Die
Internationale Energie-Agentur (IEA) das ist der nach der ersten
Ölpreiskrise von 1973 gegründete Klub von inzwischen 28 Nationen
warnte 2009 in einer Studie ungewohnt offen vor einem neuen Schock. Einem dreifachen
Schock gar, der die Welt bedroht: Energieknappheit, Preisexplosion und eine Niederlage
bei der Bekämpfung der Erderwärmung.Die Finanzkrise ( ),
der Konjunkturkollaps und der billige Sprit legen im Augenblick bereits den Keim
für eine nächste Megakrise der Weltwirtschaft. Schließlich wurde
ja schon der aktuelle Konjunkturabschwung nicht nur durch den Kollaps einiger
us-amerikanischer Banken verursacht, sondern auch durch die jahrelang gestiegenen
Energiepreise. Und das könnte demnächst erneut passieren, in schlimmerer
Form sogar. »Versorgungsengpässe« beim Öl und Gas und neues
»Hochpreisregime« sagt z.B. Birol, der derzeitige Chef der IEA, für
die Zukunft voraus.Es kann durchaus bald passieren, vielleicht schon
2013, daß der neue Aufschwung, auf den die ganze Welt jetzt hofft, gleich
wieder abgewürgt wird. Dann wäre die Zeit relativ günstiger Energie
vorbei, dann könnte eine neue Ära substantieller Energieprobleme
anbrechen, so Birol. Je schneller die wirtschaftliche Erholung kommt, desto
wahrscheinlicher wird dieses Szenario wahr, heißt es in der IEA-Expertise.Die
Förderung aus der Hauptmasse der heute genutzten Ölfelder sinkt mit
geradezu beängstigender Geschwindigkeit. Nachlassender Druck in den meisten
Lagerstätten läßt die Ausbeute jedes Jahr um mehr als fünf
Prozent schrumpfen. Nach dem Kalkül der IEA bewirkt dieser natürliche
Schwund, daß die weltweite Ölförderung bis zum Jahr 2015 um 19
Millionen Faß (159 Liter) pro Tag sinkt und bis zum Jahr 2030 sogar um 43
Millionen Faß. Diese Menge entspricht ungefähr dem Vierfachen dessen,
was Saudi-Arabien gegenwärtig täglich fördert. Die Ölwirtschaft
müßte bis dahin also vier neue Bonanzas von der Größe Saudi-Arabiens
erschließen, nur um die gegenwärtige Förderung aufrechtzuerhalten.
Wenn die Ölproduktion im Irak bis 2015 nicht exponentiell
steigt, haben wir ein sehr großes Problem. Und dies, selbst wenn Saudi-Arabien
alle seine Zusagen einhält. Die Zahlen sind sehr einfach, dazu muß
man kein Experte sein.
. Innerhalb von 5 bis 10 Jahren wird die Nicht-OPEC-Produktion
den Gipfel erreichen und beginnen, wegen nicht ausreichender Reserven zurückzugehen.
Für Diese Tatsache gibt es täglich neue Beweise. Zeitgleich werden wir
den Gipfel des chinesischen Wirtschaftswachstums sehen. Beide Ereignisse werden
also zusammentreffen: die Explosion des Wachstums der chinesischen Nachfrage und
der Rückgang der Ölproduktion der Nicht-OPEC-Staaten. Wird unser Ölsystem
in der Lage sein, dieser Herausforderung zu begegnen? Das ist die Frage.
