 | | Verkurnazt (von
Rolf Stolz)Was, Sie wissen nicht, wie man die Leute verkurnazt? Sie verstehen
das Wort nicht? Ja, lesen Sie nicht den Stern? Hören Sie nie das D-Radio?
Murat Kurnaz halten Sie für einen türkischen Obermufti? Ich merke, Sie
wollen verkurnazt werden. Der Reihe nach: Murat Kurnaz ist "der deutsche
Guantánamo-Häftling Murat Kurnaz". So stand es im Stern. Nun
gut, Sie haben schon begriffen, daß Guantánamo keine nach Mallorca
ausgelagerte Filiale von Stuttgart-Stammheim ist und Herr Kurnaz nicht von Deutschen
inhaftiert wurde. Aber Sie glauben, daß Murat Kurnaz ein Deutscher ist?
Ja, das haben Sie doch neulich irgendwo gehört. Stimmt sogar: "Der deutsche
Staatsbürger Murat Kurnaz", sagt Marc Thörner im D-Radio am 12.
Dezember 2006 in seiner Sendung "Nebel am Hindukusch", und der Sender
bläst diesen auch auf seiner Internetseite fröhlich in deutsche Wohnstuben.
Pech nur, daß der "deutsche Staatsbürger" gar keinen deutschen
Paß hat - nur einen türkischen. Was aber professionelle Kurnazer nicht
daran hindert, Murat Kurnaz zumindest zum "Deutsch-Türken" zu ernennen.
In englischsprachigen Medien wird er uns als "German-born" serviert
- man möchte das ja fast mit "deutschblütig" übersetzen
und fühlt sich an Zeiten von "Lebensborn" und "Heim ins Reich"
erinnert. Und wie wird ein hier bei uns lebender Türke, der aus dem
ihm verhaßten Schweinefleischfresser-Land zum Hindukusch flüchtet zwecks
Weiterbildung in Koran-Schulen und an anderen Fronten, zum "Deutsch-Türken"?
Einfach, indem man denselben Quark auftischt, bis das widerstrebende Publikum
ihn hinunterwürgt. Wen kümmert es da, daß Kurnaz zum engsten Freundeskreis
von Selcuk Bilgin gehörte, einem verhinderten Taliban-Mitkämpfer und
Selbstmordattentäter in spe (so dessen Eltern)? Dem, der nicht alles
schluckt, bleiben drei simple Einsichten: Erstens wirkt Kurnazen nur bei denen,
die dem Stern mehr Glauben schenken als der Bunten oder der Bild und die noch
nicht wissen, daß das "D" beim D-Radio manchmal eher für
Dhimmilandfunk und Dummschwätzer steht als für Deutschland. Zweitens
ist ein türkischer Islamist besser in der Türkei aufgehoben als überall
sonst. Drittens ist nur die Türkei für türkische Staatsbürger
zuständig, auch für solche in Deutschland - nicht jene Dumpfdeutschen,
die sich für einen Terroristenfreund ins Zeug legen statt für die Millionen
Menschen, die weltweit unter dem islamistischen Terror leiden. Rolf
Stolz war Mitbegründer der Grünen und lebt als Publizist in Köln.
Junge
Freiheit vom 26. Januar 2007
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