Der
Untergang des Abendlandes, zunächst ein örtlich und zeitlich beschränktes
Phänomen wie das ihm entsprechende des Untergangs der Antike, ist, wie man
sieht, ein philosophisches Thema, das in seiner ganzen Schwere begriffen alle
großen Fragen des Seins in sich schließt.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 4 |
Will
man erfahren, in welcher Gestalt sich das Schicksal der abendländischen Kultur
erfüllen wird, so muß man zuvor erkannt haben, was Kultur ist,
in welchem Verhältnis sie zur sichtbaren Geschichte, zum Leben, zur Seele,
zur Natur, zum Geiste steht, unter welchen Formen sie in Erscheinung tritt und
inwiefern diese Formen ... Symbole und als solche zu deuten sind.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 4 |
Das
Mittel, tote Formen zu erkennen, ist das mathematische Gesetz. Das Mittel, lebendige
Formen zu verstehen, ist die Analogie. Auf diese Weise unterscheiden sich Polarität
und Periodizität der Welt.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 4 |
Die
expansive Tendenz ist ein Verhängnis, etwas Dämonisches und Ungeheures,
das den späten Menschen des Weltstadiums packt, in seinen Dienst schwingt
und verbraucht, ob er will oder nicht, ob er es weiß oder nicht. Leben ist
die Verwirklichung von Möglichkeiten, und für den Gehirnmenschen gibt
es nur extensive Möglichkeiten. So sehr der heutige, noch wenig entwickelte
Sozialismus sich gegen die Expansion auflehnt, er wird eines Tages mit der Vehemenz
eines Schicksals ihr vornehmster Träger sein. Hier rührt die Formensprache
der Politik - als unmittelbarer intellektueller Ausdruck einer Art von Menschentum
- an ein tiefes metaphysisches Problem: an die durch die unbedingte Gültigkeit
des Kausalitätsprinzips bestätigte Tatsache, daß der Geist
das Komplement der Ausdehnung ist.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 51-52 |
Die
Zeichensprache einer Mathematik und die Grammatik einer Wortsprache sind letzten
Endes von gleichem Bau. Die Logik ist immer eine Art Mathematik und umgekehrt.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 76-77 |
Mithin
liegt auch in allen Akten menschlichen Verstehens, welche zur mathematischen Zahl
in Beziehung stehen - messen, zählen, zeichnen, wägen, ordnen, teilen
-, die sprachliche, durch die Formen des Beweises, Schlusses, Satzes, Systems
dargestellte Tendenz auf Abgrenzung von Ausgedehntem, und erst durch kaum noch
bewußte Akte dieser Art gibt es für den wachen Menschen durch Ordnungszahlen
eindeutig bestimmte Gegenstände, Eigenschaften, Beziehungen, Einzelnes, Einheit
und Mehrheit, kurz die als notwendig und unerschütterlich empfundene Struktur
desjenigen Weltbildes, das er »Natur« nennt und als solche »erkennt«.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 77 |
Natur
ist das Zählbare.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 77 |
Geschichte
ist der Inbegriff dessen, was zur Methematik kein Verhältnis hat.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 77 |
Daher
die mathematische Gewißheit der Naturgesetze, die stauennde Einsicht Galileis,
daß die Natur »scritta in lingua matematica« sei und
die von Kant hervorgehobene Tatsache, daß die exakte Naturwissenschaft genau
so weit reicht wie die Möglichkeit der Anwendung mathematischer Methoden.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 77 |
Kulturen
sind Organismen. Weltgeschichte ist ihre Gesamtbiographie.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 143 |
Eine
Kultur wird in dem Augenblick geboren, wo eine große Seele aus dem urseelenhaften
Zustande ewig-kindlichen Menschentums erwacht, sich ablöst, eine Gestalt
aus dem Gestaltlosen, ein begrenztes und Vergängliches aus dem Grenzenlosen
und Verharrenden. Sie erblüht auf dem Boden einer genau abgrenzbaren Landschaft,
an die sie pflanzenhaft gebunden bleibt. Eine Kultur stirbt, wenn diese Seele
die volle Summe ihrer Möglichkeiten in der Gestalt von Völkern, Sprachen,
Glaubenslehren, Künsten, Staaten, Wissenschaften verwirklicht hat und damit
wieder ins Urseelentum zurückkehrt.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 143 |
Dies
ist der Sinn aller Untergänge in der Geschichte - der inneren und
äußeren Vollendung, des Fertigseins, das jeder lebendigen Kultur bevorsteht
-, von denen der in seinen Umrissen deutlichste als »Untergang der Antike«
vor uns steht, während wir die frühesten Anzeichen des eignen, eines
nach Verlauf und Dauer jenem völlig gleichartigen Ereignisses, das den ersten
Jahrhunderten des nächsten Jahrtausends angehört, den »Untergang
des Abendlandes«, heute schon deutlich in und um uns spüren.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 144 |
Jede
Kultur durchläuft die Altersstufen des einzelnen Menschen. Jede hat ihre
Kindheit, ihre Jugend, ihre Männlichkeit und ihr Greisentum.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 144 |
Jede
Kultur, jede Frühzeit, jeder Aufstieg und Niedergang, jede ihrer innerlich
notwendigen Stufen und Perioden hat eine bestimmte, immer gleiche, immer mit dem
Nachdruck eines Symbols wiederkehrende Dauer.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 144 |
»Alles
Vergängliche ist nur ein Gleichnis«.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 209 |
Alles
Gewordne ist vergänglich.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 216 |
Alles
Vergängliche ist nur ein Gleichnis.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 217 |
Jede
Modernität hält Abwechslung für Entwicklung. Die Wiederbelebungen
und Verschmelzungen alter Stile treten an die Stelle wirklichen Werdens.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 379 |
Es
ist völlig belanglos, ob Schopenhauer theoretisch den Willen zum Leben verneint
oder ob Nietzsche ihn bejaht sehen will. Diese Unterscheidungen liegen an der
Oberfläche. Sie bezeichnen einen persönlichen Geschmack, ein Temperament.
