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- Kulturenvergleich -
Antike und Abendland
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Winter / Nacht
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Ur-/Vorkultur & Zivilisation
Cheruskerhaus, 1. Jh. n. Chr. Wachturm am germanischen 'Limes' (erbaut ab 83 v. Chr.)Obergermanisch-rätischer LimesGotische Bibel (Ausschnitt) von Wulfila (311-381)
0-2 Uhr
Nidation oder Einnistung

Wie in der letzten Phase bereits erwähnt, finden gleich nach der Befruchtung die ersten Zellteilungen und Zellspezialisierungen statt, während der Keim weiter Richtung Gebärmutter wandert, um sich dort einnisten zu können. Ähnlich vollzieht sich die Entwicklung zu einer neuen Kultur. Zellfusion und Zellteilung bedeuten eine Verdoppelung der Chromosomenzahl, im ersten Fall jedoch während der Verschmelzung zweier Zellen mit halbierter Anzahl, im zweiten Fall durch Verdoppelung der Anzahl vor der Zweiteilung einer Zelle (Mitose). Bevor Zellen verschmelzen, müssen sie ihren jeweiligen diploiden Chromosomensatz halbiert, bevor Zellen sich teilen, müssen sie ihre Chromatiden verdoppelt haben. Beide Male ergeben sich 23 Chromosomenpaare, also 46 Chromososmen. (Vgl. 22-24). Dieses Thema wurde bereits in der letzten Phase der Befruchtung eingehend behandelt. Ebenfalls in der Phase der Befruchtung unwiderruflich festgelegt wurde das elterliche Erbgut, das jetzt durch die Materialisation umgesetzt werden muß. Innerhalb des mütterlichen Körpers muß der Keim einer eigenständigen Entwicklungsfunktion folgen, beginnend mit dem eben erwähnten Teilungsvorgang während der Wanderung zur Gebärmutterschleimhaut. (Vgl. Furchungsteilung und Wanderung: 22-24). So wie sich biologisch der wandernde Keim von Kontrollgenen steuern lassen muß, während er sich weiter teilt, so wird auch eine Kultur von einem kontrollierenden Teilungs- und Richtungserzeuger gesteuert. Diese kybernetische Rolle übernehmen Beweger und Steuermänner - meistens ohne es wirklich zu wissen. Hierfür eignen sich insbesondere die Wandervölker, die Kulturen teilen müssen und sich mitteilen, weil sie sich in fremden Gebieten einnisten. Historische Beispiele für solche wandernden Steuervölker gibt es genug, z.B. die Indogermanen, die sowohl das werdende Indien als auch die werdende und mit dem sumerisch-ägyptischen Erbgut ausgestattete Antike prototypisierten, und die Germanen, die das werdende und mit dem antik-magischen Erbgut ausgestattete Abendland in die frühen Formen brachten. Die elterlichen Kulturen als übergeordnetes Erbsystem setzten das kulturgenetische Ziel, aber das Steuerungssystem selbst waren die Wandervölker. Sie waren sowohl Stell-, Stör- und Regelgröße als auch Regler, weil sie den Gleichgewichtszustand im Regelkreis der werdenden Kulturen immer wieder herstellten. Man muß sich hierbei immer wieder vor Augen halten, daß es sich jeweils um die Entwicklung einer werdenden Kultur handelt und nicht um die der elterlichen Kulturen, denn die sind für die werdende Kultur die Genträger, die Chromosomen, und als solche übertragen sie das Erbmaterial von der sich teilenden Zelle auf die beiden Tochterzellen. Bezüglich des werdenden Abendlandes wurden beide bereits benannt: Römisches Reich und Christliche Kirche. Eltern, Erbmaterial und Kontrollgene während der Teilung und Wanderung des abendländischen Keimes nenne ich hier noch einmal in derselben Reihenfolge mit folgenden Attributen: antik-magisch, römisch-christlich und germanisch. Herauszufinden, welche genetischen Faktoren sich als dominant erweisen sollten, bleibt die Aufgabe eines Kulturgenetikers. Allgemein geht man heute davon aus, daß das antik-magische, konkreter: das römisch-christliche Erbe in etwa gleich verteilt sei, was sich beispielsweise in dem Begriff römisch-katholisch widerspiegelt. Die Eigenart oder auch Persönlichkeit ist dadurch jedoch noch nicht ausgedrückt. Sie homöostatisch durchgängig aufrechtzuerhalten, obliegt im systematischen Sinne den Kontrollgenen, die gleich nach der Befruchtung, also mit der ersten Zellteilung, die kybernetische Aufgabe aufnehmen. Gleichzeitig muß aber die Wanderung bereits stattfinden. Die Formel lautet: Ohne Wanderung keine Einnistung! (Vgl. Tabelle: 22-24). Die für unser Thema relevanten Gebiete, die die wandernden Völker eroberten, symbolisieren sozusagen die Gebärmutterwand, an der sie sich einnisten wollen. Dann gibt es noch die restliche uterine Welt, die staatlichen Zellen einer Kultur und die kulturgenetische Information selbst. Die zu entschlüsseln ist nicht nur für Genetiker ein schwieriges Unterfangen, sondern auch für Kulturologen (Gynäkologen oder Uterologen). Hilfreich sind dabei vor allem die Ursymbole der jeweiligen Seelensprache einer Kultur, die per Anamnese rückwärts aufgerollt werden müssen. Auch im Falle des Seelenbildes muß man Spezialist auf dem Gebiet der Regression sein, die Seelensyntax bis auf die kleinsten bedeutungstragenden Morpheme und die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Phoneme zergliedern und dann in eine kulturhistorische Semantik bringen, die eine Repräsentematik in sich schließt. Man muß sich, einem soziolinguistischen Psychoanalytiker gleich, in die jungen Kulturseelen versetzen, mit ihren Ängsten, Vorurteilen, Projektionen jeglicher Art umgehen und die ganze Palette des kulturellen Abwehrmechanismus durcharbeiten können. Junge Kulturen gehen mit nachbarschaftlichen, verwandten oder fremden Kulturen auf gleiche Art um wie Kinder mit Freunden, Geschwistern, Eltern oder fremden Menschen. Ältere Kulturen tun dies auf typisch erwachsene Weise: oberflächlich zurückhaltend und in der Tiefe oft vorurteilsvoll. Vorurteile gibt es immer, und sie müssen auch nicht immer beiseite geräumt werden, aber man muß sich mit ihnen beschäftigen können. Manchmal muß man sie aufbauen, damit sie überhaupt erst abgebaut werden können, ein anderes Mal müssen sie abgebaut werden, um überflüssige Masse loswerden und die dabei frei werdende Energie in eine wohltemperierte Richtung lenken zu können. Dabei geht es also zu wie bei den Kernspaltungs- und Kernfusionsprozessen, biologisch ausgedrückt: wie bei Zellteilungs- und Zellfusionsprozessen. Zum Beispiel sollte aus der sumerisch-ägyptisch befruchteten Eizelle und ihren ersten Zellteilungen etwas Neues entstehen: die altmittelmeerisch-indogermanischen Protogriechen. Erwachsen und vermählt sorgten sie für die antik-magisch befruchtete Eizelle: die christrömisch-germanischen Protoabendländer:

Zum Anfang des Steinbocks Das entscheidende, die 2. Germanische Wanderung auslösende Ereignis war die Abwanderung der Goten von der Weichselmündung zum Schwarzen Meer (etwa 150 bis 180). Dadurch wurden die Burgunder nach Westen, die Wandalen nach Süden, die Chatten um 162 zur Durchbrechung des Limes und die Markomannen zum Überschreiten der Donau genötigt (166/167). Die Folge waren Mark Aurels Markomannen-Kriege (166 bis 175 und 177 bis 180). Seit 212 erschienen Teile der Alemannen am Rhein, seit 236 die Goten an der unteren Donau. 249 stießen die Goten bis nach Makedonien vor, besiegten Roms Kaiser Decius 251 bei Abritus (heute: Rasgrad) und drangen 267 bis nach Kappadokien vor. 268 gelangten sie, zusammen mit den Herulern und Bastarnen, bis Sparta, und zwar über See.

