
Feuer | | A n a l o g i s c h e s : |
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Feuer ist Energie, vergleichbar mit dem, was die Naturwissenschaft
Elektromagnetismus (elektromagnetische Wechselwirkung )
nennt: zuständig für elektrischen Strom, für Strahlung, die sowohl
Licht und Wärme als auch Leben und Tod bringt, und für Magnetismus,
der die äußere Bindung und Anziehungskraft schafft: Elektromagnetismus
hat unendliche Reichweite. Elekromagnetische Strahlung ist eine Wellenstrahlung,
bei der sich magnetische und elektrische Felder ausbreiten, die sich in Raum und
Zeit periodisch verändern; sie steht im Gegensatz zur Korpuskularstrahlung
(Teilchenstrahlung), obwohl die Physik durch den Dualismus Welle-Korpuskel zeigen
konnte, daß einer Wellenstrahlung bei bestimmten Experimenten Teilchencharakter
und umgekehrt einer Korpuskularstrahlung Wellencharakter zukommt. Für die
Wellenstrahlung gibt man die Wellenlänge oder auch die Frequenz an; beides
hängt zusammen durch die Beziehung Wellenlänge = Lichtgeschwindigkeit
/ Frequenz (also: l = c / v). Siehe: Elektromagnetisches
Spektrum ( ).
Dank des Elektromagnetismus gibt es in unserem Universum Licht, Strahlung, Wärme,
die Wirkung auf geladene Teilchen, das bedeutet auch Chemie, also Atome, Elemente,
Moleküle u.s.w., bedeutet weiterhin Biologie, also Leben. Das Photon
(g), ein Elementarteilchen, ist das Austauschteilchen
für die elektromagnetische Wechselwirkung und repräsentiert als Lichtquant
die kleinste Energiemenge einer elektromagnetischen Strahlung. Die Ruhemasse und
die elektrische Ladung eines Photons ist Null, dagegen beträgt der Spin (Drehimpuls
eines Elementarteilchens )
+1 oder -1. Im Gegensatz zu den anderen Elementarteilchen besitzt das Photon kein
Antiteilchen. Durch die Gleichung E = h v wird die Energie
eines Photons angegeben, wobei h das Planksche Wirkungsquantum
( )
und v die Frequenz der Strahlung bedeutet. Die jüngsten
Forschungen zeigten, daß im Kosmos sämtliche Formen elektromagnetischer
Strahlung erzeugt werden. Doch nur ein Teil gelangt durch die Atmosphäre
bis zum Erdboden und kann damit von hier aus untersucht werden. Im wesentlichen
gibt es nur zwei Fenster ( ),
durch die die bodengebundene Astronomie in den Raum sehen kann: das
Optik-Fenster und das Radio-Fenster.Licht
ist also eine elektromagnetische Wellenstrahlung, zu der das vom Auge aufnehmbare
und auch das vom Auge nicht aufnehmbare Licht zählt ( ).
Eine große Zahl der Eigenschaften des Lichts kann durch seinen Wellencharakter
erklärt werden, vor allem auch die Polarisation ( ),
die Interferenz ( )
und die Refraktion (Brechung ).
Einige andere Eigenschaftem sind aber nur verständlich, wenn man annimmt,
daß das Licht wie auch andere elektromagnetische Schwingungen aus Teilchen
(Photonen )
besteht. Zu diesen nur auf dieser Grundlage verständlichen Erscheinungen
zählt vor allem der Photoeffekt ( ).
Der Wellen- und Teilchencharakter des Lichts kann durchaus nebeneinander verstanden
werden. Gelöst werden diese Schwierigkeiten durch die Quantentheorie, die
von Max Planck (1858-1947 )
1900 aufgestellt und später von anderen Physikern, insbesondere von Werner
Heisenberg (1901-1976 ),
weiterentwickelt wurde. Die von Albert Einstein (1879-1955 )
1905 begründete spezielle Relativitätstheorie schuf einen neuen Zeitbegriff
für die Physik: die Zeit wird nicht mehr durch die Drehung der Erde definiert,
sondern durch die Geschwindigkeit des Lichts (ca. 300 000 km/s). Diese Zeit wird
in der formaltheoretischen Betrachtung mit dem Raum so verknüpft, daß
sie zusammen mit den drei Raumdimensionen einen vierdimensionalen Raum (Kontinuum )
aufspannt. Als Koordinate büßte die Zeit ihre Absolutheit ein, wurde
zu einer nur relativen Zahl in einem Bezugssystem. Eine den Tatsachen
der gesamten Physik angemessene Raum-Zeit-Auffassung war gefunden worden. Eine
weitere Folgerung aus der speziellen Relativitätstheorie ist die Äquivalenz
von Masse (m) und Energie (E), so daß E = mc² ist (Äquivalenzprinzip).Interferenzerscheinungen
bei Licht lassen sich mit Hilfe des Wellenmodells deuten; hierbei wird Licht als
sinusförmige Lichtwelle aufgefaßt. Genau gesagt ist wichtig:
Licht ist keine Welle, Licht ist kein Teilchen! Licht ist etwas anderes, das sich
aber in vielen Fällen mit dem Teilchen- oder Wellenmodell bescheiben läßt.
 Was
im Licht liegt, muß der Mensch erkennen, und über diese (Welt-) Anschauung
hinaus ist es nach Heidegger (1889-1976 )
und Sloterdijk (*1947 )
notwendig, daß man darüber nachdenkt, wie das Licht und die Dinge
zusammenkommen, anders gesagt, man soll die Lichtung als solche meditieren. Die
Lichtung ist gleichsam der weltgebende Blitz. .... Aber wer direkt in ihn schaut,
wird geblendet. .... Die Menschen ... sollen den Blitz bedenken und sich in seinem
Licht selber als die Unheimlichen fürchten lernen. .... Der Mensch kennt
sich selber noch gar nicht, weil er noch nie richtig nach sich selbst gefragt
hat. Wenn er sich konventionell als animal rationale definiert, fügt
er nur zwei scheinbar vertraute Größen zusammen: Er bildet sich ein,
zu wissen, was Tiere sind, und er glaubt zu verstehen, was die Ratio ist, und
indem er die beiden Trivialitäten addiert, meint er zu guter Letzt, er habe
Übersicht hergestellt und sei bei sich zu Hause. (Peter Sloterdijk,
Die Sonne und der Tod, 2001, S. 113-114
).
