
Benoist
- Antiegalitarismus /
Metapolitik /
Menschenrechtskritik /
Modernekritik
Alain de Benoist
(*1943) wurde in Saint-Symphorien geboren, studierte Jura, Philosophie
und Religionswissenschaft, begründete die französische Neue
Rechte (Nouvelle Droite) und lebt in Paris.
Daß Alain de Benoist zu einem antiegalitären Denker wurde,
hat viel mit der gesellschaftlichen Situation zu tun, in die er hineinwuchs:
1943 in Tours geboren, ist er ein Kind der »30 glorreichen Jahre«
forcierter Modernisierung, in denen seit 1945 aus dem Bauernland Frankreich
eine Industrienation werden sollte. Die Konsequenzen dieses Strukturwandels
waren für das Land enorm: In den »30 glorreichen Jahren«
geriet das gesamte soziale und kulturelle Gefüge Frankreichs in Bewegung.
In ihnen bildeten sich in den Städten völlig neue Lebensformen
heraus, es verschwanden viele bäuerliche Traditionen; die moderne
»Massenkultur« entstand und das einst stolze Bürgertum
ging in einer »neuen Mitte« auf. Es war das Zeltalter der
»Nivellierung«, das für Frankreich hereinbrach - bereits
Nietzsche ( )
hatte in ihm die Unmöglichkeit einer »wahren Kultur«
erkannt.
Als
Kind las Benoist die Märchen der Gebrüder Grimm und die Ilias
des Homer. Es war die Vielfalt, die ihn magisch anzog, das spirituelle Universum
der Mythen und Legenden - sein großes Lebensthema klang hier bereits an.
Später sollte er es bei der Lektüre von Charles Maurras wiederfinden,
dem Theoretiker der Monarchie, der gegen den modernen Egalitarismus die polytheistische
Formenwelt des griechischen Heidentums setzte. Und noch viel später, als
jungem Mann, begegnete es ihm bei Louis Rougier und Georges Dumézil, beides
Gelehrte, die auch in ihren Schriften die kulturelle Mannigfaltigkeit des antiken
Paganismus rühmten. Aber vor allem ist es Friedrich Nietzsche ( ),
der sein Denken bis heute prägt. Seit Alain de Benoist im Alter von 13 Jahren
die Genealogie der Moral des deutschen Phiilosophen gelesen hatte, begleitete
ihn dessen Idee, daß es das Christentum gewesen war, das den Egalitarismus
über die Welt gebracht hatte. (Michael
Böhm, Autorenportrait Alain de Benoist, in: Sezession, Dezember 2008,
S. 19 ).Mit
diesem geistigen Gepäck, das angesichts der gesellschaftlichen Erschütterungen
Kommentar und Bewältigungsstrategie zugleich bedeutete, studierte
Alain de Benoist ab 1960 Recht, Philosophie und Religionswissenschaften an der
Pariser Sorbonne. Als Student engagierte er sich auf der Seite der politischen
Rechten für Algérie française: in der ... Vereinigung
nationalistischer Studenten. Aber es war keine koloniale Attitüde, die ihn
dazu bewog, sondern jene Bauernmentalität, die seine Mutter in der Familie
wachhielt und die mahnt, daß Territorium nicht aufzugeben ist. Gepaart mit
Nietzsches ( )