Franken

Die Franken siedelten im 3. Jahrhundert zwischen Weser, Rhein und Main, hatten andere selbständige westgermanische Stämme wie Chamaven, Brukterer, Sugambrer, Chasuarier, Amsiwarier, Teile der Chatten u.a. in sich aufgenommen, bevor sie sich im 3. und 4. Jahrhundert in römisches Gebiet vorwagtern, indem sie die entvölkerte Belgica in Besitz nahmen. 357 kamen die Franken über Gallien und Spanien nach Marokko. Bis dahin sah man in Franken folgende Könige: Genobaudes I., Assarius und Merogaisus; es folgten im weiteren Verlauf des 4. Jahrhunderts Mallobaudes, Gennobaudes, Markomer und Sunno. Schon 258 fielen Alemannen in Nord-Italien ein, woraufhin Rom den obergermanischen und rätischen Limes aufgeben mußte. 269 drangen die Goten noch weiter - jetzt erstmals in Ost- und Westgoten geschieden. (Goten-Reich). Unter Kaiser Diokletian (284 bis 305) mußte die Gliederung der Provinzen erneut den bestehenden Verhältnissen angepaßt werden. Nachdem das Dekumatenland im Jahre 260 von den Alemannen überrannt worden war, erklärte Rom die restliche Provinz Germania Superior zur Germania Prima. Die Provinz Niedergermanien wurde in Germania Secunda umbenannt. Beide Germanien und Gallien wurden von einem in Trier (Augusta Treverorum) residierenden Präfekten regiert. Im Jahre 286 verlegte Diokletian nach der Reichsteilung auch die Residenz des (west-) römischen Reiches nach Trier, das damals eine bisher von den Kämpfen kaum berührte, blühende Stadt war. Der Limes allerdings befand sich damals schon in seiner ganzen Länge in germanischer Hand. Trier wurde zum Zentrum des Kampfes gegen die Germanen und zur verwaltungsmäßigen Hauptstadt bis zum Jahre 400. (Vgl. 2-4).


Der Germane Flavius Magnentius (um 303 - 11.08.353), Sohn eines fränkischen
Kriegsgefangenen, saß von 350 bis 353 auf dem römischen Kaiserthron (Tafel) !


Die Quellen für die Anfänge der antiken Kultur sind sehr dürftig, und die Überreste der Kunst aus dieser Zeit sind nur zu verstehen, wenn man annimmt, daß die nach Südeuropa eingewanderten Indogermanen - z.B. in Griechenland die Protohellenen - die minoische Kunst allmählich übernahmen. In der Kamares-Höhle im Idagebirge auf Kreta fand man z.B. Vasen, die so dünn wie Eierschalen sind und stilisierte Tier- und Pflanzenformen (Spiralmuster) in Weiß, Rot und Orange auf glänzend schwarzem Grund aufweisen. Da es sich hierbei um Exportartikel handeln dürfte, wurden sie sicherlich auch von den Protohellenen übernommen, obwohl die minoischen Kreter in erster Linie mit Ägypten und Kleinasien, also noch nicht so sehr mit dem griechischen Festland Handel trieben. (Mesopotamien/SumerÄgypten). Die antike Kultur begann dadurch, daß die eingewanderten Indogermanen mit den mittelmeerischen Alteingesessenen verschmolzen und über Kleinasien mesopotamisch-sumerische Kulturelemente sowie über Kreta ägyptische Kulturelemente aufnahmen. Ähnliches gilt für die abendländische Kultur, denn sie begann dadurch, daß die Germanen in die noch zum Römischen Reich gehörenden Gebiete einwanderten und mit den dort lebenden Menschen, die sich später Romanen nennen sollten, verschmolzen und dabei antike (vor allem römische) und magische (vor allem christliche) Kulturelemente ünernahmen.

Die Institution des Papsttums als einer Statthalterschaft Christi auf Erden wurde und wird zurückgeführt auf Worte, die durch den Verfasser des Matthäus-Evangeliums im 16. Kapitel (Verse 18 und 19) überliefert sind: „Du bist Petrus und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Und dir will ich die Schlüssel des Himmelsreiches geben.“ Das Papsttum entwickelte sich aus diesem „Text“, baute aus ihm seine Machtposition auf und aus. Petrus war erster Bischof von Antiochia und kann als erster Vorsteher der römischen Christengemeinde auch als erster Bischof von Rom gelten; doch von einer Papstwürde kann wohl erst seit dem 3. oder, wahrscheinlicher noch, seit dem 4. Jahrhundert gesprochen werden. An verschiedenen Stellen der Evangelien tritt Petrus als Wortführer der Apostel, doch immer nur als primus inter pares auf. 64 oder 67 erlitt er in Rom den Märtyrertod. Petrus' dritter Nachfolger soll noch mit Paulus zusammengearbeitet haben: Klemens I. (reg. um 88-97). Von ihm stammt der stark politisch gefärbte, griechisch geschriebene sogenannte „Erste Klemensbrief“; weniger Brief als vielmehr ein philosophisch-pädagogisches „Evangelium“ (Klemensbrief), stellt er eine Symbiose aus Christentum und griechischer Paideia dar - gleichsam die erste „Enzyklika“, in der Klemens von der Paideia Gottes und Christi redet und aus seiner Vorstellung des für ihn in der römischen Gemeinde repräsentierten Ordnungsprinzips mit unzweideutiger Selbstverständlichkeit den Vorrang Roms und seiner primatialen Stellung ableitet, ohne es eigens zu betonen. (Vgl. Primat). Unter Klemens I. bekehrten sich führende Angehörige des römischen Adels und des Kaiserhauses zum Christentum. WEITER

 

Zum Anfang des Steinbocks Karte


Bereits im 3. Jahrhundert verstärkte sich das germanische Element im römischen Heer; Germanen stiegen zu den höchsten Befehshaber- und Verwaltungsstellen des Römischen Reiches auf. Die Westgoten erschlossen sich dem arianischen Christentum. In den Donauländern siedelten sich Goten, Heruler, Rugier, Skiren und Wandalen an. Die Unruhen begannen erst wieder um 350 mit der eben erwähnten Durchbrechung der Rheinbefestigungen durch die Alemannen und Franken, die Rom zur Aufgabe der Rheingrenze zwangen (401), und den Donau-Überschreitungen durch Quaden und Markomannen (seit 357) sowie dem Wiederausbruch der Kämpfe mit den Westgoten (367). Schon seit Hadrian (117-138), Mark Aurel (161-180) und Caracalla (211-217), spätestens aber seit Diokletian (284-305) und Konstantin (324-337) war das römische Imperium kein antikes mehr, sondern ein pseudo- oder polymorphes Gebilde, in dem Germanen politisch Platz und Christen ideologisch Führung eingenommen hatten. Beider Anteil am Synkretismus war gewachsen, während die antike Kultur schrumpfte. Für Rom begann schon im Jahre 98 die Zeit der Kaiser provinzialer Herkunft und schon im Jahre 211 die Zeit der Kaiser fremdkultureller Herkunft. (Tabelle). Und die Verleihung des römischen Vollbürgerrechts an alle freien Provinzialen, die Constitutio Antoniniana, die 212 von Caracalla erlassen wurde, bestätigte die politische Tatsache nun auch noch juristisch: Jeder durfte Römer werden !

Im römischen Imperium gab es im 1. und 2. Jahrhundert insgesamt 15, im 3. Jahrhundert allerdings schon 19 Kaiser, mehr als doppelt so viele wie in jedem beider Jahrhunderte zuvor. (Vgl. Tabelle). Die magische Kultur hatte Hochkonjunktur. Elagabal (218-222) führte einen syrischen Baalkult in Rom ein, während der Herrscher des Sassanidenreiches, Ardaschir, sich als Nachfolger der Achaimeniden fühlte, die 1000 Jahre vor ihm das erste persische Reich gegründet hatten (700 v. Chr.). Dieser zum Erzfeind gewordene neupersische Herrscher verordnete die Lehre Zarathustras (8.-7. Jh. v. Chr.) als Staatsreligion, dabei gab es doch genug religiöse Konkurrenz unter den Sassaniden sowie anderen Völkern und Staaten der magischen Kultur. Besonders stark verbreitet war die synkretische, gnostische Lehre des Mani (217-277). Der römische Kaiser (Soldatenkaiser) Philippus Arabs (244-249) war Sohn eines arabischen Scheichs und durfte die 1000-Jahrfeier zur Gründung Roms begehen, obwohl diese Stadt gar nicht mehr römisch zu sein schien. Daß die magische Kultur sich immer mehr breit machte, verraten schon die Verfolgungen, die zu der Zeit enorm zunahmen. Die Christenverfolgungen standen seit Decius (249-251) immer mehr auf dem Tagesprogramm. Aber auch die Germanenstürme hörten nicht auf. Trebonius Gallus (251-253) konnte mit den Goten noch Frieden schließen, aber schon unter Valerian (253-260) waren die Reichsgrenzen wieder bedroht: Goten, Quaden, die schon unter Mark Aurel (161-180) die Donaugrenze ständig durchbrochen hatten, gefährdeten die Sicherheit, Franken und Alemannen überschritten den obergermanisch-rätischen Limes. Im Osten und Nordosten fielen die iranischen Sarmaten und die Parther ein, und mauretanische Stämme bedrängten die Grenze in Nordafrika.

