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Synkretismus ( )
und Zweit-Religiosität ( ):
Neu-Religion ( )
oder Neu-Kultur ( )
? -
Daß es einen Zusammenprall der Kulturen geben wird, war lange
vor dem Erscheinen des Buches Clash of Civilizations (S. Huntington
)
klar. Schon Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832) sah eine solche Entwicklung voraus. Nach ihm rissen die Beschäftigungen
mit diesem Thema nicht mehr ab, auch wenn es im Schatten anderer Leitthemen stand.
Vollends ins Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt wurde dieses
Thema 1917, als Spengler
(1880-1936) im Untergang des Abendlandes, den er mittels der vergleichenden
Methode auch mit dem Untergang der Antike ( )
konfrontierte, für das Abendland die schon Ende des 18. Jahrhunderts (Industrialisierung,
französische Revolution, Bürgerliches Zeitalter u.s.w.) begonnene
kulturelle Vollendung - den Zivilisationsprozeß - und den damit verbundenen,
zunächst aber noch schleichenden Synkretismus diagnostizierte und dessen
Bekämpfung durch das Abendland in der Phase des Cäsarismus
prognostizierte. Erst durch die auf den Cäsarismus folgende Phase, die ich
Einnistung
nenne, wird der Synkretismus unumkehrbar und durch die diesbezügliche Passivität
der betreffenden Kultur zur offenen Variante des Synkretismus seitens
der aktiven Überfremder bzw. Erneuerer. Man
kann den Synkretismus gut mit Schnee und Eis oder den dunklen Jahreszeiten
Herbst und Winter vergleichen: Während die Bäume ihre Blätter
verlieren, versucht man sich mit Angst oder auch mit Freude auf ihn vozubereiten.
Kommt er zu früh, ist man oft gar postiv überrascht; ist er da, erwartet
fast jeder der ihm Ausgelieferten sein Ende.Im heutigen spätherbstlichen,
adventischen Abendland ist der erste Schnee bereits gefallen. Die
ganze Welt der primitiven Religionen und der Fellachenreligionen (Buddhismus,
Hinduismus, Juden-Orthodoxie, Christen-Orthodoxie, Islam-Orthodoxie u.s.w.), die
früher abgewehrt wurden, werden künftig - ob es uns gefällt oder
nicht - noch mehr als heute ins Abendland drängen und die abendländischen
Religionsformen attackieren bzw. mit ihnen eine Verbindung eingehen, insbesondere
mit den puristischen Elementen. Das Abendland selbst ist der Grund für die
Verbreitung einer weltweiten neuen Religiosität, weil die Phase des Globalismus
(Cäsarismus, Globalik u.s.w.) eine Phase des Abendlandes ist. Während
z.B. in Europa immer mehr Menschen konvertieren und alle möglichen fremden
Religionsformen übernehmen, weil sie die alten nicht mehr verstehen, ist
die Entwicklung in den USA noch umgekehrt, denn ihre Geschichte ist noch jung
! In den USA nimmt der christlich-puritanische Fundamentalismus protestantisch-calvinistischer
Prägung immer noch zu! 
Das, was wir heute auf anmaßende Weise Weltgesellschaft
nennen, ist in Wirklichkeit lediglich die noch schleichende Variante des Synkretismus,
und das, was wir Globalisierung nennen, ist in Wirklichkeit
die Geschichte der abendländischen Kultur, deren jetzige Phase deswegen Globalismus
(Global-Cäsarismus oder Globalik als Versuch einer globalen Befruchtung)
heißen muß. Das Isierende an der abendländischen
Kulturgeschichte ist tatsächlich die Globalisierung und der Versuch
einer Abendländisierung der Welt, aber das derzeitige Isierende
ist über den Versuch einer Abendländisierung der Welt hinaus
ein Versuch der Vollendung dieses Prozesses, nämlich: ein letzter Versuch
der Europäisierung der Welt, gleichzeitig jedoch und vor allem ein
erster Versuch der US-Amerikanisierung der Welt. Und bei diesem Prozeß,
der eindeutig von
und
(inklusive Wissenschaft)
bestimmt wird, spielt auf zweideutige Weise die Religion eine ganz besondere Rolle.
Huntingtons Thesen vom globalen
Kampf der Kulturen ( )
waren aber 1993-1996, als sie veröffentlicht wurden, für Eingweihte
längst keine Neuigkeit mehr, und der militante Aufbruch islamischer
Religiosität war schon in den 1970er und 1980er Jahren erkennbar, jedenfalls
für Scholl-Latour. (Vgl. Peter Scholl-Latour, Calvinismus und Neu-Heidentum,
in: Weltmacht im Treibsand, 2004, S. 49ff.). Scholl-Latour machte damals
in seinen Begegnungen mit der Islamischen Revlolution eine Voraussage
des Politikers und Schriftstellers André Malraux
(1901-1976) zu seinem Leitmotiv, denn der Autor der Condition humaine
(1933) hatte nämlich vorausgesagt, daß die Zukunft religiös oder
gar nicht sein wird. Düstere Prognose für das Abendland!
(Peter Scholl-Latour, Kampf dem Terror - Kampf dem Islam?, 2002, S. 54).
Hans-Ulrich Wehler betont, der
amerikanische Politikwissenschaftler Huntington habe mit
seinem Buch über den »Clash of Civilizations«, den
»Kampf der Kulturen« ( ),
die Prognose ausführlich begründet, daß nach dem Verfall
des Staatskommunismus außer in China, Korea und Kuba die alte
bipolare Welt des Kalten Krieges nicht mehr existiere, aber auch die
naive Vision Fukuyamas von einem »Ende der Geschichte«
( )
ewiger Kämpfe, da das westliche Modell gesiegt habe, keine gehaltvolle Analyse biete. Vielmehr sieht Huntington in den Zusammenstößen,
Reibungen, Konflikten zwischen den großen Kulturkreisen auf
der Basis unterschiedlicher Religionen und divergierender Weltbilder
die Hauptrolle künftiger Auseinandersetzungen. .... Warum? Der
Islam ist die einzige noch auffällig rasch expandierende Weltreligion.
Sie erfaßt jetzt mehr als eine Milliarde Menschen und wird in
nächster Zeit die Anhänger des Christentums weit überholen.
( ).
Aus Mohammeds synkretistischer Verschmelzung unterschiedlicher religiöser
Elemente - auch vielfach aus der israelitischen und christlichen Religion,
in deren Tradition des Prophetentums er sich bewußt stellte -
ist ein militanter, expansionslustiger Monotheismus hervorgegangen,
der seine Herkunft aus der Welt kriegerischer arabischer Nomadenstämme
nicht verleugnen kann. ( ).
Das Weltbild des Islam stilisiert die diesseitige Welt als unablässigen
Kampf zwischen dem »Haus des Friedens«, der »Umma«
des Islam, und dem »Haus des Krieges«, dem Bereich der
Ungläubigen. Wann immer und wo immer möglich müssen
die Ungläubigen unterworfen und bekehrt werden, im Grenzfall
durch den Dschihad, den Heiligen Krieg aller Muslims. Das galt wortwörtlich
seit dem 7. Jahrhundert, als der Islam in einem gewaltigen Anlauf
durch Nordafrika sogar bis nach Spanien expandierte, bis hin zur Vertreibung
der muslimischen Türkei vom Balkan im 19. Jahrhundert. Und es
gilt noch immer, etwa in Nigeria und im Sudan, auf den Philippinen
und in Indonesien, inzwischen dem größten muslimischen
Staat der Erde. ( )
.... Die okzidentale Trennung von Papst und Kaiser, von Religion und
weltlicher Herrschaft, die in Europa im Mittelalter mühsam erkämpft
worden ist und den modernen, säkularisierten Staat erst auf seine
eigene Bahn gesetzt hat, wird vom Islam seit jeher negiert. Alle Dimensionen
des Lebens unterliegen seinem Anspruch nach dem religiösen Gesetz:
der Scharia. Muslimische politische Herrschaft ist gehalten, die Scharia
zu befolgen, in der barbarische Bräuche der arabischen Stämme,
die Steinigung der Ehebrecherin z.B. und das Abhacken der Diebeshand,
bis heute weiterleben. (Hans-Ulrich Wehler, Konflikte zu
Beginn des 21. Jahrhunderts, 2003, S. 61-62). 
Bereits
1990 konnte Peter Scholl-Latour uns berichten, daß am Ende dieses
Zusammenpralls ein Erstarken jener muselmanischen Nationen steht, die durch die
Phraseologie des arabischen Nationalismus vorübergehend in den Hintergrund
gedrängt wurden. Jedenfalls haben viele Politiker in Ägypten, Saudi-Arabien
und Algerien bereits erkannt, daß nicht der Arabismus für sie einen
Ausweg bietet, sondern die Rückwendung zum islamischen Gottesstaat. Die Sehnsucht
nach einem Kalifen als Statthalter Allahs auf Erden lebt auf den Trümmern
des Nationalismus, der ja nur ein Import aus dem Okzident war, wieder auf.
(Peter Scholl-Latour, Das Schwert des Islam - Revolution im Namen Allahs,
1990, S. 24). Bisher hat das Abendland es nicht vermocht, die Ereignisse
des Morgenlandes mit anderen als westlichen Augen zu sehen. .... Ob der rationale
Westen dies anerkennt oder nicht, mächtige Mythen erheben wieder ihr Haupt.
Der Herausforderung der islamischen Revolution wird der Okzident nicht mit Permissivität
begegnen können. Das 21. Jahrhundert wird ein religiöses sein, hatte
der französische Schriftsteller André Malraux verkündet.
(Peter Scholl-Latour, Das Schwert des Islam - Revolution im Namen Allahs,
1990, S. 25).Schon 1989, als der alte kranke Khomeini den sowjetischen
Außenminister Schewardnadse empfing, hätte die Welt aufhorchen
sollen, so Scholl-Latour, denn die Botschaft Khomeinis an Michail
Gorbatschov lautete: Der Kommunismus der Moskowiter sei geistlich und materiell
gescheitert, und nun wäre es doch an der Zeit, daß die Sowjetunion
ihr Heil im Islam suche. Eine surrealistisch anmutende Aufforderung der Bekehrung
zu Allah. Niemand ahnte im Sommer 1989, daß die große Bewegung des
koranischen Bekennertums binnen kürzester Frist auf die schiitischen Muselmanen
des südlichen Kaukasus übergreifen würde. Auf geradezu mystisch
anmutende Weise fiel das Begräbnis Khomeinis mit dem Aufflackern der nationalistischen
und religiösen Volkserhebung in der Sowjetrepublik zusammen. Der Ansturm
der iranischen Revolutionsheere war in den Sümpfen des Schatt-el-Arab liegengeblieben.
Doch jetzt sprang das heilige Feuer nach Norden über. Der islamische Eifer
entzündete sich jenseits des Flusses Arax, der die Grenze zwischen der iranischen
Provinz Aserbeidschan und der kaukasichen Sowjetrepublik gleichen Namens bildet.
... Die kommunistischen Parteibücher wurden verbrannt, und das Antlitz Khomeinis
verdrängte die Bilder des Gottesleugners Wladimir Iljitsch Lenin. (Peter
Scholl-Latour, Das Schwert des Islam - Revolution im Namen Allahs, 1990,
S. 28-29).Es war ein schwerwiegender Fehler westlicher Kommentatoren,
daß sie die islamische Revolution auf die Figur des Ayatollah Ruhollah Khomeini
zu reduzieren versuchten. Hier handelt es sich um ein fast weltumgreifendes Phänomen.
Schon der Prophet Mohammed war sich seiner universalen Mission bewußt. Als
unbekannter und damals noch unbedeutender Anführer einiger Beduinenhorden
hatte er Botschafter an die Großmächte seiner Zeit entsandt. Der Überlieferung
zufolge trafen Emissäre des Propheten beim Kaiser von Byzanz, beim Großkönig
des Sassaniden-Thrones in Persien, beim Koptischen Patriarchen von Alexandrien
ein, um sie aufzufordern, sich der neuen Offenbarung und dem Willen Allahs zu
unterwerfen. Diese Botschaft ist damals abgelehnt worden, aber die drei Herrschaftssysteme,
die da angesprochen waren, sollten später dem großen islamischen Sturm
unterliegen. Das Erwachen des Islam ist kein lokal begrenztes Problem. Über
den Staat Israel sind die Amerikaner unmittelbar tangiert. ( ).
