Zur
Definition von Kultur und Zivilisation
Kultur |
Zivilisation (Zivilisation
ist einerseits das Hyponym zum Hyperonym Kultur, andererseits aber auch deckungsgleich
mit Kultur, d.h. beide können je nach Text und Kontext auch Synonyme sein) |
| | Culture |
Civilization (Civilization
ist stark abgegrenzt von Culture, d.h. beide sind fast nie wie Synomyme verwendbar. Civilization
ist einerseits deckungsgleich mit dem deutschen Wort Zivilisation, andererseits
zum Teil auch deckungsgleich mit dem deutschen Wort Kultur) |
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| In
meinem Text wird diese Definition vorzugsweise verwendet, weil sie neutral,
wissenschaftlich, ist. Trotz (und wegen) der Tatsache, daß heute viele
Deutsche die englische Definition bevorzugen ( ),
ist die deutsche Definition der englischen Definition überlegen und - auch
darum - vorzuziehen.  | | Diese
Defintion ist eine zivilisationistische Definition, d.h. sie ist nicht neutral,
nicht wissenschaftlich, sondern von vornherein bewertend. Sie wertet die Kultur
ab und die Zivilisation auf. Diese Definition ist pro-zivilisationistisch, weil
sie selbst ein Ausdruck der Zivilisation ist.  |
|  | |
Veränderung der Bedeutung des
Wortes Zivilisation im Deustchen.
1 = Ende des 1. Weltkrieges.
2 = Ende des 2. Weltkrieges.
3 = Ende des Kalten Krieges.
Die urpsrüngliche Bedeutung des
Wortes Zivilisation im Deustchen
ist seit 1989/90 noch nicht ganz,
aber doch fast ganz verschwunden.
Die Bedeutungsveränderung des
Wortes Zivilisation zog (leider!)
auch die Bedeutungsveränderung
des Wortes Kultur nach sich.
|
Wenn also schon zwei verschiedene Nationen, die noch dazu eng miteinander
verwandt sind, über Kultur und Zivilisation verschiedener Ansicht
sind, weil schon ihre Wörter dafür nicht deckungsgleich sind,
dann trifft das für zwei verschiedene Kulturen bzw. Zivilisationen
noch viel mehr zu. Die sprachlichen Unterschiede zwischen den Völkern
sind wie verschiedene Akzente einer (universellen) Sprache, einer Sprachfamilie
u.s.w., wobei jede Sprache sozusagen ähnlich wie ein über die
Wirklichkeit geworfenes Netz wirkt (in den unterschiedlichen
Sprachgemeinschaften sind die Maschen dieses Netzes nicht gleich groß
und verlaufen nicht überall gleich); und noch feinere Unterschiede,
Feinabstimmungen sozusagen, z.B. Dialekte (geo[graphisch-]linguistisch),
Soziolekte (soziolinguistisch), ja sogar Idiolekte ([ego-]idiolinguistisch).
Die Veränderung der Bedeutung des Wortes Zivilisation
im Deutschen zugunsten der Bedeutung des Wortes civilization
im Englischen (siehe Abbildung) stellt nicht nur für die deutsche
Sprache einen großen Verlust dar, sondern vor allem für die
Kultur insgesamt. Wenn Zivilisation als anbgeblich Höheres
der Kultur gegenüberstellt und nur noch in dieser Bedeutung verstanden
wird, dann werden dadurch nicht nur das Wort Kultur und die
Kultur selbst, sondern wird auch der wissenschaftliche Wert degradiert,
der mit diesem Wort ursprünglich gegeben war, und damit das Wissen
- die Information - über einen großen Teil des semantischen
Wortfeldes Kultur, was einen Verlust in der Begrifflichkeit
und also auch in der Erkenntnis bedeutet.
Die Bedeutungsveränderung des Wortes Zivilisation zog
auch die des Wortes Kultur nach sich, so daß schon 1989/90
für die meisten Deutschprechenden nicht nur die ursprüngliche
Bedeutung des Wortes Zivilistaion, sondern auch die des Wortes
Kultur fast vollständig verschwunden war (vgl. in der
Abbildung )
- nicht aber für mich!
In meiner Theorie werden Kultur
als Hyperonym (Superordination) und Zivilisation als Hyponym (Subordination)
in der älteren deutschen Bedeutung ( )
und vor allem als eine G e m e i n s c h a f t s f o r m
- in etwa so wie Kulturkreis - verwendet, und zwar vornehmlich bezogen
auf zwei Erscheinungen ( ):(1.)
Menschen-Kultur (Evolution bzw. Geschichte der Menschheit) als ein
bis heute doch ziemlich abstrakt gebliebener Kulturkreis, da die Kultur
dieser einen Menschheit ja konkret kaum existiert. |
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(2.)
