Lob, Kritik, Skepsis.Ist
die Welt vielleicht doch nur Wille und Vorstellung? Ist der Wille Kants
Ding an sich (**)?
Ist alles Objektive nur bezüglich des Subjektiven - und also Vorstellung?
Ist die Welt deshalb einerseits Wille und andererseits Vorstellung, weil wir das
Ding an sich nicht erkennen können und das Subjekt ebenfalls
nicht?Wenn wir wie Goethes
Faust wissen wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält
(**),
so werden wir zwar stets zu einem Ergebnis kommen, aber dieses Ergebnis wird nie
der Weisheit letzter Schluß sein können, weil wir eben das Ding
an sich nicht erkennen können. Denn wenn wir die Welt - z.B. gemäß
Schopenhauer als Wille oder als Vorstellung - zuletzt doch nicht erkennen können,
dann können wir auch nicht erkennen, was sie im Innersten zusammenhält.
Aber: Wir wollen es!Kann uns nur noch der Verzicht retten?Von
Schopenhauer könnte der Satz stammen: Nur die Verzweiflung kann uns noch
retten; er hatte freilich nicht von Verzweiflung, sondern von Verzicht gesprochen.
Verzicht ist für die Modernen das schwierigste Wort der Welt. Schopenhauer
hat es gegen die Brandung gerufen. (Peter Sloterdijk,
Philosophische Temperamente, 2009, S. 95 **).
Schopenhauer ist der Erfinder der Evolutionstheorie, wie sie über
Darwin
bekannt geworden ist: als Darwinismus (**).
Auch kann Schopenhauer als der Erfinder der Chaos- und der Systemtheorie,
ganz sicher jedenfalls auch der Theorie über die vernunftfreie
Energie- und Triebnatur des Seins (**)
und der Herrschaft des Arationalen gelten. Schopenhauer ist ein abendländischer
Skeptiker bzw. Skeptizist - der erste moderne (i.e.S. **)
Skeptizist des Abendlandes, ein Lebensphilosoph; er hat den Buddhismus
nach Europa gebracht und ist einer der ersten Nihilisten des Abendlandes.
Im Satz
vom zureichenden Grunde (**)
sah Schopenhauer eine vierfache Wurzel, nämlich:(1.)
den Satz vom zureichenden Grunde des Werdens (**|**|**|**); | (2.)
den Satz vom zureichenden Grunde des Erkennens (**|**|**|**); | (3.)
den Satz vom zureichenden Grunde des Seins (**|**|**|**); | (4.)
den Satz vom zureichenden Grunde des Handelns bzw. des Motivs (**|**|**|**). | Schopenhauer
ist eine wichtige Persönlichkeit in der Geschichte der Philosophie bzw. der
Kultur des Abendlandes - trotz oder wegen der Tatsache, daß er aus
der der abendländischen Vernunftkirche ausgetreten ist (**).
Anton Mesmer,
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling,
Arthur Schopenhauer, Eduard von Hartmann
und Friedrich Wilhelm Nietzsche
sind die Namen für die wahre Urheberschaft der späteren, unberechtigterweise
auch auch noch Theorie des Unbewußten genannten Psychoanalyse
Freuds.
Freud hat nur abgekupfert und sich anschließend feiern lassenm
während er es ständig und bis zu seinem Tod nötig hatte zu leugnen,
seine Theorie abgeschrieben zu haben. Nicht Freud, sondern Mesmer,
Schelling, Schopenhauer, von Hartmann und Nietzsche sind die Urheber, Erfinder,
Entdecker der Psychoanalyse!Wer wie Schopenhauer meint, daß der
Spaß des Einen dazu führe, daß das Leben des
Anderen beginnen, ja daß dieser Andere deswegen leben
müsse (Motto: Weil einer Spaß hatte, muß ein anderer Leben),
so ist das für einen optimistischen bzw. naiven Menschen zwar nicht leicht
zu verstehen, aber dennoch nicht falsch. Man muß das
freilich nicht so beurteilen, aber man kann es so beurteilen.Von
Schopenhauer stammt ja auch die Aussage, daß der Mensch zwar wohl wissen
könne, was er will, aber nicht wollen könne, was er will. Diese Aussage
hat später auch z.B. Albert Einstein
beeindruckt.
