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Glaube |
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Der
Glaube ist ein Für-wahr-Halten (Urglaube - was ist der Urglaube? Vielleicht sollten wir erst einmal mit dem Urglauben anfangen oder sogar zu ihm zurückkehren. Ich habe dazu einige interessante Sätze gefunden, die den Urglauben schon bald wieder aktuell werden lassen könnten:Das,
was verbindlich passiert, wenn wir kultisch etwas wiederholt und sorgfältig
beachten, ist Religion. (Da
Menschen wohl niemals damit aufhören werden, etwas für wahr zu halten
( |
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Die Beziehung zwischen Mensch und Priesterlogik (-gesetz). Der Zweck als die Macht heiligt das Mittel als das Gesetz der Lüge, die als Wahrheit geglaubt werden soll |
Nehmen wir ...den Fall der Züchtung
einer bestimmten Rasse und Art. Das großartigste Beispiel dafür gibt
die indische Moral, als »Gesetz des Manu« zur Religion sanktioniert.
Hier ist die Aufgabe gestellt, nicht weniger als vier Rassen auf einmal zu züchten:
eine priesterliche, eine kriegerische, eine händler- und ackerbauerische,
endlich eine Dienstboten-Rasse, die Sudras. Ersichtlich sind wir hier nicht mehr
unter Tierbändigern: eine hundertmal mildere und vernünftigere Art Mensch
ist die Voraussetzung, um auch nur den Plan einer solchen Züchtung zu konzipieren.
Man atmet auf, aus der christlichen Kranken- und Kerkerluft in diese gesündere,
höhere, weitere Welt einzutreten. Wie armselig ist das »Neue Testament«
gegen Manu, wie schlecht riecht es! Aber auch diese Organisation hatte
nötig, furchtbar zu sein nicht diesmal im Kampf mit der Bestie,
sondern mit ihrem Gegensatz-Begriff, dem Nicht-Zucht-Menschen, dem Mischmasch-Menschen,
dem Tschandala. Und wieder hatte sie kein andres Mittel, ihn ungefährlich,
ihn schwach zu machen, als ihn krank zu machen es war der Kampf mit der
»großen Zahl«. Vielleicht gibt es nichts unserm Gefühle
Widersprechenderes als diese Schutzmaßregeln der indischen Moral. Das dritte
Edikt zum Beispiel (Avadana-Sastra I), das »von den unreinen Gemüsen«,
ordnet an, daß die einzige Nahrung, die den Tschandala erlaubt ist, Knoblauch
und Zwiebeln sein sollen, in Anbetracht, daß die heilige Schrift verbietet,
ihnen Korn oder Früchte, die Körner tragen, oder Wasser oder
Feuer zu geben. Dasselbe Edikt setzt fest, daß das Wasser, welches sie nötig
haben, weder aus den Flüssen, noch aus den Quellen, noch aus den Teichen
genommen werden dürfe, sondern nur aus den Zugängen zu Sümpfen
und aus Löchern, welche durch die Fußtapfen der Tiere entstanden sind.
Insgleichen wird ihnen verboten, ihre Wäsche zu waschen und sich selbst
zu waschen, da das Wasser, das ihnen aus Gnade zugestanden wird, nur benutzt
werden darf, den Durst zu löschen. Endlich ein Verbot an die Sudra-Frauen,
den Tschandala-Frauen bei der Geburt beizustehn, insgleichen noch eins für
die letzteren, einander dabei beizustehn. .... Der Erfolg einer
solchen Sanitäts-Polizei blieb nicht aus: mörderische Seuchen, scheußliche
Geschlechtskrankheiten und daraufhin wieder »das Gesetz des Messers«,
die Beschneidung für die männlichen, die Abtragung der kleinen Schamlippen
für die weiblichen Kinder anordnend. Manu selbst sagt: »die
Tschandala sind die Frucht von Ehebruch, Inzest und Verbrechen ( dies die
notwendige Konsequenz des Begriffs Züchtung). Sie sollen zu Kleidern
nur die Lumpen von Leichnamen haben, zum Geschirr zerbrochne Töpfe, zum Schmuck
altes Eisen, zum Gottesdienst nur die bösen Geister; sie sollen ohne Ruhe
von einem Ort zum andern schweifen. Es ist ihnen verboten, von links nach rechts
zu schreiben und sich der rechten Hand zum Schreiben zu bedienen: der Gebrauch
der rechten Hand und des Von-links-nach-rechts ist bloß den Tugendhaften
vorbehalten, den Leuten von Rasse.« (Friedrich W. Nietzsche,
Götzen-Dämmerung, 1889, in: Werke III, S. 426-427 bzw. 980-981
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() B = Biologie; P = Philosophie; Ö = Ökonomiie; M = Mathematik; S = Semiotik; L = Linguistik. |
![]() ![]() Das Thanatotop ist ein Ort der Heimsuchung durch abgelebtes Leben. Wo Menschen beisammen sind, sind auch die Zeichen der Abwesenden und der Transzendenz beharrlich und subtil zugegen.Das Böse und Furchtbare, das von außen kommt, ist für das Verständnis der Menschensphären so bedeutsam, weil es auf doppelte Weise in die Konstitution der kulturellen Kapseln einbezogen ist: Zum einen haben Menschen zu den ontologischen Insulanern (![]() |
Im Lichte
der Gottesvorstellung erschienen von Anfang an auch mächtige Naturkräfte
und Naturdinge; der lichte Tageshimmel, die Sonne, der Mond u.s.w., zuerst noch
naiv als die Erscheinung selbst verehrt, später in den von ihnen beherrschten
Erscheinungen als hinter oder in den Naturereignissen wirkend gedachte unsichtbare,
unfaßbare Kräfte (vgl. Animismus), als geistige Wesenheiten
gefürchtet oder verehrt. Damit wurden sie zugleich zu ldeal- und Wunschwesen:
sie sind, was und wie der Mensch nicht ist, aber sein möchte. Sie bringen
Klarheit und Festigkeit in das verworrene und labile Dasein. Wer ihnen gehorcht,
ihre Gebote befolgt, sich ihnen mit Opfern angenehm macht, den begaben und begnaden
sie; zuerst nur mit materiellen, später auch mit geistigen Gütern, und
lassen ihn an ihrer Einsicht, ihrer Macht, endlich auch an ihrer Unsterblichkeit
im Jenseits teilnehmen. Sie verleihen dem Leben einen höheren
Sinn und gelten als die Vertreter eines allg. Prinzips, durch das die Welt samt
ihren Übeln und Leiden verständlich wird, durch das auch die Rätsel
der eigenen Seele - z.B. der Kampf zwischen Tier und Engel (A. Gide)
- eine Erklärung finden; auch Erlösung. |
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Der Mensch hat alle seine starken und erstaunlichen Momente nicht gewagt, sich zuzurechnen, er hat sie als »passiv«, als »erlitten«, als Überwältigungen konzipiert: die Religion ist eine Ausgeburt eines Zweifels an der Einheit der Person, eine altération der Persönlichkeit: insofern alles Große und Starke vom Menschen als übermenschlich, als fremd konzipiert wurde, verkleinerte sich der Mensch, er legte die zwei Seiten, eine sehr erbärmliche und schwache und eine sehr starke und erstaunliche in zwei Sphären auseinander, hieß die erste »Mensch«, die zweite »Gott«. Er hat das immer fortgesetzt. Er hat, in der Periode der moralischen Idiosynkrasie seine hohen und sublimen Moral-Zustände nicht als »gewollt«, als »Werk« der Person ausgelegt. Auch der Christ legt seine Person in eine mesquine und schwache Fiktion, die er Mensch nennt, und eine andere, die er Gott (Erlöser, Heiland) nennt, auseinander. (Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 101-102
).