Historien-Kultur als die aus bislang acht unterschiedlichen Historien-Kulturen
bestehende Historiographie-Kultur, und das heißt: die Moderne
der Moderne der Menschen-Kultur bzw. die Historiographie-Kultur der
Historisierung der Menschen-Kultur oder aber sogar die Zivilisation
der Zivilisation der Menschen-Kultur. |
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Man kann die Entwicklung der Menschheit evolutiv
und/oder histori(ographi)sch beschreiben, aber sie blieb so lange nur evolutiv,
so lange ihr die Schrift fehlte - also ist sie erst seit Beginn der Schrift
zusätzlich auch historiographisch. Gemäß meiner Theorie
ist die Schriftlichkeit - zusätzlich zu der ihr vorausgegangenen Seßhaftigkeit,
der Neolithischen Revolution, den ersten Städten u.ä.
- der Grund für die Notwendigkeit der Aufteilung einer Erscheinung
in zwei Erscheinungen: Menschen-Kultur (Evolution bzw. Geschichte
der Menschheit) und die in ihr enthaltene Historiographie-Kultur
(Historien-Kultur) mit den unterschiedlichen Historien-Kulturen.
Die Aufteilung in diese beiden menschlichen Kulturphänomenene ist auch
aus folgendem Grund sehr sinnvoll: Die Menschen-Kultur hat bis
heute keine wirkliche Einheit bzw. kein wirkliches Organisationssystem werden
können, ihre einzelnen Historien-Kulturen dagegen sehr
wohl. Die Menschen-Kultur ist diesbezüglich bis heute sehr
blaß und abstrakt geblieben - ganz im Gegenteil zu ihren Historien-Kulturen.
(1.)
Die Menschen-Kultur umfaßt die Evolution bzw. die Geschichte
der Menschheit - und das heißt: die Prähominisierung ( ),
Hominisierung ( ),
Sapientisierung ( ),
Historisierung ( ).
Mit ihrer Moderne als ihrer Historisierung beginnt
auch ihre Zivilisation, obwohl Moderne und
Zivilisation nicht genau dasselbe bedeuten.
Die Menschwerdung ist noch lange nicht
beendet! Sie wird definitiv erst mit dem Tod des letzten Menschen beendet
sein. Das vielleicht erste und aber auch letzte echte Gefühl
der Zusammengehörigkeit der Menschen als eine Menschheit war
vielleicht die Mondlandung (1969) unter der Regie von Wernher
von Braun. Aber Einrichtungen wie die UNO, die ein historienkulturelles
- nämlich ein abendländisches (und innerhalb des Abendlandes ein
angelsächsisches und also ein genuin sehr wikingerhaftes [Motto: Nimm
dir, was du haben willst!], zu individuelles und
darum unbrauchbares) - Konstrukt ist, oder der IWF, die Weltbank, die WTO
o.ä. dienen nur der Minderheit (0,0001%) einer Minderheit (20% )
aller Menschen (100%). UNO, IWF, Weltbank, WTO u.ä. sind also eher
Beispiele dafür, daß ein Zusammengehörigkeitsgefühl
aller Menschen eben gerade nicht entstehen soll. Die echten Gefühle
dafür müssen aus der kulturellen Seele ( )
selbst kommen.
(2.)
Die Historien-Kultur ist die aus den 8 Historien-Kulturen
(die je verschieden sind  )
bestehende Moderne der Menschen-Moderne - und das heißt:
Moderne der Moderne der Menschen-Kultur oder auch Historiographie-Kultur
der Historisierung der Menschen-Kultur oder eben sogar Zivilisation
der Zivilisation der Menschen-Kultur.
Historien-Kultur bedeutet somit
einerseits die Moderne der Moderne der Menschen-Kultur und andererseits
die eigenartigen und sich unterschiedlich (gemäß Spenglers Theorie
gar nicht, doch gemäß meiner Theorie schon und gemäß
Toynbees noch mehr) beeinflussenden Historien-Kulturen (in der Fachliteratur
oft Hochkulturen oder auch einfach nur Kulturen
genannt), für die gilt: je näher, desto mehr Berührungen,
gegenseitiger Einfluß und also Beziehungen, aber auch entschiedene
Abgrenzung voneinander (vgl. Abbildung):
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Unterschiedliche
Farben bedeuten hier unterschiedliche Historisierungsphasen und unterschiedliche
Historienkulturen.Wenn
die Ausschläge der einzelnen Historienkulturen abflachen,
dann bedeutet das den Untergang dieser. |
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Anteile an meiner
Kulturtheorie: |
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Meine Theorie über Kulturen (einschließlich
deren Zivilisationen) ist zwar nicht unerheblich von Goethe und Nietzsche,
also am meisten von Spengler beeinflußt ( ),
hebt sich aber trotzdem in gar nicht wenigen Aspekten von diesen ab, weshalb
ich sie als doch ziemlich unabhängig bezeichnen möchte.
Mein Konzept von den zwei menschlichen Kulturerscheinungen - quasi
als den zwei Kulturbahnen ( )
- ist m.W. sogar bisher von niemandem sonst vorgestellt worden, also einzigartig.
In meiner Theorie sind Kulturen im allgemeinen und im besonderen (z.B. die
verschiedenen Historienkulturen) als den Lebewesen sehr ähnlich
aufzufassen, sind also offene Systeme, allerdings nicht dann,
wenn sie operieren, d.h. sie sind quasi offene, aber operativ
geschlossene Systeme. Außerdem sind alle Historienkulturen als
Abweichungen (besonders in der künstlerischen Art bzw. Form) von der
Menschenkultur zu verstehen, in die sie über ihre Modernen bzw. Zivilisationen
allmählich wieder einmünden - allerdings auf jeweils andere, nämlich
kulturspezifische Art und Weise. Insofern und auch aufgrund anderer Hypothesen,
z.B. auch der über die vorgeburtliche Existenz einer jeden
Kultur, unterscheidet sich meine Kulturtheorie auch sehr von Spenglers Kulturtheorie.