Ist der Leib der objektivierte, d.h. zur Vorstellung gewordene
Wille (**)?
Und wenn ja, dann wäre er das objektivierte Ding an sich,
weil Schopenhauer den Willen mit Kants Ding an sich identifiziert
bzw. gleichgesetzt hat, wohlwissend, daß er in uns (subjektiv) und
in der Welt (objektiv) wirkt wie eine Kraft oder Energie, die man auch
Evolutionskraft oder -energie nennen könnte.
Unter den Naturwissenschaften ist die Physik wohl am ehesten fähig,
die Welt als Vorstellung in einem logisch und empirisch einwandfreien
Zusammenhang der Erkenntnis zugänglich zu machen. Aber auch die Physik
ist leider nicht in der Lage, ohne Krücken als Hilfskonstrukte
auszukommen; sie kann beispielsweise nicht erklären, was vor dem
Urknall war, warum und ob es ihn überhaupt gab,
was genau die von ihr postulierten vier (Haupt-)Wechselwirkungen (**)
sind, warum sie so (eingestellt) sind, wie sie
(eingestellt) sind u.s.w.. Wir wissen zwar wegen der Technik(en),
daß viele der naturwissenschaftlichen Theorien richtigs sein müssen,
aber wir wissen das, was wir eigentlich wissen wollen und immer schon
wissen wollten, immer noch nicht.
Wir wissen,
was Gravitation (**),
Starke Kernkraft (**),
Schwache Kernkraft (**)
und Elektromagnetismus (**)
bedeuten und kennen ihre Austauschteilchen (**),
aber wir wissen nicht, warum es sie gibt, wer oder was sie
so eingestellt hat, wie sie eingestellt sind. Die Antwort,
daß es das alles gebe, weil wir da sind (Harald Lesch),
ist ebenfalls eine Krücke, von der ich eben gesprochen habe.
Außerdem ist diese Krücke ein Zeichen für den Anthropozentrismus
(**),
den Physiker wie z.B. Harald Lesch gerne benutzen, um aus ihrer Verlegenheit
eine Sicherheit zu machen.Wäre es nicht einfacher, von
einem Willen im Sinne Schopenhauer zu sprechen? Man muß dabei
ja nicht gleich zum Kreationisten (**)
werden, oder?Schopenhauer sagte, daß nur die Erscheinung
des Willens dem Satze vom Grunde unterworfen ist, nicht aber er selbst, der insofern
grundlos zu nennen ist (**)
Hierbei setzte er teils Kants Lehre vom empirischen und intelligibeln Charakter,
wie auch meine in den »Grundproblemen der Ethik«, S. 48-58, und wieder
S. 178 ff. der ersten Auflage dahin gehörigen Erörterungen voraus
(**)
. Der Wille hat also selbst keinen Grund (**)
. Der Satz vom Grund ist bloß Form der Erkenntniß
(**),
seine Gültigkeit bezieht sich also bloß auf die Vorstellung,
die Erscheinung, die Sichtbarkeit des Willens erstreikt, nicht auf diesen selbst
(**).Der
Leib selbst muß schon Erscheinung des Willens seyn, und muß
zu meinem Willen im Ganzen, d.h. zu meinem intelligibeln Charakter, dessen Erscheinung
in der Zeit mein empirischer Charakter ist, sich so verhalten, wie die einzelne
Aktion des Leibes zum einzelnen Akte des Willens (**).
Deswegen schlußfolgerte Schopenhauer: Also muß der ganze Leib
nichts Anderes seyn, als mein sichtbar gewordener Wille, muß mein Wille
selbst seyn, sofern dieser anschauliches Objekt, Vorstellung der ersten Klasse
ist (**).
