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Frühkulturelle Historiographie - |
![]() Tontäfelchen aus Uruk (Mesopotamien) mit Zeichen der ältesten bisher nachgewiesenen Schrift (4. Jahrtausend v. Chr.). Deren Bildzeichen (Piktogramme) wurden später zu den Zeichen der Keilschrift reduziert. Vielleicht entwickelten sich die Hieroglyphen aus ihnen. -
4. Jahrtausend v. Chr. - - 3. Jahrtausend v. Chr. - -
2. Jahrtausend v. Chr. - -
1200 bis 1150 v. Chr. - -
ca. 2. Jh. v. Chr. - - 13. bis 15.
Jh. n. Chr. - -
19., v.a. 20. Jh. n. Chr. - -
22. oder 23. Jh. n. Chr. - (Vgl. Linguistik) | Frühgeschichte ist nicht dasselbe wie
Frühkultur. Jedenfalls sind beide nicht immer deckungsgleich. Nicht jede
Frühkultur ist Objekt einer Frühgeschichte - nicht jedes kleine Kind
dieser Welt ist Objekt einer Erinnerungsaufzeichnung. Eine Frühkultur muß
keine Schrift entwickeln, aber ohne Schrift gibt es keine Frühgeschichte.
Vorstufen einer Schrift sind die Bilderschriften (Piktographien). Erste Ansätze
zu einer solchen Bilderschrift wurden in Höhlen entdeckt und stammen noch
aus der Steinzeit, genauer: aus dem Jungpaläolithikum.
Die Sumerer entwickelten im 4. Jahrtausend v. Chr. eine Bilderschrift für
ihren Warenaustausch: dargestellt wurden jeweils die konkreten Gegenstände
oder Symbole mit Mengenangaben. Solche Buchungstafeln wurden in Uruk
(Warka), aber auch bei nordamerikanischen Indianern, bei den Eskimo, bei verschiedenen
Völkern Nordasiens und Afrikas gefunden. Eine Bilderschrift, die nicht mehr
nur an Vorstellungen, sondern an eine bestimmte Sprache gebunden ist, entwickelt
sich zur Schrift nach graphemischen Regeln. Es wird dabei in folgender Reihenfolge
graphemisiert:
Auch eine Wortbildschrift kann noch unabhängig von einer bestimmten Lautform sein, wie z.B. die chinesische Schrift. Die Phonetisierung der Schrift, die Fixierung einer bestimmten Lautform, beginnt mit der gesonderten Kennzeichnung von Wortteilen, zunächst Silben, dann einzelnen Lauten. Die älteste voll phonetisierte Schrift sind die ägyptischen Hieroglyphen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.. Auch die Keilschrift geht auf Bildzeichen zurück, denn in Mesopotamien wurde im 3. Jahrtausend v. Chr. die von den Sumerern im 4. Jahrtausend v. Chr. entwickelte Bilderschrift zu einer Keilschrift weiterentwickelt, indem man sie auf winklige Formen reduzierte, um sie besser mit einem gespaltenen Rohr in feuchten Ton drücken zu können. Dies gab den Zeichen die charakteristische Keil-Form. Im Aufbau ähnelte die Keilschrift jedoch sehr stark den ägyptischen Hieroglyphen. Bilderschriften, Bildzeichen (wie die Hieroglyphen) und Keilschriften weisen nicht zufällig Ähnlichkeiten mit den ersten Bilderschriften, Bildzeichen und Schriftformen der Kinder auf, die auch zunächst (jungpaläolithisch) gemalt, später (frühgeschichtlich) umgeformt und geschrieben werden.
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Man kann die Geschichte der Schrift in
eine periodische Dreigliederung bringen: (1.) Bilderschrift
(stark kontextuell und noch relativ schwach textuell), (2.)
Alphabetschrift (stark textuell und nur noch relativ schwach kontextuell), (3.)
