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- Sezession -

- Etiam si omnes, ego non -

Martin Lichtmesz

- „Der Sarazene schlägt zurück“ -

(Textauszüge)

 

„Der Sarazene schlägt zurück“ (Martin Lichtmesz)

Lichtenberg sagte einmal, daß die Fliege, die nicht erschlagen werden will, am sichersten ist, wenn sie sich auf die Klappe setzt. Diese Strategie hat Thilo Sarrazin blendend umgesetzt, und auch die Bild-Zeitung mit ihrem Riecher für Massentrends dachte sich wohl, daß mehr Kohle mit ihm als gegen ihn einzufahren sein wird. Mit Gegenwehr war natürlich zu rechnen. Aus allen Rohren werde nun auf Sarrazin gefeuert, meinte gestern ein Bekannter zu mir. Ehrlich gesagt, dieser Meinung bin ich nicht..

Mich verwundert vielmehr, daß die vorhersehbare Dresche bisher so lauwarm ausgefallen ist. Der Tenor ist eher ein kummerfaltiges »Aber Thilo, du Grobian, wie kannste denn so garstig daherreden?« Die ganze wehleidige Kindergarten- und Tantensprache der »bunten Republik« darf sich also mal wieder austoben. Von Merkels Regierungssprecher hören wir, Sarrazin habe Dinge gesagt, die, auweh zwick, »für viele Menschen in diesem Land verletzend« sein könnten. Tja, die Wahrheit tut eben weh!

Auch Desintegrations-Tante Böhmer von der CDU, die uns das unsterbliche, in alle Kissen des Reiches zu stickende Wort geschenkt hat: »Diese Menschen mit ihrer vielfältigen Kultur, ihrer Herzlichkeit und ihrer Lebensfreude sind eine Bereicherung für uns alle!”, und der eine Ministerin Kramp-Karrenbauer (sic) bescheinigte, sie wäre, was auch immer das heißen mag, »authentisch«, meint, Sarrazin sei ganz doll »verletzend«, »diffamierend« und »verbreite Gerüchte«.

Parteichef Sigmar Gabriel findet Sarrazins Buch irgendwie »sprachlich gewalttätig« und wundert sich milde »warum der noch bei uns Mitglied sein will«, statt wie sonst in der BRD üblich einfach seinen Kopf zu fordern. Indessen muß sich Gabriel schon von Zehntkläßlern darüber aufklären lassen, daß sich »Einwandererkinder nicht integrieren«, worauf er als Antwort nichts weiter parat hatte, als die bisserl allzu kritischen Schüler routiniert auf den Beschämungstrip zu schicken (gelernt ist eben gelernt):

Als eine andere Schülerin sich beklagt, die Hauptschüler würden das Leistungsniveau drücken, wirft Gabriel ihr ein »entsetzliches« Menschenbild vor. Die Schüler blicken ein wenig verdutzt drein. Aber Gabriel bleibt dabei. Solche Thesen hört er schon genug. Von Thilo Sarrazin zum Beispiel.

Der Spiegel kommentiert das übrigens mit der Überschrift »Gabriel im Sozi-Märchenland«. Ha. Udo Wolf, Fraktions-Chef der Berliner Linkspartei nannte die Sarrazin-Aussage »rechtspopulistisch« an der Grenze zur »Volksverhetzung« Und Grünen-ApOpa Ströbele warf ein schlagendes Argument für den Sarazenen in die Waagschale: »Das SPD-Mitglied Sarrazin steht für das Gegenteil rot-grüner Politik!« Darauf kannste eine Tüte rauchen, Hans-Christian.

Aber irgendwas ist hier komisch, nicht? Ist das schon alles? Was fehlt uns hier? Richtig, der Föhrer, denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund hat bisher noch keiner der maßgeblichen »scharfen Kritiker« (die noch kein einziges sachliches Argument vorbringen konnten) den altbewährten Hitler-Nazi-Goebbels-Joker ausgespielt. Mit Ausnahme natürlich des Zentralrats der Juden, der allerdings auch nur einen eher mauen, eher obligatorisch wirkenden NPD-Vergleich anzubieten hatte. Stephan Kramer hat nämlich leider schon beim ersten, im Rückblick vergleichsweise moderat wirkenden Durchlauf der Sarrazin-Nummer sämtliches rhetorisches Blei besinnungslos verballert und sich dabei ziemlich lächerlich gemacht. Nun ist die Platte wohl zu abgespielt, um sie ein weiteres Mal aufzulegen.

Was ist also los? Warum so kleinlaut, Genossen? Ist die Keule nun doch noch stumpf geworden? Oder kommt ihr euch langsam selbst etwas blöde vor in der Dauerrolle als Godwin’s rote Knöpfe? (Ebd., 26. August 2010, S. 19).

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