Spott über den »flachen Utilitarismus« der modernen Zeit erschien
ihm de Gaulles Politik absurd, der für ein modernes Frankreich Algerien in
die Unabhängigelt entließ. (Michael
Böhm, Autorenportrait Alain de Benoist, in: Sezession, Dezember 2008,
S. 19 ).
Die tragische Spannung zwischen Apollon und Dionysos, die Nietzsche ( )
in der griechischen Tragödie erkannte und die er als Voraussetzung einer
wirklichen Kultur begriff, wurde für Benoist zum Leitmotiv. Sie widerspricht
dem Egalitarismus, da sie an Kampf und Ungleichheit appelliert; sie ist antiutilitaristisch
- und dadurch ästhetisch. Diese tragisch-heroische Weltsicht bestimmt also
das intellektuelle Schaffen Benoists schon seit seiner frühen Jugend; sie
inspirierte seine generelle Kritik an der Moderne und insbesondere am Liberalismus;
sie gibt ihn als einen Repräsentanten der Konservativen Revolution
zu erkennen. Benoists zentrales Leitmotiv ist der Antiegalitarismus, der für
ihn die Grundlage des Pluralismus ist ( ),
und den er etwa folgendermaßen definiert:
Ich
nenne hier - aus reiner Konvention - die Haltung rechts, die darin besteht, die
Vielgestaltigkeit der Welt und folglich die relativen Ungleichheiten, die ihr
notwendiges Ergebnis sind, als ein Gut und die fortschreitende Vereinheitlichung
der Welt, die durch den Diskurs der egalitären Ideologie der seit zweitausend
Jahren gepredigt und verwirklicht wird, als ein Übel anzusehen. (Alain
de Benoist, Kulturrevolution von rechts, 1985, S. 14). | Diese
Position bedeutet jedoch nicht, daß jede Ungleichheit per se legitim
ist:Im Gegenteil,
es gibt zahlreiche Ungleichheiten, die ganz und gar ungerecht sind. .... Ich billige
keinerlei Kastenprivileg. Ich mache die Chancengleichheit zu einer Forderung jeder
Sozialpolitik. Ohnehin heißt eine antiegalitäre Lebensauffassung zu
vertreten nicht, die oft verabscheuungswürdigen Ungleichheiten verstärken
zu wollen .... (Alain de Benoist, Kulturrevolution von rechts, 1985,
S. 15 ). |
Ich
habe bei unzähligen Anlässen klargestellt, daß »Differenz«
keineswegs ein Synonym für »Ungleichheit« ist ..., und ich hüte
mich davor, Gleichheit (insbesondere die Gleichheit der Bürger) mit Egalitarismus
zu verwechseln. (Alain de Benoist, in: Dieter Stein, Phantom Neue
Rechte, 2005, S. 177-178 ) | Der
Gegensatz zu dieser Position ist für Benoist der Totalitarismus ( ),
der kein Anders-Sein neben sich duldet. Diesen sieht Benoist im Kommunismus, Nationalsozialismus
und in subtilerer Form auch im Liberalismus am Werk. Die extreme Folge des letzteren
sei die Globalisierung, die darauf abziele, die Völker und Kulturen der Welt
zugunsten der Entfesselung der Logik des Kapitals zu zerstören,
um eine rein an kapitalistischen und konsumistischen Werten aufgebaute Zivilisation
zu errichten. Der Kardinalbetreiber dieser Tendenz sind in Benoists Augen die
USA.Nicht nur
verabscheue ich Diktaturen, Despotismus und jegliche »autoritäre«
Regierungsform, ich habe in mehreren Büchern die zeitgenössischen Totalitarismen
verurteilt und die demokratischen Grundsätze gegen die Angriffe verteidigt,
denen sie ausgesetzt sind. .... Statt einer »Hegemonie« das Wort zu
reden, die andere Meinungen zum Schweigen verurteilen würde, haben wir unermüdlich
den Pluralismus, die Vielfalt, das Recht auf Differenz, die Basisdemokratie, das
Prinzip der Subsidiarität etc. verteidigt, kurz gesagt, alles, was den Bürgern
ermöglicht, sich aktiver am öffentlichen Leben zu beteiligen und auf
allen Ebenen soviel wie irgend möglich demokratisch selber über die
Dinge zu entscheiden, die sie betreffen. (Alain de Benoist, in: Dieter Stein,
Phantom Neue Rechte, 2005, S. 175-176 ). | Ähnlich
der Querfrontstrategie der Konservativen Revolution der 1920er Jahre greift
Benoists »Metapolitik« ( )
in eklektizistischer Weise auf linke wie auch auf rechte Theorien und Denker zurück:Ich
sehe rechts wie links Ideen, die dem entsprechen, was ich denke...Die Wörter
sind schließlich nicht die Dinge selbst. (Alain de Benoist, Kulturrevolution
von rechts, 1985, S. 27 ). |
Benoists Herausgabe der Zeitschriften Nouvelle École
(seit 1968) und Éléments (seit 1972) bemühen
sich um eine Wiedergeburt des rechtsgerichteten Denkens und stehen vor allem im
Dienste der sogenannten Metapolitik, das heißt: der intellektuellen,
philosophischen und theoretischen Reflexion (Benoist) im Gegensatz zur direkten
politischen Betätigung.
