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Abendländische
Wirtschaft, Kunst, Technik     
(Chronik)

Mobilmachung Mobilität durch Maschinen, Kapitale, Transportmaschinen, Strom, Funk, Film Mobilmachung

Windmühlen Uhr  Buchdruck  Erdgloben und Weltseefahrt  Wahrheit  Flügel  Taschenuhr  Anatomie Kapitalismus Machiavellismus/Merkantilismus/Physiokratismus Transportmaschinen Elektrizität, Funk, Netz Dampfmaschine (Industralisierung) Eisenbahn Dampfschiffe Autos Flugzeuge Film Fernsehen Raketen Weltraumsatelliten Tabelle (Auto-Industrie 2000) Tabelle (Fernsehmarkt) Tabelle (Fernsehwerbung) Tabelle (Werbung) Tabelle (Konsum) Tabelle (Europäische Unternehmen) Tabelle (Welthandel) Weltraumfähren Weltnetze Mikroprozessoren Genetischer Code (Sprachcode) Sprachcode (Genetik-Code)

Abendländische „Agrarrevolution“ als landwirtschaftlich eingeleitete Kulturgeburt. Zweifellos hat es außer der Verbreitung des Räderflugs mit Pflugschar (eisenbeschlagen bzw. eisern) auch weitere Fortschritte in der Anbautechnik gegeben: die zunehmende Verwendung von Eisengeräten (z.B. Egge), das Aufkommen der Wassermühle, verbesserte Anspannungsmethoden (Kummet), den Übergang zur Dreifelderwirtschaft. Diese ist nach der Mitte des 8. Jahrhunderts erstmals schriftlich belegt, bringt rechnerisch eine Ertragssteigerung um 50% (!), beansprucht aber auch den Boden stärker (als z.B. die vorige Zweifelderwirtschaft: Wechsel von Sommerfrucht und Brache). Neben der Vervollkommnung von Pflug, Egge und Sense (zu den heutigen Formen), die Verbreitung von Dreschflegel, die Ablösung des Ochsen durch das Pferd als Zugtier - nicht zuletzt augrund der Erfindung neuer Anspanungsmethoden (Kummet für das Pferd, denn die Anspannung für Ochsen bedeutet für Pferde Erstickungsgefahr), und mit einem PS leistet das Pferd mehr als doppelt so viel wie ein Ochse, der zudem auch noch störrisch ist, hin und wieder einfach liegen bleibt, und einen viel zu großen Wendekreis benötigt, also insgesamt sehr viel mehr Zeit für die zu erledigende Feldarbeit benötigt. Die Dreifelderwirtschaft - der Wechsel von Winterfrucht, Sommerfrucht, Brache - bedeutet also eine enorme Steigerung des Getreideanbaus, eine enorme Ertragssteigerung, eine enorme Zunahme der Scheunen (die es außerhalb Europas so gar nicht gab), und, weil in Europa hauptsächlich Getreide angebaut wird (z.B. im Gegensatz zu Asien, wo hauptsächlich Reis angebaut wird), eine enorme Zunahme der Mühlen, zunächst der Wassermühlen und seit dem 12. Jahrhundert auch der Windmühlen. Seit dem 8. Jahrhundert also brachte die Intensivierung der Landwirtschaft ein immer reicheres Nahrungsmittelangebot, eine immer größere Bevölkerung durch den Anstieg der Geburten und der Lebenserwartung (wenn auch zum geringeren Teil). Besonders positiv waren die Auswirkungen in Deutschland: Deutschland begann schon im 8. Jahrhuhundert mit seiner Ostkolonisation; Deutschland hatte seit dem 12. Jahrhundert die größte Bevölkerung Europas.

NACH OBEN Es waren Deutsche, die mechanische Uhren erfanden - „schauerliche Symbole der rinnenden Zeit“, wie Oswald Spengler meinte und hinzufügte, daß Schlag- und Räderuhren hier bereits im 10. Jahrhundert konstruiert wurden, die ersten Turmuhren um 1200 entstanden und die Zeitmessung auf bemerkenswerte Weise mit dem Gebäude des religiösen Kultus verbunden war. (Spengler). Im 13. Jahrhundert also, spätestens aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts zeigten die ersten öffentlichen Uhren an Kirch- und Rathaustürmen die Zeit an. Der Zeit kommt eine objektive Qualität zu, denn infolge der Gesellschaftlichkeit des Menschen wird sie auch kollektiv erfahren. Die Meßbarkeit der Zeit wurde immer mehr zur Voraussetzung koordinierten sozialen und wirtschaftlichen Handelns. Man kann die öffentlichen Uhren an Kirch- und Rathaustürmen oder die um 1500 vom Nürnberger Peter Henlein (Henlein) erstmalig gebauten Taschenuhren auch als Ausdruck einer arbeitsteiligen Produktionsweise ansehen, wenn auch noch nicht in der zum Äußersten getriebenen Form, für die spätere Stechuhr steht.

Die Uhren an Kirch- und Rathaustürmen hatten nicht nur die Funktion, die Gläubigen zum Gebet zu rufen, sondern regelten auch zunehmend den täglichen Ablauf des öffentlichen Lebens zwischen Arbeit, Einkauf, sonstigen Verpflichtungen und Freizeit. Die Uhren wurden immer mehr zum Bestandteil der menschlichen Existenz. Das Lebendige ist nicht umkehrbar, sonderm einmalig und in seinem Verlauf mechanisch unbestimmbar, aber in der Zeit des Aufbruchs in die Neuzeit und ganz besonders in der Neuzeit selbst wurde das mechanische Weltbild immer aktueller. Die Menschen, die nicht in das Jenseits der Neuen Welt aussiedelten, emigrierten von einer „Passivität in das dritte »Reich« der Maschinen und der Kunststücke“, wie Sloterdijk es 2001 nannte: „Sie wanderten in den Fortschritt aus.“ Hier könne man vor der Natur und vor der Gnade (Gottes) einen Haken schlagen und menschliches Können in die Welt setzen: „Maschinenwissen ist Macht“. (Nicht gerettet, S. 357).

Was ist Zeit als Strecke, ohne Richtung? Kann man das, was man beim Klang des Wortes wirklich fühlt, mit Musik besser verdeutlichen als mit Worten, mit Poesie besser als mit Prosa? Zeit hat offenbar einen organischen Wesenszug, der „tote“ Raum dagegen wohl kaum. Damit verschwände aber auch die Möglichkeit, die Zeit neben dem Raum einer gleichartigen erkenntniskritischen Erwägung unterwerfen zu können, wie z.B. Kant es für möglich hielt. (Kant). Wenn Raum ein Begriff ist und Zeit ein Wort, um etwas Unbegreifliches anzudeuten, dann ist die Zeit auch für Wissenschaftler als Begriff nicht zu gebrauchen. Und das Wort Richtung ist ebenfalls geeignet, durch seinen optischen Gehalt den Forscher in die Irre zu führen. Deshalb konnte Spengler auch behaupten, daß der physikalische Vektorbegriff ein Beweis dafür ist. Spengler

„»Die Zeit« ... ist eine Entdeckung, die wir erst denkend machen; wir erzeugen sie als Vorstellung oder Begriff, und noch viel später ahnen wir, daß wir selbst, insofern wir leben, die Zeit sind. Erst das Weltverstehen hoher Kulturen entwirft unter dem mechanisierenden Eindruck unter »Natur«, aus dem Bewußtsein eines streng geordneten Räumlichen, Meßbaren, Begrifflichen das raumhafte Bild, das Phantom einer Zeit, das seinem Bedürfnis, alles zu begreifen, zu messen, kausal zu orden, genügen soll. Und dieser Trieb, der in jeder Kultur sehr früh erscheint, schafft jenseits des echten Lebensgefühls das, was alle Kultursprachen Zeit nennen und was dem städtischen Geiste zu einer völlig anorganischen, ebenso irreführenden als geläufigen Größe geworden ist.

Die deutsche Sprache besitzt - wie viele andre - in dem Wort Zeitraum ein
Zeichen dafür, daß wir Richtung nur als Ausdehnung uns vorstellen können.

Mit dem Bilde der Zeit wurde das Wirkliche zum Vergänglichen. Die Schöpfung des bloßen Namens Zeit war eine Erlösung ohnegleichen. Etwas beim Namen nennen, heißt Macht darüber gewinnen: dies ist ein wesentlicher Teil urmenschlicher Zauberkünste. Man bezwingt die bösen Mächte durch Nennung ihres Namens. Man schwächt oder tötet seinen Feind, indem man mit dessen Namen gewisse magische Prozeduren vornimmt.

Alles was »wissenschaftlich« über die Zeit gesagt worden ist, ... was nämlich die Zeit »ist«, betrifft niemals das Geheimnis selbst, sondern lediglich ein räumlich gestaltetes, selbstvertretendes Phantom, in dem die Lebendigkeit der Richtung, ihr Schicksalszug, durch das wenn auch noch so verinerlichte Bild einer Strecke ersetzt worden ist, ein mechanisches, meßbares, teilbares und umkehrbares Abbild des in der Tat nicht Abzubildenden; eine Zeit, welche mathematisch in Ausdrücke wie Spengler gebracht werden kann, die die Annahme einer Zeit von der Größe Null oder negative Zeiten wenigstens nicht ausschließen. Ohne Zweifel kommt hier der Bereich des Lebens, des Schicksals, der lebendigen, historischen Zeit gar nicht in Frage.“ Spengler


Wenn man nur ein Wort finden wollte, das den dritten Weg als einen von den anderen beiden Wegen (Gott und Natur) versuchten Ausweg oder auch Umweg adäquat bezeichnet, müßte man das Wort Maschine wählen, denn dieses „Triebwerk“, das sich von mechané (griech.: künstlich mögliches Werkzeug) und machina (lat.: werkzeugartiger Kunstgriff) herleitet, ist gewissermaßen die ergriffene Möglichkeit zum Können, zur Kunst und zur Technik. Dieses Auch-anders-Können, verstanden als dritten Weg in ein drittes Reich, gelang keiner Kultur auf so konsequente Weise wie dem Abendland. (3. Reich). Will man aber erfahren, wie sich das Schicksal der abendländischen Kultur erfüllen wird, muß man schon erkannt haben, was Kultur „ist“ (Spengler), welche Beziehung sie zur Geschichte hat, in welcher Form sie erschient und wie diese Formen zu deuten sind.

„Das Mttel, tote Formen zu erkennen, ist das mathematische Gesetz.
Das Mittel, lebendige Formen zu verstehen, ist die Analogie.
Auf diese Weise unterscheiden sich Polarität und Periodizität der Welt.“
(Spengler)

 

“... Nun gut, wer bist du denn?

Ein Teil von jener Kraft,
die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?

Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
ist wert, daß es zugrunde geht;
drum besser wärs, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
mein eigentliches Element.“

Goethe, Faust (Erster Teil, 1790 [1808], S. 64/65)

NACH OBEN Der Buchdruck mit beweglichen, gegossenen Lettern, den Johannes Gutenberg (1397-1468) um 1440 erfand, beschleunigte sämtliche großen historischen Entwicklungen der Neuzeit. Die Nationalsprachen erhielten den Zusatz „Neu“ (z.B. Neu-Hochdeutsch), und mit dem abgeschlossenen „Spracherwerb“ konnte der „Schrifterwerb“ beginnen: die Verbreitung der antiken Schriften in der Zeit des Humanismus wäre ohne Gutenbergs Buchdruck ebenso unmöglich gewesen wie der rasche Erfolg der protestantischen Reformation. Nicht weniger profitierten der Schul- und Universitätsunterricht, die Politik sowie die wissenschaftliche Diskussion von den Einzelblattdrucken, Flugschriften, Büchern, Zeitungen und Zeitschriften, die einen lebhaften literarischen Markt entstehen ließen. Der Druck von Werken der schönen Literatur, der bildenden Kunst und der Musik ermöglichte die ästhetische Bidung breiter Volksschichten. Schon bald war es möglich, in nur einer Bibliothek in kurzer Zeit mehr Druckwerke zu studieren, als das zuvor einem umherreisenden Gelehrten während seines ganzen Lebens möglich gewesen war.

Gutenbergs Leistung lag in der Bewältigung des Problems des Lettergusses und des Pressens. Dafür hatte er seit etwa 1436 in Straßburg, ab 1440 in Mainz Versuche mit einzelnen, beliebig zusammensetzbaren sogenannten Typenstempeln unternommen, dann aus diesen Typenstempeln Druckformen zusammengefügt und mit ihnen ab etwa 1445 mit Hilfe einer von ihm entwickelten Druckerpresse gedruckt. Die Typenstempel waren zunächst aus Holz, dann aus Blei, später auch aus Eisen und Kupfer. Die neue Technik verbreitete sich schnell über Europa. Italien zog bald mit Deutschland gleich; um 1500 hatte z.B. Venedig bereits 150 Druckereien. Gutenbergs Haupterzeugnis war natürlich die Bibel („Gutenberg-Bibel“). Diese 42zeilige Bibel war in den frühen 1450er Jahren bereits vollendet: Gutenberg hatte neben Interpunktionszeichen u.a. 47 Großbuchstaben und 243 Kleinbuchstaben gebraucht, um der Tendenz der gotischen Schrift zur Verschmelzung gerecht zu werden. Gutenberg

 


Buchdruckerpresse, Mainz (Gutenberg-Museum)

 

Martin Behaim (1459-1506), deutscher Reisender und Kaufmann aus alter Nürnberger Patrizierfamilie, vollendete 1492 den ersten Erdglobus. Schon vorher, aber mit Recht spätestens seit dieser Zeit war der Seefahrer Behaim auch Geograph. Natürlich ist es kein Zufall, daß er seinen Erdglobus im selben Jahr vollendete, in dem auch Christoph Kolumbus Amerika entdeckte. Entdeckungen dieser Art waren eigentlich stoffliche Nebenprodukte, die die nautischen Routinen der Portugiesen und Spanier durch ihre Abenteuerfahrten und Seewegsuche mit sich gebracht hatten, und zwar schon seit 1416, als Heinrich der Seefahrer seine Seefahrerschule gegründet und auch eine Sternwarte errichtet hatte. (Heinrich der Seefahrer). Im Ausgriff auf die kosmische Basis legte aber die Herstellung der Globen das wohl wichtigste Zeugnis ab, denn sie wurden zum Hauptmedium für eine geologische Rationalistik europäischer Erdbenutzer, für eine „Neuzeit“ als Durchführung operativistischer Revolution.

 

 


Ältester Erdglobus (hier zerlegt), Martin Behaim, Nürnberg, 1492

HeideggerDas Wesen der Neuzeit ist die Eroberung der Welt als Bild. Das Wort Bild bedeutet jetzt: das Gebild des vorstellenden Herstellens.“
(Martin Heidegger, 1938)

Ältester Erdglobus (Martin Behaim, Nürnberg, 1492)
Ältester Erdglobus,
Martin Behaim, 1492

Die Erdgloben machten den Europäern die Erde zuhanden. (Zuhandenheit). Mit einer Hand konnten die Nürnberger Ratsleute den von Martin Behaim 1491-92 angefertigten Globus um seine Achse drehen; bei einem Durchmesser von 50,7 cm war das Bild der Erde auf den Maßstab von 1 zu 25 000 000 gebracht.

Durch die Berührungen mit den vor den Osmanen geflohenen Griechen und den vor der spanischen Reconquista und Inquisition geflohenen Arabern kam man im Abendland zur Renaissance. Seit dem Fall von Konstantinopel, 1453, war das gesamte ehemalige Byzantinische Reich zum Osmanischen Reich geworden und seit der Eroberung der letzten maurischen Bastion Granada durch die Spanier, 1492, war das ganze ehemalige arabische Kalifat zurückerobert und im spanischen Königreich vereint. Dazu kamen die Entdeckungen und ersten Handelsstützpunkte in überseeischen Gebieten durch portugiesische Seefahrer, die den Beginn der abendländischen Kolonisation andeuteten. Mit dem Fall von Konstantinopel, dem Tod des Byzantinischen Reiches kam die griechische Antike in Mode, aber der alte Seeweg nach Indien nicht mehr in Frage.


Mit
darstellender Geographie beginnt für Heidegger der Sache nach das „Zeitalter des Weltbildes“ Heidegger



Ozeanische Seefahrt (seit 1416), Entdeckungen, Kolonisation und erste Weltumseglung (1521) als globale Reisen in die Neuzeit


1. Erdglobus Gottes Welt wurde seit 1491-1492, als Behaim den 1. Erdglobus baute, von Nürnberg aus vermessen. Nürnberg
Alle Weltseefahrer, auch der 1492 Amerika entdeckende Christoph Kolumbus, profitierten von Behaim.
Ging es noch um Gottes Weltordnung?  Für wen war dann das Vermessen der Welt eine Vermessenheit?

Christoph Kolumbus (1451-1506) glaubte bis zu seinem Tode, daß er über den Weg nach Westen Indien erreicht und nicht einen neuen Kontinent entdeckt hätte. In Wirklichkeit hatte er 1492 Amerika entdeckt und Indien nicht erreicht. 1498 umfuhr der Portugiese Vasco da Gama (1468-1524) das Kap der Guten Hoffnung und fand den gesuchten alternativen, den neuzeitlichen Weg nach Indien. Die Ozeanfahrten der abendländischen Seefahrer waren für jeden einzelnen Teilnehmer verbunden mit dem Risiko, nie mehr in den heimatlichen Hafen zurückzukehren, aber sie lernten, die Ostwinde über dem Atlantik so zu nutzen, daß die Rückkehr gelang und deshalb auch die Hoffnung wachsen konnte, den Seeweg nach Westen zu meistern und am Ende den gesamten Globus umsegeln zu können. Dem Portugiesen Fernão de Magalhães gelang die erste Weltumseglung von 1519 bis 1521. Kaiser Karl V. hatte ihm 5 Schiffe für eine Westfahrt zu den Gewürzinseln bewilligt. Die Rückreise unternahm Juan Sebastián Elcano von den Philippinen aus, nachdem Magalhães dort verstorben war. Mit dieser ersten Weltumsegelung war die Kugelform der Erde erwiesen.

Die Analogien zwischen Antike und Abendland sind auch im Bezug auf die Kolonisation offenkundig. Die Griechen entwickelten aufgrund ihrer Kolonisation ein Hellenengefühl und begannen zu hellenisieren; die Europäer, zunächst nur Portugiesen und Spanier, entwickelten aufgrund ihrer Kolonisation ein Europäergefühl und begannen zu europäisieren. Beide taten dies zuerst in dem Land, das später die einzig übrig bleibende Weltmacht werden sollte: die Griechen im Süden Italiens und die Spanier und Portugiesen im Süden und in der Mitte Amerikas. Die spätere Weltmacht sollte weiter nördlich zu finden sein.

Was die Astronomie beweisen wollte - mit Kues (N. von Kues), Kopernikus (N. Kopernikus), Bruno (G. Bruno) u.a. zunächst noch sehr theoretisch-mathematisch, dann aber mit Brahe (T. Brahe), Galilei (G. Galilei), Kepler (G. Galilei), Guericke (O. von Guericke), Huygens (C. Huygens), Hooke (R. Hooke), Leibniz (G. W. Leibniz), Newton (I. Newton), Römer (O. Römer), Halley (E. Halley) u.a. praktisch-experimentell zur echten Naturwissenschaft reifend -, das erfuhr auch seitens der Seefahrt stets eine Unterstützung, vor allem in der abendländischen Hochkulturgeschichte: von Kolumbus (Kolumbus) und Magellan (Magellan) bis Cook (Cook). Astronomie und Seefahrt durch eine geographische Kugel (sfaira = Kugel, Sphäre) in eine neuzeitliche Position gebracht zu haben, ist ein „Global-Verdienst“ des Seefahrers und Geographen Martin Behaim (M. Behaim), weil er 1491 den ersten Erdglobus baute und 1492 als vollendet präsentierte. Seitdem war es nur noch eine Frage der Zeit, wann die Erde vom Menschen umsegelt (1521, Magellan), umflogen (1929, Luftschiff „Graf Zeppelin“), weltraumkapselig umkreist (12.04.1961, Gagarin) und sogar für immer verlassen ( ? ) werden sollte.

NACH OBEN Die Zentralperspektive hielt in der Malerei wohl zuerst 1428 Einzug mit dem Dreifaltigkeitsfresko eines Mannes, der nur knapp 27 Jahre alt wurde: Masaccio (21.12.1401 - vor dem 21.12. 1428). Die Zentralperspektive ist subjektorientiert; der Maler malt z.B. Größe und Anordnung von Personen einer Szene nicht mehr entsprechend ihrer hierarchischen Bedeutung, sondern gemäß der tatsächlichen Wahrnehmbarkeit der Szene durch einen Beobachter, der dann zugleich der Betrachter des Bildes ist. Er befindet sich im selben Raum wie der Abgebildete, und zwar gegenüber dem Fluchtpunkt. Was es in der Antike und auch in anderen Kulturen nicht gab, das gab es erstmals mit Beginn der Neuzeit im Abendland: die in den konstruierten (leeren) Raum hinein versetzten Dinge.



Dreifaltigkeit, 1428(Fresko), Masaccio (21.12.1401 - vor dem 21.12.1428).
Zentralperspektive
erstmalig in der Malerei (Illusionismus).



Seit Ende des
15. Jahrhunderts
trug man „Barett“. Diese flache Kopfbedeckung,
die rund oder viereckig und oft reich verziert war, hielt sich v.a. in Amtstrachten.



Zeichner des liegenden Weibes, Albrecht Dürer (21.05.1471 - 06.04.1528)

Als Dürer der Wahrheit des Sichtbaren zu Leibe rückte, brachte er sie in die Stellung
der Baubo. Das Gittergestell, durch das Dürer hindurch blickt und an dessen Stelle
das gemalte, wahrheitsgetreue perspektivische Bild tritt, nannte er das Pförtchen.

In Goethes Faust ist Baubo Anführerin der Hexen, im griechischen Mythos ist sie
die Magd der Demeter, die zu deren Erheiterung ihre Scham entblößte.
Baubo ist auch Nietzsches Namensvorschlag für die Wahrheit.

Monogramm von Albrecht Dürer (21.05.1471 - 06.04.1528)
Albrecht Dürer (21.05.1471 - 06.04.1528)

Perspektivische Konstruktion.
o = Fluchtpunkt.
H = Horizontlinie.
Ihre erste praktische Anwendung findet sich
in den Fresken des
Massaccio (1401-1428),
die erste Erläuterung ihrer Grundbegriffe in den
„Drei Büchern über die Malerei“ (1436) des Alberti (1404-1472). Zu der Zeit hat Jan van Eyck (1390-1441) die perspektivische Erfassung der Innenräume einen entscheidenden Schritt nach vorn gebracht. Früh-RRenaissance

Die gesetzmäßig konstruierte Zentralperspektive ist also vor allem eine Leistung der Frührenaissance, die durch die theoretische Begründung des künstlerischen Schaffens zum Zeugnis der zu dieser Zeit beginnenden Verwissenschaftlichung der Weltsicht wurde (Wissenschaft versus Philosophie). Es war wohl Brunelleschi (1377-1446), der Begründer der Architektur der Frührenaissance, der die Gesetze der mathematisch exakten perspektiven Darstellung für die „Neuzeit“ entdeckte. Schriftlich festghehalten wurde diese bahnbrechende Innovation von dem Architekturtheoretiker Leon Battista Alberti (1404-1472). In der Bildnerei war es Donatello (1386-1466), der die Wendung zur Frührenaissance herbeiführte. Er gilt als der größte Bildhauer des Quattrocento, weil sein Schaffen an Umfang und Vielseitigkeit in seinem Jahrhundert von keinem anderen erreicht wurde. In Donatello waren bereits alle über das „Mittelalter“ hinaus zu neuen Zielen drängenden Kräfte der Zeit zusammengefaßt: er schuf den ersten Akt („David“), das erste Reiterdenkmal („Gattamelata“) und die erste freistehende Gruppe („Judith und Holofernes“) der abendländischen Kultur, weil auch er die Inspirationen dafür aus der antiken Kultur geholt hatte und sich der antiken Form der Bildnisbüste zuwandte. Der „Naturalismus der Frührenaissance“ fand in ihm seinen stärksten Vertreter. Häßliches und Schönes sind mit gleicher Intensität ergriffen, neue Möglichkeiten plastischer Gestaltung in einem Reichtum entwickelt, von dem auch noch das 16. Jahrhundert (Cinquecento, Hochrenaissance) zu zehren vermochte. Renaissance

Der Illusionismus, die die Räumlickeit vortäuschende künstlerische Darstellung,
sollte die Menschen des Abendlandes, aber auch viele andere Menschen, ab jetzt
von der Raumtiefe (typisch abendländisch) und der Körperlichkeit (typisch antik)
überzeugen, denn diese optischen Wirkungen, die mit den künstlerischen Mitteln
Perspektive, Farbenperspektive, Licht- und Schattenmalerei u.a. hier erzielt wurden,
wirkten damals so attraktiv wie die Computer-Bilder des 22. oder 23. Jahrhunderts.
Die damalige Technik mußte aber erst einmal entwickelt und erworben werden,
denn dieser Prozeß gleicht einem Kulturspracherwerb bzw. Kulturschrifterwerb !

Leonardo da Vinci (Selbstbildnis)
Leonardo da Vinci
(Selbstbildnis)
NACH OBEN Leonardo da Vinci (1452-1519) wurde beim Bildhauer und Maler Verrocchio (1436-1488) ausgebildet, kehrte nach langjähriger Tätigkeit (1482-99) am Mailänder Hof des Herzogs Ludwig von Mailand nach Florenz zurück, ging dann (1596) jedoch auf Einladung des französischen Satthalters wieder nach Mailand. 1513 begab er sich in Erwartung päpstlicher Aufträge nach Rom und folgte 1516 einer Einladung des ihn verehrenden Königs Franz I. nach Frankreich. Von der überraschenden Vielseitigkeit Leonardos legen v.a. seine Zeichnungen (in Silberstift, Feder, Kreide, Kohle, Rötel oder Tusche) Zeugnis ab. Sie beziehen sich nicht nur auf vollendete oder geplante Werke in Malerei, Plastik und Architektur, sondern weisen Leonardo als Wegbereiter einer anschaulichen Naturforschung auf dem Gebiet der Anatomie, Botanik, Zoologie, Geologie, Hydrologie, Aerologie, Optik und Mechanik aus.

Mechanische Flügel
von Leonardo da Vinci
Als Naturforscher und Techniker war Leonardo ein typischer Empiriker. Er wird deshalb heute noch als Universalgenie der Renaissance bewundert, zumal er nicht nur die Disziplinen, denen er sich zuwandte, beherrschte, sondern sie oft zu Höhepunkten führte und darüber hinaus gerade im Bereich der Technik einen Weg wies, an dessen Ende diese erst in späteren Jahrhunderten gelangen sollte. Berühmt sind seine „Mechanischen Flügel“, aber auch die Konstruktionsentwürfe für ein fahrradähnliches Fahrzeug. Sind Leonardos „Mona Lisa“ und das „Abendmahl“ Glanzlichter der Malerei, so waren seine Zeichnungen in ihrer Anschaulichkeit wegbereitend für die didaktische wissenschaftliche Demonstrationszeichnung und einzigartig in ihrer künstlerischen Intensität.

In Leonardo erfuhr das „universalistische Menschentum“ der italienischen Renaissance seine reichste Verkörperung. Auch jene Durchdringung von Kunst und Wissenschaft, wie sie ebenfalls zu den Merkmalen der Renaissance gehört, vollzog sich bei keinem ihrer Repräsentanten so tief wie bei Leonardo. Allein seine Leistungen auf naturwissenschaftlichem und technischem Gebiet würden genügen, ihm einen hervorragenden Platz in der Geschichte der Menschheit zu sichern. Chronik

Tragbare Uhr in Dosenform (Taschenuhr),
erster Hersteller: Peter Henlein, um 1500
NACH OBEN Der Nürnberger Mechaniker Peter Henlein (1480-1542) erfand die sogenannten Sack- oder Taschenuhren um 1500, indem er sozusagen die Tischuhren verkleinerte. Mechanische Uhren sind im allgemeinen Räder-Uhren, die isochrone mechanische Schwingungen erzeugen und deren zeitliche Folge über Zahnräder auf Zeiger vor einem Zifferblatt übertragen werden und so die Uhrzeit weisen. Im einfachsten Fall besteht ein Uhr-Werk aus Aufzug und Antrieb, Räder- und Zeigerwerk, Hemmung und Schwingungssystem. Anfangs hatten die Taschenuhren nur Stundenanzeiger (Minutenanzeiger gab es erst im 17. Jh., Sekundenanzeiger erst im 19. Jh.). Ein frei schwingendes Pendel wurde 1657 entwickelt von Christiaan Huygens (1629-1695). „Unruh“ ist das als Drehschwinger ausgebildete, den Takt gebende Schwungrad in Uhren, welches allerdings für Taschenuhren eine zusätzliche Spirale als „Zeitnormal“ brauchte, um die Fähigkeit zu Eigenschwingungen zu erlangen, was im 17. Jh. möglich wurde. Parallel zu dieser Entwicklung wurden neue Hemmungen erfunden: Ankerhemmung (1680), Zylinderhemmung (1690), freie Ankerhemmung (1759). Mit der Erfindung der Chronometer - 1728 (J. Harrison) - standen zur Längenbestimmung auf See erstmals genaue Uhren zur Verfügung.

Armbanduhren gab es zwar schon im 19. Jh., häufiger wurden sie jedoch erst ab 1920; 1924 funktionierte der erste Automatikaufzug. Auch Quarz-Uhren gab es schon Ende der 1920er Jahre - die erste brauchbare Quarz-Uhr wurde 1933 von den deutschen Physikern A. Scheibe und U. Adelsberger entwickelt -, als Armbanduhr war die Quarz-Uhr jedoch erst ab 1970 auf dem Markt. Quarz-Uhren sind Präzisionsuhren, deren Frequenznormal durch die elastischen Schwingungen eines piezoelektronisch erregten Quarzkristalls (Schwingquarz) gegeben wird. Die Frequenz der Quarzschwingungen wird stufenweise herabgesetzt und zur Steuerung eines mit einem Uhrzeiger verbundenen Synchronmotors oder auch zur Digitalanzeige benutzt. Erste praktisch verwendbare Atom-Uhren wurden 1948 gebaut. Atom- und Molekül-Uhren bieten noch höhere Genauigkeiten (+/- 0,02 ms pro Jahr) als die Quarz-Uhren, die sie steuern können, indem die Eigenschwingungen ausgegnutzt werden, z.B. die der Ammoniakmoleküle oder, bei Cäsium-Uhren, die der Cäsium-Atome.

Astronomische Uhren sind Präzisionspendel-Uhren,
die nur für astronomische Zwecke verwendet werden.
Ihre Pendel (z.B. aus Invar, Fe-Ni-Legierung) zeigen bei
Temperaturschwankungen äußerst geringe Längenänderungen.
Außerdem werden sie möglichst erschütterungsfrei und in Räumen
mit geringen Luftdruck- und Temperaturschwankungen aufgestellt.
Im weitesten Sinne sind sie Uhren mit astronomischen Anzeigen:
Lauf der Planeten, Mondphasen, Datum, Ebbe und Flut u.s.w.. Kosmos

Kurze einleitende Geschichte zur medizinischen Anatomie (Zerschneidung)

Die von der antiken griechischen Medizin entwickelten anatomischen Kenntnisse hatten fast ausschließlich auf Tiersektionen beruht, auch die Arbeiten des römischen Arztes Galen (Claudius Galenus, ca. 129-199). Er hatte oft irrtümlich von der Beschaffenheit tierischer Organismen auf den Menschen geschlossen. (galen). Bis zum sogenannten „Mittelalter“ waren Galens Forschungen verbindlich - innerhalb der doch mehr von Dogmen geleiteten Wissenschaft dieser Zeit war die Anatomie besonders rückständig, wurde sie doch auch durch religiöse Tabus behindert. Deshalb war z.B. der deutsche Stauferkaiser Friedrich II. mit seinem ausgeprägten Interesse für Mathematik, Naturwissenschaften und Philosophie seiner Zeit weit voraus: 1224 gründete er in Neapel die erste „Staatsuniversität“ des Abendlandes, wenig später richetete er an der berühmten Medizinschule von Salerno den ersten Lehrstuhl für Anatomie ein, 1238 verfügte er regelmäßige Obduktionen von Leichen. Hier bahnte also ein „weltlicher“ Herrscher den Weg in die „neuzeitliche“, erfahrungsgesättigte Anatomie, die dann der deutsche Mediziner Andreas Vesal (1514-1564) mit dem ersten vollständigen Lehrbuch der menschlichen Anatomie (Vom Bau des menschlichen Körpers, 1543) auch publik machte. Vesal


NACH OBEN Anatomische Illustrationen der „Maschine Mensch“

boten die seit dem 15. Jahrhundert vermehrt entstandenen Blätter mit entsprechenden Studien - auch an Leichen. Auch Leonardo da Vinci (1452-1519) und Michelangelo (1475-1564) waren daran interessiert und benutzten sie als Grundlage für Malerei und Plastik überhaupt. (Leonardo). Ebenfalls auf anatomische Studien bezogen sich die Holzschnitte des Berengario da Carpi (1470-1550), aber die wohl bedeutsamsten Illustrationen zu diesem Thema bot das Lehrbuch von Andreas Vesal (1514-1564). Als Professor der Chirurgie und Anatomie schuf er - zusammen mit dem Maler J. S. van Kalkar, der die anatomischen Tafeln anfertigte -, das erste vollständige Lehrbuch der menschlichen Anatomie: De humani corporis fabrica libri septem erschien 1543 (Vom Bau des menschlichen Körpers). Im selben Jahr wurde auch das heliozentrische Weltbild veröffentlicht: erst kurz vor dem Tod des Autors, Nikolaus Kopernikus (1473-1543), erschien sein Hauptwerk: Von den Kreisbewegungen der Himmelskörper. Ob es Zufall war, daß die Bücher von Vesal und Kopernikus im selben Jahr - 1543 - erschienen? Nach 1543 war Vesal der Leibarzt des deutschen Kaisers Karl V.. Renaissancen

Der menschliche Leib erreichte erst den Status eines „Körpers“ im Sinn der neueren Physik durch die Großtaten der frühen Anatomen und ihrer Verbündeten. Er wurde sozusagen zum Untertanen der Fallgesetze, der Seziermesser und ebenso der perspektivischen Darstellung. Schon zu dieser Zeit war nämlich auch die Entdeckung der Zentralperspektive ein wichtiges und kennzeichnendes Detail. Sie ist subjektzentriert, d.h. sie bezieht sich auf den Beobachter, auf einen einheitlichen Raum. Perspektive

Sich vor allem auf Vesal berufend, setzten die Anatomen das Recht auf Abstraktion von der theologischen Würde ihres Objekts praktisch durch; sie führten Schnitte durch den Menschenkörper, als sei ihnen egal, daß derselbe Körper bei Lebzeiten zur heiligen Messe gegangen war. Der Anatom und der Theologe standen sich als Opponenten gegenüber, denn es ging ja um die Frage nach dem Verhältnis von Natur und Übernatur im Hinblick auf den Menschen. Nicht selten kam es hierbei zu überzogenen Anklagen und inquisitionären Verdächtigungen. Die Kirche konnte sich zumeist nicht anders helfen als mit der bewährten Methode, aus Wahrheiten Gerüchte und aus Gerüchten Wahrheiten zu machen. Liefert die Biographie des Johannes Faust nicht auch ein Beispiel hierfür. Dem um 1480 in Knittlingen geborenen Faust wurde ein Pakt mit dem Teufel genauso zugeschrieben wie seinem Zeitgenossen Paracelsus (1493-1541), der eigentlich Bombast von Hohenheim hieß und schon zu Lebzeiten Luther der Medizin genannt wurde. Insbesondere aber mit Faust war die Figur zu einem Exemplar in der protestantischen Literatur geworden, die den unbedingten naturwissenschaftlichen Erkernntniswillen als Warnung vermitteln sollte: den Vorsatz des Faust, „die Elementa zu spekulieren“ (Volksbuch, 6. Kapitel). Unendlich Faustisches

 

Embryonkolos
„Die Glocke tönt, die fürchterliche,
durchschauert die berußten Mauern.
Nicht länger kann das Ungewisse
der ernstesten Erwartung dauern.
Schon hellen sich die Finsternisse:
Schon in der innersten Phiole
erglüht es wie lebendige Kohle,
ja, wie der herrlichste Karfunkel,
verstrahlend Blitze durch das Dunkel:
Ein helles weiches Licht erscheint!
O daß ich’s diesmal nicht verliere! -
Ach Gott! was rasselt an der Türe?
Homunculus

Was gibt es denn?