Unmerklich geriet in Rom auch schnell in Vergessenheit, daß Jesus nach dem Bericht des Matthäus (18; 18) die gleiche Sendung wie Petrus auch allen anderen Aposteln anvertraut hatte. Sollte Petrus der Einigende gewesen sein, so war er durchaus nicht über die anderen erhaben. Das hatte häufig praktische geschichtliche Folgen. Nur ungefähr 160 bis 170 Jahre nach dem Tode Jesu glaubte bereits Papst Viktor I. (reg. 189-199), die Gemeinden ganz Kleinasiens - damals ungefähr ein Drittel der ganzen Kirche - aus einem liturgischen Anlaß exkommunizieren zu können. Der Kirchenvater Irenäus von Lyon († 202) konnte ihn jedoch zurechtweisen und zum Nachgeben zwingen. Viktor I. nahm die Zurechtweisung noch auf sich und vermied dadurch ein Schisma, das schon damals hätte endgültig werden können. Es waren also schon Urformen bzw. Versuche spürbar, einen „päpstlichen Absolutismus“ auszubauen, lange bevor von einem eigentlichen Papsttum die Rede sein konnte. Noch war nämlich der Bischof von Rom wichtiger als der Papst; noch hatte der Bischof von Rom Hinweisen auf sich als Bischof unter Bischöfen Gehör zu schenken. Tertullian (ca. 150-220), der lateinische Kirchenschriftsteller, warf Papst Kalixt I. (reg. 217-222), dem ehemaligen Sklaven, in der Frage der Exkommunikation vor, er überschreite die Petrus von Jesus ganz persönlich übertragene Vollmacht, verkehre sie in ihr Gegenteil und setze sich damit über die Gesamtkirche hinweg. (Die Geschichte des Papsttums zeigt ja, daß Rom die selber vorgezeichnete Linie, die Linie einer Vollmacht, nicht mehr verlassen sollte, bis sie in der plenitudo potestatis, der schrankenlosen Papstallmacht, gipfelte). Zu dieser Entwicklung trugen jedoch auch, zumeist unfreiwillig, die Kirchenväter Irenäus von Lyon († 202) und Cyprian von Karthago († 258) das Ihre bei; der erste prägte nämlich den Begriff der principalitas, der zweite den noch viel weiter tragenden des primatus der Bischöfe von Rom. (Vgl. Primat). Der Zusammenhang mit den Entwicklungen im (quasi schon gestorbenen) römischen Kaisertum ist hier nicht zu übersehen. Aus dem ersten Begriff machte die Papst-Monarchie ihren über allen Herrschern der Erde stehenden Fürstenrang, aus dem zweiten Begriff den konsequent zum Dogma von der Unfehlbarkeit führenden Primat, der später vorausschauend in Rechtsparagraphen definiert wurde. Der primus inter pares konnte für die urchristliche, sehr jesusbewußte Kirche niemals eine Vertikalgewalt Petri von oben nach unten bedeuten, von der römischen Cathedra herab zu den übrigen Bischöfen, sondern nur eine einende apostolische Bindung der Liebe von der Cathedra zu den Cathedrae. Undenkbar wäre eine unwidersprochene Weisungsgewalt gewesen. Rom sollte lediglich die Einheit zeigen. Die Papstgeschichte lehrt jedoch, daß der Begriff der Liebe die effektive Kommandogewalt nur euphemistisch umhüllt. Diese Umhüllung erforderte eine systematische Sakralisierung der zu Päpsten gewordenen römischen Bischöfe und ihrer Äußerungen, was dann schließlich zum Begriff des „Heiligen Stuhles“, das heißt zum sakralisierten Möbelstück wurde. Man kann sich dies nicht konkret genug vergegenwärtigen, nicht anders als den Begriff eines „Apostolischen Palastes“, der sich schon als Formulierung über die Namen von Kirchen setzt: aus Petrus, also dem nach der Überlieferung mit dem Kopf nach unten Gekreuzigten, wurde langsam der Apostel-Fürst, der in einem Apostolischen Palast auf einem Heiligen Stuhl thront. (Ob Papsttum und Machtkirche sich dieses Widerspruchs jemals bewußt geworden sind?).  Papst Stephan I. (reg. 254-257) hatte deshalb auch keine Probleme, als er seinen Primat mit dem Zitat aus der Bibel (Matthäus, 16;18) begründete. Trotzdem: Mit den neuen Christenverfolgungen unter Kaiser Maximinus Thrax (reg. 235-238), die seit 250 unter Kaiser Decius (reg. 249-251) zur ersten staatlich durchorganisiertenen Christenverfolgung noch gesteigert wurden, fanden viele Päpste den Tod, z.B. durch Zwangsarbeit in Bergwerken, durch Hinrichtung oder durch andere Arten von Märtyrertod. 254 kam es zur 1. Reichsteilung, unter Kaiser Diokletian (reg. 284-305) zur 2. Reichsteilung (293) und nach dessen Abdankung zur 3. Reichsteilung (305), als die letzte Christenverfolgung (303-311) noch andauerte. Wegen der diokletianischen Christenverfolgung konnte erst nach einer Sedisvakanz von fast vier Jahren, der längsten in der Papstgeschichte, der nächste Papst gewählt werden: Marcellus I. (reg. 308-309). Mit den Toleranzedikten (311 und 313), dem 1. Konzil (325), der 4. Reichsteilung (337), der 5. Reichsteilung (364), dem 2. Konzil (381), dem Verbot aller Heiden-Kulte (Christentum als Staatsreligion; 391) und der 6. und endgültigen Reichsteilung (395) entfaltete sich das Papsttum vom ursprünglichen Bischofsamt zum Caesaro-Papismus, dem sich im Laufe der Geschichte der Papo-Caesarismus entgegenstellte. (WEITER). Die Ur-/Vorform des abendländischen Kirchenstaates materialisierte sich aus den Wirren des 4. Jahrhunderts heraus. Bald sollten auch die ersten skrupellosen wie folgerichtigen Fälschungen die Papstmacht verstärken.

So sieht es aus: das Kind ist schon da, aber für die Eltern noch nicht spürbar. Die abendländische Kultur war schon vorhanden, als die Elternkulturen noch gar nichts davon spürten ! Die antik-apollonische Kultur hat wahrscheinlich noch nicht einmal bemerkt, daß sie bereits im Sterben lag!

 

Byzantinisches Kapitell Solange die Antike sich seelisch aufrecht hielt, bestand die Pseudomorphose darin, daß alle Kirchen des Ostens in Kulte westlichen Stils überführt wurden. Das ist eine wesentliche Seite des Synkretismus. Seit Hadrian (117-138) verschwanden die echt antiken Stadtgötter im Hintergrund, auch wenn die östlichen Kulte noch sämtliche Merkmale des antiken Einzelkults trugen, jede Gemeinde für sich stand und örtlich begrenzt war: „alle diese Tempel, Katakomben, Mithräen, Hauskapellen sind Kultorte, an welche die Gottheit nicht ausdrücklich, aber gefühlsmäßig gebunden ist; aber trotzdem liegt magisches Empfinden in dieser Frömmigkeit. Antike Kulte übt man aus, und zwar in beliebiger Zahl, von diesen gehört man einem einzigen an. Die Mission ist dort undenkbar, hier ist sie selbstverständlich, und der Sinn religiöser Übungen verschiebt sich deutlich nach der lehrhaften Seite. Mit dem Hinschwinden der apollinischen und dem Aufblühen der magischen Seele seit dem 2. Jahrhundert kehrt sich das Verhältnis um. Das Verhängnis der Pseudomorphose bleibt, aber es sind jetzt Kulte des Westens, die zu einer neuen Kirche des Ostens werden. Aus der Summe von Einzelkulten entwickelt sich eine Gemeinschaft derer, welche an diese Gottheiten und Übungen glauben, und nach dem Vorgange des Persertums und Judentums entsteht ein neues Griechentum als magische Nation.“ (Spengler, 1922, S. 801).

Zum Anfang des Steinbocks Vom Übergang aus der Befruchtungsphase ausgehend sehen wir in der Spätantike (rot gefärbt) folgende Geistesströmungen, an denen man das magisch ausgerichtete Seelenbild gut erkennen kann, nämlich den Dualismus zwischen Geist und Seele, den ich Seelengeist nenne. Dieser wird teilweise, und zwar zunächst in Form des Arianismus, auf das Abendland übertragen . So funktionieren Genträger, die Chromosomen, und als solche übertragen sie das Erbmaterial von der sich teilenden Zelle auf die beiden Tochterzellen, und die heißen für das Abendland Römisches Reich und Christliche Kirche.