Metapolitik
ist keine andere Art, sich politisch zu betätigen. Sie ist keineswegs eine
'Strategie', die auf die Durchsetzung einer intellektuellen Hegemonie hinzielen
würde; ebensowenig will sie andere, mögliche, Vorgehensweisen und Haltungen
für untauglich erklären. Sie beruht lediglich auf der Feststellung,
daß die Ideen eine entscheidende Rolle im Kollektivbewußtsein und
überhaupt in der gesamten Geschichte der Menschheit spielen. (Alain
de Benoist, Aufstand der Kulturen, 1999, S. 11 ). | Bereits
zu Beginn der 1970er Jahre verzeichnet die Liste des Patronatskomitees von Nouvelle
École iliustre Namen: unter anderen den Nobelpreisträger
Konrad Lorenz ( ),
Thierry Maulnier, Plerre Gaxotte oder auch Jean Cau, den ehemaligen Sekretär
von Jean-Paul Sartre.Vor allem aber setzte Alain de Benoist seine
eigene Ideenarbeit fort. Intellektuell gereift, erkannte er tiefere Zusammenhänge
und zog größere Analogien: Antichristliche Vorbehalte und europäische
Begeisterung fanden ihren Kontrapunkt in Georges Dumézils Überlegungen
zur trifunktionellen Ideologie der Indoeuropäer (=
Indogermanen; HB), ebenso bezog er Carl Schmitts ( )
Theorie des Politischen darauf und entwickelte seine eigene Kritik des Liberalismus,
die weit über Schmitt hinaus geht. Mit den kulturrelativistischen Ansätzen
von Claude Levi-Strauss ( )
sowie den Theorien der Philosophischen Anthropologie überwand er seine
rassebiologische Argumentation und fand zum differentialistischen Antirassismus
- eine logische Konsequenz in seiner intellektuellen Entwicklung, da ein solcher
Standpunkt die Verschiedenheit nicht vereint, sondern von ihr ausgeht. Überhaupt
entwickelte er während der 1970er Jahre ein kohärentes Weltbild - trotz
seines Hanges zu enzyklopädioschen Synthesen .... Kommunismus, Sozialimus,
Liberalismus - all das, so Benoist, seien nur »Spielarten« der »aktuellen
Subversion«. Die gesamte Moderne begreift er als Verfallsepoche - samt ihrem
Ökonomismus und der Gleichgültigkeit gegenüber gewachsenen Werten,
samt ihrem universalen Anspruch, der schon totalitären Charakter habe ( ),
und samt ihrer Wurzel: dem Christentum und seiner Idee von der Gleichheit aller
Menschen vor Gott. Es war eine philantike Doktrin, für die Alain de
Benoist warb, ein geistiges »Zurück-zu-den-Griechen« - in ihrer
polytheistischen Welt erknnte er eine Alternatlve für Gegenwart und Zukunft.
(Michael Böhm, Autorenportrait Alain de Benoist, in: Sezession, Dezember
2008, S. 21 ).
Auch hieran erkennt man sehr deutlich, daß Alain de Benoist sehr stark von
Friedrich Nietzsche ( )
beeinflußt ist.
Benoist formulierte während der 1980er Jahre seine Kritik an den Menschenrechten
( ),
die auch viele marxistische Intellektuelle im Munde führten: Als liberale
Ideologie mit universalem Anspruch legitimierten sie für ihn nur das ökonomische
System des Westens und seine weltweite Implementierung - und damit Zerstörung
der vesrchiedenen Kulturen. Für ihn waren sie moralische Phrase und politisches
Instrument, »die letzte Verwandlung des egalitären Diskurses«.
Im »Recht der Völker« sah Alain de Benoist dazu eine Alternative,
in jener Idee, die in den antikolonialen und nationalen Freiheitsbewegungen nach
dem Zweiten Weltkrieg entstand - der einstige Unterstützer von Algérie
française wandte sich so gegen neue Formen des Kolonialismus, ja gegen
Kolonialismus überhaupt. Aber auch Europa solle sich befreien von seinem
universalen, egalitären und liberalen Glaubenssätzen und von seinen
Vormündern beiderseits des Eisernen Vorhangs, um einen »Dritten
Weg« zu suchen, jenseits von Kapitalismus und Sozialismus. Wie die einstigen
Kolonien solle es seine Identität wiederentdecken ....
