 | Günter
Albrecht Zehm -
Wir Landtreter - eine Hommage an den ehrbaren Kaufmann (in: Sezession,
Dezember 2008, S. 14-17) - | |
Ein
schönes historisches Bild feiert im Verlauf der Finanzkrise Wiederauferstehung:
das Bild vom »ehrbaren Kaufmann«, der seine Geschäfte energisch
mit den Prinzipien christlicher und »alter teutscher« Moral und Anständigkeit
verbindet und sich darin durch keinerlei Versuchung in Form von lockenden Spekulationsgewinnen
irre machen läßt. »Wir brauchen den ehrbaren Kaufmann, um so
schnell wie möglich aus dem Desaster herauszukommen«, so tönt
es jetzt von Angela Merkel bis Peer Steinbrück, und der Beifall, den sie
finden, ist allgemein.
Geprägt hat den Begriff - laut Philippe Dollinger, dem Verfasser
des grundlegenden Werkes Die Hanse (**)
- vor langer Zeit der Lübecker Bürgermeister und geniale
Hansekaufmann Hinrich Castorp (1420-1488), als er auf einem der
damaligen »Hansetage« die angereisten Größen
der mächtigen mittelalterlichen Handelsvereinigung gewissermaßen
moralisch aufrüsten wollte. Wir brauchen uns weder vor Königen
noch vor Bischöfen zu verstecken, mahnte Castorp, unser Gewerbe
ist gottgewollt, und es ist von Gott geregelt und gesegnet wie die
Arbeiten des Landmanns und des Handwerkers in den Städten.
Unter Ehrbarkeit verstand Castorp (und verstanden alle Späteren,
die seine Rede aufnahmen und bekräftigten) die unbedingte Einhaltung
des biblischen Dekalogs beim Handelsgeschäft: »Du sollst
nicht stehlen, du sollst nicht falsch Zeugnis reden, du sollst das
Hab und Gut deines Nächsten achten und respektieren.«
Das war keine Selbstverständlichkeit, im Gegenteil, die Händler
umwehte seit Urzeiten der Geruch des Falschredens, des Betrügens
und der Mißachtung des Eigentums anderer. Die Bibel weiß:
»Ein Kaufmann kann sich nur schwer hüten vor Unrecht
und Sünde« (Jesus Sirach 26, 28). Und Buddha lehrte:
»Kein Lotus ohne Stempel, kein Kaufmann ohne Betrug«.
Das Mißtrauen war von Anfang an da, und es nahm im Laufe der
Zeiten eher noch zu.
Händler, Kaufleute waren »anwesend und dazwischen«
beim Tausch von Lebensgütern, und es fiel ihren Mitmenschen,
ob Gelehrten oder Tölpeln, seit jeher schwer, sie als notwendige
Funktionäre des Lebens ernst zu nehmen. Sie schufen nichts,
sie transportierten nichts (das taten die Seeleute und Karawanentreiber),
sie »vermittelten« nur, sie schätzten den Wert
der Tauschgüter ein, sie waren, bei Lichte betrachtet, keine
Funktionäre, sondern selber Funktion. Ihr einziges »Arbeitsgerät«,
das Geld, spiegelte das genau ab. Auch das Geld war bloße
Funktion, kein Wert an sich, sondern lediglich ein Zeichen, ein
Symbol für Werte. Und dieses Symbol verwandelte sich unter
der Hand ein konkretes Lebensgut während des Tausches in eine
bloße Zahl, in eine Summe, eine Quantität. Das löste
von Anfang an schwerste Irritationen aus.
Aristoteles, der erste wissenschaftliche
Ökonom der Weltgeschichte, hat die ungeheure Bedeutung dieses Verwandlungsprozesses
bereits im vierten Jahrhundert vor Christus voll durchschaut und daraus spezifische
Konsequenzen gezogen. Das Geschäft der Händler, sah er, ist prinzipiell
zweideutig, es ist einerseits »Beschaffungskunst«, andererseits »Bereicherungskunst«,
sogenannte »Chrematistik«. Letztere tauscht nicht mehr bieder eine
für den Haushalt, den »Oikos«, benötigte Sache gegen eine
andere, sondern macht den Tausch zum Eigenzweck, um einen in Geld abbildbaren
Gewinn daraus zu ziehen, welcher nicht in den Sachen und nicht in den Bedürfnissen
selbst liegt.Für Aristoteles war das eine schlimme Störung
nicht nur der ökonomischen Harmonie, sondern auch des menschlichen Grundwerts
der Gerechtigkeit. Der Beruf des Händlers, des Kaufmanns, spaltete sich für
ihn auf in einen ehrbaren, moralisch rechtfertigbaren Teil, eben die Beschaffungskunst,
und in einen moralisch nicht mehr rechtfertigbaren, die Chrematistik, in seiner
Sicht eine Art höheres Gaunertum. Ihr abschreckendes Symbol war König
Midas, der bekanntlich alles, was er anfaßte, in Gold verwandelte - und
eben dadurch letztlich verhungern mußte. Als glänzendes Gegenbeispiel
schildert Aristoteles Thales von Milet, einen der sprichwörtlichen »sieben
Weisen« der Antike, der mit Hilfe der Astronomie die Höhe der jeweiligen
Olivenernte habe voraussagen können. Er hätte auf Grund dieses Exklusivwissens
überlegen spekulieren und sich dadurch außerordentlich bereichem können,
ließ es aber sein, weil er um den Wert der Gerechtigkeit wußte und
sich nie freiwillig in die Niederungen absoluter Tugendferne hineinbegeben hätte.
Logisch folgte aus der Ablehnung der Chrematistik die Ablehnung des Zinsnehmens.
»Das Geld«, schrieb Aristoteles in seiner Politeia (**),
»ist um des Tausches willen erfunden worden. Durch den Zins vermehrt es
sich aber durch sich selbst, und das ist eindeutig wider die Natur und wider die
Gerechtigkeit«. Dieser Satz gewann im Abendland für Jahrtausende kultischen
Rang und absolute Gültigkeit. Sämtliche Könige und Bischöfe
verurteilten das Zinsnehmen, zumal ja auch die Bibel ausdrücklich ein Zinsverbot
fordert (Lukas 6,35, Jesus spricht: »Tut wohl und leihet, daß ihr
nichts davon hoffet!«); da sie aber, um zu Geld für ihre Bauten und
Feldzüge zu kommen, sich auf Geschäfte mit Geldleuten einlassen mußten,
welche Zins durchaus forderten und auch erhielten, wurden diese Geldleute, meistens
Juden, wenigstens kulturell stigmatisiert und aus der »Gesellschaft der
guten Leute« ausgeschlossen. Erst zur Zeit der großen Deutschen
Hanse und der norditalienischen Handelsstädte im hohen Mittelalter änderte
sich das allmählich. Thomas von Aquin, der damals führende (Sozial-)Philosoph,
gab das Tempo vor. Zwar kannte er selbstverständlich das Jesuswort, wußte
dessen Verbot aber variantenreich zu relativieren. Ein Darlehensnehmer, schreibt
er, könne doch ein Geschenk an den Gläubiger zahlen, dafür, daß
dieser ihm aus der Not geholfen habe. Und dann die entscheidende Stelle: »Ein
Zinsnehmer nimmt beim Verleihen von Geld ja nicht nur ein bestimmtes Risiko auf
sich, was das Wiederkriegen zum vollen Wert und zum verabredeten Termin betrifft,
sondern auch einen Verlust an eigenen Lebensmöglichkeiten, und das muß
gerechterweise honoriert werden. Und wer sein Geld als Gesellschafter in ein Unternehmen
einbringt, der darf auch einen bestimmten Anteil am Gewinn fordern, auch wenn
er sich nicht selbst direkt an der Operation beteiligt hat« (Thomas von
Aquin, Summa theologiae II/II, 36 **).
Wir haben hier das wohl erste abendländische Dokument dessen, was
man im engeren Sinne Kapitalismus nennt. Der Kapitalist, der Kapitaleinsetzer,
rückt moralisch gleichberechtigt neben den Arbeiter. Das Kapital darf sich
- Aristoteles und Jesus hin oder her - »durch sich selbst« vermehren,
der antike und auch frühkirchliche, biblische Bann, der bisher über
diese Weise des Geldverdienens verhängt war, ist gebrochen. Thomas war sich
der sensationellen Neuartigkeit seines Urteils durchaus bewußt; davon zeugt,
daß er gleich einen ganzen Katalog von Kautelen aufstellte, die das Kapital
ehrbar halten und so die These von der moralischen Gleichberechtigung von Kapital
und Arbeit für die Zeitgenossen annehmbar machen sollten. Kapitalgewinne
sind unaufhebbar sozialpflichtig, schreibt Thomas, sie verpflichten zu Hilfe und
Unterstützung der Armen wie der gesamten Gemeinschaft. Ordensleute, Klöster
und Kirchen, aber auch weltliche Herrschaften sollen sich grundsätzlich nicht
an Geldgeschäften und Gewinnspekulationen beteiligen. Ein Odeur von Mißbilligung
bleibt also, aber die Büchse der Pandora, wenn man so will, ist geöffnet,
und sie war nicht wieder zuzukriegen, es sei denn unter Hinnahme schwerster Verluste
an Fortschritt und technischer Innovationskraft. Einer der Hauptfehler des Kommunismus
war ja zweifellos, daß er den Faktor Kapital vollständig aus seinen
Plänen herauszuhalten versuchte - mit verheerenden, letzten Endes tödlichen
Folgen für das ganze System.
Es geht - auch in der gegenwärtigen Finanzkrise - nicht
um die Alternative Kapitalismus oder Kommunismus beziehungsweise
Staatswirtschaft, sondern einzig darum, den Kapitalismus ehrbar
zu halten. Thomas von Aquin war es vorrangig um die Einforderung
von Sozialpflichtigkeit zu tun; beim deutschen Hanseaten Hinrich
Castorp trat die Ermahnung hinzu, sich nicht erst nach Abschluß
der Geschäfte sozial zu geben und vom Gewinn zu spenden, sondern
bereits während der Geschäfte in jeder Hinsicht anständig
zu bleiben, die entscheidenden Operationen transparent und überschaubar
zu gestalten und eventuelle Risiken nie auf Kosten anderer, immer
nur auf eigene Kosten einzugehen. Eben in solchem Verhalten offenbare
sich der ehrbare Kaufmann.
Nicht verkehrt ist es, darauf hinzuweisen, daß dieses einst
von der deutschen Hanse entworfene Ideal vom ehrbaren Kaufmann die
ganze deutsche Wirtschaftsgeschichte durchaus geprägt hat;
nicht zuletzt dadurch unterscheidet sie sich positiv von der angelsächsischen.
Deutsche Kaufleute waren - nach einer berühmten Unterscheidung
von Carl Schmitt (in seinem Buch Land und Meer, 1942 **)
- »Landtreter«, im Unterschied zu den angelsächsischen
»Seeschäumern«. Während die Landtreter, wenn
sie über ihre Heimatregion hinausgriffen, ständig unmittelbar
mit anderen Kulturen konfrontiert wurden, mit denen sie sich messen
und arrangieren mußten, pflügten die Seeschäumer
zunächst einmal weite, schier unendliche Meere, auf denen gar
nichts war, »leerer Raum«. Und das hatte Folgen. Die
neuen Völker, bei denen sie schließlich anlandeten, gehörten
in der Sicht der Ankömmlinge selber zum leeren Raum, zur »offenen
Grenze«, waren leicht unterwerfbar oder gar schlicht ignorierbar.
Sie waren weder ernsthafte Verhandlungspartner noch ebenbürtige
Rivalen, die in harter, offener Auseinandersetzung besiegt, respektive
bekehrt werden mußten, sondern bloße Manövriermasse
im Kalkül der »Kolonisatoren«. Gut möglich,
daß sich diese originäre Seeschäumer-Mentalität
bis ins moderne angelsächsische Geschäftsgebaren fortgesetzt
hat und auch noch die jüngsten Operationen von Wall Street
mit oberfaulen Krediten und irren »Derivaten« und »Zertifikaten«
prägt. (Siehe auch: Die Seeschäumer und der solide
Kleinkredit, in: JF, Nr. 42, 10. Oktober 2008 **).
Die Welt in all ihren Differenzierungen und Variabilitäten
ist in der Sicht dieser Leute zur bloßen Manövriermasse
für Seeschäumer geworden, zum leeren Raum im Kalkül
von Händlern, die zu lange nur Meer, im aktuellen Fall also:
nur Geldscheine und nichts als Geldscheine, gesehen haben und die
nun alle konkreten Formen des Lebens ebenfalls für nichts als
Geld halten. So etwas tut keinem gut, siehe König Midas. Für
die Landtreter ihrerseits waren die Geschäftsfelder über
die Zeiten hinweg identisch mit alter Kulturlandschaft, welche Respekt
erheischte und auf die es Rücksicht zu nehmen galt. Die Geschäfte
litten unter derlei Rücksichtnahme nicht. Die Effizienz deutscher
Kaufleute war, sofern man ihnen nicht von außen interessengeleitete
Fesseln anlegte, stets mindestens so groß wie die der angelsächsischen,
und zwar ohne daß sie sich je in hausgemachte Exzesse von
Manchestertum und Hyperspekulation verrannten. Die Entdeckungen
und Innovationen der deutschen Realwirtschaft bewegten die Welt
und verliehen ihr Esprit, ihre großen Unternehmerpersönlichkeiten,
Borsig, Siemens und die vielen anderen Deutschen stehen, was Sozialpflichtigkeit
und Vermeidung irrealer Risiken betrifft, untadelig da.
Die Einübungen, die letzthin zutage traten,
sind allerneuesten Datums. Seit fast zwanzig Jahren war ein von vielen Seiten
betriebener ideologischer Angriff auf das deutsche Wirtschaftsmodell zu beobachten,
das als »rheinischer Kapitalismus«, »Deutschland AG« oder
auch »schief gewickelte Soziale Marktwirtschaft« maliziös belächelt
oder frontal attackiert wurde, unter Dauerhinweis auf das angeblich unendlich
überlegene angelsächsische Wall-Street-Modell. Führende deutsche
Wirtschaftsmanager wie Mathias Döpfner (Axel Springer AG) erklärten
sich in Spiegel-Interviews und anderswo als »glühende Anhänger
des us-amerikanischen Kapitalismus« und riefen die deutschen »Hinterwäldler«
zur Nachahmung auf. Sämtliche großen Zeitungen legten ihrem traditionellen
Wirtschaftsteil extra einen »Finanzwirtschaftsteil« bei und gaben
zu verstehen, daß einzig dort die »eigentlichen«, nämlich
satte Gewinne versprechenden Geschäfte beleuchtet und (begeistert) kommentiert
würden. Kein Wunder also, daß mit als erste die ehemals biederen
deutschen Landesbanken wie verrückt neuartige (also: betrügerische)
angelsächsische »Finanzprodukte« zu kaufen begannen und die rot-grüne
Schröder-Fischer-Regierung in Berlin auch noch die letzten Kontroll-Instanzen
für Banken- und Börsenaufsicht außer Gefecht setzte. Ein regelrechter
»neo-liberaler« Rausch setzte ein und befiel vor allem Bankmanager,
Wirtschaftsnobelpreisträger und andere »Experten«. Jetzt, da
die Katastrophe da ist, will niemand etwas gewußt haben - und sie haben
es wohl auch tatsächlich nicht gewußt. Das System, das »erfolgreichste
Modell« (Döpfner), schuf sich »Experten« nach seinem eigenen
Maß. Sie haben buchstäblich keine Ahnung von dem, womit sie spekulieren.
Alles, was sie machen, ist pure Luftballon-Aufblaserei, darauf abgestellt, Augenblickseffekte
zu erzielen und mitzunehmen, was nur mitzunehmen ist, bevor die Blase platzt.Ob
die jetzt geplatzte Blase die letzte in der modernen Wirtschaftsgeschichte gewesen
ist? Skeptiker bezweifeln das, weisen auf die dem Kapitalismus angeblich innewohnende
»schöpferische Zerstörung« hin und raten zur Hinnahme des
»Unausweichlichen«. Andererseits sind sich im Grunde alle darüber
einig, daß Krisen von der Dimension der gegenwärtigen eine derartige
globale Zerstörungswucht entfalten, daß danach kein Stein mehr auf
dem anderen steht und faktisch keine Erholung, geschweige denn Erholung auf höherem
Niveau, mehr möglich ist. Wie sprach der bekannte Ökonom Joseph E. Stieglitz
in Hinblick auf die jüngsten Ereignisse? »Noch ein solcher Tsunami,
und die Weltwirtschaft ist Vergangenheit.« (Joseph E. Stieglitz, Der
Schatten der Globalisierung, 2004). Die momentane Krise muß einfach
die letzte ihrer Art gewesen sein, weil es bei Wiederholung nur noch allgemeinen
Untergang gäbe. Prinzipiell krisenverhindernde Lehren und Programme
sind gefragt. Aber manchmal erweist sich, daß die wirksamsten »neuen«
Lehren und Programme in Wirklichkeit die bewährten alten sind, auf die man
sich »nur« zu besinnen braucht, um dem Ungeheuer erfolgreich in den
Rachen greifen zu können. Das hanseatische Ideal vom ehrbaren Kaufmann enthält
ein solches altneues Programm. Worauf es jetzt ankommt, ist (übrigens nicht
nur in der Wirtschaft), den eigenen bewährten Traditionen zu vertrauen, sie
bedachtsam und kaltblütig anzuwenden und sich darin von niemandem irre machen
oder gar gewaltsam daran hindern zu lassen. Man kann so auch ein Beispiel setzen,
das in anderen Weltregionen zum Wohle aller bedacht werden mag. (Zitat-Ende).
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Meinhard
Miegel -
2015, das Jahr der finalen Krise (in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.
Juni 2009, S. 102-107) - | |
Wachstum
hebt den Wohlstand nicht. Wir müssen auf das Niveau unserer wirklichen Leistungsfähigkeit
zurücksinken, sonst droht die nächste Krise - dann wackeln nicht nur
Banken und Unternehmen, sondern ganze Staaten.F.A.Z.: Alle reden von
der Krise, Sie nicht.Miegel:
Weil der Begriff Krise negativ besetzt ist. Ich aber sehe in der gegenwärtigen
Entwicklung viel Positives. Hinter uns liegt eine Phase, in der sich viele verhalten
haben wie Drogensüchtige. Jetzt haben wir die Chance, aus dem Sumpf herauszukommen.F.A.Z.:
Was war denn die Droge?Miegel:
Wachstum, Wachstum um jeden Preis. Und da echtes, solides Wachstum vielen nicht
reichte, wurden riesige Schaumberge geschlagen. Jetzt platzen die Bläschen,
und der Berg fällt wieder in sich zusammen. Aber keine Angst, das bringt
uns nicht ins Armenhaus. Wir werden nur auf das Niveau gebracht, das unserer eigentlichen
Leistungskraft entspricht.F.A.Z.: Seit wann besteht denn diese Sucht ?Miegel:
Seit langem. Aber richtig beängstigend wurde sie Ende der siebziger Jahre.
Die Börsenkurse sind ein Indiz dafür: Jahrzehntelang verliefen sie ganz
ruhig, dann aber fingen sie an, fiebrig und schließlich irrsinnig zu werden.
Was in den vergangenen zehn Jahren geschehen ist, hat mit solidem Wirtschaften
nichts mehr zu tunF.A.Z.: Und jetzt?Miegel:
Jetzt wird mit enormen Steuermitteln der nächste Schaumberg geschlagen. Was
da getrieben wird, ist doch nicht mehr normal. Wir sollten uns als Gesellschaft,
vielleicht sogar als Menschheit eingestehen: Wir haben uns übernommen. Die
Versorgungs- und Entsorgungskapazitäten der Erde reichen nicht aus, um einer
vorerst weiter explodierenden Weltbevölkerung den angestrebten Lebensstandard
zu ermöglichen. Wir sind hier Opfer einer Ideologie immerwährender wirtschaftlicher
Wachstumsmöglichkeiten.F.A.Z.: Jetzt klingen Sie wie Franz Alt in
den achtziger Jahren.Miegel:
Das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß jedoch, daß ich mich seit
damals dagegen gewehrt habe, mit zum Teil höchst problematischen Mitteln
Wachstum anzukurbeln. Damals wie heute hieß es über das politische
Spektrum hinweg: Wachstum, Wachstum. Dieser Wachstumswahn ist jetzt mit der Wirklichkeit
kollidiert.F.A.Z.: Aber alle sehen doch Erholung und grüne SprossenMiegel:
Aber zu welchem Preis? Allein die großen Länder haben für Kredite,
Bürgschaften, Rettungsschirme und was weiß ich etwa sieben Billionen
Dollar Steuergelder in Aussicht gestellt. Diese Mittel sind doch gar nicht vorhanden.
In der ersten Krise dieses Jahrzehnts wackelten Unternehmen. In dieser Krise wackeln
Unternehmen und Banken. Und in der nächsten, die jetzt vorbereitet wird,
werden Unternehmen, Banken und Staaten wackeln. Dann kann nur noch der liebe Gott
Rettungsschirme aufspannen.F.A.Z.: Diejenigen, die diese Konzepte entwickeln,
wirken aber ganz normal.Miegel:
Ideologen wirken meistens ganz normal. Schauen Sie, über lange Zeit glaubten
Menschen, sie könnten sich von ihren Sünden freikaufen. Da legte dann
die brave Bauersfrau Münze auf Münze, um durch einen Ablaßbrief
ihren verstorbenen Mann aus dem Fegefeuer zu holen. Das war auch so eine Ideologie.
Aber alle Beteiligten wirkten durchaus normal.F.A.Z.: Wie würden
Sie die Ideologie beschreiben?Miegel:
"Ohne Wachstum ist alles nichts" - so nachzulesen in einem jüngeren
Grundsatzpapier der CDU. Das muß man sich einmal vorstellen. Das ganze Wohl
und Wehe der Gesellschaft wird hier an etwas gehängt, was niemand gewährleisten
kann: Erwerbsarbeit, soziale Sicherheit, ausgeglichene öffentliche Haushalte,
selbst die Demokratie. Nichts funktioniert ohne Wachstum. Ein wirklich tollkühnes
Konzept.F.A.Z.: Dann ist die Krise für Sie ein heilsamer Schock?
Miegel:
Eine überfällige Enttäuschung. Hinter uns liegt eine Phase des
Rausches. Was dringend gebraucht wird, ist Bodenhaftung. Wie manche Unternehmen,
Banken und Staaten gewirtschaftet haben, konnte nicht gutgehen. Sie mußten
in den Schuldenbergen steckenbleiben, die sie seit Jahren vor sich herschieben.
Die künstliche Aufschäumung der Geldmenge sprengt jedes Vorstellungsvermögen.
In den zurückliegenden dreißig Jahren hat sich die globale Geldmenge
schätzungsweise vervierzigfacht, die Gütermenge aber nur vervierfacht.
Wohin mit dem gigantischen Geldüberhang?F.A.Z.: Viele sehen aber
in der Krise ein Gerechtigkeitsproblem: Wenige haben einige Jahre sehr gut verdient,
nun müssen alle Schulden aufnehmen. Miegel:
Das ist auch ein Problem, obwohl die Zusammenhänge oft arg verkürzt
dargestellt werden. Denn verloren haben ja zunächst einmal die Vermögensbesitzer,
die zugleich in aller Regel weit überproportional die Steuerlasten zu stemmen
haben. Aber wie gesagt: Ein Problem bleibt.F.A.Z.: Das Wachstum der letzten
Dekaden hat für Sie aber auch eine andere Qualität als das Wachstum
in den ersten Jahrzehnten der Republik?Miegel:
Ja, es ist kaum noch wohlstandsmehrend. Erkrankungen, kaputte Familien, Autounfälle,
Unwetter - das alles fördert das Wachstum, hebt aber nicht den Wohlstand.