-16) Schlacht am Niederrhein (Germanen besiegen Römer)
  -9) Germanisches Reich (Markomannen) an Main und Donau und in Böhmen (bis 433 Kult-Uhr )
   0) Germanisches Reich (Goten) zwischen Ostsee und Karpaten, zwischen Oder und Bug (bis 150 Kult-Uhr )
   9) Schlacht im Teutoburger Wald (Germanen besiegen Römer)
 19) Germanisches Reich (Quaden) ab 25 mit dem Markomannen-Reich verschmolzen (bis 375 Kult-Uhr )

(Vgl. 22-24um 70/80) Evangelien entstehen; um 120 vollendet (Markus, Matthäus, Lukas und Johannes)
um 70/80)
Patristik (1)  (Erste Kirchenväter) Apostolische Väter der nachapostolischen Zeit (bis 150)
um 70/80) Mittlerer Platonismus (Ende der Akademie (Alter Platonismus) Beginn des Mittleren Platonismus): Plutarch
24.08.79) Ausbruch des Vesuv (der Naturforscher Plinius d.Ä. kommt dabei ums Leben)
80) Kolosseum (Amphitheater) mit 50000 Plätzen
81) Baubeginn des Limes unter Domitian
um 90/100) Trier erhält ein Amphitheater für 2000 Zuschauer
121) Nimes in Südfrankreich erhält ein Amphitheater

80/150) Beginn der 2. Germanischen Wanderung, d.h. Eindringen der freien Germanen aus der
            Germania Libera (Germania Magna) in römisches Territorium (Römisches Reich). Seit 81: Bau des Limes
             Das Germanische entwickelt durch die Wanderungen immer mehr Einzeldialekte

um 150) Geozentrisches System als Weltbid, Tierkreis- und Planetenastrologie (Viererbuch: Ptolemäus)
um 150) Längen und Breitenbestimmungen von 8000 Orten der Welt (Achterbuch: Ptolemäus)
um 150) Optik mit Messung des Einfalls- und Brechungswinkels des Lichts (Ptolemäus)
um 150) Harmonik-Musiktheorie (Ptolemäus)
um 150) Gravitationstheorie (Ptolemäus)

um 150) Patristik
(2) (Apologeten), Verbindung christlicher Offenbarungslehre mit griechischer Philosophie:
Justinus, Athenagoras

um 150) (Gnostische) Alexandrinische Schule jüdisch-christlicher Prägung (
Begr.: Philon 20/50) soll eine rein christliche Philosophie werden (Clemens von Alexandria)
160/180) Aristotelische (Peripatetische) Stoa: Galenos (Arzt & Philosoph), Mark Aurel (Politiker & Philosoph)

150) Goten-Reich zwischen Ostsee und Karpaten, zwischen Oder und Bug erloschen (gegründet 0 Germanen-Reiche)

150) Ostgoten-Reich (Osteuropa, Ukraine, Südrußland, Krim (Krimgoten bestehen bis ins 20. Jh.)) (bis 375 Kult-Uhr )
150) Westgoten-Reich (Osteuropa, Balkan, Griechenland, Kleinasien); ab 376 Foederaten-Reich (bis 400 Kult-Uhr )

193) Alemannen (-Reich) im Dekumatland und jenseits des Limes
(bis 746 Kult-Uhr )

180/190) Der Bischof von Rom gewinnt an Bedeutung
200/250) Letzter Skeptizismus (gegen Dogmatismus der Stoa und radikale Skepsis des Mittleren Platonismus): Sextus Empiricus
220/250) Neuplatonismus (
Ende des Mittleren Platonismus, Beginn des Neuen Platonismus):
(Urheber: Ammonios Sakkas) Begründer: Plotinos
220/250) (Gnostisch-Neuplatonische) Alexandrinische Schule christlicher Prägung (Systematik): Origenes
254) 1. Reichsteilung
293) 2. Reichsteilung

255) Franken (-Reich) zwischen Weser und Rhein und im Rheindelta (bis 843 Germanen-Reiche )
286) Sachsen (-Reich) an Nord- und Ostsee, zwischen Elbe und Niederrhein (bis 804 Germanen-Reiche )

um 300) Arianismus (1): Christologie des alexandrinischen Priesters Arius (Christus ist mit Gott nicht wesensgleich)
um 300) Eremitenleben: Antonius der Einsiedler (der Große) geht in die Wüste
  um 300) Patristik (3) (Systematiker): Athanasios
305) 3. Reichsteilung
313) Toleranzedikt von Mailand. Die Christenverfolgungen werden eingestellt
318) Verurteilung des Arianismus und Exkommunikation des Arius durch den Bischof von Alexandria
um 320) Patristik (4) (Dogmatiker): Eusebius von Cäsarea
um 320) 1. Kloster in Ägypten: Pachomius der Eremit
324) Konstantin I. d.Gr. ist Alleinherrscher (Totius orbis imperator)
325) (19.06. - 25.08.)  Konzil (1) von Nizäa (I) : Verurteilung des Arianismus und Glaubensbekenntnis unter
Einfluß Konstantin I. d. Gr. und Athanasios (Kirchenlehrer und Patriarch von Alexandria)
330) (11.05.) Byzanz wird nach Umbenennung in Konstantinopel christliche Reichshauptstadt (2. Rom)
im bewußten Gegensatz zum heidnischen Rom (!)
337) 4. Reichsteilung
um 350) Arianismus (2): Wulfila (ca. 311-383) betreibt Mission und übersetzt die Bibel ins Gotische (Westgotische)
(der Arianismus lebte bei Goten, Wandalen und Langobarden bis ins 6. Jh. fort,
bei den Franken bis 496)

um 350/380) Patristik (5) (Kirchenpolitiker): Hilarius von Poitiers, Ambrosius (Trier), Bischof von Mailand,
Augustinus (Gottesstaat), vom Manichäismus, Skeptizismus und Neuplatonismus hindurch
zum Christentum (deshalb wird Augustinus Gegner des Manichäismus)
364) 5. Reichsteilung

um 370) 1. Mönchsregel (Klosterregel) für das griechische Mönchtum von Basileios (Basilius) d. Gr.
um 370) Mönchtum entfaltet sich auch im Westen (Vita Antonii)

um 370) Musik: Ambrosius (aus Trier), Bischof von Mailand, führt den
hymnischen Chorgesang in der abendländischen Kirche ein

375) Beginn der 3. Germanischen Wanderung („Völkerwanderung“) - ausgelöst durch die (asiatischen) Hunnen

375) Quaden-Reich erloschen (gegründet 19 Germanen-Reiche)
375) Ostgoten-Reich in Osteuropa, Ukraine, Südrußland, Krim erloschen (gegründet 150 Germanen-Reiche)
375) Ostgoten-Reich in Pannonien (Österreich, West-Balkan); ab 493 auch in Italien (bis 555 Germanen-Reiche )

375) Gepiden-Reich (zwischen Donau, Theiß Alt und Karpaten) unter Arderich u.a. (bis 567 Germanen-Reiche )

381) (Mai - 09.07.)  Konzil (2) von Konstantinopel (I) : bestätigt das Nizäum (325); Gottheit des Hl. Geistes
391) Christentum wird Staatsreligion (Verbot aller heidnischen Kulte)
395) 6. (letzte) Reichsteilung - Römisches Reich wird endgültig geteilt: Osten (Byzanz) und Westen (Rom)
Ende der Reichseinheit
seit ca. 395) Patristik (6) (Scholastik) Synesios von Kyrene (neuplatonisch ausgerichtet)

400) Thüringer-Reich in Mitteleuropa, zwischen Harz, Elbe und Donau (bis 531 Germanen-Reiche )
400) Westgoten-Reich in Osteuropa, Balkan, Griechenland, Kleinasien erloschen
(gegründet 150 Germanen-Reiche)

- Der „Kampf um Rom“ beginnt: Eroberung Roms durch Westgoten (410), Wandalen (455) und Skyren (476)


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Theologie Analoge Theologien Philosophie
(0-2): 2100-1775 und 50-375
(0-2, 2-4, 4-6, 6-8, 8-10, 10-12)
1) .... Indogermanische ... seit ca. - 2100
2) ............. ZEUS - .........  seit ca. - 2100 / - 2050
3) ........... Religion .......... seit ca. - 2100 / - 2050
4) .............. und .............. seit ca. - 2100 / - 2050
5) ....... altmediterane ...... seit ca. - 2000
6) ........... Religion .......... seit ca. - 2000
7) ....... verschmelzen ...... seit ca. - 1990 / - 1970
8) .... (Antike Religion) ... seit ca. - 1950 / - 1900
9) .... (Zeus-Theologie) .... seit ca. - 1930 / - 1900
10) ..... Protohellenen ..... seit ca. - 20. Jh. / - 17. Jh.
11) .......... Mythen .......... seit ca. - 20. Jh. / - 17. Jh.
12) .............. der ............. seit ca. - 19. Jh. / - 17. Jh.
13) ......... Mykener ......... seit ca. - 19. Jh. / - 17. Jh.
1) 1. Gnostizismus Alexandrinische Schule seit 20 (50)
2) 1. Patristik Apostolische Kirchenväter seit 70
3) 5. Kyniker Dion Chrysostomos von Prusa seit 70 (80)
4) Mittlerer Platonismus (Plutarch u.a.) seit 70 (80)
5) 2. Gnostizismus Alexandrinische Schule seit 150
6) 2. Patristik Apologetische Kirchenväter seit 150
7) Aristotelischer Stoizismus seit 160 (180)
8) 3. Skeptizismus Letzte Skeptiker seit 200 (250)
9) Neu-Platonismus (Plotinos u.a.) seit 220 (250)
10) Arianismus (Arius, Wulfila u.a.) seit 3. / 4. Jh.
11) 3. Patristik Systematisierende Kirchenväter seit 3. / 4. Jh.
12) 4. Patristik Dogmatisierende Kirchenväter seit 4. Jh.
13) 5. Patristik Kirchenpolitische Kirchenväter seit 4. / 5. Jh.

