Die allmächtige
politische Korrektheit (von Anni Mursula)
Innerhalb von
zwölf Tagen sind in Finnland fast 34000 Menschen aus der evangelischen Kirche
ausgetreten eine Zahl, die nicht nur für ein Fünfmillionen-Land
beachtlich ist. Der Grund für die Massenflucht ist eine Diskussion über
die Homoehe, die am 12. Oktober in einer Talkshow im öffentlich-rechtlichen
Fernsehsender YLE entfacht wurde. Die Rollen in dem Schauprozeß
wie der Journalist Sami Vainio die Sendung in der Tageszeitung Savon
Sanomat nannte waren wie so oft von Anfang an festgelegt: Auf der einen
Seiten die Opfer: die eloquenten, gebildeten und charmanten Homosexuellen. Auf
der anderen Seite die intoleranten und rückwärtsgewandten
christlichen Fundamentalisten. Die Täter, die die armen
diskriminierten Schwulen aus ihrer Gemeinschaft ausschließen wollen. So
etwas kann man doch nicht sagen! Zu den verklemmten Christen
in der Runde gehörte auch die Vorsitzende der kleinen konservativen Christdemokratischen
Partei (KD), Päivi Räsänen. Und obwohl sie in der Sendung
lediglich das sagte, was für konservative Christen selbstverständlich
ist nämlich daß die Homoehe laut der Bibel nicht mit dem christlichen
Glauben vereinbar ist und die Kirche solche Beziehungen deshalb nicht segnen sollte
war die Empörung groß. So etwas kann man doch nicht
sagen!, schrieen die selbsternannten Wächter der Toleranz am nächsten
Tag in der Presse und machten Räsänen zum Sündenbock der Nation.
Kein Mensch dürfe diskriminiert werden Die härteste Kritik
kam allerdings nicht von Schwulenlobbyisten oder der politischen Linken, sondern
aus der Kirche selbst. Was Räsänen gesagt habe sei nicht die Meinung
der Kirche, betonte der Erzbischof von Finnland, Kari Mäkinen, in einem Fernsehinterview
und distanzierte sich von jeglicher Diskriminierung. Die christliche
Kirche sei tolerant und offen für alle egal welcher sexuellen Neigung.
Damit hatte das Oberhaupt der finnischen Kirche offenbart, welchem Götzen
es in Wahrheit dient: der politischen Korrektheit. Nicht mehr der Verstoß
gegen das Wort Gottes ist eine Sünde, sondern der Glauben daran. Und die
größtmögliche aller Sünden, der sich ein Mensch schuldig
machen kann, ist die Intoleranz. Wozu es dann allerdings noch der Kirche
bedarf, ist schleierhaft. Scheinheilige Priester, die aus Toleranz und Gutmenschlichkeit
einen Kult machen, gibt es auch ohne sie genug. Das hat sich wohl auch ein Teil
derjenigen gedacht, die nun der Kirche den Rücken gekehrt haben. Junge Freiheit vom 23. Oktober 2010 |