Die abendländische
Kultur ( )
ist übrigens die einzige Kultur, die es tatsächlich geschafft hat, den
Globus zu erobern und also ihre Globalisierung - sie ist grundsätzlich Absicht,
Ziel bzw. Finalität jeder Kultur (ähnlich dem Motto: Ausdehnung
ist alles) - in eine Wirklichkeit umzusetzen ( ).
Um das zu können, muß man aber zunächst noch nicht so wirtschaften
wie heute, sondern zuvor (!) eine kulturelle Gemeinschaft gebildet haben.
Kulturelle Gemeinschaft - vor allem als Gefühl (!) - ist die Voraussetzung
dafür, nicht ihre Wirtschaft, die lediglich eine Folge davon ist, wenn auch
bald so stark, daß sie gerade das historienkulturelle Gemeinschaftsgefühl
fast ganz in den Schatten zu stellen vermag und als ein Motor für
die oben erwähnte Einmündung der Historienkulturen in die Menschenkultur
fungiert, obwohl diese Einmündung bisher noch nie so richtig geklappt hat,
weil die Menschenkultur ein zu sehr abstraktes und also zu wenig konkretes Gebilde
ist. Die abendländische Kultur hat also wegen ihrer tatsächlich realisierten
Eroberung des Planeten Erde die Möglichkeit zum Beweis, ob ihr eine solche
Einmündung gelingt (dafür müßte sie alle anderen Menschen
und damit alle anderen noch existierenden Kulturen integrieren [ich persönlich
glaube, daß sie gerade das nicht kann]). Die Wirtschaft hat sich
im Abendland bereits viel zu sehr von der Kultur als der Gemeinschaft getrennt,
und die Kulturgemeinschaft selbst ist offensichtlich nicht mehr fähig, die
Wirtschaft zu zähmen. Die abendländische Wirtschaft hat sich von der
abendländischen Kultur so sehr emanzipiert, daß sie neben
anderen abendländischen Erscheinungen eine ziemlich hohe Beschleunigung für den Untergang des Abendlandes bedeutet.
Ob
man die antike Kultur ( )
nicht getrennt oder doch getrennt von der abenländischen
Kultur ( ),
ob man also beide als nur eine Kultur oder als zwei eigenständige
Kulturen versteht, ist zwar nicht so sehr entscheidend; trotzdem sollte man beide
Aspekte als Möglichkeiten berücksichtigen. So war vielleicht einerseits
die eine Kultur zwar sehr stark verändert worden, wie das Nietzsche
annahm und das Christentum der Entkulturierung ( )
beschuldigte ( ),
und dennoch sie selbst geblieben, aber vielleicht andererseits doch gestorben,
wie das Spengler annahm und hinzufügte: sie wußte nichts davon
( ).
Beide Male wäre sie durch die Pseudomorphose ( )
bzw. den Synkretismus ( )
gegangen - das eine Mal deformiert überlebend und bis heute lebendig
bleibend , das andere Mal deformiert sterbend bis zum ahnungslosen
Tod. Die Frage also, ob man von nur einer Kultur mit dem für viele
verlockenden Namen Europa oder von zwei Kulturen mit den Namen Antike
und Abendland, wie auch Spengler sie nannte ( ),
ausgeht, lasse ich nur deshalb offen, weil einerseits die Unterschiede so auffallend
gegensätzlich sind, daß man nicht an zwei eigenständige Kulturen
glauben mag, und die Menschen beider Kulturen auch biologisch sehr eng verwandt
sind ( ),
andererseits aber auch die sehr spezifischen Seelenbilder und Ursymbole,
wie Spengler sie nannte (  ),
zu Ergebnissen geführt haben, die die Wahrscheinlichkeit, daß es sich
doch um zwei eigenständige Kulturen handelt, steigen lassen.
Und wenn es sich sogar um drei eigenständige Kulturen handelt?
Gemäß
meiner Theorie und trotz meiner Akzeptanz der anderslautenden Möglichkeiten
ist etwas mehr Spengler zuzustimmen: Auch die Antike starb, aber sie wußte
nichts davon ( ).
Und ich füge hinzu, daß vor dem Tod der Antike, nämlich während
des Jahrhunderte dauernden Sterbeprozesses eine neue Kultur im Uterus,
wie ich es nenne, einer anderen Kultur, der magischen (     ),
sich entwickelte: die abendländische, auch faustische genannt
(   ).
Sie hatte ihre »Ur«-Geburt ( )
- ich nenne sie auch Schlüpfung ( )
- in der Zeit von 20 v.C. bis 150 n.C. ( ),
in jener Zeit also, in der z.B. Hermann der Cherusker (Arminius   )
die Römer besiegte und z.B. Jesus ( )
und Paulus ( )
lebten und wirkten. Die magische Kultur war schwanger, aber sie
wußte nichts davon, könnte man Spenglers Satz ins Magische
umformulieren ( ).
