Asylsuchende und Globalabenteurer, die ins Abendland kommen (und zwar schon seit Jahrzehnten), hier nicht nur das Ursymbol des „Unendlichen Raums“, sondern auch die Geste der „Unendlichkeitsgabe“ sehen wollen. „Multi-Kulti“ ist nur das verniedlichende Wort für „Pseudomorphose“, auf dessen „passive Seite“ das Abendland mit hoher Wahrscheinlichkeit zusteuern wird. Und für Europa bedeutet „Multi-Kulti“ oder „Melting-Pot“ etwas ganz anderes als für Amerika - räumlich sowieso und zeitlich deswegen, weil die amerikanischen Staaten diese Erfahrungen bereits vorwegnehmen konnten und sie nicht zu wiederholen bereit sein werden. Sie sehen schon heute ihr „Kontingent“ als erfüllt an. Daß sich das in der Zukunft ändern wird, ist eher unwahrscheinlich. Amerika ist von Europa durch einen großen Ozean getrennt, und dieser Atlantik wird zukünftig wohl mehr der Inbegriff für eine Scheidung als für ein Bündnis sein. (NATO). Für die Europäer wird sich in dieser Phase wohl nur eine Entwicklung als „befruchtend“ herausstellen: die Weltraumfahrt als Suche nach einem neuen Zuhause - einer neuen Heimat. Weltraumfahrt

In dieser Phase nimmt der Reichtum so enorm zu, daß er im Vergleich zur übrigen Geschichte der jeweiligen Kultur als außergewöhnlich anzusehen ist - im Bezug auf das Abendland sogar auch im Vergleich zur Geschichte der Menschheit (!). Aus der antiken Kultur kennen wir die am bekanntesten gewordenen Beispiele: Crassus (115-53), Pompeius (106-48), Cäsar (100-44). Und im Abendland? Nun, im Abendland hat diese Phase erst Mitte, sehr wahrscheinlich sogar erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts begonnen. Und tatsächlich läßt sich seitdem im Abendland beobachten, daß der Unterschied zwischen der Minderheit der Super-Reichen und der restlichen Mehrheit immer größer wird. Mittlerweile bilden die Super-Reichen bzw. -Vermögenden „eine Schicht, die das Potential hat, sich sowohl von der eigenen Gesellschaft abzulösen als sich auch mit ihresgleichen in anderen Ländern zusammenzuschließen. Diese Menschen könnten durchaus Verhaltensformen entwickeln, die denen des europäischen Hochadels früherer Epochen ähneln - der eigenen Schicht, nicht dem eigenen Volk verpflichtet. (Mehr) ... Der Riß zwischen den Vermögenden und den weniger Vermögenden ist bereits beängstigend breit geworden. .... Oft sind es Mehrheiten, die Sonderlasten für Wohlhabende ausdrücklich befürworten. Dabei übersehen sie allerdings, daß durch derartige Sonderlasten der Wohlstand allenfalls kurzfristig gleichmäßiger und vielleicht auch gemeinwohlverträglicher verteilt wird. . .... »Reichensteuern« sind in aller Regel schon nach kurzer Zeit erstaunlich unergiebig. Die Reichen, jedenfalls die wirklich Reichen, wissen sich einzurichten.“ (Meinhard Miegel, Epochenwende, 2005, S. 270-274). Wenn also die Super-Reichen einen neuen Hochadel etablieren wollen, dann mag der uns an unseren alten Hochadel erinnern, doch in Wahrheit ist er ein anderer, eben unser neuer Hochadel - vorausgesetzt, er etabliert sich wirklich, denn vorstellbar und gangbar ist auch ein anderer privater Weg des Cäsarismus.

Diese Phase des Cäsarismus, die Global(imperial)ismus auch genannt wird, wurde z.B. von der antiken apollinischen Kultur gemeistert, indem sie sich von ihrem zu dieser Zeit mächtigsten Staat politisch, also notfalls auch und oft militärisch verteidigen ließ. Das Römische Reich expandierte tatsächlich mehr aus der Defensive heraus, es ließ nur so viele Einwanderer ins Imperium, wie es gerade noch integrieren konnte, obwohl es immer mehr benötigte (und erst in der nächsten Phase, nämlich zwischen der 2. Germanischen Wanderung und der 3. Germanischen Wanderung, sollte es zu viele benötigen und sich zuletzt gegen die Massenzuwanderungen auch nicht mehr wehren können). Wir Abendländer aber stehen erst noch am Anfang dieser Phase und haben offenbar keine Abgrenzung nötig - es ist eben typisch abendländisch, keine Grenzen wahrnehmen zu wollen. Für die apollinische Kultur ist das genaue Gegenteil typisch. - Im Jahre 81 n. Chr. wurde unter Domitian mit dem Bau des Limes begonnen. Analog dazu ist z.B. für die chinesische Kultur die Große Mauer zu verstehen, deren Bau sogar schon unter dem ersten chinesischen Cäsaren (Hoang-ti Schi = „Erster Erhabener Kaiser des Anfangs“, so der Titel des ersten chinesischen Kaisers, des Königs Cheng von Ch'in) begonnen hatte. Diese Phase des Global(imperial)ismus, in der der jeweilige Cäsar sich als Herrscher der Welt betrachtet, bedeutet für die Menschen der jeweiligen Kultur auch wirtschaftlich, technisch und künstlerisch ein Goldenes Zeitalter bis hin zum Zivilisationshöhepunkt, motiviert aber auch den Rest der Welt, also fremde Menschen, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen an diesem Goldenen Zeitalter teilhaben zu wollen. Erst danach spüren die meisten Menschen der jeweiligen Kultur eine echte Abneigung gegen Zuwanderer, weil sie erst dann (nicht selten am eigen Leibe) spüren, wie zerstörend Zuwanderungen wirken können. Wir Abendländer können nicht ein oder zwei Jahrhunderte lang warten und sonst nichts tun. Bisher haben wir nur alles für, aber nichts gegen die Zuwanderung unternommen. Wir haben Gesetze aufgestellt, die letztlich gegen uns selbst gerichtet sind. Ohne einen Abwehrmechanismus, ohne eine Defensive, ohne Abgrenzung gegen Fremde ist unsere Kultur kaum „überlebensfähig“. Wir müssen uns ja nicht völlig abschotten, sondern nur angemessen abgrenzen. Ist die Mauer zwischen USA und Mexiko eine solche erste angemessene Abgrenzung (Mauer)? Es geht dabei ja nicht nur um einen wirtschaftlichen, sondern auch um einen sozialen Protektionismus, der Konflikte vermeiden soll. Viel gravierender jedoch als die Unterschiede zwischen USA und Mexiko, die sich ja kulturell fast gar nicht unterscheiden (beide sind z.B. christlich), sind die Unterschiede zwischen Abendland und Morgenland. Und ausgerechnet die Europäer tun nichts, um sich selbst zu schützen !
Wir werden wohl, ob wir wollen oder nicht, entweder unsere liberalistisch-individualistischen Werte verlieren oder alle unsere restlichen Werte, was einem kulturellen Bankrott gleichkäme. Gerade die Werte, die wir am höchsten halten, erfordern auch die größte Verteidigung, alo auch eine Abgrenzung, und eine solche Grenze müßte, metaphorisch gesprochen, mindestens genauso hoch sein (paradox hieran ist aber, daß „faustische“ Abendländer, ihrem „Ursymbol“ entsprechend, keine Grenzen wollen, sondern die Freiheit ungeteilt im „unendlichen Raum“); wir könnten andererseits aber auch auf die höchsten Werte verzichten, würden dann aber Riesenprobleme mit den konkurrierenden Werten aus fremden Kulturen bekommen, denn wir würden wegen des Verzichts auf unsere höchsten Werte unsere Identität teilweise verlieren, müßten uns dafür aber auch nicht abschotten (paradox hieran ist aber, daß uns das mittlerweile egal wäre, wegen des Verzichts auf unsere höchsten Werte, z.B. die grenzenlose Freiheit, und darum auch des teilweisen Identitätsverlusts). Ich bin nicht sicher, wofür sich die Abendländer auch bei noch größerer Bedrohung entscheiden würden. Dieses nunmehr unausweichliche Paradoxon wurde jedoch verursacht von einem nur von den Abendländern selbst verschuldetes Paradoxon, das „Demographisch-ökonomische Paradoxon“ genannt wird und das besagt: je mehr Kinder sich Menschen leisten können, desto weniger haben sie. Die Abendländer haben nicht genug Kinder! Fertilitätsrate

Das westliche Volk befindet sich „mit einer solchen Bevölkerungsbilanz unweigerlich auf dem »Todestripp«. Man kann ziemlich genau ausrechnen, wann es vom Erdboden verschwinden wird. .... Demographisch hat der Untergang des Abendlandes längst begonnen. .... Da ich die kosmopolitische Position für weltfremd und utopisch halte, geht es für mich in der Auseinandersetzung um die »Ausländerpolitik« um die große, wirklich »existentielle« Frage, ob die europäischen Völker ihre glorreiche Laufbahn noch fortsetzen oder endgültig im Orkus der Geschichte verschwinden werden. Nach meiner Überzeugung ist dies primär eine Frage des Willens. Wenn ein alterndes und sterbendes Volk seinem vorgezeichneten Schicksal entgehen will, gibt es im Prinzip ein probates Mittel: es muß dafür sorgen, daß es sich wieder ausreichend reproduziert. Diese Ziel ist allerdings, wie etwa die Geschichte des Römischen Reiches zeigt, auch dann nicht leicht zu erreichen, wenn es die verantwortlichen Staatsmänner ernsthaft ins Auge fassen und bewußt eine »pronatalistische« (geburtenfördernde) Politik betreiben. Das Fatale unserer Situation besteht jedoch darin, daß unsere Politiker dieses Ziel nicht einmal anzuvisieren wagen. .... Dabei möchte ich einen Komplex besonders betonen, den ich das »liberale Syndrom« genannt habe. Da eine pronatalistische Politik das generative Verhalten verändern muß, kommt sie nicht nicht darum herum, zumindest indirekt in die »Privatsphäre« der Bürger zu intervenieren. Das ist aber nach der liberalen Ideologie just der Bezirk, in dem der Staat nicht nur nichts verloren hat, sondern dessen »Freiheit« er schützen soll. Aus dem liberalen Credo ergeben sich in concreto Postulate wie »Mein Bauch gehört mir!« oder der selbstverständliche Anspruch jedes Bürgers, die Anzahl seiner Kinder selbst zu bestimmen. (Vgl. Gründe für den Geburtenrückgang (Bevölkerungsschwund) im Abendland) ... Da bei überzeugungstreuen Liberalen der »eigene Nutzen« grundsätzlich vor dem »Gemeinwohl« rangiert, kommt so etwas wie das »generative Gemeinwohl« als politische Zielvorgabe überhaupt nicht in Betracht. Im Konfliktfall zwischen dem »generativen Gemeinwohl« und der »individuellen Selbstverwirklichung« kann sich der liberale Staat nur für den Vorrang der »persönlichen Freiheit« entscheiden. Seine Ideologie erlaubt allenfalls die indirekte Beeinflussung des generativen Verhaltens durch eine »Familienpolitik« ... Ansonsten aber überläßt der liberale Staat die Entwicklung der Bevölkerung dem »freien Spiel der Kräfte«.“ (Robert Hepp, Einwanderungspolitik zur Sicherung unseres Lebensstandards?,  in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 22, 25-26). Hier ist sie also wieder: die Entscheidung für oder gegen die höchsten Werte der Abendländer, z.B. Liberalismus und Individualismus. Denn: entscheidet man sich für sie, wird das Abendland nicht mehr sehr alt werden; entscheidet man sich gegen sie, wird das Abendland einen sehr großen Teil seiner Identität verlieren, dafür aber bessere Aussichten haben, sehr alt zu werden. Sind die Abendländer lebensmüde oder nicht? Sind ihre Verfassungen zu dekadent oder nicht?

Was lernen wir aus den Verfassungen der Griechen und Römer? Bei „all den griechischen Staaten, die oft erstarkt sind, oft aber auch in vollem Umfang die Wende zum Gegenteil zu spüren bekamen, ist die Schilderung der Vergangenheit und die Aussage über die Zukunft leicht. Denn Bekanntes darzustellen ist leicht, ebenso einfach ist es auch, unter Berücksichtigung der Vergangenheit über die Zukunft Voraussagen zu machen. Bei den Römern aber ist es ganz und gar nicht leicht, weder über die Gegenwart Aussagen zu machen, weil die Verfassung vielfältige Aspekte hat, noch für die Zukunft Vorhersagen zu treffen, weil man die Besonderheiten der Römer im öffentlichen und privaten Leben in der Vergangenheit nicht kennt. Deshalb bedarf es einer eingehenden und gründlichen Untersuchung, wenn man die Besonderheiten im römischen Staat klar erkennen will. Die meisten, die uns über dieses Thema auf methodische Weise eine Beschreibung geben wollen, nennen drei Verfassungsformen: das Königtum (Monarchie; als schlechte Kehrseite: Tyrannis), die Aristokratie (Adelsherrschaft; als schlechte Kehrseite: Oligarchie), und als dritte die Demokratie (Volksherrschaft; als schlechte Kehrseite: Ochlokratie [Pöbelherrschaft]). Meiner Meinung nach könnte aber jemand ganz mit Recht die Frage an sie richten. ob sie uns diese als die einzigen oder als die besten Verfassungen vorführen. Im einen wie im anderen Fall nämlich scheinen sie mir nicht Bescheid zu wissen. Denn es ist klar, daß man als die beste Verfassung die ansehen muß, die aus all den eben genannten Einzelverfassungen besteht.“ (Polybios, Historien, 6. Buch, 3 [1-7] Polybios). Ist eine „aus all den eben genannten Einzelverfassungen“ bestehende Verfassung wirklich die beste, und wie sollte man sie nennen? Gesamtverfassung? Jede einzelne Verfassung versteht sich doch als eine Gesamtverfassung, oder? Laut Polybios vollzieht sich die Entwicklung - „das Wachstum, die Blüte, die Wende und das Ende“ - der Verfassungsform „naturgemäß“, und „wer Einblick in das natürliche Entstehen jeder einzelnen Verfassungsform gewinnen könnte, nur der könnte auch Einblick gewinnen in das Wachstum, die Blüte, die Wende und das Ende jeder einzelnen Verfassungsform - wann, wie und wo es wiederkehrt.“ (Polybios, Historien, 3 [7], 4 [11, 12] Polybios).

