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Prägnant und möglichst knapp formulierte Gedanken

von

Heinrich Heine (1797-1856)

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„Rom wollte immer herrschen, und als seine Legionen fielen, sandte es Dogmen in die Provinzen.“
Heinrich Heine, Die Reisebilder, 2. Teil, 1826, S. 73

„Es ist doch wirklich belächelnswert, während ich im Begriff bin, mich so recht wohlwollend über die Absichten der römischen Kirche zu verbreiten, erfaßt mich plötzlich der angewöhnte protestantische Eifer, der ihr immer das Schlimmste zumutet; und eben dieser Meinungszwiespalt in mir selbst gibt mir wieder ein Bild von der Zerissenheit der Denkweise unserer Zeit. Was wir gestern bewundert, hassen wir heute, und morgen vielleicht verspotten wir es mit Gleichgültigkeit.“
Heinrich Heine, Die Reisebilder, 2. Teil, 1826, S. 74

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“
Heinrich Heine, Nachtgedanken, 1843

„So will ich jetzt endlich gestehen: es war der Neid. Zu meinem Lobe muß ich jedoch nochmals erwähnen, daß ich in Goethe nie den Dichter angegriffen, sondern nur den Menschen. Ich habe nie seine Werke getadelt. Ich habe nie Mängel darin sehen können, wie jene Kritiker, die mit ihren feingeschliffenen Augengläsern, auch die Flecken im Monde bemerkt haben; die scharfsinnigen Leute! was sie für Flecken ansehen, das sind blühende Wälder, silberne Ströme, erhabene Berge, lachende Täler.“
Heinrich Heine, Die Romantische Schule, 1. Buch, 1833, S. 50

„Es ist entsetzlich, wenn die Körper, die wir geschaffen haben, von uns eine Seele verlangen. Weit grausamer, entsetzlicher, unheimlicher ist es jedoch, wenn wir eine Seele geschaffen und diese von uns ihren Leib verlangt und uns mit diesem Verlangen verfolgt. Der Gedanke, den wir gedacht, ist eine solche Seele, und er läßt uns keine Ruhe, bis wir ihm seinen Leib gegeben, bis wir ihn zur sinnlichen Erscheinung gefördert. Der Gedanke will Tat, das Wort will Fleisch werden.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 2

„Die Welt ist die Signatur des Wortes.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 2

„Maximilian Robespierre war nichts als die Hand von Jean-Jacques Rousseau, die blutige Hand, die aus dem Schoße der Zeit den Leib hervorzog, dessen Seele Rousseau geschaffen.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 3

„Man erzeigt wirklich dem Maximilian Robespierre zu viel Ehre, wenn man ihn mit dem Immanuel Kant vergleicht. .... Robespierre, der große Spießbürger von der Rue Saint-Honoré.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 4

„Wenn aber Immanuel Kant, dieser große Zerstörer im Reiche der Gedanken, an Terrorismus den Maximilian Robespierre weit übertraf, so hat er doch mit diesem manche Ähnlichkeiten, die zur Vergleichung beider Männer auffordern.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 5

„Wie die »Kritik der reinen Vernunft« das Hauptbuch von Kant, so ist die ›Wissenschaftslehre‹ das Hauptbuch von Fichte. Dieses Buch ist gleichsam eine Fortsetzung des ersteren. Die Wissenschaftslehre verweist den Geist ebenfalls in sich selbst. Aber wo Kant analysiert, da konstruiert Fichte. Die Wissenschaftslehre beginnt mit einer abstrakten Formel (Ich-Ich), sie erschafft die Welt hervor aus der Tiefe des Geistes, sie fügt die zersetzten Teile wieder zusammen, sie macht den Weg der Abstraktion zurück, bis sie zur Erscheinungswelt gelangt. Diese Erscheinungswelt kann alsdann der Geist für notwendige Handlungen der Intelligenz erklären.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 16

„Nachdem die Kantianer ihr terroristisches Zerstörungswerk vollbracht, erscheint Fichte, wie Napoleon erschienen, nachdem die Konvention ebenfalls mit einer reinen Vernunftkritik die ganze Vergangenheit niedergerissen hatte. Napoleon und Fichte repräsentieren das große unerbittliche Ich, bei welchem Gedanke und Tat eins sind, und die kolossalen Gebäude, welche beide zu konstruieren wissen, zeugen von einem kolossalen Willen.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 17

„Fichte ... lehrte ...: Es gibt nur ein Wesen, das Ich, das Absolute; er lehrte Identität des Idealen und des Realen. In der Wissenschaftslehre ... hat Fichte durch intellektuelle Konstruktion aus dem Idealen das Reale konstruieren wollen. .... Schelling hat aber die Sache umgekehrt: Er suchte aus dem Realen das Ideale herauszudeuten. Um mich noch klarer auszudrücken: Von dem Grundsatze ausgehend, daß der Gedanke und die Natur eins und dasselbe seien, gelangt Fichte durch Geistesoperation zur Erscheinungswelt, aus dem Gedanken schafft er die Natur, aus dem Idealen das Reale; dem Herrn Schelling hingegen, während er von demselben Grundsatz ausgeht, wird die Erscheinungswelt zu lauter Ideen, die Natur wird ihm zum Gedanken, das Reale zum Idealen. Beide Richtungen, die von Fichte und die von Herrn Schelling, ergänzen sich gewissermaßen. Denn nach jenem obersten Grundsatze konnte die Philosophie in zwei Teile zerfallen, und in dem einen Teil würde man zeigen, wie aus der Idee die Natur zur Erscheinung kommt; in dem andern Teil würde man zeigen, wie die Natur sich in lauter Ideen auflöst.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 28