Alphabet-und- Bilderschrift (stark textuell und stark [re-]kontextuell). Also
scheint die Schriftgeschichte wohl eine Geschichte im Sinne der Hegelschen Dialektik
zu sein: Die 1. Teilperiode bedeutet die Thesis der Bilderschrift und wurde
von der mesopotamisch-sumerischen Kultur begründet ( |
Historiographierende und HistoriographierteBeispiel: Fotos und Filme, die das Leben des Ungeborenen im Mutterleib dokumentieren, werden ja schon seit langer Zeit gemacht. Nach der Geburt des Kindes füllen sich die Fotoalben und Videoschränke. Den Unterschied, Beobachter oder Beobachteter zu sein, lernen kleine Kinder gerade erst kennen, weshalb sie oft zum Objekt der Beobachtung und historiographischen Berichterstattungen werden. Gerade in der heutigen Zeit dürfte den meisten Eltern bewußt sein, daß sie ihre Kinder gern filmten, solange sie klein waren, es aber tunlichst mieden, sobald die Kinder selbst damit bewußter umzugehen gelernt hatten und sich nicht mehr neutral vor der Kamera verhielten. Ähnlich sind die Verhältnisse für Vor-/Urkulturen und Frühkulturen einerseits, Hoch- und Spätkulturen (erwachsene Zivilisationen) andererseits. (Vgl. Kult-Uhr). Für sie gibt es Historiographierende und Historiographierte. Früh-Historiographik bedeutet, daß der Historiographierende zumindest die Frühkultur und der Historiographierte die Hochkultur noch nicht erreicht hat. Geschichte dagegen bedeutet, daß Historiographierende und Historiographierte Vertreter aller Kulturstufen bzw. Kulturquartale sein können, sogar Vertreter der zivilisierten Spätkulturen. Auch Erwachsene zeichnen sich gegenseitig auf. |
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Man
darf annehmen, daß die Griechen bereits frühhistoriographisch tätig
waren, als sie ab etwa 1200 / 1150 v. Chr. das phönikische Alphabet übernahmen
und bald erweiterten, indem sie aus den für sie überflüssigen Konsonanten
Vokale machten. (1. Vokalalphabet). | ||||||
Beispiel (Kultur) | Stufe der Historiographie | Text zur Kulturgeschichte | ||||
Mesopotamien * Antike * Abendland * |
Frühkultur (ca. 3550 bis 2850) Frühkultur (ca. 1400 bis 700) Frühkultur (ca. 750 bis 1453) |
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Geschichtsstufe |
Historiographische Werkzeuge | Hauptmotive | ||||
![]() ![]() | (1)
Bildkunst (1) + (2) Schrift | (1)
Religion, Gedenkbild (1) + (2) Ökonomie, Besitz | ||||
Kann man Menschen, die selbst noch keine Geschichtsschreibung betreiben, geschichtlich wirklich (besser) beschreiben? Germanische
Seefahrt ist, und zwar von Beginn an, eine wichtige Vor- und Urform
der abendländischen Kultur, |
Bei den Ägyptern, Babyloniern, Assyrern u.a. wurden die Taten der Herrscher in Tatenberichten von diesen Herrschern selbst oder von anderen Personen meist in Inschriften, gelegentlich auch in Annalen, festgehalten und verherrlicht. (Im oben erwähnten Beispiel wäre das eine Kind-Kind- bzw. Frühkultur-Frühkultur-Aufzeichnung). Ansätze zu einer eigentlichen Geschichtsschreibung mit historischer Kritik und der Frage nach geschichtlicher Wahrheit gab es jedoch schon bei den Hethitern. (Im oben erwähnten Beispiel wäre das eine Kind-Jugend- bzw. Frühkultur-Hochkultur-Aufzeichnung, weil die Hethiter bereits Vorbilder hatten). Auch alle folgenden Kulturen konnten bereits auf die Erfahrungen älterer Kulturen zurückgreifen, so daß man ab jetzt nur noch für den Historiographierten annehmen darf, ein frühgeschichtliches Objekt für den nicht mehr frühgeschichtlich vorgehenden Historiographierenden zu sein. Mit anderen Worten: ab jetzt war der Geschichtsschreiber nicht mehr ebenbürtig mit seinem Objekt bzw. selbst das Objekt, sondern Vertreter einer Hochkultur, später einer zivilisierten Spätkultur. (Vgl. Kult-Uhr).Die
Israeliten verstanden ihre eigene Vergangenheit als Heilsgeschichte und entwickelten
daraus ein festes Geschichtsbild, das zu einem der wichtigsten Merkmale und Stützpfeiler
der magischen
Kultur werden sollte. (Vgl. Consensus).
