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Antike und Abendland
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Frühkultur
Wikinger entdecken Amerika, um 1000Speyerer Dom Burg Eltz; 12. Jh. Dom in Köln; Baubeginn,: 1248
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Trotz oder Kampf ums Selbst

Schon in der letzten Phase erfolgte die Auflösung des primären Bezugssystems, die Hinwendung zu neuen Bezugssystemen und das Erkennen des eigenen Wesens als ein erstes Selbst, erkennbar an den Reaktionen des Kindes, wenn es in den Spiegel schaut und nicht mehr einen anderen Menschen, sondern sich selbst, als sein eigenes Wesen, erkennt. In dieser Phase tritt ein Phänomen hinzu, das man als ein Beharren auf den Besitz bezeichnen kann, den die Umwelt vom Kind abverlangt. Die Begriffe Trotzverhalten und Egozentrik sollen hier nicht mißverstanden werden, denn sie sind ein wichtiger Bestandteil für den späteren Erwerb der umweltlichen Sprache, die man auch Muttersprache nennt. (Vgl. 10-12). Vorausgesetzt, daß Eltern es ihm nicht zu leicht machen, wird das Kind durch sein trotziges und egozentrisches Verhalten genötigt, seinen Willen so durchzusetzen, daß die Umgebung es versteht. Dadurch wird es, trotz Freiwilligkeit, gezwungen, einige bestimmte Sprachregeln zu lernen, obwohl es sich häufig auch gegen diese verweigert - je nach Fall und Situation mehr oder weniger stark. Die Erziehungssituation spielt jetzt nur scheinbar eine größere Rolle als zuvor, denn in Wirklichkeit ist sie von Anfang an gleichwertig. Der entscheidende Unterschied besteht nur darin, daß die verschiedenen Erziehungsmethoden jetzt stärker öffentlich, deutlich sichtbarer und, seitens der Außenwelt, bewertbarer werden. Das Kind verteidigt seinen Besitz und seine Eigenart genauso selbstverständlich wie junge Kulturen. Im antiken Griechenland entstand um 1000 v. Chr. die Götterwelt, die später als die klassische griechische Götterwelt des Zeus bezeichnet werden sollte. Wahrscheinlich wurde sie genauso verteidigt wie einen platonischen Weltmonat später die christliche Gotteswelt durch das abendländische Papsttum, das seine erstarkte weltliche Macht als selbstverständlich ansah und durch die vielen Ordensgründungen und Kreuzzüge auch bestätigt sehen wollte. Die erste Lösung vom primären elterlichen Bezugssystem mußte auf die körperliche Lösung durch die Geburt folgen, und so löste sich die junge Antike von den elterlich-orientalischen Mittelmeerkulturen um 1100 v. Chr. mittels ihrer eigenen Zeus-Religion nach der Dorischen Wanderung, die bereits im 12. Jh. v. Chr. begonnen hatte; das junge Abendland löste sich von seinen antik-magischen Elternkulturen mit der Trennung von Byzanz, die schon gleich nach der Abnabelung vom byzantinischen Mutterkuchen eingesetzt hatte und jetzt mit dem endgültigen Bruch durch das Große Schisma von 1054 auch durch Ernährung aus der Flasche nicht mehr zu kitten war. Das kleinkindliche Abendland brauchte die Flasche nicht mehr, allenfalls einen Nuckel. Es fand seine eigene Religionsform und auch seine eigene Kunstform, weil mit der Romanik auch die Entwöhnung von der antik-väterlichen Kultur gelang, obschon der Begriff Romanik das Gegenteil zu verraten scheint. Die Nahrung des jungen Kulturkindes war schon lange eine feste. Die Intensivierung der Landwirtschaft seit dem 11. Jahrhundert brachte ein reicheres Angebot an Nahrungsmitteln, z.B. durch die immer mehr sich verbreitende, immer stärker intensiverte, aber schon im 8. Jahrhundert eingeführte Dreifelderwirtschaft (Abendländische Agrarrevolution), die Verbesserung der agrarischen Technik und die die Wassermühlen ergänzenden Windmühlen. Die Zahl der Geburten stieg. Deutschland hatte seit dem 12. Jahrhundert die größte Bevölkerung Europas. Und die ebenfalls bereits im 8. Jahrhundert begonnene deutsche Ostkolonisation erreichte jetzt ihren Höhepunkt und sollte erst im 14. Jahrhundert zum Stillstand kommen, weil keine Menschen mehr zur Verfügung standen und die ländliche Bevölkerung bereits in die Städte abwanderte. (Vgl. 10-12).

Als die Reichssynode von Worms 1048 mit dem Grafen Bruno von Egisheim-Dagsburg zum mittlerweile vierten Mal einen Deutschen zum Papst (Leo IX., reg. 1049-1054) wählte (Deutsche Päpste), „empfahlen den Gewählten“, so der Papsthistoriker Hans Kühner (Kühner), „drei entscheidende Tatsachen: er war ein leidenschaftlicher Vorkämpfer der Reform, ein zuverlässiger Verwandter und ein reichstreuer Hierarch, eine der farbigsten Persönlichkeiten des Papsttums. Er nahm die Wahl erst an, als er sicher war, daß auch die letzte Einzelheit kanonischer Rechtmäßigkeit gewahrt und die Einstimmigkeit bewiesen war. Er betrat Rom betend und barfuß, gefolgt von Hildebrand (dem späteren Papst Gregor VII.), der sich ihm nach dem Tode Gregor VI. angeschlossen hatte und der von nun an erster Berater von fünf Päpsten wurde, bis er selber den Thron bestieg. Als der Papst auf seiner ersten Synode die Absetzung aller simonistisch gewählten und geweihten Geistlichen, sowie aller im Konkubinat lebenden Priester forderte, zeigte sich, daß in Rom kein Gottesdienst mehr hätte stattfinden können, wären alle Maßnahmen durchgeführt worden. Doch in gleichem Maße bestand das Problem der rechtmäßig verheirateten Priester. Nachdem Benedikt VIII. bereits Priesterkinder, also die wehrlosesten Opfer der Zwangslage der Zölibatsgesetze, zu Gesetzlosen und »Sklaven der Kirche« erklärt hatte, erweiterte Leo IX., persönlich eine gütige, liebenswürdige Gestalt, diesen Barbarismus dahingehend, daß er auch Ehefrauen von Priestern ebenso wie Konkubinen zu Sklavinnen der Kirche erklärte, was der Kirche Roms billige Arbeitskräfte sicherte. Der Kirchenlehrer Petrus Damiani (1002-1072), mit Hildebrand wichtigster Berater des Papstes, überreichte Leo IX. sein Liber Gomorrhianus, sein Gomorrhabuch, über die allgemeinen Zustände in den Lebensbereichen der Priester. Kein Papst ist soviel gereist, um auf Synoden in Italien, Deutschland und Frankreich der Reform von Cluny Geltung zu verschaffen, zu predigen, den Primat wieder zu festigen, das Papsttum als Idee zu verlebendigen und der Kirche ihre Universalität wiederzugeben. Seine Mitarbeiter suchte er sich im Strahlungsbereich von Cluny, darunter den späteren Papst Stephan IX.. Das Kardinalskollegium bildete er zum eigentlichen Senat der Kirche um. Vom Kaiser zum Reichsvikar von Benevent ernannt, zog der Papst in den Krieg gegen die Normannen, die ihn und seine zusammengewürfelten Haufen in der Schlacht von Cività-al-Mare am Monte Gargano schlugen und ihn gefangen nahmen. Der Sieg der Normannen gilt als Beginn ihrer Staatsgründung. Sie anerkannten den Papst sogar als ihren Lehensherrn. Geschichtlich ist dieser mißlungene Feldzug insofern von verhängnisvollster Bedeutung geworden, als der Papst ihn zum »heiligen Krieg« erklärte und damit das Unheil der Kreuzzugsjahrhunderte einleitete. Seine Krieger wurden zu Märtyrern und Heiligen stilisiert. Ein Beispiel war gegeben, das schon bald zum konsequenten Mißbrauch des Begriffes »heilig« im Zusammenhang mit dem Krieg berechtigen sollte. Petrus Damiani hat den Papst dafür auf das schärfste getadelt und sich dagegen gewandt, daß »zum Schimpf der Kirche durch Kriegsgewalt entschieden werden« soll. Vierzig Jahre nach dem Tode des Papstes waren die Kreuzzüge geboren ... Zur rechtlichen Definition des Patrimonium Petri und des Primates berief der Papst sich ausgiebig auf die pseudoisidorischen Fälschungen () und die Behauptungen der Donatio Constantini (). In die letzte Zeit des Pontifikates fiel die endgültige, auch formelle Trennung von der Kirche von Byzanz. Alle in fünfdreiviertel Jahrhunderten wechselnd stark sich manifestierenden Gegensätze endeten im völligen Bruch. Die beiden letzten Gegner und Protagonisten der Tragödie symbolisierten zwei Welten: Kardinal Humbert von Silva-Candida, Mönch von Cluny, Geschichtsphilosoph, Rechtstheoretiker der Reform und größter Wortführer eines von aller Simonie gereinigten Primates, doch auch der rücksichtsloseste und undiplomatischste Verhandlungspartner, war der Wortführer Roms; Patriarch Michael Kerularios, der bedeutendste Patriarch von Konstantinopel nach Photios, vertrat den Ost-Primat mit gleicher Schroffheit wie Kardinal Humbert den West-Primat. Als offizielles Datum der Trennung gilt der Tag, an welchem der Kardinal die Bannbulle des Papstes gegen den Patriarchen auf dem Altar der Hagia Sophia niederlegte. An diesem Tage war der Papst bereits gestorben. Erst die Begegnung Pauls VI. mit dem Patriarchen Athenagoras I. und die formelle Aufhebung des Bannfluches am Ende des zweiten vatikanischen Konzils () ist zum Beginn einer neuen Begegnung von Ost und West geworden.“ (Hans Kühner, Das Imperium der Päpste, 1977, S. 135-137).

