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- Kulturenvergleich -
Antike und Abendland
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Winter / Nacht
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Ur-/Vorkultur & Zivilisation
Madonna mit Kind, 6. Jh.; Berlin, Staatliches MuseumKapelle auf der Feste Marienburg in Würzburg, 706Torhalle des Benediktiner-Kloster Lorsch, 763Oktodon der Pfalzkapelle in Aachen mit dem Thron Karls des Großen, um 800
4-6 Uhr
Fötik oder Organfunktion

Wenn das Kind im Uterus das Alter von 8 bis 12 Wochen erreicht hat, heißt es Fötus und alle Organe, die bereits durch die Embryonalphase hindurch angelegt worden sind, müssen von nun an voll funktionsfähig werden. Eine Vorkultur benötigt dafür mehrere Jahrhunderte. In der vorkulturellen Entwicklung der Antike geschah dies während der Späthelladik, der späthelladischen Zeit der goldreichen Mykenai und ihren Aristoi, den adeligen Herren aus der Argolis. Die Mykener bauten riesige Burgen mit dem Megaron als Mittelpunkt. Das Megaron, ein protogriechisches Haus mit Vorhalle, das innen nur einen Raum hatte und in dessen Mittelpunkt der Herd stand, war nicht mediteranen, sondern indogermanischen Ursprungs. (Vgl. 22-24). Hera war als Göttin des Herdes nicht zufällig auch die Frau des Göttervaters Zeus; sie war auch die Göttin des kriegerischen mykenischen Adels und der Ehe. Gerade aber als Göttin des Herdes stand sie, wie auch später die römische Vesta, im Mittelpunkt des alltäglichen Lebens. In religiösen Angelegenheiten waren die schon verschmolzenen indogermanischen und altmediteranen Gottesvorstellungen in der mykenisch-kretischen Adelswelt längst heimisch, auch wenn der minoische Einfluß noch überwog. (Vgl. Tabelle). Das Megaron sollte sich jedenfalls in der antiken Baukunst genauso durchsetzten wie im Abendland seit dem 7. Jahrhundert das germanische Fachwerkhaus. Beide gaben den Vorgeschmack auf ein späteres Draußen, auf die späteren Kunststile und politischen Vorstellungen. (Vgl. 10-12). Auf der politischen Bühne ging es in jener Zeit darum, eine Macht längerfristig zu etablieren, in Uterosprache gesprochen: den Fötus auf ein Draußen, auf ein Leben nach der Geburt oder gar Frühgeburt vorzubereiten. Bezogen auf die werdende Antike müssen wir dementsprechend festhalten, daß sich Mykene seit dem 16. Jahrhundert v. Chr. immer mehr durchsetzte, im 15. Jahrhundert v. Chr. Kreta eroberte und dessen minoische Kultur übernahm. Im werdenden Abendland setzten sich die seit Beginn des 6. Jahrhunderts mit ihrer Großmachtbildung erfolgreichen Franken gegenüber den anderen Germanenreichen immer mehr durch, eroberten Gebiete des Westgotenreiches bis zu den Pyrenäen, mit Hilfe der Sachsen das Thüringerreich, das Burgunderreich, Gebiete des Ostgotenreiches in der Provence, und sie machten Alemannen und Bayern vom Frankenreich abhängig. Da die Franken seit 497 das katholische Christentum übernommen hatten, gab es auch kaum Streit mit dem ersten Mönchspapst Gregor I. d. Gr. (540-604). Dieser von 590 bis 604 regierende Papst begründete die weltliche Macht des Papsttums in Italien, indem er durch Zentralisierung die Latifundien der römischen Kirche zu Patrimonien, d.h. zum päpstlichen Besitz erklärte und dadurch allmählich zum weltlichen Herrscher der Stadt Rom wurde. Laut Bibel hatte aber Jesus Christus ein weltlicher Herrscher nie sein wollen. (Vgl. Jesus). Trotzdem: Gregor I. übernahm politische und verwaltungstechnische Funktionen, wendete sich vom byzantinischen Kulturkreis ab und den germanischen Völkern zu, deren Bedeutung von ihm erkannt wurde. Er versuchte sie an Rom zu binden: Westgoten, Sweben und Langobarden wurden jetzt Katholiken - 100 Jahre nach den Franken. Papst Gregor I. ließ auch die Angelsachsen zum Katholizismus bekehren. Der Mönch Augustin übte sich in dieser Disziplin. Er wurde 596 zu König Ethelbert von Kent geschickt, um das Erzbistum Canterbury zu gründen, und die Angelsachsen unterwarfen sich der päpstlichen Jurisdiktion. Diese rechtliche Hirtengewalt aus Rom übte auch Einfluß auf das Westgotenreich aus, seit König Leowgilds Sohn und Nachfolger Rekkared I. (586-601) katholisch geworden war. Die Kirche verbündete sich mit dem germanischen Hochadel in Spanien, und die Reichskonzilien von Toledo waren gleichzeitig auch Reichsversammlungen, an deren Beschlüsse der König bei Strafe gebunden war. Im Jahre 603 fiel die Macht an den gotischen Adeligen Witterich, und im Jahre 633 wurde das alte Erbkönigtum durch ein Wahlkönigtum ersetzt: Adel und Bischöfe teilten sich fortan die Macht. Rekiswind (649-672) schuf um 654 ein für Goten und „Römer“ gemeinsames Gesetzbuch (Lex Visigothorum). Im Schatten der Kämpfe zwischen den Goten und Byzanz, die alle Kräfte des Mittelmeerraumes anspannten, konnten die Franken ihre Angriffe gegen die Thüringer und Westgoten führen. Ein wichtiger geopolitischer Vorteil. Im westgotischen Reich regierte König Roderich von 710 bis 711 - nur ein Jahr, weil er 711 von den Arabern besiegt wurde. Dieser letzte König der Westgoten gab durch seinen Tod im Kampf gegen die Araber bald Anlaß zu Sagenbildungen. Das Reich in Spanien erlosch. Die Chronica Gotorum aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts erklärte diesen Tod durch Verrat des christlichen Berberführers Julian (Olian) von Ceuta, der die Entehrung seiner Tochter rächen wollte. Weiterentwickelt wurde dieser Stoff später vor allem in der Romanzendichtung des 15. und 16. Jahrhunderts.