Mit dieser 1. Klasse ist übrigens die Kausalität gemeint, und zwar hinsichtlich
des Satzes vom Grunde des Werdens (**|**).Ding
an sich aber ist allein der Wille: als solcher ist er durchaus nicht Vorstellung,
sondern toto genere von ihr verschieden: er ist es, wovon alle Vorstellung,
alles Objekt, die Erscheinung, die Sichtbarkeit, die Objektität ist. Er ist
das Innerste, der Kern jedes Einzelnen und eben so des Ganzen: er erscheint in
jeder blindwirkenden Naturkraft: er auch erscheint im überlegten Handeln
des Menschen; welcher Beiden große Verschiedenheit doch nur den Grad des
Erscheinens, nicht das Wesen des Erscheinenden trifft. (**).
Der Wille als Ding an sich ist von seiner Erscheinung gänzlich verschieden
und völlig frei von allen Formen derselben, in welche er eben erst eingeht,
indem er erscheint, die daher nur seine Objektität betreffen, ihm selbst
fremd sind. (**).
Schopenhauer wollte jede Kraft in der Natur als Wille gedacht wissen
(**).
Bis Schopenhauer wurde jeder Wille der Naturkraft untergeordnet, seit Schopenhauer
ist man dabei jedoch skeptischer. Wenn der Wille - als Ding an sich
- ohne Grund und Ursache ist, so mag man zwar auf seine Freiheit schließen,
nicht aber auf die des Menschen (**).
Doch genau das ist immer wieder und wird wohl auch immer wieder geschehen. Der
Wille und der Wille des Menschen (Wille-des-Menschen) sind nicht
gleich, schon gar nicht dasselbe. Der menschliche Wille ist nicht
frei. Der Satz vom Grunde ist allgemeine Form aller Erscheinung, und der
Mensch in seinem Thun muß, wie jede andere Erscheinung, ihm unterworfen
seyn. Weil aber im Selbstbewußtseyn der Wille unmittelbar und an sich erkannt
wird, so liegt auch in diesem Bewußtseyn das der Freiheit. Allein es wird
übersehn, daß das Individuum, die Person, nicht Wille als Ding an sich,
sondern schon Erscheinung des Willens ist, als solche schon determinirt und in
die Form der Erscheinung, den Satz vom Grund, eingegangen. Daher kommt die wunderliche
Thatsache, daß Jeder sich a priori für ganz frei, auch in seinen einzelnen
Handlungen, hält und meint, er könne jeden Augenblick einen andern Lebenswandel
anfangen, welches hieße ein Anderer werden. Allein a posteriori,
durch die Erfahrung, findet er zu seinem Erstaunen, daß er nicht frei ist
(**).
Der Wille als Ding an sich liegt, dem Gesagten zufolge, außerhalb
des Gebietes des Satzes vom Grund in allen seinen Gestaltungen, und ist folglich
schlechthin grundlos (**).
Ist es die Physik oder die Metaphysik oder beide oder keine von beiden,
die uns die Erkenntnis eher liefern kann bzw. können als (eine) andere Wissenschafts-
oder Weisheitsdisziplin(en), oder müssen wir einfach resignierend feststellen,
daß wir die letzte(n) Ursache(n) oder Grund bzw. Gründe nicht wissen,
nicht erkennen können?Kann uns nur der Verzicht oder nur die Verzweiflung
oder doch nur ein Gott uns noch retten?Woran sollen wir uns orientieren,
nachdem alles, woran wir uns orientieren konnten, tot ist? Wenn alles
keinen Wert (mehr) hat und keiner (mehr) Halt geben kann, kann es dann trotzdem
(noch) sinnvoll sein, sich zu orientieren, z.B. an ein Ziel, einen Sinn zu glauben,
obwohl uns täglich vorgeführt und gesagt wird, wie orientierungs-, ziel
und sinnlos alles ist, wenn nicht sogar sein soll.Wir sind Subjekt
(Iche) - ja -, aber wir sind, wenn wir vom genetischen Aspekt einmal
absehen, keine Individuen. Wer sagt, wir seien Individuen,
ist dumm oder will betrügen. Wir sind weder individuell noch
frei noch gleich, sondern allenfalls brüderlich.Das, was wir als
freien Willen zu bezeichnen gewohnt sind, ist frei nur
bedingt (**),
und zwar in dem Maße nur, in dem er von dem, was wir Motive
zu bezeichnen gewohnt sind, bestimmt wird, d.h. daß Menschen zwar in jenem
Maße frei sin wollen können, aber nicht ihren Willen vollend beherrschen
können. Es gilt, was Schopenhauer sagte: Der Mensch kann zwar wissen,
was er will, ber er kann nicht wollen, was er will.
