WWW.HUBERT-BRUNE.DE
Kommentare zu Kommentaren im Weltnetz  Kommentare zu Kommentaren im Weltnetz  Kommentare zu Kommentaren im Weltnetz

<= [61][62][63][64][65][66][67][68][69][70] =>

Jahr  S. E. 
 2001 *  1
 2002 *  1
 2003 *  1
 2004 *  3
 2005 *  2
 2006 *  2
2007 2
2008 2
2009 0  
2010 57
2011 80
2012 150
2013 80
2014 230
2015 239
2016 141
 
S.
1
2
3
6
8
10
12
14
14
70
150
300
380
610
849
990
 
P. Z.
 
100%
50%
100%
33,33%
25%
20%
16,67%
 
400%
114,29%
100%
26,67%
60,53%
39,18%
16,61%
 
S.E. (S.)
T. (S.)
0,0039
0,0032
0,0030
0,0044
0,0047
0,0048
0,0049
0,0050
0,0044
0,0198
0,0384
0,0702
0,0819
0,1219
0,1581
0,1726
 
K.  
1
1
1
3
2
2
2
4
0  
158
97
246
169
1614
1580
1949
 
S.
1
2
3
6
8
10
12
16
16
174
271
517
686
2300
3880
5829
 
P. Z.
 
100%
50%
100%
33,33%
25%
20%
33,33%
 
987,50%
55,75%
90,77%
32,69%
235,28%
60,70%
50,23%
 
  K.  
S. E.
1
1
1
1
1
1
1
2
0
2,82
1,21
1,64
2,11
7,02
6,61
13,82
 
  K.  
T.
0,0039
0,0027
0,0027
0,0082
0,0055
0,0055
0,0055
0,0109
0
0,4328
0,2658
0,6721
0,4630
4,4219
4,3288
5,3251
 
 K. (S.) 
S.E. (S.)
1
1
1
1
1
1
1
1,143
1,143
2,486
1,807
1,723
1,805
3,770
4,570
5,888
 
K. (S.)
T. (S.)
0,0039
0,0032
0,0030
0,0044
0,0047
0,0048
0,0049
0,0057
0,0050
0,0491
0,0693
0,1210
0,1479
0,4596
0,7227
1,0116
* Von 2001 bis 2006 nur Gästebuch, erst ab 2007 auch Webforen und Weblogs.

NACH OBEN 61) Herr Schütze, 03.02.2011 (21:04, 21:06, 21:30, 22:58, 22:59) ** (161-165)

161

Feminismus, Genderismus (**|**|**|**|**|**|**).

Besonders gefährlich ist der Feminismus bzw. Genderismus, weil er den Mann abschaffen will - und zwar weltweit -, also den globalen Androzid als die globale „Endlösung der Männerfrage“ will. Ein faschistischeres, rassistischeres, sexistischeres, menschenfeindlicheres Unternehmen hat es in der Geschichte der Menschheit noch nicht gegegeben. Wahrscheinlich haben die meisten Menschen sich mit diesem „Projekt“ deswegen noch nicht so sehr beschäftigt, weil sie es noch gar nicht bemerkt haben, weil es sehr versteckt, heimtückisch - umgangssprachlich gesagt: „hinten ’rum“ -, auf typisch feminine Art abläuft. Das „Projekt“ hat sich bereits mit Hilfe der Methode namens „Viktimologie“ bzw. „Viktimismus“ und selbstverständlich auch im Namen der angeblichen „Menschenrechte“ (**), die ja in Wirklichkeit Ausbeutungsrechte sind, viele „Erfolge“ gegen die angeblichen „Täter“ Männer, die ja in Wirklichkeit die Opfer sind, „erstritten“, also: erraubt, erstohlen, erbeutet. Es sind Männer, die diesen Frauen diese „Erfolge“ ermöglichen, und es sind ebenfalls Männer, die dadurch verarmen, seelisch verkrüppeln, suizidal, nicht wenige aber auch rachsüchtig werden. Je länger die Dauer dieses Prozesses, desto schlimmer die Folgen. Das führt zu irreparablen Schäden. Das betrifft vor allem die sich aus den einmal erreichten „Erfolgen“ der Feministen (Femifaschisten, Genderisten) und Feministinnen (Femifaschistinnen, Genderistinnen) ergebenden Konsequenzen, weil diese dann als vollendete Tasachen zu akzeptieren sind bzw. sein werden, wenn vielleicht auch nur vorübergehend - ein sich danach garantiert ereignender „Rachefeldzug“ würde wahrscheinlich ebenfalls alles Mönströse der Vergangenheit in den Schatten stellen.

Das erklärte Ziel des Genderismus ist die „geschlechter-sensible“ Neubewertung aller Bereiche des Lebens, und das ist nichts anderes als Sexismus - dieses Wort in Analogie zum Rassismus verstanden. So wie in einem rassistischen System alle Bereiche des Lebens rassen-sensibel abgeklopft werden - also z.B. gefragt wird, ob Weiße (früher: Schwarze) bestimmte öffentlichen Einrichtungen betreten dürfen, oder auch nur die Frage aufkommt: „Ist diese mentale Einstellung weiß (bzw. schwarz)?“ -, so soll heute gleichsinnig in bezug auf die Geschlechter gefragt und entschieden werden, und dies von den höchsten Ebene herunter, hierarchisch-bürokratisch gestaffelt.

Auch wenn, ja gerade weil der Begriff „Gender“ das soziale Geschlecht bezeichnet und nicht das sexuelle, so handelt es sich im „Gender Mainstreaming“ um Sexismus. Analog handelte es sich im Rassismus um die sozialen Aspekte und die Bewertung der Rassen und nicht um eine Untersuchung ihrer biologischen Merkmale. Und da die Geschlechter weltweit gleichverteilt sind, wird die Sexualisierung des Sozialen nicht von rassistischen bzw. sexistischen Staaten, sondern von übernationalen Institutionen, nämlich von der UNO, dann von der EU herab, zur „Hauptströmung“ - das heißt zum vordringlichsten weltpolitischen Interesse (!) - erklärt. **

Durch die vordergründige Geschlechtsneutralität darf man sich überhaupt nicht täuschen lassen. Es geht um die Überführung der Zweigeschlechtigkeit des Menschen in seine Eingeschlechtigkeit - wohlgemerkt: Eingeschlechtigkeit, nicht Un- oder Übergeschlechtigkeit! Ziel ist der weibliche Klon. Um dies zu erreichen, wird die Mannheit demoralisiert, die Frauheit hingegen aufgewertet und zur eigentlichen, emanzipierten, zukünftigen Menschheit erklärt - offiziell nie in dieser Klarheit, aber mit der höchsten organisatorischen Energie.

162

Wenn man eine Rangfolge bei den Geschlechtern feststellen will, dann kommt man eher zu dem Schluß, daß das weibliche das erste und das männliche das zweite Geschlecht ist. Nicht die Tradition hat geirrt, sondern die feministisch-femifaschistisch-genderistische Wahnsinn irrt überall und jederzeit. Erst mit dem männlichen Geschlecht beginnt, zunächst auf biologischer Ebene, d.h. durch Rekombination zweier Genome, eine Steigerung in der Vielfalt und damit auch der Entwicklung. Und mit der kulturellen bzw. seelischen und geistigen Evolution beginnt auch das eigentliche Mensch-Sein. Erst durch den Mann wird der Mensch zum Menschen im Sinne eines Kulturträgers. Matrifokale Gesellschaften, wie wir sie in rudimentären Formationen heute noch aufsuchen können, sind schriftlose Gesellschaften. Paul Julius Möbius brachte es 1900 auf den Punkt:
„Wie die Thiere seit undenklichen Zeiten immer dasselbe thun, so würde auch das menschliche Geschlecht, wenn es nur Weiber gäbe, in seinem Urzustände geblieben sein. Aller Fortschritt geht vom Manne aus.“ (Paul Julius Möbius, Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes, 1900, S. 18).

163

Vergleich zwischen Kommunismus, Nationalsozialismus und Feminismus.
Wenn Kommunisten ihren Massenmord (der bis heute größte der Geschichte) an gesellschaftlichen Schichten und - vermeintlichen oder tatsächlichen - Regimegegnern durchführten, so war ihnen sicher klar, daß es sich dabei um einen nie endenden Massenmord handelt. Denn der Kampf gegen die „Bourgeosie“, Systemgegner, Produktionsmittelbesitzer u.s.w. kann ja niemals endgültig sein. Er muß fortgesetzt werden, und zwar ständig und administrativ.
Der von den Nationalsozialisten begangene Massenmord zielte hingegen auf Endgültigkeit. Sie ist auch erreichbar. Denn wenn der letzte Angehörige einer bestimmten Rasse oder eines bestimmten Volkes umgebracht oder gestorben ist, dann ist hiermit auch die Grundlage einer Reproduktion beseitigt. Die Auslöschung ist also biologisch fundiert.
Die Jungfernzeugung (Parthenogenese) im Konzept gewisser Feministen und Feministinnen geht noch einen gewaltigen Schritt weiter. Ist die Parthenogenese technisch erst einmal möglich, dann ist ein globaler Androzid, wie ihn V. Solanas in ihrem SCUM-Manifest zur Vernichtung der Männer gefordert hat, gar nicht mehr nötig. Zu fragen wäre also:
Wird die Möglichkeit einer Jungfernzeugung, wenn sie technisch erst einmal möglich ist, auch jeder Frau zur Verfügung gestellt? Wird es irgendwann überhaupt noch vermeidbar sein, daß Frauen dieses Mittel ergreifen? Warum sollte ihnen das überhaupt verboten werden, wenn sie jetzt schon über - durchaus blutige - Eingriffe an ungeborenen Menschen in ihrem Leib entscheiden dürfen? Wird überhaupt ein öffentliches oder staatliches Interesse bestehen, die Menschheit so zu klonifizieren, um sie auf Frauen zu reduzieren? Wahrscheinlich, denn bereits jetzt findet ja auf kultureller Ebene eine Verweiblichung und Klonifizierung statt. Geschichte wird zunehmend ausgelöscht. Die sogenannte „Shoa“ wird mißbraucht, um eine „Stunde Null“ für Deutschland festzusetzen, nämlich die bedingungslose Kapitulation im Mai 1945. Die Geschichte wurde somit zwar nicht ganz gelöscht, aber weitgehend umgeschrieben und entwertet, und das Ziel bleibt, die gesamte Geschichte zu löschen. Das Bildungswissen heutiger Abiturienten entspricht oft nicht einmal dem früherer Hauptschüler. Und das in Deutschland, dessen Schul- und Hochschulsystem im 19. und 20. Jahrhundert weltweit führend war und von den Völkern der Welt beneidet und nachgeahmt wurde.