Die Religion hat den Begriff »Mensch« erniedrigt; ihre extreme Konsequenz ist, daß alles Gute, Große, Wahre übermenschlich ist und nur durch eine Gnade geschenkt. (Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 102
).
Ein Weg, den Menschen aus seiner Erniedrigung zu ziehen, welche der Abgang der hohen und starken Zustände, wie als fremder Zustände, mit sich brachte, war die Verwandtschafts-Theorie. Diese hohen und starken Zustände konnten wenigstens als Einwirkungen unserer Vorfahren ausgelegt werden, wir gehörten zueinander, solidarisch, wir wachsen in unseren eigenen Augen, indem wir nach uns bekannter Norm handeln. Versuch, vornehmer Familien, die Religion mit ihrem Selbstgefühl auszugleichen. Dasselbe tun die Dichter und Seher, sie fühlen sich stolz, gewürdigt und auserwählt zu sein zu solchem Verkehre,sie legen Wert darauf, als Individuen gar nicht in Betracht zu kommen, bloße Mundstücke zu sein (Homer). Schrittweises Besitz-ergreifen von seinen hohen und stolzen Zuständen, Besitz-ergreifen von seinen Handlungen und Werken. Ehedem glaubte man sich zu ehren, wenn man für die höchsten Dinge, die man tat, sich nicht verantwortlich wußte, sondern Gott die Unfreiheit des Willens galt als das, was einer Handlung einen höheren Wert verlieh: damals war ein Gott zu ihrem Urheber gemacht. (Friedrich W. Nietzsche, Der Wille zur Macht, S. 102
).
JA-SAGENDE RELIGION | NEIN-SAGENDE RELIGION | |||
ARISCH (INDOGERMANISCH) | Brahmanismus (Manu) | Buddhismus | ||
SEMITISCH | Mohammedanismus (Islam) | Christentum | ||
Theismus | | | Deismus | Atheismus | |||||||||
|Kosmotheismus| | |Polytheismus| | |Monotheismus| | |Henotheismus| | | | | | | Gott
exisitiert zwar als Urgrund der Welt, aber greift nicht ins Weltgeschehen ein (auch nicht durch ein Wunder) | Gott existiert nicht | ||||||
|Pantheismus| | ||||||||||||
(1)
theomonistisch, (2) physiomonistisch, (3) panentheistisch, (4) immanent-transzendent. |
[1] | Theomonistischer Pantheismus. Allein Gott besteht. (Vgl. Weltlosigkeit, Akosmismus). Die Eigen-Existenz der Welt wird aufgehoben. |
[2] | Physiomonistischer Pantheismus. Allein die Welt besteht, die nur Gott genannt wird. Die Eigen-Existenz Gottes wird aufgehoben. |
[3] | Transzendenter Pantheismus, den man auch Panentheismus nennt, weil er Theismus und Pantheismus in sich vereinen soll. Das Weltall ruht in Gott, die Welt ist eine Erscheinungsweise Gottes. Es ist weniger eine All-Gott-Lehre (Pantheismus) als viel mehr eine All-in-Gott-Lehre (Panentheismus), denn behauptet wird nur das Enthaltensein des Weltganzen in Gott. (Synonym: Mystischer Pantheismus). Die Eigen-Existenz der Welt wird nicht aufgehoben, aber relativiert. |
[4] | Immanent-transzendenter Pantheismus. Gott verwirklicht sich in den Dingen der Welt. Die Eigen-Existenz Gottes wird nicht aufgehoben, aber relativiert. |
Bedenklich macht, daß auch heute noch die Vorstellung, böse Geister seien imstande, in jeden Körper zu fahren, so weit verbreitet ist, daß man berechtigt ist, in ihr einen Elementargedanken zu sehen. Nach der Auffassung der Gläubigen dient eine solche Invasion dem Zweck, Menschen in Automaten der Dämonen umzuwandeln. Da die Eindringlinge vor Toten nicht halt machen, haben die Chinesen des Altertums zuweilen Mund und Anus von Verstorbenen mit Pfropfen aus Wachs oder Jade versiegelt. Bei manchen altgermanischen Stämmen fesselte man die Beine der Toten an den Rücken und begrub sie mit dem Gesicht zur Erde, um ihnen die Rückkehr zu erschweren. (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 457). Ohne Glauben könnten
wir gar nicht leben. In der modernen Wissens- und Informationsgesellschaft lebt
jeder, was das Wissen betrifft, aus zweiter oder dritter Hand. Bei den meisten
Dingen, die unseren unmittelbaren Lebens- und Kompetenzbereich überschreiten,
bleibt uns nichts anderes übrig, als an das Wissen der anderen zu
glauben. In den meisten Angelegenheiten sind alle dazu verurteilt, gläubige
Mitwisser zu sein. Da jeder nur Spezialist für Bestimmtes ist und Laie in
Bezug auf den riesigen Rest, wächst mit der spezialisierten Wissensgesellschaft
auch die Glaubensgemeinschaft. Je mehr Wissen, desto mehr Glauben an das Wissen
der anderen. Diese Art des Glaubens hat also auf jeden Fall eine große Zukunft.