(Fatih Birol, im Juni 2007).Die IEA warnte wiederholt,
so im Juli 2007 und im Februar 2009, daß sich die Ölförderkapazitäten
aufgrund zurückgehender Reserven und ausbleibender Investitionen verringern
und es schon ab dem Jahr 2013 zu einer globalen Wirtschaftskrise aufgrund von
massiver Ölknappheit kommen könne. Im August 2009 verschärfte Fatih
Birol als führender Ökonom der IAE diese Warnung mit dem Zusatz, daß
es schon ab 2011 zu einer Ölkrise kommen könnte: Selbst wenn die
Nachfrage gleichbleibt, würde die Welt das Äquivalent von vier Saudi
Arabiens finden müssen, um die Produktion aufrechtzuerhalten, und sechs Saudi
Arabiens, um mit dem erwarteten Anstieg der Nachfrage zwischen jetzt und 2030
Schritt zu halten. (Fritz Vorholz, in: Die Zeit, 20.05.2009). Die IEA gibt
weiterhin an, daß die Förderung bestehender Ölfelder jährlich
um 6,7 % zurückgeht, womit sie ihre 2007 veröffentlichte Schätzung
eines jährlichen Rückgangs von nur 3,7 % korrigiert.Einen
baldigen Zusammenbruch der industriellen Zivilisation, ausgelöst durch das
Überschreiten des Ölfördermaximums, prognostizieren auch z.B. Schriftsteller
wie James Howard Kunstler, Richard Heinberg oder Andreas Eschbach. Sie haben Szenarien
entworfen, in denen Treibstoffe als wichtige Grundlage der industriellen Zivilisation
nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen und es so zu
erheblichen gesellschaftlichen Umbrüchen kommt. Extrem pessimistisch ist
die sogenannte Olduvai-These, derzufolge aufgrund des Ölfördermaximums
die derzeitige industrielle Zivilisation bis 2030 zusammenbrechen müsse und
bis 2050 nur noch etwa zwei Milliarden Menschen auf einem vorindustriellen Energieniveau
werden überleben können.
Verbrauch und Vorräte ökonomisch genutzter Energie
WeltEnergieverbrauch
nach Kontinenten und Regionen Primärenergieverbaruch
in Mio. t Öleinheiten | | 2000 | 2008 | Veränderung
gegenüber 2007 in % | Weltanteil in % | Nordamerika USA | 2737,3 2311,9 | 2799,1 2299,0 | 1,8 2,6 | 24,8 20,4 | Mittel
und Südamerika | 456,2 |
579,6 | +2,9 |
5,1 | Europa, Rußland und GUS EU
der 25 Rußland | 2829,2 1654,9
636,0 | 2964,6 1728,2 684,6 | +0,3 0,2 +0,7 | 26,2 15,3
6,1 | Naher Osten |
402,9 | 513,5 | +6,2 |
5,4 | Afrika |
275,8 | 356,0 | +4,4 |
3,2 | Asien und Ozeanien VR China Japan | 2607,0
966,7 514,8 | 3981,9 2002,5
514,8 | +3,5 +7,5 1,6 | 35,3 17,7
4,5 | WELT | 9308,7 | 11294,9 | +1,7 | 100,0 |
Quelle:
BP, 2009, in: Fischer Weltalmanach, 2010, S. 694. |
Welt-Vorräte
an Energieträgern (2004) - in Mio. t | | gesichert | geschätzt | Steinkohle | 2337749
| 2603454 | Braunkohle | 565943 | 3323109 | Torf | 110526 | 533017 | Erdöl | 148300 | - | Ölschiefer
und -sande (Ölgehalt) | 14455 | - | Erdgas | 144338 | - | Uran | 2,85 | 1,34 |
Quelle:
Energy Statistics Yearbook, UN, in: Fischer Weltalmanach, 2009, S. 680 | Brennstoff:
Gefördert in der Vergangenheit (seit Beginn der Industriellen
Revolution), als Reserve in der Gegenwart verfügbar, als Rest in
der Zukunft vermutlich noch förderbar. * 1
EJ steckt in ca. 34,1 Mio. t Kohle. Brennstoff |
Steinkohle |
Braunkohle |
Erdöl
| Erdgas
| Energiegehalt
in EJ* | Gefördert | Reserve | Rest | Gefördert | Reserve | Rest | Gefördert | Reserve | Rest | Gefördert | Reserve | Rest |