Byzantinisches Kapitell Mit Papst Gregor I. wurde nicht nur der Kirchenstaat und die weltliche Macht des mittelalterlichen Papsttums vorbereitet, sondern auch der Gregorianische Gesang eingeführt. Um etwa 600 erfolgte mit der Liturgiereform auch der choralisch und solistisch einstimmige lateinische Gesang der römischen Kirche in den Formen von Oration, Lektion, Antiphon, Responsorium, Hymnus und Sequenz. Diese wurden seitdem in der Liturgie von Messe und Stundengebet verwendet. Das Melodienrepertoire sollte später durch vom jeweiligen musikalischen Zeitstil beeinflußte Neukompositionen erweitert werden.

Was der Gregorianische Gesang für die abendländische Kultur ist, das ist der Mykenische Gesang für die antike Kultur. Typisch für das das im 16. und 15. Jh. v. Chr. mehr als zuvor aufsteigende Mykene sind z.B. die prunkvollen Gräber, die immer riesiger werdenden Schacht- und Kuppelgräber mit goldenen Masken, Pektoralen, Diademen, Schmuck und Geräten, Prunkschwertern und Prunkdolchen sowie Alabaster- und Bergkristallvasen. Trotz dieser bereits eigenartigen Phänomene war der Einfluß aus dem Orient zu dieser Zeit immer noch eine feste Größe. (Mesopotamien/SumerÄgypten). Orient und Antike oder analog: Christentum und Abendland.

 

Zum Anfang der Fische Karte


Auch im Langobardenreich erwies sich die Macht der adeligen Herren stärker als die des Königstums. Die Langobarden hatten sozusagen als Nachzügler der Völkerwanderung Italien angegriffen und um 546, also noch während der Kämpfe des byzantinischen Kaisers Justinians gegen die Ostgoten, von Byzanz die Erlaubnis erhalten, die von den Ostgoten verlassenen Gebiete auf dem Balkan zu besiedeln und sich als Gegenleistung dazu verpflichtet, ihre germanischen Nachbarn, die Gepiden (auch: Getheden) zu bekämpfen, einen ostgotischen Stamm, mit denen sie zusammen in Italien eingefallen waren und den Byzanz damals für gefährlicher hielt als die Bedrohung durch die Langobarden. (Vgl. 2-4). Mit der Restauration des Königtums (584) unter dem Langobardenkönig Authari (584-590), verheiratet mit Theudelinde, der Tochter des Bayernherzogs, begannen die guten politischen Beziehungen zu Bayern. Die unterworfenen Römer waren völlig entrechtet und die römische Verwaltung völlig beseitigt, was das Langobardenreich zu einem rein germanischen Staatswesen machte. Es wurde aber abhängig vom Frankenreich - durch Tributzahlungen. Agilulf (590-615) schloß mit den Franken Frieden, mit den Byzantinern einen Waffenstillstand, die gerade zur Festigung des Reiches Exarchate, also Statthalterschaften, in Ravenna und Karthago gegründet hatten. Rothari (636-652) ließ das langobardische Volksrecht kodifizieren: Edictus Rothari (643). Seine Nachfolger wurden katholisch, während das seit etwa 500 von arianischen Missionaren christianisierte langobardische Volk schon seit 600 allmählich zum Katholizismus gewechselt war. Ein Höhepunkt der Macht wurde unter Grimwald I. (661-671) erreicht und siegreiche Kämpfe gegen Franken, Byzantiner, Awaren und Slawen erfochten. Luitprand (712-744) versuchte eine Einigung Italiens herbeizuführen, 751 eroberte Aistulf (749-756) Ravenna und Pentapolis, beendete damit das Exarchat von Ravenna, geriet aber dadurch in Gegensatz zu dem (karolingischen) Franken Pippin III. (der Jüngere; 715-768), der ihn 751 bzw. 754 zwang, diese Restgebiete an den Papst herauszugeben. Papst Stephan II. (752-757), der sich von Ostrom (Byzanz) abgewendet hatte und eine Verbindung zum Frankenreich einging, bat Pippin III. (d.J.) um Hilfe gegen den Langobardenkönig Aistulf, stellte Rom unter den Schutz des fränkischen Königs und salbte Pippin noch einmal in St. Denis. Pippin III. und seine beiden Söhne, der spätere Karl der Große und Karlmann, erhielten den Titel Patricius Romanorum: Schutzherr der Römer. Und nach zwei erfolgreichen Feldzügen (754, 756) erreichte Pippin III. die Rückgabe der von Aistulf eroberten Gebiete, die er dem Papst als Gegenleistung schenkte (Pippinsche Schenkung). Die vom Papst erhobenen Ansprüche auf eine unabhängige Landesherrschaft wurde mit einer gefälschten Urkunde begründet, der Konstantinschen Schenkung (Donatio Constantini), wonach die Verselbständigung Roms gegenüber dem Osten schon auf Konstantin d. Gr. zurückgehen soll, der dem Papst Rom mit der westlichen Reichshälfte übertragen haben soll. Mit dem Dukat von Rom wurden diese Gebiete zum Kirchenstaat, weil Pippin III. sie 754 / 756 dem ersten Papst, dem hl. Petrus, schenkte. Tolle Idee! Erneuerung der Schenkung (774)