Wie erwähnt, führte 1054 das sogenannte Morgenländische Schisma zur Trennung der morgenländischen und abendländischen Kirche, ausgelöst durch die Bannung des Patriarchen Michael Kerularios durch Kardinal Humbert von Silva Candida (am 17.10.1054 erfolgte die Niederlegung der Bannbulle auf dem Altar der Hagia Sophia). Die tieferen Ursachen der Trennung lagen in den verschiedenen Weisen theologischen und politischen Denkens in Ost und West. Die gegenseitige Bannung wurde später, am 07.12.1965, zwar formell aufgehoben, das Schisma dauert aber immer noch an. (). Am 27.11.1095 konnte Papst Urban II. (reg. 1088-1099) die abendländischen Ritter und Fürsten durch seine berühmte, mit Begeisterung aufgenommene Rede für den Kreuzzug gewinnen (Deus lo volt, Gott will es Kreuzzüge). Losungswort wurde Jerusalem, Symbol das weiße Kreuz. Der Gedanke der Pilgerschaft in das Heilige Land und der Gedanke des als notwendig und berechtigt betrachteten Heiligen Krieges gegen die Heiden waren die zwei geistigen Strömungen, die zu der Kreuzzugsbewegung führten. Die zwei weltlichen Gründe dafür waren das Vordringen der türkischen Seldschuken und die wirtschaftlichen Interessen der Ritter, die auf Landbesitz hofften. Jerusalem war nicht das einzige Ziel für die abendländischen Ritter, die auch gegen den Islam und die Slawen kämpften. Der 1. Kreuzzug fand unter Begeisterung der Massen für die Kreuzzugspredigten des Peter von Amiens von 1096 bis 1099 statt. In seiner Regierungszeit von 1125 bis 1137 gab Kaiser Lothar III. von Supplinburg der Ostbewegung neue Impulse. Machtpolitische Faktoren veranlaßten den Kaiser, die Territorialherren als Träger der Ostpolitik einzusetzen genauso wie sein missionarischer Drang. Den 2. Kreuzzug führten der deutsche Staufer Konrad III. und Frankreichs Ludwig VII. an, geistig jedoch der Theologe und Mystiker Bernhard von Clairvaux (1090-1153). Der Deutsche Ritterorden entstand im Jahre 1190 während des 3. Kreuzzuges (1189-1192). (Deutscher Orden). Lübecker und Bremer Bürger stifteten während der Belagerung von Akko eine Hospitalgenossenschaft, die 1198 in einen geistlichen Ritterorden umgewandelt wurde. Das Ordenszeichen des Deutschen Ordens war ein schwarzes Kreuz auf weißem Mantel. Rotes Kreuz auf weißem Mantel trug der Schwertbrüderorden, der 1201 vom Bremer Domherr Albert von Appeldern gegründet wurde, um Livland, Kurland zu missionieren, wozu auch deutsche Siedler ins Land geholt wurden. Deutsche Städte und Bistümer wurden gegründet. 1237 vereinigten sich Schwertbrüderorden und Deutscher Orden. Von 1190 an war das Heilige Land, seit 1309 die Marienburg in Westpreußen Zentrum des Deutschen Ordens und seiner Wirksamkeit, des Kampfes gegen die Heiden. In der Zeit dazwischen fanden der 4. Kreuzzug (1202-1204), der Kinderkreuzzug (1212), der 5. Kreuzzug (1228-1229), der 6. Kreuzzug (1248-1254) und der 7. Kreuzzug (1270) statt, bevor sie wegen der Unvereinbarkeit der nationalen Interessen mit der universalen Idee von Kirche und Reich aufgegeben wurden. (Vgl. 10-12). Auch deshalb wurde das Machtzentrum des Deutschen Ordens in die westpreußische Marienburg verlegt. Unter dem bedeutenden Hochmeister Hermann von Salza (1209-1239) war der Grund zum Deutschordensstaat gelegt worden, als Herzog Konrad I. von Masowien dem Deutschen Orden 1225 als Gegenleistung für die Bekämpfung der heidnischen Pruzzen das Culmer Land schenkte. Der Hochmeister Hermann von Salza ließ sich von Kaiser Friedrich II. dieses und alle weiteren, noch zu erobernden pruzzischen Gebiete 1226 als unabhängigen Ordensstaat garantieren. 1283 waren die militärischen Aktionen gegen die Pruzzen beendet. Zur endgültigen Sicherung der eroberten Gebiete rief der Orden deutsche Siedler ins Land (Vgl. 10-12). Neben Templer- und Johanniterorden wurde der Orden der Deutschherren zum bedeutendsten geistlichen Ritterorden des Mittelalters.

Zum Anfang des Stiers Mit dem Verbot der Priesterehe (1074) und der Laieninvestitur (1075) begann der Kampf zwischen dem Papst und dem deutschen Königtum (Investiturstreit). Papst Gregor VII. drohte Heinrich IV. mit dem Bann, 1076 erklärten Heinrich IV. und die deutschen Bischöfe den Papst für abgesetzt, aber noch im selben Jahr erfolgte die Absetzung und Exkommunikation des deutschen Königs per päpstlichen Strafbefehl. Im Oktober 1076 beschlossen die deutschen Fürsten in Anwesenheit päpstlicher Legaten, den König abzusetzen, falls die Lösung vom Banne nicht in Jahresfrist erfolge. Der Gang nach Canossa war die Folge: 3 Tage lang, vom 25. bis 28. Januar 1077 wartete Heinrich IV. in Canossa auf den Papst, um vom Bann losgesprochen zu werden. Durch seine persönliche Erniedrigung gewann er zwar die politische Handlungsfreiheit zurück, mußte aber auch den Papst als Schiedsrichter in dem Streit mit den Fürsten anerkennen. Die Demütigung erschütterte das Ansehen der weltlichen Gewalt. Die Fürsten warteten die Entscheidung des Papstes nicht ab und wählten Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig, unter freier Wahl und Mißachtung des Geblütsrechts. Der nun ausbrechende Bürgerkrieg (1077-1080) endete mit dem Tod des Gegenkönigs in der Schlacht von Hohenmölsen (1080). Es erfolgte die 2. Bannung Heinrichs IV. durch Gregor VII., die Wahl Erzbischofs Wibert von Ravenna zum Gegenpapst und der Sieg der Lombarden (Langobarden). Nach der Eroberung Roms (1083) im 1. Italienzug durch Heinrich IV. wurde er durch den Gegenpapst Klemens III. zum Kaiser gekrönt. Gregor VII., der sich in der belagerten Engelsburg behauptete, mußte kurz vor seinem Tode (25.05.1085) einsehen, daß die Begründung der Einheit von Kirche und Welt unter päpstlicher Führung gescheitert, die Lehre von der Gottesunmittelbarkeit des Königs aber noch nicht erschüttert war. Heinrich IV. verkündete 1085 den Gottesfrieden in Mainz. Aber schon Papst Urban II. rettete durch seine Konzilianz das Reformwerk Gregors VII., denn auf der Synode von Clermont (1095) wurde das Verbot der Laieninvestitur erneuert und die Ablegung eines Lehnseides durch Geistliche an Weltliche verboten. Daraufhin unternahm Heinrich IV. seinen 2. Italienzug (1090-1097), wurde aber nach dem Abfall seines Sohnes Heinrich V. zur Abdankung gezwungen und starb noch im selben Jahr (1106). Obwohl also der Anschluß an die päpstliche Partei Heinrich V. zur Anerkennung verholfen hatte, lehnte er dann aber - wie sein Vater - den Verzicht auf die Investitur der Bischöfe und Äbte ab und erzwang schließlich von dem gefangengesetzten Papst Paschalis II. das Recht der Investitur, und am 13. April 1111 erfolgte die Kaiserkrönung. Im Deutschen Reich kam es zum Aufstand der sächsischen und thüringischen Fürsten, Heinrich V. erlitt eine Niederlage am Welfesholz (1115). Verhandlungen mit dem 1119 gewählten Papst Kalixt II. führten 1122 im Wormser Konkordat zum Ende des Investiturstreits. Heinrich V. verzichtete auf die Investitur mit Ring und Stab. In Deutschland fand ab jetzt die kanonische Wahl in Gegenwart des Königs oder seiner Abgesandten statt, dann erfolgte die Investitur mit dem Zepter vor der Weihe, in Italien und Burgund 6 Monate nach der Weihe. Durch die Lockerung der Abhängigkeit vom Kaiser wurde das ottonische Reichskirchensystem beseitigt. (Vgl. 6-8). Die Bischöfe, zuvor Reichsbeamte, wurden zu Reichsvasallen. Die Fürsten erstarkten in Deutschland, die Städte in Italien. Das Papsttum erreichte den Höhepunkt seiner Macht durch eine Vertiefung der Frömmigkeit, durch das Wirken des Zisterzienserabtes und Mystikers Bernhard von Clairvaux, der aus burgundischem Adel stammte und 1115 das Kloster Clairvaux in der Champagne gründete, von dem zu Bernhards Lebzeiten 68 Filialgründungen ausgingen. Der Höhepunkt der päpstlichen Macht mußte mit der Brechung der Vorherrschaft der deutschen Kirche einhergehen. Deshalb suchte und fand das Papsttum Rückhalt in Frankreich.