Wesentlich ist, daß auch Schopenhauer die ganze Welt als Willen fühlt,
als Bewegung, Kraft, Richtung; darin ist er der Ahnherr der gesamten ethischen
Modernität. Dies Grundgefühl ist bereits unsre ganze Ethik. Alles andre
sind Abarten.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 436 |
Kultur
und Zivilisation - das ist der lebendige Leib eines Seelentums und seine Mumie.
So unterscheidet sich das westeuropäische Dasein vor und nach 1800 ....Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 450 |
So
ruft der Faust des ersten Teiles der Tragödie, der leidenschaftliche Forscher
in einsamen Mitternächten, folgerichtig den des zweiten Teiles und des neuen
Jahrhunderts hervor, den Typus einer rein praktischen, weitschauenden, nach außen
gerichteten Tätigkeit. Hier hat Goethe psychologisch die ganze Zukunft Westeuropas
vorweggenommen. Das ist Zivilisation an Stelle von Kultur, der äußere
Mechanismus statt des inneren Organismus, der Intellekt als das seelische Petrefakt
an Stelle der erloschenen Seele selbst. So wie Faust am Anfang und Ende der Dichtung,
stehen sich innerhalb der Antike der Hellene zur Zeit des Perikles und der Römer
zur Zeit Cäsars gegenüber.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 452 |
Kulturmoral
ist die Moral, welche man hat, zivilisierte die, welche man sucht.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 453 |
Jede
Kultur hat ihre eigene Art, seelisch zu verlöschen, und nur die eine,
die aus ihren ganzen Leben mit tiefster Notwendigkeit folgt. Deshalb sind Buddhismus,
Stoizismus, Sozialismus morphologisch gleichwertige Ausgangserscheiningen.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 455 |
Der
faustische Nihilist ... zertrümmert die Ideale; der apollinische ... läßt
sie vor seinen Augen zerfallen; der indische zieht sich vor ihnen in sich selbst
zurück.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 456 |
Auch
der Begriff eines sozialistischen Nirwana ist zu rechtfertigen, sofern man die
Flucht vor dem Kampf ums Dasein ins Auge faßt, wie die europäische
Müdigkeit sie in Schlagworte Weltfriede, Humanität und Verbrüderung
aller Menschen kleidet.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 457 |
Das
Wesen aller Kultur ist Religion; folglich ist das Wesen aller Zivilisation
Irreligion.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 458 |
Nietzsche
war, seit er Aphorismen schrieb, unbewußt ein Schüler Darwins ....Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 477 |
Es
ist eine ganz entscheidende und in ihrer vollen Bedeutung nie gewürdigte
Tatsache, daß alle großen Kulturen Stadtkulturen sind. Der höhere
Mensch des zweiten Zeitalters ist ein städtebauendes Tier. Das ist das eigentliche
Kriterium der »Weltgeschichte«, das sie von der Menschengeschichte
überhaupt auf das Schärfste abhebt - Weltgeschichte ist die Geschichte
des Stadtmenschen.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 661 |
Statt
der Kinder haben sie seelische Konflikte, die Ehe ist eine kunstgewerbliche Aufgabe
und es kommt darauf an, »sich gegenseitig zu verstehen«. Es ist ganz
gleichgültig, ob eine amerikanische Dame für ihre Kinder keinen zureichenden
Grund findet, weil sie keine season versäumen will, eine Pariserin,
weil sie fürchtet, daß ihr Liebhaber davongeht, oder eine Ibsenheldin,
weil sie »sich selbst gehört«. Sie gehören alle sich selbst
und sie sind alle unfruchtbar.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 681 |
Weltgeschichte
ist die Geschichte der großen Kulturen.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 761 |
Die
Weltgeschichte ist das Weltgericht.Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 1194 |
Sechstausend
Jahre höherer Menschengeschichte liegen vor uns. Aus der Masse, die sich
über den ganzen Planeten verbreitet hat, sondert sich, Geschichte im tieferen
Sinne, das Schauspiel und Schicksal der großen Kulturen ab. Sie liegen vor
dem Auge des Betrachters als Formenwelten von gleichartigem Bau, mächtiges
Seelentum, das sichtbare Gestalt gewinnt, innerstes Geheimnis, das sich in lebendig
fortschreitender Wirklichkeit ausdrückt. Ein unveränderliches Ethos
wirkt in ihnen. Es prägt nicht nur je eine ganz bestimmte Art von Glauben,
Denken, Fühlen, Tun, von Staat, Kunst und Lebensordnung, sondern auch einen
antiken, indischen, chinesischen, abendländischen Typus »Mensch«
von vollkommen eigener Haltung des Leibes und der Seele, einheitlich in Instinkt
und Bewußtsein, Rasse in geistigem Sinne, aus.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 22 |
Drei
Völker des Abendlandes haben den Sozialismus in einem großen Sinne
verkörpert: Spanier, Engländer, Preußen (nicht
zufällig die »östlichsten« [»jüngsten«,
»frischesten«] der Deutschen! HB). Von Florenz und Paris
aus formte sich der anarchische Gegensinn in zwei andern: Italienern und Franzosen.
