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Dollar

Globale Finanzkrise
(seit dem 15. September 2008)

als Teil einer
Weltwirtschaftskrise

Diese Weltwirtschaftskrise läßt sich nämlich sachlich und zeitlich dreiteilen in globale:
(1) Immobilien-/Subprime-/Verbriefungs-/Bankenkrise (seit Juni 2007),
(2) Finanzkrise (seit September 2008),
(3) Staatsschuldenkrise (seit Oktober 2009).
Beiträge von:
ZehmMiegelHeinsohnEngdahlSloterdijkSinnHoofBruneWeißmann

Vgl. auch:
Euro (€), die Wahnsinnswährung – Euro heißt: Risiko für Deutschland, weil es alles und alle bezahlt!

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Günter Albrecht Zehm
- Wir Landtreter - eine Hommage an den ehrbaren Kaufmann (in: Sezession, Dezember 2008, S. 14-17) -

„Ein schönes historisches Bild feiert im Verlauf der Finanzkrise Wiederauferstehung: das Bild vom »ehrbaren Kaufmann«, der seine Geschäfte energisch mit den Prinzipien christlicher und »alter teutscher« Moral und Anständigkeit verbindet und sich darin durch keinerlei Versuchung in Form von lockenden Spekulationsgewinnen irre machen läßt. »Wir brauchen den ehrbaren Kaufmann, um so schnell wie möglich aus dem Desaster herauszukommen«, so tönt es jetzt von Angela Merkel bis Peer Steinbrück, und der Beifall, den sie finden, ist allgemein.

Geprägt hat den Begriff - laut Philippe Dollinger, dem Verfasser des grundlegenden Werkes Die Hanse (**) - vor langer Zeit der Lübecker Bürgermeister und geniale Hansekaufmann Hinrich Castorp (1420-1488), als er auf einem der damaligen »Hansetage« die angereisten Größen der mächtigen mittelalterlichen Handelsvereinigung gewissermaßen moralisch aufrüsten wollte. Wir brauchen uns weder vor Königen noch vor Bischöfen zu verstekken, mahnte Castorp, unser Gewerbe ist gottgewollt, und es ist von Gott geregelt und gesegnet wie die Arbeiten des Landmanns und des Handwerkers in den Städten. Unter Ehrbarkeit verstand Castorp (und verstanden alle Späteren, die seine Rede aufnahmen und bekräftigten) die unbedingte Einhaltung des biblischen Dekalogs beim Handelsgeschäft: »Du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch Zeugnis reden, du sollst das Hab und Gut deines Nächsten achten und respektieren.« Das war keine Selbstverständlichkeit, im Gegenteil, die Händler umwehte seit Urzeiten der Geruch des Falschredens, des Betrügens und der Mißachtung des Eigentums anderer. Die Bibel weiß: »Ein Kaufmann kann sich nur schwer hüten vor Unrecht und Sünde« (Jesus Sirach 26, 28). Und Buddha lehrte: »Kein Lotus ohne Stempel, kein Kaufmann ohne Betrug«. Das Mißtrauen war von Anfang an da, und es nahm im Laufe der Zeiten eher noch zu.

Händler, Kaufleute waren »anwesend und dazwischen« beim Tausch von Lebensgütern, und es fiel ihren Mitmenschen, ob Gelehrten oder Tölpeln, seit jeher schwer, sie als notwendige Funktionäre des Lebens ernst zu nehmen. Sie schufen nichts, sie transportierten nichts (das taten die Seeleute und Karawanentreiber), sie »vermittelten« nur, sie schätzten den Wert der Tauschgüter ein, sie waren, bei Lichte betrachtet, keine Funktionäre, sondern selber Funktion. Ihr einziges »Arbeitsgerät«, das Geld, spiegelte das genau ab. Auch das Geld war bloße Funktion, kein Wert an sich, sondern lediglich ein Zeichen, ein Symbol für Werte. Und dieses Symbol verwandelte unter der Hand ein konkretes Lebensgut während des Tausches in eine bloße Zahl, in eine Summe, eine Quantität. Das löste von Anfang an schwerste Irritationen aus.

Aristoteles, der erste wissenschaftliche Ökonom der Weltgeschichte, hat die ungeheure Bedeutung dieses Verwandlungsprozesses bereits im vierten Jahrhundert vor Christus voll durchschaut und daraus spezifische Konsequenzen gezogen. Das Geschäft der Händler, sah er, ist prinzipiell zweideutig, es ist einerseits »Beschaffungskunst«, andererseits »Bereicherungskunst«, sogenannte »Chrematistik«. Letztere tauscht nicht mehr bieder eine für den Haushalt, den »Oikos«, benötigte Sache gegen eine andere, sondern macht den Tausch zum Eigenzweck, um einen in Geld abbildbaren Gewinn daraus zu ziehen, welcher nicht in den Sachen und nicht in den Bedürfnissen selbst liegt.

Für Aristoteles war das eine schlimme Störung nicht nur der ökonomischen Harmonie, sondern auch des menschlichen Grundwerts der Gerechtigkeit. Der Beruf des Händlers, des Kaufmanns, spaltete sich für ihn auf in einen ehrbaren, moralisch rechtfertigbaren Teil, eben die Beschaffungskunst, und in einen moralisch nicht mehr rechtfertigbaren, die Chrematistik, in seiner Sicht eine Art höheres Gaunertum. Ihr abschreckendes Symbol war König Midas, der bekanntlich alles, was er anfaßte, in Gold verwandelte - und eben dadurch letztlich verhungern mußte. Als glänzendes Gegenbeispiel schildert Aristoteles Thales von Milet, einen der sprichwörtlichen »sieben Weisen« der Antike, der mit Hilfe der Astronomie die Höhe der jeweiligen Olivenernte habe voraussagen können. Er hätte auf Grund dieses Exklusivwissens überlegen spekulieren und sich dadurch außerordentlich bereichem können, ließ es aber sein, weil er um den Wert der Gerechtigkeit wußte und sich nie freiwillig in die Niederungen absoluter Tugendferne hineinbegeben hätte.

Logisch folgte aus der Ablehnung der Chrematistik die Ablehnung des Zinsnehmens. »Das Geld«, schrieb Aristoteles in seiner Politeia (**), »ist um des Tausches willen erfunden worden. Durch den Zins vermehrt es sich aber durch sich selbst, und das ist eindeutig wider die Natur und wider die Gerechtigkeit«. Dieser Satz gewann im Abendland für Jahrtausende kultischen Rang und absolute Gültigkeit. Sämtliche Könige und Bischöfe verurteilten das Zinsnehmen, zumal ja auch die Bibel ausdrücklich ein Zinsverbot fordert (Lukas 6,35, Jesus spricht: »Tut wohl und leihet, daß ihr nichts davon hoffet!«); da sie aber, um zu Geld für ihre Bauten und Feldzüge zu kommen, sich auf Geschäfte mit Geldleuten einlassen mußten, welche Zins durchaus forderten und auch erhielten, wurden diese Geldleute, meistens Juden, wenigstens kulturell stigmatisiert und aus der »Gesellschaft der guten Leute« ausgeschlossen.

Erst zur Zeit der großen Deutschen Hanse und der norditalienischen Handelsstädte im hohen Mittelalter änderte sich das allmählich. Thomas von Aquin, der damals führende (Sozial-)Philosoph, gab das Tempo vor. Zwar kannte er selbstverständlich das Jesuswort, wußte dessen Verbot aber variantenreich zu relativieren. Ein Darlehensnehmer, schreibt er, könne doch ein Geschenk an den Gläubiger zahlen, dafür, daß dieser ihm aus der Not geholfen habe. Und dann die entscheidende Stelle: »Ein Zinsnehmer nimmt beim Verleihen von Geld ja nicht nur ein bestimmtes Risiko auf sich, was das Wiederkriegen zum vollen Wert und zum verabredeten Termin betrifft, sondern auch einen Verlust an eigenen Lebensmöglichkeiten, und das muß gerechterweise honoriert werden. Und wer sein Geld als Gesellschafter in ein Unternehmen einbringt, der darf auch einen bestimmten Anteil am Gewinn fordern, auch wenn er sich nicht selbst direkt an der Operation beteiligt hat« (Thomas von Aquin, Summa theologiae II/II, 36 **).

Wir haben hier das wohl erste abendländische Dokument dessen, was man im engeren Sinne Kapitalismus nennt. Der Kapitalist, der Kapitaleinsetzer, rückt moralisch gleichberechtigt neben den Arbeiter. Das Kapital darf sich - Aristoteles und Jesus hin oder her - »durch sich selbst« vermehren, der antike und auch frühkirchliche, biblische Bann, der bisher über diese Weise des Geldverdienens verhängt war, ist gebrochen. Thomas war sich der sensationellen Neuartigkeit seines Urteils durchaus bewußt; davon zeugt, daß er gleich einen ganzen Katalog von Kautelen aufstellte, die das Kapital ehrbar halten und so die These von der moralischen Gleichberechtigung von Kapital und Arbeit für die Zeitgenossen annehmbar machen sollten.

Kapitalgewinne sind unaufhebbar sozialpflichtig, schreibt Thomas, sie verpflichten zu Hilfe und Unterstützung der Armen wie der gesamten Gemeinschaft. Ordensleute, Klöster und Kirchen, aber auch weltliche Herrschaften sollen sich grundsätzlich nicht an Geldgeschäften und Gewinnspekulationen beteiligen. Ein Odeur von Mißbilligung bleibt also, aber die Büchse der Pandora, wenn man so will, ist geöffnet, und sie war nicht wieder zuzukriegen, es sei denn unter Hinnahme schwerster Verluste an Fortschritt und technischer Innovationskraft. Einer der Hauptfehler des Kommunismus war ja zweifellos, daß er den Faktor Kapital vollständig aus seinen Plänen herauszuhalten versuchte - mit verheerenden, letzten Endes tödlichen Folgen für das ganze System.

Es geht - auch in der gegenwärtigen Finanzkrise - nicht um die Alternative Kapitalismus oder Kommunismus beziehungsweise Staatswirtschaft, sondern einzig darum, den Kapitalismus ehrbar zu halten. Thomas von Aquin war es vorrangig um die Einforderung von Sozialpflichtigkeit zu tun; beim Hanseaten Hinrich Castorp trat die Ermahnung hinzu, sich nicht erst nach Abschluß der Geschäfte sozial zu geben und vom Gewinn zu spenden, sondern bereits während der Geschäfte in jeder Hinsicht anständig zu bleiben, die entscheidenden Operationen transparent und überschaubar zu gestalten und eventuelle Risiken nie auf Kosten anderer, immer nur auf eigene Kosten einzugehen. Eben in solchem Verhalten offenbare sich der ehrbare Kaufmann.

Nicht verkehrt ist es, darauf hinzuweisen, daß dieses einst von der Hanse entworfene Ideal vom ehrbaren Kaufmann die ganze deutsche Wirtschaftsgeschichte durchaus geprägt hat; nicht zuletzt dadurch unterscheidet sie sich positiv von der angelsächsischen. Deutsche Kaufleute waren - nach einer berühmten Unterscheidung von Carl Schmitt (in seinem Buch Land und Meer, 1942 **) - »Landtreter«, im Unterschied zu den angelsächsischen »Seeschäumern«. Während die Landtreter, wenn sie über ihre Heimatregion hinausgriffen, ständig unmittelbar mit anderen Kulturen konfrontiert wurden, mit denen sie sich messen und arrangieren mußten, pflügten die Seeschäumer zunächst einmal weite, schier unendliche Meere, auf denen gar nichts war, »leerer Raum«. Und das hatte Folgen. Die neuen Völker, bei denen sie schließlich anlandeten, gehörten in der Sicht der Ankömmlinge selber zum leeren Raum, zur »offenen Grenze«, waren leicht unterwerfbar oder gar schlicht ignorierbar. Sie waren weder ernsthafte Verhandlungspartner noch ebenbürtige Rivalen, die in harter, offener Auseinandersetzung besiegt, respektive bekehrt werden mußten, sondern bloße Manövriermasse im Kalkül der »Kolonisatoren«. Gut möglich, daß sich diese originäre Seeschäumer-Mentalität bis ins moderne angelsächsische Geschäftsgebaren fortgesetzt hat und auch noch die jüngsten Operationen von Wall Street mit oberfaulen Krediten und irren »Derivaten« und »Zertifikaten« prägt. (Siehe auch: Die Seeschäumer und der solide Kleinkredit, in: JF, Nr. 42, 10. Oktober 2008 **).

Die Welt in all ihren Differenzierungen und Variabilitäten ist in der Sicht dieser Leute zur bloßen Manövriermasse für Seeschäumer geworden, zum leeren Raum im Kalkül von Händlern, die zu lange nur Meer, im aktuellen Fall also: nur Geldscheine und nichts als Geldscheine, gesehen haben und die nun alle konkreten Formen des Lebens ebenfalls für nichts als Geld halten. So etwas tut keinem gut, siehe König Midas. Für die Landtreter ihrerseits waren die Geschäftsfelder über die Zeiten hinweg identisch mit alter Kulturlandschaft, welche Respekt erheischte und auf die es Rücksicht zu nehmen galt. Die Geschäfte litten unter derlei Rücksichtnahme nicht. Die Effizienz deutscher Kaufleute war, sofern man ihnen nicht von außen interessengeleitete Fesseln anlegte, stets mindestens so groß wie die der angelsächsischen, und zwar ohne daß sie sich je in hausgemachte Exzesse von Manchestertum und Hyperspekulation verrannten. Die Entdeckungen und Innovationen der deutschen Realwirtschaft bewegten die Welt und verliehen ihr Esprit, ihre großen Unternehmerpersönlichkeiten, Borsig, Siemens und die veilen anderen Deutschen stehen, was Sozialpflichtigkeit und Vermeidung irrealer Risiken betrifft, untadelig da.

Die Einübungen, die letzthin zutage traten, sind allerneuesten Datums. Seit fast zwanzig Jahren war ein von vielen Seiten betriebener ideologischer Angriff auf das deutsche Wirtschaftsmodell zu beobachten, das als »rheinischer Kapitalismus«, »Deutschland AG« oder auch »schief gewickelte Soziale Marktwirtschaft« maliziös belächelt oder frontal attackiert wurde, unter Dauerhinweis auf das angeblich unendlich überlegene angelsächsische Wall-Street-Modell. Führende deutsche Wirtschaftsmanager wie Mathias Döpfner (Axel Springer AG) erklärten sich in Spiegel-Interviews und anderswo als »glühende Anhänger des us-amerikanischen Kapitalismus« und riefen die deutschen »Hinterwäldler« zur Nachahmung auf. Sämtliche großen Zeitungen legten ihrem traditionellen Wirtschaftsteil extra einen »Finanzwirtschaftsteil« bei und gaben zu verstehen, daß einzig dort die »eigentlichen«, nämlich satte Gewinne versprechenden Geschäfte beleuchtet und (begeistert) kommentiert würden.

Kein Wunder also, daß mit als erste die ehemals biederen deutschen Landesbanken wie verrückt neuartige (also: betrügerische) angelsächsische »Finanzprodukte« zu kaufen begannen und die rot-grüne Schröder-Fischer-Regierung in Berlin auch noch die letzten Kontroll-Instanzen für Banken- und Börsenaufsicht außer Gefecht setzte. Ein regelrechter »neo-liberaler« Rausch setzte ein und befiel vor allem Bankmanager, Wirtschaftsnobelpreisträger und andere »Experten«. Jetzt, da die Katastrophe da ist, will niemand etwas gewußt haben - und sie haben es wohl auch tatsächlich nicht gewußt. Das System, das »erfolgreichste Modell« (Döpfner), schuf sich »Experten« nach seinem eigenen Maß. Sie haben buchstäblich keine Ahnung von dem, womit sie spekulieren. Alles, was sie machen, ist pure Luftballon-Aufblaserei, darauf abgestellt, Augenblickseffekte zu erzielen und mitzunehmen, was nur mitzunehmen ist, bevor die Blase platzt.

Ob die jetzt geplatzte Blase die letzte in der modernen Wirtschaftsgeschichte gewesen ist? Skeptiker bezweifeln das, weisen auf die dem Kapitalismus angeblich innewohnende »schöpferische Zerstörung« hin und raten zur Hinnahme des »Unausweichlichen«. Andererseits sind sich im Grunde alle darüber einig, daß Krisen von der Dimension der gegenwärtigen eine derartige globale Zerstörungswucht entfalten, daß danach kein Stein mehr auf dem anderen steht und faktisch keine Erholung, geschweige denn Erholung auf höherem Niveau, mehr möglich ist. Wie sprach der bekannte Ökonom Joseph E. Stieglitz in Hinblick auf die jüngsten Ereignisse? »Noch ein solcher Tsunami, und die Weltwirtschaft ist Vergangenheit.« (Joseph E. Stieglitz, Der Schatten der Globalisierung, 2004). Die momentane Krise muß einfach die letzte ihrer Art gewesen sein, weil es bei Wiederholung nur noch allgemeinen Untergang gäbe.

Prinzipiell krisenverhindernde Lehren und Programme sind gefragt. Aber manchmal erweist sich, daß die wirksamsten »neuen« Lehren und Programme in Wirklichkeit die bewährten alten sind, auf die man sich »nur« zu besinnen braucht, um dem Ungeheuer erfolgreich in den Rachen greifen zu können. Das hanseatische Ideal vom ehrbaren Kaufmann enthält ein solches altneues Programm. Worauf es jetzt ankommt, ist (übrigens nicht nur in der Wirtschaft), den eigenen bewährten Traditionen zu vertrauen, sie bedachtsam und kaltblütig anzuwenden und sich darin von niemandem irre machen oder gar gewaltsam daran hindern zu lassen. Man kann so auch ein Beispiel setzen, das in anderen Weltregionen zum Wohle aller bedacht werden mag.“ (Zitat-Ende).

 

Meinhard Miegel
- 2015, das Jahr der finalen Krise (in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Juni 2009, S. 102-107) -

„Wachstum hebt den Wohlstand nicht. Wir müssen auf das Niveau unserer wirklichen Leistungsfähigkeit zurücksinken, sonst droht die nächste Krise - dann wackeln nicht nur Banken und Unternehmen, sondern ganze Staaten.

F.A.Z.: Alle reden von der Krise, Sie nicht.

Miegel: Weil der Begriff Krise negativ besetzt ist. Ich aber sehe in der gegenwärtigen Entwicklung viel Positives. Hinter uns liegt eine Phase, in der sich viele verhalten haben wie Drogensüchtige. Jetzt haben wir die Chance, aus dem Sumpf herauszukommen.

F.A.Z.: Was war denn die Droge?

Miegel: Wachstum, Wachstum um jeden Preis. Und da echtes, solides Wachstum vielen nicht reichte, wurden riesige Schaumberge geschlagen. Jetzt platzen die Bläschen, und der Berg fällt wieder in sich zusammen. Aber keine Angst, das bringt uns nicht ins Armenhaus. Wir werden nur auf das Niveau gebracht, das unserer eigentlichen Leistungskraft entspricht.

F.A.Z.: Seit wann besteht denn diese Sucht ?

Miegel: Seit langem. Aber richtig beängstigend wurde sie Ende der siebziger Jahre. Die Börsenkurse sind ein Indiz dafür: Jahrzehntelang verliefen sie ganz ruhig, dann aber fingen sie an, fiebrig und schließlich irrsinnig zu werden. Was in den vergangenen zehn Jahren geschehen ist, hat mit solidem Wirtschaften nichts mehr zu tun

F.A.Z.: Und jetzt?

Miegel: Jetzt wird mit enormen Steuermitteln der nächste Schaumberg geschlagen. Was da getrieben wird, ist doch nicht mehr normal. Wir sollten uns als Gesellschaft, vielleicht sogar als Menschheit eingestehen: Wir haben uns übernommen. Die Versorgungs- und Entsorgungskapazitäten der Erde reichen nicht aus, um einer vorerst weiter explodierenden Weltbevölkerung den angestrebten Lebensstandard zu ermöglichen. Wir sind hier Opfer einer Ideologie immerwährender wirtschaftlicher Wachstumsmöglichkeiten.

F.A.Z.: Jetzt klingen Sie wie Franz Alt in den achtziger Jahren.

Miegel: Das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß jedoch, daß ich mich seit damals dagegen gewehrt habe, mit zum Teil höchst problematischen Mitteln Wachstum anzukurbeln. Damals wie heute hieß es über das politische Spektrum hinweg: Wachstum, Wachstum. Dieser Wachstumswahn ist jetzt mit der Wirklichkeit kollidiert.

F.A.Z.: Aber alle sehen doch Erholung und grüne Sprossen

Miegel: Aber zu welchem Preis? Allein die großen Länder haben für Kredite, Bürgschaften, Rettungsschirme und was weiß ich etwa sieben Billionen Dollar Steuergelder in Aussicht gestellt. Diese Mittel sind doch gar nicht vorhanden. In der ersten Krise dieses Jahrzehnts wackelten Unternehmen. In dieser Krise wackeln Unternehmen und Banken. Und in der nächsten, die jetzt vorbereitet wird, werden Unternehmen, Banken und Staaten wackeln. Dann kann nur noch der liebe Gott Rettungsschirme aufspannen.

F.A.Z.: Diejenigen, die diese Konzepte entwickeln, wirken aber ganz normal.

Miegel: Ideologen wirken meistens ganz normal. Schauen Sie, über lange Zeit glaubten Menschen, sie könnten sich von ihren Sünden freikaufen. Da legte dann die brave Bauersfrau Münze auf Münze, um durch einen Ablaßbrief ihren verstorbenen Mann aus dem Fegefeuer zu holen. Das war auch so eine Ideologie. Aber alle Beteiligten wirkten durchaus normal.

F.A.Z.: Wie würden Sie die Ideologie beschreiben?

Miegel: "Ohne Wachstum ist alles nichts" - so nachzulesen in einem jüngeren Grundsatzpapier der CDU. Das muß man sich einmal vorstellen. Das ganze Wohl und Wehe der Gesellschaft wird hier an etwas gehängt, was niemand gewährleisten kann: Erwerbsarbeit, soziale Sicherheit, ausgeglichene öffentliche Haushalte, selbst die Demokratie. Nichts funktioniert ohne Wachstum. Ein wirklich tollkühnes Konzept.

F.A.Z.: Dann ist die Krise für Sie ein heilsamer Schock?

Miegel: Eine überfällige Enttäuschung. Hinter uns liegt eine Phase des Rausches. Was dringend gebraucht wird, ist Bodenhaftung. Wie manche Unternehmen, Banken und Staaten gewirtschaftet haben, konnte nicht gutgehen. Sie mußten in den Schuldenbergen steckenbleiben, die sie seit Jahren vor sich herschieben. Die künstliche Aufschäumung der Geldmenge sprengt jedes Vorstellungsvermögen. In den zurückliegenden dreißig Jahren hat sich die globale Geldmenge schätzungsweise vervierzigfacht, die Gütermenge aber nur vervierfacht. Wohin mit dem gigantischen Geldüberhang?

F.A.Z.: Viele sehen aber in der Krise ein Gerechtigkeitsproblem: Wenige haben einige Jahre sehr gut verdient, nun müssen alle Schulden aufnehmen.

