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Schulden
Inländer (ein Unternehmen, eine Bank oder auch der Staat) Ausländern
Geld (fremdes und kein eigenes), wird daraus eine Währungs- oder Transferschuld.
Man muß dieses Auslandsgeld zuvor verdienen, ehe man seine Schulden tilgen
kann, und das belastet nicht nur den Schuldner, sondern die gesamte Volkswirtschaft.
Wie gefährlich das werden kann, sieht man jetzt in der Krise. Viele Staaten
in der EU, genau genommen sogar die meisten, kämpfen mit diesem Problem.
Sie sind im Ausland hochverschuldet: also nicht bei ihren eigenen Bürgern
in eigenem Geld, sondern bei Geldgebern aus anderen Ländern und zumeist in
deren Währung. Und damit stehen sie am Rande eines sowohl Banken- wie Staatsbankrotts,
denn warum sollten diese Auslandsgläubiger ihr gutes Geld weiterhin einem
zahlungsunfähigen Land und dessen Schuldnern überlassen, das erkennbar
schlecht gewirtschaftet hat? So selbstlos ist niemand, jedenfalls
kein Privater. Und Staaten dürfen es auch nicht sein, auch sie dürfen
das Geld ihrer Bürger nicht leichtsinnig gefährden. Das scheinen alle
jene Europa-Politiker zu vergessen, die jetzt anderen EU- und Euro-Staaten großzügig
Hilfen von Staat zu Staat versprechen. Denn es ist ja nicht ihr eigenes Geld,
das sie da als großzügige Hilfe anbieten, sondern das ihrer Bürger.
Eigentlich müßten sie es aus eigener Tasche bezahlen statt aus fremder
zu Lasten ihrer Bürger! Und selbst, wenn es sich nicht um fremdes
Geld, sondern den gemeinsamen Euro handelt: Auch dieser Euro ist weder ihr Geld,
noch darf er als das Geld aller Bürger durch solche Hilfszusagen inflationiert
werden.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Die Bundesrepublik Deutschland
verzeichnet seit den 1950er Jahren sehr hohe Export- und Leistungsbilanzüberschüsse.
Sie summieren sich inzwischen zu einem Auslandsvermögen in Billionen-Umfang!Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Deutschland ist der wohl größte
Auslandsgläubiger unter den westlichen Nationen, sowohl in Europa als auch
weltweit.Wilhelm
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Januar 2010 |
Wir müssen uns ernsthafte
Sorgen um Europa und den Euro machen. Hier gibt es die »PIGS«
ein Schelm, wer Böses dabei denkt! also die Ländergruppe
Portugal, Irland, Griechenland, Spanien. Diese Länder sind durch ihre permanenten
Defizite, speziell seit der Einführung des Euro, so sehr im Ausland und gegenüber
ihren Währungspartnern verschuldet, daß ihnen jetzt ein Staats- und
Bankenbankrott ins Haus steht. Denken Sie an Island, wo dieses bereits geschehen
ist. Diese Island-Situation besteht inzwischen, wie kürzlich die EU-Kommission
festgestellt hat, für 13 der 16 Euro-Staaten!Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Und weil wir mit diesen Ländern in einer Wirtschaftszone
leben, heißt es in diesem Falle »mitgehangen, mitgefangen«?
(Frage von Zuerst!). Das war der Grund, warum ich mit drei Kollegen
Anfang 1998 gegen die Einführung des Euro geklagt habe. Im EU-Vertrag
heißt es zwar lapidar: kein Staat haftet für die Schulden eines
anderen. Aber das ist Makulatur, wenn man sich die Währung teilt.
Die gemeinsame Währung hat dazu geführt, daß die Länder,
die Defizite aufweisen, diese mit den Überschüssen der anderen
Länder verrechnen können: automatisch und geräuschlos über
den Währungsverbund und das offene Kreditfenster der Europäischen
Zentralbank (EZB) für diese Schuldenstaaten und ihre Banken.
Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Deutschland zum Beispiel
gehört zu diesen automatischen Kreditgebern .... Richtig. Neben Deutschland
gibt es nur drei weitere Überschußländer in der Euro-Zone: Niederlande,
Österreich und Finnland. Deutschland bringt etwa 90 Prozent der Überschüsse
der Euro-Zone. Wenn von den 16 Ländern der Euro-Zone zwölf seit langem
defizitär sind und jetzt auch noch als überschuldet gelten, dann ist
Deutschland nicht nur der Bankier der Euro-Zone. Der Bankier muß, so ist
zu befürchten, jetzt auch noch für die Entschuldung der Euro-Bankrotteure
aufkommen. Das steht nicht im Vertrag zur Währungsunion. .... Dem
Vertrag nach sollte die Euro-Zone eine »Stabilitätsgemeinschaft«
sein. De facto ist sie jedoch zu einer »Haftungsgemeinschaft« geworden
mit einem Hauptgaranten: Deutschland! Das ergibt sich aus der Logik
des gemeinsamen Geldmarktes und der gleichen Kreditfähigkeit aller Euroländer
bei der EZB.Wilhelm
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Januar 2010 |
Letztlich ist es Deutschland,
das mit seiner Wirtschaftskraft und leistung die Kreditfähigkeit der
Euro-Zone und die Stärke des Euro an den internationalen Finanzmärkten
ermöglicht.Wilhelm
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Januar 2010 |
Angenommen, die Krise verschärft
sich und noch mehr Länder der Euro-Zone nähern sich dem Staatsbankrott
.... Darüber zerbrechen sich die Volkswirte in der EU-Kommission und
der EZB den Kopf. Eine Möglichkeit wäre für die europäische
Staatenwelt, wieder zu den alten, historischen Währungen zurückzukehren.
Nur so gewinnen sie die jetzt benötigte Handlungsfreiheit in der Gestaltung
ihrer nationalen Politik und Krisenbekämpfung zurück.Wilhelm
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Januar 2010 |
Der Tod des Euro?
Der Tod des Euro ist nicht der Tod Europas. Diese Schicksalsverbundenheit oder
identität bestand nie und besteht auch jetzt nicht. Im Gegensatz zu
Europa-Phantasten und -Fanatikern halte ich es für tödlich für
Europa, wenn man am Unsinnsprojekt der Trennung von Staat und Währung festhält.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Das Gemeineigentum an der Währung:
16 Staaten, ein Geld, hat genau das bestätigt, wovor gute Europäer,
nämlich wir, die Euro-Kritiker, von Anfang an gewarnt haben: Was allen gehört,
gehört niemandem und wird von niemandem gepflegt. Im Gegenteil: Man überläßt
die Pflege »den anderen« oder »der Allgemeinheit«. Genau
das haben die 13 Euro-Trittbrettfahrer getan die Pflege des Euro und die
Einhaltung der feierlich beschworenen Spielregeln haben sie im wesentlichen Deutschland
überlassen! Das Resultat liegt vor.Wilhelm
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Januar 2010 |
Es sind die Probleme einer
gemeinsamen Viel-Völker-Währung, die unter den Währungspartnern
Spannungen und Konflikte auslösen. Eine Vielheit nationaler Währungen,
die im Wettstreit und Wettbewerb miteinander stehen, tut das nie.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Um die europäische Integration
war es nie besser gestellt als in den Jahren vor dem Euro. Nationale Probleme,
und derer gab es viele, konnten mit nationalen Mitteln, wie Zins- und Wechselkursanpassung,
gelöst werden. Sie schlugen niemals auf andere Länder oder die Gemeinschaft
durch, so wie jetzt!Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Sie meinen, die innereuropäische
Konfliktgefahr steigt durch eine gemeinsame Währung? Geradezu
explosiv! Die Euro-Fans verwechseln bis zur Stunde Dynamik mit Dynamit!Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Der Euro belohnt die Mißwirtschaft
der »PIGS« und anderer EUZ- und Euro-Länder, und er verstärkt
die Schuldenlast gesunder Länder wie Deutschland.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Derzeit sind wir bei einer
Zinsbelastung von etwa 23 bis 24 Prozent? Ja, aber das wäre
nicht dramatisch, wenn wir keine Krise hätten. Denn ohne Krise hätte
der Staat genügend Steuereinnahmen, um diese Zinslast zu verkraften. Durch
die Krise reduzieren sich die Staatseinnahmen und erhöhen sich die Staatsausgaben,
die Zinslast bleibt jedoch unverändert. Das ist das eigentliche Dilemma.
Dazu kommt der unvertretbare »Luxus«, Banken und Unternehmen, die
längst »bewiesen« haben, daß sie am Markt keine Überlebenschancen
haben, auf Staats- und Steuerzahlerkosten zu retten. Das vor allem bläht
jetzt und in Zukunft die Staatsschulden auf.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Und warum macht man das?
