WWW.HUBERT-BRUNE.DE Heimseite

 

Aphorismen
zum Thema:
Gesundheit / Krankheit

Kant Goethe Humboldt Hölderlin Schopenhauer
Kneipp Koch Nietzsche Spengler Benn Roth
Steinbuch
Brune

<== | ==>

 

„Das Geheimnis der Medizin besteht darin, den Patienten abzulenken, während die Natur sich selber hilft.“
Immanuel Kant

„Die Ärzte glauben, ihrem Patienten sehr viel genützt zu haben, wenn sie seiner Krankheit einen Namen geben.“
Immanuel Kant

„Alles ist aus dem Wasser entsprungen! Alles wird durch das Wasser erhalten!“
Johann Wolfgang von Goethe

„Dem Arzt verzeiht! Denn doch einmal // lebt er mit seinen Kindern. // Die Krankheit ist ein Kapital, // wer wollte das vermindern.“
Johann Wolfgang von Goethe

„Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen! Ihr durchstudiert die große und kleine Welt, um es am Ende gehn zu lassen, wie's Gott gefällt.“
Johann Wolfgang von Goethe

„Die Medizin beschäftigt den ganzen Menschen, weil sie sich mit dem ganzen Menschen beschäftigt.“
Johann Wolfgang von Goethe

„Ehe es die Ärzte gab, kannte man nur Gesundheit oder Tod.“
Friedrich Wilhelm Christian Carl Ferdinand von Humboldt

„Oh ihr Genossen meiner Zeit! Fragt eure Ärzte nicht und nicht die Priester, wenn ihr innerlich vergeht!“
Johann Christian Friedrich Hölderlin

„Wie gute Verdauung einen gesunden, starken Magen, wie Athletenkraft muskulöse, sehnige Arme erfordert; so erfordert außerordentliche Intelligenz ein ungewöhnlich entwickeltes, schön gebautes, durch feine Textur ausgezeichnetes und durch energischen Pulsschlag belebtes Gehirn.“
Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, 1818, S. 776-777

„Die Natur ist die beste Apotheke.“
Sebastian Kneipp

„Wer das Gießen versteht, ist ein Künstler in der Heilkunde.“
Sebastian Kneipp

„Wenn ein Arzt hinter dem Sarg eines Patienten geht, folgt manchmal tatsächlich die Ursache der Wirkung.“
Robert Koch

„Ohne Mythus aber geht jede Kultur ihrer gesunden schöpferischen Naturkraft verlustig: erst ein mit Mythen umstellter Horizont schließt eine ganze Kulturbewegung zur Einheit ab.“
Friedrich W. Nietzsche, Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, 1. Band, S. 140

„Die Historie, sofern sie im Dienste des Lebens steht, steht im Dienste einer unhistorischen Macht und wird deshalb nie, in dieser Unterordnung, reine Wissenschaft, etwa wie die Mathematik es ist, werden können und sollen. Die Frage aber, bis zu welchem Grade das Leben den Dienst der Historie überhaupt brauche, ist eine der höchsten Fragen und Sorgen in betreff der Gesundheit eines Menschen, eines Volkes, einer Kultur. Denn bei einem gewissen Übermaß derselben zerbröckelt und entartet das Leben, und zuletzt auch wieder, durch diese Entartung, selbst die Historie“
Friedrich W. Nietzsche, Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik, 1. Band, S. 165

„Das, was das eine Individuum zu seiner Gesundheit nötig hat, ist für ein anderes schon Grund zur Erkrankung, und manche Mittel und Wege zur Freiheit des Geistes dürfen höher entwickelten Naturen als Wege und Mittel zur Unfreiheit gelten.“
Friedrich W. Nietzsche, Menschliches. Allzumenschliches, 1878-1880, S. 216

Womöglich ohne Arzt leben. – Es will mir scheinen, als ob ein Kranker leichtsinniger sei, wenn er einen Arzt hat, als wenn er selber seine Gesundheit besorgt. Im ersten Falle genügt es ihm, streng in bezug auf alles Vorgeschriebene zu sein; im andern Falle fassen wir das, worauf jene Vorschriften abzielen, unsere Gesundheit, mit mehr Gewissen ins Auge und bemerken viel mehr, gebieten und verbieten uns viel mehr, als auf Veranlassung des Arztes geschehen würde. – Alle Regeln haben diese Wirkung: vom Zwecke hinter der Regel abzuziehen und leichtsinniger zu machen. – Und wie würde der Leichtsinn der Menschheit ins Unbändige und Zerstörerische gestiegen sein, wenn sie jemals vollkommen ehrlich der Gottheit als ihrem Arzte alles überlassen hätte, nach dem Worte »wie Gott will«!“
Friedrich W. Nietzsche, Morgenröthe, 1881, S. 229