Erst im 8. Jahrhundert, also viele Jahrhunderte nach ihrer »Ur«-Geburt,
hatte die abendländische Kultur ihre Geburt ( ).
Von Spenglers Theorie unterscheidet sich meine vor allem auch bezüglich dieser
Thematik (vgl. dazu die weiteren Ausführungen ).
Wenn Spengler von Goethe ... die Methode, von Nietzsche die Fragestellungen
( )
hatte und Nietzsche einst Schopenhauer und Wagner nannte, so nenne ich Spengler
und Sloterdijk ( ).
Dennoch ist meine Theorie ziemlich unabhängig.  Erstes
Datum einer Kultur ist gemäß meiner Theorie nicht die Geburt
( ),
sondern die Ur-Geburt ( ):
die Zeit der Befruchtung ( )
oder - genauer gesagt - die Zeit der Schlüpfung ( ).
Spengler sah das anders, obwohl auch er im Hinblick auf Kulturen die Vorgeburtlichkeit
berücksichtigte und von Schwangerschaft sprach. Er bezog sich aber mehr auf
Kulturen zwischen Geburt und Tod. So weichen meine Daten für den Beginn einer
Kultur von Spenglers Angaben stark ab ( ).
Spengler vermutete auch, daß beispielsweise Rußland im 18. Jahrhundert
die Chance zur 9. Kultur ( )
verpaßt hätte: Fehlgeburt ( )!
Rußland hatte (noch) keinen Karl Martell (688-741 )
und auch (noch) keinen Karl d. Gr. (747-814 ).Die
von Spengler angegebenen Daten bezüglich des Beginns abendländischer
Kultur weichen von meinen um Jahrhunderte ab, denn meine Daten beziehen sich auf
die Zeit um die Urgeburt ( )
herum und Spenglers Daten auf die Zeit um die Geburt ( )
herum. Wie bereits gesagt, hatte das Abendland seine »Ur«-Geburt
bzw. Schlüpfung in der Zeit von 20 v.C. bis 150 n.C.
( ),
zu jener Zeit also, als z.B. Kaiser Augustus ( )
herrschte, Hermann der Cherusker (Arminius   )
Rom besiegte, Jesus ( ),
Paulus ( )
und die Evangelisten lebten und wirkten. Die Uterus-Zeit, die ich
auch die vor-/urkulturelle Zeit nenne ( ),
dauerte auch für das Abendland viele Jahrhunderte. Begriffe wie pränatal,
perinatal, postnatal hat Spengler übrigens nie benutzt, aber er sprach
von Vorzeit, und die ging für ihn mit einem wichtigen Datum zu
Ende, das ich die Kulturgeburt nenne. Das Abendland hatte seine perinatale Zeit
zwischen 732, als Karl Martell ( )
die Araber besiegte, und 774, als Karl d. Gr. ( )
das Langobarden-Reich eroberte. Karls Kaiserkrönung (800) war bereits die
Abendland-Taufe.
Schema zu meiner Kulturtheorie
Jahreszeit | | W I N T E R | F R Ü H L I N G | S O M M E R | H E R B S T |
Tierkreiszeichen | g | h | i | ^ | _ | ` | a | b | c | d | e | f |
Tageszeit | N A C H T | M O R G E N | N A C
H M I T T A G | A B E N D |
Uhrzeit | 02 | 24 | 46 | 68 | 810 | 1012 | 1214 | 1416 | 1618 | 1820 | 2022 | 2224 |
Ontogenesequartal | Uterus | Kindheit | Jugend | Erwachsen |
Ontogenesephase | Ein- nister | Em- bryo | Fö- tus | Neuge- borenes | Trotz | Sprach- erwerb | Schrift- erwerb | Wissens- schulung | Adoles- zens | Ehe | Krise | Befruch- tung |
Kulturquartal | Ur-/Vorkultur | Frühkultur | Hochkultur | Spätkultur |
Kulturphase | Nida- tion | Organ- bildung | Organ- funktion | Stehver- mögen | Kampf
ums Selbst
| Kultur- symbol | Refor- mation | Absoluter
Ratio- nalismus | Kon- venienz | Napole- onismus | Kampf ums
Ei | Cäsar- ismus |
Kulturquartal | Nach-/Endkultur
| (Zivilisationsquartal) | | | (Ur-/Vorzivilisation) | (Frühzivilisation) |
(Zivilisationsquartal) | (Hochzivilisation) | (Spätzivilisation) |
(Nach-/Endzivilisation) |
Zur Unterscheidung von Neuzeit, Moderne
und Zivilisation in einer Kultur
K U L T U R
D E S A B E N D L A N D E S
( A L S B E I S P I E L ) |
Altzeit | Neuzeit | Nach-/Endzeit | Ur-/Vorkultur | Frühkultur | Hochkultur | Spätkultur | Nach-/Endkultur | 20/150711/800 | 711/8001416/1517 | 1416/15171770/1815 | 1770/18152130/2300 | 2130/2300....?.... | Ur-/Vorzeit | Frühzeit | Hochzeit | Spätzeit | Nach-/Endzeit | Spätantike | Mittelalter | Neuzeit | Moderne | | | | Neuzeit
i.w.S. | | | | Neuzeit
i.e.S. | | | | | Moderne
