Konfliktpotential. Demographie: Gunnar Heinsohn blickt in die Zukunft (von
Fabian Schmidt-Ahmad) Es sind unangenehme Nachrichten, durch die
der Berliner Bezirk Neukölln bekannt geworden ist. Unangenehm vor allem darum,
da sie die Vorstellung eines friedlichen Multikulturalismus mit etwas für
jeden Traum höchst Abträglichem konfrontieren - der Realität. Unangenehm
sind auch die Thesen, die der Bremer Sozialwissenschaftler Gunnar Heinsohn vertritt.
Widersprechen diese doch der verbreiteten Ansicht, daß Terrorismus Armut
als Ursache habe. Spannende Voraussetzungen also, als am vergangenen Montag Heinsohn
im Neuköllner Rathaus über das Thema "Bevölkerungsentwicklung
und Terror - Wo liegt die Zukunft der westlichen Wohlstandsgesellschaften?"
sprach. Zentraler Argumentationspunkt für Heinsohns Thesen ist der
"Youth Bulge". Dieser Begriff beschreibt das überproportionale
Anwachsen des Anteils von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einer Bevölkerung.
So standen beispielsweise im Jahre 2003 lediglich 30 Millionen Kinder in den Vereinigten
Staaten unter 15 Jahren 900 Millionen Kindern im gleichen Alter außerhalb
der OECD-Staaten gegenüber. Ein problematisches Verhältnis, wenn man
sich vergegenwärtigt, daß diese Kinder irgendwann aufeinandertreffen
werden und die einen möglicherweise haben wollen, was die anderen nicht hergeben
möchten. Heinsohn sieht hier das große Konfliktpotential der Zukunft.
Denn seiner Ansicht nach ist nicht der materielle Hunger die Bedrohung des Weltfriedens,
sondern der Hunger derjenigen, die als "Youth Bulge" keinen Platz mehr
in einer gegebenen Gesellschaft finden können. Es ist der soziale Hunger
der nachgeborenen Söhne, der gefährlich wird. Denn diese Söhne,
gleichwohl in einer Gesellschaft aufgezogen und ernährt, sind für diese
doch überflüssig. Sie sind es nun, die als Krieger von dieser freigestellt
werden können. Tatsächlich macht Heinsohn in empirischen Vergleichsstudien
auch "Youth Bulge"-Erscheinungen im Vorfeld der blutigsten Menschheitskonflikte
aus. So ist etwa die Geburt der Neuzeit mit ihrer europäischen Kulturexpansion
nach Heinsohn auf eine der größten Bevölkerungsexplosionen der
Geschichte zurückzuführen. Sie steht im Hintergrund der Eroberung und
Kontrolle des größten Teils der Erde. Eine These mit Beigeschmack.
Denn in der Gegenwart ist es nicht mehr Europa, welches entsprechende demographische
Bewegungen vorweisen kann, sondern die muslimische Welt. Geburtenrate sinkt
schlagartig Doch anders als der europäische Vorläufer verfügt
der muslimische "Youth Bulge" nicht über die militärische
Kraft, seinen Anspruch auch direkt durchsetzen zu können. Statt dessen ist
es der Terror, der an dieser Stelle als politische Macht relevant wird. Und der
weibliche Unterleib. Heinsohn verweist auf die amerikanische Gesetzgebung der
neunziger Jahre, als radikale Kürzungen der staatlichen Unterstützung
für ledige Mütter bewirkten, daß die zuvor hohe Geburtenrate dieser
Schicht schlagartig absank. In der Tat scheint das Sozialversicherungssystem
hier relevant zu sein. In Tunis hat eine Frau durchschnittlich deutlich weniger
Kinder als eine - sozial bedeutend besser abgesicherte - Tunesierin in Paris.
Auch in Deutschland wächst der muslimische Bevölkerungsanteil nicht
zuletzt dank des deutschen Sozialstaates rapide. Und trifft auf eine schwindende
Gruppe, die sich noch "deutsche Mehrheitsbevölkerung" nennen darf.
Und weiter ihren Traum träumt. "Wir sind impotent geworden. Und das
wurde schon immer gerne als Keuschheit verkauft."
Junge
Freiheit vom 1. Dezember 2006
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