Europa Nordamerika Lateinamerika Rußland/GUS Asien/Australien Naher
Osten Afrika Erde | 1105
880 29 545 1290
1 155 4005 |
336 6077 362 4596 6214
10 1205
18800 |
1574 11106 867 45398 34096 72
2997
96110 |
293 27 -
72 47 -
-
439 |
409 357 51 188
971 - -
1976 | 1406 3855
199 1917 1519 22
3
8921 |
326 1553 539 888
448 1572 498
5824 |
115 293 586 634
253 4187 613
6681 |
152 561 300 882
268 858 413
3434 |
301 1067 74 682
163 119 70
2476 |
194 234 225 1792
411 2297 447
5600 |
226 867 323 3050
720 1033 335
6554 | Quelle:
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe | Energie
insgesamt wird keineswegs knapp, da im Jahre 2000 von den bekannten Erdölvorräten
noch 80 Prozent und vom viel wichtigeren Erdgas noch 95 Prozent in der Erde stecken
(CIA-NFIB, Global Trends 2015: A Dialogue About the Future With Nongovernment
Experts, 2000, S. 18; www.odci.gov/
... / 2015.htm). (Gunnar Heinsohn, Söhne und Weltmacht,
2003, S. 107). Möglich ist auch, daß das Erdöl und Erdgas vom
Erdkern produziert wird! Also
keine Energie-Krise(n)? Oder doch?Die Liberalen
seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wie die Marxisten seit dem 19. Jahrhundert
haben vielerlei folgenschwere Versuche unternommen, das Phänomen Industriegesellschaft
zu interpretieren: das Ereignis Fossilenergetik wurde weder in dem einen
noch in dem anderen System wahrgenommen, geschweige denn begrifflich durchdrungen.
Die dominierenden Ideologien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts blieben,
indem sie den doktrinär überhöhten Arbeitswert an die Spitze aller
Erklärungen des Reichtums stellten, chronisch unfähig, zu begreifen,
daß die industriell geförderte und genutzte Kohle kein »Rohstoff«
wie jeder andere ist, sondern der erste große Entlastungsagent (so wie schon
Spengler ihn deutlich gemacht hat
!). Dank dieses universalen »Naturarbeiters« (den die Alchemisten
über Jahrhunderte vergeblich gesucht hatten) hielt das Prinzip
Überfluß seinen Einzug in das Treibhaus
der Zivilisation. Eigentlich hätte also schon seit Ende des 18. Jahrhunderts
im Abendland die Einsicht dominant werden müssen, die fossilen Energieträger
und die drei Motoren-Generationen, die ihre Sprößlinge sind, die der
Dampfmaschinen, der Verbrennungsmotoren und der Elektromotoren, als die primären
Entlastungsagenten der Moderne zu begreifen, ja selbst wenn man so weit gehen
will, in ihnen den genius benignus einer Zivilisation jenseits des Mangels
und der muskulären Sklaverei zu begrüßen .... (Peter Sloterdijk,
Im Weltinnenraum des Kapitals, 2005, S. 359-360). Dazu kommt auch noch,
daß die agrochemisch ermöglichte explosive Vermehrung der Futtermittelerzeugung
zu einer ebenso explosiv sich ausbreitenden Massentierhaltung geführt hat.
Die Überschwemmung der Märkte mit dem Fleisch der animalischen Biokonverter
steht nicht zufällig im Zusammenhang mit den Kohlebergen und Ölfluten.Letztlich
ernähren wir uns von Kohle und Erdöl - nachdem diese in der industriellen
Landwirtschaft zu eßbaren Produkten verwandelt worden sind. (Rolf
Peter Sieferle, Gesellschaft im Übergang, in: Dirk Baecker, Archäologie
der Arbeit, 2002, S. 125).