Feuer besitzt ambivalenten Charakter: es ist
eine zerstörende und reinigende Größe zugleich und damit evolutionär
wie revolutionär enorm entwicklungsfördernd. Diesem Element kommt immer,
also auch in der menschlichen Evolution und Geschichte, eine außerordenliche
Rolle zu. Homo erectus war wohl der erste, der das Feuer nutzte. Erst der
erfolgreiche und weltoffene Homo erectus erweiterte das steinzeitliche
Kultur-Ursymbol ( )
zu einem ersten Kultursymbol ( ).
Durch den Feuergebrauch, der mit Sicherheit zum Sprachgebrauch führte ( ),
wurde Homo erectus zum entscheidenden Faktor in der sprachlichen Menschwerdung
( ).
Dieser aufrechte Mensch war die bisher letzte, vielleicht sogar die
einzige Menschenart, die 1,86 Mio. Jahre überlebte, denn Homo erectus
lebte bis vor 40 000 Jahren. ( ).
Der Kult des Feuers, der wärmenden, erhellenden und erhaltenden Kraft (bzw.
Energie) - wurde auch später, z.B. mit dem häuslichen Herd-Feuer oder
mit dem Stammes- und Staats-Feuer gepflegt. Feuerkulte haben auch den Zweck, den
Lauf der Sonne magisch zu beeinflussen; die Sonnenwend-Feuer gehören in diesen
Kontext. (Mit Betonung auf Text!). Ohne den Feuergebrauch wäre der Mensch
dem Affendasein verhaftet geblieben. Nicht zufällig entwickelte der Mensch
diese Fähigkeit während der Eiszeit ( ).
Das Feuer ist auf progressive und konservativ-traditionelle Weise ein Übertragungsmittel,
d.h. der Projektor oder Motor für Kommunikation und deshalb die erste wirkliche
Sprachkultur des Menschen. Erst seit der Mensch das Feuer gebrauchte, gebrauchte
er auch eine menschliche Sprache. Feuer ist die rein natürliche (kosmische)
Sprache, die menschliche Sprache das rein kulturelle Feuer. Menschliche Sprache
gehört natürlich-kulturell zur Sprache aller Lebewesen, rein kulturell
jedoch ist sie nat(ion)al erworbene Sprache eines Volkes, und kulturell-natürlich
ist sie Metasprache: Sprache-über-Sprache (Sprache höherer
Ebene), mit der die Sprache (Objektsprache als Sprache niederer Ebene) beschrieben
wird, z.B. auch als Sprachtheorie, im weiteren Sinne aber sogar überhaupt
als Theorie (ursprüngliche Bedeutung: Gottesanschauung) bzw. Theologie, Philosophie,
Mathematik, Weltanschauung u.ä.. Feuer
ist also das einzige Element, daß den Unterschied zwischen Mensch und allen
anderen Lebewesen verdeutlicht. Und allein schon deshalb ist vor allem auch der
Vergleich mit der Sprache zwingend richtig.
Synergien
von Feuer und Wissen, so der Philosoph Peter Sloterdijk (*1947): Was
mit den ersten Feuern begann, die Versammlung der Menschen um eine angenehme Mitte,
bleibt bis zuletzt die Basistechnik von solidarisierenden Gruppenschöpfungen.
Feuer ist in seiner Mächtigkeit als Nischen- und Sphärenbildner
und damit als Emanzipationsmittel für Menschengruppen nie zu überschätzen.Das
Feuer verwöhnt die Menschen und macht sie abhängig von Entlastungen.
Damit kann die Zivilisation als Verwöhnungsgeschichte - und als Kampf
um den Zugang zu den knappen Verwöhnungsmitteln - beginnen. Alle anderen
häuslichen und städtischen Verwöhnungs- und Entlastungsschritte
folgen aus dem Herdfeuer als erste große Annehmlichkeit. Es ist die Wärme
des gezähmten Feuers, die die Menschen an einem Versammlungsort wie um einen
Brennpunkt zusammenzieht. Man könnte Virtuvs ( )
lakonische Gedanken mühelos zu einer Soziologie des Herdes weiterbilden:
Demnach lägen die ersten Motive der Gruppenbildung in einer zweifach unwiderstehlichen
Bequemlichkeit - in der wohltuenden Wärmestrahlung selbst und in den angenehmen
Reden der Menschen über dieses Angenehme. Vitruv hebt den Punkt, auf den
es ankommt, klar hervor: Die ersten Wärmegenießer rufen die nächsten
herbei und kommunizieren mit ihnen in Gebärden und primitiven Worten über
die Vorzüge der neugefundenen wundersamen Zentralkraft. (Peter Sloterdijk,
Sphären II - Globen, 1999, S. 232-233 ).Also
ein thermischer Sozialismus im Beginn - eine Urversammlung um ein gehegtes Feuer
- ein Ring von Menschen um das, was später der Herd heißen wird - und
zugleich die paradigmatische Erfahrung, daß die Strahlungswärme sich
um die Glutmitte nach allen Seiten gleichmäßig ausbreitet, so daß
die Versammelten, solange sie nur einen einzigen Ring ums Feuer bilden,
nie als Konkurrenten um die schöne commoditas aneinander geraten müssen.
Kommt die Strahlung allen zugute, so bedeutet sie unmittelbare Solidarität.
Tritt jemand hinzu, dann so, daß man ihm Platz macht in dem einen Ring.
Wird der egalitäre Ring so groß, daß niemand mehr profitiert,
erlischt der Zauber, und vor der frostigen Unzufriedenheit werden alle gleich.
Müssen sich aber Wärmekandidaten hinten anstellen, entsteht die thermische
Klassengesellschaft. Der Hüttenbau, von dem Vitruv ( )
spricht, beginnt als zweite Bergung, mit der die erste - die Erfahrung des gemeinsamen
Enthaltenseinkönnens in der großzügigen Wärme-Sphäre
- ergänzt wird. .... Solidarität ist Teilhabe am selben Feuer; später
auch: Teilung der Speisen, solange sie noch warm sind; und schließlich:
Vergesellschaftung von gekochtem oder gebratenem Fleisch in den großen,
religiös motivierten Umverteilungsfesten. (Peter Sloterdijk, Sphären
II - Globen, 1999, S. 233-235 ).Nach
Vitruv ( )
gilt für die Gesellschaft im ganzen ...: daß der Herd älter ist
als das Haus und daß ein Haus vor allem eine umbaute Feuerstelle bedeutet.