 

Zum Anfang des Stiers Karte
ZURÜCK Die Karten zeigen die Entwicklung vom 9. / 10. bis zum 13. / 14. Jahrhundert. WEITER

 

Zum Anfang des Stiers Weil die Weltherrschaft der Päpste nur über die Brechung der deutschen Kirchenvorherrschaft zu erreichen war, wurde das Papsttum auf seiner Suche nach Rückhalt in Frankreich fündig. Die päpstliche Universalkirche wurde erreicht durch das Decretum Gratiani, eine Sammlung des Kirchenrechts, die zu einer Verselbständigung des Kirchenrechts führte und durch spätere Ergänzungen das Corpus iuris canonici bildete. Im Streit um die Führung der abendländischen Christenheit, die imperiale oder kuriale Weltherrschaft, stieß der deutsche Stauferkaiser Friedrich I. auf die Herrschaftsansprüche des Papstes Alexander III. (reg. 1159-1181), die er anerkennen mußte. Das 3. Laterankonzil (11. Konzil) von 1179 machte eine Zweidrittelmehrheit der Kardinäle für die Papstwahl erforderlich, und Innozenz III. (reg. 1198-1216) war nicht mehr nur Statthalter Petri, sondern Statthalter Christi oder Gottes - Vicarius Christi -, von dem die weltlichen Herrscher ihre Reiche zu Lehen empfingen. Die bischöfliche Gewalt wurde beseitigt und eine Zentralisation der Gewalt durch das päpstliche Institut der Legaten eingerichtet. Sizilien, England und Portugal wurden lehnsabhängig. Der Papst griff in die inneren Verhältnisse Deutschlands, Frankreichs und Norwegens ein, entsendete Legaten nach Serbien und Bulgarien und errichtete 1204 sogar eine lateinische Kirche im Byzantinischen Reich ein, das nach der Besetzung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer des 4. Kreuzzuges (1202-1204) und die Venezianer am 13.04.1204 neu gegründet wurde und sich Lateinisches Kaiserreich nannte, bis Kaiser Michael III. von Nizäa es am 25.07.1261 zurückeroberte (Kaiserreich Byzanz). Das 4. Laterankonzil (12. Konzil) von 1215 brachte u.a. Beschlüsse über die bischöfliche Inquisition, das Verbot neuer Ordensgründungen und Vorschriften besonderer Kleidung für die Juden. Den Kampf um die Weltherrschaft führten Papst Gregor IX. (reg. 1227-1241) und Papst Innozenz IV. (reg. 1243-1257) fort. Wurde bis ins 12. Jahrhundert die Häresie mit Bann und Klosterhaft durch die Kirche bestraft, so wurde nach der 1215 eingeführten bischöflichen Inquisition die päpstliche Inquisition 1231 durch Gregor IX. geschaffen und gleichzeitig die Todesstrafe für Häretiker in Frankreich und Deutschland eingeführt. Nach ihrer Befreiung aus den Bindungen der Welt (Libertas ecclesiae) hatte die jetzige Verflechtung der Kirche mit der Welt zur Folge, daß sich Sekten bildeten, die das Recht auf Herrschaft und Besitz der Kirche bestritten und die Armut der Apostel forderten. Die Sekte der Katharer entstand aus einer radikaldualistischen Lehre mit strengster Askese, apostelgleichem Leben und aus einer häretischen Wanderbewegung der Sondermeinug (Häresie). Sie bildeten auch Bischofskirchen. Wichtigste Gruppe wurden die nach der Stadt Albi benannten Albigenser in Südfrankreich. Nach der Ermordung des päpstlichen Legaten Peter von Castelnau durch einen Pagen des Grafen Raimund VI. von Toulouse kam es 1209 zum Albigenserkrieg, der bis 1229 andauerte. 1209 rief Papst Innozenz III. zum Kreuzzug gegen die Albigenser auf, und das Kreuzheer unter Simon von Montfort brannte Béziers nieder, siegte 1213 über Raimund VI. und dessen Schwager Peter II. von Aragon bei Muret und eroberte bis 1218 die gesamte Provence.

Zum Anfang des Stiers Das fränkische Adelsgeschlecht der Salier, das seinem Macht- und Besitzschwerpunkt im Nahe-, Speyer- und Wormsgau hatte, 1024 durch Konrad II. zur Kaiserherrschaft im Deutschen Reich aufgestiegen und nach Heinrich V. als Dynastie erloschen, gaben ihr Erbe an die Staufer weiter. Die Hohenstaufen waren ein schwäbisches Adelsgeschlecht mit Stammsitz in Büren (bei Göppingen) und der Stammburg Stauf im Breisgau (Staufen) und standen zunächst im Dienste des salischen Königtums, wodurch der Aufstieg der Staufer ermöglicht wurde. Nach dem Aussterben der Salier traten sie deren Erbe an. Die Wahl und die verwandtschaftlichen Beziehungen des Supplinburgers Lothar III (Kaiser von 1125 bis 1137) mit den Welfen begründeten den staufisch-welfischen Gegensatz. 1137 konnte Konrad III. seine Wahl zum König durchsetzen. Unter Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI. gelangte die Dynastie auf den Höhepunkt ihrer Geltung. Der Erbanfall Siziliens und der Machtverfall des Königtums im staufisch-welfischen Thronstreit (1198-1214/1215) verlagerten das Schwergewicht ihrer Herrschaft in den Nomannenstaat. Das fränkische Adelsgeschlecht der Welfen, seit dem 8. Jahrhundert im karolingischen Kernraum um Maas und Mosel nachweisbar und seit Welfs I. († 820) Sohn Konrad († 863) eine der bedeutendsten deutschen Adelsdynastien mit umfangreichem Allodial- und Lehnsbesitz in Schwaben, Rätien und Bayern, stand seit der Königswahl von 1125 im Gegensatz zu den Staufern. (Vgl. Tabelle). 1126 wurde der welfische Bayernherzog Heinrich X. der Stolze (1108-1139) von Kaiser Lothar III. von Supplinburg mit dem Herzogtum Sachsen belehnt, 1127 der staufische Konrad III., Sohn des Herzogs von Schwaben, zum Gegenkönig zu Lothar III. von Supplinburg aufgestellt. Heinrich X. der Stolze war mit Lothars Tochter Gertrud verheiratet, als Nachfolger Lothars designiert und hatte dadurch die ohnehin schon vorhandene sächsische Machtstellung noch weiter ausgebaut. Der Aufstieg zum Königtum gelang den Welfen jedoch noch nicht. Kaiser Friedrich I. Barbarossa führte zunächst einen Ausgleich mit seinem Vetter Heinrich dem Löwen (1129-1195), dem Sohn Heinrichs X. des Stolzen, herbei, dem er neben Sachsen auch das Herzogtum Bayern zugestand (1156). 1180 aber gelang es ihm, den welfischen Machtkomplex zu zerschlagen. Der staufisch-welfische Gegensatz brach noch einmal im Thronstreit von 1198 auf, und von 1209 bis 1214 war der Sohn Heinrich des Löwen, Otto IV. von Braunschweig, Kaiser des Deutschen Reiches. (Vgl. Tabelle). Doch 1214 erlitt Otto IV. von Braunschweig gegen Friedrich II. bei Bouvines eine Niederlage, und der staufisch-welfische Dualismus war endgültig zu Ende, bevor Otto 1218 in Bad Harzburg als verbannter, einziger welfischer Kaiser starb. (Welfen). Die glanzvolle Regierung Friedrich II. konnte aber auch den Niedergang der staufischen Dynastie nicht verhindern. Sie endete nach der Regierungszeit des letzten staufischen Kaisers Konrad IV. im Jahre 1254. Das Interregnum begann. Konrads IV. Sohn Konradin, der letzte mögliche staufische Thronnachfolger, wurde 1268 in Neapel enthauptet. Friedlosigkeit und Rechtsbrüche nach Art des Faustrechts während des Interregnums zwangen zur Erneuerung der Reichsgewalt durch freie Königswahl, die sich bei der Doppelwahl von 1257 endgültig durchsetzte. Ihre Folgen waren die Ausbildung eines Kurfürstenstandes. Das Wahlrecht schränkte sich auf 3 geistliche und 4 weltliche Kurfürsten ein, die vom Kandidaten Sonderrechte (Kapitulationen) und politisches Willebriefe (Mitspracherecht) forderten, ein schwaches Königtum wünschten und deshalb die Krondynastie wechselten. (Vgl. 10-12).