(Rüdiger Safranski, in: Cicero, 05 / 2004). Es
gibt in der Wissensgesellschaft Felder, wo in diesem Sinne besonders intensiv
geglaubt wird. Wenn die Wirtschaftsweisen im Fernsehen wie Schamanen aus den Kulissen
treten und ihre Orakelsprüche verkünden, dann sollen wir an die verkündeten
Konjunkturprognosen
glauben. Aber so glauben wir auch an die Psychoanalyse, an den Urknall,
an das Chaos in der Natur, an die künftige Klimakatastrophe,
an die Entropie
samt kosmischem Wärmetod,
an die egoistischen Gene
und an vieles andere mehr. Zwar könnte man sagen, das seien nur Formen des
Für-wahrscheinlich-Haltens (und: Glauben = Für-wahr-Halten;
auch Wissenschaften entstehen aus dem Fürwahrhalten,
also: Glauben; HB |
![]() |
![]() Zwölf-Götter-Altar |
![]() Aus Homer und Hesiod schöpften die Hellenen ihre theologischen Vorstellungen auf ganz ähnliche Weise wie wir aus dem Alten und Neuen Testament. Ihre heiligen Schriten waren profane Gedichte, und dies ist sehr bezeichnend für den Charakter ihres Glaubens, im guten wie im schlechten Sinne. Die griechische Religion ist nicht minder ein Kunstwerk der Plastik als die griechische Sprache und das griechische Epos, und wie eine Genietat ist sie plötzlich da. Die finsteren Sagen von Kronos und den Titanen sind vielleicht die letzten dumpfen Klänge, die von der kretischen Religion in die Zeit Hesiods herüberwehten, und der Kampf des Zeus und seiner Mitgötter gegen diese ganz anders geartete Dämonenwelt symbolisiert den Sieg des olympischen Glaubens. In dem bekannten Zwölfgötterstaat ist Hestia, die im ionischen Epos noch nicht vorkommt, bloß zur Abrundung hinzugefügt: sie bedeutet einfach »Herd« und hat es zu keiner rechten Personifikation gebracht. Dagegen fehlt (noch; HB) der so wichtige Dionysos. Der »blitzefrohe« Zeus ist pater andron te qeon te, Vater der Menschen und Götter, als Horkios Hüter des Eids, als Xenios Schützer der Gastfreunde, in beiden Funktionen nicht immer zuverlässig. Als Himmelsgott hat er die Herrschaft über die ganze Natur, die er aber andrerseits wieder mit seinen beiden Brüdern Poseidon, dem Herrn der Gewässer, und Hades, dem Fürsten der Unterwelt, dem »verhaßtesten der Götter« teilen muß. Apollon ist der Patron der Musik und der Mantik, der Heilkunst und Schützenkunst, aber seine Pfeile senden auch Seuchen. Er ist die Gottheit der Sonne, aber als »Silberbogiger« auch des Mondes wie seine Zwillingsschwester Artemis, die als »pfeilfrohe« Jägerin und als Beschützerin des Wildes ebenfalls eine Doppelrolle spielt. Die Bedeutung der anderen drei Göttinnen Hera, Aphrodite, Athene und des Hephaistos, Ares und Hermes ist allgemein bekannt. Besonders die beiden letzteren sind ausgesprochen unmoralisch! Ares ein Rowdy, Hermes ein Dieb. Hinter diesen Hauptgöttern rauscht eine leuchtende Schleppe von niederen Gottheiten: Seirenen und Nereiden, deren Gesang und Geplauder das Meer tönen macht, Dryaden und Oreiaden, die in Wäldern und Bergen hausen, Satyrn und Silenen, die als Halbböcke und Halbpferde umhertollen, Moiren und Erinyen, die die ernste Seite des Lebens verkörpern, Wiesen- und Quellnymphen, Chariten und Musen. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 79-80). Was an den griechischen Göttern zuvörderst auffällt, ist die vornehme Schönheit und geschmackvolle Einfachheit, man möchte fast sagen: Eleganz ihrer Erscheinung. Auch in Nahrung, Wohnung, Hofstaat herrscht bei ihnen eine edle Frugalität. Ihre Paläste sind schlicht, die ganze Dienerschaft des Olymp besteht aus den drei Personen Hebe, Iris, Ganymed, und Nektar und Ambrosia sind offenbar sehr bescheidene Genüsse, übrigens, ebenso wie Ichor, das Blut der Götter, merkwürdig materialistische Begriffe: die Himmlischen bedürfen der Speise, des Tranks und des Lebenssafts nicht minder als die Irdischen, nur eben in »unsterblicher« Form. Überhaupt besitzen sie die wenigsten von jenen Eigenschaften, die man von einer Gottheit erwarten würde. Sie sind nicht allgütig, sondern voll Tücke, Rachsucht und Parteilichkeit, nicht allgegenwärtig, können aber allerdings blitzschnell überall erscheinen, nicht allmächtig, schon wegen ihrer gegenseitigen Konkurrenz und weil über ihnen die Moira steht, nicht allwissend (nur Apoll in seiner Erscheinungsform als Helios ist es bisweilen), vielmehr täuschbar und manmmal geradezu beschränkt. Athene rühmt sich, die Götter an Klugheit ebenso zu übertreffen wie Odysseus die Menschen: sie weiß, daß es unter den Unsterblichen auch einige ziemlich Dumme gibt. Auch Zeus wird mehr als einmal überlistet. Die Heimkehr des Odysseus wird im Götterrat hinter dem Rücken des ahnungslosen Poseidon beschlossen (was übrigens auch die Ohnmacht des Götterkönigs beweist, sonst hätte er diese Völkerbundsitzung nicht nötig). Zwar heißt es bei Homer des öftern: »Zeus wird's wissen und die andern unsterblichen Götter«; aber das ist bloß Redensart. Andrerseits wieder wissen sie um das Zukünftige: eine Gabe, die allerdings nicht bloß Zeus und den Hauptgöttern, sondern auch Halbgöttern, Heroen, sogar Pferden verliehen ist. Aber wenn sie es wissen, warum greifen sie dann so leidenschaftlich in den Kampf ein? Übrigens ist ihnen nur ein gelegentliches Intervenieren verstattet, denn sie sind nicht Weltregenten und nom weniger Weltschöpfer, vielmehr selber geschaffen, weswegen auch ihre Geburtstage gefeiert werden. Es ist aber bemerkenswert, daß der griechische Mythos wohl eine Götterentstehung, aber keine Götterdämmerung kennt. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 80-81). Eine eigene Welt bilden die »chthonischen« Götter der Erdtiefe, die bei Homer fast gar keine, bei Hesiod schon eine wesentlich größere und im Volksglauben eine sehr gewichtige Rolle spielen. Demeter, die eigentlich Gemeter, »Mutter Erde« heißt, ist die Patronin des Ackerbaus und ihre Tochter Persephone die Herrin des Todes, meist Kore, die »Jungfrau«, genannt, da man ihren schrecklichen Namen nicht auszuspremen wagte. Auch Dionysos ist ein chthonischer Gott. Am Wochenbett und an der Totenbahre steht Hekate, sonst haust sie zwischen Grabsteinen. Dem Menschen begegnet sie an Kreuzwegen, im Mondschein, in der Mittagsglut, immer zu seinem Schaden. Die Schreckgestalten der Gorgo und Mormo, die Lamia und die Empusa sind ihre Doppelgängerinnen. Oft ist sie von einer richtigen »wilden Jagd« begleitet: feurigen Höllenhunden und der Gespensterschar der unerlösten Seelen, die ohne ehrliches Begräbnis, durch Gewalt oder »vor der Zeit« abgeschieden sind: einer ihrer vielen Namen, Baubo, äfft tonmalend das Jammergeheul ihrer Meute nach. Sie ist die Stammutter aller Hexen der Welt. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 81-82). ![]() Einen richtigen Klerus gab es in Griechenland nicht. Der Priester bedient das Heiligtum, opfert für die Gläubigen, verwaltet die Tempeleinkünfte und legt den Willen der Gottheit aus. Er ist ein gewöhnlicher Staatsbeamter oder auch nur Privatmann, der über gewisse technische Kenntnisse verfügt oder zu verfügen vorgibt, von keiner besonderen Heiligkeit umgeben, höchstens durch einen ebvorzugetne Platz im Theater und in der Volksversammlung geehrt, auch keine »unsichtbaren Kirche« oder sonstigen höheren Gemeinsmaft angehörig und weder Prediger noch Jugendlehrer. An großen Heiligtümern gebietet er über ein zahlreiches Personal von Opferdienern und Tempelsklaven, Wächtern und Schatzmeistern, aber sonst bestand keinerlei Hierarchie als die des persönlichen Ansehens. Man wird die Stellung des griechischen Priesters vielleicht am ehesten mit der unserer Professoren und Doktoren vergleichen können, die man in allerlei wissenschaftlichen Fragen konsultiert und nach dem Grade ihres Renommees und der Bedeutung der Anstalt schätzt, der sie an angehören, im übrigen aber weder für unentbehrlich noch für sakrosankt hält. Zum Verkehr mit der Gottheit bedurfte es keines Vermittlers; der König opferte für die Gemeinde, der hausvater für die Familie. Das Wichtigste blieb überhaupt zu allen Zeiten der der Hauskult. Die Staatsfeste trugen durchwegs religiösen Charakter; an Zahl kamen die Feiertage, an denen alle Geschäfte ruhten, etwa den unserigen gleich; etwas, das unserem regelmäßigen Sonntag entsprochen hätte, gab es aber nicht. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 87-88). Jakob Burckhardt nennt die griechische Religion sehr schlagend »eine Temperamentsform des griechischen Volkes«. Sie war die prachtvollste Mythologie, die ein Volk je besessen hat, und später bei einigen Philosophen Metaphysik und Ethik, aber eine Religion im höheren Sinne kann man sie schon deshalb nimt nennen, weil sie den Schidtsalsbegriff nie losgeworden ist. Auch dieser ist, wie alle Glaubensvorstellungen, etwas recht Widerspruchsvolles: er bedeutet bald eherne Notwendigkeit, bald launischen Zufall, bald klare Vergeltung, bald geheimnisvollen Erbfluch, immer aber ist er höchst fatalistisch. Ananke ist das fühllose Verhängnis, heimarmene die unentrinnbare Bestimmung, aisa (= h iVe, episch eiVh) das für alle gleiche Geschick; tyche das unberechenbare Glück (oder Unglück), patmos das fallende Los, ate die gottgesandte Verblendung; auch agos, die Blutsmuld, und alastor, der Rachegeist, sind, wie jedermann aus der Tragödie weiß, blindwaltende Mächte. Der landläufigste Begriff aber ist die moira, der »Anteil«, der dem Menschen bei seiner Geburt unwiderruflich zugesponnen wurde. Gegen die Moira vermögen die Götter nichts, wenigstens für gewöhnlich: denn manchmal sieht es auch so aus, als ob sie ihr Werkzeug sei. Manchmal auch versuchen sie sie wenigstens zu beeinflussen oder mit ihr sozusagen auf Teilung zu arbeiten. Und es kommt sogar der Fall vor, daß einzelne besonders begnadete oder besonders ruchlose Menschen gegen Götter und Moira ihren Weg gehen: dies ist das hypermoron: was »über das Geschick hinaus«, gegen die Fügung geschieht, eine ebenso furchtbare wie bewunderte Sache, die Schuld und Verdienst zugleich ist. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 88-89). Nach alledem ist es verständlich, daß die Griechen übrerhaupt kein Wort für »Religion« besitzen. Eusebes (von sebein, verehren), das wir mit »fromm« übersetzen, bedeutet: den heiligen Gebräuchen getreu, und eusebeia, «Frömmigkeit», ist nach der Definition der Stoa dicaioVunh proV qeouV, Gerechtigkeit gegen die Götter (die ihnen an Ehren zuwendet, was ihnen gebührt). Fromm sein heißt für den Griechen, die Himmlischen kultisch verehren, und weiter nichts. Da diese nicht den Weltlauf lenken, liegt auch kein Anlaß vor, sie sich als besonders moralisch zu denken. »Das Sittliche«, sagt Wilamowitz-Moellendorf, «haben die Götter nicht gelehrt, man kann sagen, sie haben es von den Menschen lernen müssen.« Ihr Zorn braucht durchaus nicht immer Veschuldung zur Ursache zu haben, der Mensch empfindet ihn auch gar nicht als Strafe, sondern bloß als Unheil. Am meisten erbittert werden sie, wenn der Irdische sich vermißt, es ihnen gleichzutun, und ihre weitaus stärkste Triebfeder ist der Neid: man kann daraus schließen, wie neidisch die Griechen selber waren. Das Grundverhältnis zu ihnen ist daher das Mißtrauen, und wenn man ihren Geboten gehorcht, so tut man es nicht aus Ergebenheit, sondern aus Klugheit, um sie nicht zu reizen. Frevel ist: wenn man sie beleleilgt; anderes Unrecht erregt nicht ihren Unwillen. Prozesse wegen »Beleidigung der Götter« waren ziemlich häufig, aber man fragt sich, was denn eigentlich an diesen Göttern zu beleidigen war. Mitleid, und oft ein sehr unangebrachtes, haben sie nur mit ihren Lieblingen; sonst sind sie ganz erbarmungslos. Auch untereinander lieben sie sich nicht. In der Ilias entspricht der Zustand im Himmel genau dem der menschlichen Gesellschaft: Zeus ist Agamemnon, die Götter sind bloße Titularvasallen, ihm ebenbürtig und stets zur Renitenz bereit. Der Olymp ist eine Akropolis, und seine Bewohner sind Ritter und Rosse, beide gleich göttlich, gleich unvergänglich, von Nektar und Ambrosia genährt. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 89-90). Die Natur und überhaupt die »Wirklichkeit« ist amoralisch. Von echter Religion kann man daher erst reden, wenn eine andere und höhere Welt der natürlichen entgegengesetzt wird. Dies tut aber die homerische Religion nie: ihre Götterwelt ist eine gesteigerte Wiederholung der irdischen: verklärte Animalität, schlackenlose Physik. Die Olympier unterscheiden sich von den Erdenbewohnern lediglich dadurch, daß sie unsterblich sind, also in ihnen die menschliche Unvollkommenheit verewigt ist und daß kein Alter, keine Schwäche, kein Kummer, keine Krankheit sie berührt, was aber auch nicht konsequent durchgeführt ist: auch ihr Dasein verläuft nicht ungetrübt (schon allein ihr ewiger Neid vergällt es ihnen) ; sie haben einen Arzt, Paieon, der Hades und Ares von ihren Verletzungen heilt, auch Aphrodite wird verwundet; Hermes ist vom weiten Weg ermüdet, Zeus schläft sogar einmal ein. Den Höhepunkt dieses in seiner Naivität und Bildhaftigkeit bezaubernden Realismus bildet der Moment, wo Ares in der Wolke, die ihm Kleid, Bett, Fahrzeug und Inkognito ist, vom Kampf ausruht, nachdem er den Speer an sie gelehnt hat. Die Orphik mitihren Ansätzen zu einer wirklichen Theologie war niemals Nationalreligion, man kann sie nicht einmal (wie wir vorhin taten) eine Sekte nennen, da es ja nicht den Gegenbeggriff der orthodoxen Kirche gab. Die Religion war nur Kultus, nur dieser Pflicht, nur dessen Verletzung Gottlosigkeit, »Asebie«. Es war ähnlich wie in der Renaissance, wo man denken, reden und schreiben durfte, was mall wollte, wenn man sich nur der Kirche, ihrer Macht und ihren heiligen Bräuchen unterwarf; in Hellas spielte diese keine Rolle. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 90). Schließlich ist diese ganze Konzeption von finsterm, fühllosem Schicksal, wahllos würfelnder Tyche, eiteln und jähzornigen Göttern gerade wegen ihrer Irrationalität dazu da, damit irgend jemand schuld habe, wenn der Mensch sich nicht zu seinen Handlungen bekennen will, den Geburten seiner Leidenschaft und seiner Torheit. Die Gottheit ist nicht das Lamm, das die Erbschuld der Menschheit trägt sondern der Bock, dem die Sünde aufgeladen wird. Nur unter einem solchen Regiment wurde die Last des Frevels überhaupt ertragbar, unter einem sittlichen Gott wäre der Grieche der durchschnittlichen Moralität zusammengebrochen. Von Ausnahmsnaturen, die uns an allen Wegmarken begegnen werden, ist hier nicht die Rede. Die Gottheit des Sokrates um Beispiel war dem Volk so unfaßbar, daß es ihn, und zwar in voller Ehrlichkeit, für einen Gotteslästerer hielt. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 90-91). Bei Homer ist bekanntlich alles göttlich: nicht bloß die Sonne und die Morgenröte, der Tag und die Nacht, sondern auch der Ölbaum und der Weinstock, der Arzt und der Herold, der Bettler und der Sauhirt, selbst der verächtliche Paris und die abscheuliche Schar der Freier, und es fehlte nur noch, daß Thersites göttlich genannt wird. Kein Wunder, das Göttliche ja nichts anderes ist als das Menschliche. Die Griechen waren Lehrer der Humanität, aber in einem ganz anderen Sinne, als der Neuhumanismus es meinte, nämlim der Nurmenschlichkeit, indem sie alles in rein anthropomorphen Formen und Dimensionen sahen. Der Satz »der Mensch ist das Maß der Dinge«, den die Sophisten als ihr Programm aufstellten, leuchtete von allem Anfang an als Leitstern über der Erdenbahn der Griechen. Darum haben sie nie den Sinn des Daseins erfahren; aber darum sind sie auch das größte Künstlervolk geworden. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 91). Die Griechen glaubten also im Grunde an gar nichts, nämlich an nichts als an gewisse allzu menschliche Vorurteile; auch als diese im Laufe der Zeit sich läuterten, brachten sie es nur zu einem matten Deismus (**) oder nackten Atheismus (**). Und dennoch hat sich, ohne daß sie es ahnten, in ihrem historichen Schicksal der Finger Gottes aufs deutlichste offenbart. Oder vielleicht wirklich das Walten ihrer eigenen Götter, die, Symbole der griechischen Seele, tückisch zur Hybris lenkten. Zugleich aber ist, da jedes Volk der Dichter seiner eigenen Historie ist, wie jedes Individuum der Dichter seiner Biographie (darin besteht die menschliche Willensfreiheit **), auch die griechische Geschichte in Anstieg und Gipfel, Krise und Verfall ein vollendetes plastisches Kunstwerk, gemeißelt von der Hand der bildnerisch begabtesten Nation der Welt. Die einzelnen »Perioden«, sonst meist im berechtigten Verdacht subjektiver Willkür oder lebensferner Konstruktion, springen hier in die Augen, als ein leuchtendes Paradigma des Erblühens, Reifens und Welkens der Menschenpflanze. (Egon Friedell, Kulturgeschichte Griechenlands, 1936, S. 91-92). |
- | Die Anhänger des Kosmotheismus bekennen sich zum Gott »Welt«. |
- | Die
Verfechter des Monotheismus (bzw. Henotheismus; HB
![]() |
Gläubige | Gottheit(en) | Gegenspieler | Bezugnahme | Gott-Volk-Bezug | Begründung | Andersgläubige |
Polytheisten | Götter | Götter | Mythos / Mythographie | Geister / Mythos | Bewältigung des Schicksals | ? |
Monotheisten | ||||||
Aton-Ägypter | Aton | ? | Natur / Kosmos | Vermittlung | Echnaton | ? |
Parsen | Ahura Mazda | Ahriman | Awesta | Beistand | Ethik | ? |
Juden | Jahwe | Satan (Teufel) | Thora | Auserwähltheit | Volk / Rasse | Nokhri (Heiden) |
Christen | Gott | Teufel (Satan) | Evangelien
(Neues Testament der Bibel) | Liebe durch Trinität | Heilsbotschaft | Heiden |
Moslems | Allah | Iblis (Teufel) | Koran | Ergebenheit (Islam) | Umma (Volk / Gemeinschaft) | Ungläubige |
Atheisten | ||||||
Wissenschaftler | Objekt | Subjekt | Gesetze / Regeln / Prädikate | Naturkräfte | Ratio / Beobachter | Unwissende |
Historizisten | Historienziel | Historienzyklen | Lineare Geschichte | End(er)lösung | Fortschritt | Heilsfeinde |
Nationalisten (inklusive Faschisten, Nationalsozialisten) | Nation
(Volk, Rasse) | Andere Nationen | Evolution und völkische / nationale Geschichte | Evolutionsbiologie und Geschichte (Auserwähltheit [NS]) | Volk / Rasse | Volksfeinde |
Kommunisten | Arbeiter (Proletarier) | Kapitalisten | Kommunistisches Manifest | Dialektik einer materialist. Historie | Proletarier / Klasse | Klassenfeinde |
Liberalisten | Individuum | Gemeinschaft | Liberalistische Marktwirtschaft | Liberalistischer Kapitalismus | Individualismus / Wettbewerb | Egalitaristen (Kommunisten/Sozialisten) |
Feministen (inklusive Genderisten) | Frau bzw. Mann | Mann bzw. Frau | Feministische
Trias (nur der sexistische [siehe: 1.] Feminismus will den Androzid):
(1.) Sexismus; (2.) Egalitarismus (Kommunismus u.ä.); (3.) Nationalismus u.ä.. | Patriachalisten, Maskulisten, (Haus-)Frauen. | ||
Ökologisten | Umwelt | Welt | Neo-Trinität:
(1.) Mutter Natur als Gott Vater; (2.) Vater
Staat als Gott Sohn; (3.) Politkorrektheit als Gott Heiliger Geist. | Umweltsünder |
In der Wissenschaft existieren mehrere Theorien hinsichtlich der Tragweite:
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Kurzer
Rückblick auf die ägyptische Glaubensgeschichte: Re (Ra) war der traditionelle
Sonnengott Ägyptens, der sich in seiner zweiten Inkarnation als Aton in der
Sonnenscheibe manifestierte. Die alten Ägypter hatten oft zwei Bezeichnungen
für eine Sache. So war Re der Sonnengott, Aton das Sonnenlicht, symbolisiert
durch die Sonnenscheibe. Die Verehrung von Re war im Norden des Reiches, v.a.
in Heliopolis, beheimatet. Später, während der Expansion Ägyptens,
stieg im Süden des Reiches, v.a. in Theben, der lokale Gott Amun (der
Verborgene) zum Hauptgott auf. Im Wettbewerb um die Macht wurden die Priester
des Amun in Südägypten zu Konkurrenten der Hüter des Re in Nordägypten.