„Aber lassen wir Herrn Nietzsche: was geht es uns an, daß Herr Nietzsche wieder gesund wurde? .... Ein Psychologe kennt wenig so anziehende Fragen, wie die nach dem Verhältnis von Gesundheit und Philosophie, und für den Fall, daß er selber krank wird, bringt er seine ganze wissenschaftliche Neugierde mit in seine Krankheit. Man hat nämlich, vorausgesetzt, daß man eine Person ist, notwendig auch die Philosophie seiner Person: doch gibt es da einen erheblichen Unterschied. Bei dem einen sind es seine Mängel, welche philosophieren, bei dem andren seine Reichtümer und Kräfte.“
Friedrich W. Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, 1882, S. 8

Zwiegespräch. – A. War ich krank? Bin ich genesen? Und wer ist mein Arzt gewesen? Wie vergaß ich alles das! B. Jetzt erst glaub ich dich genesen: Denn gesund ist, wer vergaß.“
Friedrich W. Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, 1882, S. 16

Kritik der Tiere. – Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat, – als das wahnwitzige Tier, als das lachende Tier, als das weinende Tier, als das unglückselige Tier“
Friedrich W. Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, 1882, S. 175

„Man hat sein Lüstchen für den Tag und sein Lüstchen für die Nacht, aber man ehrt die Gesundheit. »Wir haben das Glück erfunden« – sagen die letzten Menschen und blinzeln.“
Friedrich W. Nietzsche, Also sprach Zarathustra, 1883-1885, S. 14

„Ist Pessimismus notwendig das Zeichen des Niedergangs, Verfalls, des Mißratenseins, der ermüdeten und geschwächten Instinkte? – wie er es bei den Indern war, wie er es, allem Anschein nach, bei uns, den »modernen« Menschen und Europäern ist? Gibt es einen Pessimismus der Stärke? Eine intellektuelle Vorneigung für das Harte, Schauerliche, Böse, Problematische des Daseins aus Wohlsein, aus überströmender Gesundheit, aus Fülle des Daseins? Gibt es vielleicht ein Leiden an der Überfülle selbst? “
Friedrich W. Nietzsche, Versuch einer Selbstkritik, 1886, S. 3-4

„Je normaler die Krankhaftigkeit am Menschen ist – und wir können diese Normalität nicht in Abrede stellen –, um so höher sollte man die seltnen Fälle der seelisch-leiblichen Mächtigkeit, die Glücksfälle des Menschen in Ehren halten, um so strenger die Wohlgeratenen vor der schlechtesten Luft, der Kranken-Luft behüten. Tut man das? .... Die Kranken sind die größte Gefahr für die Gesunden; nicht von den Stärksten kommt das Unheil für die Starken, sondern von den Schwächsten. Weiß man das?““
Friedrich W. Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, 1887, in: Werke III, S. 309 bzw. 863

„Der Wille der Kranken, irgendeine Form der Überlegenheit darzustellen, ihr Instinkt für Schleichwege, die zu einer Tyrannei über die Gesunden führen – wo fände er sich nicht, dieser Wille gerade der Schwächsten zur Macht! Das kranke Weib insonderheit: niemand übertrifft es in Raffinements, zu herrschen, zu drücken, zu tyrannisieren. Das kranke Weib schont dazu nichts Lebendiges, nichts Totes, es gräbt die begrabensten Dinge wieder auf (die Bogos sagen: »das Weib ist eine Hyäne«). Man blicke in die Hintergründe jeder Familie, jeder Körperschaft, jedes Gemeinwesens: überall der Kampf der Kranken gegen die Gesunden – ein stiller Kampf zumeist mit kleinen Giftpulvern, mit Nadelstichen, mit tückischem Dulder-Mienenspiele, mitunter aber auch mit jenem Kranken-Pharisäismus der lauten Gebärde, der am liebsten »die edle Entrüstung« spielt. Bis in die geweihten Räume der Wissenschaft hinein möchte es sich hörbar machen, das heisere Entrüstungs-Gebell der krankhaften Hunde, die bissige Verlogenheit und Wut solcher »edlen« Pharisäer ....“
Friedrich W. Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, 1887, in: Werke III, S. 310-311 bzw. 864-865