Die „Magna Charta libertatum“, auch „Große Urkunde der Freiheiten“ genannt, ist eine Urkunde (Datum: 15.06.1215) über die am 19.06.1215 endgültige Einigung, d.h. den abgeschlossenen Vergleich (in 63 Artikeln) zwischen dem englischen König Johann ohne Land (reg. 1199-1216) und den Vertretern der aufständischen Barone sowie der Kirche. Die Vorgeschichte hierzu: Johann ohne Land, Nachfolger seines Bruders Richard Löwenherz (reg. 1189-1199), hatte den Primatialbesitz von Canterbury mit einem ihm genehmen Kandidaten besetzen wollen, dann dem vom Papst Innozenz III. (reg. 1198-1216) aufgestellten Gegenkandidaten Stephan Langton die Einreise verweigert, den Klerus verfolgt und vertrieben, woraufhin der Papst ihn gebannt (1209), über England das Interdikt verhängt und den französischen König Philipp II. August (reg. 1180-1223) zum Kreuzzug gegen den aufsässigen König von England aufgefordert hatte. Erst diese Drohung hatte Johann ohne Land bewegt, sich dem Papst und seinen Forderungen zu unterwerfen, Stephan Langton anzuerkennen und England vom Papst zu Lehen zu nehmen (1215) und durch diese Lehennahme Englands vom Papst die Opposition der englischen Barone einzudämmen. So weit die Vorgeschichte. Resultat: Johanns Verbündete waren geschlagen, Johann verlor die englischen Festlandsbesitzungen nördlich der Loire an den französischen König Philipp II. August und mußte die Magna Charta gewähren, also die Forderungen der Magna Charta anerkennen und die Rechte der Barone verbriefen (auch z.B. deren feudales Widerstandsrecht) sowie die Wahrung der Rechte der Kirche akzeptieren, die Gesetze achten und Einzelforderungen und Klauseln auch des geltenden Lehnsrechts akzeptieren. Die Forderungen der Aufständischen betreffen hauptsächlich die rechtlichen Sicherung der Vasallen (z.B. die Sicherung gegen den Mißbrauch der königlichen Justiz und der lehnsrechtlichen Verpflichtungen, die Regelung der Erhebung von Schuld- und Hilfsgeldern) und sind selbst da, wo sie auf eine Rechtssicherung nichtfeudaler Gruppen (z.B. Bauern, Kaufleute, Bürger) sowie auf Begünstigung der Städte abzielen, zumeist mit einem Eigeninteresse der Barone verknüpft. Jedem Freien wird in Artikel 39 zugestanden, daß er nicht willkürlich verfolgt, sondern nur durch seinen Stand und nach dem Gesetz des Landes abgeurteilt werden kann; Artikel 61 bestellt zur Wahrung der verbrieften Freiheiten gegenüber dem König einen Kontrollausschuß von 25 Baronen und institutionalisiert damit das feudale Widerstandsrecht; so ist die Magna Charta in erster Linie Satzung geltenden Lehnsrechts, aber ihre schon früh einsetzende Umdeutung zum Dokument des noch werdenden Parlamentarismus entbehrt nicht einer gewissen Berechtigung, insofern ein Machtausgleich zwischen Königtum und Aristokratie erreicht wurde, der das politische Kräftespiel unter die Kategorie des Rechts stellte, die Idee der Repräsentation aufgriff und dadurch in die Zukunft wirkte. Die Magna Charta wurde quasi die „Bibel der Verfassung“. Wenn es also stimmt, daß mit der Magna Charta das diesbezüglich früheste Beispiel in der abendländischen Geschichte erbracht wurde, dann sollten die ersten Nachahmungen erst später erfolgen: in der nächsten Phase (10-12).

Zum Anfang des Stiers In der folgenden Tabelle sind die abendländischen Daten schwarz, die antiken rot gefärbt:

                                                                             - 1200/1150) Griechen übernehmen phönizische Schrift
um 1000) Deutsche erfinden mechanische Uhren
um 1000) Wikinger entdecken Amerika (Leif Eriksson)

um 1000) Notker der Deutsche, Abt aus St. Gallen, übersetzt Vergil und Aristoteles ins Althochdeutsche
               Hanse (Vorstufe) und weitere genossenschaftliche Zusammenschlüsse deutscher Kaufleute
1004) Brun von Querfurt, genannt Bonifatius, wird Erzbischof für die östlichen Heiden (Polen u.a.)
1004) 1. Italienzug Heinrichs II.
1010/1015) Baubeginn der Kaiserpfalz in Goslar
1012) Ordensgründung: Camaldulenser
1014) 3. Italienzug Heinrichs II.
1016) Frühromanischer Dom in Worms entsteht (Paulskirche)
1020) Frühromanischer Dom in Bamberg wird von Papst Benedikt VIII. eingeweiht
1020) In Süditalien entsteht ein christlicher Normannenstaat und die Normannik:
          eine Baukunst als Mischstil normannischer, byzantinischer und arabischer Formen
1021-1022) 3. Italienzug Heinrichs II.
1024) Ende der Sachsenkaiserzeit im Deutschen Reich. (Vgl. Tafel)
- 1130) Tyros gründet Kolonie an der Stelle,
an der später Karthago entstehen wird
1024-1125/1137) Salische Kaiser (Deutsches Reich): Salische (Fränkische) Zeit (Salik):
                            Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV., Heinrich V.. (Vgl. Tafel)