i.w.S. | | | | | Moderne
i.e.S. | | | | | Zivilisation
i.e.S. | | | Zivilisation
i.w.S. | | | (Ur-/Vorzivilisation) | (Frühzivilisation) | (Hochzivilisation) | Zivilisation
i.w.S. (Fortsetzung) | (Hochzivilisation) | (Spätzivilisation) | (Nach-/Endzivilisation) |
So wie es die Tabelle zeigt, so möchte ich den Unterschied von Neuzeit,
Moderne und Zivilisation verstanden wissen. Das Ab,
der Abbau einer Kultur ist identisch mit Neuzeit und /
oder Moderne (also entweder Neuzeit i.e.S. + Moderne
i.e.S. oder Neuzeit i.w.S. = Moderne i.w.S.), aber
nur bis zu einer bestimmten Zeit mit Zivilisation, denn zur Zivilisation
zählt auch noch die Nach-/Endzeit. Was Moderne und
Zivilisation angeht, so gibt es allerdings auch noch Definitionen,
die über die in der Tabelle dargestellte in gewisser Hinsicht hinausgehen,
und zwar dann, wenn man eine Kultur selbst (a) als
Moderne bzw. Teil einer Moderne oder (b) als Zivilisation
bzw. Teil einer Zivilisation betrachtet. Solange Moderne und Zivilisation sich
zeitlich noch decken, macht es bezüglich der zeitlichen Abgrenzung
noch keinen Unterschied, welche Begriffe verwendet werden - inhaltlich dagegen
bleibt der Unterschied stets gewahrt. So kann z.B. die gesamte Zeit der Historienkulturen
(der Historiographik als nur einer Historien-Kultur )
als Moderne oder Zivilisation der Historisierung ( )
noch so lange gleichermaßen angesehen werden, wie sie noch zeitgleich
bleiben. Da aber in der Regel die Zivilisation später als die Moderne endet
und bezüglich unserer Zukunft niemand genau vorhersagen kann, ob und wie
lange unsere Zivilisation länger dauern wird als unsere Moderne, sollte man
beide auch diesbezüglich möglichst nicht synonym verwenden. Ich verwende
diesbezüglich meistens den Moderne-Begriff, wie z.B. auch die folgende Abbildung
verdeutlicht:
in der abendländischen Kultur - ein Problem der Gliederung
und Definition |
Schauen wir uns z.B. die Daten der Abendlandkultur
noch etwas genauer an ( ):
 | In
der linken Abbildung sind die größtenteils auf Schätzungen beruhenden
durchschnittlichen Daten, in der rechten Abbildung die rein kulturhistorisch
geschätzten Daten der Abendlandkultur zu sehen. Der zeitliche Umfang
jeder Historienkultur - also auch der Abendlandkultur - beträgt ein Zwölftel
eines Platonischen Jahres (rd. 25800 Jahre), also rd. 2150 Jahre.
Jede Phase dauert demnach 179,166' Jahre, wie in der linken Abbildung berücksichtigt.
Solche Kulturphasen können aber unterschiedlich lange dauern. Dieser Aspekt
ist in der rechten Abbildung berücksichtigt. Der Kontrast zeigt u.a., daß
z.B. 3 Phasen vollendet sein müßten, aber erst 2 vollendet sind, oder
sogar schon 8 vollendet sein müßten, aber erst 6 vollendet sind.  |  |
** B e g i n n u n d E n d e d e r z w ö l f a b e n d l ä n d i s c h e n K u l t u r p h a s e n **
| | | 20/150 bis 350/400 | 350/400 bis 550/610 | 550/610 bis 711/800 | 711/800 bis
1024/1054 | 1024/1054 bis 1210/1273 | 1210/1273 bis 1416/1517 | 1416/1517 bis 1561/1599 | 1561/1599 bis 1700/1740 | 1700/1740 bis 1770/1815 | 1770/1815 bis 1848/1914 | 1848/1914 bis 1945/2030 | 1945/2030 bis 2130/2300 |
| 200
bis 420 Jahre | 150
bis 260 Jahre | 101
bis 250 Jahre | 200
bis 343 Jahre | 156
bis 249 Jahre | 143
bis 307 Jahre | 44
bis 183 Jahre | 101
bis 179 Jahre | 30
bis 115 Jahre | 33
bis 144 Jahre | 31
bis 182 Jahre |
100
bis
355 Jahre |  |  |  |  |  |  |  |  |  |  |  |
| W i n t e r | F r ü h l i n g | S o m m e r | H e r b s t | 20/
150 | bis | 711/800 | 711/800 | bis | 1416/1517 | 1416/1517 | bis | 1770/1815 | 1770/1815 | bis | 2130/2300 | | Dauer:
561 bis 820 Jahre | Dauer:
616 bis 806 Jahre | Dauer:
253 bis 399 Jahre | Dauer:
315 bis 530 Jahre |
Dauer der Kulturphasen | | Durchschnitt | | | g | | h | | i | | ^ | | _ | | ` | | a | | b | | c | | d | | e | | f | |
| | | Dauer der Kulturquartale | Durchschnitt | | Winter | | Frühling | | Sommer | | Herbst | |