Übereinstimmungen als Kulturhauptmerkmal haben allerdings den Nachteil (oder
Vorteil), daß sie, weil sie ihrer kulturimpliziten religiösen Wahrheit
über die gesamte eigene Kulturgeschichte hinweg zu entsprechen haben, ständig
neu interpretiert und deshalb häufig uminterpretiert werden müssen,
was auch tatsächlich geschah bzw. geschehen mußte. Eine besonders stark
an Bedingungen geknüpfte Geschichtsschreibung dient aber letzten Endes nicht
der Wahrheitsfindung, sondern allenfalls dem eigenen Geschichtsbild, und in diesem
Fall ist das ein Religionsbild bzw. Wunschdenken. Eher das Gegenteil beanspruchte
die Antike für sich; um Erfahrung weiterzugeben, wollten die Griechen das
Traditionsgut mit einem unbedingten Wahrheitsanspruch überliefern sowie Gründe
und Zusammenhänge historischer Vorgänge aufzeigen (v.a. Herodot:
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Metallikum
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Die
Indogermanen,
deren Sprache rekonstruiert werden kann ( | Ist die Periode der Historisierung v.a eine Sache der Indogermanen-Familie? Das Indogermanentum stammt aus dem Jungpaläolithikum. Die
Indogermanen standen im Zusammenhang mit der Streitaxt-Kultur der Schnurkeramiker,
waren aber nicht deren alleiniger Träger. Aus linguistischer, archäologischer
und anthropologischer Sicht dürften Trichterbecherkultur ( Restindogermanische Metallikum. Bergbau: |
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Hallstattzeit
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[1][2][3][4][5][6][7]
Kelten und Germanen in der Hallstattzeit
(Heimat im 8./7. Jh. v. Chr., Ausbreitung ab 7./6. Jh. v. Chr.)
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Mittlere Latènezeit
-
[1][2][3][4][5][6][7]
Kelten und Germanen in der Mittel-Latènezeit
( 4. und 3. Jh. v. Chr..)
Starke Kelten-Expansion im 4. Jh. v. Chr.; sie
führte zur Keltisierung der einheimischen Bevölkerung.
Weil die antike Geschichtsschreibung zu dieser Zeit bereits gut entwickelt
war, wissen wir heute mehr über die damaligen Völker, als wir ohne Berichterstattung
der antiken Autoren über sie wüßten. Daß dadurch auch eine
nicht als neutral zu bewertende Information weitergegeben wurde, dürfte
jeden historisch Interessierten bewußt sein. Dennoch muß man solche
Informationen als Quellen ernst nehmen, insofern es die Kritik erlaubt, und berücksichtigen,
daß in jeder Kultur Informationen vorab zurechtgerückt werden. Weil
die damaligen Kelten und Germanen selbst keine Schrift entwickelten, sind fremde
Quellen einerseits unerläßlich, andererseits hinterließen Kelten
und Germanen jede Menge Artefakte, so daß auch schon anhand der archäologischen
Funde deutlich wird, daß beide Völker keineswegs Barbaren
waren, wie die antiken Autoren immer behaupteten. Überdies entpuppten sich
in der Geschichte schon häufiger die kulturell überlegenen Völker
gerade dann als die wahren Barbaren, wenn sie dabei waren, diese Rolle
auf andere, meistens unterlegene Völker zu projizieren. ( |
- Germanen - |
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Die
Germanen, zu den Indogermanen
bzw. zur indogermanischen Sprachfamilie gehörend, gingen im End-Neolithikum
aus Trägern der nach Westen vorstoßenden Megalithkultur,
der Trichterbecherkultur ( | ||||
Um 750 v. Chr. siedelten die Germanen bereits weiter südlich, auch im deutschen Mittelgebirge, wo sie die Kelten als Nachbarn hatten. Man weiß nicht genau, wann und wo die germanische Runenschrift entstanden ist. Sie muß aber im 2. Jahrhundert vor Christus bereits entwickelt gewesen sein, weil sie in dieser Zeit der ersten Zeugnisse - d.h. der ersten, uns bekannten germanischen Schriftquellen - bereits so fertig ausgebildet war wie im Mythos: eine Lautschrift, geordnet in einer festen Reihe, dem sogenannten Futhark. Runen wurden auf Schildbuckeln, Schwertortbändern, Lanzenspitzen, Fibeln, Kämmen angebracht, aber hauptsächlich in Stein, Metall oder Holz geritzt (engl. write ist verwandt mit dt. ritzen). Diese graphischen Zeichen wurden mit dem Aufkommen der christichl-mittelalterlichen Frühkultur des Abendlandes immer seltener und wichen schließlich ganz der lateinischen Schrift. Ursprünge für den Grundstock des germanischen Alphabets könnten auch in der antik-magischen Zeichenwelt liegen, während andere Zeichen rein germanischen Ursprungs bzw. germanische Neuschöpfungen sein dürften. Die Runenschrift ist auch eine Begriffsschrift, d.h. die Runen besitzen nicht nur einen Lautwert, sondern repräsentieren auch einen Begriff, der mit dem betreffenden Laut beginnt.