Die Sowjetunion spürt den Umbruch ihrer südlichen Teilrepubliken, die
zum koranischen Glauben zurückfinden. Europa hat längst aufgehört,
das Mittelmeer zu beherrschen. Zwischen dem mediterranen Nord- und Südrand
reißt eine Kluft auf. Von Süden her ist eine Immigrationswelle in Gang
gekommen, die einer Völkerwanderung gleicht. (Peter Scholl-Latour,
Das Schwert des Islam - Revolution im Namen Allahs, 1990, S. 29).Am
Anfang einer jeden Betrachtung über die islamische Revolution steht die Frage
der Existenz Israels. Das Verhältnis der Muslime zu den Juden war von Anfang
an gespannt. In der Eröffnungssure des Korans werden die Christen - relativ
harmlos - als Irrende dargestellt. Hingegen spricht Allah von den Juden als denjenigen,
denen er zürnt: »Ma'dub alaihi«. ( ).
Wer von Mohammed und seinen Ursprüngen redet, kann nicht umhin, einen Blick
auf das Gelobte Land zu werfen und auch auf Jerusalem, die »Stadt aus Gold«,
wie die Israeli heute singen. Auf arabisch trägt Jerusalem schlicht den Namen
»El Quds« - die Heilige. Aus der islamischen Offenbarungsgeschichte
ist sie ebensowenig wegzudenken wie Mekka und Medina. .... Für die Muslime
bezeichnet die Moschee El Aqsa den Ort, an dem der Prophet Mohammed auf dem Fabeltier
Buraq in den Siebten Himmel erhoben wurde. In jener Nacht des Schicksals wurde
ihm die erhabenste göttliche Botschaft zuteil. Nicht nur für die Palästinenser
und für die Araber, für den gesamten Islam ist der Besitz Jerusalems
deshalb unverzichtbar. Der koranischen Lehre zufolge haben hier die Stammväter
Ibrahim und Ismail präzise an dieser Stelle, wo sich heute die goldene Kuppel
des Felsendoms erhebt, ihr Sühneopfer dargebracht. Hier soll auch der Prophet
Isa, ein Vorläufer Mohammeds - die Christen nennen ihn Jesus und verehren
ihn als Sohn Gottes -, eines Tages auf den Wolken erscheinen und den Tag des Jüngsten
Gerichts »Yaum ed din« ankündigen. (Peter Scholl-Latour,
Das Schwert des Islam - Revolution im Namen Allahs, 1990, S. 29-30).  Mohammed
bewährte sich als Feldherr. Aus den Suren des Koran klingt eine ganze Folge
von eindeutigen Appellen an die Gläubigen. Sie sollen auf dem Weg Allahs
streiten, sie sollen töten und getötet werden, um der gerechten Sache
willen. Dann winken ihnen die himmlischen Gärten des Paradieses. Nicht nur
durch Feuer und Schwert, auch durch die Predigt der Schriftgelehrten und die bereitwillige
Unterwerfung ungläubiger Völkerschaften unter das Gesetz Allahs hat
sich der Islam in aller Welt verbreitet und schreitet weiter fort. .... Vor allem
in Afrika ist der Islam weiter im Vormarsch. ( )
.... Bis zum Kongo und bis tief in den Süden Mosambiks sind die islamischen
Missionare - meist handelt es sich um Händler, die den Koran predigen - vorgestoßen.
(Peter Scholl-Latour, Das Schwert des Islam - Revolution im Namen Allahs,
1990, S. 58-59). Der Erfolg
des Islam bei den Schwarzen liegt zum großen Teil an der Einfachheit seiner
Lehre. Er wird zudem als eine antikolonialistische Botschaft betrachtet. Nur wenige
Afrikaner scheinen sich daran zu erinnern, daß der Sklavenhandel, der zu
Recht den weißen Eroberern angelastet wird, auch im arabisch-islamischen
Raum von Anfang an in mindestens ebenso schrecklicher Form gewütet hat. Im
Arabischen bezeichnet das Wort Abid sowohl den Neger als auch den Sklaven. ....
Hier sollte immerhin vermerkt werden, daß die koranische Botschaft auch
jenseits des Atlantik in Nordamerika Fuß gefaßt hat. Die dortige schwarze
Protestbewegung hat der militanten Oraganisation »Black Muslims« einen
beachtlichen Raum überlassen müssen. (Peter Scholl-Latour, Das
Schwert des Islam - Revolution im Namen Allahs, 1990, S. 59).Die
US-Amerikaner sind von Anfang an, seit ihren ersten Expansionskriegen ( )
eines der kriegerischsten Völker gewesen, das die Erde je gesehen hat, so
Franz Uhle-Wettler. ( ).
Und zum Selbstverständnis der USA gehört die unerschütterliche
Überzeugung, god's own country (»Gottes eigenes Land«)
zu sein. Wer ihnen entgegentritt, verficht also nicht Interessen, die mit amerikanischen
Interessen kollidieren, sondern er ist a priori böse. Deshalb brauchen
seine Argumente nicht geprüft zu werden. (Franz Uhle-Wettler, Der
Krieg wird weitergehen, in: Junge Freiheit, Die Tragödie des Westens,
2001, S. 16-17).Der Umgang deutscher Politik mit dem organisierten
Islamismus ist ... geprägt von gnadenloser Verharmlosung und von bodenlosem
Leichtsinn. Ich denke, es ist dabei grundfalsch, allein den Sicherheitsdiensten
Schuld zuzuschreiben. Häufig ist es so gewesen, daß diese Dienste aufgrund
von Mitteln der Elektronik, zum Teil auch über eingeschleuste Agenten, über
zuverlässige Informationen verfügen, um die Gewaltbereitschaft und fanatische
Verhetzung von Islamisten in Deutschland nachzuweisen. Aber die politische Führung
wollte das nicht hören, beziehungsweise wolle daraus keine Konsequenzen ziehen.
Dabei ging es immer um wirtschaftliche Interessen und um Unterordnung unter die
amerikanische Globalpolitik. Dort, wo die amerikanische Globalpolitik das Bündnis
mit Saudi-Arabien, mit Pakistan, mit der Türkei in den Mittelpunkt stellte,
durften die vorliegenden Erkenntnisse gegen islamistische Organisationen nicht
umgesetzt werden in konkrete Schritte der Abwehr. (Rolf Stolz, Gnadenlose
Verharmlosung, in: Junge Freiheit, Die Tragödie des Westens, 2001,
S. 49).Wir nehmen ... wie selbstverständlich
an, unsere Auffassung von Menschenrechten sei universal. Und das ist eben nicht
so. Die Einsicht in unsere Menschenrechtsidee kann man von Moslems oder Konfuzianern
nicht erwarten. Selbst bei uns sind diese Werte ja nicht so ewig wie gerne dargestellt.
Auch wir revidieren unsere Werte immer wieder. (Peter Scholl-Latour, Die
Amerikaner werden diesen Feldzug nicht gewinnen, in: Junge Freiheit, Die
Tragödie des Westens, 2001, S. 62).Wie
selbstverständlich nehmen besonders die USA an, sie seien die Welt. Die USA
neigen mehr als andere westliche Staaten dazu, die eigene Identität
mit der der ganzen Welt zu verwechseln, so die Inderin Suzanna Arundhati
Roy. ( ).
Die meisten Menschen wollen weder etwas mit dem Staatsterrorismus der USA noch
mit dem Terrorismus der Islamisten zu tun haben. Und die »internationale
Allianz« ist einfach die Gruppe der reichsten Länder der Welt, unter
ihnen die Hersteller beinahe sämtlicher Waffen in der Welt, die in ihrer
jüngsten Geschichte auf der ganzen Welt furchtbaren Terror über die
Menschen gebracht haben. (Suzanna Arundhati Roy, Freiheit für
die einen ist Sklaverei für die anderen, in: Junge Freiheit, Die Tragödie
des Westens, 2001, S. 96).Wir müssen aufpassen, wenn wir in
Zukunft unsere Form nicht verlieren wollen, wenn wir nicht wollen, daß unser
Elan, daß unsere Dynamik, die im Vergleich mit allen anderen Kulturen eine
noch nie dagewesene Dimensioninalität darstellt, uns nicht abhanden kommt.
Das wohl Schlimmste wäre, daß wir in Zukunft, z.B. im 23. Jahrhundert,
unsere Geschichte vergessen haben könnten. ( ).
Wir müssen uns auch selbst auf der Rechnung haben, trotz und noch mehr wegen
der Tatsache, daß nicht nur wir, sondern auch der Rest der Welt überzeugt
ist, daß die abendländische Geschichte die einzige ist, die in ihrer
Periodizität mehr Linearität als reine Kreisbewegungen zeigt, was z.B.
Scholl-Latour so ausdrückt: Im Gegensatz zur europäischen Geschichte,
die sich linear entwickelte und bis auf den heutigen Tag den Fortschrittsglauben
hochhält, scheint sich die islamische Entwicklung in einem ständigen
Kreislauf zu bewegen. Nicht erst der Orientexperte Arnold Toynbee hat diese Gesetzmäßigkeit
aufgezeichnet. (Peter Scholl-Latour, Das Schwert des Islam - Revolution
im Namen Allahs, 1990, S. 88-89). Und in seiner Studie zur Weltgeschichte,
die den Gang der Weltgeschichte - Aufstieg und Verfall - beinhaltet, knüpfte
Toynbee an Spengler an.  Das
Abendland zeigt bereits heute die Tendenz zu den Formen, die Spengler schon 1917
prognostiziert hat: Erste Cäsaren (Früh-Cäsaren),
d.h. immer mehr Privatgeschichte, private Schicksale, privater Ehrgeiz bis zu
den wüsten Fehden der Cäsaren, die um den Privatbesitz der Welt
kämpfen. Solche Kriege sind Privatkriege, furchtbarer als alle Staatenkriege,
weil sie formlos sind. Denn der Weltfriede - der oft schon dagewesen ist - enthält
den privaten Verzicht der ungeheuren Mehrzahl auf den Krieg, damit aber auch die
uneingestandene Bereitschaft, die Beute der andern zu werden, die nicht verzichten.
(Ebd., S. 1106). Spengler praktizierte die Methode der Analogie auf konsequente
Weise, aber er war deshalb kein Hellseher oder Wahrsager,
obwohl dies seine neidischen Kritiker behaupten! Privatpolitik
bedeutete in der Antike auch, daß man Privatarmeen hatte. Jedenfalls ging
es nicht mehr um Parteienpolitik, sondern um private Interessen einer politischen
Machtperson, die die eigenen politischen Vorstellungen auf die große Weltmachtpolitik
projizierte und abstimmte sowie, je nach Freunden, d.h. Geldgebern, diese auch
durchsetzte. So besaß z.B. Pompeius (106-48) im Jahre 66 v. Chr.
bereits 8 Legionen: Diese waren ihm ergeben bis zum letzten, und so hielt
er in seiner Hand eine Macht, wie sie vor ihm niemand in Rom jemals besessen hatte.
( ).
Schon Sulla (138-78) hatte ja aufgezeigt, wie wenig sich diese neuen Armeen
... um die res publica kümmerten und wie viel um die Herren, die sie
führten und beschenkten. .... Die Basis zu einer soliden und dauerhaften
Macht lag freilich nicht nur in der Stärke, die sich auf treu ergebene Veteranen
stützte, sondern auch im Reichtum. Wie allgemein bekannt, behauptete M. Crassus
(115-53), niemand sei wirklich vermögend, der nicht in der Lage sei, eine
Legion allein zu besolden. ( ).
Daß die Parteien nur noch an der Oberfläche wichtig waren, versteht
sich von selbst. Das heißt aber nicht, daß sie unwichtig waren: Oberflächen
sind in Zeiten der Zivilisation sehr wichtig, weil sie der Ablenkung, Meinungsbildung
und -lenkung, der Täuschung und Einbildung dienen. Tatsächlich sind
die Parteien jedoch keine echten Oppositionen mehr, sondern politisch von diesen
Privatpersonen völlig abhängig. Diese Tendenz ist im heutigen Abendland
schon zu beobachten, die Spitze dieses politischen Berges ist aber noch längst
nicht erreicht. Außerdem muß berücksichtigt werden, daß
sich die abendländische Cäsarismus-Variante nicht so populär
wie in der Antike, sondern auf esoterisch äußert. Bekannt ist
dennoch, daß schon heute in den abendländischen Staaten (im Nordwesten:
in Nordamerika und Westeuropa) die Parteien kaum noch unterscheidbar sind, und
Vermutungen über diesen oder jenen Privatpolitiker immer häufiger geäußert
werden. Erwähnt zu werden braucht nicht, daß die Privatisierungen ehemaliger
Staatsdienste seit 1989 enorm zugenommen haben.In den USA wird das weltweite
Hegemonialmonopol besonders von den dortigen Neokonservativen als ein unveräußerliches
Postulat angesehen. Noch schafft die Ostasien überlegene Wirtschaft
der USA eindeutige Fakten ( ).