 

Zum Anfang des Steinbocks Urheber des Neuplatonismus war der in Alexandria lebende Ammonios Sakkas (um 175 - 242). Er hat nichts Schriftliches hinterlassen, seine Schüler um so mehr: Plotinos (205-270), der eigentliche Begründer des Neuplatonismus, und Origenes (185-254), der zuerst Lehrer an der ältesten christlichen Theologenbildungsanstalt (203-231) in Alexandria, dann Vorsteher der von ihm 232 gegründeten Anstalt in Caesarea (Palästina) war und von den Orthodoxen als Ketzer angegriffen wurde. Er vollendete die früheste christliche verteidigende (apologetische), vergleichende und systematische Theologie in Form einer Streitschrift gegen Celsus (2.Jh.), ein römisch-platonischer Philosoph, der starke Einwände gegen das Christentum hatte und meinte, Gott könne ohne Veränderung in das Schlechte gar nicht zu den Menschen gelangen; die christliche Lehre sei ohne Originalität, habe ihre Wurzeln in der orientalischen Mythologie und gefährde praktisch den Staat. Origenes benutzte die Gnosis und den Neuplatonismus, besonders seine Lehre vom Logos, zur Deutung der religiösen Urkunden. Gott sei wirkende Vorsehung, Christus nicht Erlöser, sondern Vorbild, der heilige Geist der eigentliche Mittler zwischen Christus und Welt bzw. Menschheit, der deren Rückwirkung zu Gott bewirke. Nachdem Clemens von Alexandria (150-215) noch unsystematisch zwischen Platon, Stoa und Philon, also platonisch, stoisch und gnostisch hin und her philosophiert hatte, schuf Origenes unter Verwendung griechischer Begriffe und starker Annäherung an neuplatonische Ideen ein theologisches System. Das Kernstück des Neuplatonikers Plotinos dagegen war die Ontologie als eine Art Hypostasenlehre. Die Vergegenständlichung oder Personifikation eines Begriffes und dieser selbst schienen ihm ein Ein-und-Alles zu sein. Und selbst das war ihm wahrscheinlich noch zu körperlich. Plotinos war so sehr auf Vergeistigung bedacht, daß er sich schämte, einen Leib zu haben. Er systematisierte den Neuplatonismus und ging vom All-Einen aus, welches das Ur-Gute sei, aber weder Vernunft noch Gegenstand der Vernunfterkenntnis. Nach seiner Vorstellung entläßt das All-Eine aus sich heraus durch Ausstrahlung (Emanation) den Weltgeist, Nous. Plotinos meint, der Nous setze die Welt-Seele aus sich heraus; er fasse die Ideenwelt in sich, die wahre Welt, während die Sinnenwelt nur ein trügerisches Abbild dieser sei. Die Welt-Seele gliedere sich in Einzel-Seelen auf. Als niederste Stufe der Emanation entstehe die Materie, das Nicht-Seiende, Böse, die absolute Negation des Ein-Urwesens. Das letzte und höchste Ziel der vom All-Einen abgefallenen Seele sei ihre Wiedervereinigung mit ihm durch Ekstase, zu der die Erkenntnis nur eine Vorstufe sei.

Zum Anfang des Steinbocks Die christliche Philosophie, die die Kirchenväter (Patristen) immer mehr durchsetzten, war zunächst eine alexandrinische, d,h, eine mehr und mehr von spätgriechischen, jüdischen und christlichen Elementen bestehende Philosophie gewesen. In dieser Alexandrinischen Schule wurde der Versuch gemacht, aus der spätgriechischen Philosophie eine christliche zu machen. Wenn die Patristik die Nabelschnur für das Abendland im Uterus bedeutet, dann repräsentiert die christliche Religion die versorgenden Fruchthüllen, die zusammen mit der Gebärmutterschleimhaut zur Plazenta werden. Das Christentum wurde tatsächlich so etwas wie ein Mutterkuchen für das werdende Abendland, weil dieses ja auch mit magischen Kulturgenen ausgestattet ist. Die magische Kultur stellte die weiblichen, die antike Kultur die männlichen Gene zur Verfügung. Aus dem Gengemisch entwickelten sich kulturhistorische Faktoren, die man als kirchenväterlich bezeichnen kann. Die Kirchenväter wirkten vom Ende des 1. Jahrhunderts an (und bis in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts): von den apostolischen (70/80-120), dann den apologetischen wie Justinus (100-167) und Tertullian (ca. 150-220), den systematischen wie Origenes (185-254), den dogmatischen wie Eusebius von Cäsarea (260-340), den kirchenpolitischen wie Augustinus (354-430), seinem (britischen) Gegner Pelagius (ca. 380-420), den ersten Scholastikern wie Synesios von Kyrene (370-450) und Boethius (480-524) bis zum englischen Beda Venerabilis (674-735). Sie gaben dem abendländischen Keim die ersten Fruchthüllen bis hin zur Muttermilch und zur ersten postnatalen Entwöhnung, dem Abstillen. Die Fruchthüllen legten sich im 4. Jahrhundert um den germanischen Wulfila-Keim des Abendlandes, der ab jetzt Embryo genannt werden darf.

 

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Zum Anfang des Steinbocks Anmerkungen:

„Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde Kultur so mächtig über dem Lande liegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht einmal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 784). Auch eine junge Kultur kann so mächtig sein, daß sie eine alte dort, wo sie zu Hause ist, überlagert. Das Beispiel zwischen der (alten) apollinischen Kultur, auch kurz „Antike“ genannt, und der (jungen) magischen Kultur, auch „Persien/Arabien“ genannt, macht es deutlich: „Solange die Antike sich seelisch aufrecht hielt, bestand die Pseudomorphose darin, daß alle östlichen Kirchen zu Kulten westlichen Stils wurden. Dies ist eine wesentliche Seite des Synkretismus. ... Mit dem Hinschwinden der apollinischen und dem Aufblühen der magischen Seele seit dem zweiten Jahrhundert kehrt sich das Verhältnis um. Das Verhängnis der Pseudomorphose bleibt, aber es sind jetzt Kulte des Westens, die zu einer neuen Kirche des Ostens werden. Aus der Summe von Einzelkulten entwickelt sich eine Gemeinschaft derer, welche an diese Gottheiten und Übungen glauben, und nach dem Vorgange des Persertums und Judentums entsteht ein neues Griechentum als magische Nation.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 800-801).

Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel „Parallelenaxiom“ deutlich werden kann: Euklid hat in seinen „Elementen“ (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1917, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.

Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. (Vgl. Spengler, 1922, S. 847f.).

Carl Friedrich Gauß (1777-1855) veröffentlichte seine nicht-euklidischen Geometrien nicht, weil er das Geschrei der denkfaulen, schwerfälligen und unkultivierten Menschen fürchtete. Er nannte sie Böoter, weil die Einwohner dieser antiken Landschaft (Hauptstadt: Theben) von den Einwohnern anderer Griechenstädte als denkfaul und schwerfällig beschrieben worden waren. Gauß meinte zu Recht, daß man die Menschen nicht wirklich würde überzeugen können. Die erste der nichteuklidischen Geometrien entdeckte Gauß nach Vollendung seines Hauptwerkes Disquisitiones arithmeticae (1801), durch deren in sich widerspruchslose Existenz bewiesen wurde, daß es mehrere streng mathematische Arten einer dreidimensionalen Ausgedehntheit gibt, die sämtlich a priori gewiß sind, ohne daß es möglich wäre, eine von ihnen als die eigentliche Form der Anschauung herauszuheben. (Vgl. 18-20).

Mitose (mitos = Faden) bedeutet eine indirekte Kernteilung, Karyokinese, eine Äquationsteilung. Es ist ein Kernteilungsvorgang, bei dem aus einem Zellkern zwei Tochterkerne gebildet werden, die gleiches - mit dem Ausgangsmaterial identisches - Genmaterial und (im Unterschied zur Meiose) die gleiche Chromosomenzahl haben. Auch die Mitose kennt die Phasen (1.1.) Prophase, (1.2.) Metaphase, (1.3.) Anaphase und (1.4.) Telophase.