164

Weil das Ziel des Sexismus (des Feminismus) die Klonifizierung der Menschheit ist, und zwar durch die Frau, die keines Mannes mehr bedarf (die Frau kann Klone gebären - der Mann nur sehr bedingt), wäre es die Aufgabe unserer Kultur oder aller Institutionen unserer Kultur, besonders auch z.B. der Kirche, mit allerhöchstem Einsatz und auch persönlichem Risiko den Feminismus zu denunzieren und zu bekämpfen. Denn auch der Feminismus zielt auf das „ewige Leben“, allerdings auf ein solches, das (1.) die Mannheit ausschließt (zumindest überflüssig macht) und (2.) keine Entwicklung mehr ermöglicht, sondern die Verfestigung endgültig macht. Das liegt an sich schon im Wesen des Weiblichen (und ist insofern nicht negativ zu bewerten), ergibt sich aber bei der Klonung zusätzlich aus dem Fortfall der Rekombination der Gene. Dabei ist der biologische Vorgang der Fortzeugung durch Klonung nur das Instrument, das Vehikel einer gewollten Rückbildung: Der Mensch soll zum Tier werden, nicht äußerlich, aber in jeder anderen Hinsicht. Der Ausschluß des Mannes durch Klonung ist insofern nur ein Hilfsmittel, das die jetzt schon laufende kulturrevolutionäre Geist-Kastration des Menschen, also die Verweiblichung im Geiste, unterstützt.

Und: Der Mensch neigt zur Bequemlichkeit, und das macht ihn verführbar. Kommt die Bequemlichkeit des Denkens hinzu, dann läßt er sich die Sterilität der institutionalisierten Verweiblichung und Homosexualität als das verkaufen, was sie gerade nicht ist: „Selbstbestimmtes Leben“. Es handelt sich um Manipulation in allerhöchstem Maße, welche die Verwaltung der Menschheit, an deren Spitze ein globaler Diktator (Cäsarist) als der verkörperte Antichrist thront, nicht nur ermöglicht, sondern sogar notwendig macht.

Sollen Christen deswegen aus der Kirche austreten? Die Antwort hängt davon ab, ob die Kirche nichts weiter als ein Selbstbedienungsladen oder ein Dienstleistungsunternehmen ist bzw. werden wird. Für die Schwächen innerhalb der kirchlichen Glaubensgemeinschaft sind ihre Gläubigen mitverantwortlich. Sie müssen die Kirche notfalls ändern. Das schließt eine christliche Arbeit außerhalb der formellen Kirchen-Mitgliedschaft nicht aus, ermöglicht sie vielleicht sogar erst.

165

Wenn nicht das abendländische Volk und auch nicht die abendländische Kirche Widerstand gegen diesen längst global operierenden Feminismus zu leisten vermögen, dann weiß ich nicht, welche andere abendländische Institution oder welches der nichtabendländischen Völker und welche der nichtabendländischen Institutionen das zu leisten vermögen, zumal ja nicht zufälligerweise fast alle abendländischen Institutionen bzw. Kollektivformen (**|**|**|**) mittlerweile durchlöchert sind vom Nihilismus und, weil dieser ja der abendländischen Kultur selbst entstammt und mittlerweile die Welt beherrscht, der Vernichtung direkt ausgesetzt sind.

Die Abendländer dürfen den Widerstand nicht allein den Kirchen überlassen. Durch diese „Laßt-die-da-oben-mal-machen“-Einstellung tragen sie sogar Mitschuld an der Schaffung von immer mehr parasitären, mafia-ähnlichen und noch kriminelleren Gruppen. Was die Abendländer mehr denn je brauchen - nicht wenige von ihnen sogar (wieder) erwerben müssen -, ist der Mut zu ihrer Zukunft und als eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür der Mut zu ihrer Herkunft (Vergangenheit, Geschichte). Denn ohne die gibt es auch keine Zukunft. Das wissen natürlich auch die Nihilisten und Nihilistinnen, weshalb sie ja ständig an der Auslöschung der Geschichte „basteln“. Auch brauchen die Abendländer die klare Erkenntnis, daß die „Toleranz“, zu welcher sie immer öfter und immer eindringlicher aufgefordert werden, eine ganz und gar falsche, eine verderbliche Toleranz ist, der ihre Gegner zudem mit immer mehr Intoleranz begegnen.

Das, was hier für alle Abendländer in Hinsicht auf den von ihnen zu bekämpfenden kultur(kreis)geschichtlich bedingten Nihilismus gilt, gilt analog (!) für alle Weißen in Hinsicht auf den zu bekämpfenden Rassismus gegenüber Weißen, wozu auch deren Autorassismus bzw. Selbsthaß gehört, für alle Männer in Hinsicht auf den zu bekämpfenden feministischen Rassismus bzw. Sexismus gegenüber Männern, wozu auch deren Autorassismus bzw. Autosexismus gehört, und für diejenigen Menschen, die den feministischen Rassismus bzw. Sexismus bzw. Genderismus gegenüber Menschen nicht (mehr) tolerieren und bekämpfen (hoffentlich bald mit Erfolg!). Und nicht vergessen: Auch Feminismus, Femifaschismus, Sexismus, Genderismus sind Formen des Nihilismus - allerdings die schrecklichsten aller Zeiten (und sie sind nicht zufällig abendländischer Herkunft)!

 

NACH OBEN 62) Herr Schütze, 03.02.2011 (21:07) ** (166)

166

Christentum und Feminismus.

Zunächst einmal möchte ich eine Kritik zur Begrifflichkeit anbringen. Bevor man über die „Individualität“, das „Individuum“, den „Individualismus“ spricht, sollte man der Leserschaft unbedingt verdeutlichen, was man darunter versteht.

In Admins Text „Christentum als Alternative zum Feminismus“ (**) wird „Individualität“ und „Individuum“ als das „Unteilbare“ vorgestellt. Etymologisch ist das auch richtig, aber bezügleich der Lebewesen schon ziemlich problematisch. Dazu kommt, daß Admin „Unteilbarkeit“ mit „Einzigartigkeit“, „Einmaligkeit“ gleichsetzt, was die Problematik sogar noch verschärft, weil es ja hierbei um Lebewesen geht. Eine solche Gleichsetzung muß unbedingt vermieden werden, um nicht mißverstanden zu werden, denn die Gleichsetzung der „Unteilbarkeit“ mit „Einzigartigkeit“, „Einmaligkeit“ ist ja nicht nur bezüglich der Sprachwissenschaft und der Sprachphilosophie, sondern auch bezüglich der gesamten Wissenschaft und der Philosophie falsch.

Ähnlich wie mit dem nur bedingten freien Willen“ (**) verhält es sich auch mit der nurbedingten Individualität“. So ist z.B. jedes Lebewesen und also auch jeder Mensch nur genetisch-biologisch ein „Individuum“ (lat. in = „un“, „nicht“ + lat. dividere = „teilen“) - ein „Unteilbares“ -, denn schon soziobiologisch gibt es keine „Individuen“ mehr, weil jedes „Unteilbare“ jede Art von Kollektivform (**) auf Dauer zerstört. „Individualität“ bedeutet auf dieser Ebene nur so lange kein Problem, wie sich ein Gemeinschaftsmitglied in den Dienst der Gemeinschaft stellt - und das tut übrigens auch jeder Häuptling, jeder Chef, jedes Leittier u.s.w. -, doch muß man dann eher von „Einzigartigkeit“ als von „Individualität“ (= „Unteilbarkeit“) sprechen, denn die „Unteilbarkeit“ ist ja genau das, was jede Gemeinschaft regelmäßig ausschließt. Tut sie dies nicht, dann ist sie lebensmüde.

Der Mensch ist kein Individuum, sondern ein Dividuum. „Nietzsches selbstbezogenes Schreiben setzt die Fähigkeit voraus, sich nicht als Individuum, als das Unteilbare, sondern als Dividuum (Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, 1878, 2,76 **), als etwas Teilbares, zu erleben. Eine mächtige Tradition spricht vom »Individuum« wie von einem unteibaren Kern des Menschen, Nietzsche aber hat schon sehr früh mit der Kernspaltung des Individuums experimentiert. Über »sich« schreibt, wem die Unterscheidung zwischen »Ich« und »sich« überhaupt etwas zu denken gibt.“ (Rüdiger Safranski, Nietzsche, 2000, S. 15 **). „Der Mensch, welcher nicht zur Masse gehören will, braucht nur aufzuhören, gegen sich bequem zu sein; er folge seinem Gewissen, welches ihm zuruft: »sei du selbst! Das bist du alles nicht, was du jetzt tust, meinst, begehrst«. Jetzt bist du nur ein »öffentlich meinender Scheinmensch«.“ (Friedrich Nietzsche, Schopenhauer als Erzieher, 1874 **). Dieser „öffentlich meinende Scheinmensch“, den Nietzsches „Sei-du-selbst“ (**|**|**) überwinden sollte, läßt sich als eine Vorwegnahme des „Man“ bei Martin Heidegger deuten. „Jeder ist der Andere und Keiner er selbst. Das Man, mit dem sich die Frage nach dem Wer des alltäglichen Daseins beantwortet, ist das Niemand, dem alles Dasein im Untereinandersein sich je schon ausgeliefert hat.“  (Martin Heidegger, Sein und Zeit, 1927, S. 128 **). „In dieser wunderlichen Welt der Phantasmen ist alles wirklich, aber es ist die Wirklichkeit der entfesselten Gewalt der kollektiven Selbstvermeidung. .... Den Gedanken von der strukturellen Selbstvermeidung infolge der Unsagbarkeit der Person hat ... Martin Heidegger so formuliert: »Jeder ist der Andere und Keiner er selbst« (ebd). Die eigene Individualität gleicht einer heißen Platte, die jeden Tropfen noch vor dem Aufprall in Wasserdampf verwandelt. Was da über der heißen Singularität der Individualität verdampft, sind die alltäglichen oder erhabenen Begriffe von »Mensch« und »Menschheit« - lauter Fiktionen, doch mächtig genug, um das Spiel auf der Bühne des gesellschaftlichen Lebens zu arrangieren. Jeder ist verstrickt in die allgemeine Wirklichkeit und hat doch keine Sprache für seine Wirklichkeit.“  (Rüdiger Safranski, Nietzsche, 2000, S. 217-218 **).

 

NACH OBEN 63) Hubert Brune, 03.02.2011 (21:15) ** (167)

167

Sozialismus, Ökologismus, Michelei.

@ Martin P.

Sie erwähnten das „magische Viereck“ und erweiterten es auf das „magische Fünfeck“, ohne zu wissen, daß es - auch ohne Ihre Hilfe - längst auf das „magische Sechseck“ erweitert worden ist (das „magische Viereck“ hat 6 Spanungsfelder, das „magische Sechseck“ hat 15 Spannungsfelder; vgl. Abbildungen [**|**]). „Gerechte Einkommensverteilung“ und „Umwelt“ heißen die Neulinge jener Ideologen, die aus dem „magischen Viereck“ ein „magisches Sechseck“ gemacht und als Herrschende den Sozialismus und den Ökologismus in das ökonomische Modell, also die rote und grüne Diktatur der Wirtschaft aufgezwungen haben.

„Michel“? (**|**|**|**|**|**|**|**|**|**|**|**|**|**|**).