Ich denke, daß Zerrüttung des Staatskredits und der Währung ein
viel zu hoher Preis sind, um ein paar marode Großunternehmen und banken
zu retten. Man gefährdet sehenden oder richtiger blinden Auges die Marktwirtschaft,
um ein paar Große (Kleine sind niemals darunter), die man gar nicht braucht,
künstlich am Leben zu erhalten. Jede Regierung, gleichviel ob schwarz-rot
oder schwarz-gelb wirft mit dieser Politik die Frage ihrer Glaubwürdigkeit
auf.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Ist es eine Verschwörungstheorie
zu behaupten, daß die Privatbanken massiv Druck und Einfluß auf die
Politik ausüben ? Der Einfluß des großen Geldes
auf die Politik war schon immer ebenso groß wie geheim. Doch manchmal fällt
ein erhellender Lichtstrahl darauf, wenn z.B. die Bundeskanzlerin den Chef der
größten Bank in Deutschland zu einer kleinen Geburtstagsfeier ins Kanzleramt
einlädt.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Aber die Kanzlerin argumentiert,
die Privatbanken müßten unterstützt werden, da ein Zusammenbruch
des Privatbankensektors eine Systemkrise auslösen würde .... Das
gilt für keine Bank nur die Zentralbank. Nur wenn diese zusammenbrechen
sollte, droht eine Systemkrise. Das war zuletzt im 18. Jahrhundert der Fall, als
in Frankreich die Königliche Bank zusammenbrach und indirekt dazu
beitrug, die französische Revolution auszulösen. Der Zusammenbruch
von »Lehman Brothers« hat keine Systemkrise in den USA herbeigeführt.
Er war die Folge einer Krise, nicht ihr Auslöser.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Ist »Systemkrise«
in diesem Zusammenhang vielleicht ein Kampfbegriff? Es scheint
so. Systemkrise würde bedeuten, daß der Zahlungsverkehr zusammenbricht.
Das können Sie ruhig mit der Wasser- oder Stromversorgung vergleichen: Wenn
kein Wasser mehr aus dem Hahn fließt und weder das Licht angeht noch die
Motoren anspringen dann hätten wir eine Systemkrise. Der Ausfall einiger
Banken im Zahlungsverkehr oder Kreditverbund löst keine Systemkrise aus.
Die Konkurrenz übernimmt die Geschäfte, und die Zentralbank (bei uns
die EZB) garantiert weiterhin den Fluß des Geldes und die Kreditversorgung
der Wirtschaft. In den USA sind bis jetzt als Folge der Krise 125 Banken geschlossen
worden. Auswirkungen auf Geld- und Kreditbereitstellung sowie die Zinshöhe
hatte das nicht!Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Gottlob haben wir in Deutschland
ein grundsolides und bewährtes Bankensystem, das auf drei Säulen beruht:
Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken. Letztere, die sich an den Spekulationen
der Privatbanken kaum beteiligt haben, wickeln 70 bis 80 Prozent des Zahlungs-
und Kreditverkehrs ab. Es gibt genügend Konkurrenz, um den Ausfall einiger
Groß- und Privatbanken auszugleichen.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Was bedeutet das? Es
bedeutet, daß der Slogan »to big to fail« eine durchsichtige
Zweckbehauptung ist. Noch gibt es keinen Marktversorger, dessen Ausfall irreparable
Systemschäden verursachen könnte. Aber zu solchen Schäden könnte
es kommen, wenn der Staat fortfährt, immer nur die Großen zu retten
und die Kleinen ihrem Schicksal überläßt. Dann geht mit dem Mittelstand
auch die Marktwirtschaft zugrunde, und wir bekämen eine Staatswirtschaft
wie in der alten DDR oder im heutigen China!Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Die gegenwärtige Krise
ist also genaugenommen nur eine Krise der Privatbanken, die sich verspekuliert
haben? Einiger, nicht aller. Leider zählen auch die meisten
öffentlich-rechtlichen Landesbanken dazu. Aber auch deren Krise zeigt nur,
daß sie im Grunde überflüssig sind. Weil sie im Inlandsgeschäft
nicht mehr gebraucht werden, haben sie sich im Auslandsgeschäft getummelt
und sich dabei wie die Privatbanken verspekuliert. Zentrum und Auslöser der
weltweiten Finanzkrise ist die Globalisierung der privaten Großbanken oder
wie man früher sagte Hochfinanz.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Ich habe meinen Studenten vier
Jahrzehnte lang beigebracht, daß sich eine Bank ihr Geld bei den Sparern
und wenn es dort mal klemmt bei der eigenen Zentralbank beschafft.