Römisch-katholische Interpretationen attestieren dem Abendland zumeist, daß in ihm die Dominanz des Christlichen überwiege. Diese Meinung teilen vor allem kirchliche und vornehmlich christlich orientierte Vertreter. Theodor Heuss (31.01.1884 - 12.12.1963) soll einmal gesagt haben, daß Europa von 3 Hügeln ausgegangen sei: von der Akropolis, von Golgatha und vom Kapitol. Diese Sichtweise würde eher, wenn vielleicht auch nicht beabsichtigt, auf eine Dominanz der Antike verweisen. Wenn man jedoch berücksichtigt, daß aus einem antik-apollinischen Einzelkörper und einer magisch-seelengeistigen Welthöhle ein abendländisch-faustischer Unendlichkeitsraum entstehen kann, dann muß unbedingt ein dritter Faktor hinzukommen, den ich die Kulturpersönlichkeit nenne: das Germanentum. Ohne das Germanentum versteht man die Willensdynamik eines Faust nicht, und ohne das germanische Element ist die Raumtiefe, aber auch die in jeder Hinsicht sowohl ins Mikrokosmische als auch ins Makrokosmische gehende Unendlichkeit nicht als distinktives Merkmal der abendländischen Kultur zu identifizieren. Diese Merkmale treffen auf keinen antiken Menschen zu, aber insbesondere auf die Abendländer, die germanischen Ursprungs sind. Scharfe Gegensätze, wie die zwischen Antike und Abendland, sind zwar unbedingt ein Indiz für Verwandtschaft, weil beide Kulturen so auffallend gegensätzlich sind: aktiv und reaktiv. Offenbar hat die Antike auf das Abendland aber nicht persönlichkeitsstiftend gewirkt und konnte auch erzieherisch nicht tätig werden, weil sie so früh verstarb. Die Biogenetik und Sozialisation geraten nicht selten so weit auseinander, wenn ein Elternteil früh verstirbt, d.h. nicht wirklich erlebt wird. Dem Abendland scheint es auch so ergangen zu sein. Die Auseinandersetzungen mit der magischen Mutter hat beim Kind jedoch zu einer enormen, fast schon verdächtigen Erinnerung bis hin zur Vergötterung des antiken Vaters Beitrag geleistet. Aber liegt deshalb immer auch schon ein Vaterkomplex vor?  Es bleibt zunächst festzuhalten, daß auch kulturell zwischen Genetik und Sozialisation, zwischen Anlage und Umwelt, zwischen angeboren und anerzogen ganz klar unterschieden werden muß. Dazwischen bewegt sich die Persönlichkeit. Man kann sie nicht isolieren, folglich auch nicht isoliert betrachten, aber man kann sie beschreiben, und ich beschreibe die Kulturpersönlichkeit des Abendlandes als germanisch, weil dieser Raum zwischen Anlage und Umwelt für die Kulturpersönlichkeit zwanghaft unendlich werden muß, wenn sie die verlorene Vaterkultur zurückholen will. Der unendliche Raum und Wille sind auch deshalb Ursymbol und Urwort des Abendlandes. Wenn der Mensch eine Grundlage von etwa 60 Billionen Zellen hat und einer Umwelt von praktisch unendlicher Vielfalt ausgesetzt ist, so gilt für eine Kultur, daß sie Völker, Staaten oder Nationen zur Grundlage hat und einer Umwelt von unendlichen Möglichkeiten, aber auch gähnender Leere gegenübersteht. Mit dem Germanentum fiel eine faustische Entscheidung zugunsten der unendlichen Möglichkeiten. Die Eltern des Abendlandes waren also antik-magisch, ihre gentragenden Chromosomen römisch-christlich, aber die Kontrollgene germanisch. (Vgl. 22-24).

Die 2. Germanische Wanderung, das Erstarken des christlichen Elements und die Reaktionen des Römischen Reiches, d.h. die Kämpfe gegen Germanen und Christen einerseits und die Aneignung ihrer Vorzüge andererseits, stellen die erste Materialisation des in der Befruchtungsphase genetisch festgelegten Codes dar. Was sich in der letzten Phase angedeutet hatte, wurde jetzt konkret. Ende des 1. Jahrhunderts begannen die Römer mit dem Bau des Limes und Domitian mit seinem ausartenden Despotismus (Dominus et Deus) und der Verfolgung von Christen und Stoikern. Was auch immer politisch dahinter steckte, es war jedenfalls auch der Ausdruck einer Pendelbewegung, eine Art Selbstfremdheit. Während der 3. Germanischen Wanderung, die ich als eine Organisation des werdenden Abendlandes ansehe, sollte dies noch deutlicher werden. Da alles in Bewegung war, konnte man auch nichts anderes mehr erwarten als eine Organisation des Chaos. Die 3. Germanische Wanderung sollte die Organe wachsen lassen. Einen „Weltmonat“ (2150 Jahre) vorher waren es die Indogermanen gewesen, die ebenfalls durch zwei große Wellen eine Organisation zum Werden des Neuen bewirkt hatten. Was die Indogermanen für die Antike gewesen waren, waren die Germanen für das Abendland, und es bleibt abzuwarten, wer auf große Wanderschaft geht, um die abendländischen Kulturgene zu steuern.

Der Synkretismus kristallisierte sich als eine der vielen Arten der Pseudomorphose (Spengler) heraus, als die Kirchen des Ostens in Kulte des Westens verwandelt wurden und in umgekehrter Richtung die Kultkirche entstand. Die Formenbildung ging also erst von West nach Ost und dann von Ost nach West. Das 2. Jahrhundert war die Zeit der Umkehrung: die Kulte des Westens wurden zu einer neuen Kirche des Ostens. Es entstand ein neues Griechentum als magische Nation.

„Und aus der Gottheit des Ortes wird, ohne daß jemand sich der Schwere dieser Wendung bewußt wäre, die am Orte gegenwärtige Gottheit.“ (Spengler, Der Untergang des Abendlandes, Bd. II, 1922, S. 801)

Spätestens jetzt müßte man hier erkennen, wie weit auch die römische Antike sich bereits von ihrem körperlichen Seelenbild gelöst hatte. Plotin hatte das magische Seelenbild, das ich Seelengeist nenne, offenbar längst verinnerlicht. So gesehen hatte der Neuplatonismus tatsächlich nicht mehr viel mit dem alten und mittleren Platonismus zu tun. Für Platon selbst spielten Körper, Formen und Substanzen eine sehr große Rolle. Auch das antike Bild des Körpers ist hier bereits, zur Zeit des Plotin (205-270), durch das magische Bild der Welthöhle absorbiert worden. (Vgl. 22-24).

Trier wurde wahrscheinlich zwischen 16 und 13 v. Chr. von Kaiser Augustus im Gebiet der Treverer gegründet. Es wurde rasch Mittelpunkt und besaß schon um 100 n. Chr. ein Amphitheater für rund 20000 Zuschauer. Trier war Hauptort der Provinz Belgica, zu der auch Teile Germaniens gehörten. Unter Claudius (01.08.10 v. Chr - 13.10.54 n. Chr.; Kaiser von 41 bis 54) war es Colonia. Von 260 bis 270 war Trier Residenz der gallischen Gegenkaiser Postumus und Victorinus. Es wurde 275/276 von Franken und Alemannen zerstört und im Jahre 286 von Diokletian zur Kaiserresidenz und unter Konstantius I. Chlorus (Gaius Flavius Valerius Constantius, um 250 - 306), der seit 293 Mitkaiser und seit 305 Augustus war, Kaiserresidenz und Verwaltungssitz der gallischen Präfektur (bis Ende des 4. Jhs.). Trier war mit 70000 Einwohnern für ein Jahrhundert die größte Stadt nördlich der Alpen. Bereits seit etwa 200 n. Chr. gab es in der Stadt eine Christengemeinde. Ein Bischof ist seit dem 3. Jahrhundert nachweisbar. 475 fiel Trier an die Franken, blieb aber weiterhin Mittelpunkt des christlichen Lebens.