1026) 1. Italienzug Konrads II.
1030) Frühromanischer Dom in Speyer entsteht (wird Begräbnisstätte der salischen Kaiser)
1033) Frühromanischer Dom (St. Michaelskirche) in Hildesheim
          (Bernwardskunst; nach Bischof Bernward von Hildesheim)
1036-1038) 2. Italienzug Konrads II.
1046) 1. Italienzug Heinrichs III.
1050) Mittelhochdeutsch (Früh-MHD) ist im Gebrauch.
          (Vgl. AHD, Klassisches MHD, Spät-MHD, Früh-NHD, Klassisches NHD, Spät-NHD).
          Musik: Fahrende Sänger ziehen durch das Land
                                                      um - 1100) Zeus-Götterwelt ist keine Verschmelzungsvariante mehr,
                                                                    sondern feudaler gemeingriechischer Kult (Vgl. 4-6
und unten)
          Musik: Mehrstimmigkeit, z.B.: Carmina Burana (Lieder aus Beuren; Kloster bei Bad Tölz
1054) Großes (Morgenländisches) Schisma: Bruch zwischen Ost- und Westkirche
           Universalanspruch beider Kirchen führt zum endgültigen
            Bruch zwischen orthodoxer Ostkirche und römisch-katholischer Kirche.
           Das Papsttum wird von den orthodoxen Christen energisch abgelehnt.
1055) 2. Italienzug Heinrichs III.
1056) Kaiserpfalz in Goslar ist fertiggestellt
1059, 1066) Normannische Staaten jetzt auch in Rußland und England (zuvor: Normandie und Süditalien)
1064) Magdeburger Dom (Unser Lieben Frauen); nach Brand erfolgter Neubau: 1188
1066) Wilhelm der Eroberer besiegt den angelsächsischen König Harald II. Godwinson
1066) Angel-Sachsen-Reich erloschen (gegründet 430 Kult-Uhr )
1066) Wilhelm der Eroberer wird König von England, das er vollständig erobert (bis 1071)
1067) Wartburg (Baubeginn)                                          um - 1100) Germanen ziehen nach Mitteleuropa
1069) Ordensgründung: Hirsauer
1069) Ordensgründung: Karthäuser
1074) Verbot der Priesterehe (Zölibatsvorschriften) zur Durchführung disziplinierter Apostel (Bischöfe, ...)
1075) Beginn des Investiturstreits (Streit um die Einweisung in ein Kirchenamt) zwischen Papst und dem
          deutschen Königtum: Gregor VII. droht Heinrich IV. mit dem Bann
1076) Synode von Worms: Heinrich IV. und die deutschen Bischöfe erklären den Papst für abgesetzt.
1077) Gang nach Canossa (Heinrich IV.) im (weltlich-geistlich ausartenden) Investiturstreit
           zwischen Reformpapsttum und englischem, französischem und deutschem Königtum
1077, 1078, 1081) Feste Hohensalzburg, Londoner Tower und Mainzer Dom
1088) Bologna: Älteste Universität des Abendlandes (Europas)
1093) Erzbischof Anselm von Canterbury stellt den ontologischen Gottesbeweis auf
           - - - - - - - - - Beginn der päpstlichen Weltherrschaft bzw. Universalherrschaft - - - - - - - - - - - - -
1095) Beginn der Kreuzzugsbewegung (Aufruf durch Papst Urban II. auf der Synode von Clermont)
           Jerusalem soll von den Ungläubigen befreit werden.
           Wirtschaftliche Interessen der Ritter (Hoffnung auf Landbesitz)
           Judenverfolgungen
1096-1099) 1. Kreuzzug
1098) Ordensgründung: Zisterzienser
                                                          um - 1050) Dorer erobern (auf ihrer Wanderung nach Süden) Kreta
                                                                       Phönizische Handeksniederlassungen an der Küste Spaniens
1115) Bernhard von Clairvaux gründet das Zisterzienserkloster Clairvaux
           (und 68 weitere Zisterzienserklöster)
           Mystik: 1. Blüte durch Bernhard von Clairvaux (Frankreich), Hugo von St. Viktor (Deutschland)
1119) Ordensgründung: Templer (Ritterorden; Gründer: Hugo von Payens)
1120) Ordensgründung: Prämonstratenser (Gründer: Norbert von Xanten)
1122) (23.09.) Wormser Konkordat (Beilegung des Investiturstreits)
                        durch Heinrich V., Kalixt II. und Reichsfürsten
                        Baubeginn des Freiburger Münsters
1123) (18/19.03.-06.04.) Konzil (9) von Rom (Lateran I) : Bestätigung des Wormser Konkordats
1124) Der Askanier (Ascherslebener) Albrecht I. (d. Bär) bemächtigt sich der Niederlausitz (Vgl. 1134)
1125) Ende der Salierkaiserzeit im Deutschen Reich. (Vgl. Tafel)
1125/1137-1254) Staufische Kaiser (Deutsches Reich): Staufische (Schwäbische) Zeit (Staufik):
                             Konrad III., Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI., Philipp von Schwaben
                             (Otto IV. von Braunschweig (Welfe)), Friedrich II., Konrad IV.. (Vgl. Tafel)
1125) Höhepunkt der Deutschen Ostkolonisation (Kolonisationswelle)
                    unter Kaiser Lothar III. von Supplinburg
1130) Kathedrale in Chartres: Baubeginn (Beginn der französischen Frühgotik)
1134) Der Askanier (Ascherslebener) Albrecht I. (d. Bär) belehnt die Nordmark:
          Begründung der deutschen Mark Brandenburg
1139) (April) Konzil (10) von Rom (Lateran II) : Reformdekrete (im Sinne der gregorianischen Reform)
1146) Geschichtsphilosophische Chronik von Bischof Otto von Freising
1147-1149) 2. Kreuzzug
                                                 um - 1000) Dorer geben Anstoß zu einer (gemein-) griechischen                                                                                                          Kunst: Ur-Geometrischer Stil (Geometrik)
um 1150) Klassisches Mittelhochdeutsch setzt sich durch
                (Vgl. AHD, Früh-MHD, Spät-MHD, Früh-NHD, Klassisches NHD, Spät-NHD)
                Musik: Ars antiqua: Organum wird Discantus: abgetrennte Gegenstimme
                Conductus (mehrstimmiges Vokalwerk) und Motetus (3 Stimmen, scharf abgesetzt).
                                               um - 1000) In Griechenland wird der religiöse Kult, die   
                                                                Zeus-Götterwelt mächtigste Institution (Vgl. oben und
10-12)
1150) Die Mystikerin Hildegard von Bingen gründet das Benediktinerkloster Rupertsberg bei Bingen
          Sie verfaßt als erste deutsche Mystikerin medizinische und naturwissenschaftliche Schriften
1150) Die Wartburg bei Eisenach, Sitz der thüringischen Landgrafen, wird fertiggestellt
           In Deutschland kommen Familiennamen auf. Die Universität Paris entsteht
1154-1155) 1. Italienzug Friedrichs I.
1155) Ordensgründung: Johanniter (Ritterorden; Gründer: Raymund von Puy)
1156) Ordensgründung: Karmeliter (Bettelorden)
1158-1162) 2. Italienzug Friedrichs I.
1160) Heinrich von Melk. Von des todes gehugede (Erinnerungen an den Tod)
                                                    um - 980) Griechische Dorer erobern auf ihrer Wanderung nach Süden
                                                                Korinth, verdrängen Ionier vom Festland (Ionische Wanderung).
                                                                Ionier weichen auf die Ägäischen Inseln und nach Kleinasien aus
1161) Bildung einer deutschen Hanse in Wisby (Gotland)
1163) Notre Dame de Paris: Baubeginn (Französische Frühgotik)
1163-1164) 3. Italienzug Friedrichs I.
1166-1168) 4. Italienzug Friedrichs I.
1170) In Lübeck wird das Soester Stadtrecht eingeführt, das sich im nord- und ostdeutschen Raum als
          Lübisches Recht durchsetzt
1174-1178) 5. Italienzug Friedrichs I.
                                                           um -970) Ende der Dorischen (Griechischen /Ägäischen) Wanderung
1179) (05.03.-19/22.03.) Konzil (11) von Rom (Lateran III) :
          Vorschriften zur Papstwahl (Zweidrittel-Mehrheit erforderlich); Ausweitung des Kreuzzugsablasses

1180) Westfalen wird nach Auflösung des Herzogtums Sachsen selbständig unter dem Erzbischof von Köln
          Die Grafen von Oldenburg werden reichsunmittelbar.
          Auch die Steiermark wird selbständiges Herzogtum
1181) Pommern kommt unter die Lehnsoberhoheit von Brandenburg und wird dem Reich angeschlossen
1184) Kaiserpfalz Friedrich Barbarossas in Kaiserswerth wird fertiggestellt
          Worms wird freie Reichsstadt
1184-1186) 6. Italienzug Friedrichs I.
1188) Magdeburger Stadtrecht wird im kolonisierten Osten von vielen Städten übernommen
1188) Nürnberger Stadtrecht wird im kolonisierten Osten von vielen böhmischen Städten übernommen
          Neubau: Bamberger Dom, Magdeburger Dom (1. gotische Bauten in Deutschland)
          Braunschweiger Dom                         um - 960) Ionische Städte, an der Spitze Milet und Ephesos,                                                                                                                gründen den Ionischen Bund
1189-1192) 3. Kreuzzug                                                                  - 960) Etrusker besiedeln Mittelitalien
          Ritterliche Kultur: Höhepunkt ihrer Wirksamkeit (Ideale: Zucht, Treue, Christlichkeit, Minnedienst)
          Deutscher Ritterorden entsteht 1190 während des 3. Kreuzzuges (Deutsche Spitalbruderschaft)
          Musik: Minnesang-Blüte
          Hartmann von Aue (MHD: Der arme Heinrich, Iwein)
          Walther von der Vogelweide verfaßt Liebeslieder, Gedichte und Sprüche (MHD: Minnesang-Blüte)
          Wolfram von Eschenbach verfaßt seinen Parzifal, später den Willehalm
          Gottfried von Straßburg schreibt seinen Tristan
          Heinrich von Veldeke verfaßt sein Hauptwerk Eineit
         