Können wir trotz der Tatsache, daß die meisten Menschen aus der Geschichte nichts lernen, etwas aus der Erbschaft, die die apollinische Kultur uns Abendländern hinterlassen hat, lernen? Wie sollen wir z.B. mit den Völkern aus fremden Kulturen umgehen, die zunehmend ins Abendland wandern? (MehrMehr). „Es ist eine Tatsache, daß man das Wissen über mögliche Wirkungen von Wanderungen systematisch verdrängt und Beispiele aus unserer Geschichte nur sehr zögernd und selektiv in Medien analysiert und nur selten im richtigen, aktuellen Zusammenhang darstellt. Es handelt sich um ein heikles Thema, dem man ausweicht, weil die Realität mit gewissen Ideen nicht übereinstimmt. Man gewinnt den Eindruck, daß man in diesem Punkt aus der Geschichte nicht lernen will. Eine der zwangsläufigen Folgen von Wanderungen ist beispielsweise die Entstehung einer multikulturellen Gesellschaft. (MehrMehr). Der Staatsbürger weiß sehr wenig über sie und es können auch kaum Beispiele für geglückte Gesellschaften dieser Art gefunden werden. Dennoch gibt es Verfechter derartiger Experimente. Wer aber trägt die Verantwortung für soziale Unruhen, Feindseligkeiten und die Klimaverschlechterung, die ein solches Experiment mit sich bringen kann? Haben Menschen ein Recht auf Heimat?(Recht auf HeimatRecht auf Heimat) .... Es ist irritierend, wenn sich Politiker, Vertreter der verschiedensten Lobbies, Religionen und sonstiger Interessengruppen auch heute noch totalitär verhalten, indem sie sich ganz einfach Über die herrschende Grundstimmung in der Bevölkerung hinwegsetzen und versuchen - unter Mißachtung der Meinung zumindest eines Teiles der Bevölkerung - ihre eigenen Ideen von einer multikulturellen Gesellschaft zu realisieren. Ist ein solches Verhalten demokratisch? Welche Werte werden der Demokratie übergeordnet? In einer gelebten Demokratie würden Staatsbürger erwarten, daß die Entscheidungsfindung in Fragen, die für sie wichtig sind, anders verlaufen. Es darf wohl bezweifelt werden, daß es richtig und demokratisch ist, wenn Vertreter sogenannter demokratischer Parteien sich auf den Standpunkt stellen, die einfachen Menschen (Wähler) verstünden nichts von Bevölkerungsfragen und müßten daher bei der Entscheidung ausgeschaltet werden. Die Menschen wissen sicherlich viel mehr von Bevölkerungsproblemen als von Atomkraftwerken. Beide Themen werden von Angst beherrscht. .... Bei dem derzeitigen Wissensstand über Folgewirkungen ist es wohl angebracht, die Staatsbürger selbst entscheiden zu lassen. Die Migrationsproblematik könnte sich als explosiver herausstellen als das Atomkraftwerk in Zwentendorf, welches per Volksabstimmung 1978 verhindert wurde. Jedesfalls tickt hier eine Zeitbombe. Wir wissen nur nicht, auf welche Zeit sie eingestellt ist. Die gelebte Demokratie setzt voraus, daß die Bevölkerung in allen wichtigen Fragen informiert und an großen Entscheidungen beteiligt wird. Die derzeitige Masseneinwanderung stellt ... aus mehreren Gründen eine wichtige Frage dar. .... Die Lage hat sich so verschärft, daß eine eindeutige, aber demokratische Lösung dringend notwendig ist. Eine Verzögerung wird die Situation nur verschlimmem. Jeder mündige Bürger und reife Demokrat wird gerne zur Kenntnis nehmen, daß er nur eine Stimme hat. Er wird aber auch für sich das Recht auf Meinungsäußerung und Meinungsbildung beanspruchen. Dieses Recht wurde und wird von Leuten auf das Gröblichste verletzt, die sich selbst gerne Demokraten nennen und eine Diskussion über Migration bekämpfen, redliche Bürger bezichtigen, mit der Angst zu spielen und Mitbürgern einfach nicht zugestehen wollen, anderer Meinung zu sein. Diese Leute werden zur Kenntnis nehmen müssen, daß auch sie nur eine Stimme haben, wenn die Demokratie funktionieren soll. In diesem Sinne stellt Migration ein Problem dar, ... ist seiner Natur nach nicht gefühlsmäßig zu lösen, sondern verlangt Wissen über Fakten, Zusammenhänge, Interessen und Wirkungen. Fremdenhaß soll nicht verboten, sondern vermieden werden.“ (Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 5-7). Hier wird wieder einmal deutlich, daß wir nicht in einer Demokratie leben, sondern in einer der Demokratie nur oberflächlich ähnelnden Herrschaftsform, die ich Zeusiokratie nenne. ZeusiokratieZeusiokratie

Homogenität ist „nach der Lehre von so bedeutenden Staatsrechtlern wie Carl Schmitt und Hermann Heller eine unverzichtbare Voraussetzung für Demokratie .... Auch ich bin der Ansicht, daß das normative Modell der »multikulturellen Gesellschaft« mit einer Demokratie unvereinabar ist. (Vgl. Robert Hepp, Different but equal, 1993, S. 79f., Anm. 42). .... Bei Licht betrachtet, ist die »multikulturelle Gesellschaft« entweder die programmatische Formel eines humanitären Kulturnihilismus, der alle Kulturen als gleichwertig anerkennt, weil ihm alle gleichgültig sind, oder eine euphemistische Bezeichnung für einen Vielvölkerstaat, der nach allen Erfahrungen der Geschichte kaum demokratisch zu regieren wäre. Schon das »Mehrheitsprinzip« wäre in einem solchen Staat impraktikabel und sinnlos.“ (Robert Hepp, Einwanderungspolitik zur Sicherung unseres Lebensstandards?,  in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 32).
NACH OBEN
„Politik und Moral sind zum Zwecke der Bestandserhaltung beider getrennt, wie in den Denkschulen von Max Weber und Karl Mannheim bis hin zu den Institutionslehren von Arnold Gehlen und Helmut Schelsky gefordert wird. (Vgl. die Literatur dazu). Wird die Trennung beider Sphären versäumt oder verfehlt, drohen die moralisierende Blockade des politischen Entscheidungsvorgangs und die Sentimentalisierung von Problemen, bis sie unlösbar werden. Die inneren Gefahren erwachsen einer Demokratie aus Nicht-Entscheiden, Nicht-Lösen von Problemen, Nicht-Handeln, weil lautstarke Moralfraktionen Probleme in Gesinnungstests verwandeln und so dem politischen Entscheidungsraum entziehen. Schelsky sieht die moderne Priesterschaft heraufkommen, wenn die Blockade-Moral einer Minderheit über Verstärkereffekte durch Medien eine eingeschüchterte schweigende Mehrheit produziert. Hier tut sich ein schroffer Gegensatz zu dem auf, was von Neomarxismus und kritischer Theorie aus Frankfurt noch übriggeblieben ist. Diese hält es nämlich für ihre Aufgabe, die »Entmoralisierung der politischen Diskurse zu verhindern«. (Vgl. Jürgen Habermas, in: FAZ, 01.03.1993. Habermas ist als scheinmoralischer Staatsphilosoph auch Leiter des angeblich „herrschaftsfreien“, also in Wahrheit nicht-herrschaftsfreien Diskurses. Unfrei wie nie zuvor.). In einem bemerkenswerten Stück Ideologiekritik wendet der Bielefelder Soziologe Niklas Luhmann ein, daß diese Haltung gegenüber Gegenwartsproblemen nur dann eingenommen werden könne, wenn man wisse, was »das Gute« ist. (Vgl. Niklas Luhmann, Paradigm Lost: Über die ethische Reflexion der Moral, 1990). Auch ... Verhängnis und Daseinsverfehlung zur Mitte des 20. Jahrhunderts hin könnten nicht weise für immer machen, sondern auch nur klug für ein andermal. Der triumphierende Karl Popper warnte auch davor, mit totalitären Gedankengebärden aus dem politischen Totalitarismus herausfinden zu wollen: nur die nächsten Wege seien politikabel, entscheidbar und somit menschlich.“ (Josef Schmid, „Multikultur“ - Zur Idee und Kritik eines Gedankenexperiments, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 49-50).

„Moralisierung der Politik ist ein strategisches Mittel zur Gewinnung von Intellektuellenmacht. Wer darin nur einen sympathischen, menschenfreundlichen Gestus sehen will, verkennt die Gefahr, die von der Ausdehnung morlaischer Herrschaftsansprüche ausgeht. Die Blockade von dringend gebotenen Problemlösungen wird zum »Erfolgserlebnis«, reizt zu Wiederholung und verschafft Zulauf. Der brillante, aus Wien stammende Soziologe Peter Berger erkennt in Moral eine Billiginvestition für die Ausübung von Macht, die gerne Gruppen vornehmen, welche den Gesellschaftserfordernissen wie Produktion, Gewerbe und Markt fernstehen. (Vgl. Peter Berger, Moralisches Urteil und politische Aktion, 1989). Funktioniert die Ausdehnung von Macht qua Moral allzugut, findet sich immer mehr Inkompetenz in den oberen Rängen. Da Moral im spätindustriellen Wohlfahrtsstaat sich weniger in Taten als in Sprachspielen, »Diskursen«, im Zeigen von Gesinnung äußert, kann sie noch einen weiteren Grund für Systemverfall liefern: den »Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft«. (Vgl. Hermann Lübbe, Politischer Moralismus - Triumph der Gesinnung über die Urteilskraft, 1987). Ausgeprägt findet man diese Tendenz schon im Automatismus und den zur Gedankenlosigkeit geronnenen Stehsätzen, mit denen auf das üble Exempel des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen verwiesen wird - für tagespolitische Zwecke der Gegenwart. Dies erklärt, warum die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus mit zeitlichem Abstand von ihm zunimmt. Die These, daß sich eine jüngere Generation, die eben keinerlei Verdrängung mehr nötig habe, dem Thema unbefangen und offen widmen könne, ist keine hinlängliche Erklärung. Vielmehr sind es Gesinnungskonkurrenz und Machtmechanismen im neuzeitlichen medialen Kulturbetrieb, die die schärfsten Geschütze nicht mehr in der Schublade halten können und aus der Vergangenheitsbewältigung eine intellektuelle Industrie gemacht haben (z.B. Holocaust-Industrie, Holocaust-Ausbeutung, Nazi-Ausbeutung, Nazi-Keule, Auschwitz-Keule u.ä.). Die Einwanderungsfrage wurde klarerweise zum Eldorado des apolitischen Moralismus. Er versucht mit betonter Weltfremdheit der Welt beizukommen, analog der Schelskyschen These geht sein Einfluß weit über seine Grenzen. (Schelsky). Denn auch die satte Parteiendemokratie hat immer noch nicht begriffen, daß ein Wanderungsdruck aus Richtung Osteuropa und der dritten Welt, ja eine neue Völkerwanderung von der »armen« in die »reiche Welt« längst eingesetzt haben. In solcher Lage ein Individualrecht auf Asyl beibehalten zu wollen, ist eine Absurdität. Die Drohgebärden gegenüber denen, die einer Rechtsänderung zuzustimmen gedenken, sind ein Amalgam aus bequemer Vergangenheitsbewältigung und Weltanschauung, die sich über den realen Zustand der gegenwärtigen Welt erhaben dünkt.“ (Josef Schmid, „Multikultur“ - Zur Idee und Kritik eines Gedankenexperiments, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 50-51).

„Die kategoriale Trennung von Moral und Politik bedeutet kein Plädoyer für eine Morallosigkeit des Politischen. Die Politik muß vielmehr ihre moralischen Prinzipien vorweg klären, um handlungsfähig zu werden. Die Gefahr liegt nicht darin, daß die Politik ihre moralische Basis verliert, sondern daß sich Moral an die Stelle von Politik setzt. Denn das bedeutet letztlich Orwell-Staat, Fundamentalismus und Nachbarschaftskontrolle im Stile des ersten neuzeitlichen Totalitarismus in Europa: dem calvinistischen Genf. Es gibt keine ernsthafte Auseinandersetzung mit »Multikultur« ohne diese kategoriale Trennung, da sonst der Wortzauber, der von ihr ausgeht, nicht nach rationalen, irrationalen und pastoralen Inhalten sortiert werden kann.“ (Josef Schmid, „Multikultur“ - Zur Idee und Kritik eines Gedankenexperiments, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 51).

Im Römischen Reich herrschte Ordnung, und die „multikulturelle“ bzw. „multiethnische“ „Pluralität“ bzw. „Toleranz“ funktionierte nur deshalb einigermaßen und auch nur vorübergehend, weil es einen festen und abgegrenzten Werterahmen hatte, eine strenge Ordnung, so im Recht, im Militär, im Bereich der Schichten u.s.w. und somit auch im gesamten Gesellschaftskörper. Strenge Ordnung! „Civis Romanus sum“, das wußte jeder Römer, funktionierte nur als strenge Ordnung! Und heute bei uns? Moralisierende Lobbyisten, für die nur ihr Wille zur Macht zählt und denen alle anderen Menschen egal sind, wollen den Raum unserer abendländischen Kultur „mutwillig in multikulturelle Räume verwandeln“, weshalb, so Josef Schmid, „eine ungewisse Zukunft“ für die Abendländer immer wahrscheinlicher wird. Die Lobbyisten machen die meisten unserer Politiker unfähig zu entscheiden und zu handeln. Dabei wird die Mehrheit des Volkes einfach ausgeschaltet, auch und gerade unter Berufung auf Demokratie - welch ein Zynismus! Eine überwältigende Mehrheit wurde einfach zum Schweigen gebracht, obwohl man weiß, das sie im Ernstfall nicht schweigt, sondern ruft: „Dies ist unser Territorium, unser Land, unser Raum, unsere Heimat! Fremde haben kein Recht auf unser Territorium, sondern auf ihr Territorium. Wir haben ein Recht auf unser Territorium, ein Recht auf unser Land, ein Recht auf unseren Raum, ein Recht auf Heimat (Recht auf Heimat) ! Nicht zufällig ist dieses Recht eines der ältesten, ursprünglichsten Menschenrechte. „Das Territorium ist der Ausgangspunkt für Kulturkonflikte. Das Bestreben, sich in einem Territorium einzunisten, es zu verteidigen, es zu erweitern, ist eine anthropologische Konstante (Konstanten), die im rivalisierenden Aufeinandertreffen von Kulturen erst so richtig virulent wird.“ (Josef Schmid, „Multikultur“ - Zur Idee und Kritik eines Gedankenexperiments, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 57). Der Biologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt sagt: „Die Einwanderer werden dann als Landnehmer wahrgenommen. Sie nehmen mit der Niederlassung auf Dauer die kosbarste Ressource, die einem Volk zur Verfügung steht, in Anspruch, nämlich das Land. Sie werden daher als Eindringlinge erlebt, und das löst geradezu automatisch territoriale Abwehrreaktionen aus, und zwar dann, wenn keine Assimilation stattfindet und die Gruppen sich voneinander abgrenzen, was Nichtverwandte sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds ja auch zu tun pflegen .... Gestattet ein Volk anderen freie Immigration und den Aufbau von Minoritäten, dann tritt es Land ab und lädt sich zwischenethnische Konkurrenz im eigenen Lande auf. Das kann bei unterschiedlichen Reproduktionsraten im Laufe einiger Generationen zu einer Majorisierung der ortsansässigen Ethnie und im Gefolge zu Konflikten führen.“ (Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Zukunft multikulturelle Gesellschaft?,  in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 136-137). Mit anderen Worten: „Multikultur“ bedeutet Konflikte, Kämpfe, Kriege zwischen zwei oder mehreren Kulturen; die Befürworter der „multikulturellen Gesellschaft“ sind Nihilisten, und das, was sie eine „Multikultur“ nennen, ist eine „Pseudomorphose“ !