Zum Anfang der Fische In den Geschichtsbüchern wird oft von ripuarischen Franken, den sogenannten Uferfranken oder Rheinfranken, und von salischen Franken gesprochen. Der Name Ripuarier meint offenbar die ehemaligen Verbände aus einem römischen Militärbezirk an der Rhône, aus der Gallia riparensis. Die Salier waren offenbar die seetüchtigen Stämme der Franken. (Vgl. 22-24 und 2-4). Der altfränkische Raum umfaßte wohl außer dem rheinfränkischen Kerngebiet, das zwischen Köln und Xanten zu finden ist, auch die Gegend um Deventer, zwischen dem Niederrhein und der Ijssel, die Mündungsgebiete von Rhein und Maas und die Gegend der fränkischen Brukterer zwischen Lippe und Ems, wo sich an der Lippe noch ein Gebiet der Bruktuarier hielt, das dann endgültig um etwa 700 zum größten Teil von den Sachsen besetzt wurde. Auch der Ruhrgau um Duisburg war wahrscheinlich ursprünglich fränkisch, ebenso der Hettergau rings um Herbede (bei Witten). Der Franke Gregor von Tours (538-594), Bischof und Chronist der Merowinger, schrieb die im Vulgärlatein des frühen Mittelalters verfaßte Historia Francorum, die bis 591 reicht und über die Anfänge des Merowingerreiches Aufschluß gibt: König Chlodwig I. habe „viele Kriege geführt und viele Siege errungen”. Gregor von Tours hatte großen Einfluß auf die fränkischen Könige, und zu seiner Zeit waren das die des ausgehenden 6. Jahrhunderts: Childebert I. und Chlotar I.; die Könige der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts, Chlotar II., Dagobert I., Sigibert III. und Childerich III. waren die letzten Herrscher der merowingischen Franken. Das germanische Prinzip des Nachfolgerechts aller Königssöhne hatte bereits seit dem Tode Chlodwigs I. (511) zu immer neuen Reichsteilungen und Kämpfen zwischen den Teilkönigen geführt. (Vgl. 2-4). Die reale Macht verloren die Merowinger im 7. Jahrhundert zunehmend an den Adel, insbesondere an die Hausmeier, wenngleich ihre mythisch-sakrale Bedeutung noch lange gültig blieb. Pippin I. (der Ältere; um 580 - 640) wurde Hausmeier von Austrien und Berater Dagoberts I., der seit 623 König von Austrien, seit 629 König des Gesamtreiches war. 633/634 mußte Dagobert I. von Austrien seinen Sohn Sigibert III. als König einsetzen. Dieser regierte bis 656 und hatte bis 640 ebenfalls Pippin I. zum Berater für Austrien. Pippin I. ließ seine Tochter Begga mit Ansegisel verheiraten, dem späteren Vater Pippins II. (d.M.). Ansegisel war der Sohn des Bischofs Arnulf von Metz (um 580 - 640), der mit Hilfe Pippins I. die sagenhafte Königin Brunhilde (550-613) von Austrien und Burgund im Jahre 613 gestürzt und Chlotar II. 623 zur Übergabe Austriens an Arnulfs Sohn Dagobert I. gezwungen hatte, für den Arnulf und Pippin I. zu der Zeit die Regierung führten. Pippin II. (der Mittlere; 640-714) wurde Hausmeier von Austrien und siegte bei Tertry (687) über den Hausmeier von Neustrien-Burgund und regierte seitdem das Gesamtreich als Majordomus (Hausmeier). Mit Pippin II. begann bereits der Aufstieg der Karolinger. Seine Erfolge führten zur Wahrung der Reichseinheit und zur Verschiebung des politischen Schwergewichts an Mosel, Maas und Niederrhein. 689 siegte Pippin II. über Radbod und die Friesen, weshalb Westfriesland mit dem Frankenreich vereinigt, das Bistum Utrecht und das Kloster Echternach zur Bekehrung der Friesen eingerichtet werden konnten. Die Mission übernahm der 695 zum Erzbischof geweihte Angelsachse Willibrord (658-739); er war Schüler des heiligen Wilfrith (634-709) und Lehrer des heiligen Bonifatius (Winfrid; 672/673 - 754). 719 wurde Bonifatius, der heilige Winfrid, von Papst Gregor II. mit der Mission in Norddeutschland beauftragt, wo ab jetzt immer mehr Klöster entstanden. 722 schwörte Bonifatius nach seiner Weihe zum Bischof Gregor II. den Gehorsamseid und setzte seine Mission in Hessen fort. Pippin II. machte Gebrauch von dem germanisch-althochdeutschen Recht der Friedelehe, einer Sonderform der Ehe ohne Muntschatz (ahd. munt, Schutz, Schirm), also ohne Vormundschaft bzw. Hausgewalt.
Karl Martell
Karl Martell
Aus dieser Friedelehe ging der Friedelsohn Karl Martell (688/689-741) hervor. Die Nachfolgeregelung Pippins II. sah seinen Enkel Theudoalt als Hausmeier vor, aber Karl Martell, der Hammer, setzte sich in der Nachfolge im gesamten Reich durch und zwang Zweifler, wie die rechtsrheinischen Stämme, zur Anerkennung seiner Oberhoheit. Er wehrte 732 den Arabersturm bei Tours und Poitiers ab und bereitete den Aufstieg der karolingischen Dynastie und des Fränkischen Reiches vor, ohne die entscheidenden Schritte zu vollziehen, denn er regierte seit 737 als Alleinherrscher, aber ohne Königstitel. Die nun folgenden Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte, kommen an einer Assoziation nicht vorbei, an dem Gedanken nämlich, daß diese Bilder des Sturms, der Abwehr und die immer näher rückende Beseitigung der merowingischen Dynastie nicht nur mit den Franken und dem kirchlichen Bilderstreit, sondern auch mit den Geburtswehen, die das Abendland jetzt erfuhr, zu tun hatten: 732, als Karl Martell die Araber zwischen Tours und Poitiers besiegte, wurde Bonifatius zum Erzbischof ernannt. 741 wurde der Sohn Karl Martells, Pippin III. (der Jüngere; 714/715-768), Hausmeier und erhielt Neustrien, Burgund und die Provence. 743 wurde im Frankenreich die Benediktinerregel allgemein verbindlich und von dem merowingischen Schattenkönig Schilderich III. zwei karolingische Herrscher formell legitimiert: Pippin III. und sein Bruder Karlmann (um 710-754). Karlmann war Hausmeier von Austrien, Thüringen und ab 746 Alemannien, nachdem er es unterworfen hatte; er förderte das Werk des hl. Bonifatius, verzichtete 747 auf seinen Reichsteil, so daß Pippin III. auf gesicherter Machtgrundlage die endgültige Beseitigung der Merowingerdynastie wagen und die Geburt seines ältesten Sohnes Karl d. Gr. feiern konnte. Papst Zacharias stimmte der Entthronung des letzten Merowingerkönigs zu: Schilderich III. wurde ins Kloster geschickt. 747 unterstellte sich eine fränkische Generalsynode auf Bonifatius' Veranlassung hin dem Papst, der sich, noch ausdrücklicher als früher Gregor I., vom byzantinischen Ostrom abwandte und eine Verbindung mit dem Frankenreich einging. (Vgl. oben). Der Bilderstreit zwischen Bilderverehrern in Westrom und den Bilderfeinden in Ostrom, vor allem in den jüdischen und islamischen Sekten, nahm immer groteskere Formen an. 751 ließ Pippin III. sich in Soissons zum König wählen. Die erstmals durchgeführte Salbung diente ihm als Legitimation im christlichen Sinne. Der päpstliche Legat, Erzbischof Bonifatius salbte den karolingischen König Pippin III. mit heiligem Öl. Eine päpstliche Betreuung und eine medizinische Betreuung haben eben Gemeinsamkeiten, wie der ursprüngliche Zusammenhang zwischen Priestertum und Heiler beweist. Im Falle einer Frühgeburt hat auch ein Fötus bei medizinischer Betreuung ab dem 7. Monat der Schwangerschaft gute Überlebenschancen - im übertragenen Sinne die karolingischen Franken bei päpstlicher Betreuung. Dieses Treueverhältnis zwischen Papst und Franken funktionierte das erste Mal 754 mit Papst Stephan II. und Pippin III. d. J., ein zweites Mal 781/787 mit Papst Hadrian I. und Karl d. Gr. und ein drittes Mal 800 mit Papst Leo III. und Karl d. Gr., und alle drei Male ging es um mehr oder minder offene Abmachungen, sich gegenseitig zu schützen. Geistiger und politischer Beistand sollten sich hier gegenseitig so bedingen, daß beide mächtig zur Welt kommen konnten. Hauptsache war, daß es zu keiner Fehlgeburt kam (Fehlgeburt), nur: war Karl Martells Sieg über die Araber, der Bruch zwischen Byzanz und Rom oder die Siege über die Langobarden und Sachsen durch Karl d. Gr. eine Frühgeburt oder bereits die planmäßige Geburt des Abendlandes ?  (Vgl. 6-8).