Der Kampf beider Weltgefühle ist das Grundgerüst dessen, was wir als
neuere Weltgeschichte bezeichnen.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 26 |
Soll
die Weltwirtschaft eine Weltausbeutung (englisch; HB)
oder eine Weltorganisation (preußisch; HB)
sein? Sollen die Cäsaren dieses künftigen Imperiums Milliardäre
oder Weltbeamte, soll die Bevölkerung der Erde, solange dieses Imperium der
faustischen Zivilisation zusammenhält, Objekt der Politik von Trusts oder
von Menschen sein, wie sie am Ende des zweiten Faust angedeutet werden?Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 53 |
Wäre
selbst der faustische Weltfriedc erreicht, so würden Herrenmenschen vom Schlage
spätrömischer, spätchinesischer, spätägyptischer Cäsaren
sich um dies Imperium schlagen als Beute, wenn seine endgültige Form eine
kapitalistische, und um den ersten Rang in ihm, wenn sie eine sozialistische geworden
sein sollte.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 26 |
In
Wirklichkeit kann es, außer in Staaten vom Umfang weniger Dörfern,
etwas wie Volksregierung, Regierung durch das Volk, gar nicht geben.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 59 |
Das
19. Jahrhundert war das der Naturwissenschaft; das 20. gehört der Psychologie.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 84 |
Wir
glauben nicht mehr an die Macht der Vernunft über das Leben. Wir fühlen,
daß das Leben die Vernunft beherrscht. Menschenkenntnis ist uns wichtiger
als abstrakte und allgemeine Ideale; aus Optimisten sind wir Skeptiker geworden:
nicht was kommen sollte, sondern was kommen wird, geht uns an; und Herr der Tatsachen
bleiben ist uns wichtiger als Sklave von Idealen werden. Die Logik des Naturbildes,
die Verkettung von Ursache und Wirkung scheint uns oberflächlich; nur die
Logik des Organischen, das Schicksal, der Instinkt, den man fühlt, dessen
Allmacht man im Wechsel der Dinge schaut, zeugt von der Tiefe des Werdens.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 84-85 |
Die
echte Internationale ist Imperialismus, Beherrschung der faustischen Zivilisation,
also der ganzen Erde, durch ein einziges gestaltendes Prinzip, nicht durch Ausgleich
und Zugeständnis, sondern durch Sieg und Vernichtung. Der Sozialismus hat
den Kapitalismus und den Ultramontanismus neben und gegen sich, drei Arten sozialistischen
Willens zur Macht: durch den Staat, das Geld, die Kirche. Sie haben ihre Kräfte
in der politischen, wirtschaftlichen und religiösen Bewußtseinswelt,
von denen jede die beiden andern sich einzuordnen sucht: das sind die schöpferischen
Instinkte des preußischen, des englischen und des spanischen Menschen und
sie reichen von der geistigen Kälte und Höhe der modernen Zivilisation
zurück bis zu jenen frühen triebhaften Menschen ..., die sich mit Schwert
und Pflug die märkischen Sümpfe unterwarfen, in ihren zerbrechlichen
Kähnen das Nordmeer kreuzten und den Glaubenskampf gegen die Mauren südlich
der Pyrenäen führten.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 89-90 |
Märkische,
englische und spanische Gotik zeugen von einer andern Seele als die französische.
Diese Instinkte sind mächtiger als alles andere und können sogar die
Völker überleben, in denen sie sich sichtbare Symbole geschaffen haben.
Es gab einen römischen Geist noch zu einer Zeit, wo es echte Römer nicht
mehr gab. Der spanische Geist als Volk ist ohnmächtig, aber als Kirche steht
er in ungebrochner Kraft da. Das sind die Wirklichkeiten, welche die Internationale
der Kongresse mit den Schlagworten von Marx glaubt einebnen zu können.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 89-90 |
Die
faustische, westeuropäische Kultur ist vielleicht nicht die letzte, sicherlich
aber die gewaltigste, leidenschaftlichste, durch ihren inneren Gegensatz zwischen
umfassender Durchgeistigung und tiefster seelischer Zerissenheit die tragischste
von allen. Es ist möglich, daß noch ein matter Nachzügler kommt,
etwa irgendwo zwischen Weichsel und Amur und im nächsten Jahrtausend, hier
aber ist der Kampf zwischen der Natur und dem Menschen, der sich durch sein historisches
Dasein gegen sie aufgelehnt hat, praktisch zu Ende geführt worden.Oswald
Spengler, Der Mensch und die Technik, 1931, S. 63 |
Ein
Präsident oder Premierminister oder Volksbeauftragter aber ist die Kreatur
einer Partei, und eine Partei ist die Kreatur derer, die sie bezahlen.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 97 |
Ein
Fürst ist heute der einzige Schutz einer Regierung vor dem Händlertum.