Als siegbringender Gott der imperialistischen Pharaonen im 16. Jahrhundert
v. Chr., zur Zeit der frühen 18. Dynastie, stieg der Kriegsgott Amun
zum überragenden Reichsgott auf - die siegreichen Könige schenkten Amun
große Teile der Kriegsbeute und riesige Ländereien samt Leibeigenen.
So wurden die Amun-Priester Motor und Lenker der ägyptischen Wirtschaft.
Im Sinne der Staatsideologie von der Einheit der beiden ägypischen Länder
Ober- und Unterägypten wurden die beiden Götter fusioniert - mit Hauptsitz
in Theben, speziell im gigantischen Karnak-Tempelbezirk. Durch die Verschmelzung
von Re mit Amun zu Amun-Re konterkarierten die Amun-Priester die religiöse
Konkurrenz des Sonnengottes Re in Heliopolis. Der Kult im nördlichen Heliopolis
verlor an Bedeutung. Unter dem Vater von Amenophis III. setzte eine Rückwärtsbewegung
in Richtung Re ein, und die Sonnenscheibe Aton rückte dabei in den Vordergrung.
Das Weltbild geriet in eine Krise, weil sich die Göttlichkeit der Welt so
immer mehr auf die Sonne konzentrierte. Amenophis III. trieb diese Neue
Sonnentheologie voran und formte sie zum Königskult. Er und seine Parteigänger
versuchten also, über die Stärkung des Gottes Aton das Königtum
zu restaurieren. Amenophis IV., der sich bald Echnaton nennen sollte, war radikaler
und ging noch weiter. So schwärmten plötzlich im ganzen Reich Trupps
von Steinmetzen und Soldaten aus; ihr Auftrag: Zerstört alle Inschriften,
in denen der Name Amun vorkommt! Echnaton, der Aton-Anhänger,
hatte den zu dieser Zeit mächtigsten Reichsgott verfemt. Auch Weihungen mit
dem Plural Götter fielen seinem Bildersturm zum Opfer. Echnaton,
der Ketzer-König, ließ die vielen Himmlischen aus dem ägyptischen
Pantheon vertreiben. Bis an die Spitze des Obelisken hangelten sich die Zerstörer
hoch, und selbst Privatgräber blieben nicht unversehrt. (Michael Zick,
Der Glaube an den Einzigen, in: Bild der Wissenschaft, 11, 2002, S. 76).
Echnaton machte also eigentlich nichts anderes, so Jan Assmann, als
ein Weltbild zu radikalisieren und zu institutionalisieren. Die
Welt ist nicht mehr nur die Erscheinung des einen, verborgenen Gottes, sondern
sie ist die Schöpfung der Sonne. Und weil Aton für den Menschen nicht
direkt ansprechbar ist, kann man den Sonnengott nur über den König erreichen.
(Michael Zick, ebd., 2002, S. 76). Echnaton sagte: Die anderen Götter
gibt es nicht! ![]() |
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- In den Fängen der Sonnenwende und der Tag-Nacht-Gleiche -In einem Kulturzyklus eilt die Religion voraus vom ersten Quartal
zum zweiten Quartal, |
(I)
Natürliche
Sprache ist die Sprache, die der Kosmos (oder das Universum) spricht: Feuer
(z.B. Energie, Strahlung, Licht, Wärme, Sonne, Leben und Tod
u.s.w.). Feuer birgt jede Art von Symbolik in sich. Jedes Symbol ist ein Teil
des Feuers - auch der Feuergebrauch (= Feuer als 1. Kultursymbol
(II) Natürlich-kulturelle
Sprache ist die Sprache aller Lebewesen (allgemein auch Sprachverhalten
genannt). Sie beruht auf der Genetik ( (III) Kulturelle
Sprache ist die natale und zugleich nationale Sprache, also: eine nat(ion)ale
Sprache. Als nationalelektrische oder nationalneurologische Bibliothek im Menschen
ist sie die Grundlage menschlichen Denkens. Nationen sind sozusagen politische
Mutterinstanzen (daher auch der Zusammenhang zwischen Natalität und Nationalität).
Weil im Uterus ein Sprachtraining nur im Rahmen der natürlich-kulturellen
Sprache ( IV) Kulturell-natürliche
Sprache ist die Sprache, die den Menschen am meisten charakterisiert, aber
selbst dem Menschen noch die größten Rätsel aufgibt, weil sie
eine Metasprache und rein theoretisch ist. Sie ist kulturell insofern,
als daß sie nur durch kulturelle Konventionen darstellbar ist; sie strebt
ins Natürliche insofern, als daß sie den Versuch darstellt, Kultur
und Natur komplett zu verstehen (z.B. durch eine Weltformel oder eine
Universalsprache). Ist Religion also in erster Linie die Beschäftigung mit der Gewalt? Ist Religion das Geschäft mit Gewalt, mit Krieg? Ist Religion nur eine kultivierte Form des Krieges? Was wir kultisch wiederholt und sorgfältig beachten, weil es doch passiert, ist nämlich tatsächlich hauptsächlich Gewalt und Krieg! Also doch: Der Krieg ist der Vater aller Dinge (Heraklit) !Vgl. Peter Sloterdijk, Das Thanatotop, in: Sphären III - Schäume, 2004; S. 441-468. Weil
frühe Menschen großen Raubtieren zum Opfer fielen, wurden vielleicht
auch blutrünstige Tiere und blutrünstige Götter in Zusammenhang
gebracht, faszinierende Tiere zu kultureigenen Göttern gemacht (was einer
symbolischen Zähmung der Raubtiere durch ihre potentielle Beute gleichkommt),
Naturkatastrophen als Astroterror mit Götterterror gleichgesetzt sowie das
Fasziniert-sein-Wollen durch befremdliche Götter befriedigt. Demanach wäre
die Domestikation der Tiere der Domestikation der Götter vorausgegangen.
(Vgl. Gabriel Tarde, Die Gesetze der Nachahmung, 1890, S. 303 und ff. Daher spricht vieles dafür, in dem, was man später den Aberglauben nennt, eine der Grundformen der religiösen Mentalität zu sehen: superstitio bedeutet bei den Römern soviel wie »ängstliche Aufmerksamkeit in religiösen Dingen« - sie ist gewissermaßen die neurotische Variante der skrupulösen Gewissenhaftigkeit (religio), mit der die Zeichen, die Prodigien und Omina sowie die Ritualvorschriften zu beachten sind. (Peter Sloterdijk, Das Thanatotop, in: Sphären III - Schäume, 2004, S. 445). Der
Priester (seine Funktion) entstand wahrscheinlich, um die (archaischen) revierbewußten
Götter auf Distanz zu halten: Als Grenzpolizist der Sphäre der
Lebenden ist er mit der Aufgabe betraut, die Razzien der anderen Seite einzuschränken.