„Hat man in aller Tiefe begriffen – und ich verlange, daß man hier gerade tief greift, tief begreift –, inwiefern es schlechterdings nicht die Aufgabe der Gesunden sein kann, Kranke zu warten, Kranke gesund zu machen, so ist damit auch eine Notwendigkeit mehr begriffen – die Notwendigkeit von Ärzten und Krankenwärtern, die selber krank sind: und nunmehr haben und halten wir den Sinn des asketischen Priesters mit beiden Händen. Der asketische Priester muß uns als der vorherbestimmte Heiland, Hirt und Anwalt der kranken Herde gelten: damit erst verstehen wir seine ungeheure historische Mission. Die Herrschaft über Leidende ist sein Reich ....““
Friedrich W. Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, 1887, in: Werke III, S. 312 bzw. 866

„Der Priester ... bringt Salben und Balsam mit, es ist kein Zweifel; aber erst hat er nötig, zu verwunden, um Arzt zu sein; indem er dann den Schmerz stillt, den die Wunde macht, vergiftet er zugleich die Wunde – darauf vor allem nämlich versteht er sich, dieser Zauberer und Raubtier-Bändiger, in dessen Umkreis alles Gesunde notwendig krank und alles Kranke notwendig zahm wird. Er verteidigt in der Tat gut genug seine kranke Herde, dieser seltsame Hirt – er verteidigt sie auch gegen sich, gegen die in der Herde selbst glimmende Schlechtigkeit, Tücke, Böswilligkeit und was sonst allen Süchtigen und Kranken untereinander zu eigen ist, er kämpft klug, hart und heimlich mit der Anarchie und der jederzeit beginnenden Selbstauflösung innerhalb der Herde, in welcher jener gefährlichste Spreng- und Explosivstoff, das Ressentiment, sich beständig häuft und häuft. Diesen Sprengstoff so zu entladen, daß er nicht die Herde und nicht den Hirten zersprengt, das ist sein eigentliches Kunststück, auch seine oberste Nützlichkeit; wollte man den Wert der priesterlichen Existenz in die kürzeste Formel fassen, so wäre geradewegs zu sagen: der Priester ist der Richtungs-Veränderer des Ressentiment.““
Friedrich W. Nietzsche, Zur Genealogie der Moral, 1887, in: Werke III, S. 313-314 bzw. 867-868

„Der Parsifal wird in der Kunst der Verführung ewig seinen Rang behalten, als der Geniestreich der Verführung .... Ich bewundere dies Werk, ich möchte es selbst gemacht haben; in Ermangelung davon verstehe ich es .... Wagner war nie besser inspiriert als am Ende. Das Raffinement im Bündnis von Schönheit und Krankheit geht hier so weit, daß es über Wagners frühere Kunst gleichsam Schatten legt – sie erscheint zu hell, zu gesund. Versteht ihr das? Die Gesundheit, die Helligkeit als Schatten wirkend? als Einwand beinahe?“
Friedrich W. Nietzsche, Der Fall Wagner, 1888, S. 37

„Nichts ist ungesunder, inmitten unsrer ungesunden Modernität, als das christliche Mitleid. Hier Arzt sein, hier unerbittlich sein, hier das Messer führen – das gehört zu uns, das ist unsre Art Menschenliebe, damit sind wir Philosophen, wir Hyperboreer!“
Friedrich W. Nietzsche, Der Antichrist, 1889, in: Werke III, S. 615 bzw. 1169

„Abgerechnet nämlich, daß ich ein décadent bin, bin ich auch dessen Gegensatz. Mein Beweis dafür ist, unter anderem, daß ich instinktiv gegen die schlimmen Zustände immer die rechten Mittel wählte: während der décadent an sich immer die ihm nachteiligen Mittel wählt. Als summa summarum war ich gesund, als Winkel, als Spezialität war ich décadent.“
Friedrich W. Nietzsche, Ecce homo, 1889, S. 12