Die Macht des Privatkapitals führt sozialistische und monarchistische Prinzipien
zusammen. Das individualistische Eigentumsideal bedeutet Unterwerfung des Staates
unter die freien Wirtschaftsmächte, das heißt Demokratie, das heißt
Käuflichkeit der Regierung durch den privaten Reichtum. In einer modernen
Demokratie stehen die Massenführer nicht den Führern des Kapitals, sondern
dem Gelde selbst und dessen anonymer Macht gegenüber. Die Frage ist, wie
viele der Führer dieser Macht widerstehen können. Wenn man wissen will,
wie sich eine nicht mehr junge und deshalb von ihrer eignen Vortrefflichkeit begeisterte
Demokratie in Wirklichkeit von der in ideologischen Köpfen vorhandenen unterscheidet,
so lese man Sallust über Catilina und Jugurtha. Es ist kein Zweifel, daß
uns Römerzustände bevorstehen, aber eine monarchisch-sozialistische
Ordnung kann sie unwirksam machen.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 97 |
Aber
der Bolschewismus ... hat als gefährliches Gift für raffinierte Geister
im Westen eine größere Zukunft als im Osten.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 102 |
Aus
dem Puritanismus ist der Kapitalismus, aus dem Pietismus der Sozialismus geworden.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 102 |
Marx
ist tot.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 104 |
Demokratie,
mag man sie schätzen wie man will, ist die Form dieses Jahrhunderts, die
sich durchsetzen wird.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 104 |
Werdet
Männer!Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 104 |
Wir
sind Sozialisten.Oswald
Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 105 |
Wenn
wir nicht handeln lernen, wie es die wirkliche Geschichte meint, mitten in einer
Zeit, die weltfremde Ideale nicht duldet und an ihren Urhebern rächt, in
der das harte Tun, das Nietzsche auf den Namen Cesare Borgias getauft hat, allein
Geltung besitzt, in der die Moral der Ideologen und Weltverbesserer noch rücksichtsloser
als sonst auf ein überflüssiges und wirkungsloses Reden und Schreiben
beschränkt wird, dann werden wir als Volk aufhören zu sein.Oswald
Spengler, Nietzsche und sein Jahrhundert (Rede, gehalten am 15. Oktober 1924,
dem 80. Geburtstage Nietzsches, im Nietzsche-Archiv zu Weimar), in. Reden
und Ausätze, S. 123-124 |
Ohne eine
Lebensweisheit, die in schlimmen Lagen nicht tröstet, sondern heraushilft,
können wir nicht leben, und diese Weisheit taucht in ihrer Härte innerhalb
des deutschen Denkens zum ersten Male bei Nietzsche auf, mag sie noch so sehr
verkleidet sein von Eindrücken und Gedanken, die ihm aus anderen Quellen
kamen. Er hat dem geschichtshungrigsten Volke der Welt die Geschichte gezeigt,
wie sie ist. Sein Vermächtnis ist die Aufgabe, die Geschichte so zu leben.Oswald
Spengler, Nietzsche und sein Jahrhundert (Rede, gehalten am 15. Oktober 1924,
dem 80. Geburtstage Nietzsches, im Nietzsche-Archiv zu Weimar), in. Reden
und Ausätze, S. 124 |
So sieht das
Zeitalter der Weltkriege aus .... Aber dahinter erscheint das zweite Element der
ungeheuren Umwälzung, die Weltrevolution. Was will sie? Worin besteht sie?
Was hat das Wort im tiefsten Grunde zu bedeuten? Man versteht seinen vollen Inhalt
heute so wenig wie den geschichtlichen Sinn des ersten Weltkrieges, der eben hinter
uns liegt. Es handelt sich nicht um die Bedrohung der Weltwirtschaft durch den
Bolschewismus von Moskau, wie es die einen, und nicht um die »Befreiung«
der Arbeiterklasse, wie es die andern meinen. Das sind nur Fragen der Oberfläche.
Vor allem: diese Revolution droht nicht erst, sondern wir stehen mitten darin,
und nicht erst seit gestern und heute, sondern seit mehr als einem Jahrhundert.
Sie durchkreuzt den »horizontalen« Kampf zwischen den Staaten und
Nationen durch den vertikalen zwischen den führenden Schichten der weißen
Völker und den andern, und im Hintergrund hat schon der weit gefährlichere
zweite Teil dieser Revolution begonnen: der Angriff auf die Weißen überhaupt
von seiten der gesamten Masse der farbigen Erdbevölkerung, die sich ihrer
Gemeinschaft langsam bewußt wird.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 58 |
Mit
dem Kampf zwischen »Kapitalismus« und »Sozialismus« hat
das gar nichts zu tun.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 61 |
Der
Schauplatz dieser Revolution des Lebens, ihr »Grund« zugleich und
ihr Ausdruck ist die Großstadt, wie sie in der Spätzeit aller Kulturen
sich zu bilden beginnt. In dieser steinernen und versteinernden Welt sammelt sich
in immer steigendem Maße entwurzeltes Volkstum an, das dem bäuerlichen
Lande entzogen wird, »Masse« in erschreckendem Sinne, formloser menschlicher
Sand, aus dem man zwar künstliche und deshalb flüchtige Gebilde kneten
kann, Parteien, nach Programmen und Idealen entworfene Organsisationen, in dem
aber die Kräfte natürlichen, durch die Folge der Generationen mit Tradition
gesättigten Wachstums abgestorben sind, vor allem die natürliche Fruchtbarkeit
allen Lebens, der Instinkt für die Dauer der Familien und Geschlechter. Der
Kinderreichtum, das erste Zeichen einer gesunden Rasse, wird lästig und lächerlich.