Es wird ein Mensch gemacht.

Ein Mensch? Und welch verliebtes Paar
habt Ihr ins Rauchloch eingeschlossen?

Behüte Gott! wie sonst das Zeugen Mode war,
erklären wir für eitel Possen.
...
So muß der Mensch mit seinen großen Gaben
doch künftig höher’n, höher’n Ursprung haben.
...

Nun, Väterchen! wie steht's? es war kein Scherz.
Komm, drücke mich recht an dein Herz,
doch nicht zu fest, damit das Glas nicht springe!
Das ist die Eigenschaft der Dinge:
Natürlichem genügt das Weltall kaum;
was künstlich ist, verlangt geschloß’nen Raum.“
     
Mepistopheles (zu Wagner)
Famulus Wagner
Homunculus in der Phiole (zu Wagner)

Goethe (1749-1832) ließ im 2. Teil des Faust den Homunculus nach Anleitung des Paracelsus erzeugen, wohl wissend, daß ein solches Menschlein schon seit Jahrhunderten nicht einfach nur das Wunschgebilde eines künstlich hergestellten Menschen war, denn spätestens im 13. Jahrhundert begannen Alchimisten ihre Experimente, um einen künstlichen Menschen im Reagenzglas zu erzeugen. Künstliche Menschen

 

  Biologie und Sprache  

- Genetischer Code -
C. T, A, G, die 4 Basen der Nukleotidbausteine, codieren als Tripletts (Triplettcode) - als 3 aufeinander folgende Basen (Nukleotide) - eine Aminosäure im Protein. Bei insgesamt 4³ (= 64) möglichen Tripletts und nur 20 korrespondierenden Aminosäuren entsprechen häufig mehrere (bis zu 6) Tripletts einer einzelnen Aminosäure. Das Schema wird von innen nach außen gelesen. Ein Buchstabe des Innenbezirks gibt das gewünschte erste Nuklotid an, ein Buchstabe des mittleren Bezirks das zweite, einer des Außenbezirks das dritte Nukleotid des Triplettcodons, das für die jeweilige Aminosäure (am Rande der Tabelle) eines Proteins codiert. 3 der 64 Tripletts entsprechen keiner der Aminosäuren, sondern steuern als Terminator-Codon den Abbruch der Proteinsynthese und das Freisetzen der fertigen Polyppeptidkette vom Ribosom. 1 Codon steuert zugleich mit der Aminosäure Methionin als Iinitiator-Codon den Beginn der Proteinsynthese. Vgl. Aminosäure
- Sprachlicher Code -
Repräsenteme, Texteme, Sememe, Refereme, die 4 „Basen“ der Sprachbausteine (Grammatik: Syntakteme, Logeme, Morpheme, Grapheme, Phoneme) „codieren“ als „Tripletts“ (Triplettcode) eine Textstruktur (Sprechen, Schreiben nach konventionellen bzw. grammatischen Regeln) im Sprachsystem. Bei einem endlichen Inventar von Elementen und Verknüpfungsregeln wird eine prinzipiell unendliche Zahl von Äußerungen ermöglicht, d.h. diese zu verstehen und hervorzubringen sowie Urteile über die Grammattikalität der Sprachbausteine abzugeben. Kinder können z.B., obwohl die sprachlichen Äußerungen ihrer Umwelt nur einen defizitären und unvollständigen Input darstellen, die syntaktischen Regeln ihrer Muttersprache in relativ kurzer Zeit beherrschen und eine fast unbegrenzte Menge grammatischer Ausdrücke verstehen und erzeugen. Vgl. Spracherwerb

NACH OBEN Kapitalismus

Zentralörtliche Wirtschaftsfunktion hatten schon die im 7. Jh. entstandenen Seehandelsplätze im nördlichen Europa. Und dies zu einer Zeit, als das längst entwickelte Lehnswesen schon auf dem Weg zum Lehnsstaat war, der im 8. Jh. fest installiert wurde (Fränkisches Reich).
Im 8. Jh. bildeten sich die ersten Gilden (genossenschaftliche Vereinigungen). Im 9. Jh. begann ein erster Urbanisierungsprozeß. Die Vorstufe zur Hanse (seit ca. 1000) und genossenschaftliche Zusammenschlüsse deutscher Kaufleute trugen maßgeblich zum Aufstieg der Städte bei. Die Entfaltung des Städtewesens, das Bevölkerungswachstum und die auch deshalb zunehmende Nachfrage führten zu einem Handelsaufschwung, vom 11. bis zum 13. Jh. sogar zur „kommerziellen Revolution“. Das ging auch einher mit dem Aufkommen neuer Organisationsformen (z.B. Bildung von Handelsgesellschaften seit ca. 1000), neuer Techniken (z.B. kaufmännische Buchhaltung), neuer Handelswege und neuer Tätigkeitsbereiche. Für den Fernhandel mit Luxusgütern, betrieben von Kaufmannsgilden unter königlichem Schutz, bestanden seit fränkischer Zeit befestigte Zoll- und Umschlagsplätze. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg des Abendlandes seit dem 11. Jh. wurde die Burg zur Stadt mit Bürgern (auch: burgess, burgeois u.s.w.).
Schema der Lehnspyramide
Lehnspyramide
Der Frühkapitalismus, als Übergang von einer überwiegenden Naturalwirtschaft zu einer überwiegenden Geldwirtschaft verstanden, vollzog sich allmählich, und zwar beginnend im 8. Jh. (vgl. Karolingik), etwas deutlicher in der Zeit der Kreuzzüge (1096 bis 1270), griff von Mittel- und Oberitalien über Süd- und Nordwestdeutschland (Niederlande) sowie Frankreich auf das ganze Abendland über, bis er am Ende der Gotik endgültig im Kapitalismus angekommen war. Bereits im 12. Jh. hatten sich die Zünfte gebildet. Die Zunft (AHD: was sich fügt, MHD: Ordnung) als ordnender Verband von Handwerkern, Handeltreibenden u.a. Gruppen, diente dem Zweck, den Mitgliedern die Ausübung des gemeinsamen Gewerbes zu ermöglichen und die wirtschaftlichen Verhältnisse zu regeln. Es ging hier also primär um Kontrolle, Planung und Lenkung der gewerblichen Produktion (Qualität, Preis, Absatz, verdienst u.s.w.) sowie um Ausbildung, Beschäftigung und Sozialfürsorge der Handwerker und Handelnden. Die Entwicklung der Zünfte erfolgte in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der Städte, in denen sie mehr und mehr auch politische Funktionen übernahmen. In Zunftkämpfen mit dem Patriziat (14./15. Jh.) gewannen sie häufig Anteil am Stadtregiment. Der Lehnsstaat verlor seine Bedeutung mit der Verdrängung der Ritterheere durch die Söldnerheere und dem Eindringen der Bürgerlichen in die Verwaltung. Verfassungsrechtlich blieb der Lehnsstaat in einigen Gebieten des Abendlandes noch lange bestehen, doch die Lehen wurden in volleigenen Besitz des ehemaligen Lehnsmannes umgewandelt. Als Ausdruck einer gewandelten Gesinnung setzte die neue Erwerbswirtschaft kalkulierendes Profitdenken frei. Nicht Herkommen und Stand, sondern Talent und Können wurden entscheidend für die „Geldaristokratie“.
Handelsgesellschaft
Handelsgesellschaft
(im 15 und 16.Jh.)
Zur Erweiterung des Fernhandels gründeten Großkaufmänner private Handelsgesellschaften mit Kapitalbeteiligung zur Finanzierung des Warentransports (Schiffsbau) und auswärtiger Kontore (Faktoreien) - so z.B. geschehen in der Ravensburger HG (1380-1530). Der Großkaufmann leitete das Unternehmen mit Hilfe neuer Bilanz- und Verrechnungsverfahren (vgl. auch: „Doppelte Buchführung“) und gewährte Kredite. Kirchliche Zinsverbote (Wucher) wurden von der Kirche selbst durch das Rentensystem umgangen (!). Zur ersten europäischen Finanzmacht geworden, schaltete sie zur Sicherung kirchlicher Abgaben Großkaufleute, z.B. auch den Templerorden, ein, die für ihre Vorschüsse Renten (Privilegien) zur Nutzung erhielten. Die weltlichen Fürsten ahmten diese Entwicklung natürlich nach; sie verpachteten Zölle, Münz-, Markt-, Berg- oder Bodenrechte.
Bankplätze entstanden in Genua, Florenz (Bardi, Strozzi), Augsburg (Welser) und Antwerpen. Der Kaufmannsbankier baute eigene Exportgewerbe auf, die nach dem Verlagssystem produzierten (z.B. in Textil- und Metallverarbeitung). Der Verleger stellte bezahlten Heimarbeitern Rohstoffe und Geräte, vertrieb aber die Fertigwaren selbst. Großkapitalisten strebten schon damals nach Monopolen und politischen Einfluß, so etwa durch Regie eines Wirtschaftszweiges (z.B. Bergbau), des Export- oder Kredithandels, wobei der Staat häufig der Konkurrent war, der seinerseits Monopole als Hoheitsrecht beanspruchte.

Seit dem 13. Jahrhundert in Augsburg als Patriziergeschlecht nachweisbar, stiegen die Welser unter Anton d.Ä. (1451-1518) empor zu einer der größten europäischen Handelsgesellschaft und waren nicht nur im europäischen Großhandel und Asienhandel tätig, sondern auch an einer portugiesischen Indienflotte beteiligt (1505/06). Die Welser faßten in ihrem Unternehmen für damalige Verhältnisse riesige Kapitalien zusammen. Anton d.J. (1486-1557) begründete 1525 den Handel mit Spanisch-Amerika (Zuckerplantagen auf Hispaniola). Venezuela wurde 1527 an die Welser verpfändet, und in der ersten deutschen Kolonie erforschte der Handelsbeauftragte, Generalkapitän und „Konquistador“ Nikolaus Federmann (1505-1542) im Dienste der Welser den Orinoko und zog eigenmächtig in die Hochfläche des Chibcha-Reiches, wo er mit seinen spanischen Rivalen das heutige Bogotá gründete. (). Die Unternehmungen der dortigen welserischen Statthalter und Generalkapitäne A. Dalfinger, N. Federmann, G. Hohermuth und P. von Hutten scheiterten 1546 bzw. 1556 am Neid und an der Fremdenfeindlichkeit Spaniens.

Die Fugger in Augsburg stiegen im 15. Jahrhundert - als kleinbäuerliche Weberfamilie - durch Handel und Geldgeschäfte auf zu einer Handelsgesellschaft mit Weltgeltung. Sie zählten seit 1511 zum deutschen Reichsadel; seit 1514 waren sie Reichsgrafen. Die noch heute bestehende Linie der „Fugger von der Lilie“ wurde begründet von Jakob Fugger d.Ä. (um 1400 -1469). Jakob Fugger d.J. (1459-1525), auch „der Reiche“ genannt, war Bankier der Habsburger und Päpste; er finanzierte die Kaiserwahl und die Kriege des deutschen Kaisers Karl V., kontrollierte die europäische Blei-, Siber- und Kupferproduktion und erwarb das Quecksilber-Monopol. Anton Fugger (1493-1560), der die Leitung des Unternehmens 1525 übernahm, besaß Handelskonzessionen u.a. in Chile, Peru, Moskau. Anton gewährte auch Philipp II. Kredite. Er hinterließ 6 Mio. Goldkronen und einen sehr beträchtlichen Landbesitz.

Regelkreis
 
Machiavellismus
Machiavellismus
Merkantilismus
Merkantilismus / Kameralismus
Physiokratismus
Physiokratismus

Niccoló Machiavelli (1469-1527) bezeichnete nationale Selbständigkeit, Größe und Macht des Staates als das Ideal, das der Politiker durch die zweckentsprechendsten Mittel erstreben müsse, unbekümmert um private Moralität und bürgerliche Freiheit. Damit war die Staatsräson begründet, aber auch der Machiavellismus als skrupellose, zugleich konsequente Gewaltpolitik, die ihre Ziele auch mit moralisch verwerflichen Mitteln erstrebt und durchsezt, unter Berufung auf die Interessen und die Erhaltung des Ganzen. Il principe (Der Fürst, entstanden 1513), nach den Bedingungen erfolgreicher Politik fragend, galt vielen als das „Handbuch der Tyrannen“. Machiavellis empirisch-systematischen Untersuchungen zwangen ihn zun Bruch mit der Tradition christlich-metaphysischer Staatstheorie. Die Frage nach der Erhaltung des Staates war für Machiavelli so zentral, daß er den Herrscher unter der Voraussetzung des Staatsnotstandes („nescessitá“) vom Zwang, nach ethischen Normen zu handeln, befreien wollte. Damit begründete er, ohne schon den Begriff zu verwenden, die Lehre von der Staatsräson.

Der Merkantilismus, auch als Kameralismus oder Colbertismus bekannt, schuf die finanziellen Voraussetzungen zur Entfaltung des Abslolutismus, da der Staat Gewinne durch Zölle, direkte und indirekte Steuern zur Erhaltung des Heeres, der Verwaltung und des Hofes abschöpfen konnte. Da nach Auffassung dieser kulturellen Phase Reichtum im Geldbesitz bestand, zielte der Merkantilismus auf eine aktive Handelsbilanz durch Ausfuhr hochwertiger Güter (Luxcus-, Mode-, Glaswaren, Parfums, Porzellan u.s.w.). Deshalb wurden Binnenzölle beseitigt, Land- und Wasserstraßen ausgebaut, staatliche Monopole errichtet, gewerbliche Manufakturen subventioniert, die Seefahrt und die Handelsgesellschaften, somit die Kolonialpolitik, gefördert. Es gab Schutzzölle und landwirtschaftliche Festpreise. Während der Merkantilismus Handel und Gewerbe förderte und dadurch den Wohlstand des Bürgertums hob, erhielten die Bauern keinen Anreiz zur Steigerung ihrer Produktion. Die ständische Gliederung blieb erhalten, aber ohne politische Bevorrechtung. Klerus und Adel waren durch Grundbesitz, Steuerfreiheit und Sondergerichtsbarkeit privilegiert. Das höhere Bürgertum nahm am wirtschaftlichen Aufstieg teil und konnte durch Ämterkauf zum (Dienst-) Adel aufsteigen. Kleinbürger und Bauern trugen durch hohe Besteuerung die Staatslasten. Die 1685 erfolgte Aufhebung des Edikts von Nantes veranlaßte etwa eine halbe Million Hugenotten zur Massenflucht, wodurch die Merkantilwirtschaft schwer geschädigt wurde. Dies führte wiederum zu mehr Kritik am französischen Absolutismus. Die sogenannten Réfugiés erhielten eine neue Heimat vor allem in Holland und Brandenburg (Preußen), den Vororten der Aufklärung. Aufklärung

Im Jahre 1738 erschien (anonym) der Antimachiavell von Friedrich II. (1712-1786), genau 225 Jahre nach Entstehen des Il principe von Machiavelli. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts löste der Physiokratismus oder die klassische Nationalökonomie den Merkantilismus oder auch Kameralismus ab; es entstanden erste nationalökonomische Schulen, u.a. die der Physiokraten, deren natürliche Ordnung auch darin bestand, den Boden und seine Bewirtschaftung als die Quelle des Reichtums eines Volkes anzusehen. Johann August Schlettwein (1731-1802) war der bedeutendste Verbreiter der physiokratischen Lehre in Deutschland. Sein Hauptwerk erschien 1778: Grundfeste der Staaten oder die politische Ökonomie.

Handelsimperative Polyzyklen Welthandel

Industrielle Revolution ist nicht einfach nur eine Hyperbel für Industrialisierung, sondern tatsächlich ein geeigenter Begriff für die revolutionären Prozesse, die sich in dieser Zeit im Abendland vollzogen. Die Industrialisierung begann in England um 1760/'70, griff rasch auf die bedeutenden Staaten in Europa und Nordamerika über. Im volkswirtschaftlichen Sinn ist Industrialisierung ein Prozeß, durch den eine Volkswirtschaft so umgestaltet wird, daß der industrielle Sektor relativ zur Landwirtschaft zunehmende Bedeutung gewinnt. Im weiteren Sinn umfaßt der Begriff jedoch auch außerökonomische Tatbestände, die sich auf die Entwicklung der Industrie beziehen, ihre Wirkung auf die soziale Struktur der Bevölkerung, auf das Verhalten der Individuen und gesellschaftlichen Gruppen zueinander und auf die geistige Verfassung der Menschen schlechthin. Im engeren Sinn ist der große Spurt („Take-off“) im Verlauf der Industrialisierung gemeint, der eine rasche quantitative Veränderung der Gesellschaftsstruktur herbeiführte, die subjektiv als qualitativer Wandel empfunden wurde und zu dem die Industriegesellschaft kennzeichnenden, permanent expandierenden Wachstum führte. Die schon auf der agrarrevolutionären Vorstufe der Industrialisierung durch Bevölkerungsexplosion und Bauernbefreiung entstandene Massenarmut zu beseitigen, war eine der wichtigsten Aufgaben dieser Zeit, gefolgt von Problemen der Klassengegensätze, der Erosion traditioneller Wert- ind Gesellschaftssysteme. Die Vergrößerung des realen Sozialprodukts insgesamt und pro Kopf machte nicht alle zufrieden, und mit jedem industriell-kapitalistischen Produktionsprozeß kamen auch immer wieder neue Klassengegensätze zum Vorschein. Auch „Klassenkampf“ und „Kampf gegen den Klassenkampf“ waren nicht ohne Dienst und Fleiß zu führen. Industrialisierung ist eben auch mit Arbeit, mit Dienstfleiß verbunden und mit Verdienst in der Folge vergleichbar, weil eine Kultur sich in einer für sie zunächst fremden Berufswelt (Kulturberufung) ausbilden läßt und für den neuartigen Fleiß (lat. industria) auf neue Art belohnt wird.

Maschinen als Initialzündungen: 


Erfindung der Spinnmaschine,
1764 (James Hargreaves)


Niederdruck-Dampfmaschine,
1765 (James Watt)

Von Beginn an war auch die neuzeitliche Sklaverei
eine Vorstufe zur Maschinenindustrie und wurde
deshalb auch erst durch die Industrialisierung abgeschafft:
Kohle und Maschinen sollten sich als fleißiger erweisen. Sklaverei

 

Immanuel Kant (1724-1804) war ziemlich sicher, daß die Probleme der Welt durch den Handel gemildert würden. Zum „Kategorischen Imperativ“ schrieb er 1785 in seiner Grundlegung zur Metaphysik der Sitten: 1.) „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetz werden sollte.“ 2.) „Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest“ (Kant). Adam Smith (1723-1790) knüpfte an die Gedanken von David Hume (1711-1776) an, näherte sich stark den Grundsätzen von Kant und sah die Quelle der sittlichen Beurteilung in der Sympathie: „Handle so, daß ein unparteiischer Beobachter mit dir sympathisieren kann“. Obwohl seine klassische Nationalökonomie die physiokratischen Lehren ablöste, war Smith selbst von den Physiokraten beeinflußt. (Smith). Doch reichte der Einfluß der Physiokraten, vor allem durch die Kreislauftheorie, über Smith hinaus und spielte z.B. in Marx' „Kritik der politischen Ökonomie“ eine erhebliche Rolle. (Marxismus). Zumindest teilweise blieb auch John Keynes (1883-1946) noch der klassischen Nationalökonomie verhaftet, aber in wesentlichen Fragen trat er zu ihr in Gegensatz und wurde zum Begründer einer eigenen Richtung der Nationalökonomie, die auch Keynesianismus genant wird. (Keynes). Innerhalb der Nationalökonomie errang der Keynesianismus rasch so große Bedeutung, daß sogar von einer „keynesianischen Revolution“ gesprochen wurde. Später in seiner Bedeutung teilweise durch andere Theorien, wie z.B. die „neuere“ Quantitätstheorie, zurückgedrängt, spielen auf dem Keynesianismus basierende Theorien dennoch eine große Rolle, so etwa bei den Gewerkschaften des sogenannten Links-Keynesianismus, der das Erfordernis der Erhöhung der effektiven Nachfrage vor allem durch höhere Reallöhne, aber auch durch staatliche Sozialleistungen in den Vordergrund stellt. Quantität

Wirtschaftliche Ziele können kurz-, mittel- und langfristiger Natur sein; die traditionellen Ziele einer kurzfristigen Wirtschaftspolitik sind Preisniveaustabilität, Vollbeschäftigung und außenwirtschaftliches Gleichgewicht (vgl. Tafel: „Magisches Dreieck“), wobei die Verfolgung dieser Ziele sich historisch nicht selten als sehr schwierig oder gar widersprüchlich erwies. Wenn zu den drei traditionellen oder klassischen wirtschaftspolitischen Zielen ein weiteres Ziel, nämlich stetiges Wachstum, postuliert wird, können zusätzliche Zielkonflikte entstehen, und aus vormals nur 3 sind 6 Spannungsfelder geworden (vgl. Tafel: „Magisches Viereck“). Seit einigen Jahrzehnten treten zu den Zielen des magischen Vierecks zwei weitere Hauptziele hinzu, nämlich die Wünsche nach gerechter Einkommensverteilung und nach Erhaltung einer lebenswerten Umwelt, so daß aus den 6 Spannungsfeldern im Viereck 15 Spannungfelder im Sechseck geworden sind (vgl. Tafel: „Magisches Sechseck“).

Eisenbahn Nürnberg-Fürth, 1835
Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth




Betrachtet man den gesamten Kreislauf eines ökonomischen Systems,
so fällt auf, daß er eine Mehrzahl von einzelnen Kreisläufen umfaßt.
Vereinfacht stellt sich der Wirtschaftskreislauf wie folgt dar:

Die Haushalte stellen den Unternehmen Arbeitskräfte zur Verfügung, empfangen dafür von den Unternehmen Geldeinkommen in Form von Löhnen und Gehältern und kaufen Güter und Dienstleistungen bei den Unternehmen. Dafür erzielen die Unternehmen Umsatzerlöse, sei es in Form von Bargeld oder Forderungen. In der modernen Wirtschaft spielen die Banken natürlich eine große Rolle, und, wie wir wissen, geben die Haushalte häufig nicht ihr gesamtes Einkommen für Konsumzwecke aus, weshalb den Banken ein Teil der Einkommen als Ersparnis zufließt. Die Banken sammeln die vielen kleinen und größeren Sparbeträge der Haushalte und geben sie als Kredite an andere Wirtschaftssubjekte, vor allem an die Unternehmen, weiter.

In den Kreislauf der Gesamtwirtschaft
gehen alle Transaktionen ein, die von
den einzelnen „Wirtschaftssubjekten“ innerhalb einer Periode getätigt werden.
Ein Gewinnmaximum liegt dort, wo der Abstand zwischen
Umsatz und Kosten am größten ist - dort wo die Parallele (T)
zu der Umsatzkurve (U) die Kurve der Gesamtkosten (Kg) tangiert.

Ein Teil der Einkommen wird jedoch vom Staat in Form von (wie wir wissen: oft viel zu hohen) Steuern und anderen gesetzlichen Abgaben einbehalten. Hinzu treten die Steuereinnahmen, die die Unternehmen zu entrichten haben. Die Staatseinnahmen werden wieder ausgegeben. Sie fließen zum Teil den Haushalten in Form von Gehältern und Löhnen für die Staatsbediensteten zu, ein weiterer Teil wird für die Vergabe von Staatsaufträgen an die Unternehmen verwendet, die dadurch wiederum Umsatzerlöse erzielen; und für besonders förderungswürdige Zwecke erhalten die Unternehmen (oder auch Private) Geldbeträge, die sie nicht mehr zurückzahlen müssen (Subventionen). Die Unternehmen verkaufen Güter und Dienstleistungen an das Ausland und erhalten hierfür Geldeinnahmen oder Forderungen. Ihre Umsatzerlöse nehmen zu und damit ihre Gewinne. Güter und Dienstleistungen werden von den Unternehmen importiert - manchmal auch von den priavten Haushalten oder vom Staat. Für die Unternehmen stellt der Import einen Aufwand dar, sofern es sich nicht um Investitionsgüter handelt, für die priaven Haushalte Konsumausgaben. Das bedeutet für die ausländischen Exporteure, daß sie Geldeinnahmen erhalten bzw. daß Forderungen an die inländischen Importeure entstehen. (Vgl. Tafel).

„Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!“ lautet der Refrain der „Ballade vom angenehmen Leben“ aus der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht (1898-1956). Beschränkt sich der Begriff Wohlstand aber auf eine objektivierbare, rein materielle Dimension oder umfaßt er auch subjektives Befinden, also z.B. Lebensqualität?  Seit den 1960er Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, daß das Bruttosozialprodukt (BSP) aus einer Reihe von Gründen kein zuverlässiger Indikator für Wohlstand sein kann. Positive Wachstumsraten des Sozialprodukts bedeuten nicht immer, daß auch die Wohlfahrt eines Landes gesteigert wurde. Insbesondere erfaßt das BSP keine nicht-ökonomischen Gesellschaftsbereiche und selbst die materiellen Aspekte von Wohlstand werden nur annähernd erfaßt. Viele Systeme sozioökonomischer Indikatoren wurden entwickelt, die auch die Bereiche wie Gesundheit, Bildung, soziale Sicherung, Umweltqualität und Freizeit erfassen. Der seit 1990 jährlich berechnete „Index der menschlichen Entwicklung“ geht von drei wesentlichen Determinanten des „menschlichen Handlungsspielraumes“ aus: Gesundheit, Bildung und Einkommen - aber das reicht auch nicht aus! (Vgl. HDI und Wirtschaft).


Wer sich auf dem Weg zu einer neuen Qualität den Vorsprung von der Konkurrenz nicht nehmen
lassen will, der sichert sich diesen Weg nicht selten durch Quantität ab. Weil zur Zeit Quantität
(z.B. Mengenregulationen wie Umfrageergebnisse, Quotenregelung, McDonaldisierung u.s.w.)
vor Qualität geht und alles immer unausgewogener wird, sollte man auf eine Gegenbewegung
gut vorbereitet sein, denn auch dieses Pendel wird wieder in die andere Richtung schlagen. Beispiel


2001 forderte Herwig Birg die demographische Zeitenwende: „Aus heutiger Sicht müßte das sogenannte «magische» Zieldreieck (vgl. Tafel: Magisches Dreieck), bestehend aus Vollbeschäftigung, Preisstabilität und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht, durch das Ziel der demographischen Nachhaltigkeit erweitert werden (stetiges Wachstum - laut Birg: demographisch; vgl. Tafel: Magisches Viereck). Eine Diskussion über eine solche Erweiterung auf breitem politischem Fundament gibt es jedoch noch nicht einmal in Ansätzen. Die wirtschafts- und sozialpolitischen Debatten (Renten- und Gesundheitsreform) und die demographischen Reformdiskussionen (Familienpolitik, Staatsbürgerschaftsrecht, Einwanderungs- und Integrationspolitik) werden in der Regel in getrennt voneinander arbeitenden Sachverständigengremien und Kommissionen diskutiert, so als ob sich auch die wirtschaftliche und soziale Wirklichkeit in verschiedene ressortspezifische Welten aufteilen ließe.“ (Herwig Birg, Die demographische Zeitenwende, 2001, S. 59). Demographie

NK
KN
NW
WN
NB
BN
NT
TN
WT
TW
WB
BW
TB
BT
KW
WK
KT
TK
KB
BK

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Natur-Kultur; z.B. Natur als 1. Kultur
Kultur-Natur; z.B. Höhere Lebewesen, Menschen
Natur-Wirtschaft; z.B. Ökologische Ökonomie
Wirtschaft-Natur; z.B. Ökonomische Ökologie
Natur-Bevölkerung; z.B. Umweltflüchtlinge
Bevölkerung-Natur; z.B. Übervölkerung
Natur-Technik; z.B. Natur als Schöpfer
Technik-Natur; z.B. Naturbeherrschung
Wirtschaft-Technik; z.B. Arbeitskräfte
Technik-Wirtschaft; z.B. Leistungsstreben
Wirtschaft-Bevölkerung; z.B. Sozialprodukt, Lohn
Bevölkerung-Wirtschaft; z.B. Opportunitätskosten
Technik-Bevölkerung; z.B. Erfindungsstreben
Bevölkerung-Technik; z.B. Bildungsniveau
Kultur-Wirtschaft; z.B. Recht und Verwaltung
Wirtschaft-Kultur; z.B. Steuer-, Sicherungssystem
Kultur-Technik; z.B. Wissen, Bildungssystem
Technik-Kultur; z.B. Armee, Gesundheit, Verkehr
Kultur-Bevölkerung; z.B. Kulturgemeinschaft
Bevölkerung-Kultur; z.B. Demographie als
Kultur-Biographie (Fertilität, Mortalität u.s.w.)
N-K-T-B-W
Wechselwirkungen (Beispiele)
Konjunkturzyklen (Beispiele)
Konjunkturzyklus

Es sind leider ausgerechnet die in der ökonomisch-demographischen Beziehung als Beispiel angegebenen Opportunitätskosten (BW) und deren Rückkoppelung auf das Pro-Kopf-Einkommen (WB), die irre stark unterschätzt und in ihrem Wechselzusammenhang oft sogar völlig ausgeklammert werden (!) - z.B. von den Poltitikern wegen ihrer Arbeitsteilung und Aufsplitterung (angeblich: „Spezialisierung“) zwischen den „Ressorts“ und z.B. von den Wissenschaftlern wegen ihrer mangelnden „Kommunikation“ zwischen den „Disziplinen“. Sie wissen es einfach nicht: „Je höher das Pro-Kopf-Einkommen in einem Land ist, desto größer ist unter sonst gleichen Umständen - diese Bedingung gilt unausgesprochen immer - das entgangene Lebenseinkommen, wenn eine Frau auf ein eigenen Einkommen durch Erwerbsarbeit verzichtet, um Kinder großzuziehen. Wir bezeichnen diese nur in der Vorstellung existierende entgangene Einkommen als ökonomische Opportunitätskosten, wobei der Begriff »Kosten« im Sinne von »unter anderen Bedingungen möglich erscheinendes Einkommen« verwendet wird, also nicht i.S. von realen Ausgaben verstanden werden darf. An diesem Punkt beziehen wir die neuere Entwicklung der bevölkerungswissenschaftlichen Theorie mit ein, die den bisher ausschließlich im ökonomischen Sinn gebrauchten Begriff der Opportunitätskosten durch die biographischen Opportunitätskosten erweitert: ... die nur in der Vorstellung der Individuen existierenden, theoretisch möglichen Lebenswege und Lebensinhalte ..., die im Spektrum der biographischen Möglichkeiten nicht mehr enthalten sind, wenn bestimmte Lebenslaufalternativen durch langfristige Festlegungen in Form von Partnerbindungen oder Kindern aus dem biographischen Universum des einzelnen ausscheiden. Die ausgeschiedenen Alternativen bilden die biographischen Opportunitätskosten.“ (Herwig Birg, Die Weltbevölkerung - Dynamik und Gefahren, 1996, S. 75-76). So läßt sich das ökonomisch-demographische oder demographisch-ökonomische Paradoxon auch viel besser verstehen! Ökonomisch-demographisches bzw. demographisch-ökonomisches Paradoxon