Miegel: Das ist auch ein Problem, obwohl die Zusammenhänge oft arg verkürzt dargestellt werden. Denn verloren haben ja zunächst einmal die Vermögensbesitzer, die zugleich in aller Regel weit überproportional die Steuerlasten zu stemmen haben. Aber wie gesagt: Ein Problem bleibt.

F.A.Z.: Das Wachstum der letzten Dekaden hat für Sie aber auch eine andere Qualität als das Wachstum in den ersten Jahrzehnten der Republik?

Miegel: Ja, es ist kaum noch wohlstandsmehrend. Erkrankungen, kaputte Familien, Autounfälle, Unwetter - das alles fördert das Wachstum, hebt aber nicht den Wohlstand. Und genau das ist die Art von Wachstum, die seit geraumer Zeit dominiert. Überall muß repariert werden: mehr Kranke, unterstützungsbedürftige Kinder und so weiter. Was heute Wohlstandsmehrung genannt wird, ist zunehmend nur der Versuch, Schäden zu beseitigen, die bei einem solideren Wachstum überhaupt nicht aufgetreten wären.

F.A.Z.: Wollen Sie darauf hinaus, daß Geld nicht glücklich macht?

Miegel: Bis zu einem bestimmten Punkt macht es schon glücklich. Menschen, die Not leiden, werden deutlich glücklicher, wenn diese gelindert oder sogar überwunden wird. Doch es ist ein Irrglaube anzunehmen, daß immer mehr Geld immer glücklicher mache. Die materiellen Bedürfnisse von Menschen sind endlich und lassen sich durchaus befriedigen. Was dann kommt, sind Ansehen, Macht und dergleichen. Da wird es schon schwieriger. Übrigens hat Ludwig Erhard das genau erkannt, als er in den 1960ern erklärte, die materielle Wohlstandsmehrung dürfe nicht mehr im Vordergrund stehen.

F.A.Z.: Die Grünen predigen das seit je.

Miegel: Teils, teils. Es gibt auch unter ihnen ziemliche Wachstumsfetischisten.

F.A.Z.: Aber was kommt nach dieser Ideologie, was kommt nach dem Geld?

Miegel: Da hat unsere Gesellschaft unglücklicherweise nicht viel zu bieten! Fragt man, was macht dich zufriedener, ein Auto oder die Fähigkeit, eine Fremdsprache zu sprechen, dann sagen die meisten: die Fremdsprache. Das gilt auch im Vergleich: große Wohnung oder Fähigkeit, ein Instrument zu spielen. Das Instrument macht zufriedener. Doch aufgrund unserer Ideologie verschaffen derartige Fähigkeiten weit weniger gesellschaftliches Ansehen als große Wohnungen oder dicke Autos. Und das ist die Crux. Menschen haben ein natürliches Bedürfnis nach Ansehen, nach Anerkennung. Läßt sich das eher durch Materielles erlangen, dann streben sie eben danach und setzen so einen Teufelskreis in Gang.

F.A.Z.: Das könnte sich doch durch die Krise wieder ändern?

Miegel: Das wäre schön. Aber wenn ich die mitunter geradezu hysterischen Reaktionen auf den wirtschaftlichen Rückgang sehe, bin ich wenig hoffnungsfroh. Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn das Wirtschaftsvolumen in Deutschland auf das Niveau von 2005 zurückgeht? Das waren doch wirklich keine Elendszeiten. Nein, unsere Gesellschaft ist dermaßen auf Wachstum getrimmt, daß selbst bescheidene Rückschritte als Katastrophe empfunden werden. Ich fürchte, viele sind nicht mehr krisentauglich.

F.A.Z.: Und doch wollen fast alle Verantwortlichen möglichst schnell weitermachen wie vorher.

Miegel: Eben deshalb. Sie wollen nicht die herrschende Ideologie aufgeben, was ja auch schwer ist. Da haben sie jahrzehntelang Wachstum gepredigt und sollen nun erklären, sollte es ausbleiben, wäre das auch nicht weiter schlimm. Ich komme zurück auf den Ablaßhändler. Der soll eines Tages der Bäuerin sagen, behalte dein Geld. Für deinen verstorbenen Mann macht es keinen Unterschied, ob du meinen Brief kaufst oder nicht. So etwas erfordert sehr viel Charakter.

F.A.Z.: Das könnte folglich die Stunde der Kultur sein.

Miegel: Unbedingt. Zur Zeit sind wir eine völlig durchmonetarisierte, auf Wachstum fokussierte Gesellschaft. Alles andere ist dem untergeordnet. Zum Teil hat das beinahe manische Züge angenommen, zum Beispiel wenn die Familienministerin sinngemäß erklärt, eine nachhaltige Familienpolitik stärke das wirtschaftliche Wachstum und steigere die dringend benötigten Renditen. Oder wenn die Bedeutung des Sports nach dessen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt bewertet wird. Ähnliches läßt sich für Bildung und Kunst sagen. Immer wieder heißt es: Was bringen sie für die Mehrung unseres materiellen Wohlstands? Irgendwie ist es wie im Mittelalter. Nur daß damals alles im Dienste der Theologie stand. Jetzt steht es im Dienste des Wachstums.

F.A.Z.: Sehen Sie denn Länder, in denen diese Ideologie weniger ausgeprägt ist?

Miegel: Es gibt allenfalls graduelle Unterschiede. Selbst das sozialistische Lager war ja wachstumsbesessen. In ihrem zentralen Glücks- und Heilsversprechen unterscheiden sich Kapitalismus und Sozialismus kaum: der Schaffung von Reichen materiellen Überflusses. Die Tragik des Sozialismus war, daß er bei der Einlösung dieses Versprechens kläglich versagte. Der Kapitalismus war ungleich erfolgreicher, stößt aber jetzt ebenfalls an Grenzen.

F.A.Z.: Wie geht es weiter?

Miegel: Die Schnitzel auf den Tellern werden kleiner. Vielleicht genießen wir sie aber nicht zuletzt deshalb umso mehr. Die allermeisten können doch auf vieles verzichten, ohne es auch nur zu bemerken. Da muß dann eben einmal eine Modesaison oder eine Handygeneration übersprungen werden. Was macht das schon?

F.A.Z.: Wie wollen Sie denn Ihre Botschaft vom Ende der Wachstumsideologie unter die Leute bringen?

Miegel: Das besorgt die Wirklichkeit. Sie hat den Menschen mittlerweile vermittelt: Wie bisher geht es nicht weiter.

F.A.Z.: Vielleicht rührt daher die Angst, gegenwärtig.

Miegel: Nicht Angst, aber Unsicherheit. Zu wissen, wie bisher geht es nicht weiter, ist das eine. Aber wie soll, wie wird es weitergehen? Das ist das andere. Und auf diese Frage haben alle Parteien im Kern wieder nur die Antwort: durch Wachstum. Das ist nicht genug. So viel Ideenarmut verunsichert.

F.A.Z.: Nun werden ja erst einmal die Arbeitslosenzahlen steigen.

Miegel: Leider. Weil wir immer noch nicht gelernt haben, eine befriedigende Beschäftigungslage auch unter Bedingungen wirtschaftlichen Stillstands oder wirtschaftlicher Schrumpfung zu gewährleisten. Wie soll das eigentlich weitergehen? Brauchen wir auch noch während der nächsten hundert Jahre zwei Prozent Wachstum zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung? Dann müßte in nicht so ferner Zukunft das Siebenfache des Heutigen erwirtschaftet werden. Das kann doch nicht Grundlage einer nachhaltigen Politik sein. Das sind doch Hirngespinste.

F.A.Z.: Können Sie denn ein Beispiel für den von Ihnen avisierten Wandel im Lebensstil nennen?

Miegel: Ein Beispiel sind unsere Städte. Sie sind getrimmt auf Produktion, Konsum und Transport. Das alles ist wichtig, aber nicht annähernd genug. Eine Stadt muß in erster Linie Lebensraum sein, ein Raum, in dem sich Menschen wohl fühlen, sich entfalten, miteinander kommunizieren. Eine Stadt muß öffentliche Räume bieten, in denen sich Menschen gerne aufhalten. Alle schwärmen von den oberitalienischen Städten. So etwas gab es bei uns auch einmal. Es wurde ersetzt durch Einkaufsstraßen und Shopping-Malls.

F.A.Z.: So daß, wer sich nichts kaufen kann und nicht arbeitet, auch aus der Gemeinschaft ausgegrenzt wird.

Miegel: Das ist weithin die schlimme Wirklichkeit. Die Qualität einer Gesellschaft bemißt sich nicht zuletzt an ihrer Fähigkeit, zwischen individueller Wertschätzung und wirtschaftlichem Status zu unterscheiden. Das eine sollte nicht vom anderen abhängen. In früheren Zeiten war man da schon einmal weiter. Kirchen und Kathedralen, der einst größte Luxus, standen allen offen, Fürsten und Bettelleuten. Heute wird ständig gewogen und vermessen, und wehe dem, der für zu leicht befunden wird. Im Sport treibt das die absonderlichsten Blüten: eine hundertstel Sekunde zu langsam - und alles ist aus.

F.A.Z.: Vom Doping ganz zu schweigen.

Miegel: Die ganze Gesellschaft ist gedopt. Sie hat längst ihr inneres Gleichgewicht verloren, die Balance zwischen innerem und äußerem Reichtum. Viele vermögen mit »innerem Reichtum« gar nichts mehr anzufangen. Dabei macht er den Menschen erst zum Menschen. Kaninchen und Kühe haben ihn nicht.

F.A.Z.: Das wissen wir nicht genau.

Miegel: Gut, jedenfalls halte ich es für unwahrscheinlich. Ganz sicher haben sie keine Religionen, deren Bestreben es ja ist, die Balance von innerem und äußerem Reichtum aufrechtzuerhalten.

F.A.Z.: Stoßen Sie denn auf offene Ohren?

Miegel: Durchaus. Die Politik ist keineswegs schwerhörig. Nur geht das meiste schrecklich langsam. Das macht mir Sorge. Die Zeit, die uns für Mentalitätsveränderungen bleibt, ist kurz.

F.A.Z.: Inwiefern?

Miegel: Weil die nächste Herausforderung schon in wenigen Jahren zu bestehen sein wird. Ich schätze, um das Jahr 2015. Manche meinen, dann käme so etwas wie ein finaler Crash. Doch final oder nicht final - wir sollten auf wirklich tiefgreifende Veränderungen vorbereitet sein.

Die Fragen stellte Nils Minkmar.“ (Zitat-Ende).

 

Gunnar Heinsohn
- Fünf Trugschlüsse der Finanzkrise (in: Cicero, November 2008, S. 102-107) -

„Die Finanzkrise erschüttert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Weltbilder. Alte Feindbilder, ideologische Dogmen und schnelle Urteile haben Konjunktur. Doch bei näherem Hinsehen stellen sich manche populären Ansichten als Irrtümer heraus. (Der Text zu den Thesen 1, 4 und 5 stammt von Constantin Magnis, der Text zu den Thesen 2 und 3 von Gunnar Heinsohn; Anm. HB).


These 1

Ein entfesseltes Investmentbanking hat die Krise ausgelöst. Gierige Finanzspekulanten, Börsenzocker und Investmentbanker haben mit ihren dubiosen Finanzprodukten in unverantwortlicher Weise ein globales Casino in Gang gebracht.

Tatsächlich hat die Finanzkrise tiefere Ursachen als das – gewiß vorhandene – Fehlverhalten einzelner Banker. Denn es handelt sich um eine beinahe klassische, massive Überschuldungskrise. Die Ursache dieser Krise liegt nicht in wilden Optionsgeschäften, raffinierten Börsenderivaten oder unseriösen Unternehmensübernahmen von Heuschrecken-Fonds. Es geht um die altmodischste Form des Geldgeschäfts überhaupt: Immobilien- und Staatskredite. Und davon haben sich in den vergangenen Jahren einfach viel zu viele aufgetürmt. Die Verschuldungsquote der Privathaushalte in den USA stieg von 50 Prozent des Bruttosozialprodukts im Jahr 1980 bis auf 100 Prozent im Jahr 2006. Das heißt: Auf sie entfallen Schulden in Höhe der volkswirtschaftlichen Gesamtjahresleistung der USA.

Die Banken und andere Finanzinstitutionen haben ihre Schuldenmasse enorm ausgeweitet. Bis 2007 entsprach die Verschuldungsquote des Finanzsektors 116 Prozent des Bruttosozialprodukts, verglichen mit nur 21 Prozent im Jahr 1980. Und beim Staat ist die Verschuldungsentwicklung der vergangenen Jahrzehnte noch dramatischer. Die Gesamtverschuldung der USA übersteigt heute die Marke von zehn Billionen Dollar, Japan hat sechs Billionen Dollar Schulden angehäuft, Deutschland insgesamt 1,5 Billionen.

Wenn heute Hausbesitzer und Politiker die Banker beschuldigen, dann ist das so, als ob ein Brandstifter die Streichholzindustrie fürs Feuer verantwortlich macht. Wenn Staaten Schuldenmilliarden auf Milliardenschulden türmen und suggerieren, es gebe keinen Zahltag dafür, dann spielen sie das globale Schuldenmonopoly an vorderster Stelle selber mit.


These 2

Der Neoliberalismus hat grandios versagt. Als der Staat vom Raubtierkapitalismus zu weit zurückgedrängt war, begannen die zerstörerischen Exzesse.

Tatsächlich ist der Staat in den vergangenen Jahren keineswegs auf dem Rückzug gewesen. Die Staatsquoten in den meisten westlichen Ländern erreichten im vergangenen Jahrzehnt historische Rekordmarken. Der unmittelbare Staatseinfluß auf das Weltwirtschaftsgeschehen ist durch den spektakulären Aufstieg der staatskapitalistisch dominierten Volkswirtschaften in Rußland und China weiter gestiegen.

Weder nackte Gier noch Marktversagen stehen daher ursächlich hinter der globalen Finanzkrise. Sie sind Verstärkereffekte einer riskanten Politik der beiden größten Zentralbanken der Welt, die über Jahre hinweg weitgehend auf Zinsen verzichtet haben.

Die Bank von Japan senkt ihren Diskont 1994 erstmals unter zwei, erreicht im September 2001 das Minimum von 0,1 und bleibt seitdem immer unter einem Prozent. Die Federal Reserve taucht im November 2002 auf 0,75 und operiert momentan mit 1,5 Prozent. Wer Banker als Raubtiere verlästert, die entzückt beinahe gratis herausgereichtes Geld entgegennehmen, kann auch seinen Hund schlagen, weil er den vom Lieblingsmetzger zugeworfenen Fleischbrocken nicht Nachbars Katze überlassen will. Wer würde nicht mitnehmen, worauf ein Vertragspartner aus unerfindlichen Gründen so großzügig verzichtet?

Steht am Beginn des normalen Bankgeschäfts ein einfalls- und pfandreicher Unternehmer, für den Geld gesucht wird, so steht bei ultraniedrigem Diskont am Anfang Zentralbankgeld, für das Anlagemöglichkeiten überhaupt erst zu finden sind. Unternehmer müssen für ihr Verbleiben in der Konkurrenz ohnehin leihen. Sie borgen wegen plötzlich geringeren Zinses nicht ein zweites Mal. Fällt ihr Finanzierungsbedarf aber gerade in eine so günstige Zeit, dann nehmen sie diesen Vorteil selbstverständlich mit. Sie investieren jedoch, um den Wert des Gesamtunternehmens zu schützen. Im Vergleich dazu bilden Variationen der Zinshöhe eine zu vernachlässigende Größe.

Auch »billiges« Zentralbankgeld muß refundiert und verzinst werden und kostet das verpfändete Eigentum, wenn dabei etwas schiefgeht. Also kaufen die Geschäftsbanken mit dem unerwarteten Segen erst einmal alles, was da ist und höher rentiert als der Minizins. Liegt der bei eins, geht es an sämtliche Anlageklassen, die mehr als zwei Prozent bringen, ob das nun Rohstoffe, Bergwerke, Fabriken, Kunstwerke, Anleihen oder bereits vorhandene Immobilien sind. Alle erleben durch diese Nachfrage eine plötzliche Wertsteigerung. Was aber ist die? Nichts als Inflation. Was gestern hundert kostete und gerne für das Einprozentgeld gekauft wurde, weil es viereinhalb bringt, kostet bei unverändertem Ertrag plötzlich dreihundert und rentiert deshalb nur noch mit eineinhalb. Damit wird es selbst bei sehr niedrigem Diskont unattraktiv. Zu diesem Zeitpunkt aber haben die Geschäftsbanken bereits gigantische und zugleich preisgeblähte Vermögensbestände aufgekauft. So gehen im Jahre 2007 über 40 Prozent aller Gewinne der börsennotierten US-Unternehmen an Banken, obwohl die gerade fünf Prozent der Erwerbstätigen bezahlen. Weil nur Geschäftsbanken an die Tresen der Zentralbanken dürfen, nicht aber der gewöhnliche Steuerzahler, halten im selben Jahr Banken 50 Prozent aller Schulden in den USA, während es 1980 erst zehn Prozent sind.

Die staatlich organisierte Zentralbankblase platzt, wenn die Preise so hoch steigen, daß auch Erträge für einen Diskont von nur einem Prozent nicht mehr herausspringen. Wenn beispielsweise nur noch 250 kostet, was für 300 gekauft wurde, muß das abgestoßen werden, bevor noch mehr verloren ist. Nur rasanter sinken jetzt die Preise der Vermögen unter die Summen, die man für ihren Ankauf so günstig geliehen hatte. Die Banken taumeln zum Abgrund, weil ihr Eigenkapital diese Abschläge nicht mehr ausgleichen kann.

Es ist mithin ein Abfallprodukt billigen Geldes, daß am Ende Käufer kaum noch gefunden werden und Markt schlichtweg nicht mehr stattfindet. Wer zukünftiges Unheil verhindern will, muß also nicht regulierend in Märkte eingreifen, sondern wieder die Befolgung der Zentralbankregeln durchsetzen.

Die Federal Reserve, die mit ihrer Zinsnullung fast alle Vermögensklassen inflationiert und die unbezahlten Immobilien auf den Weg gebracht hat, läßt sich jetzt auch vom letzten Schritt nicht mehr abhalten. Damit immer mehr Geschäftsbanken bei ihr holen können, was die von den Nachbarbanken gar nicht mehr geliehen bekommen, wird auf gute Sicherheiten als Pfänder für frische Dollar einfach verzichtet.

Das ist insofern konsequent, als die wackelnden Geschäftsbanken ja nur Pfänder hinterlegen können, die sich längst als unverkäuflich erwiesen haben. Und doch akzeptiert die Fed seit Frühjahr 2008 die unbesicherten »asset backed securities« als Pfand. Wenn nun eine Geschäftsbank ihr gegenüber nicht tilgt, kann sie aus dem Verkauf dieser minderwertigen Pfänder die Beträge nicht wiedererlangen, die sie herausgegeben hat und macht Verluste. Wie jede andere Bank muß sie dann aus Eigenkapital glattstellen. Wird das dabei aufgezehrt, kann nur noch der Staat durch Übertragung neuen Eigentums die Zentralbank am Leben erhalten.

Eine Zentralbank, die schlechte Sicherheiten akzeptiert, bringt also ihre eigene Währung auf die Kippe, weil sie einen Titel hinter den Tresen nimmt, mit dem sie ihr nicht refundiertes Geld wieder aus dem Umlauf ziehen könnte. Daraufhin werden ihr gute Sicherheiten immer seltener angeboten. Denn die Verpfänder haben Angst, dafür Geld in die Hand zu bekommen, das noch im Kreditzeitraum im Kurs fällt.

Wirtschaften heißt Aktivieren von Eigentum. Nur Eigentum kann Geld besichern und den Kredit zum Verleihen dieses Geldes mit Pfand unterlegen. Das Eigentum der Geschäftsbanken und Zentralbanken ist dabei so unverzichtbar wie das Eigentum der Nichtbanken. Sind die Eigenkapitale der Geschäftsbanken weg, hört das Wirtschaften auf.

Illiquide Geschäftsbanken können von der Zentralbank wieder flüssig gemacht werden, wodurch auch der cash flow in Gang bleibt. Für insolvente Banken aber kann sie nichts tun, weil sie kein Eigentum verteilen kann, mit dem Banken von neuem Ausleihungen an Unternehmen besichern könnten. Kein Zentralbanker kann Kollateral übertragen. Schlimmer noch, je aberwitziger er den Zins herunterfährt, desto mehr Kollateral muß er entwerten. Und je mehr besichernde Kollaterale fehlen, desto geringer wird das Vertrauen. Das schwindet keineswegs wegen asymmetrischer und unvollständiger Information, wie etwa Joseph E. Stieglitz glaubt. Information ist immer unvollständig. Das Vertrauen schwindet gerade aufgrund der allgemeinen Information, daß so gut wie alle Banken unterkapitalisiert sind, weil zum eigenen Vorteil alle zur Musik des billigen Geldes tanzen mußten.

Gibt es zu viele insolvente Banken, muß jemand da sein, der nicht etwa Geld zur Verfügung stellt, sondern Eigentum, gegen das allein Geld geschöpft werden kann. Dieser Jemand ist momentan der Staat. Er muß als Eigentümer oder Miteigentümer der Banken antreten, damit die wenigstens wieder fähig werden, verpfändungsfähigen Unternehmen Kredit zu geben. »Realwirtschaft« ist nun einmal die Bedienung unzähliger Kreditkontrakte zwischen Bankeigentümern und Unternehmenseigentümern. Fehlt eine Seite, stirbt das System. Dieses Netz aus Millionen Gläubiger-Schuldner-Verträgen formt die berühmte »sichtbare Hand«, die Adam Smith verspüren, aber nie verstehen konnte.

Banken, die beim rasanten Verdampfen ihrer Eigenkapitale keine neuen Eigentümer finden, gefährden also nicht nur sich, sondern des Ganze. Wo das verstanden wird, landen Giganten wie Mae und Mac in den USA, Fortis in Belgien oder Royal Bank in England eben nicht zur Schadenfreude des Steuerzahlers beim Konkursrichter, sondern direkt in seinem Schoß.


These 3

Amerika wird nach dieser Krise strategisch geschwächt bleiben. Die Lasten des Rettungsplans werden die Steuerzahler der USA enorm belasten. Die kleinen Leute müssen für die Fehler der Banker bezahlen.

Nach immer neuem »Hereinpumpen« von Zigmilliarden an Zentralbankgeld gegen schlechte Sicherheiten der Geschäftsbanken ahnt der amerikanische Finanzminister Henry Paulson, daß Vertrauen so nur weiter schwindet. Es kann nur zurückkehren, wenn alle wichtigen Banken ihre faulen Hypotheken zu einem Minimalpreis loswerden und ihre Bilanzen wieder glattstellen können.

Am 3.Oktober 2008 bekommt Paulsen 700 Milliarden US-Dollar Staatsmittel für den Aufkauf und die Verwertung der nicht bedienten Hypotheken in die Hand. Auch Kapitalbeteiligungen an Banken dürfen aus diesem Budget erworben werden. Jetzt hat er das Instrument, mit dem Banken wieder ausleihefähig werden und verschuldungsfähig gegenüber der Zentralbank. Das Wirtschaften kann weitergehen.