Die USA-Demographie ist positiv, dagegen die EU-Demographie negativ ( ).
Die Europäer, so hofft besonders die derzeitige Bush-Administration, lassen
sich auf Grund ihrer internen Querelen, die es zu schüren gilt, auf niedrigerem
Niveau halten. Aber China könnte mit seinen ca. 1,3 Milliarden Menschen ( )
für die USA zum einzigen ernst zu nehmenden Konkurrenten werden. Die
wirtschaftlich-industriellen Fortschritte im Reich der Mitte sind phänomenal,
und die dortige Weltraumtechnik ... wäre auch in der Lage, das sakrosankte
Territorium der USA mit nuklearbestückten Interkontinentalraketen zu erreichen.
.... Würde eine Hegemonialmacht, die in Vietnam versagte, die Torheit begehen,
sich zu Lande mit dem gigantischen Drachen am Westrand des Pazifik in einen Kampf
auf Leben und Tod einzulassen? .... Die Zeit arbeitet für dieses neu
entstandene, unbesiegbare Imperium, dessen Wirtschaftsmetropole Shanghai weder
mit Singapur noch mit Tokio rivalisieren will, sondern mit New York. (Peter
Scholl-Latour, Weltmacht im Treibsand, 2004, S. 46-47).Die
zweite Religiosität erscheint in allen Zivilisationen, sobald diese
zur vollen Ausbildung gelangt sind und langsam in den geschichtslosen Zustand
hinübergehen, für den Zeiträume keine Bedeutung mehr haben. Daraus
ergibt sich, daß die abendländische Welt von dieser Stufe noch um viele
Generationen entfernt ist. Die zweite Religiosität ist das notwendige Gegenstück
zum Cäsarismus, der endgültigen politischen Verfassung später Zivilisation.
Sie wird demnach in der Antike etwa von Augustus an sichtbar, in China etwa mit
Schi Hoang-ti. .... Die ganze Welt der primitiven Religion dringt mächtig
wieder hervor in einem volkstümlichen Synkretismus, der auf dieser Stufe
keiner Kultur fehlt. .... Die zweite Religiosität entsteht nicht durch Aufbau
oder Entfaltung einer Idee (wie die erste Religiosität); vielmehr enthält
die zweite, nur anders erlebt und ausgedrückt, den Bestand der ersten Religiosität.Zuerst
verliert sich der Rationalismus, dann kommen die Gestalten der Frühzeit zum
Vorschein,zuletzt ist es die ganze Welt der primitiven Religion, die vor den großen
Formen des Frühglaubens zurückgewichen war und nun ineinem volkstümlichen
Synkretismus, der auf dieser Stufe keiner Kultur fehlt, mächtig wieder hervordringt.
... Damit sind die Möglichkeiten der Physik als des kritischen Weltverstehens
erschöpft, und der Hunger nach Metaphysik meldet sich wieder. (Oswald
Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922; S. 941-942).Für
die Zukunft des Abendlandes kann man also getrost einen Synkretismus prophezeien,
der seine schleichende Gangart auf eine marschierende Offensive umstellen wird.
Welche Religion, ob z.B. Judentum-Orthodoxie, Christentum-Orthodoxie, Islam-Orthodoxie,
Buddhismus, Hinduismus oder sogar Primitiv-Religion, das Abendland am meisten
beeinflussen wird oder sogar meherere Religionen, ist eine noch offene Frage.
Daß das Abendland auf eigenen Wegen bleiben wird, ist zwar nicht auszuschließen,
aber eher unwahrscheinlich. Synkretismus ist eine Vermischung verschiedener Religionen
oder auch nur einzelner ihrer Phänomnene. Indem der Synkretismus Bestandteile
aus verschiedenen Religionen unter einem ganz bestimmten Prinzip der Auswahl zusammenfaßt,
zeigt er Intentionen zur religiösen Harmonisierung. Da also hierzu immer
mehr als eine Seite gehört, bleibt abzuwarten, ob das Abendland ein Seinerseits
oder ein Andererseits bevorzugen wird. Zur Zeit jedenfalls erlaubt
es sich noch den Luxus, sich vom Andererseits angezogen zu fühlen.
Die Konsequenzen
aus der Einführung des Begriffs Verwöhnung
ins moralische Feld reichen weit. .... Tatsächlich, Gerechtigkeit ohne Großzügigkeit
ist Ressentiment; Großzügigkeit ohne den Willen zur Proliferation der
Verwöhnung bleibt Egoismus. Freiheit bedeutet daher: den Egoismus der Anderen
bejahen können. Die Endlichkeit der Freiheit zeigt sich nun freilich darin,
daß auch der Großzügige sich früher oder später gegen
den Expansionismus der fremden Freiheit zur Wehr setzen muß. Wenn wir ...
noch gar nicht wissen, was der verwöhnte Körper zu werden vermag, ahnen
wir doch, welche Konflikte zwischen den Trägern entwickelter Verwöhnungen
und den Prätendenten auf künftige Teilhabe an Verwöhnungsmitteln
bevorstehen. Von diesen bilden die Immigrantenströme, die Zugang ins große
Treibhaus fordern, die milderen Vorboten. (Peter Sloterdijk, Sphären
III - Schäume, 2004, S. 807). |
Globalisierung sei ein immer auch von Protest begleiteter Vorgang,
so hört man. Das ist auch richtig. Aber der Protest gegen die
Globalisierung ist auch die Globalisierung selbst .... Die weltweite Bewegung
der sogenannten Globalisierungsgegner bietet durch ihr bloßes Bestehen
den Beweis für die Unhintergehbarkeit des neuen status quo.
Indem die Kritiker auf Dysfunktionen des Weltsystems hinweisen, bezeugen
sie sein Funktionieren. Ebensowenig könnten Gegner der Erdrotation
sich dem Schicksal entziehen, den täglichen Umlauf des Bodens unter
ihren Füßen mitzumachen. .... Die naive Annahme einer potentiellen
Offenheit aller für alle wird von den Globalisierungstatsachen ad
absurdum geführt. Im Gegenteil, die unvermeidliche Endlichkeit
des Interesses von Menschen für Menschen wird im Gang der Weltvernetzung
immer offenkundiger - es verändert sich nur der moralische Akzent,
und zwar in Richtung auf die Forderung nach zunehmender Belastbarkeit
trotz steigender Entnervung. Man sollte nicht überrascht sein, wenn
sich zeigt, wie mit fortschreitender Weltvernetzung die Symptome der Misanthropie
anwachsen. Wenn Menschenfurcht eine naturwüchsige Antwort auf unwillkommene
Nachbarschaft bedeutet, läßt sich angesichts der erzwungenen
Fernnachbarschaften der meisten mit den meisten eine misanthropische Epidemie
ohne Beispiel vorhersehen. Das wird nur jene in Erstaunen setzen, die
vergessen haben, daß die Ausdrücke »Nachbar« und
»Feind« herkömmlich nahezu Synonyme waren. (Peter
Sloterdijk, Sphären II - Globen, 1999, S. 1003 und ders.,
Im Weltinnenraum des Kapitals, 2005, S. 21 8-220 und S. 239).
Die Gegner der
Globalisierung (des Abendlandes) verstärkten ihre Proteste seit etwa 2000
immer mehr. Und ausgerechnet Papst Johannes
Paul II. rief im Heiligen Jahr 2000 die Gläubigen auf, der Globalisierung
der Wirtschaft ( )
eine Globalisierung der menschlichen Solidarität entgegenzusetzen.
Dieser Papst konnte ja auch nicht wissen, daß er so mit der kirchlichen
Tradition brach und sogar, als wäre er ein Ketzer, die Geschichte
der abendländische Kultur, also auch die Geschichte der abendländischen
Kirche, stark in Verruf brachte. Alle Päpste vor ihm hatten auch weltliche
Politik betrieben! War Papst Johannes Paul II. wirklich nur ein Polenpapst
? Vielleicht gab es auch darum diesen ungeheuren Protest beim Weltwirtschaftsforum
in Davos ( )
im Januar 2001 sowie bei der Konferenz der amerikanischen Staats- und Regierungschefs
in Quebec im April und Mai 2001. Spätere Treffen, z.B. der G7,
wurden in entlegenen Orten abgehalten, doch der Protest der Gegner (Attac
u.a.) ging weiter. Das Gegenstück
zum Weltwirtschaftsforum ist das Weltsozialforum - so wie bekanntlich das Gegenstück
zum Kapitalismus der Kommunismus (Sozialismus) ist. Attac setzte sich
nach seiner Gründung (11./12.12.1998) zunächst insbesondere für
eine stärkere Aufsicht über die Finanzmärkte auch durch die Einführung
der so genannten Tobin-Steuer, einer Devisen-Umsatzsteuer auf internationale Geldströme
mit hochspekulativen Charakter, und die Entschuldung der Entwicklungsländer
ein. Mit Anwachsen der globalisierungskritischen Bewegung und seit den schweren
Ausschreitungen während des EU-Treffens im Juni 2001 in Göteborg und
des G7-Gipfels in im Juli 2001
in Genua erhielt das Netzwerk vermehrten Zulauf. Nach den Miltiärangriffen
der USA auf Afghanistan ab Oktober 2001 erweiterte sich die Bewegung um das pazifistische
Spektrum. An dem 4. Weltsozialforum in Bombay (16.-21.01.2004) nahmen rund 100000
Teilnehmer aus 130 Ländern teil. (Entstanden war ja das Weltsozialforum 2001
als Gegeninitiative zum Weltwirtschaftsforum von Davos ).
Das Weltsozialforum war bewußt vom brasilianischen Porto Alegre ins indische
Bombay verlegt worden, um den Anspruch von Attac, ein globalisierungskritisches
Netzwerk zu sein, Ausdruck zu verleihen. Für Attac ist die einzig akzeptable
Globalisierung die weltweite Vernetzung der Menschen zur Durchsetzung politischer
Freiheit und sozialer Gerechtigkeit (gibt es denn auch eine unsoziale Gerechtgkeit
?).Attac zog am Ende des 4. Weltsozialforums eine positive
Bilanz: entstanden waren nämlich neue Netzwerke zu den Themen Steuerflucht
und Kapitaltransfer; außerdem hatte sich eine Initiative zur Gründung
von Attac-Indien gebildet. Es wurde ein internationaler Aktionstag gegen die Besetzung
des Irak ausgerufen. Bereits am 6/7.02.2004 hatten etwa 10000 Attac-Anhänger
anläßlich der in München stattfindenden Konferenz für Sicherheitspolitik
demonstriert: gegen eine weitere Militarisierung der EU (!?!?).Im
Vorfeld der Wahlen zum EU-Parlament (13.06.2004) startete Attac eine Kampagne
zur Unterstützung der Tobin-Steuer ( )
auf EU-Ebene. Witere Kampagnen richteten sich gegen das General Agreement
on Trade in Services (GATS) und gegen Steuerparadiese. Das Abkommen
der Welthandelsorganisation (WTO), das unter anderem auf Liberalisierung und Privatisierung
von Dienstleistungen - inklusive Bildung, Kultur, Gesundheitsvorsorge
und Wasserversorgung - abzielt, sieht Attac verantworlich für die Aushöhlung
sozialer Dienstleistungen. Die Initiative gegen Steuerparadiese soll Steuergerechtigkeit
zwischen multinationalen und kleinen Unternehmen wie auch zwischen Kapital- und
Arbeitseinkommen herstellen. Aus dem ehemaligen real existierenden Sozialismus
ist also ein real existierendes Weltsozialforum geworden - der Unterschied
zwischen beiden ist lediglich, daß die Initiative zur Welt-Revolution
nicht mehr von Staaten, sondern von Weltnetzwerken ausgehen soll -, ansonsten
ist es derselbe alte Traum. Was unsere Kulturgeschichte angeht, so ist auch diese
Reaktion (und die westlichen Globalismus-Gegner sind ja
selbst auch Globalisten) ein Indiz dafür, daß im Abendland - auch Westen
genannt - die Globalismus-Phase (22-24)
bereits begonnen hat. Diese Phase ist offener als jede andere. ( ).