„Die biographische Fertilitätstheorie besagt, daß die Vielheit biographischer Entwicklungsmöglichkeiten im langfristigen Trend zunimmt und damit die biographischen Opportunitätskosten und Festlegungsrisiken steigen. Das hat zur Folge, daß langfristige Festlegungen aufgeschoben oder ganz vermieden werden. Die durchschnittliche Geburtenzahl pro Frau sinkt, weil der Anteil der lebenslang kinderlosen Frauen zunimmt und die Häufigkeit der Familien mit drei oder mehr Kindern abnimmt. Dabei ist wichtig, daß die biographischen Opportunitätskosten gerade in der Anfangsphase der beruflichen Entwicklung, also in dem für die Familiengründung wichtigen Altersbereich von 20 bis 30 Jahren, größer sind als in höherem Alter und von Jahrgang zu Jahrgang weiter zunehmen, so daß sich der Konflikt zwischen der beruflichen und der familialen Entwicklung der Frauen von Jahrgang zu Jahrgang verschärft. ... Der Wandel des generativen Verhaltens ist das ungeplante, ungewollte und unvermeidliche Ergebnis des sozio-ökonomischen Entwicklungsprozesses. Je weiter ein Land in seiner Entwicklung fortgeschritten ist, desto stärker wirken sich die ... kollektiv finanzierten wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen wie die Alters- und Krankenversicherung und die Arbeitslosenversicherung (neuerdings auch die Pflegeversicherung) als zusätzlicher Faktor zu den biographisch-inndividuellen Faktoren aus. Im Ergebnis weicht dann die Geburtenrate um so mehr von dem für die Bestandserhaltung der Bevölkerung erforderlichen Niveau ab, je größer der individuelle Wohlstand und die kollektive Wohlfahrt sind.“ (Herwig Birg, Die Weltbevölkerung - Dynamik und Gefahren, 1996, S. 76-77). Es ist also unbedingt auch zu beachten, daß der in Medien und Politik überbewertete „Wertewandel“ nicht die „kausale Ursache“ für den demographischen Wandel ist, sondern umgekehrt: der Wertewandel wird verursacht vom demographischen Wandel, und zwar in Abhängikeit vom Kulturwandel (vgl. z.B. in der folgenden Tabelle den „direktesten“ Weg [KB] und den Rückweg als Rückkopplung [BK]):
Die sieben „direktesten“ Wege als Beispiele „direktester“ Abhängigkeit der Bevölkerung von der Kultur!
1
2
3
4
5
6
7
Kultur –› Bevölkerung
Kultur –› Natur –› Bevölkerung
Kultur –› Technik –› Bevölkerung
Kultur –› Technik –› Natur –› Bevölkerung
Kultur –› Technik –› Wirtschaft –› Bevölkerung
Kultur –› Wirtschaft –› Technik –› Bevölkerung
Kultur –› Wirtschaft –› Natur –› Bevölkerung
K –› KB –› B
K –› KN –› N –› NB –› B
K –› KT –› T –› TB –› B
K –› KT –› T –› TN –› N –› NB –› B
K –› KT –› T –› TW –› W –› WB –› B
K –› KW –› W –› WT –› T –› TB –› B
K –› KW –› W –› WN –› N –› NB –› B
Rückkopplung
vollzieht sich in
umgedrehter
Richtung

Herwig Birg ganz stolz: „In meiner Biographischen Theorie der Fertilität sind ökonomische, soziologische und entwicklungspsychologische Erklärungsansätze des generativen Verhaltens zu einer Theorie vereinigt. Abgesehen von ihrer Zielsetzung im Rahmen der wissenschaftlichen Grundlagenforschung hat sich die Theorie als ein brauchbares Instrument für die Erarbeitung realistischer Weltbevölkerungsprojektionen erwiesen .... Die Kernthese der biographischen Fertilitätstheorie ist, daß das Risiko irreversibler langfristiger Festlegungen im Lebenslauf unter den Bedingungen eines permanenten Wandels der ökonomischen, sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebensbedingungen zugenommen hat und weiter zunehmen muß. In einer instabilen, von einer permanenten Veränderungsdynamik geprägten Welt ist es rational, irreversible langfristige Festlegungen im Lebenslauf zu vermeiden, um die biographische Entscheidungsfreiheit nicht zu verlieren. Deshalb wurden und werden die familialen langfristigen Festlegungen im Lebenslauf wie die Bindung an einen Partner und die Geburt eines Kindes in eine spätere Lebenslaufphase aufgeschoben oder ganz vermieden. Die Vermeidung langfristiger Festlegungen im Lebenslauf dient insbesondere dazu, berufliche Optionen offen zu halten und die Anpassungsfähigkeit an die Anforderungen der Arbeitsmärkte funktionsfähig zu halten, die Arbeitslosigkeit zu minimieren und die für ein möglichst hohes Pro-Kopf-Einkommen notwendige Produktivität zu maximieren.
Kinderzahl
Die ungewollte demographische Konsequenz dieser Entwicklungstrends ist die permanente Zunahme des Anteils der Frauen an einem Jahrgang, der zeitlebens kinderlos bleibt. Die niedrige Geburtenrate ist ... in erster Linie eine Folge des Anstiegs des Anteils der lebenslang kinderlosen Frauen, nicht etwa, wie fälschlicherweise immer wieder behauptet wird, ein Anstieg der Häufigkeit der Ein-Kind-Familie. Wenn Menschen trotz der damit verbundenen biographischen Festlegungsrisiken die Entscheidung für die Gründung einer Familie treffen, dann haben sie wesentlich häufiger zwei Kinder als eins. Die Zwei-Kinder-Familie und nicht die Ein-Kind-Familie ist die typische und häufigste Familienform. Das in solchen demographischen Kennziffern zum Ausdruck kommende generative Verhalten erscheint im Hinblick auf die biographische Entscheidungslogik durchaus als rational: Die biographische Entscheidungsfreiheit wird durch das erste Kind so gravierend eingeschränkt, daß man sagen könnte, daß die Eltern fortan in einer anderen Welt leben. Diese Welt ändert sich durch ein zusätzliches zweites Kind bei weitem nicht so dramatisch wie dies beim Übergang von einem Leben ohne Kinder zum Leben in Elternschaft geschieht. Ein-Kind-Familien sind im Vergleich zu einem Leben ohne Kinder eine grundsätzliche, lebenslaufbestimmende Alternative, während sie im Vergleich zur Familie mit zwei Kindern eher als eine Vorstufe anzusehen sind, die durch das zweite Kind mehr vollendet als ein weiteres Mal entscheidend verändert wird.“ (Herwig Birg, Die Weltbevölkerung - Dynamik und Gefahren, 1996, S. 65-67).

Aber: Entscheidungen, die zwar physikalisch-chemisch bzw. physiologosch in einem einzelnen Gehirn getroffen werden (denn betroffen sind ja z.B. die Synapsen des einzelnen Menschen, das Nervensystem des einzelnen Menschen, der Körper des einzelnen Menschen, der genetische Code des einzelnen Menschen u.s.w. - eben die Einzigartigkeit), sind trotzdem keine unteilbaren, keine ungeteilten, also keine individuellen Entscheidungen (denn betroffen sind ja z.B. auch der Partner, der Chef u.s.w., eben die Mit-Entscheider), weil jeder einzelne Mensch auch in seiner Entscheidung immer schon von anderen Menschen beeinflußt ist. Dieses wichtige Faktum berücksichtigt Birgs Theorie noch zu wenig. „In Übereinstimmung mit der mikroökonomischen Theorie geht die biographische Theorie von der Sichtweise aus, daß der Mensch unaufhörlich zwischen Alternativen wählt, aber im Unterschied zur mikroökonomischen Theorie wird in der biographischen Theorie das Faktum in die Betrachtung einbezogen, daß der Mensch im allgemeinen die Alternativen nicht wählt, zwischen denen er eine Auswahl trifft. Die biographische Theorie betrachtet die Alternativen als das Ergebnis kumulativer biographieinterner Verdichtungen von Handlungen und Ereignisse sowie das Ergebnis von biographieexternen Vorgaben, die in jedem Lebenslauf eine Rolle spielen. ... Eine generatie Entscheidung ist nicht nur eine Entscheidung für bzw. gegen ein Kind, sondern für bzw. gegen einen bestimmten Lebenslauf als Ganzes. Sie ist eine langfristige Festlegung mit irreversiblen Folgen für den ganzen Lebenslauf: In entwickelten Ländern trifft jede Frau (die aber de facto nicht selbst, nicht individuell entscheidet; HB) mit der Entscheidung (die von anderen beeinflußt ist; HB) für ein Kind gleichzeitig eine Vorentscheidung über die Art und Menge der Entscheidungsalternativen im beruflichen Bereich, und umgekehrt bestimmt das Ergebnis einer beruflichen Entscheidung, welche Alternativen bei familialen bzw. generativen Entscheidungen in den Wahlmengen künftiger Entscheidungssituationen vorkommen können und welche nicht.“ (Herwig Birg, Differentielle Reproduktion aus der Sicht der biographischen Theorie der Fertilität, in: Eckart Voland, Fortpflanzung: Natur und Kultur im Wechselspiel, 1992, S. 198-199 Quelle). Die Entscheidungen über das „generative Verhalten“, wie Birg es nennt, sind zum größten Teil kulturell beeinflußt, also demzufolge kollektive Entscheidungen (z.B. des Paares, des Stammes, des Volkes u.s.w.). Und je zivilisierter eine Kultur, desto kinderfeindlicher ihre Entscheidungen. Anders gesat: je mehr eine Kultur Zivilisation ist, desto weniger entscheiden sich die zu dieser Kultur gehörenden Menschen für Kinder. Was in der Natur eine Regel ist - der Wille zur Weitergabe der eigenen Gene, zur Fortpflanzung -, das wird in der Kultur zu einer Ausnahme, und zwar deutlich in der Menschen-Kultur, deutlicher in deren Historienkulturen und am deutlichsten in den Modernen (Zivilisationen) dieser Historienkulturen, denn deren zivilisierte Phasen sind nahezu der Inbegriff der Negation dieses Willens. Gerade die Menschen dieser Phasen haben immer weniger Kinder und könnten sich mehr Kinder leisten als andere. Vgl. Demographisch-ökonomisches Paradoxon. Ökonomisch-demographisches bzw. demographisch-ökonomisches Paradoxon

Umbau der Gesellschaft (?!). „In den Industrieländern, auf die es demographisch gesehen in Zukunft immer weniger ankommt, ist eine demographische Stabilitätspolitik noch nicht einmal in Ansätzen erkennbar. Die Förderung der Familienbildung mit fiskalischen und anderen staatlichen Instrumenten müßte entscheidend verbessert werden, aber Erfahrungen ... zeigen, daß die Wirksamkeit der Instrumente der Familienpolitik allein nicht ausreicht, um die Geburtenrate auf rd. 2 Kinder je Frau zu erhöhen. Was nötig wäre, ist ein vollständiger Umbau der gesammten Gesellschaft. Wie aber soll diese gigantische Aufgabe je durchgeführt werden, so lange es üblich ist, Geburtendefizite einfach durch Wanderungen zu kompensieren oder sogar überzukompensieren?“  (Herwig Birg, Die Weltbevölkerung - Dynamik und Gefahren, 1996, S. 80). Birg hält es - wie übrigens alle anderen Demographen - für völlig absurd, die sich aus der Bevölkerungsschrumpfung ergebenden Probleme durch Einwanderung mildern zu wollen. Durch die Einwanderung werden diese Probleme nur noch viel größer. MehrMehr

„Bevölkerungsvorausberechnungen sind wesentlich zuverlässiger als Wirtschaftsprognosen. Sie sind keine Prophezeiungen, sondern »Wenn-Dann-Aussagen« über die künftige Entwicklung, und da die Annahmen über das generative Verhalten der Menschen in der Zukunft sowie die Annahmen über die erwartete Zunahme der Lebenserwartung - das sind die »Wenn-Voraussetzungen« der Projektionsrechnungen - relativ realistisch getroffen werden können, sind die daraus abgeleiteten »Dann-Schlußfolgerungen« bezüglich der künftigen Bevölkerungsentwiscklung ebenso realistisch wie diese Annahmen, denn reine Rechenfehler beim Ableiten der Ergebnisse aus den Annahmen lassen sich trotz des immensen Umfangs der (heute von Computern erledigten) Berechnungen praktisch ausschließen. Der entscheidende Punkt ist, daß die Zuverlässigkeit einer Projektionsrechnung nicht nur und nicht einmal in erster Linie vom exakten Eintreffen der Annanehmen über das Verhalten der Bevölkerung (Fertilität und Mortalität) abhängt, sondern vor allem von der Altersstruktur, die relativ sicher vorausberechnet werden kann, weil ein Großteil der Bevölkerung, die beispielsweise in fünfzig Jahren lebt, schon geboren ist.“ (Herwig Birg, Die Weltbevölkerung - Dynamik und Gefahren, 1996, S. 82).
*
Realer Kapitalismus ist für Peter Sloterdijk „Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen“, denn der für uns Abendländer reguläre, d.h. der auf Banken und Industrie basierte Kapitalismus, zeichnet sich ja „dadurch aus, daß seine Spieler auf den Zinsdruck mit wirtschaftlichem Wachstum antworten, das in der Hauptsache der Synergie von Marktexpansion, Produktinnovation und technischer Rationalisierung zu verdanken ist. Sein Modus der »Flucht nach vorn« ist konsequenterweise elastisch, langfristig und mit der Krise vertraut. Seine Gangart schließt erfinderisches und zivilisatorisches Verhalten ein und schreckt zuweilen sogar vor kulturrevolutionären Aufbrüchen nicht zurück. Selbst zum Erstaunen seiner eigenen Agenten erwies sich der Kapitalprozeß bisher als immer wieder imstande, Zusammenbruchstendenzen auch über größere Schwankungs- und Stagnationsphasen hinweg unter Kontrolle zu bringen. Er kann sich heute auf eine mehr oder weniger kohärente Entwicklungsspanne von circa neun menschlichen Generationen berufen - sofern man die Industrielle Revolution des 18. Jahrhunderts als seine Schwellenzeit ansieht, sogar von zwanzig Generationen, wenn man, mit lmmanuel Wallerstein, das kapitalistische Weltsystem schon um das Jahr 1500 Konturen annehmen läßt.“ (Peter Sloterdijk, Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen, in: Ders., Zorn und Zeit, 2006, S. 304).

„lm Blick auf diese Leistung ist zu konstatieren, daß das prinzipiell ahistorisch beziehungsweise rein futurisch verfaßte kapitalistische System doch eine Geschichtlichkeit eigener Art hervorgebracht hat. Deren Tendenz wurde in der Anfangsphase des Spiels mit dem Singularbegriff »Fortschritt« mystifiziert. Dies ändert wenig am ironischen Verhältnis des Kapitalismus zu vergangenen Zeiten. Die unternehmerisch bewegte Welt braucht die Vergangenheit im Grunde nur noch, um sie hinter sich zu lassen.“ (Peter Sloterdijk, Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen, in: Ders., Zorn und Zeit, 2006, S. 304).

„Seinen heutigen Mitspielern und Kritikern tritt der Kapitalismus mit hohen Seriositätsansprüchen gegenüber, zumal nach dem Verschwinden der sogenannten sozialistischen Alternative. Sie lassen sich in der These zusammenfassen, er habe ein Wachstumsmodell von prinzipiell unerschöpflicher Zukunftsmächtigkeit anzubieten. In dessen Namen darf von den Akteuren die Bereitschaft zur Teilnahme an Lebensformen verlangt werden, zu denen der permanente technische Wandel und die Durchdringung aller Lebensbereiche durch Kommodifizierung und Geldvermittlung gehören. Die Wahrheit ist, daß es um die Zukunftsfähigkeit des Spiels wohl etwas weniger glänzend steht, als seine Exegeten zu behaupten nicht müde werden. Es genügt, die allgegenwärtige Vokabel sustainability wie ein neurotisches Symptom zu lesen, um den Selbstzweifel des status quo am kritischen Punkt zu fassen. Wie das Wort beweist, besitzen die nachdenklicheren unter den Wirtschaftsexperten der Gegenwart schon einen präzisen Begriff davon, was mit dem Wesen des Systems nicht verträglich ist.“ (Peter Sloterdijk, Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen, in: Ders., Zorn und Zeit, 2006, S. 304-305).

„Tatsächlich stellen auch Nicht-Ponzi-Systeme (also die regulären Volkswirtschaften im besonderen und die Weltwirtschaft im allgemeinen) Ungleichgewichtssysteme dar, die stets ein beträchtliches Maß an interner Gefährdung zu verarbeiten haben. (). Der konsolidierte Kapitalismus kann die ihm innewohnenden Kollapstendenzen (deren erste Manifestation die von Marx beschriebenen Überproduktionskrisen waren) nur durch die ständige Flucht nach vorn kompensieren. Was den heutigen Kunden als Beweis gediegener Geschäftsprinzipien gilt, geht auf die Verfeinerung der Steuerungsinstrumente zurück, deren Schlüsselmechanismus in der »Zentralbankkunst« (vgl. Hans-Joachim Stadermann, Die Fesselung des Midas - Eine Untersuchung über den Aufstieg und Verfall der Zentralbankkunst, 1994) gesehen werden muß. Über diese läßt sich simplifizierend sagen, sie laufe auf ein Verfahren zur Seriösmachung des Unseriösen hinaus - anders ausgedrückt, auf eine Technik der Zusammenbruchsverlangsamung. Mittels Hebung und Senkung der Primärzinsen widmet sich die Zentralbank der Aufgabe, die systemeigenen Kollapsrisiken zu minimieren, indem sie den vom Zins erzeugten Streß auf einem konjunkturell tragbaren Niveau justiert. Bei ihren Regulierungsentscheidungen orientiert sie sich an den aktuellen und erwartbaren Ergebnissen der realwirtschaftlichen Anstrengungen, sprich: an der Summe der Effekte aus Marktausweitung, Produktinnovation und Produktivitätssteigerung. In diesem Kontext bedeutet das vielbeschworene »Anspringen der Konjunktur« nichts anderes als die Verringerung des Insolvenzrisikos für die kreditbelasteten Einheiten. Bei sachgerechter Aussteuerung muß der Druck der Schuldenbedienung auf allen Stufen des ökonomischen Geschehens dem Gesamtsystem nicht zum Verhängnis werden, obschon permanent zahlreiche Unternehmen und Privathaushalte abstürzen. Aufs Ganze gesehen treibt der Schuldenstreß den geldwirtschaftlichen Prozeß zu immer neuen Verjüngungen und Steigerungen voran.“  (Peter Sloterdijk, Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen, in: Ders., Zorn und Zeit, 2006, S. 305-306).

„Der Expansions- und Innovationszwang, durch den sich die kapitalistische Produktionsweise auszeichnet, geht somit auf den kunstgerecht eingedämmten, jedoch nie völlig eliminierbaren Ponzi-Faktor innerhalb des Gesamtsystems zurück. Die Synergie zwischen der Zusammenbruchsverlangsamung und der Mobilisierung kompensierender Leistungen ist freilich heute schon bei einem sensitiven Teilsystem der kapitalistischen Nationalstaaten außer Kraft gesetzt worden: Immer mehr Bürger in den Ländern Europas beginnen zu begreifen, daß der Wohlfahrtsstaat, insbesondere im Blick auf seine Kernkonstruktion, die Rentensysteme, einem Pyramidenspiel gleichkommt, bei dem die Älteren kräftig abzocken, während schon die Spieler der dritten Runde von den Hunden gebissen werden. Daneben besitzen auch die extrem verschuldeten Staatshaushalte in den meisten Ländern längst durchgehend den Charakter von Ponzi-Systemen, deren Stabilität zum großen Teil auf der quasireligiösen Unfähigkeit der Gläubiger beruht, sich einen zahlungsunfähigen Staat vorzustellen (obwohl die Insolvenzkrisen Rußlands und Argentiniens bewiesen haben: Auch das Undenkbare geschieht.).“ (Peter Sloterdijk, Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen, in: Ders., Zorn und Zeit, 2006, S. 306).

„Der kapitalistisch-geldwirtschaftliche Komplex bildet ein weltumspannendes Netzwerk von Operationen. zum Versetzen von Schuldenbergen. Doch selbst das beste kompensierte Ponzi-System kann längerfristig nicht mehr leisten, als den Augenblick seiner Entzauberung auf unbestimmte Zeit zu verzögern - spätestens bis zu dem Moment, in dem der Weg der Expansion versperrt ist, weil alle neuen Mitspieler, die akquiriert werden könnten, dem Spiel schon beigetreten sind. Davon mag die aktuelle Welt noch eine gute Strecke entfernt sein, so daß eine finale Hektik vorerst nicht gerechtfertigt ist. Die Unbestimmbarkeit des Enttäuschungsmoments darf von den Teilnehmern des Spiels noch mit einem gewissen Maß an Berechtigung als prinzipielle Offenheit der Zukunft interpretiert werden. Gleichwohl sollte man die Klienten vorsorglich auf das Votum einer Expertenminderheit hinweisen, dem zufolge der Offenheitseffekt - der Anschein unbegrenzter Fortsetzbarkeit des Spiels zu den gegenwärtigen Bedingungen - kaum noch länger als wenige Jahrzehnte erzielt werden kann. Andere Interpreten geben dem Spiel deutlich mehr Zeit, zumal jene, die optimistisch genug sind, das Ende der fossilen Energien () erst ins 22. Jahrhundert zu datieren.“ (Peter Sloterdijk, Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen, in: Ders., Zorn und Zeit, 2006, S. 306-307).

„Weil die quantitativen Ausweitungen der Geldprozesse von qualitativen Veränderungen der Lebensformen nicht zu trennen sind, müssen sich Ensembles von kapitalistischen Spielern kulturell auf ein permanent revisionistisches Klima einstellen. Was man seit 1800 den Zeitgeist nennt, ist ohne die Mitwirkung des Geldgeists nicht zu denken. Sosehr man auch in den konservativen Milieus die Polarität von Geld und Geist als Antithese stilisieren wollte, hat sich aufs Ganze gesehen die Konvergenz der Pole durchgesetzt. Man redet von der eigenen Zeit, damit man mit ihr gehen kann. Die Anpassungserwartung manifestiert sich in der Forderung nach »Mobilitätsbereitschaft« und »lebenslangem Lernen«, mit dem Ziel, die Berufsbiographien zu flexibilisieren und zugleich ein Höchstmaß an Alterskonsumismus zu ermöglichen - dies ist der Sinn der jüngst auch nach Deutschland übergesprungenen Propaganda für den Methusalem-Kapitalismus kalifornischen Typs. Sosehr also bei dieser ständigen Bewegung die seriösen Werte gefragt scheinen: Die globale Tendenz des Spiels verlangt nach fortschreitender Frivolisierung der Spielerpopulationen. Selbst unter den günstigsten Bedingungen - wenn die sozialstaatliche Befriedung einer Nationalbevölkerung auf breiter Front geglückt ist und die steuerstaatliche Zügelung und Stimulierung der Kapitalwirtschaft in einem Land über längere Zeit in geordneten Bahnen verläuft - ist das System darauf angewiesen, einen steigenden Anteil der Populationen in riskantere Gieraktivitäten und offensivere Leichtsinnspraktiken zu integrieren - ein Sachverhalt, auf den der schale Ausdruck »Konsumgesellschaft« nur von ferne hinweist. Was hier Konsum heißt, bezeichnet die Bereitschaft der Klienten, an kreditbasierten Genußbeschleunigungsspielen teilzunehmen - auf die Gefahr hin, einen großen Teil der Lebenszeit mit Tilgungsgeschäften zuzubringen. Das Geheimnis des lifestyle-Konsumismus verbirgt sich in dem Auftrag, bei seinen Teilnehmern ein neoaristokratisches Gefühl für die völlige Angemessenheit von Luxus und Verschwendung hervorzurufen. Aristokrat im Kapitalismus ist, wer nicht nachdenken muß, um zu wissen, daß ihm oder ihr das Beste zukommt.“ (Peter Sloterdijk, Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen, in: Ders., Zorn und Zeit, 2006, S. 308-309).

*

Die Globalkapitalismus-Vormacht USA. - „Es ist fatal, daß Europa auch deshalb zum Invasionsgebiet der arabischen Welt mit ihrem demographischen Unruhepotential wird, weil es sich in Globalisierungskriege der Vereinigten Staaten einbinden läßt. Diese Globalisierungsvormacht ist in mehrerlei Hinsicht Verursacherin und Profiteurin der völkerzerstörenden Wanderungsbewegungen. Einerseits strangulieren die USA mit ihrer neokolonialen Ausplünderungspolitik – ausgeführt von Weltbank, Welthandelsorganisation und Internationalem Währungsfonds – ganze Volkswirtschaften und treiben die Menschen auch damit in die Migration. Andererseits sorgen die USA durch politischen Druck dafür, daß Europa statt einer Abschottungs- eine Grenzerweiterungs- und Grenzöffnungspolitik betreibt. Nach innen geschieht dies durch die Dauererweiterung der EU ... Nach außen geschieht es durch die Öffnung der Grenzen, indem Europa – anstatt eine Art militärischen Verteidigungsfall auszurufen – die afrikanischen Flüchtlingsboote noch regelrecht an seine Küsten lotst. ... Indem die USA ihren europäischen Vasallen eine Politik der Entgrenzung aufzwingen, erzwingen sie die Entstaatlichung und Entnationalisierung und damit die Entsozialisierung der europäischen Staatenwelt. Planvoll soll der Konkurrenzkontinent Europa durch fremdrassige Flüchtlingsmassen zersetzt werden, weil interventionsfähige Nationalstaaten gestaltend ins Räderwerk der Globalisierung greifen und ethnisch homogene Völker beträchtliche Gemeinschaftskräfte freisetzen können. Starke Nationalstaaten und intakte Völker sind natürliche Schutzräume und Solidarverbände, die den Globalkapitalisten im Weg stehen und deshalb ausgeschaltet werden sollen. Durch Auflösung nationaler Grenzen und Identitäten wollen die Amerikaner einen Weltarbeitsmarkt mit 6,6 Milliarden Welteinheitsmenschen schaffen, die als moderne Arbeitsnomaden auf dem ganzen Globus den Profitinteressen einiger Weniger dienen. Hierin liegt auch die neue Dimension des Kapitalismus. Das Transnationale war zwar seit jeher im Kapitalismus angelegt, und schon immer erstrebte er eine weltweite Zirkulation von allem, was profitabel und nicht niet- und nagelfest ist: wirtschaftshistorisch waren dies zuerst Waren, dann Kapital und schließlich Dienstleistungen. Aber noch nie konnte der Kapitalismus in dem Maße wie heute Arbeitskräfte in sein globales Austauschprogramm einbeziehen.“ (Jürgen Gansel, Die Arbeitsnomaden von Kosmopolis. Über den Zusammenhang von Globalkapitalismus und Verausländerung, 2006).

Einwanderung im Profitkalkül. - „Für ... Globalkapitalisten ... ist der Mensch ein ethnokulturelles Neutrum ohne jede organische Gemeinschaftsbindung. Deutsche oder Russen, Türken oder Chinesen sind für sie als Völker mit Eigenwert und spezifischer Identität gar nicht existent. Entscheidend ist die marktgerechte Verfügbarkeit vieler austauschbarer Ausbeutungsobjekte: wenn sich durch Geburtenmangel das Arbeitskräfteangebot verknappt, steigen die Löhne und die Arbeitskraft wird teurer; steigt hingegen das Arbeitskräfteangebot, sinken die Löhne und die Arbeitskraft wird billiger. Zur Durchsetzung von Sozialdumping hat das Globalkapital also großes Interesse daran, sich überall ein multiethnisches Arbeitskräftereservoire unterschiedlicher Qualifikationsstufen zu halten. Schon hinter der Türken-Anwerbung in der 1960er Jahren stand – neben der Regierung in Ankara, die ihr schnell anwachsendes anatolisches Proletentum loswerden wollte – maßgeblich die deutsche Industrie. Die Bundesregierung wollte ihre Anwerbeabkommen zuerst auf europäische Länder beschränken. Daß sie sich dann doch für die folgenschwere Hereinholung von Türken entschied, in deren Folge die Ausländerzahl in West-Deutschland von 700 000 (1961) auf drei Millionen (1971) stieg, ist dem Druck der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände geschuldet. Sie forderte die Regierung auf, die im Anwerbeabkommen mit der Türkei festgelegte Befristung der Aufenthaltserlaubnis mit einer Art Personalrotation zu streichen. Der frühere Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Josef Stingl, stellte fest: »Damals haben Herr Schleyer und mit ihm die meisten Arbeitgeber eine solche Politik der Rotation ... abgelehnt ...« Profitmaximierung durch Import einer Reservearmee von Lohndrückern stand für die Wirtschaftslenker schon damals über den sozialen Lebensinteressen der Deutschen. Nachgerade obszön ist es, wenn die Globalkapitalisten ihre Einwanderungsforderungen mit dem Geburtenmangel begründen, weil sie ihn selbst maßgeblich verschulden. Sinkende Realeinkommen und soziale Abstiegsangst führen nämlich genauso zum Geburtenboykott wie die Marktgebote totaler Flexibilität und Mobilität, die Familienbindungen zum Karrierehindernis machen. Gerade die Menschen im fortpflanzungsbesten Alter sind durch die verschärfte Arbeitsmarktlage gezwungen, ihre ganze Energie auf ein berufliches Überleben statt auf die Zeugung neuen Lebens zu richten. Die demographische Krise Europas hängt mit diesen familienfeindlichen Sozialbedingungen zusammen. Hinzu kommt ein vom Globalkapital über Medien und Werbeindustrie geschaffenes Gesellschaftsklima, in dem konsum- und spaßgesellschaftliche Selbstverwirklichung jede Bereitschaft zur Übernahme von Familienverantwortung abtötet. Eine Beleidigung des Verstandes ist es zudem, die sinkende Zahl von Europäern im arbeitsfähigen Alter als Zuwanderungsargument anzuführen. Es ist doch eine Binsenweisheit, daß die Arbeitsgesellschaft in einer fundamentalen Krise steckt und für immer weniger Menschen überhaupt Arbeit vorhanden ist. Angesichts chronischer Massenarbeitslosigkeit weitere Einwanderung zu fordern, ist vollendeter Irrsinn, zumal Arbeit systematisch in Niedriglohnländer verlagert wird und immer mehr Industrie- und selbst Dienstleistungsarbeitsplätze der Automatisierung und Rationalisierung zum Opfer fallen. Der Globalkapitalismus befördert also selbst den Geburtenmangel, für dessen buchhalterischen Ausgleich er dann Ausländermassen anheuert. ... In Deutschland will man das alles nicht zur Kenntnis nehmen und bläst weiter in das Horn des Multikulturalismus. ... So verkündet die Wochenzeitung Die Zeit schwärmerisch ...: »Insgesamt ist jeder zwölfte Arbeitnehmer in Deutschland ein Migrant ...« ... Will noch jemand anzweifeln, daß die Arbeitslosigkeit unter Deutschen maßgeblich mit der Verausländerung zusammenhängt?“  (Jürgen Gansel, Die Arbeitsnomaden von Kosmopolis. Über den Zusammenhang von Globalkapitalismus und Verausländerung, 2006).