Heinrich von Rugge verfaßt Minnegedichte und den Kreuzleich
          Weitere bedeutende Minnesänger: Reinmar von Hagenau, Heinrich von Morungen, Heinrich der
          Gleisner, Heinrich von Melk u.a.
1191) 1. Italienzug Heinrichs VI.
1194-1195) 2. Italienzug Heinrichs VI.
                                                                    - 950) Phönizische Seefahrt durch das Rote Meer nach Indien
                                                                                Anfänge Roms (Besiedlung des Hügels Palatin)
um 1200) Nibelungenlied entsteht
1202) Ordensgründung: Schwertbrüderorden (Deutscher Ritterorden) für die Mission in Livland
          Gründer: Albert von Appeldern (Bremer Domherr), Bischof von Livland (Sitz: Riga)
1202-1204) 4. Kreuzzug                                     - 925) Griechische Tempelbauten für Hera und Poseidon
1209-1214) Kaiser Otto IV. von Braunschweig (Welfe) im Deutschen Reich. (Vgl. Tafel)
1210) Ordensgründung: Franziskaner (Bettelorden); Franz von Assisi (Franziskaner-Ordensregeln, 1221)
1212) Kinderkreuzzug                                                       - 925) Phönizier bereisen die Ostküste Afrikas
1215) (11.11.-30.11.) Konzil (12) von Rom (Lateran IV) : Lehre der Transsubstantiation; Beschlüsse über die
          bischöfliche Inqusisition; Verbot neuer Ordensgründungen; Vorschrift besonderer Kleidung für
          Juden; Glaubensbekenntnis gegen die Sekten der Albigenser und Katharer
1216) Ordensgründung: Dominikaner (Bettelorden) wird Orden der Inquisition (Gründer: Dominikus)
1220) Lübeck wird freie Reichsstadt; Travemünde erhält einen Leuchtturm
          Sachsenspiegel (Eike von Repgau [Reppichau])
          In Deutschland entstehen immer mehr Reichsstädte, die unmittelbar dem Kaiser unterstellt sind
          Der Deutsche Orden wird von Friedrich II. dazu veranlaßt, Preußen zu erobern (zu missionieren)
          Die Aufgabe übernimmt Hermann von Salza (1170-1239)
1225) Aus dem deutschen Orden wird ein Deutschordensstaat (Hermann von Salza)
1227) Der Dominikaner Konrad von Marburg führt die Inquisition in Deutschland ein
1227) Ordensgründung: Clarissen (Bettelorden)
1228-1229) 5. Kreuzzug                        um - 900) Gründung Spartas (Limnai, Mesoa, Kynosura, Pytane)
                                                                         Griechische Kunst: Früh-Geometrischer Stil (Geometrik)
1235) Freiburger und Straßburger Münster werden umgebaut (Frühgotik)
1236) Minnesang wendet sich ins Bürgerliche durch den Dichter Neidhart von Reuental
1237) Deutschordensstaat: Vereinigung des Deutschen Ordens mit dem Deutschen Schwertbrüderorden
1241) Hanse: Hamburg und Lübeck schließen ein Bündnis, 1242 schließt sich Kiel an
1243) Thomas von Aquino tritt in den Bettelorden der Dominikaner ein
1245) Regensburg wird Reichsstadt; in London wird die Westminster Abtei errichtet (Gotik)
1245) (28.06.-17.07.) Konzil (13) von Lyon (I) :
          Wirtschafts- und Verwaltungsreform kirchlichen Besitzes; Absetzung Kaiser Friedrichs II.
1248) Kölner Dom: Baubeginn (Frühgotik)
1248-1254) 6. Kreuzzug
um 1250) Spätmittelhochdeutsch setzt sich durch
               (Vgl. AHD, Früh-MHD, Klassisches MHD, Früh-NHD, Klassisches NHD, Spät-NHD)
                Der Baustil der Gotik setzt sich in Deutschland durch
                Erstarken des Bürgertums, der Geldwirtschaft, der 2 größten deutschen Städte: Köln, Lübeck
                Der Feudalstaat geht allmählich in den Beamtenstaat über (Beginn des Spätmittelalters)
                Judenverfolgungen (Bildung von Ghettos)
                Köln wird freie Reichsstadt
1252/1274) Höhepunkt der Scholastik und Trennung der Theologie von Wissenschaft und Philosophie
                  Albert der Große (doctor universalis), Th. von Aquino (doctor angelicus),
                  Roger Bacon (doctor mirabilis)
                  Frauenmystik von Helfta, Zisterzienserkloster (Mechthild von Magdeburg u.a.)
1254) Ende der Stauferkaiserzeit im Deutschen Reich. (Vgl. Tafel)
1254-1273) Interregnum
                   (Zeit zwischen letztem Staufer Konrad IV. und erstem Wahlkaiser Rudolf I. von Habsburg)
1254) Zum Schutz gegen die Ritter entsteht der Rheinische Städtebund
          In Paris wird eine Theologenschule, die spätere Sorbonne, gegründet
1256) Ordensgründung: Augustiner-Eremiten (Bettelorden)
1259) Handelsbund zwischen Lübeck, Hamburg, Wismar und Rostock (Hanse)
1260) Musik:
          In Mainz entsteht die erste Schule der Meistersinger (bürgerliche Dichter-Handwerker als Sänger)
          Ritterlicher Minnesang wird durch bürgerlichen Meistergesang abgelöst
1262) Straßburg wird Reichsstadt
1267/1268) Goslar wird Mitglied des Sächsischen Städtebundes und Mitglied der Hanse
1268) Ende der deutschen Kaiserherrschaft in Italien
1270) 7. Kreuzzug
1271) Der Venezianer Marco Polo verfaßt Schriften zu seinen Reisen nach Ostasien
1273) Thomas von Aquino verfaßt sein Werk Summa theologica
1273-1437) Wahlkönigtum im Deutschen Reich
                    (Habsburger, Nassauer, Luxemburger, Wittelsbacher). (Vgl. Tafel)
1273/1291) Nürnberg wird freie Reichsstadt
1274) (07.05.-17.07.) Konzil (14) von Lyon (2) : Kirchenreform; Konklaveordnung
um 1280) Brille
1282) Bisanz (Besançon) wird freie Reichsstadt
1290) Goslar wird freie Reichsstadt
1291) Mamelucken (ehemalige Militärsklaven türkischer, kaukasischer und slawischer Herkunft)
          erobern die Kreuzfahrerstaaten. Bedeutung: Ende der Bewegung der Kreuzzüge
1294) Speyer wird freie Reichsstadt
1294/1303) Mit der Gefangennahme des Papstes Bonifaz VIII. 1303 geht die ca. 200 Jahre währende
                  päpstliche Weltherrschaft bzw. Universalherrschaft langsam zu Ende. (Vgl. Päpste)
um 1300) Der Feudalismus wird langsam durch die ständische Gesellschaftsordnung abgelöst
                Blüte der Deutschen Mystik:
                Meister Eckhart, Dietrich von Freiberg, Heinrich Seuse, Johannes Tauler,
                Die Theologia Deutsch (aus den Deutschherrenhaus Sachsenhausen) entsteht später (um 1400)
                Musik: Übergang von der Moduslehre zur Mensuralnotation:
                             Ars cantus mesnsurabilis, Franko von Köln
1300) Gotisches Rathaus in Lübeck                      - 850) Sparta: Erziehung der Jugend durch den Staat

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Zum Anfang des Stiers Die Romanik, die früher auch Vorgotik oder Altdeutsch genannt wurde, bekam ihren Namen, weil sie bestimmte Motive der Baukunst des alten Rom benutzte. Rundbogen und Säule wurden romanisch, weil sie dem alten Rom teilweise entlehnt waren. Von etwa 1000 bis 1250 herrschte der romanische Stil vor, wobei sich in Frankreich die Frühgotik gegen ihn schon früher durchsetzte. (Vgl. Tabelle). In Deutschland begann dagegen die Romanik bereits vor 1000, allerdings pflegt man sie als Ottonik zu bezeichnen, die zwischen der karolingischen und der romanischen Kunst anzusiedeln und auch gegen sie abzusetzen ist. (Vgl. 6-8).
StarkenburgStarkenburg,
1065 zum
Schutz des
Klosters
Lorsch
errichtet.
Romanischer Dom in Worms (12. Jh.)

Gestalt nahm die Romanik hauptsächlich in Deutschland, Frankreich und Italien (Lombardei) an, und auch hier gilt zu berücksichtigen, daß es Jahrhunderte vorher eine vorromanische Kunst gab, die aber noch keine fest und überall durchgreifende Struktur, sonderm entweder ottonisch-sächsische, karolingische oder früher noch: synkretische Strukturen entfaltet hatte. (Vgl. Synkretismus, 2-4, 4-6, 6-8). Wenn sich ein Synkretismus in den Formen widerspiegelt, ist das ein klares Anzeichen dafür, daß das frühere antike Weltreich durch die Auflösung seines politischen Zusammenhalts und die Öffnung seiner geistigen Grenzen dem werdenden Abendland Raum gegeben hatte, das antike, orientalische und germanische Formelemente in den verschiedenen Mischungsverhältnissen und Verbindungen, gegenseitigen Steigerungen und Abschwächungen in einer komplizierten Weise integrierte, angefangen mit den Germanenreichen bis hin zu den germanischen Normannenstaaten. Romanischer Stil heißt in erster Linie Werke kirchlicher Kunst, denn die machtvolle Erstarkung der internationalen Organisation der Kirche ging in diese Kunstwerke mit ein. Die hierarchische Strenge sollte erst durch die Gotik eine Milderung erfahren. Ganz allgemein brachte die Romanik eine bedeutende Bereicherung des Bautypus der Basilika in Fortsetzung der Bestrebungen, die bereits in der Karolingik hervortraten. Der Betonung der Ostseite durch Querschiff und Apsis (Altarnische, Chorhaupt) wurde eine Betonung der Westseite durch Ausbildung reicher Fassaden, in Deutschland gern auch Doppelchörigkeit gegenübergestellt. Diese Zusammenballung der Bauenergien an zwei Polen an Stelle des ruhigen Dahingleitens in einheitlicher Richtung wurde auch noch gesteigert durch die ebenfalls an den beiden Polen sich sammelnden Türme, denen über alle praktischen Zwecke hinaus eine gewaltige Bedeutung verliehen wurde. In ihnen spricht sich nordisches Kunstwollen im Unterschied zu dem des Südens besonders energisch aus, und nichts Unantikeres kann es geben als eine vieltürmige romanische Basilika, aus der architektonische Energien in den Himmel zu strahlen scheinen, in der alle Teile durch gemeinsame Beziehung auf die Höhenrichtung kraftvoll zusammengehalten werden. die Chorpartie erscheint von außen als dramatische Massenaufgipfelung: im Halbrund wölbt sich die Apsis heraus, über sie empor steigt der Giebel des Vorchors und schließlich reißen die links und rechts emporschießenden Türme die Höhenrichtung an sich. Die Kraft des Zusammenfassens mußte sichtbar entwickelt werden, weil der romanische Kirchenbau nicht wie der gotische von vornherein auf durchgreifende Einheit aus war, sondern vielmehr einen Gruppenbau darstellen sollte, zusammengesetzt aus Teilgebilden, die innen und außen sehr genau als solche zu unterscheiden sein sollten. Alles wurde auf Wucht und Schwere angelegt, die Mauern über das konstruktiv Notwendige hinausgehend. Auch alle Einzelglieder wurden in dieser Schwere und kubischen Massigkeit gestaltet.