Zum Anfang der Fische In der Tabelle sind die geistigen und geistig-politischen Errungenschaften (rot gefärbt) als magisch ausgerichtetes Seelenbild gut zu erkennen, nämlich als Dualismus zwischen Geist und Seele, den ich Seelengeist nenne. Die Germanenreiche, deren Daten für die Reichsgründungen und ihre jeweiligen Untergänge angegeben sind, haben sämtlich, wenn sie nach 475 noch existierten, staatsähnliche Volksrechte entwickelt. Da die Franken seit Chlodwig I. Germanen und Galloromanen vereinten, gab es im Frankenreich ein für alle Einwohner gültiges Recht, während die anderen Reiche auf ehemaligen römischen Boden sowohl für die germanischen Herrenschichten als auch für die romanischen Untertanen Gesetze entwickelten. Alle Gesetze blieben bis ins „Hochmittelalter“ gültig, das Westgotenrecht in Spanien sogar bis in die „Neuzeit“.

451) Schlacht auf den „Katalaunischen Feldern“: Germanen (v.a. Westgoten) besiegen die Hunnen.
          Danach wird das Hunnenreich von den Germanen unter Arderich, König der Gepiden, zerstört.

476) Skiren-Reich des Odo(w)aker in Italien (476 Ende Roms; Untergang) (bis 493 Germanen-Reiche )
480) Bayern (-Reich) im ehemaligen Rätien, Noricum, Pannonien und nördlich der Donau (bis 728 Germanen-Reiche )
493) Skiren-Reich in Italien erloschen (gegründet 476 Germanen-Reiche )
493) Ostgoten-Reich in Italien (Anschluß an das Ostgoten-Reich in Pannonien; bis 555 Germanen-Reiche )
500/520) Boethius (erster westlicher Scholastiker)
510/580) Cassiodorus (westlicher historischer Scholastiker)
529) Benediktiner-Regel (Regula Benedicti) von Benedikt von Nursia, Monte Cassino
(westliche Regel des Mönchtums): erstes abendländisches Kulturzentrum
531) Thüringer-Reich erloschen (gegründet 400 Germanen-Reiche )
534) Burgunder-Reich erloschen (gegründet 433 Germanen-Reiche )
534) Wandalen-Reich erloschen (gegründet 429 Germanen-Reiche )
551) Der (West-) Gote Jordanes, Notar und Historiker, veröffentlicht seine „Gotensaga“
553) (05.05. - 02.06.)  Konzil (5) von Konstantinopel (II) : Verurteilung der Nestorianer und Origenisten
555) Ostgoten-Reich in Italien erloschen (gegründet 493 Germanen-Reiche ) und in Pannonien (gegründet 375 Germanen-Reiche )
567) Gepiden-Reich erloschen (gegründet 375 Germanen-Reiche )
568) Langobarden-Reich in Italien (bis 774 Germanen-Reiche )
       Mit der Bildung des Langobardenreiches sind die Germanischen Wanderungen beendet
       Vom 6. Jh. bis etwa 750 entwickeln sich bestimmte germanische Dialekte zum Deutschen:
       Alemannisch, Bayrisch, Süd-, Ostfränkisch, Langobardisch, Burgundisch zum Oberdeutschen,
       Rhein-, Mittelfränkisch (Maas, Rhein, Mosel, Main), Thüringisch u.a. zum Mitteldeutschen,
       (Mittel- und Oberdeutsch gemeinsam zum Althochdeutschen: AHD) und
       Niederfränkisch (Nordbelgien Holland, Niederrhein), Altsächsisch u.a. zum Niederdeutschen
585) Sweben-Reich erloschen (gegründet 418 Germanen-Reiche )

um 590) Musik: Gregorianischer Gesang (Choral; 1stimmige Gregorianik), Papst Gregor I.
590/604) Papst Gregor I. d. Gr. begründet weltliche Macht des Papsttums (Patrimonium Petri).
               Abkehr von Byzanz, Hinwendung zu Germanen
um 600) Könige der Svear (Schweden) von Uppsala dehnen ihre Herrschaft über ganz Schweden aus
um 612) Einsiedelei des hl. Gallus (Grund für das spätere Kloster St. Gallen)
um 625) Die Abtei St. Denis wird gegründet
ab 650) Schweden und Gotländer beherrschen den gesamten Ostseeraum
             Musik: Organum: früheste Form der Mehrstimmigkeit, Paraphonie zur Gregorianik.
664) Synode von Whitby
(Rechte des Papstes in England: Gründung von Bistümern und Ernennung von Bischöfen)

