Man
beneidet die Tiere, weil sie ganz Natur, ohne störendes Bewußtsein.
Man beneidet Gott, weil er vielleicht reines Bewußtsein ist, ohne störende
Natur. Und man beneidet das Kind, dieses göttliche Tier. Man beneidet damit
sich selbst um seine verlorene Kindheit, seine Spontaneität und Unmittelbarkeit.
Unsere Erinnerung läßt uns glauben, daß wir alle die Austreibung
aus dem Paradies schon einmal erlebt haben - als unsere Kindheit zu Ende ging.Rüdiger
Safranski, Das Böse oder: Das Drama der Freiheit, 1997, S. 25 |
Der
Mensch mußte also, als er die Freiheit der Wahl bekam, die Unschuld des
Werdens und Seins verlieren. Die richtige Wahl konnte ihm keiner abnehmen, auch
nicht Gott. Gott mußte dem Menschen das zumuten, da er seine Freiheit respektierte.
Aber diese Freiheit konnte nicht vollkommen sein, denn Vollkommenheit ist nur
bei Gott.
Rüdiger Safranski, Das Böse oder: Das Drama der Freiheit, 1997,
S. 25 |
Was heißt vollkommene Freiheit
? Das ist eine Freiheit, der das Leben gelingt. So aber verhält es
sich beim Menschen nicht. Freiheit ist bei ihm nur eine Chance, keine Garantie
des Gelingens. Das Leben kann ihm auch mißlingen - aus Freiheit. Der Preis
der menschlichen Freiheit ist genau dfiese Möglichkkeit des Mißlingens.
Natürlich hätte der Mensch lieber eine Freiheit ohne dieses Risiko.Rüdiger
Safranski, Das Böse oder: Das Drama der Freiheit, 1997, S. 25 |
Man
zitierte gern Lenin: Dieser hatte gesagt, während man Musik von Beethoven
hört, möchte man den Menschen, allen Menschen, über den Kopf streichen.
So aber seine die Zeiten nicht, einige Köpfe müsse man abschlagen.
Rüdiger Safranski, Das Böse oder: Das Drama der Freiheit, 1997,
S. 235 |
Ich habe ein Buch über die
Freiheit geschrieben. Das Böse ist der Preis der Freiheit.Rüdiger
Safranski, im Gespräch mit der NZZ, 1997 |
Gerade
weil Schopenhauer sich das Gegenteil so lebhaft vorstellen konnte, wurden ihm
die Spielregeln des Urvertrauens sinnfällig: ein Wesen, das sich in die monströse
Einsamkeit hinausdenken kann, verlangt nach dem Gefühl, bedacht zu sein.
Die Formel des Weltvertrauens lautet: »cogitor ergo sum«, (ich werde
bedacht, also bin ich). Die Lehre Schopenhauers aber lautet: Wir werden lernen
müssen, ohne Weltvertrauen zu leben, wir sind alleine, es gibt keinen übergreifenden
Sinn. Schopenhauers Welt ist eine, der man den Kredit entzogen hat.Rüdiger
Safranski, Schopenhauer und Nietzsche, 1998 |
In
Schopenhauers Philosophie drängt alles auf ein gewandeltes Leben. Die große
Wandlung wäre die heilige Erleuchtung. Auf sie kann Schopenhauer nur hinweisen.
Er selbst bringt es »nur« bis zur Philosophie oder zur Kunst, das
gesteht er sich ein. Philosophie und Kunst liegt auf dem halben Weg. Eine befristete
Heiligkeit, ein Vorgeschmack, prosaisch gesprochen: ästhetischer oder kontemplativer
Weltabstand.Rüdiger
Safranski, Schopenhauer und Nietzsche, 1998 |
Wollte
man Schopenhauers Philosophie insgesamt charakterisieren, müßte man
sie als eine Metaphysik des ästhetischen Abstandnehmens bezeichnen, wobei
»ästhetisch« heißt: auf die Welt hinblicken und dabei schlechterdings
nicht tätig darin verflochten sein. Dieses ästhetische Abstandnehmen
eröffnet einen Ort der Transzendenz, der leer bleiben muß. Kein Wollen,
kein Sollen, nur noch ein Sein, das ganz zurn Sehen geworden ist, zum Weltauge.