Schon das Wort Rune enthält Zauberisches, denn es teilt mit dem Wort raunen dieselbe Wortwurzel. | -
Germanische Runenschrift - Germanisches Futhark (Runen-Alphabet) - benannt nach den ersten 6 Zeichen. Der Zeichenvorrat umfaßt 24 Runen (mit graphischen Varianten). Sie sind in 3 sogenannte Geschlechte zu je 8 Runen eingeteilt. Neben ihren Lautwert bezeichnet jede Rune auch einen bestimmten Begriff, der mit dem betreffenden Laut beginnt: f
= Fahrhabe, Vieh; u = Ur, Auerochse; Umstritten ist, inwieweit die Runen nach Anzahl und Stellung in der Reihe auch zahlensymbolischen Wert hatten. Damit hängt das Problem der Runenmagie zusammen. Der Name Rune deutet auf eine Kunst, die Eigeweihten vorbehalten war (gotisch runa ist die Übersetzung von griech. mysterion = Geheimnis), in der literarischen Überlieferung Islands gelten die Runen als reginkunnar (den Göttern entstammend), die isländischen Sagen erzählen wiederholt vom magischen Gebrauch der Runen. |
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Fortsetzung:
Anmerkungen:
Die Wirtschaftsweise eines Wildbeuters gibt es natürlich auch heute noch, z.B. bei den sogenannten Buschmännern. Wildbeuter leben in kleinen Gruppen, deren Größe für die Jagd günstig ist, in temporären Lagerplätzen. Die Rohstoffe für die Herstellung der Werkzeuge werden aus der nächsten Umgebung bezogen, die Produktion derselben erfolgt innerhalb der Gruppe. Feuerstein; ein hartes, brüchiges Kieselgestein von derartig mikrokristalliner Struktur, daß es sich leicht zu Abschlägen und damit zu Artefakten beliebiger Form verarbeiten läßt. Weit verbreitet, war es vor dem Aufkommen der Metallverarbeitung wichtigstes Rohmaterial für menschliche Werkzeuge und Waffen, zugleich eines der wichtigsten Handelsgüter der Steinzeit, d.h. seit dem Jungpaläolithikum. Nur noch Obsidian (natürliches vulkanisches Glas) und die widerstandsfähigeren Gesteine, die im Neolithikum das Rohmaterial für Reibsteine bildeten, wurden ihm für bestimmte Zwecke vorgezogen. Ihre Form erhielten Feuersteine gewöhnlich durch Abschlag (bzw. Schlagretusche oder Dengeln), in geringerem Umfang durch Druckretusche, Reiben und Schleifen. Megalithkulturen
sind die die im Mesolithikum
bis Spätneolithikum (End-Neolithikum)
aufgekommene, in der Kupfersteinzeit (Chalkolithikum
bzw. Kupfermetallikum)
und Bronzezeit (Bronzemetallikum)
fortgesetzte Gewohnheit einiger vor- bzw. urgeschichtlicher und frühgeschichtlicher
Kulturen (siehe: Periodik),
megalithische Gräber und Kultmale zu errichten; z.B. Menhire (Lange
Steine), Alignments bzw. Steinkreise, bestimmte Henge-Monumente
und verschiedene Typen von Kammergräbern. Megalithkulturen gab es
auch im Nahen Osten, in Afrika, Asien, Ozeanien und Amerika, obwohl man sie gewöhnlich
nur auf Europa bezieht, wo sie tatsächlich am ausgeprägtesten waren
und als Relikte heute noch mehr als anderswo zu bestaunen sind. Hier, in Europa,
waren einge Megalithkulturen mit Keramik
der Chaséen verbunden, andere mit Töpferware
der Seine-Oise-Marne-Kultur, der Pasteur-des-Plateaux-Völkerschaften