Kultur ist ein Überlebensprogramm und hat auch Ähnlichkeiten mit einem Gehirn. „Sie speichert, vergißt, bringt Neues hervor, prüft es auf Zukunftsverträglichkeit und meldet im Bedarfsfalle die Fehlleistungen und versäumten Anpassungen. Kultur ist ein Überlebensprogramm und Frühwarnsystem, das bei einem Anflug von Multikultur alle Warnsignale auf Rot stellt. So gesehen, ist Multikultur der Untergang der Kultur.“  (Josef Schmid, „Multikultur“ - Zur Idee und Kritik eines Gedankenexperiments, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 62).

„Jede der sich von anderen bis zu einem gewissen Grade abgrenzenden Kulturen stellt ein Experiment dar, auf andere Weise zu leben. Jede Kultur pflegt und tradiert eigene Subsistenzstrategien, eigene Formen der Lebensführung, eigene Varianten der Kunst, und das stellt sowohl eine Bereicherung des Kulturbesitzes unserer Gattung dar als auch eine Absicherung für das Überleben durch Schaffung von Vielfalt. Kultur wiederholt hier auf anderer Ebene schöpferisch, was Natur auf der Ebene der Artenbildung schuf. Vielfalt dient der Absicherung. Eine Monozivilisation würde die Anpassungsbreite der Menschheit einschränken, ganz abgesehen von dem mit der Einschmelzung der Differenzierungen verbundenen Werteverlust. Das Leben drängt nach Differenzierung auf der biologischen wie auf der kulturellen Ebene. Menschen haben ein Bedürfnis, sich mit dem kulturellen Erbe der Gemeinschaft, in die sie hineingeboren wurden, zu identifizieren, dieses Erbe weiterzugeben und zu erhalten. Das wird auch als Menschenrecht anerkannt. Die Erhaltung kultureller Vielfalt hat keineswegs radikale Abschließung zur Voraussetzung. Kulturen standen stets miteinander im Austausch. Es kommt auf die Ausgewogenheit zwischen Öffnung und Identitätsbewahren der Abgrenzung an.“ (Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Zukunft multikulturelle Gesellschaft?,  in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 135-136).

In vielerlei Hinsicht gilt auch für Kulturen das, was für biologische Arten gilt: so müssen sie z.B., wenn sie sich untereinander vermischen wollen, ihre Bastardierungssperren lösen um sich untereinander zu vermischen, oder Unterformen bilden, aus denen später eigenständige (eigenartige) Formen hervorgehen können. Die Kulturen könnten Unterkulturen (Subkulturen) bilden, aus denen später vielleicht eigenständige (eigenartige) Kulturen werden, denn aus den biologischen Arten können ja auch Unterarten hervorgehen, aus denen später vielleicht Arten werden. (Vgl. Artbildung). Eine Unterkultur kann z.B. ein Imperium (das bekannteste Beispiel ist das Römische Reich, das zuletzt sogar die ganze Kultur geographisch umfaßte), eine Nation, ein Volk, eine Familie oder auch sogar nur ein Paar sein: entscheidend ist, ob sie sich so ausdehnen und fortzupflanzen kann, daß sie entweder der ihr übergeordneten Kultur angehörig bleibt oder aber sogar versucht, eine eigenständige (eigenartige) Kultur zu werden, nämlich entweder mit anderen oder aber sogar ohne sie. Eine Unterkultur ist also keine „Multikultur“ (auch „multikulturelle Gesellschaft“ genannt), denn die „Multikultur“ ist ja lediglich eine „Pseudomorphose“, und ihre Befürworter sind Nihilisten und einige Träumer, die das Ergebnis einer Bastardierung aus zwei oder mehr verschiedenen Kulturen befürworten: einen Kulturbastard (analog zum biologischen Artbastard). Wer sich für einen Kulturbastard lautstark machen will, sollte wissen: 1.) Voraussetzung dafür ist das Lösen der Bastardierungssperren aller Beteiligten, und ich weiß, daß die anderen Kulturen dazu nicht bereit sind und daß innerhalb unserer eigenen Kultur auch nur die Dekadenten dazu bereit sind; 2.) die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Todes der eigenen (Abstammungs-) Kultur würde dadurch sehr viel größer, und ich weiß, daß dies der eigentliche Wille der Nihilisten ist (vgl. auch „Kulturnihilismus“); 3.) die Wahrscheinlichkeit des baldigen Todes des eventuell lebenden Kulturbastards würde dadurch ebenfalls sehr viel größer, denn die Geschichte zeigt deutlich, daß Kulturbastarde nicht alt geworden sind; 4.) die Wahrscheinlichkeit für den Anstieg von Gewalt und Tod würde dadurch ebenfalls sehr viel größer.

„Es besteht eine merkwürdige Ähnlichkeit zwischen der Entstehung von Arten und der von selbständigen Kulturen. .... In der Tat verhalten sich Kulturen, die einen bestimmten Grad der Verschiedenheit voneinander erreicht haben, in vieler Hinsicht ähnlich zueinander, wie verschiedene, aber sehr nahe verwandte Tierarten es tun. Die nahe Verwandtschaft zu betonen ist deshalb wichtig, da in keinem bekannten Fall zwei Kulturgruppen durch divergente Entwicklung ethologisch und ökologisch so verschieden voneinander geworden sind, daß sie in reibungsloser Beziehungslosigkeit und, ohne einander Konkurrenz zu machen, friedlich nebeneinander im gleichen Gebiet wohnen könnten. Angesichts der grundsätzlich vorhandenen Möglichkeit, Kulturen miteinander zu vermischen, muß man sich fragen, woher es eigentlich kommt, daß sie sich so lange unbeeinflußt erhalten können, wie sie es in der Weltgeschichte tatsächlich getan haben und ... noch tun. Die Gebräuche, die Manieren der eigenen Gruppe werden als »fein« empfunden, die aller anderen, einschließlich der objektiv gleichwertigen Konkurrenzgruppe, als unfein, und zwar in genau nach Ähnlichkeiten abgestuften Graden. Der emotionale Wert, der in dieser Weise auf alle gruppeneigenen Ritualisierungen gelegt wird, und, parallel dazu, die gefühlsmäßige Abwertung aller nichtgruppeneigenen Verhaltensmerkmale, vergrößert nicht nur den inneren Zusammenhalt der Gruppe, sondern trägt auch zu ihrer Isolierung von anderen Gruppen und damit zur Unabhängigkeit ihrer weiteren kulturellen Entwicklung bei. Dies hat analoge Folgen wie die geographische Isolierung für den Artenwandel. Die verhältnismäßig festen Barrieren, die von den ... Vorgängen zwischen zwei divergent sich entwickelnden Kulturkeimen errichtet werden, sind für alle Kulturen kennzeichnend und für ihre Höherentwicklung offenbar unentbehrlich.“ (Erlung Kohl, Vom Wert der Mannigfaltigkeit - Ethnologische Grundlagen jeder Bevölkerungspolitik, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 15-16).

„Der Mensch, von Natur aus ein Kulturwesen, kann ohne das Stützskelett, das ihm seine Zugehörigkeit zu einer Kultur und seine Teilhaberschaft an ihren Gütern verleiht, schlechterdings nicht existieren. .... Die Einwanderer ... verhindern eine vertretbare und gezielte Assimilisation, die den Zuwanderern eine »neue Identität« in einer »neuen Heimat« ermöglichen könnte. So entsteht dann eine rassenverachtende, weil rassenvernichtende »Multi-kulturelle Gesellschaft«, der »sanfte« Genozid geht um. In weiterer Folge kommt es zum bekannten »melting pot«, dessen Probleme wohl nie (oder nur in erdgeschichtlichen Zeiträumen) befriedigend gelöst werden können, da hier alle Bezugspunkte zu Geschichte, Tradition, Kultur, Religion und den Ahnen total abhanden gekommen sind. (Die »Roots-Bewegung« in den USA kommt nicht von ungefähr, doch die konfliktlösende Wirkung läßt auf sich warten.) - Alle angeführten Faktoren weisen uns den Weg, eine Vielfalt von Kulturen und Völkern in ihren angestammten Gebieten, im ihrer ökologischen Heimat zu erhalten. Die Angst des Menschen fördert familiale und Gruppenabgrenzungen und damit die Entwicklung ethnischer Differenzierungen. .... Wir müssen ... die multikulturelle Gesellschaft ... vermeiden.“  (Erlung Kohl, Vom Wert der Mannigfaltigkeit - Ethnologische Grundlagen jeder Bevölkerungspolitik, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 17-18).
NACH OBEN
„Recht auf Heimat ist eines der ältesten, ursprünglichsten Menschenrechte, und was ich mir wünsche, ist, daß dieses Menschenrecht in voller Fülle gesehen wird und sich entfalten kann. Das Recht auf Heimat heißt ... auch das Recht, zu sagen, was ich da in diesem Lande habe, das will ich auch ... weiterhin haben. Ich will nicht überrollt werden und ich will nicht überfremdet werden. Was in dieser gegenwärtigen Situation so stört, ist die ungeheuerliche Verlogenheit auf allen Seiten, und da man die Regierenden, weil sie die Regierenden sind, als Bürger am meisten angreifen soll, sage ich, ich will eigentlich keine Regierung und keine regierende politische Klasse, die so viel heuchelt und so viel lügt, wie das in der gegenwärtigen innen politischen Diskussion der Fall ist. .... Ein Recht auf Heimat ist nicht primär ein Recht auf neue Heimat, dieses Recht gilt nur für bedrängte Flüchtlinge. Recht auf Heimat ist vor allem ein Recht auf alte Heimat. Dort, wo wir zu Hause sind. Ich bin der Meinung, daß unter der Maske der Ausländerfreundlichkeit in Wahrheit Inländerhasser sind, und das sage ich insbesondere für meine Mitintellektuellen, das ist ein Stück Selbstkritik, denn ich bin ja auch ein Intellektueller.“ (Günther Nenning, Zu einer anständigen Nation gehört ..., in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 143, 145).

„Wer die Menschen kennt, weiß, daß sie eine Heimat brauchen. Herder meinte, Heimat sei da, wo man sich nicht erklären muß. Das ist der Ort der Geborgenheit, wo man sich anlehnen kann, wo man ohne viel Worte verstanden wird, wo es Selbstverständlichkeiten, vielleicht sogar Tabus gibt. Die Heimat zu verlieren, heißt auch, einen Identitätsverlust zu erleiden. Heimat ist dort, wo ich gelebt, ... kultiviert habe. Kultiviert, das ist auch in dem Sinne gemeint, wie der kleine Prinz seine Rose pflegt, um sie zu besitzen. Dieses Recht auf Heimat hat auch völkerrechtlich seine Anerkennung gefunden. Trotzdem haben viele Menschen ihre Heimat durch Vertreibung verloren. .... Man kann seine Heimat freilich auch durch eiune Masseneinwanderung verlieren, die die Lebensbedingungen eines Menschen so verändert, daß dies einem Verlust an Heimat gleichkommt. Dagegen wehren sich Menschen mit Recht. Ein Kreuzberger, der diesen Berliner Bezirk als seine Heimat empfand, ist vielleicht eines Tages aufgewacht, hat sich die Augen gerieben und erkannt, daß dies nicht mehr sein Kreuzberg ist. - In der Praxis kollidiert das Recht auf Heimat mit dem von den Verfechtern der »offenen Republik« geforderten Recht auf Freizügigkeit, ebenso wie es mit dem unbeschränkten Asylrecht kollidiert, wenn dieses zur Massenmigration führt. .... Kaum bekannt ist hierzulande, daß die Vollversammlung der Vereinten Nationen zur Verhinderung von unerwünschten Masseneinwanderungen im Jahre 1967 beschlossen hat, daß der Schutz der Identität, das Recht auf Heimat dem Asylanspruch vorgeht. (UNO, Artikel 3 der Resolution 2312 [XXII] vom 14.12.1967). In einer »offenen Republik«, in einer »multikulturellen Gesellschaft« (MehrMehr) kann der Mensch, wie gesagt, seine Heimat schnell verlieren. Günther Nenning hat diesen Zusammenhang in der ihm eigenen Sprache treffend ausgedrückt: »Ja, das Menschenrecht auf Freizügigkeit gibt es, laßt es uns hochhalten. Das Recht, bei sich daheim zu sein, in seinem Land, mit seinen Wurzeln, die hinunterreichen in alle Tiefen und Untiefen der eigenen Kultur - dieses Menscherecht gibt es auch. Hören wir auf, es zu verstecken, in den Ritzen eines berechtigt schlechten Gewissens.« (Günther Nenning, Die Nation kommt wieder, Zürich-Osnabrück, 1990, S. 112). Und gewissermaßen als Mahnung an viele fügt er hinzu: »Das Menschenrecht auf Freizügigkeit zu feiern als ›fortschrittlich‹; das Menschenrecht auf Daheimsein in der eigenen Nation zu verteufeln als ›faschistoid‹: Das ist demokratische Gedankenlosigkeit, die nicht der Demokratie nützt, sondern neuem Faschismus.« (Ebd.). Es geht also um nicht weniger als die Grenzen der Wanderung. Die Einwanderung darf nicht zum Identitätsverlust der Gastgeber führen.“ (Heinrich Lummer, Probleme schaffen ohne Waffen: Die multikulturelle Gesellschaft, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 117-119).

