Lob, Kritik, Skepsis.
Ernst Nolte studierte Germanistik,
altgriechische Philologie und Philosophie (in Freiburg bei Martin Heidegger).
Berühmtheit erlangte er durch sein 1963 veröffentlichtes Buch Der
Faschismus in seiner Epoche, in dem er den Faschismus auf der Grundlage der
von ihm so bezeichneten phänomenologischen Methode definiert als: Antimarxismus,
der den Gegner durch die Ausbildung einer radikal entgegengesetzten und doch benachbarten
Ideologie und die Anwendung von nahezu identischen und doch charakteristisch umgeprägten
Methoden zu vernichten trachtet, stets aber im undurchbrechbaren Rahmen nationaler
Selbstbehauptung und Autonomie. Mit seinem für die FAZ vom 06.06.1986
geschriebenen Artikel - Die Vergangenheit, die nicht vergehen will - mit
Gedanken, die bereits in seinem am 24.07.1980 veröffentlichten Artikel der
FAZ zu lesen waren, löste Nolte angeblich (!) den sogenannten (!) Historikerstreit
aus. Wer die Hitlersche Judenvernichtung nicht in einem bestimmten
Zusammenhang sehe, so schrieb er, verfälscht die Geschichte,
denn Auschwitz resultiert nicht in erster Linie aus dem überlieferten
Antisemitismus und war im Kern nicht ein bloßer »Völkermord«,
sondern es handelte sich vor allem um die aus Angst geborene Reaktion auf die
Vernichtungsvorgänge der Russischen Revolution. Außerdem meinte
Nolte: Es wird sich kaum leugnen lassen, daß Hitler gute Gründe
hatte, von dem Vernichtungswillen seiner Gegner sehr viel früher überzeugt
zu sein als zu dem Zeitpunkt, wo die ersten Nachrichten über die Vorgänge
in Auschwitz zur Kenntnis der Welt gelangt waren. Denn
bereits vor dem 1. September 1939 - also: vor Kriegsausbruch - hat Chaim
Weizmann als Präsident des jüdischen Weltkongresses und der Jewish Agency
for Palestine offiziell geäußert, daß: die Juden in
aller Welt in diesem Krieg auf der Seite Englands kämpfen würden.
Dies begründe nach Noltes Meinung die These, daß Hitler die Juden
als Kriegsgefangene
behandeln und internieren durfte. (Rudolf Augstein
u.a.: Historikerstreit, 1987, S. 24). Gemäß Nolte war der von
der jüdischen Seite als Reaktion auf antijüdische Ausschreitungen gestarteten
Boykott deutscher Waren im Ausland und die Bekanntgabe einer Kriegserklärung
für einen Finanz- und Wirtschaftskrieg im Daily Express vom 24.03.1933 sowie
die Loyalitätsbekundung Chaim Weizmanns von 1939 für England eine Kriegserklärung
der Juden an das Deutsche Reich und darum die mit Kriegsbeginn eskalierende Judenverfolgung
des NS-Regimes eine Gegenmaßnahme. |