Natürlich ist der Protest gegen den Globalismus auch der Globalismus selbst;
für Sloterdijk gehört er sogar zur unvermeidlichen und unentbehrlichen
Immunreaktion der lokalen Organismen gegen die Infektionen durch das höhere
Weltformat. ( ).
Es ist dasselbe alte Spiel: Verlierer solidarisieren sich gegen Sieger, um im
Falle eines Erfolges ihrer Gerechtigkeitsforderungen noch größere Ungerechtigkeiten
durchzusetzen. Der Unterschied zwischen Siegern und Verlierern ist noch nie beseitigt
worden - allenfalls relativiert -, doch ist er längst wieder absoluter geworden
und wird sogar noch absoluter werden; und diese Reabsolutierung ist es, die uns
Anlaß dazu geben muß, z.B. in Erinerung an Nietzsches Wort Wiederkehr,
die Probleme der Verlierer auch ernst zu nehmen. ( ).
Wer jedoch die Verhältnisse nur umkehren will, der will die Gerechtigkeit
nur für sich und bereitet dadurch noch mehr Menschen noch mehr Ungerechtigkeit.
Es kann also nur um Relativierung gehen, und die muß primär ausgehen
von den Siegern, den Führern im Abendland, im sogenanten Westen.Heute
läuft der Westen (das Abendland) Gefahr, daß der »Krieg gegen
das Böse«, den Präsident George W. Bush
( )
zur Vernichtung des weltweiten Terrorismus in Gang brachte und dem keine zeitlichen
oder geographischen Grenzen gesetzt sind, zur »Mutter aller Lügen«
wird. (Peter Scholl-Latour, Kampf dem Terror - Kampf dem Islam?,
2002, S. 9). Ich belehre nicht, ich erzähle, war der Grundsatz von
Montaigne
(1533-1592), und Leopold von Ranke
(1795-1886) wußte: Der Historiker muß alt werden, da man große
Veränderungen nur verstehen kann, wenn man persönlich welche erlebt
hat. ( ).
Darf man also feststellen, daß auch das Ende der NATO naht? Und wie
? Die Osterweiterung der NATO wird sich als Rammbock
gegen die immer noch höchst fragile EU erweisen. ( ).
Die neuen bzw. künftigen Mitglieder der Allianz (die meisten Länder
des ehemaligen Ostblocks) richten sich ohnehin militärisch weit stärker
auf Washington aus als auf Brüssel oder gar Berlin oder Paris. .... Der von
Washington seit Jahrzehnten propagierte »zweite europäische Pfeiler«
der NATO beruhte von Anfang an auf bewußter Irreführung. Eine auch
nur begrenzte Eigenständigkeit der europäischen Verteidigung wurde mit
allen Mitteln hintertrieben. Jeder Versuch eines Alleingangs (z.B. atomare Nuklear-Abschreckung)
stieß sofort auf rigorosen Widerspruch aus Washington. Die Abhängigkeit
sollte ... bleiben. .... Die Bundeswehr kommt an einer Reorientierung nicht vorbei,
die weit über die vorliegenden Reformpläne hinausgeht. .... Ein abwehrfähiges
Europa von morgen könnte sich allenfalls auf einen eng begrenzten Kreis von
Partnern beschränken. .... Die Europäer sind weit verwundbarer als die
durch zwei Ozeane getrennten Vereinigten Staaten von Amerika. .... Kurzum, alle
Prämissen eines fatalen »Untergangs«
sind gegeben. So unrecht hatte Oswald Spengler
wohl nicht. (Peter Scholl-Latour, Kampf dem Terror - Kampf dem Islam
?, 2002, S. 45-48).- (Globale Expansion) - Mein
Land begrüßt die wachsende Einigung Europas und ... (es liegt
am Öl
?) daß Amerika und die Europäische Union Sicherheit und Gerechtigkeit
anstreben. Wir sind nicht deshalb hunderte von Kilometern ins Herz des Irak
vorgedrungen, haben nicht deshalb bittere Verluste erlitten und 25 Millionen
Menschen befreit, um vor einer Bande von Gangstern und Attentätern zurückzuweichen.
Wir werden dem irakischen Volk helfen, ... ein friedliches und demokratisches
Land aufzubauen. Indem wir es tun, verteidigen wir unser Volk vor der Gefahr.
(G.W. Bush,
19.11.03) In den Vereinigten Staaten ist der Islam die am stärksten
wachsende Glaubensgemeinschaft. .... Schon im Jahr 2010 soll es in den Vereinigten
Staaten mehr Muslime als Juden geben. (Udo Ulfkotte, Propheten des Terrors,
2001, S. 44). Gelobt sei Jesus Christus - diese Worte und auch das
Kreuzzeichen wirken auf immer mehr Abendländer nicht nur unzeitgemäß,
sondern geradezu lächerlich, konstatiert Peter Scholl-Latour, denn er weiß,
daß z.B. deutsche Minister es beim Amtseid mehrheitlich vermeiden, den Zusatz
so wahr mir Gott helfe anzufügen. Dagegen fällt es schon
schwer, sich einen Senator der USA vorzustellen, der die Beteuerung so help
me God verweigerte. Die Europäer sind offenbar keiner religiösen
Überzeugung mehr fähig (das beklagen nicht nur Moslems, sondern sogar
die Amerikaner!). War das antike Griechenland das erste antike Opfer der (kulturellen)
Pseudomorphose bzw. des (religiösen) Synkretismus, so ist das abendländische
Europa das erste abendländische Opfer der (kulturellen) Pseudomorphose bzw.
des (religiösen) Synkretismus. Was es z.B. bedeutet, wenn die Türkei
Vollmitglied der EU würde, kann man sich leicht vorstellen, und die USA unterstützen
mit guten Gründen (Islamismusgefahr bekämpfen, Ölleitung
sichern!) die EU-Vollmitgliedschaft der Türkei - dabei ist sie nicht nur
kulturhistorisch ( ),
sondern auch geographisch Nonsens: Anatolien ist Klein-Asien und nicht Klein-Europa.
(Peter Scholl-Latour, Kampf dem Terror - Kampf dem Islam?, 2002, S. 51).
So verhält es sich auch mit Rußland ( ).
Und natürlich auch mit Israel, doch die Totengräber des Abendlandes
wünschen sich den Synkretismus bzw. die Pseudomorphose geradezu herbei und
verniedlichen den Prozeß mit der doch nur verräterischen Worthülse
Multi-Kulti. 
Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle,
in welchen eine fremde Kultur so mächtig über dem Lande liegt, daß
eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner
Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht einmal zur vollen Entfaltung
ihres Selbstbewußtseins gelangt. (Oswald Spengler, Der Untergang
des Abendlandes, 1918-1922, S. 784).
Sämtliche Strömungen (auch die katholisierenden, auch sogar
die nihilisierenden) der aktuellen Politik im westlichen Kontinental-Europa
stehen in einer Linie mit den neuen Pragmatismen, die Europa endlich auf
den Kurs einer ideologiefreien Marktwirtschaft anglo-amerikanischen Typs bringen
wollen. .... Beim Übergang vom Existentialismus zum Konsumismus erreichten
die Europäer die noch immer anhaltende Nachkriegs-Nichtigkeit. Durch ihren
Aufenthalt im chronischen Nuklearismus hatte sich bei vielen von ihnen ein extremer
Grad der Empfindung für die Entwertung aller Dinge eingespielt. .... Jeder
Zeitgenosse jener Jahre wird für den Rest seiner Lebenszeit vom nuklearen
Nihilismus imprägniert bleiben. (Peter Sloterdijk, Falls Europa
erwacht, 1994, S. 16 und 18f.). -
Postmoderne Kondition - Du hast nur dieses Leben, also friß
dich selber auf, laß nichts von dir übrig, die Reste kommen in den
schwarzen Plastiksack. Wir treiben auf dem Ozean der Appetite, Erlebnisbereitschaft
hat die Welt entgrenzt. Zwar haben die letzten Konservativen sich Reste eines
unzeitgemäßen Glaubens an den Geist ernster Missionen und objektiver
Aufgaben bewahrt; die Mehrheiten sind längst zur glaubenlosen Internationale
der Endverbraucher konvertiert. (Peter Sloterdijk,
Falls Europa erwacht, 1994, S. 20f.). In
den USA kam nach dem 11. September 2001 nicht ein einziges Mal die elementare
Erkenntnis zur Sprache, daß der Terrorismus kein Gegner, sondern ein
modus operandi, eine Kampfmethode, ist, die sich sofort über beide
Seiten eines Konflikts verteilt - weswegen »Krieg gegen den Terrorismus«
eine Nonsensformulierung darstellt. Ein einzelner Terrorakt bildet nie einen
absoluten Anfang. Jeder Terroranschlag versteht sich als Gegenangriff (in
einer Serie, die jeweils als vom Gegner eröffnet beschrieben wird). Deswegen
ist Terrorismus selbst antiterroristisch verfaßt. .... Der Terror expliziert
die Umwelt unter dem Aspekt der Verletzbarkeit; der Ikonoklasmus expliziert die
Kultur aus der Erfahrung ihrer Parodierbarkeit; die Wissenschaft expliziert die
erste Natur unter den Gesichtspunkten ihrer Ersetzbarkeit durch prothetische Geräte
und ihre Integrierbarkeit in technische Verfahren. (Peter Sloterdijk, Luftbeben,
2002, S. 25 und 107). -
Viktimologischer Luxus - Eine Vorzugsbehandlung genießen
bei uns gemäß der Viktimologie ja die Vertreter nichtkonventioneller
Lebensstile, homosexueller Orientierung sowie Zuwanderer aus der 2. und 3.
Welt, denn, so die Viktimologie, sie seien systematisch diskriminierte
Minderheiten, die unser Therapiestaat zu schützen habe vor der
Mehrheit als dem bösen Tätervolk - und das, obwohl bei uns
schon längst der Kult der Schuld etabliert ist und kaum noch
jemand wagt, Minderheiten anzugucken oder gar anzusprechen, denn es könnte
sich ja dabei um Diskriminierung, Rassismus o.ä.
handeln. Der Verwaltungsstaat beruft sich auf die Leiden der angeblich Benachteiligten,
um einen Kampf gegen die traditionellen Moralvorstellungen der Mehrheitsgesellschaft,
ihre »Vorurteile«, zu führen. Traditionelle Familienformen löst
der Wohlfahrtsstaat auf und schafft sich eine Klientel atomisierter, abhängiger
Individuen. Die Folge ist eine Kultur- und Moralrevolution, die aber nicht von
subversiven Gruppen, etwa den Intellektuellen, ausgeht, wie viele Konservative
stets glaubten, sondern zentrales Projekt des therapeutischen Verwaltungsstaats
ist, behauptet Gottfried ( ).
Als Instrumente des revolutionären »social engineering« dienen
Wohlfahrtsprogramme für ausgesuchte Minderheiten und »Opfer«-Gruppen,
in den USA besonders »affirmative action«, außerdem auch Antidiskriminierungsgesetze,
die traditionelle liberale Grundfreiheiten aushebeln und durch Gesinnungskontrolle
ersetzen. (Felix Menzel, Die alte Vision von der geplanten Gesellschaft,
in: Junge Freiheit, 25.03.2005 ).
