Gestern fand am Grab Oswald Spenglers auf dem Münchener
Nordfriedhof ein Gedenken zu dessen 75. Todestag statt. Die Einladung war durch
das Institut für Staatspolitik (IfS) ergangen, das auch einen Kranz niederlegen
ließ.In der Ansprache am Grab hieß es:Wir gedenken
heute eines Mannes, den man noch in der jüngeren Vergangenheit selbstverständlich
zu den großen Deutschen rechnete. Damit ist es heute vorbei. Der Name Spenglers
sagt nur noch wenigen etwas. Zu denen rechnen wir uns, die wir heute hier zusammen
gekommen sind.Der 75. Todestag Oswald Spenglers ist für uns Anlaß,
an einen Mann zu erinnern, der zu den bedeutenden Geschichtsdenkern des 20. Jahrhunderts
gehört. Dabei ist die Rede vom `Propheten des Untergangs´ eine unzulässige
Verkürzung, vorschnelle Ableitung aus dem Titel seines Hauptwerks Der Untergang
des Abendlandes. Es wäre aber ein Irrtum, in Spengler den Verkünder
der Schicksalsergebenheit zu sehen. Er forderte das amor fati, die Liebe
zum Schicksal. Vor allem aber und zuerst war er ein unbestechlicher Beobachter
und Analytiker, der weder vor dem großen Entwurf und der Gesamtschau, noch
vor den notwendigen Schlußfolgerungen zurückscheute, auch wenn
die das Ende der eigenen, der abendländischen Kultur bedeuteten.Spengler
hat zu sehen gelehrt, daß auch die Kultur, wie jedes Lebewesen, den Gesetzen
von Werden und Vergehen, Geburt, Wachstum und Tod unterliegt. Er war darin nicht
der erste. Aber kein anderer hat wie er, trotz der bitteren Einsicht, gefordert,
die Resignation zu meiden, tapfer auszuharren und den Posten nicht zu räumen.Der
Name Spenglers steht für Wirklichkeitssinn. Das allein könnte schon
genügen. Wir gedenken seiner als eines Großen unseres Volkes.Im
Anschluß an das Gedenken fand noch eine Zusammenkunft statt, in deren Rahmen
mehrere kurze Vorträge zu Leben, Werk und Bedeutung Spenglers gehalten wurden.
(Ebd., 8. Mai 2011).
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