Die faschistischen Bewegungen (1966)Niemals
wurde in Europa so viel über die Bedrohung durch die Kommunistische Internationale
geschrieben wie in den Jahren, da die Komintern nur noch das Instrument
einer ausgeprägt defensiven russischen Außenpolitik war. Der Nürnberger
Parteitag des Jahres 1936 und der wenig später zwischen Deutschland und Japan
abgeschlossene Antikominterpakt schlugen ihrerseits Kapital mit weltweiter
Geltung aus den Taten der spanischen Anarchisten. Aus dem Verzichtspolitiker und
letzten Wilsonianer wurde Hitler, ohne die früheren Erscheinungsformen zu
verleugnen, allmählich zum selbsternannten, aber weithin schon anerkannten
Kandidaten für die Führung eines europäischen antikommunistischen
Kreuzzuges gegen die Sowjetunion. (Ebd., 1966, S. 151-152).So
hatten eine ganze Anzahl ineinanderwirkender Tatsachen und Umstände, von
denen nichts weniger war als das Wechselspiel von liberalem und System und Kommunismus,
es Hitler möglich gemacht, die Durststrecke der ersten Jahre zu überstehen
unds eine außenpolitischen Gegner ebenso zu überspielen wie einst die
Parteien in der Innenpolitik. Neuartig aber und innenpolitisch ohne Vorrang war,
daß er sich mit einem anderen Faschismus verbündet hatte, statt als
einziger Schwertarm alle philofaschistischen Sympathien der konservativen Mächte
auf sich zu ziehen. Nicht weniger mußte das Hervortreten seines eigentlichen
außenpolitischen Willens die Wiederholung der innenpolitischen Siegeskonstellation
fragwürdig machen, jenes Willens, den er Ende 1937 seinen engsten Mitarbeitern
bekannt gab und den er doch seit 15 Jahren Millionen von Lesern seines Buches
eingeprägt hatte: »Das Ziel der deutschen politik sei die Sicherung
und die Erhaltung der Volksmasse und deren Vermehrung. Somit handle es sich um
das Problem des Raumes. Die deutsche Volksmasse verfüge über 85 Millionen
(Stand: um 1920; HB) Menschen, die nach der
Anzahl der Menschen und der Geschlossenheit des Siedlungsraumes in Europa einen
in sich so fest geschlossenen Rassekern darstellen, wie er in keinem anderen Lande
wiederzutreffen sei, wie er andererseits das Anrecht auf größeren Lebensraum
mehr als bei anderen Völkern in sich schlösse ... Daß jede Raumerweiterung
nur durch Brechen von Widerstand und unter Risiko vor sich gehen könne, habe
die Geschichte aller Zeiten - Römisches Weltreich, Englisches Empire
- bewiesen ... Weder früher noch heute habe es herrenlosen Raum gegeben.«
(Hoßbach-Niederschrift**,
in: IMG, Band XXV, S. 402-413). Wie lange würde der Ideologe in Hitler den
Lebensraumpolitiker verdecken und sich damit die Glaubwürdigkeit erhalten
können, welche die Voraussetzung des außenpolitischen Sieges war, wie
sie die Voraussetzung des innenpolitischen Triumphes war? (Ebd.,
1966, S. 154). Zitate:
Hubert Brune, 2007 (zuletzt aktualisiert: 2009). 
Anmerkungen: Vgl.
Friedrich Hoßbach (1894-1980), der seit dem 1. September 1934 Abteilungsleiter
im Personalamt des Heeres und in Personalunion Adjutant des Heeres bei Hitler
war und in dieser Stellung die unter der Bezeichnung Hoßbach-Niederschrift
oder auch Hoßbach-Protokolle (**)
(**) anfertigte, die erst
nach dem Krieg bekannt wurde und Hitlers Besprechungen mit z.B. Göring, Raeder,
von Blomberg, von Fritsch, von Neurath u.a. beinhaltet.
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