@ Ein Drittel der hier Kommentierenden

Die ganze Misere hat System und nichts mit dem „Michel“ zu tun, wie viele der Leute hier (mindestens 1 Drittel) glauben und sich damit selbst als „Michel“ outen (!) - ihre Gegner wird es freuen (!). Wie michelig müssen eigentlich die US-Amerikaner sein, daß sie sich von ihrer seit 1913 bestehenden Federals Reserve Bank in zunehemndem Maße enteignen lassen? Wie michelig müssen eigentlich die Russen sein, daß sie sich ein Dreiviertel-Jahrhundert lang von Kommunisten haben vorführen lassen? Wie michelig müssen eigentlich Iraker sein, daß sie sich ein Eindrittel-Jahrhundert lang von Saddam Hussein haben vorführen lassen? Wie michelig müssen eigentlich die Chinesen sein, daß sie sich seit 1949 von Kommunisten vorführen lassen? Wie michelig müssen eigentlich die vielen gegen Deutschland kämpfenden Völker (fast alle) sein, daß sie auf die Lüge über Deutschland und die Deutschen hereinfallen und sich für die Ziele ihrer Herrschenden, von denen sie doch sowieso nur ausgebeutet und enteignet werden, mißbrauchen lassen? Warum waren und sind sie alle so michelig? Wieso wehrten und wehren sie sich nicht? Weil sie Angst hatten und haben! Angst ist eines der wirksamsten Mittel der Politik. Auch bei uns! – Das System ist es, was vorschreibt, diktiert, zensiert u.s.w., nicht die Mentalität eines Volkes. Demokratie gab und gibt es nie zu 100%, schon gar nicht in der heutigen Bundesrepublik. Aus der Tatsache, daß man einen Stimmzettel abgeben darf, zu schließen, man lebe in einer Demokratie, ist dabei die größte Michelei!

 

NACH OBEN 64) Hubert Brune, 03.02.2011 (21:18) ** (168)

168

Empfehlung eines Vortrags von Raddatz.

Vielleicht lohnt es sich in diesem Zusammenhang, Hans-Peter Raddatz (**) zu lesen oder zu hören. Man muß nicht unbedingt genau seiner Meinung sein, aber im Hinblick auf das Thema hier und auch allgemein sind seine Thesen sehr interessant.

 

NACH OBEN 65) Herr Schütze, 04.02.2011 (16:01) ** (169)

169

Neger-Quote, Frauen-Quote - Folgen sind vergleichbar.

In Admins Text „Neger-Quote, Frauen-Quote - Folgen sind vergleichbar“ (**) wird deutlich, daß es „den Fortschritt“ nicht geben kann, daß Entwicklung keine Linearität darstellt, sondern einen Zyklus, in dem die Linearität lediglich enthalten zu sein scheint, der damit eine Spirale darstellt. Es wird an Admins Text außerdem deutlich, daß die Evolutionstheorie noch einmal genauer durchdacht werden muß. Denn: „wo gekämpft wird, kämpft man um Macht“ und der Kampf läuft nicht selten „leider umgekehrt aus, als die Schule Darwins wünscht, als man vielleicht mit ihr wünschen dürfte: nämlich zu Ungunsten der Starken, der Bevorrechtigten, der glücklichen Ausnahmen.“ (Friedrich Nietzsche, Götzen-Dämmerung, 1889, in: Werke III, S. 444 und 445 bzw. 998 und 999).

Gemäß der für die Natur gültigen Evolutionstheorie überleben die Fittesten (die an die Umwelt am besten Angepaßtesten, die Stärksten, die Schlauesten u.s.w.), während die Unfittesten aussterben - dies scheint aber für die Kultur nicht oder nur teilweise zu gelten, weil in ihr nicht selten die Unfittesten überleben, während die Fittesten aussterben. Auch Admins Text zeigt diese Deutung. Wir müssen also die Evolutuionstheorie so verstehen, daß innerhalb, ja teil- und zeitweise sogar neben der für die Natur gültigen eine für die Kultur gültige existiert, die bedingt selbständig ist, bedingt deshalb, weil ja die Kultur - mal mehr, mal weniger - von der Natur abhängig ist.

Die kulturelle Evolution als Komplement zur natürlichen Evolution.

Evolution bedeutet laut Darwinscher Evolutionstheorie: (1) daß die Entwicklung, die selbst kein Ziel hat, eine vom Zufall, der eine Notwendigkeit enthält, abhängige Anpassung an die sich ebenfalls verändernde Umwelt ist (Stichwort: Selektion); (2) daß es viele unterschiedliche Lebewesen gibt (Stichwort: Variation); (3) daß es (eine Überproduktion von) Nachkommen und also Erben gibt (Stichwort: Vererbung).

Ergänzt werden muß: (1) daß der Anpassung an die Umwelt durch die Distanzierung von ihr entgegengewirkt werden kann und auch wird (siehe z.B. die menschliche Technik oder die menschliche Politik, die auch soziale Selektion / negative Selektion, Dysgenik / negative Eugenik, Survival-of-the-Unfittest-Politik betreiben kann); (2) daß der Unterschiedlichkeit durch die Gleichmacherei entgegengewirkt werden kann und auch wird (siehe z.B. die menschliche Politik); (3) daß der Produktion von Nachkommen durch den extremen Egoismus namens „Individualismus“ entgegengewirkt werden kann und auch wird (siehe z.B. die menschlichen Vorgenhensweisen gegen das Leben nachkommender Menschen wie Abtreibung und andere Kindestötungen).

Die drei Regeln der Evolutionstheorie werden aber durch die drei ihnen genau entgegengesetzten Tendenzen nicht falsch, wohl aber auf ein kleineres Bedeutungsmaß eingeschränkt. Mit anderen Worten: Sie werden von den ihnen entgegengesetzten Ausnahmen also nicht falsifiziert, sondern ergänzt. Wo es Regeln gibt, da gibt es auch Ausnahmen von diesen Regeln. Wenn es zu Regeln keine Ausnahmen geben kann, dann handelt es sich nicht um Regeln, sondern um Gesetze. Die Evolutionstheorie stellt also keine Gesetze auf, sondern lediglich Regeln.

Gerade die biologische Evolutionstheorie wird aber mit diesen Regeln nicht ausreichend erklärt, zumal einige Wissenschaftler nicht glauben, daß die Natur (wer oder was ist das? Gott?)  selektiert. Die Gründe für die biologische Evolution sind: (A) der Wille zur Selbsterhaltung (das „Selbsterhaltungsinteresse“ **) und (B) der Wille zur Reproduktion (das „Reproduktionsinteresse“ **). Beide (A und B) sind Varianten des Willens zum Leben bzw. Überleben. (**). Entscheidend ist also der Lebenswille (Lebenstrieb).

Ergänzt werden muß auch hier: (A) der Wille zur Selbstzerstörung (das „Selbsterhaltungsdesinteresse“) und (B) der Wille zur Reproduktionsverweigerung (das „Reproduktionsdesinteresse“). Beide (A und B) sind Varianten des Willens zum Nichtleben (Tod) bzw. Ableben (Sterben). Entscheidend ist in diesem Fall also der Todeswille (Todestrieb).

Lebenswille (Lebenstrieb) und Todeswille (Todestrieb) sind die zwei Seiten dessen, was wir „Leben“ nennen. Das Leben hat einen Anfang und ein Ende, dessen Grenze der Tod bildet. Der Tod ist deshalb Bestandteil des Lebens, weil wir „wissen“, daß der Tod das Leben begrenzt. Im genetisch-biologischen Bereich gibt es die Individualität (**|**), weshalb es auch kein Wunder ist, daß ein Individuum mehr Lebenswillen als ein anderes Individuum haben kann, daß es weniger Todeswillen als ein anders haben kann. Im soziobiologischen bzw. biosoziologischen Bereich spielt die Individualität jedoch nur eine untergeordnete Rolle, obwohl es auch hier kein Wunder ist, daß eine Gemeinschaft mehr Lebenswillen als eine andere Gemeinschaft haben kann, daß sie weniger Todeswillen als eine andere haben kann. Häufig ist es so, daß der Lebenswille und der Todeswille zu ganz bestimmten Zeiten unterschiedlich stark ausgeprägt sind, z.B. beim Individuum am Anfang und am Ende seines Lebens oder z.B. bei einer Gemeinschaft (Paar, Familie, Sippe, Stamm, Volk, Nation, Kultur) am Anfang und am Ende ihrer Existenz (ganz und gar unbestreitbar ist doch z.B. auch der seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert immer schneller fortschreitende Untergang der abendländischen Kultur **). Aufgang bedeutet mehr Lebenswille als Todeswille, Untergang mehr Todeswille als Lebenswille.

So wie man bei der „unsichtbaren Hand“, von der Smith in den 1770er Jahren sprach, den Eindruck hat, sie sei vielleicht die Hand Gottes, so hat man auch bei der „natürlichen Selektion“, von der Darwin in den 1850er Jahren sprach, den Eindruck, sie sei vielleicht die Hand Gottes. Denn wer ist es, der die Geschicke sowohl innerhalb der Biologie als auch innerhalb der Ökonomie lenkt? Wer „selektiert“? Wer „nachtwächtert“? Innerhalb der Natur im engeren Sinne - der Natur erster Ordnung -, also innerhalb von Physik und Chemie (vgl. „Natur“ in meiner Schichtenlehre **), mag ein Gott, mögen Götter, mag die Natur selbst sogar alles regeln (vgl. 4 Naturkräfte **), aber eben nicht „selektieren“ und „nachtwächtern“, denn das tun - jedenfalls sowohl innerhalb von Biologie und Ökonomie (vgl. „Natur-Kultur“ in meiner Schichtenlehre **) als auch innerhalb von Semiotik und Linguistik (vgl. „Kultur“ in meiner Schichtenlehre **) als auch innerhalb von Philosophie und Mathematik (vgl. „Kultur-Natur“ in meiner Schichtenlehre **) - die Lebewesen und ihre Gemeinschaften bzw. Gesellschaften, zu denen sie gehören. Die Gemeinschaften bzw. Gesellschaften sind quasi Superorganismen (Organisationssysteme **); besonders die menschlichen Organisationssysteme sind fähig, so viel Macht anzuhäufen und so viel Einfluß auszuüben, wie es vor ihnen nicht möglich gewesen war.

Im Bereich der Natur setzen sich also tatsächlich, wie schon beschrieben (**), die Fittesten durch, aber im Unterbereich der Kultur können sich auch die Unfittesten durchsetzen, und zwar in den untergehenden Zeiten einer Kultur. Anders formuliert: Die Evoluitionstheorie muß nicht geändert werden; sie ist nach wie vor richtig; doch sie muß ergänzt werden, denn innerhalb der, ja teil- und zeitweise sogar neben der der für die Natur gültigen eine für die Kultur gültige existiert. **

Quintessenz:

Wenn also Frauen-Quoten sowie Neger-Quoten und andere Ausländer-Quoten durchgepeitscht, eingeführt werden, so ist das Ausdruck eines immer wiederkehrenden Prozesses innerhalb der in diesem Fall nur für die Kultur gültigen Evolutionstheorie (man könnte auch Kulturgeschichte, Weltgeschichte oder nur Geschichte sagen): des Untergangs einer Kultur.

 

NACH OBEN 66) Hubert Brune, 04.02.2011 (16:02) ** (170)

170

Bedingter freier Wille (**|**).

