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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  http://www.Junge Freiheit.de/   1. September 2010

 
„Die Mehrheit der Deutschen unterstützt Sarrazins Thesen“ (Ex-BDI-Chef Henkel)

Der ehemalige Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, hat den Umgang mit Bundesbankvorstandsmitglied Thilo Sarrazin kritisiert. „Da wird wieder einmal in typischer Art und Weise auf den Überbringer der schlechten Nachricht eingeprügelt“, sagte Henkel der JUNGEN FREIHEIT. Auch wenn es sich nicht leugnen lasse, daß Sarrazin offenbar schon fast eine sadistische Lust dabei verspüre, unbequeme Wahrheiten zu übermitteln.

Man könne Sarrazin zwar für einige seiner Äußerungen durchaus kritisieren, so Henkel, gleichzeitig sollte man ihm aber auch dankbar sein, daß er gewisse Themen aufgreife. „Zum Beispiel die Menschenrechtsverletzungen, die hierzulande zu Lasten von Mädchen und Frauen innerhalb der muslimischen Bevölkerung stattfinden“, sagte der frühere BDI-Chef.

Nicht nur darüber, sondern über die massiven Menschenrechtsverletzungen in fast allen islamischen Ländern müsse man diskutieren. Insofern entbehre es nicht einer gewissen Doppelmoral, wenn Politiker wie die Grünen-Chefin Claudia Roth, die sich sonst immer für Frauenrechte stark machten, Sarrazin nun verdammten. „Wo sind eigentlich die Advokaten für die Rechte der moslemischen Mädchen und Frauen in unserem Land?“, fragte Henkel.

Unverständnis für Merkels Kritik

Unverständnis äußerte Henkel auch für die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an Sarrazins Thesen. Merkel habe vorschnell reagiert, vermutlich ohne Sarrazins Buch überhaupt zu kennen. „Auch wenn ich es als positiv empfinde, wenn Frau Merkel sich einmal zu unpopulärem Handeln entschließt, so war dies in diesem Fall wohl etwas unreflektiert und der vermeintlichen ‘political correctness’ geschuldet“, kritisierte Henkel.

Unpopulär sei die Kritik, weil nicht nur die überwältigende Mehrheit der deutschen Bevölkerung, sondern auch kompetente moslemische Meinungsführerinnen wie Necla Kelek und Seyran Ates die meisten von Sarrazins Thesen unterstützten.

Allerdings, so fügte Henkel hinzu, wundere er sich darüber, daß Herr Sarrazin, der eigentlich einen „full-time-job“ bei der Bundesbank bekleiden sollte, weiterhin die Muße habe, sich mit anderen als Geld- und Finanzthemen zu befassen. „Unsere Staatsfinanzen, die politischen Angriffe auf die Stabilität des Euro durch die Politik, der schleichende Umbau von einer Währungsunion zu einer Transferunion braucht die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Vorstände der Bundesbank“, sagte der frühere BDI-Chef.

Ulfkotte stimmt Sarrazin zu

Zustimmung zu den Thesen Sarrazins äußerte auch der Publizist Udo Ulfkotte. Man müsse endlich offen darüber sprechen, daß bis 2007 allein durch Immigranten in den deutschen Sozialsystemen ein Minus von mehr als einer Billion Euro entstanden sei, sagte der Buchautor der Leipziger Volkszeitung.

Aus der Schelte am ehemaligen Berliner Finanzsenator spreche „eine zunehmende Ignoranz der Politik gegenüber der Mehrheitsmeinung der Bundesbürger“, kritisierte Ulfkotte: „Wir sehen gerade wieder, daß Menschen wie Thilo Sarrazin bei Umfragen zwei Drittel der Bevölkerung hinter sich haben. Aber alle führenden Politiker erklären ihn für verrückt. Es ist eine reine Frage der Zeit, bis sich dies rächt“.

Der gegen Sarrazin gerichtete Vorwurf, er hetze pauschal gegen Einwanderer, geht ins Leere, so Ulfkotte: „Gerade die zugewanderten Mitbürger, die sich hier nach ihren Möglichkeiten integrieren, rechtschaffend Leben und ihrer Arbeit nachgehen sowie ihre Steuern bezahlen, fragen sich, warum wir gegen die schwarzen Schafe aus ihren Reihen rein gar nichts unternehmen und diese sogar noch bevorzugen“.

Möglichkeit der Abberufung schaffen

Unterdessen ist die Kritik von Politikern an dem Bundesbank-Vorstand nicht abgerissen. „Es ist unerträglich, was Herr Sarrazin mit seinen wirren sozio-biologischen Annahmen über die Intelligenz von Migranten zum wiederholten Male der Öffentlichkeit zumutet“, sagte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) der Nachrichtenagentur dpa.

Deutschland sei ein Einwanderungsland, „und auf die Liberalität und Offenheit unserer Gesellschaft können wir stolz sein“, so die FDP-Politikerin. Es müsse ganz klar sein, daß Sarrazins Thesen „nicht ansatzweise Auffassung der im Bundestag vertretenen Fraktionen seien“. Jeder wisse, daß der wirtschaftliche Aufschwung der Bundesrepublik von den zahlreichen Migranten mit geschaffen worden sei, behauptete Leutheusser-Schnarrenberger.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, sagte während einer Pressekonferenz, bei Thilo Sarrazin handele es sich „um eine Art Dauerdelikt“. Sie kündigte an, ihre Fraktion werde im Bundestag ein Verfahren vorschlagen, bei dem die Bundesregierung eine Abberufung von Mitgliedern des Bundesbank-Vorstands vorschlagen könne und der Bundespräsident sie dann vornehme. Bisher ist das Recht, eine Abberufung zu beantragen, allein dem Vorstand selbst vorbehalten.

„Menschenverachtung bis hin zur Auslöschung von Menschenleben“

Nach Künast habe Sarrazin gegen den Verhaltenskodex der Bundesbank für ihre Vorstandsmitglieder verstoßen. Diese hätten sich demnach „jederzeit in einer Weise zu verhalten, die das Ansehen der Bundesbank und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Bundesbank aufrechterhält und fördert“.

Der Kritik an Sarrazins Aussagen hat sich ebenso die ehemalige Hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann angeschlossen. Sie empfinde seine Äußerungen „menschenverachtend“, sagte die im Februar als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland zurückgetretene Theologin.

„Gerade in Deutschland haben wir die Erfahrung gemacht, wenn Bevölkerungsgruppen derart diffamiert werden, was das bedeuten kann an Ausgrenzung, an Menschenverachtung bis hin zur Auslöschung von Menschenleben“, sagte Käßmann dem Radiosender NDR Kultur.

Man müsse bei diesem Thema sehr sensibel sein. Käßmann nannte es zudem „schwierig“, daß viele Menschen ähnlich empfänden wie Sarrazin und er pauschal etwas ansprechen könne, was für viele ein Problem sei

Junge Freiheit vom 1. September 2010


 

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