Am Herd vollzieht sich einer der wichtigsten Akte der Menschwerdung, weil hier
im Zusammenhang mit Gefäß und Feuer die Urerfahrung der alimentären
Alchemie, das Kochen, sich entwickelt. (Peter Sloterdijk, Sphären
II - Globen, 1999, S. 235 ).Menschen
sind nicht in einem Land bei sich, sondern in einem Komfort. .... Daß der
Vorteil nicht so sehr die Wirkung des Ortes ist, an dem die Verteilung stattfindet,
sondern daß die Wirkung der Verteilung uns den Ort schätzen läßt,
wird erst spät bewußt. Das
sichtbarste Zeichen des Vorteils, in der Gruppe zu Hause zu sein, ist die Feuerstelle;
sie ist, als das älteste Menschheitssymbol ( ),
der klarste Hinweis darauf, daß Menschen ohne ein verwöhnendes Element
nicht auskommen. Das gemeinsam gehegte Feuer birgt die Erfahrung, daß es
natürliche Begünstiger gibt, die Vorteile gewähren, solange man
sie sorgfältig im Auge behält. Wohltätig ist des Feuers Macht,
vorausgesetzt, die Brandwache schläft nicht ein. Hantieren mit dem Feuer
bildet eine Tätigkeit, die genau auf der Grenze zwischen Zauber und Arbeit
liegt. Dieser anfangs fast paritätische Unterschied wird im Gang der Zivilisationsgeschichte
zugunsten der Arbeit verschoben, ohne daß der magische Pol sich je auflösen
ließe. Ist im menschlichen Tun alles durch Gleichungen zwischen den Handlungen
und ihren Wirkungen geregelt, hat man es unmißverständlich mit Arbeit
zu tun. .... Was den Zauber angeht, ist er auf die entgegengesetzte Wirkung angewiesen:
den verblüffenden Überschuß der Wirkungen über die Handlungen.
Obschon man nicht weiß, wie zaubern (germanisch; rot färben)
eigentlich funktioniert, scheint es doch weiter zu führen, als bloße
Arbeit es je bringen könnte. .... Daher ist der Zauber nicht immer Betrug;
die Welt selbst ermutigt zum zauberartigen Herangehen an viele Verhältnisse
in ihr, weil sie die Erfahrung gewährt, daß hin und wieder mehr gelingt,
als unternommen wurde. Die ältesten Glücks- und Machtbegriffe antworten
hierauf. (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004,
S. 398-399 ).Wer
das »pantechnische« Feuer überbringt (pyros pantechnos;
Aischylos, Der gefesselte Prometheus, V. 7), wird Patron der Küchen,
Anreger der Alchemie, Ermöglicher der Keramik und der Metallurgie, Komfortspender
und Anwalt der Umverteilung von Licht und Bequemlichkeit - mit einem Wort der
eigentliche Kulturtitan, und kraft all dieser Eigenschaften vornehmster Heiliger
im Kalender der Aufklärung. Als Lebenserleichterer und erster Ermächtiger,
als Philanthrop und Anstifter zum Aufstand gegen die Idiotie der Ergebenheit ins
Zuständliche ist er der mythische Schutzherr des Thermotops. (Peter
Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 399 ).Mit
diesem Ausdruck ist also nicht nur der Bezirk gemeint, in dem die Gruppenangehörigen
den unmittelbaren Wärmevorteil des Feuers spüren - ein Motiv, das überdies
erst in der nach-afrikanischen Phase der kulturellen Evolution, nach der Ausbreitung
der Menschheit in Gegenden mit ausgeprägten Jahreszeiten und längeren
Wintern, an Gewicht gewinnen konnte. Er bezeichnet zugleich den Kreis, in dem
die Vorteile der alltäglichen Magie bemerkbar sind. Die Bewohner der Insel
Chirotopia sind naturgemäß Thermotopianer, weil zwischen dem, was den
Händen gelingt, und dem Mehrwert, den die Feuerstellen hinzufügen, sich
eine Synergie einspielt. Das Thermotop ist ein Raum, in dem Gelingenserwartungen
aufgrund kontinuierlicher Bestätigungen gelten; er bildet die primäre
Komfortsphäre - von sehr frühen Anfängen her .... (Peter
Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 400 ).Sloterdijk
erklärt auch, warum es z.B. den Brahmanen Indiens um die Hypostatisierung
der Thermotopie zu tun war und ist: Nach ihnen ist der Weltzusammenhang
im ganzen durch den Gestaltwandel des Feuers zu begreifen. Die Tiefen-Effekte
des brahmanischen Denkens leiten sich aus dem Umstand her, daß es seiner
pyrotechnischen Kompetenzen beim Vollzug der Opfer am Feuer gewiß ist und
von diesem scharf abgezirkelten Feld vielfache Metaphorisierungen ableitet.
Der Verzichtende, so Sloterdijk, opfert nicht mehr an äußeren
Feuern, sondern verbrennt seine ganze Existenz in einem mentalen Feuer
..., der Flamme des Veda. .... Im absoluten Thermotop werden nicht nur die Vorteile
eines Lebens in der Nähe der Feuerstelle verteilt - es setzt ein ritueller
Wettbewerb ein um den Vorteil aller Vorteile: mit der Feuerstelle des Seins selbst
eins zu werden. (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume,
2004, S. 400-402 ).In
anderen Fällen werden thermotopische Vorteile profaner definiert. Die egalitäre
Versammlung ums Feuer übersetzt sich bei geschichteten Gesellschaften in
die Attraktion von Besitzvorteilen, die sich an einer begünstigten Stelle
anhäufen. Jetzt treten die exklusiven Züge des Vorteilsraums in ein
scharfes Profil: Was im kleineren Format inklusive Solidarität stiftet, wirkt
im größeren desolidarisierend. Vorteile sind eben das, wovon es nicht
genug für alle gibt. Andere Feuer, andere Schicksale. »Wärme«,
schreibt Gaston Bachelard ( ),
»ist ein Vermögen, ein Besitz. Man muß sie eifersüchtig
hüten und darf sie nur auserwählten Wesen zum Geschenk machen.«
Bachelard spricht (mit Blick auf das Nacht-Lob des Novalis )
über den Dualismus von Licht und öffentlich-oberflächlicher Verteilung
einerseits, von Dunkel und intim-exklusiver Widmung andererseits. (Peter
Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 402 ).
Den Verwöhnugszusammenhang der Seinen sichern zu können beweist
den Patron, den großen Herrn. Soweit der von ihm betreute Vorteilsraum reicht,
spüren die Abhängigen, daß es in ihrem Interesse liegt, sein Geheimnis
zu wahren, daher tragen alle Gruppen, die den Vorzug des Dazugehörens eng
halten, ein und denselben, nie auszusprechenden namen: cosa nostra. Versteht
man die insularen Gesellschaften als Distributionsräume für Vorteile
ungewisser Herkunft, haben sie formal ein mafiotisches Substrat - das gilt bis
hinauf zu einer demokratischen Weltmacht wie den USA, deren Wohlstand nicht allein
auf den Leistungen der eigenen Volkswirtschaft beruht, sondern auch auf einem
verhohlenen Tributsystem. (Vgl. Emmanuel Todd, Weltmacht USA. Ein Nachruf,
München 2003 ).