@ Floßmann, 17.11.2010, 01:31 Uhr

Ich empfehle Ihnen, sich meinen Text vom 07.11.2010 (**) noch einmal genau durchzulesen. Vielleicht werden Sie dann festellen, daß es mir nicht um „Namedropping“ oder um „Autoritätsbeweise“ geht, sondern darum, wie ich den „freien Willen“ und den „bedingt freien Willen“ genau verstehe. Um dieses Verständnis zu verdeutlichen, ist es u.a. durchaus hilfreich, Namen von Menschen, die zu gleichen oder zumindest ähnlichen Deutungen gekommen sind wie ich, zu nennen. Ich benutze Namen schon gar nicht deshalb, um mich beliebt zu machen - bei den Namen, die ich benutzt habe, mache ich mich eher unbeliebt, denn mittlerweile weiß ja fast jeder, daß sie von der heutigen politikorrekten Diktatur der Bundesrepublik geächtet werden. (**|**|**|**|**|**|**|**|**). Meine Behauptungen sind gemäß Ihrer Meinung: „Interessante Behauptungen, aber eben nur Behauptungen“. Genau das wollte ich Ihnen bezüglich Ihrer Behauptungen eigentlich schon in meinem damaligen Kommentar mitteilen: Ihre Behauptungen sind interessant, aber eben nur Behauptungen.

Sie schrieben u.a.: „Ob es den freien Willen »gibt« oder nicht, ist nicht die Frage, sondern, was wir mit den Worten »freier Wille« eigentlich bezeichnen.“ Ja, haben Sie meinen Text gar nicht gelesen? Wenn doch, dann haben Sie ihn nicht verstanden und müssen mir deshalb „Namedropping, Autoritätsbeweise, interessante Behauptungen, aber eben nur Behauptungen“ unterstellen. Und das, obwohl ich doch verdeutlicht habe, wie ich den „freien Willen“ und den „bedingt freien Willen“ genau verstehe. Dazu gehört auch die Frage, ob es den „freien Willen“ überhaupt gibt. Sie gehört dazu! Selbstverständlich! Natürlich! Dieser Wille ist nicht unfrei, sondern nur bedingt frei. Entschuldigung, denn „Ist-Aussagen“ gefallen Ihnen ja auch nicht. Dabei benutzen Sie selber ständig „Ist-Aussagen“: „Die Freiheit zur Entscheidung aber IST substanzieller Bestandteil der Natur! Menschliche Freiheit IST die Einsicht, die Not zu wenden, die aus meinen Entscheidungen folgt.“ Bestimmen Sie allein darüber, wer „Ist-Aussagen“ aussprechen darf? Nur Sie dürfen das? Ist das Ihre Interpretation von „Blog-Hoheit“?

Ob es den „freien Willen“ gibt oder nicht - genau das ist für mich die wichtigste Frage, und die habe ich beantwortet, nämlich so, daß ich die für Sie wichtigste Frage, „was wir mit dem Worten »freier Wille« eigentlich bezeichnen“, ebenfalls beantwortet habe. Davon, daß ich da bei Ihnen auf ein wenig Widerstand stoßen würde, mußte ich von Anfang an ausgehen. Ja, wollen wir denn immer alle nur einer Meinung sein? Das ist doch nicht der Sinn eines Blogs, erst recht nicht der Sinn einer Debatte: Sie haben „sogar Dingen, wie Steinen oder Flüssen und auch Tieren einen Willen zugestanden und ihnen auch dieselben Freiheitgrade zugerechnet“ und stellen, wie Sie behaupten (und eben nur behaupten), diesen eigentlichen „Kern“ Ihrer „Behauptung ... zur Debatte“. „Debatte“? Wirklich?

Ich bin ganz anderer Meinung als Sie. Und meine Meinung werden ausgerechnet Sie mir garantiert nicht (!) nehmen können!

Als „Blog-Wart“ haben Sie jetzt zwei Möglichkeiten oder, wie Sie sagen, „eine Entscheidung“: (1.) Sie schalten diesen Text frei; (2.) Sie schalten diesen Text nicht frei.

(* Dieser Beitrag wurde nicht freigeschaltet! Er enthält wohl zuviel Richtiges!)

 

NACH OBEN 67) Hubert Brune, 07.02.2011 (02:50) ** (171)

171

Sloterdijk (**|**|**|**|**|**|**).

Paul Kirchhof ist im Vergleich zu anderen Kalibern der heutigen Diktatur der „Politischen Korrektheit“ (**|**|**|**|**|**|**|**|**) noch relativ harmlos. Peter Sloterdijk muß sich ja ganz besonders mit Politikern und Vertretern der Frankfurter Schule auseinandersetzen: 1999 begann die erste sogenannte „Sloterdijk-Debatte“ (**) und 2009 die zweite (**|**), um die es hier hauptsächlich geht.

Die Frankfurter Schule gehört doch selbst auch zu den von unseren Steuerzahlungen abhängigen Parasiten. Ist die Steuer weg, ist auch die Frankfurter Schule und deren Kritische Theorie weg. Sloterdijk konstatierte schon 1999: „DIE KRITISCHE THEORIE IST TOT.“ (Peter Sloterdijk, in: Die Zeit, 09.09.1999, S. 35 **). Zwar sind auch Sloterdijks Bezüge größtenteils Steuerzahlungen, aber Sloterdijk stellt sich der Problematik m.E. auch angesichts der Gefahr, auf seine Bezüge verzichten zu müssen - das und vieles andere unterscheidet ihn von den gierigen Vertretern der Frankfurter Schule. Während für Sloterdijk lediglich seine Staatsanstellung als Professor auf dem Spiel steht, geht es für die Frankfurter Schule um tausende ihrer Staatsangestellten, ja um ihr eigenes „Überleben“: denn eigentlich ist sie ohnehin schon längst tot und kann nur deshalb noch „überleben“, weil sie wie ihre Klienten total auf staatliche Leistungen, also auf Steuerzahlungen angewiesen ist. Der 1947 geborene Sloterdijk hat nur wenig, aber die Frankfurter Schule fast alles zu verlieren bei Realisierung der von Sloterdijk beschriebenen Revolution der gebenden Hand (in: F.A.Z., 13.06.2009 **).

Überhaupt wettert und intrigiert die Frankfurter Schule nur deshalb gegen Sloterdijk, weil er ihr gefährlich werden kann. Die Vorwürfe, die sie gegen ihn erhebt, kann man restlos auf sie selbst anwenden. Erst dann hätte sie wirklich Substanz. Einer der „Jüngeren“ aus der Frankfurter Schule warf Sloterdijk auch vor, daß er nicht erkläre, „warum ein etwa durch Vererbung oder finanzielle Spekulationen erworbenes Vermögen im Sinne irgendeiner Leistung rechtmäßig »verdient« sein soll“ (Axel Honneth, Fataler Tiefsinn aus Karlsruhe, in: Die Zeit, 24.09.2009 **), und lenkte dabei von der Tatsache ab, daß Beziehende von Sozialhilfe und anderen Steuergeldern diese garantiert nicht „verdienen“. Diese Art der Ausbeutung - die „Kleptokraten“ nennen sie verharmlosend „Umverteilung“ - ist schon vor langer Zeit zur Gewohnheit, zum Gewohnheitsrecht, ja zum „Menschenrecht“ (**) geworden. Deshalb wundert es auch niemanden mehr, daß die Anwälte der Ausbeutung die Geschichte nicht mehr zur Kenntnis nehmen und auf Wähler- und Klientenfang ausgerichtete Lügen verkünden, z.B. auch die Lüge, daß „im Kampf gegen soziale Diskriminierung und ökonomische Benachteiligung ... keine Gier nötig, kein Neid und kein Ressentiment“ sei (vgl. Axel Honneth, ebd. **). „Um es kurz zu machen“, reagierte darauf ein Kommentator: „Axel Honneth ist ein neidischer zu kurz gekommener Salbader.“ (Keen Tied, www.Zeit.de, 20.09.2010 um 13:13 Uhr **).

Ich bin zwar kein Gegner der These, daß das frühe und mittlere 19. Jahrhundert tatsächlich von der Ausbeutung im Sinne der links-sozialistischen Kritik bestimmt war; aber schon im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts hat sich das - und zwar zuerst in Deutschland durch die Bismarkschen Sozialreformen - geändert; und seit dem mittleren und späten 20. Jahrhundert haben sich die Verhältnisse sogar völlig umgedreht, so daß die von Sloterdijk gewählte Formulierung exakt zutrifft: „Umgekehrte Ausbeutung“ (Peter Sloterdijk, ebd. **).
„Tatsächlich besteht derzeit gut die Hälfte jeder Population moderner Nationen aus Beziehern von Null-Einkommen oder niederen Einkünften, die von Abgaben befreit sind und deren Subsistenz weitgehend von den Leistungen der steueraktiven Hälfte abhängt. Sollten sich Wahrnehmungen dieser Art verbreiten und radikalisieren, könnte es im Lauf des einundzwanzigsten Jahrhunderts zu Desolidarisierungen großen Stils kommen. Sie wären die Folge davon, daß die nur allzu plausible liberale These von der Ausbeutung der Produktiven durch die Unproduktiven der längst viel weniger plausiblen linken These von der Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital den Rang abläuft. Das zöge postdemokratische Konsequenzen nach sich, deren Ausmalung man sich zur Stunde lieber erspart.“ (Peter Sloterdijk, ebd. **).
Dieser Trend wächst wegen der demographischen Entwicklungen (Produktive werden immer schneller immer weniger, während Unproduktive immer schneller immer mehr werden) so sehr - stark exponentiell, um es mathematisch auszudrücken -, daß kaum noch Zeit dafür bleibt, ihn zu stoppen oder gar umzukehren. Die Entwicklung ist mittlerweile sehr fatal. Mitverantwortlich dafür: Fataler Blödsinn aus Frankfurt.

Wir können froh sein, daß es Freigeister wie Sloterdijk überhaupt noch gibt. Wenn ich mir die Jüngeren ansehe, sehe ich weit und breit keinen einzigen Freigeist, sondern nur noch der politikorrekten Diktatur gehorchende Untertanen, also genau die, die dem Zucht-Willen unseres links-totalitären Parteienstaates und darum auch der Frankfurter Schule entsprechen. Wenn erst alles verblödet, verdummt, verdorben und verarmt, gleich blöd, gleich dumm, gleich verdorben und gleich verarmt sein wird, werden die linken Ausbeuter aufgeben, und da es eine Gleichheit niemals geben kann, wird man sie wohl immer bekämpfen müssen. Die Leistungsträger aus der Mittelschicht sollten lernen, ihre Ausbeuter aus der Ober- und Unterschicht, viel wirksamer zu bekämpfen, als sie es seit dem mittleren und späten 20. Jahrhundert zu tun pflegen. Anders als Sloterdijk zähle ich die Oberschicht nicht zu den Ausgebeuteten, sondern nur die Mittelschicht. Nur die Mittelschicht wird ausgebeutet (**|**|**|**|**|**|**)!

 

NACH OBEN 68) Hubert Brune, 07.02.2011 (21:35) ** (172)

172

Ein äußerst seltener Moment in einem Blog: Alle Beiträge - bis auf wenige Kleinigkeiten - sind interessant und gefallen mir größtenteils gut.

Heinsohn (**|**|**|**|**|**|**).