| Die
Daten - nicht nur die der Abbildungen ( ),
sondern auch die der Tabellen ( )
- verdeutlichen, daß die Abendlandkultur (wie übrigens alle anderen
Kulturen; vgl. dazu die entsprechenden Abbildungen und Tabellen )
für ihren Aufbau überduchschnittlich viel Zeit und für ihrem
Abbau unterduchschnittlich wenig Zeit gebraucht hat. Um nur die auffälligsten
Beispiele für Abweichungen vom modellhaften Duchschnitt zu nennen: Als sie
die ersten 2 Phasen beendet hatte (550/610), hätte sie ungefähr 3 Phasen
beendet haben müssen (518/688); als sie 6 Phasen beendet hatte (1416/1517),
hätte sie sogar ungefähr 8 Phasen beendet haben müssen (1415/1585);
andererseits differieren der spätestmögliche Termin zur Beendigung der
10. Phase gemäß den Durchschnittswerten (1943) und der frühestmögliche
Termin des gemäß den Schätzungen (1945) nur um 2 Jahre, der frühestmögliche
Termin zur Beendigung der 11. Phase gemäß den Schätzungen (1945)
und der frühestmögliche Termin zur Beendigung der 11. Phase gemäß
den Durchschnittswerten (1953) nur um 8 Jahre. Kindliche Kulturen
scheinen die Zeit so zu beanspruchen, wie sie Kinder in etwa einschätzen:
überdurchschnittlich lange. Je älter die Kulturen werden, desto weniger
Zeit können sie für die Vollendung der dafür notwengigen Kulturphasen
beanspruchen. Für die hoch- und spätkultuellen Phasen (vgl. den jeweils
oberen der zwei Balken für die Phasen und für Sommer
und Herbst)
steht unterdurchschnittlich wenig Zeit zur Verfügung, weil die ur/vor- und
frühkulturellen Phasen (vgl. den jeweils oberen der zwei Balken für
die Phasen und für Winter
und Frühling)
überdurschnittlich viel Zeit beansprucht haben. Eine Redewendung scheint
hier auch für die Kulturen zutreffend zu sein: runter geht schneller
als rauf. Für den Aufbau benötigen Kulturen offenbar ungefähr
zweimal mehr Zeit (1177 bis 1626 Jahre; Ø = 1401½ Jahre) als für
den Abbau (568 bis 929 Jahre; Ø = 748½ Jahre). |
Meta-Kulturen.
Die Historiographie als die Moderne der Historisierung
(   )
könnte sich selbst als eine Kultur (Meta-Kultur) entpuppen. Die
Historiographie müßte sich dann aber um den Faktor 12³ auf rd.
15 Jahre reduzieren lassen; die Historisierung ist ja auch nur der um den Faktor
12³ zeitlich verkürzte Teil der Menschwerdung (Menschenkultur ).
Aber vielleicht gelten für die Historiographie andere mathematische Regeln
- und wohl auch andere physikalische Regeln, denn was für einen physikalischen
Körper bezüglich seiner extrem komprimierten Dichte im Raum der Schwarzschild-Radius
( )
bedeutet, das scheint es für die Bildung von Kulturen aus Modernen von
Kulturen bezüglich einer extrem komprimierten Dichte in der Zeit
nicht zu geben.
 | In
der linken Abbildung sind die größtenteils auf Schätzungen beruhenden
durchschnittlichen Daten, in der rechten Abbildung die rein kulturhistorisch
geschätzten Daten der Historiogaphiekultur angegeben. (Vgl. auch die
Daten in der Abbildung zur Historisierung, deren Moderne die Historiographie ja
ist ).
Der zeitliche Umfang der Historiographiekultur als der (eventuellen) metakulturellen
Historienkultur beträgt ein Viertel eines Platonischen Jahres
(rd. 25800 Jahre), also rd. 6450 Jahre. Jede Phase dauert demnach 537½
Jahre, also rd. 538 Jahre, wie in der linken Abbildung berücksichtigt. Solche
Kulturphasen können aber unterschiedlich lange dauern ( ).
Dieser Aspekt ist in der rechten Abbildung berücksichtigt.   |  |
Die
Historisierung als die Moderne der Menschwerdung (   )
hat sich selbst bereits als eine Kultur (Meta-Kultur) entpuppt. | In
der linken Abbildung sind die größtenteils auf Schätzungen beruhenden
durchschnittlichen Daten, in der rechten Abbildung die rein kulturhistorisch
geschätzten Daten der Historisierungskultur angegeben. (Vgl. auch
die Daten in der Abbildung zur Historisierung ).