Und genau das ist die Art von Wachstum, die seit geraumer Zeit dominiert. Überall
muß repariert werden: mehr Kranke, unterstützungsbedürftige Kinder
und so weiter. Was heute Wohlstandsmehrung genannt wird, ist zunehmend nur der
Versuch, Schäden zu beseitigen, die bei einem solideren Wachstum überhaupt
nicht aufgetreten wären.F.A.Z.: Wollen Sie darauf hinaus, daß
Geld nicht glücklich macht? Miegel:
Bis zu einem bestimmten Punkt macht es schon glücklich. Menschen, die Not
leiden, werden deutlich glücklicher, wenn diese gelindert oder sogar überwunden
wird. Doch es ist ein Irrglaube anzunehmen, daß immer mehr Geld immer glücklicher
mache. Die materiellen Bedürfnisse von Menschen sind endlich und lassen sich
durchaus befriedigen. Was dann kommt, sind Ansehen, Macht und dergleichen. Da
wird es schon schwieriger. Übrigens hat Ludwig Erhard das genau erkannt,
als er in den 1960ern erklärte, die materielle Wohlstandsmehrung dürfe
nicht mehr im Vordergrund stehen.F.A.Z.: Die Grünen predigen das
seit je.Miegel:
Teils, teils. Es gibt auch unter ihnen ziemliche Wachstumsfetischisten.F.A.Z.:
Aber was kommt nach dieser Ideologie, was kommt nach dem Geld?Miegel:
Da hat unsere Gesellschaft unglücklicherweise nicht viel zu bieten! Fragt
man, was macht dich zufriedener, ein Auto oder die Fähigkeit, eine Fremdsprache
zu sprechen, dann sagen die meisten: die Fremdsprache. Das gilt auch im Vergleich:
große Wohnung oder Fähigkeit, ein Instrument zu spielen. Das Instrument
macht zufriedener. Doch aufgrund unserer Ideologie verschaffen derartige Fähigkeiten
weit weniger gesellschaftliches Ansehen als große Wohnungen oder dicke Autos.
Und das ist die Crux. Menschen haben ein natürliches Bedürfnis nach
Ansehen, nach Anerkennung. Läßt sich das eher durch Materielles erlangen,
dann streben sie eben danach und setzen so einen Teufelskreis in Gang.F.A.Z.:
Das könnte sich doch durch die Krise wieder ändern?Miegel:
Das wäre schön. Aber wenn ich die mitunter geradezu hysterischen Reaktionen
auf den wirtschaftlichen Rückgang sehe, bin ich wenig hoffnungsfroh. Was
ist eigentlich so schlimm daran, wenn das Wirtschaftsvolumen in Deutschland auf
das Niveau von 2005 zurückgeht? Das waren doch wirklich keine Elendszeiten.
Nein, unsere Gesellschaft ist dermaßen auf Wachstum getrimmt, daß
selbst bescheidene Rückschritte als Katastrophe empfunden werden. Ich fürchte,
viele sind nicht mehr krisentauglich.F.A.Z.: Und doch wollen fast alle
Verantwortlichen möglichst schnell weitermachen wie vorher.Miegel:
Eben deshalb. Sie wollen nicht die herrschende Ideologie aufgeben, was ja auch
schwer ist. Da haben sie jahrzehntelang Wachstum gepredigt und sollen nun erklären,
sollte es ausbleiben, wäre das auch nicht weiter schlimm. Ich komme zurück
auf den Ablaßhändler. Der soll eines Tages der Bäuerin sagen,
behalte dein Geld. Für deinen verstorbenen Mann macht es keinen Unterschied,
ob du meinen Brief kaufst oder nicht. So etwas erfordert sehr viel Charakter.F.A.Z.:
Das könnte folglich die Stunde der Kultur sein.Miegel:
Unbedingt. Zur Zeit sind wir eine völlig durchmonetarisierte, auf Wachstum
fokussierte Gesellschaft. Alles andere ist dem untergeordnet. Zum Teil hat das
beinahe manische Züge angenommen, zum Beispiel wenn die Familienministerin
sinngemäß erklärt, eine nachhaltige Familienpolitik stärke
das wirtschaftliche Wachstum und steigere die dringend benötigten Renditen.
Oder wenn die Bedeutung des Sports nach dessen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt
bewertet wird. Ähnliches läßt sich für Bildung und Kunst
sagen. Immer wieder heißt es: Was bringen sie für die Mehrung unseres
materiellen Wohlstands? Irgendwie ist es wie im Mittelalter. Nur daß damals
alles im Dienste der Theologie stand. Jetzt steht es im Dienste des Wachstums.F.A.Z.:
Sehen Sie denn Länder, in denen diese Ideologie weniger ausgeprägt ist?
Miegel:
Es gibt allenfalls graduelle Unterschiede. Selbst das sozialistische Lager war
ja wachstumsbesessen. In ihrem zentralen Glücks- und Heilsversprechen unterscheiden
sich Kapitalismus und Sozialismus kaum: der Schaffung von Reichen materiellen
Überflusses. Die Tragik des Sozialismus war, daß er bei der Einlösung
dieses Versprechens kläglich versagte. Der Kapitalismus war ungleich erfolgreicher,
stößt aber jetzt ebenfalls an Grenzen.F.A.Z.: Wie geht es
weiter?Miegel:
Die Schnitzel auf den Tellern werden kleiner. Vielleicht genießen wir sie
aber nicht zuletzt deshalb umso mehr. Die allermeisten können doch auf vieles
verzichten, ohne es auch nur zu bemerken. Da muß dann eben einmal eine Modesaison
oder eine Handygeneration übersprungen werden. Was macht das schon?F.A.Z.:
Wie wollen Sie denn Ihre Botschaft vom Ende der Wachstumsideologie unter die Leute
bringen? Miegel:
Das besorgt die Wirklichkeit. Sie hat den Menschen mittlerweile vermittelt: Wie
bisher geht es nicht weiter.F.A.Z.: Vielleicht rührt daher die Angst,
gegenwärtig.Miegel:
Nicht Angst, aber Unsicherheit. Zu wissen, wie bisher geht es nicht weiter, ist
das eine. Aber wie soll, wie wird es weitergehen? Das ist das andere. Und auf
diese Frage haben alle Parteien im Kern wieder nur die Antwort: durch Wachstum.
Das ist nicht genug. So viel Ideenarmut verunsichert.F.A.Z.: Nun werden
ja erst einmal die Arbeitslosenzahlen steigen.Miegel:
Leider. Weil wir immer noch nicht gelernt haben, eine befriedigende Beschäftigungslage
auch unter Bedingungen wirtschaftlichen Stillstands oder wirtschaftlicher Schrumpfung
zu gewährleisten. Wie soll das eigentlich weitergehen? Brauchen wir auch
noch während der nächsten hundert Jahre zwei Prozent Wachstum zur Aufrechterhaltung
der Beschäftigung? Dann müßte in nicht so ferner Zukunft das Siebenfache
des Heutigen erwirtschaftet werden. Das kann doch nicht Grundlage einer nachhaltigen
Politik sein. Das sind doch Hirngespinste.F.A.Z.: Können Sie denn
ein Beispiel für den von Ihnen avisierten Wandel im Lebensstil nennen?Miegel:
Ein Beispiel sind unsere Städte. Sie sind getrimmt auf Produktion, Konsum
und Transport. Das alles ist wichtig, aber nicht annähernd genug. Eine Stadt
muß in erster Linie Lebensraum sein, ein Raum, in dem sich Menschen wohl
fühlen, sich entfalten, miteinander kommunizieren. Eine Stadt muß öffentliche
Räume bieten, in denen sich Menschen gerne aufhalten. Alle schwärmen
von den oberitalienischen Städten. So etwas gab es bei uns auch einmal. Es
wurde ersetzt durch Einkaufsstraßen und Shopping-Malls.F.A.Z.:
So daß, wer sich nichts kaufen kann und nicht arbeitet, auch aus der Gemeinschaft
ausgegrenzt wird.Miegel:
Das ist weithin die schlimme Wirklichkeit. Die Qualität einer Gesellschaft
bemißt sich nicht zuletzt an ihrer Fähigkeit, zwischen individueller
Wertschätzung und wirtschaftlichem Status zu unterscheiden. Das eine sollte
nicht vom anderen abhängen. In früheren Zeiten war man da schon einmal
weiter. Kirchen und Kathedralen, der einst größte Luxus, standen allen
offen, Fürsten und Bettelleuten. Heute wird ständig gewogen und vermessen,
und wehe dem, der für zu leicht befunden wird. Im Sport treibt das die absonderlichsten
Blüten: eine hundertstel Sekunde zu langsam - und alles ist aus.F.A.Z.:
Vom Doping ganz zu schweigen.Miegel:
Die ganze Gesellschaft ist gedopt. Sie hat längst ihr inneres Gleichgewicht
verloren, die Balance zwischen innerem und äußerem Reichtum. Viele
vermögen mit »innerem Reichtum« gar nichts mehr anzufangen. Dabei
macht er den Menschen erst zum Menschen. Kaninchen und Kühe haben ihn nicht.F.A.Z.:
Das wissen wir nicht genau.Miegel:
Gut, jedenfalls halte ich es für unwahrscheinlich. Ganz sicher haben sie
keine Religionen, deren Bestreben es ja ist, die Balance von innerem und äußerem
Reichtum aufrechtzuerhalten.F.A.Z.: Stoßen Sie denn auf offene
Ohren?Miegel:
Durchaus. Die Politik ist keineswegs schwerhörig. Nur geht das meiste schrecklich
langsam. Das macht mir Sorge. Die Zeit, die uns für Mentalitätsveränderungen
bleibt, ist kurz.F.A.Z.: Inwiefern?Miegel:
Weil die nächste Herausforderung schon in wenigen Jahren zu bestehen sein
wird. Ich schätze, um das Jahr 2015. Manche meinen, dann käme so etwas
wie ein finaler Crash. Doch final oder nicht final - wir sollten auf wirklich
tiefgreifende Veränderungen vorbereitet sein.Die Fragen stellte
Nils Minkmar. (Zitat-Ende).  | Gunnar
Heinsohn -
Fünf Trugschlüsse der Finanzkrise (in: Cicero, November 2008,
S. 102-107) - | |
Die Finanzkrise
erschüttert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Weltbilder. Alte Feindbilder,
ideologische Dogmen und schnelle Urteile haben Konjunktur. Doch bei näherem
Hinsehen stellen sich manche populären Ansichten als Irrtümer heraus.
(Der Text zu den Thesen 1, 4 und 5 stammt von Constantin
Magnis, der Text zu den Thesen 2 und 3 von Gunnar Heinsohn; HB). These
1
Ein entfesseltes Investmentbanking hat die Krise ausgelöst.
Gierige Finanzspekulanten, Börsenzocker und Investmentbanker haben mit ihren
dubiosen Finanzprodukten in unverantwortlicher Weise ein globales Casino in Gang
gebracht. Tatsächlich hat die Finanzkrise tiefere Ursachen als das
gewiß vorhandene Fehlverhalten einzelner Banker. Denn es handelt
sich um eine beinahe klassische, massive Überschuldungskrise. Die Ursache
dieser Krise liegt nicht in wilden Optionsgeschäften, raffinierten Börsenderivaten
oder unseriösen Unternehmensübernahmen von Heuschrecken-Fonds. Es geht
um die altmodischste Form des Geldgeschäfts überhaupt: Immobilien- und
Staatskredite. Und davon haben sich in den vergangenen Jahren einfach viel zu
viele aufgetürmt. Die Verschuldungsquote der Privathaushalte in den USA stieg
von 50 Prozent des Bruttosozialprodukts im Jahr 1980 bis auf 100 Prozent im Jahr
2006. Das heißt: Auf sie entfallen Schulden in Höhe der volkswirtschaftlichen
Gesamtjahresleistung der USA.Die Banken und andere Finanzinstitutionen
haben ihre Schuldenmasse enorm ausgeweitet. Bis 2007 entsprach die Verschuldungsquote
des Finanzsektors 116 Prozent des Bruttosozialprodukts, verglichen mit nur 21
Prozent im Jahr 1980. Und beim Staat ist die Verschuldungsentwicklung der vergangenen
Jahrzehnte noch dramatischer. Die Gesamtverschuldung der USA übersteigt heute
die Marke von zehn Billionen Dollar, Japan hat sechs Billionen Dollar Schulden
angehäuft, Deutschland insgesamt 1,5 Billionen.Wenn heute Hausbesitzer
und Politiker die Banker beschuldigen, dann ist das so, als ob ein Brandstifter
die Streichholzindustrie fürs Feuer verantwortlich macht. Wenn Staaten Schuldenmilliarden
auf Milliardenschulden türmen und suggerieren, es gebe keinen Zahltag dafür,
dann spielen sie das globale Schuldenmonopoly an vorderster Stelle selber mit. These
2
Der Neoliberalismus hat grandios versagt. Als der Staat vom Raubtierkapitalismus
zu weit zurückgedrängt war, begannen die zerstörerischen Exzesse.
Tatsächlich ist der Staat in den vergangenen Jahren keineswegs auf
dem Rückzug gewesen. Die Staatsquoten in den meisten westlichen Ländern
erreichten im vergangenen Jahrzehnt historische Rekordmarken. Der unmittelbare
Staatseinfluß auf das Weltwirtschaftsgeschehen ist durch den spektakulären
Aufstieg der staatskapitalistisch dominierten Volkswirtschaften in Rußland
und China weiter gestiegen.Weder nackte Gier noch Marktversagen stehen
daher ursächlich hinter der globalen Finanzkrise. Sie sind Verstärkereffekte
einer riskanten Politik der beiden größten Zentralbanken der Welt,
die über Jahre hinweg weitgehend auf Zinsen verzichtet haben.Die
Bank von Japan senkt ihren Diskont 1994 erstmals unter zwei, erreicht im September
2001 das Minimum von 0,1 und bleibt seitdem immer unter einem Prozent. Die Federal
Reserve taucht im November 2002 auf 0,75 und operiert momentan mit 1,5 Prozent.
Wer Banker als Raubtiere verlästert, die entzückt beinahe gratis herausgereichtes
Geld entgegennehmen, kann auch seinen Hund schlagen, weil er den vom Lieblingsmetzger
zugeworfenen Fleischbrocken nicht Nachbars Katze überlassen will. Wer würde
nicht mitnehmen, worauf ein Vertragspartner aus unerfindlichen Gründen so
großzügig verzichtet?Steht am Beginn des normalen Bankgeschäfts
ein einfalls- und pfandreicher Unternehmer, für den Geld gesucht wird, so
steht bei ultraniedrigem Diskont am Anfang Zentralbankgeld, für das Anlagemöglichkeiten
überhaupt erst zu finden sind. Unternehmer müssen für ihr Verbleiben
in der Konkurrenz ohnehin leihen. Sie borgen wegen plötzlich geringeren Zinses
nicht ein zweites Mal. Fällt ihr Finanzierungsbedarf aber gerade in eine
so günstige Zeit, dann nehmen sie diesen Vorteil selbstverständlich
mit. Sie investieren jedoch, um den Wert des Gesamtunternehmens zu schützen.
Im Vergleich dazu bilden Variationen der Zinshöhe eine zu vernachlässigende
Größe.Auch »billiges« Zentralbankgeld muß
refundiert und verzinst werden und kostet das verpfändete Eigentum, wenn
dabei etwas schiefgeht. Also kaufen die Geschäftsbanken mit dem unerwarteten
Segen erst einmal alles, was da ist und höher rentiert als der Minizins.
Liegt der bei eins, geht es an sämtliche Anlageklassen, die mehr als zwei
Prozent bringen, ob das nun Rohstoffe, Bergwerke, Fabriken, Kunstwerke, Anleihen
oder bereits vorhandene Immobilien sind. Alle erleben durch diese Nachfrage eine
plötzliche Wertsteigerung. Was aber ist die? Nichts als Inflation. Was gestern
hundert kostete und gerne für das Einprozentgeld gekauft wurde, weil es viereinhalb
bringt, kostet bei unverändertem Ertrag plötzlich dreihundert und rentiert
deshalb nur noch mit eineinhalb. Damit wird es selbst bei sehr niedrigem Diskont
unattraktiv. Zu diesem Zeitpunkt aber haben die Geschäftsbanken bereits gigantische
und zugleich preisgeblähte Vermögensbestände aufgekauft. So gehen
im Jahre 2007 über 40 Prozent aller Gewinne der börsennotierten US-Unternehmen
an Banken, obwohl die gerade fünf Prozent der Erwerbstätigen bezahlen.
Weil nur Geschäftsbanken an die Tresen der Zentralbanken dürfen, nicht
aber der gewöhnliche Steuerzahler, halten im selben Jahr Banken 50 Prozent
aller Schulden in den USA, während es 1980 erst zehn Prozent sind.Die
staatlich organisierte Zentralbankblase platzt, wenn die Preise so hoch steigen,
daß auch Erträge für einen Diskont von nur einem Prozent nicht
mehr herausspringen. Wenn beispielsweise nur noch 250 kostet, was für 300
gekauft wurde, muß das abgestoßen werden, bevor noch mehr verloren
ist. Nur rasanter sinken jetzt die Preise der Vermögen unter die Summen,
die man für ihren Ankauf so günstig geliehen hatte. Die Banken taumeln
zum Abgrund, weil ihr Eigenkapital diese Abschläge nicht mehr ausgleichen
kann.Es ist mithin ein Abfallprodukt billigen Geldes, daß am Ende
Käufer kaum noch gefunden werden und Markt schlichtweg nicht mehr stattfindet.
Wer zukünftiges Unheil verhindern will, muß also nicht regulierend
in Märkte eingreifen, sondern wieder die Befolgung der Zentralbankregeln
durchsetzen.Die Federal Reserve, die mit ihrer Zinsnullung fast alle
Vermögensklassen inflationiert und die unbezahlten Immobilien auf den Weg
gebracht hat, läßt sich jetzt auch vom letzten Schritt nicht mehr abhalten.
Damit immer mehr Geschäftsbanken bei ihr holen können, was die von den
Nachbarbanken gar nicht mehr geliehen bekommen, wird auf gute Sicherheiten als
Pfänder für frische Dollar einfach verzichtet.Das ist insofern
konsequent, als die wackelnden Geschäftsbanken ja nur Pfänder hinterlegen
können, die sich längst als unverkäuflich erwiesen haben. Und doch
akzeptiert die Fed seit Frühjahr 2008 die unbesicherten »asset backed
securities« als Pfand. Wenn nun eine Geschäftsbank ihr gegenüber
nicht tilgt, kann sie aus dem Verkauf dieser minderwertigen Pfänder die Beträge
nicht wiedererlangen, die sie herausgegeben hat und macht Verluste. Wie jede andere
Bank muß sie dann aus Eigenkapital glattstellen. Wird das dabei aufgezehrt,
kann nur noch der Staat durch Übertragung neuen Eigentums die Zentralbank
am Leben erhalten.Eine Zentralbank, die schlechte Sicherheiten akzeptiert,
bringt also ihre eigene Währung auf die Kippe, weil sie einen Titel hinter
den Tresen nimmt, mit dem sie ihr nicht refundiertes Geld wieder aus dem Umlauf
ziehen könnte. Daraufhin werden ihr gute Sicherheiten immer seltener angeboten.
Denn die Verpfänder haben Angst, dafür Geld in die Hand zu bekommen,
das noch im Kreditzeitraum im Kurs fällt.Wirtschaften heißt
Aktivieren von Eigentum. Nur Eigentum kann Geld besichern und den Kredit zum Verleihen
dieses Geldes mit Pfand unterlegen. Das Eigentum der Geschäftsbanken und
Zentralbanken ist dabei so unverzichtbar wie das Eigentum der Nichtbanken. Sind
die Eigenkapitale der Geschäftsbanken weg, hört das Wirtschaften auf.Illiquide
Geschäftsbanken können von der Zentralbank wieder flüssig gemacht
werden, wodurch auch der cash flow in Gang bleibt. Für insolvente
Banken aber kann sie nichts tun, weil sie kein Eigentum verteilen kann, mit dem
Banken von neuem Ausleihungen an Unternehmen besichern könnten. Kein Zentralbanker
kann Kollateral übertragen. Schlimmer noch, je aberwitziger er den Zins herunterfährt,
desto mehr Kollateral muß er entwerten. Und je mehr besichernde Kollaterale
fehlen, desto geringer wird das Vertrauen. Das schwindet keineswegs wegen asymmetrischer
und unvollständiger Information, wie etwa Joseph E. Stieglitz glaubt. Information
ist immer unvollständig. Das Vertrauen schwindet gerade aufgrund der allgemeinen
Information, daß so gut wie alle Banken unterkapitalisiert sind, weil zum
eigenen Vorteil alle zur Musik des billigen Geldes tanzen mußten.Gibt
es zu viele insolvente Banken, muß jemand da sein, der nicht etwa Geld zur
Verfügung stellt, sondern Eigentum, gegen das allein Geld geschöpft
werden kann. Dieser Jemand ist momentan der Staat. Er muß als Eigentümer
oder Miteigentümer der Banken antreten, damit die wenigstens wieder fähig
werden, verpfändungsfähigen Unternehmen Kredit zu geben. »Realwirtschaft«
ist nun einmal die Bedienung unzähliger Kreditkontrakte zwischen Bankeigentümern
und Unternehmenseigentümern. Fehlt eine Seite, stirbt das System. Dieses
Netz aus Millionen Gläubiger-Schuldner-Verträgen formt die berühmte
»sichtbare Hand«, die Adam Smith verspüren, aber nie verstehen
konnte.Banken, die beim rasanten Verdampfen ihrer Eigenkapitale keine
neuen Eigentümer finden, gefährden also nicht nur sich, sondern des
Ganze. Wo das verstanden wird, landen Giganten wie Mae und Mac in den USA, Fortis
in Belgien oder Royal Bank in England eben nicht zur Schadenfreude des Steuerzahlers
beim Konkursrichter, sondern direkt in seinem Schoß. These
3
Amerika wird nach dieser Krise strategisch geschwächt bleiben.
Die Lasten des Rettungsplans werden die Steuerzahler der USA enorm belasten. Die
kleinen Leute müssen für die Fehler der Banker bezahlen. Nach
immer neuem »Hereinpumpen« von Zigmilliarden an Zentralbankgeld gegen
schlechte Sicherheiten der Geschäftsbanken ahnt der amerikanische Finanzminister
Henry Paulson, daß Vertrauen so nur weiter schwindet. Es kann nur zurückkehren,
wenn alle wichtigen Banken ihre faulen Hypotheken zu einem Minimalpreis loswerden
und ihre Bilanzen wieder glattstellen können.Am 3.Oktober 2008 bekommt
Paulsen 700 Milliarden US-Dollar Staatsmittel für den Aufkauf und die Verwertung
der nicht bedienten Hypotheken in die Hand. Auch Kapitalbeteiligungen an Banken
dürfen aus diesem Budget erworben werden. Jetzt hat er das Instrument, mit
dem Banken wieder ausleihefähig werden und verschuldungsfähig gegenüber
der Zentralbank. Das Wirtschaften kann weitergehen.Deutschland kann nicht
wie Paulson Wohnungen auf Halde nehmen und vom Steuerzahler zwischenfinanzieren
lassen, weil seine Bevölkerung schrumpft und deshalb in immer mehr Regionen
keine Nachkäufer auftreten. Von Deutschlands Immigranten wiederum leben viele
Millionen von Transfergeld, das ihnen zwar ein Leben in Wohnungen ermöglicht,
aber keine Pfänder für die Verschuldung zum Kauf von Häusern einbringt.