Die sicherste Methode zur Abfindung der Jenseitigen, die ihren Teil fordern, scheint
das Opfer gewesen zu sein, das quasi einen Elementargedanken der frühen Theotopier
ausdrückt. Sie alle waren gewohnt zu glauben, daß die Zahlung einer
Toten- und Fremdensteuer zu ihren anerschaffenen Pflichten gehörte - die
ersten Finanzämter waren zweifellos die paläolithischen Opfersteine
( Kastenwesen
in Indien
( Veda (sanskrit: Wissen) ist der Korpus des heiligen Wissens, das als die Grundlage des wahren Glaubens und der richtigen Praxis bei den Hindus gilt. Noch vor 2000 v. Chr., am Ende der Indus-Kultur, wanderten die Arier nach Nordindien ein, die den weiteren kulturellen Verlauf maßgeblich prägten. Einige indische Historiker sind jedoch der Meinung, daß die Arier ein schon ansässiger Stamm gewesen seien, der zu dieser Zeit die Oberherrschaft erlangen konnte. Zu den ältesten erhaltenen Schriften Indiens gehören der Rig-Veda, der Sama-Veda, der Yajur-Veda und der Atharva-Veda sowie einige astronomische Texte. Die ältesten indischen Texte können nicht mit Bestimmtheit datiert werden. Sie erlauben einen Einblick in das frühe religiöse Leben, das von Tier- und Pflanzenopfern, rituellen Waschungen und Hymnen an die Götter bestimmt war. Noch heute im Hinduismus bekannte Götter (Brahma, Wischnu, Saraswati) werden dort bereits verehrt, wenngleich sie damals noch nicht zu den Hauptgottheiten zählten. Der Veda gliedert sich in vier Sanhitas (Sammlungen): Rig-Veda (Götterhymnen), Sama-Veda (Opferlieder), Yajur-Veda (Opfersprüche), Atharva-Veda (Zauberlieder). Diese vier Sammlungen und einige astronomische Texte reichen aber bis 1700 v. Chr. zurück (die an sie anschließenden Brahmanas (Ritual- und Opfertexte) bis 1200 v. Chr. und die ebenfalls an sie anschließenden Upanischaden bis 800 v. Chr.). Der Rig-Veda enthält Hymnen, um die Götter zu preisen und anzurufen. Er ist die älteste Veda. Die anderen drei Veden entlehnen etliche Inhalte aus dem Rig-Veda. Der Sama-Veda besteht aus Gesängen, die die Opfer musikalisch begleiten. Der Yajur-Veda enthält Prosaverse, die bei Opferriten rezitiert werden. Der Atharva-Veda enthält Mantras und Beschwörungen gegen Feinde und Krankheiten sowie Gebete zur Vergebung für Fehler während der Opfer. Die frühe vedische Religion kannte keine Tempel oder Götterbilder. Die Götter wurden durch Feueropfer angebetet, man bot Opfergaben des heiligen Safts Soma, Ghi (Butterschmalz), Milch, Brot und manchmal Fleisch der Tiere dar. Der Veda ist ungefähr sechsmal so umfangreich wie die Bibel. Für das Ende des Veda steht der Vedanta (sanskrit: das Ende des Wissens). Er stellt quasi die letze Entwicklungstufe des Veda dar. Das heute noch in Indien am meisten verbreitete System des Vedanta ist das des Schankara (um 800 v. Chr.). Der Veda scheint im wesentlichen nach ca. 1200 Jahren (1700-500) abgeschlossen zu sein. Brahmanismus
ist einer der Vorläufer des Hinduismus.
Die Lehre wurde von den in der hinduistischen Gesellschaft die Priester und Gelehrten
stellenden Brahmanen formuliert, und von Lehrern an die Schüler weitergegeben.
Der Brahmanismus ist also die Lehre der Brahmanen und die herrschende Religion
Indiens, die sich zum heutigen Hinduismus weiterentwickelt hat. Sie wird dogmatisch
auf den Veda zurückgeführt.
Im Brahmanismus finden sich monotheistische ( Upanischaden (Sanskrit: das Sich-in-der-Nähe-Niedersetzen; gemeint ist damit: sich zu Füßen eines Lehrers (Guru) setzen, aber auch geheime, belehrende Sitzung) sind eine Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus und Bestandteil des Veda und des Brahmanismus. Die Upanischaden umfassen etwa 250 Schriften, die über mehrere Jahrhunderte entstanden sind und Themen wie Wiedergeburt, Yoga und Karma ansprechen. Insbesondere die 13 vedischen Upanischaden haben den späteren Hinduismus geprägt. Es existieren rund 150 Upanischaden, wovon 108 offiziell anerkannt werden. Die Texte wurden sowohl in Prosa als auch in Versform verfaßt. Die Upanischaden beschäftigen sich mit dem Wesen von Brahman, der universellen Weltenseele, von der Atman eine Reflexion in jedem Wesen ist, die innerste Essenz eines jedes Individuums. Brahman und damit auch Atman ist unvergänglich, unsterblich, unendlich, ewig, rein, unberührt von äußeren Veränderungen, ohne Anfang, ohne Ende, unbegrenzt durch Zeit, Raum und Kausalität, ist reines Sat-Chit-Ananda (Sac-Cid-Ananda), reines Sein, Existenz an sich (Sat), Bewußtsein, Verstehen (Chit) und Wonne, reines Glück (Ananda). Textgeschichtlich haben sich die Upanischaden aus den Brahmanas (Ritual- und Opfertexte) entwickelt (und sind teilweise auch Bestandteil von ihnen). Während also die Brahmanas sich hauptsächlich mit Opferritualistik beschäftigen, werden in den Upanischaden Zweifel an diesem System des korrekt (und mechanisch) ausgeführten Opfers formuliert. Es ist das Bestreben spürbar, hinter die Dinge zu schauen. Weitere Themen sind die Essenz und der Sinn des Daseins, verschiedene Arten der Meditation und der Gottesverehrung sowie Eschatologie, Erlösung und die Lehre von der Wiedergeburt Samsara. Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer empfand die Upanischaden als ... belohnendste und erhebendste Lektüre, die ... auf der Welt möglich ist: sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens seyn. (Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipomena, 1851, II, § 184). Buddhismus
ist die von dem Buddha (Erleuchteten) Gautama (560-480) verkündete
Heilslehre. Nach ihr ist alles in der Welt vergänglich, ohne Selbst
(beharrende Substanz) und deshalb leidvoll (unbefriedigend). Jedes Einzelwesen
ist eine vergängliche Kombination von nach ewigen Gesetzen in funktioneller
Abhängigkeit voneinander aufspringenden und wieder dahinschwindenden Daseinsfaktoren
(vgl. Dharma als das tragende Gesetz). Da kein gutes oder böses
Tun ohne Wirkung bleibt, findet jeder Strom individuellen Lebens (scheinabre Persönlichkeit)
gemäß dem Karma (Werk) nach dem Tode in einer neuen Existenz
seine Fortsetzung. Moralisches handeln führt zur stufenweisen Läuterung;
Erkenntnis und Vernichtung des Willens zum Leben zur Befreiung (vgl. Nirwana als
das Erlöschen). Nach anflinglicher Ablehnung, die Wahrheit der
Erleuchtung und den Weg zu ihr mitzuteilen, wurde Gautama Buddha von Brahma
auf Bitten der Götter doch dazu bewegt. Seine Lehre wurde dann zur Grundlage,
weshalb Buddhismus (ein abendländischer Begriff) besser Buddha-dharma
oder Buddha-sasana genannt werden sollte. Buddha sah sich selbst als einen Führer
und einen Arzt an, der Krankheiten diagnostizierte und auf die Methode zu ihrer
Heilung hinwies. Wie es jetzt in den Texten dargestellt wird, lehrte er im Rahmen
der Hauptkomponenten der Hindu-Kosmologie
und -Psychologie (lange zyklische Zeiten und Zeitabschnitte von gleicher Länge,
in denen ein Selbst oder eine Seele, Atman, wiedergeboren wird und, von dem Karma
als Ursache beherrscht, sich auf die Freiheit oder Befreiung, Mokscha, zubewegt),
aber er veränderte sie. Buddha sah alle Erscheinungen als von Dukkha (Leiden,
Vergänglichkeit, Unbeständigkeit) gekennzeichnet.