Es ist das ernsteste Zeichen des »Egoismus« großstädtischer
Menschen, selbständig gewordener Atome, des Egoismus, der nicht das Gegenteil
des heutigen Kollektivismus ist - dazwischen besteht überhaupt kein Unterschied;
ein Haufen Atome ist nicht lebendiger als ein einzelnes -, sondern das Gegenteil
des Triebes, im Blute von Nachkommen, in der schöpferischen Sorge für
sie, in der Dauer seines Namens fortzuleben.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 63 |
Die
weiße Welt wird vorwiegend von Dummköpfen regiert - wenn sie regiert
wird, woran man zweifeln darf.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 126 |
Aber
inzwischen arbeiten die »Farbigen« billig und lange, bis an die Grenze
ihrer Arbeitskraft, in Rußland unter der Knute, anderswo aber schon mit
dem stillen Bewußtsein der Macht, die sie damit über die verhaßten
Weißen, die Herren von heute - oder von gestern? - in der Hand haben.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 127 |
Diese
Weltrevolution ist nicht zu Ende. Sie wird die Mitte, vielleicht das Ende dieses
Jahrhunderts überdauern. Sie schreitet unaufhaltsam fort, ihren letzten Entscheidungen
entgegegen, mit der geschichtlichen Unerbitterlichkeit eines großen Schicksals,
dem keine Zivilisation der Vergangenheit ausweichen konnte und das alle weißen
Völker der Gegenwart seiner Notwendigkeit unterwirft. Wer ihr Ende predigt
oder sie besiegt zu haben glaubt, der hat sie gar nicht verstanden.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 129 |
In
diesem ungeheuren Zweikampf großer Tendenzen, der sich über die weiße
Welt hin in Kriegen, Umstürzen, starken Persönlichkeiten voller Glück
und Tragik, gewaltigen Schöpfungen von dennoch flüchtigem Bestande abspielt,
erfolgt heute noch die Offensive von unten, von der städtischen Masse her,
die Defensive von oben, noch schwächlich und ohne das gute Gewissen ihrer
Notwendigkeit. Das Ende wird erst sichtbar werden, wenn das Verhältnis sich
umkehrt .... Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 130 |
Was
heißt denn »links«? Schlagworte des vorigen Jahrhunderts wie
Sozialismus, Marxismus, Kommunismus sind veraltet; sie sagen nichts mehr. Man
gebraucht sie, um sich nicht Rechenschaft darüber ablegen zu müssen,
wo man wirklich steht. Aber die Zeit verlangt Klarheit. »Links« ist,
was Partei ist, was an Partei glaubt, denn das ist eine liberale Form des Kampfes
gegen die höhere Gesellschaft, des Klassenkampfes seit 1770, der Sehnsucht
nach Mehrheiten, nach dem Mitlaufen »aller«, Quantität statt
Qualität, die Herde statt des Herrn. Aber der echte Cäsarismus aller
endenden Kulturen stützt sich auf kleine starke Minderheiten.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 132-133 |
Hier
muß endlich das entscheidende Wort über »Preußentum«
und »Sozialismus« gesagt werden. Ich hatte 1919 beide verglichen,
eine lebendige Idee und das herrschende Schlagwort eines vollen Jahrhunderts,
und bin - ich möchte sagen: selbstverständlich - nicht verstanden worden.
.... Ich hatte gezeigt, daß in der von Bebel zu einer gewaltigen Armee geschmiedeten
Arbeiterschaft, ihrer Disziplin und Gefolgstreue, ihrer Kameradschaft, ihrer Bereitschaft
zu den äußersten Opfern jener altpreußischen Stil fortlebte,
der sich zuerst in den Schlachten des Siebenjährigen Krieges bewährt
hatte. Auf den einzelnen »Sozialisten« als Charakter, auf seine sittlichen
Imperative kam es an, nicht auf den in seinem Kopf gehämmerten Sozialismus
.... Und ich zeigte, daß dieser Typus des In-Form-Seins für eine Aufgabe
seine Tradition bis zum Deutschritterorden zurückführt, der in gotischen
Jahrhunderten - wie heute wieder - die Grenzwacht der faustischen Kultur gegen
Asien hielt.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 135-136 |
Aber
die Flachköpfe kommen nicht aus dem marxistischen Denken des vorigen Jahrhunderts
heraus. Sie verstehen überall in der Welt den Sozialismus nicht als sittliche
Lebensform, sondern als Wirtschaftssozialismus, als Arbeitersozialismus, als Massenideologie
mit materialistischen Zielen. Der Programmsozialismus jeder Art ist Denken von
unten, auf gemeinen Instinkten ruhend, Apotheose des Herdengefühls, das sich
heute allenthalben hinter dem Schlagwort »Überwindung des Individualismus«
versteckt, und das Gegenteil von preußischen Empfinfen, das an vorbildlichen
Führern die Notwendigkeit einer disziplinierten Hingabe erlebt hat und damit
die innere Freiheit der Pflichterfüllung besitzt, das Sich-selbst-befehlen,
Sich-selbst-beherrschen im Hinblick auf ein großes Ziel.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 137-138 |
Die
keltisch-germanische »Rasse« ist die willensstärkste, welche
die Welt gesehen hat. Aber dies »Ich will« - Ich will! - das die faustische
Seele bis an den Rand erfüllt, den letzten Sinn ihres Daseins ausmacht und
jeden Ausdruck der faustischen Kultur in Denken, Tun, Bilden und Sichverhalten
beherrscht, weckte das Bewußtsein der vollkommenen Einsamkeit des Ich im
unendlichen Raum.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 144 |
Es
wird Zeit, daß die »weiße« Welt und Deutschland zuerst
sich auf solche Tatsachen besinnt. Denn hinter den Weltkriegen und der noch unbeendeten
proletarischen Weltrevolution taucht die größte aller Gefahren auf,
die farbige, und alles, was in den weißen Völkern noch an »Rasse«
vorhanden ist, wird nötig sein. um ihr zu begegnen. Deutschland vor allem
ist keine Insel, wie die politischen Ideologen meinen, die an ihm als Objekt ihre
Programme verwirklichen möchten. Es ist nur ein kleiner Fleck in einer großen
und gärenden Welt, allerdings in entscheidender Lage. Aber es hat allein
das Preußentum als Tatsache in sich. Mit diesem Schatz von vorbildlichem
Sein kann es der Erzieher der »weißen« Welt, vielleicht ihr
Retter werden.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 146 |
Die
abendländische Zivilisation dieses Jahrhunderts wird nicht von einer, sondern
von zwei Weltrevolutionen größten Ausmaßes bedroht. Sie sind
beide noch nicht in ihrem wahren Umfange, ihrer Tiefe und ihren Wirkungen erkannt
worden. Die eine kommt von unten, die andere von außen: Klassenkampf und
Rassenkampf. Die eine liegt zum großen Teil hinter uns, wenn auch ihre entscheidenden
Schläge - etwa in der angloamerikanischen Zone - wahrscheinlich noch bevorstehen.
