In der Embryonalphase bilden sich zunächst um den Embryo schützende
Fruchthüllen; Gebärmutterschleimhaut und Hüllzellen entwicken sich
zum Mutterkuchen, zur Plazenta. Der Embryo nimmt, was er braucht, gibt ab, was
er muß - ohne irgendeinen Kontakt zum System Mutter. Auf diese Weise verfahren
auch embryonale Kulturen. Sie haben zunächst einmal mit den erwachsenen Kulturen,
den Zivilisationen, nicht viel im Sinn. So bildeten z.B. die Germanen in den eroberten
römischen Gebieten bald eine herrschende Minderheit, die die Kultur des Imperiums
weder besonders schätzten noch zerstörten. Sie nahmen sich, was sie
brauchten, aber sie zerstörten nicht das ältere Kultursystem. Die Organe
der werdenden Antike heißen Protogriechen, gebildet aus Indogermanen und
Altmediteranen.
Die christliche Philosophie, die die Kirchenväter
(Patristen) immer mehr durchsetzten, war zunächst eine alexandrinische,
d,h, eine mehr und mehr von spätgriechischen, jüdischen und christlichen
Elementen bestehende Philosophie gewesen. In dieser Alexandrinischen Schule
wurde der Versuch gemacht, aus der spätgriechischen Philosophie eine
christliche zu machen. Die Patristik als Nabelschnur und die christliche Religion
als Plazenta waren deshalb so bedeutend für das werdende Abendland, weil
dieses ja auch mit magischen Kulturgenen ausgestattet ist. Viele Goten wurden
Christen (Arianer), z.B. der Westgote Wulfila (got. Wöfchen, 311 bis
381), ein Zeitgenosse des Arius (260-336). Bischof Wulfilas Missionen und seine
Bibelübersetzung ins Gotische waren für den abendländischen Organismus
wegweisend.    |