Deutschland kann nicht wie Paulson Wohnungen auf Halde nehmen und vom Steuerzahler zwischenfinanzieren lassen, weil seine Bevölkerung schrumpft und deshalb in immer mehr Regionen keine Nachkäufer auftreten. Von Deutschlands Immigranten wiederum leben viele Millionen von Transfergeld, das ihnen zwar ein Leben in Wohnungen ermöglicht, aber keine Pfänder für die Verschuldung zum Kauf von Häusern einbringt. Von Deutschlands Kaufkräftigen gehen zudem jährlich 15000 ins Ausland und erwerben dort Wohnraum.

Amerika hingegen soll bis 2050 zu den jetzt 310 Millionen Bürgern mindestens 130 Millionen hinzugewinnen (US Census Bureau vom August 2008). Über ein Drittel davon sollen ausgesuchte Einwanderer sein, die Mittel für den Hauserwerb schon mitbringen. Alle zusammen benötigen 45 Millionen Immobilien. Die kosten beim jetzigen Preis von 300000 Dollar pro Wohneinheit mit durchschnittlich drei Nutzern runde 13 Billionen Dollar. Das momentan Unverkäufliche zum Preis von einer Billion sollte über die Jahre hinweg also ohne Schwierigkeiten zu veräußern sein.

Die zwischengelagerten Wohnungen werden aber nicht nur marktfähig, sondern könnten sogar Gewinn bringen. Schon heute gehen jährlich 150000 amerikanische Immobilien an Ausländer. Die haben also bis 2050 einen zusätzlichen Bedarf an sechs Millionen Wohneinheiten. Die kosten mit zwei Billionen Dollar zu heutigen Preisen das Doppelte dessen, was Paulson seinen Steuerzahlern momentan zumutet. Doch bei dieser Extranachfrage muß es nicht bleiben. In ihrer oberen Prognose schätzt das US Census Bureau für 2050 nicht nur 440, sondern sogar 520 Millionen Amerikaner. Das kann es, weil der gewaltige Raum zwischen Magdeburg und Tokio von heute 480 bis auf 340 Millionen Menschen im Jahre 2050 absinkt und seine talentierte Jugend die Implosion nicht bis zum Ende aussitzt, sondern beizeiten nach USanada strebt.

Auch ein länger anhaltender Blutrausch etwa im youth-bulge-bedrängten Pakistan würde millionenstarke und millionenschwere Eliten eher nach Nordamerika als nach Mecklenburg-Vorpommern treiben. Der amerikanische Bedarf an neuem Wohnraum kann also schnell über 20 Billionen Dollar springen. Paulsons Wohnungen würden dabei einen hübschen Gewinn abwerfen. Dann könnten jetzt schäumende Journalisten und Professoren empört fragen, warum sie nicht auf eigene Rechnung und mit viel höheren Beträgen in diesen Markt hineingegangen sind.

Es versteht sich von selbst, daß wegen des Menschenschwundes in Europa dort immer weniger Steuerzahler die bisherigen und jetzt für die Krise neu aufgenommenen Staatsschulden schultern müssen. Gegen eine so elementare Tendenz hilft es gar nicht, daß die europäischen Zentralbanken sich wohl niemals für die Erzeugung eines Geld-Tsunami hergegeben hätten. Jetzt werden sie von ihm so heftig mitgerissen, daß auch die global immer noch vorne liegende Industrie bangen muß, ob ihre bisherigen Kunden noch das Geld in die Hand bekommen, mit dem »Made in Germany« auch in Zukunft so umfangreich gekauft werden kann, daß die hiesige Rezession verkraftbar wird. Daß der Dollar nicht so fällt, wie er sollte, drückt aus, daß weltweit viele die Lage nicht anders beurteilen.

Amerika als Nation hingegen wird wegen seiner demografischen Vitalität die besten Ratings behalten, weil immer mehr Bürger für seine hohen, aber im Vergleich zu Europa keineswegs horrenden Defizite aufkommen können. Deshalb bleiben die USA global die Nummer eins. Weil sie bei Gelegenheit auch mal einen Schuß abfeuern können, ist nicht ersichtlich, wer oder was diese Festung ersetzen könnte.


These 4

Schon vor dem Crash war der Aufschwung nicht unten angekommen. Die Armen werden immer ärmer.

Tatsächlich ist sowohl die weltweite Armut als auch die wirtschaftliche Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern innerhalb der letzten zwei Generationen dramatisch gesunken. Grund dafür sind vor allem die Öffnungen Chinas und Indiens zu Welthandel und freier Marktwirtschaft. Aber auch dem Rest der Welt geht es – zumindest insgesamt – deutlich besser: Die Zahl der Ärmsten der Armen hat sich nach Angaben der Weltbank von knapp 1,3 Milliarden 1981 auf heute rund 600 Millionen mehr als halbiert. Mußten 1970 noch 40 Prozent der Weltbevölkerung mit einem umgerechneten Pro-Kopf-Einkommen von zwei Dollar täglich auskommen, sind es heute lediglich 20 Prozent. Die Erfahrung hat gezeigt: Wo Länder sich für den Welthandel öffnen, nimmt auch der Wohlstand zu.

Richtig ist allerdings auch, daß die Lage in einigen, vor allem afrikanischen Staaten in den vergangenen Jahren schlecht geblieben ist. Daß dort Einkommen und Lebenserwartungen beharrlich sinken, hat allerdings weniger mit Globalisierungsprozessen und mehr mit löchrigen Infrastrukturen, korrupten Wirtschaften, maroden Finanzsystemen und mangelnder Bildung vor Ort zu tun: Meist alles eine Folge von autoritären Regimes, die sich kaum in die Weltwirtschaft einbringen.

Besonders unter Gewerkschaften in Europa grassiert die Angst, der fortschreitende Abbau der Handelsschranken gehe auf Kosten ihrer Löhne und Lebensstandards. In mancher Hinsicht stimmt das: Oft sinken die Löhne tatsächlich. Aber gilt das auch für die Lebensqualität? Was für Folgen hat der globale Wettbewerb? Er optimiert die sogenannten komparativen Vorteile – also weltweite Unterschiede in Lohnniveau, Arbeitsqualifikationen oder Steuersystemen. Güter werden dort hergestellt, wo es am günstigsten ist. Dadurch geschieht zweierlei: Preise sinken und die globale Produktivität steigt – beides die Basis für unseren Wohlstand und Sozialstaat. Indem Firmen weltweit im Wettbewerb stehen, müssen sie auch demütiger um Nachfrage werben. Das sprengt Monopole wie beispielsweise das der Deutschen Telekom und öffnet den Markt für neue Bewerber. Nun muß sich der Kunde die Preise nicht mehr diktieren lassen, er sucht sich von allen Anbietern den billigsten aus. Für den Kaufpreis eines Fernsehers müssen wir heute 62 Prozent weniger arbeiten als noch Anfang der 1990er und das neue Billigauto aus Osteuropa ist günstiger als der vorletzte Golf – gebraucht. Die Kaufkraft des Einzelnen ist also um ein Vielfaches gestiegen. Der Verbraucher, sozusagen das unterste Glied der globalen Wirtschaftskette, hat durch die gesunkenen Lebenshaltungskosten mehr von seinem Lohn. Grundversorgungsmittel wie Nahrung oder Kleidung sind weltweit wesentlich erschwinglicher geworden – eine direkte Konsequenz der Ausweitung globaler Märkte.


These 5

Die Globalisierung vernichtet Arbeitsplätze und der Sozialstaat wird seit Jahren geschröpft.

Wie die OECD ermittelte, sind die Sozialleistungen mit fortschreitender Globalisierung EU-weit nicht etwa gekürzt worden, sondern im Gegenteil deutlich gestiegen. Flossen in Deutschland 1980 noch 28,8 Prozent der Wirtschaftsleistung an die Wohlfahrt, hatten sich die Abgaben 2003 auf 30,2 Prozent erhöht. Den internationalen Standortwettbewerb gibt es. Eine damit einhergehende Abwärtsspirale der Sozialausgaben gibt es – beruhigenderweise – nicht.

Seit Jahren forscht die Wirtschaftswissenschaft darüber, ob Billigexporte aus Niedriglohnländern und kosteninduzierte Direktinvestitionen die Arbeitslosigkeit von Ländern wie Deutschland erklären können. Die Antwort: Können sie nicht. Zum einen sprechen die niedrigen, weiter sinkenden Arbeitslosenquoten von globalisierungsoffenen Ländern wie den USA, Großbritannien oder Dänemark dagegen. Zum anderen hat sich auch bei uns die Gesamtarbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren stark verringert. Es stimmt zwar, daß bestimmte Branchen – wie bei uns Textilwirtschaft oder Möbelindustrie – mittlerweile fast ganz ins Ausland abgewandert sind. Andererseits sichert aber auch erst die Zulieferung aus dem Ausland die Existenz vieler Produktionsstätten bei uns – und zwar sowohl im Billiglohnsektor als auch in hoch qualifizierten Bereichen. Insgesamt sind in den Industrieländern seit 1985 – also parallel zur Blütezeit der Globalisierung – über 75 Millionen neue Arbeitsplätze entstanden. Allein die Zahl der in Industrie und Dienstleistungen weltweit beschäftigten Personen stieg von 660 Millionen im Jahr 1965 auf 1544 Millionen im Jahr 1999. Die hiesige Massenarbeitslosigkeit, argumentieren Ökonomen, hat vor allem hausgemachte Ursachen: eine verkrustete Wirtschaftspolitik, Überregulierung, bürokratische Hemmnisse, der Einfluß der Gewerkschaften, das Gewicht von Steuern und Sozialbeträgen und nicht zuletzt auch die wachsende unternehmerfeindliche Grundstimmung im Land.“ (Zitat-Ende). ** **

 

Frederick William Engdahl
- Die Macht des Geldes - die Folgen (in: ders., Der Untergang des Dollar-Imperiums, 2009, S. 116-118) -

„Unsere Geschichte endet mit demselben Satz, mit dem sie auch begonnen hat. Wie wir bei unserer geschichtlichen Betrachtung des Aufstiegs eines us-amerikanischen Dollar-Imperiums nach 1865 gesehen haben, beruht die Macht des Geldes nicht auf einer gesunden und stabilen Wirtschaftspolitik. Sie beruht auch nicht auf Frieden und Wohlergehen der großen Mehrheit einer Nation. Notwendigerweise beruht die Macht des Geldes auf den Institutionen, die die Mittel der Macht kontrollieren -das sind letzten Endes die Militär- und Polizeikräfte eines Staates samt allen damit zusammenhängenden Institutionen. Diese Macht lag bis zum August 2007 fest in der Hand der Finanzstrukturen, der relativ kleinen Gruppe von Banken und Finanzinstituten im Kern des Dollar-Systems.

Die Geldmacht nutzt ihre Überredungskunst sowie Propaganda, verlogene Appelle an den Patriotismus, Verlockungen der Gier und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, um ihre zerstörerische Macht zu festigen. Die Geldmacht schreckt vor nichts zurück, um das Geheimnis ihrer Macht zu verbergen. Sie will vor allen Dingen von der Tatsache ablenken, daß das Geld - sei es nun gestützt durch Gold, durch Öl oder durch Schwadronen von F-16-Kampfflugzeugen oder Atombomben - letztendlich ein Geschöpf des Gesetzes ist. Mayer Amschel Rothschild ... erklärte 1790: »Erlauben Sie mir, das Geld eines Landes zu kontrollieren und in Umlauf zu bringen, dann ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht.« Diese Kontrolle überließ ein schwacher US-Kongreß im Jahre 1913 einem Kartell privater internationaler Banken, als er den »Federal Reserve Act« verabschiedete.

Anfang 2009 tobte weltweit ein gigantischer Machtkampf. Nur wenige verstanden, worum es dabei ging, und die Mainstream-Medien sagten darüber kein Sterbenswort. In diesem Kampf standen auf der einen Seite diejenigen, die Arbeitsplätze retten und die Industrie, die Fabriken und Maschinen intakt halten wollten. Im Vergleich zu dieser überwältigenden Mehrheit stand auf der anderen Seite eine winzige, oligarchisch-elitäre Minderheit: die im Zentrum von Alan Greenspans »Finanzrevolution« stehenden Geldinteressen der Wall Street mit ihren engsten Verbündeten, zu denen hauptsächlich die Londoner City gehörte sowie etwa drei Dutzend weltweit agierende Banken.

Im Herbst 2008 war der us-amerikanische Kongreß derart unter Druck gesetzt worden, daß er dem »Public Law 110-343« zustimmte; einem Gesetz, das US-Präsident George W. Bush am 3. Oktober 2008 unterzeichnet hat. Dieses Gesetz mit einem Umfang von insgesamt 169 Seiten - die US-Amerikas Kongreßabgeordnete vor der Abstimmung kaum alle gelesen, geschweige denn sorgfältig studiert haben dürften - machte den Weg frei für ein 700 Milliarden Dollar schweres Rettungspaket (Troubled Assel Relief Program, TARP). Dieses Kürzel wurde auch schon bald zum Spitznamen dieses Gesetzes auserkoren, wobei man wissen muß, daß TARP zufällig auch die englische Kurzfonn für »tarpaulin« ist, was man sowohl mit Ölzeug als auch mit Abdeckplane übersetzen kann - auf jeden Fall beschreibt der Spitzname eine dicke, völlig undurchsichtige Decke.

Unter dieser dicken, undurchdringlichen Decke von TARP konnte der damalige US-Finanzminister, der frühere Wall-Street-Banker Henry Paulson, ohne Prüfung oder externe Aufsicht mehrere hundert Milliarden Dollar an ausgewählte Kumpane unter den Investmentbanken an der Wall Street und an große internationale Banken, ja sogar an Versicherungen und Hypothekenfinanzierer wie Fannie Mae und Freddie Mac verteilen. Auf Anordnung Paulsons sollte die US-Regierung die Banken als Gegenleistung für diese massive Kapitalspritze nicht kontrollieren. Hier wurden also dreist Steuergelder an dieselben Männer und Finanzinstitute verteilt, die gerade die gesamte Welt an den Rand einer Katastrophe gebracht hatten.

Trotz, oder besser wegen der Natur des 700 Milliarden schweren TARP-Rettungspakets für die US-Banken ging die Vernichtung von Reichtum in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt weiter. Ende Februar 2009, vier Monate nach Beginn der Bankenrettung durch TARP, hatte der vielbeachtete us-amerikanische Dow Jones Industrial Index die Hälfte seines Wertes (verglichen mit seinem Höchststand vor gerade einmal einem Jahr) verloren. Ein Ende der Talfahrt war nicht absehbar. Der Wert der Immobilien, des wichtigsten Vermögenswertes von 70 Prozent aller us-amerikanischen Familien, die sich in der Zeit der Greenspan-Blase hatten überreden lassen, ihre ganze Zukunft auf eine Eigenheimhypothek zu setzen, verfiel in einem Maße, das es seit den 1930er Jahren nicht mehr gegeben hatte.

Während sich der Abwärtstrend der Finanzmärkte auf der ganzen Welt fortsetzte, wurden auch Fälle von Betrug, Bestechung und Manipulation ruchbar. Einer der auffälligsten war im Dezember das Eingeständnis des ehemaligen Chefs der New Yorker NASDAQ-Börse, Bernard Madoff, er habe ein 50 Milliarden Dollar schweres Schneeballsystem entwickelt - ein finanzielles Betrugssystem, das heute allgemein als »Ponzi-Schema« bezeichnet wird. Der Betrag, um den es dabei ging, war zwar nicht gerade »Peanuts«, aber er war doch nichts im Vergleich zu den vielen Billionen Dollar, die plötzlich dahin waren, als die Verbriefungsblase platzte (**). Bemerkenswert war jedoch, daß die regierungseigene US-Börsenaufsicht SEC deutlich und wiederholt von Außenstehenden sowie von eigenen Mitarbeitern gewarnt worden war, daß Madoffs angebliche Riesengewinne purer Schwindel seien.

Diese Korruption hatte das gesamte internationale Finanzsystem erfaßt. Das sollte niemanden überraschen, der sich mit der Geschichte beschäftigt hat. Zum endgültigen Abstieg des Römischen Reiches in den ersten drei Jahrhunderten nach Christi Geburt kam es, weil die Patriarchen im Alten Rom die Staatsmacht den Geldstrukturen überlassen hatten - und sich selbst dabei ungeheuer bereicherten. Aufgrund dieser Korruption und Verkommenheit verfiel das Imperium von innen.

Die Wahl eines neuen US-Präsidenten der nominellen Oppositionspartei, der Demokraten, nach acht Jahren der Laissez-faire-Politik von Korruption und Vetternwirtschaft unter dem Republikaner Bush versprach keinen wirklich grundlegenden Wandel in den Vereinigten Staaten. Mit seinem Beliebtheitsgrad, der anfänglich buchstäblich höher war als der von Jesus Christus, bot sich für Präsident Barack Obama die einmalige Chance, das Schicksal der Nation zu wenden und die Bevölkerung für ein Programm der radikalen Reorganisation des finanziellen Machtkalküls zu gewinnen.

Barack Obama hatte das Mandat der Öffentlichkeit, wenn er es nur richtig anstellte, »die Geldwechsler aus dem Tempel zu jagen« und die Verstaatlichung der privaten Federal Reserve anzuordnen - sowie die von den Banken, die das Federal Reserve System stützen, gleich mit und dadurch die Kontrolle über die Geldmacht des Landes zugunsten des Gemeinwohls zu gewinnen und nicht länger der privaten Gier zu Überlassen. Obama hätte das Mandat der us-amerikanischen Öffentlichkeit dafür gehabt, die relative Macht der Finanz- und Geldstrukturen der Wall Street über die wirtschaftliche Zukunft des Landes zu verringern und im Interesse des Gemeinwohls die Banken zu verstaatlichen, die für das Debakel verantwortlich sind.

Anstatt diese Chance zu nutzen, besetzte er sein »wirtschaftspolitisches Dreamteam« mit all den schrecklichen alten Gesichtern, die selbst bis zur Halskrause in die Verbrechen und den Mißbrauch der Geldinteressen verstrickt waren, von Paul Volcker bis zu Lawrence Summers. Zum US-Finanzminister ernannte der neue Präsident Timothy Geithner, einen ehemaligen Direktor der mächtigen New Yorker Federal Reserve, der noch fünf Monate zuvor zusammen mit Henry Paulson und Ben Bernanke, dem Chef der Federal Reserve, entschieden hatte, die viertgrößte Investmentbank der Welt, das seit 153 Jahren bestehende New Yorker Bankhaus Lehman Brothers, bankrott gehen zu lassen, während kleinere Finanzinstitute gerettet wurden. Falls es sich bei der Entscheidung für einen Bankrott von Lehman Bros. um den böswilligen Versuch Paulsons und seiner Genossen gehandelt haben sollte, die Krise auf das gesamte globale Finanzsystem auszuweiten und damit die ganze Welt so in Angst und Schrecken zu versetzen, daß sie einem Rettungspaket für die Wall Street zustimmte - dann war Anfang 2009 deutlich, daß dies sicher nicht passieren würde.

Die Öffentlichkeit wurde durch bewußt verwirrende Argumente getäuscht, die alle darauf hinausliefen, die Fragestellung unbeantwortet zu lassen, warum die großen Banken wie die Citibank oder die Bank of America nicht verstaatlicht werden sollten. In den Finanzmedien wurde das Bild eines schleichenden Kommunismus - oder noch weit größerer Schrecken (gibt es denn noch größere Schrecken als den Kommunismus? [HB]) - gemalt. In Wirklichkeit ging es einzig und allein um die Frage, wer in den USA die Macht über das Geld kontrollieren sollte: das private Kartell der Finanzinteressen hinter den Eigentümerbanken der Federal Reserve oder die gewählten Vertreter des Volkes, deren Renten verzockt, deren Häuser von den Banken beschlagnahmt und deren Arbeitsplätze abgebaut wurden

Es ging schlicht um die Zukunft des monetaristischen Putsches von 1979, bei dem die während der Großen Depression gewährten sozialen Zugeständnisse einkassiert worden waren. In Großbritannien, dem Heimatland von Thatchers Monetarismus, kämpfte eine Labour-Regierung für die Verteidigung der privaten Macht der Banken auf Kosten der Wähler. Labour verwirklichte den »bankers' socialism« (Banker-Sozialismus **): die Privatisierung der Gewinne und Sozialisierung der Verluste.

In Deutschland zeigte sich eine konservative Bundeskanzlerin, assistiert von einem sozialdemokratischen Finanzminister, ebenfalls unwillig, die Macht der Banken herauszufordern. Kenntnisreiche Finanzinsider in Deutschland meinten, das Problem liege in der politischen Ignoranz, die Berlin angesichts der oft verwirrenden finanziellen Verstrickungen der deutschen Banken an den Tag lege. In Wirklichkeit war die Frage hier genauso einfach zu lösen wie anderswo auch. In Deutschland hatte man in der Krise von 1931 zugelassen, daß die internationalen Banken über das Schicksal des Landes entschieden, mit den bekannten fürchterlichen Folgen. Würden die Politiker des Jahres 2009 eine Wiederholung der tragischen Sparpolitik von Reichskanzler Brüning wiederholen - und zwar diesmal mit noch schrecklicheren Folgen -, nur weil sie allein auf die Weisheit ihrer führenden Banker, nicht aber auf die ihrer eigenen Bevölkerung vertrauten?

Die Anfang der 1980er Jahre einsetzende neoliberale Revolution unter Thatcher und Reagan hatte, wie beabsichtigt, zu einer weltweiten Zentralisierung des Kapitals in einer neuen Dimension geführt.
Das von der Citigroup kontrollierte Vermögen,
das von der Geldwäsche „erwirtschaftete“ Vermögen
und die BIPs der 10 größten Volkswirtschaften (2008)
VolkswirtschaftBIP in US-$UnternehmenVermögen in US-$
USA13,840 Bio.  
Japan  4,384 Bio.  
Deutschland  3,667 Bio.  
China  3,251 Bio.  
Großbritannien  2,474 Bio.  
Frankreich  2,395 Bio.  
  Citigroup  2,200 Bio.
Italien   2,105 Bio.  
  Geldwäsche  2,000 Bio.
Kanada  1,432 Bio.  
Brasilien  1,314 Bio.  
Die finanziellen Aktivitäten und die damit verbundene Macht wurden in den Händen riesiger Finanzholdings wie der Citigroup konzentriert. Allein diese Bank, die ursprünglich die Bank der Rockefeller-Interessen gewesen war, bestand aus über 3000 Unternehmen in vielen Ländern, die von ihr kontrollierten Vermögenswerte beliefen sich 2008 auf insgesamt 2,2 Billionen Dollar, weit mehr als das BIP der meisten Nationen dieser Welt. 1995 hatte Rockefellers Chase Manhattan Bank mit der Chemical Bank funsioniert, die ihrerseits Manufacturers Hanover übernommen hatte. Wenige Jahre später fusionierte die Chase mit J. P. Morgen zur J. P. Morgan Chase. Die Konzentrierung der Geldmacht war unglaublich. Die US-Regierung blieb untätig und beförderte all dies sogar noch, weil die Gesetze und Bestimmungen aus der Zeit der Großen Depression, die damals die Ausweitung dieser Geldmacht eingedämmt hatten, inzwischen außer Kraft gesetzt worden waren. Riesige neue Bank- konzerne verknüpften das traditionelle Bank- und Versicherungsgeschäft mit neuen Funktionen wie der Vermögensverwaltung, und das in unglaublichen Dimensionen. In den USA wurde der Handel mit Wertpapieren vor allem von einigen speziellen Finanzinstituten wie den Investment- und Pensionsfonds abgewickelt.