Die andere hat erst im Weltkrieg mit Entschiedenheit begonnen und gewinnt sehr
rasch feste Tendenz und Gestalt. In den nächsten Jahrzehnten werden beide
nebeneinander kämpfen, vielleicht als Verbündete: es wird die schwerste
Krise sein, durch welche die weißen Völker - ob einig oder nicht -
gemeinsam hindurchgehen müssen, wenn sie noch eine Zukunft haben wollen.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 147 |
Die
weiße Menschheit hat sich in ihrem unbändigen Drang zur unendlichen
Ferne überallhin zerstreut, über Nord- und Südamerika, Südafrika,
Australien und über zahllose Stützpunkte dazwischen. Die gelbe, braune,
schwarze und rote Gefahr lauert innerhalb des weißen Machtbereiches, dringt
in die kriegerischen und revolutionären Auseinandersetzungen zwischen den
weißen Mächten ein, beteiligt sich an ihnen und droht die Entscheidung
zuletzt selbst in die Hand zu bekommen.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 150 |
Was
alles gehört denn zur »farbigen« Welt? Nicht nur Afrika,
die Indianer - neben Negern und Mischlingen - in ganz Amerika, die islamischen
Völker, China, Indien bis nach Java hin, sondern vor allem Japan und Rußland,
das wieder eine asiatische, »mongolische« Großmacht geworden
ist. Als die Japaner Rußland besiegten, leuchtete eine Hoffnung über
ganz Asien auf: Ein junger asiatischer Staat hatte mit westlichen Mitteln die
größte Macht des Westens in die Knie gezwungen und damit den Nimbus
der Unüberwindlichkeit zerstört, der »Europa« umgab. Das
wirkte wie ein Signal, in Indien, in der Türkei, selbst im Kapland und der
Sahara: Es war also möglich, den weißen Völkern die Leiden und
Demütigungen eines Jahrhunderts heimzuzahlen. Seitdem sinnt die tiefe Schlauheit
asiatischer Menschen über Mittel nach, die dem westeuropäischen Denken
unzugänglich und überlegen sind. Und nun legte Rußland, nachdem
es 1916 von Westen her die zweite entscheidende Niederlage erlitten hatte, nicht
ohne die spöttische Befriedigung des verbündeten England, die »weiße«
Maske ab und wurde wieder asiatisch, aus ganzer Seele und mit brennendem Haß
gegen Europa. Es nahm die Erfahrungen von dessen innerer Schwäche mit und
baute daraus neue, heimtückische Methoden des Kampfes auf, mit denen es die
gesamte farbige Bevölkerung der Erde im Gedanken des gemeinsamen Widerstandes
durchdrang.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 150 |
Nicht
Deutschland, das Abendland hat den Weltkrieg verloren, als es die Achtung der
Farbigen verlorr. Die Tragweite dieser Verschiebung des politischen Schwergeichts
ist zuerst in Moskau begriffen worden. In Westeuropa begreift man sie noch heute
nicht. Die weißen Herrenvölker sind von ihrem einstigen Rang herabgestiegen.
Sie verhandeln heute, wo sie gestern befahlen, und werden morgen schmeicheln müssen,
um verhandeln zu dürfen. Sie haben das Bewußtsein der Selbstverständlichkeit
ihrer Macht verloren und merken es nicht einmal. Sie haben in der »Revolution
von außen« die Wahl der Stunde aus der Hand gegeben, an Amerika und
vor allem an Asien, dessen Grenze heute an der Weichsel und den Karpathen liegt.
