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Michael Böhm

- „Autorenportrait Alain de Benoist“ -

(Textauszüge)

 

„Autorenportrait Alain de Benoist“ (Michael Böhm)

„Als Kind las er ... die Märchen der Gebrüder Grimm und die Ilias des Homer. Es war die Vielfalt, die ihn magisch anzog, das spirituelle Universum der Mythen und Legenden - sein großes Lebensthema klang hier bereits an. Später sollte er es bei der Lektüre von Charles Maurras wiederfinden, dem Theoretiker der Monarchie, der gegen den modernen Egalitarismus die polytheistische Formenwelt des griechischen Heidentums setzte. Und noch viel später, als jungem Mann, begegnete es ihm bei Louis Rougier und Georges Dumézil, beides Gelehrte, die auch in ihren Schriften die kulturelle Mannigfaltigkeit des antiken Paganismus rühmten. Aber vor allem ist es Friedrich Nietzsche der sein Denken bis heute prägt. Seit Alain de Benoist im Alter von 13 Jahren die Genealogie der Moral des deutschen Phiilosophen gelesen hatte, begleitete ihn dessen Idee, daß es das Christentum gewesen war, das den Egalitarismus über die Welt gebracht hatte. (Ebd., Dezember 2008, S. 19).

„Mit diesem geistigen Gepäck, das angesichts der gesellschaftlichen Erschütterungen Kommentar und Bewältigungsstrategie zugleich bedeutete, studierte Alain de Benoist ab 1960 Recht, Philosophie und Religionswissenschaften an der Pariser Sorbonne. Als Student engagierte er sich auf der Seite der politischen Rechten für Algérie française: in der ... Vereinigung nationalistischer Studenten. Aber es war keine koloniale Attitüde, die ihn dazu bewog, sondern jene Bauernmentalität, die seine Mutter in der Familie wachhielt und die mahnt, daß Territorium nicht aufzugeben ist. Gepaart mit Nietzsches Spott über den »flachen Utilitarismus« der modernen Zeit erschien ihm de Gaulles Politik absurd, der für ein modernes Frankreich Algerien in die Unabhängigelt entließ. (Ebd., Dezember 2008, S. 19).

„Vor allem aber setzte Alain de Benoist seine eigene Ideenarbeit fort. Inteliektuell gereift, erkannte er tiefere Zusammenhänge und zog größere Analogien: Antichristliche Vorbehalte und europäische Begeisterung fanden ihren Kontrapunkt in Georges Dumézils Überlegungen zur trifunktionellen Ideologie der Indoeuropäer, ebenso bezog er Carl Schmitts Theorie des Politischen darauf und entwickelte seine eigene Kritik des Liberalismus, die weit über Schmitt hinaus geht. Mit den kulturrelativistischen Ansätzen von Claude Levi-Strauss sowie den Theorien der Philosophischen Anthropologie überwand er seine rassebiologische Argumentation und fand zum „differentialistischen Antirassismus“ - eine logische Konsequenz in seiner intellektuellen Entwicklung, da ein solcher Standpunkt die Verschiedenheit nicht vereint, sondern von ihr ausgeht. Überhaupt entwickelte er während der 1970er Jahre ein kohärentes Weltbild - trotz seines Hanges zu enzyklopädioschen Synthesen .... Kommunismus, Sozialimus, Liberalismus - all das, so Benoist, seien nur »Spielarten« der »aktuellen Subversion«. Die gesamte Moderne begreift er als Verfallsepoche - samt ihrem Ökonomismus und der Gleichgültigkeit gegenüber gewachsenen Werten, samt ihrem universalen Anspruch, der schon totalitären Charakter habe, und samt ihrer Wurzel: dem Christentum und seiner Idee von der Gleichheit aller Menschen vor Gott. Es war eine philantike Doktrin, für die Alain de Benoist warb, ein geistiges »Zurück-zu-den-Griechen« - in ihrer polytheistischen Welt erknnte er eine Alternatlve für Gegenwart und Zukunft. (Ebd., Dezember 2008, S. 21).

„Während der 1980er Jahre formulierte er seine Kritik an den Menschenrechten, die auch viele marxistische Intellektuelle im Munde führten: Als liberale Ideologie mit universalem Anspruch legitimierten sie für ihn nur das ökonomische System des Westens und seine weltweite Implementierung - und damit Zerstörung der vesrchiedenen Kulturen. Für ihn waren sie moralische Phrase und politisches Instrument, »die letzte Verwandlung des egalitären Diskurses«. Im »Recht der Völker« sah Alain de Benoist dazu eine Alternative, in jener Idee, die in den antikolonialen und nationalen Freiheitsbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg entstand - der einstige Unterstützer von Algérie française wandte sich so gegen neue Formen des Kolonialismus, ja gegen Kolonialismus überhaupt. Aber auch Europa solle sich befreien von seinem universalen, egalitären und liberalen Glaubenssätzen und von seinen Vormündern beiderseits des Eisernen Vorhangs, um einen »Dritten Weg« zu suchen, jenseits von Kapitalismus und Sozialismus. Wie die einstigen Kolonien solle es seine Identität wiederentdecken .... (Ebd., Dezember 2008, S. 22).

„In der Reichsidee, einem rechten Topos schlechthin, verwirklicht sich für ihn der multikulturelle Traum: durch pluralistische Gesetzesformen in einer gesellschaftlichen Struktur, die verschiedene Kulturen bestärkt und integriert, ohne sie auf eine Identität zu verpflichten - das war ein Affront für die republikanischen Gralshüter juristischer Egalität und für die traditionellen Nationalisten. Aber geanuso verwirte er mit seinen Reflexionen zur Ökologie, auch das eine Debatte, die sonst nur französische Linke führten. Der egalitäre Liberalismus, so erklärte er ..., sei per se der Feind der Natur. Als säkularisierte Form des Christentums vollziehe er dessen Auferstehungssymbolik: durch seine monetare Vernunft und den Fortschrittsglauben - die eigentlichen Motoren der Marktgesellschaft. Ein »negatives Wachstum« sei daher die einzige Chance, den Raubbau an natürlichen Ressourcen zu beenden un deine Lebensweise, die wie in der Antike die Wirtschaft in den Dienst des Menschen stelle.“ (Ebd., Dezember 2008, S. 22).

„Das Christentum und die Moderne - für den Benoist sind deren ideelle Grundlagen ähnlich. Ihre Derivate, wie den Egalitarismus oder die Unterscheidung zwischen links und rechts, gut und böse zugunsten eines alternativen Bildes von Mensch und Gesellschaft intellektuell zu überwinden - das ist bis heute sein Ziel. (Ebd., Dezember 2008, S. 22).

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