und der Glockenbecherkultur ( Bernstein (eigtl. Brennstein; Mittelniederdeutsch: bernen = brennen) ist ein unterschiedlich gefärbtes (hellgelb bis orangerot, bräunlich oder gelblichweiß), undurchsichtiges bis klares (durchsichtiges), fettglänzendes, fossiles Harz; der chemischen Struktur nach ein brennbarer Polyester aus Abietinsäure und Diabietinol neben Harzsäuren und Bernsteinsäure. Die bedeutendste Bernsteinlagerstätte der Welt befindet sich in Ostpreußen, wo der Bernstein in der blauen Erde auftritt. Die Gewinnung erfolgt im Tagebau, v.a. bei Palmnicken (Ostseebad an der Westküste des Samlandes, Ostpreußen). Bernstein enthält oft Einschlüsse tertiärer Tiere (v.a. Insekten) und Pflanzenteile. Die ältesten Belege von Bernstein, der v.a. ein beliebter Rohstoff für die Anfertigung von Schmuck war, stammen aus der Jungsteinzeit (Neolithikum). Seit Beginn der Bronzezeit trat Bernstein auch in anderen Gebieten Europas auf. Durch die Kartierung der Bernsteinfunde wurden hypothetische Handelswege erschlossen (Bernsteinstraßen), auf denen der Bernstein nach Süden gelangte. Bernstein wurde in den mykenischen Schachtgräbern entdeckt, dagegen fand man ägyptische Fayence-Perlen in England. Der Bernsteinhandel hatte also eine rein nordsüdliche Richtung: 1)
über den Fluß- und Landweg von der Ostssee (Ostpreußen) zur Adria; Hethiter
(vom Landesnamen Chatti abgeleitet) - ein indogermanisches
Volk - stießen um 2000 v. Chr. vom östlichen Kleinasien aus nach Westen
vor und schufen ein sehr bedeutendes Reich. Ihre indogermanische Sprache (Hattili
oder Hatti bzw. Nasili) hat viel Ähnlichkeit mit der indogermanischen
Sprache der Luwier (Sprache: Luwili), mit denen die Hethiter in das Land
der Protohattier vordrangen. Der Name Hethiter ist aus der Bibel
entlehnt, also selbst nicht indogermanisch. Die Hethiter gründeten ein großes
Reich in Anatolien, dessen Hauptstadt Kussar war, ab dem 16. Jh. v. Chr.:
Hattusa (heute: Bogaskale). Das Alte Hethitereich (1640-1380) wurde
von Labarna gegründet, dessen Name zum Titel der der auf ihn folgenden Hethiterkönige
wurde. Labarnas Nachfolger Hattusili I. (etwa 1590-1560) verlegte das Zentrum
nach Hattusa und eroberte Syrien. Er und sein Nachfolger Mursili I. konnten das
Reichsgebiet beträchtlich vergrößern. Mursili I. eroberte auch
Babylon (1531 v. Chr.). Nach seiner Ermordung wurde das Reich durch innere Wirren
(Königsmorde) geschwächt, aber mit den Reformen von Telepinus (um 1460
v. Chr.) die Ruhe im Innern wieder hergestellt; die Nachfolger wurden per Gesetz
geregelt, während die Rechte des Adels erhalten blieben. Unter Telepinus'
Nachfolgern festigte sich das Reich wieder. Das Neue Hethiterreich (1380-1200)
begann mit der weiteren Sicherung der Grenzen, v.a. gegen die Churriter (Hurriter;
altoriental. Volk in Nordmesopotamien und Nordsyrien). Damit wurde das Hethiterreich
als Großmacht - neben Ägypten und Babylon - anerkannt. Unter Muwatalli
(etwa 1295-1282) brach der bisher vermiedene Konflikt mit Ägypten voll aus.