Die Dekadenz ist mittlerweile so weit, daß schon als Verbrecher gilt, wer
innerhalb einer Nation einer Mehrheit angehört. Eine nationale Mehrheit ist
auf übernationaler Ebene wahrscheinlich und auf globaler Ebene garantiert
eine Minderheit, und weil die Macht seit längerem schon nicht mehr von den
Nationen, sondern vom Globalsystem ausgeht, dem die Nationen zu gehorchen haben,
kann das altbewährte Spiel eben doch reibungslos weitergehen: Mächtige
fressen Ohnmächtige, Große fressen Kleine, Masse frißt Einzelne,
Mehrheit frißt Minderheit .... |
 | | D a s
O p f e r ( f ) l o g
d i r e k t i n d a s
O p f e r . | Im
moralischen Raum unserer Überfluß-Gesellschaft hat sich
ein neuartiger viktimologischer Luxus entfaltet. Zu dessen Durchsetzung
und Verzweigung trägt ein Medienverbund aus korporativen Verbänden,
Anwaltskanzleien, Kulturwissenschaften und Moralfeuilletonisten das Nötige
bei. Die Luxusviktimologien beruhen auf der Entdeckung, daß die moralische
Sensibilität der Öffentlichkeit in der Superinstallation eine symbolische
Ressource ist, die sich materiell bewirtschaften läßt. Weil Helden
nach der Aufklärung nur noch als Opfer möglich sind, muß der Ehrgeiz
den Umweg über den Viktimismus nehmen. Dies gilt für Einzelne wie für
Korporationen und Staaten. Unzählige wetteifern mit amateurischen und professionellen
Mitteln um den Vorzug, sich auf diversen Bühnen als Opfer präsentieren
zu dürfen - besser noch als Super-Opfer, als Angegriffener der Angegriffenen,
als Jude der Juden, als Paria der Parias, als Verdammter der Verdammten dieser
Erde. .... Sogar Weltmächte schrecken nicht davor zurück, nach den viktimologischen
Prämien zu greifen: Das politische Gebaren der Bush-Administration in den
Vereinigten Staaten von Amerika seit dem 11. September 2001 zeugt für das
geschichtliche Novum, daß eine Supermacht sich bei gebotener Gelegenheit
als Superopfer auszugeben beschlossen hat - eine Position, die unabsehbare politische
Risiken in sich birgt, um von den moralischen Disproportionen nicht zu reden.
... Von den USA ausgehend, wo victimspeak seit den 1970er Jahren Verkehrssprache
ist, macht sich der aggressive Sensibilismus der Opferstatuskulturen im Klima
des gesamten Wohlstandstreibhauses bemerkbar ( ). .... Aber es versteht sich, daß diese Phänomene außer psychologischen
Motiven massive ökonomische Gründe haben. (Peter Sloterdijk, Sphären
III - Schäume, 2004, S. 841-842). Der viktimistische Schadensersatzprozeß
ist zu einer der größten Säulen der Umverteilung geworden und
breitet sich immer mehr aus, besonders intensiv über die Advokato-Mediokratie.Übertriebene
Umverteilung aber, das lehrt die Geschichte, führt über den Stau in
den Bankrott - eine Pleite, die keinem hilft, außer denjenigen, die sowieso
immer für ein Dagegen zu haben sind, weil sie es stets meinen
zu verspüren. Diese Erfolglosen sind im Reich
des Kapitals die Geschöpfe der Zustände, gegen die sie sich
wenden. Nur die Mystik
erlaubt den Oppositionellen, daß sie sich selbst überhaupt feststellen
und ihr Dagegen-Sein spüren können. Wenn Linke
oder Globalisierungsgegner
wie die Global-Terroristen
behaupten, sie seien Ausgebeutete oder Ausgegrenzte, hilft ihnen nur eine terminologische
Entscheidung. ( ).
Hinter ihrem Haß auf die Reichen wie auf das Reich des Kapitals steckt ihre
Erfolglosigkeit. Durch einen globalen Krieg Erfolglosigkeit in Erfolg ummünzen
- das ist Internationaler
Terrorismus. Wer diesen Krieg für sich entscheiden wird, hängt
ab von uns (UNS!). -
Krieg in unseren Städten -
Terrorismus ist mittlerweile Alltag in jeder deutschen Großstadt, in der
es Ghettos gibt. Ghettos werden nicht zufällig von zwei Minderheiten gegründet:
von der deutschen Regierung und von den Ausländern selbst. Die von der deutschen
Regierung verabschiedeten Gesetze nötigen Deutsche, diese Gebiete
zu verlassen. Wenn Deutsche sie nicht verlassen, dann erleben sie den Terror eben
direkt, dann sind sie mitten drin und trotzdem nur dabei. Das Deutsche
Skandal-Fernsehen berichtet schon. Die Berichte machen die Minderheit groß,
weil sie die Mehrheit klein machen müssen. Nicht nur die regierende oder
herrschende Minderheit trägt also Verantwortung, sondern auch die alles in
Szene setzenden Medien, ohne die der Terrorismus keine effektive Bühne
bekäme. (Vgl. Medieneffekte).
Daß es viele von Ausländern begangene Gewalttaten gegen Deutsche gibt,
wird genauso verschwiegen wie die Tatsache, daß vielen Ausländern von
den herrschenden und möchte-gern-herrschenden Deutschen ans Herz gelegt wird,
besser negative als positive Vorurteile gegenüber Deutschen zu haben. Wenn
allerdings ein Deutscher, wie neulich in der TV-Sendung Domian geschehen,
über eine von Ausländern begangene Gewalttat erzählt, dann immer
auch in Verbindung mit dem suggestiv verordneten Gebet: Übrigens, das
möchte ich betonen, ich bin nicht ausländerfeindlich!. Ebenfalls
mit diesen Worten entschuldigte sich eine Frau (am 25.11.2003 bei
Domian), obwohl sie auf sehr grausame Weise von einem Ausländer
vergewaltigt worden war. Über 70% der jährlich in Deutschland registrierten
Straftaten begehen Ausländer. Die deutsche Bundesregierung aber dolmetscht
die Statistik ins Xenophile: sie bezieht die Anzahl deutscher Straftäter
auf die Anzahl ausländischer Straftäter aus einem Staat (0,7%!) - dabei
sind es 100 Staaten (70%)! (Quelle: Bundes-Innenministerium und Westfalenblatt,
22.03.2001).
In den 1950er Jahren hätte
niemand geglaubt, daß es im Abendland einmal Moscheen geben werde, doch
heute tragen sie hier bereits den Beinamen Fatih (der Eroberer) in Anlehnung
an Fatih Sultan Mehmet, den Eroberer, der 1453 Istanbul und damit das frühere
christliche Konstantinopel (Byzanz) in seine Gewalt brachte. Doch man stelle sich
einmal vor, in der laizistischen Türkei würde eine christliche Gruppe
eine Kirche bauen und diese nach Gottfried von Bouillon benennen, der Jerusalem
im Ersten Kreuzzug 1099 ( )
von den Muslimen eroberte. Allein das Ansinnen wäre eine Provokation, die
in der Türkei zum Aufschrei führen würde. (Udo Ulfkotte,
Der Krieg in unseren Städten, 2003, S. 104).Wer (von
uns) begeistert sich noch für Multikulti, wenn in den muslimischen
Ghettos westlicher Großstädte Frauen verprügelt und Bomben gebastelt
werden? .... Die alten Modelle werden neu auf ihre Nützlichkeit überprüft
- der liberale Philipp Longman vom »Foreign Affairs« sieht eine zwangsläufige
Rückkehr zum Patriarchat, weil es sich als stabilste und krisensicherste
Familienform erwiesen hat. .... Frank Schirrmachers »Methusalem-Komplott«
hat einen kalten soziobiologischen Blick auf die Welt geworfen .... Mit »Minimum«
hat er das Katastrophenszenario fortgeschrieben und klargemacht, daß es
die Familien sein werden, die in den Erschütterungen, die vor uns liegen,
die besten Überlebenschancen haben. Mein Buch »Die vaterlose Gesellschaft«
( )
ist aktueller als je zuvor. Vor acht Jahren hatte ich mit dieser Polemik vor dem
Abräumen der Väter gewarnt, die völlig chancenlos vor den Familiengerichten
dastehen und gedemütigt werden. Die nächste Generation ist einfach in
den Zeugungsstreik gegangen. Nun braucht das Land Väter, und sie fehlen.
Damals hatte ich Prügel bezogen von der feministischen Medienmafia in den
Redaktionsstuben, die sich ihr Single-Elend mit teuren Chardonnays als »Selbstverwirklichung«
schönsoff, und von ganzen Geschwadern der »neuen« Männer,
die sich, politisch korrekt, aus der Verantwortung stahlen. Und nun prophezeit
Philipp Longman die Rückkehr der »starken Vaterfigur« wie ein
Naturgesetz! Nun waren die von mir beschworenen bürgerlichen Tugenden selbst
im »Stern« wieder diskussionsfähig geworden. (Matthias
Matussek, Wir Deutschen, 2006, S. 82-85).Der Jubel über
die vermeintlich großen Erfolge in der Terrorbekämpfung läßt
die westlichen Politiker vergessen, daß der eigentliche Kampf gegen den
islamistischen Terror erst noch beginnen wird, und zwar nicht allein auf den Schlachtfeldern
im Nahen Osten und in den arabischen Ländern. Was nunmehr droht, ist ein
Krieg, der in den europäischen Städten geführt werden wird. Dabei
heißt der Gegner nicht mehr nur Al Qaida. Die Sympathisanten des Terrors
sind heute bis in die Reihen von Milli Görüs und vieler anderer bislang
in Deutschland hofierter muslimischer Gruppen und Vereine zu finden. (Udo
Ulfkotte, Der Krieg in unseren Städten, 2003, S. 109).Deutsche
Beamte ermitteln nicht so, wie sie es tun könnten, denn es gibt ja die
höhere Anweisung, bloß nicht zu sehr gegen ausländische Mitbürger
vorzugehen, da man schließlich nicht als ausländerfeindlich gelten
wolle. (Udo Ulfkotte, Der Krieg in unseren Städten, 2003, S.
209).Dabei ist der sogenannte Al-Qaida-Terror nur ein
Synonym für die Hilflosigkeit der westlichen Welt. Und die sogenannten
Schläfer stellen die westlichen Sicherheitsbehörden vor
kaum zu bewältigende Probleme. Diese Schläfer verstehen es tatsächlich,
sich perfekt an wechselnde Umgebungen anzupassen und ihren Umfeld zu suggerieren,
harmlose Mitbürger zu sein. (Udo Ulfkotte, Der Krieg in unseren
Städten, 2003, S. 216f.).Auf der Damaszener Grabinschrift
des Saladin (der 1187 Jerusalem eroberte) - nach wie vor eine Ikone des Islam
- findet sich der Satz, das Ziel des dort Begrabenen sei gewesen, 'Jerusalem vom
Schmutz der Ungläubigen zu befreien'. Saladins Geist lebt bis heute fort,
und mit Friedfertigkeit hat dieser Geist nichts zu tun. (Udo Ulfkotte, Der
Krieg in unseren Städten, 2003, S. 237). Die Einnahme Jerusalems, 1187,
führte übrigens zum 3. Kreuzzug (1189-1192 ),
an dem der deutsche Kaiser Friedrich I. - entsprechend seiner Idee von der universalen
Stellung des Kaisers als Spitze des gesamtabendländischen Unternehmens -,
der französische König Philipp II. August und der englische König
Richard I. Löwenherz teilnahmen und in Zwistigkeiten gerieten. Deutsch-französisch-englische
Zwistigkeiten wären heute das, was dem islamistischen Terrorismus sehr entgegen
käme!Deutschland ist
seit langem ein potenter Wegbereiter für den Aufstieg der Islamisten. Bereits
beim Weltmuslimtag im Oktober 1984 in Ankara, an dem auch Vertreter von Milli
Görüs teilnahmen, hob einer der Redner hervor: 'Der Islam wird die Welt
beherrschen. Und in Deutschland sind die Muslime schon stark'. Wilhelm Heitmeyer
stellte vor einigen Jahren in einer empirischen Untersuchung unter 1200 türkischen
Jugendlichen in Deutschland fest, daß 37,5% der 15 bis 21 Jahre alten in
Deutschland lebenden Türken bereit sind, mit 'körperlicher Gewalt gegen
Ungläubige vorzugehen'. Wer dieses Gewaltpotential sowie das nicht zu leugnende
Erstarken des Fundamentalismus verdrängt, spielt mit einer Zeitbombe. Es
ist mehr als blauäugig zu erwarten, daß die dritte Generation jener
türkischen Einwanderer, die nun mehrheitlich deutsche Staatsbürger werden,
sich alle problemlos integrieren oder sogar assimilieren werden. So gesehen ist
es nur eine Frage der Zeit, bis die von der Politik verdrängten Probleme
zu Unruheherden in deutschen Städten führen werden ( ).
Das Bundeskriminalamt über Milli Görüs (IGMG): 'Eine Selbstisolierung
der türkischen Wohnbevölkerung in Deutschland wird damit institutionalisiert,
und Kontakte zu Deutschen werden auf ein Minimum reduziert, wie überhaupt
eine friedliche Koexistenz von Christen und Muslimen in Westeuropa nur zweckgebunden
und vorübergehend beabsichtigt erscheint. Die tatsächlichen Bestrebungen
der IGMG werden offensichtlich verschleiert. Die Einrichtung einer islamischen
Staatsordnung ist Glaubensgebot und damit elementarer Bestandteil der Religion.