Solches gelassene Sehen ist jene Art der Verneinung, welche die Philosophie als
Akt selbst noch vollziehen kann, mehr kann sie nicht. Aber wenn sie so weit kommt,
dann wird das auch die Wirkung haben können, die Schopenhauer der beseligenden
Kunst zuschreibt ....Rüdiger
Safranski, Schopenhauer und Nietzsche, 1998 |
Es
ist zu Genüge bekannt, wie Nietzsche sich von Schopenhauer hat inspirieren
lassen, wie die erste Lektüre der »Welt als Wille und Vorstellung«
geradezu als Bekehrungserlebnis gewirkt hat. Später entfernte er sich von
ihm, aber blieb ihm antithetisch verbunden: der Schopenhauerschen Entsagung setzt
er den Willen zur Macht entgegen.Rüdiger
Safranski, Schopenhauer und Nietzsche, 1998 |
Nietzsche
hat der Schopenhauerschen Verneinung auf den Grund gesehen und dort jenes Verlangen
nach einem anderen Sein entdeckt, wovon schon die Rede war. Verschafft sich Schopenhauer,
so fragt Nietzsche, nicht mit seiner ganzen Verneinungsphilosophie die die besten
Bedingungen für die »schönste Fruchtbarkeit«, bedeutet die
Askese nicht eine Intensivierung und raffinierte Ausgestaltung des Lebenswillens?
Nietzsche entdeckt das uneingestandene »Ja« in Schopenhauers »Nein«.
Und zwar deshalb, weil er nach seinem Zarathustra-Erlebnis die ganze Welt im Lichte
einer ekstatischen Lebensbejahung sehen will und sehen kann und darum ein so feines
Gespür entwickelt für die heimlichen und unheimlichen Lebensaffirmationen
im Werk Schopenhauers.Rüdiger
Safranski, Schopenhauer und Nietzsche, 1998 |
Auch
sonst ist Schopenhauers Philosophie in Nietzsches Konzeption der dionysischen
und apollinischen Lebensmächte gegenwärtig. Dionysos ist die Welt des
»Willens«, Apoll ist für die »Vorstellung« zuständig.
Nietzsche nimmt eine ganze Reihe von Identifikationen vor. Aus dem Kunstprinzip
Dionysos (worin sich auch die Kunst Wagners spiegelt) wird ein Weltprinzip und
daraus schließlich ein Prinzip seiner innersten Erfahrung, wie Nietzsche
sagt. Schopenhauer strebt mit seinem »bessren Bewußtsein« und
seiner Ekstase der Verneinung ins Überindividuelle, Nietzsche dagegen will
mit seinem Prinzip Dionysos Fühlung halten zu den vitalen, gewissermaßen
unterindividuellen Lebensmächten, diesem Gemisch aus Glück, Qual und
Entsetzen. Sein Ideal ist ein Glück, das in den Abgrund geblickt hat; ein
Glück, das stark genug ist, um einverstanden zu sein mit Schmerz, Verzweiflung,
Grausamkeit.Rüdiger
Safranski, Schopenhauer und Nietzsche, 1998 |
Eine
Generation vor Sigmund Freud diagnostiziert Nietzsche die Krankheit der Kultur:
ihr Fundament sei die Angst, die sich an vermeintliche Sicherheiten klammert.