Romanisches Würfelkapitell

Spätromanisch-frühgotisches Kelchblockkapitell

Ein wichtiges romanisches Stilgefühl äußert sich in dem Wechsel runder (zylindrischer) und rechtflächiger (kubischer) Formen, z.B. dort, wo eine Halbsäule aus dem rechtflächigen Pfeiler heraustritt, wo die halbrunde Apsis gegen die Chorwand oder ein runder Turm gegen den kubischen Baukörper steht, schließlich auch in der typisch-romanischen Form des Würfelkapitells. Seit etwa 1000 wurde es entwickelt - als eine Durchdringung von Würfel und Kugel, somit in idealer Weise zwischen dem Rund der Säule und den kubischen Körpern vermittelnd, die sie zu tragen hat. Das Würfelkapitell kann auch mit Ornamenten, gewöhnlich Palmetten, bedeckt sein. Es kommt am kraftvollsten und klarsten in Deutschland vor und hat hier auch seine längste Dauer gehabt.
Gegen die Gotik hin wurde immer häufiger ein Teil der Schlankheit der Säule in das Kapitell integriert oder als dessen kelchartige Erweiterung dargestellt, bis in der Gotik selbst von diesem ehemaligen Gegensatz des Formenwechsels gar nichts mehr übrig blieb, weil er durch polygonale Brechung aufgehoben und der von der Antike entlehnte romanische Rundbogen zum Spitzbogen gebrochen wurde. Einen der größten Triumphe gelang der romanischen Baukunst mit der um 1100 beginnenden Einführung der Wölbung des ganzen Innenraums, dessen Gesamtwirkung dadurch in entscheidender Weise gesteigert wurde. Zur dekorativen Bereicherung des Baus bildete der romanische Stil in seiner Spätzeit eine stets anwachsende Fülle von Zierformen aus, wie denn überhaupt die Spätromanik zu den im Ornament schöpferischsten Zeiten gehört. Die Bildhauerkunst bemühte sich zum ersten Mal wieder seit dem Ausgang der Antike, aber nicht im Anschluß an sie, aus der flachen Reliefschicht Körperliches herauszurunden, und in einzelnen Fällen schuf sie sogar Freifiguren. Neben der in karolingischer und ottonischer Zeit noch fast ausschließlich vorhandenen Kleinplastik enstand in der romanischen Zeit eine Großplastik, vor allem in Verbindung mit dem Bauwerk. Das wiederum stand, wie erwähnt, vor allem in Verbindung mit dem Werk der Kirche.

 

Zum Anfang des Stiers Kaiserpfalz

 

Theologie Analoge Theologien Philosophie
(8-10): 1050-800 und 1000-1250
(0-2, 2-4, 4-6, 6-8, 8-10, 10-12)
16) . . (Vorläufer der homerischen Epen) . .  seit ca. - 15. Jh. / - 14. Jh.
17) Zeus-Götterwelt als Feudal-Religion seit ca. - 14. Jh. / - 13. Jh.
18) ................... ... .................... seit ca. - 10. Jh. / - 9. Jh.
19) Zeus-Götterwelt als Monopol-Religion seit ca. - 10. Jh. / - 9. Jh.
16) 2. Scholastik Früh-Scholastik (Universalienstreit) seit 8.Jh.
17) 1. Mystik Früh-Mystik seit 9. Jh.
18) 3. Scholastik Hoch-Scholastik (Aristotelismus) seit 13. Jh.
19) 2. Mystik Hoch-Mystik seit 13. Jh.


Die Mystik verkörperte sich vor allem in den Werken von Bernhard von Clairvaux (1090-1153) und Hugo von St. Viktor (1096-1141), der aus Blankenburg am Harz stammte, aber auch in den Werken der sogenannten Frauenmystik, zu der z.B. Hildegard von Bingen (1098-1178) und Mechthild von Magdeburg (1212-1285) zu zählen sind. Als Geschichtsphilosophen, Staats-und Wissenschaftslehrer wirkten Otto von Freising (1114-1158) und Johann von Salisbury (1115-1180). Im Mittelpunkt des mittelalterlichen Universalienstreits stand die Frage nach der Daseinsweise der Universalien, den Allgemeinbegriffen. Eine gemäßigte Stellung in diesem Streit nahm z.B. der Scholastiker Anselm von Canterbury (1033-1109) ein. Die Scholastik strebte, wie die Kirche und das Papsttum selbst, in dieser Phase dem Höhepunkt zu. Der kirchlich-scholastische Realismus kam mit seinem Rationalismus zuletzt zu derselben Erkenntnis wie das Papsttum: Theologie und Wissenschaft oder Philosophie sind genauso wenig eine Universaleinheit wie Kirche und Staat oder Welt. Hatte die Frühscholastik noch auf dem Boden eines ziemlich ungegliederten Ineinanders von Wissenschaft, Philosophie und Theologie gestanden und mehr auf die scholastische Methode und den Universalienstreit geachtet, so war die Hochscholastik bereits gekennzeichnet durch die sich vollziehende Scheidung zwischen Wissenschaft und Philosophie (v.a. Naturphilosophie) einerseits und Theologie andererseits, sowie durch die Aufnahme des freilich nur in lateinischer Übersetzung vorliegenden Aristoteles in das philosophische Denken des Abendlandes. Es bildeten sich die Philosophien der großen Orden, insbesondere der Franziskaner und der Dominikaner heraus, ebenso die großen Systeme von Albert dem Deutschen (dem Großen, 1193-1280), der in Köln lehrte, als der umfassendste Gelehrte des Mittelalters („doctor universalis“) und Patron der Naturwissenschaftler gilt, seinem Schüler Thomas von Aquino (1225-1274), der in Köln, Bologna, Rom und Neapel lehrte, und Roger Bacon (1214-1294), den man den Begründer der experimentellen Naturforschung nennen darf. Albert der Große bekam den Ehrennamen doctor universalis, Thomas von Aquino den des doctor angelicus und Roger Bacon den des doctor mirabilis. Diese drei Philosophen wirkten über das Mittelalter hinaus. Albert der Große und Thomas von Aquino ersetzten Augustinus' neuplatonische Richtung der christlichen Philosophie (Augustinismus) durch den christlichen Aristotelimus. (Vordenker). Albert der Große, Thomas von Aquino und Roger Bacon leiteten denkerisch die nächste Phase der Gotik ein. (Tabelle).

An Kloster- und Kathedralschulen bildeten sich im 12. Jahrhundert Genossenschaften von Lehrern und Lernenden. Gegliedert nach Nationen (der wandernden Studenten) und gestuft nach akademischen Graden, erhielten diese Vereinigungen eigene Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Schon 1088 war (laut Bekundung!) im Abendland die erste Universität gegründet worden: Bologna - mit einem weltlichen Lehrkörper unter Kontrolle der Studenten. Es folgten weitere Universitätsgründungen im 12. und 13. Jahrhundert, aber die meisten Gründungen gab es im 14 und 15. Jahrhundert.: in der gotischen Phase. (Vgl. 10-12).

Verteidigten Papst und Kaiser das universale Christliche Reich Gottes bzw. das Heilige Römische Reich Deutscher Nation oder nur deren Namen und die Gelehrten die Begriffe oder die wirklichen Universalien? 1092 wurde der Nominalismus des Johann Roscelinus verdammt. Die erste Auflösung des primären Bezugssystems erfolgte durch das große Schisma von 1054 und den darauf folgenden Streit zwischen Papst und Reich, Geist und Adel. (Papst und Reich). Die Kreuzzüge wurden am Ende dieser Phase aufgegeben. Und die Universalidee? War sie eine Trotzhaltung? Sie mußte jedenfalls gegenüber der Verweltlichung nachgeben, somit auch mehr oder weniger aufgegeben werden. Das auf weltlichen und geistlichen Besitz beharrende Denken und Handeln war gekennzeichnet durch eine Vergeudung von Energie und einen Trotz gegen Regeln, die erst nach der Brechung des bis ins Extreme gesteigerten Willens gelernt werden konnten. Für die Brechung sollte die Gotik sorgen, denn sie sollte nicht nur in der Kunst den Gegensatz des romanischen Formenwechsels durch vieleckige Brechung gotisch aufheben und den romanischen Rundbogen zu einem gotischen Spitzbogen brechen, sondern auch die kulturseelischen Gegensätze in andere Formen bringen und die Reformation vorbereiten. Man lernt sich selbst kennen, indem man sich und die eigenen Regeln an den Fremden und ihren Regeln mißt: Selbstreferenz und Fremdreferenz bedingen sich gegenseitig, wobei das Pendel dann zurückschlägt, wenn der jeweilige Extrempunkt erreicht ist. Dies gelernt zu haben, ist eine wesentliche Voraussetzung für die weitere Existenz eines Lebewesens als auch einer Kultur.