@ Backwahn **

Ja, Gunnar Heinsohns Äußerungen sind wichtige Beiträge zu der hier besprochenen Problematik, aber man sollte nicht vergessen, daß Heinsohns Theorie auch Defizite hat. Ich verweise hier gern auf meine Kritik bzw. Skepsis an der Bevölkerungstheorie von Heinsohn & Co. (**). Zwar hege auch ich für Heinsohn und Co. große Sympathie, doch: Was falsch ist, ist falsch. Meine Kritik bzw. Skepsis ist komplementär zu verstehen, also im Sinne einer Ergänzung bzw. Hilfestellung.

Der von Ihnen angesprochene im August 2006 im Cicero erschienene Artikel von Peter Sloterdijk, Die Bevölkerungswaffe der Islamisten (**), ist ein Ausschnitt aus dessen Buch Zorn und Zeit (2006), genauer aus dem Unterkapitel Die dritte Sammlung (ebd., S. 338-352), in dem er auch an nicht wenigen Textstellen Heinsohn erwähnt. Sloterdijks Zorn und Zeit ist empfehlenswert.

Ihrem Hinweis auf den Iran als eine der Ausnahmen unter den islamischen Ländern stimme ich zu. Iraner (Perser) sind Indogermanen (Indoeuropäer), Araber sind Semiten.

Freundliche Grüße!

Hubert Brune

 

NACH OBEN 69) Hubert Brune, 07.02.2011 (22:39) ** (173)

173

Sloterdijk (**|**|**|**|**|**|**).

Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus Peter Sloterdijks Buch Zorn und Zeit (2006), genauer aus dem Unterkapitel Die dritte Sammlung (ebd., S. 338-352), und dieses Buch ist durchaus empfehlenswert.

Daß Sloterdijk sich auch an Heinsohn orientiert, ist begüßenswert; trotzdem sollte er sich meiner Meinung nach nicht zu sehr auf Heinsohn verlassen. Heinsohns Theorie hat nämlich auch einige Defizite. Ich verweise hier gern auf meine Kritik bzw. Skepsis an der Bevölkerungstheorie von Heinsohn & Co. (**). Zwar hege auch ich für Heinsohn und Co. große Sympathie, doch: Was falsch ist, ist falsch. Meine Kritik bzw. Skepsis ist komplementär zu verstehen, also im Sinne einer Ergänzung bzw. Hilfestellung.

Zu Sloterdijks Zorn und Zeit:

Hier heißt es u.a.: „Das Dasein kann sich ebensogut daran orientieren, daß es als Ganzes die Strecke von der Kränkung bis zur Rache durchläuft. Aus solcher Hingespanntheit auf den entscheidenden Augenblick entspringt die existentiale Zeit - und diese Stiftung eines Seins-zum-Ziele ist mächtiger als jede vage heroische Meditation des Endes.“ (Peter Sloterdijk, Zorn und Zeit, 2006 S. 97). Sloterdijks „Sein-zum-Ziele“ ist also eine Ergänzung zu Heideggers „Sein-zum Tode“. In Heideggers 1927 erschienenen Hauptwerk mit dem Titel Sein und Zeit, worauf Sloterdijks 2006 erschienenes Werk mit dem Titel Zorn und Zeit ja anspielt, erfährt der Mensch seine „Eigentlichkeit“, seine Befreiung von Fremdbestimmung, als „Sein zum Tode“, in Hinblick auf seine eigene Endlichkeit. Sloterdijk ergänzt, daß diese Eigentlichkeit auch im Durchlauf von der Kränkung bis zum Augenblick der Rache erfahrbar werde. Der Zorn wird somit zum Existential oder auch „Existenzial“  (Heideggers Schreibweise).

Gemäß Hegels Dialektik deutet Francis Fukuyama den „extremen Liberalismus“ als „These“, den „Totalitarismus“ als „Antithese“, die „liberale Demokratie“ als „Synthese“. Also ist für Fukuyama die „liberale Demokratie“ das Endstadium. Peter Sloterdijk sieht in Fukuyamas Werk „die Wiedergewinnung einer authentischen politischen Psychologie auf den Grundlagen der wiederhergestellten Eros-Thymos-Polarität. Es liegt auf der Hand, daß eben diese politische Psychologie (die wenig mit der sogenannten »Massenpsychologie« und anderen Anwendungen der Psychonalyse auf politische Objekte zu tun hat) durch den Gang der Dinge ins Zentrum des aktuellen Bedarfs an neuen theoretischen Orientierungen gerückt wurde. .... Die zeitdiagnostische Lektion, die sich in The End of History verbirgt, ist also nicht von dem Titelslogan abzulesen, der, wie bemerkt, nur eine geistreiche Auslegung der Hegelschen Philosophie durch Alexandre Kojève aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zitiert (welcher seinerseits das »Ende der Geschichte« (**|**|**|**|**|**|**) auf das Erscheinungsjahr von Hegels Phänomenologie des Geistes 1807 datiert hatte). Sie besteht in einer aufmerksamen Beobachtung der Prestige- und Eifersuchtskämpfe zwischen Bürgern der »freien Welt« (Anführungszeichen von mir; HB), die gerade dann in den Vordergrund treten, wenn die Mobilisierung der zivilen Kräfte für Kämpfe an äußeren Fronten aufgehört hat. Erfolgreiche »liberale Demokratien« (Anführungszeichen von mir; HB), erkennt der Autor, werden aufgrund ihrer besten Leistungen immer von Strömen frei flottierender Unzufriedenheit durchzogen sein. Dies kann nicht anders sein, weil Menschen zu thymotischer Unruhe verurteilt sind, und »letzte Menschen« mehr als alle übrigen ....“ (Peter Sloterdijk, Zorn und Zeit, 2006, S. 65-67).

„Thymos“ ist für Fukuyama „nichts anderes als der psychologische Sitz des Hegelschen Strebens nach Anerkennung“  (Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte, 1992, S. 233); dieses ist der „eigentliche Motor der Menschheitsgeschichte“  (ebd., S. 229). Hegelsches Geschichtsbild und platonisch-hegelianische Begriffskonstruktionen, vor allem was eben das Thymotische angeht, sind also die Hauptmerkmale, an denen sich Fukuyama orientiert und aus denen er seine Thesen ableitet, ebenso Sloterdijk in seinem Werk Zorn und Zeit (Untertitel: Politisch-psychologischer Versuch; 2006), und beide, Sloterdijk und Fukuyama, sind auch von Nietzsche, Sloterdijk zusätzlich von Heidegger beeinflußt.

Sloterdijk und vielleicht sogar noch mehr Fukuyama ist vorbehaltlos darin zuzustimmen, daß politische Prozesse nicht zureichend von einer Anthropologie des Verlangens - der Gier - verstanden werden können. „Die Zornmassen durchlaufen die Metamorphose von der blinden Verausgabung im Hier und Jetzt bis zum hellsichtig geplanten weltgeschichtlichen Projekt einer Revolution zugunsten der Erniedrigten und Beleidigten.« (Peter Sloterdijk, Zorn und Zeit, 2006, S. 96). Und das setzt eben voraus, daß der Zornige seinen Zorn aufschiebt, daß er eintritt in die, wie Sloterdijk in Anlehnung an Heidegger formuliert, »existenzielle Zeit« (ebd., S. 97), in der das Dasein hingespannt ist auf den Tag des Zorns. In diesem Sinne ist es der Zorn, der als Projektform zur Rache und zur »Bankform der Revolution« wird, der allererst das erzeuge, was wir Geschichte nennen, und was laut Fukuyama nach dem Zusammenbruch des Kommunismus zu Ende gegangen sei. Während der Kommunismus so als die eigentliche Zornsammelstelle, als Weltbank der Rache erscheint, die in der Lage sei, den Zorn der Massen aufzufangen und politisch zu instrumentalisieren, deutet Sloterdijk im Rahmen seiner programmatischen Holocaust-Dezentrierung die im Vergleich zur Kulakenvernichtung quantitativ viel geringere Rassenvernichtung der Nationalsozialisten - ganz im Sinne der Thesen Ernst Noltes - als Reaktion und weitgehend als Nachahmung der, so Sloterdijk, mit Blick auf die Dekrete zum »roten Terror«, initialen kommunistischen Herausforderung.

„Mit deutlicher Sympathie für die These Ernst Noltes betont Sloterdijk die Vorgängerfunktion des Linksfaschismus gegenüber den faschistischen »Nationalbanken« des Zorns,“ so Jens Bisky, der ebenfalls in Hegel den Grund dafür sieht, daß Sloterdijk und Fukuyama „in gut Hegelianischer Wendung“ meinen, Geschichte geschehe „nur in der Form der Tragödie oder des Epos. Die vielen Geschichten, und sei es die, wie mit »hämischer Mittellosigkeit« das World Trade Center zerstört wurde, ergeben keine Geschichte als Weltgericht.“ (Jens Bisky, in: Süddeutsche Zeitung, 04.10.2006). Weiter heißt es hier: „... die ungelösten Probleme aber liegen in der liberalen Welt selber: Sie kennt gegenwärtig keinen Weg, Zorn in Stolz umzuwandeln, Stolz produktiv zu machen.“ (Ebd.).

Ich gehöre, was das Thema „Ende der Geschichte“ angeht, zu den weichen Zweiflern und zu den weichen Nicht-Zweiflern, denn: Ich bezweifle nicht so sehr, daß die Geschichte enden wird, sondern viel mehr, daß sie schon 1807 oder 1989 zu Ende gegangen sein soll, wie die „Voreiligen“ behaupten. Ich sage: Die Geschichte wird gar nicht oder frühestens im 22. Jh. zu Ende gehen, weil die Zeit davor lediglich eine Vorbereitung auf das Ende der Geschichte bedeutet, d.h.: weil wir noch Zeit dafür brauchen, weil die Zeit zwar schon fast, aber eben noch nicht ganz reif dafür ist. Doch ein Ende der Geschichte ist meiner Meinung nach auf insgesamt 6 Weisen möglich, nämlich als:
(1.) zeitlich begrenztes Ende der Geschichte nur für einen bestimmten Kulturkreis, aber ohne Ende dieses Kulturkreises;
(2.) zeitlich begrenztes Ende der Geschichte nur für einen bestimmten Kulturkreis mit gleichzeitigem Ende dieses Kulturkreises;
(3.) zeitlich begrenztes Ende der Geschichte für alle Menschen, aber ohne Ende der Menschheit;
(4.) Ende der Geschichte für alle Menschen, aber ohne Ende der Menschheit;
(5.) zeitlich begrenztes Ende der Geschichte für alle Menschen mit gleichzeitigem Ende der Menschheit;
(6.) Ende der Geschichte mit gleichzeitigem Ende der Menschheit.
Nach meiner Theorie kann also das Ende der Geschichte viermal zeitlich begrenzt (1., 2., 3., 5.) und zweimal endgültig (4., 6.) sein. Der Nummerierung entsprechend sehe ich die Wahrscheinlichkeiten für das Ende der Geschichte.

 

NACH OBEN 70) Herr Schütze, 10.02.2011 (20:29) ** (174)

174

Exkurs: Schichtenlehre.

Danke für Ihre Antwort, Herr Admin (Thomas R. E. Lentze)!