Deshalb
läßt sich auch für die kommenden Jahrhunderte eine wachsende Beunruhigung
durch eine schon heute weitgehend ausgeformte und internationalisierte Tierrechtsbewegung
vorhersehen. Sie könnte eine Entwicklung hervorrufen, die den nicht-städtischen
Lebensweisen wieder eine neue Bedeutung zuspricht. Die ländliche Lebensweise
wird m.E. spätestens in zwei bis drei Jahrhunderten wieder die vorherrschende
Lebensweise sein. (Auch das hat Spengler schon prophezeit
!). Bis dahin aber wird auch weiterhin in unserer Komfortzivilisation, die auch
Komfort-und-Konsum-Treibhaus
genannt werden darf, fast alles, was zur Umwertung aller Werte zählt, und
noch viel mehr alles, was zur Umwertung der Umwertung aller Werte zählt,
mit immer größer werdender Beschleunigung um die moderne Achse kreisen:
das Prinzip
Überfluß:Ohne Zweifel
wird aktueller Überfluß, der stets im Horizont von Steigerungen und
Entgrenzungen erlebt werden will, das prägende Merkmal der künftigen
Verhältnisse bleiben, selbst wenn in einhundert Jahren oder etwas später
der fossilenergetische Zyklus an sein Ende gelangt. Welche Energieträger
eine postfossile Ära ermöglichen werden, ist heute schon im Umriß
erkennbar - es wird vor allem ein Spektrum von Solartechnologien und von regenerativen
Treibstoffen sein. Jedoch ist am Beginn des 21. Jahrhunderts über deren Ausgestaltung
im einzelnen noch nicht entschieden. Sicher ist nur, daß das neue System
- manche nennen es lapidar die kommende »solare Weltwirtschaft« -
über die Zwänge und Pathologien der aktuellen fossilen Ressourcenpolitik
hinausführen muß. Mit dem Solarsystem ist unvermeidlich eine Umwertung
der Umwertung aller Werte gesetzt - und da die Zuwendung zur aktuellen Sonnenenergie
dem Rausch des Konsums vergangener Sonnenenergie ein Ende bereitet, könnte
man von einer bedingten Rückkehr zu den »alten Werten« sprechen
- denn alle alten Werte waren Derivate des Imperativs, mit der im Jahreszyklus
erneuerbaren Energie zu wirtschaften. Daher deren tiefer Bezug zu den Kategorien
der Stabilität, der Notwendigkeit und des Mangels. In der Dämmerung
der zweiten Umwertung zeichnet sich eine zivilisatorische Weltwetterlage ab, von
der sich mit einiger Wahrscheinlichkeit vorhersagen läßt, daß
sie postliberale Züge aufweist - sie wird eine hybride Synthese aus technischem
Avantgardismus und ökoKonservativer Mäßigung an die Macht bringen.
(In politischer Farbsymbolik gesprochen: Schwarz-Grün). Dem überschäumenden
Verschwendungsexpressionismus der gegenwärtigen Massenkultur werden die Voraussetzungen
mehr und mehr entzogen. Sofern in der postfossilen Ära die Ansprüche
in Kraft bleiben, die das Prinzip Überfluß im Industriezeitalter geweckt
hat, wird sich die technische Forschung vorrangig um die Quellen einer alternativen
Verschwendung zu kümmern haben. Bei den Überflußerfahrungen der
Zukunft wird sich eine Akzentverschiebung zu immateriellen Strömen unvermeidlich
geltend machen, weil ökosystemische Gründe ein stetiges »Wachstum«
im materiellen Bereich verbieten. Vermutlich wird es zu einer dramatischen Verringerung
der stofflichen Flüsse kommen - und damit zu einer Revitalisierung der Regionalwirtschaften.
Unter diesen Bedingungen dürfte für die heute noch voreiligen Reden
von der »globalen Informations- oder Wissensgesellschaft« die Zeit
der Bewährung anbrechen. Die entscheidenden Überflüsse werden dann
vor allem im Bereich der beinahe immateriellen Daten-Ströme wahrgenommen
werden. Nur ihnen wird das Merkmal Globalität
authentisch zukommen. Auf welche Weise die Postfossilität die aktuellen Begriffe
von Unternehmertum und Ausdrucksfreiheit umprägen wird, läßt sich
zur Stunde nur vage vorhersehen. Wahrscheinlich ist, daß man die Romantik
der Explosion, allgemeiner gesprochen: die psychischen, ästhetischen und
politischen Derivate der plötzlichen Energiefreisetzung, von den künftigen
»sanften« Solartechnologien her im Rückblick als Ausdruckswelt
eines massenkulturell globalisierten energetischen Faschismus beurteilen wird.