Die Geldmacht - und zwar die Macht über das Geld, das sich auf den US-Dollar stützte - machte sich auf, die ganze Welt zu kontrollieren. Das Mittel dazu sollte die finanzielle Globalisierung sein, ihr eigenes Geschöpf, bei dem sich die Vertreter der Geldmacht die von den Bankern kontrollierten Instrumente und Institutionen zunutze machen wollten, vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank bis hin zur Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), der Zentralbank der Zentralbanken.

MotzerDie aktuellen Schulden der USA Motzer

Im Jahre 1910 betrugen die Schulden der Vereinigten Staaten auf Bundesebene eine Milliarde Dollar - oder 12,40 Dollar pro Kopf. Die Verschuldung auf Landes- oder kommunaler Ebene war gering bzw. nicht existent. 1920, nur sieben Jahre nach Gründung der Federal Reserve, belief sich die Verschuldung der US-Regierung nach dem Ersten Weltkrieg, dem sogenannten »Großen Krieg«, bereits auf 24 Milliarden Dollar, das waren 228 Dollar für jeden einzelnen US-Bürger. Im Jahre 1960 betrugen die Schulden 284 Milliarden Dollar oder 1575 Dollar pro Kopf, und 1981 überschritt die Verschuldung gar die Billionengrenze. 2009 lag sie bei über elf Billionen Dollar oder 35 000 Dollar für jeden US-Amerikaner - vom Säugling bis zum Greis. Allein die Zinsen an die Banken und Gläubiger dieser Schulden beliefen sich auf über 450 Milliarden Dollar pro Jahr. Übergäbe man die gesamten Vereinigten Staaten den Bankern zur Rückzahlung der Schulden, dann betrügen die Schulden noch immer zwei, drei US-Amerikas. Thomas Jefferson, einer der Gründungsväter der USA, sagte nicht ohne Grund: »Wenn das amerikanische Volk je zuläßt, daß Privatbanken den Umlauf ihres Geldes kontrollieren, zuerst durch Inflation und dann durch Deflation, dann werden die Banken und Unternehmen, die (im Umfeld der Banken) entstehen ..., den Menschen ihren Besitz rauben, bis ihre Kinder schließlich auf dem Kontinent, den ihre Väter erobert haben, ohne ein Dach über dem Kopf aufwachen.«

Anfang 2009 wurde allerdings auch deutlich, daß sich die allmächtigen New Yorker Banker arg verrechnet hatten. Denn selbst in der schlimmsten Krise seit den 1930er Jahren eilte der Rest der Welt dem Dollar-System nicht zu Hilfe. Nach acht Jahren Präsidentschaft Bush, die das Vertrauen der ganzen Welt arg mißbraucht hatte, ist weltweit der Wille, die Vereinigten Staaten als wohlwollenden Gebieter über ein Weltsystem anzusehen, weitestgehend erschöpft. Von Peking bis Moskau, von Dubai bis Buenos Aires denkt man jetzt über die Beziehungen zu US-Amerika und zur Macht US-Amerikas neu nach.

Zum ersten Mal seit 1945 hat die restliche Welt jetzt die Chance, einen eigenen Weg nationaler und regionaler Stabilität einzuschlagen, der nicht mehr nennenswert vom Dollar dominiert wird. Es ist noch nicht klar, ob diese Freiheit genutzt wird. Es ist vor allem eine politische, keine finanzielle Entscheidung. Die restliche Welt steht am Scheideweg. Es ist an ihr, die Lage entweder als neue Chance zu betrachten oder mit dem Dollar-System unterzugehen.“ (Zitat-Ende).

 

Peter Sloterdijk
- Unruhe im Kristallpalast (in: Cicero, Januar 2009, S. 116-118) -

Peter Sloterdijk
Peter Sloterdijk (*1947)
„Cicero (Frank A. Meyer): Die Finanzkrise hat die Gesellschaft in allen Bereichen erreicht. Haben Sie denn irgendetwas kommen sehen oder geahnt? Gab es irgendwann einen Punkt, wo Sie als Philosoph gesagt haben: Das kann nicht gut gehen?

Sloterdijk: Seit zwei Jahrzehnten schreibe ich Bücher, in denen der Kartenhaus-Charakter unserer Weltkonstruktion dargestellt wird, die durchwegs auf Krediten bei der Zukunft beruht. Hierfür habe ich verschiedene Metaphern bemüht. Ich habe von dem Kristallpalast gesprochen, der unsere Lebensentwürfe in eine zerbrechliche Hülle einfaßt. Ich habe von Schneeballsystemen gesprochen, die dem Selbstbetrug von Zinsenjägern zugrunde liegen, ich habe in meinem vorletzten Buch »Zorn und Zeit« über »Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen« gehandelt. Es war nicht schwer zu prognostizieren, was früher oder später geschehen mußte. Ich bin einer unter tausend Autoren, die im Augenblick überhaupt nicht überrascht sind. Wenn Sie die zeitgenössische Literatur überblicken und in den Zeitungen der vergangenen zehn Jahre blättern, sehen Sie: Es gibt sehr viele, die den Inflationsschwindel bemerkt hatten und jetzt, übrigens bemerkenswert untriumphal, feststellen, sie hätten seit Jahren vorhergesagt, was aktuell geschieht.

Cicero (Frank A. Meyer): Aber dann stellt sich doch die Frage: Warum hat niemand reagiert? Wirtschaftsjournalisten waren es kaum, die sich kritisch zeigten. Herr Sloterdjjk, Sie sagen, es gab viele andere. Warum hat man Sie nicht gehört? Nicht erhört?

Sloterdijk: Auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Die erste heißt: Die Wirtschaftskommentatoren sind großteils »eingebettete Journalisten« - sie schreiben dem Tagesbefehl gemäß und ziehen mit ihrer Truppe ins Feld. Für sie wären Argumente gegen den Mainstream beruflicher Selbstmord. Die zweite Antwort lautet: Die Handelnden auf dem Gebiet der Finanzmarktspekulation leben völlig außerhalb der Hörweite der analytischen Intelligenz. Sie sind von ihren Spielen berauscht und haben keine freien Kapazitäten für alternative Gedanken. Soviel ich weiß, nahmen sich auch die Konquistadoren keine Zeit für Ethikseminare.

Cicero (Frank A. Meyer): Die klassischen Konquistadoren machten ihre Eroberungen noch in einem begrenzten realen Raum. Im Internet dagegen ist der Raum aufgehoben und die Finanzströme floaten frei in einem Netzwerk, das nicht mehr überblickbar ist. Sie jagen mit Lichtgeschwindigkeit rund um die Uhr rund um den Erdball.

Sloterdijk: Wir erleben Vorgänge, die in ihrem ganzen Ausmaß erst durch unsere Nachkommen gewürdigt werden können. Summarisch gesprochen: Wir sind in ein Zeitalter der unmenschlichen Geschwindigkeiten eingetreten - und dieser Übergang läuft mitten durch unsere Lebensgeschichten. Wir nehmen an einer maßlosen Beschleunigung teil und besitzen nur ein konfuses Vorgefühl von dem, was wirklich mit uns geschieht. In zwei oder drei Generationen wird man deutlicher sehen. Die bis gestern geltenden Spielregeln der Menschheitsgeschichte, die Maßstäbe, unter denen sogar die Bildung von Großreichen standen, ließen nur eine Welt der menschlichen Geschwindigkeiten zu, allenfalls von Pferdegeschwindigkeiten. Als im 15. Jahrhundert die Hochseeschiffahrt aufkam, reiste man in einem Tempo, das noch nicht unmenschlich war, selbst im Sturm wurden die Schiffe nicht übermäßig schnell. Kurzum, die gesamte bisherige Menschheitsgeschichte war eine Ära der geringen und mittleren Geschwindigkeiten. Innerhalb kürzester Zeit, mit der Elektronisierung des Weltverkehrs ..., sind wir in einen Modus von Welterzeugung hineinkatapultiert worden, auf den niemand vorbereitet sein konnte. Durch die überschnellen Medien entstand die Synchronisierung des Weltsystems, und auf ein Leben in Gleichzeitigkeit mit allem Übrigen sind wir logisch und biologisch nicht vorbereitet. Synchronwelt heißt zunächst zweiter Dschungel, zweiter Wildwuchs, zweite Externalität. Zeitweilig hegte man den Irrglauben, man hätte bereits alles Äußere ins Treibhaus der Zivilisation integriert, doch die elektronischen Geschwindigkeiten sind der Zivilisierung enteilt. Die Externität ist noch nicht besiegt.

Cicero (Frank A. Meyer): Könnte man sagen, daß der Spielrausch, mit dem jetzt Billionen verzockt wurden, etwas Wahnhaftes hat? Und wir akzeptieren das: wir reden von »Spielern« und nicht von »Übergeschnappten«.

Sloterdijk: In einer Inflationskultur können die Menschen nicht so verrückt sein wie das System. Der Wahnsinn ist offenbar aus den Personen ausgelagert worden, als hätte man ein Verfahren gefunden, Verrücktheit zu externalisieren. Das mag einer der Gründe sein, warum ich vom Verlauf der Krise so enttäuscht bin. Man fühlt sich inmitten der planetarischen Turbulenz um das wirkliche Drama betrogen. Da ist nicht eine einzige Figur aufgetreten, die die Krise personifiziert, kein farbiger Schurke, kein Shylock, neben Alan Greenspan ist Onkel Dagobert ein Charaktertitan. Noch nie habe ich eine solche Horde von gleichen Unpersonen beisammen gesehen. Was heute Krise heißt, ist die Weltverschwörung der Spießer. Diese vorgeblich heftigste Wirtschaftskrise der jüngeren Geschichte: sie ist die spießigste und muffigste Angelegenheit, die sich seit Menschengedenken zugetragen hat. Die Art und Weise, wie regierende Hausmeister im Dunkeln Megamilliarden hin- und herschieben, ist eine Beleidigung für jede Intelligenz. Demgegenüber waren der Schwarze Freitag und die Weltwirtschaftskrise nach 1929 ein Shakespeare-Drama. Heute sehen wir nur noch Aktenkofferträger in viel zu hohen Positionen, die hinterm Schalter große Politik machen. Obendrein redet man immerzu von der Gier, als ob sie die Vorgänge auch nur von fern erklärte. Die Wahrheit ist, der viel zitierte Bereicherungstrieb spielt in der Angelegenheit eine völlig untergeordnete Rolle. Es ist nicht die Gier, die das System antreibt, die Fehlsteuerung geht von den Zwängen des Billigkreditsystems aus: Wenn die Zentralbanken kostenloses Geld ausspucken, wäre es für echte Global Player ruinös, es nicht zu nehmen. Im übrigen könnte man behaupten, in jedem Europäer steckt ein Inflationist: Seit dem Beginn der Neuzeit hat sich in den Menschen Europas das Märchenmotiv vom leistlosen Einkommen mit archetypischer Gewalt festgesetzt. Von unserer psychischen und kulturellen Struktur her sind wir Schatzsucher, die den Schatz nicht mehr im Jenseits, sondern auf der Erde vermuten. Wenn es um Reichtum geht, neigen wir zum Wunderglauben - daneben sind mittelalterliche Menschen pure Rationalisten. Unzählige meinen allen Ernstes, das Leben sei ihnen einen Schatzfund schuldig.

Cicero (Frank A. Meyer): Es gibt eine Weltformel, die alles, was wir bislang unter Moral und ethischen Regeln verstanden, überflüssig macht, nämlich den Satz: »Wenn jeder nur an sich denkt, ist an alle gedacht.« Nach diesem Grundsatz funktioniert das System, wie Sie es beschreiben - das Spießer-System, das sich autodidaktisch vervollkommnet. Die Moral ergibt sich durch das System. Man braucht keine Gebote und Verbote mehr.

Sloterdijk: Immerhin, die Auslagerung der Moral in die Selbstregulierung des Marktsystems war ein Versuch der modernen Menschheit, sich von der religiösen Ethik zu emanzipieren. Die kybernetische Moral, die Ethik der unsichtbaren Hand - sie hat die bürgerliche »Gesellschaft« von der lästig gewordenen göttlichen Nabelschnur abgeschnitten, die uns an ein von oben gegebenes Gesetz gebunden hatte. ....

Cicero (Frank A. Meyer): Die Zehn Gebote!

Sloterdijk: Die Zehn Gebote oder die Goldene Regel oder was auch immer. Das frühe 20. Jahrhundert hat sich vor allem dadurch ausgezeichnet, daß es das 5. Gebot kaltblütig außer Kraft setzte: Du sollst nicht töten. Kommunismus und Faschismus haben gemeinsam, daß sie im Namen einer besseren Zukunft für Klassen- oder Rassenkollektive Großtötungs-Lizenzen in Anspruch nahmen. Die aktuellen Versuche, sich von den Zehn Geboten zu emanzipieren, beziehen sich auf die Eifersuchtsverbote, die in den Zehn Geboten fünf Mal wiederholt werden: Du sollst dich nicht lassen gelüsten nach dem, was dein Nachbar hat, nach seiner Frau, seinem Besitz, seinem Ochsen und Esel und so weiter. Heute heißt die Regel umgekehrt: Du sollst begehren, was andere schon haben, und falls legale Wege nicht zum Ziel führen, dann sollst du stehlen beziehungsweise umverteilen. Der amoralische Äther unserer Kultur verlangt die Umkehrung der Diskretionsgebote. Darum sollst du, wenn möglich, die Ehe brechen, das lockert die Stimmung und stimuliert den Konsum. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Erotisierung unserer Kultur mit der wirtschaftlichen Liberalisierung verknüpft. Die eine Lizenz zieht die andere nach sich.

Cicero (Frank A. Meyer): Ist durch diese Umkehrung der Vorzeichen vor den Geboten nicht etwas passiert, das noch tiefgreifender ist als die Unmoral der totalitären Ideologien? Kommunismus und Faschismus waren Unmoral im totalitären Stil. Das Unmoralische daran war unmittelbar zu erkennen. Was wir jetzt erleben, ist nicht mehr direkt als Unmoral erkennbar. Es gibt keine Grenzen mehr, die man überschreiten muß, wenn man unmoralisch handelt. Man handelt jenseits der Moral - amoralisch.

Sloterdijk: Den Unterschied zwischen Unmoral und Amoral sollte man näher erklären. Alle hochkulturelle Moral hängt letztlich an der Tiefe der Verinnerlichung des Tötungsverbots. Es muß mit allen Mitteln einverleibt werden - christlich gesprochen mit Furcht und Zittern, polynesisch gesprochen durch das Tabu. Wer sich über dieses Verbot hinwegsetzt, behält ein Unrechtsbewußtsein - und wo dieses fehlt, ist die Kultur zerfallen. Man darf aber nicht übersehen, daß es neben dem Tötungsverbot überall auch ein zweites Urverbot gibt, nämlich das Verbot der aktiven und der passiven Eifersucht: Du sollst weder begehren, was andere Menschen haben, noch andere Menschen eifersüchtig machen auf das, was du hast und was dich auszeichnet. Dieses Gebot stellt die wichtigste psychosoziale Hygieneregel in allen Kulturen dar, es wurde in einer jahrtausendelangen moralischen Evolution erarbeitet, es ist die Regel, durch die das Aufflammen der Gewalt verhindert wird. René Girard hat diese Zusammenhänge in seinen Studien über den Zweikampf und die mimetische Rivalität in den Weltkulturen durchleuchtet. Wenn man hingegen, wie wir es tun, die Eifersuchtskonflikte systematisch aufheizt, um das Betriebsklima einer »Konsumgesellschaft« herzustellen, sind früher oder später moralische Desorientierung und psychische Inflation die Folge. Folglich müssen wir versuchen, entweder den Reichtum zu teilen, oder, wenn er schon ungleich verteilt sein soll, ihn diskret zu machen und wenn möglich durch Mehrleistung zu rechtfertigen. Heute hingegen hat sich ein Fortuna-Kult durchgesetzt, mit dem die Göttin des Zufalls gefeiert wird. Was aber ist ungerechter als der Zufall? Im Grunde genommen leben wir seit dem 19. Jahrhundert in einer neofatalistischen Religion, in der man eine launenhafte Göttin, die Freundin der Sieger, anbetet. Sie ist die Göttin der Stadien, die Göttin der Börsen und die Göttin der erotischen Duelle, sie ist immer zur Stelle, wo es Sieger und Verlierer gibt. Ihre auffälligste Eigenschaft ist, daß sie nie sagt, warum sie den einen bevorzugt und den anderen ignoriert. Begründungen sind nicht ihre Stärke.

Cicero (Frank A. Meyer): Diese neue Ideologie folgt dem Wahlspruch: Ich brauche die Gesellschaft nicht mehr. Wer dagegen zu denen gehört, die die Gesellschaft noch nötig haben, ist sich bewußt: Den neu gepflasterten Gehsteig bezahle ich mit meinen Steuern. Wir begegnen jeden Tag den gesellschaftlichen Leistungen, für die wir Steuern bezahlen: öffentliche Gebäude, Schulen, Parkanlagen, Straßen und vieles mehr. In den vergangenen Jahren hat sich eine verwöhnte Schicht herangebildet. die soviel besitzt, daß sie sich sagt: Ich lebe in meiner eigenen Gesellschaft, ich habe für meine Kinder meine eigene Schule, ich genieße meinen eigenen Park, mein eigenes Schwimmbad - warum soll ich für den Staat bezahlen?

Sloterdijk: Die Auswanderung der Wohlhabenden ist ein globaler Trend. Wenn der Sozialismus beziehungsweise das Gemeinwohldenken gescheitert ist, wie frivolerweise behauptet, bleibt der Asozialismus. Den diskutieren wir zumeist unter dem etwas höflicheren Begriff Individualismus, und zu dem bekennen wir uns meistens gerne. Aber was sind konsequente Individualisten? Es sind Menschen, die ein Experiment darüber veranstalten, wie weit man beim Überflüssigmachen sozialer Beziehungen gehen kann - und sie gelangen dabei zu erstaunlichen Fortschritten. Deswegen beginnt im Augenblick auf der Erde ein soziologisches Experiment, das in eine neue Art Menschheit münden könnte. Die Reichen sind gegenwärtig noch eine Klasse und keine Spezies, aber könnten es werden, wenn man nicht aufpaßt. Es dürfte gegenwärtig auf der Erde rund 10 Millionen Menschen in der Millionärs- und Multimillionärskategorie geben, dazu schon über 1000 Milliardäre (**). Aus diesen Vermögenseliten bildet sich ein neues abstraktes Übervolk, das dieselben Eigenschaften aufweist, die man vom alten europäischen Adel kannte: Sie denken kosmopolitisch, sie reisen viel, sie leben mehrsprachig, sie sind gut informiert und beschäftigen die besten Berater, sie reden ständig über Beziehungen, Sport, Kunst und Essen. Beim Volksthema Sex bleiben sie diskret.

Cicero (Frank A. Meyer): Sie beschreiben die neue Feudalklasse, eine Klasse. die über neue Machtmittel verfügt: Früher geboten die Feudalherren über Ländereien, samt Dörfern und Menschen. Heute gebieten sie über Unternehmen samt den Menschen.

Sloterdijk: Jeremy Rifkin hat vor ein paar Jahren ein Buch (»Access - Das Verschwinden des Eigentums«) vorgelegt, das indirekt die Entstehung des neofeudalen Systems behandelt: Wir ersetzen, so seine These, heute Grundbesitz durch Zugang zu privilegierten Gütern, zu wertvollen Informationen, zu Luxusobjekten, zu elitären Adressen, zu exquisiten Kanälen und machtnahen Korridoren. Zugangskompetenz ist heute das Schlüsselgut, nicht Grundeigentum. Wir beobachten eine rasante Refeudalisierung auf überterritorialem Niveau. Und naturgemäß lebt niemand feudaler als jemand, der innerhalb des neuen Metavolks, des 10-Millionen-Volkes der Reichen, von gleich zu gleich kommuniziert.“ (Zitat-Ende). ** **

Mehr von Peter Sloterdijk zur globalen Finanzkrise 2008:
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Hans-Werner Sinn
- 1929 traf es die Juden, heute die Manager (in: Der Tagesspiegel; 27. Oktober 2008) -

Hans-Werner Sinn
Hans-Werner Sinn (*1948)
„Schon 2003 habe ich ein Buch dazu veröffentlicht, das von liberalen Bankökonomen heftig kritisiert wurde. Ich habe gewarnt, daß es einen internationalen Wettlauf der Staaten um die laschesten Gesetze gibt. Und daß die Banken zu riskante Geschäfte eingehen. Auch Bundespräsident Köhler fordert seit langem eine schärfere Regulierung der Banken.

Einige haben auf Deregulierung gesetzt. Niemand wollte die staatliche Regulierung völlig abschaffen – das gerät in der Debatte derzeit durcheinander. Auch die liberalen Ökonomen haben immer gesagt, daß es um einen funktionierenden Staat geht, der dem Markt die Regeln vorgibt. Wie beim Fußball: Damit das Spiel läuft, braucht es einen Schiedsrichter – ohne ihn würden die Spieler mit den Fäusten aufeinander losgehen. Mit diesem Ordoliberalismus, den Leute wie Walter Eucken oder Ludwig Erhard geprägt haben, sind wir bislang gut gefahren. Liberale Ökonomen wollen nur nicht wie manche linke Ideologen, daß der Schiedsrichter selbst mitspielt und für die unterlegene Mannschaft Tore schießt.

Viele verstehen nicht, wo die Grenzlinie zwischen Markt und Staat liegen muß, und spielen sich jetzt auf. Etwas mehr Sachlichkeit und Sachverstand wäre gut. Die Ursachen der Finanzkrise sind glasklar, und hier muß man ansetzen.

Die Wall Street konnte zu einem Casino werden, weil die Banken ihr Eigenkapital über alle Maßen reduzieren durften und dann maßlose Risiken eingegangen sind, ohne dafür haften zu müssen. Wer wie eine US-Investmentbank in einem Geschäft hundert Dollar einsetzt, selbst aber nur vier besitzt, haftet praktisch nicht mehr. Weil die Eigentümer der Investment-Banken fast nichts zu verlieren hatten, verlangten sie von ihren Managern, hohe Wagnisse einzugehen – die entweder hohe Gewinne oder hohe Verluste bedeuteten. Sie wußten: Wenn es schiefgeht, wird schon irgendjemand für die Folgen geradestehen. Den Verlust des bißchen Eigenkapitals, das eingesetzt wurde, haben die Aktionäre immer miteingeplant. Dafür haben sie vorher prächtige Dividenden kassiert.