Das sind die zwei Quellen der volkswirtschaftlich legitimen und inflationsneutralen
Geldbeschaffung. Die großen Privatbanken haben sich jedoch im Zuge der Globalisierung
eine dritte Quelle erschlossen: den internationalen Bankenmarkt. Dieser liegt
außerhalb der nationalen Kreditaufsicht. .... Dazu kommt: Die Privatbanken
haben sich unkontrollierte Ableger geschaffen in Form von Fonds (Investment-Hedgefonds
u.s.w.) und sogenannter »Zweckgesellschaften«, die sie an Orten plazieren,
an denen es, wenn überhaupt, nur laxe Kontrollen und Gesetze gibt. Da wären
z.B. die Kaimaninseln in der Karibik oder die britischen Kanalinseln nebst vielen
anderen zu nennen.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Der Journalist Jürgen
Elsässer bezeichnet diese Inseln als »Pirateninseln« ....
Nicht zu Unrecht. Die Privatbanken schufen sich an diesen Finanzoasen eigene Geldbeschaffungsmärkte
und dazu Produkte, die man an solchen Plätzen im großen Stil handeln
konnte. Dies haben die nationalen Aufsichtsbehörden zwar immer gesehen, aber
niemals verhindert. Warum ist das nicht geschehen? Jede Krise
im Finanzsektor ist die Folge von neuartigen, »innovativen« Finanzprodukten
und -geschäften, die man bislang nicht kannte und deren Folgen man deswegen
auch nicht abschätzen konnte. Jede Aufsicht orientiert sich rückwärts
an den Erfahrungen aus der letzten Krise. Da es aber bei der letzten Krise diese
neuen Produkte noch nicht gab, war die Aufsicht überfordert. So einfach ist
das.Wilhelm
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Januar 2010 |
Macht und Einfluß haben
zu allen Zeiten den Siegeszug der Geldwirtschaft begleitet und gefördert.
Macht und Einfluß zu erringen oder zu behalten, kostet immer Geld, gleichviel
ob man Kriege oder Wahlkämpfe gewinnen oder seine Privilegien verteidigen
will. Warum soll das heute anders sein?Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Geht die Krise weiter oder
verschlimmert sich, kann noch vieles an neuen Bank- und Staatsschulden nachkommen.
Wie erklärt sich das? Wir sprechen über Wertpapiere,
deren Wert einzig und allein darin besteht, daß eine Bank mit ihnen handelt.
Fällt der Käufer aus, ist das Papier wertlos und muß abgeschrieben
werden. Und niemand kennt den noch ausstehenden Abschreibungsbedarf. Selbst die
Banken machen sich vielfach Illusionen, denn sie hoffen, daß der Markt wieder
anspringt und dann gewinnen diese »Un-Wertpapiere« wieder an Wert.
Die Banken haben also möglicherweise noch einiges abzuarbeiten. Im Klartext
heißt das, sie müssen Verluste ausweisen. Sind diese Verluste größer
als ihr Eigenkapital, ist die Bank pleite. Es sei denn, es kommt der nächste
»Rettungsschirm« seitens der Bundesregierung. Wilhelm
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Januar 2010 |
Kein Staat kann seine Bürger
endlos belasten. Irgendwann und irgendwo ist die Grenze erreicht, schon aus Gründen
der Handlungsfähigkeit des Staates. Er darf nicht zur Zins-Bedienungs-Maschine
werden!Wilhelm
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Januar 2010 |
Ein weiteres Problem kommt
hinzu: die Kreditklemme. Die Banken bekommen zwar billiges Geld nachgeworfen,
fast zum Nulltarif, aber sie verleihen es teuer. Der auf Bankkredite angewiesene,
eigenkapitalschwache Mittelstand kann sich keine Zinsen zu sieben und mehr Prozent
leisten. Er bleibt im Regen stehen; denn die Hilfe wird nur den Großen,
denen ohnehin die Börse zur Kapitalaquise offensteht, gewährt. Die Wirtschaftskrise
wird zur Systemkrise, weil nur die Großen gerettet werden und überleben.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Ich sagte schon: Am Ende steht
nicht die Marktwirtschaft, sozial oder weniger, sondern die Staatswirtschaft à
la China.Wilhelm
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Januar 2010 |
Man hat die Rechnung ohne den
Wirt gemacht. Auch die Banken denken an sich selbst zuerst, wie jeder in der Krise.