Jesus (7 / 4 v. Chr. - 26 / 30 n. Chr.) ist Urheber und zentrale Gestalt des Christentums. Das Christentum umfaßt die Auswirkungen des Glaubens an Person und Wirken Jesu Christi, wie er von den christlichen Kirchen und Gemeinschaften in der Auseinandersetzung mit fremden Religionen, den geistigen und weltanschaulichen Strömungen der verschiedenen Zeiten sowie mit den politischen Mächten entwickelt worden ist. In Rom galt die christliche Gemeinde zunächst als jüdische Sekte. Der römische Staat entzog dieser schnell wachsenden Gemeinschaft bald die religiösen und rechtlichen Privilegien, die er dem Judentum gerade eingeräumt hatte. Die Auseinandersetzung mit dem Römischen Reich wurde intensiv seit der Mitte des 3. Jahrhunderts geführt. Auf das Toleranzedikt des Galerius und Licinius, 311, folgte die Bekehrung Konstantins und mit dem Toleranzedikt von Mailand (313) die Einstellung der Christenverfolgungen. Konstantin der Große machte das Christentum zu der mit allen zeitgenössischen Kulten gleichberechtigten und schließlich zur allein berechtigten Religion im Reich (Konzil von Nicaea, 325). Damit hatte er eine Entwicklung eingeleitet, die zur Entstehung der Reichskirche als einer vom Reich letztlich abhängigen Einrichtung führte. Durch den oströmischen Kaiser Theodosius I. wurde 380 mit dem Edikt von Thessalonike der Athanasianismus (Katholizismus) begründet, im 1. Konzil (= 2. Ökumenisches Konzil, 381) von Konstantinopel das (konstantinopolitanische) Glaubensbekenntnis formuliert und das Nizänum bestätigt, 391 das Christentum überhaupt Staatsreligion, damit alle heidnischen Kulte verboten. 395 teilte sich das Reich in West- und Ostrom, 455 eroberten die Wandalen Rom und 476 erlosch das Weströmische Reich endgültig mit der Absetzung des Romulus Augustus durch den Germanen Odowaker (Odoaker), aber die römische Kultur wurde von den Eroberern nicht zerstört, die arianische Christen waren und mit der unterworfenen Bevölkerung, die römisch-katholisch war, die erste und für die Christen-Geschichte wichtigste Verschmelzung eingingen. Für die geschichtliche Erkenntnis Jesu ist man nahezu ausschließlich auf die Evangelien des Neuen Testaments angewiesen. Derjenige, der das Christentum erst zur Weltreligion machte, war Paulus. (Vgl. 22-24 und 2-4 sowie 4-6).

Paulus († 29.06.66 oder 67; enthauptet), christlicher Heidenapostel, machte das Christentum durch Überwindung der nationalen und traditionellen Bedingtheiten seitens des Judenchristentums zur Weltreligion, indem er den übernationalen Charakter der durch den Glauben an Christus begründeten Heilsgemeinschaft betonte. Er war Verfasser zahlreicher neutestamentlicher Schriften. Als Quellen zur Rekonstruktion seines Lebens dienen vor allem die wirklich von ihm verfaßten Briefe an die Gemeinden in Rom, Korinth, Galatien, Philippi, Thessalonike und an Philemon, die alle aus der Zeit zwischen 50 und 56 stammen. Bei der spekulativen Durchdringung des Christentums verwendete er Elemente der stoischen und jüdisch-hellenistischen Philosophie. Seine vielen Missionsreisen führten am Ende zur Verhaftung in Jerusalem, zur Überführung nach Rom und dort zur Enthauptung (Märtyrertod). (Vgl. Mission und Apostelkonzil). Paulus gilt als der bedeutendste Missionar des Urchristentums. In seiner mehrjährigen Missionstätigkeit auf Zypern, in Kleinasien, Syrien, Griechenland, Makedonien u.a. Regionen verkündete er kompromißlos das Evangelium frei von Gesetzesbindungen und trat dadurch natürlich in Gegensatz zum Judenchristentum der Urgemeinde. Er knüpfte besonders an die nachösterliche Verkündigung des gekreuzigten und auferstandenen Herrn und seine Bedeutung für das Heil der Menschheit an. Die durch den Tod und die Auferstehung Christi eingetretene Wende der Heilsgeschichte zeigt sich nach Paulus vor allem darin, daß der jüdische Heilsweg, der in der Erfüllung der Gesetzgebung als der Verpflichtung gegenüber dem Bund mit Jahwe steht, aufgehoben ist (!), die Rechtfertigung* ausschließlich aus dem Glauben erlangt werden kann (!). (*Rechtfertigung ist ein Begriff der christlichen Theologie, mit dem der Vorgang reflektiert wird, daß das durch die Sünde gestörte Verhältnis zwischen Mensch und Gott in einen als „heil“ geglaubten Zustand überführt wird). Der Glaube kann auch nicht als Werk des Menschen aus sich selbst verstanden werden, sondern als Gabe und als Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes. Der Mensch ist in allen seinen Aspekten („Geist“, „Seele“, „Leib“) aufgerufen, das in Christus geschenkte neue Leben zu verwirklichen. In seinem Verhalten ist der Mensch jedoch nicht auf sich allein gestellt, sondern ist Mitglied der Gemeinde des auferstandenen Herrn. Diese ist schon gegenwärtig der Leib Christi, wird aber gleichzeitig von der Hoffnung auf die endgültige Wiederkunft (Parusie) des Herrn geleitet und ist in dieser Spannung von „schon“ und „noch nicht“ Träger seines Geistes.

48 fand das Apostelkonzil in Jerusalem statt, an dem auch Petrus und Paulus teilnahmen. Anlaß des Apostelkonzils war die Frage, ob „Heiden“, die zum Christentum übertreten, sich der Beschneidung und dem jüdischen Gesetz unterwerfen müssen. Das Apostedekret ist der vom Apostelkonzil (Apg. 15; Gal. 2, 1-10) den Christen Antiochias, Syriens und Kilikiens (heute: Südanatolien) mitgeteilte Beschluß, daß sie zur Beobachtung (Befolgung) des mosaischen (israelitisch-jüdischen) Gesetzes nicht verpflichtet seien (!). Also war das Apostelkonzil ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Universalkirche.

Der „Klemensbrief“, der von Klemens I. (reg. um 88-97) verfaßte politisch gefärbte Brief mit 61 Kapiteln, ist das früheste authentische Dokument der nachapostolischen Zeit; er identifiziert die Einheit der römischen Gemeinde mit der Einheit in Rom und kann als eine erste „Enzyklika“, ein politisch gefärbtes „Evangelium“ aufgefaßt werden. Unter Klemens I. bekehrten sich führende Angehörige des römischen Adels und des Kaiserhauses zum Christentum. (Vgl. Papstgeschichte).

Hadrian (Publius Aelius Hadrianus, 24.01.76 - 10.07.138 ), Verwandter Trajans, zweiter adoptierter Kaiser (117-138), war seit 116 Statthalter in Syrien und schloß unter Verzicht auf die eroberten Gebiete mit den Parthern einen Frieden. 117 wurde er nach umstrittener Adoption zum Kaiser ausgerufen. Seine Politik des Verzichts auf kostspielige Reichsexpansion und verstärkter Grenzsicherung entspricht dem Bemühen im Innern, v.a. Straßen-, Städte- und Wasserleitungsbau im ganzen Reich zu betreiben. Die Euphratgrenze wurde wieder hergestellt, der Ausbau des germanischen Limes an Rhein und Donau intensiviert, wie auch andere Befestigungsanlagen, z.B. in Britannien und am Euphrat. Hadrian verbesserte und verstärkte den Verwaltungsapparat durch Ausbau der Kanzleibürokratie und machte ausgedehnte Reisen zur Überwachung der Reichsverwaltung (Reisekaiser). Unter ihm gab es Neueinrichtungen von Provinzen und eine Heeresreform. Hadrian war Griechenfreund und Philosoph und im Osten göttlich verehrt. Er war erfüllt vom Ziel der Verwirklichung der Pax Augusta im ganzen Imperium. Der Wiederaufbau Jerusalems als Kolonie Aelia Capitolina entfachte den Aufstand der Juden unter Bar Kochba (132-135), der mit der Eroberung Jerusalems durch Hadrian endete. Hadrian adoptierte 137 den späteren Kaiser Antonius Pius, verfaßte eine Biographie und ließ u.a. das Mausoleum (Engelsburg) in Rom, die Villa Adriana bei Tivoli und in Athen die Stoa - mit Bibliothek - bauen. Hadrian wurde in dem monumentalen Rundgrab, dem Mausoleum Hadriani (Engelsburg) beigesetzt. (Vgl. Tabelle).