Die Schlacht von Kadesch (1285 v. Chr.) brachte den Hethitern keinen klaren Sieg.
Hattusili III. (etwa 1275-1250) kam im Friedensvertrag von 1270 v. Chr. mit Ramses
II. von Ägypten zu einer festen Abgrenzung (etwa bei Homs) der beiderseitigen
Machtsphären in Nordsyrien. Der Druck des erstarkten Assyrerreiches auf Nordmesopotamien
und Nordsyrien gefährdete die hethitische Macht, die gegen 1200 v. Chr. den
Ansturm der neuen Völkerbewegung aus dem Westen erlag, z.B. der Seevölker.
Aus dem Hethiterreich gingen später die Reiche der Phryger, Meder (8. Jh.
v. Chr.) und der Lyder (7. Jh. v. Chr.) hervor. Wirtschaftliche Macht besaß das Hethiterreich besonders durch sein Eisenmonopol. (Vgl. Eisenmetallikum). Der hethitische Staat war eine Monarchie mit feudalen Zügen. Neben Rechtsprechung, Verwaltung, militärischer Führung und diplomatischer Korrespondenz hatte der König v.a. kultische Aufgaben. Die Entscheidungsrechte des Adels schwanden zunehmend zugunsten der Macht einer wachsenden Beamtenschaft. Die Hethiter besaßen mit dem Schutz der Rechte von Mann und Frau eine humane Gesetzgebung. Geld- und Freiheitsstrafen gab es natürlich auch. Geschichtsschreibung mit historischer Kritik und der Frage nach rein geschichtlicher Wahrheit war den Hethitern ein besonderes Interesse. Es verrät zusätzlich die indogermanische Herkunft dieses Volksstammes, weil es insbesondere die indogermanischen Völker waren, die einer nicht von der Religion dominierten Geschichtsschreibung zustrebten, während andere Völker, z.B. die Israeliten und der gesamte magische Kulturkreis, die Geschichte stets mit der Religion in Übereinstimmung zu bringen hatten (haben). Germanische
Seefahrt ist, und zwar von Beginn an, eine wichtige Vor- und Urform der
abendländischen Kultur, also eine ihrer Voraussetzungen. Sie ist im wahrsten
Sinne des Wortes eine Vor- und Uraussetzung für alle späteren,
noch grandioseren abendländischen Entdeckungen. ( Himelskunde
gab es z.B. im mitteldeutschen Raum wohl schon viel früher als bisher angenommen.
In der Nähe von Goseck
(Sachsen-Anhalt) fand man eine 7000 Jahre alte Siedlung mit Sonnenobservatorium;
und die Himmelsscheibe von Nebra
(bei Halle) stammt aus dem 17. Jh. v. Chr., ist also mindestens 4000 Jahre alt
und damit die bisher älteste uns bekannte konkrete Himmelsdarstellung der
Menschheitsgeschichte. Diese Bronzescheibe belegt das stark ausgeprägte Interesse
des Menschen am gestirnten Himmel. Die Himmelsscheibe von Nebra ist ein Schlüsselfund
der Archäoastronomie. Sie und die Beifunde deuten auch weiträumige Beziehungen
bis in den östlichen Mittelmeerbereich an. Auch ergänzen sich Fundort
und Bildinventar der Scheibe gegenseitig. Die beiden seitlichen goldenen Randbögen
(einer davon nicht erhalten) können als östliche und westliche Horizontbögen
aufgefaßt werden, die den Lauf der Sonnenaufgangs-und untergangspunkte über
das Jahr darstellen. Deren Winkel entsprechen dem Sonnenlauf für die frühe
Bronzezeit und dem Bereich der Breitengrade durch Sachsen-Anhalt. Vom Mittelberg
(nahe der kleinen Unstrutgemeinde Wangen bei Nebra) aus gesehen ging für
den Betrachter die Sonne zur Sommersonnenwende über dem Brocken unter, dem
markantesten Berg des Harzes. Dieser ist bei klarem Wetter (und fehlenden Bäumen)
trotz der Entfernung von ca. 80 km vom Mittelberg deutlich sichtbar. Mit dem im
