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- Etiam si omnes, ego non -

Peter R. Hubert

- „Kulturtheorie und Kulturkonflikt“ -

(Textauszüge)

 

„Kulturtheorie und Kulturkonflikt“ (Peter R. Hubert)

„Spenglers ... Prophezeiung einer kommenden globalpolitischen Konfrontation, die sich vor allem an der Linie der kulturellen Diffenrenz abspielen werde, keineswegs abwegig gewesen ist - im Gegenteil. Zuerst einmal hat er darin recht behalten, daß sich - sogar nach dem Ende der Ost-West-Spaltung und des Kalten Krieges - eben keine »einheitliche« Welt, kein Weltstaat, kein »ewiger Frieden«, auch keine kulturell nivellierte, »amerikanisierte« Einheitswelt herausgebildet hat, trotz aller ökonomischen »Globalisierung«. Das »Ende der Geschichte« die Auflösung historischer Existenz im Zuge eines universal agierenden Liberalismus, ist bis heute tatsächlich ausgeblieben. Die von Nietzsche prophezeiten »letzten Menschen«, die »in der Sonne blinzeln« und sagen »Wir haben das Glück erfunden«, sind - obwohl dieser Typus sich in den 1990er Jahren hier und da bereits anzukündigen schien - noch nicht auf der Bildfläche der Gegenwart erschienen. Die fundamentalen kulturellen Differenzen zwischen den verschiedenen Kulturkreisen bestehen weiterhin mit unverminderter Schärfe fort, vor allem zwischen der europäisch geprägten und der islamischen Welt. Und es sieht nicht so aus, als ob sich daran in absehbarer Zukunft etwas ändern sollte. Das bedeutet aber: Der entscheidende Faktor der heutigen Weltpolitik ist und bleibt vorerst die Tatsache der kulturellen Fragmentierung der Welt und der sich daran anschließenden politischen Konflikte. Wie immer man die Ursachen dieser Konflikte auch deuten mag: als Konfrontation eines religiös-kulturellen »Fundamentalismus« mit der »aufgeklärten Welt« des Westens oder doch wohl treffender (und zugleich neutraler) als »Zusammenstoß der Kulturen« - es handelt sich um ein Faktum, das Spengler ... bereits präzise vorausgesehen und wenigstens in seinen Umrissen beschrieben hat, freilich mit den Begriffen seiner damaligen Gegenwart und unter Bezugnahme auf die seinerzeit unmittelbar drängenden Zeitprobleme. Was man von Spengler auch heute noch lernen kann, was also von seinem politisch-publizistischen Werk bleibt, das ist die Einsicht in die Unhintergehbarkeit und auch in die Unüberwindbarkeit der Konflikthaltigkeit der politischen Existenz des Menschen. Solange Menschen unterschiedlichen Kulturen angehören und sich dessen auch bewußt sind, so lange wird es keine Einheitswelt geben, so lange wird es Konkurrenzkämpfe und in der Regel auch gewaltsame Konflikte zwischen den Angehörigen der verschiedenen, miteinander konkurrierenden Kulturkreise geben. Denn auch das hat Spengler gelehrt: Zwei Kulturen mögen sich noch so sehr annähern - eine letzte, unüberwindbare Schranke bleibt immer bestehen. Das vermeintlich allen gemeinsame »Menschliche« kommt nur dort zum Tragen, wo es um die »Natürlichkeit« des Menschen geht. Kommt die »Kultur« ins Spiel, dann beginnt der Konflikt, weil Kulturen jeweils zeitlich und räumlich gebunden, daher grundsätzlich verschieden sind und letztlich fundamental voneinander differieren. Daraus folgt nun keineswegs zwingend, daß es für alle Zukunft eine agonale, eine »kriegerische« Welt geben muß, daß die Menschen, so lange sie existieren werden, sich immer wieder gegenseitig zu vernichten trachten. Aber daraus folgt, daß es Frieden und Eintracht, wenn überhaupt, nur in der von allen gemeinsam erkannten und bewußt ausgehaltenen, bewußt akzeptierten Differenz geben wird. Hierin liegen die Grenzen des Universalismus und erst recht diejenigen der »Globalisierung«. Und darin liegt auch die Unmöglichkeit des Verzichts auf »Politik«, auch des Verzichts auf »Weltpolitik« in einem durchaus traditionell gemeinten Sinn. Noch für unsere Gegenwart gilt unverändert - vielleicht mehr denn jemals zuvor - die Warnung, die Spengler ... formulierte: »Der Verzicht auf Weltpolitik schützt nicht vor ihren Folgen«.“ (Ebd., Mai 2005, S. 18).

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