**

NACH OBEN Tabellen [Fernsehmarkt] [Fernsehwerbung] [Werbung] [Konsum] [Europäische Unternehmen] [Welthandel] Vgl. Tabelle "Autoindustrie"

WELTHANDEL
1990
AUSFUHR
EINFUHR
Nation
Exporte 2000
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
Nation
Importe 2000
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
1) Deutschland
421,100
1) USA
516,987
2) USA
393,592
2) Deutschland
355,686
3) Japan
287,581
3) Japan
235,368
4) Frankreich
216,588
4) Frankreich
234,436
5) Großbritannien
185,172
5) Großbritannien
222,977
6) Italien
170,304
6) Italien
181,968
7) Niederlande
131,775
7) Niederlande
126,098
8) Kanada
127,629
8) Kanada
123,244
9) Belgien
114,155
9) Belgien
113,583
10) Hongkong
  82,390
10) Spanien
87,715
WELTHANDEL
2000
AUSFUHR
EINFUHR
Nation
Exporte 2000
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
Nation
Importe 2000
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
1) USA
782,45
12,3
1) USA
1258,0
18,9
2) Deutschland
551,65
8,7
2) Deutschland
  500,1
7,5
3) Japan
479,3
7,5
3) Japan
  379,5
5,7
4) Frankreich
298,1
4,7
4) Großbritannien
  331,7
5,0
5) Großbritannien
280,1
4,4
5) Frankreich
305,4
4,6
6) Kanada
277,2
4,4
6) Kanada
  249,1
3,7
7) China
249,2
3,9
7) Italien
  233,3
3,5
8) Italien
234,6
3,7
8) China
  225,1
3,4
9) Niederlande
211,7
3,3
9) Hongkong
  214,2
3,2
10) Hongkong
202,4
3,2
10) Niederlande
  197,0
3,0
WELTHANDEL
2001
AUSFUHR
EINFUHR
Nation
Exporte 2001
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
Nation
Importe 2001
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
1) USA
730,636
11,90
1) USA
1179,180
2) Deutschland
571,358
  9,32
2) Deutschland
  485,967
3) Japan
403,496
  6,58
3) Japan
  349,089
4) Frankreich
296,164
  4,83
4) Großbritannien
  320,973
5) Großbritannien
267,349
  4,36
5) Frankreich
  300,688
6) China
266,098
  4,34
6) China
  243,553
7) Kanada
259,858
  4,23
7) Italien
  236,086
8) Italien
244,210
  3,98
8) Kanada
  221,748
9) Niederlande
216,100
  3,53
9) Hongkong
  201,076
10) Belgien
190,318
  3,10
10) Niederlande
  194,890
WELTHANDEL
2002
AUSFUHR
EINFUHR
Nation
Exporte 2002
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
Nation
Importe 2002
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
1) USA
692,954
10,80
1) USA
1202,357
2) Deutschland
612,598
  9,55
2) Deutschland
  491,904
3) Japan
416,726
  6,49
3) Japan
  337,194
4) China
325,591
  5,07
4) Großbritannien
  335,438
5) Frankreich
309,840
  4,83
5) Frankreich
  308,298
6) Großbritannien
276,299
  4,31
6) China
  295,171
7) Italien
253,228
  3,95
7) Italien
  244,178
8) Kanada
252,394
  3,93
8) Kanada
  221,981
9) Niederlande
222,291
  3,47
9) Hongkong
  207,644
10) Belgien
213,501
  3,33
10) Belgien
  195,948
WELTHANDEL
2003
AUSFUHR
EINFUHR
Nation
Exporte 2003
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
Nation
Importe 2003
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
1) Deutschland
751,517
10,74
1) USA
1305,410
2) USA
723,805
10,30
2) Deutschland
  601,828
3) Japan
471,999
  6,72
3) China
  413,062
4) China
437,899
  6,23
4) Japan
  383,085
5) Frankreich
365,645
  5,20
5) Großbritannien
  380,821
6) Großbritannien
304,268
  4,33
6) Frankreich
  369,299
7) Italien
293,549
  4,18
7) Italien
  292,329
8) Kanada
272,696
  3,88
8) Kanada
  239,083
9) Niederlande
258,915
  3,68
9) Belgien
  234,794
10) Belgien
255,517
  3,64
10) Niederlande
  233,091
WELTHANDEL
2007
AUSFUHR
EINFUHR
Nation
Exporte 2007
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
Nation
Importe 2007
(Mrd. US-Dollar)
Anteil
(%)
1) Deutschland
1326,400
9,5
1) USA
2020,400
14,2  
2) China
1217,800
8,7
2) Deutschland
1058,600
7,4
3) USA
1162,500
8,3
3) China
  956,000
6,7
4) Japan
  712,800
5,1
4) Japan
  621,100
4,5
5) Frankreich
  553,400
4,0
5) Großbritannien
  619,600
4,4
6) Niederlande
  551,300
4,0
6) Frankreich
  615,200
4,3
7) Italien
  491,500
3,5
7) Italien
  504,500
3,5
8) Großbritannien
  437,800
3,1
8) Niederlande
  491,600
3,4
9) Belgien
  430,800
3,1
9) Belgien
  413,200
2,9
10) Kanada
  419,000
3,0
10) Kanada
  389,600
2,7
Quelle: Welthandelsorganisation (WTO), Genf (www.wto.org)


Das Volumen des Welthandels stieg im Jahr 2000 um 12,4% (1999: 5,3%) auf über 6,3 Bill. US-Dollar. Die höchste Steigerungsrate seit 20 Jahren war vor allem auf verstärkte Importe der Industriestaaten aus den Entwicklungsländern und auf vermehrte Exporte der Industrienationen untereinander zurückzuführen. Der Umfang des Welthandels verdoppelte sich seit 1989. Sein Wachstum war 2000 zweieinhalb mal so stark wie die Zunahme der weltweiten Produktion: Wirtschaftsforscher werteten das als eine Intensivierung der „Globalisierung“. Sie verstehen darunter die weltumspannende Verflechtung des Wirtschaftslebens, die zur Herausbildung eines einzigen (den gesamten Erdball umfassenden) Marktes führt. Weil aber die Geschichte der abendländische Kultur an sich schon Globalisierung ist (ja, auch wirtschaftlich, z.B. besonders deutlich geworden durch die Hanse!), nenne ich diese Entwicklung „Globalismus“, denn er ist ein Synonym für die Kulturphase „Cäsarismus oder Befruchtung“ (22-24).

Aber der freie Welthandel wird auch zunehmend behindert durch die Bildung von Wirtschaftsblöcken und Freihandelszonen (Graphik) - weil sie Regionalisierungstendenzen sind, kann man sie auch als eine wirtschaftliche „Reaktion“ bzw. „Gegenbewegung“ oder „Abwehr“ des „Globalismus“ bezeichnen - sowie durch staatlichen Protektionismus, der ja bekanntlich nicht neu ist, und als klassische Reaktion die eigene Wirtschaft schützen soll vor billiger oder besserer ausländischer Konkurrenz. Was früher primär für fast alle Staaten galt, gilt heute nur noch für wenige Staaten und nur noch sekundär für die meisten Staaten, aber primär für alle Unionen. (Vgl. das Beispiel EU und meine Idee zur EU-Reform). Wirtschafts- und Zollunionen fördern zwar die Integration ihrer Mitglieder und den Intra-Unions-Handel, wirken aber diskriminierend gegenüber jenen Ländern, denen der ungehinderte Marktzugang versperrt wird. Auch im Handel der Industrieländer untereinander, soweit sie verschiedenen Wirtschaftsblöcken angehören, hält sich der Protektionismus in verschiedenen Formen - trotz gegenteiliger Bestimmungen der Welthandelsorganisation (WTO). Insbesondere tatsächliche oder angebliche gesundheitliche Risiken oder technische Normen werden häufig angeführt, um die Einfuhr bestimmter Waren aus konkurrierenden Ländern zu behindern (z.B. USA-Japan, USA-EU)- Mit Subventionen und Steuervorteilen wird versucht, eigenen Waren im internationalen Wettbewerb Vorteile im Konkurrenzkampf zu verschaffen. Nach der Beendigung des „Bananenstreits“ sorgten 2003 und 2004 vor allem die us-amerikanischen Einfuhrzölle und Einfuhrrestriktionen für verschiedene Produkte (zum Beispiel: Stahleinfuhren) sowie Steuervorteile für us-amerikanische Firmen im Ausland für Streitverfahren vor der WTO. Insgesamt waren z.B. 2003 vor der WTO ca. 20 Streitfälle zwischen USA und EU anhängig, in denen es hauptsächlich um Agrarprodukte geht. Die USA werfen der EU die Exportsubventionen für Nahrungsmittel vor und beklagen sich über Importrestriktionen für genveränderte pflanzliche Produkte. Im September 2003 scheiterte die Welthandelskonferenz in Cancun (Mexiko) wegen eines Streits zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern über verbindliche Regeln zum Schutz von Auslandsinvestitionen sowie wegen der Weigerung der Industrieländer (USA, EU, Japan), die Ausfuhrsubventionen und Einfuhrrestriktionen für Agrarprodukte abzuschaffen. Diese Schutzmaßnahmen für Landwirte in den Industriestaaten verhindern vielfach den Export von Agrargütern aus Entwicklungsländern.

Die USA sind „einer der Staaten, die am hartnäckigsten gegen die Gebote mitmenschlicher Vernunft verstoßen - beispielsweise bei den Agrarzöllen und -subventionen. Die Entwicklungshilfe der USA ist ... geradezu beschämend gering. ... Bush jr. hat sogar ... Zahlungen zugunsten von Organisationen und Projekten verweigert, die Familienplanung (geplante Elternschaft) betreiben.“ Aber die Europäer und ihre Politiker haben noch viel riesigere Probleme mit der Demographie ! Und bei deren Dummheit beginnt sogar der deutsche Ex-Bundeskanzler zu warnen: „Wer meint, den Geburtenrückgang der Europäer und die daraus entstehenden großen Probleme - zum Beispiel für die Zukunft des Wohlfahrtsstaates und seiner Finanzierung - durch Einwanderung von Menschen einer anderen Kultur ausgleichen und bewältigen zu können, der kann Europa vom Regen in die Traufe führen.“ (Helmut Schmidt, Die Mächte der Zukunft, 2004, S. 124-125, 231).

Da die Weltwirtschaft keineswegs vor finanziellen Krisen sicher ist, verlangt Deutschlands Ex-Bundeskanzler nach einem globalen finanzwirtschaftlichen Ordnungsrahmen. „Tatsächlich braucht die Welt ein zwar flexibles, im Grunde aber einigermaßen stabiles Verhältnis von Dollar, Euro (vorher: DM) und Yen - und etwas später Yuan! ... Nicht zuletzt braucht die globale Wirtschaft ein Minimum an Wettbewerbsregeln - sowohl für Banken und Unternehmen als auch für die Staaten selbst. In Industriestaaten müssen Subventionen für eigene Wirtschaftszweige und künstliche Hürden für den Import durch Wettbewerber unzulässig werden; vor allem müssen die Schutzmauern zugunsten der jeweils eigenen Landwirtschaft abgebaut werden.“ (Vgl. Helmut Schmidt, Die Mächte der Zukunft, 2004, S. 130-131).

Die beiden führenden Welthandelsländer waren und sind Deutschland und USA. Etwas abgeschlagen folgt Japan auf dem 3. Rang. Überraschend ist die Entwicklung Chinas seit 2000, denn China rückte beim Export von Platz 7 (2000) über Platz 6 (2001) und Platz 4 (2002 und 2003) auf Platz 2 (2007) vor, beim Import von Platz 8 (2000) über Platz 6 (2001 und 2002) auf Platz 3 (2003 und 2007), und das heißt: China hatte Italien schon 2000, Kanada 2001, Großbritannien und Frankreich 2002 überholt, Japan hatte es beim Import 2003 und beim Export 2006 überholt. Man munkelt sogar, daß China wegen seiner Bedeutung als Ex-und-Import-Staat auch an den Treffen der G7 teilnehmen müsse. (Vgl. Helmut Schmidt, Die Mächte der Zukunft, 2004, S. 147, 153). Die sieben führenden Wirtschaftsmächte - die G7 (USA, Deutschland, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada) - sollten sich doch bitte schon genau überlegen, wen sie da ins Boot holen, denn das Entwicklungsland Rußland ist wirtschaftlich unbedeutend, aber das Entwicklungsland China hat bereits Italien, Kanada, Großbritannien, Frankreich und sogar Japan überholt. China zählt also, obwohl es noch ein Entwicklungsland ist, schon zu den G7-Staaten (man beachte z.B. das Jahr 2002 mit der Reihenfolge: USA, Deutschland, Japan, China, Frankreich, Großbritannien, Italien) und Kanada nicht mehr (Platz 8). Demnach müßte der G7-Gipfel China gegen Kanada austauschen oder zum G8-Gipfel werden, damit Kanada weiterhin dazugehören kann. Jedenfalls gibt es ganz andere Gründe dafür, daß der Westen China nicht ernst nimmt. Polit-strategische Gründe sind es, die den Westen dazu veranlaßten, Rußland einzuladen und China nicht. Trotz Chinas Aufstieg und trotz der Tatsache, daß jetzt zwei ostasiatische Staaten neben sonst nur westlichen Staaten zu den sieben führenden Welthandelsmächten gehören, bleibt der Westen stark - sein weiter Abstand zu den Konkurrenten garantiert ihm auch eine weite Zukunft -, denn allein schon die zwei führenden Welthandelsmächte USA und Deutschland haben zusammen 20-30% Anteil am Welthandel.

Seit einigen Jahren versuchen die Nordamerikaner unter Führung der USA ihren Wirtschaftsblock (NAFTA) nach Süden auszudehnen mit dem Ziel, ganz Amerika zu integrieren. (Vgl. FTAA).

Vorstellbar wäre auch, daß Amerika und Europa einen Wirtschaftsblock bilden - jedenfalls wäre das besser als ein nur noch durch Lippenbekenntnisse zusammengehaltenes Bündnis („Werteverteidigung“) -, damit endlich wieder die NATO zu einem Bündnis werden kann, vielleicht sogar zu einem politischen Bündnis. (Graphik). Die jetzige Tendenz verläuft eher nach dem Plan der USA, den Konkurrenten EU zu spalten. (Einige Beispiele unter vielen sind das „Trojanisches Pferd“ und der „Trojanische Esel“). Und wenn es den USA sogar gelingt, den EU-Kern zu spalten, dann ist das Chaos als Folge dieser Kernspaltungspolitik überhaupt nicht mehr zu vermeiden. „Agiert jeder für sich, können die Europäer im besten Fall unter dem Dach eines amerikanischen Imperiums ihre Sicherheit bewahren.“ (Helmut Schmidt, Die Mächte der Zukunft, 2004, S. 236).

Pro Kopf ist auch für die Rangliste bedeutsamstes Maß! „In seriösen Analysen werden die Wachstumsraten von Ländern mit höchst unterschiedlichem Entwicklungsstand verglichen. ... Kaum jemand macht sich die Mühe, die Rangfolge (z.B. in 1990, ..., 2000, 2001, 2002, 2003, ..., 2007) auf der Wachstumsskala nach dem Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung zu bestimmen und dieses in absoluten Werten statt in Prozenten anzugeben. ... Wächst das Bruttoszialprodukt pro Kopf in China um rund 10 Prozent, dann vermehrt es sich im Laufe eines Jahres um 100 Euro. Wächst das deutsche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung um 1,5 Prozent, dann hat es am Ende des Jahres um knapp 400 Euro zugenommen. China hat selbst bei einer anhaltenden Wachstumsrate von 10 Prozent keine Chance, Deutschland auf absehbare Zeit einzuholen (!!!). Seine Stärke liegt nicht im Bruttosozialprodukt, sondern in der Bescheidenheit der Menschen, ihrer hohen Leistung, ihrer enormen Lernbereitschaft und ihrem Willen zum Erfolg - Qualitäten also, die zu entwickeln jedem Land und seiner Bevölkerung offensteht.“ (Kurt Biedenkopf, Die Ausbeutung der Enkel - Plädoyer für die Rückkehr zur Vernunft, 2006, S. 102-103).

Doch nun zum Thema Transportmaschinen, Strom, Funk, Netz und mehr:

Transportmaschinen
- Eisenbahn
- Dampfschiffe
- Automobile
- Flugzeuge
- Raketen
- Weltraumsatelliten
- Weltraumfähren

Strom - Funk - Netz
- Elektrizität
- Telegraphie
- Telefon
- Hör-Rundfunk
- Film
- Fernseh-Rundfunk
- Computer

Eisenbahn, Dampfschiffe, Automobile, Flugzeuge, Raketen, Weltraumsatelliten, Weltraumfähren

Transportmaschinen

Die heutige Globalisierung beruht in vielem auf technischen Erfindungen des späten 18. und vor allem des 19. und 20. Jahrhunderts. Europa wuchs damals zu einem großen Kommunikationsraum zusammen, in dem die staatlichen Schranken für Ideen, Menschen, Waren - sozusagen für „Kapitale“ - durchlässig wurden. Das erste revolutionäre Fortbewegungsmittel, das die maschinelle Mobilmachung seit der Entwicklung der Dampfmaschine hervorbrachte, war die Eisenbahn; es folgten natürlich weitere maschinelle Fahrzeuge wie Dampfschiffe, Automobile, Flugzeuge, später auch Raketen, Weltraumsatelliten und Weltraumfähren. 3 Phasen

 


Eisenbahn, Dampfschiffe, Automobile, Flugzeuge, Raketen, Weltraumsatelliten, Weltraumfähren

Eisenbahn

Die Eisenbahn war das erste schnelle Massenverkehrsmittel und übte größten Einfluß auf die technische, wirtschaftliche und politische Entwicklung der industrialisierten Staaten aus. Vorläufer der Eisenbahn sind die im Bergbau verwendeten Pferdebahnen; die erste Pferdebahn Europas befuhr die Strecke Linz-Budweis.
Eisenbahn
Stecke Nürnberg-Fürth, 1835
Nachdem ein erstes gußeisernes Gleis 1775 in Deutschland gelegt worden war, wurde 1803 die erste Schienenlokomotive für eine Grubenbahn eingesetzt. Auch in England wurde die erste Lokomotivefür eine Grubenbahn gebaut. Richard Trewithick (1771-1833) konstruierte um 1800 einen Dampfwagen und 1803 bzw. 1804 die erste Dampflokomotive. 1825 nahm in England eine Dampf-Eisenbahn, die „Locomotion Nr. 1“ von George Stephenson (1781-1848), zwischen Darlington und Stockton den Betreib auf - mit 15 km/h!

Die erste Dampfbahn auf dem europäischen Kontinent wurde 1835 zwischen Brüssel und Mechelen eingeweiht. Am 7. Dezember 1835 wurde mit der 6,1 km langen Ludwigsbahn (Lokomotive „Adler“) von Nürnberg nach Fürth die erste deutsche Strecke eröffnet. 1839 folgte die 115 km lange Stecke von Dresden-Leipzig. Und schon 1850 besaß Deutschland 5470 km Eisenbahnstrecke. Die weltweit erste Elektrololomotive wurde 1879 von Werner Siemens (1816-1892) gebaut (Werner Siemens (1816-1892)). Die weltweit erste erlektrisch betriebene Strecke war die Miltitär-Eisenbahn zwischen Marienfelde und Zossen (1903). Ein zweiachsiger Dieseltriebwagen verkehrte seit 1900 in Württemberg. Eine 1000 PS starke Diesellok (100 km/h) wurde 1912 gebaut. Die Diesel- und E-Lok verdrängten die Dampflok immer mehr.

 

Auch Goethe (1749-1832) hatte ein großes Interesse an diesen technischen Neuerungen im Verkehrswesen. An Johann Peter Eckermann (1792-1854) schrieb Goethe am 23.10.1828: „Mir ist nicht bange, daß Deutschland eins werde; unsere guten Chausseen und künftigen Eisenbahnen werden schon das ihrige tun. ... Es sei eins, daß der deutsche Taler und Groschen im ganzen Reich gleichen Wert habe; eins, daß mein Reisekoffer durch alle 36 Staaten ungeöffnet passieren könne.“

Eisenbahn, Dampfschiffe, Automobile, Flugzeuge, Raketen, Weltraumsatelliten, Weltraumfähren

Dampfschiffe

Der Vorschlag, ein Schiff mit Hilfe der Dampfkraft anzutreiben, wurde schon im 17. Jahrhundert gemacht. Die ersten praktisch brauchbaren Dampfschiffe waren der in England 1802 von Symington gebaute Heckraddampfer „Charlotte Dundas „ und der von R. Fulton gebaute Seitenraddampfer „Clermont“, der 1807 von New York bis Albany fuhr (Geschwindigkeit: 4 kn, Maschinenleistung: 20 PS), danach als Passagier-Dampfschiff eingesetzt. Damit begann die Dampfschiffahrt. Das erste Schiff, das zumindest teilweise mit Dampfkraft den Atlantik überquerte, war der dreimastige Dampfsegler „Savannah“ (Stapellauf 1818 in New York). Die ersten europäischen Dampfschiffe wurden 1812 in England gebaut, die ersten Dampfschiffe auf Rhein und Elbe (1816 bzw. 1817) stammten ebenfalls aus England. Ab 1836 gab es auch die ersten Schraubendampfer; die Schiffsschraube und die stählernen Schiffsrümpfe setzten sich durch. Seit etwa 1900 mußte die Kohlendampfmaschine der Dampfturbine weichen. 1897 baute Parsons das mit einer 2000-PS-Radialturbine angetriebenes Versuchsschiff „Turbinia“ (Höchstgeschwindigkeit: 34 kn). Von diesem Zeitpunkt an wurden vor allem die großen Überseeschiffe mit Dampfturbinen angetrieben.

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Automobile

Automobil
Daimler (im Rücksitz) und sein Motorkutschwagen, 1886
Das Auto erfanden Gottlieb Daimler (1834-1900), Carl Benz (1844-1929) und Daimlers Mitarbeiter Wilhelm Maybach (1846-1929). Daimler entwickelte 1872 bei der Gasmotorenfabrik Deutz den Otto-Viertaktmotor zur Serienreife, 1882 mit Maybach in Stuttgart-Cannstatt einen kleinen, schnell laufenden Fahrzeugmotor (Benzinmotor mit Glührohrzündung). Für den Benzinmotor hatte Maybach den Vergaser erfunden. In weiterentwickelter Form baute Daimler ihn 1885 erstmals in ein zweirädriges Holzgestell, 1886 in eine Kutsche und ein Boot ein. Benz baute 1885 einen dreirädrigen Motorwagen und erhielt 1886 deutsche und ausländische Patente. Vgl. auch die Tabelle (Industrie und Dienstleistungen)

Die unabhängig voneinander entwickelten Fahrzeuge von Daimler und Benz wurden also nahezu gleichzeitig in den Jahren 1885 und 1886 erprobt. Voraussetzung hierfür war, daß der für die Bedürfnisse von Handwerk und Kleingewerbe konzipierte, seit 1862 entwickelte und 1876 patentierte Viertaktmotor von Nikolaus Otto (1832-1891) frei verfügbar geworden war. Das Verdienst von Benz war die Neukonstruktion eines zweckmäßigen Straßenfahrzeugs als Einheit aus Fahrgestell und Verbrennungsmotor. Benz ließ seinen anfangs dreirädrigen Wagen im Januar 1886 vom Kaiserlichen Patentamt schützen. Mit dem von Daimler und Maybach entwickelten leichten Einbau-Verbrennungsmotor sollten Straßenfahrzeuge, aber auch kleine Boote, Lokomobile und Kleinlokomotiven motorisiert werden. Nachdem 1885 ihr erster Versuchsträger, ein hölzernes Motorzweirad mit Stützrädern, und 1886 ihr einzylindriger Motor in eine Kutsche eingebaut war, schuf Daimler 1892 den Zweizylinder-Reihenmotor und baute seit 1899 auch Vierzylinder-Motoren. Die 1883 gegründete Firma Benz & Cie. und die 1890 gegründete Daimler-Motoren-Gesellschaft fusionierten 1926 zur Daimler-Benz AG (Daimler-Benz AG). Der Name „Mercedes“ - seit 1900 im Gebrauch - geht zurück auf den Vornamen der Tochter eines Mannes, der die Konstruktion eines Daimler-Rennwagens anregte, der 1899 in Nizza siegte. Maybach, der auch an der Konstruktion des ersten schnell laufenden Benzinmotors beteiligt war und schon vor 1882 dafür den Vergaser erfunden hatte, entwickelte wichtige Aggregate wie Wechselgetriebe, Lamellenkühler und Spritzdrüsenvergaser. Mit Ferdinand Graf von Zeppelin (1838-1917), der das erste (nach ihm benannte) lenkbare Starrluftschiff LZ 1 (Start: 1900) konstruierte, und seinem Sohn Karl Maybach (1879-1960) gründete Wilhelm Maybach 1909 in Friedrichshafen eine Fabrik zur Herstellung von Motoren für Luftschiffe (Luftschiffe). Daraus ging die die Maybach-Motorenbau GmbH hervor.

Von 1923 bis 1929 arbeitete bei der Daimler- Motoren-AG ein Mann, der ebenfalls in die Geschichte der Kraftfahrzeuge eingehen sollte: Ferdinad Porsche (1875-1951) war Konstrukteur von Automobilen und Kraftfahrzeugteilen sowie Inhaber von ca. 1230 Patenten und Gründer des Unternehmens Porsche AG. 1934 war der Baubeginn für die Prototypen des späteren Volkswagens. Daneben konstruierte Porsche Rennwagen, später auch Panzerfahrzeuge. 1939 wurde Porsche als Betriebsführer der Volkswagen GmbH eingesetzt, und nach der Neugründung 1949 legte er den Schwerpunk wieder auf die Konstruktion und den Bau sportlicher Serienfahrzeuge.

Im Straßenverkehr erschien das Auto anfangs als vielfach angefeindeter Eindringling. Rücksichtslose Herrenfahrer und Chauffeure, die sich den Wagen der Besitzer für Spritztouren ausliehen, trugen zum schlechten Ruf der frühen Autofahrer bei. Realativ zu den heutigen Verhältnissen gesehen, waren sie „Raser“.



Vgl. auch die Tabelle "Industrie und Dienstleistungen" Vgl. auch die Tabelle "Industrie und Dienstleistungen" Das Jahr 2000 für die Autoindustrie Vgl. auch die Tabelle (Werbung)

Vgl. auch die Tabelle "Industrie und Dienstleistungen"Automobil-Hersteller (Land) PKW-Neuzulassungen in WesteuropaVeränderung gegenüber 1999
1) Volkswagen - VW - (D)1 619 000- 6,4 %
2) Renault (F)1 557 000- 5,9 %
3) Opel (D)1 506 000  - 8,4 %
4) Ford (D)1 246 000- 11,4 %
5) Peugeot (F)1 165 000  + 4,1 %
6) Fiat (I)1 123 000  + 1,3 %
7) Citroën (F)  765 000  + 8,5 %
8) Mercedes (D)  712 000  + 3,8 %
9) Toyota (J)  541 000+ 12,8 %
10) BMW (D)  498 000  + 2,7 %
11) Audi (D)  489 000  - 4,9 %
24) Smart (D)  92 000+ 48,9 %
Quelle: Europäischer Verband der Autohersteller (Brüssel), www.acea.be

Für die deutsche Autoindustrie war 2000 ein Rekordjahr; sie steigerte ihren Umsatz um 8,2 % auf 431,2 Mrd. DM. Das Exportgeschäft konnte um 14,1 % auf 251,2 Mrd. DM ausgeweitet werden. Knapp 60 % der Umsatzes wurden außerhalb Deutschlands erwirtschaftet. Auf das Inland entfielen 152 Mrd. DM (+ 1,8 %). Im Jahr 2000 investierte die deutsche Autoindustrie 21 Mrd. DM im Inland (1995 bis 2000: 90 Mrd. DM). Die Investitionen in ausländische Fertigungsstätten beliefen sich 2000 auf 22 Mrd. DM. Die deutsche Autoindustrie schuf im Jahr 2000 rund 27000 neue Arbeitsplätze und beschäftigte Ende des Jahres 754000 Menschen. Die Branche festigte 2000 ihre Stellung als einer der bedeutendsten Bereiche des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland. Mit 767100 Personen im Jahresdurchschnitt (+ 1,6 % gegenüber 1999) entfielen auf die Betriebe von Unternehmen ab 20 Beschäftigten der Autoindustrie 12,3 % aller Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes. Der Handel mit Kraftfahrzeugen in Deutschland ging 2000 um 4,3 % gegenüber 1999 zurück; der Verkauf von Kraftfahrzeugen an gewerbliche Abnehmer sank um 7,1 %, der Umsatz im Einzelhandel um 3,2 %. In Deutschland wurden im Jahr 2000 rund 5,1 Mio. Kraftfahrzeuge produziert. Statistisch wurde das Vorjahresergebnis zwar um 3,3 % unterschritten, aber um die Produktionsumstellung bei VW bereinigt konnte es wieder erreicht werden. Die deutschen Hersteller lieferten 2000 rund 4 Mio. Kraftfahrzeuge ins Ausland. Die Ausfuhrwerte stiegen um 12,5 % auf 150,9 Mrd. DM. In den USA kletterte der Marktanteil aller PKW mit deutschen Markenzeichen auf 8,7 %. In den folgenden Jahren stiegen die Bestellungen sogar noch - allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, als Kanzler Schröder verkünedete: „Deutschland wird sich an Abenteuern nicht beteiligen“ (Schröder)). Die internationale Autoindustrie erreichte 2000 mit 57,6 Mio. hergestellten Kraftfahrzeugen einen historischen Höchststand. Die weltweite Fertigung deutscher Marken stieg mit einem Produktionsplus von 5 % auf 9,7 Mio. Einheiten. Der Anteil deutscher Marken an der Weltproduktion 2000 lag bei 24 %.


Vgl. Tabelle "Autoindustrie"
Autodiebstahl Vgl. auch die Tabelle "Industrie und Dienstleistungen"

Obwohl der Kraftfahrzeug-Diebstahl seit dem Höchststand von 1993 stetig zurückgegangen war und die slawisch-osteuropäischen Völker zumindest ihren ersten Bedarf an Kraftfahrzeugen gedeckt hatten, wurden im Jahr 2000 in Deutschland 66927 PKW entwendet, davon blieben 32054 auf Dauer verschwunden, sagt die Statistik (die sogenannte „Dunkelziffer“ dürfte auch hier viel höher liegen!) Die Hälfte der „untersuchten“ Autodiebstähle ereigente sich in Berlin und in Ostdeutschland. Laut Statistik wird in Italien sogar alle zwei Minuten ein Auto geklaut: „deswegen hat der Papst auch kein Heimweh“ (Harald SchmidtDer Lacher).

 

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Flugzeuge

Dem Flugzeugbau liegt die Idee der Imitation des Vogelflugs zugrunde, die schon in der antiken Sage (Dädalus, Ikarus) auftauchte. Flugapparate, deren Flügel durch Muskelkraft bewegt werden sollten, entwarf Leonardo da Vinci bereits um 1500 (Leonardo). Bekannt wurde der mißglückte, mit Schlagflügeln angestellte Flugversuch von Albrecht Ludwig Berblinger (1770-1829), genannt „Schneider von Ulm“, der mit seinem halbstarren Hängegleiter am 31. Mai 1811 über der Donau abstürzte. In England begann 1792 G. Caylay mit Modellen starrflügeliger Flugapparate zu experimentieren. Er entwickelte die noch heute übliche Flugzeugform und erprobte 1852/53 das erste Gleit-Flugzeug, das einen Menschen trug. Unter den Pionieren des Gleitflugs ragt jedoch nur einer heraus: Otto Lilienthal (1848-1896). Dieser deutsche Ingenieur und Flugpionier, der in Anklam geboren wurde und in Berlin an den Folgen eines Absturzes verstarb, begann schon früh mit der Durchführung aerodynamischer Untersuchungen zur Erforschung des Vogelflugs (vgl. „Der Vogel als Grundlage der Fliegekunst“, 1889). Otto Lilienthal unternahm in Gleitflugzeugen, die er zusammen mit seinem Bruder Gustav Lilienthal (1849-1933) konstruierte, ab 1891 Gleitflüge bis zu 300 m Länge. Diese Versuchsflüge legten die Grundlage für den erfolgreichen Segelflug. Der Hannoveraner Karl Jatho (1873-1933) war es, der die weltweit ersten Motorflüge durchführte (Jatho). Am 18. August 1903 führte er einen Motorflug in der Vahrenwalder Heide bei Hannover durch, der „von vier Augenzeugen notariell bestätigt“ wurde. Sein Flugzeug, ein Doppeldecker mit einem 12-PS-Einzylinder-Benzinmotor und 36 m² Flügelfläche ohne Flügelprofil, flog etwa 20 Meter weit knapp 50 cm über dem Boden. Jatho verbesserte diese Leistung drei Monate später mit einem 80 Meter langen Flug in einer Höhe von 2,70 m. Vier Monate nach diesem ersten Motorflug von Jatho führten Wilbur Wright (1867-1912) und sein Bruder Orville Wright (1871-1948) am 17. Dezember 1903 mit dem von einem 12-PS-Benzinmotor angetreibenen Doppeldecker ihre Motorflüge durch. 1905 nahmen die Gebrüder Voisin in Paris den Flugzeugbau auf. Der deutsche Flugzeugkonstrukteur und Industrielle Hugo Junkers (1859-1935) erhielt 1907 das Patent für einen Doppelkolbenmotor (Junkers-Motor), 1910 für ein Naturflügelflugzeug und fertigte 1915 das erste Ganzmetall-Flugzeug der Welt (mit freitragenden Flügeln; J1). Die durch den Ersten Weltkrieg beschleunigte Weiterentwicklung des Flugzeugs leitete die Spezialisierung in der Flugzeugkonstruktion ein. Mit dem weltweit ersten Ganzmetall-Flugzeug (F-13) von Junkers war im wesentlichen die zukünftige Flugzeugform vorgezeichnet: der mit einem Leichtmetallrumpf ausgestattete, freitragende Eindecker mit vorn angebrachten Luftschrauben und am Ende des Rumpfs befindlichem Leitwerk.

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Trotz Junkers' Ganzmetall-Flugzeuge konnten die von Ferdinand Graf von Zeppelin (1838-1917) und seinen Nachfolgern der „Luftschiffbau Zeppelin GmbH“ gebauten über 100 Zeppeline immer noch Erfolge verbuchen, doch spätestens nach dem 6. Mai 1936, als LZ 129 („Hindenburg“) in Lakehurst (USA) ausbrannte und dadurch in Deutschland der Luftschiffbau endete, wurden die Luftschiffe von den Flugzeugen verdrängt.

Ein Flugzeug, das von einem oder mehreren Raketentriebwerken angetrieben wird, nennt man bekanntlich Raketenflugzeug (Raketen). Ende der 1920er Jahre unternahm der deutsche Ingenieur und Schriftsteller Maximilian Valier (1895-1930) erste Versuche, den Raketenantrieb für Flugzeuge nutzbar zu machen. 1928 baute er ein von Raketen angetriebenes Auto (Automobile), 1928/29 einen von Pulverraketen getriebenen Schlitten (unbemannt, 380 km/h). Bei seinen Raketenversuchen in Berlin kam Valier 1930 ums Leben. Ernst Heinkel (1888-1958) baute 1937 das erste Raketenflugzeug der Welt, die von einer Flüssigkeitsrakete angetriebene Heinkel He 176 (Erstflug 1938), und das erste Strahlflugzeug (Düsenflugzeug) der Welt, die Heinkel He 178 (Erstflug: 1939). Willy Messerschmitt (1898-1978), der 1925 mit seinem Motorflugzeugbau begann, hielt mit seiner aus der seit 1934 entwickelten Messerschmitt Me 109 hervorgegangenen Messerschmitt Me 209 (Me 109 R) den Geschwindigkeitsweltrekord für Flugzeuge mit Kolbenmotor von 755,138 km/h von 1939 bis 1969, also 30 Jahre lang. 1941 baute er den Prototyp des ab 1943 in Serie gebauten Raketenabfangjägers Messerschmitt Me 163 B; er erreichte erstmals eine Geschwindigkeit von über 1000 km/h. Sein erstes serienmäßige Strahlflugzeug (Düsenflugzeug) als Jagdflugzeug, die Messerschmitt Me 262, baute Messerschmitt ab 1944.