Der zeitliche Umfang der Historisierungskultur als der metakulturellen
Neanthropinenkultur beträgt ein Platonisches Jahr, also rd. 25800
Jahre. Jede Phase dauert demnach 2150 Jahre - in der linken Abbildung sind genau
2152 Jahre, also insgesamt 25824 Jahre berücksichtigt. (Jede Phase dauert
also solange wie ein Zyklus jeder Historienkultur )
Aber auch die Phasen der Historisierung sind unterschiedlich lang. Dieser Aspekt
ist in der rechten Abbildung berücksichtigt.   |  |
Viele
derjenigen heutigen Zeitgenossen, die sich zur Kulturhistorie äußern,
neigen ja dazu, (1.) die Kulturen nur noch Zivilisationen zu nennen ( ),
was aber gerade kulturhistorisch falsch ist, und (2.) von nur einer
- ebenfalls nur noch Zivilisation genannten ( )
- Kultur auszugehen, was ebenfalls kulturhistorisch falsch ist. Wenn sie
überhaupt noch Unterscheidungen machen, dann z.B. folgende: | Es
gibt die Tendenz, die von Karl Jaspers als Achsenzeit ( )
bezeichnete Zeit (800 bis 200), deren Mitte rein rechnerisch 500
ist, von der früheren Zeit zu trennen. Dies entspricht in etwa dem
Zeitraum der auf rein kulturhistorischen Schätzungen beruhenden 12.
Phase der Historisierungskultur (572 bis 2156; vgl. Abbildung ). | |
Daß die Zeit
von Christi Geburt an als etwas Besonderes gilt, braucht in einer
Kultur, die auch vom Christentum sehr stark geprägt wurde,
eigentlich gar nicht erwähnt zu werden; und Christi Geburt
dürfte um 4 v. Chr. (also: 4 Jahre vor unserer
Zeitrechnung) gewesen sein, was sich zeitlich fast genau
deckt mit dem Beginn der auf einer Durchschnittsberechnung beruhenden
12. Phase der Historisierungskultur (4 bis 2156; vgl. Abbildung ). |
|
Die Zeit vor der Erfindung
des Buchdrucks bzw. vor Kolumbus Entdeckung Amerikas war ein
finstere Zeit vor der jetzigen als der ewig fortschrittlichen
Zeit. Das Datum dieser Trennung zu der Zeit danach deckt sich fast
genau mit dem Beginn der auf rein kulturhistorischen
Schätzungen beruhenden 12. Phase der Historiographiekultur
(1474 bis 2156; vgl. Abbildung ). |
|
Es gibt aber auch
die Tendenz, die Zeit vor uns als die Zeit vor
dem Dreißigjährigen Krieg ( )
zu verstehen. Das Datum dieser Trennung wiederum deckt sich genau
mit dem Beginn der auf eine Durchschnittsberechnung beruhenden 12.
Phase der Historiographiekultur (1618 bis 2156; vgl. Abbildung ). |
Dies sei Zahlenspielerei, mag eingewendet werden;
aber ich habe lediglich eine 12³-Platonik ( )
erstellt und auf die restlichen Zahlen nur insofern Einfluß genommen, als
sie sich auf die Kulturgeschichte beziehen, also rein kulturhistorisch ermittelt
sind. Man kann Geschichte nicht im Labor ermitteln, mittels Experiment bestätigen
oder gar beweisen (dieses Wort kann selbst die strengste Naturwissenschaft
- die Physik - nicht für sich beanspruchen, wenn man es ganz genau versteht);
also kann man bezüglich einer historischen Theorie nicht so sehr induktiv
vorgehen wie z.B. in der Physik.Die angesprochene 12³-Platonik
( )
dient auch dem Zweck, darauf hinzuweisem, wie lächerlich kurz viele Zeiträume
sind, die besonders die als zivilisiert sich bezeichnenden Menschen
(sie sind in Wahrheit lediglich zivilisationiert )
ständig so hochhalten und als Überdimensionalitäten verstehen,
nämlich völlig falsch verstehen. Was
bedeutet denn schon der zeitliche Anteil einer Generation an der gesamten Historisierung,
was der zeitliche Anteil einer historienkulturellen Phase an der gesamten Sapientisierung,
was der zeitliche Anteil eines 12-Historienkulturphasen-Zyklus an der gesamten
Hominisierung, was der zeitliche Anteil der Historisierten an der gesamten Menschwerdung,
was der zeitliche Anteil der Sapienten am Phanerozoikums, was der zeitliche Anteil
der Hominiden an dem Alter des Sonnensystems, was der zeitliche Anteil der Hominoiden
an dem Alter des Universums? Es sind jeweils 0,05787' % - mehr nicht!
( ).
Wie wenig das - besonders im Vergleich zu den kosmologisch relevanten Größen
- ist, mag auch mein Kosmokalender ( )
verdeutlichen. Ich wollte, als ich in den 1990er Jahren die 12³-Platonik
auf die Geschichte und insbesondere auf die Kulturgeschichte erstmals systematisch
bezog, die notwendigerweise immer wiederkehrenden Relationen auch zwischen Natur
und Kultur, deren Unterscheidung nur von Menschen stammen kann und in Wahrheit
fast gar nichts besagt ( ),
aufzeigen und auf jene (übrigens auch mit Nachdruck schon von Nietzsche auf
ähnliche Weise erwähnte )
lächerliche Relativität hinweisen: Menschen sind - zeitlich betrachtet
- Wesen von rd. 0,05787' %.  