Man hat es versäumt, die Finanzhilfe an die Banken unter Auflagen zu stellen,
wie die: die Hilfe muß weitergegeben werden. Oder an Alternativen zu denken:
Wenn die Banken statt den Kredithahn aufzudrehen, an die Börse gehen und
die Aktienhausse anheizen, dann muß der Staat darauf reagieren und Staatshilfen
direkt an die Wirtschaft geben: über die staatseigene KfW oder die im Mittelstand
führenden Banken des Sparkassen- und Volksbankensektors.Wilhelm
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Januar 2010 |
Hat dieses Finanzrettungspaket
für die Privatbanken dann irgend etwas mit dem Allgemeinwohl zu tun?
Es ist den vom selbst verschuldeten Konkurs bedrohten Banken gelungen, ihre Regierungen
jenseits wie diesseits des Atlantik von der Interessenidentität von Gemeinwohl
und ihrem Fortbestand als Banken zu überzeugen. Eine großartige Leistung!
Und die Masse der Ökonomen (ihre Nobelpreisträger eingeschlossen), Regierungs-
und Medienexperten bejaht diese Identität ohne Einschränkungen. Doch
die schlichte Wahrheit ist: Banken sind nicht die Caritas, und sie sind als Einzelinstitute
alle miteinander ersetz- und austauschbar; das System ist auf keine Einzelbank
angewiesen.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Man hat von Washington über
London, Brüssel und Berlin statt der Opfer der Krise den existenzbedrohten
Mittelstand, die um ihren Arbeitsplatz bangenden Arbeitnehmer und die geschädigten
Anleger und Sparer die Verursacher der Krise belohnt und tut es noch immer.
Dabei zeigt eine simple Überschlagsrechnung, daß Staat und Steuerzahler
weitaus billiger weggekommen wären, hätte man auf Staatskonto nicht
alle Bankschulden übernommen (einschließlich der spekulativen aus den
Interbankgeschäften), sondern nur die Guthaben und Einlagen der Wirtschaft
und der privaten Haushalte. Eine solche, auf die echten Opfer der Krise beschränkte
Hilfe wäre nicht nur billiger gewesen finanziell wie sozial
sie wäre auch effizienter. Sie würde nämlich unmittelbar auf die
Konjunktur einwirken und diese beleben. Aber an so etwas haben nicht einmal die
Linken gedacht!Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
Wann werden wir die Krise
überstanden haben? Die letzte Weltwirtschaftskrise, die nach
dem »Schwarzen Freitag« vom Oktober 1929, kam nie zu Ende. Erst der
Zweite Weltkrieg setzte einen Schlußpunkt doch um welchen Preis!
Gottlob drohen diesmal weder ein Hitler noch ein neuer Weltkrieg. Deswegen ist
auch ein rasches Ende der Krise nicht in Sicht jedenfalls so lange nicht,
wie der eigentliche Krisengrund fortbesteht und künstlich am Leben gehalten
wird: die enorme Überkapazität eines Finanzsektors, der laufend mehr
Finanzmittel erzeugt als die reale Wirtschaft braucht. Denn es waren diese überschüssigen
Finanzmittel, die diese Krise heraufbeschworen haben und die sie uns jetzt erhalten.
Denn die »gerettete« Bankwelt legt auch jetzt wieder ihr Geld an der
Börse an, statt es in der realen und Werte schaffenden Wirtschaft arbeiten
zu lassen. Die Krise wird so lange andauern, bis die westlichen Regierungen diesen
Zusammenhang begreifen oder ihre Wähler sie dazu zwingen, daraus die
Konsequenzen zu ziehen. Der Finanzsektor kann und darf kein unkontrolliertes Eigenleben
führen, sondern hat der Realwirtschaft zu »dienen«. Doch bis
diese alte und keineswegs neue Einsicht wieder zur Richtschnur der Politik wird,
kann noch viel Zeit vergehen. Die Bankenlobby wird deren Verbreitung nicht forcieren,
und die Lernfähigkeit von Wissenschaftlern und Medienexperten war schon immer
und ist auch jetzt wieder begrenzt. Doch mit jeder Krise wächst die Einsicht,
wie man sie richtig bekämpft und die nächste Krise vermeidet. Daher
ist auch das Ende dieser Krise programmiert, nur nicht ihr Datum.Wilhelm
Hankel, Ende der Krise ist nicht in Sicht, Gespräch in: Zuerst!,
Januar 2010 |
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