In der Konsequenz islamisch-fundamentalistischen Gedankenguts schließt dies
ein auf Dauer angelegtes multireligiöses Miteinanderleben in gegenseitiger
Toleranz aus.'... Vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung in Osteuropa,
Nordafrika und der arabischen Welt wird Europa bald einem hohen demographischen
Druck ausgesetzt sein. Das Aufkommen von Gewalt durch oder gegen die zukünftigen
Einwandererkommunen, die Verlagerung explosiver Probleme anderer Regionen in das
Herz
Europas, das Überschwappen von Unruhen aus der Dritten Welt sind oft
beschriebene und real existierende Gefahren. (Udo Ulfkotte, Der Krieg
in unseren Städten, 2003, S. 237ff.). Unser
Land ist nicht mehr nur Ruheraum, sondern längst Aktionsbasis, mit allen
Konsequenzen. Dazu gehört, daß hier Haßprediger auftreten und
Straftäter einreisen (eingeschleust! ),
um Material und Geld zu beschaffen. Es ist fahrlässig, wenn man nun, wie
Teile der Union, versucht, die Ängste der Menschen angesichts der Attentate
zu instrumentalisieren. Denn so nährt man die in der Politik rechts wie links
verbreitete Illusion, Deutschland könne alles regeln. .... Präzisere
Gesetze, eine starke Abwehr, der geschärfte Sinn für die sozialen Hintergründe
des Hasses sind wichtig. Aber wir können damit dem Terror nicht entfliehen,
wir müssen uns ihm stellen. (Guido Heinen, Der Terror ist längst
da, in: Die Welt, 22.11.2003).Dem Zufall, den vertraulichen
Warnungen der CIA, der Wachsamkeit der deutschen Sicherheitsbehörden, aber
auch der mangelnden Professionalität der Attentäter war es zu verdanken,
daß die Bundesrepublik Anfang September 2007 vor monströsen Sprengstoffanschlägen
einer gewissen »Islamischen Jihad-Union« verschont bleib. (Peter
Scholl-Latour, Zwischen den Fronten, 2007, S. 300).-
Aufstände und Partisanenkriege - Man kann einen Aufstand zum
Erfolg führen, wenn lediglich zwei Prozent der Bevölkerung am aktiven
Partisanenkrieg teilnehmen, unter der Voraussetzung, daß sie über eine
breite Masse passiver Sympathisanten verfügen. Den Kämpfern wird dabei
extreme Beweglichkeit, Ausdauer und Unabhängigkeit von Versorgungswegen abverlangt
.... Die Rebellen müssen dort aktiv werden, wo der Feind sich nicht befindet.
(Thomas Edward Lawrence, Aufstand in der Wüste, 1927).Folgende
Prinzipien werden aus der neuen Situation abgeleitet: Nicht mehr das offene Land,
sondern die Städte bieten den Freischärlern den besten Schutz. ....
Mehr denn je bewahrheitet sich die These von Clausewitz, wonach Zufall und Ungewißheit
jede militärische Aktion stärker bestimmen als eine noch so ausgeklügelte
Planung. .... In der derzeitigen Phase des asymmetrischen Krieges kommt der ...
technischen Überlegenheit nur noch begrenzte Bedeutung zu. Von einem erdrückenden
Aufwand feindlicher Mittel bedroht, wird die Aufstandsbewegung ihr Heil in der
Zerstreuung ihrer Kampfgruppen suchen und darauf verzichten, feste Stellungen
zu verteidigen. (Peter Scholl-Latour, Zwischen den Fronten, 2007,
S. 306).Dem Terrorismus, der unweigerlich und unvermeidbar auf
uns zukommt, begegnet man am besten mit kalter Entschlossenheit und - soweit es
geht - mit Gelassenheit. Beunruhigend ist hingegen der Mangel an Kompetenz, der
medienbezogene Konformismus, die bündnisfixierte »political correctness«,
die die paralamentarische Debatte in Berlin so realitätsfern erscheinen läßt.
(Peter Scholl-Latour, Zwischen den Fronten, 2007, S. 307).Mit
grimmiger Heiterkeit kann ich feststellen, daß ausgerechnet jene früheren
Wortführer eines utopischen Ultra-Pazifismus sich heute als Bellizisten in
die Brust werfen. Unter den Journalisten plädieren vor allem diejenigen für
einen unbegrenzten und verstärkzen Einsatz deutscher Truppen, die niemals
ihren Fuß auf afghanischen Boden setzten oder sich allenfalls unter massiven
Schutz zu einer Stippvisite aufrafften. Ein deutscher General erklärte vor
laufender Kamera, wenn Deutschland nicht in Afghanistan verbleibe, dann komme
Afghanistan zu uns. Er täte gut daran, einen Blick auf die Landkarte zu werfen.
Was sich zur Stunde im Irak, im Nahen Osten, demnächst auf den Balkan und
übermorgen in Nordafrika abspielt, ist für Europa unenedlich wichtiger
als die Behauptung von isolierten Stützpunkten im hintersten Winkel Zentralasiens.
(Peter Scholl-Latour, Zwischen den Fronten, 2007, S. 309).Die
deutsche Öffentlichkeit unterliegt einer permanenten Desinformation. Wer
will denn schon zur Kenntnis nehmen, daß das abscheuliche Attentat vom 11.09.2001
in den USA nicht das Werk afghanischer Freischärler, sondern saudi-arabischer
Studenten war. Al Qaida ist keine afghanische, sondern eine saudische Organsiation.
Finanziert wird sie - so berichten US-Medien - zu einem wesentlichen Teil durch
den Trust »Dar-el-Maal-el-Islami« des hoch angesehenen Prinzen Mohammed
el Faisal und seinesgleichen. Vergessen wir nicht, daß Osama bin Laden seine
»grüne Fremdenlegion« in enger Zusammenarbeit mit der CIA rekrutierte,
um sie gegen den sowjetischen Überfall auf Afghanistans einzuzsetzen. Sogar
an der Aufstellung der Taliban-Horden des Mullah Omar waren us-amerikanische und
pakistanische Geheimdienstler maßgeblich beteiligt. Viel zu spät entdeckten
sie, daß sie sich mit unheimlichen Gesellen eingelassen hatten. (Peter
Scholl-Latour, Zwischen den Fronten, 2007, S. 309-310).Die
am Hundukusch befindlichen Truppen sind dem Oberbefehl der NATO, das heißt
de facto dem us-amerikanischen Kommando untergeordnet. In diesem Feldzug,
der sich auf abenteuerliche Weise »out of area« abspielt, könnte
die ohnehin obsolete Bündnisstruktur vollends zu Bruch gehen. (Peter
Scholl-Latour, ebd., S. 310).Was die bevorzugte Sonderstellung
der Deutschen bei den Afghanen betrifft, so muß mit Ernüchterung festgestellt
werden, daß us-amerikanische Dienste, die sich durch Tarnung mit deutschen
Fähnchen und Nummernschildern einen gewissen Schutz vor den Taliban versprechen,
diese Praxis inzwischen aufgegeben haben. (Peter Scholl-Latour, Zwischen
den Fronten, 2007, S. 310).Eine zusätzliche Täuschung
der Öffentlichkeit findet statt, wenn der Tod von Bundeswehrsoldaten in Kundus
und die Entführung von zwei deutschen Ingenieuren in der Provinz Wardak zu
Schicksalfragen hochgespielt werden. natürlich kann die Berliner Regierung
nicht ein strategisches Projekt aufgeben, weil dabei Soldaten ums leben kommen.
Das gehört leider zu jeder kriegerischen Aktion. Erst recht darf sie sich
nicht durch kriminelle Banden erpressen und zu einer politischen Kursänderung
drängen lassen, weil deutsche Zivilisten auf schändliche Weise als Geiseln
mißbraucht werden. Diese zutiefst schmerzlichen Erfahrungen berühren
jedoch nicht den wesentlichen Punkt, nämlich die Frage, ob der NATO-Einsatz
am Hindukusch überhaupt Sinn macht. Die Antwort kann nur ein deutliches Nein
sein. (Peter Scholl-Latour, Zwischen den Fronten, 2007, S. 310-311).Es
gibt keine NATO-Kontrolle über Afghanistan, weder im umkämpften Süden
und Osten noch im relativ ruhigen Norden, wor die Bundeswehr ihre Schutzburgen
aufgebaut hat. Von den Soldaten, die dort gewissenhaft ihren Dienst versehen,
existiert in der Heimat meist ein falsches Bild. Diese mit Logistik und Versorgungseinrichtungen
überfrachtete Truppe, die sogar ihre gesamte Verpflegung aus Deutschland
einfliegen läßt, als ob es in Afghanistan kein vorzügliches Hammel-
oder Rindfleisch sowie herrliche Früchte gäbe, sind in ihren jeweiligen
Basen regelrecht eingesperrt. (Peter Scholl-Latour, Zwischen den Fronten,
2007, S. 311-312).Die Berliner Regierung hat
lange genug »Feigheit vor dem Freunde« praktiziert. Sie muß
endlich von deer us-amerikanischen Führung ernsthaft und zwingend eine Erklärung
verlangen, welches ihre langfristige Planung ist und wie sie sich eine Weiterführung
dieser »mission impossible« am Hindukusch vorstellt. Wer möchte
schon darauf warten, daß die US-Verbände plötzlich und ohne Vorwarnung
den Rückzug natreten wie 1994 nach den Rückschlägen in Mogadischu
während er UNO-Aktion in Somalia. Damals mußte das Bundeswehr-Kontingent,
das in der Nähe der äthiopischen Grenze kampierte, sich beeilen, um
rechtzeitig den Einschiffungshafen zu erreichen. (Peter Scholl-Latour, Zwischen
den Fronten, 2007, S. 316).Warum ich dem deutschen Einsdatz
am Hindukusch einen solchen Raum im Rahmen einer Betrachtung über die Fragmentierung
Europas gewidmet habe? An dieser Stelle könnte die ... Bundesrepublik, die
ihre außenpolitischen Richtlinien in der Ökologie und im Humanitätsdusel
zu suchen vorgibt, von der Nemesis geschichtlicher Unerbittlichkeit eingeholt
werden. Für ... Berlin droht Afghanistan eines Tages den gleichen negativen
Stellenwert zu gewinnen wie der Irak-Feldzug für ... Washington. Kein geringerer
als Brent Scowcroft, der frühere Sicherheitsberater des Präsidenten
Bush senior, fragt sich bereits, ob die NATO an diesem Einsatz in Zentralasien
zerbrechen wird. (Peter Scholl-Latour, Zwischen den Fronten, 2007,
S. 317).In den Talk-Shows über Afghanistan offenbart sich
eine skandalöse Diskrepanz zwischen den nüchternen, meist pessimistischen
Aussagen all derer, die sich an Ort und Stelle aufhielten und in engem Kontakt
mit der dortigen Bevölkerung lebten - darunter befinden sich auch die Repräsentanten
des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz -, und einer Riege von besserwisserischen,
beschwichtigenden Politikern jeder Couleur, die sich krampfhaft an getürkte
Statistiken und folgenschwere Fehleinschätzungen klammert. Die traurige Realität
am Hindukusch wird in Berlin konsequent negiert. (Peter Scholl-Latour, Zwischen
den Fronten, 2007, S. 346-347).Es ist reale Gefahr im Verzug,
wenn der außenpolitische Sprecher einer großen Koalitionspartei behauptet,
der asymmetrische Krieg und das Auftreten von »illegal combatans«
seien eine originäre, völlig neue Entwicklung unserer Tage. Diese Kampfweise
ist in Wirklichkeit so alt wie David und Goliath. Was der Staat USA als verbrecherischen
Terrorismus brandmarkt, war von jeher die Grundregel eines jeden Partisanenkampfes,
einer jeden Guerilla und der meisten Befreiungskriege. (Peter Scholl-Latour,
Zwischen den Fronten, 2007, S. 347).Die Methodik, die technische
Kapazität des Widerstandes haben sich jedoch - parallel zu den atemberaubenden
Rüstungsfortschritten der regulären Streikräfte in den USA - gründlich
gewandelt. Die Kämpfer des Untergrundes verfügen jetzt ebenfalls über
gesteigerte Vernichtungskraft und ausgeklügelten Erfindergeist. (Peter
Scholl-Latour, Zwischen den Fronten, 2007, S. 347).Man verschone
uns mit der Vokabel »feiger Mord«, wenn ein verzweifelter Kamikaze
sich selbst in die Luft sprengt, während der ihm nachstellende Bomberpilot
aus 10000 Meter Höhe seine tödliche Ladung ausklinkt und absolute persönliche
Sicherheit genießt. (Peter Scholl-Latour, Zwischen den Fronten,
2007, S. 347).Die resignative Formel
»mundus vult decipi« - »die Welt will betrogen werden«
- muß allzuoft als Regierungsrezept herhalten. Wann werden die deutschen
Politiker auf die erwiesenennaßen falsche Argumentation verzichten, die
exakte Planung, die präzise Ausführung des Anschlags vom 11.09.2001
seien in den Höhlen des Hindukusch errfolgt. Mag sein, daß Osama Bin
Laden, der bis 1991 als Rekrutierungs-Agent der CIA in diesem Raum tätig
war, nach seiner plötzlichen, religiös motivierten Kehrtwendung gegen
die USA den Auftrag zur Zerstörung des World Trade Center erteilte. Das hätte
er aber auch von jedem beliebigen Punkt der Erde aus tun können. In den viel
genannten El-Qaida-Lagern Afghanistans fand nicht viel mehr statt als infanteristische
Grundausbildung und eine rudimentäre Anleitung zum Bau von Sprengsätzen.