„Der ehemalige Schelling repräsentiert, ebenso wie Kant und Fichte, eine der großen Phasen unserer philosophischen Revolution, die ich in diesen Blättern mit den Phasen der politischen Revolution Frankreichs verglichen habe. In der Tat, wenn man in Kant die terroristische Konvention und in Fichte das napoleonische Kaiserreich sieht, so sieht man in Herrn Schelling die restaurierende Reaktion, welche hierauf folgte. Aber es war zunächst ein Restaurieren im besseren Sinne. Herr Schelling setzte die Natur wieder ein in ihre legitimen Rechte, er strebte nach einer Versöhnung von Geist und Natur, er wollte beide wiedervereinigen in der ewigen Weltseele. Er restaurierte jene große Naturphilosophie, die wir bei den altgriechischen Philosophen finden, die erst durch Sokrates mehr ins menschliche Gemüt selbst hineingeleitet wird und die nachher ins Ideelle verfließt. Er restaurierte jene große Naturphilosophie, die, aus der alten, pantheistischen Religion der Deutschen heimlich emporkeimend, zur Zeit des Paracelsus die schönsten Blüten verkündete, aber durch den eingeführten Cartesianismus erdrückt wurde. Ach, und am Ende restaurierte er Dinge, wodurch er auch im schlechten Sinne mit der französischen Restauration verglichen werden kann. Doch da hat ihn die öffentliche Vernunft nicht länger geduldet, er wurde schmählich herabgestoßen vom Throne des Gedankens, Hegel ... nahm ihm die Krone vom Haupt und schor ihn, und der entsetzte Schelling lebte seitdem wie ein armseliges Mönchlein zu München, einer Stadt, welche ihren pfäffischen Charakter schon im Namen trägt und auf Latein Monacho monachorum heißt. Dort sah ich ihn gespenstisch umherschwanken, mit seinen großen blassen Augen und seinem niedergedrückten, abgestumpften Gesichte, ein jammervolles Bild heruntergekommener Herrlichkeit. Hegel aber ließ sich krönen zu Berlin - leider auch ein bißchen salben - und beherrschte seitdem die deutsche Philosophie. Unsere philosophische Revolution ist beendet. Hegel hat ihren großen Kreis geschlossen. Wir sehen seitdem nur Entwicklung und Ausbildung der naturphilosophischen Lehre. Diese ist in alle Wissenschaften eingedrungen und hat da das Außerordentlichste und Großartigste hervorgebracht.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 33-34

„Es werden Kantianer zum Vorschein kommen, ... bewaffnete Fichteaner auf den Schauplatz treten .... Doch noch schrecklicher als alles wären Naturphilosophen, die handelnd eingriffen in eine deutsche Revolution und sich mit dem Zerstörungswerk selbst identifizieren würden. Denn wenn die Hand des Kantianers stark und sicher zuschlägt, weil sein Herz von keiner traditionellen Ehrfurcht bewegt wird; wenn der Fichteaner mutvoll jeder Gefahr trotzt, weil sie für ihn in der Realität gar nicht existiert; so wird der Naturphilosoph dadurch furchtbar sein, daß er mit den ursprünglichen Gewalten der Natur in Verbindung tritt, daß er die dämonischen Kräfte des altgermanischen Pantheismus beschwören kann und daß alsdann in ihm jene Kampfeslust erwacht, die wir bei den alten Deutschen finden und die nicht kämpft, um zu vernichten noch um zu siegen, sondern bloß um zu kämpfen.“
Heinrich Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, 1834, S. 36-37

„Pflanzt die schwarzrotgoldne Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums, und ich will mein bestes Herzblut für sie hingeben. Beruhigt euch, ich liebe das Vaterland ebensosehr wie ihr.“
Heinrich Heine, Vorwort zu: Deutschland, ein Wintermärchen, 1844

„Das ist der Teutoburger Wald,!! Den Tacitus beschrieben, // Das ist der klassische Morast, // Wo Varus steckengeblieben. // Hier schlug ihn der Cheruskerfürst, // Der Hermann, der edle Recke; // Die deutsche Nationalität, // Die siegte in diesem Drecke. // Wenn Hermann nicht die Schlacht gewann // Mit seinen blonden Horden, // So gäb es deutsche Freiheit nicht mehr, // Wir wären römisch geworden! // In unserem Vaterland herrschten jetzt // Nur römische Sprache und Sitten, // Vestalen gäb es in München sogar, // Die Schwaben hießen Quiriten! //  .... Gottlob! Der Hermann gewann die Schlacht, // Die Römer wurden vertrieben, // Varus mit seinen Legionen erlag, // Und wir sind Deutsche geblieben! // Wir blieben deutsch, wir sprechen Deutsch, // Wie wir es gesprochen haben; // Der Esel heißt Esel, nicht asinus, // Die Schwaben blieben Schwaben. // O Hermann, dir verdanken wir das! // Drum wird dir, wie sich gebühret, // Zu Detmold ein Monument gesetzt; // Hab selber subskribieret.“
Heinrich Heine

„Das Geld ist der Gott unserer Zeit, und Rothschild ist sein Prophet.“
Heinrich Heine, Lutetia, 1855, 1. Teil, in: Aphorismen und Fragmente, Band VI, S. 378

 

 

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