(Michael Böhm, Autorenportrait Alain de Benoist, in: Sezession, Dezember
2008, S. 22 ).
In der Reichsidee, einem rechten Topos schlechthin,
verwirklicht sich für Benoist der multikulturelle Traum: durch pluralistische
Gesetzesformen in einer gesellschaftlichen Struktur, die verschiedene Kulturen
bestärkt und integriert, ohne sie auf eine Identität zu verpflichten
- das war ein Affront für die republikanischen Gralshüter juristischer
Egalität und für die traditionellen Nationalisten. Aber genauso verwirte
er mit seinen Reflexionen zur Ökologie ( ),
auch das eine Debatte, die sonst nur französische Linke führten. Der
egalitäre Liberalismus, so erklärte er ..., sei per se der Feind
der Natur. Als säkularisierte Form des Christentums vollziehe er dessen Auferstehungssymbolik:
durch seine monetare Vernunft und den Fortschrittsglauben - die eigentlichen Motoren
der Marktgesellschaft. Ein »negatives Wachstum« ( )
sei daher die einzige Chance, den Raubbau an natürlichen Ressourcen zu beenden
und eine Lebensweise, die wie in der Antike die Wirtschaft in den Dienst des Menschen
stelle. ( ).
(Michael Böhm, Autorenportrait Alain de Benoist, in: Sezession, Dezember
2008, S. 22 ).
Ökologisch gesehen vertritt Benoist die Idee des negativen Wachstums,
also die Idee, daß Produktion und Konsumtion so zu verringern seien, wie
es der Respekt vor den verschiedenen Ökosystemen gebietet - für
Benoist ist es der einzig gangbare Weg zum Schutz und Erhalt der Umwelt: Denn
nach dem vom rumänischen Ökonomen Nicholas Georgescu-Roegen entwickelten
Konzept verhält es sich mit den Energiereserven der Erde so wie mit dem zweiten
thermodynamischen Prinzip ( ):
Mechanische Energie, einmal in Wärme umgewandelt, kann nie wieder mechanische
Energie werden - auch natürliche Ressourcen sind insofern endlich. Die mit
ökologischem Wachstum oder nachhaltiger Entwicklung
umschriebenen Ansätze lösten daher das Problem nicht, sie vertagten
es nur. Denn auch sie basierten letztlich auf der entleerenden Logik eines ständig
steigenden Bruttoinlandsprodukts. (Michael Böhm, Noch zwei Jahre
bis zur Spitze, in: Junge Freiheit, 04. Juli 2008 ).
Für
Alain de Benoist zeigt sich das am Beispiel des Erdöls: Sein Energieertrag
ist hoch, da es relativ einfach zu produzieren und transportieren ist, nahezu
40 Prozent des weltweiten Energiebedarfs werden mit Erdöl abgedeckt, allein
95 Prozent davon entfallen auf das Verkehrswesen. Allerdings wurden die letzten
Erdölfelder in den 1960er Jahren entdeckt, und jene, die man in SaudiArabien
um 1950 auszubeuten begann, werden bald erschöpft sein. Schon jetzt zeigten
sich daher die Effekte der Hubert-Spitze, benannt nach dem Geologen
King Hubert: Die Erdölförderung vollzieht sich danach nicht linear,
das heißt zu einem konstanten Preis vom ersten bis zum letzten Tropfen:
Ist die Spitze der Kurve überschritten, gehen Quantität
und Qualität zurück und die Preise beständig nach oben. Experten
schätzen, daß die weltweite Spitze bereits im Jahre 2010 erreicht sein
werde. Das Barrel Öl, das heute schon über 140 Dollar kostet, könnte
dann viermal so teuer sein. Freilich, bereits jetzt setzt man auf erneuerbare
Energiearten: auf Biokraftstoff, auf Wind, Wasser und Sonne. Doch deckt dergleichen
nur 5,2 Prozent des weltweiten Bedarfs, ist weniger effizient und schadet oft
der Natur: So mußte brasilianischen Zuckerrohrplantagen der amazonische
Regenwald weichen - die steigende Nachfrage nach Biosprit verstärkt dadurch
den Treibhauseffekt. Das Wichtigste aber ist: Um ökologische Innovationen
weiter voranzutreiben, um sie durchzusetzen und um von ihren Effekten zu profitieren,
braucht man wiederum Energie - und das heißt nach Lage der Dinge noch immer
Öl. Angesichts der Begrenztheit der natürlichen Ressourcen und des immensen
Konsums vor allem in der westlichen Welt, in der immer mehr gleich
besser ist, und angesichts der Politik, die ihrerseits beständig
Wirtschaftswachstum fordert, zweifelt de Benoist am Fortbestand unserer Zivilisation.