Von Deutschlands Kaufkräftigen gehen zudem jährlich 15000 ins Ausland
und erwerben dort Wohnraum.Amerika hingegen soll bis 2050 zu den jetzt
310 Millionen Bürgern mindestens 130 Millionen hinzugewinnen (US Census Bureau
vom August 2008). Über ein Drittel davon sollen ausgesuchte Einwanderer sein,
die Mittel für den Hauserwerb schon mitbringen. Alle zusammen benötigen
45 Millionen Immobilien. Die kosten beim jetzigen Preis von 300000 Dollar pro
Wohneinheit mit durchschnittlich drei Nutzern runde 13 Billionen Dollar. Das momentan
Unverkäufliche zum Preis von einer Billion sollte über die Jahre hinweg
also ohne Schwierigkeiten zu veräußern sein.Die zwischengelagerten
Wohnungen werden aber nicht nur marktfähig, sondern könnten sogar Gewinn
bringen. Schon heute gehen jährlich 150000 amerikanische Immobilien an Ausländer.
Die haben also bis 2050 einen zusätzlichen Bedarf an sechs Millionen Wohneinheiten.
Die kosten mit zwei Billionen Dollar zu heutigen Preisen das Doppelte dessen,
was Paulson seinen Steuerzahlern momentan zumutet. Doch bei dieser Extranachfrage
muß es nicht bleiben. In ihrer oberen Prognose schätzt das US Census
Bureau für 2050 nicht nur 440, sondern sogar 520 Millionen Amerikaner. Das
kann es, weil der gewaltige Raum zwischen Magdeburg und Tokio von heute 480 bis
auf 340 Millionen Menschen im Jahre 2050 absinkt und seine talentierte Jugend
die Implosion nicht bis zum Ende aussitzt, sondern beizeiten nach USanada strebt.Auch
ein länger anhaltender Blutrausch etwa im youth-bulge-bedrängten
Pakistan würde millionenstarke und millionenschwere Eliten eher nach Nordamerika
als nach Mecklenburg-Vorpommern treiben. Der amerikanische Bedarf an neuem Wohnraum
kann also schnell über 20 Billionen Dollar springen. Paulsons Wohnungen würden
dabei einen hübschen Gewinn abwerfen. Dann könnten jetzt schäumende
Journalisten und Professoren empört fragen, warum sie nicht auf eigene Rechnung
und mit viel höheren Beträgen in diesen Markt hineingegangen sind.Es
versteht sich von selbst, daß wegen des Menschenschwundes in Europa dort
immer weniger Steuerzahler die bisherigen und jetzt für die Krise neu aufgenommenen
Staatsschulden schultern müssen. Gegen eine so elementare Tendenz hilft es
gar nicht, daß die europäischen Zentralbanken sich wohl niemals für
die Erzeugung eines Geld-Tsunami hergegeben hätten. Jetzt werden sie von
ihm so heftig mitgerissen, daß auch die global immer noch vorne liegende
Industrie bangen muß, ob ihre bisherigen Kunden noch das Geld in die Hand
bekommen, mit dem »Made in Germany« auch in Zukunft so umfangreich
gekauft werden kann, daß die hiesige Rezession verkraftbar wird. Daß
der Dollar nicht so fällt, wie er sollte, drückt aus, daß weltweit
viele die Lage nicht anders beurteilen.Amerika als Nation hingegen wird
wegen seiner demografischen Vitalität die besten Ratings behalten, weil immer
mehr Bürger für seine hohen, aber im Vergleich zu Europa keineswegs
horrenden Defizite aufkommen können. Deshalb bleiben die USA global die Nummer
eins. Weil sie bei Gelegenheit auch mal einen Schuß abfeuern können,
ist nicht ersichtlich, wer oder was diese Festung ersetzen könnte. These
4
Schon vor dem Crash war der Aufschwung nicht unten angekommen. Die
Armen werden immer ärmer. Tatsächlich ist sowohl die weltweite
Armut als auch die wirtschaftliche Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern
innerhalb der letzten zwei Generationen dramatisch gesunken. Grund dafür
sind vor allem die Öffnungen Chinas und Indiens zu Welthandel und freier
Marktwirtschaft. Aber auch dem Rest der Welt geht es zumindest insgesamt
deutlich besser: Die Zahl der Ärmsten der Armen hat sich nach Angaben
der Weltbank von knapp 1,3 Milliarden 1981 auf heute rund 600 Millionen mehr als
halbiert. Mußten 1970 noch 40 Prozent der Weltbevölkerung mit einem
umgerechneten Pro-Kopf-Einkommen von zwei Dollar täglich auskommen, sind
es heute lediglich 20 Prozent. Die Erfahrung hat gezeigt: Wo Länder sich
für den Welthandel öffnen, nimmt auch der Wohlstand zu.Richtig
ist allerdings auch, daß die Lage in einigen, vor allem afrikanischen Staaten
in den vergangenen Jahren schlecht geblieben ist. Daß dort Einkommen und
Lebenserwartungen beharrlich sinken, hat allerdings weniger mit Globalisierungsprozessen
und mehr mit löchrigen Infrastrukturen, korrupten Wirtschaften, maroden Finanzsystemen
und mangelnder Bildung vor Ort zu tun: Meist alles eine Folge von autoritären
Regimes, die sich kaum in die Weltwirtschaft einbringen.Besonders unter
Gewerkschaften in Europa grassiert die Angst, der fortschreitende Abbau der Handelsschranken
gehe auf Kosten ihrer Löhne und Lebensstandards. In mancher Hinsicht stimmt
das: Oft sinken die Löhne tatsächlich. Aber gilt das auch für die
Lebensqualität? Was für Folgen hat der globale Wettbewerb? Er optimiert
die sogenannten komparativen Vorteile also weltweite Unterschiede in Lohnniveau,
Arbeitsqualifikationen oder Steuersystemen. Güter werden dort hergestellt,
wo es am günstigsten ist. Dadurch geschieht zweierlei: Preise sinken und
die globale Produktivität steigt beides die Basis für unseren
Wohlstand und Sozialstaat. Indem Firmen weltweit im Wettbewerb stehen, müssen
sie auch demütiger um Nachfrage werben. Das sprengt Monopole wie beispielsweise
das der Deutschen Telekom und öffnet den Markt für neue Bewerber. Nun
muß sich der Kunde die Preise nicht mehr diktieren lassen, er sucht sich
von allen Anbietern den billigsten aus. Für den Kaufpreis eines Fernsehers
müssen wir heute 62 Prozent weniger arbeiten als noch Anfang der 1990er und
das neue Billigauto aus Osteuropa ist günstiger als der vorletzte Golf
gebraucht. Die Kaufkraft des Einzelnen ist also um ein Vielfaches gestiegen. Der
Verbraucher, sozusagen das unterste Glied der globalen Wirtschaftskette, hat durch
die gesunkenen Lebenshaltungskosten mehr von seinem Lohn. Grundversorgungsmittel
wie Nahrung oder Kleidung sind weltweit wesentlich erschwinglicher geworden
eine direkte Konsequenz der Ausweitung globaler Märkte. These
5
Die Globalisierung vernichtet Arbeitsplätze und der Sozialstaat
wird seit Jahren geschröpft. Wie die OECD ermittelte, sind die Sozialleistungen
mit fortschreitender Globalisierung EU-weit nicht etwa gekürzt worden, sondern
im Gegenteil deutlich gestiegen. Flossen in Deutschland 1980 noch 28,8 Prozent
der Wirtschaftsleistung an die Wohlfahrt, hatten sich die Abgaben 2003 auf 30,2
Prozent erhöht. Den internationalen Standortwettbewerb gibt es. Eine damit
einhergehende Abwärtsspirale der Sozialausgaben gibt es beruhigenderweise
nicht.Seit Jahren forscht die Wirtschaftswissenschaft darüber,
ob Billigexporte aus Niedriglohnländern und kosteninduzierte Direktinvestitionen
die Arbeitslosigkeit von Ländern wie Deutschland erklären können.
Die Antwort: Können sie nicht. Zum einen sprechen die niedrigen, weiter sinkenden
Arbeitslosenquoten von globalisierungsoffenen Ländern wie den USA, Großbritannien
oder Dänemark dagegen. Zum anderen hat sich auch bei uns die Gesamtarbeitslosigkeit
in den vergangenen Jahren stark verringert. Es stimmt zwar, daß bestimmte
Branchen wie bei uns Textilwirtschaft oder Möbelindustrie mittlerweile
fast ganz ins Ausland abgewandert sind. Andererseits sichert aber auch erst die
Zulieferung aus dem Ausland die Existenz vieler Produktionsstätten bei uns
und zwar sowohl im Billiglohnsektor als auch in hoch qualifizierten Bereichen.
Insgesamt sind in den Industrieländern seit 1985 also parallel zur
Blütezeit der Globalisierung über 75 Millionen neue Arbeitsplätze
entstanden. Allein die Zahl der in Industrie und Dienstleistungen weltweit beschäftigten
Personen stieg von 660 Millionen im Jahr 1965 auf 1544 Millionen im Jahr 1999.
Die hiesige Massenarbeitslosigkeit, argumentieren Ökonomen, hat vor allem
hausgemachte Ursachen: eine verkrustete Wirtschaftspolitik, Überregulierung,
bürokratische Hemmnisse, der Einfluß der Gewerkschaften, das Gewicht
von Steuern und Sozialbeträgen und nicht zuletzt auch die wachsende unternehmerfeindliche
Grundstimmung im Land. (Zitat-Ende).
**
**
 | Frederick
William Engdahl -
Die Macht des Geldes - die Folgen (in: Ders., Der Untergang des Dollar-Imperiums,
2009, S. 116-118) - | |
Unsere
Geschichte endet mit demselben Satz, mit dem sie auch begonnen hat. Wie wir bei
unserer geschichtlichen Betrachtung des Aufstiegs eines us-amerikanischen Dollar-Imperiums
nach 1865 gesehen haben, beruht die Macht des Geldes nicht auf einer gesunden
und stabilen Wirtschaftspolitik. Sie beruht auch nicht auf Frieden und Wohlergehen
der großen Mehrheit einer Nation. Notwendigerweise beruht die Macht des
Geldes auf den Institutionen, die die Mittel der Macht kontrollieren -das sind
letzten Endes die Militär- und Polizeikräfte eines Staates samt allen
damit zusammenhängenden Institutionen. Diese Macht lag bis zum August 2007
fest in der Hand der Finanzstrukturen, der relativ kleinen Gruppe von Banken und
Finanzinstituten im Kern des Dollar-Systems.Die Geldmacht nutzt ihre
Überredungskunst sowie Propaganda, verlogene Appelle an den Patriotismus,
Verlockungen der Gier und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, um ihre zerstörerische
Macht zu festigen. Die Geldmacht schreckt vor nichts zurück, um das Geheimnis
ihrer Macht zu verbergen. Sie will vor allen Dingen von der Tatsache ablenken,
daß das Geld - sei es nun gestützt durch Gold, durch Öl oder durch
Schwadronen von F-16-Kampfflugzeugen oder Atombomben - letztendlich ein Geschöpf
des Gesetzes ist. Mayer Amschel Rothschild ... erklärte 1790: »Erlauben
Sie mir, das Geld eines Landes zu kontrollieren und in Umlauf zu bringen, dann
ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht.« Diese Kontrolle überließ
ein schwacher US-Kongreß im Jahre 1913 einem Kartell privater internationaler
Banken, als er den »Federal Reserve Act« verabschiedete.Anfang
2009 tobte weltweit ein gigantischer Machtkampf. Nur wenige verstanden, worum
es dabei ging, und die Mainstream-Medien sagten darüber kein Sterbenswort.
In diesem Kampf standen auf der einen Seite diejenigen, die Arbeitsplätze
retten und die Industrie, die Fabriken und Maschinen intakt halten wollten. Im
Vergleich zu dieser überwältigenden Mehrheit stand auf der anderen Seite
eine winzige, oligarchisch-elitäre Minderheit: die im Zentrum von Alan Greenspans
»Finanzrevolution« stehenden Geldinteressen der Wall Street mit ihren
engsten Verbündeten, zu denen hauptsächlich die Londoner City gehörte
sowie etwa drei Dutzend weltweit agierende Banken.Im Herbst 2008 war
der us-amerikanische Kongreß derart unter Druck gesetzt worden, daß
er dem »Public Law 110-343« zustimmte; einem Gesetz, das US-Präsident
George W. Bush am 3. Oktober 2008 unterzeichnet hat. Dieses Gesetz mit einem Umfang
von insgesamt 169 Seiten - die US-Amerikas Kongreßabgeordnete vor der Abstimmung
kaum alle gelesen, geschweige denn sorgfältig studiert haben dürften
- machte den Weg frei für ein 700 Milliarden Dollar schweres Rettungspaket
(Troubled Assel Relief Program, TARP). Dieses Kürzel wurde auch schon bald
zum Spitznamen dieses Gesetzes auserkoren, wobei man wissen muß, daß
TARP zufällig auch die englische Kurzfonn für »tarpaulin«
ist, was man sowohl mit Ölzeug als auch mit Abdeckplane übersetzen kann
- auf jeden Fall beschreibt der Spitzname eine dicke, völlig undurchsichtige
Decke.Unter dieser dicken, undurchdringlichen Decke von TARP konnte der
damalige US-Finanzminister, der frühere Wall-Street-Banker Henry Paulson,
ohne Prüfung oder externe Aufsicht mehrere hundert Milliarden Dollar an ausgewählte
Kumpane unter den Investmentbanken an der Wall Street und an große internationale
Banken, ja sogar an Versicherungen und Hypothekenfinanzierer wie Fannie Mae und
Freddie Mac verteilen. Auf Anordnung Paulsons sollte die US-Regierung die Banken
als Gegenleistung für diese massive Kapitalspritze nicht kontrollieren. Hier
wurden also dreist Steuergelder an dieselben Männer und Finanzinstitute verteilt,
die gerade die gesamte Welt an den Rand einer Katastrophe gebracht hatten.Trotz,
oder besser wegen der Natur des 700 Milliarden schweren TARP-Rettungspakets für
die US-Banken ging die Vernichtung von Reichtum in den Vereinigten Staaten und
auf der ganzen Welt weiter. Ende Februar 2009, vier Monate nach Beginn der Bankenrettung
durch TARP, hatte der vielbeachtete us-amerikanische Dow Jones Industrial Index
die Hälfte seines Wertes (verglichen mit seinem Höchststand vor gerade
einmal einem Jahr) verloren. Ein Ende der Talfahrt war nicht absehbar. Der Wert
der Immobilien, des wichtigsten Vermögenswertes von 70 Prozent aller us-amerikanischen
Familien, die sich in der Zeit der Greenspan-Blase hatten überreden lassen,
ihre ganze Zukunft auf eine Eigenheimhypothek zu setzen, verfiel in einem Maße,
das es seit den 1930er Jahren nicht mehr gegeben hatte.Während sich
der Abwärtstrend der Finanzmärkte auf der ganzen Welt fortsetzte, wurden
auch Fälle von Betrug, Bestechung und Manipulation ruchbar. Einer der auffälligsten
war im Dezember das Eingeständnis des ehemaligen Chefs der New Yorker NASDAQ-Börse,
Bernard Madoff, er habe ein 50 Milliarden Dollar schweres Schneeballsystem entwickelt
- ein finanzielles Betrugssystem, das heute allgemein als »Ponzi-Schema«
bezeichnet wird. Der Betrag, um den es dabei ging, war zwar nicht gerade »Peanuts«,
aber er war doch nichts im Vergleich zu den vielen Billionen Dollar, die plötzlich
dahin waren, als die Verbriefungsblase platzte (**).
Bemerkenswert war jedoch, daß die regierungseigene US-Börsenaufsicht
SEC deutlich und wiederholt von Außenstehenden sowie von eigenen Mitarbeitern
gewarnt worden war, daß Madoffs angebliche Riesengewinne purer Schwindel
seien.Diese Korruption hatte das gesamte internationale Finanzsystem
erfaßt. Das sollte niemanden überraschen, der sich mit der Geschichte
beschäftigt hat. Zum endgültigen Abstieg des Römischen Reiches
in den ersten drei Jahrhunderten nach Christi Geburt kam es, weil die Patriarchen
im Alten Rom die Staatsmacht den Geldstrukturen überlassen hatten - und sich
selbst dabei ungeheuer bereicherten. Aufgrund dieser Korruption und Verkommenheit
verfiel das Imperium von innen.Die Wahl eines neuen US-Präsidenten
der nominellen Oppositionspartei, der Demokraten, nach acht Jahren der Laissez-faire-Politik
von Korruption und Vetternwirtschaft unter dem Republikaner Bush versprach keinen
wirklich grundlegenden Wandel in den Vereinigten Staaten. Mit seinem Beliebtheitsgrad,
der anfänglich buchstäblich höher war als der von Jesus Christus,
bot sich für Präsident Barack Obama die einmalige Chance, das Schicksal
der Nation zu wenden und die Bevölkerung für ein Programm der radikalen
Reorganisation des finanziellen Machtkalküls zu gewinnen.
Barack Obama hatte das Mandat der Öffentlichkeit, wenn er
es nur richtig anstellte, »die Geldwechsler aus dem Tempel
zu jagen« und die Verstaatlichung der privaten Federal Reserve
anzuordnen - sowie die von den Banken, die das Federal Reserve System
stützen, gleich mit und dadurch die Kontrolle über die
Geldmacht des Landes zugunsten des Gemeinwohls zu gewinnen und nicht
länger der privaten Gier zu überlassen. Obama hätte
das Mandat der us-amerikanischen Öffentlichkeit dafür
gehabt, die relative Macht der Finanz- und Geldstrukturen der Wall
Street über die wirtschaftliche Zukunft des Landes zu verringern
und im Interesse des Gemeinwohls die Banken zu verstaatlichen, die
für das Debakel verantwortlich sind.
Anstatt diese Chance zu nutzen, besetzte
er sein »wirtschaftspolitisches Dreamteam« mit all den schrecklichen
alten Gesichtern, die selbst bis zur Halskrause in die Verbrechen und den Mißbrauch
der Geldinteressen verstrickt waren, von Paul Volcker bis zu Lawrence Summers.
Zum US-Finanzminister ernannte der neue Präsident Timothy Geithner, einen
ehemaligen Direktor der mächtigen New Yorker Federal Reserve, der noch fünf
Monate zuvor zusammen mit Henry Paulson und Ben Bernanke, dem Chef der Federal
Reserve, entschieden hatte, die viertgrößte Investmentbank der Welt,
das seit 153 Jahren bestehende New Yorker Bankhaus Lehman Brothers, bankrott gehen
zu lassen, während kleinere Finanzinstitute gerettet wurden. Falls es sich
bei der Entscheidung für einen Bankrott von Lehman Bros. um den böswilligen
Versuch Paulsons und seiner Genossen gehandelt haben sollte, die Krise auf das
gesamte globale Finanzsystem auszuweiten und damit die ganze Welt so in Angst
und Schrecken zu versetzen, daß sie einem Rettungspaket für die Wall
Street zustimmte - dann war Anfang 2009 deutlich, daß dies sicher nicht
passieren würde.Die Öffentlichkeit wurde durch bewußt
verwirrende Argumente getäuscht, die alle darauf hinausliefen, die Fragestellung
unbeantwortet zu lassen, warum die großen Banken wie die Citibank oder die
Bank of America nicht verstaatlicht werden sollten. In den Finanzmedien wurde
das Bild eines schleichenden Kommunismus - oder noch weit größerer
Schrecken (gibt es denn noch größere Schrecken
als den Kommunismus? [HB]) - gemalt. In Wirklichkeit ging es einzig und
allein um die Frage, wer in den USA die Macht über das Geld kontrollieren
sollte: das private Kartell der Finanzinteressen hinter den Eigentümerbanken
der Federal Reserve oder die gewählten Vertreter des Volkes, deren Renten
verzockt, deren Häuser von den Banken beschlagnahmt und deren Arbeitsplätze
abgebaut wurdenEs ging schlicht um die Zukunft des monetaristischen Putsches
von 1979, bei dem die während der Großen Depression gewährten
sozialen Zugeständnisse einkassiert worden waren. In Großbritannien,
dem Heimatland von Thatchers Monetarismus, kämpfte eine Labour-Regierung
für die Verteidigung der privaten Macht der Banken auf Kosten der Wähler.
Labour verwirklichte den »bankers' socialism« (Banker-Sozialismus
**): die Privatisierung der Gewinne
und Sozialisierung der Verluste.In Deutschland zeigte sich eine konservative
Bundeskanzlerin, assistiert von einem sozialdemokratischen Finanzminister, ebenfalls
unwillig, die Macht der Banken herauszufordern. Kenntnisreiche Finanzinsider in
Deutschland meinten, das Problem liege in der politischen Ignoranz, die Berlin
angesichts der oft verwirrenden finanziellen Verstrickungen der deutschen Banken
an den Tag lege. In Wirklichkeit war die Frage hier genauso einfach zu lösen
wie anderswo auch. In Deutschland hatte man in der Krise von 1931 zugelassen,
daß die internationalen Banken über das Schicksal des Landes entschieden,
mit den bekannten fürchterlichen Folgen. Würden die Politiker des Jahres
2009 eine Wiederholung der tragischen Sparpolitik von Reichskanzler Brüning
wiederholen - und zwar diesmal mit noch schrecklicheren Folgen -, nur weil sie
allein auf die Weisheit ihrer führenden Banker, nicht aber auf die ihrer
eigenen Bevölkerung vertrauten?Die Anfang der 1980er Jahre einsetzende
neoliberale Revolution unter Thatcher und Reagan hatte, wie beabsichtigt, zu einer
weltweiten Zentralisierung des Kapitals in einer neuen Dimension geführt.
| | | Das
von der Citigroup kontrollierte
Vermögen, das von der Geldwäsche
erwirtschaftete Vermögen und
die BIPs der 10 größten Volkswirtschaften (2008) | Volkswirtschaft | BIP
in US-$ | | Unternehmen | Vermögen
in US-$ | USA | 13,840 Bio. | | | | Japan |
4,384 Bio. | | | | Deutschland |
3,667 Bio. | | | | China |
3,251 Bio. | | | | Großbritannien |
2,474 Bio. | | | | Frankreich |
2,395 Bio. | | | | | | | Citigroup |
2,200 Bio. | Italien |
2,105 Bio. | | | | | | | Geldwäsche |
2,000 Bio. | Kanada |
1,432 Bio. | | | | Brasilien |
1,314 Bio. | | | |
|
Die finanziellen Aktivitäten und die damit verbundene Macht
wurden in den Händen riesiger Finanzholdings wie der Citigroup
konzentriert. Allein diese Bank, die ursprünglich die Bank
der Rockefeller-Interessen gewesen war, bestand aus über 3000
Unternehmen in vielen Ländern, die von ihr kontrollierten Vermögenswerte
beliefen sich 2008 auf insgesamt 2,2 Billionen Dollar, weit mehr
als das BIP der meisten Nationen dieser Welt. 1995 hatte Rockefellers
Chase Manhattan Bank mit der Chemical Bank funsioniert, die ihrerseits
Manufacturers Hanover übernommen hatte. Wenige Jahre später
fusionierte die Chase mit J. P. Morgen zur J. P. Morgan Chase. Die
Konzentrierung der Geldmacht war unglaublich. Die US-Regierung blieb
untätig und beförderte all dies sogar noch, weil die Gesetze
und Bestimmungen aus der Zeit der Großen Depression,
die damals die Ausweitung dieser Geldmacht eingedämmt hatten,
inzwischen außer Kraft gesetzt worden waren. Riesige neue
Bankkonzerne verknüpften das traditionelle Bank- und Versicherungsgeschäft
mit neuen Funktionen wie der Vermögensverwaltung, und das in
unglaublichen Dimensionen. In den USA wurde der Handel mit Wertpapieren
vor allem von einigen speziellen Finanzinstituten wie den Investment-
und Pensionsfonds abgewickelt.