Beim Komfort fragt man nicht, woher er stammt, wenn er erst einmal zur Gewohnheit
geworden ist. .... Also war es nicht ganz richtig zu behaupten, daß alle
Geschichte die Geschichte von Kämpfen zwischen Auserwählungsgruppen
sei; sie ist ebenso sehr die Geschichte von Kämpfen zwischen Verwöhnungsgruppen.
(Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 403 ).Der
Sozialstaat ist die regionale Generalisierung des Thermotops mit versicherungstechnischen
Mitteln. Seine Leistungen beruhen auf der Entdeckung eines kalten Feuers (mit
Pflichtbeiträgen geschürt), um das sich zahllose Bedürftige (dennoch
relativ Privilegierte) versammeln können. Mit den nationalen und kommunalen
Solidarsystemen (in den USA kommen die phänomenalen freiwilligen Dienste
hinzu) scheinen die modernen Gesellschaften so etwas wie einen Meta-Herd erfunden
zu haben, der vielen Berechtigten wie auch einigen Schlauen hilft, ihre eigenen
Feuer am Brennen zu halten. Solche Anlagen zur Umverteilung von Wohlstandschancen
funktionieren bis auf weiteres ausschließlich in nationalen Formaten. Man
könnte so weit gehen zu sagen, daß der postmodernisierte Geist der
Nationen nur noch auf den Solidarkassen und den Versicherungssystemen beruht -
zumal in Mittel- und Nordeuropa, wo sich die bequemsten Thermotop-Institutionen
der Welt befinden. Wer diese Verhältnise auf die Weltgesellschaft übertragen
wollte, müßte zuvor die thermotopische Paradoxie aufgelöst haben
und zeigen, wie man alle allen bevorzugt. In Abwesenheit eines thermischen Sozialismus
wird man sich vorläufig mit einer thermischen Ästhetik ( )
begnügen müssen. (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume,
2004, S. 404-405 ).
Wer nachweisen könnte, warum (und nicht: daß) die Licht
und Wärme bringende elektromagnetische Strahlung und das Feuer einen dualistischen
oder ambivalenten Charakter haben, der könnte auch die thermotopische
Paradoxie auflösen. Wer aber mit viel Klugheit und Kenntnissen, wie Prometheus
(der Vorausdenkende; der Vordenker ),
zum Wohltäter der Menschen werden und Zeus das Feuer stehlen will, bedenke
die Folgen: Zeus ließ den Frevler Prometheus an einen Felsen schmieden,
wo ihm ein Adler täglich die Leber zerfleischte (die sich jeweils nachts
erneuerte, bis Herakles Prometheus erlöste); gleichzeitig schickte Zeus den
Menschen die mit allen weiblichen Vorzügen und einem alle Übel bergenden
Tonkrug ausgestattete Pandora, die dieses Gefäß öffnete, nachdem
sie Prometheus' Bruder Epimetheus (der zu spät Bedenkende; der
Spätdenker ),
geblendet von ihren Reizen, aufgenommen hatte. (Wen Zeus
verderben will, dem raubt er den Verstand: Quos Jupiter vult perdere dementat).Das
Feuer ist also etwas ganz Besonderes, und deshalb müßte man vielleicht
sogar die vier Elemente treffender Feuer und drei Elemente
nennen. Urfeuer und Urknall sind identisch, es kann ohne Feuer keinen Anfang gegeben
haben. Diese Weltordnung, dieselbe für alle, schuf weder einer der
Götter noch einer der Menschen, sondern sie war immer und ist und wird sein
ein ewig lebendiges Feuer, aufflammend nach Maßen und verlöschend nach
Maßen. (Heraklit, Fr. 30). Ewig lebendiges Feuer! Auch deshalb
ist laut Spengler ( )
Feuer geheimnsivoll, rätselhaft. Jedes der anderen
Elemente, Erde, Wasser, Luft - fest, flüssig, gasförmig - »ist«
etwas. Die Flamme aber ist nicht, sondern wird. Sie ist in der äußeren
Welt das Lebenssymbol, fressend, verzehrend. Feuer ist auch wissenschaftlich
völlig rätselhaft, denn was heißt »Oxydationsprozeß«
? Worte, Worte! (Fest, flüssig, gasförmig - nirgends paßt
die Tatsache »Feuer« hinein). Was ist eine Flamme? Glut, Funke,
Wärme, Licht? Im Bilde der Welt etwas Geheimnisvolles; kein Element,
sondern ein Phänomen, etwas irgendwie Lebendiges (in der physikalischen
Theorie ein »Prozeß«). Überall im Kosmos ist Feuer: Sonne,
Fixsterne, Vulkane, Erdinneres, das organische Leben ist nur ein Sonderfall.
Auf der Erdrinde, die ehemals glühte, dieser Vorgang - Flamme ist Vorgang,
nicht Sein - sich erhaltend: ein fortdauerndes Verzehren und Glühen. Die
Flamme nährt sich, verzehrt, verdaut, läßt Reste zurück.
Die Flamme ist zentrifugal, hat Tendenz nach »Oben«, von der Erde
fort. Glimmend, schwelend kriecht sie, frei geworden lodert sie auf.
Entgegen dem Aggregatzustand ist sie »Bewegung«. Flamme ist »Verzehren«,
Erobern, Vernichten. Sie hinterläßt nur Asche. Das Unbegreifliche,
was wir als Flamme sehen, als Wärme auf der Haut, am Leibe spüren, oder:
(als) Form den Stoff wechselnd wie eine ruhige Kerzenflamme, die trotz ihrer beleibenden
Gestalt ein Vorgang ist, verzehrend - dieser geheimnisvole Vorgang
gleicht dem Leben, das ebenfalls Wärme, Glut ist, verzehrend sich ausbreitend
(wie ein Brand); Form, die den Stoff wechselt. Irgendwie hängt die Tatsache
»Leben« auf der Erde mit der Glut der Sonne zusammen, obwohl unser
Nachdenken, an die kausalen Formen der modernen naturwissenschaftlichen Mythen
gebunden, es nicht zerlegen kann. Die Flamme ist mehr als Symbol. Die Naturerkenntnis
gelangt immer (nur) bis zu der Tatsache des Lichts (Thermodynamik und elektromagnetische
Lichttheorie ).
