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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  http://www.Junge Freiheit.de/   1. Dezember 2006

 

Konfliktpotential. Demographie: Gunnar Heinsohn blickt in die Zukunft
(von Fabian Schmidt-Ahmad)

Es sind unangenehme Nachrichten, durch die der Berliner Bezirk Neukölln bekannt geworden ist. Unangenehm vor allem darum, da sie die Vorstellung eines friedlichen Multikulturalismus mit etwas für jeden Traum höchst Abträglichem konfrontieren - der Realität. Unangenehm sind auch die Thesen, die der Bremer Sozialwissenschaftler Gunnar Heinsohn vertritt. Widersprechen diese doch der verbreiteten Ansicht, daß Terrorismus Armut als Ursache habe. Spannende Voraussetzungen also, als am vergangenen Montag Heinsohn im Neuköllner Rathaus über das Thema "Bevölkerungsentwicklung und Terror - Wo liegt die Zukunft der westlichen Wohlstandsgesellschaften?" sprach.

Zentraler Argumentationspunkt für Heinsohns Thesen ist der "Youth Bulge". Dieser Begriff beschreibt das überproportionale Anwachsen des Anteils von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einer Bevölkerung. So standen beispielsweise im Jahre 2003 lediglich 30 Millionen Kinder in den Vereinigten Staaten unter 15 Jahren 900 Millionen Kindern im gleichen Alter außerhalb der OECD-Staaten gegenüber. Ein problematisches Verhältnis, wenn man sich vergegenwärtigt, daß diese Kinder irgendwann aufeinandertreffen werden und die einen möglicherweise haben wollen, was die anderen nicht hergeben möchten. Heinsohn sieht hier das große Konfliktpotential der Zukunft. Denn seiner Ansicht nach ist nicht der materielle Hunger die Bedrohung des Weltfriedens, sondern der Hunger derjenigen, die als "Youth Bulge" keinen Platz mehr in einer gegebenen Gesellschaft finden können.

Es ist der soziale Hunger der nachgeborenen Söhne, der gefährlich wird. Denn diese Söhne, gleichwohl in einer Gesellschaft aufgezogen und ernährt, sind für diese doch überflüssig. Sie sind es nun, die als Krieger von dieser freigestellt werden können. Tatsächlich macht Heinsohn in empirischen Vergleichsstudien auch "Youth Bulge"-Erscheinungen im Vorfeld der blutigsten Menschheitskonflikte aus. So ist etwa die Geburt der Neuzeit mit ihrer europäischen Kulturexpansion nach Heinsohn auf eine der größten Bevölkerungsexplosionen der Geschichte zurückzuführen. Sie steht im Hintergrund der Eroberung und Kontrolle des größten Teils der Erde. Eine These mit Beigeschmack. Denn in der Gegenwart ist es nicht mehr Europa, welches entsprechende demographische Bewegungen vorweisen kann, sondern die muslimische Welt.

Geburtenrate sinkt schlagartig

Doch anders als der europäische Vorläufer verfügt der muslimische "Youth Bulge" nicht über die militärische Kraft, seinen Anspruch auch direkt durchsetzen zu können. Statt dessen ist es der Terror, der an dieser Stelle als politische Macht relevant wird. Und der weibliche Unterleib. Heinsohn verweist auf die amerikanische Gesetzgebung der neunziger Jahre, als radikale Kürzungen der staatlichen Unterstützung für ledige Mütter bewirkten, daß die zuvor hohe Geburtenrate dieser Schicht schlagartig absank.

In der Tat scheint das Sozialversicherungssystem hier relevant zu sein. In Tunis hat eine Frau durchschnittlich deutlich weniger Kinder als eine - sozial bedeutend besser abgesicherte - Tunesierin in Paris. Auch in Deutschland wächst der muslimische Bevölkerungsanteil nicht zuletzt dank des deutschen Sozialstaates rapide. Und trifft auf eine schwindende Gruppe, die sich noch "deutsche Mehrheitsbevölkerung" nennen darf. Und weiter ihren Traum träumt. "Wir sind impotent geworden. Und das wurde schon immer gerne als Keuschheit verkauft."

Junge Freiheit vom 1. Dezember 2006


 

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