Antonius Pius (Titus Aelius Hadrianus Antonius, 19.09.86 - 07.03.161), 138 von Hadrian adoptierter Kaiser (138-161), der die Friedenspolitik seines Vorgängers fortsetzte. Die Limesanlagen wurden weiter ausgebaut, das Heer durch einheimische Truppen verstärkt und in Britannien die Grenze bis zum Firth of Forth verschoben (Antoniuswall, um 142). Seine Regierung galt als Zeit des Wohlstands. Antonius Pius adoptierte auf Wunsch Hadrians die späteren Kaiser Mark Aurel und Lucius Verus. (Vgl. Tabelle)

Mark Aurel (Marcus Aurelius Antoninus, eigtl. Marcus Annius Verus, 26.04.121 - 17.03.180), 138 von Antonius Pius adoptierter Kaiser (161-180), der Philosoph auf dem Kaiserthron, regierte zuerst mit seinem Adoptivbruder Lucius Verus (Lucius Aelius Aurelius Commodus, eigtl. Lucius Ceionius Commodus, 15.12.130 - Jan./Febr. 169), indem er ihn zum Mitkaiser ernannte. Diese Doppelprinzipat, wenn es noch eines war, hielt bis zum Tode des Mitkaisers (169). Lucius Verus führte erfolgreich Krieg gegen die Parther (162-166), die Armenien, Kappadokien und Syrien besetzt hatten, und eroberte Seleukeia am Tigris und Ktesiphon. Mesopotamien wurde besetzt. Mark Aurels Regierung war der Beginn des römischen Niedergangs: wegen der Pest, die sich durch heimkehrende Soldaten über das ganze Reich von Osten nach Westen verbreitete, kam es zum Friedensschluß und zu ständigen Grenzüberschreitungen an der Donau durch die germanischen Völker wie Markomannen, Quaden und Bastarnen sowie durch die iranischen Sarmaten (seit 166). Aus diesem Grunde erfolgte der 1. Markomannische Krieg (167-175). Mark Aurels Hauptwerk, die in griechischer Sprache verfaßten Wege zu sich selbst, entstanden während eines Feldzuges; diese Offensive zur Sicherung der Donaugrenze brachte den Frieden (171): die Markomannen und Quaden mußten einen Gebietsstreifen links der Donau räumen. 173 wurde ihm zu Ehren ein Reiterstandbild auf dem Kapitolsplatz in Rom errichtet, 176 folgte eine Säule, die den 1. Markomannischen Krieg darstellende Markussäule. Mitregent wurde sein Sohn Commodus und das Adoptionsprinzip zugunsten einer dynastischen Erbfolge aufgegeben. Der 2. Markomannische Krieg (178-180) veranlaßte die Römer 179, ein neues Legionslager, Castra Regina (Regensburg) zu errichten, aber sie mußten nach dem Tod Mark Aurels in Vindobona (Wien, 180) wegen des ungünstigen Friedensschlusses die Offensivpolitik aufgeben. Diese Entscheidung fällte Mark Aurels Sohn Commodus. (Vgl. Tabelle).

Commodus (Marcus Aurelius Commodus Antonius, seit 191: Lucius Aelius Aurelius Commodus, 31.08.161 - 31.12.192), Sohn des Mark Aurel und der Faustina d.J., war seit 166 Caesar, seit 177 Augustus und von 180 bis 192 römischer Kaiser. Er gab die Offensivpolitik auf und glaubte, eine Inkarnation des Herkules und Mithras zu sein. Ähnlich wie schon bei Caligula zeigt dieser Cäsarenwahn antik-magische Züge, denn der Kult um Herkules (Herakles) ist griechischen, also antiken Ursprungs, doch der Mithras-Kult indoiranischen Ursprungs. Die Willkürherrschaft des Commodus und sein wahlloser Ämterverkauf (Günstlingswirtschaft) brachte ihn in einen verschärfenden Gegensatz zum Senat. Seine Ausschweifungen und die sich steigernden Vorstellungen von eigener Göttlichkeit führten zu einer zunächst mißlungenen Verschwörung (182), zu einem Bandenkrieg in Italien (186), zu Aufständen in Africa und Britannien und schließlich zu einer Palastverschwörung, die nicht mehr scheitern konnte. Commodus wurde in der Silvesternacht ermordet (192/193). Es folgte das 2. Vierkaiserjahr (193). (Vgl. Tabelle).

2. Vierkaiserjahr (193): Didius Julianus (für Rom), P. Niger (für die Provinz Syrien), Clodius Albinus (für die Provinz Britannien) und Septimius Severus (für die Provinz Pannonien), der am Ende die Gegenkaiser besiegte (April 193) und das severische Herrscherhaus begründete. (Vgl. 1. Vierkaiserjahr, 68/69). Eine Übersicht bietet die Tabelle.

Origenes (185, Alexandria, † 254, Tyrus) war zunächst Lehrer (203-231) an der ältesten Theologenbildungsanstalt zu Alexandria, die von Philon im 1. Jh. gegründet worden war („Alexandrinische Schule“). Danach war Origenes Vorsteher der von ihm 232 gegründeten Anstalt in Caesarea (Palästina). Er wurde von den Orthodoxen als Ketzer angegriffen.

Plotinos (205, Lykopolis, † 270, Minturnae / Campanien) war in Alexandria Schüler des sagenhaften Ammonios Sakkas (um 175 - 242), danach, nach seiner Teilnahme an Kaiser Gordians persischen Feldzug, als Kaiser Gallienus' Schützling Vorsteher einer eigenen Schule in Rom. Plotin war so sehr auf Vergeistigung bedacht, daß er sich sogar schämte, einen Körper zu haben. (Magische Geistesdominanz; vgl. Seelenbild).

Arianismus ist die Christologie des alexandrinischen Priesters Arius (ca. 250 - 336). Nach ihr ist Christus mit Gott nicht wesensgleich, sondern nur dessen vornehmstes Geschöpf. Arius wurde von seinem Bischof Alexander exkommuniziert, seine Lehre, die der griechische Kirchenlehrer Athanasios (295-373) aufs heftigste bestritt, wurde 325 unter Einfluß des Kaisers Konstantin d. Gr. auf dem Konzil von Nizäa verurteilt. Bei Goten (vgl. Wulfila), Wandalen und Langobarden lebte sie jedoch bis zum 6. Jh. fort.

Wulfila (Ulfila, Ulfilas, Gulfilas, um 311 - um 383 in Konstantinopel), westgotischer Bischof, 341 für die Goten zum Bischof geweiht. Wulfila mußte sich 348 hinter die Reichsgrenze zurückziehen wegen der Verfolgung durch Athanarich , den damaligen Führer der Westgoten, der mehere Christenverfolgungen, z.B. in den Jahren 348, 369 aus Römerhaß (!), unternahm und durch Kaiser Valens nach mehrjährigem Krieg 369 zum Vertragsverhältnis mit Rom gezwungen und gegen Lebensende von Kaiser Theodosius ehrenvoll aufgenommen wurde. Wulfila wirkte trotzdem weiter als Missionsbischof und weltlicher Führer (Primas). Theologisch gehörte er zu den gemäßigten Arianern. Seine bedeutendste Leistung war die Bibelübersetzung ins Gotische. War er also ein Luther am Übergang Spätantike/Mittelalter oder war Luther ein Wulfila am Übergang Mittelalter/Neuzeit?

Übersicht über die Vor- und Frühgeschichte der abendländischen Musik (Grundlagen / Träger):

Hymnischer Chorgesang / Ambrosius (339-397), der aus Trier stammte und Bischof von Mailand war.
Gregorianischer Gesang (Gregorianischer Choral; 1stimmige Gregorianik) / Papst Gregor I. (540-604).
(Psalmodie vom Wortakzent bestimmt; Antiphonen, Respondorien, Hymnen).
Organum: früheste Form (7. Jh.) der Mehrstimmigkeit, Paraphonie zur gregorianischen Melodie.
Choralrhythmus, 40 Sequenzen / Notker der Stammler (Balbulus; 840-912), der Mönch im Kloster St. Gallen war.
Durch Klang gestützte Melodik / Gymel, Fauxbourdon (3stimmige Setzweise).
Mehrstimmigkeit / Studentenlyrik: Carmina Burana (Lieder aus Beuren; Kloster bei Bad Tölz, 11., 12., 13. Jh.).
Erwachendes rhythmisches Bewußtsein / Minnesänger, W. von der Vogelweide u. a., Kreuzritter, fahrende Sänger.
Ars antiqua (Organum wird Discantus: abgetrennte Gegenstimme / Leoninus (12.Jh.), Perotinus Magnus (13. Jh.).
Conductus (mehrstimmiges Vokalwerk der Ars antiqua) und Motetus (3 Stimmen, scharf gegenseitig abgesetzt).
Früheste Polyphonie, Mensuralmusik (gemessene Musik: festgelegte Notenwerte) / Franko von Köln (13. Jh.).
Früheste ausgereifte polyphone Satztechnik, z. B. (Sommerkanon), Rondeaus / z. B. Adam de la Halle (13. Jh.).
Meistergesang / Meistersinger (14. Jh. bis 16. Jh., z.B. Hans Sachs, 1494-1576)
Ars nova, niederländischer Kontrapunkt und niederländische Polyphonie, mehrstimmiges deutsches Lied, Choräle bis zum Aufkommen der Instrumentalmusik (Paumann, 1452).

 

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