 

0 Uhr2 Uhr4 Uhr6 Uhr8 Uhr10 Uhr12 Uhr14 Uhr16 Uhr18 Uhr20 Uhr22 Uhr
2 Uhr4 Uhr6 Uhr8 Uhr10 Uhr12 Uhr14 Uhr16 Uhr18 Uhr20 Uhr22 Uhr24 Uhr
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Zum Anfang des Stiers Anmerkungen:

Fürst (zu althochdeutsch furisto, der Vorderste) ist seit dem Mittelalter die Bezeichnung für die höchste Schicht des hohen Adels, die durch ihre besondere Königsnähe an der Herrschaft über das Reich, besonders in seiner territiorialen Gliederung, teilhatte (Reichsadel), v.a. Herzöge und Herzogsgleiche sowie Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte der Reichsabteien. Ihnen stand das Recht der Königswahl zu und die Pflicht, bei Entscheidungen in Reichssachen mitzuwirken. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation konnten zunächst alle freien, dann alle Reichsfürsten den König wählen. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kristallisierten sich bei der Wahl des Königs immer mehr entscheidende Fürsten heraus. Spätestens aber im 13. Jahrhundert ergab sich aus den Fürsten heraus der engere Kreis der Königswähler, die Kurfürsten, deren Sonderstellung in der Goldenen Bulle von 1356 festgelegt wurde. Weltliche und geistliche Reichsfürsten hatten Sitz und Stimme im Reichstag. Seit dem staufisch-welfischen Thronstreit (1198) mußten die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier sowie der Pfalzgraf bei Rhein (die Rheinpfalz) an einer gültigen Wahl beteiligt sein. Der Sachsenspiegel (1224-1231) zählt 2 weitere Kurfürsten als Vorwähler oder Erstwähler auf: den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg. Mit der Doppelwahl von 1527 traten zum ersten mal die 7 Kurfürsten (einschließlich des vom Sachsenspiegel abgelehnten Königs von Böhmen) als alleinige Wähler auf. Bei der Wahl Rudolfs von Habsburg (1273) war das Kurfürstenkollegium (Kurkollegium) ein geschlossener Wahlkörper. Seine Entstehung - vom Sachsenspiegel aus dem Besitz der Erzämter erklärt - war also letztlich ein Ergebnis des Interregnums: eine Verhinderung der erblichen Thronfolge, ein Erwerb von Reichsgut und wichtigen Reichsrechten durch die Kurfürsten. Das Wahlrecht schränkte sich auf 3 geistliche und 4 weltliche Kurfürsten ein, die vom Kandidaten Sonderrechte (Kapitulationen) und politisches Mitspracherecht (Willebriefe) forderten, ein schwaches Königtum wünschten und deshalb die Krondynastie wechselten. Die Kurfürsten wurden häufig zu Gegenspielern des Königtums. Zur Gültigkeit der Wahl mußten mindestens 4 Kurfürsten anwesend sein. Die Mehrheitswahl wurde zuerst im Kurverein von Rhense (1338) für rechtsmäßig erklärt und 1356 in der Goldenen Bulle als Reichsgrundgesetz festgelegt, die auch die Beratung von Reichsangelegenheiten durch die Kurfürsten auf Kurfürstentagen verbriefte. Im 15. Jahrhundert wurde das Kurfürstenkollegium zur 1., vom Reichsfürstenrat getrennten Kurie des Reichstages. Die böhmische Kurwürde ruhte 1519 bis 1708 mit Ausnahme der Beteiligung an der Königswahl; die Kur des geächteten Pfalzgrafen bei Rhein wurde 1623 Bayern übertragen, der Pfalz aber 1648 eine 8. Kurwürde zugestanden. Braunschweig-Lüneburg (Hannover) hatte seit 1692 eine 9. (1708 vom Reichstag bestätigt), nach der Vereinigung Bayerns mit der Kurpfalz 1777 die 8. Kurwürde inne (seit 1778). 1803 wurden die Kurstimmen von Trier und Köln aufgehoben, die Mainzer Kur auf Regensburg-Aschaffenburg übertragen. Neugeschaffen wurden die Kurfürstentümer Salzburg (1805 auf Würzburg übertragen), Württemberg, Baden und Hessen-Kassel. Am Ende des 1. Deutschen Reiches gab es 10 Kurfürsten. (Vgl dazu die entsprechenden Phasen 6-8, 8-10, 10-12, 12-14, 14-16, 16-18, 18-20).

Kurverein von Rhense war der Zusammenschluß der Kurfürsten (ohne Böhmen) am 16.07.1338 in Rhense (Rhens, Rhein-Lahn-Kreis) zur Verteidigung des Reichsrechts und ihrer Kurrechte besonders gegen päpstliche Ansprüche. Die Kurfürsten setzten in einem Rechtsspruch fest, daß der von ihnen oder ihrer Mehrheit zum Römisch-Deutschen König gewählte nicht der päpstlichen Anerkennung bedürfe.

Die Welfen spielten in der Reichspolitik ab 1214/1218 keine wesentliche Rolle mehr. Erst die lüneburgische Teillinie Calenberg erlangte nach dem Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover 1692 europäische Bedeutung. Braunschweig-Lüneburg (Hannover) hatte seit 1692 eine 9. (1708 vom Reichstag bestätigt), nach der Vereinigung Bayerns mit der Kurpfalz 1777 die 8. Kurwürde inne. (Vgl. Fürsten) .

Hans Kühner, Das Imperium der Päpste, 1977, S. 135 und ff.

Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. (Vgl. Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 155, S. 227ff., S. 234, S. 390, S. 847f.).

7 Kreuzzüge (und Nebenkreuzzüge):
1. Kreuzzug (1096-1099),
2. Kreuzzug (1147-1149),
- Kreuzzüge gegen die Slawen (12. Jh.)
3. Kreuzzug (1189-1192),
4. Kreuzzug (1201-1204),
- Kinderkreuzzug (1212),
5. Kreuzzug (1228-1229),
6. Kreuzzug (1248-1254),
7. Kreuzzug (1270).

Das Papsttum erlebte den Höhepunkt seiner Macht, aber gerade die Machtentfaltung trug dazu bei, die religiöse Verehrung des Heiligen Stuhls bei weiten Bevölkerungsschichten zu untergraben. Die furchtbare Katastrophe des 2. Kreuzzugs schadete dem Ansehen des Papsttums, und Bernhard von Clairvaux (1090-1153) erschien vielen als falscher Prophet. Die Kreuzzüge sind nur im Zusammenhang mit den überall stattfindenden Angriffen gegen den Islam und gegen nichtchristliche Völker des Ostens zu verstehen. Der von Bernhard von Clairvaux proklamierte Kreuzzug gegen die Slawen scheiterte.

Die Kreuzzüge scheiterten letztlich überhaupt, weil sich die (entstehenden) nationalen Interessen der beteiligten Nationen nicht mehr mit der universalen Idde vereinigen ließen.

Bernhard von Clairvaux (1090-1153) trat 1112 in das Reformkloster Citeaux ein, gründete 1115 das Kloster Clairvaux, von dem zu seinen Lebzeiten 68 Filialgründungen ausgingen.. Der Orden der Zisterzienser wurde von ihm wesentlich mitgeprägt, seine Mystik bestimmend für das ganze Mittelalter, sein Einfluß auf Predigt und geistliches Leben nachwirkend bis weit in die Neuzeit. Von Bernhards Werken sind fast 900 Handschriften erhalten: Predigten, Abhandlungen; Hauptwerk: De consideratione (1149-1152).

Der Kinderkreuzzug fand, ausgehend von Vendôme und den Rheinlanden, im Jahre 1212 statt und umfaßte mehrere tausend 10- bis 15jährige Kinder, die von Marseille aus von betrügerischen Reedern nach Alexandria verschifft wurden und größtenteils unterwegs umkamen bzw. in die Sklaverei gerieten.

Albert von Bollstädt (1193-1280), auch: Albert der Deutsche, Albert der Große (Albertus Magnus), trug den Ehrentitel „Doctor universalis“, wegen seiner Vielseitigkeit. Er war Philosoph, Naturwissenschaftler und Theologe und gehörte dem Dominikanerorden an. Als einziger Gelehrter hat er den sonst nur Staatsmännern vorbehaltenen Beinamen „Magnus“ (der Große) erhalten. Albert ist Schutzpatron der Naturwissenschaftler. (Vgl. auch: Aristoteles und Aristotelimus).

Übersicht über die Vor- und Frühgeschichte der abendländischen Musik (Grundlagen / Träger):
Hymnischer Chorgesang / Ambrosius (339-397), der aus Trier stammte und Bischof von Mailand war.
Gregorianischer Gesang (Gregorianischer Choral; 1stimmige Gregorianik) / Papst Gregor I. (540-604).
(Psalmodie vom Wortakzent bestimmt; Antiphonen, Respondorien, Hymnen).
Organum: früheste Form (7. Jh.) der Mehrstimmigkeit, Paraphonie zur gregorianischen Melodie.
Choralrhythmus, 40 Sequenzen / Notker der Stammler (Balbulus; 840-912), der Mönch im Kloster St. Gallen war.
Durch Klang gestützte Melodik / Gymel, Fauxbourdon (3stimmige Setzweise).
Mehrstimmigkeit / Studentenlyrik: Carmina Burana (Lieder aus Beuren; Kloster bei Bad Tölz, 11., 12., 13. Jh.).
Erwachendes rhythmisches Bewußtsein / Minnesänger, W. von der Vogelweide u. a., Kreuzritter, fahrende Sänger.
Ars antiqua (Organum wird Discantus: abgetrennte Gegenstimme) / Leoninus (12.Jh.), Perotinus Magnus (13. Jh.).
Conductus (mehrstimmiges Vokalwerk der Ars antiqua) und Motetus (3 Stimmen, scharf gegenseitig abgesetzt).
Früheste Polyphonie, Mensuralmusik (gemessene Musik: festgelegte Notenwerte) / Franko von Köln (13. Jh.).
Früheste ausgereifte polyphone Satztechnik, z.B. (Sommerkanon), Rondeaus / z.B. Adam de la Halle (13. Jh.).
Meistergesang / Meistersinger (14. Jh. bis 16. Jh., z.B. Hans Sachs, 1494-1576)
Ars nova, niederländischer Kontrapunkt und niederländische Polyphonie, mehrstimmiges deutsches Lied, Choräle bis zum Aufkommen der Instrumentalmusik (Paumann, 1452).

 

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