Dieser ist ein Reflex des hilflosen Vitalismus, der aus der Perspektivenarmut
des fossilenergetisch basierten Weltsystems entspringt. Man versteht vor diesem
Hintergrund, warum der Kulturbetrieb im Kristallpalast
eine tiefe Desorientierung verrät - über die aufgezeigte Konvergenz
von Langeweile und Unterhaltung hinaus. ( ).
Der fröhliche ... Nihilismus der Endverbraucherszene ist genauso rat- und
zukunftslos wie der ... Nihilismus der wohlhabenden Privatleute, die Kunstsammlungen
aufbauen, um sich persönliche Bedeutung zu verschaffen. (Peter Sloterdijk,
Im Weltinnenraum des Kapitals, 2005, S. 361-363). Bleibt abzuwarten, wie
die am Ende des 20. Jahrhunderts begonnene Umwertung der Umwertung aller Werte
in einigen Jahrhunderten vollendet sein wird. Sicher ist heute schon, daß
man dann noch genauer sagen können wird, daß dieses Ziel, diese Vollendung
sehr viele falsch und sehr wenige richtig vorhergesagt haben.Nicht-westliche
Kulturen hatten und haben ein ganz anders Verständnis auch von Ökonomie,
Freiheit und Verschwendung ( ).
In diesen Kulturen wurde und wird alles Ersparte festlich und systematisch vernichtet.
Darum war und ist es für den Westen auch so schwer, die Völker anderer
Kulturen in die kapitalistische Produktionsweise einzubinden. Viele dieser Völker
hatten und haben sich dieser typisch abendländischen Produktionsweise verweigert,
indem sie in aufwendigen Festen alles ersparte Geld systematisch vernichten Solche
Feste erfordern große Ausgaben für Essen und Trinken, für Musik
und Tanz, für alles, was zu den Spielregeln der Gastfreundschaft gehört.
Solche Verhaltensweisen haben ihre Wurzeln in der Kulturgeschichte dieser Völker
und sind seit der ersten Begnung mit der westlichen Kultur in nicht wenigen ihrer
Regionen sogar noch bewußt verstärkt worden - als Widerstand gegen
den Westen! Zweifellos. Ich möchte hinzufügen: Wenn diese Ökonomie
der Großzügigkeit ein Widerstandsfaktor gegen die Verelendung durch
Verwestlichung ist, dann deswegen, weil das Verschwenden eine Geste ist, die Würde
oder mana erzeugt. Ohne Verschwendung oder festliche Verausgabung gibt
es nur Vulgärökonomie. Sicher weist auch unsere Kultur des materiellen
Überflusses ein potlachartiges ( )
Element auf, von dem die Ideologen des Sparens, Investierens, Zinsenmachens nichts
verstehen. Aber die durchschnittliche Verschwendung hat bei uns heute gar nichts
von der noblen Widerlegung des Mangels an sich. Der alltägliche Habitus der
Energieverschwendung ist extrem vulgär, es läßt sich an ihm keine
Spur von Absage an die Knechtschaft der Selbsterhaltung ablesen. Die
unfestliche Verausgabung beruht auf einem allotechnischen Habitus ( ),
der die ständige Verfügbarkeit von viel zu billiger fossiler Energie
zur Voraussetzung hat. Diese Verschwendungsfreiheit ist aber nur für eine
relativ kurze Konjunktur möglich, für ein historisches Zeitfenster,
das solange offensteht, wie das Überangebot an fossilen Brennstoffen anhält.
Wir werden bald erleben, wie sich dieses Fenster verengt, um sich früher
oder später ganz zu schließen. Historikern, die um das Jahr 2100 auf
unsere Zeit zurückblicken werden, wird dieser Charakterzug der Epoche ins
Auge springen. Sie werden bemerken, wie die Handschrift der Fossil-Energetik sich
bis in die kleinsten Muster unserer Kultur ausgebreitet hatte. Man wird von uns
reden wie von Leuten, die den Weltraum geheizt haben. (Peter Sloterdijk
/ Hans-Jürgen Heinrichs, Die Sonne und der Tod, 2001, S. 333-334).