Über lange Zeit hin war das Christentum eine solche Sicherheit. Das Christentum
hat inzwischen, das sieht auch Nietzsche, seine Rückversicherungskraft eingebüßt;
deshalb hat man sich nun daran gemacht, Ersatzgötter zu finden: im Nationalismus
und Sozialismus, im bienenfließigen Arbeitsleben, im Glauben an den technischen
Fortschritt. Das alles bewegt sich für Nietzsche im Milieu eines faden Optimismus,
der darauf angelegt ist, das Leben vor den großen Problemen sicherzustellen:
Tod, Schmerz, Gewalt, Sinnlosigkeit werden verdrängt. Die Kultur errichtet
einen Sicherheitskordon. Eine Kultur, die Nietzsche mit der zweiflerischen Frage
belästigt: dieses Leben, das sich hier schützen will, - lebt es eigentlich
noch? Im Zarathustra läßt Nietzsche den »letzten Menschen«,
also uns, auftreten.Rüdiger
Safranski, Schopenhauer und Nietzsche, 1998 |
Auf
die Heiligung des Diesseits kommt es an. Das unterscheidet Nietzsches Atheismus
vom modernen Nihilismus. Der moderne Nihilismus, so wie er ihn sieht, ist nur
noch Ernüchterung. Man hatte dem Leben einen transzendenten Sinn und Wert
beigelegt. Wenn dieser Jenseitssinn schwindet, bleibt das Leben zurück: sinnlos,
man hat ein Jenseits geheiligt und das Diesseits profaniert. Verschwindet das
heilige Jenseits, bleibt das profanierte Diesseits zurück. Deshalb hat der
Nihilismus eigentlich schon mit Platon und dem Christentum, dem Platonismus fürs
Volk, begonnen, als nämlich im Zeichen einer höheren Idee das immanente
Leben entwertet wurde. Damals begann das Zerwürfnis mit dem Leben. Und deshalb
verliert am Ende dieser langen Geschichte der platonisch-christlichen Entwertung
des Lebens der moderne Nihilismus sein überschwengliches Jenseits, ohne das
Diesseits als Wert zurückzugewinnen. Nietzsche Zarathustra aber will in der
Kunst unterweisen, wie man gewinnt, wenn man verliert. Alle Ekstase, alle Beseligung,
die ganzen Himmelfahrten des Gefühls, dieser Hunger nach Intensität,
der vormals ins Jenseits ausgriff, sollen sich nun ans unmittelbare, diesseitige
Leben halten. Nietzsche will die Kräfte des Transzendierens für die
Immanenz bewahren. Überschreiten und doch der Erde treu bleiben - das ist
es, was Nietzsche seinem Übermenschen aufträgt. Der Übermensch
, wie ihn Nietzsche entwirft, ist frei von Religion: er hat sie nicht verloren,
er hat sie in sich zurückgenommen. Der gewöhnliche Nihilist hingegen,
der letzte Mensch, hat sie nur verloren und das profanierte Leben zurückbehalten.
Nietzsche will die heiligenden Kräfte fürs Diesseits retten - gegen
die nihilistische Tendenz ihrer Profanierung.Rüdiger
Safranski, Schopenhauer und Nietzsche, 1998 |
Nietzsche
und Schopenhauer sind Beispiele dafür, wie große Philosophie aus inspirierenden
Augenblicken erwächst und - mit nur wenig Übertreibung gesagt - nur
noch eine Ausfaltung dessen ist, was in diesen Augenblicken als Erlebnis und Erfahrung
gelegen hat. An diesem Paar zeigen sich - zweitens - zwei Grundmöglichkeiten
der Ekstase. Die Ekstase des »Nein« zur Welt, wie sie ist. Und eine
Ekstase des »Ja«. Schopenhauer will aus der Welt transzendieren, Nietzsche
in die Welt transzendieren. Beide aber bleiben natürlich »in der Welt«.
Und so bleiben sie sich nahe, weil sich zuletzt doch alles abspielt in einer Dimension,
die man die »ästhetische« nennt. Eine Umwandlung, die sich zwar
ohne Gott vollzieht, aber wohl genauso fundamental ist, wie als wäre dieser
Gott, der alles neu macht, im Spiel. Zwei atheistische Philosophien, in denen
Gott verschwunden, aber ein Gotteseffekt geblieben ist: der ästhetische.
Eine gewandelte Wahrnehmung - als ob einem ein Gott neue Augen eingesetzt hätte.Rüdiger
Safranski, Schopenhauer und Nietzsche, 1998 |
Man
glaubt, das bloße Vorhandensein von etwas sei die einfachste Sache der Welt.