„»Nur wenn es gelingt, wirksame Maßnahmen gegen einen weiteren Ausländerzuzug zu ergreifen, nur dann werden wir mit denen, die hier verbleiben, zu einer menschenwürdigen Mitbürgerschaft kommen.« (Richard von Weizsäcker, Regierungserklärung vom 02.07.1981, Plenarprotokoll des Berliner Abegeordnetenhauses). Dahinter steht die Einsicht, daß mit der Zahl der Fremden irgendwann auch die Fremdenfeindlichkeit der Einheimischen wächst. Die kritische Dosis oder die verkraftbare, integrierbare Zahl, die die Obergrenze bildet, kann keiner genau bestimmen. Denn es hängt eben nicht nur von der Zahl ab, sondern auch von der kulturellen Distanz der aufeinandertreffenden Ethnien. Bereits im Januar 1973, als es weniger als 2,5 Millionen Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland gab, sagte der damalige Bundeskanzler Brandt: »Es ist aber notwendig geworden, daß wir sehr sorgsam überlegen, wo die Aufnahmefähigkeit unserer Gesellschaft erschöpft ist und wo soziale Vernunft und Verantwortung Halt gebieten. Wir dürfen das Problem nicht dem Gesetz des augenblicklichen Vorteils überlassen.« (Willy Brandt, Regierungserklärung vom 18.01.1973, Plenarprotokolle des Bundestages). Im November 1981 meinte Helmut Schmidt auf einer DGB-Veranstaltung in seinem Hamburger Wahlkreis: »Wir können nicht noch mehr Ausländer verdauen, das gibt Mord und Totschlag.« Schon im September 1980 hatte er festgestellt, Deutschland habe vier Millionen Ausländer aufgenommen, man wolle keine sechs Millionen. Der ehemalige Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, der frühere Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Heinz Kühn, meinte einmal: Die Integration sei möglich bei einem Ausländeranteil im Gemeinwesen von bis zu 10%. Am 11. November 1981 beschloß die damalige sozialliberale Bundesregierung: »Die Bundesrepublik Deutschland soll und will kein Einwanderungsland werden - es besteht in der Koalition Einigkeit darüber, daß Zuzug und Nachführung von Familienangehörigen von Ausländern außerhalb der EG mit allen rechtlichen Mitteln gestoppt werden.« (Vgl. Die Welt, 12.11.1981). Am 10. November 1981 hatte Bundeskanzler Helmut Schmidt vor dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger erklärt: »Mit weit über 4 Millionen (Ausländern) ist die Aufnahmefähigkeit der deutschen Gesellschaft erschöpft, wenn nicht ganz große Probleme entstehen sollen. .... Mehr als 4,5 Millionen können wir nicht mit Anstand verdauen. Und insbesondere können wir mit Anstand nicht die Scheinasylanten verdauen, die zu uns kommen, weil bei uns das Arbeitslosengeld sehr viel höher liegt als bei ihnen zu Hause der Spitzenlohn.« (Die Rede wurde nicht veröffentlicht!). Die kritische Grenze, wo die Zuwanderung zum Gift für die Integration wird, gibt es jedenfalls. Und wenn die Mehrzahl der Deutschen meint, diese Grenze sei erreicht, dann ist sie erreicht: die Politik hat das zu beachten.“  (Heinrich Lummer, Probleme schaffen ohne Waffen: Die multikulturelle Gesellschaft, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 119-120).

„Noch 1996 schrieb der damalige Innenminister Manfred Kanther (CDU) in der FAZ: »Es ist nicht zulässig, ein Land als Einwandererungsland zu definieren, weil viele Menschen versuchen, ihren Zutritt unter unberechtigter Berufung auf politische Verfolgung zu erzwingen. Einwanderung setzt das Einverständnis des aufnehmenden Staats voraus. Dies verkennen diejenigen, die sogar Asylbewerber als Einwanderer qualifizieren. Deutschland ist kein Einwanderungsland, will und soll auch keines werden.«“ (Richard Wagner, Der deutsche Horizont. Vom Schicksal eines guten Landes, 2006, S. 289). Leider kamen 1998 - nach ihrem „langen Marsch durch die Institutionen“ - die „68er“, die „Rotgrünen“, an die Macht (das allein war es, was sie immer schon gewollt haben), wurden „Deutsche Bundesregierung“, vielleicht sollte man besser sagen: „Multikulturelle Michelregierung“ (!), und drehten an den Gesetzen so lange, bis sie endlich das sein konnten, was sie sein sollten: ein Segen für die multiethnischen bzw. multikullturellen Multikonflikte bzw. Multikriege.

„Multikultur führt zu Multikonflikten. Es gilt heute im allgemeinen als erstrebenswert, daß ein Volk sein Geschick selbst bestimmen kann: in einem eigenen Nationalstaat oder mittels Autonomie und eigenem Gebiet in einem multiethnischen Staat. Die prinzipiell angestrebte Homogenität betrifft nicht nur die Lebensverhältnisse und das innerstaatliche Recht, sondern ebenso die Volkszugehörigkeit. Auch das Grundgesetz geht davon aus, daß die deutschen Staatsangehörigen im Grundsatz deutsche Volkszugehörige sind. Daraus ergibt sich einerseits die Verpflichtung, deutschen Volkszugehörigen, die aus dem Ausland zu uns kommen, die Staatsangehörigkeit zu verleihen. Auch ist es der Auftrag des Grundgesetzes, die nationale und staatliche Einheit zu wahren. Verfassungsgesetzgeber ist das deutsche Volk in seinen Ländern, und auch der Name Bundesrepublik Deutschland enthält eine Verpflichtung zur deutschen Identität. Gewiß kann sich mit der Wirklichkeit auch das Recht ändern, aber viele Gründe sprechen dafür, die rechtlichen Grundlagen, die keine »multikulturelle« Gesellschaft kennen, beizubehalten, um Schaden von unserem Volk abzuwenden. Das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Rasse, Nationalität, Hautfarbe und religiöser Bekenntnisse hat sich zu allen Zeiten und in allen Ländern als problematisch und konfliktträchtig erwiesen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Medien nicht aus vielen Teilen der Welt über erbitterte und mit größter Grausamkeit geführte Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen berichten. Denn »multikulturelle« oder multinationale Gesellschaften sind zumeist Konfliktgesellschaften.“ (Heinrich Lummer, Probleme schaffen ohne Waffen: Die multikulturelle Gesellschaft, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 120-121).

Die Zuwanderungspolitik ist ein Luxus, den wir uns leisten, d.h. den die Lobbyisten und die sie und nicht das Volk vertretenden Herrscher (die sich „Demokraten“ zwar nennen, aber keine sind!) sich leisten. Die Zuwanderung ist teurer als das, was sie angeblich (!) abwenden soll, aber nicht kann. (MehrMehrMehrMehr). Wer sich diesen übertriebenen Luxus weiterhin leisten will, der will natürlich den Preis dafür nicht bezahlen; doch der muß und wird bezahlt werden: von den dann nur noch Verbliebenen, und das werden die Einheimischen nur sein, weil die ehemaligen Zuwanderer zurück in ihre „Heimat“ ausgewandert sein werden. Merke: Jedes Einwanderungsland ist immer nur deswegen attraktiv, weil es den wirtschaftlichen Erfolg verspricht, gewährt und garantiert - und zwar so lange, bis die Einheimischen auch nichts mehr leisten und demzufolge auch die Zuwanderung nicht mehr bezahlen können. Einwanderer oder, wie die Scheinkorrekten sagen, Zuwanderer sind zu mehr als 99% Wirtschaftsflüchlinge. So war es immer schon so, so ist es auch jetzt, so wird es auch in Zukunft sein. Die anderen wenigen Zuwanderer (1%), die auch nach einer wirtschaftlichen Katastrophe im Gastgeberland bleiben, sind die Ausnahme und zumeist Menschen aus demselben Kulturkreis wie die Einheimischen. Zur Zeit stehen wir erst am Anfang diese Prozesses, und das heißt, daß das Abendland (der „Westen“) auch dann insgesamt betroffen ist, wenn zunächst nur seine führenden Nationen, nämlich Deutschland, Frankreich, England (in Amerika: USA) betroffen sind, denn sie sind Kernstaaten (Deutschland und Frankreich für Europa, weshalb sie auch „Altes Europa“ genannt werden). Deswegen kommen zu uns bzw. werden zu uns gelockt: „Millionen Arme, die sprachunfähig, unausgebildet, ja teilweise Analphabeten sind (und zwar immer mehr!). Sie kommen in ein Land, das allenfalls qualifizierte Arbeitskräfte benötigt, weil die lohnintensiven einfachen Tätigkeiten in Billiglohnländer verlagert wurden und werden: Fast jeden Tag berichtet der Wirtschaftsteil der Zeitung von Unternehmen, die einen heimischen Produktionsstandort schließen, um ihn z.B. nach Portugal, Polen oder Tschechien zu verlegen.“ (Heinrich Lummer, Probleme schaffen ohne Waffen: Die multikulturelle Gesellschaft, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 122).

„In den deutschen Schulen wird das Unterrichtsniveau durch die Zuwandererkinder gedrückt, und die deutschen Kinder finden sich zum Teil als Minderheit in der (minderqualifizierten Hauptschul-) Klasse wieder. Dies und manches andere schafft latente Konflikte. Man kann sie nur durch eine Kontrolle der Zuwanderung (besser: durch ein Bremsen oder Stoppen der Zuwanderung! Mehr) entschärfen.“ (Heinrich Lummer, Probleme schaffen ohne Waffen: Die multikulturelle Gesellschaft, in: Andreas Mölzer & Rudolf Eder, Einwanderungsland Europa?,  1993, S. 122). Wir brauchen keine Zuwanderungspolitik, sondern eine Rückwanderungspolitik. Der österreichische EU-Abgeordnete Andreas Mölzer forderte 2006 eine aktive Rückwanderungspolitik: „Wenn die Hälfte der Moslems in Österreich (wie auch in Deutschland und den anderen Ländern der EU!) nicht integrationswillig und nicht integrationsfähig ist, dann muß das Konsequenzen haben. Wer nicht die Leitkultur seines Gastlandes vorbehaltlos anerkennen will, für den ist in Österreich (wie auch in Deutschland und den anderen Ländern der EU!) kein Platz.“ Nicht nur für Mölzer und andere wenige Politiker, die im Gegensatz zu allen anderen (noch vielen) Politikern den Mut zur Wahrheit haben, ist die Zuwanderung für Europa eine „Sprengbombe“. Das Gebot der Stunde ist eine aktive Rückwanderungspolitik. Diese dürfe sich aber nicht nur auf integrationsunwillige und integrationsunfähige Ausländer beschränken, so Mölzer, sondern müsse auch ausländische Straftäter sowie arbeitslose Zuwanderer umfassen. Es geht bekanntlich vor allem um die Verhinderung der Multikonflikt-Gesellschaft!

„In Frankreich ist es schon seit Jahren kein Geheimnis mehr, daß sich in die multiethnischen, meist von islamischen Nordafrikanern dominierten Problemviertel der Städte sogar die Feuerwehr nur noch unter Polizeischutz wagt. .... Es ist eben nicht so, wie uns die Propagandisten der »multikulturellen Gesellschaft« - die bekanntlich auch an der demographischen Katastrophe, am Vergreisen und Aussterben des eigenen Volkes nichts Schlechtes finden (denn sie sind ja NICHT FÜR Ausländer, sondern GEGEN Inländer, letztlich auch NICHT FÜR die »multikulturelle Gesellschaft«, sondern GEGEN den Nationalstaat; es geht ihnen nur um die Macht, ihre Machtergreifung, und dafür und nur dafür gehen sie ein Bündnis mit den Ausländern, besonders gern mit den rechtsextremistischen Ausländern ein; HB) - weiszumachen versuchen, daß sich der auf Hochtouren laufende Bevölkerungsaustausch friedlich und kaum merklich vollzöge. Das widerspricht sowohl der menschlichen Verhaltensmitgift als auch aller historischen Erfahrung. Meist kann die bisherige Mehrheitsbevölkerung, die sich unversehens in der Rolle der Minderheit findet, froh sein, wenn sie mit der nackten Existenz davonkommt.“ (Karl Richter, Im doppelten Würgegriff der Überfremdung, 2006, S. 1).

Hat also der multiethnische bzw. multikulturelle Bürgerkrieg
auch schon Deutschland, ja das gesamte Abendland erreicht?

„Was in diesem Zusammenhang von deutschen Politikern - auch vorgeblich »konservativen« - gefordert wird, ist schlicht und einfach hanebüchen und dadurch umso entlarvender: etwa »emotionale Zuwendung« zum Grundgesetz und zur bundesdeutschen Gesellschaft, die von einbürgerungswilligen Ausländern erbracht werden müsse; das Bekenntnis zum »Holocaust« und zur Verantwortung für Israel; und nicht zuletzt das Bekenntnis zu »Werten« wie »Freiheit« und »Demokratie«, die sich in den Augen vieler Moslems indessen längst selbst entlarvt haben. »Freiheit« und »Demokratie« – so lautete die Verheißung des Westens an den Irak, die sich nach drei Jahren us-amerikanischer Besatzung schlimmer demaskriert hat als selten ein Besatzerregime zuvor. Und vollends die vorgebliche »Freiheit« wie »frei« es in den Ländern des Westens wirklich zugeht, davon legte das politisch überkorrekte Gezeter ob der antiisraelischen Ausfälle des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad beredtes Zeugnis ab. Ausreisewilligen Revisionisten, die womöglich an einer internationalen Holocaust-Konferenz in Teheran (Beginn: 11.12.2006) hätten teilnehmen wollen, wurde von den ansonsten so liberalen Behörden der Bundesrepublik Deutschland vorsorglich der Reisepaß entzogen – die DDR läßt grüßen.“ (Karl Richter, ebd., 2006, S. 2).