Zunächst möchte ich auf Ihre Frage, ob ich Nicolai Hartmanns „Aufbau der realen Welt“ (1940) und die dort ausgearbeiteten ontologischen Schichtengesetze kenne, kurz antworten: Ich kenne dieses Buch von Hartmann insoweit, als daß ich weiß, um was es dort geht, ohne jeden Satz, jedes Wort, jeden Buchstaben dieses Buches gelesen zu haben; Hartmanns Schichtenlehre kenne ich sehr gut, jedenfalls so gut, daß ich mich mit ihr ziemlich intensiv auseinandergesetzt und sie in mein Konzept der Schichtenlehre integriert habe (**|**). Hartmann hat auf diesem Gebiet sehr viel geleistet.

Kategorien, Schichten laut Nicolai Hartmann

Nicolai Hartmann kam es stets mehr auf die Seins- als auf die Erkenntniskategorien an. Erkennen bezieht sich auf ein Ansichseiendes, das vor und unabhängig von aller Erkenntnis vorhanden ist, und weist uns über das Bewußtsein hinaus zu den Erscheinungen des Wirklichen. Es handelt sich also gemäß Hartmann in der Philosophie um die Erforschung der Erscheinungswelt, die sich in verschiedenen Seinsschichten (dem Anorganischen [1], dem Organischen [2], dem Seelischen [3] und dem Geistigen [4]; vgl. Schichtenlehre) aufbaut, von denen jede höhere Schicht in der unteren wurzelt, jedoch ohne von da aus völlig determiniert zu sein. „Jede Seinsschicht hat ihren eigenen Kategorialkomplex, und zu jedem solchen gehört ein eigener Determinationstyp. Und wie die Kategorien jeder niederen Schicht in der höheren abgewandelt und um ein spezifisches Novum verstärkt wiederkehren, so natürlich auch die niederen Determinationstypen in den höheren.“ (Nicolai Hartmann, Ethik, 1925). Aber nicht umgekehrt. (**). Hartmann beabsichtigte, eine „neue Ontologie“ zu begründen. Grundlegend ist die Abkehr von der subjektivistischen Tradition, die im Erkennen ein Erschaffen des Objekts sieht. Vielmehr sind Erkenntnisakte transzendent, d.h., sie weisen über sich hinaus auf einen Gegenstand. Auch Ethik und Erkenntnistheorie sind der Ontologie zugeordnet, die Hartmann als Kategorialanalyse betrieb. So ist Erkenntnis als Identität von Erkenntnis- und Seinskategorien gefaßt, die allerdings nur teilweise gegeben ist. Es bleibt in der Erkenntnis immer ein »Uberschuß« an nicht Erkennbarem. Hartmanns Kategorien bilden verschiedene Gruppen:
Modalkategorien: Die Modi von Wirklichkeit, Möglichkeit und Notwendigkeit erlauben die Aufteilung in verschiedene Seinssphären, z.B. in reales (zeitliches) und ideales (überzeitliches) Sein (z.B. Wesen und Werte). Für die Sphäre des Realen behauptete Hartmann das Zusammenfallen von möglich, wirklich und notwendig. Hartmann unterschied die Seinsmodi Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit sowie Unmöglichkeit, Unwirklichkeit und Zufälligkeit. Das Wirkliche setzt Möglichkeit voraus. Wirklichkeit von etwas Realem setzt Notwendigkeit voraus. Wirklichkeit ist durch Gründe (nicht unbedingt Ursachen) determiniert (vgl. Nicolai Hartmann, Möglichkeit und Wirklichkeit, 1938, S. 44). Handlungen können beispielsweise durch Motive determiniert werden. Ideale Möglichkeit und Wirklichkeit sind widerspruchslos. Eine (ideale) geometrische Figur ist konstruierbar und damit ideal existent. (Vgl. ebd., 1938, S. 295). **
Fundamentalkategorien: auch sie gelten für alles Sein. Laut Hartmann u.a.: „1. Prinzip und Concretum, 2. Struktur und Modus, 3. Form und Materie, 4. Inneres und Äußeres, 5. Determination und Dependenz, 6. Einheit und Mannigfaltigkeit, 7. Einstimmigkeit und Widerstreit, 8. Gegensatz und Dimension, 9. Diskretion und Kontinuität, 10. Substrat und Relation, 11. Element und Gefüge ...“ - besondere Kategorien: z. B. die der Physik, der Biologie, der Mathematik. **
Das Sein ist nach den jeweils geltenden Kategorien innerhalb der Sphären noch näher in Schichten zu teilen. Das reale Sein z.B. baut sich auf in Anorganisches (1), Organisches (2), Seelisches (3) und Geistiges (4). Jede höhere Schicht überlagert die untere. Hartmann fand dabei Schichtengesetze, z.B. daß Kategorien der niedrigeren in der höheren Schicht wiederkehren, aber nicht umgekehrt. Da Kategorien in der höheren Schicht überformt werden, und deren eigene Kategorien ihren Charakter bestimmen, ist Determination von unten ausgeschlossen. Vielmehr determiniert die höhere Schicht die untere. ** **

Die Schicht des Geistes unterschied Hartmann zusätzlich in den personalen, den objektiven und den objektivierten Geist. Personaler Geist umfaßt alle individuellen Bewußtseinsakte. Objektiver Geist ist die Festigung des personalen Geistes in historisch wirksamen Strukturen wie in Erzählungen, Sitten, Recht oder Wissenschaften. Objektivierter Geist bedeutet, daß ein geistiger Gehalt an ein Realgebilde gebunden ist, z.B. an ein konkretes Kunstwerk. Jede Schicht baut auf der nächsten Stufe auf. In jeder Schicht gelten Fundamentalkategorien und spezifische Kategorien. Die Fundamentalkategorien bestehen aus Gegensatzpaaren (vgl. Nicolai Hartmann, Der Aufbau der realen Welt, 1940, S. 230). Sie sind elementar und nicht auf andere rückführbar. Hartmann betonte, daß seine Kategorien – anders als bei Aristoteles und Kant – nicht nach einem einheitlichen Prinzip ermittelt wurden. Sie haben jedoch die grundlegende Eigenschaft, daß aus jedem Paar sich die anderen Paare schrittweise ableiten lassen. Hierdurch bildeten die Kategorien jeweils einen Aspekt eines einheitlichen Zusammenhangs ab (vgl. ebd., 1940, S. 255). Die Kategorienpaare haben in sich eine innere Bezogenheit und untereinander eine äußere Bezogenheit. Der Gehalt der Kategorien ist in den einzelnen Schichten unterschiedlich. So ist Determination etwa auf der Ebene des Anorganischen als Kausalität (1), auf der des Organischen als Trieb (2), auf der des Seelischen als Motiv (3) und auf der Geistigen als Grund (4) zu interpretieren. ** **

Wie schon gesagt: Hartmann stellte kategoriale Gesetzmäßigkeiten auf:
1.) Höhere Schichten sind von den niedrigeren abhängig, aber nicht umgekehrt.
2.) Kategorien sind mit dem Konkreten fest verbunden.
3.) Kategorien bedingen sich innerhalb einer Kategorienschicht.
4.) Kategorien aus der höheren Schicht enthalten viele der Kategorien aus der unteren Schicht, jedoch in abgewandelter Form.
....
Betrachtet man den Zusammenhang von Schichten und Kategorien, so enthalten für Hartmann viele Weltanschauungen den Grundfehler der prinzipiellen Einseitigkeit.
Aufbau des Seins gemäß Nicolai Hartmann
Ideales Sein
(zeitlos/allgemein)
Reales Sein
(zeitlich/individuell)
Mathematische Gebilde,
Wesenheiten,
ethische Werte,
ästhetische Werte.
räumlich
nicht-räumlich
AnorganischesOrganischesSeelischesGeistiges

Dreiheit einer Vierheit
** ** ** ** ** **
Auf allen Gebieten gibt es dabei nicht restlos lösbare, nicht endgültig lösbare Probleme; die eigentlich metaphysischen Probleme, die dem Problemdenken, der von Hartmann so genannten Aporetik angehören, die Grundformen des Seins (Existenz, Leben, Bewußtsein, Geist, Freiheit u.s.w.), bleiben ewig rätselhaft, unerkennbar, transintelligibel, gnoseologisch, irrational. Erst vom Problemdenken aus läßt sich zum Systemdenken vorschreiten, zur Theorie einer philosophischen Ontologie. Die Welt ist im Grunde doch nur eine Welt. Dieser Welt eine „Idee“ etwa in Form eines „Gottes“ unterzulegen, wäre laut Hartmann voreilig. Zu den metaphysischen, nicht restlos lösbaren Fragen der Philosophie gehören auch die nach des Menschen zwischen Wirklichkeit und idealer Forderung, zwischen kausaler Realdetermination und ideologischer Wertedetermination (**). Werte wirken nicht ohne das Zutun der Menschen final determinierend in einer kausal determinierten Welt, woraus dessen Macht über die Dinge entspringt, in den Naturverlauf einzugreifen und ihn nach seinem Willen abzuändern. Die Abbildung rechts veranschaulicht eine trialistische Sicht, in der Hartmanns vier hierarchisch aufeinander aufbauenden Schichten als „Evolutionsstufen“ (Seinsstufen) berücksichtigt sind, die in der Reihenfolge Anorganisches (1), Organisches (2), Seelisches (3) und Geistiges (4) evolutiv erschienen sind und die Gesamtwirklichkeit „vertikal“ untergliedern. Statt von „Evolutionsstufen“ kann man auch von „Persönlichkeitsschichten“ als „Niederschlag“ der Evolutionsstufen im Individuum sprechen. Zum Trialismus wird diese Weltsicht wegen der Dreiheit der „Seinsweisen“ Materie, Funktion und Bewußtsein, die in dieser Reihenfolge in der Evolution aufgetreten sind und die Gesamtwirklichkeit „horizontal“ untergliedern. Evolutionsstufen und Seinsweisen stehen „senkrecht“ aufeinander (d.h. sie sind logisch unabhängig voneinander), wodurch sechs „Welten“ als ihre Schnittstellen entstehen. Dadurch wird erkennbar, wie sehr Monismus und Dualismus sich vom Trialismus unterscheiden (**). Der Trialismus ist vor allem gekennzeichnet durch folgende Beziehungen: Materie, Funktion und Bewußtsein sind drei Seinsweisen der Wirklichkeit, aber Anorganisches, Organisches, Seelisches und Geistiges sind vier Evolutionsstufen. Der gemeinsame ontologische Fehler der monistischen und dualistischen Weltbilder wird vermieden: Auf der Stufe des Organischen erscheint das materiebedingte, selbst aber nicht-materielle, Etwas als organische Funktion. Auf der Stufe des Seelischen ist das bewußtseinsjenseitige Etwas die funktionale Bedingung des Bewußtseins. (Vgl. Lothar Kleine-Horst, Die trialistische Lösung des „Leib-Seele-Problems“, 2005 Lothar Kleine-Horst). Man konstituiert also eine in Philosophie und Wissenschaft bisher noch nicht einmal als Idee aufgetauchte dritte Entität: die funktionale Seinsweise (Funktion), die „zwischen“ der materialen Seinsweise (Materie) und der phänomenalen Seinsweise (Bewußtsein) liegt und ihnen gleichwertig ist (**). Durch die funktionale Seinsweise wird die Brücke gebildet, die Materie und Bewußtsein zwar voneinander trennt, was das Problem ausmacht, sie aber auch miteinander verbindet, was die Lösung des Problems ermöglicht. ** **