Sie sind seit der Belagerung Wiens durch die Türken zum erstenmal wieder
in die Verteidigung gedrängt worden, und werden große Kräfte,
seelisch wie militärisch, in der Hand sehr großer Männer aufbringen
müssen, wenn sie den ersten gewaltigen Sturm überstehen wollen, der
nicht lange auf sich warten lassen wird.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 151 |
Die
große geschichtliche Frage ist, ob der Sturz der weißen Mächte
gelingt oder nicht. .... Und was besitzt die weiße Welt an Kräften
des seelischen und materiellen Widerstandes gegen diese Gefahr? Sehr wenig,
wie es zunächst scheint. Auch ihre Völker sind an der Kultur müde
geworden. Im Feuer der hohen Form und im Ringen auch innerer Vollendung hat sich
die seelische Substanz verzehrt. Vielfach ist nur noch Glut, oft nur Asche übrig,
aber das gilt nicht überall. Je weniger ein Volk in den Wirbel vergangener
Geschichte führend hineingezogen wurde, desto mehr Chaos, das Form werden
kann, hat es bewahrt. Und wenn der Sturm großer Entscheidungen darüber
hinbraust, wie 1914, schlagen die verborgenen Funken plötzlich als Flammen
empor. Gerade in der germanischen Rasse, der willensstärksten, die es je
gegeben hat, schlafen noch große Möglichkeiten.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 157 |
Aber
wenn hier von Rasse die Rede ist, so ist das nicht in dem Sinne gemeint, wie er
heute unter Antisemiten in Europa und Amerika Mode ist, darwinistisch, materialistisch
nämlich. Rasseeinheit ist ein groteskes Wort angesichts der Tatsache, daß
seit Jahrtausenden alle Stämme und Arten sich gemischt haben, und daß
gerade kriegerische, also gesunde, zukunftsreiche Geschlechter von jeher gern
einen Fremden sich eingegliedert haben, wenn er »von Rasse« war, gleichviel
zu welcher Rasse er gehörte. Wer zuviel von Rasse spricht, der hat keine
mehr. Es kommt nicht auf die reine, sondern auf die starke Rasse an, die ein Volk
in sich hat. Das zeigt sich zunächst in der selbstverständlichen, elementaren
Fruchtbarkeit, dem Kinderreichtum ....Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 157 |
Aber
der Verfall der weißen Familie, der unentrinnbare Ausdruck großstädtischen
Daseins, greift heute um sich und verzehrt die »Rasse« der Nationen.
Der Sinn von Mann und Weib geht verloren, der Wille zur Dauer. Man lebt nur noch
für sich selbst, nicht für die Zukunft von Geschlechtern. Die Nation
als Gesellschaft, ursprünglich das organische Geflecht von Familien, droht
sich von der Stadt her in eine Summe privater Atome aufzulösen, deren jedes
aus seinem und dem fremden Leben die größtmögliche Menge von Vergnügen
- panem et circenses - ziehen will. Die Frauenemanzipation der Ibsenzeit
will nicht die Freiheit vom Mann, sondern vom Kinde, von der Kinderlast, und die
gleichzeitige Männeremanzipation die von den Pflichten für Familie,
Volk und Staat. Die ganze liberal-sozialistische Problemliteratur bewegt sich
um diesen Selbstmord der weißen Rasse.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 159 |
Die
Folgen liegen vor unseren Augen. Die farbigen Rassen der Welt waren bisher doppelt
so stark wie die weißen. Aber ... Indien hat 1921-31 um 34 Millionen zugenommen.
In Afrika werden die Neger bei ihrer ungeheuren Fruchtbarkeit sich noch gewaltiger
vermehren, seitdem die europäische Medizin dort »eingebrochen«
ist und die starke Auslese durch Krankheiten verhindert. Demgegenüber haben
Deutschland und Italien einen Geburtenüberschuß von weniger als einer
halben Million, England, das Land der öffentlich empfohlenen Geburteneinschränkung,
weniger als die Hälfte davon, Frankreich und das alteingesessene Yankeetum
der Vereinigten Staaten (ebenso das weiße Element in Südafrika und
Australien) keinen mehr. Das letztere, die bisher herrschende »Rasse«
germanischer Prägung, schwindet seit Jahrzehnten rasch dahin. Die Zunahme
der Bevölkerung liegt ganz auf Seiten der Neger ....Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 159-161 |
In
Frankreich haben manche Departments seit 50 Jahren über ein Drittel der Bevölkerung
verloren. In einzelnen ist die Geburtenzahl um die Hälfte niedriger als die
der Todesfälle. Einige kleine Städte und viele Dörfer stehen fast
leer. .... Es gibt schwarze Geistliche, Offiziere und Richter. Diese Zugewanderten,
weit über ein Zehntel der Einwohnerschaft, halten mit ihrer Fruchtbarkeit
allein die Kopfzahl der »Franzosen« annähernd auf der gleichen
Höhe. Aber der echte Franzose wird in absehbarer Zeit nicht mehr Herr in
Frankreich sein. Die scheinbare Zunahme der weißen Gesamtbevölkerung
der ganzen Erde, so gering sie im Verhältnis zum Anschwellen der Farbigen
ist, beruht auf einer vorübergehenden Täuschung: Die Zahl der Kinder
wird immer kleiner, und nur die Zahl der Erwachsenen nimmt zu, nicht weil es mehr
sind, sondern weil sie länger leben.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 160 |
Aber
zu einer starken Rasse gehört nicht nur eine unerschöpfliche Geburtenzahl,
sondern auch eine harte Auslese durch die Widerstände des Lebens, Unglück,
Krankheit und Krieg. Die Medizin des 19. Jahrhunderts, ein echtes Produkt des
Rationalismus, ist von dieser Seite her betrachtet ebenfalls eine Alterserscheinung.
Sie verlängert jedes Leben, ob es lebenswert ist oder nicht. Sie verlängert
sogar den Tod. Sie ersetzt die Zahl der Kinder durch die Zahl der Greise. Sie
kommt der Weltanschuung panem et circenses entgegen, indem sie den Wert
des Lebens am Quantum der Lebenstage mißt und nicht an deren Gehalt. Sie
verhindert die natürliche Auslese und steigert dadurch den Rasseverfall.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 160 |
Etwas
vom Barbarentum der Urzeit muß noch im Blute liegen, unter der Formenstrenge
alter Kultur, das in schweren Zeiten hervorbricht, um zu retten und zu siegen.