Auch der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad behauptet immer wieder, der Holcaust sei eine Lüge bzw. Erfindung. Der Holocaust sei nur deshalb erfunden worden, um Deutschland an seiner Entfaltung zu hindern. Es sei nicht besonders logisch, „daß bestimmte Siegerstaaten des Zweiten Weltkriegs einen Vorwand schaffen, um ein Volk in andauernder Bedrängnis zu halten“, und außer Deutschland würden auch die Völker des Nahen Ostens und die gesamte Menschheit „unter der Instrumentalisierung des Holocausts leiden“, schrieb Ahmadinedschad an Angela Merkel. Doch die nahm schnell all ihre Zivilcourage zusammen und kündigte an, den Brief von Ahmadinedschad nicht zu beantworten. Das ist schon ganz schön viel Mut, wenn man bedenkt, daß in dieser Republik (die Rechten sagen: „Judenrepublik“) eine Antwort im jüdisch-israelischen Sinne erwartet wird.

„Was bleibt mithin von der Freiheit des Westens (= Abendlandes), deren Export in fremde Weltteile in aller Regel mit Bombenteppichen und von der CIA gesteuerten Putschversuchen einhergeht? Auch auf diese Frage lieferte die »Integrations«-Debatte ... die unmißverständliche Antwort: einbürgerungswillige Moslems ... sollten ihre Einbürgerungstauglichkeit künftig dadurch unter Beweis stellen müssen, daß sie sich Filme mit Nackt- und homosexuellen Szenen ansehen. Liberalismus im Endstadium.“ (Karl Richter, ebd., 2006, S. 2).

„Kann man Muslimen, die solche »Werte« für Ausgeburten Satans halten, eigentlich widersprechen? Und ist nicht mit Händen zu greifen, daß das Millionenheer Zugewanderter, das Gros davon Muslime, im Kampf um die Zukunft einfach die besseren Karten hat - gebärfreudige Frauen und das kompromißlose, religiös unterfütterte Bewußtsein für Gut und Böse? Was haben die westlichen Gesellschaften dem entgegenzusetzen? - Man muß kein Prophet sein, um zu prognostizieren: in (.?.) Jahren wird entweder der westliche Liberalismus, die Chimäre der »offenen Gesellschaft« abgewickelt sein - oder Europa, die Weltinsel der Weißen. Die »westlichen Werte« haben das Abendland ... an den Rand seiner Selbstaufgabe geführt. Wollen wir überleben, muß sich Europa von ihnen befreien und sich selbst wiederfinden: seine Seele, seine Identität, seinen Mut. Nur dann wird der doppelten Herausforderung, der demographischen und der islamischen, in zwölfter Stunde noch beizukommen sein.“ (Karl Richter, ebd., 2006, S. 2).

Obwohl die abendländische Kultur erst am Anfang dieser Entwicklung steht, sei hier schon einmal auf etwas hingewiesen, was bei uns zukünftig (wenn man den Vergleich zur antiken Kultur wählt, würde dieser Prozeß allerdings einige Jahrhunderte andauern !) zur Tatsache geworden sein könnte: es hilft z.B. zu wissen, daß die antike Kultur zunächst, als die Zuwanderung noch gesteuert oder zumindest noch gemäßigt verlief, die Zuwanderer integrieren konnte, doch der darauf folgenden Massenzuwanderung immer weniger und zuletzt, als sie bereits im Sterben lag, gar nichts mehr entgegensetzen konnte.

Trotz der hermetischen Abgeschlossenheit, von der gerade die antike Kultur viel verstand,
gelang es nicht, die wandernden Germanen von der Überquerung der Grenzen abzuhalten.
Selbst der Limes, der im 1. Jh. n. Chr. gebaut, im 2. und 3. Jh. n. Chr. noch verstärkt wurde,
war im Grunde nur ein Aufschub-Produkt, eher ein Bau gegen Quantität als gegen Qualität,
denn viele Germanen waren schon längst Angehörige des römischen Establishments, obwohl
der Limes immer noch ausgebaut wurde. Die Angst vor den gefährlichen Germanen-Riesen
war der Angst vor Wirtschaftsflüchtlingen gewichen - bis die erste Angst sich wieder meldete
und verdeutlichte, daß längst schon die Römer von den Germanen abhängig geworden waren:
Römer konnten ohne Germanen keinen Krieg mehr gewinnen. Und Rom wurde germanisch.
Es lag ausschließlich an der Toleranz der Germanen, daß sich der Katholizismus durchsetzte.
Schema
Wenn man also Analogien zum gegenwärtigen und zukünftigen Abendland erkennen will,
muß man im 2. Jahrhundert vor Christus beginnen und auf die ganze antike Welt blicken:

Für das 2. Jahrhundert vor Christus läßt sich bereits ganz konkret eine geistige Reaktion gegen die Hellenisierung durch die einheimische (noch hellenistische) Bevölkerung im Osten feststellen. Die magische Kultur (Magische Kultur), die eine „schwere Geburt“ (Schwere Geburt) hatte, wollte endlich auch „auf eigenen Füßen stehen“ und das „Laufen lernen“, denn die Bevölkerung hielt mehr und mehr nicht nur an ihrer eigenen Sprache, sondern überhaupt an ihrer eigenen Kultur fest und vollzog, weil es sich bei der Gegenwirkung auch um eine orientalische Rückbesinnung handelte, eine Rückwärts-Vorwärts-Bewegung. Ganz im Sinne der antiken Kultur entstand zwischen 180 v. Chr. und 160 v. Chr. der Pergamon-Altar, und das Pergamenische Reich mit seiner Hauptstadt Pergamon bezog ohnehin schon relativ früh seine Stärke durch seinen Anschluß an Rom. Die 133 v. Chr. erfolgte testamentarische Übergabe des Reiches an Rom durch Attalos I., der 138-133 regierte, führte 129 v. Chr. zur Errichtung der römischen Provinz Asia. Berühmt wurde Pergamon natürlich auch durch seine Bibliothek, die im 1. Jh. v. Chr. über 200000 Schriftrollen verfügte, aber dennoch kleiner war als die Bibliothek im Museion von Alexandria, die schon seit dem 3. Jh. v. Chr. kultureller Mittelpunkt war.

Der Computerbau zeigt vielleicht schon jetzt an, wie weit wir mit bestimmten Beispielen aus der Technik kommen könnten: Mathematiker haben ausgerechnet, wann die Computerbauer spätestens an ihre Grenzen stoßen werden. Sollten sie mit derselben Geschwindigkeit fortfahren wie bisher, dann wird dieses Limit etwa im Jahre 2230 erreicht sein, dann nämlich, wenn die Computer 5,4 x 1050 Operationen pro Sekunde ausführen und dabei 1031 Bit an Informationen speichern können. Dann tritt ein physikalischer Zustand ein, der unser heutiges Vorstellungsvermögen sprengt: alle Materie des Rechners wird dann in Energie umgewandelt - d.h. er verschwindet (!).


Vom möglichen Unglück einmal abgesehen, wird die abendländische Kultur spätestens im 23. Jh. das erreichen, was die Antike unmöglich erreichen konnte, weil sie dafür eine ganze Kulturzeit zu früh kam. Die Antike war - rein zeitlich gesehen - eine Kultur des vorletzten und nicht, wie das Abendland, des letzten platonischen Monats. (Kulturmonate). Durch den „zirkulären“ Abschluß der antiken Kultur wurde (noch) nicht gleichzeitig geschlossen, was sich sehr wohl aber mit dem „zirkulären“ Abschluß der abendländischen Kultur schicksalhaft schließen wird, denn das Abendland wird dann nicht nur seine eigene Kultur vollendet haben, sondern auch die Historisierung als 4. Periode, d.h. Spätperiode innerhalb der Evolutionsperiodik und in anthropiner Hinsicht sogar diese selbst. Als vierte und letzte Periode innerhalb der anthropinen Evolutionsperiodik (Prähominisierung, Hominisierung, Sapientisierung, Historisierung) stellt die Historisierung eine Nachsapientisierung oder Postsapientisierung durch den konkurrenzlos gebliebenen Homo sapiens sapiens dar, auf die nur noch eine Neuhominisierung folgen kann. Den Vorgeschmack darauf kann man schon heute spüren und erspüren. Es riecht nach Neumenschen. Die Angst vor der Zukunft scheint heute selbst die zaghaftesten Kritiken, wie überhaupt die Theorien zur Moderne zu bestimmen. Ein Beispiel hierfür stellt der Begriff Postmoderne dar, von dem man nicht genau weiß, ob er diagnostisch oder prognostisch besser zu verstehen ist, wenn davon gesprochen wird, daß Postmoderne Posthistorie sei, daß Postmoderne das Ende der Geschichte, der Ideologien, der Utopien und die Wiedergeburt des Mythos und des Zyklus bedeute. Wenn sich „über die Geschichte eine Posthistorie, über die Moderne eine Postmoderne“ geschoben hat, wird dann tatsächlich „die posthistorische Kultur der Panik die einzige Alternative zu der Kultur der historischen Mobilmachung (Moderne), die bereits jetzt keine Geschichte mehr vor sich hat, nur noch einen Count-down“, wie Sloterdijk 1989 behauptete? Sicher ist, daß wir in spätmodernen Zeiten leben, daß die Spätmoderne mit dem Globalismus begonnen hat und philosophie- oder religionsgeschichtlich als Spätmodernistik bezeichnet werden kann. Aber eine zukünftige Posthistorie? Ist die überhaupt denkbar? Wohl nur als Utopie! (ZukunftZukunftNeu-/Nachgeschichte).  Kann also nur noch ein Gott uns retten, wie Heidegger schon 1966 glaubte zu wissen? Eine auf die Historisierung folgende Posthistorisierung, eine Nach-Nach-Sapientisierung, wird sich nur als eine Neuhominisierung konkretisieren können. Aber wird es im 23. Jh. neben dem neuen auch den alten Menschen, den Homo sapiens sapiens, geben? Und wo? Auf dem Mars? Immer noch auf der Erde? Wird es bis dahin nicht nur geklonte Menschen geben, sondern auch solche, die außerhalb der Erdatmosphäre, z.B. auf dem Mars, leben? (Neogloben).  Oder werden wir zuvor doch vom Unglück überrascht und vernichtet?

 

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Anmerkungen:

Neuzeit ist „Moderne im weiteren Sinne“, d.h. Moderne als „Überwindung des sogenannten Mittelalters“ (Bertelsmann, Universal-Lexikon, 1992, S. 582). „Moderne im engeren Sinne“ ist die Zeit seit der „Industriellen Revolution“ (Industrielle Revolution). Die Architektur- und Kunstgeschichte läßt dagegen die Moderne erst am Ende des 19. bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnen. Meiner Meinung nach ist dies allerdings eher der Höhepunkt (Tiefpunkt) der „Moderne im engeren Sinne“. Zum Thema „Neuzeit als Mobilmachung und Mobilmachung als Moderne“ vgl. „Sloterdijk-Zitate“ (Peter Sloterdijk) oder z.B. die Geschichte der „Mobilität durch Maschinen, Kapitale, Transportmaschinen, Strom. Funk, Film“ (Mobilmachung durch Maschinen, Kapitale, Transportmaschinen, Töne, Bilder) sowie „Moderne Architektur“ und „Prämoderne, Moderne, Postmoderne“ bzw. „Gliederung der Moderne“. Dreiperiodensystem

Diese „Hälften“ kann man auf zweifache Weise unterscheiden: als „Auf“ (wie Winter und Frühling) und „Ab“ (wie Sommer und Herbst) oder als „Dunkelheit“ (Abend und Nacht) und „Helligkeit“ (Morgen und Nachmittag). So entsteht und vergeht auch Kulturelles im „Dunklen“ (vgl. auch: „Pseudomorphose“) und blüht und glüht im „Hellen“. Retrospektiv ist das „Auf“ stets „Alte Zeit“ (bzw. „Alte Welt“) und das „Ab“ stes „Neue Zeit“ (bzw. „Neue Welt“). Letztere wird z.B. im Abendland als „Neuzeit“ bezeichnet. Aber auch die Antike und andere (Historien-) Kulturen hatten ihre „Neuzeiten“ (bzw. „Neuwelten“). So war das „Alte Reich“ der Ägypter oder die Hsia- und Shang-Dynastie der Chinesen deren „Alte Zeit“ (bzw. „Alte Welt“) und die „Neue Zeit“ (bzw. „Neue Welt“) in Ägypten das „Mittlere Reich“ und das „Neue Reich“ oder in China der mit der (westlichen) Shou-Dynastie beginnende Zeitraum. (Vgl. auch: „Jahreszeiten“ sowie „Kult-Uhr“).

Quartal meint eine Jahreszeit (= 3 Phasen) oder ein Viertel der Uhrzeit (z. B. 0-6, 6-12, 12-18, 18-24 Uhr).

Phase ist für mich der Inbegriff einer wohltemperierten Abrundung durch geistig-politische Tätigkeiten in einer bestimmten Zeitspanne, oft ausgedrückt durch technische und künstlerische Richtungen, aber auch durch ökonomisch-politische und geistig-metaphysische Richtungen. Sie kann nur 60-80 Jahre andauern, wie im Falle des Rokoko, oder 200-300 Jahre, die etwa jeweils Karolingik, Romanik und Gotik ausmachten. Eine Phase umfaßt im Mittel etwa 180 Jahre. Ein Kulturquartal umfaßt 3 Phasen und damit durchschnittlich 500-600 Jahre, manchmal auch nur 300-350 Jahre, wie im Falle der abendländischen Jugend (Renaissance, Barock und Rokoko). Ein Kulturquartal ist eine Jahreszeit in dem Sinne, daß an ihr erkennbar wird, was sie ist, wenn sie gewissermaßen innehält. Winter, Frühling, Sommer und Herbst sind wie unterirdisches Wachstum, zarte Blüten, Hochblüte und Verfall, wie die pflanzliche Welt immer wieder bezeugt, aber nicht nur sie: die 4 Jahreszeiten sind wie uterines, kindliches, jugendliches und erwachsenes Leben, z.B. auch vergleichbar mit dem der Säugetiere. Das erwachsene Leben kann mehrere Quartale umfassen; in dem Falle teilen die Älteren (Elter[e]n) ihr Leben mit den Kindern, Enkelkindern oder gar Urenkelkindern. In Kulturen war und ist dies auch möglich: China, Indien und die magische Kultur existieren als Zivilisationen („Erwachsene“) schon länger als das Abendland.

Wenn also der Stein das erste Kultur-Ursymbol der Menschenaffen und Menschen darstellt, dann ist das Feuer (und dadurch die Sprache) die erste rein menschliche Eigentümlichkeit, also erstes menschliches Kultursymbol. (Vgl. Sprach-Theorie: Sprache).