 

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Raketen

Rakete (V2)

Wahrscheinlich wurden Raketen erstmals im 12. Jahrhundert von den Chinesen als Feuerwerkskörper, im 13. Jahrhundert auch zu militärischen Zwecken (Verschießen von Brandsätzen) verwendet. Über die Araber wurden im 13. Jahrhundert auch in Europa Raketen bekannt und hier gelegentlich als Kriegsraketen, im 17. Jahrhundert vor allem zu Feuerwerkszwecken verwendet. 1808 konstruierte der englische General W. Congreve eine nach ihm benannte Pulver-Rakete (Reichweite: 2000 m), die auch zum militärischen Einsatz kam. In den folgenden Jahrzehnten stellten zahlreiche Armeen besondere Raketen-Truppen auf, die aber mit der waffentechnischen Verbesserung der Artillerie ihre Bedeutung verloren und um 1870 abgeschafft wurden. Von Bedeutung blieb der Einsatz von Raketen in der Feuerwerkerei, in Seenotfällen (Rettungsrakete ab 1816) und im Walfang (ab 1821). Um 1900 wuchs wieder das Interesse an Raketen, speziell an der theoretischen und experimentellen Raketen-Forschung. Die Raketentechnik wurde vor allem in Deutschland vorangetrieben. Nach Versuchen, z.B. seit 1930 durch Rudolf Nebel (1894-1978) und H. Walter sowie H. Oberth und J. Winkler, konnten Wernher von Braun (1912-1977) und W. Dornberger die weltweit erste Flüssigkeitsrakete (A4) entwickeln, die ab 1942 als V2 mit einer Sprengladung von 980 kg gegen Ziele, v.a. in England, eingesetzt wurde. (Vgl. V-Waffen). Als von Braun in Deutschland technischer Direktor des Raketenflugprojektes der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde war (seit 1937), wo er die erste automatisch gesteuerte Flüssigkeitsrakete A4 (später V2) entwickelte, konnte er Hitler (1889-1945) nicht so recht vom Programm der Weltraumfahrt überzeugen: „Mein Führer, in wenigen Jahren können wir mit diesen Raketen auf dem Mond landen“, soll er gesagt haben, woraufhin Hitler entgegnet haben soll: „Was soll ich auf dem Mond? Ich will nach London.“ Hitler gefiel, daß von Braun die weltweit ersten Raketen gebaut hatte, aber dem Programm für Atomwaffen schenkte er weniger Aufmerksamkeit, obwohl die seit Ende der 1930er Jahre betriebene Atomwaffenforschung in Deutschland (z.B. in Berlin und Göttingen) die weltweit erste war und bis 1943/44 auch die weltweit einzige blieb. Erst die aus Deutschland vertriebenen Juden rieten den USA, auch eine Atombombe zu bauen, so daß es ab 1943/44 zwei Nationen mit einem Programm für Atomwaffenforschung gab: Deutschland und USA. Wahrscheinlich haben in dieser Zeit Deutschlands Wissenschaftler und Militärforscher neben Atombomben auch schon Wasserstoffbomben und „Atom-und-Wasserstoff-Misch-Bomben“ getestet. Mehr

Rakete V2 in Peenemünde (Wernher von Braun), 1. Start: 1942

Ein Raketenflugzeug ist ein von einem oder mehreren Raketentriebwerken angetriebenes Flugzeug (Flugzeuge). Erste Versuche, den Raketenantrieb für Flugzeuge nutzbar zu machen, erfolgten Ende der 1920er Jahre, v.a. durch den deutschen Ingenieur und Schriftsteller Maximilian Valier (1895-1930), der bei seinen Raketenversuchen in Berlin ums Leben kam, nachdem er 1928 ein von Raketen angetriebenes Auto (Automobile), 1928/29 einen von Pulverraketen getriebenen Schlitten (unbemannt, 380 km/h) gebaut hatte. Ernst Heinkel (1888-1958) baute 1937 das erste Raketenflugzeug der Welt: die von einer Flüssigkeitsrakete angetriebene Heinkel He 176 (Erstflug 1939). Willy Messerschmitt (1898-1978) baute 1941 den Prototyp des ab 1943 in Serie gebauten Raketenabfangjägers Messerschmitt Me 163 B; er erreichte erstmals eine Geschwindigkeit von über 1000 km/h.

Raketenastronomie heißt derjenige Bereich der Astronomie, der mit unbemannten Raketen, die in die Hochatmosphäre der Erde aufsteigen, durchgeführt wird. Er dient vor allem zur Untersuchung der Wellenlängenbereiche, die durch die Atmosphäre absorbiert werden. In der geschichtlichen Entwicklung spielte die Raketenastronomie vor allem seit den 1940er und 1950er Jahren eine größere Rolle, als es noch nicht möglich war, die Erdatmosphäre mit Erdsatelliten über längere Zeit zu überwinden (Weltraumsatelliten). Raketen bzw. Raketenmotoren werden natürlich auch für Weltraumfähren gebraucht (Weltraumfähren). Weil die Rakete ein nach dem Rückstoßprinzip arbeitendes Fluggerät ist, bewegt sie sich nicht in die Richtung, in die die Treibstoffe bzw. die Verbrennugsgase oder die Teilchen (bei elektrischen Antrieben) strömen, sondern in die genau entgegengesetzte Richtung. Die Grundgleichung der Raketentheorie lautet: VE = u · ln M0/M1

VE = erreichbare Geschwindigkeit der Rakete
u = als konstant angenommene Ausströmungsgeschwindigkeit der Verbrennungsgase (bzw. des Teilchenstroms bei den elektrischen Antrieben)
M0 = Startmasse
M1 = End- oder Leermasse nach Verbrennen des Treibstoffs u.s.w. (die Nutzmasse der Rakete ist in der Leermasse enthalten)


Nach dem 2. Weltkrieg in die USA eingewanderte Europäer, wie z. B. der Deutsche Wernher von Braun sorgten für den Beginn der Raumfahrt, die Mondlandung, die Festigung der USA als Weltmacht und für den kulturellen Retransfer. Wissenschaftler und Techniker, später auch Künstler, brachten sich und ihr Können nach Amerika, das deren (Aus-) Wirkungen nach Europa zurückschickte. Aber es waren immer Europäer, vor allem Deutsche, die, von US-Amerikanern ins Land geholt, auf Europa und die Welt zurückwirkten. Nach dem 2. Weltkrieg kamen also erstmalig die Hauptanstöße für den innerkulturellen Transfer aus den USA, die die Richtung um 180° zu drehen vermochten, weil sie den Weltmachtskrieg und dadurch auch die Wendehälse gewonnen hatten.

 

Eisenbahn, Dampfschiffe, Automobile, Flugzeuge, Raketen, Weltraumsatelliten, Weltraumfähren

Weltraumsatelliten

Der einzige natürliche Satellit unserer Erde ist der Mond. Die mit Raketen (Raketen) in eine Umlaufbahn um unsere Erde geschossenen Körper nennt man Erdsatelliten. Da die Menschen wohl bald auch anderen Weltraumkörpern künstliche Satelliten „senden“ werden, sollte man in dem Zusammenhang schon heute nicht mehr nur von Erdsatelliten, sondern von Weltraumsatelliten sprechen. Alle (Weltraum-)Satelliten sind also Raumflugkörper, die sich auf elliptischer oder kreisförmiger Bahn um eine Zentralmasse drehen. Exakt kreisrunde Umlaufbahnen können mit künstlichen Satelliten in der Praxis nie erzielt werden, denn kleinste Abweichungen von der erforderlichen Kreisbahngeschwindigkeit in der vorgegebenen Einschußhöhe und Abweichungen vom genau horizontalen Einschuß in die Umlaufbahn führen zu einer Ellipse. Wird z.B. bei einem Einschuß in 500 km Höhe über der Erdoberfläche die erforderliche Kreisbahngeschwindigkeit von 7,6 km/s überschritten, so entsteht eine Ellipse, die in ihrem Apogäum entsprechens weit über die Einschußhöhe hinausragt. Bei Überschreiten der Entweichgeschwindigkeit kann ein Flugkörper sogar vollständig dem Erdanziehungsbereich entkommen. Die näheren Erdsatelliten, die sich noch in den äußeren Schichten der Erdatmosphäre bewegen, werden in einer mehr oder weniger langen Zeit wieder abstürzen; Erdsatelliten, die vollständig außerhalb der Erdatmosphäre kreisen, können über eine nahezu unbegrenzte Zeitspanne ihren Umlauf fortsetzen. (Vgl. Grenze der Erdatmosphäre).

Navigation

Nach der Entwicklung leistungsfähiger Trägerraketen (Raketen) begann mit dem ersten sowjetischen Satelliten „Sputnik 1“ 1957 und dem us-amerikanischen Satelliten „Explorer 1“ 1958 die Erforschung des erdnahen Weltraums. Bereits 1961 konnten die ersten bemannten Raumflugkörper in eine Erdumlaufbahn gebracht werden. Parallel dazu liefen die Entwicklung und der Start von Forschungssatelliten für geophysikalische, astronomische, biologische und andere Messungen sowie von Nutzsatelliten verschiedenster Art (Kommunikations-, Wetter-, Navigationssatelliten u.a.). Ihren Dienst begannen die ersten Fernmeldesatelliten 1960. Telegraphie/Telefon

Weltraumsonden, auch Raumsonden oder Sonden genannt, sind die mit Hilfe von Mehrstufenraketen (Raketten) auf eine die Erde verlassene Bahn gebrachten unbemannten Raumflugkörper für wissenschaftliche Messungen im Weltraum. Zu ihnen zählen solche zur Erforschung des Mondes, der Planeten, der Sonne, des interplanetaren Raums und des Weltraums außerhalb des Sonnensystems. Am 2. Januar 1959 startete z.B. die erste Mondsonde („Lunik 1“), es folgten weitere Mondsonden, dann die verschiedenen Planetensonden und Sonnensonden sowie die Sonden, die das Sonnensystem verlassen sollten. Vgl. zu den vielen Sonden besonders z.B. „Pioneer 6“, „Pioneer 10“, „Voyager 1“, „Voyager 2“, „Mars Express“).

Bis zu 30 Satelliten (drei davon in Reserve) sollen ab 2013 Signale zur metergenauen Ortsbestimmung auf die Erde senden. Zu den Hauptanwendungsbereichen des europäischen Satelliten „Galileo“ gehören das Verkehrswesen (Ortung und Ermittlung der Geschwindigkeit von Fahrzeugen, Wegplanung), soziale Einrichtungen (z.B. Hilfe für Behinderte und Senioren), die Justiz und der Zoll (Feststellung des Aufenthaltsorts von Verdächtigen, Grenzkontrollen), das Bauwesen (geographische Informationssysteme), die Such- und Rettungsdienste sowie der Freizeitsektor (etwa zur Orientierung auf dem Meer und in den Bergen). Anders als „GPS“ („Global Positioning System“) ist „Galileo“ in erster Linie ein ziviles System, die Verfügbarkeit des Signals soll weltweit garantiert werden. Nach der EU Kommission und dem EU-Ministerrat hatte am 23. April 2008 auch das europäische Parlament grünes Licht für die Ausschreibungen zu diesem größten europäischen Industrieprojekt gegeben. Für den Zeitraum 2007-2013 sind dafür 3,4 Mrd. € aus dem EU-Haushalt vorgesehen.

 

Eisenbahn, Dampfschiffe, Automobile, Flugzeuge, Raketen, Weltraumsatelliten, Weltraumfähren

Weltraumfähren (einschließlich Weltraumstationen)

Weltraumfähren (Raumfähren, Raumtransporter, z.B. „Space Shuttle“) sind mehrfach wiederverwendbar, so die von der N.A.S.A. in den USA entwickelte erste Weltraumfähre, die mehrfach wiederverwendbar ist und nach einigen Probeflügen erstmals bemannt am 12. April 1981 gestartet wurde (Raumfähre Discovery). Die ersten Vorarbeiten zu diesem Space Shuttle begannen bereits 1968. Den die Erde als Satellit (Weltraumsatelliten) umkreisenden Teil bezeichnet man als Orbiter. Die drei Raketenmotoren des Space Shuttle werden beim Aufstieg durch einen äußeren Tank von 46,9 m Länge und 8,4 m Durchmesser mit Treibstoff versorgt. Dieser Tank wird kurz vor Erreichen der Erdumlaufbahn abgeworfen und tritt wieder in die Erdatmosphäre ein. Er ist der einzige Teil des Space Shuttle, der nicht geborgen wird. Dagegen können zwei mit festen Treibstoffen arbeitende Zusatzraketen, die ebenfalls beim Start gezündet werden, mit Bergungsschiffen nach dem Aufschlag auf den Ozean geborgen und anschließend wiederverwendet werden. Bereits in einer Höhe von etwa 43 km werden die Zusatzraketen abgetrennt und fallen an Fallschirmen zurück (Raketten). Der Orbiter enthält bei einigen Missionen vor allem das von der europäischen raumfahrtindustrie entwickelte „Spacelab“, das die verschiedensten wissenschaftlichen Aufgaben bewältigen kann. Das von dem deutschen Unternehmen ERNO in Bremen gebaute Spacelab wird in der sogenannten Nutzlastbucht des Space Shuttle untergebracht. Die wissenschaftliche Zielsetzung umfaßt z.B. die Astronomie, die Sonnenphysik, die Materialwissenschaften, die Geophysik (Atmosphäre, Magnetosphäre), die Plasmaforschung und die Biomedizin. Der erste Einsatz des Spacelab war am 28.11.1983. Am 30.10.1985 erfolgte die erste rein deutsche D1-Mission beim 4. Einsatz des Spacelab; die D2-Mission folgte dann vom 26.04. bis 06.05.1993.

Navigation

Am 11. Novemnber 1982 fand der erste kommerzielle Flug der us-amerikanischen Raumfähre „Columbia“ statt, bei dem zwei Nachrichtensatelliten auf Umlaufbahnen gebracht wurden. Am 4. April 1983 startete die mit stärkeren Triebwerken ausgerüstete us-amerikanische Raumfähre „Challenger“, um einen Fernmeldesatelliten (2500 kg Masse) auf eine Umlaufbahn zu bringen. Weltraumsatelliten

7 Astronauten starben, als am 28.01.1986, 73 Sekunden nach dem Start, die Raumfähre „Challenger“ explodierte. Diese Katastrophe warf das Raumtransporter-Programm der N.A.S.A. erheblich zurück. Erst am 29.09.1988 konnte die Raumfähre „Discovery“ wieder starten und das Programm fortsetzen. Mit dem Space Shuttle wurden auch verschiedenen Erdsatelliten und Raumsonden ausgesetzt (Weltraumsatelliten). Dazu gehört u.a. die Venussonde „Magellan“ (Start: 04.05.1989) und das „Hubble-Space-Telescope“. Spektakulär war auch die erstmalige Reparatur eines Satelliten („Solar Maximum Mission“) und des „Hubble-Space-Telescope“. Insgesamt kann das Space Shuttle Nutzlasten bis zu 30 t in eine Umlaufbahn bis zu 185 km Höhe bringen. Entsprechend geringere Nutzlasten lassen sich theoretisch bis zu einer Maximalhöhe von 600 km tragen. (Vgl. Daten der Erde).

ISS

Das bis heute größte und kostspieligste zivile Projekt der Raumfahrtgeschichte ist die seit 1998 im Aufbau befindliche, ab 2000 ständig bewohnte ISS (International Space Station). Ihre Fertigstellung wird bis mindestens 2010 dauern, danach soll sie bis 2016 noch weiter betrieben werden. Mit der Ankunft der 19. Langzeitbesatzung im Juli 2009 sollen erstmals sechs (statt bisher drei) Besatzungsmitglieder dauerhaft auf der ISS arbeiten können, weil dann mehr Schlaf- und Wohnmöglichkeiten sowie zwei Raumschiffe für eine eventuelle Evakuierung der Station zur Verfügung stehen werden. Die ISS wird dann 455 t wiegen. Nach einer Verzögerung von mehreren Jahren wurde am 7. Juli 2008 das europäische Weltraumlabor „Columbus“ an Bord der US-Raumfähre Atlantis zur ISS gestartet. Nach zweitägigem Flug dockte der Space Shuttle mit seiner siebenköpfigen Crew an der ISS an. Das fast 13 t schwere Labor wurde von einem Roboterarm aus der Atlantis gehoben, an seinen Platz an der ISS transportiert und von zwei NASA-Astronauten in einem rund achtstündigen Außeneinsatz mit der ISS verbunden. Ursprünglich war der deutsche ESA-Astronaut Hans Schlegel für diesen Einsatz vorgesehen, der aber wegen eines kurzzeitigen gesundheitlichen Problems in der ISS bleiben mußte. Erst einen Tag später wurde das Labor von Schlegel und seinem ESA-Kollegen Leopold Eyharts betreten, um das Strom- und Wassersystem hochzufahren.

 

- Strom: Transport elektrischer Ladungen -

Elektrizität, Telegraphie, Telefon, Hör-Rundfunk, Film, Fernseh-Rundfunk, Computer

Elektrizität

Elektrizität ist eine Sammelbezeichnung oder ein Hyperonym für alle Erscheinungen im Zusammenhang mit ruhenden oder bewegten elektrischen Ladungen (den positiven oder negativen Elektrizitätsmengen bzw. der Überschuß der einen gegenüber der anderen Elektrizitätsmenge, wobei Ladungen gleichen Vorzeuchens sich abstoßen und solche verschiedenen Vorzeichens sich anziehen) und den damit verbundenen elektrischen und magnetischen Feldern; insbesondere wird die Bezeichnung Elektrizität auf das Auftreten von Ladungen sowie auf die Erscheinungsform der Ladung selbst angewendet: Elektrizitätsmenge ist also gleich Ladung(smenge). Die in diesem Sinne verstandene Elektrizität ist in ihren beiden Erscheinungsformen (positive und negative Elektrizität bzw. Ladung) an Materie gebunden. Die negative Elektrizität ist vor allem mit den Elektronen verknüpft. Infolge des Aufbaus der Materie und ihrer Atome haben makroskopische Körper bei negativer Aufladung einen Elektronenüberschuß, bei positiver Aufladung einen Elektronenmangel. Zwischen elektrisch geladenen Körpern treten elektrische Felder und Kräfte bzw. elektrische Spannungen auf. Diese bedingen, daß gleichartig geladenene Körper sich abstoßen, ungleichartig geladene sich anziehen. Der Ausgleich unterschiedlicher Aufladungen erfolgt z.B. bei Verbindung über einen elektrischen Leiter durch Elektronenfluß vom negativ geladenen zum positiv geladenen Körper. Dieser Ladungsstrom wird als elektrischer Strom bezeichnet.

Ohne elektrischen Strom kein elektrisches Licht! Den mehrfach verbesserten und häufig künstlerisch reich ausgestalteten Öllampen traten vom Ende des 18. Jahrhunderts an allmählich auch Gaslampen zur Seite, wobei zumeist Steinkohlengas verwendet wurde. Der deutsche Uhrmacher H. Goebel erfand 1854 die erste praktisch brauchbare Glühlampe, indem er einen verkohlten Bambusfaden in eine luftleer gemachte Flasche einschmolz; den Strom entnahm er einer Batterie von Zink-Kohle-Elementen. Jedoch wertete Goebel seine Erfindung nicht technisch aus. Erst die nach Einführung der Dynamomaschine durch Siemens (1816-1892) entwickelten elektrischen Glühlampen fanden verbreitete Anwendung. Sie stellen tatsächlich den großen technischen Fortschritt in der Entwicklung der Beleuchtung dar. Die erste brauchbare elektrische Glühlampe (eine Kohlenfaden-Glühlampe) entwickelte Thomas Alva Edison 1879.

 

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Telegraphie

Die immer breitere Nutzung der Elektrizität leitete ein neues Stadium der industriellen Entwicklung ein. Bereits 1832 war dem englischen Physiker und Chemiker Michael Faraday (1791-1867) das Prinzip des Generators bekannt. Der elektrische Strom fand bald seine erste praktische Anwendung, z.B. in der Telegraphie, denn 1833 konstruierten Carl Friedrich Gauß (1777-1855) und Wilhelm Weber (1804-1891) den ersten elektromagnetischen Telegrafen, 1834 Moritz Hermann Jacobi (1801-1874) den ersten Elektromotor. Die Konstruktion einer Dynamomaschine, die mechanische Arbeit in elektrischen Strom umwandelte, gelang 1866 Werner von Siemens (1816-1892), dem Begründer der Starkstromtechnik. Damit eröffnete sich eine neue Möglichkeit der Krafterzeugung, deren Bedeutung so revolutionär war wie die Entwicklung der Dampfmaschine 100 Jahre zuvor (Dampfmaschine). Seit 1873 stand der Elektromotor zur Verfügung. Dieser war eine vielseitig einsetzbare, dezentrale und auch für Handwerker erschwingliche Antriebsmaschine. Nachdem erste elektrische Kraftwerke in Betrieb genommen waren und es Oskar von Miller (1855-1934) 1882 gelungen war, Elektrizität mit Hilfe von Hochspannungsleitungen ohne große Stromverluste zu übertragen, konnte diese zur Beleuchtung, zur Elektrifizierung von Verkehr und Industrie verwendet werden. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert, etwa 150 Jahre nach Beginn der Erforschung der Elektrizität, waren die Industriegesellschaften schon weitgehend von der neuen Kraft abhängig.

Die drahtlose Telegraphie begann in den 1890er Jahren mit Versuchen von Karl Ferdinand Braun (1850-1918), der bahnbrechende Entwicklungen auf dem Gebiet der Funktechnik lieferte (Funktechnik und Braunsche Röhre (Fernsehen)). Die erste Verbindung über den Ärmelkanal gelang 1899 G. M. Marconi (1874-1937), die erste über den Atlantik 1901. Der Bildtelegraf wurde ab 1901 von A. Korn entwickelt. Wesentliche Beiträge zur Entwicklung des Fernschreibers lieferte E. Kleinschmidt (1875-1977).

 

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Telefon

Schon 1852 wurden erstmals der europäische Kontinent und England mit einem Kabelnetz verbunden, und 1866 wurde der Atlantik dauerhaft kabeltechnisch überbrückt. Entscheidend beschleunigt wurde die Vernetzung der Welt durch den ersten Fernsprecher, das erste Telefon, 1861 gebaut von dem deutschen Physiker Johann Philipp Reis (1834-1874). Er führte dieses erste Gerät zur systematischen Tonübertragung am 26. Oktober 1861 in Frankfurt (Main) vor. „Ich habe der Welt eine große Erfindung geschenkt, anderen muß ich überlassen, sie weiterzuführen, aber ich weiß, daß auch dies zu einem guten Ende kommen wird“, sagte Reis, der noch auf Unverständis stieß. Doch sein Telefon sollte das Kommunikationswesen revolutionieren.

Erstes Telefon,
Johann P. Reis, 1861

Weniger Unverständnis wurde 1876 Alexander Graham Bell (1847-1922) mit seiner Version, der zweiten Version des Telefons, entgegengebracht. Der Ausbau des modernen Kommunikationswesens war nun nicht mehr aufzuhalten. So führte die Deutsche Reichspost bereits 1877 Versuche mit bellschen Telefonen durch, und 1881 wurde in Berlin das erste deutsche Telefonnetz mit 48 Teilnehmern in Betrieb genommen. Das zweite deutsche Ortsnetz entstand 1881 in Mülhausen (Elsaß). Betriebsfertig war die Leitung Berlin-Hamburg 1883, der Fernsprechdienst über Funk 1928 (Deutschland-USA), das erste Transatlantikkabel zwischen Europa und Nordamerika (TAT 1) 1956 und die ersten Fernmeldesatelliten 1960 (Weltraumsatelliten).

 

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Hör-Rundfunk

Der Rundfunk, damit auch der Hör-Rundfunk, basiert wesentlich auf der Entwicklung der 1896 von Karl Ferdinand Braun und G. Marconi verwirklichten drahtlosen Telegraphie (Drahtlose Telegraphie). 1898 wurde der Schwingkreis von Karl Ferdinand Braun, der bahnbrechende Entwicklungen auf dem Gebiet der Funktechnik lieferte, eingeführt (Funktechnik und Braunsche Röhre (Fernsehen)). Die Technologie des Rundfunks, die Braun und Marconi zu verdanken ist, setzte allerdings, um technisch durchführbar zu werden, auch zwei bahnbrechende Leistungen der Physik voraus: die auf der vollendeten Theorie des Elektromagnetismus (1856: James C. Maxwell und Ludwig Boltzmann) basierende Elektrodynamik (1864) und die wiederum darauf basierende Entddeckung der elektromagnetischen Wellen (1888: Heinrich Hertz) als Beweis für den Elektromagnetismus. Die drahtlose Übertragung von Ton- und Bildsendungen ist dennoch das eigentliche Verdienst von Braun und Marconi. Eine der folgen war z.B., daß Lee de Forest und L. von Lieben 1906 die Triode erfanden. De Forset erfand das sehr bald als Empfänger und ab 1912 auch als Sender verwendete Audion. Mit der Einführung des Rückkopplungsprinzips durch A. Meißner (1913) setzte die besonders von G. Graf vorangetrieben Entwicklung des Röhrensenders ein. Die ersten Versuche, die A. Meißner und H. Bredow im Ersten Weltkrieg 1917 an der deutschen Westfront durchführten und bei denen Musik übertragen wurde, können in technischer Hinsicht als Ausgangspunkt des Rundfunks bezeichnet werden. Auch im Rundfunk folgte also auf die militärische die zivile Nutzung:

„Achtung ! Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im VOX-Haus auf der Welle 400 Meter.
Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, daß am heutigen Tage der
Unterhaltungs-Rundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen beginnt.“ (29.10.1923)

In Deutschland übertrug zum ersten Male am 22. Dezember 1920 der posteigene Langwellensender Königs Wusterhausen ein Instrumentalkonzert. Ab September 1922 wurde der „Wirtschaftsrundspruchdienst“ als erster regelmäßiger, gebührenpflichtiger Rundfunkdienst betrieben. Als das Rundfunkempfangsverbot für Privatpersonen aufgehoben war, wurde im Oktober 1923 in Berlin der erste deutsche Rundfunksender (Sendeleistung: 0,25 kW) eröffnet und wenig später die Deutsche Welle GmbH gegründet, die ab 1926 den Deutschlandsender betrieb. Die zahlreichen 1924 gegründeten deutschen Rundfunkgesellschaften wurden 1925 in der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft als Dachorganisation des deutschen Rundfunks zusammengefaßt, an der die Deutsche Reichspost wesentlich beteiligt war.

Die Politisierung des Hör-Rundfunks erreichte in Deutschland ihren Höhepunkt im Nationalsozialismus. Millionen von billigen Radiogeräten wurden verkauft und eine der Säulen der NS-Propaganda errichtet:

„Ganz Deutschland hört den Führer mit dem Volksempfänger“

NACH OBEN Elektrizität, Telegraphie, Telefon, Hör-Rundfunk, Film, Fernseh-Rundfunk, Computer

Film (Mobilmachung durch Bilder)

Die Geschichte der Filmtechnik begann eigentlich schon um 1645, als der deutsche Jesuit A. Kirchner (1601-1680) die Laterna magica verbesserte und einen Guckkasten mit rotierenden Rädern erfand. 1829-1832 entwickelte der deutsche Physiker S. Stampfer das Stroboskop: eine Scheibe mit Bewegungsdarstellungen, die durch Sehschlitze in der Scheibe in einem Spiegel sichtbar werden (Lebensrad). Gleichzeitg entstand das Phaenakistiskop des belgischen Erfinders J. Plateau. Um 1845 kombinierte der deutsche Ingenieur F. von Uchatius die Laterna magica mit dem verbesserten Stampferschen Lebensrad. Der englische Ingenieur Beale entwickelte 1866 mit dem Chorteutoskop ein an jede Laterna magica ansetzbares Gerät, das Bilder auf Glasscheiben und - streifen ruckhaft transportierte. Der u.s-amerikanische Photograph E. Muybridge machte 1878 erstmals echte Serienfotos, die er 1879 im Zoopraxiskop vorführte. 1889 legte T. A. Edison die Maße des Normallfims fest; er baute eine 35-mm-Aufnahmekamera (Kietograph) und führte 1892 ein Wiedergabegerät (Kinetoskop) nach dem Guckkastenprinzip vor. 1893 kombinierte er das Kinetoskop mit dem Phonographen zum Kinetophon. Der Deutsche Max Skladanowski baute 1892-1894 eine schrittweise transportierende Kamera für Rollfilm, kopierte die Aufnahmen auf Zelloidinpapier und führte sie mit seinem Projektor Bioskop (8 Bilder) am 1. November 1895 im Berliner Wintergarten vor. A. und L. J. Lunière reagierten und stellten 1895 ihren „Cinematographe“ vor. Das Gerät war Kamera, Kopieeinrichtung und Projektor in einem; es vereinigte erstmals alle kinematographischen Forderungen: Bildfrequenz 16 Bilder/s, ruckhafter Filmlauf mit Stillstand während der Projektion und verdunkelter Transportphase, Transport des Edison-Films durch Greifer. Dieses Gerät bauten die Deutschen O. Meßter und T. Pätzold weiter aus. 1898 ließ sich A. Baron ein Tonfilmaufnahmegerät patentieren, gleichzeitig setzte sich - bis zum Aufkommen des Stummfilms mit Musikbegleitung - die bildsynchrone Schallplattenwiedergabe (sog. Nadelton) durch.

Am Beginn der Farbfilmepoche stehen Cinemacolor von Kodak (Zweifarbenfilm, 1915) und Gaumontcolor, ein additavies Dreifarbenverfahren. 1921 erschien der 9,5-mm-Amateurfilm (Pathé Baby) mit Mittelperforation zwischen den Bildern; 1922 kam ein ausgereiftes Lichttonverfahren (Triergon, V. H. Vogt, J. Masolle und J. Engel) auf den Markt, das u.a. für Fox tönende Wochenschau verwendet wurde. Der doppelt perforierte 16-mm-Film setzte sich 1923, der 8-mm-Amateurfilm (Doppel-8-Film) seit 1932 durch. Das erste moderne, bis in die jüngste Zeit angewandte Farbverfahren war das Technicolor-Verfahren von H. Kalmus, D. F. Comstock und W. B. Westcott (1922 Zweifarbenfilm, 1932 Dreifarbenfilm), ein substraktives Verfahren, bei dem getrennt aufgenommene (später vom Dreischichten-Negativfilm gewonnene) Teilfarbauszüge auf Gelatine umgedruckt wurden. Daneben erlangten die Entwicklungsfarbfilme Kodachrome (1935) und Agfacolor (1936) Weltgeltung. Seit 1952 wurden Breitbildverfahren verwendet. Die Amateurfilmformate sind seit 1965 Super-8- und Single-8.

Was die Filmkunst betrifft, so feierte der Stummfilm als „das neue Medium“ der damaligen Zeit Triumphe, vor allem in Deutschland, das lange Zeit auch auf diesem Gebiet führend war - gefolgt vom Rivalen USA. Die Jahre 1919 bis 1927 (als 1927 die Tonfilmzeit begann, entstanden neue Filmgenres) bedeuteten für den deutschen Film die wohl produktivste Zeit überhaupt. Der Stummfilm erforderte eine expressive Gestik und Mimik. Aber auch die bemalten, klaustophobischen Dekorationen im „Cabinet des Dr. Caligari“ (1919) - inszeniert von Robert Wiene (1881-1938) - unterstützten den allgemeinen, der Kunst des Expressionismus verwandten Eindruck. Mit „Nosferatu“ (1921) führte Fritz Murnau (1888-1931) das Genre des Horrorfilms zu einem ersten Höhepunkt. Auch Fritz Lang (1890-1976), damals der wohl bedeutendste Regisseur, bewegte sich mit „Dr. Mabuse, der Spieler“ (1922) in diesem Genre. Mit den „Nibelungen“ (1923-1924) führte er den deutschen Sagenstoff in gewaltigen Bildern vor. Die Schönheit der ornamentreichen Gewänder, die überwältigende Bildmacht der Massenszenen und die erschütternde Grausamkeit der Handlung ließen diese Filme zu Meisterwerken zwischen Expressionismus und filmischer Abstraktion werden. Lang z.B. schuf mit „Metropolis“ (1926) ein irritierendes Bild des Kapitalismus. Kaum ein Werk der Kunst setzte die unheimliche Großartigkeit der utopischen, großen Stadt so überzeugend um wie dieser Film.

 

NACH OBEN Elektrizität, Telegraphie, Telefon, Hör-Rundfunk, Film, Fernseh-Rundfunk, Computer

Fernsehen (Mobilmachung durch Bilder)

Auf die Notwendigkeit, elektrisch zu übertragende Bilder punkt- und zeilenweise abzutasten, wies 1843 A. Baim hin. Eine Lösung fand 1884 der Deutsche P. Nipkow mit dem ersten brauchbaren mechanischen Bildfelderleger, der Nipkow-Scheibe, die er in Berlin entwickelte. Bereits 1906 benutzten M. Dieckmann und G. Glage die Braunsche Röhre zur Wiedergabe von 20teiligen Schwarzweißbildern. Die ersten Sendungen wurden 1928 mit einem von der Firma General Electric entwickelten System ausgestrahlt. Während der 1920er Jahre konstruierte Manfred von Ardenne in Berlin einen Leuchtschirmabtaster und führte 1930 das erste voll-elektronische Fernsehbild vor.
Elektronenstrahlröhre (Braunsche Röhre),
Karl Ferdinand Braun, um 1900
Das Reichspostzentralamt in Berlin begann 1929 mit der Ausstrahlung von Versuchssendungen. Große Übertragungen galten 1936 den Olympischen Spielen (Fernsehsender Paul Nipkow, Berlin). 1952 konnte das öffentliche Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen werden (1955 in der DDR).

Die Geschichte des Farbfernsehens begann mit einem 1902 an O. von Bronk erteilten Patent. In Deutschland unternahmen W. Bruch und O. von Bronk 1936 bei Telefunken erste Versuche. Von 1957 an beschäftigte man sich in Europa mit dem Farbfernsehen, nachdem in Amerika 1954 die NTSC-Norm eingeführt worden war. 1963 schlug W. Bruch sein bei Telefunken erarbeitetes Verfahren PAL vor. Es wurde 1966/67 von den meisten westeuropäischen Ländern übernommen. Offiziell wurde das Jahr 1967 zum Startjahr des Farbfernsehens.