Dahinter steht, ewig und nicht verkleinert, das Geheimnis. Hinter den Erlebnissen
der Sonne, der Flamme, der südlichen Wärme liegt eines der ewigen Geheimnisse
des Außer-uns. Wir mögen es zu erklären versuchen, indem wir ein
einfaches Bild (eine Theorie) entwerfen, wie es die Naturwissenschaft tut; das
Geheimnis bleibt trotzdem. .... Die Wissenschaft verdunkelt die Tatsache, statt
sie zu erhellen. Für sie ist die Flamme CO2. Wir sagen, daß
»es« Licht ist. Der Gelehrte fügt hinzu, es sei eine Form der
Energie, elektromagnetisch ( ).
Wäre er in Indien, China oder Altgriechenland geboren, so würde er ganz
andere Vorstellungen haben. (Oswald Spengler, Urfragen, in: Fragmente
aus dem Nachlaß, postum, S. 10-11 ).
Alles Lebendige atmet. Es steht damit zur Wärme, zur Verbrennung,
zum Feuer in Beziehung. Das Leben ist wie eine Flamme, die genährt wird und
lodert. Ob Pflanze oder Tier: der Kreislauf warmer Säfte, besonders das Blut,
ist ein Sinnbild des Feuers. In der Wärme entzündet sich der Lebenskeim
- Zeugung. Männliches Entzünden und weibliches Auflodern treten an die
Stelle des geschlechtslosen »Sichentzündens«. .... Liebe ist Glut,
Haß ist Kälte. Sehnsucht und Angst sind Feuer und Eis. Die ganze Welt
der Gefühle liegt dazwischen. So leuchtet das Leben rings auf dem Erdball
auf: »Geprägte Form, die lebend sich entwickelt«: gebundenes,
formgebundenes Feuer. Das mächtige Geschlecht der Pflanzen und Tiere, die
Arten, die Rassen, die Sippen, die Familien, die Einzelnen - es ist stets ein
Auflodern der Flamme und ein Kampf gegen die Kälte, den Tod. Und zwar ist
dieses Schicksal, das die Geologie und (die) Biologie untersucht, ein Widerschein
des Kampfes im All. Darwins »Ursachen« sind lächerlich. Er verwechselt
die Kraft mit den Hebeln der Schalttafel. Die »Ursachen« sind komisch,
im All. Mutationen, neue Arten und Erdschichten entstehen, weil der Erdball im
All von Schicksalen durchzittert wird, von fernen Gestirnen her. Ebenso sind die
Menschenschicksale kosmisch bedingt. Die tiefe Verwandtschaft zum Feuer: wie die
Menschenströme dem Licht zuwandern, dem Süden zu, wie sie das Feuer
»entdecken« - Prometheus -, die entscheidende Tat. Das innere Feuer
macht das äußere dienstbar. Alle Religion ist Feuerkult. Alle Wissenschaft
hat Feuertheorien. Alle Politik ist Glut, die in Kriegen aufflammen kann. Alle
Wirtschaft dient dem Nähren des Feuers (Kost und Kleidung, Wohnen als eine
zweite Kleidung n die Lebenswärme). Geschichte, so betrachtet, ist das Schicksal
dieser Feuerzonen. Alles Leben ist Kampf, weil es Feuer ist. Alle Sitte, alles
Recht ist Bändigung des Feuers. .... Je nachdem das Leben die Sonne als zeugend
oder gebärend empfindet, ist sie Symbol von Vater und Mutter. In der primitiven
Zeit vor den Hochkulturen gilt Vaterrecht, die Sonne (Sol) wird als männlich
aufgefaßt. Kristall ist die höchste Form anorganischen Wachstums, Flamme
das Symbol des Organischen. Leben - Seele- Flamme: es ist eine Urmacht
des Alls, die dem Körper als Wärme, dem Auge als Licht erscheint. Gemeint
sind aber nicht diese Formen des Wirkens - Eindruck und Ausdruck -, sondern die
Urmacht selbst, die wir metaphysisch ahnen, in der Flamme nur symbolisch meinen.
.... Leben ist eine Flamme, die Flamme ist ein Kampf. Sie muß kämpfen,
um zu sein. Die Welt des Lichtes, unserer Augen (sieht) Sterne kämpfen, Meer
und Land kämpfen. Jedes Samenkorn kämpft um die Stelle, wo es wurzeln
kann, jedes Tier vernichtet, um zu leben. Das herrliche Schauspiel - Gottes Schöpfung
- ist ewiges Vergehen und Werden als eins: nur die Lebensmacht ist ewig, das große
Geheimnis, das in allem webt, was wir Welt nennen, vor dessen nie zu entschleierndem
Wesen wir Ehrfurcht haben sollen. Die Flamme ist mehr als (nur) Symbol. Klages'
(kosmogonischer) Eros steckt darin, aber auch Nietzsches Wille zur Macht ....
Blut und Feuer: Für uns gilt die Sonne als Wärmespender, daneben als
Lichtquelle. .... Also die Wärme aus dem Weltraum entscheidet. Für
das Lebewesen »vom Himmel herab«. .... Erhaltung im Kampf gegen
die Allnatur: stärker sein als alles andere, überlegen. Das ist
Nietzsches Weg über Darwin hinaus. .... Die Flamme ist für das menschliche
Auge ein Ursymbol ( ),
ein Urphänomen ( ).
Die lebendige Flamme empfinden wir als Macht bei einem Brande, der menschliche
Werke zerstört und aller Anstrengungen dagegen spottet. .... Deshalb ist
unter den Visionen vom Weltuntergang das Feuer bedeutender als Wasser und Kälte:
»Götterdämmerung«, Weltbrand bei Heraklit (Fr. 31, 66).
Die Abendröte ist eine magische Anziehungskraft, das offene Feuer im Kamin
(das Lagerfeuer, der Ofen, der Herd u.s.w.) ....
Mit einem Feuer fühlt der Mensch sich niemals allein. Die Flamme kann Gesellschaft
leisten - darin steckt der Urzusammenhang zwischen Flamme und Seele. (Oswald
Spengler, Urfragen, in: Fragmente aus dem Nachlaß, postum,
S. 4 ).
Und, wie schon gesagt, die Flamme, das Feuer bedeutet Licht (zum Sehen, aber nicht
nur zum Sehen), Wärme (zur Gemeinsamkeit, aber nicht nur zur Gemeinsamkeit),
Leben und Tod (für neues Leben), Wohlbefinden, Wohlstand, Wohlfahrt, also
Luxus überhaupt. Alles! Immer!Fazit: Feuer ist das ganz Besondere,
Feuer ist Anfang und Ende, also ewig! Ob Feuer ein Element ist oder nicht: es
regiert auch über alle Elemente (d.h. die chemischen und die nichtchemischen),
also auch über die (anderen) drei Elemente Erde (fest),
Luft (gasförmig), Wasser (flüssig).