Erdöl-Reserven
Die nachgewiesenen und gewinnbaren Erdöl-Reserven beliefen
sich nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe auf
162800 Mio. t (2005 / 2006). Bei gleich bleibenden Produktionsvolumen
dürften die weltweiten Erdöl-Reserven noch rd. 43 Jahre reichen: in
Europa 8 Jahre, im Nahen Osten dagegen rd. 83 Jahre. Zusammen mit den bekannten,
aber geologisch noch nicht erfaßten oder zu gegenwärtigen Preisen nicht
wirtschaftlich abbaubaren Ressourcen beträgt die statistische Reichweite
von Erdöl 63 Jahre. Die Reserven, die geortet sind und mit der gegenwärtigen
Technik wirtschaftlich gewonnen werden können, nahmen in den letzten Jahren
jeweils leicht zu und erreichten um 2003 den höchsten jemals berechneten
Stand. (Fischer Weltalmanach - Zahlen, Daten, Fakten, 2009, S. 685). Seit
2004 liegt die Förderung höher als die Entdeckung neuer Reserven.Seit
Beginn der Erdölförderung wurden bis 2005 / 2006 rund 280
Mrd. t Erdöl entdeckt, davon ungefähr 145,4 Mrd t (52%) gefördert
und verbraucht.Laut Wikipedia
wurden für das Jahr 2004 die bestätigten Weltreserven je nach Quelle
auf 1260 Mrd. Barrel (171,7 Mrd. t Erdöl [Quelle: Öldorado 2004 von
Exxon Mobil]) bzw. auf 1148 Mrd. Barrel (156,6 Mrd. t [Quelle: BP Statistical
Review 2004]) berechnet. Das Wissenschaftsmagazin Science sei 2004 sogar von Reserven
von insgesamt 3000 Mrd. Barrel ausgegangen. ( ).
Die Reserven, die geortet sind und mit der heute zur Verfügung stehenden
Technik wirtschaftlich gewonnen werden können, nahmen in den letzten Jahren
trotz der jährlichen Fördermengen jeweils leicht zu und erreichten im
Jahre 2004 den höchsten jemals berechneten Stand. Nach heutigem Stand der
Technik, prospektierter Fläche und Verbrauch decken die Erdölreserven
noch für 50 Jahre den Weltverbrauch. Der Begriff Erdölkonstante bezeichnet
den Umstand, daß solche Voraussagen der statischen Reichweite von Erdöl
wie bei anderen Rohstoffen regelmäßig fortzuschreiben sind. .... Bei
einem täglichen Verbrauch von 87 Mio. Barrel ( )
ergibt sich bei 1255 Mrd. Barrel (Welt-Reserve lt. Industriebank)
eine Laufzeit von etwa 40 Jahren, bei 854 Mrd. Barrel (Welt-Reserve
lt. Energy Watch Group) eine Laufzeit von 27 Jahren. (Rechnung:
1255000 / 87 / 365 Tage = 40 Jahre oder: 854000 / 87 / 365 Tage = 27 Jahre).
( ).Wikipedia
berichtete weiterhin, daß einige Experten befürchten, das Maximum der
globalen Erdölförderung werde noch vor 2010 eintreten oder sei
sogar schon eingetreten (Kenneth Deffeyes, Colin J. Campbell u.a.). Das wirtschaftliche
Problem bestünde darin, daß bei Erreichen dieses weltweiten Fördermaximums
Erdöl immer knapper und teurer würde. Abdullah Dschuma weist derartige
Befürchtungen zurück. Er schätzt, daß von den vorhandenen
flüssigen Ölvorkommen erst weniger als 10 % gefördert wurden und
(inklusive nicht konventioneller Reserven) noch mindestens für 100 Jahre
Erdöl bei heutigem Verbrauchsraten zur Verfügung stünde.
( ).