Feuerstein; ein hartes, brüchiges Kieselgestein von derartig mikrokristalliner Struktur, daß es sich leicht zu Abschlägen und damit zu Artefakten beliebiger Form verarbeiten läßt. Weit verbreitet, war es vor dem Aufkommen der Metallverarbeitung wichtigstes Rohmaterial für menschliche Werkzeuge und Waffen, zugleich eines der wichtigsten Handelsgüter der Steinzeit, d.h. seit dem Jungpaläolithikum. Nur noch Obsidian (natürliches vulkanisches Glas) und die widerstandsfähigeren Gesteine, die im Neolithikum das Rohmaterial für Reibsteine bildeten, wurden ihm für bestimmte Zwecke vorgezogen. Ihre Form erhielten Feuersteine gewöhnlich durch Abschlag (bzw. Schlagretusche oder Dengeln), in geringerem Umfang durch Druckretusche, Reiben und Schleifen.

Bernstein (eigtl. „Brennstein“; Mittelniederdeutsch: „bernen“ = „brennen“) ist ein unterschiedlich gefärbtes (hellgelb bis orangerot, bräunlich oder gelblichweiß), undurchsichtiges bis klares (durchsichtiges), fettglänzendes, fossiles Harz; der chemischen Struktur nach ein brennbarer Polyester aus Abietinsäure und Diabietinol neben Harzsäuren und Bernsteinsäure. Die bedeutendste Bernsteinlagerstätte der Welt befindet sich in Ostpreußen, wo der Bernstein in der „blauen Erde“ auftritt. Die Gewinnung erfolgt im Tagebau, v.a. bei Palmnicken (Ostseebad an der Westküste des Samlandes, Ostpreußen). Bernstein enthält oft Einschlüsse tertiärer Tiere (v.a. Insekten) und Pflanzenteile. Die ältesten Belege von Bernstein, der v.a. ein beliebter Rohstoff für die Anfertigung von Schmuck war, stammen aus der Jungsteinzeit (Neolithikum). Seit Beginn der Bronzezeit trat Bernstein auch in anderen Gebieten Europas auf. Durch die Kartierung der Bernsteinfunde wurden hypothetische Handelswege erschlossen (Bernsteinstraßen), auf denen der Bernstein nach Süden gelangte. Bernstein wurde in den mykenischen Schachtgräbern entdeckt, dagegen fand man ägyptische Fayence-Perlen in England. Der Bernsteinhandel hatte also eine rein nordsüdliche Richtung!

Himelskunde gab es z.B. im mitteldeutschen Raum wohl schon viel früher als bisher angenommen. In der Nähe von Goseck (Sachsen-Anhalt) fand man eine 7000 Jahre alte Siedlung mit Sonnenobservatorium; und die Himmelsscheibe von Nebra (bei Halle) stammt aus dem 20. Jh. v. Chr., ist also mindestens 4000 Jahre alt und damit die bisher älteste uns bekannte konkrete Himmelsdarstellung der Menschheitsgeschichte. Diese Bronzescheibe belegt das stark ausgeprägte Interesse des Menschen am gestirnten Himmel. Die Himmelsscheibe von Nebra ist ein Schlüsselfund der Archäoastronomie. Sie und die Beifunde deuten auch weiträumige Beziehungen bis in den östlichen Mittelmeerbereich an. Auch ergänzen sich Fundort und Bildinventar der Scheibe gegenseitig. Die beiden seitlichen goldenen Randbögen (einer davon nicht erhalten) können als östliche und westliche Horizontbögen aufgefaßt werden, die den Lauf der Sonnenaufgangs-und untergangspunkte über das Jahr darstellen. Deren Winkel entsprechen dem Sonnenlauf für die frühe Bronzezeit und dem Bereich der Breitengrade durch Sachsen-Anhalt. Vom Mittelberg (nahe der kleinen Unstrutgemeinde Wangen bei Nebra) aus gesehen ging für den Betrachter die Sonne zur Sommersonnenwende über dem Brocken unter, dem markantesten Berg des Harzes. Dieser ist bei klarem Wetter (und fehlenden Bäumen) trotz der Entfernung von ca. 80 km vom Mittelberg deutlich sichtbar. Mit dem im Sommer 2003 in Goseck (Sachsen-Anhalt) entdeckten Sonnenobservatorium, einer ringförmigen, etwa 2 Meter hohen Holz-Palisadenanlage mit 3 Toren, konnten die Menschen die Wintersonnenwende am 21.12. bzw. 22.12. exakt bestimmen. Dieser wichtige Termin wurde mit Sicherheit gefeiert. „Man kann sagen, das Sonnenobservatorium war der erste konkrete religiöse Raum der Welt und in der Funktion mit einer romanischen Kathedrale vergleichbar“, erläuterte der Archäologe Bertemes gegenüber dem Westfalenblatt (27./28.12.2003). 25 Kilometer entfernt vom Fundort der 4000 Jahre alten Himmelscheibe von Nebra, die die älteste genauere Sternenabbildung der Welt ist, fand man auch 7000 Jahre alte Tongefäße (Vgl. Töpferei (Keramik)), Klingen, Pfeilspitzen, Schaber und Reste eines ganzen Dorfes - wahrscheinlich von 150 Menschen, die hier dauerhaft in etwa 10 Langhäusern lebten. Hier in Mitteldeutschland gab es also bereits vor 7000 Jahren ein Sonnenobservatorium, und auch Zirkel sowie rechter Winkel waren hier im Gebrauch. (Zu diesem 7000 Jahre alten Sonnenobservatorium vgl.: „Dorf bei Goseck“; und zur 4000 Jahre alten Himmelscheibe von Nebra vgl.: „www.himmelsscheibe-von-nebra.com“).

Zum 7000 Jahre alten Dorf bei Goseck sagte der Leiter des Institutes für Prähistorische Archäologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, F. Bertemes: „Anzeichen für eine Siedlung sind hunderte, etwa 7000 Jahre alte Stücke, die beim Absuchen des Feldes gefunden wurden“. Das Bielefelder Westfalenblatt berichtete am 27./28.12.2003, daß hier u.a. Tonscherben, Pfeilspitzen, Klingen und Schaber aus Stein entdeckt wurden und daß der Archäologe Bertemes erkärt habe, „Tiere seien einfach als lebende Fleischkonserven gehalten worden. Die geistige Welt dieser Bauern sei eine Fruchtbarkeitsreligion mit kultischen Menschenopfern gewesen. Darauf deuteten menschliche Knochenteile hin, die in Gräbern gefunden wurden. Dank Goseck habe die Wissenschaft einen Einblick in die Welt der Jungsteinzeit-Menschen bekommen, schwärmt der Landesarchäologe Harald Meller. Die Anlage liegt nur 25 Kilometer vom Fundort der 4000 Jahre alten 'Himmelsscheibe von Nebra' (Himmelsscheibe von Nebra) entfernt, die als älteste genauere Sternenabbildung der Welt gilt. Goseck zeigt, daß die Menschen schon seit Jahrtausenden die Himmelsphänomene kannten. Auf der Himmelsscheibe wurde dann viele Generationen später dieses Wissen bildhaft dargestellt, sagt Meller.“ (Westfalenblatt, 27./28.12.2003). Das 7000 Jahre alte Sonnenobservatorium bei Goseck ist also bei weitem das weltweit älteste.

Auch im Bezug auf die Technik läßt sich feststellen, daß der Gegensatz zwischen Antike und Abendland nicht größer sein kann. Sie verhalten sich auf diesem Gebiet zueinander wie der Zwerg zum Riesen. Auch Spengler erkannte in der antiken Technik nur einen kümmerlichen Rest derjenigen Technik, die bereits die älteren Kulturen entwickelt hatten. (Vgl. a.a.O., S. 1185f.). In der Antike fehlte „das innere Gewicht, das Schicksalvolle des Augenblicks, die tiefe Notwendigkeit. Man spielt hier und da mit Kenntnissen - warum auch nicht -, die wohl aus dem Osten stammten, aber niemand achtet darauf, und niemand denkt vor allem daran, sie ernstlich in die Lebensgestaltung einzuführen. - Etwas ganz anderes ist die faustische Technik, die mit vollem Pathos der dritten Dimension ... auf die Natur eindringt, um sie zu beherrschen. Hier und nur hier ist die Verbindung von Einsicht und Verwertung selbstverständlich. - Die chinesische Kultur hat fast alle abendländischen Erfindungen auch gemacht, aber der Chinese schmeichelt der Natur etwas ab, er vergewaltigt sie nicht. Er empfindet wohl den Vorteil seines Wissens und macht Gebrauch davon, aber er stürzt sich nicht darauf, um es auszubeuten.“ (Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 1186).

Johannes Faust (um 1480 - 1536 oder 1540), deutscher Arzt, Astrologe und Schwarzkünstler, war nach seinem Theologiestudium in Heidelberg u.a. in Erfurt (1513), in Bamberg (1520), in Ingolstadt (1528) und in Nürnberg (1532). Er stand in Verbindung mit humanistischen Gelehrtenkreisen und hatte anscheinend Kenntnisse auf dem Gebiet der Naturphilosophie der Renaissance (magia naturalis). Schon zu seinen Lebzeiten setzte die Sagenbildung ein, besonders durch Übertragung von Zaubersagen auf ihn, in denen er vor allem als Totenbeschwörer auftrat. Sein plötzlicher (gewaltsamer?) Tod gab Anstoß zu Legenden, der Teufel habe ihn geholt. Diese Stoffe wurden Grundlage eines Volksbuches. Das erste Faustbuch erschien 1587 bei J. Spies in Frankfurt (Main). Mit einer um 1575 niedergeschriebenen Wolfenbüttler Handschrift des Faustbuches geht diese Fassung auf eine gemeinsame, nicht erhaltene Vorlage zurück. Das Spies'sche Faustbuch wurde 1599 in Hamburg neu bearbeitet von G. Widmann, dessen Fassung später (1674) von J. N. Pfitzer gekürzt wurde. Das älteste überlieferte Faust-Drama ist The tragical history of Doctor Faustus (entstanden 1588) von C. Marlowe. Es schließt sich eng an das Spies'sche Faustbuch an. Den Anfang bildet der Faustmonolog, ein nächliches Selbstgespräch des Faust, in dem dieser die einzelnen Universitätswissenschaften, einschließlich der Theologie gegeneinander abwägt, sie alle verwirft und sich der Magie verschreibt. Dieser Faustmonolog wurde ein festes Bauelement fast aller späteren Faustdramen. Faustspiele waren bei den englischen Komödianten in Deutschland (zuerst 1608 in Graz bezeugt) und später den deutschen Wandertruppen beliebt, worauf dann das Puppenspiel vom Doktor Faust, das seit 1746 bezeugt ist, fußt. (Vgl. 16-18 und Goethe).

Johann Wolfgang Goethe (28.08.1749 - 22.03.1832): Urfaust (1772-1775), Faust (Fragment, 1790), Teil I, 1806, Teil II, 1831.

Johann Wolfgang von Goethe, „Walpurgisnacht“, in: „Faust“, 1. Teil (S. 170-194, 1806) und 2. Teil (S. 122ff., 1831).

Zu Goethes Lebzeiten (also bis 1832) trieben eine Masse technischer Erfindungen die Entwicklung von Wirtschaft und Verkehr voran. Nach den ersten Aufstiegen einer Mongolfière, das im Beisein einer großen Menschenmenge 1783 in Versailles stattfand, führte Goethe auch in Weimar Versuche mit Heißluftnallons durch. Über den Plan eines Donau-Rhein-Kanals war Goethe unterrichtet; er wünschte auch den Bau eines „Kanals von Suez“ und sah - Ausführungen des Freiherrn Alexander von Humboldt (1769-1859) folgend - den Bau eines Panama-Kanals voraus: „Diese drei großen Dinge möchte ich erleben, und es wäre wohl der Mühe wert, ihnen zuliebe es noch einige fünfzig Jahre auszuhalten.“ (Zu Eckermann, 21. Februar 1827). Goethe personifizierte die Technik in einem Dialog zwischen einem Gnom, der Geognosie und eben der Technik. Er widmete die Gelegenheitsarbeit am 30.01.1828 dem Salinenendirektor Glenk in Stotternheim (Thüringen) nach erfolgreichen Bohrversuchen. Auch besaß Goethe ein Spielzeugmodell von einem der ersten Eisenbahnzüge.

Der Begriff „Hellenismus“ wurde 1836 von Johann Gustav Droysen (1808-1884) eingeführt.

Der Begriff „Europäismus“, für mich ein Synonym für die abendländische Moderne, betrifft alles, was die abendländische Kultur aus einem Selbstverständnis heraus in Verbindung mit Europa brachte, bringt und bringen wird. Eines der frühen Beispiele hierfür ist Karl der Große (747-814; 754 Königssalbung, 768 König, 800 Kaiser), der „Vater Europas“ genannt wurde. Der Begriff „Europa“ war im Abendland von Beginn an präsent, wurde aber erst später häufiger (vor allem auch im geographischen Sinne) verwendet, z.B. seit der „Neuzeit“ und besonders seit der „Industriellen Revolution“ (bzw.seit der „Bürgerlich-Napoleonischen-Revolution“). Je häufiger „Europa“ zu hören war (ist), desto moderner wurde (wird) die Moderne.

Zur Trennung von Politik und Moral vgl. vor allem folgende Literatur: Max Weber, Der Beruf zur Politik, in: Soziologie - Weltgeschichtliche Analysen - Politik (postum); Karl Mannheim, Ideologie und Utopie (1929); Arnold Gehlen, Moral und Hypermoral (1969); Hemut Schelsky, Die Arbeit tun die anderen (1975).

Oswald Spengler (1880-1936), Der „Untergang des Abendlandes“, 1918 (Band I), 1922 (Band II).

Standesstaaten, Diese Tatsache wollte Spengler „unzweideutig ausgesprochen“ wissen: „es gibt nur Standesstaaten, Staaten, in denen ein einzelner Stand regiert. Man verwechsle das nicht mit Ständestaat, dem der einzelen nur vermöge seiner Zugehörigkeit zu einem Stande angehört. Das letzte ist der Fall in der älteren Polis, in den Normannenstaaten von England und Sizilien, aber auch in dem Frankreich der Verfassung von 1791 und in Sowjetrußland. Das erste bringt dagegen die allgemeine geschichtliche Erfahrung zum Ausdruck, daß es stets eine einzelne Schicht ist, von welcher, gleichviel ob verfassungsmäßig oder nicht, die politische Führung ausgeht. Es ist immer eine entschiedene Minderheit, welche die welthistorische Tendenz eines Staates vertritt, und innerhalb dieser wieder eine mehr oder weniger geschlossene Minderheit, welche die Leitung kraft ihrer Fähigkeiten tatsächlich, und oft genug im Widerspruch mit dem Geist der Verfassung in Händen hat. Und wenn man von revolutionären Zwischenzeiten und von cäsarischen Zuständen absieht, die als Ausnahme die Regel bestätigen, ... - so ist es die Minderheit innerhalb eines Standes, welche durch Tradititon regiert, weitaus am meisten innerhalb des Adels ....“ (Oswald Spengler, Stand und Staat, in: Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 1016-1017).

Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel „Parallelenaxiom“ deutlich werden kann: Euklid hat in seinen „Elementen“ (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1918, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.

Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. (Vgl. Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 155, S. 227ff., S. 234, S. 390, S. 847f.).

„Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde Kultur so mächtig über dem Lande liegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht einmal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 784). Auch eine junge Kultur kann so mächtig sein, daß sie eine alte dort, wo sie zu Hause ist, überlagert. Das Beispiel zwischen der (alten) apollinischen Kultur, auch kurz „Antike“ genannt, und der (jungen) magischen Kultur, auch „Persien/Arabien“ genannt, macht es deutlich: „Solange die Antike sich seelisch aufrecht hielt, bestand die Pseudomorphose darin, daß alle östlichen Kirchen zu Kulten westlichen Stils wurden. Dies ist eine wesentliche Seite des Synkretismus. .... Mit dem Hinschwinden der apollinischen und dem Aufblühen der magischen Seele seit dem zweiten Jahrhundert kehrt sich das Verhältnis um. Das Verhängnis der Pseudomorphose bleibt, aber es sind jetzt Kulte des Westens, die zu einer neuen Kirche des Ostens werden. Aus der Summe von Einzelkulten entwickelt sich eine Gemeinschaft derer, welche an diese Gottheiten und Übungen glauben, und nach dem Vorgange des Persertums und Judentums entsteht ein neues Griechentum als magische Nation.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 800-801).

„Jede Kultur hat ihren ganz bestimmten Grad von Esoterik und Popularität, der ihren gesamten Leistungen innewohnt, soweit sie symbolische Bedeutung haben.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 419). Die Antike war populär, weil nicht esoterisch. Das Abendland ist esoterisch, weil nicht populär.

„Die zweite Religiosität ist das notwendige Gegenstück zum Cäsarismus, der endgültigen politischen Verfassung später Zivilisation. Sie wird demnach in der Antike etwa von Augustus an sichtbar, in China etwa mit Schi Hoang-ti. ... Die ganze Welt der primitiven Religion dringt mächtig wieder hervor in einem volkstümlichen Synkretismus, der auf dieser Stufe keiner Kultur fehlt.“ (Oswald Spengler, 1918-1922, S. 942).

Für Oswald Spengler ist „Das Seelenbild eine Funktion des Weltbildes“, jedenfalls lautet so der Titel der ersten Abhandlung im 1. Teil („Zur Form der Seele“) seines 5. Kapitels („Seelenbild und Lebensgefühl“). Und laut Titel der zweiten Abhandlung (in eben diesem 1. Teil des 5. Kapitels) ist für Spengler die „Psychologie eine Gegenphysik“. Die Psychologie kann das Wesen der Seele nicht aufdecken, sie kann es nicht einmal berühren. Jedenfalls ist sie, laut Spengler, weit davon entfernt. (Vgl. Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, Kapitel 5 [S. 381-481], Teil 1 [S. 381-434], Abhandlung 1 [S. 381-384], Abhandlung 2 [S. 384-386] Zum Buch).

Spengler verweist hier (Band 1, S. 383) insbesondere auf Abhandlungen im 2. Teil (S. 152-209) des 2. Kapitels (S. 152 - 209), z.B.: „Das Zeitproblem“ (S. 158-165), „Die Zeit Gegenbegriff zum Raum“ (S. 165-169), „Die Zeitsymbole“ (S. 169-177). Zum Buch

„Dieses 'ego habeo factum', die Einschaltung der Hilfszeitwörter haben und sein zwischen einen Täter und eine Tat an Stelle des feci, eines bewegten Leibes, ersetzt die Welt von Körpern durch eine solche von Funktionen zwischen Kraftmittelpunkten, die Statik des Satzes durch Dynamik.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 335f.).

Katharsis (griech. Reinigung) ist die Läuterung, besonders die mystische Reinigung der Seele von den Schlacken der Sinnlichkeit bzw. Leiblichkeit; nach Aristoteles (384/383-322/321) ist es Zweck der Tragödie, eine Katharsis der Seele, eine Läuterung der Leidenschaften bzw. eine Läuterung von den Leidenschaften (und zwar durch Erregung von Mitleid unf Furcht) herbeizuführen. Methoden der Katharsis werden in der modernen Psychotherapie angewandt, wodurch Abreaktionen und Befreiung von verdrängten traumatischen Erlebnissen bewirkt werden.

Der Pergamon-Altar, ein Zeus und Athena geweihter monumentaler Altar, wurde unter König Eumenes II. (221-159) zwischen 180 v . Chr. und 160 v. Chr. auf dem Burgberg von Pergamon errichtet und galt in der Antike als eines der „Sieben Weltwunder“. Er wurde von Carl Humann (1839-1896) von 1878 bis 1886 freigelegt und steht seitdem im Berliner Museum (im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel). Das Relieffries zeigt u.a. den Kampf der olympischen Götter gegen die Giganten. Im Altarhof befindet sich ein kleinerer Fries. Beide sind Hauptwerke der hellenistischen Plastik. (Pergamon). Die Merkmale der pergamenischen Kunst sind ein lebendiger Naturalismsus, der nicht ohne Pathos und in breiten pastosen („teigigen“, dick aufgetragenen) Formen vorgetragen wird, sowie eine Vorliebe für große, wohlausgeglichene Kompositionen mit vielen Figuren (Galliergruppen Marsyasgruppe u.a.). Pergamon und Bayreuth

Laokoon war der trojanische Priester, der seine Mitbürger warnte, das hölzerne Pferd in die Stadt zu bringen.. Die Götter. die die Zerstörung Trojas (angeblich) beschlossen hatten, schickten zwei Schlangen, die Laokoon und seine Söhne töteten. Die Sage wurde von vielen Bildahuern in einer Gruppe dargestellt.

7 Kreuzzüge (und Nebenkreuzzüge):
1. Kreuzzug (1096-1099),
2. Kreuzzug (1147-1149),
- Kreuzzüge gegen die Slawen (12. Jh.)
3. Kreuzzug (1189-1192),
4. Kreuzzug (1201-1204),
- Kinderkreuzzug (1212),
5. Kreuzzug (1228-1229),
6. Kreuzzug (1248-1254),
7. Kreuzzug (1270).

Das Papsttum erlebte den Höhepunkt seiner Macht, aber gerade die Machtentfaltung trug dazu bei, die religiöse Verehrung des Heiligen Stuhls bei weiten Bevölkerungsschichten zu untergraben. Die furchtbare Katastrophe des 2. Kreuzzugs schadete dem Ansehen des Papsttums, und Bernhard von Clairvaux (1090-1153) erschien vielen als falscher Prophet. Die Kreuzzüge sind nur im Zusammenhang mit den überall stattfindenden Angriffen gegen den Islam und gegen nichtchristliche Völker des Ostens zu verstehen. Der von Bernhard von Clairvaux proklamierte Kreuzzug gegen die Slawen scheiterte.

Die Kreuzzüge scheiterten letztlich überhaupt, weil sich die (entstehenden) nationalen Interessen der beteiligten Nationen nicht mehr mit der universalen Idde vereinigen ließen.

Polyphonie ist die Vielstimmigkeit, eine musikalische Setzweise, in der die Stimmen ein melodisches Eigenleben führen (linear), das den Zusammenklang (vertikal) übergeordnet ist. Der Gegensatz dazu ist die Homophonie (der einheitliche Klang): der Kompositionsstil, der einer Hauptstimme alle anderen Stimmen unterordnet. Seit dem 14. Jahrhundert haben alle großen Komponisten neben der kontrapunktischen Selbständigkeit der Stimmen dem Zusammenklang Beachtung geschenkt, und der vollkommene Ausgleich von linearen und vertikalen Rücksichten (Bach) muß als Ideal bezeichnet werden. Die Hauptzeit der Homophonie beginnt im 17. Jahrhundert, mit Monodie und Generalbaß. Bei heutigen linearen Versuchen wird oft vergessen (vgl. 22-24), daß das Ohr des Hörers seit dem 17. Jahrhundert ebensosehr (wenn nicht mehr!) auf das harmonische wie auf das polyphone Hören eingestellt ist. Es ist irreführend, die Musik des 19. Jahrhunderts homophon zu nennen, weil ihr Schwerpunkt im Harmonischen liegt; vielmehr zeigen die Werke der großen Meister von Franz Joseph Haydn und Ludwig v. Beethoven bis zu Richard Strauss das Streben nach einem Ausgleich zwischen Homophonie und Polyphonie, wie er vorbildlich von Johann Sebastian Bach erreicht worden war. Schlicht volkstümliches Singen, das sich in Terzen und Sextenfolgen abspielt, ist nicht kontrapunktisch, sondern harmonisch ergänzend. Für den Kontrapunkt sind strenge Regeln aufgesetzt (reiner Satz), die die Stimmführung betreffen und Gattungen aufstellen.

Der Kontrapunkt (lat. punctus contra punctum = Note gegen Note) stellt ein Verfahren dar, mehrere selbständige und doch aufeinander bezogene Stimmlinien zu übergeordneter künstlerischer Einheit zu binden. Er ist die Kunst, ein mehrstimmiges Tonstück aus melodisch selbständigen Stimmen aufzubauen. Dabei wird praktisch von einem c. f. ausgegangen, indem man die anderen Stimmen nach und nach hinzufügt, obwohl auch gleichzeiges Entwerfen möglich, künstlerisch wertvoller, aber auch wesentlich schwieriger ist. Man spricht bei kontrapunktischen (polyphonen) Werken auch von linearem (horizontal zu hörendem) Stil im Gegensatz zum harmonischen (vertikal zu hörendem), jedoch muß eine rigorose Linearität zur Atonalität bzw. zu einer Art Heterophonie führen. Im übrigen ist es keine Kunst, mehrere Stimmen so zu kontrapunktieren, daß es schlecht klingt. Seit dem 14. Jahrhundert haben alle großen Komponisten neben der kontrapunktischen Selbständigkeit der Stimmen dem Zusammenklang Beachtung geschenkt, und der vollkommene Ausgleich von linearen und vertikalen Rücksichten (Bach) muß als Ideal bezeichnet werden. Die Kontrapunktlehre entwickelte sich aus der ursprünglich improvisierten Erfindung einer überwiegend in Gegenbewegung verlaufenden Stimme, die seit dem beginnenden 14. Jahrhundert in Anweisungen zum Discantus in feste Regeln gefaßt wurde. Seine beherrschende Stellung gewann der Kontrapunkt in der (süd-) niederländischen Musik des 15. und 16. Jahrhunderts bis zu seiner Vollendung (im 16. Jh.) bei Palestrina und Orlando di Lasso , die für mehre Jahrhunderte in Kontrapunkt- und Kompositionslehren maßgebend wurden. Seit dem Frühbarock galt er jedoch als konservative Praxis gegenüber der moderneren, an der Sprache orientierten Ausdruckskunst der Monodie. Als strenge Schreibart blieb er bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts verbindlich. Bei heutigen linearen Versuchen wird oft vergessen, daß das Ohr des Hörers seit dem 17. Jahrhundert ebensosehr (wenn nicht mehr!) auf das harmonische wie auf das polyphone Hören eingestellt ist. (Vgl. 22-24). Schlicht volkstümliches Singen, das sich in Terzen und Sextenfolgen abspielt, ist nicht kontrapunktisch, sondern harmonisch ergänzend. Für den Kontrapunkt sind strenge Regeln aufgesetzt (reiner Satz), die die Stimmführung betreffen und Gattungen aufstellen. Die Anzahl der Stimmen im kontrapunktischen Satz ist theoretisch nicht begrenzt, praktisch sind jedoch nur wenige Ohren fähig, einen mehr als 4stimmigen Satz wirklich linear aufzunehmen. Unter doppeltem Kontrapunkt versteht man einen Satz, in dem sich die Stimmen vertauschen lassen, ohne daß dadurch schlechte Stimmführung (Parallelen) entsteht. Er ist eines der wichtigsten Mittel der thematischen Arbeit und ist in neuerer Zeit besonders genial von Johannes Brahms und Anton Bruckner angewandt worden (innerhalb eines an sich harmonisch-vertikalen Satzes). Die Hauptformen des kontrapunktischen Stils sind Fuge und Kanon, die Haupttechnik die der Nachahmung.

Fuge (lat. fuga = Flucht). Die Fuge ist die wichtigste Form der kontrapunktisch-polyphonen Setzweise. (Vgl. Kontrapunkt und Polyphonie) Erste echte Fuge mit Zwischenspielen und formgerechter Antwort sind bei A. Gabrieli (1580) vorhanden, höchste Ausbildung bei Johann Sebastian Bach im Wohltemperierten Klavier und in der Kunst der Fuge. Das Interesse an der Fuge ist nie erlahmt und ist jüngst neu belebt worden. Das Wesen der Fuge liegt in ihrer Einthemigkeit, die eine strenge ästhetische Einheit verleiht. Das Charakteristische des Fugenthemas ist seine Fortspringungstendenz, d. h. es trägt in sich den Keim zur Weiterbildung seiner melodischen Linie. Das Fugenthema ist dynamisch - im Gegensatz zum statischen Thema der Sonate. Die Eigenart der Fuge liegt darin, daß sich in ihr das Dynamische (Thema) mit dem Statischen (Gesamtaufbau) verbindet. Das Thema (auch Dux oder Führer genannt) wird in der 2. Stimme im Quintabstand beantwortet (d. h. wiederholt). Die Antwort heißt auch Comes oder Gefährte. Mit ihr zusammen erklingt die kontrapunktische Fortspinnung des Themas.