Erde | | A n a l o g i s c h e s : |
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Erde soll hier die Materie symbolisieren und mit der gravitativen
Kraft verglichen werden. Die Gravitation (Schwerkraft) ist die Eigenschaft aller
materiellen Objekte, sich gegenseitig anzuziehen. Die Kraft, mit der sich 2 Massen
anziehen, beschreibt das von Isaac Newton (1643-1727 )
1666 gefundene Gravitationsgesetz, wobei F die gegenseitige Anziehungskraft
der beiden Massen (m1 und m2),
r ihre gegenseitige Entfernung und G die Gravitationskonstante ( )
bedeutet. Dabei werden die Massen der beiden Körper in Kilogramm und die
Entfernung in Meter gemessen. In Worten bedeutet das Gravitationsgesetz: Zwei
Körper ziehen sich mit einer dem Produkt ihrer Massen proportionalen Kraft
und dem Quadrat ihres Abstandes umgekehrt proportionalen Kraft an. Das Newtonsche
Gravitationsgesetz ist die Grundlage der sogenannten Himmelsmechanik. Im
strengen Sinne gilt das Gesetz nur für Massenpunkte; in der Praxis können
aber auch ausgedehnte Himmelskörper, wie z.B. Sterne oder Planeten, mit diesem
Gesetz erfaßt werden: Abweichungen ergeben sich in unmittelbarer Nähe
dieser Himmelskörper, besonders bei einer deutlichen Abweichung von der Kugelgestalt.
So muß z.B. für die Berechnung der Bahn eines Erdsatelliten auch die
Abplattung der Erde berücksichtigt werden. Newton formuliert auch die Grundgesetze
der Mechanik: die 3 Axiome der Mechanik (Newtonsche Axiome):
1.) Ursache der Beschleunigung eines Körpers ist eine auf ihn einwirkende
Kraft, d.h. jeder Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen,
geradlinigen Bewegung, solange keine Kräfte auf ihn einwirken (Trägheitsgesetz).
2.) Die Bewegungsänderung (Beschleunigung) eines Körpers ist
der einwirkenden Kraft proportional und ihr gleichgerichtet (Dynamisches Grundgesetz).
3.) Die Wirkung ist stets gleich der Gegenwirkung (actio = reactio), d.h.
übt ein Körper A auf einen Körper B eine Kraft F1
aus, so übt stets auch der Körper B auf den Körper A
eine Kraft F2 aus, die von gleichem Betrage, aber
eben entgegengesetzter Richtung ist: F1 =
- F2 (Reaktions-, Gegenwirkungs- oder Wechselwirkungsprinzip
bzw. Newtonsches Wechselwirkungsgesetz).
Die Gravitation ist für die Anziehung zwischen allen Materieteilchen
verantwortlich. Sie reicht, wie auch der Elektromagnetismus ( ),
bis ins Unendliche. Die Stärke der Gravitation ist allerdings die
geringste unter allen Kräften. ( ).
Damit ist sie also mit der schwachen Kernkraft ( )
zusammen die schwächste Kraft. Für die Gravitation gilt die
von Albert Einstein (1879-1955) 1915 begründete allgemeine Relativitätstheorie,
durch die die Erkenntnisse der speziellen Relativitätstheorie auf
beschleunigte Systeme ausgedehnt wurden. (Vgl. Relativitätstheorie ).
Nach Einstein sind Schwerkraft und Beschleunigung gleichwertig. Es ist
für einen Beobachter innerhalb eines begrenzten Bereichs der Raumzeit
unmöglich zu entscheiden, ob er eine gleichmäßig beschleunigte
Bewegung ausführt oder sich in einem Gravitationsfeld befindet. (Vgl.
Prinzip der Äquivalenz von Trägheit und Masse). Ein abgeschlossener
Beobachter kann also nicht durch Experimente herausfinden, ob er sich
in einem Gravitationsfeld befindet oder außerhalb eines solchen
beschleunigt bewegt. Nach Einstein ist die Gravitation nicht allein als
eine Kraft anzusehen; er sah sie als eine Folge der Raumkrümmung.
In der allgemeinen Relativitätstheorie stellt sich der Raum jedenfalls
als Folge der Anwesenheit von Massen dar; in der Nachbarschaft einer besonders
großen Masse ist die Raumkrümmung entsprechend größer
und nimmt mit zunehmendem Abstand von dieser Masse ab. Die Gesamtheit
aller Massen im Weltall bedingt die Gesamtkrümmung des Universums.
Die Masse selbst ist eine Funktion
der Energie ( ).
(Oswald Spengler, Der Mensch und die Technik - Beitrag zu einer Philosophie
des Lebens, 1931, S. 67 ).Das
Element Erde wird für das Leben erst interessant unter dem Aspekt der Insulierung
oder Isolierung. (Vgl. Insel und Isolator ),
weil jedes Einzelne nicht allein durch sich selbst existiert bzw. lebt. Sogar
das primitivste Einzelne braucht, um sein zu können, ein Anderes,
vor allem eine (Form der) Energie: Feuer !

Luft | | A n a l o g i s c h e s : |
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Luft gilt hier als schwache Kernkraft, weil auch sie gewissermaßen
den Zerfall kontrolliert. Die schwache Wechselwirkung kontrolliert den radioaktiven
Zerfall einiger Atomkerne und den Zerfall der Neutronen in Protonen, Elektronen
und Neutrinos. Ein freies Neutron zerfällt mit einer Halbwertszeit von etwa
10,25 Minuten in ein Proton, in ein Elektron und in ein Antineutrino. Sogar Protonen
gelten, zumindest langfristig, als nicht stabil: 1 000 000 000 000 000 000 000
000 000 000 000 Jahre Halbwertszeit ( ),
wird spekuliert. Auch die eigentlichen Elementarteilchen ( )
zeigen weitgehend einen Zerfall - Ausnahmen: Elektron, Neutrino, Up-Quark, Down-Quark.
Diese dürften stabil sein. Zerfallserscheinungen zeigen auch praktisch alle
zusammengesetzten Teilchen, also die Mesonen und Baryonen. ( ).
Die Stärke der schwachen Kernkraft ist ungefähr um 5 Tausendstel
kleiner als die der starken Kernkraft ( ).