Es steht doch gerade in der heutigen Zeit außer Frage, daß
das, was den Willen des Menschen bestimmt oder auch nicht bestimmt, eben
nicht von dessen Willen unmittelbar herrührt. Die Gesetze
z.B. sind Regeln, die mittelbar, nämlich über Konvention, Tradition
und überhaupt kulturelles Geschichtsbewußtsein, beschlossen
und also zur Gültigkeit gelangt sind. Bei diesem Beschluß war
kein Mensch wirklich frei.
Der Mensch ist nur relativ frei. Gemäß Kant lebt der
Mensch (1.) in einer empirischen Welt, ist also hinsichtlich seiner
Freiheit determiniert, der Kausalität ausgeliefert, und (2.) in einer
intelligiblen Welt, ist also hinsichtlich seiner Freiheit nicht
determiniert, seinerer Freiheit gewiß, nicht der Kausalität
ausgeliefert. Kants Aufteilung der menschlichen Sphäre in zwei Teile
hat Schopenhauer übernommen und heißt bei ihm (1.) Welt
als Wille und (2.) Welt als Vorstellung. Beide meinen also
dieselbe Sonderung, folglich unterliegt der Mensch dem täuschenden
Schein einer Freiheit. Wo im Unorganischen Ursachen Ursachen, im
vegetabilischen Reize die Wirkung hervorrufen, ist, wegen der Einfachheit
der Kausalverbindung, nicht der mindeste Schein von Freiheit. Aber schon
beim animalischen Leben, wo was bis dahin Ursach oder Reiz war als Motiv
auftritt, folglich jetzt eine zweite Welt, die der Vorstellung, dasteht,
und die Ursach im einen, die Wirkung im andern Gebiete liegt, ist der
kausale Zusammenhang zwischen beiden, und mit ihm die Nothwendigkeit,
nicht mehr so augenfällig, wie sie es dort waren. (**).
Wenn der intelligible Charakter (Kant), der bei Schopenhauer
meistens nur kurz Intellekt genannt wird, sein Tun frei
deutet, dann täuscht er sich, denn es wird übersehn, daß
das Individuum, die Person, nicht Wille als Ding an sich, sondern schon
Erscheinung des Willens ist, als solche schon determinirt und in die Form
der Erscheinung, den Satz vom Grund, eingegangen. Daher kommt die wunderliche
Thatsache, daß Jeder sich a priori für ganz frei, auch in seinen
einzelnen Handlungen, hält und meint, er könne jeden Augenblick
einen andern Lebenswandel anfangen, welches hieße ein Anderer werden.
Allein a posteriori, durch die Erfahrung, findet er zu seinem Erstaunen,
daß er nicht frei ist, sondern der Nothwendigkeit unterworfen, daß
er, aller Vorsätze und Reflexionen ungeachtet, sein Thun nicht ändert,
und vom Anfang seines Lebens bis zum Ende den selben von ihm selbst mißbilligten
Charakter durchführen und gleichsam die übernommene Rolle bis
zu Ende spielen muß. (**).
Also: Abhängigkeit des Seyn und Wesen nach, verbunden mit Freiheit
dem Thun nach, ist ein Widerspruch. (**).
Zumindest kann der Mensch sich einbilden, er sei absolut frei.
|