680/681) (07.11. -16.09.)  Konzil (6) von Konstantinopel (III) : Verurteilung des Monotheletismus
ab 700) Friesen und Schweden machen aus der Ostsee ein dem friesischen Handel verschlossenes Binnenmeer
700/735) Abendländische Scholastik (Beginn):
              Letzter Kirchenvater (Patrist) Beda Venerabilis (aus England)
711) Westgoten-Reich in Spanien erloschen (gegründet 418 Germanen-Reiche )
719) Beginn der Mission des Bonifatius in Thüringen, Friesland und Hessen
719) Gründung des Klosters St. Gallen (747: Annahme der Benediktinerregel)
728) Bayern (-Reich) erloschen (gegründet 480 Germanen-Reiche)
730) Bilderstreit-Beginn: Edikt des byzantinischen Kaisers Leon III. gegen die Bilder

732) Der Franke Karl Martell stoppt den Expansionsdrang der Araber (Schlacht zwischen Tours und Poitiers)

743) Benediktinerregel wird im gesamten Frankenreich verbindlich
746) Alemannen-Reich erloschen (gegründet 193 Germanen-Reiche )
750) Althochdeutsch hat sich aus dem Germanischen und seinen Dialekten herausgebildet;
              Niederdeutsch bleibt von dieser 2. Lautverschiebung größtenteils unberührt
              (Vgl. Früh-MHD, Klassisches MHD, Spät-MHD, Früh-NHD, Klassisches NHD, Spät-NHD)
um 750) Paulus Diaconus verfaßt die „Langobardengeschichte“
750) Bilderstreit-Höhepunkt: byzantinischer Kaiser Konstantin V. läßt alle Bilder zerstören
751) Der letzte Merowinger Childerich III. wird abgesetzt und der Karolinger Pippin III. König        
752-757) Papst Stephan II. und König Pippin III. (Frankenreich):.
                                  Konstantinsche Schenkung = Pippinsche Schenkung (Kirche-Franken-Pakt)
                                                            Gründung des Kirchenstaates
                                             Deutsche Ostkolonisation im Ostalpengebiet
754) Friesen erschlagen Bonifatius. Er wird in Fulda beigesetzt
760) Gründung des Klosters St. Goar (über dem Grab des Einsiedlers Goar)
768) Nach Pippins III. Tod wird Karl d. Gr. König des Frankenreiches neben seinem Bruder Karlmann
         Karl der Große fördert durch starke Zentralgewalt Kunst, Wissenschaft und Recht:
                                                                      Karolingische Renaissance (Pfalzkapelle in Aachen u.a.)
              Aus dem asketisch-eremitischen Mönchtum wird eine Bildungsanstalt der Wissenschaften
             
und (durch diese Anordnung Karls d. Gr.) ein Träger klassisch-antiker und christlich-antiker Literaturtradition
             (Palastschule wird Vorbild für die im ganzen Frankenreich entstehenden Dom- und Klosterschulen)
770-840) Einhard aus Mainfranken (Biograph Karls d. Gr.) schreibt die
               1. Herrscherbiographie des Mittelalters
771) Nach dem Tod des Bruders Karlmann wird Karl d. Gr. alleinherrschender König im Frankenreich
772) Karl d. Gr. beginnt seinen Feldzug gegen die Sachsen (Ende der Sachsenkriege: 804)
        Die Franken erobern die Eresburg (bei Marsberg), zerstören die „Irminsul“ (Irmensäule) der Sachsen
774) Langobarden-Reich erloschen (gegründet 568 Kult-Uhr )
774) König Karl d. Gr. erneuert in Rom die Pippinsche Schenkung (Kirche-Franken-Pakt)
777) Sachsen-Reich erloschen (gegründet 286 Kult-Uhr )
        Ein erster Reichstag wird durch Karl d. Gr. in Paderborn einberufen: Viele Sachsen werden getauft
778) König Karl d. Gr. kämpft erfolglos in Spanien gegen die Araber
780) Klosterkirche (späterer Dom) und Domschule Carolinum, ältestes Gymnasium der Welt,
        von Karl d. Gr. in Osnabrück gegründet
um 780) Beginn der karolingischen Buchmalerei, die auf antike Formen zurückgeht
781) Alkuin wird Leiter einer Hochschule der Wissenschaften und 796 Abt von St. Denis
781/787) Papst Hadrian I. und Karl der Große,
Bestätigung des Paktes von 752/757 (Kirche-Franken-Pakt)
               und Salbung der Söhne Karls (Pippin und Ludwig d. Fromme)

784-856) Primus Praeceptor Germaniae: Hrabanus Maurus (Mainz) gilt als
               1. Lehrer Deutschlands und 1. Naturwissenschaftler Deutschlands (Universalgelehrter)
787) (24.09. -23.10.)  Konzil (7) von Nizäa (II) : Bilderstreit (Sinn und Erlaubtheit der Bilderverehrung)
791-819) Dom in Fulda
800) Karl d. Gr. wird in der Peterskirche in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt.
        Der fränkische König wird damit für den Schutz des christlichen Glaubens verantwortlich
        Papst Leo III. und Karl der Große bestätigen den Paktes von 752/757 (Kirche-Franken-Pakt)
802) Klosterkirche (späterer Dom) Münster wird durch Ludger den Heiligen gegründet
        Karl d. Gr. läßt das Germanische Volksrecht aufzeichnen
        Magdeburg wird gegründet (bedeutender Handelsplatz)
804) Ende der Sachsenkriege (endgültige Einverleibung Sachsens ins Fränkische Reich)