Die
Geldmacht - und zwar die Macht über das Geld, das sich auf den US-Dollar
stützte - machte sich auf, die ganze Welt zu kontrollieren. Das Mittel dazu
sollte die finanzielle Globalisierung sein, ihr eigenes Geschöpf, bei dem
sich die Vertreter der Geldmacht die von den Bankern kontrollierten Instrumente
und Institutionen zunutze machen wollten, vom Internationalen Währungsfonds
(IWF) und der Weltbank bis hin zur Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
(BIZ), der Zentralbank der Zentralbanken.
Im Jahre 1910 betrugen die Schulden der Vereinigten Staaten auf
Bundesebene eine Milliarde Dollar - oder 12,40 Dollar pro Kopf.
Die Verschuldung auf Landes- oder kommunaler Ebene war gering bzw.
nicht existent. 1920, nur sieben Jahre nach Gründung der Federal
Reserve, belief sich die Verschuldung der US-Regierung nach dem
Ersten Weltkrieg, dem sogenannten »Großen Krieg«,
bereits auf 24 Milliarden Dollar, das waren 228 Dollar für
jeden einzelnen US-Bürger. Im Jahre 1960 betrugen die Schulden
284 Milliarden Dollar oder 1575 Dollar pro Kopf, und 1981 überschritt
die Verschuldung gar die Billionengrenze. 2009 lag sie bei über
elf Billionen Dollar oder 35 000 Dollar für jeden US-Amerikaner
- vom Säugling bis zum Greis. Allein die Zinsen an die Banken
und Gläubiger dieser Schulden beliefen sich auf über 450
Milliarden Dollar pro Jahr. Übergäbe man die gesamten
Vereinigten Staaten den Bankern zur Rückzahlung der Schulden,
dann betrügen die Schulden noch immer zwei, drei US-Amerikas.
Thomas Jefferson, einer der Gründungsväter der USA, sagte
nicht ohne Grund: »Wenn das us-amerikanische Volk je zuläßt,
daß Privatbanken den Umlauf ihres Geldes kontrollieren, zuerst
durch Inflation und dann durch Deflation, dann werden die Banken
und Unternehmen, die (im Umfeld der Banken) entstehen ..., den Menschen
ihren Besitz rauben, bis ihre Kinder schließlich auf dem Kontinent,
den ihre Väter erobert haben, ohne ein Dach über dem Kopf
aufwachen.«
Anfang
2009 wurde allerdings auch deutlich, daß sich die allmächtigen New
Yorker Banker arg verrechnet hatten. Denn selbst in der schlimmsten Krise seit
den 1930er Jahren eilte der Rest der Welt dem Dollar-System nicht zu Hilfe. Nach
acht Jahren Präsidentschaft Bush, die das Vertrauen der ganzen Welt arg mißbraucht
hatte, ist weltweit der Wille, die Vereinigten Staaten als wohlwollenden Gebieter
über ein Weltsystem anzusehen, weitestgehend erschöpft. Von Peking bis
Moskau, von Dubai bis Buenos Aires denkt man jetzt über die Beziehungen zu
US-Amerika und zur Macht US-Amerikas neu nach.Zum ersten Mal seit 1945
hat die restliche Welt jetzt die Chance, einen eigenen Weg nationaler und regionaler
Stabilität einzuschlagen, der nicht mehr nennenswert vom Dollar dominiert
wird. Es ist noch nicht klar, ob diese Freiheit genutzt wird. Es ist vor allem
eine politische, keine finanzielle Entscheidung. Die restliche Welt steht
am Scheideweg. Es ist an ihr, die Lage entweder als neue Chance zu betrachten
oder mit dem Dollar-System unterzugehen. (Zitat-Ende).
 | Peter
Sloterdijk -
Unruhe im Kristallpalast (in: Cicero, Januar 2009, S. 116-118) - | |
| Peter
Sloterdijk (*1947) | Cicero (Frank A. Meyer): Die Finanzkrise
hat die Gesellschaft in allen Bereichen erreicht. Haben Sie denn irgendetwas kommen
sehen oder geahnt? Gab es irgendwann einen Punkt, wo Sie als Philosoph gesagt
haben: Das kann nicht gut gehen?Sloterdijk:
Seit zwei Jahrzehnten schreibe ich Bücher, in denen der Kartenhaus-Charakter
unserer Weltkonstruktion dargestellt wird, die durchwegs auf Krediten bei der
Zukunft beruht. Hierfür habe ich verschiedene Metaphern bemüht. Ich
habe von dem Kristallpalast gesprochen, der unsere Lebensentwürfe in eine
zerbrechliche Hülle einfaßt. Ich habe von Schneeballsystemen gesprochen,
die dem Selbstbetrug von Zinsenjägern zugrunde liegen, ich habe in meinem
vorletzten Buch »Zorn
und Zeit« über »Kollapsverzögerung in gierdynamischen
Systemen« gehandelt. Es war nicht schwer zu prognostizieren, was früher
oder später geschehen mußte. Ich bin einer unter tausend Autoren, die
im Augenblick überhaupt nicht überrascht sind. Wenn Sie die zeitgenössische
Literatur überblicken und in den Zeitungen der vergangenen zehn Jahre blättern,
sehen Sie: Es gibt sehr viele, die den Inflationsschwindel bemerkt hatten und
jetzt, übrigens bemerkenswert untriumphal, feststellen, sie hätten seit
Jahren vorhergesagt, was aktuell geschieht. Cicero (Frank A. Meyer):
Aber dann stellt sich doch die Frage: Warum hat niemand reagiert? Wirtschaftsjournalisten
waren es kaum, die sich kritisch zeigten. Herr Sloterdjjk, Sie sagen, es gab viele
andere. Warum hat man Sie nicht gehört? Nicht erhört? Sloterdijk:
Auf diese Frage gibt es zwei Antworten. Die erste heißt: Die Wirtschaftskommentatoren
sind großteils »eingebettete Journalisten« - sie schreiben dem
Tagesbefehl gemäß und ziehen mit ihrer Truppe ins Feld. Für sie
wären Argumente gegen den Mainstream beruflicher Selbstmord. Die zweite Antwort
lautet: Die Handelnden auf dem Gebiet der Finanzmarktspekulation leben völlig
außerhalb der Hörweite der analytischen Intelligenz. Sie sind von ihren
Spielen berauscht und haben keine freien Kapazitäten für alternative
Gedanken. Soviel ich weiß, nahmen sich auch die Konquistadoren keine Zeit
für Ethikseminare. Cicero (Frank A. Meyer): Die klassischen Konquistadoren
machten ihre Eroberungen noch in einem begrenzten realen Raum. Im Internet dagegen
ist der Raum aufgehoben und die Finanzströme floaten frei in einem Netzwerk,
das nicht mehr überblickbar ist. Sie jagen mit Lichtgeschwindigkeit rund
um die Uhr rund um den Erdball.
Sloterdijk:
Wir erleben Vorgänge, die in ihrem ganzen Ausmaß erst
durch unsere Nachkommen gewürdigt werden können. Summarisch
gesprochen: Wir sind in ein Zeitalter der unmenschlichen Geschwindigkeiten
eingetreten - und dieser Übergang läuft mitten durch unsere
Lebensgeschichten. Wir nehmen an einer maßlosen Beschleunigung
teil und besitzen nur ein konfuses Vorgefühl von dem, was wirklich
mit uns geschieht. In zwei oder drei Generationen wird man deutlicher
sehen. Die bis gestern geltenden Spielregeln der Menschheitsgeschichte,
die Maßstäbe, unter denen sogar die Bildung von Großreichen
stand, ließen nur eine Welt der menschlichen Geschwindigkeiten
zu, allenfalls von Pferdegeschwindigkeiten. Als im 15. Jahrhundert
die Hochseeschiffahrt aufkam, reiste man in einem Tempo, das noch
nicht unmenschlich war, selbst im Sturm wurden die Schiffe nicht
übermäßig schnell. Kurzum, die gesamte bisherige
Menschheitsgeschichte war eine Ära der geringen und mittleren
Geschwindigkeiten. Innerhalb kürzester Zeit, mit der Elektronisierung
des Weltverkehrs ..., sind wir in einen Modus von Welterzeugung
hineinkatapultiert worden, auf den niemand vorbereitet sein konnte.
Durch die überschnellen Medien entstand die Synchronisierung
des Weltsystems, und auf ein Leben in Gleichzeitigkeit mit allem
Übrigen sind wir logisch und biologisch nicht vorbereitet.
Synchronwelt heißt zunächst zweiter Dschungel, zweiter
Wildwuchs, zweite Externalität. Zeitweilig hegte man den Irrglauben,
man hätte bereits alles Äußere ins Treibhaus der
Zivilisation integriert, doch die elektronischen Geschwindigkeiten
sind der Zivilisierung enteilt. Die Externität ist noch nicht
besiegt.
Cicero
(Frank A. Meyer): Könnte man sagen, daß der Spielrausch, mit dem
jetzt Billionen verzockt wurden, etwas Wahnhaftes hat? Und wir akzeptieren das:
wir reden von »Spielern« und nicht von »Übergeschnappten«.Sloterdijk:
In einer Inflationskultur können die Menschen nicht so verrückt sein
wie das System. Der Wahnsinn ist offenbar aus den Personen ausgelagert worden,
als hätte man ein Verfahren gefunden, Verrücktheit zu externalisieren.
Das mag einer der Gründe sein, warum ich vom Verlauf der Krise so enttäuscht
bin. Man fühlt sich inmitten der planetarischen Turbulenz um das wirkliche
Drama betrogen. Da ist nicht eine einzige Figur aufgetreten, die die Krise personifiziert,
kein farbiger Schurke, kein Shylock, neben Alan Greenspan ist Onkel Dagobert ein
Charaktertitan. Noch nie habe ich eine solche Horde von gleichen Unpersonen beisammen
gesehen. Was heute Krise heißt, ist die Weltverschwörung der Spießer.
Diese vorgeblich heftigste Wirtschaftskrise der jüngeren Geschichte: sie
ist die spießigste und muffigste Angelegenheit, die sich seit Menschengedenken
zugetragen hat. Die Art und Weise, wie regierende Hausmeister im Dunkeln Megamilliarden
hin- und herschieben, ist eine Beleidigung für jede Intelligenz. Demgegenüber
waren der Schwarze Freitag und die Weltwirtschaftskrise nach 1929 ein Shakespeare-Drama.
Heute sehen wir nur noch Aktenkofferträger in viel zu hohen Positionen, die
hinterm Schalter große Politik machen. Obendrein redet man immerzu von der
Gier, als ob sie die Vorgänge auch nur von fern erklärte. Die Wahrheit
ist, der viel zitierte Bereicherungstrieb spielt in der Angelegenheit eine völlig
untergeordnete Rolle. Es ist nicht die Gier, die das System antreibt, die Fehlsteuerung
geht von den Zwängen des Billigkreditsystems aus: Wenn die Zentralbanken
kostenloses Geld ausspucken, wäre es für echte Global Player ruinös,
es nicht zu nehmen. Im übrigen könnte man behaupten, in jedem Europäer
steckt ein Inflationist: Seit dem Beginn der Neuzeit hat sich in den Menschen
Europas das Märchenmotiv vom leistlosen Einkommen mit archetypischer Gewalt
festgesetzt. Von unserer psychischen und kulturellen Struktur her sind wir Schatzsucher,
die den Schatz nicht mehr im Jenseits, sondern auf der Erde vermuten. Wenn es
um Reichtum geht, neigen wir zum Wunderglauben - daneben sind mittelalterliche
Menschen pure Rationalisten. Unzählige meinen allen Ernstes, das Leben sei
ihnen einen Schatzfund schuldig. Cicero (Frank A. Meyer): Es gibt
eine Weltformel, die alles, was wir bislang unter Moral und ethischen Regeln verstanden,
überflüssig macht, nämlich den Satz: »Wenn jeder nur an sich
denkt, ist an alle gedacht.« Nach diesem Grundsatz funktioniert das System,
wie Sie es beschreiben - das Spießer-System, das sich autodidaktisch vervollkommnet.
Die Moral ergibt sich durch das System. Man braucht keine Gebote und Verbote mehr.
Sloterdijk:
Immerhin, die Auslagerung der Moral in die Selbstregulierung des Marktsystems
war ein Versuch der modernen Menschheit, sich von der religiösen Ethik zu
emanzipieren. Die kybernetische Moral, die Ethik der unsichtbaren Hand - sie hat
die bürgerliche »Gesellschaft« von der lästig gewordenen
göttlichen Nabelschnur abgeschnitten, die uns an ein von oben gegebenes Gesetz
gebunden hatte. ....Cicero (Frank A. Meyer): Die Zehn Gebote!Sloterdijk:
Die Zehn Gebote oder die Goldene Regel oder was auch immer. Das frühe 20.
Jahrhundert hat sich vor allem dadurch ausgezeichnet, daß es das 5. Gebot
kaltblütig außer Kraft setzte: Du sollst nicht töten. Kommunismus
und Faschismus haben gemeinsam, daß sie im Namen einer besseren Zukunft
für Klassen- oder Rassenkollektive Großtötungs-Lizenzen in Anspruch
nahmen. Die aktuellen Versuche, sich von den Zehn Geboten zu emanzipieren, beziehen
sich auf die Eifersuchtsverbote, die in den Zehn Geboten fünf Mal wiederholt
werden: Du sollst dich nicht lassen gelüsten nach dem, was dein Nachbar hat,
nach seiner Frau, seinem Besitz, seinem Ochsen und Esel und so weiter. Heute heißt
die Regel umgekehrt: Du sollst begehren, was andere schon haben, und falls legale
Wege nicht zum Ziel führen, dann sollst du stehlen beziehungsweise umverteilen.
Der amoralische Äther unserer Kultur verlangt die Umkehrung der Diskretionsgebote.
Darum sollst du, wenn möglich, die Ehe brechen, das lockert die Stimmung
und stimuliert den Konsum. Seit dem 19. Jahrhundert ist die Erotisierung unserer
Kultur mit der wirtschaftlichen Liberalisierung verknüpft. Die eine Lizenz
zieht die andere nach sich.Cicero (Frank A. Meyer): Ist durch diese
Umkehrung der Vorzeichen vor den Geboten nicht etwas passiert, das noch tiefgreifender
ist als die Unmoral der totalitären Ideologien? Kommunismus und Faschismus
waren Unmoral im totalitären Stil. Das Unmoralische daran war unmittelbar
zu erkennen. Was wir jetzt erleben, ist nicht mehr direkt als Unmoral erkennbar.
Es gibt keine Grenzen mehr, die man überschreiten muß, wenn man unmoralisch
handelt. Man handelt jenseits der Moral - amoralisch. Sloterdijk:
Den Unterschied zwischen Unmoral und Amoral sollte man näher erklären.
Alle hochkulturelle Moral hängt letztlich an der Tiefe der Verinnerlichung
des Tötungsverbots. Es muß mit allen Mitteln einverleibt werden - christlich
gesprochen mit Furcht und Zittern, polynesisch gesprochen durch das Tabu. Wer
sich über dieses Verbot hinwegsetzt, behält ein Unrechtsbewußtsein
- und wo dieses fehlt, ist die Kultur zerfallen. Man darf aber nicht übersehen,
daß es neben dem Tötungsverbot überall auch ein zweites Urverbot
gibt, nämlich das Verbot der aktiven und der passiven Eifersucht: Du sollst
weder begehren, was andere Menschen haben, noch andere Menschen eifersüchtig
machen auf das, was du hast und was dich auszeichnet. Dieses Gebot stellt die
wichtigste psychosoziale Hygieneregel in allen Kulturen dar, es wurde in einer
jahrtausendelangen moralischen Evolution erarbeitet, es ist die Regel, durch die
das Aufflammen der Gewalt verhindert wird. René Girard hat diese Zusammenhänge
in seinen Studien über den Zweikampf und die mimetische Rivalität in
den Weltkulturen durchleuchtet. Wenn man hingegen, wie wir es tun, die Eifersuchtskonflikte
systematisch aufheizt, um das Betriebsklima einer »Konsumgesellschaft«
herzustellen, sind früher oder später moralische Desorientierung und
psychische Inflation die Folge. Folglich müssen wir versuchen, entweder den
Reichtum zu teilen, oder, wenn er schon ungleich verteilt sein soll, ihn diskret
zu machen und wenn möglich durch Mehrleistung zu rechtfertigen. Heute hingegen
hat sich ein Fortuna-Kult durchgesetzt, mit dem die Göttin des Zufalls gefeiert
wird. Was aber ist ungerechter als der Zufall? Im Grunde genommen leben wir seit
dem 19. Jahrhundert in einer neofatalistischen Religion, in der man eine launenhafte
Göttin, die Freundin der Sieger, anbetet. Sie ist die Göttin der Stadien,
die Göttin der Börsen und die Göttin der erotischen Duelle, sie
ist immer zur Stelle, wo es Sieger und Verlierer gibt. Ihre auffälligste
Eigenschaft ist, daß sie nie sagt, warum sie den einen bevorzugt und den
anderen ignoriert. Begründungen sind nicht ihre Stärke. Cicero
(Frank A. Meyer): Diese neue Ideologie folgt dem Wahlspruch: Ich brauche die
Gesellschaft nicht mehr. Wer dagegen zu denen gehört, die die Gesellschaft
noch nötig haben, ist sich bewußt: Den neu gepflasterten Gehsteig bezahle
ich mit meinen Steuern. Wir begegnen jeden Tag den gesellschaftlichen Leistungen,
für die wir Steuern bezahlen: öffentliche Gebäude, Schulen, Parkanlagen,
Straßen und vieles mehr. In den vergangenen Jahren hat sich eine verwöhnte
Schicht herangebildet. die soviel besitzt, daß sie sich sagt: Ich lebe in
meiner eigenen Gesellschaft, ich habe für meine Kinder meine eigene Schule,
ich genieße meinen eigenen Park, mein eigenes Schwimmbad - warum soll ich
für den Staat bezahlen?Sloterdijk:
Die Auswanderung der Wohlhabenden ist ein globaler Trend. Wenn der Sozialismus
beziehungsweise das Gemeinwohldenken gescheitert ist, wie frivolerweise behauptet,
bleibt der Asozialismus. Den diskutieren wir zumeist unter dem etwas höflicheren
Begriff Individualismus, und zu dem bekennen wir uns meistens gerne. Aber was
sind konsequente Individualisten? Es sind Menschen, die ein Experiment darüber
veranstalten, wie weit man beim Überflüssigmachen sozialer Beziehungen
gehen kann - und sie gelangen dabei zu erstaunlichen Fortschritten. Deswegen beginnt
im Augenblick auf der Erde ein soziologisches Experiment, das in eine neue Art
Menschheit münden könnte. Die Reichen sind gegenwärtig noch eine
Klasse und keine Spezies, aber könnten es werden, wenn man nicht aufpaßt.
Es dürfte gegenwärtig auf der Erde rund 10 Millionen Menschen in der
Millionärs- und Multimillionärskategorie geben, dazu schon über
1000 Milliardäre (**).
Aus diesen Vermögenseliten bildet sich ein neues abstraktes Übervolk,
das dieselben Eigenschaften aufweist, die man vom alten europäischen Adel
kannte: Sie denken kosmopolitisch, sie reisen viel, sie leben mehrsprachig, sie
sind gut informiert und beschäftigen die besten Berater, sie reden ständig
über Beziehungen, Sport, Kunst und Essen. Beim Volksthema Sex bleiben sie
diskret. Cicero (Frank A. Meyer): Sie beschreiben die neue Feudalklasse,
eine Klasse. die über neue Machtmittel verfügt: Früher geboten
die Feudalherren über Ländereien, samt Dörfern und Menschen. Heute
gebieten sie über Unternehmen samt den Menschen.Sloterdijk:
Jeremy Rifkin hat vor ein paar Jahren ein Buch (»Access - Das Verschwinden
des Eigentums«) vorgelegt, das indirekt die Entstehung des neofeudalen Systems
behandelt: Wir ersetzen, so seine These, heute Grundbesitz durch Zugang zu privilegierten
Gütern, zu wertvollen Informationen, zu Luxusobjekten, zu elitären Adressen,
zu exquisiten Kanälen und machtnahen Korridoren. Zugangskompetenz ist heute
das Schlüsselgut, nicht Grundeigentum. Wir beobachten eine rasante Refeudalisierung
auf überterritorialem Niveau. Und naturgemäß lebt niemand feudaler
als jemand, der innerhalb des neuen Metavolks, des 10-Millionen-Volkes der Reichen,
von gleich zu gleich kommuniziert. (Zitat-Ende).
**
**
Mehr von Peter Sloterdijk zur globalen
Finanzkrise 2008: |2|
|2|
 | Hans-Werner
Sinn -
1929 traf es die Juden, heute die Manager (in: Der Tagesspiegel; 27. Oktober
2008) - | |
| Hans-Werner
Sinn (*1948) | Schon 2003 habe ich ein
Buch dazu veröffentlicht, das von liberalen Bankökonomen heftig kritisiert
wurde. Ich habe gewarnt, daß es einen internationalen Wettlauf der Staaten
um die laschesten Gesetze gibt. Und daß die Banken zu riskante Geschäfte
eingehen. Auch Bundespräsident Köhler fordert seit langem eine schärfere
Regulierung der Banken.Einige haben auf Deregulierung gesetzt.
Niemand wollte die staatliche Regulierung völlig abschaffen das gerät
in der Debatte derzeit durcheinander. Auch die liberalen Ökonomen haben immer
gesagt, daß es um einen funktionierenden Staat geht, der dem Markt die Regeln
vorgibt. Wie beim Fußball: Damit das Spiel läuft, braucht es einen
Schiedsrichter ohne ihn würden die Spieler mit den Fäusten aufeinander
losgehen. Mit diesem Ordoliberalismus, den Leute wie Walter Eucken oder Ludwig
Erhard geprägt haben, sind wir bislang gut gefahren. Liberale Ökonomen
wollen nur nicht wie manche linke Ideologen, daß der Schiedsrichter selbst
mitspielt und für die unterlegene Mannschaft Tore schießt.Viele
verstehen nicht, wo die Grenzlinie zwischen Markt und Staat liegen muß,
und spielen sich jetzt auf. Etwas mehr Sachlichkeit und Sachverstand wäre
gut. Die Ursachen der Finanzkrise sind glasklar, und hier muß man ansetzen.Die
Wall Street konnte zu einem Casino werden, weil die Banken ihr Eigenkapital über
alle Maßen reduzieren durften und dann maßlose Risiken eingegangen
sind, ohne dafür haften zu müssen. Wer wie eine US-Investmentbank in
einem Geschäft hundert Dollar einsetzt, selbst aber nur vier besitzt, haftet
praktisch nicht mehr. Weil die Eigentümer der Investment-Banken fast nichts
zu verlieren hatten, verlangten sie von ihren Managern, hohe Wagnisse einzugehen
die entweder hohe Gewinne oder hohe Verluste bedeuteten. Sie wußten:
Wenn es schiefgeht, wird schon irgendjemand für die Folgen geradestehen.
Den Verlust des bißchen Eigenkapitals, das eingesetzt wurde, haben die Aktionäre
immer miteingeplant. Dafür haben sie vorher prächtige Dividenden kassiert.Man
muß die Banken zwingen, mehr Eigenkapital als Sicherheit zu halten. Dann
steigt das Risiko für die Aktionäre, bei einem Konkurs ihr Geld zu verlieren
und sie verlangen von ihren Managern im vorhinein vorsichtigere Geschäftsmodelle.Die
Boni wurden von den Aktionären so gestaltet, daß die Manager die Risiken
suchten. Rendite-Vorgaben von 25 Prozent und mehr, wie sie von manchen Aktionären
verlangt wurden, kann man nur mit waghalsigen Geschäften verdienen.In
jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken. Auch in
der Weltwirtschaftskrise von 1929 wollte niemand an einen anonymen Systemfehler
glauben. Damals hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager.