Man muß die Banken zwingen, mehr Eigenkapital als Sicherheit zu halten. Dann steigt das Risiko für die Aktionäre, bei einem Konkurs ihr Geld zu verlieren – und sie verlangen von ihren Managern im vorhinein vorsichtigere Geschäftsmodelle.

Die Boni wurden von den Aktionären so gestaltet, daß die Manager die Risiken suchten. Rendite-Vorgaben von 25 Prozent und mehr, wie sie von manchen Aktionären verlangt wurden, kann man nur mit waghalsigen Geschäften verdienen.

In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken. Auch in der Weltwirtschaftskrise von 1929 wollte niemand an einen anonymen Systemfehler glauben. Damals hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager. Als Volkswirt sehe ich stattdessen falsche Anreize und fehlende Regeln. Schauen Sie sich den Straßenverkehr in Indien an. Die Leute fahren links, rechts, auf dem Bürgersteig, das ist abenteuerlich. Der Verkehr kommt deswegen immer wieder ins Stocken. Sind daran die »Manager« an den Steuerrädern schuld oder fehlende Verkehrsregeln?

Man kann die großen Krisen heute vermeiden. Glücklicherweise wissen wir von der Weltwirtschaftskrise 1929 und den Krisen danach, wie man Probleme im nachhinein in den Griff bekommt. Dank der 2400 Milliarden Euro, mit denen die Industrieländer ihre Banken stützen, wird es keine größeren Bankenpleiten mehr geben. Besser wäre es aber, wir würden die Krisen von vornherein verhindern.

Hätte man nichts getan, wie 1929, wären die Folgen dramatisch gewesen: eine Kernschmelze im Finanzsystem, Massenarbeitslosigkeit, die Radikalisierung der westlichen Welt, am Ende eine Systemkrise der Marktwirtschaft. Die deutsche Geschichte ist hier ja ganz klar. Der Nationalsozialismus ist aus der Krise zwischen 1929 und 1931 entstanden. Auch heute stehen Rattenfänger wieder parat.

Uns blüht noch einiges. Nachdem die Immobilienkrise aufgetreten war, haben die Banken aufgehört, den Hausbesitzern ihre Kredite zu verlängern. Dann sind die Leute auf die Kreditkarten ausgewichen und haben außerdem ihre Autos auf Pump gekauft. Die nächsten Probleme sind also absehbar. Die Krise wird uns noch eine Weile in Atem halten.

Ich bin zuversichtlich, daß ein System unter der Kontrolle des Internationalen Währungsfonds entstehen wird. Er (ausgerechnet der! Anm. HB) muß Regeln setzen, die die Staaten umsetzen.

Ohne die Banken funktioniert eine moderne Wirtschaft überhaupt nicht. Allerdings dürfen sie nicht mehr so wagemutig sein.

All diese Aktivitäten müssen stärker überwacht werden. Man kann das Thema aber nicht mit dem Verbot bestimmter Unternehmensformen erschlagen. Vielmehr muß im Detail reguliert werden. Manche Geschäfte gehören verboten. Im übrigen müssen wir die Institute zwingen, ihre Geschäfte mit wesentlich mehr Eigenkapital zu unterlegen, damit sie die eingegangenen Risiken auch tragen.

Der Abschwung, den wir bislang haben, läuft bereits seit einem halben Jahr, der Ifo-Index befindet sich seit sieben Monaten im freien Fall. Westeuropa steckt schon jetzt in der Rezession – das dritte Quartal ist ebenso wie das zweite negativ, und das vierte wird es auch sein. Die Krise wird die Lage indes in den nächsten Monaten verschlechtern.

Die Institute haben vorhergesagt, daß das Bruttoinlandsprodukt (bis 2009; Anm. HB) um etwa 0,2 Prozent steigen wird. Es gibt also praktisch kein Wachstum mehr. Das dunklere Szenario, ein Schrumpfen um 0,8 Prozent, ist durch den Rettungsplan weniger wahrscheinlich geworden.

Das verarbeitende Gewerbe. Es produziert Investitionsgüter, und die Weltkonjunktur wird von der Nachfrage nach ihnen gemacht. Deutschland hat sich auf die Herstellung der Investitionsgüter spezialisiert. Deswegen sind wir auch Exportweltmeister bei den Waren. Jetzt rächt sich, daß wir den Binnensektor durch unsere Lohnpolitik kaputt gemacht haben.

Noch haben die Firmen gut zu tun, die Maschinenbauer sind bis ins nächste Jahr ausgelastet. Das Problem ist nur, daß keine neuen Aufträge hinzukommen.

Ich neige dazu, Politiker eher zu bremsen. Sie geben ohnehin gerne Geld aus zu Lasten zukünftiger Generationen. Viele Minister sehen nun die Chance, die Sparvorgaben des Finanzministers abzuschütteln. Wenn, dann sollte man bei den Steuern etwas tun. Die Steuerquote ist die höchste seit langem. Der Vorteil einer Steuersenkung ist, daß die Bürger entscheiden können, was sie mit dem Geld machen. Zudem sollte man die Hinzuverdienstgrenzen bei Hartz IV verbessern“ (Zitat-Ende). ** **

 

Thomas Hoof
- Letzte Ausfahrt weiter hinten: der deutsche Sonderweg (in: Sezession; Dezember 2008, S. 4-8) -

„Wir Zeitgenossen der Wende zum 21. Jahrhundert haben das zweifelhafte Privileg, dem Untergang gleich zweier gesellschaftlicher Ordnungssysteme beiwohnen zu können. 20 Jahre nach der staatssozialistischen Formation implodiert nach einer heißen Phase heftigster innerer und äußerer Expansion und mit voraussichtlich weit größeren Knalleffekten nun auch der angelsächsisch geprägte Wirtschaftsmodus des sogenannten »Freien Westen«.

* * *

Was derzeit, kurz vor dem »Showdown«, von den Akteuren des Schauspiels, »Rettung der Finanzmärkte« dargeboten wird, folgt noch dem Strickmuster einer klassischen Gaunerkomödie und hat auch deren Unterhaltungswert: Da gibt der größte Bankrotteur (die schuldtilgungsunfähigen Staaten) mit nobler Geste Patronatserklärungen für die gleichfalls völlig bankrotten Banken ab und verteilt dazu Mittel, die er sich von eben diesen Banken leihen wird. Die dabei zur Sprache kommenden Summen reichen in Zahlenräume, in denen bis vor kurzem allein die Astronomen heimisch waren. In der monetären Alchimistenküche haben offenbar neben den bekannten auch besonders »innovative« Transmutationen stattgefunden: Aus Gold wurde Papiergeld, aus Papiergeld Buchgeld, das, einen nigromantischen Kunstgriff später, Schaumgeld wurde und sich wundersam vermehrte zu Derivaten und Derivaten-Derivaten.

Die Rollenverteilung in der Gaunerkomödie - mit dem Staat als tadelnder Retter, die Banken als reuige Sünder, dem Markt als entsprungene Bestie -, das ist schon eine dreiste Camouflage: Denn es waren die Staaten, die in Kumpanei mit der Finanzindustrie diesen Schneeball ins Rollen brachten, die Scheingeldmassen sauber wuschen und umlauffähig machten. Und der bestialische Markt waltet (anders als Rating-Agenturen, WP-Gesellschaften und ganze Kompanien nationaler und internationaler Aufsichtsbehörden) spät zwar, doch unbestechlich und penibel (und gegen alle Widerstände) seines Amtes, macht seine Nagelproben an den Werten und wischt das Schaumgeld aus den Büchern - und breche dabei zusammen, wen der Staatskumpan nicht rettet.

* * *

Kontrolliert und planvoll kann dieses kreditzerrüttete System nicht mehr heruntergefahren werden. Es gibt nur die Möglichkeit, es vollständig zurückzusetzen, sei es durch eine praktisch weltweite Währungsreform oder auf dem Umweg über eine geldpolitisch von der Leine gelassene (oder von ihr sich losreißende) Hyperinflation. Ansonsten: Irgendwann ein Über-Nacht-Kollaps, der die Realwirtschaft auf einen Schlag verwüstet: stockender Zahlungsverkehr, reißende Versorgungsketten, wirtschaftliche Desintegration - und am Ende kehrt jeder vor der eigenen Tür, wobei die Frage offen bleibt, wer dabei den Besenschrank verwaltet: ein Staat, lokale Autoritäten oder mafiöse Banden.

Aber selbst das beschreibt noch nicht den Umfang des bevorstehenden Desasters, denn absehbar ist auch der nächste Stoß: eine schnelle Verknappung des Erdöls als Brenn-, Kraft- und Chemierohstoff, mit einem nachfolgend heftigen Schrecken darüber, wie grundlegend, bis in die einfachsten Lebensvollzüge hinein wir ölabhängig geworden sind.

Peak-Öl ist hier nicht das Thema. Darum nur kurz: Die internationale Energieagentur (eine Einrichtung der OECD und als solche eine amtliche Optimismus-Trompete) hat in ihrem soeben erschienenen Energie-Ausblick 2008 die Rate des jährlichen Fördermengenrückgangs (»depletion rate«) auf 5,6 bis 8,5 erhöht. Dabei kommt es gar nicht sehr darauf an, wann diese Sinkflug-Kurve den Nullpunkt schneidet, sondern darauf, ab welchem Punkt Rationierung und Zuteilung beginnen. Das grüne »weg vom Öl« münzt eine Zwangsläufigkeit in eine politische Parole um, und tut so, als stünden für das schwindende Erdöl urlaubsbunte Substitute (Sonne, Wasser, Geothermie, Wind) bereit, verschweigt aber, daß dieser Ersatz mit einer dramatischen Energieverarmung einhergehen wird. Denn alle technischen Alternativen sind von einem deutlich positiven Saldo zwischen energetischem Ertrag und Aufwand (EROEI) weit entfernt.

Damit geht - so oder so oder noch katastrophischer - ein Wirtschafts- und Lebensmodus zu Bruch, der allein auf die Illusion baute, daß Leistungen der Zukunft folgenlos und auf ewig zum Gegenstand heutigen Konsums gemacht werden könnten. Am Beginn dieser letzten wirtschaftlichen Hochfieberphase der »Emanzipationsmoderne« stand die Heilsbotschaft, daß von nun an der Brunnen zum Kruge kommen und, festgemauert, auch nimmermehr zerbrechen werde. Der ökonomische Hausverstand nahm das zwar mit Skepsis, ließ sich aber mit schwindendem Widerstreben einschenken. Er wird in Kürze, unter allerdings eher ungemütlichen Umständen, die Genugtuung erfahren, daß seine Skepsis hoch berechtigt war.

Es war die Fiktion eines ewigen Plus Ultra, der eigentlich seltsame, weil völlig erfahrungsfremde Gedanke, daß es Expansion ohne Kompression, ein Auf ohne ein Ab geben könnte. Die wirkliche Welt verläuft oszillativ, und diese Erfahrung ist tief geerdet, weil sie von den physiologischen Rhythmen und allem Naturerleben täglich beglaubigt wird. Daß der gegenteilige, nämlich kumulative Prozeßtyp der ständigen Steigerung materiell wirksam werden könne, ist eine Idee, die (nach Kenneth Boulding) nur Verrückten oder Ökonomen kommen kann - und den wenigen geschichtlichen »people of plenty«, Völkern, die plötzlich einen ganzen, fruchtbaren, rohstoffreichen, fast menschenleeren Kontinent (ersatzweise ein koloniales Weltreich) zu ihrer Lebensfristung zur Verfügung haben und deshalb meinen, die lex parsimoniae sei für sie auf Dauer außer Kraft gesetzt. Aber auch denen hilft eines Tages die Wirklichkeit über diesen Irrtum hinweg.

* * *

Ein kleiner Schritt aus dem Alltag zur Seite auf einen imaginär-externen »point of view«, ein kleiner Moment der Besinnung, in dem man die Fähigkeit gewinnt, sich von der »Normalität« befremden zu lassen - und man blickt auf eine Szene gigantischen Mißlingens.

Eine Ökonomie mit allerschwersten Stoffwechselstörungen, die nach letzter Luft und allem schnappt, was sich noch irgendwie verwerten läßt. Alle Quellen sind erschöpft, und die Senken laufen über von Müll und Schutt und Schlacken; überall Abfall, materieller Unrat, der auf der äußeren, und geistiger Unrat, der auf der inneren Epidermis Allergien provoziert. Man sehe sich in einem beliebigen 1950er-Jahre-Bildband Straßenszenen an und vergleiche die Gesichter der Passanten mit heutigen, um zu ermessen, wieviel seelische Verheerung da stattgefunden hat.

Keine gesellschaftliche Institution, die den Status eines fortgeschrittenen, zumindest beginnenden Kollapses nicht erreicht hätte. Nichts funktioniert mehr in diesem System, und an jedem Tag, den es noch wackelnd steht, ruiniert es funktionszwangsläufig weiter seine Fundamente. Nichts mehr im Rückgriff (auf Reserven), alles im Vorgriff auf die Zukunft.

Oder grundlegender: Alle Energie, die uns ab Sonnenaufgang zuströmt, baut Strukturen auf, schafft Gebilde und formt Gestalten in die Höhe. Die in unserer Verbrennungskultur technisch mobilisierte Energie wirkt nur darauf hin, Strukturen zu schleifen, Gebildeaufzulösen und alle restlichen Kohäsionskräfte zu schwächen und auf Null zu bringen.

Der Verlust an Form, sagt Sloterdijk besänftigend gegenüber dieser konservativen Dauerklage, werde immer durch einen Gewinn an »Freiheit« ausgeglichen. Wohl wahr - das ist das Wesen aller Erosions- und Korrosionsprozesse: Auf dem Weg vom Bauwerk zur Ruine befreien sich die Ziegel aus ihrem Verbund in einen Haufen, und im weiteren Zerfall der Ziegel gewinnen die Sandkörner ihre Freiheit im Wind, der sie verweht.

Angesichts der Konsequenz, mit der diese »Auflösung aller Dinge« seit 200 Jahren abläuft, fällt es tatsächlich schwer, nicht zum Verschwörungstheoretiker zu werden. Aber: Wahrscheinlich haben alle Entwicklungen, eben auch geschichtliche, einen Vektorpunkt in der Zukunft, einen Attraktor, der die Prozesse durch mehrere, auch alternative (und an verschiedenen Punkten durchaus wählbare) Rinnen, Bahnen (oder »Chreoden«: C. H. Waddington) auf sich lenkt. Einmal in einem solchen verzweigungsfreien Bahnstück läuft dann alles »wie am Schnürchen« - auch die destruktiven Prozeßschritte. Damit wären die »Drahtzieher« aber evolutionäre Kräfte und eben keine Dunkelmänner aus den Hinterzimmern der Wallstreet. Und: Der ziehende »Attraktor« ist immer gleichzeitig ein Umlenkpunkt, der dann, endlich, auch die Richtung ändert.

Also: Alles mißlungen und alles vertan. Gab es Weggabelungen?

* * *

Die Welt klaffte, Robert Musil zufolge, 1914 »in deutsch und widerdeutsch«. Woran das »Widerdeutsche« Anstoß nahm, ist uns im Nachgang zu dem dreißigjährigen Krieg zwischen Deutschland und der Welt (1914-1945) ausführlichst erläutert worden: Es war der »Reaktionäre Modernismus« des Kaiserreichs, der Empörung weckte, der skeptische Antimodernismus mit den Unterabteilungen Antikapitalismus, Demokratiekritik und Irrationalismus. Das ist zwar nicht ganz rund, denn die Engländer waren auf die Deutschen ja nicht etwa wegen eines modernitätswidrigen Müßiggangs schlecht zu sprechen, sondern eher im Gegenteil, und man tut den Angelsachsen gewiß nicht Unrecht mit der Unterstellung, daß ein unter kaiserlichem Regiment weiterhin nur »reaktionär« dichtendes und denkendes Volk ihren Abscheu weit weniger erweckt hätte als eines, das gleichzeitig das Stahlkochen vervollkommnet, Elektromotoren baut und überhaupt die englische Industrie in nur wenigen Jahrzehnten peinlich deklassiert.

Der Konflikt, der sich da aufgebaut hatte, war also tatsächlich ein wirtschaftlicher, aber er reichte auf deutscher Seite wesentlich tiefer: Seit Beginn des 19. Jahrhunderts begegnet das deutsche Denken der englischen Nationalökonomie mit großer Neugier, aber steigender Skepsis und wachsender Sorge, hält sie für »ordinär«, geistvergessen (Adam Müller) und für eine banale »Naturlehre der menschlichen Selbstsucht« (Bruno Hildebrandt, 1848).
Dies waren über fast 150 Jahre die Konstanten der Kritik:
1. Die deutsche Nationalökonomie dachte von ihren Ressourcen her, von dem, was da war, an Landschaft, an Gewerben, an Institutionen und politischen Formen, an Gewohnheiten und Mentalitäten.
2.Und sie dachte auf ihre Ressourcen hin, denn wirtschaftlicher Zuwachs füllte in diesem Denken nicht Speicher oder Konten, sondern vergrößerte das »produktive Vermögen« (Hegel): »... überhaupt gar nicht mit Summen hat es die Nationalökonomie zu thun, sondern mit Quellen«. (Friedrich B. W. von Hermann: Staatswirtschaftliche Untersuchungen, 1832). Und es ist von Belang, daß das deutsche Wort »Vermögen« ans Können und Leisten angeknüpft bleibt und nicht ans Eigentum.
3.Und sie dachte in Zeiten und Räumen, denn wirtschaftliche Kräfte betätigen sich nicht im Irgendwo nach universalen Gesetzen, sondern im Hier und Jetzt, aus einem geschichtlichen Umfeld und aus geprägten kulturellen Mentalitäten heraus.
Der Grundtenor der deutschen Opposition war also immer, daß es um die »produktiven Kräfte« gehe, die in erster Linie von Menschen betätigt werden. Nicht die Befriedigung der Bedürfnisse, sei das erste Ziel, sondern die Erhaltung und die Kräftigung der fortdauernden Möglichkeiten dazu.

Das ist das preußische Prinzip: Alle zu heben, und niemanden sacken zu lassen, eine »Ertüchtigung« aller Stände, Schichten und Menschen, Wirtschaft als ein Ineinander von materieller und ideeller Allokation, eine Gleichzeitigkeit von wirtschaftlichem und kulturellem Wachstum, und eben immer wieder Hegels Hebung des »allgemeinen Vermögens«, die Birger P. Priddat als eine »sublunare Theoriefigur in der deutschen Ökonomie« bezeichnet. Auch die später so geschichtsmächtig gewordene linke Schwester dieser Kritik, der Marxismus also, stammt aus demselben Humus, was man seiner frühen, kritischen Seite noch anmerkt, während Marx sich später revolutionsgewißheitshalber, aber mit sichtbar melancholisch eingetrübtem Temperament, hinter den »wegbereitenden« Lauf der Dinge klemmen mußte.

Das Absinken ganzer Schichten, denen jede ökonomische Reserve und schließlich auch die Fähigkeit zur »Selbstanspannung« abhanden kommt, die »Proletarisierung« also, die mögliche Ansteckung mit dem »hochgradig pathologischen Charakter der englischen Gesellschaftsstruktur« (Röpke), war ein Schreckensbild, das die deutsche Ökonomie seit dem späten 19. Jahrhundert stets begleitete und sie bis in die 1960er Jahre nicht mehr verließ.

Was auch immer über diesen »Gemeinschaftsgedanken« der Deutschen ausgeschüttet wurde, welche Dämonen in ihm gesucht und gefunden wurden, seit mindestens zehn Jahren nimmt die Faszination dieser anderen wirtschaftlichen Orientierung unübersehbar zu. (Sie ist, auch von ihren ausländischen Bewunderern, schwer ansprechbar, am unverdächtigsten noch als »stakeholder-socitey«). Und selbst der mentalitätslinke, us-amerikanische Soziologe Richard Sennet weiß in seinem Ekel vor dem neoliberalen Furor heute nicht mehr, wohin er gedanklich anders flüchten sollte als in das preußische Modell, auf das er wehmütig zurückblickt: »Es funktionierte ja. Immerhin sorgte es für soziale Integration ..., das Modell bildete einen bemerkenswerten Gegensatz zum Kapitalismus von heute, der Menschen nicht einbezieht, sondern ausschließt .... Es diente den gewöhnlichen Leuten, indem es ihnen eine Lebensgeschichte gab; sie wußten, wo sie hingehörten. Doch im ausgehenden 20. Jahrhundert zerfiel es.« (Weltwoche Nr. 31, 2005).

Es zerfiel erstens nicht ganz von selbst und zweitens auch nicht vollständig. Aber es war (siehe oben) in seinem »reaktionären« Festhalten an einem »eigenen Weg« ein Stein des Anstoßes und damit Ursache für den großen Krieg im 20. Jahrhundert, dessen erste Runde 1914 begann: Bei Max Scheler ist zu lesen, daß dieser im Kern deutsch-englische Krieg von deutscher Seite »... auf Befreiung abzielt von jenen neukapitalistischen Lebensformen überhaupt, in denen mit England zu konkurrieren und sie dabei selbst anzunehmen, die welthistorische Situation uns zwang. Nicht also siegreiche Konkurrenz mit England, sondern steigende Erlösung vom Zwang einer Konkurrenz mit England ... ist das Hauptziel (... dieses Krieges). Der Kapitalistische Geist Deutschlands - so mächtig er schließlich wurde - ist nicht aus deutschem Wesen autochthon entsprungen, sondern nur in gleichem Maße entstanden, als der Eintritt in die uns umgebende Weltwirtschaft und der damit erst gegebene Konkurrenzzwang ihn uns im Gegensatze zu unserer älteren, nach dem Gegenseitigkeitsprinzip organisierten Wirtschaft aufnötigten.« (Max Scheler, Genius des Krieges, 1914)-

Es ist diese Ausgangslage, die im Deutschland der Vorkriegszeit so etwas wie einen antikolonialistischen Affekt hervorruft mit Motivlagen und Argumentationsmustern, die Rolf Peter Sieferle (in seinem Epochenwechsel, 1994) in den antiimperialistischen und antikolonialistischen Bewegungen der 1950er bis 1970er Jahre wiederfindet. Deutschland also als »antikolonialistische Vormacht« (Johann Plenge, 1919)?  Und das führt zu einer Antwort auf die völlig tabuisierte, aber nicht dauernd stillzustellende Frage, aus welchen Quellen den damaligen Deutschen die Kraft zuwuchs, zweimal innerhalb eines halben Jahrhunderts gegen alle Großmächte zu kämpfen und jeweils nur knapp zu unterliegen.