Wieder andere Experten halten einen Mangel an Öl nicht für gegeben,
es handele sich um eine Krise im Zugang zu fortgeschrittener Technologie (der
Multies) bzw. umgekehrt auch in der mangelnden Investitionssicherheit in den staatlich
kontrollierten Ölförderländern. ( ).Möglich
ist auch, daß das Erdöl sich regeneriert, weil es im Erdmantel ( )
auf rein anorganische Weise produziert wird!   Erdgas-Reserven
Die nachgewiesenen und gewinnbaren Erdgas-Reserven beliefen
sich nach BP-Angaben auf 181,46 Bio. m³ (2005 / 2006). Die
Menge nahm gegenüber früheren Jahren zu, da bisher die Fördermenge
durch neue Entdeckungen mehr als ausgeglichen wurde. Bei gleich bleibenden Produktionsvolumen
dürften die weltweiten Erdgas-Reserven noch 62 Jahre reichen. Zusammen mit
den bekannten, aber geologisch noch nicht erfaßten oder zu gegenwärtigen
Preisen nicht wirtschaftlich abbaubaren Ressourcen beträgt die statistische
Reichweite von Erdgas 133 Jahre. (Fischer Weltalmanach - Zahlen, Daten,
Fakten, 2009, S. 684).Wikipedia
berichtet: Die Netto-Weltförderung von Erdgas (Naturgas) einschließlich
Erdölgas, abzüglich zurückgepresstes und abgefackeltes Gas und
abzüglich Eigenverbrauch betrug im Jahr 2004 rund 2689 Milliarden m³
.... Damit deckt Erdgas etwa 24 % des weltweiten Energieverbrauchs. Die nachgewiesenen
Welterdgas-Reserven beliefen sich 2004 auf 170942 Milliarden m³ bzw. 185
Mrd Tonnen SKE (Steinkohle-Einheiten). Diese Erdgas-Reserven
sollten nach Hochrechnungen aus dem Jahr 2004 noch knapp 67 Jahre (bis etwa 2070)
reichen. ( ).Geschätzt
seien diese Erdgas-Reserven wie folgt verteilt: Naher Osten 72830 Milliarden
m³, Europa und GUS-Staaten 64020 Milliarden m³, Asien und Australien
14210 Milliarden m³, Afrika 14060 Milliarden m³, Nordamerika 7320 Milliarden
m³ und Südamerika 7100 Milliarden m³. Bedeutende Importländer
von Erdgas sind USA, Deutschland, Japan, Ukraine, Italien, Frankreich und Weißrußland.
( ).Möglich
ist auch, daß das Erdgas sich regeneriert, weil es im Erdmantel ( )
auf rein anorganische Weise produziert wird!   Braunkohle-Reserven
Braunkohle gehört zu den Energierohstoffen mit besonders
reichhaltigen Vorräten. Sie werden aber in vielen Ländern bisher kaum
genutzt, solange mit Steinkohle, Erdöl und Erdgas höherwertige bzw.
umweltfreundlichere Rohstoffe zur Verfügung stehen. Die Weltreserverb (sicher
und vermutet) belaufen sich (nach UN-Angaben) auf rd. 3900 Mrd. t .... (Fischer
Weltalmanach - Zahlen, Daten, Fakten, 2009, S. 682). Die größten Vorräte
besitzen: Rußland (2500 Mrd. t.), USA (900 Mrd. t.), Australien (300 Mrd.
t.), Deutschland (80 Mrd. t.) und China (50 Mrd. t.).Braunkohle
(Lignit) - Förderung in Mio. t | | 2002 | 2005 | Deutschland | 181779 | 177907 | Rußland | 75600 | 70900 | USA | 67000 | 76113 | Griechenland | 71074 | 71200 | Australien | 67000 | 67152 | Türkei | 51670 | 60858 |
Quelle:
World Minig Data,2008, in: Fischer Weltalmanach, 2009, S. 682 |
Deutschland
war auch 2007 mit Abstand weltweit größter Braunkohleproduzent. ....
Insgesamt trug die Braunkohle 2007 in Deutschland 12% zur Primärenergieversorgung
bei - mit einem Anteil von merh als 40% der inländischen Ernergiegewinnung
der wichtigste heimische Energieträger. (Fischer Weltalmanach - Zahlen,
Daten, Fakten, 2009, S. 684).Steinkohle-Reserven
Die gesicherten rd. 2338 Mrd. t und die geschätzten rd. 2603
Mrd. t. ergeben insgesamt rd. 4941 Mrd t. Steinkohlereserven der Welt ( ).