Als Volkswirt sehe ich stattdessen falsche Anreize und fehlende Regeln. Schauen
Sie sich den Straßenverkehr in Indien an. Die Leute fahren links, rechts,
auf dem Bürgersteig, das ist abenteuerlich. Der Verkehr kommt deswegen immer
wieder ins Stocken. Sind daran die »Manager« an den Steuerrädern
schuld oder fehlende Verkehrsregeln?Man kann die großen Krisen
heute vermeiden. Glücklicherweise wissen wir von der Weltwirtschaftskrise
1929 und den Krisen danach, wie man Probleme im nachhinein in den Griff bekommt.
Dank der 2400 Milliarden Euro, mit denen die Industrieländer ihre Banken
stützen, wird es keine größeren Bankenpleiten mehr geben. Besser
wäre es aber, wir würden die Krisen von vornherein verhindern.Hätte
man nichts getan, wie 1929, wären die Folgen dramatisch gewesen: eine Kernschmelze
im Finanzsystem, Massenarbeitslosigkeit, die Radikalisierung der westlichen Welt,
am Ende eine Systemkrise der Marktwirtschaft. Die deutsche Geschichte ist hier
ja ganz klar. Der Nationalsozialismus ist aus der Krise zwischen 1929 und 1931
entstanden. Auch heute stehen Rattenfänger wieder parat.Uns blüht
noch einiges. Nachdem die Immobilienkrise aufgetreten war, haben die Banken aufgehört,
den Hausbesitzern ihre Kredite zu verlängern. Dann sind die Leute auf die
Kreditkarten ausgewichen und haben außerdem ihre Autos auf Pump gekauft.
Die nächsten Probleme sind also absehbar. Die Krise wird uns noch eine Weile
in Atem halten. Ich bin zuversichtlich, daß ein System unter der
Kontrolle des Internationalen Währungsfonds entstehen wird. Er (ausgerechnet
der! HB)
muß Regeln setzen, die die Staaten umsetzen.Ohne die Banken funktioniert
eine moderne Wirtschaft überhaupt nicht. Allerdings dürfen sie nicht
mehr so wagemutig sein.All diese Aktivitäten müssen stärker
überwacht werden. Man kann das Thema aber nicht mit dem Verbot bestimmter
Unternehmensformen erschlagen. Vielmehr muß im Detail reguliert werden.
Manche Geschäfte gehören verboten. Im übrigen müssen wir die
Institute zwingen, ihre Geschäfte mit wesentlich mehr Eigenkapital zu unterlegen,
damit sie die eingegangenen Risiken auch tragen.Der Abschwung, den wir
bislang haben, läuft bereits seit einem halben Jahr, der Ifo-Index befindet
sich seit sieben Monaten im freien Fall. Westeuropa steckt schon jetzt in der
Rezession das dritte Quartal ist ebenso wie das zweite negativ, und das
vierte wird es auch sein. Die Krise wird die Lage indes in den nächsten Monaten
verschlechtern.Die Institute haben vorhergesagt, daß das Bruttoinlandsprodukt
(bis 2009; HB)
um etwa 0,2 Prozent steigen wird. Es gibt also praktisch kein Wachstum mehr. Das
dunklere Szenario, ein Schrumpfen um 0,8 Prozent, ist durch den Rettungsplan weniger
wahrscheinlich geworden.Das verarbeitende Gewerbe. Es produziert Investitionsgüter,
und die Weltkonjunktur wird von der Nachfrage nach ihnen gemacht. Deutschland
hat sich auf die Herstellung der Investitionsgüter spezialisiert. Deswegen
sind wir auch Exportweltmeister bei den Waren. Jetzt rächt sich, daß
wir den Binnensektor durch unsere Lohnpolitik kaputtgemacht haben.Noch
haben die Firmen gut zu tun, die Maschinenbauer sind bis ins nächste Jahr
ausgelastet. Das Problem ist nur, daß keine neuen Aufträge hinzukommen.Ich
neige dazu, Politiker eher zu bremsen. Sie geben ohnehin gerne Geld aus zu Lasten
zukünftiger Generationen. Viele Minister sehen nun die Chance, die Sparvorgaben
des Finanzministers abzuschütteln. Wenn, dann sollte man bei den Steuern
etwas tun. Die Steuerquote ist die höchste seit langem. Der Vorteil einer
Steuersenkung ist, daß die Bürger entscheiden können, was sie
mit dem Geld machen. Zudem sollte man die Hinzuverdienstgrenzen bei Hartz IV verbessern
(Zitat-Ende). **
**
 | Thomas
Hoof -
Letzte Ausfahrt weiter hinten: der deutsche Sonderweg (in: Sezession;
Dezember 2008, S. 4-8) - | |
Wir
Zeitgenossen der Wende zum 21. Jahrhundert haben das zweifelhafte Privileg, dem
Untergang gleich zweier gesellschaftlicher Ordnungssysteme beiwohnen zu können.
20 Jahre nach der staatssozialistischen Formation implodiert nach einer heißen
Phase heftigster innerer und äußerer Expansion und mit voraussichtlich
weit größeren Knalleffekten nun auch der angelsächsisch geprägte
Wirtschaftsmodus des sogenannten »Freien Westen«.*
* *Was derzeit, kurz vor dem »Showdown«, von den Akteuren
des Schauspiels, »Rettung der Finanzmärkte« dargeboten wird,
folgt noch dem Strickmuster einer klassischen Gaunerkomödie und hat auch
deren Unterhaltungswert: Da gibt der größte Bankrotteur (die schuldtilgungsunfähigen
Staaten) mit nobler Geste Patronatserklärungen für die gleichfalls völlig
bankrotten Banken ab und verteilt dazu Mittel, die er sich von eben diesen Banken
leihen wird. Die dabei zur Sprache kommenden Summen reichen in Zahlenräume,
in denen bis vor kurzem allein die Astronomen heimisch waren. In der monetären
Alchimistenküche haben offenbar neben den bekannten auch besonders »innovative«
Transmutationen stattgefunden: Aus Gold wurde Papiergeld, aus Papiergeld Buchgeld,
das, einen nigromantischen Kunstgriff später, Schaumgeld wurde und sich wundersam
vermehrte zu Derivaten und Derivaten-Derivaten. Die Rollenverteilung
in der Gaunerkomödie - mit dem Staat als tadelnder Retter, die Banken als
reuige Sünder, dem Markt als entsprungene Bestie -, das ist schon eine dreiste
Camouflage: Denn es waren die Staaten, die in Kumpanei mit der Finanzindustrie
diesen Schneeball ins Rollen brachten, die Scheingeldmassen sauber wuschen und
umlauffähig machten. Und der bestialische Markt waltet (anders als Rating-Agenturen,
WP-Gesellschaften und ganze Kompanien nationaler und internationaler Aufsichtsbehörden)
spät zwar, doch unbestechlich und penibel (und gegen alle Widerstände)
seines Amtes, macht seine Nagelproben an den Werten und wischt das Schaumgeld
aus den Büchern - und breche dabei zusammen, wen der Staatskumpan nicht rettet.
* * *Kontrolliert und planvoll kann dieses kreditzerrüttete System
nicht mehr heruntergefahren werden. Es gibt nur die Möglichkeit, es vollständig
zurückzusetzen, sei es durch eine praktisch weltweite Währungsreform
oder auf dem Umweg über eine geldpolitisch von der Leine gelassene (oder
von ihr sich losreißende) Hyperinflation. Ansonsten: Irgendwann ein Über-Nacht-Kollaps,
der die Realwirtschaft auf einen Schlag verwüstet: stockender Zahlungsverkehr,
reißende Versorgungsketten, wirtschaftliche Desintegration - und am Ende
kehrt jeder vor der eigenen Tür, wobei die Frage offen bleibt, wer dabei
den Besenschrank verwaltet: ein Staat, lokale Autoritäten oder mafiöse
Banden. Aber selbst das beschreibt noch nicht den Umfang des bevorstehenden
Desasters, denn absehbar ist auch der nächste Stoß: eine schnelle Verknappung
des Erdöls als Brenn-, Kraft- und Chemierohstoff, mit einem nachfolgend heftigen
Schrecken darüber, wie grundlegend, bis in die einfachsten Lebensvollzüge
hinein wir ölabhängig geworden sind.
Peak-Öl ist hier nicht das
Thema. Darum nur kurz: Die internationale Energieagentur (eine
Einrichtung der OECD und als solche eine amtliche Optimismus-Trompete)
hat in ihrem soeben erschienenen Energie-Ausblick 2008 die Rate
des jährlichen Fördermengenrückgangs (»depletion
rate«) auf 5,6 bis 8,5 erhöht. Dabei kommt es gar
nicht sehr darauf an, wann diese Sinkflug-Kurve den Nullpunkt
schneidet, sondern darauf, ab welchem Punkt Rationierung und
Zuteilung beginnen. Das grüne »Weg vom Öl«
münzt eine Zwangsläufigkeit in eine politische Parole
um, und tut so, als stünden für das schwindende Erdöl
urlaubsbunte Substitute (Sonne, Wasser, Geothermie, Wind) bereit,
verschweigt aber, daß dieser Ersatz mit einer dramatischen
Energieverarmung einhergehen wird. Denn alle technischen Alternativen
sind von einem deutlich positiven Saldo zwischen energetischem
Ertrag und Aufwand (EROEI) weit entfernt. |
Damit geht
- so oder so oder noch katastrophischer - ein Wirtschafts- und Lebensmodus zu
Bruch, der allein auf die Illusion baute, daß Leistungen der Zukunft folgenlos
und auf ewig zum Gegenstand heutigen Konsums gemacht werden könnten. Am Beginn
dieser letzten wirtschaftlichen Hochfieberphase der »Emanzipationsmoderne«
stand die Heilsbotschaft, daß von nun an der Brunnen zum Kruge kommen und,
festgemauert, auch nimmermehr zerbrechen werde. Der ökonomische Hausverstand
nahm das zwar mit Skepsis, ließ sich aber mit schwindendem Widerstreben
einschenken. Er wird in Kürze, unter allerdings eher ungemütlichen Umständen,
die Genugtuung erfahren, daß seine Skepsis hoch berechtigt war.
Es war die Fiktion eines ewigen Plus Ultra, der eigentlich seltsame, weil
völlig erfahrungsfremde Gedanke, daß es Expansion ohne Kompression,
ein Auf ohne ein Ab geben könnte. Die wirkliche Welt verläuft oszillativ,
und diese Erfahrung ist tief geerdet, weil sie von den physiologischen Rhythmen
und allem Naturerleben täglich beglaubigt wird. Daß der gegenteilige,
nämlich kumulative Prozeßtyp der ständigen Steigerung materiell
wirksam werden könne, ist eine Idee, die (nach Kenneth Boulding) nur Verrückten
oder Ökonomen kommen kann - und den wenigen geschichtlichen »people
of plenty«, Völkern, die plötzlich einen ganzen, fruchtbaren,
rohstoffreichen, fast menschenleeren Kontinent (ersatzweise ein koloniales Weltreich)
zu ihrer Lebensfristung zur Verfügung haben und deshalb meinen, die lex
parsimoniae sei für sie auf Dauer außer Kraft gesetzt. Aber auch
denen hilft eines Tages die Wirklichkeit über diesen Irrtum hinweg.
* * *Ein kleiner Schritt aus dem Alltag zur Seite auf einen imaginär-externen
»point of view«, ein kleiner Moment der Besinnung, in dem man die
Fähigkeit gewinnt, sich von der »Normalität« befremden zu
lassen - und man blickt auf eine Szene gigantischen Mißlingens.
Eine Ökonomie mit allerschwersten Stoffwechselstörungen, die nach letzter
Luft und allem schnappt, was sich noch irgendwie verwerten läßt. Alle
Quellen sind erschöpft, und die Senken laufen über von Müll und
Schutt und Schlacken; überall Abfall, materieller Unrat, der auf der äußeren,
und geistiger Unrat, der auf der inneren Epidermis Allergien provoziert. Man sehe
sich in einem beliebigen 1950er-Jahre-Bildband Straßenszenen an und vergleiche
die Gesichter der Passanten mit heutigen, um zu ermessen, wieviel seelische Verheerung
da stattgefunden hat. Keine gesellschaftliche Institution, die den Status
eines fortgeschrittenen, zumindest beginnenden Kollapses nicht erreicht hätte.
Nichts funktioniert mehr in diesem System, und an jedem Tag, den es noch wackelnd
steht, ruiniert es funktionszwangsläufig weiter seine Fundamente. Nichts
mehr im Rückgriff (auf Reserven), alles im Vorgriff auf die Zukunft.
Oder grundlegender: Alle Energie, die uns ab Sonnenaufgang zuströmt,
baut Strukturen auf, schafft Gebilde und formt Gestalten in die
Höhe. Die in unserer Verbrennungskultur technisch mobilisierte
Energie wirkt nur darauf hin, Strukturen zu schleifen, Gebilde aufzulösen
und alle restlichen Kohäsionskräfte zu schwächen
und auf Null zu bringen.
Der Verlust an Form, sagt Sloterdijk
besänftigend gegenüber dieser konservativen Dauerklage, werde immer
durch einen Gewinn an »Freiheit« ausgeglichen. Wohl wahr - das ist
das Wesen aller Erosions- und Korrosionsprozesse: Auf dem Weg vom Bauwerk zur
Ruine befreien sich die Ziegel aus ihrem Verbund in einen Haufen, und im weiteren
Zerfall der Ziegel gewinnen die Sandkörner ihre Freiheit im Wind, der sie
verweht.Angesichts der Konsequenz, mit der diese »Auflösung
aller Dinge« seit 200 Jahren abläuft, fällt es tatsächlich
schwer, nicht zum Verschwörungstheoretiker zu werden. Aber: Wahrscheinlich
haben alle Entwicklungen, eben auch geschichtliche, einen Vektorpunkt in der Zukunft,
einen Attraktor, der die Prozesse durch mehrere, auch alternative (und an verschiedenen
Punkten durchaus wählbare) Rinnen, Bahnen (oder »Chreoden«: C.
H. Waddington) auf sich lenkt. Einmal in einem solchen verzweigungsfreien Bahnstück
läuft dann alles »wie am Schnürchen« - auch die destruktiven
Prozeßschritte. Damit wären die »Drahtzieher« aber evolutionäre
Kräfte und eben keine Dunkelmänner aus den Hinterzimmern der Wallstreet.
Und: Der ziehende »Attraktor« ist immer gleichzeitig ein Umlenkpunkt,
der dann, endlich, auch die Richtung ändert.Also:
Alles mißlungen und alles vertan. Gab es Weggabelungen?
* * *Die Welt klaffte, Robert Musil zufolge, 1914 »in deutsch und
widerdeutsch«. Woran das »Widerdeutsche« Anstoß nahm,
ist uns im Nachgang zu dem dreißigjährigen Krieg zwischen Deutschland
und der Welt (1914-1945) ausführlichst erläutert worden: Es war der
»Reaktionäre Modernismus« des Kaiserreichs, der Empörung
weckte, der skeptische Antimodernismus mit den Unterabteilungen Antikapitalismus,
Demokratiekritik und Irrationalismus. Das ist zwar nicht ganz rund, denn die Engländer
waren auf die Deutschen ja nicht etwa wegen eines modernitätswidrigen Müßiggangs
schlecht zu sprechen, sondern eher im Gegenteil, und man tut den Angelsachsen
gewiß nicht Unrecht mit der Unterstellung, daß ein unter kaiserlichem
Regiment weiterhin nur »reaktionär« dichtendes und denkendes
Volk ihren Abscheu weit weniger erweckt hätte als eines, das gleichzeitig
das Stahlkochen vervollkommnet, Elektromotoren baut und überhaupt die englische
Industrie in nur wenigen Jahrzehnten peinlich deklassiert. Der Konflikt,
der sich da aufgebaut hatte, war also tatsächlich ein wirtschaftlicher, aber
er reichte auf deutscher Seite wesentlich tiefer: Seit Beginn des 19. Jahrhunderts
begegnet das deutsche Denken der englischen Nationalökonomie mit großer
Neugier, aber steigender Skepsis und wachsender Sorge, hält sie für
»ordinär«, geistvergessen (Adam Müller) und für eine
banale »Naturlehre der menschlichen Selbstsucht« (Bruno Hildebrandt,
1848).Dies
waren über fast 150 Jahre die Konstanten der Kritik: | 1. |
Die deutsche Nationalökonomie dachte von ihren Ressourcen
her, von dem, was da war, an Landschaft, an Gewerben, an Institutionen und politischen
Formen, an Gewohnheiten und Mentalitäten. | 2. | Und
sie dachte auf ihre Ressourcen hin, denn wirtschaftlicher Zuwachs füllte
in diesem Denken nicht Speicher oder Konten, sondern vergrößerte das
»produktive Vermögen« (Hegel): »... überhaupt gar
nicht mit Summen hat es die Nationalökonomie zu thun, sondern mit Quellen«.
(Friedrich B. W. von Hermann: Staatswirtschaftliche Untersuchungen, 1832).
Und es ist von Belang, daß das deutsche Wort »Vermögen«
ans Können und Leisten angeknüpft bleibt und nicht ans Eigentum. | 3. | Und
sie dachte in Zeiten und Räumen, denn wirtschaftliche Kräfte betätigen
sich nicht im Irgendwo nach universalen Gesetzen, sondern im Hier und Jetzt, aus
einem geschichtlichen Umfeld und aus geprägten kulturellen Mentalitäten
heraus. | Der Grundtenor der deutschen Opposition war
also immer, daß es um die »produktiven Kräfte« gehe, die
in erster Linie von Menschen betätigt werden. Nicht die Befriedigung der
Bedürfnisse, sei das erste Ziel, sondern die Erhaltung und die Kräftigung
der fortdauernden Möglichkeiten dazu. Das ist das preußische
Prinzip: Alle zu heben, und niemanden sacken zu lassen, eine »Ertüchtigung«
aller Stände, Schichten und Menschen, Wirtschaft als ein Ineinander von materieller
und ideeller Allokation, eine Gleichzeitigkeit von wirtschaftlichem und kulturellem
Wachstum, und eben immer wieder Hegels Hebung des »allgemeinen Vermögens«,
die Birger P. Priddat als eine »sublunare Theoriefigur in der deutschen
Ökonomie« bezeichnet. Auch die später so geschichtsmächtig
gewordene linke Schwester dieser Kritik, der Marxismus also, stammt aus demselben
Humus, was man seiner frühen, kritischen Seite noch anmerkt, während
Marx sich später revolutionsgewißheitshalber, aber mit sichtbar melancholisch
eingetrübtem Temperament, hinter den »wegbereitenden« Lauf der
Dinge klemmen mußte. Das Absinken ganzer Schichten, denen jede
ökonomische Reserve und schließlich auch die Fähigkeit zur »Selbstanspannung«
abhanden kommt, die »Proletarisierung« also, die mögliche Ansteckung
mit dem »hochgradig pathologischen Charakter der englischen Gesellschaftsstruktur«
(Röpke), war ein Schreckensbild, das die deutsche Ökonomie seit dem
späten 19. Jahrhundert stets begleitete und sie bis in die 1960er Jahre nicht
mehr verließ. Was auch immer über diesen »Gemeinschaftsgedanken«
der Deutschen ausgeschüttet wurde, welche Dämonen in ihm gesucht und
gefunden wurden, seit mindestens zehn Jahren nimmt die Faszination dieser anderen
wirtschaftlichen Orientierung unübersehbar zu. (Sie ist, auch von ihren ausländischen
Bewunderern, schwer ansprechbar, am unverdächtigsten noch als »stakeholder-socitey«).
Und selbst der mentalitätslinke, us-amerikanische Soziologe Richard Sennet
weiß in seinem Ekel vor dem neoliberalen Furor heute nicht mehr, wohin er
gedanklich anders flüchten sollte als in das preußische Modell, auf
das er wehmütig zurückblickt: »Es funktionierte ja. Immerhin sorgte
es für soziale Integration ..., das Modell bildete einen bemerkenswerten
Gegensatz zum Kapitalismus von heute, der Menschen nicht einbezieht, sondern ausschließt
.... Es diente den gewöhnlichen Leuten, indem es ihnen eine Lebensgeschichte
gab; sie wußten, wo sie hingehörten. Doch im ausgehenden 20. Jahrhundert
zerfiel es.« (Weltwoche Nr. 31, 2005).
Es zerfiel erstens nicht ganz von selbst und zweitens auch nicht
vollständig. Aber es war (siehe oben) in seinem »reaktionären«
Festhalten an einem »eigenen Weg« ein Stein des Anstoßes
und damit Ursache für den großen Krieg im 20. Jahrhundert,
dessen erste Runde 1914 begann: Bei Max Scheler ist zu lesen, daß
dieser im Kern deutsch-englische Krieg von deutscher Seite »...
auf Befreiung abzielt von jenen neukapitalistischen Lebensformen
überhaupt, in denen mit England zu konkurrieren und sie dabei
selbst anzunehmen, die welthistorische Situation uns zwang. Nicht
also siegreiche Konkurrenz mit England, sondern steigende Erlösung
vom Zwang einer Konkurrenz mit England ... ist das Hauptziel (...
dieses Krieges). Der Kapitalistische Geist Deutschlands - so mächtig
er schließlich wurde - ist nicht aus deutschem Wesen autochthon
entsprungen, sondern nur in gleichem Maße entstanden, als
der Eintritt in die uns umgebende Weltwirtschaft und der damit erst
gegebene Konkurrenzzwang ihn uns im Gegensatze zu unserer älteren,
nach dem Gegenseitigkeitsprinzip organisierten Wirtschaft aufnötigten.«
(Max Scheler, Genius des Krieges, 1914).
Es ist diese Ausgangslage, die im Deutschland der Vorkriegszeit
so etwas wie einen antikolonialistischen Affekt hervorruft mit Motivlagen
und Argumentationsmustern, die Rolf Peter Sieferle (in seinem Epochenwechsel,
1994) in den antiimperialistischen und antikolonialistischen Bewegungen
der 1950er bis 1970er Jahre wiederfindet. Deutschland also als »antikolonialistische
Vormacht« (Johann Plenge, 1919)? Und das führt
zu einer Antwort auf die völlig tabuisierte, aber nicht dauernd
stillzustellende Frage, aus welchen Quellen den damaligen Deutschen
die Kraft zuwuchs, zweimal innerhalb von 31 Jahren gegen alle anderen
Großmächte zu kämpfen und jeweils nur knapp zu unterliegen.
Der Widerstand jedenfalls zog sich durch in einer nie vollständig
unterbrochenen Linie von Hegel, Novalis, Friedrich List, Roscher,
Schmoller, Sombart, und dann, nach dem zweiten Teil dieses 30jährigen
Krieges, noch einmal durch die Freiburger Schule von Rüstow
und Röpke wiederbelebt, deren Ton in ihren letzten Jahrzehnten
immer schärfer wurde. Was die in den späten 1950er und
frühen 1960er Jahren hochkritisch gewordene Freiburger Schule
um Rüstow und Röpke gegen die »Staatskrippen-Tendenzen«
argumentativ aufbietet und als »Vitalpolitik« auf einen
faßbaren und klingenden Begriff bringt, lohnt heute jedes
Studium. Bei Manuscriptum erscheint in Kürze eine Röpke-Auswahl
in diesem Sinne. Und 2003 hat Werner Abelshauser den Faden noch
einmal aufgenommen und den deutschen »Sonderweg« erstaunlich
unumwunden als Gegenstand und Anlaß eines langandauernden
»Kulturkampfs« bezeichnet, der (aus seiner Sicht) im
2. Weltkrieg heiß geworden sei, »... daß der 2.
Weltkrieg auch als Bruderkrieg zwischen unterschiedlichen Zweigen
der kapitalistischen Großfamilie ausgetragen wurde und die
Beseitigung korporativistischer Besonderheiten des deutschen Wirtschaftssystems
weit oben auf der Liste us-amerikanischer Kriegsziele stand«.
