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Hans Driesch
(1867-1942)
Lebensphilosophie Biogenetisch-neovitalistische Lebensphilosophie

NACH OBEN Hans Driesch (1867-1941) gelangte, von Ernst Haeckel (1834-1919) herkommend, zur Aufstellung des Systems eines kritischen antimaterialistischen Neu-Vitalismus (vgl. Vitalismus). Ausgehend von seinen experimentellen Untersuchungen nahm der Biologe und Philosoph Driesch einen „Faktor E“ („Entelechie“) an, der sowohl die Entwicklung des noch unentwickelten Organismus zu seiner Endgestalt als auch die Restitution der Form bei einem verstümmelten Organismus leite. Auch das Problem menschlichen Handelns ist laut Driesch ein organisches Regulationsproblem, also rein biologisch. In der Philosophie unterscheidet Driesch die „Ordnungslehre“ oder Logik von der „Wirklichkeitslehre“ oder Metaphysik. Laut Driesch ist Logik die Lehre von den Bedeutungen, Naturphilosophie die Lehre von den in Raum, Zeit und Stoff verdinglichten Bedeutungen, Geschichte bzw. Kulturphilosophie die Lehre von den ethisch-geistig bedeutsamen Wirklichkeiten.

 

 

NACH OBEN Anmerkungen:


Vitalismus (von lat. vita, „Leben“) bezeichnet eine Auffassung des organischen Lebens, in deren Mittelpunkt die Annahme einer besonderen Lebenskraft (lat. vis vitalis) steht, von deren Wirken die Lebenserscheinungen abhängig sein sollen. Zuerst tauchte er in Frankreich auf, am schärfsten formuliert von Louis Dumas (1765-1813). Der Vitalismus verwirft die ausschließlich mechanische und chemische Erklärung der Lebensvorgänge, wurde aber durch Physik und Chemie immer mehr auf Gebiete zurückgedrängt, die der physikalisch-chemischen Analyse noch nicht zugänglich waren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben u.a. Jakob von Uexküll (1864-1944) und Hans Driesch (1867-1941), letzterer insbesondere durch sein Werk Philosophie des Organischen (1909), einen kritischen Neu-Vitalismus begründet. Gestützt auf entwicklungsmechanische Versuche spricht er von einer „prospektiven Potenz der Embryonalanlagen“ („äquipotentiell“, laut Driesch die Eigenschaft organischer, insbesondere embryonaler Teile, das ganze System, dessen Teile sie sind, aus sich zu erzeugen) und nimmt einen nicht-physikalischen unräumlichen, teleologisch wirkenden Faktor an, den er mit dem aristotelischen Ausdruck „Entelechie“ benennt. Dieser neue Vitalismus verneint eine kausal-mechanische Erklärbarkeit der Lebenserscheinungen und behauptet ihre Planmäßigkeit, Zielstrebigkeit und Eigengesetzlichkeit. Der Neu-Vitalismus wurde zuerst 1856 von Rudolf Virchow (1821-1902) vom Vitalismus älteren Stils unterschieden; er vertritt unter Beachtung des Prinzips der Kausalität und des naturwissenschaftlichen Gesetzesbegriffs das Vorhandensein übermechanisch-übermaterieller vitaler Eigengesetzlichkeiten im Leben der Organismen.

„Äquipotentiell“ bedeutet laut Driesch die Eigenschaft organischer, insbesondere embryonaler Teile, das ganze System (dessen Teile sie sind) aus sich zu erzeugen. Werden z.B. die Furchungszellen der Gastrula (Becherkeim [während der Keimesentwicklung!]) eines Seeigels künstlich voneinander getrennt, so wachsen sie zu neuen (kleineren) ganzen Organismen aus. In der Philosophie des Organischen (1909) nennt Driesch solche Systeme harmonisch-äquipotentielle und will beweisen, daß sie nicht mechanistisch zu erklären sind (vgl. Vitalismus).


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