Steinkohle war bis 1966 weltweit der wichtigste Energielieferant der Welt
und wurde dann vom Erdöl überholt, in den 1990er jahren auch vom Erdgas.
.... Während Kohle früher vor allem im Ursprungsland verbraucht wurde,
steig seit den 1970er Jahren der internationale Handel stark an, vor allem durch
kostnegünstige Angebote aus Übersee. Die früher dominierenden europäischen
Kohleproduzenten können demgegenüber preislich nicht mehr konkurrieren
und reduzierten die Förderung oder stellten sie ganz ein. (Fischer
Weltalmanach - Zahlen, Daten, Fakten, 2009, S. 687).Uran-Reserven
Die Uranerzvorkommen gehen weltweit zur Neige. Nur noch etwa
65% des benötigten Urans werden bergmännisch gewonnen. 35% sind Lagerbestände
aus dem Abbau von russischen Kernwaffenmaterial aus der zeit vor 1990. Da 2013
die Lieferverträge zwischen den USA und Rußland auslaufen, müßte
die weltweite Förderkapazität ausgebaut werden, um den bevorstehenden
Bedarf zu decken. Es müßten vor allem Minen mit schlechterem Erzgehalt
erschlossen werden, weil die gut erschließbaren Vorkommen weitgehend abgebaut
sind. Allerdings ist die Erschließung neuer Lagerstätten technisch
schwierig und teuer. Nach Angaben der Energy Watch Group würden die heute
bekannten Uran-Reserven bei konstanter Förderung nur für etwa 30 Jahre,
inklusive der bekannten Ressourcen für etwa 70 Jahre reichen. (Fischer
Weltalmanach - Zahlen, Daten, Fakten, 2009, S. 688).
Schlußfolgerung(en)
Die weltweiten Vorräte an Ernergierohstoffen
bzw. die Potentiale an regenerativen Energiearten sind zwar schwer abschätzbar,
und die Aussagen der Experten (wenn sie überhaupt welche sind und nicht eher
Funktionäre) unterscheiden sich stark - je nachdem, ob bei den fossilen
Energieträgern nur die heute wirtschaftlich ausbeutbaren Vorkommen berücksichtigt
werden oder die nach derzeitigem Kenntnisstand überhaupt vorhandenen oder
auch die nur vermuteten -, doch wenn man z.B. geologische, ökologische, ökonomische
und technische Zahlen, Daten, Fakten und Aspekte aufeinander bezieht, muß
man doch wohl eher der These von der Neige und des baldigen (wann genau, ist noch
nicht zu prognostizieren) industriellen und damit auch modernen Zusammenbruchs
zustimmen. Man muß ja darum nicht gleich die extremste Variante, nämlich
die These vom baldigen vorindustriellen Energieniveau ( )
vertreten. Wir haben jedenfalls Gründe genug, unseren gegenwärtig und
wohl auch noch in den zukünftigen Jahrzehnten oder auch einigen Jahrhunderten
immer noch wachsenden Wohlstand zu überdenken. Wir sollten langsamer und
weniger gierig, aber dabei nicht dümmer, sondern intelligenter ( )
werden (leider läuft es aber in jeder Moderne genau andersherum),
um unseren Nachkommen gleiche oder zumindest ähnliche Chancen einräumen
zu können.Wir sollten aber auch nicht umgekehrt, wie es viele Politiker
heute tun - vor allem die westlichen und unter ihnen besonders die deutschen -,
das Thema Energiewirtschaft genauso hysterisch wie das Thema Klima bzw. Erderwärmung
behandeln ( ),
es politisch ausbeuten, d.h. das drohende Ende staatsreligiös immer wieder
heraufbeschwören, es ständig an die Wand malen, um immer mehr Steuern
und Abgaben (Ablässe) abkassieren zu können ( ).
Solche Politiker sind deshalb selbst die größten und schlimmsten Ausbeuter,
weil sie das Thema Ausbeutung (der Natur) verwenden, um Ausbeutung (der Menschen)
in noch größerem und schlimmerem Umfang betreiben zu können. |