Sommer 2003 in Goseck (Sachsen-Anhalt) entdeckten Sonnenobservatorium, einer ringförmigen,
etwa 2 Meter hohen Holz-Palisadenanlage mit 3 Toren, konnten die Menschen die
Wintersonnenwende am 21.12. bzw. 22.12. exakt bestimmen. Dieser wichtige Termin
wurde mit Sicherheit gefeiert. Man kann sagen, das Sonnenobservatorium
war der erste konkrete religiöse Raum der Welt und in der Funktion mit einer
romanischen Kathedrale vergleichbar, erläuterte der Archäologe
Bertemes gegenüber dem Westfalenblatt (27./28.12.2003). 25 Kilometer
entfernt vom Fundort der 4000 Jahre alten Himmelscheibe von Nebra, die die älteste
genauere Sternenabbildung der Welt ist, fand man auch 7000 Jahre alte Tongefäße
( Zum
7000 Jahre alten Dorf bei Goseck sagte der Leiter des Institutes für Prähistorische
Archäologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, F. Bertemes:
Anzeichen für eine Siedlung sind hunderte, etwa 7000 Jahre alte Stücke,
die beim Absuchen des Feldes gefunden wurden. Das Bielefelder Westfalenblatt
berichtete am 27./28.12.2003, daß hier u.a. Tonscherben, Pfeilspitzen, Klingen
und Schaber aus Stein entdeckt wurden und daß der Archäologe Bertemes
erkärt habe, Tiere seien einfach als lebende Fleischkonserven gehalten
worden. Die geistige Welt dieser Bauern sei eine Fruchtbarkeitsreligion mit kultischen
Menschenopfern gewesen. Darauf deuteten menschliche Knochenteile hin, die in Gräbern
gefunden wurden. Dank Goseck habe die Wissenschaft einen Einblick in die Welt
der Jungsteinzeit-Menschen
bekommen, schwärmt der Landesarchäologe Harald Meller. Die Anlage liegt
nur 25 Kilometer vom Fundort der 4000 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra
( Italiker ist eine Bezeichnung für mehrere indogermanische Stämme, die etwa 1200 bis 1000 v. Chr. aus Mitteleuropa über die Alpen nach Italien einwanderten und im Gegensatz zur mittelmeerischen Urbevölkerung ihre Toten nicht bestatteten, sondern verbrannten. (Urnenfelder-Kultur). Die eine Gruppe bezeichnet man als Latino-Falisker, die zweite, jüngere, als Osko-Umbrer oder Umbro-Sabeller. Die Italiker waren Bauern und Hirten, siedelten in Einzelhöfen und Dörfern, hattem tempellose Heiligtümer und verehrten Totemtiere (Wolf, Specht, Stier). Unter etruskischen und griechischen Einfluß gingen sie zur polisartigen Stadtkultur über. (Vgl. Polis). Etrusker, eine nicht-indogermanische Bevölkerung mit umstrittener Herkunft, beherrschten seit etwa 900 v. Chr ihr Kernland Etrurien. Ihre Blütezeit war die Zeit zwischen dem 7. und 4. Jh. v. Chr.. Die Etrusker bildeteten - wie die Griechen - Stadtstaaten, die bis gegen Ende des 6. Jhs. v. Chr. unter Königen, seit dem 5. Jh. v. Chr. unter Oberbeamten standen. (Vgl. Polis). Die Stadtstaaten schlossen sich zu einem lockeren Zwölfstädtebund zusammen, der seinen kultischen Mittelpunkt im Heiligtum des Voltumna (lat. Voltumnus) in Volsinii (heute: Bolsena) hatte. Die Etrusker weiteten ihre Macht im 6. Jh. nach Norden und Süden aus; etwa 575 bis 500 (470) v. Chr. hatte das etruskische Geschlecht der Tarquiner das Königtum in Rom inne und wurde zum Schöpfer des römischen Stadtstaates und der meisten seiner politischen und vieler seiner religiösen Einrichtungen. Um 500 v. Chr. wurde in Rom die etruskische Herrschaft beendet, gleichzeitig die Monarchie abgeschafft und der Republik eine Verfassung gegeben. Im 4. Jh. v. Chr. führte Roms Aufstieg zum Niedergang der etruskischen Macht. 