Das Festhalten an der Wachstumsdynamik, schreibt er, konfrontiert
uns mit der Perspektive, daß die Zivilisation, wie wir sie kennen, verschwindet
- nicht in Millionen Jahren, auch nicht in Tausenden, sondern am Ende dieses Jahrhunderts.
(Michael Böhm, Noch zwei Jahre bis zur Spitze, in: Junge Freiheit,
04. Juli 2008 ).Mit
dem Glauben an den Fortschritt brechenAber - würde nicht
ein negatives Wachstum die globale Nachftage verringern, Arbeitslosigkeit erhöhen
und damit die sozialen Probleme? Für Alain de Benoist geht das
nicht ohne eine tiefgreifende Transformation ökonomischer Vorstellungen.
Hier denkt der französische Philosoph weiter als die linken Partisanen des
negativen Wachstums, denn während diese sich darauf beschränken,
einen anderen Lebensmodus zu fordern, zeigt jener die philosophischen
Grundlagen dafür auf: Den Raubbau an der Natur zu verhindern und zu einer
wirklichen ökologischen Lebensweise zu gelangen, bedeutet für ihn radikal
mit dem aufklärerischen Glauben an den Fortschritt zu brechen und das heißt
auch mit der liberalen Idee, wonach sich im beständigen Kapitalerwerb die
menschliche Vernunft artikuliere - dem eigentlichen Motor der wachstumshörigen
Marktgesellschaft. Es bedeutet aber auch eine Absage an deren religiösen
Vorläufer: an das Christentum, dessen Vorstellung von einer Erlösung
im Jenseits sich in den Fortschrittsglauben säkularisierte, und an sein objektivierendes
Denken, das der Natur ihren sakralen Charakter nahm. Die irdischeWelt wurde durch
die christliche Auferstehungssymbolik zu einer bloßen Durchgangstation,
zu einem Tal derTränen, ohne Wert an sich. Für den antiken Menschen
dagegen war die Natur voll von Göttern und Mysterien, sie war heilig und
besaß einen eigenen Wert, er versuchte in Harmonie mit ihr zu leben - und
deshalb war die Ökonomie vor allem darauf ausgerichtet, menschliche Bedürfnisse
zu befriedigen, statt sie zu schaffen wie im modernen Kapitalismus. Ausstieg also
aus der christlich-aufklärerischen Progressionslogik durch eine Ökologie,
die in den Köpfen beginnt, und zurück zur antiken Konzeption
von Oikos und Nomos? Ein solcher Ansatz wäre freilich zu einfach.
Doch zeigt das Buch, daß wirkliche Ökologie wohl nur mit denen zu machen
ist, die ihrerseits einen kritischen Blick auf die Aufklärung zu werfen vermögen.
Wer gleich mit der Faschismuskeule schwingt, gehört zweifellos nicht dazu.
(Michael Böhm, Noch zwei Jahre bis zur Spitze, in: Junge Freiheit,
04. Juli 2008 ).Das
Christentum und die Moderne - für de Benoist sind deren ideelle Grundlagen
ähnlich. Ihre Derivate, wie den Egalitarismus oder die Unterscheidung zwischen
links und rechts, gut und böse zugunsten eines alternativen Bildes von Mensch
und Gesellschaft intellektuell zu überwinden - das ist bis heute sein Ziel.
(Michael Böhm, Autorenportrait Alain de Benoist, in: Sezession, Dezember
2008, S. 22 ). |