Aber, genau betrachtet, ist es das Rätselhafte schlechthin.Rüdiger
Safranski, Nietzsche - Biographie seines Denkens, 2000, S. 174 |
Die
Kunst des Wohnens, da hat Heidegger vollkommen recht, ist vielleicht das Wichtigste.Rüdiger
Safranski, im Gespräch mit dem Marbuger Forum, 2001 |
Ohne
Glauben könnten wir gar nicht leben. In der modernen Wissens- und Informationsgesellschaft
lebt jeder, was das Wissen betrifft, aus zweiter oder dritter Hand. Bei den meisten
Dingen, die unseren unmittelbaren Lebens- und Kompetenzbereich überschreiten,
bleibt uns nichts anderes übrig, als an das Wissen der anderen zu
glauben. In den meisten Angelegenheiten sind alle dazu verurteilt, gläubige
Mitwisser zu sein. Da jeder nur Spezialist für Bestimmtes ist und Laie in
Bezug auf den riesigen Rest, wächst mit der spezialisierten Wissensgesellschaft
auch die Glaubensgemeinschaft. Je mehr Wissen, desto mehr Glauben an das Wissen
der anderen. Diese Art des Glaubens hat also auf jeden Fall eine große Zukunfte.Rüdiger
Safranski, in: Cicero, 5, 2004 |
Es gibt
in der Wissensgesellschaft Felder, wo in diesem Sinne besonders intensiv geglaubt
wird. Wenn die Wirtschaftsweisen im Fernsehen wie Schamanen aus den Kulissen treten
und ihre Orakelsprüche verkünden, dann sollen wir an die verkündeten
Konjunkturprognosen glauben. Aber so glauben wir auch an die Psychoanalyse, an
den Urknall, an das Chaos in der Natur, an die künftige Klimakatastrophe,
an die Entropie samt kosmischem Wärmetod, an die egoistischen Gene und an
vieles andere mehr. Zwar könnte man sagen, das seien nur Formen des Für-wahrscheinlich-Haltens,
die deshalb wenig mit dem religiösen Glauben zu tun hätten. Und doch
nähern wir uns dabei dem religiösen Feld, weil es hier um Zuversicht
oder Angst in bezug auf Themen geht, die lange Zeit genuin religiöse Themen
waren. Wer an den Urknall glaubt, hält nicht nur eine wissenschaftliche Hypothese
für wahrscheinlich, sondern glaubt daran wie an die göttliche Weltschöpfung.
Und an die Entropie-Hypothese mit dem schließlichen Wärmetod kann man
auch glauben wie an die Apokalypse.Rüdiger
Safranski, in: Cicero, 5, 2004 |
Noch in
einem anderen Sinne leben wir alltäglich aus dem Glauben. Der Mensch ist
das Tier, das versprechen kann, hat Nietzsche einmal gesagt. Der eine verspricht,
der andere glaubt ihm. Glauben ist auf beiden Seiten im Spiel, denn auch der Versprechende
muß an sich selbst glauben, genauer: an sein künftiges Selbst, das
ein gegebenes Versprechen einhalten soll. Ich verspreche, weil ich an mich glaube
und du glaubst mir, weil ich verspreche. Diese Art des Glaubens zirkuliert zwischen
den Menschen und ist so lebensnotwendig wie die Luft zum Atmen. Es ist ein Glaube,
dem wir im Interesse unserer Lebensfähigkeit eine Zukunft wünschen müssen.