Und die Reichweite der schwachen Kernkraft beträgt gerade mal 1 Tausendstel
eines Atomkerndurchmessers, ist also ebenfalls mikrig.Laut Sloterdijk
soll Hegel (1770-1831) von der gewöhnlichen Luft sogar gesagt haben, sie
sei so, wie sie vorkommt, für Menschen nicht direkt brauchbar.: In
seiner Rechtsphilosophie bemerkt er beiläufig, mit typischem Vorbehalt gegen
das Unmittelbare: »selbst die Luft hat man nicht zu erwerben, indem man
sie warm zu machen hat« ( ).
Die lakonische Notiz ist als Kristallisationskern für eine Philosophie der
Kultur als Atmosphärenproduktion festzuhalten. (Peter Sloterdijk,
Sphären III - Schäume, 2004, S. 495f. ).
Sloterdijk betreibt neuerdings in der Hauptsache Luft-Medien-Theorie ...,
physikalisch und metaphorisch, denn Luft ist ein Medium für lockere Koppelungen
zwischen kommuniziernden Einheiten. Als Träger von Schall sichert sie die
Erreichbarkeit von Ohren für Stimmen, das heißt den sonoren Verkehr
unter Nahbereichsadressen .... (Peter Sloterdijk / Hans-Jürgen Heinrichs,
Die Sonne und der Tod, 2001, S. 346f. ).
Die Luft, das unverstandene Element, findet Mittel und Wege, an Orte vorzudringen,
wo niemand mit ihrer Anwesenheit rechnet; mehr noch, sie räumt aus eigener
Kraft seltsame Orte ein, wo zuvor keine waren. Wie müßte demnach eine
erste Definition des Schaums lauten? Luft an unerwarteter Stelle?
(Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 28 ).
Die schwache Kernkraft kontrolliert den radioaktiven Zerfall wie die
Luft die Verwesungsprozesse. Ist es da ein Wunder, daß Sloterdijk, als wollte
er Spengler einen dritten Band zum Untergang des Abendlandes ( )
schenken, im letzten Band (Schäume )
seiner Sphären die Luft zum Hauptthema gemacht hat? (Vgl.
Schaum-Theorie ).
Schäume sind fragil (wie auch die Träume)
- geprägt vom Schicksal, zu zerplatzen, und die Zerbrechlichkeit gehört
zum Schicksal jeder Kultur, das heißt letztendlich: Zerfall, Zersetzung
(Untergang, so Spengler ).
Auch Sloterdijks Philosophie ist Ausdruck und Spiegelung nur der abendländischen
Seele - man kann also Spengler zustimmen: Wahrheiten gibt es nur in bezug
auf ein bestimmtes Menschentum. Meine Philosophie selbst würde demnach Ausdruck
und Spiegelung nur der abendländischen Seele, im Unterschiede etwa
von der antiken und indischen, und zwar nur in deren heutigem zivilisierten
Stadium sein, womit ihr Gehalt als Weltanschauung, ihre praktische Tragweite und
ihr Geltungsbereich bestimmt sind. (Oswald Spengler, Der Untergang des
Abendlandes, 1918, S. 64 ).
Laut Spengler trägt auch der Skeptizismus zur Zersetzung bei, denn er ist
Ausdruck einer reinen Zivilisation; er zersetzt das Weltbild der voraufgegangenen
Kultur ( );
und weil gerade der abendländische Skeptizismus durch und durch historisch
ist und aufhebt, indem er alles als relativ, als geschichtliche Erscheinung
versteht ( ),
kann und will auch Sloterdijk nicht den Anspruch erheben, allgemeine und
ewige Wahrheiten zu besitzen ( ).
Für Skeptiker ist auch Erkenntnis lediglich ein historischer Ausdruck
einer Kultur ( ),
und einen historischen Ausdruck nennt man auch: Explikation ( )
- inklusive Atmosphären-Explikation bzw. Luft-Explikation.
Radioaktivität ist der spontane Zerfall instabiler Atomkerne, doch
wann genau diese zerfallen, ist nicht vorhersagbar. Die sogenannte Halbwertszeit
gibt den Zeitraum an, nach dem jeweils die Hälfte des jeweiligen Ausgangsmaterials
zerfallen ist. Überträgt man diese Wissenschaft ( )
auf Kulturen ( ),
so läßt sich feststellen, daß auch der spontane Zerfall
der Kulturen nicht vorhersagbar ist. Aber man weiß, daß z.B. die Halbwertszeit
der abendländischen Kultur längst überschritten ist, und weil auch
für Kulturen die Regel gilt, daß ihr Zerfall (ihre Zersetzung)
im Kern (im Inneren) gesteuert wird - also von innen kommt, d.h. von der schwachen
Kernkraft einer Kultur gesteuert wird -, gibt es nur eine Möglichkeit,
die Lebensdauer (Existenzdauer) einer Kultur halbwegs vorherzusagen:
ihr Ausgangsmaterial und die Zeit ihres halben Zerfalls
zu kennen. Es reicht also zu wissen, daß die abendländische Kultur
die Hälfte ihres Ausgangsmaterials (ihres Erbmaterials )
überschritten hat und seitdem ihr Untergang ( )
als eine Tatsache angesehen werden darf. Den Rest erledigen diejenigen Kultur-Austauschteilchen
( ),
die für die Zersetzung der Kultur zuständig sind, z.B. Synkretisten,
Pseudomorphe, Xenophile, Xenokraten und alle anderen Überfremdungsfanatiker,
und zwar gerade weil sie ihre eigenen Interessen verfolgen und dabei
doch nur dem Gemeinen dienen. (Die Luft dient auch am Ende wieder dem Feuer ).

Wasser | | A n a l o g i s c h e s : |
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Wasser ist, wie die starke Kernkraft, eine intensive Bindungskraft
des Innen. Die starke Kernkraft hat aber nur eine geringe Reichweite: 0,0000000000001
cm ( ).
Das entspricht in etwa dem Durchmesser eines Atomkerns. Die starke Wechselwirkung
bindet die Atomkerne und hindert die Protonen im Kern trotz ihrer gleichen elektrischen
Ladung am Auseinanderfliegen. Trotzdem können bei vielen Kernprozessen mehrere
Teilchen herausfliegen. So entstehen z.B. beim Beschuß von Uran 238 ( )
durch ein a-Teilchen insgesamt 20 Protonen und 35 Neutronen,
während sich der ursprüngliche Atomkern zunächst in Wolfram 187
( )
verwandelt. ( ).So
wie ein Atomkern nur deshalb existiert, weil die starke Kernkraft ihn durch Bindung
erst entstehen läßt, so existiert eine Zelle, die kleinste eigenständig
lebensfähige und daher über einen eigenen Energie- und Stoffwechsel
verfügende Grundeinheit aller Lebewesen (von den Einzellern bis zu uns Menschen),
nur deshalb, weil das Wasser sie durch Bindung erst entstehen läßt.