Der Widerstand jedenfalls zog sich durch in einer nie vollständig unterbrochenen Linie von Hegel, Novalis, Friedrich List, Roscher, Schmoller, Sombart, und dann, nach dem zweiten Teil dieses 30jährigen Krieges, noch einmal durch die Freiburger Schule von Rüstow und Röpke wiederbelebt, deren Ton in ihren letzten Jahrzehnten immer schärfer wurde. Was die in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren hochkritisch gewordene Freiburger Schule um Rüstow und Röpke gegen die »Staatskrippen-Tendenzen« argumentativ aufbietet und als »Vitalpolitik« auf einen faßbaren und klingenden Begriff bringt, lohnt heute jedes Studium. Bei Manuscriptum erscheint in Kürze eine Röpke-Auswahl in diesem Sinne. Und 2003 hat Werner Abelshauser den Faden noch einmal aufgenommen und den deutschen »Sonderweg« erstaunlich unumwunden als Gegenstand und Anlaß eines langandauernden »Kulturkampfs« bezeichnet, der (aus seiner Sicht) im 2. Weltkrieg heiß geworden sei, »... daß der 2. Weltkrieg auch als Bruderkrieg zwischen unterschiedlichen Zweigen der kapitalistischen Großfamilie ausgetragen wurde und die Beseitigung korporativistischer Besonderheiten des deutschen Wirtschaftssystems weit oben auf der Liste amerikanischer Kriegsziele stand«.

Aber auch die totale Niederlage 1945 konnten die Traditionslinien nicht kappen. Der Rheinische Kapitalismus war so wenig angelsächsisch wie der Preußische Sozialismus marxistisch war. Und noch die Deutschland-AG der 1970er und 1980er Jahre war eine weitere, schon etwas schwundhafte Evolutionsform auf der langen Linie; sie wurde erst in den späten 1990er Jahren mit der ökonomischen »Modernisierung« Deutschlands und der Öffnung für die »internationalen Kapitalmärkte« gesetzgeberisch geschleift - konsequenterweise durch die »68er« im Amte, die, wie schon 30 Jahre vorher kulturell, diesmal auf ordnungspolitischem Feld Deutschland zu einer weiteren Ankunft im Westen verhalfen - also einer weiteren Ankunft in der Mitte des Bergrutsches, diesmal aber ganz kurz vor dessen längst absehbarem Aufschlag im Tale.

* * *

Wir haben es wieder und wieder gehört: Deutschland, die widerlegte Nation. Worin eigentlich widerlegt? .... Gewiß; in seinem Beharren auf einem Recht zum »eigenen Weg« (das es im übrigen mit China und Japan teilte, die deswegen auch den angelsächsischen Knüppel zu spüren kriegten) sicher nicht oder nur militärisch. In der Gangbarkeit dieses Weges noch viel weniger. Es illustriert - wahlweise die Ironie oder die Logik der Geschichte, daß Deutschland und Japan noch über eine weitgehend intakte, vielfältige, im Notfall konversionsfähige industrielle Infrastruktur verfügen, während England und die USA in dieser Hinsicht mittlerweile reines Brachland sind.

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Jeffrey Herf wollte in seinem Reactionary Modernism noch in Horkheimers und Adornos Dialektik der Aufklärung (1947) einen Übergriff sehen, weil auch darin ein deutsches Denkproblem zu einem Weltproblem gemacht werde. Nein, Deutschland hat sich tatsächlich »den Kopf zerbrochen« für die Welt - und zwar auf der Suche nach Wegen, auf denen sich vorbeikommen ließe an genau der zivilisatorischen Sackgasse, an deren Ende die Welt jetzt in völliger Rat- und Orientierungslosigkeit herumrennt.“ (Zitat-Ende).

 

Hubert Brune
- Das moderne goldene Zeitalter Deutschlands und die globale Finanzkrise -

„Erinnert sei an unsere »Hochzeit« - die Hochzeit innerhalb des modernen goldenen Zeitalters Deutschlands:

Deutschland war mehr als ein Jahrhundert lang in allen Bereichen Weltmeister. In jeder Hinsicht, denn Deutschland war auf allen Gebieten Weltführer. Deutschland hatte auf den modernsten Gebieten der Technik die Weltführerschaft, vor allem in Elektrizität, Optik, Chemie, Spezialmaschinen, Feinmechanik, Spielzeug, Musikinstrumente, Maschinenbau überhaupt u.v.m. (eben: Weltmeister in Technik und Wissenschaft), daher auch bei weitem die meisten Nobelpreisträger (**). »Ursächlich für diese Erfolge waren die sprichwörtliche Rechtssicherheit und die in der ... Tradition gewachsenen ... Tugenden: Bildung, Fleiß, Ordnung, Disziplin, Eigenständigkeit und Einfallsreichtum (Kreativität). .... Deutschland beherrschte in Chemie und Pharmazie den Weltmarkt mit 87% (Apotheke der Welt!). Deutschland hatte auf dem Weltmarkt die Führungsrolle auf allen Anwendungsgebieten der Elektrizität. In der optischen Industrie besaß Deutschland eine führende Weltmarktstellung. In der Quantität (Stapelware) war das englische Außenhandelsvolumen größer als das deutsche, in technischen Qualitätsprodukten dagegen war es erheblich geringer. .... Deutschland hatte »die besten durchschnittlichen Lebensverhältnisse.« (Ehrhardt Bödecker, a.a.O., 2004, S. 195, 232, 233 [**]). Deutschland war mit weitem Abstand das in der Welt führende Land der Wissenschaft und Bildung! (**|**). Deutschland hatte weltweit - und wiederum mit weitem Abstand - die beste Sozial-, Alters- und Gesundheitsfürsorge. Dieses Versicherungssystem war und ist (!) selbst eine Exportware, ein Schlager mit Weltformat, ein Welthit - weil eben erwünscht. Deutschlands Wirtschaft - in Verbindung mit der einzigartigen Sozialpolitik - war die erfolgreichste der Welt, die Verwaltung und Gesetze wurden fast überall in der Welt kopiert. Als Land der »Dichter und Denker« galt Deutschland auch vorher immer schon als die Kulturnation. Weltführung in Kultur und Technik, Wirtschaft und Kunst - diesen Weltmeistertitel hat bisher nur eine Nation erreicht: Deutschland. Deshalb ist es auch kein Wunder, daß »bis 1918 40% aller Nobelpreise an deutsche Wissenschaftler verliehen wurden, 80% der wissenschaftlichen Literatur in der Welt bis 1939 nicht in englischer, sondern in deutscher Sprache erschienen, die internationale Wissenschaftssprache deutsch und nicht englisch war, Deutschland im Gegensatz zu allen anderen Ländern so gut wie keine Analphabeten mehr kannte, die deutschen Universitäten zum begehrten Ziel ausländischer Studenten wurden, die deutsche medizinische Wissenschaft an der Weltspitze stand« (Ehrhardt Bödecker, a.a.O., 2004, S. 268-269 [**|**]) sowie insgesamt die deutsche Wissenschaft, besonders die deutsche Naturwissenschaft, und überhaupt die deutsche Technik an der Weltspitze stand. Mit weitem Abstand zu den Verfolgern. Erst nach dem 2. Weltkrieg verlor Deutschland einige technische Gebiete an die USA, die Forscher aus Deutschland rauben konnten (nur ein Beispiel unter vielen: Wernher von Braun), weil sie aus dem 2. Weltkrieg als Sieger hervorgingen. Doch auch nach dem 2. Weltkrieg hat Deutschland seinen Weltmeistertitel gut verteidigt, und erst die Entwicklungen seit 1990/2000 zeigen erstmals einen fremd anmutenden negativen Trend an. Das wird unsere Feinde, die heute größtenteils unter uns weilen, freuen. Doch mögen diese Neider auch noch so viele Märchen in die Welt setzen, auf diesen Weltmeistertitel - ich nenne ihn Bildung - können wir stolz sein. Der Neid aber - ich nenne ihn Einbildung - will immer schon die Zerstörung. Bleibt nur noch zu sagen, daß Deutschlands Konkurrenz deswegen auf die zerstörerische Verdrängung zwanghaft angewiesen ist, weil sie unser Deutschland, nämlich seine »einzigartige Erfolgsgeschichte auf allen Gebieten, bewundert und beneidet.« (Ehrhardt Bödecker, a.a.O., 2004, S. 214 [**]). Deutschland war damals die Supermacht, also die größte Weltmacht - vergleichbar mit den USA der 1990er Jahre.

Deutschland hatte damals das beste Bildungssystem der Welt, die besten Schulen und Universitäten der Welt (und schon seit Beginn der Vergabe von Nobelpreisen die mit weitem Abstand meisten Nobelpreisträger der Welt), die besten Techniker und Wissenschaftler der Welt, die beste und stärkste Armee der Welt, die beste (»schlanke«, effizienteste) Verwaltung der Welt, die beste Wirtschaft der Welt, die größte (und auch in allen Bereichen größte) Industrie der Welt, die geringsten Staatsschulden der Welt, die geringste Steuerbelastung der Welt, die meisten Kreativen der Welt, die meisten Reichen der Welt, die wenigsten Armen der Welt, die wenigsten Kriminellen der Welt, die wenigsten (0,9%) Analphabeten der Welt, die geringste (1% bis 2%) Arbeitslosigkeit der Welt, das beste Gesundheitssystem der Welt, das beste Sozialsystem der Welt, das beste Alters- und Rentensystem der Welt, die beste Rechtssicherheit der Welt, den besten Arbeitsschutz der Welt, die besten Prudukte der Welt (»Made in Germany« = 1. Qualität der Welt), das beste (demokratischste) Parlament der Welt, die besten Lebensverhältnisse der Welt ... u.s.w. u.s.w. u.s.w. ..., ja eben überhaupt die beste Nation der Welt. (**). Beispielsweise konnte ein gelernter Maurer in Deutschland mit nur drei Wochenlöhnen die Jahresmiete seiner Wohnung bezahlen. An den deutschen Börsen stiegen die Aktien vornehmlich dann, wenn die Arbeitslosigkeit abnahm, und fielen, wenn sie zunahm - und das bei einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 1% bis 2% bei ständig steigender Zahl von Arbeitssuchenden. Die Staatsquote als der Staatsanteil betrug nur rd. 10% (zum Vergleich: in den 1990er Jahren betrug in der Bundesrepublik Deutschland der Staatsanteil zwischen 50 und 60 Prozent [**|**|**]). Dies alles wäre ohne wissenschaftliche, technische, wirtschaftliche, soziale und politische Freiheit niemals möglich gewesen. Deshalb sei an dieser Stelle ausdrücklich gewarnt vor den Lügen der heutigen Parteipolitiker, die vor allem deshalb lügen, weil sie ihre Macht sichern wollen, weil sie Angst davor haben, daß ihre Wähler bessere Politiker wählen könnten, weil sie nicht denselben Mut haben wie die damaligen Politiker des Deutschen Reiches.

Für die heutige globale Finanzkrise gibt es nur einen Ausweg (auch und gerade dann, wenn er mit viel Neid als »Sonderweg« bezeichnet wird): das Deutsche System - ob man es nun die Deutsche Marktwirtschaft, die Ökologische Marktwirtschaft, die Soziale Marktwirtschaft, die Ökosoziale Marktwirtschaft, den Deutschen Kapitalismus, den Deutschen Sozialismus, den Rheinischen Kapitalismus, den Rheinischen Sozialismus, den Preußischen Kapitalismus, den Preußischen Sozialismus, die Deutschland AG oder sonstwie nennt -, gemeint ist hier die Deutsche Wirtschaftsform als ein Teil der Deutschen Gemeinschaftsform, die bekanntlich auch Deutsche Kulturnation oder Deutsche Technik- und Wissenschaftsnation (Land der Dichter und Denker) genannt wird, die erfolgreichste der Welt.

Der Deutsche oder auch Preußische Sozialismus ist nicht der linke Sozialismus, also der Kommunismus mit seinen Varianten; es ist damit überhaupt nicht so sehr ein vom Staat dirigierter oder gar kommandierter Sozialismus gemeint, sondern jener alte Sozialismus, der sich aus dem Zusammenspiel zwischen Markt und Gemeinschaft, begleitet von einem Staat mit einer sehr schlanken und deshalb sehr effizienten Verwaltung (**), fast wie von selbst ergibt - fast deshalb, weil immer nur fast eine freie Marktwirtschaft existieren kann. Noch Ludwig Erhard hat nicht so gern Soziale Marktwirtschaft gesagt, sondern immer wieder darauf hingeweisen, daß der freie Markt das eigentlich Soziale sei, daß nur eine freie Marktwirtschaft zugleich auch eine soziale sei. Jedenfalls ist sicher, daß der Staat sich möglichst aus Markt und Gemeinschaft heraushalten sollte. Ein Musterbeispiel hierzu liefert das Deutsche System (**) zur »Hochzeit« des modernen goldenen Zeitalters Deutschlands (**). Daß Deutschland damals in allen (allen!) Bereichen Weltführer (**) war, hat seinen Grund in der deutschen Tradition, in den typisch deutschen Tugenden als Voraussetzungen für den Erfolg dieses Deutschen Systems, der Deutschen Ordnung.

Heute sind es bei uns mittlerweile »gerade die antimarktwirtschaftlichen Steuer- und Abgaben-Exzesse, die politische Regelungswut und die arbeits- und tarifrechtlichen Hindernisse, welche den Mittelstand - und somit die echten (Eigentümer-)Unternehmer - immer mehr schwächen und ausdünnen. Genau diese aber sind - oder wären - das Lebenselixier der Marktwirtschaft und könnten die Konzerne das Fürchten lehren.« (Roland Baader, Die wahre Macht des Kapitals, in: JF, 13.05.2005 **). Außerdem sei den angeblichen Moralisten gesagt: »Erzwungene Moral ist keine Moral. Und Freiheit kann es nur in einer Ordnung geben, in welcher die Eigentumsrechte respektiert werden. Am sichersten und besten geschieht dies im Kapitalismus.« (Ebd. **). Das ist die wahre Deutsche Ordnung, und sie war am erfolgreichsten v.a. zur »Hochzeit« des modernen goldenen Zeitalters Deutschlands (**). Damals lag der Staatsanteil bei nur 5% (**), in der heutigen Bundesrepublik Deutschland liegt er bei rund 70%. Rund 70%, das ist wahnsinnig, schrecklich, ein Horror! In der Kategorie »Umfang der Staatstätigkeit« stand die Bundesrepublik 2007 »auf Platz 102 von 123 Staaten und damit nahe bei diktatorisch regierten Staaten«, bei der »Regulierung des Arbeitsmarktes« »auf Platz 115 von 131 Staaten. (Vgl. F.A.Z., 01.11.2007, S. 12 **).« (Max Eichenhain, 2034 - Abschied vom Abendland, 2007, S. 191 **). Es soll hier aber auch nicht der übertriebene Liberalismus gelobt, sondern lediglich darauf hingewiesen werden, daß ein vom Staat verordneter Kollektivismus (fast immer ist er ein Links-Sozialismus **) falsch, böse, häßlich ist; er ist also in logischer, ethischer, ästhetischer, in jeder Hinsicht die schlechteste Lösung von allen. Kollektivformen (**|**) gibt es auch ohne Staat; der Staat muß sich aus ihnen möglichst heraushalten; ein kollektivistischer Staat will Formen diktieren, die es schon lange vor der Zeit des Staates gab; ein kollektivistischer Staat schreibt kurz vor seinem Ende sogar vor, wann wer mit wem wie und um welche Uhrzeit ins Bett gehen muß. Der Staat soll die Gemeinschaft in Ruhe lassen, anders gesagt: der Staatsanteil muß stets unter 15% und über 5% bleiben (meine Faustregel!). Der Staat soll sich nur da einmischen, wo es wirklich erforderlich ist, z.B. dann, wenn die Rahmenbedingungen verletzt worden sind. Und diese Rahmenbedingungen darf er nicht ständig erweitern, verengen oder sonstwie auf ein von ihm bevorzugtes Maß verändern. Ein Staatsanteil von 10%, wie er früher in Deutschland üblich war, ist also eine optimale Lösung. Um einen solchen schlanken Staat wieder zu erreichen, bedarf es aber erst einmal der Erinnerung an die Zeit, in der in Deutschland alles am besten und optimalsten war (**|**), also v.a. an die »Hochzeit« seines modernen goldenen Zeitalters:

Deutschlands modernes goldenes Zeitalter hatte seine »Vorlaufzeit« (in etwa von 1780 bis 1860), seine »Hochzeit« (in etwa von 1860 bis 1960) und seine »Auslaufzeit« (in etwa von 1960 bis ....). Jede dieser drei Zeiteinheiten kann wiederum in mindestens drei kleinere Zeiteinheiten (Zeitstufen) unterteilt werden. Für unser Thema am interessantesten ist natürlich die Hochzeit, also in etwa die Zeit von 1860 bis 1960, und in deren Mitte finden wir nicht zufällig die von Kaiser Wilhelm II. stark geprägte Zeit, die deshalb auch »Wilhelminismus« genannt wird.

Damit müssen wir uns ein bißchen näher beschäftigen und dabei auch die Vorurteile der »68er« als Lug und Betrug entlarven, z.B. auch die von den »68ern« hochgejubelte, von Fritz Fischer 1961 aufgestellte unsinnige These. Wenn Wilhelm z.B. 1892 in das Goldene Buch der Stadt München schrieb: »Der Wille des Königs sei das höchste Gesetz«, meinte er nicht sich selbst, wie die »68er« und andere Linke gern glaubten und immer noch glauben, sondern er spielt auf die Situation in Bayern an, wo nach der Entmündigung Ludwig II. die Monarchie akut gefährdet war. Eberhard Straub beschreibt in seinem 2008 erschienen Buch (Kaiser Wilhelm II. in der Politik seiner Zeit - Die Erfindung des Reiches aus dem Geist der Moderne) die 26 Jahre vom Regierungsantritt Wilhelms II. bis zum Beginn des 1. Weltkriegs sogar »als die großartigste Epoche, die Deutschland in seiner jüngeren Geschichte erlebt hat.« (Erik Lehnert, Wer war der Kaiser?, in: Sezession, Dezember 2008, S. 33). Der Aufschwung in Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und allem sei in dieser Zeit besonders einzigartig gewesen, und wenn er für Deutschland, das ja ohnehin als die Kulturnation überhaupt galt, einen Aufschwung für diese Zeit konstatiert, so bedeutet das, daß er einen nochmaligen Aufschwung innerhalb eines schon seit langem andauernden Aufschwungs konstatiert. Und Lehnert bemerkt: »Hinzu kommt, daß diese Ära sicher die Zeit der größten persönlichen Freiheit war, die es je gegeben hat. Das haben vor Straub schon andere festgestellt, etwa Golo Mann und Karl Jaspers, aber es ist in Vergessenheit geraten. Straub stellt den großen Anteil heraus, den Wilhelm II. an dieser Blüte hatte.« (Ebd.). Lehnert erinnert auch an Niall Ferguson, der in seinem 1999 erschienenen Buch (Der falsche Krieg) »England als die kriegstreibende Macht herausstellt«, und an die 2008 erschienene Wilhelm-Biographie von Christopher Clark, in der es u.a. heißt: »In der Literatur über diese Periode - und im allgemeinen, heutigen Bewußtsein - ist die verblüffende Tendenz zu beobachten, die Angelegenheit aus englischer Sicht zu betrachten, implizit die Vorstellung zu akzeptieren, daß die britische, koloniale Ausdehnung und die britischen Auffassungen vom Recht der Briten eine ›natürliche Ordnung‹ bildeten, in deren Licht die deutschen Proteste (hier ist die Krüger-Depesche gemeint) offensichtlich mutwillige Provokationen waren.«  (Christopher Clark, Wilhelm II. - Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers, 2008). »Dieser nüchterne Blick auf die Dinge kann dann auch erkennen, daß Wilhelm II. am Ausbruch des Ersten Weltkriegs unschuldig ist, er ihn bis zum Schluß nicht gewollt hat (**). In Straubs Eloge wird noch etwas deutlich: Es handelte sich beim ›Wilhelminismus‹ um ein eminent modernes Phänomen. Der Kaiser war kein Autokrat, aber eben auch kein ›Frühstückspräsident‹. Er war so etwas wie eine überparteiliche Instanz, die - als preußischer König von Gott als Kaiser wohl lediglich historisch legitimiert - den gesellschaftlichen Ausgleich herbeiführen wollte und oft auch konnte. Das System hatte die Vorzüge, die man heute an Präsidialdemokratien oder konstitutionellen Monarchien beobachten kann: Es hatte ein Zentrum, an dem der Parteienstreit ruhte (selbst die Sozialdemokraten machten da selten eine Ausnahme). Deutschland war ein junger Nationalstaat mit einem ›Demokraten auf dem Thron‹ (Straub): Ohne den Reichstag konnte er nichts, gegen das Volk wollte er nichts unternehmen. Was seine Minister und Berater betrifft, war das Verhältnis von Fall zu Fall sehr verschieden. Der Kaiser hatte sicher so etwas wie eine ›Richtlinienkompetenz‹, doch die Richtlinie stand nicht fest und war von den Leuten abhängig, die ›Zugang zum Machthaber‹ (Carl Schmitt) hatten - aber das war in England nicht anders.«  (Erik Lehnert, ebd.). Damals war Deutschland viel demokratischer als England und fast alle anderen Staaten der Welt (**).

Deutschland war damals so eindeutig die stärkste Macht, daß unter seiner Führung die Einigung Europas gekommen wäre, wenn nicht die späteren Weltkriegsgegner genau dies mit ihrem Neid und ihrer Kriegshetze verhindert hätten. »Der englische Historiker Niall Ferguson hatte etwas ganz Ähnliches im Sinn, als er feststellte: »Wir Engländer haben es im 1. Weltkrieg ganz falsch gemacht, die Deutschen zu bekämpfen und mit Hilfe der USA zu besiegen; denn hätten die Deutschen gesiegt, dann wäre die gegenwärtig sich vollziehende Einigung Europas schon vierzig oder fünfzig Jahre früher eingetreten.« (Ernst Nolte / Siegfried Gerlich, Einblick in ein Gesamtwerk, 2005, S. 119 **). Die Tatsache, daß Deutschland zwei Weltkriege verloren hat - und das auch nur knapp, denn es hätte sie auch gewinnen können (**) -, beweist ebenfalls, daß Deutschland mindestens 100 Jahre lang die erfolgreichste Nation der Welt war (**). Kein anderes Land hätte gegen den Rest der Welt so lange mit so viel Erfolg Krieg führen können (**|**). Und weil so viele ausländische Nationen damals so neidisch auf Deutschland als die erfolgreichste und stärkste Macht der Welt waren, wurde die Einigung Europas, die ja schon damals von Deutschland ausdrücklich gewollt war, von den ausländischen Neidern verhindert.

Die erfolgreichste Nation der Welt (**|**) - dieser Titel ging um 1860 von England auf Deutschland und um 1960 von Deutschland auf die USA über. Deutschland hat ihn ein Jahrhundert lang, vielleicht sogar etwas länger als ein Jahrhundert lang behauptet. Ob die USA fähig sein werden, auch dies nachzumachen?