Das Spezialtraining der überwiegend saudischen Todeskandidaten als Piloten
vollzog sich ausschließlich in den USA, und nur dort konnten die Flugpläne
eingesehen und koordiniert werden, die den Todesengeln den Zeitplan vorgaben.
Im übrigen läßt sich die übliche Behauptung nicht aufrechterhalten,
beim Anschlag vom 11. September 2001 habe es sich um eine bislang vorstellbare,
infernalistische Premiere gehandelt. Schon 1993 hatten die Komplizen des Scheich
Omar Abdurrahman, eines blinden ägyptischen Predigers, der - im Besitz der
»Green Card« - ebenfalls die Werbetrommel für islamische Freiwillige
... gerührt hatte, mit unzulänglichen Mitteln versucht, das Fundament
des gleichen New Yorker Wolkenkratzer-Komplexes zu sprengen. Dafür büßt
Scheich Omar heute in den USA eine lebenslange Haftstrafe ab. (Peter Scholl-Latour,
Zwischen den Fronten, 2007, S. 348).Wenn unsere maßgeblichen
Parlamentarier außerstande sind, die jüngsten Ereignisse zu deuten
und statt dessen gezielten Fälschungen erliegen, wie verhält es sich
dann erst bei ihrer Bewertung weiträumiger geschichlicher Vorgänge.
Auf welches Augurernspiel der Zukunftserkundung lassen sie sich dann ein?
(Peter Scholl-Latour, Zwischen den Fronten, 2007, S. 348).* Nur
ein Dummkopf kann sich heute schämen, ein »alter
Europäer« zu sein. (Peter Scholl-Latour, Rumsfeld gegen
das »Alte Europa«, in: Weltmacht im Treibsand, 2004, S.
14).  Eines
haben Europäer und Iraker gemeinsam. Ihre Zukunft wird durch die türkische
Frage überschattet. .... Die Aufnahme (in die EU! )
beinhaltet das freie Niederlassungsrecht für die Bürger aller Mitgliedsstaaten.
Die türkischen Deutschland-Experten und Soziologen in Ankara und Istanbul
hegen nicht den geringsten Zweifel, daß somit eine gewaltige Migration aus
Anatolien in Richtung Deutschland stattfände, eine rapide Zuwanderung von
mindestens 10 Millionen Menschen, darunter ein überproportional großer
Anteil von Kurden. Die Bundesrepublik Deutschland verlöre damit nicht nur
ihre ohnehin fragwürdige christliche, sondern auch ihre nationale Identität.
Bei aller Sympathie für die Türken, bei aller Anerkennung ihres Fleißes,
ihrer Disziplin, käme es dann auf deutschem Boden - zumal in den Wohngebieten
der kleinen Leute - zu einem fatalen Kulturschock, ja zu gewaltsamen Auseinandersetzungen,
an denen gemessen die Streitfälle Nordirland oder Baskenland, mit denen London
und Madrid sich plagen, als Lappalie erschienen. Sehr bald würden im Bundestag
türkische, vielleicht auch islamisch orientierte Parteien entstehen, die
jede Regierungsbildung beeinflussen und - wie heute schon in gewissen Ballungsgebieten
von Türken mit deutschem Paß - das Zünglein an der Waage bilden.
(Peter Scholl-Latour, Die türkische Lüge, in: Weltmacht im
Treibsand, 2004, S. 28-29).Ob die Bombenanschläge, die
im Dezember 2003 jüdische Kultstätten und britische Einrichtungen in
Istanbul verwüsteten - die Täter waren ausschließlich Türken
-, das Hochkommen einer extrem-islamistischen Welle der Republik Atatürks
signalisieren, bleibt noch dahingestellt. Aber wer von der Geschichtsträchtigen
Metropole Konstantinopel als einem Ort der Toleranz, der multikutltuellen Entfaltung
und einer Freizügigkeit der Sitten schwärmt, sollte einmal das dortige
Fatih-Viertel
aufsuchen, wo die Frauen schwarzverhüllt gehen und die Scharia schon wieder
das tägliche Leben bestimmt. (Peter Scholl-Latour, Die türkische
Lüge, in: Weltmacht im Treibsand, 2004, S. 29-30).Konflikte
zu Beginn des 21. Jahrhunderts, so lautet der Titel des 2003 erschienenen
Buches von Hans-Ulrich Wehler ( ):
Mit aktuellen politischen Fragen beschäftigen sich die folgenden Essays.
Da gibt es zuerst eine die Einwände zuspitzende Polemik gegen den politischen
Masochismus,
der in der mutwillig herbeigeführten Gefahr einer Selbstzerstörung der
EU durch
den Beitritt der Türkei seinen Ausdruck findet. (Hans-Ulrich Wehler,
Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts, 2003, S. 8). Wehlers polemischem
Essay über die Frage des EU-Beitritts
der Türkei ist es zu verdanken, daß die breite Öffentlichkeit
dieses Thema überhaupt registriert.Wehler ist bekanntermaßen
gegen den EU-Beitritt
der Türkei, er sorgt sich um die »Pest« des Islamismus und die
Auswirkungen eines »assimilations- und bildungsfernen«, »ethnischen
Subproletariats«. Welche Politiker, welche Partei wären imstande, seine
Bedenken aufzunehmen? (Thorsten Hinz, Zweierlei Fußnoten, in:
Sezession, Oktober 2008, S. 51).  Der
politische Masochismus,
sich ohne Not gleichzeitig in mehrere Klingen zu stürzen und vitale Interessen
der EU und
ihrer Mitgliedsstaaten rigoros zu mißachten, sucht in der neueren Geschichte
seinesgleichen. (Vgl. Michel-Politik).
Die türkische Vollmitgliedschaft in der EU
wäre eine Fehlentscheidung infolge leichtfertiger Versprechen, die möglichst
bald revidiert werden sollten. ( ).
Jetzt hat die Stunde einer die Opposition mobilisierenden, kritischen Öffentlichkeit
in Europa geschlagen. Denn die Konferenz von Kopenhagen hat das Tauziehen um den
Beitritt keineswegs beendet. Vielmehr ist endlich die öffentliche Diskussion
über dieses riskante Unternehmen in Gang gekommen. Man wird abwarten müssen,
ob sich die Berliner Regierung, offenbar unter massivem amerikanischen Druck stehend,
endlich für eine offensive Verfechtung ihres protürkischen Kurses entscheiden
wird, um doch noch eine Legitimation für eine derart eklatante Verletzung
vitaler europäischer und deutscher Interessen zu gewinnen. ( ).
Bisher ist das Ideal des mündigen Bürgers kraß mißachtet
worden. Und von der vielbeschworenen Generationsgerechtigkeit kann auch keine
Rede sein. Die Fehlentscheidung würde den Jüngeren auf unabsehbare Zeit
geradezu aberwitzige finanzielle und politische Kosten aufbürden. (Hans-Ulrich
Wehler, Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts, 2003, S. 51-52). Dazu
kommt übrigens noch das Problem der Demographie ( )
! Die EU
hat nicht einmal riskiert ..., ihre Grenzen
im Osten, Südosten und Mittelmeer zu definieren. ( ).
Freundschaftliche Nachbarschaft darf nicht quasi-automatisch auf Vollmitgliedschaft
in der EU hinauslaufen. Sie muß ein Privileg bleiben, Dutzende von anderen
Möglichkeiten erlauben auch noch enge Beziehungen. Weißrußland,
die Ukraine, Rußland selber haben nie zu Europa gehört. Wehler
betont immer wieder, daß dort das Europäische immer schon fehlte, fehlt
und wohl auch in Zukunft fehlen wird, denn es gab dort z.B. keine Reformation,
keine Renaissance, keine Wissenschaftsrevolution, keine Aufklärung u.s.w.;
es gab dort kein Bürgertum, keine autonomen Städte, keinen Adel
und keine Bauernschaft wie in Europa. ( )
... Die entschiedene Grenzdefinition
steht auch im Mittelmeeraum an. Die maghrebinischen Staaten gehören nicht
zu Europa, Israel auch nicht. Es war schon falsch, dem egoistischen Drängen
Griechenlands im Hinblick auf Zypern nachzugeben. Im Südosten aber besitzt
das Grenzproblem
seit der Entscheidung von Helsinki (wo Außenminister
Fischer vor der USA-Politik eingeknickt ist )
dramatische Züge. Was spricht ... für einen Beitritt der Türkei
? Nichts, scheint es, was die übergroßen Risiken, die damit verbunden
sind, wettmachen könnte. Die muslimische Türkei hat 450 Jahre lang gegen
das christlich geprägte Europa nahezu unablässig Krieg geführt.
Das ist im Kollektivgedächtnis der europäischen Völker, aber auch
der Türkei tief verankert. A limine spricht nichts dafür, einen
solchen Staat aus einem anderen Kulturkreis ( )
in die EU aufzunehmen. .... Warum sollte ... ein muslimischer Staat zu Europa
- das nun einmal durch völlig andere Einflüsse geprägt worden ist
- hinzustoßen und seine Fundamentalismusprobleme danach ungehindert in die
EU exportieren dürfen? In der Bundesrepublik z.B. werfen 32 000 in
radikalen Organisationen vereinigte türkische Muslims hinreichend Probleme
auf. Warum sollte, wie man schätzt, einem Potential von 40 Millionen arbeitslosen
oder arbeitsarmen Anatoliern die Freizügigkeit in eine erweiterte EU eröffnet
werden? Überall in Europa erweisen sich die muslimischen Minderheiten
als nicht integrierbar und igeln sich in ihrer Subkultur ein. Sie kann man nur
durch die strikte Verpflichtung zum Sprachunterricht, zum regelmäßigen
Schulbesuch, zur Bindung der Staatsbürgerrechte an ein Examen (wie etwa in
Holland) allmählich auflockern. Aber warum sollte man diese Diaspora millionenfach
vermehren und damit die willige Bereitschaft zum multikulturellen Zusammenleben
einer extremen Belastungsprobe aussetzen? ( ).
Warum sollte sich die EU freiwillig im Südosten so famose Nachbarn wie den
Irak und Syrien schaffen und dazu noch das explosive Kurdenproblem in diesen Ländern
freiwillig schultern? Die politische Raison rät dringend von einer
solchen neuen Bürde ab, die durch keine anderwertigen Vorzüge wettgemacht
würde. Und schließlich das m.E. durchschlagende Argument: Die Osterweiterung
der EU ... wird alle, buchstäblich alle Ressourcen der EU bis zur Zerreißprobe
beanspruchen. Wie kann man, da diese enorme Belastung längst klar zu erkennen
ist, politisch so von Sinnen sein, daß man sich eine völlige Überlastung
aller restlichen Machtressourcen auflädt, wen die EU-Mitgliedschaft der Türkei
geradewegs die Zerreißprobe heraufführen würde? Der Preis
für Europa wäre unerträglich, der überzeugende Gewinn ist
bisher nicht erkennbar. (Hans-Ulrich Wehler, Konflikte zu Beginn des
21. Jahrhunderts, 2003, S. 65-66).  In
meinen Augen sind die russischen Gebiete nie Teil Europas gewesen. Sie haben kein
europäisches Bürgertum, keine Bürgerstädte, kein europäischen
Adel, keine europäischen Bauern gehabt; sie haben keine Reformation erlebt,
keine Wissenschaftsrevolution, keine Aufklärung; und seit Peter dem Großen
jagt nun Rußland - und die Bolschewiken haben das noch mal 70 Jahre getan
- in einer atemlosen Aufholjagd hinter Europa her, um endlich sozusagen europaähnlich
zu werden, aber es ist nicht Europa! ( ).