Quadrialistisches Weltbild

Ein Quadrialismus entsteht, wenn man einen Trialismus, der bereits das Materie-Bewußtsein-Problem (z.B. im Monismus und im Dualismus) einer Lösung zugeführt hat, erweitert. Es wird nämlich unter Übertragung der in ihm gefundenen Symmetrien nach „oben“ zum Geistigen hin und nach „unten“ zum Anorganischen hin extrapoliert. Dabei entsteht ein System, nach dem sich die Evolution als Makroevolution der Wirklichkeit in vier Evolutionsstufen und vier „senkrecht“ auf diesen stehenden Seinsweisen vollzogen hat - und sich heute noch als Mikroevolution (Persönlichkeitsentwicklung) in jedem menschlichen Individuum vollzieht. Eine vierte Seinsweise, die „ordinale Seinsweise“, ergänzt die trialistischen drei Seinsweisen, wodurch sich das neue Weltbild als ein quadrialistisches ausweist. Demgemäß ist die Wirklichkeit ein in der Unendlichkeit geschlossenes System, d.h.
Gegebenheiten (mit Selbstreferenz) in einer Evolutionsstufe (Schicht)
Gegebenheiten (mit und ohne Selbstreferenz [Pfeil]) in einer Evolutionsstufe (Schicht).
ein System, das keine Beziehungen zu Gegebenheiten außerhalb seiner unterhält; außerhalb dieses Systems gibt es nichts; die Wirklichkeit ist: „Alles, was ist“. Jedes ihrer Subsysteme dagegen ist ein offenes System, weil es mit anderen Subsystemen als seinem Umfeld in Verbindung steht. Die Wirklichkeit evolviert im Quadrialismus in den vier (Haupt-)Stufen bzw. Schichten Anorganisches (1), Organisches (2), Seelisches (3),Geistiges (4) über die quadrialistischen vier Seinsweisen Ordnung, Materie, Funktion, Bewußtsein. Denn eben genau wegen dieser Vierheit der Seinsweisen ist der Quadrialismus ein quadrialistisches Modell (anders als der Trialismus, der ja wegen seiner Dreiheit der Seinsweisen ein trialistisches Modell ist). Jede Evolutionsstufe (Schicht) umfaßt zwei Seinsweisen, und jede Seinsweise durchzieht zwei Evolutionsstufen. Dadurch werden acht „Welten“ (in der Abbildung als Quadrate dargestellt) als Schnittstellen zwischen Evolutionsstufen und Seinsweisen gebildet („Acht-Welten- Modell“).

** ** ** ** ** ** ** ** ** **
Eine Primär- / Sekundärgegebenheit wirkt um so stärker, je niedrigerer die Hierarchiestufe (Evolutionsstufe oder Substufe) ist, auf der sie angesiedelt ist. Jede Primärgegebenheit ist selbstreferentiell (vgl. den jeweils rekursiven Pfeil in der kleinen Abbildung), d.h. sie repliziert und beeinflußt sich selbst (Agonismus, Autopoiese **). Die Reflexivität kann sich über mehrere Gegebenheiten erstrecken (Kreisprozeß). Von den Sekundärgegebenheiten ist nur die oberste Sekundärgegebenheit selbstreferentiell und Kreisprozesse erzeugend, denn sie ist ja zugleich unterste Gegebenheit einer die nächste Evolutionsstufe durchziehenden Primärhierarchie. Jede Primärgegebenheit beeinflußt sowohl die auf ihr aufbauende Primärgegebenheit als auch die Primärgegebenheit, auf der sie aufbaut. Dies bedeutet eine gegenseitige, z.T. nur mittelbare, Beeinflussung (Wechselwirkung) aller Primärgegebenheiten. Auf den höheren Substufen der 4. Evolutionsstufe sind „Linkswelt“ und „Rechtswelt“ zueinander und zur „Linkswelt“ der 1. Evolutionsstufe offen und gehen in gewissem Maße ineinander über. Das müßte aber nicht eckig, sondern kreisrund (vgl. „kreisrunde“ Abbildung) besser darstellbar sein. Die gesamte Wirklichkeit wird von einem Informationsstrom durchzogen - sowohl „von unten nach oben“ als auch „von oben nach unten“ (in der „eckigen“ Abbildung) oder aber sowohl „gegen den Uhrzeigersinn“ als auch „im Uhrzeigersinn“ (in der „kreisrunden“ Abbildung). In der Primärhierarchie erfolgt eine Speicherung des in der Beziehung zur Umwelt „Gelernten“: anorganisch im (ordinalen) Kosmosgedächtnis, organisch im (materialen) Artgedächtnis, seelisch im (funktionalen) Implizitgedächtnis, geistig im (phänomenalen) Explizitgedächtnis (**). Das quadrialistische Weltbild wurde entwickelt, um größtmögliche Symmetrie erkennbar zu machen. Die formale Beschreibung der Struktur läßt die Wirklichkeit tatsächlich als ein hochsymmetrisches System erscheinen: Die Evolutionsstufen sind einander isomorph, und die Seinsweisenbereiche sind einander isomorph. Denn die Beziehungen zwischen „Links-“ und „Rechtswelt“ einer Evolutionsstufe sind gegen den Austausch der Evolutionsstufe gegen eine andere weitgehend invariant, d.h. sie werden durch ihn nicht verändert, sie sind auf jede Evolutionsstufe transponierbar (**). Auch die Beziehungen „Unter-“ und „Oberwelt“ einer Seinsweise sind gegen den Austausch einer Seinsweise gegen eine andere Seinsweise invariant, d.h. sie sind auf jede andere Seinsweise transponierbar (**). Diese Symmetriebeziehungen (Isomorphie, Homologie) gestatten Vorhersagen über bis heute kaum bekannte Gesetzmäßigkeiten im System der Wirklichkeit. Damit gelten die in der Acht-Welten-Wirklichkeit gefundenen Symmetrien nicht nur, wie in der Naturwissenschaft, für Gesetze der (Voll-)Materie („Naturgesetze“), sondern für alle „Gesetze“ der Wirklichkeit. (Vgl. Lothar Kleine-Horst, Das quadrialistische Acht-Welten-Modell der Wirklichkeit, 2004 Lothar Kleine-Horst). Schon Heisenberg behauptete, daß die tiefsten Ebenen der Realität nicht in Teilchen, sondern in Symmetrien bestehen. Die Auffindung einer Symmetrie scheint sehr viel bedeutungsvoller geworden zu sein als die Entdeckung eines bestimmten Phänomens. **

Die Wirklichkeit gänzlich beschreiben heißt, daß das trialistische Weltbild mit den drei Seinsweisen (**) um die ordinale Seinsweise ergänzt, also zu einem quadrialistischen Weltbild mit den vier Seinsweisen (**) ausgebaut werden muß; denn erst eine solche quadrialistische Struktur kann als der (Gesamt-)Wirklichkeit adäquat angesehen werden. Die evolutiv entstandenen Gegebenheiten der Wirklichkeit gehören einer der vier nacheinander auftetenden Seinsweisen an, zunächst der „ordinalen“, danach der „materialen“, danach der „funktionalen“, danach der „phänomenalen“ und schließlich wieder der „ordinalen“ Seinsweise (**|**). Unter den vier Seinsweisen nimmt die ordinale Seinsweise eine Sonderstellung ein. In der „eckigen“ Abbildung erscheint sie „auseinandergerissen“ (**) und auf zwei weit auseinanderliegenden Evolutionsstufen „verteilt“ (**), nämlich auf die 1. und die 4. Evolutionsstufe (**), doch die „kreisrunde“ Abbildung behebt diesen Schein (**). Die Evolutionsstufen (Schichten) einerseits und die Seinsweisen andererseits sind einander sehr symmetrisch. Es scheint möglich zu sein, eine bisher noch nicht gelungene inhaltliche Interpretation der Struktur einer Evolutionsstufe oder einer Seinsweise dadurch zu erreichen, daß man nach Tatsachen sucht, die in solchen Beziehungen stehen, die den aus anderen Evolutionsstufen und Seinsweisen bekannten Beziehungen homolog sind, oder, indem man bestimmte Beziehungen, die man zwischen den Tatsachen vorfindet oder auch nur vermutet, in die interdisziplinäre Sprache des „Acht-Welten-Modells“ übersetzt, um auf diese Weise die inhaltliche Interpretation des zunächst formalen Modells voranzutreiben. So wie die Naturwissenschaftler die in den materialen „Gesetzen“ („Naturgesetzen“) gefundene Symmetrien verwenden, um weitere materiale „Gesetze“ zu entdecken, so können hier die in den „Wirklichkeitsgesetzen“ gefundenen und im „Acht-Welten-Modell“ beschriebenen Symmetrien verwendet werden, um weitere „Wirklichkeitsgesetze“ zu entdecken - unter ihnen vielleicht sogar solche materialen Gesetze, die selbst den Naturwissenschaftlern noch unbekannt sind. (Vgl. Lothar Kleine-Horst, Das quadrialistische Acht-Welten-Modell der Wirklichkeit, 2004 Lothar Kleine-Horst).