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Zum Anfang der Fische Die rein abendländische Scholastik stand zunächst auf dem Boden eines noch ungegliederten Ineinanders von Wissenschaft, Philosophie, Theologie und ist gekennzeichnet durch die Ausbildung der scholastischen Methode (sic et non) in Verbindung mit der Besinnung auf Eigenwert und Eigenleistung des Verstandes, und durch den „Universalienstreit“:

Theologie Analoge Theologien Philosophie
(4-6): 1600-1400 und 550-750
(0-2, 2-4, 4-6, 6-8, 8-10, 10-12)
14) . . . (Atriden, Perseus, Ödipus) . . . seit ca. - 18. Jh. / - 16. Jh.
15) (7 gegen Theben, Helena, Menelaos) . .  seit ca. - 18. Jh. / - 16. Jh.
16) . . (Vorläufer der homerischen Epen) . . seit ca. - 15. Jh. / - 14. Jh.
14) 6. Patristik Ur-Scholastische Kirchenväter seit 5. / 6. Jh.
15) 1. Scholastik Ur-Scholastik (z.T. 6. Patristik) seit 5. / 6. Jh.
16) 2. Scholastik Früh-Scholastik (Universalienstreit) seit 8.Jh.

 

Franken

Am 02.04.747 wurde Karl der Große als ältester Sohn Pippins III. d.J. geboren. 754 erhielten er und sein Bruder Karlmann (751-771) von Papst Stephan II. die Königssalbung und zusammen mit ihrem Vater Pippin III. den Titel Patricius Romanorum, denn ihr Vater regierte noch als König, hatte aber das Reich für die Zukunft unter ihnen aufgeteilt. Mit dem Tode des Vaters wurde diese Teilung 768 Realität. Karl war von jetzt an König der Franken zwischen Pyrenäen und Thüringen, Karlmann im Gebiet zwischen Mittelmeer und Alemannien. Sie gerieten jedoch bald in Gegensatz zueinander. Karl isolierte seinen Bruder politisch durch Verbindung mit dem Langobardenkönig Desiderius, dessen Tochter er heiratete, obwohl ihr Vater das Papsttum bedrohte. Wäre Karlmann nicht schon 771 verstorben, hätte sich vieles wahrscheinlich anders zugetragen, aber Karl der Große stellte die Reichseinheit wieder her und mißachtete dabei das Nachfolgerecht der Söhne seines Bruders. 773/774 wandte sich Karl auf Ersuchen des Papstes Hadrian I. gegen den Langobardenkönig Desiderius, der den Papst zwingen wollte, die mit ihrer Mutter an den langobardischen Hof geflohenen Söhne Karlmanns zu fränkischen Königen zu salben. Nach der Eroberung Pavias nahm Karl selbst den Titel Rex Langobardum an. Obwohl die 774 erneuerte Pippinsche Schenkung dem Papst 781 als eigenes Herrschaftsgebiet bestätigt wurde, stand auch das Patrimonium Petri (Kirchenstaat) unter fränkischen Einfluß, so daß Karl Italien bis auf die byzantinischen Gebiete im Süden beherrschte. Das noch weitgehend unabhängige Bayern (vgl. 2-4) wurde 778 dem Reich voll eingegliedert, Sachsen, gegen das Karl von 772 bis 804 viele Feldzüge führte, schon ein Jahr zuvor: 777 (endgültig: 804). 785 kam es zwar zum Friedensschluß zwischen Karl und Widukind, der sich auch taufen ließ (785), doch von 792 bis 799 gab es noch einmal Aufstände der bäuerlichen Schichten gegen den kirchlichen Zehnten. Dieser Aufstand mußte niedergeschlagen werden, bevor sich Karl der Große Weihnachten 800 in Rom von Papst Leo III. zum Kaiser krönen ließ und die Versöhnung zwischen Sachsen und Franken 802 durch Gesetze festgelegen konnte (Lex Saxonum und Lex Ripuaria). Die endgültige Unterwerfung der Sachsen wurde 804 durch einen letzten Feldzug abgeschlossen. Die (fötalen) Organe funktionierten also; nur die Angelsachsen waren noch nicht ins Frankenreich integriert, und das sollte auch nicht geschehen, denn für die Geburt des Abendlandes war eine fränkische Einverleibung der Angelsachsen nicht vorgesehen. (Vgl. 6-8).

Und noch etwas leitete die Kulturgeburt ein: die abendländische „Agrarrevolution“. Zweifellos hat es außer der Verbreitung des Räderflugs mit Pflugschar (eisenbeschlagen bzw. eisern) auch weitere Fortschritte in der Anbautechnik gegeben: die zunehmende Verwendung von Eisengeräten (z.B. Egge), das Aufkommen der Wassermühle, verbesserte Anspannungsmethoden (Kummet), den Übergang zur Dreifelderwirtschaft. Diese ist nach der Mitte des 8. Jahrhunderts erstmals schriftlich belegt, bringt rechnerisch eine Ertragssteigerung um 50% (!), beansprucht aber auch den Boden stärker. Abendländische Agrarrevolution

 

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Zum Anfang der Fische Anmerkungen:


Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel „Parallelenaxiom“ deutlich werden kann: Euklid hat in seinen „Elementen“ (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1917, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.

Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. (Vgl. Spengler, 1922, S. 847f.).

Carl Friedrich Gauß (1777-1855) veröffentlichte seine nicht-euklidischen Geometrien nicht, weil er das Geschrei der denkfaulen, schwerfälligen und unkultivierten Menschen fürchtete. Er nannte sie Böoter, weil die Einwohner dieser antiken Landschaft (Hauptstadt: Theben) von den Einwohnern anderer Griechenstädte als denkfaul und schwerfällig beschrieben worden waren. Gauß meinte zu Recht, daß man die Menschen nicht wirklich würde überzeugen können. Die erste der nichteuklidischen Geometrien entdeckte Gauß nach Vollendung seines Hauptwerkes Disquisitiones arithmeticae (1801), durch deren in sich widerspruchslose Existenz bewiesen wurde, daß es mehrere streng mathematische Arten einer dreidimensionalen Ausgedehntheit gibt, die sämtlich a priori gewiß sind, ohne daß es möglich wäre, eine von ihnen als die eigentliche Form der Anschauung herauszuheben. (Vgl. 18-20).