„Ich nahm mich selbst in die Hand, ich machte mich selber wieder gesund: die Bedingung dazu – jeder Physiologe wird das zugeben – ist, daß man im Grunde gesund ist. Ein typisch morbides Wesen kann nicht gesund werden, noch weniger sich selbst gesund machen; für einen typisch Gesunden kann umgekehrt Kranksein sogar ein energisches Stimulans zum Leben, zum Mehrleben sein. So in der Tat erscheint mir jetzt jene lange Krankheits-Zeit: ich entdeckte das Leben gleichsam neu, mich selber eingerechnet, ich schmeckte alle guten und selbst kleinen Dinge, wie sie andre nicht leicht schmecken könnten – ich machte aus meinem Willen zur Gesundheit, zum Leben, meine Philosophie. Denn man gebe acht darauf: die Jahre meiner niedrigsten Vitalität waren es, wo ich aufhörte, Pessimist zu sein: der Instinkt der Selbst-Wiederherstellung verbot mir eine Philosophie der Armut und Entmutigung.““
Friedrich W. Nietzsche, Ecce homo, 1889, S. 12-13

„Vergleiche ich mich nun mit den Menschen, die man bisher als erste Menschen ehrte, so ist der Unterschied handgreiflich. Ich rechne diese angeblich »Ersten« nicht einmal zu den Menschen überhaupt – sie sind für mich Ausschuß der Menschheit, Ausgeburten von Krankheit und rachsüchtigen Instinkten: sie sind lauter unheilvolle, im Grunde unheilbare Unmenschen, die am Leben Rache nehmen. Ich will dazu der Gegensatz sein: mein Vorrecht ist, die höchste Feinheit für alle Zeichen gesunder Instinkte zu haben.““
Friedrich W. Nietzsche, Ecce homo, 1889, S. 42

„Das »Übergewicht von Leid über Lust« oder das Umgekehrte (der Hedonismus): diese beiden Lehren sind selbst schon Wegweiser zum Nihilismus .... Denn hier wird in beiden Fällen kein anderer letzter Sinn gesetzt als die Lust- oder Unlust-Erscheinung. Aber so redet eine Art Mensch, die es nicht mehr wagt, einen Willen, eine Absicht, einen Sinn zu setzen: – für jede gesunde Art Mensch mißt sich der Wert des Lebens schlechterdings nicht am Maße dieser Nebensachen. Und ein Übergewicht von Leid wäre möglich und trotzdem ein mächtiger Wille, ein Ja-sagen zum Leben; ein Nöthig-haben dieses Übergewichts. »Das Leben lohnt sich nicht«; »Resignation«, »warum sind die Tränen? ...« – eine schwächliche und sentimentale Denkweise.“
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 27-28

„Grundansicht über das Wesen der décadence: was man bisher als deren Ursachen angesehen hat, sind deren Folgen. Damit verändert sich die ganze Persprektive der moralischen Probleme. Der ganze Moral-Kmpf gegen Laster, Luxus, Verbrechen, selbst Krankheit erscheint als Naivität, als überflüssig: – es gibt keine »Besserung« (gegen die Reue). Die décadence selbst ist nichts, was zu bekämpfen wäre: sie ist absolut notwendig und jeder Zeit und jedem Volk eigen. Was mit aller Kraft zu bekämpfen ist, das ist die Einschleppung des Kontagiums in die gesunden Teile des Organismus. Tut man das? Man tut das Gegenteil. Genau darum bemüht man sich seitens der Humanität. – Wir verhalten sich zu dieser biologischen Grundfrage die bisherigen obersten Werte? Die Philosophie, die Religion, die Moral, die Kunst u.s.w.. (Die Kur: z.B. Militarismus, von Napoleon an, der in der Zivilisation seine natürliche Feindin sah.)““
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 31

Gesundheit und Krankheit sind nicht wesentlich Verschiedenes, wie es die ... Mediziner und ... einige Praktiker glauben. Man muß nicht distinkte Prinzipien oder Entitäten daraus machen, die sich um den lebenden Organismus streiten und aus ihm ihren Kampfplatz machen. Das ist albernes Zeug und Geschwätz, das zu nichts ... taugt. Tatsächlich gibt es zwischen diesen beiden Arten des Daseins nur Gradunterschiede: die Übertreibung, die Disproportion, die Nicht-Harmonbie der normalen Phänomene konstituieren den krankhaften Zustand. So gut »das Böse« betrachtet werden kann als Übertreibung, Disharmonie, Disproportion, so gut kann »das Gute« eine Schutzdiät gegen die Gefahr der Übertreibung, Disharmonie und Disproportion sein.““
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 35