„Unser freier Wille ist der Kern des Dezisionismus, und der Nachweis dieser Freiheit ist seine Lebensfrage. Nicolai Hartmann hat diesen Nachweis mit seiner Schichtenlehre und der Analyse des Finalnexus erbracht. Hartmann geht von verschiedenen Seinskategorien aus: dem anorganischen (1), dem organischen (2), dem seelischen (3) und dem geistigen (4) Sein. Jeder Seinsstufe kommen spezifische Eigengesetzlichkeiten zu. Das kategoriale Gesetz der Wiederkehr besagt: Den Eigengesetzlichkeiten der jeweils niedrigeren Seinsstufe sind die höheren unterworfen, nie aber umgekehrt. (Vgl. Nicolai Hartmann, Teleologisches Denken, 1950, S. 105.). Die »höhere Idee,« hatte schon Schopenhauer vorweggenommen, »überwältigt« die vorher dagewesenen, »jedoch so, daß sie das Wesen derselben auf eine untergeordnete Weise bestehen läßt, indem sie ein Analogon davon in sich aufnimmt.« (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, 1818, § 27, S. 166). Das geistige Leben unterliegt allen Gesetzmäßigkeiten des Anorganischen und des Organischen - ohne Chemie hätten wir schließlich keinen Körper, und ohne dessen Lebendigkeit könnten wir mit unserem Gehirn nicht denken -, aber mit chemischen und biologischen Denkkategorien allein läßt sich geistiges Leben nicht erklären. Es gehorcht eigenen Gesetzen. Hartmanns Kausalanalyse besagt nun, daß wir nur insoweit kausal determiniert sind, als wir den Naturgesetzen des Anorganischen und des Organischen unterliegen. Kein Mensch kann sich der Kausalität entziehen, die ihn stofflich geboren werden und biologisch leben läßt, mit allen notwendigen und unabänderlichen Konsequenzen. Nicht so unser geistiges Sein! Es ist nicht übertrieben zu sagen, daß das geistige Leben des Menschen eine neue Art von Leben sei. (Vgl. Konrad Lorenz, Die Rückseite des Spiegels, 1973, S. 229). Seine Wesensmerkmale sind die Selbstreflexion unseres Denkens, das sich letzte Ziele setzen kann und uns final handeln läßt. Der freie Wille und seine Kraft sind von den Gesetzlichkeiten der niedrigeren Seinskategorien kausal abhängig, im übrigen aber akausal, weil sie eine Seinskategorie höherer Art verkörpern. Unser zielgerichtetes Handeln vermag Kausalfolgen niederer Seinskategorie in Gang zu setzen und das blinde Gesetz der bloßen Kausalität auszunutzen. Unsere Willensentschließung selbst ist der erste und einzige aufweisbare finale Akt in der realen Welt. Es ist unstatthaft, auf ihn die Kausalgesetze der niederen Seinsordnungen wie die des Anorganischen oder der Biologie anzuwenden. »Ein einfacher Kausaldeterminismus ist vollkommen neutral gegen das Einsetzen höherer Determination« (Nicolai Hartmann, Teleologisches Denken, 1950, S. 123): nämlich durch den menschlichen Willensakt. Es ist prinzipiell nicht kausal vorhersehbar, welchen konkreten Inhalt ein menschlicher Wille haben wird - auch wenn Herrn Schopenhauer »der Verstand stille steht« bei der Vorstellung, hier das »absolut Zufällige« am Werke zu sehen. Diese höhere Determination ist die vorausschauende, ziel- und zweckgerichtete Benutzung des bloß Kausalen durch ein Bewußtsein. Nur ein Bewußtsein kann sich ein vorher nicht existentes Geschehen vorstellen und sich zum Ziel setzen. Es kann eine Ursachenkette ersinnen, deren Sinn es sein soll, das gesetzte Ziel in der Wirklichkeit zu realisieren. Hartmann formulierte die evidente Einsicht: Nur ein Bewußtsein hat die erstaunliche Freiheit, das noch Unwirkliche beliebig weit voraus denken zu können. Final auf ein gesetztes Ziel hin zu handeln erfordert immer drei Akte: Das Bewußtsein setzt den Zweck, indem es den Zeitfluß überspringt und das Künftige vorausnimmt. Es wählt dann die notwendigen Mittel aus, dieses Ziel zu erreichen, indem es die Kausalfolge rückwärts von der Wirkung zu ihren möglichen Ursachen denkt. Schließlich wendet es diese Mittel an: Es erzeugt real eine kausale Ursachenfolge, wobei der Sinn der angewandten Mittel ist, das vorgestellte Ziel zu erreichen. (Vgl. Nicolai Hartmann, Teleologisches Denken, 1950, S. 66 und 69). Finales Handeln bedient sich also immer bewußt der Kausalität, die ansonsten blind ist.“  (Klaus Kunze, Mut zur Freiheit - Ruf zur Ordnung, 1995, S. 25-26).

Man kann sagen, daß jedes Wissensgebiet seine eigenen Kategorien hat (die Kategorienlehre rechnet also mit einer sehr großen, noch nicht übersehbaren Zahl von Kategorien) und daß nur wenige überall die gleiche Funktion haben. Die Lehre, gemäß der die Kategorien der Erkenntnis zugleich die der Gegenstände sind, ist, nur mit gewissen Einschränkungen zutreffend: nicht alle Seinskategorien sind im menschlichen Verstand vertreten, denn sonst gäbe es nichts Unerkennbares. Bisweilen tritt eine Kategorie an die Stelle einer anderen (z.B. in der Physik die Kausalität an die Stelle der Teleologie), bisweilen verändert sich der Inhalt einer Kategorie. „So ist im Problem der Substanz (als Beharrenden) der Erkenntnisgang von der Materie zur Energie vorgedrungen, im Problem des real Allgemeinen von der substantiellen Form zur Gesetzlichkeit, im Zeitproblem von der naiv verstandenen Zeitanschauung zur Realzeit« (Nicolai Hartmann, Ziele und Wege der Kategorialanlyse, in: Z.ph.F, II, 1948). Da die Kategorialanalyse es mit Seinsstrukturen zu tun hat, untersucht sie, wie weit sich im Einzelfall die Real- mit den Bewußtseinskategorien decken bzw. wie weit sie auseinanderklaffen (daher auch: differentielle Kategorialanalyse). Sie decken sich weitgehend im Gebiet der reinen Mathematik; denn „das ideale Sein (der mathematischen Gegenstände) hat eine Nahstellung zum Bewußtsein, die für keine andere Seinsweise gilt, und diese ist greifbar im Phänomen einer unmittelbaren (apriorischen) Gegebenheit“ (Nicolai Hartmann, a.a.O.). Sie klaffen weit auseinander im Gebiet des Organischen, weil die Lebensfunktionen dem Zugriff des Bewußtseins weitgehend entzogen sind.


Anmerkungen:

Der Trialismus ist ein dreiheitliches Weltbild. „Die Weltbilder des Monismus und Dualismus sind falsch (**), ... die Wirklichkeit ist »irgendwie« anders, als sie bisher gedacht wurde. Aber wie »ist« sie? Statt vorab abstrakte Spekulationen über die möglichen Beziehungen zwischen den beiden »Etwassen« anzustellen, deren Fehlen im Monismus und Dualismus zu beanstanden ist, soll einfach ein Weltbild vorgestellt werden, in dem die beiden Etwasse gemeinsam eine bisher übersehene Entität konstituieren, womit die fehlerhaften Monismen und Dualismen durch einen realititätsadäquateren Trialismus ersetzt werden. Dabei erscheinen die bisher verschwommenen Ausdrücke als klare Begriffe von ontologischer Dignität. .... Auch ergeben sich innerhalb des trialistischen Weltbilds Symmetrien, die dem Monismus und Dualismus unbekannt sind. Zum einen umfassen alle drei Seinsweisen jeweils zwei Evolutionsstufen, was bedeutet, daß es in jeder von ihnen zwei Welten unterschiedlicher Organisationshöhe gibt. Zum anderen sind die beiden Evolutionsstufen »Leib« und »Seele« einander symmetrisch, isomorph, strukturgleich; sie umfassen zwei Seinsbereiche .... Weder monistische noch dualistische philosophische Systeme haben einen differenzierten und plausiblen Beschreibungs- und Erklärungsrahmen für eine »Leib und Seele« umfassende Leistungsfähigkeit des Menschen bereitzustellen vermocht. Dies gelang erst auf trialistischer Basis. Ontologischer Monismus und Dualismus sind damit Geschichte. .... (Quantenphysiker sind ... ganz scharf auf die Entdeckung von Symmetrien). .... Gibt es »unten« und/oder »oben« eine weitere Evolutionsstufe (oder gar deren mehrere)? (Vgl. Quadrialismus).  Wenn ja: welche? Wenn nein: warum nicht?“  (Lothar Kleine-Horst, Die trialistische Lösung des „Leib-Seele-Problems“, 2005 Lothar Kleine-Horst). Zum Verständnis: Mit „Leib“ ist das gemeint, was ich oben „Organisches“ genannt habe. **

Der Quadrialismus ist ein vierheitliches Weltbild. „Albert Einstein hat bis zu seinem Tod vergeblich Relativitätstheorie und Quantenmechanik in einer »Große Vereinheitlichte Theorie« zusammenzufassen versucht, einer Theorie, in der die vier »Kräfte« (starke, schwache und elektromagnetische Wechselwirkung sowie Gravitaton; vgl. 4 Naturkräfte) Ausdruck ein- und derselben »Kraft« oder Entität anzusehen seien. .... Nach der im Quadrialistischen Weltbild gegebenen Definition von »Materie« besitzt jedes Materie-Teilchen nicht nur ihre eigene Energie (oder Masse), sondern auch ihren eigenen Raum und ihre eigene Zeit. Dies gilt nicht nur für die mikrophysikalische, sondern auch für die makrophysikalische Materie. Das heißt: Das mathematisch handliche »Raum-Zeit-Kontinuum« Einsteins ist ontologisch eine »Zeit-Raum-Hierarchie« (was einander nicht ausschließt), wobei das »Vakuum« die »nullte«, die Zeit die »erste«, der Raum die »zweite«, »dritte« und »vierte«, und die Gravitation als »Raumkrümmung« die fünfte« Materiedimension repräsentieren. In dieser Hierarchie besteht eine hohe Symmetrie der interdimensionalen Relationen: die n-te Dimension eines Materiegebildes ist endlich in Bezug auf die unendliche (n–1)-te Dimension desselben Materiegebildes. Da die Energie/Masse gequantelt ist, sind - allein nach dem im quadrialistischen Weltbild geltenden Symmetrieprinzip - auch Raum und Zeit gequantelt. Aus der Quantelung der Materie im Mikrophysikalischen ergibt sich - nach den in evolutionären Hierarchien geltenden Stufengesetzen - auch die Quantelung der makrophysikalischen Materie mit der Gravitation als Energie/Masse-Dimension. So sind die Spezielle und die Allgemeine Relativitätstheorie sowie die Quantentheorie in der Quadrialistischen Theorie als ihrer Supertheorie vereinigt. Einstein unterlag wohl dem Irrtum, für die physikalischen Theorien eine physikalische Supertheorie suchen zu sollen. Er hätte nach einer nicht-physikalischen Supertheorie suchen müssen, in der sich gleichsam die Axiome der Physik befinden, so wie sich die Axiome der Logik, der Arithmetik und der Geometrie auch in einem nicht-logischen, nicht-arithmetischen bzw. nicht-geometrischen Beziehungssystem befinden.“ (Lothar Kleine-Horst, Der Anfang des nach-naturwissenschaftlichen Zeitalters, 2004 Lothar Kleine-Horst). „»Heisenberg behauptete kurz vor seinem Tod, daß die tiefsten Ebenen der Realität nicht in Teilchen, sondern in Symmetrien bestehen.« (Zitiert in: F. D. Peat, Synchronizität, 1989, S. 224). »Die Auffindung einer Symmetrie ist von viel größerer Bedeutung als die Entdeckung eines bestimmten Phänomens. .... Bei ihrer Suche nach einem fundamentalen Konzept beginnen die Physiker mit einer bestimmten Symmetrie und überprüfen dann, ob die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, mit den Beobachtungen in Einklang gebracht werden können.« (Anthony Zee, Magische Symmetrie, 1993, S. 93,121). Genau diese Überprüfung wird in bezug auf die im neuen Modell der Wirklichkeit als vorhanden angenommen Symmetrien erfolgen. Diese sind keine spezifischen Symmetrien von »Naturgesetzen« (d.h. materiellen Gesetzen), sondern sie sind generelle Symmetrien von »Wirklichkeitsgesetzen«, d.h. solchen, die nicht nur die Materie (materiale Seinsweise) betreffen, sondern auch die anderen, nicht-materialen, Seinsweisen. Diese Symmetrien sind somit allgemeingültige Grundgesetze der Wirklichkeit, denen selbst die Symmetrien der Naturgesetze unterworfen sind. Die o.a. Zitate sollen also über die ausschließlich die Materie betreffenden Naturgesezte auch für die hier neu modellierte Gesamtwirklichkeit Geltung haben.“ (Lothar Kleine-Horst, Das quadrialistische Acht-Welten-Modell der Wirklichkeit, 2004 Lothar Kleine-Horst).

 

==>

 

NACH OBEN

www.Hubert-Brune.de

 

 

WWW.HUBERT-BRUNE.DE

 

NACH OBEN