Römisch-katholische Interpretationen attestieren dem Abendland zumeist, daß in ihm die Dominanz des Christlichen überwiege. Diese Meinung teilen vor allem kirchliche und vornehmlich christlich orientierte Vertreter. Theodor Heuss (31.01.1884 - 12.12.1963) soll einmal gesagt haben, daß Europa von 3 Hügeln ausgegangen sei: von der Akropolis, von Golgatha und vom Kapitol. Diese Sichtweise würde eher, wenn vielleicht auch nicht beabsichtigt, auf eine Dominanz der Antike verweisen. Wenn man jedoch berücksichtigt, daß aus einem antik-apollinischen Einzelkörper und einer magisch-seelengeistigen Welthöhle ein abendländisch-faustischer Unendlichkeitsraum entstehen kann, dann muß unbedingt ein dritter Faktor hinzukommen, den ich die Kulturpersönlichkeit nenne: das Germanentum. Ohne das Germanentum versteht man die Willensdynamik eines Faust nicht, und ohne das germanische Element ist die Raumtiefe, aber auch die in jeder Hinsicht sowohl ins Mikrokosmische als auch ins Makrokosmische gehende Unendlichkeit nicht als distinktives Merkmal der abendländischen Kultur zu identifizieren. Diese Merkmale treffen auf keinen antiken Menschen zu, aber insbesondere auf die Abendländer, die germanischen Ursprungs sind. Scharfe Gegensätze, wie die zwischen Antike und Abendland, sind zwar unbedingt ein Indiz für Verwandtschaft, weil beide Kulturen so auffallend gegensätzlich sind: aktiv und reaktiv. Offenbar hat die Antike auf das Abendland aber nicht persönlichkeitsstiftend gewirkt und konnte auch erzieherisch nicht tätig werden, weil sie so früh verstarb. Die Biogenetik und Sozialisation geraten nicht selten so weit auseinander, wenn ein Elternteil früh verstirbt, d.h. nicht wirklich erlebt wird. Dem Abendland scheint es auch so ergangen zu sein. Die Auseinandersetzungen mit der magischen Mutter hat beim Kind jedoch zu einer enormen, fast schon verdächtigen Erinnerung bis hin zur Vergötterung des antiken Vaters Beitrag geleistet. Aber liegt deshalb immer auch schon ein Vaterkomplex vor?  Es bleibt zunächst festzuhalten, daß auch kulturell zwischen Genetik und Sozialisation, zwischen Anlage und Umwelt, zwischen angeboren und anerzogen ganz klar unterschieden werden muß. Dazwischen bewegt sich die Persönlichkeit. Man kann sie nicht isolieren, folglich auch nicht isoliert betrachten, aber man kann sie beschreiben, und ich beschreibe die Kulturpersönlichkeit des Abendlandes als germanisch, weil dieser Raum zwischen Anlage und Umwelt für die Kulturpersönlichkeit zwanghaft unendlich werden muß, wenn sie die verlorene Vaterkultur zurückholen will. Der unendliche Raum und Wille sind auch deshalb Ursymbol und Urwort des Abendlandes. Wenn der Mensch eine Grundlage von etwa 60 Billionen Zellen hat und einer Umwelt von praktisch unendlicher Vielfalt ausgesetzt ist, so gilt für eine Kultur, daß sie Völker, Staaten oder Nationen zur Grundlage hat und einer Umwelt von unendlichen Möglichkeiten, aber auch gähnender Leere gegenübersteht. Mit dem Germanentum fiel eine faustische Entscheidung zugunsten der unendlichen Möglichkeiten. Die Eltern des Abendlandes waren also antik-magisch, ihre gentragenden Chromosomen römisch-christlich, aber die Kontrollgene germanisch. (Vgl. 22-24).

Jesus (7 / 4 v. Chr. - 26 / 30 n. Chr.) ist Urheber und zentrale Gestalt des Christentums. Das Christentum umfaßt die Auswirkungen des Glaubens an Person und Wirken Jesu Christi, wie er von den christlichen Kirchen und Gemeinschaften in der Auseinandersetzung mit fremden Religionen, den geistigen und weltanschaulichen Strömungen der verschiedenen Zeiten sowie mit den politischen Mächten entwickelt worden ist. In Rom galt die christliche Gemeinde zunächst als jüdische Sekte. Der römische Staat entzog dieser schnell wachsenden Gemeinschaft bald die religiösen und rechtlichen Privilegien, die er dem Judentum gerade eingeräumt hatte. Die Auseinandersetzung mit dem Römischen Reich wurde intensiv seit der Mitte des 3. Jahrhunderts geführt. Auf das Toleranzedikt des Galerius und Licinius, 311, folgte die Bekehrung Konstantins und mit dem Toleranzedikt von Mailand (313) die Einstellung der Christenverfolgungen. Konstantin der Große machte das Christentum zu der mit allen zeitgenössischen Kulten gleichberechtigten und schließlich zur allein berechtigten Religion im Reich (Konzil von Nicaea, 325). Damit hatte er eine Entwicklung eingeleitet, die zur Entstehung der Reichskirche als einer vom Reich letztlich abhängigen Einrichtung führte. Durch den oströmischen Kaiser Theodosius I. wurde 380 mit dem Edikt von Thessalonike der Athanasianismus (Katholizismus) begründet, im 1. Konzil (= 2. Ökumenisches Konzil, 381) von Konstantinopel das (konstantinopolitanische) Glaubensbekenntnis formuliert und das Nizänum bestätigt, 391 das Christentum überhaupt Staatsreligion, damit alle heidnischen Kulte verboten. 395 teilte sich das Reich in West- und Ostrom, 455 eroberten die Wandalen Rom und 476 erlosch das Weströmische Reich endgültig mit der Absetzung des Romulus Augustulus durch den Germanen Odowaker (Odoaker), aber die römische Kultur wurde von den Eroberern nicht zerstört, die arianische Christen waren und mit der unterworfenen Bevölkerung, die römisch-katholisch war, die erste und für die Christen-Geschichte wichtigste Verschmelzung eingingen. Für die geschichtliche Erkenntnis Jesu ist man nahezu ausschließlich auf die Evangelien des Neuen Testaments angewiesen. Derjenige, der das Christentum erst zur Weltreligion machte, war Paulus. (Vgl. 22-24 und 0-2 sowie 2-4).