„Zwei Typen der Moral sind nicht zu verwechseln: eine Moral, mit der sich der gesund gebliebene Instinkt gegen die beginnende décadence wehrt – und eine andere Moral, mit der eben diese décadence sich formuliert, rechtfertigt und selber abwärts führt.“
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 190

„So seltsam es klingt: man hat die Starken immer zu beweisen gegen die Schwachen; die Glücklichen gegen die Mißglückten; die Gesunden gegen die Verkommenden und Erblich/Belasteten.“
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 462

„Die Erschöpften wollen Ruhe, Gliederausstrecken, Frieden, Stille – es ist das Glück der nihilistischen Religionen und Philosophien; die Reichen und Lebendigen wollen Sieg, überwundene Gegner, Überströmen des Machtgefühls über weitere Bereiche als bisher. Alle gesunden Funktionen des Organismus haben dies Bedürfnis – und der ganze Organismus ist ein solcher nach Wachstum von Machtgefühlen ringender Komplex von Systemen.““
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 475

„Das Bibel-Verbot »du sollst nicht töten!« ist eine Naivität im Vergleich zum Ernst des Lebens-Verbots an die décadents: »ihr sollt nicht zeugen!«... Das Leben selbst erkennt keine Solidarität, kein »gleiches Recht« zwischen gesunden und entartenden Teilen eines Organismus an: letztere muß man ausschneiden – oder das Ganze geht zugrunde. – Mitleiden mit den décadents, gleiche Rechte auch für die Mißratenen – das wäre die tiefste Unmoralität, das wäre die Widernatur selbst als Moral!“
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 494

„Gesundheit und Krankhaftigkeit: man sei vorsichtig! Der Maßstab bleibt die Effloreszenz des Leibes, die Sprungkraft, Mut und Lustigkeit des Geistes – aber, natürlich auch, wieviel von Krankhaftem er auf sich nehmen und überwinden kann – gesund machen kann. Das, woran die zarteren Menschen zugrunde gehen würden, gehört zu den Stimulanz-Mitteln der großen Gesundheit.“
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 663-664

„Die ja-sagenden Affekte: – der Stolz, die Freude, die Gesundheit, die Liebe der Geschlechter, die Feindschaft und der Krieg, die Ehrfurcht, die schönen Gebärden, Manieren, der starke Wille, die Zucht der hohen Geistigkeit, der Wille zur Macht, die Dankbarkeit gegen Erde und Leben – alles, was reich ist und abgeben will und das Leben beschenkt und vergoldet und verewigt und vergöttlicht – die ganze Gewalt verklärender Tugenden, alles Gutheißende, Jasagende, Jatuende –.“
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 675

„Von jener Höhe der Freude, wo der Mensch sich selber und sich ganz und gar als eine vergöttlichte Form und Selbst-Rechtfertigung der Natur fühlt, bis hinab zu der Freude gesunder Bauern und gesunder Halbmensch-Tiere: diese ganze lange ungeheure Licht-und Farbenleiter des Glücks nannte der Grieche, nicht ohne die dankbaren Schauder dessen, der in ein Geheimnis eingeweiht ist, nicht ohne viele Vorsicht und fromme Schweigsamkeit – mit dem Götternamen: Dionysos. –.“
Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 685

„Erst der Kranke fühlt seine Glieder. Daß man eine unmetaphysische Religion konstruiert und sich gegen Kulte und Dogmen auflehnt, daß ein Naturrecht den historischen Rechten entgegengestellt wird, daß man in der Kunst Stile »entwirft«, weil der Stil nicht mehr ertragen und gemeistert wird, daß man den Staat als »Gesellschaftsordnung« auffaßt, die man ändern könne, sogar ändern müsse (neben Rousseaus »Contrat social« stehen völlig gleichbedeutende Erzeugnisse der Zeit des Aristoteles), das alles beweist, daß etwas endgültig zerfallen ist. Die Weltstadt selbst liegt als Extrem von Anorganischem inmitten der Kulturlandschaft da, deren Menschentum sie von seinen Wurzeln löst, an sich zieht und verbraucht.“
Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 451