Daraus folgt, daß es keine Seele geben kann, sondern nur die Folge eines
Augenblicks zur Entstehung des nächsten führt, was die Herausbildung
von Erscheinungsformen mit charakteristischen Möglichkeiten bewirkt. Die
Lehre von der Nichtexistenz der Seele wird als Anatman-Lehre bezeichnet. Daraus
folgt gleichermaßen, daß es keinen ewigen Gott, unabhängig vom
Kosmos, den er schuf, geben kann. Die Lehre des Buddha ist in den Vier Edlen
Wahrheiten zusammengefaßt (der Wahrheit von Dukkha und wie man sich
davon befreit), dem Achtfältigen Pfad(dem Weg des Entkommens
oder die Erleuchtung) und Paticca-sammupãda (die Untersuchung der zwölf
voneinander abhängigen Verkettungen, die die Ursache sind für das Verhaftetsein
im Samsara, dem sich wiederholenden Kreislauf von Geburt und Tod, dem Prozeß
der Wiederverkörperungen). Obwohl es einen Atman nicht zu geben scheint,
kann die ursächliche Abfolge, in der ein Augenblick den nächsten verursacht,
sich durch den Augenblick und den Prozeß des Todes fortsetzen. Um dies zu
verstehen, sollte man damit beginnen, die Abfolge des Paticca-sammupãda
umzukehren; und wenn man all das praktiziert, auf das Buddha hingewiesen hat,
bedeutet dies, sich zur Erleuchtung und zum Erlangen des Abstandnehmens von jeglichem
Zusammenspiel nit manifesten Erscheinungsformen zu bewegen, d.h. zum Nirwana.
Die alte pluralistische Selbst-Erlösungslehre (Hinayana,
Kleines Fahrzeug) wurde zwischen dem 2. Jh. v.Chr. und dem 1. Jh.
n.Chr. zur monistischen Viel-Mitgefühlslehre (Mahayana, Großes
Fahrzeug) ausgestaltet. Die aktivistische Ethik des Mahayana betrachtet
es als das Hochziel des Buddhajüngers, nicht als Arhat (Heiliger) für
sich selbst die Erlösung zu erreichen, sondern als Boddhisattva (Anwärter
auf spätere Buddhastellung) in selbstloser Liebe zu allen Wesen andere Menschen
zum Heil zu führen. Hinduismus bedeutet zunächst nur die von außen herangetragene Sammelbezeichnung für die Anhänger verschiedener religiöser Richtungen, entwickelte aber später eine beträchtliche Eigendynamik. Er besteht aus verschiedenen Richtungen mit recht unterschiedlichen Schulen und Ansichten. Es gibt kein gemeinsames für alle gleichermaßen gültiges Glaubensbekenntnis. Nur einzelne Richtungen gehen auf einen bestimmten Begründer zurück. Da es sich beim Hinduismus um unterschiedliche religiöse Traditionen handelt, gibt es auch keine zentrale Institution, die Autorität für alle Hindus hätte. Die Lehren über spirituelle Belange und sogar die Gottesvorstellungen sind in den einzelnen Strömungen sehr verschieden, selbst die Ansichten über Leben, Tod und Erlösung (Mokscha) stimmen nicht überein. Die meisten Gläubigen jedoch gehen davon aus, daß Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf (Samsara) sind, sie glauben an die Reinkarnation. Für den persönlichen Glauben haben religiöse Lehrer (Gurus) oft einen großen Stellenwert. Trotz aller Unterschiede können Hindus der verschiedenen Richtungen weitgehend gemeinsam feiern und beten, wenn auch ihre Theologie und Metaphysik bzw. Philosophie nicht übereinstimmen. Einheit in der Vielfalt ist eine oft verwendete Redewendung zur Selbstdefinition im heutigen Hinduismus. Trimurti (Sanskrit: aus drei Gestalten bestehend) bedeutet die hinduistische Erkenntnis, daß eine dreifache Wechselwirkung für die Schöpfung und die Auflösung notwendig ist und daherganz besonders die drei miteinander in Beziehung stehenden Verkörperungen des Göttlichen: Brahma, Wischnu, Schiwa. Brahma verkörpert die Erschaffung (Schöpfung), Wischnu die Erhaltung (und zu diesem Zweck als Tier oder Mensch inkarniert), Schiwa die Zerstörung (um einen Neuanfang zu ermöglichen, verkörpert durch das Feuer). Germanische
Seefahrt ist, und zwar von Beginn an, eine wichtige Vor- und Urform der
abendländischen Kultur, also eine ihrer Voraussetzungen. Sie ist im wahrsten
Sinne des Wortes eine Vor- und Uraussetzung für alle späteren,
noch grandioseren abendländischen Entdeckungen. ( Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel Parallelenaxiom deutlich werden kann: Euklid hat in seinen Elementen (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1917, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.Das
Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele;
ihr Ursymbol: Welthöhle. (Vgl. Oswald Spengler,
1918-1922, S. 847f.). Zarathustras
Lebensdaten sind nicht genau bekannt: 11-10. Jh. v. Chr. bis 7-6. Jh. v. Chr.;
lebte er demnach im 9.-8. Jh. v. Chr.? Die Wirkung des Zarathustra
bedeutet für den Monotheismus, d.h. für die magische Kultur (vgl. Magier;
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