Zu den Folgen der sozialen Institution Fernsehen muß vor allem der Wandel des Freizeithaushalts gezählt werden, der weitere Auswirkungen auf den Menschen hat. Diskutierte man im 17. und 18. Jahrhundert z.B., ob alle Stände zur Zeitungslektüre zuzulassen seien, geht es heute darum, ob eine Fortentwicklung der Telekommunikation die endgültige Zerstörung der Familie zur Folge hat. Fernsehen verändert das Zusammenspiel der Massenkommunikationsmittel, indem es Zeitung, Zeitschrift, Hör-Rundfunk und Film andere, speziellere Aufgaben zuweist; Fernsehen bietet die Chance, fast alle Haushalte zur Teilnahme an den Problemen und Lösungensmöglichkeiten gesellschaftlicher und politischer Fragen im In- und Ausland zu ermutigen, aber auch zu mißbrauchen. Zu den Massenmedien, den technischen Verbreitungsmitteln, die den Prozeß der Massenkommunikation herstellen, zählen Buch, Zeitung, Zeitschrift, Hör-Rundfunk, Fernsehen, Film, Computer und jede andere Art der Unterhaltungsindustrie, die man auch als eine Ansammlung von Medienfabriken der Meinungsmacher bezeichnen darf. Medien

Nachdem sich die Wachstumsraten der Gewinne im Fernsehen um das Jahr 2001 verringert hatten und der Wettbewerb um die Zuschauergunst sich verschärfte, setzten alle Fernsehsender verstärkt auf das Internet. Die werbefinanzierten privaten Anbieter versprachen sich neue Einnahmequellen. Den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF verbot der Rundfunkstaatsvertrag, Internet-Auftritte mit Werbung zu finanzieren. Dennoch sahen die von den Gebühren abhängigen Staatssender im Internet ein Instrument, junges Publikum, das verstärkt beim Privat-TV zusah, wieder ans eigene Publikum zu binden. Mehrere „Studien“ sahen um 2001 für TV-Sender Umsatzchancen im Internet nicht nur beim elektronischen Handel (E-Commerce, Teleshopping via Internet u.s.w.), sondern auch für jene Anbieter, die Werbeflächen zur Verfügung stellen. Die Werbeerlöse des Internet lagen 2000 bei 450 Mio. DM und werden in diesem Jahr (2003) wohl auf 1,75 Mrd. DM ansteigen; bis 2010 rechnet man mit einem Anstieg auf 5 Mrd. DM. „Experten“ räumten vor allem Spartenkanälen mit Angeboten für bestimmte Zielgruppen große Chancen im Internet ein. Die Intendanten der ARD-Anstalten beschlossen Mitte 2001, die Internet-Adressen »ARD.de« zum Einstiegsportal der eigenen Internet-Angebote und »tagesschau.de« zum Nachrichtenportal auszubauen. Das ZDF wollte mit seinem Partner T-Online »heute.t-online« als führendes Nachrichtenportal etablieren. RTL investierte 2000 rund 50 Mio. DM in Internet-Aktivitäten; dem ZDF standen aus den Rundfunkgebühren 9 Mio. DM zur Verfügung. RTL war mit dem Internet-Angebot 2000 in Deutschland führend, d.h. es verzeichnete von allen Sendern die meisten „Visits“. Der Nachrichtenkanal N-TV startete Anfang 2001 ein Internet-Angebot mit bis zu fünf Programmen für Haushalte mit der Datenübertargungstechnik T-DSL. Der Nachrichtensender N24 wollte sein TV-Angebot mit dem Internet zur multimedialen Plattform verschmelzen. Bis 2001 konnten TV-Zuschauer das Internet-Angebot der Sender nur auf dem Computerbildschirm verfolgen. Neue Fernsehgeräte ermöglichten erstmals über spezielle Boxen den Zugang zum Internet. Der Zuschauer kann, sobald eine Internet-Adresse eingeblendet wird, per Knopfdruck auf der Fernbedienung zur Website wechseln, die auf dem kompletten Bildschirm oder auf einen Teilbereich des Fernsehbildschirms zu sehen ist. Internet

 

Wenn sich Deutschlands Bürger für ein einziges Medium entscheiden müßten,
würden 46% das Fernsehen wählen. Dies ergab Anfang 2001 eine von
ARD und ZDF in Auftrag gegebene „Studie zur Mediennutzung“.

 

Im Vergleich zu 1980 hatte sich der Medienkonsum 2000 um 60% auf 502 Minuten/Tag erhöht, das Angebot der Medien allein im Bereich Hörfunk und Fernsehen hatte sich verzehnfacht. 2000 schauten Deutsche 185 Minuten/Tag fern, während sie das Internet im Schnitt 13 Minuten/Tag nutzten. Auf Hörfunk und Fernsehen entfielen quantitativ rund 80% der täglichen Mediennutzung. Zahlreiche Hörer und Seher nutzten Radio und TV als sogenanntes Nebenmedium bei anderen Tätigkeiten. Die Tageszeitung wurde etwa 30 Minuten/Tag gelesen, auf die Lektüre eines Buches entfielen 18 Minuten/Tag.

 

NACH OBEN Elektrizität, Telegraphie, Telefon, Hör-Rundfunk, Film, Fernseh-Rundfunk, Computer

Globalismus durch Weltnetze (globale Mobilmachung durch Bilder)

Auch die Vernetzung der Welt hatte ihre, auf weltverändernde Wirkung abzielenden Motive zuerst im Militärwesen. Was in Peenemünde unter dem deutschen Physiker und Raketeningenieur Wernher von Braun (1912-1977) seinen praktischen Anfang nahm und in der Mondlandung seinen ersten Höhepunkt fand, war die Verwirklichung eines abendländischen Traums, also schon seit Beginn abendländischer Kulturgeschichte in den Köpfen eine theoretische Vollendung. Auch praktisch war sie schon sehr früh vorweggenommen worden, aber damals fehlten noch die technischen Möglichkeiten und die ökonomischen Konzepte. Leztere gingen immer aus den militärischen Strategien hervor und nicht umgekehrt. Das zeigt auch die Geschichte des Computers und die der Weltvernetzung, denn das World Wide Web (), dessen Vorfahren ARPANET und Gopher hießen, wurde eigentlich durch die Weltkriege und den Kalten Krieg hervorgebracht. Schon das von dem deutschen Ingenieur Konrad Zuse (1910-1995) vollendete erste programmgesteuerte Rechengerät der Welt wurde zur „Enigma“ des deutschen Militärs. Codieren und Decodieren, Tarnen und Täuschen, Versschleiern und Entschleiern gelten als Tugenden des Militärs und sind doch die Grundlagentechnik der Überlebensstrategie aller Lebewesen. Das Immunsystem namens Militär schlägt Alarm, sendet Boten(stoffe) und Spione aus und codiert sich dann neu, wenn der Feind den Code geknackt haben sollte, um das System zu zerstören. Da man trotz und wegen der eigenen Geheimhaltung auch mit Konsequenzen auf der Seite der feindlichen Geheimhaltung rechnen muß, erhält eine einmal als richtig erkannte Strategie einen explosionsartigen Entwicklungsschub, auch bekannt unter dem namen „Rüstungsspirale“. Das Netzwerk ARPANET sollte z. B. Ende der 1960er Jahre auch im Falle eines Nuklearangriffs die erfolgreiche Kommunikation zwischen dem us-amerikanischen Militär und seiner Regierung sicherstellen. Weil im Falle eines atomaren Angriffs auch die Infrastruktur hätte zerstört werden können, wurde das Problem dadurch gelöst, daß alle Knoten des Netzwerks, d. h. die einzelnen angeschlossenen Computer, beim Versenden, Weiterleiten und Empfangen von Nachrichten als gleichrangig betrachtet und die zu sendenden Nachrichten in Pakete aufgeteilt wurden, wobei jedes Paket wieder für sich gesondert adressiert war. Die so in Pakete aufgeteilte Nachricht wurde vollständig von einem Quellknoten (Computer) abgesandt und anschließend am Zielknoten (Computer) wieder zusammengesetzt. Dabei suchte sich jedes Paket seinen eigenen Weg durch das Netzwerk. Das ARPANET war also bereits ein früher Startschuß für das bis heute anhaltende explosionsartige Wachstum des Internet. Der erste Knoten wurde noch im Herbst 1969 in der Universität von Los Angeles installiert. Es folgten 3 weitere Universitäten, so daß Ende 1969 insgesamt 4 Knoten bestanden. Weil das Netz wuchs, wurde erkannt, daß die bis dahin gewählten Protokolle nicht mehr für den Betrieb geeignet waren. Deshalb entwickelte man das TCP/IP-Protokoll, das 1982 zum Standard im Internet wurde. 1989 entwickelte Tim Berners-Lee HTML (Hyper-Text-Markup-Language), den ersten Webserver, die erste Website und den ersten Browser. Schließlich kam es 1991 durch die Entwicklung des Internet-Dienstes „World Wide Web“ - ein graphisch-orientierter Dienst mit benutzerfreundlichem Bedienungskonzept - zu einem weltweiten explosionsartigen Anstieg der an das Internet angeschlossenen Computer. Sehr schnell machte also das im Europäischen Kernforschungsinstitut (CERN) entwickelte „World Wide Web“ (WWW) das Rennen, wozu auch, wie gesagt, die von Berners-Lee für die WWW-Anwendungen notwendige Sprache HTML einen erheblichen Beitrag leistete. Vgl. ChronikVgl. ChronikVgl. Chronik

Weil es also durch den Ausgang der Weltkriege, insbesondere des 2. Weltkrieges, zur Festigung der USA als Weltmacht und zu einem kulturellen Retransfer kam, sorgten die nach dem 2. Weltkrieg von den USA abgeworbenen Europäer, wie z. B. der Deutsche Wernher von Braun, für den Beginn der Raumfahrt, die Festigung der USA als Weltmacht und für den kulturellen Retransfer. Wissenschaftler und Techniker, später auch Künstler, brachten sich und ihr Können nach Amerika, das deren (Aus-) Wirkungen nach Europa zurückschickte. Aber es waren immer Europäer, vor allem Deutsche, die, von Amerikanern ins Land geholt, auf Europa und die Welt zurückwirkten. Nach dem 2. Weltkrieg hatte der innerkulturelle Transfer also zum ersten Mal seine Richtung um 180° gedreht.

Roboter oder „androide Maschinen“ können gewisse manuelle und andere Funktionen eines Menschen ausführen. Als Industrie-Roboter werden alle elektronisch von einem Kleinrechner bzw. Mikroprozessor gesteuerten, mit einer Anzahl von Bewegungsmöglichkeiten ausgestatteten Arbeitsgeräte bezeichnet, die mit Greifern, Werkzeugen u.a. ausgerüstet sind. Einfache Industrie-Roboter (wenige Bewegungsmöglichkeiten) sind die Einlegegeräte, die nach festen Programmen arbeiten und meist nur mit Greifzangen zur Werkstückhandhabung ausgerüstet sind. Komplizierte, mit Sensoren ausgestattete Industrie-Roboter werden zur Werkzeughandhabung eingesetzt, v.a. zum Schweißen, Entgraten und zur Montage von Großserienteilen. Die ersten Industrie-Roboter wurden ab 1964 in den USA hergestellt, seit 1968 auch mit Sensoren und Objekterkennungssystemen, seit 1972 mit „Lernfähigkeiten“. Roboter sind aber nicht nur industriell nutzbar, sondern auch als „Diener“ im entsprechenden Leistungsgewerbe oder im Rettungsdienst, z.B. als „Aufspürer“ von Verschollenen. Roboter zeichnen sich also nicht mehr nur als Arbeitskonkurrent, sondern auch als Konkurrent im alltäglichen Leben aus. Ihre Vorteile sind evident, weil sie nur geringe Kosten verursachen und als vielfältig herstellbare Baulichkeiten flexible oder variable „Erbaulichkeiten“ sind. Sie können nach Größe oder nach Leistung konstruiert werden, je nach dem, welche Aufgaben sie übernehmen sollen. Beispielsweise finden sie nach einem Erdbeben verschollene Menschen schneller und mit höherer Wahrscheinlichkeit, wenn sie mit den entsprechenden Sensoren ausgestattet sind, und auch kleine Tiere (z.B. Ratten), wenn sie mit Mikrosensoren ausgerüstet zu „Teil-Robotern“ geworden sind, erweisen sich diesbezüglich als sehr effektiv. Gehören zu „Roboter-Tieren“ nicht auch „Roboter-Menschen“? Vgl. "Maschinen-Bewußtsein"


NACH OBEN Ist der von Menschen gemachte Mensch, der künstliche Mensch, der Mensch der Zukunft? Neohominide Menschen?Ende der Historisierung?

Mikroprozessor
„MOS“ (Metal Oxid Silicon) ist in der Halbleiterelektronik der verwendete Vorsatz, der besagt, daß bei einem Feldeffekttransistor (FET) die metallische Steuerelektrode (Gate) durch eine Isolatorschicht aus Siliciumdioxid vom halbleitenden Grundmaterial (meist ein Siliciumeinkristall) isoliert ist. Der Mikroprozessor ist ein in MOS-Technik realisiertes Leit- und Rechenwerk (Prozessor), das sich auf einem oder wenigen Halbleiterkristallen (Chip) befindet. Einen solchen Chip enthalten auch die Kunsstoffkarten (Chipkarten), die für den bargeldlosen Verkehr oder für die Bedienung von Zugangskontrollsystemen entwickelt wurden. Bei den Plättchenherstellern rangierten z.B. um das Jahr 2000 die Unternehmen Intel, Toshiba, NEC, Samsung, Texas Instruments, Motorola, STMicroelectronics, Hitachi, Hyundai und Infenon ganz oben. Die us-amerikanische Firma Intel war 2001 globaler Marktführer mit einem Anteil von rund 80% bei Prozessoren und beabsichtigte, Produktion und Absatz ihres Spitzenmodells „Pentium 4“ deutlich zu steigern. Der deutsche Hersteller Infenon in München entwickelte ab 2002 eine neue Speichertechnologie, die die Lebensdauer der Batterien in tragbaren Geräten erhöhen und Computer nach dem Einschalten sofort betriebsbereit machen.

MRAM (Magnetic Random Access Memory), ein magnetischer Speicher mit wahlfreiem Zugriff, nutzt nämlich magnetische statt elektronische Ladungselemente für die Speicherung von Daten; hierdurch ermöglicht sich bei tragbaren Computern (Notebooks, PDA) und Mobiltelefonen (Handys u.s.w.) ein wesentlich schnellerer Zugriff auf Informationen.

Unser eigenes Bewußtsein wird wohl lernen müssen, sich als Bewußtsein einer Maschine, als gemachtes und doch in seinem faktischen Sein unhintergehbares, in sich geschlossenes Dasein zu verstehen. Bereits heute werden Organe (auch Gehirne) mit nicht-biologischer Intelligenz aus- und aufgerüstet oder repariert. In Zukunft werden Kleinstcomputer (Nanobots) von der Größe einer Zelle unsere Gehirnfunktionen verbessern. Man wird mit ihnen das Gehirn erkunden, Synapse für Synapse abtasten, Transmitter für Transmitter, und ein Gehirn kopieren können. Ray Kurzweil prognostizierte dies bereits 1999 in seinem Buch Homo S@piens - Leben im 21. Jahrhundert. Mit solchen Kleinstcomputern wird man virtuelle Realität erzeugen. Milliarden von Nanobots werden dann als künstliche Neuronen in unser Gehirn geschickt, die sich an jedem einzelnen, von unseren Sinnesorganen herkommenden Nervenstrang festsetzen. „Wenn wir reale Realität erleben wollen, dann halten die Nanobots still. Für das Erlebnis virtueller Realität unterbrechen sie die Zufuhr realer Reize und setzen künstliche Signale an ihre Stelle“. Wahrscheinlich wird bald schon das World Wide Web () aus virtuellen Begegnungsstätten bestehen, die genauso real sind wie jeder Ort der Welt. Wir sind, ob wir es wollen oder nicht, auf dem Weg zu einer neuen Existenz. Deshalb kann die zukünftige Philosophie eigentlich nur eine Existenzphilosophie sein: eine Lebensphilosophie, die nicht der zu radikalen Skepsis, d.h. dem Nihilismus, folgt, sondern einer mehr gemäßigten Variante, die die globalistischen Skeptiker bevorzugen, so wie einstmals die antiken skeptikoç mit ihrer epoch und ataraxia

Der Computerbau zeigt vielleicht schon jetzt an, wie weit wir mit bestimmten Beispielen aus der Technik kommen könnten: Mathematiker haben ausgerechnet, wann die Computerbauer spätestens an ihre Grenzen stoßen werden. Sollten sie mit derselben Geschwindigkeit fortfahren wie bisher, dann wird dieses Limit etwa im Jahre 2230 erreicht sein, dann nämlich, wenn die Computer 5,4 x 1050 Operationen pro Sekunde ausführen und dabei 1031 Bit an Informationen speichern können. Dann tritt ein physikalischer Zustand ein, der unser heutiges Vorstellungsvermögen sprengt: alle Materie des Rechners wird dann in Energie umgewandelt - d.h. er verschwindet (!).


Bis zur Mitte des 21. oder vielleicht auch des 22., spätestens aber bis zum Beginn des 23. Jahrhunderts wird sich die abendländische Kultur auf die anderen Umstände vorbereitet haben - auch weil dann der letzte, vollendende Zivilisationshöhepunkt erreicht sein wird. Globalik / Globalismus

 

NACH OBEN Tabellen [Fernsehmarkt] [Fernsehwerbung] [Werbung] [Konsum] [Europäische Unternehmen] [Welthandel] Vgl. Tabelle "Autoindustrie"

Auf dem deutschen Fernsehmarkt formierten sich mit Bertelsmann (RTL, RTL 2, Super RTL und Vox),
der Kirch-Gruppe (Sat 1, Pro 7, Kabel 1, N 24, DSF und Pay-TV Premiere World) und den
öffentlich-rechtlichen Anstalten (ARD, ZDF) drei marktführende Sendergruppen.

Medium Min./Tag
Hörfunk206
Fernsehen185
CD / MC / LP  36
Tagezeitung  30
Bücher  18
Internet  13
Zeitschriften  10
Video    4
„Körperkontakt“      ?
„Medium Mensch“    ?
Multimedia-Dienstleister Jahr: 2001
Kabel New MediaHamburg
GFT TechnologiesSt. Georgen
PixelparkBerlin
MarchfirstHamburg
I-D MediaBerlin
ConceptWiesbaden
XtendDüsseldorf
Die ArgonautenMünchen
Popnet InternetHamburg
Multimedia SoftwareDresden

Bertelsmann, im Jahre 2000 viertgrößter Medienkonzern der Welt, beeinflußte maßgeblich die deutschen Privatfernsehsender RTL, RTL 2, Super RTL und Vox. Im Konzern sollten weiter Medieninhalte wie TV-Programme, Bücher, Musik und Zeitschriften aufgebaut werden. Das TV- und Online-Geschäft bildete mit 8 Mrd. DM Umsatz 2000 den größten Bereich des Unternehmens Bertelsmann. Das Gegengewicht zur RTL-Senderfamilie, die Münchner Kirch-Gruppe (Sat 1, Pro 7, Kabel 1, N 24, DSF und Pay-TV Premiere World), ging Mitte 2000 aus der Fusion der Pro7-Media AG mit dem zweitgrößten Privat-TV Sat 1 hervor. 2001 hatte die Kirch-Gruppe mit Premiere World eine Monopolstellung im Pay-TV und besaß das private Deutsche Sportfernsehen (DSF). Die von Leo Kirch (*21.10.1926) repräsentierte Gruppe erwarb 2001 für 1,3 Mrd. DM rund 17% Anteile des finanziell angeschlagenen Filmrechte-Unternehmens EM.TV (München). Zugleich sicherte sich Kirch eine „Superminorität“ von 25% der Stimmrechte, Anteile am Formel-1-Geschäft und ein EM.TV-Aktienpaket. Für die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006, deren Rechte die Kirch-Gruppe besitzt, schloß Kirch im Mai 2001 einen Fernsehvertrag mit ARD und ZDF: 24 Spiele der WM 2002 für 250 Mio. DM sowie ein Vorkaufsrecht bei der Vergabe der Rechte 2006.

NACH OBEN Tabellen [Fernsehmarkt] [Fernsehwerbung] [Werbung] [Konsum] [Europäische Unternehmen] [Welthandel] Vgl. Tabelle "Autoindustrie"

Fernsehwerbung: Nettoumsätze (in Mio. €)*

Sender19961997199819992000
RTL (Bertelsmann Bertelsmann)1048,661144,271196,421244.481345,70
SAT.1 (Kirch Kirch)  846,14  849,26  909,08  943,84  982,19
Pro 7 (Kirch Kirch)  746,18  807,84  827,78  848,23  882,49
RTL 2 (Bertelsmann Bertelsmann)  206,51  208,10  213,21  227,01  293,90
Kabel 1 (Kirch Kirch)  105,84  134,47  161,57  194,29  227,01
ARD  153,60  157,53  180,13  183,56  192,77
ZDF    96,63  130,79  152,41  165,86  178,78
Super RTL (Bertelsmann Bertelsmann)    27,87    52,61    63,40    83,34    92,70
N-TV    63,04    89,95
*) ohne Produktionskosten; Quelle: Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft (Bonn), www.zaw.de

Interaktives Fernsehen ermöglicht dem Zuschauer über einen Rückkanal die Beteiligung an Sendungen und Bestellungen zu einer Sendung - direkt über den Rückkanal. Der Kiunde kommt über Ausawhlmenüs z.B. zu Kultur, Reise, Unterhaltung oder Nachrichten. Auf Wunsch erhält er Zusatzinformationen oder Inhaltsangaben zu einzelnen Sendungen und kann die entsprechende Sendung gegen Gebühr abrufen. Jederzeit kann er sein favorisiertes Programm unabhängig von üblichen TV-Sendezeiten zusammenstellen. Natürlich kann er auch per Knopfdruck „Material“, z.B. Bücher oder Videos, zur Sendung oder einen der vorgestellten Artikel „ordern“.

NACH OBEN Tabellen [Fernsehmarkt] [Fernsehwerbung] [Werbung] [Konsum] [Europäische Unternehmen] [Welthandel] Vgl. Tabelle "Autoindustrie"

Werbung (2000): Bruttoausgaben (in Mio. €)

BereichMio. €Veränderung*
1) Massenmedien1706,98+ 24,8 %
2) Automarkt1564,86  - 3,6 %
3) Telekommunikation1412,02+ 19,4 %
4) Handelsorganisationen1164,64+ 20,3 %
5) Schokolade, Süßwaren  654,04  + 4,2 %
6) Banken, Sparkassen  572,25+ 15,8 %
7) Pharmazie  557,05  + 6,0 %
8) Finanzanlagen, Beratung  494,33+ 171,5 %  
9) Spezialversender  463,70  + 25,8 %
10) Unternehmenswerbung  444,31  + 59,8 %
Online-DiensteMio. €Marktanteil
1) AOL52,417,2 %  
2) T-Online47,315,6 %  
3) Yahoo29,39,7 %
4) Lycos Europe16,1 5,3 %
5) Tomorrow12,94,2 %
6) Freenet11,73,9 %
7) Endemann11,53,8 %
8) Microsoft10,23,4 %
9) Focus8,92,9 %
10) Web.de7,92,6 %
*) Veränderung gegenüber 1999
Quelle: ZV Deutsche Werbewirtschaft (Bonn), www.zaw.de
Quelle: Die Welt, 03.02.2001

2000 erreichten die Werbeumsätze in Deutschland ein Rekordvolumen von 64,8 Mrd. DM (+ 5,6% gegenüber 1999). Der Zuwachs lag deutlich über dem des BIP (+ 3%). Erstmals in Deutschland lösten die Massenmedien die Autoindustrie (Vgl. Tabelle "Autoindustrie"Vgl. auch die Tabelle (Industrie und Dienstleistungen)) als werbestärkste Branche ab. (Siehe Tabelle). Online-Dienste sind computergestützte Dienste, die den Zugriff auf Information in aller Welt und die damit verbundene elektronische Kommunikation ermöglichen. Der weltgrößte Online-Dienst, America Online (AOL) hatte Mitte 2001 in Deutschland 2,6 Mio. Kunden (weltweit: 26 Mio.). Durch die Fusion von AOL und Time Warner entstand 2001 der weltgrößte Medienkonzern der Welt mit einem Jahresumsatz von 40 Mrd. US-Dollar (Fusionswert: 165 Mrd. US-Dollar). Time Warner hatte 20 Mio. Kabelkunden, Hollywood-Studios, Fernsehkanäle, Musik-Labels und 36 Zeitschriften. Durch die Fusion wollte es Marktführer bei der Breitband-Technik werden und die Hälfte der weltweiten Online-Kunden erreichen (AOL Time Warner). Der zweitgrößte Online-Dienst der Welt und führende europäische Online-Dienst mit Kunden in Deutschland, Frankreich und Österreich, T-Online, steigerte 2000 die Zahl seiner Abonnenten auf 7,9 Mio. (Deutschland: 6,5 Mio.); der Auslandsanteil lag bei 17%. Die Erlöse erwirtschaftete das Unternehmen insbesondere mit Werbung und elktronischem Handel. (Siehe Tabelle).

Das neue Unternehmen AOL Time Warner war 2001 weltgrößter Medienkonzern mit einem Umsatz von 40 Mrd. US-Dollar. AOL brachte in die Fusion diverse Online-Unternehmen ein, darunter seinen eigenen, und Compuserve mit insgesamt rund 29 Mio. Kunden. Time Warner gab AOL Zugang zu Spielfilmen, Kabel-TV, Nachrichten und Unterhaltung, Büchern, Musik und Print-Magazinen. Eine Auflage der Fusion war die Trennung von allen Aktivitäten mit Bertelsmann (! Bertelsmann), das bis 2000 u.a. Anteile an AOL Europe hielt.

Die Zahl der Kinobesucher stieg 2000 in Deutschland gegenüber 1999 um 2,4% auf 152,5 Mio. Besucher. Mit 416 Erstaufführungen war das Film-Angebot 2000 so groß wie nie zuvor. Es sprach breitere Schichten an, doch wurden pro Film weniger Besucher verzeichnet. Nur zwei Filme kamen 2000 in Deutschland auf mehr als 4 Mio. Besucher (1999: 6). Der Jahresumsatz der Kinos und Verleiher stieg 2000 um 2% auf 1,6 Mrd. DM, obwohl der Durchschnittspreis einer Kinokarte leicht auf 10,57 DM zurückging (1999: 10,61 DM). Der Marktanteil deutscher Filmproduktionen sank 2000 auf 12,5% (1999: 14%). Dagegen verzeichnete Hollywood, die Film-Branche der USA, im Jahr 2000 mit 7,7 Mrd. US-Dollar erneut höhere Einnahmen als im Vorjahr (7,5 Mrd. Dollar).

NACH OBEN Tabellen [Fernsehmarkt] [Fernsehwerbung] [Werbung] [Konsum] [Europäische Unternehmen] [Welthandel] Vgl. Tabelle "Autoindustrie"

- Konsum -
Konsum global (2001)
RegionAnteil am globalen privaten KonsumAnteil an der Weltbevölkerung
Nordamerika 31,5%62,5%83,9%  5,2%11,9%44,8%
Westeuropa31,0%  6,7%
Ostasien und Pazifik21,4%37,5%32,9%88,1%
Lateinamerika  6,7%16,1%  8,5%55,2%
Osteuropa und Zentralasien  3,3%  7,9%
Südasien  2,0%  23,4%
Australien und Neuseeland  1,5%  0,4%
Westasien und Nordafrika  1,4%  4,1%
Schwarzafrika  1,2%10,9%
Versorgung mit elektronischen Konsumartikeln je 1000 Einwohner (2002)
Nation FernseherHandysComputer
USA835451625
Deutschland806682605
Südkorea363621556
Brasilien349167  75
Ukraine456  44  18
Ägypten217  43  16
Indien  83    6    6
Nigeria  68    4    7
- Auswirkungen des Konsums auf die Umwelt -

Der private Konsum von Gütern und Dienstleistungen gilt als eine der wichtigsten Triebfedern der Volkswirtschaft. Während man in den Industriestaaten durch eine Ankurbelung des Konsums auf positive Effekte für die Weltwirtschaft und die kriselnden Arbeitsmärkte (vergeblich) hofft, ist in den Schwellen- und Entwicklungsländern seine Ausweitung unverzichtbar zur Deckung elementarer Grundbedürfnisse der wachsenden Bevölkerung. Es wird jedoch immer deutlicher, daß die globale Expansion des Konsums nicht zum ökologischen Nulltarif zu haben ist. Die Produktion und Nutzung von Gütern und Dienstleistungen erfordern den Einsatz von (z.T. sehr knappen) Rohstoffen und Energie und belastet die Umwelt durch Emissionen von Treibhausgasen und Schadstoffen. Die auf dem Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992 verabschiedeten Agenda 21 enthält als zentrales Element Vorschläge zur Entwicklung nachhaltiger Konsummuster und mißt den reichen Industriegesellschaften hierbei eine besondere Verantwortung bei. Zudem würde eine direkte Übertragung des ressourcenintensiven westlichen Konsumstils auf Schwellen- und Entwicklungsländer nicht nur zu einer dauerhaften Belastung der Rohstoffmärkte, sondern auch zu einer Überlastung der globalen Ökosysteme führen. Mehr

Laut Untersuchung des Worldwatch-Institutes, das die weltweiten Konsumgewohnheiten und -motivationen und ihre zunehmend negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaften analysierte, haben sich die jährlichen Konsumausgaben der privaten Haushalte zwischen 1960 und 2000 global auf über 20000 Mrd. $ mehr als vervierfacht, wobei die Anteile regional immer noch sehr unterschiedlich verteilt sind (vgl. Tabelle). Doch die Schwellenländer und auch die Entwicklungsländer holen bereits auf. Insgesamt können mittlerweile ein Viertel der Weltbevölkerung (Weltbevökerung) zur „globalen Konsumentenklasse« (vgl. Nutzen von Fernsehapparaten, Telefonen und Internetanschlüssen u.ä.) gezählt werden - davon allein 240 Millionen Chinesen.

Die wachsenden Konsumausgaben sind von einem Anstieg des Ressourcenverbrauchs begleitet. Trotz der Produktivitätssteigerungen infolge technischen Fortschritts und Ausweitung des Dienstleistungssektors (Dienstleistungssektor) nahm der Weltverbrauch an Mineralien zwischen 1960 und 1995 um das 2,5-fache, der Verbrauch an Metallen um das 2,1-fache, der von Holz um das 2,3-fache und der an synthetischen Stoffen wie Plastik um das 5,6-fache zu. Diese Zunahme rührt auch daher, daß die Recyclingquoten für die meisten Materialien trotz vorhandener Techniken immer noch sehr niedrig und zum Teil sogar rückläufig sind (Kupfer z.B.: 13% heute gegenüber 20% in 1980).

Der weltweite Bestand an Personalcomputern hat sich z.B. zwischen 1988 und 2002 von 108 Mio. auf über 0,5 Mrd. mehr als verfünffacht. Aufgrund des raschen technischen Fortschritts und der immer kürzer werdenden Erneuerungszyklen (2 bis 3 Jahre! Stand: 2003) werden immer mehr Geräte in immer kürzerer Zeit verschrottet oder entsorgt. Nach einer Studie der Universität der UNO verbraucht die Herstellung eines einzigen Personalcomputers (einschließlich Bildschirm) bis zu 1,8 t Ressourcen (1,5t Wasser, 240 kg fossile Rohstoffe und 22kg Chemikalien). Der Ressourcenverbrauch ist damit 9-mal höher als das Eigengewicht des Personalcomputers (zum Vergleich: beim Kleinwagen liegt dieser Wert nur beim zweifachen Eigengewicht - jeweils plus Wasserverbrauch). Ein Durchschnitts-PC enthält heute mehr als 60 verschiedene chemische Elemente, darunter u.a. 2 bis 4 kg Blei sowie Phosphor und Barium. Zu den durchschnittlich 6,3 kg Kunststoffen gehört auch PVC, wobei die Kombination unterschiedlicher Kunststoffe das Recycling äußerst schwierig macht. Die von verschiedenen Herstellern in den 1990er Jahren angekündigten „Ökocomputer“ - d.h. mit niedrigerem Energieverbrauch und wiederverwertbaren Komponenten - lassen bis heute auf sich warten. Die rasch wachsende Ausstattung mit Personalcomputern und vielen anderen elektronischen Haushaltsgeräten (vgl. Tabelle) dürfte in den nächsten Jahren auch in einigen Schwellenländern zu großen Entsorgungsproblemen führen.

NACH OBEN Tabellen [Fernsehmarkt] [Fernsehwerbung] [Werbung] [Konsum] [Europäische Unternehmen] [Welthandel] Vgl. Tabelle "Autoindustrie"

- Europäische Unternehmen -
Platz 1 der europäischen Industrie- und Dienstleistungunternehmen ging auch 2001 wieder an Daimler,
während Bertelsmann, der viertgrößte Medienkonzern der Welt, Platz 75 belegte.
 