Der Mensch lebt, anthropologisch gesehen, auf Kredit.Rüdiger
Safranski, in: Cicero, 5, 2004 |
Die Philosophen
jedenfalls haben dann auf einmal bemerkt, daß in der Finanzwirtschaft ...
offenbar Leute in mächtigen Positionen agieren, deren Wirklichkeitskontakt
noch viel beschädigter ist als der beschädigte Wirklichkeitskontakt
der Philosophen.Rüdiger
Safranski, in der TV-Sendung: Das Philosophische Quartett, Oktober 2009 |
Ich
denke, wenn es die katholische Kirche nicht gäbe, müßte man sie
erfinden. Gerade als antimodernistisches Gegenlager gegenüber den unglaublich
gefährlichen Potenzen, die in der Moderne ... liegen. Mir ist ... wirklich
am wohlsten, also ich fühle mich am sichersten, wenn wir diesen »Elefanten«
der katholischen Kirche da stehen haben und die Modernitätshysteriker können
sich daran abarbeiten. Dadurch entsteht eine Entschleunigung in diesen Prozessen
der Modernität. Und auf die setze ich. Der Charme der katholischen Kirche
ist für mich der, daß sie genau an allen Punkten, die wir so bisher
genannt haben, auf der Bremse steht. Die steht auf der Bremse. Und die brauchen
wir. Rüdiger
Safranski, in der TV-Sendung: Das Philosophische Quartett, November 2009 |
So
wie ich das bei Benedikt XVI. höre, ist mir das insofern sympathisch, als
ich z.B. im Moment das Gefühl habe, daß wir in unserer Gesellschaft
eine inbrünstige quasi-religiöse Gläubigkeit an die Naturwissenschaften
z.B. haben. .... Die größte Gefahr - für mich - im geistigen Leben
ist der pseudo-naturwissenschaftlich begründete Naturalismus. ....
Einen ... Standpunkt in dem allgemeinen Meinungskampf, wie ihn Benedikt XVI. vertritt,
empfinde ich als eine Befreiung von Flachköpfen wie Dawkins u.s.w..Rüdiger
Safranski, in der TV-Sendung: Das Philosophische Quartett, November 2009 |
Die
Finanzwirtschaft ... ersetzt die alte antibürgerliche Arbeiterbewegung von
der ganz anderen Seite. Das sind die Chaoten am anderen Ende der Skala, die ungleich
gefährlicher sind als alles, was wir bisher hatten.Rüdiger
Safranski, in der TV-Sendung: Das Philosophische Quartett, Mai 2010 |
Bürgerlich
ist die Beschreibung des Teils der Gesellschaft, der die Werte schafft, die dann
verteilt werden können. Wir bekommen das vielleicht sogar im internationalen
Maßstab .... Jetzt schälen sich ja Staaten heraus wie Griechenland
u.a., die selber wiederum Transferempfänger sind von den Kernländern
Europas, die Werte schaffen und dort ausleihen - weil wir auch dorthin exportieren
-, ... will sagen: Ist ... das Bürgerliche ... nicht auch eine Beschreibung
eines neuen Dualismus in der Gesellschaft, eben zwischen Transferempfängern
... und dem Leistungskern einer Gesellschaft.Rüdiger
Safranski, in der TV-Sendung: Das Philosophische Quartett, Mai 2010 |
Der
Mensch lebt immer in einem Wahrnehmungs- und in einem Handlungskreis. Heute leben
wir in einer Situation, in der wir unendlich mehr wahrnehmen, als wir im Handlungskreis
abführen können, was zur Dauererregung führt.Rüdiger
Safranski, Vielleicht waren wir zu früh, in: Zeit-Online,
11. Mai 2012 |
Künstlerische Werke sind
heute so etwas wie Schrottpapiere. Völlig entwertet oder in anderen Fällen
zum Spekulationswert hochgesteigert. Es gibt, wie wir wissen, kein vernünftiges
Verhältnis mehr zwischen Real- und Finanzwirtschaft. Zirkulation rangiert
vor Produktion. Dass Werte, die zirkulieren, zuvor irgendwie geschaffen werden
müssen, macht man sich kaum mehr klar. Man muss nur zugreifen, es ist doch
alles schon da, denkt der Konsument in uns. Der Konsument aber ist bekanntlich,
nach Nietzsche, der letzte Mensch. Der Endverbraucher eben.Rüdiger
Safranski, Vielleicht waren wir zu früh, in: Zeit-Online,
11. Mai 2012 |
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