Kanon (griech. =Vorschrift) ist eine kontrapunktische Form auf der Grundlage strenger Nachahmung. Jede Folgestimme nimmt das Thema notengetreu auf, in wechselnden Abständen (Kanon im Einklang, in der Sekunde u.s.w.). Historisch geht diese Form bis ins 13. Jahrhundert (Sommerkanon) zurück, erlebt ihre erste Blüte in der Caccia(Jagd) der Ars nova und ihren Höhepunkt in der Zeit der Niederländer (z. B. bei Okeghem). Hier wurde der Gipfel kunstvoller, aber auch überkünstelter Kanonkompositionen erreicht. Es gab nicht nur Kanons in Vergrößerung und Verkleinerung, Umkehrung und Rücklauf (Krebskanon), sondern auch sogenannte Rätselkanons, bei denen zuweilen nur eine Stimme notiert wurde und eine kryptische Überschrift den Scharfsinn anspornte, die Art der Ausführung zu finden. So muß z. B. ein Kanon mit der Überschrift in more hebraeorum von hinten nach vorn gelesen und gesungen werden. Das hat natürlich kaum noch etwas mit mit wirklicher Kunst zu tun, wie überhaupt der Kanon besonders bei denen beliebt ist, die in der Musik weniger ein seelisches Erlebnis als eine mathematische Tonkonstruktion rationaler Art sehen.

Richard Wagner (1813-1883; Wagner) faßte mit seinem Gesamtkunstwerk-Konzept Musik, Literatur und bildende Kunst des 19. Jahrhunderts zusammen; er wirkte damit bis in unsere Zeit und wird wohl auch über unsere Zeit hinaus in die Zukunft wirken. Nach Selbstzeugnissen Wagners begannen seine eigentlich relevanten Kompositionen mit der 1841 uraufgeführten romantischen Oper „Der fliegende Holländer“. (Vgl. Romantik). Zentrale Aspekte seines Schaffens traten schon hier hervor: die stoffliche Grundlage der Sage, die ins Große und Dämonische tendierenden Figuren, die Idee der Erlösung durch eine über den Tod hinausreichende Liebe, ein dramatisch inspiriertes Gesangspathos und eine expressive Orcherstersprache, die durch differenzierte Klangfarben und beziehungsreiche Motivverknüpfung in die Handlung integriert wurde. Auch das Bestreben, die traditionelle Nummernoper durch ausgedehnte, organisch verbundene Szenenentwicklungen zu überwinden, war hier bereits deutlich zu erkennen. All dies ist in vollkommen durchgebildeter Form zu finden in seiner Operntetralogie „Der Ring des Nibelungen“, deren Stoff Wagner unter dem Einfluß philosophischer Zeitströmungen aktualisierte und symbolisch verdichtete. Obwohl es erste Ansätze bereits im Barock gab, so war es doch Richard Wagner, der die Idee des Gesamtkunstwerks in seinem Bereich realisierte. Sprache und szenische Anlage bezog er unmittelbar auf die Komposition und umgekehrt die Musik auf den dramatischen Ausdruck. Wagners Rückgriff auf deutsche Sagenstoffe orientierte sich an Vergangenheit und Gegenwart, seine neue Tonsprache und die Zusammenführung aller Kunstformen in der Aufführungspraxis an der Zukunft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts griff z.B. das anthroposophische Konzept von Rudolf Steiner (1861-1925) Wagners Ideen ebenso auf wie Kurt Schwitters (1887-1948) ab 1923 in seiner Merzkunst - unterschieden in Merzdichtung, Merzmalerei (Merzbildern) und Merzbauten („Merz“ nach einem Schnipsel mit dem Ende des Wortes „Kommerz“ auf seiner Collage). Auch die Installationskunst und Malerei nach 1945 rekurrierte auf Wagner. Die Aufführung von Wagners Opern reflektieren wie kaum ein anderes Theaterereignis die jeweils aktuellen Entwicklungen der bildenden Kunst. Den Begriff des Gesamtkunstwerks verwendet man heute auch für Innenräume und Dekorationskonzepte, wenn in ihnen Malerei, Skulptur und Architektur zusammengeführt werden.

Werke von Richard Wagner (1813-1883 Wagner):
MUSIKALISCHE WERKE:
- C-Dur-Sinfonie (1832, Uraufführung: 1882)
- Die Hochzeit (1832, nicht vollendet)
- Die Feen (1833-1834, Uraufführung: 1888)
- Das Liebesverbot (1834-1836, Uraufführung: 1836)
- Der fliegende Holländer (1839-1841, Uraufführung: 1841)
- Rienzi, der Letzte der Tribunen (1842)
- Das Liebesmahl der Apostel (1843)
- Faust-Ouvertüre (1840, Uraufführung: 1844)
- Tannhäuser (1842-1845, Uraufführung: 1845)
- Lohengrin (1845-1848, Uraufführung: 1850)
- Parsifal (1845-1882, Uraufführung: 1882)
- Siegfrieds Tod (1848, eine Vorform der späteren
   Götterdämmerung)
- Der junge Siegfried (1851-1852, eine Erweiterung der
   Operndichtung Siegfrieds Tod und eine Vorform des späteren
   Siegfried)
- Rheingold (1853-1857, Uraufführung: 1869)
- Walküre (1853-1857, Uraufführung: 1870)
- Siegfried (1853-1857, Uraufführung: 1876)
- Götterdämmerung (1853-1857, Uraufführung: 1876)
- Wesendonck-Lieder (1857-1858)
- Tristan und Isolde (1857-1859, Uraufführung: 1865)
- Venusberg-Bacchanale (1861)
- Die Meistersinger von Nürnberg (1861-1867, Uraufführung: 1868)
- Der Ring des Nibelungen (1869-1874 [Gattungsbezeichnung:
   Bühnenfestspiel], Gesamt-Uraufführung: 1876)


REIN LITERARISCHE WERKE:
- Beethoven
- Die deutsche Oper (1834)
- Eine Pilgerfahrt zu Beethoven (1840)
- Ein glücklicher Abend (1841)
- Autobiographische Skizze (1843)
- Der Nibelungen-Mythus als Entwurf zu einem Drama
   (1848)
- Der Mensch und die bestehende Gesellschaft (1849)
- Die Kunst und die Revolution (1849)
- Das Kunstwerk der Zukunft (1850)
- Beethovens „Heroische Symphonie“ (1851)
- Über Beethovens dritte Symphonie, „Eroica“ (1851)
- Oper und Drama (1851)
- Eine Mitteilung an meine Freunde (1852)
- Über das Dirigieren (1869)
- Über Beethoven (1870)
- Mein Leben (1870)
- An das deutsche Heer vor Paris (1871)
- Über die Benennung „Musikdrama“ (1872)
- Ankündigung für den 21. Mai 1872 (Rede zur
   Grundsteinlegung; 1872)
- Über die Anwendung der Musik auf das Drama (1879)
- Mein Denken (postum)
- Briefwechsel (postum)
- Gesammelte Schriften und Dichtungen (16 Bände;
   postum)

Die Zwölftonmusik (Zwölftontechnik oder Dodekaphonie) ist der Sammelbegriff für Kompositionsweisen, die nicht mehr den Regeln der Harmonielehre gehorchen, sondern ein Bezugssystem bilden, in dem alle Töne gleichberechtigt sind. Ausgangspunkt ist eine Grundreihe aus den 12 Tönen unseres Tonsystems, die zunächst eine Intervall-Reihenfolge festlegt. Die einfachste Zwölftonfolge ist die chromatische Leiter (von c bis h). Die Hauptregel der Zwölftonmusik beruht darauf, daß ein Ton der Reihe erst wiederkehren darf, wenn alle übrigen Töne der Reihe erklungen sind, und daß die einmal festgelegte Reihenstruktur im Verlauf eines Stücks beibehalten wird. Das scheinbar starre Verfahren läßt viele Variationen zu; die wichtigsten davon sind: 1) Veränderung der Reihe durch Spiegelungen, 2) die Verlegung einzelner Töne in andere Oktavlagen, 3) die Wiederholung von Tönen unmittelbar hintereinander, 4) Transposition der Reihe auf andere Tonstufen (bei Beibehaltung der festgelegten Intervallstruktur). 1923 entwickelte Arnold Schönberg (1874-1971) diese 'Methode mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen'. Die Zwölftonmusik beeinflußte größtenteils die sogenannte „Neue Musik“. Anton Webern (1883-1945), bei dem die Reihenstruktur mit komplexen Spiegel- und Kanonverfahren (vgl. Kanon) das gesamte kompositorische Denken beeinflußte, wirkte maßgeblich auf die „Serielle Musik“, in der dann vor allem Karlheinz Stockhausen (1928-2007) führend wurde.

Serielle Musik ist die in der Reihenfolge der Zwölftonmusik (Dodekaphonie) geforderte Benutzung einer vorgeschriebenen Tonreihe; in letzter Zeit auch auf Elemente wie Tondauer, Tonstärke, Tonhöhe und Klangfarbe ausgedehnt. (Vgl. „Neue Musik“).

Zum „Neuen im Alten“ vgl. Romantik, Neugotik (Romantik und Neugotik), Spätromantik, Historismus und weitere Neoismen wie Neoklassik (Neuklassik), Neoklassizismus (Neuklassizismus), Neoromantik (Neuromantik) u.s.w. (Vgl. Neoismen (Neo..., Neu...)). Zum „Globalen“ vgl. Amerikanismus (Anglizismus), Internationalismus u.s.w. (Vgl. Amerikanismus, Anglismus, Internationalismus usw.). Vgl. Zeus-Altar und Global-Musik

Carl Friedrich Gauß (1777-1855) veröffentlichte seine nicht-euklidischen Geometrien nicht, weil er das Geschrei der denkfaulen, schwerfälligen und unkultivierten Menschen fürchtete. Er nannte sie Böoter, weil die Einwohner dieser antiken Landschaft (Hauptstadt: Theben) von den Einwohnern anderer Griechenstädte als denkfaul und schwerfällig beschrieben worden waren. Gauß meinte zu Recht, daß man die Menschen nicht wirklich würde überzeugen können. Die erste der nichteuklidischen Geometrien entdeckte Gauß nach Vollendung seines Hauptwerkes Disquisitiones arithmeticae (1801), durch deren in sich widerspruchslose Existenz bewiesen wurde, daß es mehrere streng mathematische Arten einer dreidimensionalen Ausgedehntheit gibt, die sämtlich a priori gewiß sind, ohne daß es möglich wäre, eine von ihnen als die eigentliche Form der Anschauung herauszuheben. (Vgl. 18-20).

„Es war ein kardinaler Fehler der westlichen Völker, davon auszugehen, daß die Vermögenden eine gewissermaßen natürliche Verbundenheit mit der Gesellschaft haben, aus der sie hervorgegangen sind. Auf eine solche Verbundenheit war allenfalls Verlaß, als die Zahl der Vermögenden gering war und sie sich schon mangels Masse nicht von der übrigen Bevölkerung absondern konnten. Aber auch das ist im Zuge der immensen materiellen Wohlstandsmehrung und des gestiegenen Bildungsniveaus anders geworden. Die Vermögenden bilden heute in den frühindustrialisierten Ländern eine Schicht, die das Potential hat, sich sowohl von der eigenen Gesellschaft abzulösen als sich auch mit ihresgleichen in anderen Ländern zusammenzuschließen. Diese Menschen könnten durchaus Verhaltensformen entwickeln, die denen des europäischen Hochadels früherer Epochen ähneln - der eigenen Schicht, nicht dem eigenen Volk verpflichtet. Mit gesetzlichen Normen und gesellschaftlichen Zwängen ist dem nicht beizukommen. Versuche vieler Politiker, diese Schicht gegen deren Willen für das gemeine Wohl in die Pflicht zu nehmen, haben etwas Kindlich-Rührendes. Viele mögen vor Zorn die Fäuste ballen und jene Vermögenden verwünschen: Diese lassen sich zu solidarischem Verhalten nicht zwingen. Sie verhalten sich nur dann uneingeschränkt und umfassend solidarisch, wenn sie in einen bestimmten Wertekanon und eine hochentwickelte Ethik eingebunden sind oder - wenn es ihnen nutzt. Wo Werte und Ethik fehlen, ist es schwer, wenn nicht sogar unmöglich, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zwischen Vermögenden, weniger Vermögenden und Unvermögenden zu gewährleisten. Der im Westen weitverbreitete Glaube, Werte und Ethik durch gesetzliche Normen ersetzen zu können, hat sich ebenfalls als Irrglaube erwiesen. Die Verdrängung jenes ungeschriebenen »Das gehört sich, und das gehört sich nicht« durch zahllose »Du darfst«, »Du sollst«, »Du mußt« war falsch. ... Die Völker des Westens werden nicht umhinkönnen, die Vermögenden wieder für sich einzunehmen, sie zu umwerben, an sich zu binden. .... Der Riß zwischen den Vermögenden und den weniger Vermögenden ist bereits beängstigend breit geworden. .... Die Vermögenden ihrerseits sollten sich nicht ungebührlich bitten lassen und daran denken, warum sie sind, was sie sind. Warum erhält in den USA ein Trabrennfahrer unter Umständen das 20fache einer Kellnerin, eine TV-Richterin das 130fache einer Richterin am höchsten Gericht des Landes, ein Börsenmakler das 800fache eines Feuerwehrchefs, ein Basketballspieler das 1200fache eines Hotelportiers oder der Gastgeber einer Radioshow das 1500fache einer Bibliothekarin - jährlich 32 Millionen US-Dollar (vgl. Parade Magazine, What People Earn, 14.03.2004)? Warum bekommt eine Frau, die behauptet, mit einem bestimmten Fußballspieler eine Affäre gehabt zu haben, für ein Zwei-Stunden-Interview 750000 Euro (vgl. Die Welt, Zweifel an angeblicher Beckham-Geliebten, 16.04.2004)? Und warum verfügt besagter Fußballer schon nach wenigen Jahren sportlicher Aktivitäten über hohe Millionenbeträge? Ist es »verdient«, wenn eine Schauspielerin für einen Film 14 Millionen US-Dollar und für Werbeauftritte weitere 12 Millionen im Jahr bekommt (durchschnittliche Gage pro Film und jährliche Werbeeinnahmen von Catherine Zeta-Jones. Vgl. Financial Times Deutschland, Wer ist die Reichste im Land?,  20.07.2004)? Oder wie steht es mit dem Manager, dessen Einkommen 250mal so hoch ist wie das eines Durchschnittsverdieners? Und was ist zu den Erben großer Vermögen zu sagen und denen, die in sie einheiraten? Leistung oder Glück?“  (Meinhard Miegel, Epochenwende, 2005, S. 270-271).

 

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© Hubert Brune, 2001 ff. (zuletzt aktualsiert: 2014).