Vgl. Tabelle "Autoindustrie"
Europäische Unternehmen (Land)Umsatz (Mio. €)StellenEuropäische Unternehmen (Land)
  1)
Daimler (D) DaimlerVgl. Tabelle (Autoindustrie)162 3844 165 000
21)
22)
23)
24)
25)
26)
29)
30)
32)
34)
43)
55)
56)
57)
66)
67)
68)
71)
73)
75)
83)
87)
88)
89)
93)
95)
98)
Renault (F) Vgl. Tabelle (Autoindustrie)
Philips (NL)
Rewe-Gruppe (D)
Thyssen/Krupp (D)
BASF (D)
BMW (D) Vgl. Tabelle (Autoindustrie)
Deutsche Post (D)
Robert Bosch (D)
Edeka-Gruppe (D)
Bayer (D)
Tengelamnn-Gruppe (D)
Preussag (D)
Veba Oel (D)
Audi (D) Vgl. Tabelle (Autoindustrie)
Franz Haniel & Cie (D)
Aldi (D)
Degussa (D)
Daimler-Chrysler-Services (D)
Opel (D) Vgl. Tabelle (Autoindustrie)
Bertelsmann (D) Bertelsmann
Deutsche Bahn (D)
Gehe (D)
Karstadt/Quelle (D)
Deutsche Lufthansa (D)
RAG (D)
MAN (D)
Lidl & Schwarz (D)
  2)
Royal Dutch / Shell (NL/GB)161 483    95 000
  3)
BP Amoco (GB)155 768    98 000
  4)
Totalfina / Elf (F)114 557  123 300
  5)
Volkswagen (D) Vgl. Tabelle (Autoindustrie)  85 555  324 400
  6)
Siemens (D) Siemens  78 396  430 200
  7)
EON (D)  74 048  203 700
  8)
Eri (I)  65 672    70 000
  9)
Carrefour (F)  64 802  330 200
10)
Fiat (I) Vgl. Tabelle (Autoindustrie)  57 600  223 900
11)
12)
13)
14)
15)
16)
17)
18)
19)
20)

Nestle (CH)
Ahold (NL)
Glencore Int (CH)
Unilever (NL/GB)
Metro (D)
Peugeot (F) Vgl. Tabelle (Autoindustrie)
Repsol (E)
RWE (D)
Vivendi Universal (F)
Deutsche Telekom (D)

Quelle: Wirtschaftswoche (Nr. 25), 14.06.2001
Umsatz einiger ausgesuchter Unternehmen und BIP einiger ausgesuchter Länder (Stand: 2009).
UnternehmenUmsatz in Mrd. US-$StaatBIP in Mrd US-$
  Schweiz494,622
Shell458,361  
EXXON442,851  
  Polen420,284
Wal-Mart405,607  
BP307,053  
  Portugal230,600
VW166,515  
Allianz142,395  
Daimler140,328  
  Pakistan136,315
E.ON127,278  
Siemens123,595  
  Ägypten121,930
Quelle: Wikipedia, 2010

 

 

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Fußnoten


Das antik-griechische Wort „anatomé“ bedeutet Zerschneidung. Die „Lehre vom Bau der Organismen“ geht also auf das Zerschneiden zurück.

Auf den ersten deutschen Papst Brun (seit 996: Papst Gregor V.), der mit den sächsischen Ottonen (Ludolfinger) verwandt war, die ottonische Bildungspflege schöpfte und Förderer der Klosterreform war, folgte mit Abt Gerbert (seit 999: Papst Silvester II.) ein Gelehrter der Zeit, der wegen seiner mathenatischen und naturwissenschaftlichen Kenntnisse in den Ruf eines Zauberers geriet. „Abt Gerbert, der Freund Kaisers Ottos III., hat um 1000, also mit Beginn des romanischen Stils ..., die Konstruktion der Schlag- und Räderuhren erfunden“, schrieb Oswald Spengler 1917 (in: Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 19).

7 Kreuzzüge (und Nebenkreuzzüge):

1. Kreuzzug (1096-1099),
2. Kreuzzug (1147-1149),
- Kreuzzüge gegen die Slawen (12. Jh.)
3. Kreuzzug (1189-1192),
4. Kreuzzug (1201-1204),
- Kinderkreuzzug (1212),
5. Kreuzzug (1228-1229),
6. Kreuzzug (1248-1254),
7. Kreuzzug (1270).


Das Papsttum erlebte den Höhepunkt seiner Macht, aber gerade die Machtentfaltung trug dazu bei, die religiöse Verehrung des Heiligen Stuhls bei weiten Bevölkerungsschichten zu untergraben. Die furchtbare Katastrophe des 2. Kreuzzugs schadete dem Ansehen des Papsttums, und Bernhard von Clairvaux (1090-1153) erschien vielen als falscher Prophet. Die Kreuzzüge sind nur im Zusammenhang mit den überall stattfindenden Angriffen gegen den Islam und gegen nichtchristliche Völker des Ostens zu verstehen. Der von Bernhard von Clairvaux proklamierte Kreuzzug gegen die Slawen scheiterte.

Die Kreuzzüge scheiterten letztlich überhaupt, weil sich die (entstehenden) nationalen Interessen der beteiligten Nationen nicht mehr mit der universalen Idde vereinigen ließen.

Der Illusionismus der „Bildenden Kunst“ (v.a. aber der Malerei!) geht zurück auf diejenige Illusion, die mit Tiefe und Raum sowie Körper verbunden ist, jedenfalls in der abendländischen Kunstgeschichte. (Auch die Antike kannte illusionistische Malerei und Reliefkunst!). Antikes und abendländisches Ursymbol scheinen hier vereint zu sein, weshalb es auch kein Zufall war, daß diese illusionistische Kunstrichtung in der Renaissance entstehen konnte. (Die Renaissance selbst als Stil zu bezeichnen, wäre jedoch irreführend, weil sie trotz ihrer Orientierung an der Antike natürlich kein antikes, sondern ein abendländisches Geschichtsphänomen ist und deshalb auch als Spätgotik bzw. Frühbarock bezeichnen werden darf)! In der Antike galt aber das Winkelaxiom, wonach die Größe des gesehenen Gegenstandes proportional zum Sehwinkel ist und nicht, wie dann Alberti (1404-1472) lehrte, umgekehrt zur Entfernung vom Betrachter. Die Zentralperspektive ist subjektzentriert, aber nicht etwa unabänderliches Gesetz malerischer Tiefraumgestaltung, sondern sie ist Ausdruck eines ganz bestimmten Zeitalters, eben der Renaissance, in der Wissenschaft und Kunst einander in einer Weise durchdrangen,wie es später und bis heute nicht mehr der Fall sein sollte. Die Perspektive ist eines der klarsten Beispiele hierfür. Immer wieder erörterten die italienischen Renaissance-Künstler Theorie und Praxis der Perspektive in Abhandlungen, wobei die tiefsten Einsichten von Leonardo da Vinci (1452-1519) kamen. Deutsche Künstler trugen zu dieser Entwicklung ebenfalls sehr viel bei, beipielsweise Albrecht Dürer (1471-1528). Illusionismus ist die scheinbar dreidimensionale Darstellung von Tiefraum oder Körpern auf der zweidimensionalen Bild- oder Relieffläche. Er ist eine künstlerische Darstellungsweise, die Räumlichkeit vortäuscht: durch künstlerische Mittel wie Perspektive, Farbenperspektive, Licht- und Schatten-Modellierung u.a. werden optische Wirkungen, vor allem Raumtiefe und Körperlichkeit hervorgerufen. Das Relief hat außer perspektivischen Mitteln noch das weitere zur Verfügung, den Reliefgrad der nach der Tiefe zu gelegenen Dinge bis zu deren vollkommener flächenhafter, ja zeichnerischer Darstellung abnehmen zu lassen.

Johannes Faust (um 1480 - um 1540), deutscher Arzt, Astrologe und Schwarzkünstler, war nach seinem Theologiestudium in Heidelberg u.a. in Erfurt (1513), in Bamberg (1520), in Ingolstadt (1528) und in Nürnberg (1532). Er stand in Verbindung mit humanistischen Gelehrtenkreisen und hatte anscheinend Kenntnisse auf dem Gebiet der Naturphilosophie der Renaissance (magia naturalis). Schon zu seinen Lebzeiten setzte die Sagenbildung ein, besonders durch Übertragung von Zaubersagen auf ihn, in denen er vor allem als Totenbeschwörer auftrat. Sein plötzlicher (gewaltsamer?) Tod gab Anstoß zu Legenden, der Teufel habe ihn geholt. Diese Stoffe wurden Grundlage eines Volksbuches. Das erste Faustbuch erschien 1587 bei J. Spies in Frankfurt (Main). Mit einer um 1575 niedergeschriebenen Wolfenbüttler Handschrift des Faustbuches geht diese Fassung auf eine gemeinsame, nicht erhaltene Vorlage zurück. Das Spies'sche Faustbuch wurde 1599 in Hamburg neu bearbeitet von G. Widmann, dessen Fassung später (1674) von J. N. Pfitzer gekürzt wurde. Das älteste überlieferte Faust-Drama ist The tragical history of Doctor Faustus (entstanden 1588) von C. Marlowe. Es schließt sich eng an das Spies'sche Faustbuch an. Den Anfang bildet der Faustmonolog, ein nächliches Selbstgespräch des Faust, in dem dieser die einzelnen Universitätswissenschaften, einschließlich der Theologie gegeneinander abwägt, sie alle verwirft und sich der Magie verschreibt. Dieser Faustmonolog wurde ein festes Bauelement fast aller späteren Faustdramen. Faustspiele waren bei den englischen Komödianten in Deutschland (zuerst 1608 in Graz bezeugt) und später den deutschen Wandertruppen beliebt, worauf dann das Puppenspiel vom Doktor Faust, das seit 1746 bezeugt ist, fußt. (Vgl. 16-18 und Goethe).

Paracelsus (1493-1541), der eigentlich Bombast von Hohenheim hieß, wurde schon zu seinen Lebzeiten Luther der Medizin genannt. Für Paracelsus war Medizin die allumfassende Gesamtwissenschaft, fußend auf Physik, Chemie Physiologie, mündend in Philosophie und Theologie. Er lehrte: All unser Wissen ist Selbstoffenbarung, all unser Können ist Mitwirkung mit der aus Gott stammenden Natur. Alle Wesen bestehen aus einem elementaren, irdischen, sichtbaren Leib und einem himmlischen, astralen, unsichtbaren Lebensgeist (Archeus bzw. Archaeus). Beim Menschen, dem Mikrokosmos, kommt dazu noch die dualische (göttliche) Seele, die Quelle des Erkennens, der Sittlichkeit, der Seligkeit. Demgemäß ist ein kranker Mensch stets 3fach: leiblich, seelisch, geistig erkrankt und muß 3fach kuriert werden. Der Mensch (Mikrokosmos) ist Abbild des Makrokosmos. Auch Paracelsus wurde - wie seinem Zeitgenossen Faust (um 1480 - um 1540) - ein Bündnis mit dem Teufel zugeschrieben.

„Explikationsbedingte Neueinführungen rufen tatsächlich oft den Eindruck hervor, als seien aggressive neue Mitbewohner ins »Haus des Seins« eingezogen, für die kein angemessener Raum zur Verfügung stand, woraufhin sie sich gleichsam mit Gewalt einquartierten. Kein Wunder, wenn dies zuweilen als »revolutionäre« Turbulenz beschrieben wurde. Es besteht, um an eines der grellsten Einführungsdramen zu erinnern, kein Zweifel daran, daß die Explikation der Schrift durch den Druck mit beweglichen Lettern die gesamte Ökologie der europäischen Zivilisation nach 1500 durcheinandergeworfen hat. Man kann so weit gehen zu sagen, die nach-Gutenbergsche Welt stelle den Versuch dar, die für den ersten Blick harmlosen Neuankömmlinge, die in den Setzereien unter der Gestalt kleiner Bleistücke auftraten, in eine erträgliche Kohabitation mit den übrigen Kulturtatsachen, insbesondere den religiösen Überzeugungen der Menschen, einzubeziehen - Beweis durch Gelingen: die neuzeitliche Literatur und das Schulwesen der Nationalstaaten; Beweis durch Mißlingen: die verhängnisvolle Rolle der Druckerpressen als Träger der nationalistischen Bewußtseinsdeformation, als Alliierte sämtlicher ideologischen Perversionen und als Verbreiter und Beschleuniger der kollektiven Hysterien. Gabriel Tarde bezeichnete die Wirkungen des Buchdrucks zu Recht als eine »erstaunliche Invasion«, die der Illusion Vorschub leistete, »Bücher seien die Quelle der Wahrheit«.“ (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 212-213; vgl. Sloterdijks Deutung der „Vesal-Revolution“).

„Was eine »Revolution« wirklich bedeutet, läßt sich am ehesten im Blick auf die Durchbrüche der Anatomen im 16. Jahrhundert erläutern, die sich vorgenommen hatten, das menschliche Körperinnere durch Schnitte zu öffnen und mittels deskriptiv adäquater Abbildungen zu publizieren. Mag sein, daß die vesalische »Revolution« für die Selbstverhältnisse westlicher Menschen viel folgenreicher war als die seit langem überzitierte und mißdeutete kopernikanische Wende.“ (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 70; vgl. Sloterdijks Deutung der „Gutenberg-Revolution“).

Den eigenen Leib-Innenraum von der Möglichkeit seiner anatomischen Veräußerlichung her verstehen: dies ist das primäre kognitive »Revolutions«resultat der Neuzeit - vergleichbar nur mit der weltbildverändernden Gewalt der ersten Erdumsegelung durch Magellan und del Cano.“ (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 72; vgl. Sloterdijks Deutung der „Gutenberg-Revolution“).

Der Begriff „Neuzeit“ geht selbst schon einher mit dem Wunsch nach einem dritten „Reich“, weil durch ihn die Überwindung von Altertum und Mittelalter symbolisiert werden sollte. „Man war, ohne es auszusprechen, der Meinung, daß hier jenseits von Altertum und Mittelalter etwas Endgültiges beginne, ein drittes Reich, in dem irgendwie eine Erfüllung lag, ein Höhepunkt, ein Ziel, das erkannt zu haben von den Scholastikern an bis zu den Sozialisten unserer Tage (1917; HB) jeder sich allein zuschrieb.“ (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 26). Für Sloterdijk ist dieses „dritte Reich ... das Reich des Gekonnten, ... das Element der Neuzeitmenschen“ und einige der „Unruhigen“ emigrierten, sie setzten „über in das transatlantische Jenseits, wo ehemalige Europäer seitdem hoffen, noch einmal wie von vorne beginnen zu können.“ (Peter Sloterdijk, Nicht gertettet - Versuche nach Heidegger, 2001, S. 357).

Johann Wolfgang von Goethe, 2. Teil des „Faust“, 1831, S. 113-115.

Johann Wolfgang Goethe (28.08.1749 - 22.03.1832): Urfaust (1772-1775), Faust (Fragment, 1790), Teil I, 1806, Teil II, 1831.

Zu Goethes Lebzeiten (also bis 1832) trieben eine Masse technischer Erfindungen die Entwicklung von Wirtschaft und Verkehr voran. Nach den ersten Aufstiegen einer Mongolfière, das im Beisein einer großen Menschenmenge 1783 in Versailles stattfand, führte Goethe auch in Weimar Versuche mit Heißluftnallons durch. Über den Plan eines Donau-Rhein-Kanals war Goethe unterrichtet; er wünschte auch den Bau eines „Kanals von Suez“ und sah - Ausführungen des Freiherrn Alexander von Humboldt (1769-1859) folgend - den Bau eines Panama-Kanals voraus: „Diese drei großen Dinge möchte ich erleben, und es wäre wohl der Mühe wert, ihnen zuliebe es noch einige fünfzig Jahre auszuhalten.“ (Zu Eckermann, 21. Februar 1827). Goethe personifizierte die Technik in einem Dialog zwischen einem Gnom, der Geognosie und eben der Technik. Er widmete die Gelegenheitsarbeit am 30.01.1828 dem Salinenendirektor Glenk in Stotternheim (Thüringen) nach erfolgreichen Bohrversuchen. Auch besaß Goethe ein Spielzeugmodell von einem der ersten Eisenbahnzüge. Goethe war sich des Partikularismus, der die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation beherrschte, voll bewußt. Als die 360 Landeshoheiten des Reiches durch den Wiener Kongreß (1814-1815) auf nur noch 10% (zunächst 38, dann 39, später 33) zurückgegangen waren (vgl. Deutscher Bund), bedachte Goethe häufiger Probleme der deutschen Reichseinheit: „Mir ist nicht bange, daß Deutschland eins werde; unsere guten Chausseen und künftigen Eisenbahnen werden schon das ihrige tun. Vor allem aber sei es eins in Liebe untereinander, und immer sei es eins gegen den auswärtigen Feind. Es sei eins, daß der deutsche Taler und Groschen im ganzen Reich gleichen Wert habe; eins, daß mein Reisekoffer durch alle 36 Staaten ungeöffnet passieren könne.“ (Zu Eckermann, 23.10.1828). Goethe hatte aber auch Vorbehalte gegen eine preußisch-berlinerische Hegemonie (gegen einen Realismus und eine damit einhergehende betriebsame Tüchtigkeit): „Geben Sie acht, Freund, es sind Preußen, die wollen immer alles besser wissen als andere Leute.“ (An J. S. Grüner, 11.08.1822). Goethes geistige Verbindungen zu herausragenden preußischen Persönlichkeiten waren dennoch stets gefestigt; eigentlich sogar achtete Goethe doch sehr die wirtschaftlichen, militärischen und diplomatischen Erfolge der Preußen.

Der Partikularismus (Föderalismus, Separatismus, Dualismus Dualismus) in Deutschland, sich erstmals im „Interregnum“ (1254-1273) durch die Stärkung der Reichsfürsten (vgl. Kurfürsten) ankündigend, erreichte seinen Höhepunkt (für Deutschland: Tiefpunkt) mit dem „Westfälischen Frieden“, der 1648 geschlossen wurde und dessen Bedeutung vor allem darin bestand, daß mit dem Sieg des fürstlichen Libertätsprinzips die Territorialisierung des Reiches für bis zu 360 landeshoheitliche Einzelstaaten legalisiert wurde. Danach erfuhr der Partikularismus erst allmählich eine Schwächung, die aber während der Befreiungskriege (1806-1814) verstärkt angekündigt und durch den diese Ankündigung wieder relativierenden „Wiener Kongreß“ (1814-1815; vgl. Deutscher Bund) immerhin so realisiert wurde, daß nur noch 10% der landeshoheitlichen Einzelstaaten übrig blieben. Eine ausgesprochen gefestigte Einheit, wie sie vor dem Interregnum bestanden hatte, wurde erst wieder mit der Gründung des Zweiten Deutschen Reiches (1871) erreicht, beibehalten bis zum Ende des Dritten Deutschen Reiches (1945). Seit 1945 aber hat in Deutschland der partikularistisch-dualistische Separatismus - Föderalismus ist nur das beschönigende Wort dafür - wieder allmählich zugenommen (vgl. Bundesrepublik Deutschland). Beispielsweise lag der Anteil der vom Bundestag zu verabschiedenen Gesetze, die auch den Bundesrat (vgl. Föderalismus) passieren müssen, in den 1970er Jahren noch bei 30%, in den 1990er Jahren aber schon bei über 80% (!). Auch das seit Ende des 2. Weltkrieg forcierte EU-Projekt ist („neo“-) partikularistisch, nämlich als Ausdruck der Absicht aller nichtdeutschen Staaten, einen möglichst hohen Anteil am mächtigen Potential Deutschlands zu bekommen, indem sie sich diese Ausnutzung durch garantierte EU-Rechte sichern. Entscheidendes wird dabei gern vergessen. Ohne Deutschland, weil es Europas Motor war und ist, läuft nichts in Europa. Schon deshalb hätte heute auch und gerade in Deutschland ein übertrieben praktizierter („Neo“-) Partikularismus - Föderalismus, Separatismus u.ä. Start-Ziel-Austauschbarkeiten - fatale Auswirkungen auf ganz Europa, wenn nicht sogar auf die ganze Welt. Oder ist der „Untergang des Abendlandes“ sogar gewollt? Untergang

Erstmals offenbarte sich der Deutsche Dualismus, und zwar als Ständestaat-Dualismus zwischen Kaiser und Reich (Fürsten), im Interregnum (1254-1273) und durch die Goldene Bulle von 1356; fortgeführt wurde er während der Reformation und der Gegenreformation unter der Oberfläche des konfessionellen Dualismus zwischen Katholiken und Protestanten, bis er seinen Höhepunkt (für Deutschland: Tiefpunkt) im „30jährigen Krieg“ (1618-1648) erreichte und im „Westfälischen Frieden“ (1648), seinem Ergebnis, verstärkte Bestätigung fand. Insbesondere das Ausland erkannte seit dem 30jährigen Krieg Deutschlands Kleinstaaterei als riesige Chance und war seitdem natürlich stets bestrebt, eine andere Entwicklung vehement zu bekämpfen. Der Deutsche Dualismus steht also auch im Zusammenhang mit dem Ausland. Aber begrifflich steht er stets für zwei deutsche Rivalen. Der Deutsche Dualismus zwischen Österreich und Preußen begann im 18. Jahrhundert und beherrschte die politische Bühne v.a. in der 2. Hälfte des 18 Jahrhunderts sowie zwischen 1850 und 1866. Aber von 1814/15 bis 1848/50 gab es zwischen den beiden deutschen Großmächten auch eine Interessensidentität, eine österreichisch-preußische Zusammenwirkung im Deutschen Bund (1815-1866). Man kann sich leicht vorstellen, welches Glück vor allem Frankreich und England durch den Deutschen Dualismus beschert wurde und welches Unglück sie empfanden, als der eine Schwächung erfuhr. Frankreich hatte hier Glück im Unglück, denn die Gleichgewichtspolitik (Pentarchie: Österreich, Preußen, England, Rußland, Frankreich), die auf dem Wiener Kongreß (1814-15) durch Restauration wieder zum Zuge kommen sollte (und auch kam!), machte Frankreich bei den Friedensverhandlungen zu einem fast gleichberechtigten Partner, obwohl es allein die Schuld für die Revolutionskriege und die Napoleonischen Kriege trug. Der Wiener Kongreß trug mit seinem Restaurationswillen wesentlich dazu bei, daß die während der Befreiungskriege (1806-1814) angekündigten deutschen Einheitsbestrebungen eingeschränkt wurden, sich weder die „Großdeutschen“, die ein Deutsches Reich unter Einschluß Österreichs (wie im 1. Deutschen Reich, nur einheitlicher) wollten, noch die „Kleindeutschen“, die es unter Ausschluß Österreichs wollten, durchsetzen konnten, aber immerhin (nur) ein harmloserer Deutscher Dualismus in einem (nur) Deutschen Bund übrig blieb. Erst Bismarck löste das Problem des Deutschen Dualismus mit den Einheitskriegen (1864, 1866, 1870/71) und schloß bei der Gründung des preußisch geführten 2. Deutschen Reiches Österreich einfach aus (obwohl er es hätte annektieren können) und Hitler schloß die Österreicher, weil sie ins Deutsche Reich zurückkehren wollten, einfach wieder mit ein. Bismarcks Reich, der weltweit erste Staat mit einem glänzend funktionierenden Sozialsystem, bedeutete für das Abendland die bis heute längste Friedensperiode (keiner kannte die Politik im Ausland so gut wie Bismarck), und der Deutsche Dualismus war von 1871 bis 1945 deswegen aus der Welt geschafft, weil Bismarck ein festes Einheitsreich schmiedete (wenn auch nur kleindeutsch, also ohne Österreich). - Ein Resümee ist, daß der Deutsche Dualismus ein Nachteil für Deutschland und ein Vorteil für das Ausland ist: ein von Deutschen selbst gemachtes Angebot an die Europäer, antideutsche Politik zu betreiben. Die Tatsache, daß sich die Staaten des europäischen Auslands gegen die Deutsche Einheit auch 1990 noch vehement wehrten, ist ein Indiz dafür, daß das ausländische Europa sich Deutschlands Kleinstaaterei bzw. den Deutschen Dualismus immer noch sehnsüchtig wünscht. Gleiches gilt seit 1968 für Deutschlands linke Politiker!

Die Restauration, die von 1814/15 (Wiener Kongreß) bis etwa 1848/52 andauerte, wollte zu vorrevolutionären Verhältnissen zurückkehren, aber ohne die sozialen, rechtlichen und territorialen Veränderungen, die die französische Revolution und die Napoleonische Neuordnung Europas hinterlassen hatten, in vollem Umfang rückgängig zu machen.

Fürst (zu althochdeutsch furisto, der Vorderste) ist seit dem Mittelalter die Bezeichnung für die höchste Schicht des hohen Adels, die durch ihre besondere Königsnähe an der Herrschaft über das Reich, besonders in seiner territiorialen Gliederung, teilhatte (Reichsadel), v.a. Herzöge und Herzogsgleiche sowie Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte der Reichsabteien. Ihnen stand das Recht der Königswahl zu und die Pflicht, bei Entscheidungen in Reichssachen mitzuwirken. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation konnten zunächst alle freien, dann alle Reichsfürsten den König wählen. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kristallisierten sich bei der Wahl des Königs immer mehr entscheidende Fürsten heraus. Spätestens aber im 13. Jahrhundert ergab sich aus den Fürsten heraus der engere Kreis der Königswähler, die Kurfürsten, deren Sonderstellung in der Goldenen Bulle von 1356 festgelegt wurde. Weltliche und geistliche Reichsfürsten hatten Sitz und Stimme im Reichstag. Seit dem staufisch-welfischen Thronstreit (1198) mußten die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier sowie der Pfalzgraf bei Rhein (die Rheinpfalz) an einer gültigen Wahl beteiligt sein. Der Sachsenspiegel (1224-1231) zählt 2 weitere Kurfürsten als Vorwähler oder Erstwähler auf: den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg. Mit der Doppelwahl von 1527 traten zum ersten mal die 7 Kurfürsten (einschließlich des vom Sachsenspiegel abgelehnten Königs von Böhmen) als alleinige Wähler auf. Bei der Wahl Rudolfs von Habsburg (1273) war das Kurfürstenkollegium (Kurkollegium) ein geschlossener Wahlkörper. Seine Entstehung - vom Sachsenspiegel aus dem Besitz der Erzämter erklärt - war also letztlich ein Ergebnis des Interregnums: eine Verhinderung der erblichen Thronfolge, ein Erwerb von Reichsgut und wichtigen Reichsrechten durch die Kurfürsten. Das Wahlrecht schränkte sich auf 3 geistliche und 4 weltliche Kurfürsten ein, die vom Kandidaten Sonderrechte (Kapitulationen) und politisches Mitspracherecht (Willebriefe) forderten, ein schwaches Königtum wünschten und deshalb die Krondynastie wechselten. Die Kurfürsten wurden häufig zu Gegenspielern des Königtums. Zur Gültigkeit der Wahl mußten mindestens 4 Kurfürsten anwesend sein. Die Mehrheitswahl wurde zuerst im Kurverein von Rhense (1338) für rechtsmäßig erklärt und 1356 in der Goldenen Bulle als Reichsgrundgesetz festgelegt, die auch die Beratung von Reichsangelegenheiten durch die Kurfürsten auf Kurfürstentagen verbriefte. Im 15. Jahrhundert wurde das Kurfürstenkollegium zur 1., vom Reichsfürstenrat getrennten Kurie des Reichstages. Die böhmische Kurwürde ruhte 1519 bis 1708 mit Ausnahme der Beteiligung an der Königswahl; die Kur des geächteten Pfalzgrafen bei Rhein wurde 1623 Bayern übertragen, der Pfalz aber 1648 eine 8. Kurwürde zugestanden. Braunschweig-Lüneburg (Hannover) hatte seit 1692 eine 9. (1708 vom Reichstag bestätigt), nach der Vereinigung Bayerns mit der Kurpfalz 1777 die 8. Kurwürde inne (seit 1778). 1803 wurden die Kurstimmen von Trier und Köln aufgehoben, die Mainzer Kur auf Regensburg-Aschaffenburg übertragen. Neugeschaffen wurden die Kurfürstentümer Salzburg (1805 auf Würzburg übertragen), Württemberg, Baden und Hessen-Kassel. Am Ende des 1. Deutschen Reiches gab es 10 Kurfürsten. (Vgl dazu die entsprechenden Phasen 6-8, 8-10, 10-12, 12-14, 14-16, 16-18, 18-20).

Kurverein von Rhense war der Zusammenschluß der Kurfürsten (ohne Böhmen) am 16.07.1338 in Rhense (Rhens, Rhein-Lahn-Kreis) zur Verteidigung des Reichsrechts und ihrer Kurrechte besonders gegen päpstliche Ansprüche. Die Kurfürsten setzten in einem Rechtsspruch fest, daß der von ihnen oder ihrer Mehrheit zum Römisch-Deutschen König gewählte nicht der päpstlichen Anerkennung bedürfe.

Oswald Spengler (28.05.1880 - 08.05.1936), Der Untergang des Abendlandes, 1918 (Band I), 1922 (Band II).

Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 4.

Oswald Spengler, Das Zeitproblem, in: Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 158-165, hier: S. 159 und S. 160ff.

(Wurzel aus t, t², - t) - ähnliche Ausdrücke, „die die Annahme einer Zeit von der Größe Null oder negative Zeiten wenigstens nicht ausschließen. Die Relativitätstheorie, eine Arbeitshypothese, welche im Begriff steht, die Mechanik Newtons - im Grunde bedeutet das: seine Fassung des Bewegungsproblems - zu stürzen, läßt Fälle zu, in welchen die Bezeichnungen »früher« oder »später« sich umkehren; die mathematische Brgründung dieser Theorie durch Minkowski wendet imaginäre Zeiteinheiten zu Meßzwecken an.“ (Spengler, Das Zeitproblem, in: Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 161-162). (Vgl. auch: Hermann Minkowski (1864-1909) und „Zeitlichkeit“).

Hermann Minkowski (1864-1909), deutscher Mathematik-Professor in Bonn, Königsberg, Zürich und Göttingen, entwickelte insbesondere die „Geometrie der Zahlen“ (1909) und beschäftigte sich mit den mathematischen Grundlagen der speziellen Relativitätstheorie. Der Minkowski-Raum (auch: die Minkowski-Welt) ist der vierdimensionale Raum (die Raum-Zeit-Welt oder das Raum-Zeit-Kontinuum), in dem sich die Gesetze der speziellen Relativitätstheorie besonders einfach darstellen lassen. Ein Punkt (Ereignis) in diesem Minkowski-Raum wird als Weltpunkt, ein Ortsvektor als Weltvektor, die Bahn eines Teilchens als Weltlinie bezeichnet. (Vgl. „Zeitlichkeit“).

Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel „Parallelenaxiom“ deutlich werden kann: Euklid hat in seinen „Elementen“ (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. dazu auch das Germanentum).

Magische Kultur bedeutet ein dualistisches Seelenbild: Geist und Seele; ihr Ursymbol ist die Welthöhle. (Vgl. Spengler, 1922, S. 847f.). Der in Spengler den Entdecker der magischen Nationen sehende Sloterdijk meint zum magischen Prinzip: „Was die Weitergabegewalten zuletzt immer über den Geist der Freisprüche siegen läßt, ist die Positivierung der Versprechen und die Nationalisierung der Universalien. Eben dies ist das Prinzip der magischen Nationen, die Oswald Spengler entdeckt und benannt hat - und die man auch Taufnationen oder Religionsnationen nennen könnte.“ (Peter Sloterdijk, Zur Welt kommen, zur Sprache kommen, 1988, S. 172f.). Das, was am Abendland noch magisch wirkt, hat lediglich mit dem Erbe zu tun, aber nicht - oder nur indirekt - mit dem Faustischen, dem Seelenbild des Abendlandes.

Industrielle Revolution - dieser Begriff bezeichnet im allgemeinen jene Epoche rascher technologischer, ökonomischer und sozialer Veränderungen, die den Übergang von einer noch relativ statischen Agrargesellschaft zu einer schnell expandierenden Industriegesellschaft kennzeichnen. Dieser Wandel vollzog sich seit etwa 1760/1770 zuerst in England, dann in fast allen europäischen und nordamerikanischen Staaten sowie in Japan. Der Übergang vom eher linearen zum eher exponentiellen Wachstum beruhte auf drei Ursachenkomplexen: 1.) Von größter Bedeutung war ein fundamentaler technischer Wandel, der die Produktion wie auch den Transport der Güter prägte und mit der Erfindung neuer Produktionsverfahren und Maschinen (vgl. z.B. die Auswirkungen der Dampfmaschine) einherging; 2.) die Steigerung des verfügbaren Geld- und Sachkapitals; 3.) das vermehrte Arbeitsangebot infolge des Bevölkerungswachstums. Industrielle Revolution - dieser Ausdruck bezog sich zuerst nur auf die Umwälzung der Produktionstechniken, wurde später aber auch auf die damit verbundenen Veränderungen der sozialen Verhältnisse angewandt - mancherorts sogar zur Bezeichnung eines Zeitalters.

Adam Smith (1723-1790) sah die Ursache des Wohlstandes in der Arbeit. Aus „natürlichem Selbstinteresse“ werden Güter für den Markt erzeugt, die ihren (Tausch-) Wert nach dem „Naturgesetz“ von Angebot und Nachfrage im Marktpreis erhalten. Durch freie Konkurrenz und freien Handel werden sich auch soziale Harmonie und Gerechtigkeit einspielen, so Smith. Dem Staat bleiben lediglich Schutzaufgaben nach außen (Verteidigung) und innen (Rechtspflege, Unterhaltung und Verwaltung öffentlicher Einrichtungen). Das epochale, 1776 veröffentlichte Werk von Adam Smith, „Inquire into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ (die Bibel des Kapitalismus), entwickelte erstmals ein geschlossenes Wirtschaftssystem und begründete die sogenannte „Klassische Nationalökonomie“ (-› „Klassische Schule“).

Die Kreislauftheorie war und ist ein Teilgebiet der Wirtschaftstheorie - eine Systematisierung der Güter-, Faktor-, Geld- und Kreditbestände sowie Kreditbewegungen der Volkswirtschaft. Sie faßt dabei die Wirtschaftssubjekte und die zahllosen Transaktionen unter Aspekten der Funktionen (Produktion, Konsum u.s.w.), Institutionen (Staat, Private u.s.w.) und Regionen (Inland, Ausland) zu gesamtwirtschaftlichen Aggregaten (Kreislaufgrößen) zusammen. Die Kreislauftheorie geht also nicht mehr von der Forderung aus, daß der Staat sich aller Interventionen enthalten solle, wie das von Adam Smith 1776 formulierte Credo des klassischen Wirtschaftsliberalismus verlangte, z.B. mit der Metapher der „unsichtbaren Hand“, die umschreiben sollte, daß die Marktgesetze zu einem Ausgleich der ökonomischen Interessen der am Wirtschaftsleben Beteteilgten und zu allgemeinem Wohlstand führten, wenn sich der Staat aller Inerventionen enthielte. Diese radikale Variante des Wirtschaftsliberalismus erhielt im Laufe der Zeit die Bezeichnung „Manchestertum“. In Deutschland wurde die Ausprägung des Liberalismus zum Manchestertum durch das wirtschaftliche Übergewicht des Staates, später durch die „soziale Frage“ verhindert. Denn Deutschland ist ja Begründer des Sozialstaats und der Sozialdemokratie.