Aber auch die totale Niederlage 1945 konnten
die Traditionslinien nicht kappen. Der Rheinische Kapitalismus war so wenig angelsächsisch
wie der Preußische Sozialismus marxistisch war. Und noch die Deutschland-AG
der 1970er und 1980er Jahre war eine weitere, schon etwas schwundhafte Evolutionsform
auf der langen Linie; sie wurde erst in den späten 1990er Jahren mit der
ökonomischen »Modernisierung« Deutschlands und der Öffnung
für die »internationalen Kapitalmärkte« gesetzgeberisch
geschleift - konsequenterweise durch die »68er« im Amte, die, wie
schon 30 Jahre vorher kulturell, diesmal auf ordnungspolitischem Feld Deutschland
zu einer weiteren Ankunft im Westen verhalfen - also einer weiteren Ankunft in
der Mitte des Bergrutsches, diesmal aber ganz kurz vor dessen längst absehbarem
Aufschlag im Tale. * * *Wir haben es wieder und
wieder gehört: Deutschland, die widerlegte Nation. Worin eigentlich widerlegt?
.... Gewiß; in seinem Beharren auf einem Recht zum »eigenen Weg«
(das es im übrigen mit China und Japan teilte, die deswegen auch den angelsächsischen
Knüppel zu spüren kriegten) sicher nicht oder nur militärisch.
In der Gangbarkeit dieses Weges noch viel weniger. Es illustriert - wahlweise
die Ironie oder die Logik
der Geschichte, daß Deutschland und Japan noch über eine weitgehend
intakte, vielfältige, im Notfall konversionsfähige industrielle Infrastruktur
verfügen, während England und die USA in dieser Hinsicht mittlerweile
reines Brachland sind.* * *Jeffrey Herf wollte
in seinem Reactionary Modernism noch in Horkheimers und Adornos Dialektik
der Aufklärung (1947) einen Übergriff sehen, weil auch darin ein
deutsches Denkproblem zu einem Weltproblem gemacht werde. Nein, Deutschland hat
sich tatsächlich »den Kopf zerbrochen« für die Welt - und
zwar auf der Suche nach Wegen, auf denen sich vorbeikommen ließe an genau
der zivilisatorischen Sackgasse, an deren Ende die Welt jetzt in völliger
Rat- und Orientierungslosigkeit herumrennt. (Zitat-Ende).  | Hubert
Brune -
Das moderne goldene Zeitalter Deutschlands und die globale Finanzkrise
- | |
Erinnert
sei an unsere »Hochzeit« - die Hochzeit innerhalb des modernen goldenen
Zeitalters Deutschlands:Deutschland war mehr
als ein Jahrhundert lang in allen Bereichen Weltmeister. In jeder Hinsicht, denn
Deutschland war auf allen Gebieten Weltführer. Deutschland hatte auf den
modernsten Gebieten der Technik die Weltführerschaft, vor allem in Elektrizität,
Optik, Chemie, Spezialmaschinen, Feinmechanik, Spielzeug, Musikinstrumente, Maschinenbau
überhaupt u.v.m. (eben: Weltmeister in Technik und Wissenschaft), daher auch
bei weitem die meisten Nobelpreisträger (**).
»Ursächlich für diese Erfolge waren die sprichwörtliche Rechtssicherheit
und die in der ... Tradition gewachsenen ... Tugenden: Bildung, Fleiß, Ordnung,
Disziplin, Eigenständigkeit und Einfallsreichtum (Kreativität). ....
Deutschland beherrschte in Chemie und Pharmazie den Weltmarkt mit 87% (Apotheke
der Welt!). Deutschland hatte auf dem Weltmarkt die Führungsrolle auf allen
Anwendungsgebieten der Elektrizität. In der optischen Industrie besaß
Deutschland eine führende Weltmarktstellung. In der Quantität (Stapelware)
war das englische Außenhandelsvolumen größer als das deutsche,
in technischen Qualitätsprodukten dagegen war es erheblich geringer. ....
Deutschland hatte »die besten durchschnittlichen Lebensverhältnisse.«
(Ehrhardt Bödecker, a.a.O., 2004, S. 195, 232, 233 [**]).
Deutschland war mit weitem Abstand das in der Welt führende Land der Wissenschaft
und Bildung! (**|**).
Deutschland hatte weltweit - und wiederum mit weitem Abstand - die beste Sozial-,
Alters- und Gesundheitsfürsorge. Dieses Versicherungssystem war und ist (!)
selbst eine Exportware, ein Schlager mit Weltformat, ein Welthit - weil eben erwünscht.
Deutschlands Wirtschaft - in Verbindung mit der einzigartigen Sozialpolitik -
war die erfolgreichste der Welt, die Verwaltung und Gesetze wurden fast überall
in der Welt kopiert. Als Land der »Dichter und Denker« galt Deutschland
auch vorher immer schon als die Kulturnation. Weltführung in Kultur und Technik,
Wirtschaft und Kunst - diesen Weltmeistertitel hat bisher nur eine Nation erreicht:
Deutschland. Deshalb ist es auch kein Wunder, daß »bis 1918 40% aller
Nobelpreise an deutsche Wissenschaftler verliehen wurden, 80% der wissenschaftlichen
Literatur in der Welt bis 1939 nicht in englischer, sondern in deutscher Sprache
erschienen, die internationale Wissenschaftssprache deutsch und nicht englisch
war, Deutschland im Gegensatz zu allen anderen Ländern so gut wie keine Analphabeten
mehr kannte, die deutschen Universitäten zum begehrten Ziel ausländischer
Studenten wurden, die deutsche medizinische Wissenschaft an der Weltspitze stand«
(Ehrhardt Bödecker, a.a.O., 2004, S. 268-269 [**|**])
sowie insgesamt die deutsche Wissenschaft, besonders die deutsche Naturwissenschaft,
und überhaupt die deutsche Technik an der Weltspitze stand. Mit weitem Abstand
zu den Verfolgern. Erst nach dem 2. Weltkrieg verlor Deutschland einige technische
Gebiete an die USA, die enorm viele Patente und Forscher aus Deutschland rauben konnten (nur ein Beispiel unter vielen: Wernher von Braun und seine riesige Mannschaft), weil sie aus dem 2. Weltkrieg als Sieger hervorgingen.
Doch auch nach dem 2. Weltkrieg hat Deutschland seinen Weltmeistertitel gut verteidigt,
und erst die Entwicklungen seit 1990/2000 zeigen erstmals einen fremd anmutenden
negativen Trend an. Das wird unsere Feinde, die heute größtenteils
unter uns weilen, freuen. Doch mögen diese Neider auch noch so viele Märchen
in die Welt setzen, auf diesen Weltmeistertitel - ich nenne ihn Bildung - können
wir stolz sein. Der Neid aber - ich nenne ihn Einbildung - will immer schon die
Zerstörung. Bleibt nur noch zu sagen, daß Deutschlands Konkurrenz deswegen
auf die zerstörerische Verdrängung zwanghaft angewiesen ist, weil sie
unser Deutschland, nämlich seine »einzigartige Erfolgsgeschichte auf
allen Gebieten, bewundert und beneidet.« (Ehrhardt Bödecker, a.a.O.,
2004, S. 214 [**]).
Deutschland war damals die Supermacht, also die größte Weltmacht -
vergleichbar mit den USA der 1990er Jahre.Deutschland
hatte damals das beste Bildungssystem der Welt, die besten Schulen und Universitäten
der Welt (und schon seit Beginn der Vergabe von Nobelpreisen die mit weitem Abstand
meisten Nobelpreisträger der Welt), die besten Techniker und Wissenschaftler
der Welt, die beste und stärkste Armee der Welt, die beste (»schlanke«,
effizienteste) Verwaltung der Welt, die beste Wirtschaft der Welt, die größte
(und auch in allen Bereichen größte) Industrie der Welt, die geringsten
Staatsschulden der Welt, die geringste Steuerbelastung der Welt, die meisten Kreativen
der Welt, die meisten Reichen der Welt, die wenigsten Armen der Welt, die wenigsten
Kriminellen der Welt, die wenigsten (0,9%) Analphabeten der Welt, die geringste
(1% bis 2%) Arbeitslosigkeit der Welt, das beste Gesundheitssystem der Welt, das
beste Sozialsystem der Welt, das beste Alters- und Rentensystem der Welt, die
beste Rechtssicherheit der Welt, den besten Arbeitsschutz der Welt, die besten
Prudukte der Welt (»Made in Germany« = 1. Qualität der Welt),
das beste (demokratischste) Parlament der Welt, die besten Lebensverhältnisse
der Welt ... u.s.w. u.s.w. u.s.w. ..., ja eben überhaupt die beste Nation
der Welt. (**).
Beispielsweise konnte ein gelernter Maurer in Deutschland mit nur drei Wochenlöhnen
die Jahresmiete seiner Wohnung bezahlen. An den deutschen Börsen stiegen
die Aktien vornehmlich dann, wenn die Arbeitslosigkeit abnahm, und fielen, wenn
sie zunahm - und das bei einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 1% bis
2% bei ständig steigender Zahl von Arbeitssuchenden. Die
Staatsquote als der Staatsanteil betrug nur rd. 10% (zum Vergleich: in
den 1990er Jahren betrug in der Bundesrepublik Deutschland der Staatsanteil zwischen
50 und 60 Prozent [**|**|**]).
Dies alles wäre ohne wissenschaftliche, technische, wirtschaftliche, soziale
und politische Freiheit niemals möglich gewesen. Deshalb sei an dieser Stelle
ausdrücklich gewarnt vor den Lügen der heutigen Parteipolitiker, die
vor allem deshalb lügen, weil sie ihre Macht sichern wollen, weil sie Angst
davor haben, daß ihre Wähler bessere Politiker wählen könnten,
weil sie nicht denselben Mut haben wie die damaligen Politiker des Deutschen Reiches.Für
die heutige globale Finanzkrise gibt es nur einen Ausweg (auch und gerade dann,
wenn er mit viel Neid als »Sonderweg« bezeichnet wird): das
Deutsche System - ob man es nun die Deutsche Marktwirtschaft, die
Ökologische Marktwirtschaft, die Soziale Marktwirtschaft, die
Ökosoziale Marktwirtschaft, den Deutschen Kapitalismus, den
Deutschen Sozialismus, den Rheinischen Kapitalismus, den Rheinischen
Sozialismus, den Preußischen Kapitalismus, den Preußischen
Sozialismus, die Deutschland AG oder sonstwie nennt -, gemeint
ist hier die Deutsche Wirtschaftsform als ein Teil der Deutschen Gemeinschaftsform,
die bekanntlich auch Deutsche Kulturnation oder Deutsche Technik- und
Wissenschaftsnation (Land der Dichter und Denker) genannt wird, die
erfolgreichste der Welt.Der Deutsche oder auch Preußische
Sozialismus ist nicht der linke Sozialismus, also der Kommunismus mit seinen
Varianten; es ist damit überhaupt nicht so sehr ein vom Staat dirigierter
oder gar kommandierter Sozialismus gemeint, sondern jener alte Sozialismus, der
sich aus dem Zusammenspiel zwischen Markt und Gemeinschaft, begleitet von einem
Staat mit einer sehr schlanken und deshalb sehr effizienten Verwaltung (**),
fast wie von selbst ergibt - fast deshalb, weil immer nur fast
eine freie Marktwirtschaft existieren kann. Noch Ludwig Erhard hat nicht so gern
Soziale Marktwirtschaft gesagt, sondern immer wieder darauf hingeweisen,
daß der freie Markt das eigentlich Soziale sei, daß nur eine freie
Marktwirtschaft zugleich auch eine soziale sei. Jedenfalls ist sicher, daß
der Staat sich möglichst aus Markt und Gemeinschaft heraushalten sollte.
Ein Musterbeispiel hierzu liefert das Deutsche System (**)
zur »Hochzeit« des modernen goldenen Zeitalters Deutschlands (**).
Daß Deutschland damals in allen (allen!) Bereichen Weltführer
(**)
war, hat seinen Grund in der deutschen Tradition, in der deutschen Intelligenz, in den typisch deutschen Tugenden
als Voraussetzungen für den Erfolg dieses Deutschen Systems, der Deutschen
Ordnung.
Heute sind es bei uns mittlerweile »gerade die antimarktwirtschaftlichen
Steuer- und Abgaben-Exzesse, die politische Regelungswut und die
arbeits- und tarifrechtlichen Hindernisse, welche den Mittelstand
- und somit die echten (Eigentümer-)Unternehmer - immer mehr
schwächen und ausdünnen. Genau diese aber sind - oder
wären - das Lebenselixier der Marktwirtschaft und könnten
die Konzerne das Fürchten lehren.« (Roland Baader, Die
wahre Macht des Kapitals, in: JF, 13.05.2005 **).
Außerdem sei den angeblichen Moralisten gesagt: »Erzwungene
Moral ist keine Moral. Und Freiheit kann es nur in einer Ordnung
geben, in welcher die Eigentumsrechte respektiert werden. Am sichersten
und besten geschieht dies im Kapitalismus.« (Ebd. **).
Das ist die wahre Deutsche Ordnung, und sie war am erfolgreichsten
v.a. zur »Hochzeit« des modernen goldenen Zeitalters
Deutschlands (**).
Damals lag der Staatsanteil bei nur 10% (**),
in der heutigen Bundesrepublik Deutschland liegt er bei rund 70%.
Rund 70%, das ist wahnsinnig, schrecklich, ein Horror! In der Kategorie
»Umfang der Staatstätigkeit« stand die Bundesrepublik
2007 »auf Platz 102 von 123 Staaten und damit nahe bei diktatorisch
regierten Staaten«, bei der »Regulierung des Arbeitsmarktes«
»auf Platz 115 von 131 Staaten. (Vgl. F.A.Z., 01.11.2007,
S. 12 **).«
(Max Eichenhain, 2034 - Abschied vom Abendland, 2007, S.
191 **).
Es soll hier aber auch nicht der übertriebene Liberalismus
gelobt, sondern lediglich darauf hingewiesen werden, daß ein
vom Staat verordneter Kollektivismus (fast immer ist er ein Links-Sozialismus
**) falsch,
böse, häßlich ist; er ist also in logischer, ethischer,
ästhetischer, in jeder Hinsicht die schlechteste Lösung
von allen. Kollektivformen (**|**)
gibt es auch ohne Staat; der Staat muß sich aus ihnen möglichst
heraushalten; ein kollektivistischer Staat will Formen diktieren,
die es schon lange vor der Zeit des Staates gab; ein kollektivistischer
Staat schreibt kurz vor seinem Ende sogar vor, wann wer mit wem
wie und um welche Uhrzeit ins Bett gehen muß. Der Staat soll
die Gemeinschaft in Ruhe lassen, anders gesagt: der Staatsanteil
muß stets unter 15% und über 4% bleiben
(meine Faustregel!). Der Staat soll sich nur da einmischen, wo es
wirklich erforderlich ist, z.B. dann, wenn die Rahmenbedingungen
verletzt worden sind. Und diese Rahmenbedingungen darf er nicht
ständig erweitern, verengen oder sonstwie auf ein von ihm bevorzugtes
Maß verändern. Ein Staatsanteil von 10%, wie er früher
in Deutschland üblich war, ist also eine optimale Lösung.
Um einen solchen schlanken Staat wieder zu erreichen, bedarf es
aber erst einmal der Erinnerung an die Zeit, in der in Deutschland
alles am besten und optimalsten war (**|**),
also v.a. an die »Hochzeit« seines modernen goldenen
Zeitalters:
Deutschlands
modernes goldenes Zeitalter hatte seine »Vorlaufzeit« (in etwa von
1780 bis 1860), seine »Hochzeit« (in etwa von 1860 bis 1960) und seine
»Auslaufzeit« (in etwa von 1960 bis ....). Jede dieser drei Zeiteinheiten
kann wiederum in mindestens drei kleinere Zeiteinheiten (Zeitstufen) unterteilt
werden. Für unser Thema am interessantesten ist natürlich die Hochzeit,
also in etwa die Zeit von 1860 bis 1960, und in deren Mitte finden wir nicht zufällig
die von Kaiser Wilhelm II. stark geprägte Zeit, die deshalb auch »Wilhelminismus«
genannt wird.
Damit müssen wir uns ein bißchen näher beschäftigen
und dabei auch die Vorurteile der »68er« als Lug und
Betrug entlarven, z.B. auch die von den »68ern« hochgejubelte,
von Fritz Fischer 1961 aufgestellte unsinnige These. Wenn Wilhelm
z.B. 1892 in das Goldene Buch der Stadt München schrieb: »Der
Wille des Königs sei das höchste Gesetz«, meinte
er nicht sich selbst, wie die »68er« und andere Linke
gern glaubten und immer noch glauben, sondern er spielt auf die
Situation in Bayern an, wo nach der Entmündigung Ludwig II.
die Monarchie akut gefährdet war. Eberhard Straub beschreibt
in seinem 2008 erschienen Buch (Kaiser Wilhelm II. in der Politik
seiner Zeit - Die Erfindung des Reiches aus dem Geist der Moderne)
die 26 Jahre vom Regierungsantritt Wilhelms II. bis zum Beginn des
1. Weltkriegs sogar »als die großartigste Epoche,
die Deutschland in seiner jüngeren Geschichte erlebt hat.«
(Erik Lehnert, Wer war der Kaiser?, in: Sezession, Dezember
2008, S. 33). Der Aufschwung in Wissenschaft, Technik, Wirtschaft
und allem sei in dieser Zeit besonders einzigartig gewesen, und
wenn er für Deutschland, das ja ohnehin als die Kulturnation
überhaupt galt, einen Aufschwung für diese Zeit konstatiert,
so bedeutet das, daß er einen nochmaligen Aufschwung innerhalb
eines schon seit langem andauernden Aufschwungs konstatiert. Und
Lehnert bemerkt: »Hinzu kommt, daß diese Ära sicher
die Zeit der größten persönlichen Freiheit war,
die es je gegeben hat. Das haben vor Straub schon andere festgestellt,
etwa Golo Mann und Karl Jaspers, aber es ist in Vergessenheit geraten.
Straub stellt den großen Anteil heraus, den Wilhelm II. an
dieser Blüte hatte.« (Ebd.). Lehnert erinnert auch an
Niall Ferguson, der in seinem 1999 erschienenen Buch (Der falsche
Krieg) »England als die kriegstreibende Macht herausstellt«,
und an die 2008 erschienene Wilhelm-Biographie von Christopher Clark,
in der es u.a. heißt: »In der Literatur über diese
Periode - und im allgemeinen, heutigen Bewußtsein - ist die
verblüffende Tendenz zu beobachten, die Angelegenheit aus englischer
Sicht zu betrachten, implizit die Vorstellung zu akzeptieren, daß
die britische, koloniale Ausdehnung und die britischen Auffassungen
vom Recht der Briten eine natürliche Ordnung bildeten,
in deren Licht die deutschen Proteste (hier ist die Krüger-Depesche
gemeint) offensichtlich mutwillige Provokationen waren.«
(Christopher Clark, Wilhelm II. - Die Herrschaft des letzten
deutschen Kaisers, 2008). »Dieser nüchterne Blick
auf die Dinge kann dann auch erkennen, daß Wilhelm II. am
Ausbruch des Ersten Weltkriegs unschuldig ist, er ihn bis zum Schluß
nicht gewollt hat (**).
In Straubs Eloge wird noch etwas deutlich: Es handelte sich beim
Wilhelminismus um ein eminent modernes Phänomen.
Der Kaiser war kein Autokrat, aber eben auch kein Frühstückspräsident.
Er war so etwas wie eine überparteiliche Instanz, die - als
preußischer König von Gott als Kaiser wohl lediglich
historisch legitimiert - den gesellschaftlichen Ausgleich herbeiführen
wollte und oft auch konnte. Das System hatte die Vorzüge, die
man heute an Präsidialdemokratien oder konstitutionellen Monarchien
beobachten kann: Es hatte ein Zentrum, an dem der Parteienstreit
ruhte (selbst die Sozialdemokraten machten da selten eine Ausnahme).
Deutschland war ein junger Nationalstaat mit einem Demokraten
auf dem Thron (Straub): Ohne den Reichstag konnte er nichts,
gegen das Volk wollte er nichts unternehmen. Was seine Minister
und Berater betrifft, war das Verhältnis von Fall zu Fall sehr
verschieden. Der Kaiser hatte sicher so etwas wie eine Richtlinienkompetenz,
doch die Richtlinie stand nicht fest und war von den Leuten abhängig,
die Zugang zum Machthaber (Carl Schmitt) hatten - aber
das war in England nicht anders.« (Erik Lehnert, ebd.).
Damals war Deutschland viel demokratischer als England und fast
alle anderen Staaten der Welt (**).
**
**
**
**
Deutschland
war damals so eindeutig die stärkste Macht, daß unter seiner Führung
die Einigung Europas gekommen wäre, wenn nicht die späteren Weltkriegsgegner
genau dies mit ihrem Neid und ihrer Kriegshetze verhindert hätten. »Der
englische Historiker Niall Ferguson hatte etwas ganz Ähnliches im Sinn, als
er feststellte: »Wir Engländer haben es im 1. Weltkrieg ganz falsch
gemacht, die Deutschen zu bekämpfen und mit Hilfe der USA zu besiegen; denn
hätten die Deutschen gesiegt, dann wäre die gegenwärtig sich vollziehende
Einigung Europas schon vierzig oder fünfzig Jahre früher eingetreten.«
(Ernst Nolte / Siegfried Gerlich, Einblick in ein Gesamtwerk, 2005, S.
119 **).
Die Tatsache, daß Deutschland zwei Weltkriege verloren hat - und das auch
nur knapp, denn es hätte sie auch gewinnen können (**)
-, beweist ebenfalls, daß Deutschland mindestens 100 Jahre lang die erfolgreichste
Nation der Welt war (**).
Kein anderes Land hätte gegen den Rest der Welt so lange mit so viel Erfolg
Krieg führen können (**|**).
Und weil so viele ausländische Nationen damals so neidisch auf Deutschland
als die erfolgreichste und stärkste Macht der Welt waren, wurde die Einigung
Europas, die ja schon damals von Deutschland ausdrücklich gewollt war, von
den ausländischen Neidern verhindert. Die erfolgreichste
Nation der Welt (**|**)
- dieser Titel ging um 1860 von England auf Deutschland und um 1960 von Deutschland
auf die USA über. Deutschland hat ihn ein Jahrhundert lang, vielleicht sogar
etwas länger als ein Jahrhundert lang behauptet. Ob die USA fähig sein
werden, auch dies nachzumachen?Das, was wir dringend
brauchen, ist eine Restauration des politischen und wirtschaftlichen Systems,
und zwar sofort. Diese Restauration brauchen wir nicht so sehr zu nostalgischen
bzw. utopischen Zwecken, sondern ausschließlich zu einem auf die Zukunft
(wegen der Verantwortung gegenüber unseren Nachkommen) ausgerichteten und
sich dabei an der Vergangenheit (wegen der Erfolge unserer Vorfahren) orientierenden
Zweck. Machen wir uns also nichts vor; denn sogar dann, wenn die in der folgenden
Tabelle (**) genannten Ziele bald erreicht
würden, würden leider immer noch nicht alle Kriterien erfüllt sein,
um die ehemalige Spitzenreiterrolle Deutschlands in der Welt zurückerobern
zu können; denn gerade das, was Deutschland damals so erfolgreich werden
ließ, hatte seine Gründe in der Tradition, und gerade die wurde und
wird ja von den Neidischen, Dummen und Micheligen bekämpft - trotz des Gewinns
für alle. In rund 75 von den mindestens 100 Jahren, in denen
Deutschland die erfolgreichste Nation der Welt war (**),
gab es hier auch die richtige - weil gesunde - Mischung aus Demokratie,
Aristokratie, Monarchie (**),
aus Links-Sozialismus, Rechts-Sozialismus, Liberalismus (**).