Bei
Übersetzungen gilt zu beachten: Vokabelgleichungen sind nicht so exakt wie
mathematische Gleichungen. Die Tatsache, daß Sprechen die außersprachliche
Wirklichkeit nicht alle in der gleichen Weise aufteilen, wird auch als das Prinzip
der sprachlichen Relativität (bzw. linguistischen Relativität)
bezeichnet. Um es so zu sagen: die Sprachen determinieren das Denken, Wahrnehmen
u.s.w. der Sprecher. Das Beispiel der Farbadjektive mag dies verdeutlichen:DEUTSCH
/ ENGLISCH / FRANZÖSISCH | KYMRISCH |
grün
/ green / vert | blau
/ blue / bleu | grau
/ grey / gris | braun
/ brown / brun |
|
| Das sprachliche (bzw. linguistische) Relativitätsprinzip
vertritt die (natürlich auch umstrittene) These, daß sich die menschliche
Erkenntnis nur in Relation zu den semantischen und strukturellen Möglichkeiten
natürlicher Sprachen vollziehen kann, so wie z.B. (laut Albert Einstein )
Zeit, Raum und Masse nur in Relation auf ein Bezugssystem und dessen Eigengeschwindigkeit
definierbar sind. Dieser Aspekt der Sprache steht im Einklang mit der von Wilhelm
von Humboldt ( )
vertretenen Sprachauffassung von der Weltansicht der Sprachen, wie
sie im Titel zu seinem Werk über die Kawi-Sprachen (Java) programmatisch
zum Ausdruck kommt: Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus
und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts.  Kultur
und Zivilisation aus der Sicht des Philosophen gesehen - das bedeutet für
mich, Kulturen so zu sehen wie z.B. Goethe, Nietzsche und ganz besonders Spengler,
denn laut Spengler sind Kulturen Einzelwelten des Werdens, die im Gesamtbilde
der Geschichte ebenso schwer wiegen, die an Großzügigkeit der seelischen
Konzeption, an Gewalt des Aufstiegs die Antike vielfach übertreffen.
Spengler betont, daß die acht Kulturen eine in keiner Weise bevorzugte
Stellung einnehmen. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes,
1918, S. 24 ).
Spenglers zentrale Denkerfahrung liegt in der Beobachtung, daß Formen
ein Eigenleben haben - sein ganzes Genie steckt in diesem Motiv. Die Form, die
Spengler vor allem interessiert, ist das, was er eine Kultur nennt. (Peter
Sloterdijk, Die Sonne und der Tod, 2001, S. 177). Spengler redet
in solchen Zusammenhängen ganz nietzscheanisch, wobei man wissen muß,
daß Nietzsche in seinen besten Augenblicken als Immunologe spricht, wie
ein Kulturarzt, der weiß, daß Kulturen und ihre Träger, die Menschen,
Wesen sind, die mit dem Ungeheuren geimpft werden und eigensinnige Immunreaktionen
entwickeln, aus denen verschiedene kulturelle Temperamente hervorgehen. In diesem
Sinne muß man Spenglers These auffassen, daß es nur acht Hochkulturen
im eigentlichen Wortsinn gegeben habe. Nur in dieser kleinen Zahl von Fällen
haben sich die hochkulturschöpferischen Immunreaktionen vollzogen, von denen
jede einzelne einen unverwechselbaren Charakter besaß. Die 8 hohen Kulturen
wären demnach die Abwicklung lokaler Immunreaktionen. (Peter Sloterdijk,
Die Sonne und der Tod, 2001, S. 225-226). Diese 8 Kulturen ( )
sind:
1) Kultur (*)
Mesopotamien/Sumer 2) Kultur
(*)
Ägypten 3) Kultur (**)
Indien 4) Kultur (**)
China 5) Kultur (*)
Antike (apollinisch) 6) Kultur
(*)
Maya/Inka 7) Kultur (**)
Persien/Arabien (magisch)
8) Kultur (**)
Abendland (faustisch) | seit
43.
Jh. v. Chr. seit 36.
Jh. v. Chr. seit 21.
Jh. v. Chr. seit 21.
Jh. v. Chr. seit 21.
Jh. v. Chr. seit 14.
Jh. v. Chr. seit 10.
Jh. v. Chr. seit 1.
Jh. n. Chr. |  |
Seelenbild und Ursymbol am Beispiel von zwei gegensätzlichen Kulturen
|
Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes
sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole
ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma
gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein
als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied
zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel Parallelenaxiom deutlich
werden kann: Euklid ( )
hat in seinen Elementen (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung
für das antike Beispiel gegeben und Gauß ( )
ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie
stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen
Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol
angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Spengler, 1918, S. 155, 227ff., 234, 390
).
Vgl. auch das Germanentum ( ). |
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| Jede
Kultur hat ihren ganz bestimmten Grad von Esoterik und Popularität, der
ihren gesamten Leistungen innewohnt, soweit sie symbolische Bedeutung haben.
(Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918, S. 419 ). |
| Die
Antike war populär, weil nicht esoterisch. Das Abendland ist esoterisch,
weil nicht populär. |
© Hubert Brune, 2001 ff. (zuletzt aktualisiert: 2014).
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