Seit 1942 hieß John Keynes (1883-1946) offiziell John Maynard Baron Keynes of Tilton. 1919 war er Delegationsführer des englischen Schatzamtes der Friedenskonferenz von Paris. Dort konnte er sich mit seinen (niedrigeren!) Vorstellungen über die Deutschland aufzuerlegenden Reparationen nicht durchsetzen und trat von diesem Amt zurück. Der „Versailler Vertrag“ sei, so Keynes, unzumutbar hart und kontraproduktiv, und die Siegermächte des 1. Weltkriegs hätten es sich selbst zuzuschreiben, daß Deutschlands Politik von Feindseligkeit und Revanchismus geprägt sei (Zu John M. Keynes). Seinen Standpunkt legte er in einer noch 1919 verfaßten Schrift dar: Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages. Dieses Buch ist neben vielen anderen einer von vielen Belegen für die These, daß das Versailler Diktat nicht den 1. Weltkrieg beendet, sondern den 2. Weltkrieg geradezu provoziert hat. Alle anderen Thesen sind nicht vertretbar und schon gar nicht haltbar. Die Kritik am Versailler Diktat machte den Professor aus Cambridge berühmt, sein Buch ist von der 1. Auflage im Dezember 1919 bis heute ohne Unterbrechung gedruckt worden. Außerdem forderte Keynes schon in diesem Buch von 1919 eine europäische Wirtschaftsunion, die bekanntlich erst in den 1950er Jahren gegründet werden konnte. Keynes Forderung von 1919 ist eine „frühe Werbeschrift für das Programm der europäischen Integration“, heißt es in der Einleitung (vgl. ebd. 1919). In den folgenden Jahren konzentrierte sich Keynes neben seiner politischen Tätigkeit für die Liberale Partei, deren Programme er stark beeinflußte, vor allem auf Fragen der Geldtheorie (Vom Gelde, 1930) und das zunehmende Problem der Arbeitslosigkeit., zu dessen Lösung er staatliche Interventionen für erforderlich hielt. (Das Ende des Laissez-faire, 1926). Unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise gelangte er zu der Auffassung, daß die Grundlagen der bisherigen ökonomischen Theorie in Frage zu stellen seien. Sein in diesem Sinne erarbeitetes Hauptwerk (Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 1936) löste eine lang anhaltende heftige Diskussion aus und ließ Keynes zum Begründer einer eigenen Nationalökonomie, des Keynesianismus werden. Ab 1941 war Keynes an den Planungen einer internationalen wirtschaftlichen Neuordnung maßgeblich beteiligt, konnte jedoch schließlich seine Vorstellungen auf den Konferenzen von Bretton Woods (1944) und Savannah (1946) nicht durchsetzen. Wie schon bei Beendigung des 1. Weltkriegs, so setzten sich auch bei Beendigung des 2. Weltkriegs die fiesen Hardliner durch. Übrigens: Deutschland zahlt heute immer noch Kriegsschulden, und ein Ende dieser Zahlungen ist immer noch nicht abzusehen!

Der Keynesianismus ist die von John Keynes vor allem in seinem Hauptwerk (Allgemeine Theorie der Beschäftigung des Zinses und des Geldes, 1936) entwickelte, von seinen Anhängern weiter ausgebaute ökonomische Theorie mit folgenden wesentlichen Kennzeichen:
1.) In (Wieder-) Anknüpfung an die klassische Nationalökonomie werden der ökonomischen Analyse Gesamtgrößen des wirtschaftlichen Kreislaufs zugrunde gelegt.
2.) Im Gegensatz zur Klassik (dazu gehört selbstredend auch jede Form der Neoklassik; siehe: „Klassische Schule“) und vor allem zu J. B. Say (klassisch-französischer Nationalökonom; 1767-1832) geht der Keynesianismus nicht aus von der harmonischen Vorstellung einer Beseitigung von Störungen des Wirtschaftsablaufs durch die Selbstheilungskräfte der Wirtschaft, insbesondere nicht von der automatischen Herbeiführung eines Zustands der Vollbeschäftigung, sondern begreift ein wirtschaftliches Gleichgewicht mit Vollbeschäftigung lediglich als Sonderfall der möglichen Gleichgewichtszustände.
3.) Die Geldtheorie des Keynesianismus leitet einen Zusammenhang zwischen monetärem und wirtschaftlichem Bereich ab, unterscheidet sich damit von den bis dahin vorherrschenden Auffassungen einer (güterwirtschaftlichen) Neutralität des Geldes.
4.) Der Keynesianismus bezieht in seine Analyse auch (z.T. auch [sozial]psychologische) Annahmen über das wirtschaftliche Verhalten und seine Bestimmungsgründe ein, führt entsprechend in die Theorie Begriffe ein wie u.a. den „Hang zum Verbrauch“, die „Liquiditätspräferenz“, das „Spekulationsmotiv“ und die „Erwartungen“.
5.) Der Keynesianismus geht aus von einer Abhängigkeit der Konsumausgaben vom Einkommen, der Investition vom Zinssatz, der Geldnachfrage von Einkommen und Zinssatz und konstruiert auf dieser Grundlage einen Zusammenhang zwischen Geldmenge, Zinssatz, Investition, Einkommen und Beschäftigung.
Keynes prägte den Begriff „deficitspending“, d.h. mit Hilfe zeitlich begrenzter Haushaltsdefizite wird konjunkturelle Schwäche mit hoher Arbeitslosigkeit bekämpft. Insbesonders höhere Reallöhne und staatliche Transferleistungen sollen zu gesteigerter effektiver Nachfrage führen und so zur Wiedererreichung der Vollbeschäftigung beitragen. Diese effektive Nachfrage setzte sich aus dem Konsum der privaten Haushalte, den Investitionen der Unternehmen, der staatlichen Nachfrage und dem Außenbeitrag zusammen. Hintergrund der neuratigen Ideen Keynes' war, daß die in den 1930er Jahren vorherrschende Wirtschaftstheorie die Ursachen der vorhandenen Massenarbeitslosigkeit nicht deuten konnte. Die herrschende Meinung der klassischen Theorie, wonach sich in einem geschlossenen Wirtschaftsraum das Gesamtangebot an Gütern und Dienstleistungen auch seine Gesamtnachfrage schaffe, reichte zur Erklärung der Wirtschaftskrise nicht aus. Zwar waren die Klassiker und Neoklassiker davon ausgegangen, daß es auf einzelnen Märkten Überschußproduktion und Nachfragemangel geben könne, nicht jedoch in einem geschlossenen Wirtschaftsraum.
In manchen Ländern ging man in den 1950er und noch mehr in den 1960er Jahren vom Keynesainismus zum Monetarismus über, gemäß dem Wirtschaftswachstum und Preisstabilität allein durch eine gleichmäßige Ausdehnung der Geldmenge entsprechend der Zunahme der Güterproduktion erreicht werden kann. (Vgl. Quantitätstheorie). Diese v.a. von Milton Friedman (1912-2006) in den 1950er Jahren entwickelte Theorie beinhaltet eine allein auf die Beeinflussung der Geldmenge ausgerichtete Wirtschaftspolitik, die die Probleme der Arbeitslosigkeit ignoriert, zumal sie eine sogenannte „natürliche Arbeitslosenrate“ einkalkuliert. Der Monetarismus steht im Gegensatz zum Keynesianismus. Wegen der Ausrichtung des Monetarismus auf die einseitige Anwendung der Instrumente der Geldpolitik ist der Monetarismus ungeeignet zur bekämpfung eienr Rezession, da eine Erhöhung der Geldmenge oder eine Senkung des Zinssatzes nicht automatisch zu mehr Nachfrage führt.
Alles Quatsch - denn die am Markt orientierten Theorien seien alle falsch, behaupten Otto Steiger (1938-2008) und Gunnar Heinsohn (*1943), die in den 1990er Jahren eine am Eigentum orientierte Theorie entwickelten. „Die Basis des Wirtschaftens liegt ... weder im Kapital noch im Markt, sondern im Eigentum.“ (Gunnar Heinsohn, Söhne und Weltmacht, 2003, S. 88 Heinsohn). Laut Heinsohn haben alle Wirtschaftswissenschaftler - außer Steiger und Heinsohn - und alle Wirtschaftsnobelpreisträger nichts verstanden. „Sie schauen alle auf den Markt und glauben, am Markt sei etwas schief gegangen. Man kann den Markt nicht am Markt heilen. Denn der ist etwas Nachgeordnetes. Ich kann auf einem Markt nur etwas für 100 Euro anbieten, wenn vorher diese 100 Euro geschaffen worden sind in einem Kreditkontrakt, in dem ein Eigentümer Eigentum besichert, um Geld zu schaffen, weil ein anderer Eigentümer Eigentum verpfändet, um den Kredit zu besichern, über den er das Geld bekommt. .... Und wenn wir den Finanzsektor, von dem der Markt ein »Kind« ist - der Kaufkontrakt ist ein »Kind« des Kreditkontrakts -, wenn wir den Kreditkontrakt nicht verstehen, dann können wir nicht den Markt verstehen. .... Das größte systemische Risiko ist bis jetzt, daß das System nicht verstanden wird.“ (Gunnar Heinsohn, in: Das Philosophische Quartett, 25.10.2009 Das Philosophische Quartett). Besonders die Megakrisen wie die Weltwirtschaftskrisen von 1857 (Beginn: 04.01.1857 1. Weltwirtschaftskrise), 1929 (Beginn: 24.10.1929 2. Weltwirtschaftskrise) und 2008 (Beginn: 15.09.2008 3. Weltfinanzkrise) zeigen doch deutlich, daß bisher alle ökonomischen „Experten“ wie Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsnobelpreisträger nichts von der Wirtschaft verstanden haben. „Die Krisen von 1929 und von 2008 sind beide noch nicht verstanden. Bei der Bekämpfung werden aber unterschiedliche Fehler gemacht. Und die aktuell gemachten Fehler, also den Zins jetzt fast aller wichtigen Zentralbanken auf Null zu setzen, sind heftigere Fehler als die von 1929 bis 1933. .... Die achtzig Nobelpreise für Ökonomie sind auf eine Lehre gefallen, die das Wirtschaften nicht versteht.“ (Ebd.). Die globale Finanzkrise 2008 hat offenbar Steiger und Heinsohn nachträglich Recht gegeben. So sieht es auch Peter Sloterdijk: „Ein Gutes hat die Krise ja: sie führt zu einem rapiden Vertrauensverlust in die Standardtheorien der Volkswirtschaft, wir wie sie seit 200 Jahren gekannt haben. Ich habe noch nie so viele offene Bankrotterklärungen für kursierende Theorien gelesen wie während des letzten Jahres. Ich muß zugeben: ich habe die immer mit Genugtuung gelesen, weil ich zweifellso nicht der einzige Konsument dieser Theorien bin, der seit langem von dem Gefühl begleitet worden ist, daß ... - in diesen 200 Jahren, die wir Volkswirtschaftstheorien betreiben - ... wir überhaupt noch nicht zur Sache gekommen sind. Weswegen ich ja auch immer wieder auf dieses Buch (Eigentum, Zins und Geld, 1996 Heinsohn/Steiger) von Otto Steiger und Gunnar Heinsohn hinweise, wo ich das Gefühl habe: da kippt die Theorieszene in eine schlüssige Figur um, die offenbar das Zeug dazu hat, ein stabiles Modell zu liefern, an dem man sich in Zukunft orientieren kann.“ (Ebd.). Mehr Mehr Mehr Mehr Mehr Mehr

Bezüglich der Geldtheorie behauptet die „Quantitätstheorie“ z.B. einen Kausalzusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau (= Durchschnitt der gesamten Güterpreise gemessen mit Hilfe von Indexziffern). Der reziproke oder wechselseitige Wert des Preiniveaus ist der Geldwert, so daß also die Veränderungen des Preisniveaus die Änderungen des Geldwertes widerspiegeln. (Vgl. Monetarismus). Nach der Quantitätstheorie wachsen in einer Volkswirtschaft mit steigender Geldmenge auch die Güterpreise und umgekehrt derart, daß die Änderung der Geldmenge die „Ursache“ der Änderung der Preishöhe sein soll. Hier werden für meine Begriffe jede Menge an Kriterien schlichtweg übersehen, z.B. das Horten oder die schlechten Gewinn-Erwartungen (vgl. Keynesianismus: Punkt 4.). Die Quantitästheorie ist, weil sie im „Trend“ liegt, eine zeitgemäße Erscheinung. Weil zur Zeit ohnehin Quantität (z.B. Mengenregulationen wie Umfrageergebnisse, Quotenregelung, McDonaldisierung u.s.w.) vor Qualität geht, sei hier vor Unausgewogenheiten gewarnt und der Hinweis erlaubt, daß man auf eine Gegenbewegung gut vorbereitet sein sollte, weil auch dieses Pendel wird wieder in die andere Richtung schlagen wird.

Man kann die Geschichte der modernen Transportmaschinen in drei Abschnitte aufgliedern, denn auch sie verdeutlichen, wann die drei entsprechenden Kulturphasen des Abendlandes begannen. Man muß sie nur mit den drei Begriffen konfrontieren, für die sie hauptsächlich stehen: Beginn des Massentransports (Phase: 18-20), Beginn des Autotransports (Phase: 20-22), Beginn des Fernsteuerungstransports (Phase:22-24). Bedeutend sind der Massentransport (18-20) und der Autotransport (20-22) natürlich auch noch in der heutigen Phase des Fernsteuerungstransports (22-24). Wichtig sind zum Beispiel Eisenbahn (Massentransport) und Automobile (Autotransport) auch heute noch, in der Phase der Weltraumfahrt (Fernsteuerung). Auch werden sie deshalb als solche natürlich weiterentwickelt: Magnetschwebebahn, verbesserte Eisenbahn, Schiffe, Flugzeuge, Busse, ferngesteuerte Autos, Computer, Roboter oder mit Mikrochips versehene Tiere, die wie ferngesteurte Autos, Computer oder Roboter arbeiten.

Werner Siemens (13.12.1816 - 06.12.1892), seit 1888 von Siemens, machte als Ingeniuer und Unternehmer grundlegende Erfindungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik, u.a. Zeiger- und Drucktelegraf (Vgl. Telegraphie), Induktor mit Doppel-T-Anker; entdeckte das dynamo-elektrische Prinzip und wurde damit zum Begründer der Starkstromtechnik; begründete 1847 zusammen mit Johann Georg Halske die Telegrafen-Bauanstalt Siemens & Halske (Vgl. auch die Tabelle (Industrie und Dienstleistungen)); produzierte und verlegte 1857 das erste Tiefseekabel; erfand und konstruierte u.a. 1866 die Dynamomaschine, 1878 den ersten elektrischen Schmelzofen (ermöglichte auch die Elektrometallurgie), 1879 die erste Elektrolokomotive (3 PS Vgl. Eisenbahn), 1880 den ersten Elekrtoaufzug.

Die Daimler-Benz AG, die aus der 1882 gegründeten Benz & Cie (Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim) und der 1890 gegründeten Daimler-Motoren-Gesellschaft per Zusammenschluß 1926 hervorging, ist eine der vielen führenden deutschen Konzerne des Kfz.- und Motorenbaus. Seit 1900 wurde der Name Mercedes verwendet, weil ein Daimler-Rennwagen 1899 in Nizza siegte und die Tochter des Mannes, der die Konstruktion dieses Rennwagens angeregt hatte, Mercedes hieß. Vgl. auch die Tabelle (Industrie und Dienstleistungen)Vgl. Autoindustrie 2000

V-Waffen sind die von Deutschland während des 2. Weltkrieges entwickelten neuen Waffensysteme, die propagandistisch als „Vergeltungswaffen“ bezeichnet wurden. (Vgl. Raketen). Die V1 (Entwicklungsbezeichnung: Fieseler Fi-103), ein ubemannter, mit Tragflächen und Leitwerk ausgestatteter und einer Selbststeuerungsanlage versehener Flugkörper (ca. 8 m lang), war mit einem Gefechtskopf mit rund 850 kg Sprengstoff und einem Pulsotriebwerk (Argus-Schmidt-Rohr) versehen (Erstflug: 1942, Reichweite: rund 350 km). Rund 21500 V1-Raketen wurden gestartet. Entwicklung und Bau der V1 leitete Robert Lusser, Entwicklung und Bau der V2 leitete Wernher von Braun. Die V2, eine ballistische Flüssigkeitsrakete (ca. 14,3 m lang), wurde in der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde A4 genannt und verfügte über einen Gefechtskopf mit rund 1000 kg Sprengstoff (Erststart: 1942, Geschwindigkeit bei Nrennschluß des Triebwerks: 5630 km/h, Flughöhe: rund 100 km; Erdatmosphäre). Über 3500 V2-Raketen wurden gestartet.

Jedenfalls haben die USA ihre Atombombe nur deshalb gebaut, weil sie Angst vor Deutschlands Atombombe hatten. Deutschland hätte lange vor den USA eine Atombombe haben können. Aber auch wenn Deutschland die Atombobe erst 1945, also gleichzeitig mit den USA, gehabt hätte, wäre die Geschichte anders verlaufen: Hitler hätte mit Atomraketen die USA (und mit ihr den Rest der Welt) erpressen können. Und er hätte es auch getan. Aber die Ironie dieser Geschichte wollte, daß er der Atomforschung zu wenig Vertrauen schenkte. Hitler nannte das Atomwaffenprogramm eine „jüdische Wissenschaft“ (obwohl kein Jude daran beteiligt war), und so verhinderte Hitlers Ideologie, daß das nationalsozialistische Deutschland Atomwaffen einsetzte und den Weltkrieg gewann! Aber es gab noch einen, vielleicht noch wichtigeren Grund: die deutschen Atomwaffen-Wissenschaftler verhinderten ebenfalls, daß Hitler die erste Atombombe einsetzte und den Weltkrieg gewann! Atomwaffen

Robert Wiene (1881-1938) deutscher Filmregisseur. Filme u.a.:
- „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1919)
- „Die Tragödie eines seltsamen Hauses“ (1920)
- „Raskolnikov. Schuld und Sühne“ (1922-1923)
- „I.N.R.I.. Ein Film der Menschlichkeit“ (1923)
- „Orlacs Hände“ (1924)
- „Der Andere“ (1930)

Friedrich Wilhelm Murnau (1888-1931), deutscher Filmregisseur. Filme u.a.:
- „Schloß Vogelöd“ (1921)
- „Nosferatu - eine Symphonie des Grauens“ (1922)
- „Der letzte Mann“ (1924)
- „Tartüff“ (1925)
- „Faust“ (1926)
- „Sunrise“ (1927)
- „Tabu“ (1931)

Fritz Lang (1890-1976), deutscher Filmregisseur. Filme u.a.:
- „Halbblut“ (1919)
- „Dr. Mabuse, der Spieler“ (1. und 2. Teil; 1922)
- „Nibelungen“ (1923-1924)
- „Metropolis“ (1926)
- „M“ (1931)
- „Fury“ (auch: „Raserei“; 1936)
- „Du lebst nur einmal“ (auch. „Gehetzt“; 1936)
- „Rache für Jesse James“ (1940)
- „Auch Henker sterben“ (1943)
- „Die Frau im Fenster“ (auch: „Gefährliche Beggenugen“; 1944)
- „Engel der Gejagten“ (1951)
- „Der Tiger von Eschnapur“ (1958)
- „Das indische Grabmal“ (1958)
- „Die 1000 Augen des Dr. Marbuse“ (1961)

Martin Heidegger (1889-1976), Die Zeit des Weltbildes, 1938, S. 92. In seiner Überwindung der Metaphysik (1945) notierte Heidegger: „Die Erde erscheint als die Umwelt der Irrnis. Sie ist seynsgeschichtlich der Irrstern.“

Zuhandenheit ist nach Heidegger (Sein und Zeit, 1927) die Seinsart der menschlichen Beziehung zum „Zeug“ (Gegenstände für das alltägliche „Besorgen“, z.B. Strick-Zeug, Näh-Zeug u.s.w.). Für die Zuhandenheit ist ihre Unauffälligkeit charakteristisch, was zur Folge hat, daß sich ihr Wesen namentlich dann enthüllt, wenn ein Werk-„Zeug“ oder dergleichen nicht zuhanden ist. Die Zuhandenheit steht im Gegensatz zur bloßen Vorhandenheit jener Dinge, die uns direkt nichts angehen.„In den Zeug-Analysen von Sein und Zeit hat sich Martin Heidegger als erster Chirotopologe hervorgetan: Wir verstehen darunter einen Interpreten des Sachverhalts, daß Menschen als Hand-Besitzer und nicht als Geister ohne Extremitäten existieren. Am Heidegger-Menschen ist Beobachtern aufgefallen, daß er kein Genital zu besitzen scheint und wenig Gesicht - um so besser ist sein Ohr ausgebildet, um den Ruf der Sorge zu vernehmen. Am vorzüglichsten ist seine Ausstattung mit Händen, weil Heideggersche Hände von einem Ohr, dem durch die Sorge eingesagt wird, von Fall zu Fall erfahren, was zu tun ist: Von diesem Ganz-Ohr-ganz-Hand-Menschen wird zum ersten Mal in der Geschichte des Denkens expressis verbis ausgesprochen, daß ihm die dinglichen Mitbewohner der Welt, in der er lebt, zeugförmig zuhanden sind. In Heideggers sorge-erschlossener Welt bildet Zuhandenheit einen Grundzug dessen, was den Eksistierenden im Nähe-Bereich umgibt. Zeug ist, was in der Reichweite der klugen Hand, im Chirotop, vorkommt: das Wurf-Zeug, das Schneide-Zeug, das Schlag-Zeug, das Näh-Zeug, das Grab-Zeug, das Bohr-Zeug, das Eß-und-Koch-Zeug, das Schlaf-Zeug, das Ankleide-Zeug. Der Heideggersche Mensch ist hinsichtlich all dieser Dinge im Bilde, welche Aufgaben durch sie seiner Hand gestellt sind. Was wäre ein Kochlöffel, wenn er nicht den Befehl zum Umrühren gäbe; was ein Hammer, wenn er nicht das Handlungsmuster »wiederholt auf die Stelle schlagen« aufriefe?  Die helle Hand läßt sich das gegebenenfalls nicht zweimal sagen. Für den Ernstfall kommt das Töte-Zeug hinzu, für den Nicht-Ernstfall das Spiel-Zeug, für den Bündisfall das Schenk-Zeug, für den Unfall das Verbandszeug, für den Todesfall das Bestattungszeug, für den Bedeutungsfall das Zeig-Zeug, für den Liebesfall das Schönzeug. ... An erster Stelle ist das Wurf-Zeug zu nennen, weil es seinem stetigen Gebrauch zu verdanken ist, wenn sich die Hominiden vom akuten Umweltdruck ein Stück weit emanzipieren konnten. Indem die werdende Menschenhand, getragen von einem für die Graslandschaft umgeformten ehemaligen Baumaffenarm, es lernt, zum Werfen geeignete Objekte, in der Regel kleinere und handgroße Steine, aufzunehmen und nach Bringern unwillkommener Begegnungen oder Berührungen zu werfen - seien es größere Tiere, seien es fremde Artgenossen -, gewährt sie den Hominiden zum ersten Mal eine Alternative zur Kontaktvermeidung durch die Flucht. Als Werfer erwerben die Menschen ihre bis heute wichtigste ontologische Kompetenz - die Fähigkeit zur actio in distans. Durch das Werfen werden sie zu Tieren, die Abstand nehmen können. Aufgrund des Abstands entsteht die Perspektive, die unsere Projekte beherbergt. Die ganze Unwahrscheinlichkeit menschlicher Wirklichkeitskontrolle ist in die Gebärde des Werfens zusammengezogen. Daher bildet das Chirotop das ursprüngliche und eigentliche Handlungsfeld, in dem Akteure gewohnheitsmäßig ihre Wurfergebnisse beobachten. Hier kommt ein Verfolger-Auge ins Spiel, das prüft, was die Hände zustande bringen; Neurobiologen wollen sogar eine angeborene Fähigkeit des Gehirns nachgewiesen haben, auf fliehende Objekte zu zielen. Das Chirotop ist eigentlich ein Video-Chirotop, eine von Blicken überwachte Sphäre von Handlungserfolgen. Was Heidegger die Sorge nannte, bezeichnet der Sache nach zuerst die aufmerksame Ungewißheit, mit der ein Werfer prüft, ob sein Wurf ins Ziel geht. Treffer und Fehlwürfe sind praktischer Wahrheitsfunktionen, die beweisen, daß eine Intention in die Ferne zu Erfolg oder Mißerfolg führen kann - mit einer unklaren Mitte für einen dritten Wert. Beim gelungenen Wurf wie beim Fehlwurf gilt, daß Wahres und Falsches, die logischen Erstgeborenen des Abstands, sich selber anzeigen.“ (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 364-365, S. 366-367).

Zum Thema Neuzeit als Mobilmachung und Mobilmachung als Moderne gibt es mehrere Verweise, u.a. die „modernen“ Analogien: Antike-Abendland“ sowie die „Sloterdijk-Zitate“.

Was „die in ihrer Entwicklung fortgeschrittensten Länder wie Deutschland und die anderen westeuropäischen Länder betrifft, läßt sich wohl schon sagen, daß sich die demographischen Voraussetzungen ökonomischer Erfolge nicht von selbst erfüllen, wie bisher immer stillschweigend vorausgesetzt wurde. .... Bevölkerungsvorausberechnungen sind wesentlich zuverlässiger als Wirtschaftsprognosen. (Birg) ... Alle drei Hauptprozesse der demographischen Entwicklung - die Fertilität, die Mortalität und die Migration - sind erfahrungsgemäß außerordentlich schwer politisch zu steuern oder auch zu kontrollieren. Man tut deshalb gut daran, das prognostische Potential demographischer Projektions- und Simulationsmodelle zu nutzen, um sich so ein realistisches Bild von der durch die Altersstruktur und durch die Verhaltenstrends (generatives Verhalten, Lebenserwartung, Wanderungsverhalten) weitgehend vorprogrammierten Entwicklung zu bilden. Für jedes der über 200 Länder der Welt werden von der Bevölkerungsabteilung der UN je drei Projektionsrechnungen durchgeführt (untere, mittlere, obere Variante). Hinzu kommt eine Simulationsrechnung, die auf der (bewußt fiktiven) Annahme beruht, daß die Fertilität bis zum Jahre 2050 unverändert bleibt (UN, 2004). Der Sinn dieses »constant fertility scenarios« ist, zu zeigen, daß etwas geschehen muß, damit die errechneten Szenarios nicht eintreten. Das »constant fertility scenario« ergibt für Westeuropa von 2000 bis 2050 eine Bevölkerungsschrumpfung von ... auf ... Mio. und für die Entwicklungsländer einen Bevölkerungszuwachs von 4,9 Mrd. auf 11,6 Mrd.. In Deutschland ... schrumpft die Bevölkerung seit 1972, was nur deshalb nicht auffällt, weil das Geburtendefizit bisher durch Einwanderungen mehr als ausgeglichen wurde. Deutschland hat ein Mehrfaches an Einwanderungen als die klassischen Einwanderungsländer USA, Kanada und Australien. Die jährliche Zahl der Einwanderungen pro 100 000 Einwohner betrug z.B. in den 1980er Jahren (bereits vor dem Zusammenbruch des Ostblocks) in die USA 245, nach Kanada 479 und nach Australien 694; nach Deutschland kamen 1022 auf 100 000 Einwohner. Nach dem Zuwanderungammenbruch des Ostblocks stieg die Zahl der Zuwanderer nach Deutschland sogar auf 1566 pro 100 000 Einwohner. (Zuwanderung) ... So erstaunlich diese (in der Fachwelt wenig umstrittene) Entwicklung ist - mindestens ebenso viel Erstaunen erregt die Art, wie die politische Öffentlichkeit mit diesen Informationen umgeht. Am 15.01.1996 wurden die demographischen Fakten und Prognosen anläßlich einer Anhörung des Deutschen Bundestages vor der Enquete-Kommission »Demographischer Wandel« durch Experten vorgetragen und erläutert. Zwei Tage später fand eine andere Sitzung aus Anlaß der Telefongebührenänderung statt. Über die zweite Sitzung wurde in den Medien berichtet. Über die verschiedenen Sitzungen der Enquete-Kommission »Demographischer Wandel«, die schon seit Dezember 1992 tätig ist und deren Arbeit auf Beschluß des Bundestages seit 01.06.1995 fortgesetzt wird, erfuhr die Öffentlichkeit sehr wenig. (Vgl. den entsetzlichen Text in dem Argumentationspapier des Friedenskomitees 2000, 4 / 1995) ... Durch das Treibenlassen seiner demographischen Probleme gefährdet sich Deutschland im 21. Jahrhundert auf eine ähnlich existenzbedrohende Weise wie durch die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert.“ (Herwig Birg, Die Weltbevölkerung - Dynamik und Gefahren, 1996, S. 80-82, 112-114). Diese Gefährdung im 21. Jahrhundert ist leider sogar viel existenzbedrohender, bösartiger und irreversibler als die im 20. Jahrhundert.

Im Unterschied zum Kapitalismus ist der „Abzockerkapitalismus“ - hier auch genannt: „Ponzi-System“ (nach Charles A. Ponzi [1882-1949], der 1919 mit seinem Anlage-Spiel binnen neun Monaten zum Multimillionär wurde) - eine sehr kurzfristige Angelgenheit. „Bei einem reinen Ponzi-System muß der Kollaps relativ kurzfristig eintreten (oder bewußt herbeigeführt werden), weil die Zahl aktuell akquirierbarer neuer Mitspieler sich unvermeidlich nach wenigen Runden erschöpft - weswegen selbst bei guter Tarnung eine Spieldauer von wenigen Jahren kaum zu überschreiten ist. Ponzi ... brachte es auf rund neun Monate, seine ... Nachfolger auf maximal zwei Jahre.“ (Peter Sloterdijk, Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen, in: Ders., Zorn und Zeit, 2006, S. 303). Die derart kurzfristigen Anlage-Spiele werden auch Pyramiden-Spiele bzw. Ketten-Spiele oder Schneeball-Spiele genannt.

Als EU-Kern bezeichnet man allgemein die EU-Gründungsstaaten Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien, Luxemburg, Italien. Den inneren Kern bilden Deutschland und Frankreich, den äußeren Kern die anderen vier Staaten, wobei meines Erachtens nicht Italien (jedenfalls nicht Süd-Italien), sondern Österreich und Schweiz (falls willig) zum äußeren Kern gehören sollten. (Vgl. meine Idee zur EU-Reform). Aus der Tatsache, daß der Kern absolut gebunden ist, kann man schließen, daß es auch etwas geben muß, das weniger oder gar nicht gebunden ist. Nun, die EU-Hülle sollte aus mindestens zwei Schalen, besser noch aus drei Schalen bestehen. Die 1. Schale als innerer Freihandelsring ist eine politisch relativ gebundene innere Freihandelszone, die 2. Schale als äußerer Freihandelsring ist eine politisch relativ ungebundene äußere Freihandelszone, und die dritte Schale als Außenschale ist eine Außenbahn für relativ frei bewegliche Assoziierte, denn diese sind nur wirtschaftlich relativ gebunden, ansonsten aber frei, weil sie unter Umständen Außenbindungen eingehen und darum natürlich auch die EU sehr plötzlich verlassen können. Die EU-Hülle ist wichtig, aber ohne den EU-Kern kann die EU-Hülle nicht einmal als eine solche existieren. Auch im EU-Kern gibt es Unterschiede: der äußere Kern ist wichtig für die Verbindung zwischen dem inneren Kern und der Hülle, aber ohne den inneren Kern ist die EU nicht einmal denkbar. Und auch im inneren Kern gibt es Unterschiede: Frankreich ist das „Getriebe“, aber ohne den „Motor“ Deutschland bleibt das „Automobil Europa“ bewegungslos und auch sinnlos. Ohne Deutschland wäre die EU nie realisierbar geworden. Das Überleben der EU und letztendlich sogar das Überleben Europas ist primär von Deutschland abhängig.

Laterna magica (lat. „Zauberlaterne“): Vorläufer des Projektors.

Die technisch bedeutendste Elektronenstrahlröhre (spezielle Elektronenröhre, bei der die von der Glühkathode emittierten Elektronen durch elektrostatische oder magnetische Felder gebündelt werden und durch Steuersignale die Richtung des so entstandenen Elektronenstrahls geändert werden kann) ist die Braunsche Röhre, das Kernstück der Fensehgeräte. (Vgl. Fernsehen). Bei ihr trifft der Elektronenstrahl auf einen Leuchtschirm, nachdem er, von der Kathode (mit dem negativen Pol verbundene Elektrode) gesteuert, zwei rechtwinklig zueinander stehende Plattenpaare durchquert hat und durch das zwischen den jeweiligen Platten herrschende elektrische Feld aus seiner ursprünglichen Richtung abgelenkt worden ist. Karl Ferdinand Braun (1850-1918), der die Braunsche Röhre erfand, bekam 1909 den Nobelpreis.
Eine Braunsche Röhre ist in meinem Bruneschen Sinne ein Gleichrichtereffekt und
eine Erweiterung des kleinsten Zwanges mit bahnbrechender Entwicklung auf dem
Gebiet der Funktechnik. (Vgl. auch unter: Kosmos und unter Kult-Uhr: 22-24).

 

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