„Der etische Sozialismus ist - trotz seiner Vordergrund illusionen - kein System des Mitleids, der Humanität, des Friedens und der Fürsorge, sondern des Willens zur Macht. Alles andere ist Selbsttäuschung. Das Ziel ist durchaus imperialistisch: Wohlfahrt, aber im expansiven Sinne, nicht der Kranken, sondern der Tatkräftigen, denen man die Freiheit des Wirkens geben will, und zwar mit Gewalt, ungehemmt durch die Widerstände des Besitzes, der Geburt und der Tradition. Gefühlsmoral, Moral auf das »Glück« und den Nutzen hin ist bei uns nie der letzte Instinkt, so oft es sich die Träger dieser Instinkte einreden.“ “
Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 463

„Man unterscheide in aller Modernität wohl die volkstümliche Seite, das süße Nichtstun, die Sorge um Gesundheit, Glück, Sorglosigkeit, den allgemeinen Frieden, kurz das vermeintlich Christliche von dem höheren Ethos, das nur die Tat wertet, das den Massen - wie alles Faustische - weder verständlich noch erwünscht ist, die großartige Idealisierung des Zweckes und also der Arbeit. Will man dem römischen »Panem et circenses«, dem letzten epikuräisch-stoischen und im Grunde auch indischen Lebenssymbol, das entsprechende Symbol des Nordens und auch wieder des alten China und Ägypten zur Seite stellen, so muß es das Recht auf Arbeit sein, das bereits dem durch und durch preußisch empfundenen, heute europäisch gewordenen Staatssozialismus Fichtes zugrunde liegt und das in den letzten, furchtbarsten Stadien dieser Entwicklung in der Pflicht zur Arbeit gipfeln wird.“
Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 464-465

„Am reinsten erscheint der Zusammenhang im Dasein rassestarker Bauerngeschlechter, die gesund und fruchtbar in ihrer Scholle wurzeln.“
Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 1149

„Es gibt ... einen natürlichen Rangunterschied zwischen Menschen, die zum Herrschen und die zum dienen geboren sind, zwischen Führern und Geführten des Lebens. Er ist schlechthin vorhanden und wird in gesunden Zeiten und Bevölkerungen von jedermann unwillkürlich anerkannt, als Tatsache, obgleich sich in Jahrhunderten des Verfalls die meisten zwingen, das zu leugnen oder nicht sehen. Aber gerade das Gerede von der »natürlichen Gleichheit aller« beweist, daß es hier etwas fortzubeweisen gibt.“
Oswald Spengler, Der Mensch und die Technik, 1931, S. 52

„In dieser steinernen und versteinernden Welt sammelt sich in immer steigendem Maße entwurzeltes Volkstum an, das dem bäuerlichen Lande entzogen wird, »Masse« in erschreckendem Sinne, formloser menschlicher Sand, aus dem man zwar künstliche und deshalb flüchtige Gebilde kneten kann, Parteien, nach Programmen und Idealen entworfene Organsisationen, in dem aber die Kräfte natürlichen, durch die Folge der Generationen mit Tradition gesättigten Wachstums abgestorben sind, vor allem die natürliche Fruchtbarkeit allen Lebens, der Instinkt für die Dauer der Familien und Geschlechter. Der Kinderreichtum, das erste Zeichen einer gesunden Rasse, wird lästig und lächerlich. Es ist das ernsteste Zeichen des »Egoismus« großstädtischer Menschen, selbständig gewordener Atome, des Egoismus, der nicht das Gegenteil des heutigen Kollektivismus ist - dazwischen besteht überhaupt kein Unterschied; ein Haufen Atome ist nicht lebendiger als ein einzelnes -, sondern das Gegenteil des Triebes, im Blute von Nachkommen, in der schöpferischen Sorge für sie, in der Dauer seines Namens fortzuleben.“
Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 63

„Es muß immer wieder festgestellt werden: diese Gesellschaft, in der sich eben jetzt der Übergang von der Kultur zur Zivilisation vollzieht, ist krank, krank in ihren Instinkten und deshalb auch in ihrem Geist. Sie wehrt sich nicht. Sie findet Geschmack an ihrer Verhöhnung und Zersetzung.“
Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 84

„Der Liberalismus gegenüber den Tendenzen der Demagogie ist die Form, in welcher die kranke Gesellschaft Selbstmord begeht. Mit dieser Perspektive gibt sie sich selbst auf. Der Klassenkampf, der gegen sie geführt wird, erbittert und erbarmungslos, findet sie zur politischen Kapitulation bereit, nachdem sie geistig die Waffen des Gegners schmieden half. Nur das konservative Element, so schwach es im 19. Jahrhundert war, kann und wird das Ende in Zukunft verhindern.“
Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 88