Vgl. auch: Kirchenstaat in Ur-/Vorform sowie die ersten Fälschungen und die Bezeichnung „Patrimonium Petri“.

Brunhilde (um 550 - 613) war fränkische Königin, seit 567 verheiratet mit Sigibert I. von Austrien. Sie regierte nach dessen Ermordung (575) im austrischen, ab 592 auch im burgundischen Teilreich Frankens, unterlag dem Bündnis des austrischen und burgundischen Adels. Brunhilde wurde 613 zu Tode geschleift. Ihr Name lebt im Nibelungenlied fort. In der Nibelungensage ist Brunhilde (Brynhilde) die (nord)germanische Walküre, die wegen Ungehorsams gegenüber Odin (Wotan) verstoßen und zur Strafe in Schlaf versenkt wird (Märchenmotiv: Dornröschen). Im Nibelungenlied ist sie ein Riesenweib, das sich nur in Wettkämpfen gewinnen läßt (Märchenmotiv: Turandot). Ihre mythische Vorgeschichte, die in den nordgermanischen Liedern gestaltet ist, spielt noch ins Geschehen des Nibelungenliedes hinein, z.B. ihre ungeklärte Bekanntschaft mit Siegfried. Ein weiteres häufig aufgenommenes Märchenmotiv ist die Bindung ihrer übermenschlichen Kraft an ihre Jungfernschaft.

Hausmeier (lat. major domus) ist die Lehnsübersetzung aus dem Lateinischen und meint bei den Franken und anderen germanischen Völkern den Vorsteher des königlichen Hauswesens und der Domänen. Seit etwa 600 im Fränkischen Reich Führer des kriegerischen Gefolges, drängten die Hausmeier der Merowinger die Könige völlig beiseite, indem sie als Führer des Adels in den Reichsteilen Austrien, Burgund und Neustrien dessen Interessen gegen die Könige durchsetzten. 751 ließ sich Pippin III. zum König wählen, womit das Hausmeieramt erlosch.

Austrien war damals der Teil des späteren Ostfrankenreiches (Deutschland), aber ohne Sachsen, Alemannien und Bayern.

Neustrien war damals der Teil des späteren Westfrankenreiches (Frankreich), aber ohne Bretagne, Burgund und Aquitanien.

Bonifatius (eigtl. Winfrid, 672/673 - 05.06.754) war der bedeutende Vertreter der angelsächsischen Mission, auch genannt: Apostel der Deutschen. Er wirkte zunächst in Thüringen und Friesland, seit 721 auch in Hessen, wo die Klöster Amöneburg und Fritzlar gegründetet wurden. 722 wurde er in Rom zum Bischof geweiht, und 723 setzte er seine Missionstätigkeit in Hessen fort. In Geismar bei Fritzlar fällte er die sogenannte Donareiche, um eine Verbindung zwischen Germanenkult und Christentum herzustellen. Auch in Thüringen kam es ab 725 mit Hilfe angelsächsischer Missionare zu Klostergründungen. Bonifatius war bestrebt, die fränkische Kirche neu zu organisieren. 732 wurde er in Rom zum Erzbischof ernannt. In Bayern gründete er 737/738 die Bistümer Passau, Regensburg und Freising, 745 auch Eichstätt. Salzburg wurde von ihm neu organisiert. Unter Karlmann (741-747) war auch die Gründung der Bistümer Würzburg, Büraburg und Erfurt möglich. Wahrscheinlich im Jahre 746 übernahm Bonifatius das Bistum Mainz. Er starb als Märtyrer in der Friesenmission.

Übersicht über die Vor- und Frühgeschichte der abendländischen Musik (Grundlagen / Träger):
Hymnischer Chorgesang / Ambrosius (339-397), der aus Trier stammte und Bischof von Mailand war.
Gregorianischer Gesang (Gregorianischer Choral; 1stimmige Gregorianik) / Papst Gregor I. (540-604).
(Psalmodie vom Wortakzent bestimmt; Antiphonen, Respondorien, Hymnen).
Organum: früheste Form (7. Jh.) der Mehrstimmigkeit, Paraphonie zur gregorianischen Melodie.
Choralrhythmus, 40 Sequenzen / Notker der Stammler (Balbulus; 840-912), der Mönch im Kloster St. Gallen war.
Durch Klang gestützte Melodik / Gymel, Fauxbourdon (3stimmige Setzweise).
Mehrstimmigkeit / Studentenlyrik: Carmina Burana (Lieder aus Beuren; Kloster bei Bad Tölz, 11., 12., 13. Jh.).
Erwachendes rhythmisches Bewußtsein / Minnesänger, W. von der Vogelweide u. a., Kreuzritter, fahrende Sänger.
Ars antiqua (Organum wird Discantus: abgetrennte Gegenstimme) / Leoninus (12.Jh.), Perotinus Magnus (13. Jh.).
Conductus (mehrstimmiges Vokalwerk der Ars antiqua) und Motetus (3 Stimmen, scharf gegenseitig abgesetzt).
Früheste Polyphonie, Mensuralmusik (gemessene Musik: festgelegte Notenwerte) / Franko von Köln (13. Jh.).
Früheste ausgereifte polyphone Satztechnik, z. B. (Sommerkanon), Rondeaus / z. B. Adam de la Halle (13. Jh.).
Meistergesang / Meistersinger (14. Jh. bis 16. Jh., z.B. Hans Sachs, 1494-1576)
Ars nova, niederländischer Kontrapunkt und niederländische Polyphonie, mehrstimmiges deutsches Lied, Choräle bis zum Aufkommen der Instrumentalmusik (Paumann, 1452).

 

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