Das, was wir dringend brauchen, ist eine Restauration des politischen und wirtschaftlichen Systems, und zwar sofort. Diese Restauration brauchen wir nicht so sehr zu nostalgischen bzw. utopischen Zwecken, sondern ausschließlich zu einem auf die Zukunft (wegen der Verantwortung gegenüber unseren Nachkommen) ausgerichteten und sich dabei an der Vergangenheit (wegen der Erfolge unserer Vorfahren) orientierenden Zweck. Machen wir uns also nichts vor; denn sogar dann, wenn die in der folgenden Tabelle (**) genannten Ziele bald erreicht würden, würden leider immer noch nicht alle Kriterien erfüllt sein, um die ehemalige Spitzenreiterrolle Deutschlands in der Welt zurückerobern zu können; denn gerade das, was Deutschland damals so erfolgreich werden ließ, hatte seine Gründe in der Tradition, und gerade die wurde und wird ja von den Neidischen, Dummen und Micheligen bekämpft - trotz des Gewinns für alle.

In rund 75 von den mindestens 100 Jahren, in denen Deutschland die erfolgreichste Nation der Welt war (**), gab es hier auch die richtige - weil gesunde - Mischung aus Demokratie, Aristokratie, Monarchie (**), aus Links-Sozialismus, Rechts-Sozialismus, Liberalismus (**). Daß z.B. Demokratie und extremer Liberalismus genauso schlecht verträglich sind wie Demokratie und die extremen Sozialismen von links und rechts (**), haben viele längst vergessen, weil ihnen seit 1918 (kein Zufall!) und besonders seit 1945 (kein Zufall!) das angelsächsiche Modell, in dem der (wirtschaftliche) Liberalismus dominiert und folglich gerade die Demokratie faktisch so gut wie gar nicht existiert, eingeredet worden ist - obwohl das nie so richtig geklappt hat: bis 1998, als der Verrat am Deutschen System (**) durch die extrem (neo-)imperialistischen, extrem (neo-)kapitalistischen, extrem (neo-)liberalistischen »Rotgrünen« unter Schröder und Fischer begann (**). Deren Nachfolger erkannten die Fehler immerhin, aber unternahmen fast nichts, um sie zu korrigieren. Auch das zeigt, wie sehr meine empfohlene Restauration des politischen und wirtschaftlichen Systems dringend notwendig ist.

Hier nur einige (der mittlerweile unzähligen) Punkte zur Restauration:
1.) Politisches System
1.1) Rechtspolitisches Subsystem
- Präsididiale DemokratieDeutschlands Weimarer Republik war eine Präsidialdemokratie und neben der ihr vorhergegangenen parlamentarischen Monarchie des 2. Kaiserreiches das modernste und demokratischste Politsystem Deutschlands. Der Kaiser und nach ihm erst recht der Reichspräsident regierten präsidialdemokratisch. Der Reichspräsident wurde direkt vom Volk gewählt. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik gibt es nicht wirklich ein demokratisches Politsystem, sondern nur einen äußerst negativen Parlamentarismus der Parteien; oppositionelle Parteien sind verboten oder werden von Verfasunsgschutz, Polizei und „Undercover“-Agenten des Parteienstaates so lange ausspioniert, bespitzelt und provoziert, bis sie endlich verboten werden können (**|**); außerdem werden die Parlamentarier gar nicht vom Volk gewählt, weil sie über »Listen« ins Parlament einziehen; und auch der Bundespräsident z.B., obwohl er nur Repräsentant ist, darf vom Volk nicht gewählt werden.
- VolksabstimmungenDemokratie heißt Volksherrschaft, und dazu gehören auch Volksabstimmungen. In der Weimarer Republik gab es Volksabstimmungen, in der Bundesrepublik gibt es sie nicht. Bundesrepublikanische Herrschaften reden nur von Demokratie, praktizieren sie aber nicht, lassen sie auch gar nicht zu, verhindern sie, wo es ihnen nur möglich ist. In der Bundesrepublik gibt es keine Demokratie.
- VolksvertretungVolksvertretung ist das richtige, Parlament das falsche Wort in einer Demokratie. Deutschlands Parlamentarier müssen wieder direkt vom Volk gewählt werden und dürfen nicht mehr - wie in der Bundesrepublik - über »Listen« und ähnlichen Klüngel ihre Sitze im Parlament erhalten. Jeder Abgeordnete muß direkt vom Volk gewählt werden. Listen darf es nicht mehr geben. Während der Abgeordnetenzeit müssen Parteimitgliedschaften ruhen. Fraktionen darf es nicht geben. Deutschlands Parlament darf nicht ein »Elfenbeinturm für Parlamentarier« sein wie in der Bundesrepublik, sondern muß wieder ein Ort für Volksvertreter werden. Die Wahlbeteiligung soll die Größe des Parlaments bestimmen - so war es nämlich in der Weimarer Republik, als die Zahl der Sitze im Reichstag sich der veränderten Wahlbeteiligung anzupassen hatte. Wir müssen also mehr Geschichte wagen, mehr Nation wagen, mehr Demokratie wagen.
- RegierungRegierungen müssen direkt vom Volk gewählt oder vom Präsidenten einberufen werden. In der Bundesrepublik wird die Regierung von den Parteien der Parlamentarier bestimmt. Alle Minister sind den Parteipolitikern bereits vor der Wahl bekannt. Das Volk will aber eine Demokratie und darum bestimmen, zumindest mitbestimmen oder aber durch einen von ihm selbst direkt gewählten Präsidenten bestimmen lassen, wer Regierungsverantwortung übernimmt.
- GewaltenteilungGewaltenteilung muß ohne Klüngel funktionieren. Ämter dürfen nur durch kontrollierbare Wahl und nicht durch Absprache vergeben werden. In der Bundesrepublik werden Exekutive, Legislative und Judikative ausschließlich von den etablierten Parteien bestimmt, und weil solche Parteien sich in der Sache einig sind, bilden sie faktisch eine einzige Blockpartei und also einen totalitären Parteienstaat.
- VerfassungVerfassung statt »Grundgesetz«. Das bundesrepublikanische »Grundgesetz« klingt, wie schon das Wort verrät, nach Gesetz im Sinne von Vorschrift oder sogar Diktat, jedenfalls nicht nach einer Verfassung, in der zu sein eine Gemeinschaft als eine Nation, ein Volk, eine Demokratie verbindlich Zeugnis ablegt. Die Verfassung muß am Volk und darum an der Volksherrschaft (= Demokratie) orientiert sein.
- FöderalismusHandlungsfähigkeit wird vom bundesrepublikanischen Föderalimus regelrecht zerstört. Der Föderalismus soll darum stark eingeschränkt oder sogar ganz abgeschafft werden.
1.2) Wirtschaftspolitisches Subsystem
- WirtschaftspolitikRotgrüne, und zwar unter der Verantwortung von Schröder und Fischer, haben das, was ihre Vorgänger die »Deutschland AG« (**|**) nannten, erheblich beschädigt. Wenn wir diese verbrecherische Politik nicht möglichst bald ändern (restaurieren), werden die globalen Finanzkrisen einen immer größeren Umfang annehmen und die meisten von uns ruinieren. **
- FinanzpolitikVertrag von Maastricht heißt jener Jammer, der im Dezember 1991 beschlossen wurde, am 7. Februar 1992 unterzeichnet wurde, am 1. November 1993 in Kraft trat und dazu führte, daß am 1. Januar 1999 die Währungshoheit der einzelnen EU-Länder auf die Europäische Zentralbank (EZB) überging. Aus Protest gegen diesen Maastrichter Vertrag (ja überhaupt aus Protest gegen die gesamte Finanz- und Wirtschaftspolitik der damaligen Regierung unter Kohl und Genscher) trat der damalige Präsident der Bundesbank, Karl Otto Pöhl (*01.12.1929), von seinem Amt zurück. Das geschah nicht zufällig: Pöhl hat die globale Finanzkrise vorausgesehen. Die Zentralbank der EU (EZB) betreibt eine ähnlich fiese und miese Geldpolitik wie die Zentralbank der USA (Fed). Beide müssen aber dringend lernen, ihre Geldpolitik an der Geldmenge auszurichten. Sie müssen vom Deutschen System (**) lernen: die Bundesbank hatte ihre Geldpolitik immer an der Geldmenge ausgerichtet: die Zinsen erhöht, wenn die Geldmenge gestiegen war, um so einen Kassenüberschuß in der Wirtschaft zu verhindern. **
1.3) Andere politische Subsysteme
- AußenpolitikAußenpolitik bedeutet: die politischen Interessen der Nation nach außen vertreten. Aber unsere Außenminister vertreten - wie alle anderen bei uns Herrschenden - die Interessen des Auslands. Unsere Außenpolitik ist nur noch eine Auslandsinteressenpolitik. Das muß sich unbedingt ändern. Das Deutsche Volk wollte und will nicht am Hindukusch, in Israel, Palästina, Guantánamo, auf dem Mond oder sonstwo von Fremden oder Nichtfremden-im-Dienste-der-Fremden belogen und betrogen werden. Das Deutsche Volk will, daß seine Interessen im Inland und im Ausland von seiner Regierung vertreten und verteidigt (**) werden. **
- BevölkerungspolitikBevölkerungspolitik bedeutet besonders Nachwuchspolitik, d.h. Familienpolitik. Hierzu gilt ähnliches zu sagen wie zur Bildungspolitik. Wer auf Nachkommenschaft verzichtet - wie die bundesrepublikanischen Politiker -, ist bald pleite. Die bundesrepublikanischen Politiker praktizieren eine antideutsche und also auch antidemokratische Politik, wollen die Parallelgesellschaften (euphemistisch »Multli-Kulti-Gesellschaft« genannt), also den Bürgerkrieg, die Brasilianisierung (**), den »neu-mittealterlichen« Feudalismus. Jeder weiß: Zuwanderung ist keine Lösung, sondern das Gegenteil; Zuwanderung verschärft das Nachwuchsproblem, Zuwanderung macht noch mehr Probleme (z.B. solche, die es vorher in Deutschland gar nicht gab), Zuwanderung ist zu gefährlich und zu teuer (**). **
- BildungspolitikBildung ist das bedeutendste Gut, und das ja wohl erst recht für Deutschland als das Land der Dichter und Denker, die Technik- und Wissenschaftsnation. Wer die Bildung vernachlässigt - wie die bundesrepublikanischen Politiker -, ist bald pleite. Leider ist die Politik kein verantwortungsbewußtes Wirtschaftsunternehmen, denn sonst hätte die bundesrepublikanische Politik schon in den 1960er Jahren Konkurs anmelden müssen. Kein einziges Wirtschaftsunternehmen verzichtet auf Forschung und Entwicklung; die bundesrepublikanische Politik aber tut gerade dies am liebsten. **
- VerteidigungspolitikVerteidigungspolitik bedeutet Politik zur Verteidigung der Nation und der Demokratie (d.h. des Volkes), deshalb dürfen die bundesrepublikanischen Politiker nicht weiterhin Stiefelputzer der USA (mit Israel zusammen: Usrael) bleiben und ihnen jeden Wunsch erfüllen. Um nicht weiterhin herumkommandiert zu werden, nicht weiterhin erpreßbar zu bleiben und endlich eine eigenständige, d.h. Nation und Demokratie (also: Volk) dienende Verteidigungspolitik durchzusetzen, muß atomar aufgerüstet werden (**). Natürlich wird es da Gegner geben, doch die sind zumeist vom Ausland ferngelenkt. Außerdem müssen außenpolitische Vorkehrungen getroffen werden, z.B. der Abzug aller ausländischen Soldaten. U.U. muß sogar die NATO verlassen werden, denn die hatte sowieso nur im »Kalten Krieg« einen Sinn (**). Zumindest jedoch sollte den (ehemaligen) NATO-Partnern verdeutlicht werden, daß auch Deutsche ein Recht auf Selbstverteidigung haben. **
- InnenpolitikSicherheit ja, Staatssicherheit nein: Stasi raus! Einen Überwachungsstaat brauchen wir nicht, und die Probleme, die wir mit dem Islamterror(ismus) haben, haben unsere Politiker und die sie stark beeinflussenden Lobbygruppen doch selbst ins Land geholt, weshalb nicht ein Überwachungsstaat nötig ist, sondern eine Veränderung seines politischen Systems, wie sie hier kurz und knapp vorgestellt wird. **
- VerwaltungspolitikEine sehr schlanke und deshalb sehr effiziente Verwaltung, wie sie in der Zeit des 2. Deutschen Reiches praktiziert wurde (**), muß unbedingt wieder erreicht werden. **
2.) Wirtschaftliches System
-Die Lösung muß lauten: Deutsches Wirtschaftssystem, ob es die Deutsche Marktwirtschaft, die Ökologische Marktwirtschaft, die Soziale Marktwirtschaft, die Ökosoziale Marktwirtschaft, den Deutschen Kapitalismus, den Deutschen Sozialismus, den Rheinischen Kapitalismus, den Preußischen Sozialismus, die Deutschland AG oder sonstwie genannt wird, ist egal, denn gemeint ist immer das Deutsche Wirtschaftssystem. Gemeint ist damit also die Deutsche Wirtschaftsform als ein Teil der Deutschen Gemeinschaftsform, die auch Deutsche Kulturnation oder Deutsche Technik- und Wissenschaftsnation (Land der Dichter und Denker) genannt wird: die erfolgreichste der Welt (**|**). Die Rahmenbedingungen für jedes normale und »gesunde« Wirtschaftssystem gibt jedoch die Politik mit ihren rechtlichen Regeln und »Gesetzen« vor, und darum betrifft die Restauration primär das politische System (**).

Demokratie heißt Volksherrschaft. Daran kann niemand etwas ändern. Und da, wo das Volk an der Politik nicht oder zu wenig teilnehmen darf, gibt es auch keine oder zu wenig Demokratie. Also gibt es in der Bundesrepublik keine oder zu wenig Demokratie. Das bestätigt auch die politische Praxis in der Bundesrepublik Deutschland. Denn die sichere Aussage darüber, wie demokratisch wer oder was ist, gibt nicht das, was auf dem Papier steht, sondern das, was praktiziert wird. Und da, wo das Volk an der Politik nicht oder zu wenig teilnimmt, wird auch keine oder zu wenig Demokratie praktiziert. Also gibt es in der Bundesrepublik keine oder zu wenig Demokratie. Und da erst dann wirklich von Demokratie gesprochen werden kann, wenn an der politischen Praxis der Anteil der Demokratie mehr als 50% beträgt - und dieser beträgt in der Bundesrepublik eben nur rund 30% -, kann statt »keine oder zu wenig Demokratie« auch »keine Demokratie« gesagt werden. Man kommt also, ob man will oder nicht, zu folgender Schlußfolgerung: Es gibt in der Bundesrepublik keine Demokratie!

Wir brauchen also keine bundesrepublikanische Lösung, sondern eine deutsche. Wir brauchen nicht mehr Staat, sondern weniger; wir brauchen nicht mehr Föderalismus, sondern weniger oder gar keinen; wir brauchen nicht mehr Parteienstaat, sondern gar keinen; wir brauchen nicht mehr Bürokratie (Diktatur) der EU (**), sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr Befehlsstruktur (Diktatur) der NATO (**), sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr politische Korrektheit (Zensur), sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr Diktatur, sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr »Klimahysterie« (**), sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr globalkapitalistische »Heuschrecken« (**), sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr Brasilianisierung (**), sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr Zuwanderung (**), sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr Parallelgesellschaften, sondern gar keine. Wir brauchen nicht weniger Deutsche, sondern mehr; wir brauchen nicht weniger Nation, sondern mehr; wir brauchen nicht weniger Demokratie, sondern mehr; wir brauchen nicht weniger Freiheit, sondern mehr; wir brauchen nicht weniger Meinungsfreiheit, sondern mehr. Wir brauchen also keine bundesrepublikanische Lösung, sondern eine deutsche.

Nur das Deutsche System (**) kann die Lösung für die Probleme aller globalen Finanzkrisen sein. „Globale Lösungen“ sind keine Lösungen, sondern Rhetorik, denn es gibt kein globales Subjekt, keinen globalen Akteur. „Europäische Lösungen“ sind ebenfalls keine Lösungen, sondern Rhetorik, denn es gibt (noch) kein europäisches Subjekt, (noch) keinen europäischen Akteur, und wenn es den zukünftig geben sollte, wird er eine blasse Figur sein, weil die meisten Nationen der EU auch weiterhin ihre Interessen über die EU stellen werden.

Es war ja ausgerechnet die deutsche Regierung unter Schröder und Fischer, die als Erste das Deutsche System (**) mit Füßen getreten hat, deutsche Unternehmen den globalkapitalistischen »Heuschrecken« (**) ausgeliefert hat. Als regierende »Rotgrüne« sorgten die »68er« als Erste per Gesetzesänderung dafür, daß in Deutschland Wirtschaft und Politik immer mehr dem Auslandskapital ausgeliefert werden konnten. Ausgerechnet die »68er«, denn die hatten ja bekanntlich in den 1960ern, 1970ern, 1980ern noch Kommunisten sein wollen, aber nie die Kapitalisten, die sie seit den 1990ern sind. Diese Rotgrünen haben Deutschland bzw. das Deutsche System auf totalitäre Weise verraten und verkauft und sind genau diejenigen, die sie früher haßten und bekämpften. Es war ja schon schlimm und verbrecherisch genug, daß sie befahlen, Krieg wieder von deutschem Boden aus zu starten, doch dann machten sie mit ihren Änderungen der Gesetze Deutschland sogar auch noch wirtschaftlich zu einem Schlachtfeld. Diese Verbrecher sind folglich rotgrüne Krieger im doppelten Sinne des Wortes: Neo-Imperialisten und Neo-Liberalisten (Globalkapitalisten).

Als am 15. September 2008 die globale Finanzkrise begann, hatten die Politiker natürlich wieder die obligatorischen Beschwichtigungen und Lügen parat, aber sie wurden schon bald gebremst, woraufhin sie sehr plötzlich umschwenkten und das Gegenteil behaupteten, während zugleich die notwendigen Änderungen natürlich nicht vorgenommen wurden. Lange kann das aber so nicht mehr funktionieren. Weder ihre widerlichen Lügen über den »guten« globalen Markt noch ihre megalomanischen Versprechen, bestimmte Banken zu »verstaatlichen«, werden zu einer »Zähmung« des Globalkapitalismus beitragen. Im Gegenteil: die nächste globale Finanzkrise wird mit hoher Wahrscheinlichkeit besonders dann schon bald kommen, wenn die Politiker weiterhin nichts Fundamentales an ihrer Politik ändern werden.

Die poltische Handlungsunfähigkeit Deutschlands (und folglich Europas) war und ist das mittel- bis langfristige Ziel der USA. Dieser Kampf zwischen den USA und Deutschland (also auch Europa) ist der letzte große inner-abendländische Kampf (sofern man die USA als abendländisch bezeichnen darf!), denn nach diesem Kampf wird das Abendland (sofern es dann noch existieren wird!) nur noch mit nicht-abendländischen Mächten große Kämpfe zu bestreiten haben (sofern es dann noch kämpfen können wird!). Und das geht nur, wenn es zusammenhält. Wie soll es aber zusammenhalten können, wenn es bereits zu viele Nicht-Abendländer bei sich aufgenommen hat und folglich politisch handlungsunfähig geworden ist? Politisch handlungsunfähig geworden durch den gegen die USA verlorenen Kampf, der übrigens eigentlich Krieg heißen muß, von einem Wirtschaftsweltkrieg derselben Gegner begleitet wird und darum sogar 3. Weltkrieg genannt werden muß. Die Hauptgegner sind - wie schon in den beiden vorherigen Weltkriegen - USA und Deutschland.

Wenn die »Seit-(1918-)1945(-1989)-Politik« in Deutschland sich nicht ändern wird, d.h. wenn sie weiterhin eine gegen Deutschland und damit auch gegen Europa gerichtete Politik bleiben wird - wie es der Wille der Feinde ist, die überall lauern, besonders mit Hilfe ihrer Spione -, dann steht der Sieger des »Wirtschaftsweltkrieges« schon jetzt fest. Die Römer brauchten 3 Punische Kriege, um Karthago endgültig zu besiegen. Der letzte, der 3. Punische Krieg war ebenfalls ein nur noch aus wirtschaftlichen Interessen (die letztlich bekanntlich auch nur der Macht dienen) geführter Krieg. Und genau den führen wir heute - sogar auf wirklich globaler Ebene - auch. Die Frage ist: auf welcher Seite?

»Der 1. Weltkrieg war ein ›chemischer Krieg‹, der 2. Weltkrieg war ein ›physikalischer Krieg‹, und der 3. Weltkrieg wird ein ›wirtschaftlicher Krieg‹ sein« (Hans Sprute). Heute kann wohl niemand mehr ernsthaft bestreiten, daß wir uns schon seit langem in einem »Wirtschaftsweltkrieg« befinden. Dieser 3. Weltkrieg ist kein Hirngespinst, auch wenn alle an ihm Beteilgten - natürlich - immer wieder versuchen, ihn zu vertuschen, zu verharmlosen und zu verniedlichen. Er offenbart sich u.a. durch das Verhalten der USA und das Reagieren ihrer Feinde, und der Hauptfeind ist - immer noch oder schon wieder - Deutschland bzw. Deutschlands EU (**). In allen Wirtschafts- und allen Finanzsektoren geht es den USA stets darum, die hyperreichen Globalisten auf Kosten der Feinde noch reicher zu machen - anders geht es für sie offenbar auch nicht mehr - und darum immer den Erstschlag zu machen. Anders gesagt: Schuld an allen diesen kriegerischen Überfällen, Raub- und Feldzügen haben nach wie vor die USA.

Auch in den beiden vorherigen Weltkriegen hatte die Wirtschaft bereits eine Bedeutung globalen Ausmaßes, wenn auch nur zu ungefähr 70-80%; im heutigen 3. Weltkrieg jedoch beträgt dieses globale Ausmaß 100%. Und wie gesagt: Die Herrschenden und Lobbygruppen in Deutschland kämpfen dieses Mal nicht für Deutschland (und also letztlich auch nicht für Europa), sondern für die USA (und Israel). Dabei hätten sie aus der Geschichte lernen können und müssen, daß man zwar politische Unrechtssysteme bekämpfen muß, aber nicht zu dem Preis, daß man das eigene Volk dabei opfert, also selbst das noch größere Unrechtssystem ist. Deutschland wurde in den 1. Weltkrieg hineingezogen, weil es als Weltmeister zu erfolgreich war (**|**|**); der 2. Weltkrieg war eine konsequente Folge des Ergebnisses des 1. Weltkrieges deshalb, weil das Versailler Diktat (**|**) unmenschlich, diskriminierend, erniedrigend, eben unannehmbar war, deshalb auch Diktat genannt wurde und deshalb auch in weitere Dikaturen führen mußte; der 3. Weltkrieg reiht sich hier ein, d.h. auch er ist letztlich eine konsequente Folge des Versailler Diktates als des Ergebnisses des 1. Weltkrieges - nicht zufällig auch genau der Zeit, in der der Auftsieg der USA und deren Einmischung in Europa begann. In allen drei Weltkriegen kämpft Deutschland gegen den Rest der Welt, allerdings kämpfen seine Herrschenden und Lobbygruppen im 3. Weltkrieg nicht mehr für, sondern gegen Deutschland. Und das bedeutet: Sieg der USA, weil sie es mit ihrer »Umerziehungspolitik« geschafft haben, daß Herrschende und Lobbygruppen in Deutschland nicht mehr für, sondern gegen Deutschland, weil nicht mehr gegen, sondern für die USA kämpfen.