„Die politische Bohême Westeuropas, in welcher der Bolschewismus sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt, setzt sich aus denselben Elementen zusammen wie die, welche den revolutionären Liberalismus seit 1770 ausgebildet hat. Ob 1848 in Paris die Februarrevolution für den »Kapitalismus« oder die Junischlachten gegen ihn erfolgten, ob »Freiheit und Gleichheit« 1789 die des Mittelstandes, 1793 und 1918 die der untersten Schichten bedeuten sollten – in Wirklichkeit waren die Ziele der Anstifter dieser Bewegungen und ihre letzten Motive genau die gleichen, und nicht anders steht es heute in Spanien und morgen vielleicht in den Vereinigten Staaten. Es ist der geistige Mob, an der Spitze die Gescheiterten aller akademischen Berufe, die geistig Unfähigen und seelisch irgendwie Gehemmten, woraus die Gangsters der liberalen und bolschewistischen Aufstände hervorgehen. Die »Diktatur des Proletariats«, das heißt ihre eigene Diktatur mit Hilfe des Proletariats, soll ihre Rache an den Glücklichen und Wohlgeratenen sein, das letzte Mittel, die kranke Eitelkeit und die gemeine Gier nach Macht zu stillen, die beide aus der Unsicherheit des Selbstgefühls hervorwachsen, der letzte Ausdruck verdorbener und fehlgeleiteter Instinkte.“
Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 89

„Das Objekt des Klassenkampfes, das um 1789 »die Tyrannen« waren – die Könige, »Junker« und »Pfaffen« –, wurde um 1850 mit der Verlegung des politischen Kampfes auf wirtschaftliches Gebiet »der Kapitalismus«. Es ist ein hoffnungsloser Versuch, dies Schlagwort – denn das ist es – definieren zu wollen. Es stammt gar nicht aus wirtschaftlicher Erfahrung, sondern ist moralisch gemeint, um nicht zu sagen halb christlich. Es soll den Inbegriff des wirtschaftlich Bösen bezeichnen, die große Sünde der Überlegenheit, den Teufel, der sich in Wirtschaftserfolge verkleidet hat. Es ist, sogar in gewissen bürgerlichen Kreisen, ein Schimpfwort für alle geworden, die man nicht leiden mag, alles was Rang hat, den erfolgreichen Unternehmer und Kaufmann so gut wie den Richter, Offizier und Gelehrten, sogar die Bauern. Es bedeutet alles, was nicht »Arbeiter« und Arbeiterführer ist, alle, die nicht auf Grund geringer Talente schlecht weggekommen sind. Es faßt alle Starken und Gesunden zusammen in den Augen aller Unzufriedenen, allen seelischen Pöbels.“ “
Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 100-101