Und dasselbe gilt seit Kemal Atatürk, also seit den 1920er Jahren, für
die Türkei in noch viel strengerem Maße. (Hans-Ulrich Wehler,
im Fernsehsender ZDF: Wo endet Europa?, in: Im Glashaus - Das Philosophische
Quartett, 02.05.2004). Vorsicht vor dem Trojanischen Pferd! ( ).
Übrigens: ähnlich wie Wehler argumentiert auch Huntington ( ).
Zwischen Europa und der Türkei gibt
es einen riesigen Unterschied, weil das die Grenze zwischen zwei Kulturkreisen
ist mit denkbar unterschiedlichen Traditionen. .... Es ist eine tiefe Kluft ....
Noch nie ist in der Geschichte eine Union geglückt über Kulturgrenzen
hinweg .... In der jetzigen Europäischen Union mit ihren neuen Mitgliedern
sind 85% der Menschen der Meinung, daß Religion in der Politik keine dominierende
Rolle spielen sollte, 12% sind dieser Meinung, die streuen aber über Polen,
Süditalien und Spanien, also erzkatholische Gebiete; in der Türkei sind
es 69%, die der Meinung sind, daß Religion eine maßgebliche Rolle
in der Politik spielen sollte. Der zweite große Umfrageteil beschäftigte
sich damit, daß gefragt wurde, ob die Demokratie ein bevorzugungswertes
System sei. 90% der Angehörigen der alten und der der neuen EU waren dieser
Meinung .... In der Türkei waren 68% der Meinung, nein, man braucht autoritäre
Führung durch große Persönlichkeiten. (Hans-Ulrich Wehler,
im Fernsehsender ZDF: Wo endet Europa?, in: Im Glashaus - Das Philosophische
Quartett, 02.05.2004).  Es
entfallen sozusagen alle schlüssigen Argumente, die Türkei zu
diesen 450 Millionen Europäern auch noch zu addieren und den kompletten Imperial
Overstretch, sozusagen die Überdehnung aller Ressourcen, in Kauf zu nehmen.
(Hans-Ulrich Wehler, im Fernsehsender ZDF: Wo endet Europa?, in:
Im Glashaus - Das Philosophische Quartett, 02.05.2004).  Wenn
man die EU als Wertegemeinschaft erhalten will, muß ihre Begrenzung vereinbart
werden. Europa kann nicht beliebig ausgeweitet werden, es riskiert, wie alle Großstaaten,
eine Überdehnung. (Richard Wagner, Der deutsche Horizont. Vom Schicksal
eines guten Landes, 2006, S. 375).Die Türkei befindet
sich außerhalb des europäischen Kulturkreises. Ihre Modernisierung,
wie sie seit Atatürk angestrebt wurde, ignoriert die islamische Grundierung
der eigenen Gesellschaft. Nicht diese ist laizistisch, sondern der Staat. So mußte
der politische Laizismus ein Papiertiger bleiben, der mit polizeilichen Mitteln
am Leben erhalten wird. Wer die Fernsehbilder vom 8. März 2005 aus Istanbul
gesehen hat, die Polizisten, die brutal Frauen zusammengeschlugen, muß wissen,
was das bedeutet. Die Türkei bekennt sich nicht zu ihren historischen Verbrechen.
Sie verharmlost bis heute den Völkermord an den Armeniern und die Verfolgung
der Aramäer, der Schriftsteller Orhan Pamuk, Friedenpreisträger des
Börsenvereins des Deutschen Buchhanndels, sah sich als Folge seiner Kritik
an diesem Tatbestand im Herbst 2005 mit einer Anklage wegen »Herabsetzung
des Türkentums« konfrontiert. Es ist kein Einzelfall. Mit ähnlichen
Vorwürfen wurde auch der für Versöhnung plädierende Chefredakteur
der armensich-türkischen Wochenzeitung Agos Hrant Dink traktiert. - Man kann
aus Europa nicht den Weltstaat machen. Das ist eine leere Utopie. Wer nicht erkennen
will, daß ... Werte ... historisch gewachsene und religiös grundierte
kulturelle Voraussetzungen haben, der hat nichts verstanden und wird auch nichts
verstehen. (Richard Wagner, Der deutsche Horizont. Vom Schicksal eines
guten Landes, 2006, S. 375-376).  Religionen
sind nicht austauschbar. Der Vergleich, anläßlich der Kopftuchdebatte,
zwischen Kreuz und Kopftuch ist schlicht falsch. Das Kreuz, dessen Tragen im übrigen
freiwillig ist, verletzt, im Unterschied zum Kopftuch, nicht die Rechte der Frau.
Der Islam, das beweisen die bereits existierendeen Konflikte mit Immigrantengruppen,
und, wohlgemerkt, auch innerhalb von ihnen, ist in mancher Hinsicht mit den westlichen
Werten unvereinbar. Schon weil er gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter
agiert, die Bildungsmöglichkeiten und die Bewegungsfreiheit der Frauen einschränkt.
In der Türkei gab es 2003 unter den Männern 6,5 Prozent Analphabeten,
unter den Frauen waren es 23,4 Prozent. Hat das wirklich nichts mit dem Islam
zu tun? (Richard Wagner, Der deutsche Horizont. Vom Schicksal eines
guten Landes, 2006, S. 376-377).Zu einem funktionierenden Europa
gehört seine geographische Begrenzung. (Richard Wagner, Der deutsche
Horizont. Vom Schicksal eines guten Landes, 2006, S. 378).Sobald
alle Argumente abgehakt sind, pflegen die Befürworter des Türkei-Beitritts
zu einer Visionskeule zu greifen. Die Demokratisierung eines großen muslimischen
Landes, heißt es dann bedeutungsvoll, würde den gesamten islamischen
Raum verändern und alles zum Guten wenden. Wer so redet, hat keine Ahnung.
Die Türkei ist nie Vorbild für Arabien gewesen, sie war in osmanischer
Zeit vielmehr Konkurrent und Unterdrücker. Die Türkei hat nicht den
geringsten Einfluß auf die arabische Welt. (Richard Wagner, Der
deutsche Horizont. Vom Schicksal eines guten Landes, 2006, S. 379).  Und
was bedeutet es z.B., wenn auf dem Balkan nicht etwa die Fahnen der UNO oder der
NATO geschwenkt werden - denn es war Der Westen, der die Moslems gegen
die Christorthodoxen verteidigt hat -, sondern die Fahnen Saudi-Arabiens und der
Türkei? Slawen und Albaner schwenkten ihre morgenländischen Fahnen,
und Huntington ( )
weiß auch warum: Sie zeigten im wahrsten Sinne des Wortes Flagge und
demonstrierten der Welt, wer ihre wahren und wer ihre weniger wahren Freunde waren.
.... In der Welt nach dem Kalten Krieg zählen Flaggen und andere Symbole
kultureller Identität wie Kreuze, Halbmonde und sogar Kopfbedeckungen; denn
Kultur zählt, und kulturelle Identität hat für die meisten Menschen
höchste Bedeutung. Die Menschen entdecken heute neue, aber oft eigentlich
alte Identitäten und marschieren hinter neuen, aber oft eigentlich alten
Fahnen im Kriege mit neuen, aber eigentlich alten Feinden. Eine grimmige Weltanschauung
für diese neue Ära formuliert der ... Demagoge in Michael Dibdins Roman
Dead Lagoon: »Ohne wahre Feinde keine wahren Freunde! Wenn wir nicht
hassen, was wir nicht sind, können wir nicht lieben, was wir sind. Das sind
die alten Wahrheiten, die wir heute, nach dem sentimentalen Gesülze von hundert
Jahren, unter Schmerzen wieder entdecken. Wer diese Wahrheit leugnet, der verleugnet
seine Familie, sein Erbe, seine Kultur, sein Geburtsrecht, sein ganzes Ich! Das
wird ihm nicht so leicht vergessen«. An der betrüblichen Wahrheit
dieser alten Wahrheiten können Staatsmänner und Wissenschaftler
nicht vorbeigehen. Für Menschen, die ihre Identität suchen und ihre
Ethnizität neu erfinden, sind Feinde unabdingbar, und die potentiell gefährlichsten
Feindschaften begegnen uns an den Bruchlinien zwischen den großen Kulturen
der Welt ( ).
(Samuel Phillips Huntington, Kampf der Kulturen, 1996, S. 17-18).Huntingtons
zentrales Thema seines Buches (Kampf der Kulturen)
lautet: Kultur und die Identität von Kulturen ... prägen heute,
in der Welt nach dem kalten Krieg, die Muster von Kohärenz, Desintegration
und Konflikt. Die fünf Teile diese Buches entwickeln diese Hauptaussage weiter.
Teil Eins. Zum erstenmal in der Geschichte ist globale
Politik multipolar als auch multikulturell; Verwestlichung ist etwas anderes als
Modernisierung; und wirtschaftliche und soziale Modernisierung erzeugt weder eine
universale Kultur irgendeiner Art noch die Verwestlichung nichtwestlicher Gesellschaften.
Teil Zwei. Das Machtgleichgewicht zwischen den Kulturkreisen
verschiebt sich: Der Westen verliert an relativem Einfluß; asiatische Kulturen
verstärken ihre wirtschaftliche, militärische und politische Macht;
der Islam erlebt eine Bevölkerungsexplosion mit destabilisierenden Folgen
für muslimische Länder und ihre Nachbarn; und nichtwestliche Kulturen
bekräftigen selbstbewußt den Wert ihrer eigenen Grundsätze. Teil
Drei. Eine auf kulturellen Werten basierende Weltordnung ist im Entstehen
begriffen: Gesellschaften, die durch kulturelle Affinitäten verbunden sind,
kooperieren miteinander. Bemühungen, eine Gesellschaft von einem Kulturkreis
in einen anderen zu verschieben, sind erfolglos; und Länder gruppieren sich
um die Führungs- oder Kernstaaten ihrer Kultur. Teil
Vier. Seine universalistischen Ansprüche bringen den Westen zunehmend
in Konflikt mit anderen Kulturkreisen, am gravierendsten mit dem Islam und China.
Auf lokaler Ebene bewirken Bruchlinienkriege (im wesentlichen zwischen Muslimen
und Nichtmuslimen) den »Schulterschluß verwandter Länder«,
die Gefahr einer breiteren Eskalation und damit Bemühungen von Kernstaaten
um Eindämmung und Unterbindung dieser Kriege. Teil
Fünf. Das Überleben des Westens hängt davon ab, daß
die Amerikaner ihre westliche Identität bekräftigen und die Westler
sich damit abfinden, daß ihre Kultur einzigartig, aber nicht universal ist,
und sich einigen, um diese Kultur zu erneuern und vor der Herausforderung durch
nichtwestliche Gesellschaften zu schützen. Ein weltweiter Kampf der Kulturen
kann nur vermeiden werden, wenn die Mächtigen dieser Welt eine globale Politik
akzeptieren und aufrechterhalten, die unterschiedliche kulturelle Wertvorstellungen
berücksichtigt. (Samuel Phillips Huntington, Kampf der Kulturen,
1996, S. 19-20).  Von
der Vorstellung einer im Wesentlichen nach Staaten aufgeteilten Welt, in der Staaten
gegeneinander Krieg führen und Frieden schließen, müssen wir uns
verabschieden. Der Trend .. geht zur Entstaatlichung, Privatisierung und Kommerzialisierung
eines Krieges .... (Udo Ulfkotte, Der Krieg in unseren Städten,
2003, S. 177f.). Wie bereits mehrfach erwähnt: Privatkriege
hat uns Spengler bereits 1917 prognostiziert! (Vgl. auch: Weltfriede
der Cäsaren). |