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Dialog ist,
wenn Morddrohungen ergehen. Klartext statt Beschwichtigung: Deutliche Warnungen
vor einer schleichenden Islamisierung des Denkens im Westen (von Klaus
Hornung) Er fürchte sich weniger vor der islamischen Stärke als
vor der geistigen Schwäche des Westens, hat Peter Scholl-Latour kürzlich
seinen Standpunkt im aktuellen »Kampf der Kulturen« zusammengefaßt.
Zu dieser westlichen Schwäche gehört die Neigung vieler Meinungsführer
in Sachen Islam, den Dialog zu einem Wert an sich zu erklären und aus ihm
die Hoffnung auf einen »aufgeklärten« und »modernen Islam«
abzuleiten. Es sind aber gerade die islamischen Islamkritiker selbst, die immer
wieder davor warnen, uns von islamischen Friedensbeteuerungen einlullen zu lassen,
anstatt den Dingen auf den Grund zu gehen. Die somalische Muslima Ayaan
Hirsi Ali, die Mitstreiterin des ermordeten niederländischen Islamkritikers
Theo van Gogn, die selbst unter islamistischen Morddrohungen steht, weist uns
darauf hin, daß der Islam nicht die individuellen Rechte als Wert an sich
anerkennt und es in ihm die Unterscheidung zwischen dem religiösen und dem
politischen Bereich nicht gibt. »Alles ist im Koran und im Hadith festgeschrieben,
und jede Form des Wissens, die nicht diesen beiden Büchern entspricht, ist
haram - unrein«, erklärte sie Anfang Oktober in einem FAZ-Interview.
Auch die Wortführer, die vom friedlichen Euro-Islam oder den islamischen
Frauenrechten sprechen, weichen der Gewaltfrage konsequent aus, wollen die Diskussion
nach moslemischer Regie führen und alles weglassen, was die Wunschvorstellungen
des Westens stören könnte. Ein Schulbeispiel dafür, wie der
»Dialog« von islamischer Seite geführt wird, hat sich kürzlich
in Frankreich abgespielt. Ein Gymnasiallehrer für Philosophie veröffentlichte
in Le Figaro einen Beitrag »Wie soll die freie Welt auf islamistische Einschüchterungen
reagieren?« Der Autor kritisierte darin die islamischen Reaktionen auf die
Regensburger Vorlesung des Papstes im September als den Versuch, »im Westen
das zu ersticken, was es in keinem muslimischen Land gibt: die Denk- und Meinungsäußerungsfreiheit.
Der Islam versucht, Europa seine Regeln aufzuzwingen« und alles freie Denken
mit dem Vorwurf der Islamophobie zu belegen. Der tapfere Mann sprach von der im
Westen bereits im Gange befindlichen »Islamisierung des Denkens« als
Ergebnis allzu großer Nachgiebigkeit in Medien und Politik. Der Professor,
der als Student linksextremistischen Gruppen angehört hatte, rief zum Schutz
der Meinungsfreiheit gegen die linke »ideologische Überwachung«
im Westen auf, die ihn an die Zeit der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus
erinnerte. Und wie zum schlagenden Beweis dafür, wie recht der Mann
hatte, reagierte man in so toleranten islamischen Ländern wie Ägypten
und Tunesien mit der sofortigen Beschlagnahme der betreffenden Figaro-Ausgabe,
und im Fernsehsender Al-Dschasira empörte sich der Scheich Youssef al Qaradawai
über den Artikel, wobei es eine besondere Nuance ausmachte, daß dieser
Scheich Vorsitzender des in London (!) sitzenden Fatwa-Rates ist, immerhin eines
Gremiums, das Strafen für Verstöße gegen den Islam bis hin zur
Todesstrafe aussprechen kann, wie sie einst Ajatollah Khomeini in Teheran gegen
Salman Rushdie verhängte. Am Tag nach der Al-Dschasira-Sendung erreichten
den Philosophieprofessor über 200 Morddrohungen per E-Mail. In englischsprachigen
islamistischen Internet-Foren erschienen Fotos des Autors mit genauen Wegbeschreibungen
zu seinem Wohnhaus und zu seinem Arbeitsplatz und mit Angaben über seine
Frau und seine drei Kinder. Der Mann und seine Familie mußten unter Polizeischutz
gestellt werden und abwechselnd bei Freunden übernachten. Heute schützen
keine Konsuln unser Gemeinwesen Gleichzeitig setzten sich aber auch die
Bulldozer der Political Correctnes in Bewegung. Ein linker Mediensturm ging durch
Frankreich. Die Liga für Menschenrechte entrüstete sich über die
»ekelerregenden Ideen« des Figaro-Artikels und die Bewegung gegen
Rassismus und für Völkerverständigung offenbarte sich einmal mehr
als antifaschistischer und proislamischer Sturmbock. Und das Bild der Politik
und der Politiker glich dem, wie es heute überall in Europa ist. Der liberale
französische Bildungsminister François Fillon mahnte den Lehrer unter
Polizeischutz heftig, sich doch »vorsichtig und gemäßigt«
zu zeigen, und der hohe Magistrat merkte nicht einmal, wie sehr bei ihm und in
seinem Land die Dinge bereits auf dem Kopf stehen. Es gibt manchmal Blitze,
die eine unübersichtliche Landschaft mit einem Schlag zu erhellen vermögen.
Die Sache des französischen Lehrers wird zum Paradigma darüber, wie
und wohin sich der vielbeschworene westlich-islamische Dialog zu bewegen begonnen
hat. Sie belehrt uns auch über das längst geschlossene Bündnis
der mehr oder weniger radikalen europäischen Linken mit den islamistischen
Kräften, die gemeinsam den Knüppel der Political Correctness schwingen
zur Aushöhlung des europäischen Selbstbehauptungswillens und die Gegenkräfte
mit den Parolen der »Fremdenfeindschaft« und des »Rassismus«
stigmatisieren. Es wäre schon viel gewonnen, wenn mehr und mehr Zeitgenossen
erkennen würden, welches Ziel diese Doppelstrategie der Beschwichtigung und
Stigmatisierung verfolgt. In der römischen Republik, solange sie bestand,
lautete einst der Ruf in der Gefahr: »Videant consules ut res publica ne
detrimentum capeat« - Die Konsuln mögen dafür sorgen, daß
das Gemeinwesen keinen Schaden nimmt. Das setzt natürlich voraus, daß
es solche »Konsuln« im heutigen noch wirtschaftlich starken, doch
politisch, religiös kulturell und geistig so desorientierten und geschwächten
Europa überhaupt noch gibt. Junge Freiheit vom 10. November 2006 | | |