„Man muß wissen, was alles zum Begriff des politischen Lohnes gehört, um den Druck dieser Lohndiktatur auf das gesamte Wirtschaftsleben der Völker zu ermessen. Er umfaßt, über die Geldzahlung weit hinausgehend, die Sorge für das gesamte Dasein »des Arbeiters«, die ihm abgenommen und »den anderen« aufgebürdet wurde. »Der Arbeiter« ist zum Pensionär der Gesellschaft, der Nation geworden. Jeder Mensch hat sich, wie jedes Tier, gegen das unberechenbare Schicksal zu wehren oder es zu tragen. Jeder hat seine persönliche Sorge, die volle Verantwortung für sich selbst, die Notwendigkeit, durch eigenen Entschluß in allen Gefahren für sich und seine Ziele einzustehen. Niemand denkt daran, dem Bauern die Folgen von Mißernte, Viehseuchen, Brand und Absatznöten, den Handwerkern, Ärzten, Ingenieuren, Kaufleuten, Gelehrten die Gefahren des wirtschaftlichen Ruins und der Berufsuntauglichkeit infolge von mangelnder Eignung, Krankheit oder Unglücksfällen auf Kosten an derer abzunehmen. Jeder mag selbst und auf eigene Kosten sehen, wie er dem begegnet, oder er mag die Folgen tragen und betteln oder nach seinem Belieben in anderer Weise zugrunde gehen. So ist das Leben. Die Sucht des Versichertseinwollens – gegen Alter, Unfall, Krankheit, Erwerbslosigkeit, also gegen das Schicksal in jeder denkbaren Erscheinungsform, ein Zeichen sinkender Lebenskraft – hat sich von Deutschland ausgehend im Denken aller weißen Völker irgendwie eingenistet. Wer ins Unglück gerät, schreit nach den andern, ohne sich selbst helfen zu wollen. Aber es gibt einen Unterschied, der den Sieg des marxistischen Denkens über die ursprünglich germanischen, die individualistischen Triebe der Verantwortungsfreude, des persönlichen Kampfes gegen das Schicksal, des »amor fati« bezeichnet. Jeder sonst sucht nach eigenem Entschluß und durch eigene Kraft dem Unvorhergesehenen auszuweichen oder entgegenzutreten, nur »dem Arbeiter« wird auch dieser Entschluß erspart. Er allein kann sich darauf verlassen, daß andere für ihn denken und handeln. Die entartende Wirkung dieses Freiseins von der großen Sorge, wie man sie an Kindern sehr reicher Familien beobachtet (*), hat die gesamte Arbeiterschaft gerade in Deutschland ergriffen: sobald sich irgendeine Not zeigt, ruft man den Staat, die Partei, die Gesellschaft, jedenfalls »die anderen« zu Hilfe. (* Dafür wird dann die kleine Sorge in Gestalt von »Problemen« der Mode, der Küche, des ehelichen und unehelichen Liebesgezänkes und vor allem der Langeweile, die zum Überdruß am Leben führt, zu lächerlicher Wichtigkeit emporgetrieben. Man macht aus Vegetarismus, Sport, erotischem Geschmack eine »Weltanschauung«. Man begeht Selbstmord, weil man das ersehnte Abendkleid oder den gewünschten Liebhaber nicht bekommen hat oder weil man sich über Rohkost und Ausflüge nicht einigen kann.) Man hat es verlernt, selbst Entschlüsse zu fassen und unter dem Druck wirklicher Sorgen zu leben.“
Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 112-113

„Ohne praktische Arbeit großen Stils kann ich nicht leben. Das macht mich vor der Zeit krank.“
Oswald Spengler, Eis heauton, 118

„Nichts gegen die Ärzte, großartige Leute. Früher, bei einem Mückenstich, kratzte man sich. Heute können sie Ihnen zwölf Salben verschreiben und keine nützt, aber das ist doch Leben und Bewegung.“
Gottfried Benn

„Der Körper ist morbider geworden, die moderne Medizin weist ihn ja geradezu auf tausend Krankheiten hin, sie brechen mit wissenschaftlicher Gewalt aus ihm hervor.“
Gottfried Benn

„Der Schmerz verschenkt seine Heilkraft dort, wo wir sie nicht vermuten.“
Martin Heidegger

„Was bringt den Doktor um sein Brot? // A) Die Gesundheit, B) der Tod. // Drum hält der Arzt, auf daß er lebe, // uns zwischen beiden in der Schwebe.“
Eugen Roth

„Das menschliche Gehirn ist nicht geschaffen, rationale Prozesse zu veranstalten, sondern das Überleben eines Organismus zu bewirken.“
Karl Steinbuch, Falsch programmiert, 1968

„Vor den gesellschaftlichen Nöten verhält sie sich [die Hinterwelt] wie ein Arzt, der mit den Kranken jammert, sich aber nicht um die Ursachen ihrer Krankheiten kümmert. Man fummelt an den Symptomen offensichtlicher Mißstände herum und verschafft sich durch menschenfreundliche Worte ein gutes Gewissen.“
Karl Steinbuch, Falsch programmiert, 1968

„Bei technischen Systemen ergibt sich optimale Wechselwirkung zwischen angepaßten Quellen und Empfängern: Im sozialen Bereich aber führt diese Überlegung zu der menschlich recht unwürdigen Vorstellung, optimal wäre das Verhalten des gut geschmierten Rädchens im Uhrwerk.“
Karl Steinbuch, Falsch programmiert, 1968

„Wie stark die Korruption auch in der Medizin geworden ist, zeigt sich bei jedem Arztbesuch. Hier ist nicht so sehr die Tatsache gemeint, daß Mediziner sich nach wirtschaftlichen Kriterien ausrichten, sondern die Tatsache, warum und wie sie dies tun.“
Hubert Brune

 

<== | ==>

 

WWW.HUBERT-BRUNE.DE Heimseite

 

WWW.HUBERT-BRUNE.DE
- Literaturverzeichnis -