Daß z.B. Demokratie und extremer Liberalismus genauso schlecht verträglich
sind wie Demokratie und die extremen Sozialismen von links und rechts (**),
haben viele längst vergessen, weil ihnen seit 1918 (kein Zufall!)
und besonders seit 1945 (kein Zufall!) das angelsächsische Modell,
in dem der (wirtschaftliche) Liberalismus dominiert und folglich gerade die Demokratie
faktisch so gut wie gar nicht existiert, eingeredet worden ist - obwohl das nie
so richtig geklappt hat: bis 1998, als der Verrat am Deutschen System (**)
durch die extrem (neo-)imperialistischen, extrem (neo-)kapitalistischen,
extrem (neo-)liberalistischen »Rotgrünen« unter Schröder
und Fischer begann (**).
Deren Nachfolger erkannten die Fehler immerhin, aber unternahmen fast nichts,
um sie zu korrigieren. Auch das zeigt, wie sehr meine empfohlene Restauration
des politischen und wirtschaftlichen Systems dringend notwendig ist.Hier
nur einige (der mittlerweile unzähligen) Punkte zur Restauration: | 1.1)
Rechtspolitisches Subsystem |
| -
Präsididiale Demokratie | Deutschlands
Weimarer Republik war eine Präsidialdemokratie und neben der ihr vorhergegangenen
parlamentarischen Monarchie des 2. Kaiserreiches das modernste und demokratischste
Politsystem Deutschlands. Der Kaiser und nach ihm erst recht der Reichspräsident
regierten präsidialdemokratisch. Der Reichspräsident wurde direkt vom
Volk gewählt. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik gibt es nicht wirklich
ein demokratisches Politsystem, sondern nur einen äußerst negativen
Parlamentarismus der Parteien; oppositionelle Parteien sind verboten oder werden
von Verfasunsgschutz, Polizei und Undercover-Agenten des Parteienstaates
so lange ausspioniert, bespitzelt und provoziert, bis sie endlich verboten werden
können (**|**);
außerdem werden die Parlamentarier gar nicht vom Volk gewählt, weil
sie über »Listen« ins Parlament einziehen; und auch der Bundespräsident
z.B., obwohl er nur Repräsentant ist, darf vom Volk nicht gewählt werden. | | -
Volksabstimmungen | Demokratie heißt
Volksherrschaft, und dazu gehören auch Volksabstimmungen. In der Weimarer
Republik gab es Volksabstimmungen, in der Bundesrepublik gibt es sie nicht. Bundesrepublikanische
Herrschaften reden nur von Demokratie, praktizieren sie aber nicht, lassen sie
auch gar nicht zu, verhindern sie, wo es ihnen nur möglich ist. In der Bundesrepublik
gibt es keine Demokratie. | | -
Volksvertretung | Volksvertretung
ist das richtige, Parlament das falsche Wort in einer Demokratie. Deutschlands
Parlamentarier müssen wieder direkt vom Volk gewählt werden und dürfen
nicht mehr - wie in der Bundesrepublik - über »Listen« und ähnlichen
Klüngel ihre Sitze im Parlament erhalten. Jeder Abgeordnete muß
direkt vom Volk gewählt werden. Listen darf es nicht mehr geben. Während
der Abgeordnetenzeit müssen Parteimitgliedschaften ruhen. Fraktionen darf
es nicht geben. Deutschlands Parlament darf nicht ein »Elfenbeinturm für
Parlamentarier« sein wie in der Bundesrepublik, sondern muß wieder
ein Ort für Volksvertreter werden. Die Wahlbeteiligung soll die Größe
des Parlaments bestimmen - so war es nämlich in der Weimarer Republik, als
die Zahl der Sitze im Reichstag sich der veränderten Wahlbeteiligung anzupassen
hatte. Wir müssen also mehr Geschichte wagen, mehr Nation wagen, mehr
Demokratie wagen. | | -
Regierung | Regierungen müssen
direkt vom Volk gewählt oder vom Präsidenten einberufen werden. In der
Bundesrepublik wird die Regierung von den Parteien der Parlamentarier bestimmt.
Alle Minister sind den Parteipolitikern bereits vor der Wahl bekannt. Das
Volk will aber eine Demokratie und darum bestimmen, zumindest mitbestimmen
oder aber durch einen von ihm selbst direkt gewählten Präsidenten bestimmen
lassen, wer Regierungsverantwortung übernimmt. | | -
Gewaltenteilung | Gewaltenteilung
muß ohne Klüngel funktionieren. Ämter dürfen nur durch kontrollierbare
Wahl und nicht durch Absprache vergeben werden. In der Bundesrepublik
werden Exekutive, Legislative und Judikative ausschließlich von den etablierten
Parteien bestimmt, und weil solche Parteien sich in der Sache einig sind, bilden
sie faktisch eine einzige Blockpartei und also einen totalitären Parteienstaat. | | -
Verfassung | Verfassung statt »Grundgesetz«.
Das bundesrepublikanische »Grundgesetz« klingt, wie schon das Wort
verrät, nach Gesetz im Sinne von Vorschrift oder sogar Diktat, jedenfalls
nicht nach einer Verfassung, in der zu sein eine Gemeinschaft als eine Nation,
ein Volk, eine Demokratie verbindlich Zeugnis ablegt. Die Verfassung muß
am Volk und darum an der Volksherrschaft (= Demokratie) orientiert sein. | | -
Föderalismus | Handlungsfähigkeit
wird vom bundesrepublikanischen Föderalimus regelrecht zerstört. Der
Föderalismus soll darum stark eingeschränkt oder sogar ganz abgeschafft
werden. |
| 1.2)
Wirtschaftspolitisches
Subsystem |
| -
Wirtschaftspolitik | Rotgrüne,
und zwar unter der Verantwortung von Schröder und Fischer, haben das, was
ihre Vorgänger die »Deutschland AG« (**|**)
nannten, erheblich beschädigt. Wenn wir diese verbrecherische Politik nicht
möglichst bald ändern (restaurieren), werden die globalen Finanzkrisen
einen immer größeren Umfang annehmen und die meisten von uns ruinieren.
** | | -
Finanzpolitik | Vertrag
von Maastricht heißt jener Jammer, der im Dezember 1991 beschlossen wurde,
am 7. Februar 1992 unterzeichnet wurde, am 1. November 1993 in Kraft trat und
dazu führte, daß am 1. Januar 1999 die Währungshoheit der einzelnen
EU-Länder auf die Europäische Zentralbank (EZB) überging.
Aus Protest gegen diesen Maastrichter Vertrag (ja überhaupt aus Protest gegen
die gesamte Finanz- und Wirtschaftspolitik der damaligen Regierung unter Kohl
und Genscher) trat der damalige Präsident der Bundesbank, Karl Otto Pöhl
(*01.12.1929), von seinem Amt zurück. Das geschah nicht zufällig: Pöhl
hat die globale Finanzkrise vorausgesehen. Die Zentralbank der EU (EZB)
betreibt eine ähnlich fiese und miese Geldpolitik wie die Zentralbank
der USA (Fed). Beide müssen aber dringend lernen, ihre Geldpolitik
an der Geldmenge auszurichten. Sie müssen vom Deutschen System (**)
lernen: die Bundesbank hatte ihre Geldpolitik immer an der Geldmenge ausgerichtet:
die Zinsen erhöht, wenn die Geldmenge gestiegen war, um so einen Kassenüberschuß
in der Wirtschaft zu verhindern. ** |
| 1.3)
Andere politische Subsysteme |
| -
Außenpolitik | Außenpolitik
bedeutet: die politischen Interessen der Nation nach außen vertreten. Aber
unsere Außenminister vertreten - wie alle anderen bei uns Herrschenden -
die Interessen des Auslands. Unsere Außenpolitik ist nur noch eine Auslandsinteressenpolitik.
Das muß sich unbedingt ändern. Das Deutsche Volk wollte und
will nicht am Hindukusch, in Israel, Palästina, Guantánamo, auf dem
Mond oder sonstwo von Fremden oder Nichtfremden-im-Dienste-der-Fremden belogen
und betrogen werden. Das Deutsche Volk will, daß seine Interessen
im Inland und im Ausland von seiner Regierung vertreten und verteidigt
(**)
werden. ** | | -
Bevölkerungspolitik | Bevölkerungspolitik
bedeutet besonders Nachwuchspolitik, d.h. Familienpolitik. Hierzu gilt ähnliches
zu sagen wie zur Bildungspolitik. Wer auf Nachkommenschaft verzichtet - wie die
bundesrepublikanischen Politiker -, ist bald pleite. Die bundesrepublikanischen
Politiker praktizieren eine antideutsche und also auch antidemokratische Politik,
wollen die Parallelgesellschaften (euphemistisch »Multli-Kulti-Gesellschaft«
genannt), also den Bürgerkrieg, die Brasilianisierung (**),
den »neu-mittelalterlichen« Feudalismus. Jeder weiß: Zuwanderung
ist keine Lösung, sondern das Gegenteil; Zuwanderung verschärft das
Nachwuchsproblem, Zuwanderung macht noch mehr Probleme (z.B. solche, die es vorher
in Deutschland gar nicht gab), Zuwanderung ist zu gefährlich und zu teuer
(**).
** | | -
Bildungspolitik | Bildung ist das
bedeutendste Gut, und das ja wohl erst recht für Deutschland als das Land
der Dichter und Denker, die Technik- und Wissenschaftsnation. Wer die
Bildung vernachlässigt - wie die bundesrepublikanischen Politiker -, ist
bald pleite. Leider ist die Politik kein verantwortungsbewußtes Wirtschaftsunternehmen,
denn sonst hätte die bundesrepublikanische Politik schon in den 1960er Jahren
Konkurs anmelden müssen. Kein einziges Wirtschaftsunternehmen verzichtet
auf Forschung und Entwicklung; die bundesrepublikanische Politik aber tut gerade
dies am liebsten. ** | | -
Verteidigungspolitik | Verteidigungspolitik
bedeutet Politik zur Verteidigung der Nation und der Demokratie (d.h. des Volkes),
deshalb dürfen die bundesrepublikanischen Politiker nicht weiterhin Stiefelputzer
der USA (mit Israel zusammen: Usrael) bleiben und ihnen jeden Wunsch erfüllen.
Um nicht weiterhin herumkommandiert zu werden, nicht weiterhin erpreßbar
zu bleiben und endlich eine eigenständige, d.h. Nation und Demokratie (also:
Volk) dienende Verteidigungspolitik durchzusetzen, muß atomar aufgerüstet
werden (**).
Natürlich wird es da Gegner geben, doch die sind zumeist vom Ausland ferngelenkt.
Außerdem müssen außenpolitische Vorkehrungen getroffen werden,
z.B. der Abzug aller ausländischen Soldaten. U.U. muß sogar die NATO
verlassen werden, denn die hatte sowieso nur im »Kalten Krieg« einen
Sinn (**).
Zumindest jedoch sollte den (ehemaligen) NATO-Partnern verdeutlicht werden, daß
auch Deutsche ein Recht auf Selbstverteidigung haben. ** | | -
Innenpolitik | Sicherheit ja, Staatssicherheit
nein: Stasi raus! Einen Überwachungsstaat brauchen wir nicht, und die Probleme,
die wir mit dem Islamterror(ismus) haben, haben unsere Politiker und die sie stark
beeinflussenden Lobbygruppen doch selbst ins Land geholt, weshalb nicht ein Überwachungsstaat
nötig ist, sondern eine Veränderung seines politischen Systems, wie
sie hier kurz und knapp vorgestellt wird. ** | | -
Verwaltungspolitik | Eine sehr
schlanke und deshalb sehr effiziente Verwaltung, wie sie in der Zeit des 2. Deutschen
Reiches praktiziert wurde (**),
muß unbedingt wieder erreicht werden. ** |
2.)
Wirtschaftliches System |
- | Die
Lösung muß lauten: Deutsches Wirtschaftssystem, ob es die Deutsche
Marktwirtschaft, die Ökologische Marktwirtschaft, die Soziale
Marktwirtschaft, die Ökosoziale Marktwirtschaft, den Deutschen
Kapitalismus, den Deutschen Sozialismus, den Rheinischen Kapitalismus,
den Preußischen Sozialismus, die Deutschland AG oder sonstwie
genannt wird, ist egal, denn gemeint ist immer das Deutsche Wirtschaftssystem.
Gemeint ist damit also die Deutsche Wirtschaftsform als ein Teil der Deutschen
Gemeinschaftsform, die auch Deutsche Kulturnation oder Deutsche
Technik- und Wissenschaftsnation (Land der Dichter und Denker) genannt
wird: die erfolgreichste der Welt (**|**).
Die Rahmenbedingungen für jedes normale und »gesunde« Wirtschaftssystem
gibt jedoch die Politik mit ihren rechtlichen Regeln und »Gesetzen«
vor, und darum betrifft die Restauration primär das politische System
(**). |
Demokratie
heißt Volksherrschaft. Daran kann niemand etwas ändern. Und da, wo
das Volk an der Politik nicht oder zu wenig teilnehmen darf, gibt es auch keine
oder zu wenig Demokratie. Also gibt es in der Bundesrepublik keine oder zu wenig
Demokratie. Das bestätigt auch die politische Praxis in der Bundesrepublik
Deutschland. Denn die sichere Aussage darüber, wie demokratisch wer oder
was ist, gibt nicht das, was auf dem Papier steht, sondern das, was praktiziert
wird. Und da, wo das Volk an der Politik nicht oder zu wenig teilnimmt, wird auch
keine oder zu wenig Demokratie praktiziert. Also gibt es in der Bundesrepublik
keine oder zu wenig Demokratie. Und da erst dann wirklich von Demokratie gesprochen
werden kann, wenn an der politischen Praxis der Anteil der Demokratie mehr als
50% beträgt - und dieser beträgt in der Bundesrepublik eben nur rund
30% -, kann statt »keine oder zu wenig Demokratie« auch »keine
Demokratie« gesagt werden. Man kommt also, ob man will oder nicht, zu folgender
Schlußfolgerung: Es gibt in der Bundesrepublik keine Demokratie!Wir
brauchen also keine bundesrepublikanische Lösung, sondern eine deutsche.
Wir brauchen nicht mehr Staat, sondern weniger; wir brauchen nicht mehr Föderalismus,
sondern weniger oder gar keinen; wir brauchen nicht mehr Parteienstaat, sondern
gar keinen; wir brauchen nicht mehr Bürokratie (Diktatur) der EU (**),
sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr Befehlsstruktur (Diktatur) der NATO
(**),
sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr politische Korrektheit (Zensur), sondern
gar keine; wir brauchen nicht mehr Diktatur, sondern gar keine; wir brauchen nicht
mehr »Klimahysterie« (**),
sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr globalkapitalistische »Heuschrecken«
(**),
sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr Brasilianisierung (**),
sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr Zuwanderung (**),
sondern gar keine; wir brauchen nicht mehr Parallelgesellschaften, sondern gar
keine. Wir brauchen nicht weniger Deutsche, sondern mehr; wir brauchen nicht weniger
Nation, sondern mehr; wir brauchen nicht weniger Demokratie, sondern mehr; wir
brauchen nicht weniger Freiheit, sondern mehr; wir brauchen nicht weniger Meinungsfreiheit,
sondern mehr. Wir brauchen also keine bundesrepublikanische Lösung, sondern
eine deutsche.Nur das Deutsche System
(**)
kann die Lösung für die Probleme aller globalen Finanzkrisen sein. Globale
Lösungen sind keine Lösungen, sondern Rhetorik, denn es gibt kein
globales Subjekt, keinen globalen Akteur. Europäische Lösungen
sind ebenfalls keine Lösungen, sondern Rhetorik, denn es gibt (noch) kein
europäisches Subjekt, (noch) keinen europäischen Akteur, und wenn es
den zukünftig geben sollte, wird er eine blasse Figur sein, weil die meisten
Nationen der EU auch weiterhin ihre Interessen über die EU stellen werden.Es
war ja ausgerechnet die deutsche Regierung unter Schröder und Fischer, die
als Erste das Deutsche System (**)
mit Füßen getreten hat, deutsche Unternehmen den globalkapitalistischen
»Heuschrecken« (**)
ausgeliefert hat. Als regierende »Rotgrüne« sorgten die »68er«
als Erste per Gesetzesänderung dafür, daß in Deutschland Wirtschaft
und Politik immer mehr dem Auslandskapital ausgeliefert werden konnten. Ausgerechnet
die »68er«, denn die hatten ja bekanntlich in den 1960ern, 1970ern,
1980ern noch Kommunisten sein wollen, aber nie die Kapitalisten, die sie seit
den 1990ern sind. Diese Rotgrünen haben Deutschland bzw. das Deutsche
System auf totalitäre Weise verraten und verkauft und sind genau diejenigen,
die sie früher haßten und bekämpften. Es war ja schon schlimm
und verbrecherisch genug, daß sie befahlen, Krieg wieder von deutschem Boden
aus zu starten, doch dann machten sie mit ihren Änderungen der Gesetze Deutschland
sogar auch noch wirtschaftlich zu einem Schlachtfeld. Diese Verbrecher sind folglich
rotgrüne Krieger im doppelten Sinne des Wortes: Neo-Imperialisten und Neo-Liberalisten
(Globalkapitalisten).Als am 15. September 2008 die globale Finanzkrise
begann, hatten die Politiker natürlich wieder die obligatorischen Beschwichtigungen
und Lügen parat, aber sie wurden schon bald gebremst, woraufhin sie sehr
plötzlich umschwenkten und das Gegenteil behaupteten, während zugleich
die notwendigen Änderungen natürlich nicht vorgenommen wurden. Lange
kann das aber so nicht mehr funktionieren. Weder ihre widerlichen Lügen
über den »guten« globalen Markt noch ihre megalomanischen Versprechen,
bestimmte Banken zu »verstaatlichen«, werden zu einer »Zähmung«
des Globalkapitalismus beitragen. Im Gegenteil: die nächste globale Finanzkrise
wird mit hoher Wahrscheinlichkeit besonders dann schon bald kommen, wenn die Politiker
weiterhin nichts Fundamentales an ihrer Politik ändern werden.Die
poltische Handlungsunfähigkeit Deutschlands (und folglich Europas) war und
ist das mittel- bis langfristige Ziel der USA. Dieser Kampf zwischen den USA und
Deutschland (also auch Europa) ist der letzte große inner-abendländische
Kampf (sofern man die USA als abendländisch bezeichnen darf!), denn
nach diesem Kampf wird das Abendland (sofern es dann noch existieren wird!) nur
noch mit nicht-abendländischen Mächten große Kämpfe
zu bestreiten haben (sofern es dann noch kämpfen können wird!).
Und das geht nur, wenn es zusammenhält. Wie soll es aber zusammenhalten können,
wenn es bereits zu viele Nicht-Abendländer bei sich aufgenommen hat
und folglich politisch handlungsunfähig geworden ist? Politisch handlungsunfähig
geworden durch den gegen die USA verlorenen Kampf, der übrigens eigentlich
Krieg heißen muß, von einem Wirtschaftsweltkrieg derselben Gegner
begleitet wird und darum sogar 3. Weltkrieg genannt werden muß. Die
Hauptgegner sind - wie schon in den beiden vorherigen Weltkriegen - USA und Deutschland.Wenn
die »Seit-(1918-)1945(-1989)-Politik« in Deutschland sich nicht ändern
wird, d.h. wenn sie weiterhin eine gegen Deutschland und damit auch gegen Europa
gerichtete Politik bleiben wird - wie es der Wille der Feinde ist, die überall
lauern, besonders mit Hilfe ihrer Spione -, dann steht der Sieger des »Wirtschaftsweltkrieges«
schon jetzt fest. Die Römer brauchten 3 Punische Kriege, um Karthago endgültig
zu besiegen. Der letzte, der 3. Punische Krieg war ebenfalls ein nur noch aus
wirtschaftlichen Interessen (die letztlich bekanntlich auch nur der Macht dienen)
geführter Krieg. Und genau den führen wir heute - sogar auf wirklich
globaler Ebene - auch. Die Frage ist: auf welcher Seite?»Der 1.
Weltkrieg war ein chemischer Krieg, der 2. Weltkrieg war ein physikalischer
Krieg, und der 3. Weltkrieg wird ein wirtschaftlicher Krieg
sein« (Hans Sprute). Heute kann wohl niemand mehr ernsthaft bestreiten,
daß wir uns schon seit langem in einem »Wirtschaftsweltkrieg«
befinden. Dieser 3. Weltkrieg ist kein Hirngespinst, auch wenn alle an ihm Beteilgten
- natürlich - immer wieder versuchen, ihn zu vertuschen, zu verharmlosen
und zu verniedlichen. Er offenbart sich u.a. durch das Verhalten der USA und das
Reagieren ihrer Feinde, und der Hauptfeind ist - immer noch oder schon wieder
- Deutschland bzw. Deutschlands EU (**).
In allen Wirtschafts- und allen Finanzsektoren geht es den USA stets darum, die
hyperreichen Globalisten auf Kosten der Feinde noch reicher zu machen
- anders geht es für sie offenbar auch nicht mehr - und darum immer den Erstschlag
zu machen. Anders gesagt: Schuld an allen diesen kriegerischen Überfällen,
Raub- und Feldzügen haben nach wie vor die USA.Auch in den beiden
vorherigen Weltkriegen hatte die Wirtschaft bereits eine Bedeutung globalen Ausmaßes,
wenn auch nur zu ungefähr 70-80%; im heutigen 3. Weltkrieg jedoch beträgt
dieses globale Ausmaß 100%. Und wie gesagt: Die Herrschenden und Lobbygruppen
in Deutschland kämpfen dieses Mal nicht für Deutschland (und also letztlich
auch nicht für Europa), sondern für die USA (und Israel). Dabei hätten
sie aus der Geschichte lernen können und müssen, daß man zwar
politische Unrechtssysteme bekämpfen muß, aber nicht zu dem Preis,
daß man das eigene Volk dabei opfert, also selbst das noch größere
Unrechtssystem ist. Deutschland wurde in den 1. Weltkrieg hineingezogen, weil
es als Weltmeister zu erfolgreich war (**|**|**);
der 2. Weltkrieg war eine konsequente Folge des Ergebnisses des 1. Weltkrieges
deshalb, weil das Versailler Diktat (**|**)
unmenschlich, diskriminierend, erniedrigend, eben unannehmbar war, deshalb auch
Diktat genannt wurde und deshalb auch in weitere Diktaturen führen mußte;
der 3. Weltkrieg reiht sich hier ein, d.h. auch er ist letztlich eine konsequente
Folge des Versailler Diktates als des Ergebnisses des 1. Weltkrieges - nicht zufällig
auch genau der Zeit, in der der Auftsieg der USA und deren Einmischung in Europa
begann. In allen drei Weltkriegen kämpft Deutschland
gegen den Rest der Welt, allerdings kämpfen seine Herrschenden und Lobbygruppen
im 3. Weltkrieg nicht mehr für, sondern gegen Deutschland. Und das bedeutet:
Sieg der USA, weil sie es mit ihrer »Umerziehungspolitik« geschafft
haben, daß Herrschende und Lobbygruppen in Deutschland nicht mehr für,
sondern gegen Deutschland, weil nicht mehr gegen, sondern für die USA kämpfen.Auch
im 3. Weltkrieg gibt es »Partisanenkämpfe«, besonders in Europa
und innerhalb Europas wiederum ganz besonders in Deutschland, das das Kernland,
das Herz, der Motor Europas ist (**|**|**|**).
