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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  http://www.Junge Freiheit.de/   15. Dezember 2006

 

Trübe Aussichten
(von Doris Neujahr)

Die historische Wahrheit wird nicht auf Propagandaveranstaltungen ermittelt. Das gilt auch für die Holocaust-Konferenz, die in Teheran stattgefunden hat. Teilnehmer sollten sich genau überlegen, wofür sie die Kulisse bilden - aber das sollen sie in aller Freiheit tun dürfen! Es ist skandalös, daß die Behörden dem früheren NPD-Chef Günter Deckert den Paß entzogen haben, weil seine Teheran-Reise "die Belange der Bundesrepublik" beschädige. Indem er Deckert die Reisefreiheit aberkannte, hat der Staat demonstriert, daß er seine Bürger jederzeit als sein Eigentum reklamieren kann und sie sich entsprechend zu benehmen haben.

DDR-Bürgern waren Auslandsreisen entweder verboten, oder sie waren ein Mittel, um politischen Konformismus zu erzwingen. Symbol und letzte Instanz der Repression war die Mauer. Sie war die Existenzgrundlage der DDR, aber auch der Grund ihres Verschwindens. Hätte die DDR Reisefreiheit - und damit mittelbar Gedanken- und politische Freiheit - gewährt, wären Entwicklungen angestoßen worden, die für die SED unkalkulierbar waren. Also blieb die Mauer stehen, und das Land implodierte. Es erstickte am angesammelten Frust seiner Bürger, deren Energien vom Gefühl der Einsperrung absorbiert waren.

Bedeutet der Paßentzug, daß ein sanktioniertes Geschichtsbild für die Bundesrepublik die gleiche Bedeutung hat wie die Mauer für die DDR? Das ergäbe trübe Aussichten für alle. Sie hätten sich der Frage zu stellen, in was für einem Land sie eigentlich leben.

Junge Freiheit vom 15. Dezember 2006


 

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