Die Spuren des Lebens werden zunächst an der Oberfläche erkannt: Wasser
ist der Schlüssel zu allem Leben, doch: Kein Wasser ohne Feuer! ( )
. Wasser braucht Feuer, um erhalten zu bleiben. Dadurch schließt sich ein
elementarer Kreislauf. Wenn z.B. unsere Erde nicht die vom Feuer verursachte Dynamik
erfahren hätte, die sie heute noch erfährt, hätte auch das Wasser
und hätte auch das, was wir unter Luft ( )
verstehen, keine Chance gehabt. ( ).
Kernkraft, ob schwach oder stark, ist eben nur für den Mikrobereich
(Atomkern) zuständig, und Luft und Wasser, ob schwach oder stark, sind eben
nur für das Leben als Mikrobereich zuständig.  Wasser
bindet ein Inneres (wie die starke Kernkraft den Atomkern), isoliert es dadurch
aber auch vom Äußeren. (Die Reichweite der starken Kernkraft beträgt
nur 1 Hundertstel eines Atomkerndurchmessers, ist also mikrig; noch mikriger ist
nur die Reichweite der schwachen Kernkraft ).
Ist deshalb das Innere, das gebunden und gleichzeitig isoliert ist, eine Insel
durch Isolierung, wie die das lateinische Nomen insula (Insel;
in römischer Kaiserzeit auch: Mietshaus!) und das lateinische
Verb isolare (zur Insel machen) bereits verraten? ( ).
Inseln sind Weltmodelle in der Welt. Daß sie zu solchen werden können,
ist zunächst auf die vereinzelnde Wirkung des nassen Elements zurückzuführen,
von dem sie ihrer Definition gemäß rings umgeben sind. .... Als Mikrokontinente
sind die Inseln Weltbeispiele, auf denen eine Auswahl von weltbildenden Einheiten
versammelt ist: eine eigene Flora, eine eigene Fauna, eine eigene Menschenpopulation,
ein autochtones Ensemble von Sitten und Rezepten. Die Rahmenwirkung des Meeres
bestätigt durch ein externes Beispiel Georg Simmels Theorie der Grenze in
dessen Soziologie des Raums, 1903, in der es heißt:
»Der Rahmen, die in
sich zurücklaufende Grenze eines Gebildes, hat für die soziale Gruppe
sehr ähnliche Bedeutung wie für ein Kunstwerk. ...: (es) gegen die umgebende
Welt ab- und in sich zusammenzuschließen; der Rahmen verkündet, daß
sich innerhalb seiner eine nur eigenen Normen untertänige Welt befindet ....«
( ). |
Die Isolation ist es also, welche die Insel zu dem macht,
was sie ist. Was der Rahmen für das Bild tut, indem er es aus dem Weltkontext
ausschließt, und was für Völker und Gruppen die befestigten Grenzen
bewirken, das leistet der Isolator, das Meer, für die Insel. Wenn Inseln
Weltmodelle sind, dann eben, weil sie vom übrigen Weltzusammenhang hinreichend
getrennt sind, um ein Experiment über die Aufstellung einer Totalität
im beschränkten Format beherbergen zu können. Wie Heidegger ( )
zufolge das Kunstwerk eine Welt aufstellt, so grenzt das Meer eine Welt aus. Das
Meer als Isolator läßt eine Modellwelt hervortreten, deren stärkste
Merkmal das insulare Klima ist. Inselklimata sind Kompromiß-Klimata, die
zwischen den Beiträgen der Landmasse ( )
samt ihrer eigentümlichen Biosphäre und denen des offenen Meeres ausgehandelt
werden. (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004,
S. 311-313 ).
Inseln bilden aber eben auch klimatische Enklaven in den allgemeinen Luftverhältnissen
( ),
sie sind, mit einem Kunstausdruck gesprochen, Atmotope, die sich unter der Wirkung
ihrer maritimen Islierung eigengesetzlich bilden. Ist Inselklima ein meteorologischer
Terminus, so stellt der Ausdruck Klima-Insel einen raumtheoretischen und sphärologischen
Begriff dar. ( ).
Der erste nimmt die klimatischen Sonderkonditionen der Insel als eine gegebene
Tatsache hin, der zweite ordnet sie in eine genetische Untersuchung ein, indem
er anregt, nach den Bedingungen von Inselentstehungen und Inselerzeugungen zu
fragen. Was Klima-Inseln in genetischer Sicht bedeuten, wird von dem vulgärlateinischen,
später italienischen Verbum ioslare, zur Insel machen, angedeutet,
da es durch seinen Verbcharakter nahelegt, sich nach dem Erzeuger der Insel, dem
Isolator, zu erkundigen. Nach unseren bisherigen Überlegungen kommt fürs
erste nur das Meer als Inselmacher in Frage, was zur Folge hat, daß die
Rede vom Machen im Blick auf dieses Element einen unüberwindlich allegorischen
Charakter behält. Doch ob es bis zuletzt bei dieser Auskunft bleiben kann,
ist fraglich, denn die Tätigkeit des Isolierens als Ausgrenzung eines Objektbereichs
und als Unterbrechung des Realitätskontinuums ist eine allgemeine technische
Idee, so daß es naheliegt, zu erwägen, ob größere insulare
Einheiten nicht auch von intelligenten Tätern hervorgbracht werden können
und nicht bloß als das Werk von subjektlosen Agenten wie Meer ( ),
Land ( )
und Luft ( )
erzeugt werden. (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume,
2004, S. 313 ).
Man merkt, daß hier Gewaltigeres und Mächtigeres die
Regie führt: Feuer ( )
!

Äther | | |
Als 5. Element (lat. Quintessenz) galt den Antiken der
Äther. Das 5. Element gilt in der Naturphilosophie von Platon ( )
und Aristoteles ( )
als himmlisch, als unwandelbar und - im Gegensatz zu den 4 irdischen Elementen
Feuer, Erde, Luft, Wasser - von Anfang an vorhanden sowie unvergänglich und
eigenschaftslos. Den Stoikern ( )
zufolge ist der Äther der feine Urstoff, so wie das Feuer ( )
als Pneuma, aus dem alles entsteht, wie eine Weltseele in allem wirkend, zu dem
sich beim Weltbrand wieder alles umwandelt. An die Stelle eines hypothetischen
Stoffes, eines den Weltraum erfüllenden und alle Körper durchdringenden
Äthers also, setzte Einstein eine hypothetische Struktur von Raum und Zeit,
die zu der Verteilung stellarer Massen relativ ist. ( ).
Manche Forscher glauben sogar, das 5. Element im Kosmos gefunden zu haben.
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