Die Tatsache, daß bei uns die Regierenden immer micheliger werden, macht
es den »Partisanen« noch leichter - diese »Partisanen«
sind heimische Oppositionelle, die von den regierenden Parteien, den anderen Parteien
und den Lobbygruppen über die Medien immer stärker gemacht worden sind
(besonders seit dem »Mauerfall« [09.11.1989]). Viele sind einfach
falsch aufgeklärt, andere sind zwar richtig aufgeklärt, aber ideologisch
verblendet, nur wenige sind richtig aufgeklärt bzw. abgeklärt - und
das macht es unseren Feinden so leicht, so viele zu beeinflussen, wobei immer
wieder berücksichtigt werden muß, daß es bei uns in Europa mehr
heimische Verräter (Spione, Oppositionelle, »Partisanen«, linke
»Revolutionäre« u.a. Spinner) als in Amerika gibt und
die Verbündeten der USA trotz aller Widersprüche ausgerechnet
die Immigranten aus fremden Kulturen sind. Das freut unseren Feind ganz besonders.
»Farbige Weltrevolution« hat Oswald Spengler (1880-1936) das genannt,
was längst Wirklichkeit geworden ist und er damals nur rein theoretisch vorhersagen
konnte, weil zu seiner Zeit noch keine ernsthaft bedrohliche »revolutionäre«
Verbindung zwischen »Weißen« und »Farbigen« existierte.
Heute ist diese aber längst da. Wenn unsere Herrschenden so michelig weitermachen,
dann werden wir auch den 3. Weltkrieg - den Wirtschaftsweltkrieg also - verlieren,
und zwar an mindestens vier Fronten: im Westen (gegen Amerika), im Osten (gegen
Asien), im Süden (gegen Afrika) und in der Heimat gegen diese drei und uns
selbst.
Die Deutschen haben den US-Amerikanern gar
nichts, aber die US-Amerikaner den Deutschen fast alles zu verdanken.
Ganz besonders auch den Aufstieg zur Weltmacht und später sogar
zur alleinigen Weltmacht verdanken die USA der Weltmacht
Deutschland. Zuerst profitierten die US-Amerikaner von der Zuwanderung
Deutscher, die in den USA auch heute noch die bei weitem größte
Volksgruppe (Nation) sind (**|**);
dann profitierten sie von Deutschlands Wissenschaft und Technik,
indem sie sich in Deutschland ausbilden ließen; dann profitierten
sie von den Weltkriegen, die Deutschland (gegen den Rest der Welt)
nur knapp verlor, und gleichzeitig immer noch von Deutschlands Wissenschaft
und Technik, indem sie sich bis in die 1930er Jahre weiterhin in
Deutschland ausbilden ließen und direkt nach dem Ende des
2. Weltkrieges Deutschlands Gold und Patente raubten sowie
Deutschlands Wissenschaftler und Techniker - Wernher von Braun z.B.
war sowohl in der NSDAP als auch in der SS (zwei neben vielen anderen
Gründen, um ihm einen Nürnberger Prozeß
zu machen) - in die USA zwangen (die Sowjets machten es übrigens
genauso in ihrer »Zone« Deutschlands); dann profitierten
sie von dem den Deutschen aufgezwungenen Selbsthaß, indem
sie sie mittels Siegerjustiz zu psychiatrisieren suchten; und schließlich
werden sie von Deutschland profitieren, indem sie wohl auch den
Wirtschaftsweltkrieg (3. Weltkrieg) gegen Deutschland gewinnen
und wieder Deutschlands Gold, Patente, Wissenschaftler und Techniker
u.v.a. stehlen werden.
Als Deutschland schon lange Weltmacht war, träumten
die USA noch von ihrem Griff zur Weltmacht, während sie den Völkermord
an der alteingesessenen amerikanischen Bevölkerung, den sogenannten Indianern
also, - und die Negersklaverei immer noch weitertrieben. So eine Macht soll demokratisch
oder gar liberal gewesen sein? Niemals! Die rassistische Apartheitspolitik
gegen die Schwarzen wurde in den USA erst seit 1968 beendet. Präsident kann
nur werden, wer superreich oder nur reich ist und dabei von den rund
1% umfassenden Superreichen kräftig unterstützt wird. Das hat nichts
mit Demokratie zu tun.Wirtschaft ist Krieg ohne
direkte Menschentötungen, so könnte man sagen und anschließend
leicht verschärfend hinzufügen, daß Menschentötungen zwar
nicht beabsichtigt, aber »in Kauf« genommen werden, denn auch in einem
Wirtschaftskrieg gibt es Tote, n nicht selten sogar mehr als in einem physikalisch-chemisch-biologischen
Krieg, weil die Wirtschaftskriege fast immer auch physikalisch-chemisch-biologische
Kriege in sich bergen und begründen oder verursachen. Wirtschaft implitiert
also zumeist auch einen Krieg mit direkten Menschentötungen. Die Menschengeschichte
beweist das. Wer heute Wirtschaft nur noch als eine »humane« bzw.
»harmlose« ziviliserte Angelegenheit ansehen will, begeht einen großen
Fehler. Wir, die Deutschen, sind z.B. seit Jahrzehnten in
einem 3. Weltkrieg verwickelt, der ein »Wirtschaftsweltkrieg« zwischen
v.a. den USA und Deutschland ist und knallhart geführt wird, wobei die Regierenden
und Lobbygruppen in Deutschland nicht für Deutschland (also letztlich auch
nicht für Europa), sondern für die USA (und Israel) kämpfen. Da
gib es überhaupt keine »Harmlosigkeiten«, und »human«
und »zivilisert« ist ein jeder Krieg immer nur in dem Sinne, was unter
»human« und »zivilisert« zu verstehen ist - fast immer
nichts Gutes. Zuletzt ist das wieder deutlich geworden in der Finanzkrise
2008.Wirtschaftliche bzw. kriegerische Verhaltensweisen findet man nicht
nur bei Menschen, sonder auch bei nichtmenschlichen Lebewesen (!). Wer
wirtschaftet, muß mit Krieg »rechnen«, auch nichtmenschliche
Lebewesen tun das, wenn auch nicht auf so komplexe Weise wie die Menschen, insbesondere
die »ziviliserten« Menschen. Wer wirtschaftet, muß sich »ausrechnen«,
was wo wann wie zu »kriegen« ist!Hier sieht man - auch rein sprachlich
- den Zusammenhang zwischen Krieg und Wirtschaft sehr deutlich. Vielleicht versteht
man jetzt, warum ich mich gegen die Theorie von Heinsohn und Steiger (**|**)
fast ausschließlich in Hinsicht auf ihre Definition von »Wirtschaft«
so vehement wehre: weil sie - wie die von ihnen Kritisierten - das Wirtschaften
nicht verstehen (**|**|**|**|**|**).Warum
- bitte schön - maßen wir Menschen uns immer an, etwas ganz Besonderes
zu sein? Ist es unser Gehirn, auf das wir uns so viel einbilden, oder unsere Kultur
oder - noch schlimmer - die Zivilisation unserer Kultur? Menschen sind auch nur
Tiere, jedenfalls verhalten sie sich zumeist doch so. Menschen, besonders abendländische
- also: faustische - wollen die Natur beherrschen, aber auch sie
könenn die Natur letztlich nicht beherrschen, sondern glauben, meinen und
denken nur, sie zu beherrschen. Man muß die Kultur, die Wirtschaft, die
Kunst und besonders die Technik aber auch nicht ablehnen, sondern sich immer bewußt
darüber bleiben, woher man kommt. Natürlich stammen wir vom Tier, letztlich
vom Licht ab, und nur kultürlich dürfen wir glauben, daß wir von
Geistern oder gar von Gott abstammen.Eine EU (**)
wäre schon vor dem 1. Weltkrieg möglich gewesen, nämlich wie heute
unter deutscher Führung - denn anders als heute wäre es auch damals
nicht gegangen (**),
und anders als heute würde es auch zukünftig nicht gehen (**|**|**|**).
Doch anders als damals die Deutschen, die dies schon vor dem 1. Weltkrige wußten,
hatten Engländer, Franzosen, Italiener und andere nichtdeutsche Europäer
immer noch nicht verstanden, daß auch wegen dieser europäischen Einigung,
die Deutschland ja auch schon vor dem 1. Weltkrieg vorgeschlagen hatte, ein Weltkrieg
völlig unsinnig ist und daß im Falle eines solchen Krieges dieser möglichst
bald beendet werden muß und deshalb ein Verständigungsfrieden für
alle Beteilgten, insbesonders aber für alle Europäer die günstigere
Lösung ist als ein von den US-Amerikanern, die nur bedingungslose Kapitulationen
kennen, hier zwar nicht von ihnen allein beabsichtigtes (weil die alten Machterhältnisse
zwischen Europa und USA noch größtenteils intakt waren), aber dennoch
in Übereinstimmung mit Engländern und Franzosen u.a. mit zu verantwortendes
Diktat. Es waren also vor allem die US-Amerikaner, die den Verständigungsfrieden
unmöglich machten - mit Absicht. Denn als sie damit begannen, auch aktiv
in den Weltkrieg einzugreifen (materiell unterstützt hatten sie ihre Verbündeten
von Anfang an), wußten sie, daß nur mit Hilfe der USA ein Sieg über
Deutschland möglich sein und anderenfalls Deutschland mit hundertprozentiger
Sicherheit siegen würde (**).
Die US-Amerikaner nutzten diese für sie erstmals in Europa sich ergebende
günstige Gelegenheit zu ihrem weiteren Aufstieg. Dieser Prozeß hat
bis heute kein Ende gefunden - leider ganz im Gegenteil! (**|**|**|**|**|**|**|**|**).
Das Ziel der USA war und ist, und zwar auch schon seit Beginn des 1.
Weltkrieges, den Konkurrenten Deutschland, und mit Deutschland war ganz Europa
- weil von Deutschland abhängig - gemeint, zu vernichten. Daß also
letztendlich auch England, Frankreich, Rußland und alle anderen mit den
USA Verbündeten in Europa zwar nicht kriegspolitisch, aber eben doch wirtschaftlich
ebenfalls vernichtet werden sollten, haben die Engländer, Franzosen, Russen
und alle anderen mit den USA verbündeten Europäer überhaupt nicht
begriffen. Sie waren (und sind - das zeigt z.B. auch die heutige EU-Politik deutlich)
dazu zu dumm! **
Wir, die Deutschen als Hauptmacht der Europäer, müssen eine Festung
Europa (**) aufbauen
- wie wir sie schon vor dem 1. Weltkrieg aufbauen wollten (**)
! Wenn wir das nicht schaffen, dann sind wir schlechterdings am Ende. »Europa hat nur noch die Möglichkeit, sich als Festung zu verteidigen. Und ich weiß nicht, ob Europa das kann.« (Gunnar Heinsohn am 29.10.2006 im Philosophischen Quartett - Thema: Radikalismus und Bevölkerungswachstum). Dem
bleibt nur hinzuzufügen: Europa darf nicht länger nur ein Imperium bleiben,
sondern muß eine Nation werden. Und ich weiß nicht, ob Europa das
kann.Wir können unser Europa, unsere abendländische Kultur
erhalten, indem wir unser Recht auf Tradition (**)
einfordern oder gar einklagen und unsere Grenzen vor Eindringlinge stark schützen.
Natürlich wird uns dabei Gegenwind um die Ohren pfeifen, doch da werden wir
dann »durchmüssen«, denn wir sind genauso im Recht, wie es die
von Europäern Kolonisierten und Versklavten zwischen 1492 und 1990
waren. Sie haben letztendlich ihr Recht durchgesetzt. Werden wir das auch schaffen,
wenn es zur Notwendigkeit, unsere nackte Existenz zu retten, gekommen sein wird?
Wird es dann bereits zu spät sein? Müssen wir nicht schon vorher, und
zwar möglichst bald, Vorkehrungen getroffen haben? Wir haben das Recht dazu!
Also dürfen wir dieses auch nutzen!Die westlichen (abendländischen)
Werte verteidigen wir und nicht jene, die wir bekämpfen - es
sind die Werte, von denen jene, die wir bekämpfen, viel mehr profitieren
als wir. Weil wir also auch diesbezüglich stark benachteiligt sind, haben
wir noch einen Grund mehr zur rechtlichen und folglich auch politischen Korrektur.
Wir müssen wieder mehr berücksichtigen, daß es unsere Werte
sind. Zwar sind auch die Menschenrechte von 1948 unser Produkt, aber sie
sind dringend zu korrigieren. Auch die Wirtschaft ist nicht unabhängig
von Werten. Also laßt uns auch die Werte für die Wirtschaft ändern
- trotz des Hasses, den Wirtschaftsglobalisierer - diese extremen Liberalisten
(**),
Liberisten (**),
radikale Mitte-Faschisten (**)
- dabei empfinden.Wir müssen uns Europäern Europa erhalten
und dabei besonders an unsere Nachkommen denken - unbedingt (!) -, und das bedeutet,
daß wir Kinder in angemessener Anzahl zeugen müssen, um ihnen ein glückliches
Leben in einem sicheren Europa gewährleisten zu können! (Zitat-Ende).  | Karlheinz
Weißmann -
Die Ökonomie und das Außerökonomische (in: Sezession, Dezember
2008, S. 10-12) - | |
Von
einer Bremer Veranstaltung ist mir ein kurzes Gespräch mit einem Unternehmer
in Erinnerung geblieben, der einen traditionsreichen Familienbetrieb leitete.
Er erzählte von seinem Urgroßvater, der nach der Reichsgründung
von 1871 einen Auftrag der öffentlichen Hand für Straßenbauarbeiten
erhielt und dem ein leitender Mitarbeiter vorschlug, fiktive Posten in Rechnung
zu stellen; das habe der Vorfahr mit der Entlassung des Mannes und den Worten
quittiert: »Das Reich betrügt man nicht.«Abgesehen vom
Kern wirtschaftlicher Vernunft hängt alles ab von der Erziehung der Verantwortlichen
und dem zivilisatorischen Rahmen, in dem sie sich bewegen, es hat zu tun mit historischer
Lage und den daraus resultierenden Handlungsmöglichkeiten, und selbstverständlich
wirken sich auch Oberflächenphänomene aus, wie Moden oder Zeitgeistströmungen.
Man verkennt das leicht, weil die Wirtschaft nicht nur »unser Schicksal«
sein will - eine schon Walther Rathenau zugeschriebene Äußerung -,
sondern außerdem darauf beharrt, Eigengesetzlichkeiten zu folgen, die sich
weder ethischen noch kulturellen noch politischen Vorgaben fügen. Der Zusammenbruch
der kommunistischen Zwangswirtschaft in der Sowjetunion und die ebenso rasche
wie effektvolle Bekehrung der chinesischen Führung zum Markt, die Aufgabe
der »dritten Wege« in den Entwicklungsländern und die Unterwerfung
prominenter Achtundsechziger unter das liberale Credo erschienen zuletzt als Beweise
für die Richtigkeit dieser Annahme. Die Deregulierungsmaßnahmen, die
große Privatisierungswelle in den westlichen Ländern, die Beschneidung
der sozialen Leistungen, die Diskreditierung des staatlichen Eingriffs und aller
Planung nach politischen Vorgaben überhaupt, waren die Konsequenz. Daran
hat der Kollaps des »Neuen Marktes« wenig geändert, erst die
gegenwärtige Krise läßt die Frage aufkommen, ob die Wirtschaft
so funktionstüchtig ist und so selbständig über ihre Bedingungen
verfügt, wie von ihren Mächtigen behauptet.Solche Zweifel treten
periodisch auf. Schon als die alteuropäische Ökonomie durch die »Nationalökonomie«
abgelöst wurde, hatte es Proteste gegen die neue Unübersichtlichkeit
gegeben, gegen die Verlagerung und Anonymisierung der Abläufe. Dem konnten
die Befürworter der Moderne entgegenhalten, daß der Markt von selbst
zu einer Klärung aller Schieflagen und Engpässe, des Lohn- wie des Preisgefälles
führen werde, wenn man nur seine Autonomie respektiere. Adam Smith sprach
von der »unsichtbaren Hand«, die letztlich dafür sorge, daß
das Streben der Individuen nach Gewinnmaximierung in einem harmonischen Ganzen
ausgeglichen werde und zur Förderung des »Wohlstands der Nationen«
beitrage. Das war ein Konzept, das man nicht von seinen Voraussetzungen in schottischer
Aufklärung und deistischer Theologie des 18. Jahrhunderts ablösen kann,
das diese Voraussetzungen aber erfolgreich vergessen machte und in Großbritannien
zu bemerkenswerten Erfolgen führte. Allerdings haben sich die liberalen Anhänger
von Smith niemals vollständig durchgesetzt, und der Aufstieg des Landes wie
auch die Bewahrung seines inneren Friedens war eher dem Sieg über Napoleon,
dem Niedergang des französischen Erbfeindes, dem technischen Vorsprung und
einem erfolgreichen Imperialismus zu verdanken als der konsequenten Anwendung
von Marktgesetzen. Ähnliches gilt für die USA, auch wenn man hier in
einem jungen Land nicht nur ungehemmter auf Kapitalismus ohne Schranken setzte,
sondern außerdem die Möglichkeiten erkannte, die in der Erschließung
und Ausbeutung immer neuer Gebiete - zuerst auf dem eigenen Kontinent, dann im
globalen Maßstab - lagen.Die beiden Varianten des angelsächsischen
Modells haben in Europa und dem Rest der Welt zwar immer Bewunderer, aber kaum
je bedingungslose Nachahmung gefunden. Das hing nicht nur mit Entwicklungsunterschieden
zusammen, sondern auch mit grundsätzlichen Vorbehalten. Schon Friedrich List
wies darauf hin, daß das englische Beispiel keine allgemeine Geltung beanspruchen
könne; die Insellage habe ihm früh das »Privilegium der Freiheit
und des Asyls« verschafft und dadurch nicht nur seinen wirtschaftlichen
Aufstieg befördert, sondern auch den Eindruck erweckt, als gehe es um eine
Art von Idealkonzeption. In Wirklichkeit hätten aber Geopolitik und Geschichte
erst jene Stellung geschaffen, in der sich Großbritannien befinde. Von solchen
Voraussetzungen könne man nicht absehen und müsse prinzipiell zwischen
»kosmopolitischer« und »politischer Ökonomie« unterscheiden,
wobei die erste eine reine Ökonomie zu vertreten behaupte und anbiete, mittels
allgemeinem, freiem Warenaustausch dem Zustand des Weltfriedens oder sogar der
Weltrepublik näher zu kommen, während die andere jede Ökonomie
an außerökonomische Machtverhältnisse gebunden sehe und annehme,
daß die dauernde wirtschaftliche Konkurrenz Teil anderer - vor allem nationaler
und imperialer - Konkurrenzen sei.Bekanntermaßen hat sich List
mit seinen Vorstellungen nicht durchsetzen können, aber seine Ideen blieben
in Deutschland einflußreich, von Bismarcks Schutzzöllen bis zu den
Lehren des »Kathedersozialismus«, von der Förderung bestimmter
Monopolbildungen bis zum Ausbau des »Öffentlichen Dienstes«,
vom »kommunalen Sozialismus« bis zu dem der »Sozialen Marktwirtschaft«.
Dabei spielte neben Gerechtigkeitserwägungen und Vorstellungen von nationaler
Solidarität immer auch die Sorge mit, daß jede Entlassung der Ökonomie
aus politischer Bändigung Folgen heraufbeschwöre, die sich gar nicht
mehr kontrollieren lassen würden. Erst dem Neoliberalismus gelang es am Ende
des 20. Jahrhunderts, diese Art von Wachsamkeit einzuschläfern und die Vorstellung
zu wecken, daß es nicht nur darum gehe, in der Wirtschaft wirtschaftlich
zu agieren, sondern überhaupt alle Lebensbereiche von hier aus zu kolonisieren
und ökonomischen Vorstellungen zu unterwerfen.Das Vertrauen in diesen
Plan war ähnlich unbegründet wie das in die überlegene Einsicht
der Finanzgewaltigen. Deren Selbstbewußtsein speiste sich offenbar weniger
aus Kenntnis und Verständnis der Regeln des globalen Kapitalismus als aus
einem falschen Selbstbild und einer Fehlwahrnehmung des größeren Zusammenhangs,
der eben nicht nur von ökonomischen Faktoren bestimmt wird, sondern auch
anderen »Göttern« (Werner Sombart) dient und dienen muß.
Simon Cundey, Geschäftsführer des ältesten Herrenausstatters in
der Londoner Savile Row, antwortete auf die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen
dem Versagen der Verantwortlichen und ihrem nachlässigen Kleidungsstil gebe:
»Ich würde nicht sagen, daß die Kleidung die Krise ausgelöst
hat. Aber ich denke schon, daß die Verbreitung des relaxten Stils eine Rolle
gespielt hat. In vielen Büros stehen heute Billardtische und riesige Fernsehgeräte
herum. Da wundert man sich, welche Arbeitsmoral dort herrschen soll.«
(Zitat-Ende). |
Zitate:
Hubert Brune, 2008 (zuletzt aktualisiert: 2011). |

Anmerkungen: In
der F.A.Z. heißt es zu diesem Thema u.a.: Deutschland hat seine Wettbewerbsposition
steigern können. Wie in früheren Studien wird die Infrastruktur als
erstklassig beurteilt. Auch die Leistungen der deutschen Manager und das nationale
wirtschaftliche Umfeld werden als sehr gut eingeschätzt. Hinderlich für
die Wettbewerbsfähigkeit sei dagegen die Regulierung des Arbeitsmarktes.
Hier liegt Deutschland auf Platz 115 der Liste von insgesamt 131 Staaten. Das
System der Lohnverhandlungen und die hohen Entlassungskosten hätten die Schaffung
von Arbeitsplätzen schwer behindert, schreiben die Autoren der Studie. Die
makroökonomische Stabilität Deutschlands wird im unteren Mittelfeld
verortet: Vor allem die hohe Staatsverschuldung (Rang 102) drückt hier die
Bewertung. (F.A.Z., 01.11.2007, S. 12 **).Wie
umfassend die Marktwirtschaft in Deutschland schon erstickt ist, zeigt ein Blick
in den Jahresbericht Economic Freedom of the World. In der Kategorie
Umfang der Staatstätigkeit steht Deutschland auf Platz 102 von
123 und damit nahe bei diktatorisch regierten Staaten. Bei der Regulierung des
Arbeitsmarktes auf Platz 115 von 131 Staaten. (Vgl. F.A.Z., 01.11.2007, S. 12
**).
(Max Eichenhain, 2034 - Abschied vom Abendland, 2007, S. 191). Siehe
z.B. auch: Brasilianisierung
des Westens hat ganz wesentlich reproduktive Ursachen (Peter Mersch,
Hurra, wir werden Unterschicht!, 2007, S. 155); Brasilianisierung
der Welt (Interview mit Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher). Die
Brasilianisierung bedeutet für nicht-westliche Kulturen (Chance zum) Aufstieg,
für die westliche Kultur (Zwang zum) Abstieg. Der Untergang
des Abendlandes ist auch schon vor Oswald Spengler prophezeit worden, aber
niemand hatte sich bis dahin (1900 war das Buch schon gefühlsmäßig
... konzipiert, so Spengler) mit dem Thema so explizit auseinandergesetzt
wie Spengler (**).
Vgl. darin ganz besonders: Unfruchtbarkeit und Zerfall (**).

© Hubert Brune, 2008 ff. (zuletzt aktualisiert: 2014).
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