Auch im 3. Weltkrieg gibt es »Partisanenkämpfe«, besonders in Europa und innerhalb Europas wiederum ganz besonders in Deutschland, das das Kernland, das Herz, der Motor Europas ist (**|**|**|**). Die Tatsache, daß bei uns die Regierenden immer micheliger werden, macht es den »Partisanen« noch leichter - diese »Partisanen« sind heimische Oppositionelle, die von den regierenden Parteien, den anderen Parteien und den Lobbygruppen über die Medien immer stärker gemacht worden sind (besonders seit dem »Mauerfall« [09.11.1989]). Viele sind einfach falsch aufgeklärt, andere sind zwar richtig aufgeklärt, aber ideologisch verblendet, nur wenige sind richtig aufgeklärt bzw. abgeklärt - und das macht es unseren Feinden so leicht, so viele zu beeinflussen, wobei immer wieder berücksichtigt werden muß, daß es bei uns in Europa mehr heimische Verräter (Spione, Oppositionelle, »Partisanen«, linke »Revolutionäre« u.a. Spinner) als in Amerika gibt und die Verbündeten der USA trotz aller Widersprüche ausgerechnet die Immigranten aus fremden Kulturen sind. Das freut unseren Feind ganz besonders. »Farbige Weltrevolution« hat Oswald Spengler (1880-1936) das genannt, was längst Wirklichkeit geworden ist und er damals nur rein theoretisch vorhersagen konnte, weil zu seiner Zeit noch keine ernsthaft bedrohliche »revolutionäre« Verbindung zwischen »Weißen« und »Farbigen« existierte. Heute ist diese aber längst da. Wenn unsere Herrschenden so michelig weitermachen, dann werden wir auch den 3. Weltkrieg - den Wirtschaftsweltkrieg also - verlieren, und zwar an mindestens vier Fronten: im Westen (gegen Amerika), im Osten (gegen Asien), im Süden (gegen Afrika) und in der Heimat gegen diese drei und uns selbst.

Die Deutschen haben den US-Amerikanern gar nichts, aber die US-Amerikaner den Deutschen fast alles zu verdanken. Ganz besonders auch den Aufstieg zur Weltmacht und später sogar zur alleinigen Weltmacht verdanken die USA der Weltmacht Deutschland. Zuerst profitierten die US-Amerikaner von der Zuwanderung Deutscher, die in den USA auch heute noch die bei weitem größte Volksgruppe (Nation) sind (**|**); dann profitierten sie von Deutschlands Wissenschaft und Technik, indem sie sich in Deutschland ausbilden ließen; dann profitierten sie von den Weltkriegen, die Deutschland (gegen den Rest der Welt) nur knapp verlor, und gleichzeitig immer noch von Deutschlands Wissenschaft und Technik, indem sie sich bis in die 1930er Jahre weiterhin in Deutschland ausbilden ließen und direkt nach dem Ende des 2. Weltkrieges Deutschlands Wissenschaftler und Techniker - Wernher von Braun z.B. war sowohl in der NSDAP als auch in der SS (zwei neben vielen anderen Gründen, um ihm einen „Nürnberger Prozeß“ zu machen) - in die USA zwangen (die Sowjets machten es übrigens genauso in ihrer »Zone« Deutschlands); dann profitierten sie von dem den Deutschen aufgezwungenen Selbsthaß, indem sie sie mittels Siegerjustiz zu psychiatrisieren suchten; und schließlich werden sie von Deutschland profitieren, indem sie wohl auch den Wirtschaftsweltkrieg (3. Weltkrieg) gegen Deutschland gewinnen und von Deutschland wieder Menschen abziehen werden.

Als Deutschland schon lange Weltmacht war, träumten die USA noch von ihrem Griff zur Weltmacht, während sie den Völkermord an der alteingesessenen amerikanischen Bevölkerung, den sogenannten „Indianern“ also, - und die Negersklaverei immer noch weitertrieben. So eine Macht soll „demokratisch“ oder gar „liberal“ gewesen sein? Niemals! Die rassistische Apartheitspolitik gegen die Schwarzen wurde in den USA erst seit 1968 beendet. Präsident kann nur werden, wer superreich oder „nur“ reich ist und dabei von den rund 1% umfassenden Superreichen kräftig unterstützt wird. Das hat nichts mit Demokratie zu tun.

Wirtschaft ist Krieg ohne direkte Menschentötungen, so könnte man sagen und anschließend leicht verschärfend hinzufügen, daß Menschentötungen zwar nicht beabsichtigt, aber »in Kauf« genommen werden, denn auch in einem Wirtschaftskrieg gibt es Tote, n nicht selten sogar mehr als in einem physikalisch-chemisch-biologischen Krieg, weil die Wirtschaftskriege fast immer auch physikalisch-chemisch-biologische Kriege in sich bergen und begründen oder verursachen. Wirtschaft implitiert also zumeist auch einen Krieg mit direkten Menschentötungen. Die Menschengeschichte beweist das. Wer heute Wirtschaft nur noch als eine »humane« bzw. »harmlose« ziviliserte Angelegenheit ansehen will, begeht einen großen Fehler. Wir, die Deutschen, sind z.B. seit Jahrzehnten in einem 3. Weltkrieg verwickelt, der ein »Wirtschaftsweltkrieg« zwischen v.a. den USA und Deutschland ist und knallhart geführt wird, wobei die Regierenden und Lobbygruppen in Deutschland nicht für Deutschland (also letztlich auch nicht für Europa), sondern für die USA (und Israel) kämpfen. Da gib es überhaupt keine »Harmlosigkeiten«, und »human« und »zivilisert« ist ein jeder Krieg immer nur in dem Sinne, was unter »human« und »zivilisert« zu verstehen ist - fast immer nichts Gutes. Zuletzt ist das wieder deutlich geworden in der Finanzkrise 2008.

Wirtschaftliche bzw. kriegerische Verhaltensweisen findet man nicht nur bei Menschen, sonder auch bei nichtmenschlichen Lebewesen (!). Wer wirtschaftet, muß mit Krieg »rechnen«, auch nichtmenschliche Lebewesen tun das, wenn auch nicht auf so komplexe Weise wie die Menschen, insbesondere die »ziviliserten« Menschen. Wer wirtschaftet, muß sich »ausrechnen«, was wo wann wie zu »kriegen« ist!Hier sieht man - auch rein sprachlich - den Zusammenhang zwischen Krieg und Wirtschaft sehr deutlich. Vielleicht versteht man jetzt, warum ich mich gegen die Theorie von Heinsohn und Steiger (**|**) fast ausschließlich in Hinsicht auf ihre Definition von »Wirtschaft« so vehement wehre: weil sie - wie die von ihnen Kritisierten - das Wirtschaften nicht verstehen (**|**|**|**|**|**).

Warum - bitte schön - maßen wir Menschen uns immer an, etwas ganz Besonderes zu sein? Ist es unser Gehirn, auf das wir uns so viel einbilden, oder unsere Kultur oder - noch schlimmer - die Zivilisation unserer Kultur? Menschen sind auch nur Tiere, jedenfalls verhalten sie sich zumeist doch so. Menschen, besonders abendländische - also: faustische - wollen die Natur beherrschen, aber auch sie könenn die Natur letztlich nicht beherrschen, sondern glauben, meinen und denken nur, sie zu beherrschen. Man muß die Kultur, die Wirtschaft, die Kunst und besonders die Technik aber auch nicht ablehnen, sondern sich immer bewußt darüber bleiben, woher man kommt. Natürlich stammen wir vom Tier, letztlich vom Licht ab, und nur kultürlich dürfen wir glauben, daß wir von Geistern oder gar von Gott abstammen.

Eine EU (**) wäre schon vor dem 1. Weltkrieg möglich gewesen, nämlich wie heute unter deutscher Führung - denn anders als heute wäre es auch damals nicht gegangen (**), und anders als heute würde es auch zukünftig nicht gehen (**|**|**|**). Doch anders als damals die Deutschen, die dies schon vor dem 1. Weltkrige wußten, hatten Engländer, Franzosen, Italiener und andere nichtdeutsche Europäer immer noch nicht verstanden, daß auch wegen dieser europäischen Einigung, die Deutschland ja auch schon vor dem 1. Weltkrieg vorgeschlagen hatte, ein Weltkrieg völlig unsinnig ist und daß im Falle eines solchen Krieges dieser möglichst bald beendet werden muß und deshalb ein Verständigungsfrieden für alle Beteilgten, insbesonders aber für alle Europäer die günstigere Lösung ist als ein von den US-Amerikanern, die nur bedingungslose Kapitulationen kennen, hier zwar nicht von ihnen allein beabsichtigtes (weil die alten Machterhältnisse zwischen Europa und USA noch größtenteils intakt waren), aber dennoch in Übereinstimmung mit Engländern und Franzosen u.a. mit zu verantwortendes Diktat. Es waren also vor allem die US-Amerikaner, die den Verständigungsfrieden unmöglich machten - mit Absicht. Denn als sie damit begannen, auch aktiv in den Weltkrieg einzugreifen (materiell unterstützt hatten sie ihre Verbündeten von Anfang an), wußten sie, daß nur mit Hilfe der USA ein Sieg über Deutschland möglich sein und anderenfalls Deutschland mit hundertprozentiger Sicherheit siegen würde (**). Die US-Amerikaner nutzten diese für sie erstmals in Europa sich ergebende günstige Gelegenheit zu ihrem weiteren Aufstieg. Dieser Prozeß hat bis heute kein Ende gefunden - leider ganz im Gegenteil! (**|**|**|**|**|**|**|**|**).

Das Ziel der USA war und ist, und zwar auch schon seit Beginn des 1. Weltkrieges, den Konkurrenten Deutschland, und mit Deutschland war ganz Europa - weil von Deutschland abhängig - gemeint, zu vernichten. Daß also letztendlich auch England, Frankreich, Rußland und alle anderen mit den USA Verbündeten in Europa zwar nicht kriegspolitisch, aber eben doch wirtschaftlich ebenfalls vernichtet werden sollten, haben die Engländer, Franzosen, Russen und alle anderen mit den USA verbündeten Europäer überhaupt nicht begriffen. Sie waren (und sind - das zeigt z.B. auch die heutige EU-Politik deutlich) dazu zu dumm! **

Wir, die Deutschen als Hauptmacht der Europäer, müssen eine „Festung Europa“ (**) aufbauen - wie wir sie schon vor dem 1. Weltkrieg aufbauen wollten (**) ! Wenn wir das nicht schaffen, dann sind wir schlechterdings am Ende. „Europa hat nur noch die Möglichkeit, sich als Festung zu verteidigen. Und ich weiß nicht, ob Europa das kann.“ (Gunnar Heinsohn am 29.10.2006 im Philosophischen Quartett - Thema: Radikalismus und Bevölkerungswachstum). Dem bleibt nur hinzuzufügen: Europa darf nicht länger nur ein Imperium bleiben, sondern muß eine Nation werden. Und ich weiß nicht, ob Europa das kann.

Wir können unser Europa, unsere abendländische Kultur erhalten, indem wir unser Recht auf Tradition (**) einfordern oder gar einklagen und unsere Grenzen vor Eindringlinge stark schützen. Natürlich wird uns dabei Gegenwind um die Ohren pfeifen, doch da werden wir dann »durchmüssen«, denn wir sind genauso im Recht, wie es die von Europäern Kolonisierten und Versklavten zwischen 1492 und 1990 waren. Sie haben letztendlich ihr Recht durchgesetzt. Werden wir das auch schaffen, wenn es zur Notwendigkeit, unsere nackte Existenz zu retten, gekommen sein wird? Wird es dann bereits zu spät sein? Müssen wir nicht schon vorher, und zwar möglichst bald, Vorkehrungen getroffen haben? Wir haben das Recht dazu! Also dürfen wir dieses auch nutzen!

Die „westlichen“ (abendländischen) Werte verteidigen wir und nicht jene, die wir bekämpfen - es sind die Werte, von denen jene, die wir bekämpfen, viel mehr profitieren als wir. Weil wir also auch diesbezüglich stark benachteiligt sind, haben wir noch einen Grund mehr zur rechtlichen und folglich auch politischen Korrektur. Wir müssen wieder mehr berücksichtigen, daß es unsere Werte sind. Zwar sind auch die Menschenrechte von 1948 unser Produkt, aber sie sind dringend zu korrigieren.

Auch die Wirtschaft ist nicht unabhängig von Werten. Also laßt uns auch die Werte für die Wirtschaft ändern - trotz des Hasses, den Wirtschaftsglobalisierer - diese extremen Liberalisten (**), Liberisten (**), radikale Mitte-Faschisten (**) - dabei empfinden.

Wir müssen uns Europäern Europa erhalten und dabei besonders an unsere Nachkommen denken - unbedingt (!) -, und das bedeutet, daß wir Kinder in angemessener Anzahl zeugen müssen, um ihnen ein glückliches Leben in einem sicheren Europa gewährleisten zu können!“ (Zitat-Ende).

 

Karlheinz Weißmann
- Die Ökonomie und das Außerökonomische (in: Sezession, Dezember 2008, S. 10-12) -

„Von einer Bremer Veranstaltung ist mir ein kurzes Gespräch mit einem Unternehmer in Erinnerung geblieben, der einen traditionsreichen Familienbetrieb leitete. Er erzählte von seinem Urgroßvater, der nach der Reichsgründung von 1871 einen Auftrag der öffentlichen Hand für Straßenbauarbeiten erhielt und dem ein leitender Mitarbeiter vorschlug, fiktive Posten in Rechnung zu stellen; das habe der Vorfahr mit der Entlassung des Mannes und den Worten quittiert: »Das Reich betrügt man nicht.«

Abgesehen vom Kern wirtschaftlicher Vernunft hängt alles ab von der Erziehung der Verantwortlichen und dem zivilisatorischen Rahmen, in dem sie sich bewegen, es hat zu tun mit historischer Lage und den daraus resultierenden Handlungsmöglichkeiten, und selbstverständlich wirken sich auch Oberflächenphänomene aus, wie Moden oder Zeitgeistströmungen. Man verkennt das leicht, weil die Wirtschaft nicht nur »unser Schicksal« sein will - eine schon Walther Rathenau zugeschriebene Äußerung -, sondem außerdem darauf beharrt, Eigengesetzlichkeiten zu folgen, die sich weder ethischen noch kulturellen noch politischen Vorgaben fügen. Der Zusammenbruch der kommunistischen Zwangswirtschaft in der Sowjetunion und die ebenso rasche wie effektvolle Bekehrung der chinesischen Führung zum Markt, die Aufgabe der »dritten Wege« in den Entwicklungsländern und die Unterwerfung prominenter Achtundsechziger unter das liberale Credo erschienen zuletzt als Beweise für die Richtigkeit dieser Annahme. Die Deregulierungsmaßnahmen, die große Privatisierungswelle in den westlichen Ländern, die Beschneidung der sozialen Leistungen, die Diskreditierung des staatlichen Eingriffs und aller Planung nach politischen Vorgaben überhaupt, waren die Konsequenz. Daran hat der Kollaps des »Neuen Marktes« wenig geändert, erst die gegenwärtige Krise läßt die Frage aufkommen, ob die Wirtschaft so funktionstüchtig ist und so selbständig über ihre Bedingungen verfügt, wie von ihren Mächtigen behauptet.

Solche Zweifel treten periodisch auf. Schon als die alteuropäische Ökonomie durch die »Nationalökonomie« abgelöst wurde, hatte es Proteste gegen die neue Unübersichtlichkeit gegeben, gegen die Verlagerung und Anonymisierung der Abläufe. Dem konnten die Befürworter der Moderne entgegenhalten, daß der Markt von selbst zu einer Klärung aller Schieflagen und Engpässe, des Lohn- wie des Preisgefälles führen werde, wenn man nur seine Autonomie respektiere. Adam Smith sprach von der »unsichtbaren Hand«, die letztlich dafür sorge, daß das Streben der Individuen nach Gewinnmaximierung in einem harmonischen Ganzen ausgeglichen werde und zur Förderung des »Wohlstands der Nationen« beitrage. Das war ein Konzept, das man nicht von seinen Voraussetzungen in schottischer Aufklärung und deistischer Theologie des 18. Jahrhunderts ablösen kann, das diese Voraussetzungen aber erfolgreich vergessen machte und in Großbritannien zu bemerkenswerten Erfolgen führte. Allerdings haben sich die liberalen Anhänger von Smith niemals vollständig durchgesetzt, und der Aufstieg des Landes wie auch die Bewahrung seines inneren Friedens war eher dem Sieg über Napoleon, dem Niedergang des französischen Erbfeindes, dem technischen Vorsprung und einem erfolgreichen Imperialismus zu verdanken als der konsequenten Anwendung von Marktgesetzen. Ähnliches gilt für die USA, auch wenn man hier in einem jungen Land nicht nur ungehemmter auf Kapitalismus ohne Schranken setzte, sondern außerdem die Möglichkeiten erkannte, die in der Erschließung und Ausbeutung immer neuer Gebiete - zuerst auf dem eigenen Kontinent, dann im globalen Maßstab - lagen.

Die beiden Varianten des angelsächsischen Modells haben in Europa und dem Rest der Welt zwar immer Bewunderer, aber kaum je bedingungslose Nachahmung gefunden. Das hing nicht nur mit Entwicklungsunterschieden zusammen, sondern auch mit grundsätzlichen Vorbehalten. Schon Friedrich List wies darauf hin, daß das englische Beispiel keine allgemeine Geltung beanspruchen könne; die Insellage habe ihm früh das »Privilegium der Freiheit und des Asyls« verschafft und dadurch nicht nur seinen wirtschaftlichen Aufstieg befördert, sondern auch den Eindruck erweckt, als gehe es um eine Art von Idealkonzeption. In Wirklichkeit hätten aber Geopolitik und Geschichte erst jene Stellung geschaffen, in der sich Großbritannien befinde. Von solchen Voraussetzungen könne man nicht absehen und müsse prinzipiell zwischen »kosmopolitischer« und »politischer Ökonomie« unterscheiden, wobei die erste eine reine Ökonomie zu vertreten behaupte und anbiete, mittels allgemeinem, freiem Warenaustausch dem Zustand des Weltfriedens oder sogar der Weltrepublik näher zu kommen, während die andere jede Ökonomie an außerökonomische Machtverhältnisse gebunden sehe und annehme, daß die dauernde wirtschaftliche Konkurrenz Teil anderer - vor allem nationaler und imperialer - Konkurrenzen sei.

Bekanntermaßen hat sich List mit seinen Vorstellungen nicht durchsetzen können, aber seine Ideen blieben in Deutschland einflußreich, von Bismarcks Schutzzöllen bis zu den Lehren des »Kathedersozialismus«, von der Förderung bestimmter Monopolbildungen bis zum Ausbau des »Öffentlichen Dienstes«, vom »kommunalen Sozialismus« bis zu dem der »Sozialen Marktwirtschaft«. Dabei spielte neben Gerechtigkeitserwägungen und Vorstellungen von nationaler Solidarität immer auch die Sorge mit, daß jede Entlassung der Ökonomie aus politischer Bändigung Folgen heraufbeschwöre, die sich gar nicht mehr kontrollieren lassen würden. Erst dem Neoliberalismus gelang es am Ende des 20. Jahrhunderts, diese Art von Wachsamkeit einzuschläfern und die Vorstellung zu wecken, daß es nicht nur darum gehe, in der Wirtschaft wirtschaftlich zu agieren, sondern überhaupt alle Lebensbereiche von hier aus zu kolonisieren und ökonomischen Vorstellungen zu unterwerfen.

Das Vertrauen in diesen Plan war ähnlich unbegründet wie das in die überlegene Einsicht der Finanzgewaltigen. Deren Selbstbewußtsein speiste sich offenbar weniger aus Kenntnis und Verständnis der Regeln des globalen Kapitalismus als aus einem falschen Selbstbild und einer Fehlwahrnehmung des größeren Zusammenhangs, der eben nicht nur von ökonomischen Faktoren bestimmt wird, sondern auch anderen »Göttern« (Werner Sombart) dient und dienen muß. Simon Cundey, Geschäftsführer des ältesten Herrenausstatters in der Londoner Savile Row, antwortete auf die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Versagen der Verantwortlichen und ihrem nachlässigen Kleidungsstil gebe: »Ich würde nicht sagen, daß die Kleidung die Krise ausgelöst hat. Aber ich denke schon, daß die Verbreitung des relaxten Stils eine Rolle gespielt hat. In vielen Büros stehen heute Billardtische und riesige Fernsehgeräte herum. Da wundert man sich, welche Arbeitsmoral dort herrschen soll.«“ (Zitat-Ende).

 

 

Zitate: Hubert Brune, 2008 (zuletzt aktualisiert: 2011).

 

Anmerkungen:


In der F.A.Z. heißt es zu diesem Thema u.a.: „Deutschland hat seine Wettbewerbsposition steigern können. Wie in früheren Studien wird die Infrastruktur als erstklassig beurteilt. Auch die Leistungen der deutschen Manager und das nationale wirtschaftliche Umfeld werden als sehr gut eingeschätzt. Hinderlich für die Wettbewerbsfähigkeit sei dagegen die Regulierung des Arbeitsmarktes. Hier liegt Deutschland auf Platz 115 der Liste von insgesamt 131 Staaten. Das System der Lohnverhandlungen und die hohen Entlassungskosten hätten die Schaffung von Arbeitsplätzen schwer behindert, schreiben die Autoren der Studie. Die makroökonomische Stabilität Deutschlands wird im unteren Mittelfeld verortet: Vor allem die hohe Staatsverschuldung (Rang 102) drückt hier die Bewertung.“ (F.A.Z., 01.11.2007, S. 12 **).

„Wie umfassend die Marktwirtschaft in Deutschland schon erstickt ist, zeigt ein Blick in den Jahresbericht ›Economic Freedom of the World‹. In der Kategorie ›Umfang der Staatstätigkeit‹ steht Deutschland auf Platz 102 von 123 und damit nahe bei diktatorisch regierten Staaten. Bei der Regulierung des Arbeitsmarktes auf Platz 115 von 131 Staaten. (Vgl. F.A.Z., 01.11.2007, S. 12 **).“ (Max Eichenhain, 2034 - Abschied vom Abendland, 2007, S. 191).

Siehe z.B. auch: „Brasilianisierung des Westens hat ganz wesentlich reproduktie Ursachen“ (Peter Mersch, Hurra, wir werden Unterschicht!, 2007, S. 155); „Brasilianisierung der Welt“ (Interview mit Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher). Die Brasilianisierung bedeutet für nicht-westliche Kulturen (Chance zum) Aufstieg, für die westliche Kultur (Zwang zum) Abstieg. Der „Untergang des Abendlandes“ ist auch schon vor Oswald Spengler prophezeit worden, aber niemand hatte sich bis dahin (1900 war das Buch „schon gefühlsmäßig ... konzipiert“, so Spengler) mit dem Thema so explizit auseinandergesetzt wie Spengler (**). Vgl. darin ganz besonders: „Unfruchtbarkeit und Zerfall“ (**).

 

© Hubert Brune, 2008 ff. (zuletzt aktualisiert: 2014).

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