- Dies Barbarentum ist das, was ich starke Rasse nenne, das Ewig-Kriegerische
im Typus des Raubtieres Mensch. (Ich wiederhole: Rasse,
die man hat, nicht eine Rasse, zu der man gehört. Das eine ist Ethos, das
andere - Zoologie.). Es scheint oft nicht mehr da zu sein, aber es liegt
sprungbereit in der Seele. Eine starke Herausforderung, und es hat den Feind unter
sich. Es ist nur dort erstorben, wo der Pazifismus der späten Städte
seinen Schlamm über die Generationen wälzt, den müden Wunsch nach
Ruhe um jeden Preis, ausgenommen den des eigenen Lebens. Das ist die seelsiche
Selbstentwaffnung nach der leiblichen durch UnfruchtbarkeitOswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 161-162 |
Der
Kampf um den Planeten hat begonnen. Der Pazifismus des liberalen Jahrhunderts
muß überwunden werden, wenn wir weiterleben wollen. Wie weit sind die
weißen Völker schon in ihn hineingeschritten? Ist das Geschrei
gegen den Krieg eine geistige Geste oder die ernsthafte Abdankung vor der Geschichte
auf Kosten der Würde, der Ehre, der Freiheit? Aber das Leben ist Krieg.
Kann man seinen Sinn verabschieden und es doch behalten? Das Bedürfnis
nach fellachenhafter Ruhe, nach Versicherung gegen alles, was der Trott der Tage
stört, gegen das Schicksal in jeder Gestalt, scheint das zu wollen: eine
Art Mimikry gegenüber der Weltgeschichte, das Sichtotstellen menschlicher
Insekten angesichts der Gefahr, das happy end eines inhaltleeren Daseins,
durch dessen Langeweile Jazzmusik und Niggertänze den Totenmarsch einer großen
Kultur zelebrieren.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 163 |
Der
Farbige durchschaut den Weißen, wenn er von »Menschheit« und
ewigem Frieden redet. Er wittert die Unfähigkeit und den fehlenden Willen,
sich zu verteidigen. Hier tut eine große Erziehung not, wie ich sie als
preußisch bezeichnet habe und die man meinetwegen auch »sozialistisch«
nennen mag - was kommt auf Worte an!Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 163 |
Die
Farbigen sind nicht Pazifisten. Sie hängen nicht an einem Leben, dessen Länge
sein einziger Wert ist. Sie nehmen das Schwert auf, wenn wir es niederlegen. Sie
haben den Weißen einst gefürchtet, sie verachten ihn nun nun. In ihren
Augen steht das Urteil geschrieben, wenn weiße Männer und Frauen sich
vor ihnen so aufführen, wie sie es tun, zu Hause oder in den farbigen Ländern
selbst. Einst packte sie Entsetzen vor unserer Macht - wie die Germanen vor den
ersten römischen Legionen. Heute, wo sie selbst eine Macht sind, reckt sich
ihre geheimnisvolle Seele auf, die wir nie verstehen werden, und sieht auf den
Weißen herab wie auf etwas Gestriges.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 164 |
Aber
die größte Gefahr ist noch gar nicht genannt worden: Wie, wenn sich
eines Tages Klassenkampf und Rassenkampf zusammenschließen, um mit der weißen
Welt ein Ende zu machen? Das liegt in der Natur der Dinge, und keine der
beiden Revolutionen wird die Hilfe der andern verschmähen, nur weil sie deren
Träger verachtet. Gemeinsamer Haß löscht gegenseitige Verachtung
aus. Und wie, wenn sich an ihre Spitze ein weißer Abenteurer stellt, wie
wir schon manche erlebt haben, einer, dessen wilde Seele im Treibhaus der Zivilisation
nicht atmen konnte und in gewagten Kolonialunternehmen, unter Piraten, in der
Fremdenlegion sich an Gefahren zu sättigen versuchte, bis er hier plötzlich
ein großes Ziel vor Augen sieht? Mit solchen Naturen bereitet die
Geschichte ihre großen Überraschungen vor.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 164 |
Es
würde sich nichts ändern, wenn Moskau als Befehlsgeber verstummen sollte.
Es hat sein Werk getan. Das Werk setzt sich selbst fort. Wir haben vor den Augen
der Farbigen unsre Kriege und Klassenkämpfe geführt, uns untereinander
erniedrigt und verraten; wir haben sie aufgefordert, sich daran zu beteiligen.
Wäre es ein Wunder, wenn sie das endlich auch für sich täten? Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 164-165 |
Die
Masken aus dem Zeitalter parlamentarischer Zwischenzustände werden ganz fallen.
Alle Versuche, den Gehalt der Zukunft in Parteien aufzufangen, werden rasch vergessen
sein. Die faschistischen Gestaltungen dieser Jahrzehnte werden in neue, nicht
vorauszusehende Formen übergehen und auch der Nationalismus heutiger Art
wird verschwinden.Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung, 1933, S. 165 |
In
dem Deutschland, das durch technische Intelligenz, Geld und den Blick für
Tatsachen seine Weltstellung befestigt hat, wird ein vollkommen seelenloser Amerikanismus
zur Herrschaft gelangen, der Kunst, Adel, Kirche, Weltanschauung zu einem Materialismus
auflöst, wie er nur in Rom der ersten Kaiserzeit schon einmal vorhanden war.Oswald
Spengler, Briefe, S. 29 |
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