264 v. Chr. nahmen Römer die Stadt Volsinii ein und unterwarfen dadurch die Etrusker wie ganz Etrurien endgültig. Im Jahr 264 v. Chr. begann auch Roms erster Krieg gegen Karthago: der 1. Punische Krieg. Philister - mit unbekannter Herkunft - zogen um 1200 v. Chr. mit den sogenannten Seevölkern, deren Herkunft ebenfalls unbekannt ist, zunächst in den ägäischen Raum, nach Kaphtor (=Kreta), dann nach Ägypten, wo Ramses III. sie zurückschlagen konnte, und nach Südpalästina. Ihre Städte Gasa, Ashdod, Askalon, Ekron und Gath bildeten einen Fünfstädtebund (Pentapolis). Nach dem Rückgang der ägyptischen Macht drangen die Philister nach Osten in das Bergland Palästinas gegen die dort siedelnden Stämme des Volkes Israel vor. Die Philister bewahrten ihre Selbständigkeit trotz dauernder Grenzkämpfe - v.a. gegen das Nordreich Israel -, bis sie von den Assyrern Ende des 8. Jhs. v. Chr. unterworfen wurden. Antike Welt bedeutet eben nicht das jüngere Altertum, wie allgemein angenommen wird, sondern die hier explizit behandelte apollinische Antike, d.h. die in meinem Sinne verstandene antike Kultur. Sie ist charakterisiert durch ihr Ursymbol und durch ihr Seelenbild - wie alle Kulturkreise (Kulturen i.e.S.). Fälschlicherweise wird der Begriff Antike häufig nur auf einen Zeitabschnitt übertragen, d.h. auf alle damaligen Kulturkreise: die apollinisch-antike, die sumerische, die ägyptische, die chinesische, die indische, die indoiransiche, die assyrisch-babylonische, die ältere (hamitisch-semitische) und die jüngere magische Kultur oder auch die frühe Maya-Kultur in Mexiko. Manche Kulturkreise bzw. Kulturen werden räumlich und zeitlich zu eng gefaßt, andere zu sehr gedehnt. Aber die zeitliche Lineargliederung hilft nicht dabei, dieses Problem zu beseitigen. Eher im Gegenteil. Rein zeitliche Gliederungen führen zu Überschneidungen bzw. Schnittmengen, die vielen Regionen nicht gerecht werden. Wenn nur zeitliche Einteilungen zählen und sich Begriffe dafür gefunden haben, wird plötzlich festgestellt, daß auch sie selbst dadurch zum Problem geworden sind. Einige Kulturen der angeblichen antiken Welt existieren (greisenhaft) heute noch, und zwar in ihren nachzivilisatorischen Phasen (wenn auch zum Teil pseudomorph), z.B. China, Indien und die arabisch-morgenländische (magische) Kultur, während die abendländische (faustische) Kultur ihre nachzivilisatorische Zeit noch vor sich hat. Man muß bei den Gliederungen, die ja letztendlich auch Klassifizierungen darstellen, nicht nur Raum und Zeit gleichermaßen berücksichtigen, sondern auch die Struktur einer Einzelkultur und die in ihr liegenden Funktionen sehr gut kennen, um es modern auszudrücken. Einfach gesagt: man muß Seele und Sprache einer Kultur in ihrer Tiefe kennen. In der Tiefe liegen Seelenbild und Ursymbol einer Kultur vergraben, die man, wie ein kulturanalytischer Archäologe Schicht für Schicht ab- und durcharbeiten muß, bevor man sie beim Namen nennt. Wenn man jedoch eine nur auf Zeitabschnitte abzielende Gliederung gelten ließe, wären alle eben genannten Einzelkulturen, bis auf die abendländische, antike Kulturen. Das bezweifle ich. Deshalb ist hier mit Antike das Apollinische an ihr gemeint, d.h. in erster Linie das Griechische (wegen des starken Einflusses auch das Phönikische und das Etruskische) und in der Nachfolge das Römische (spätere Phasen). Salz (eigtl. das Schmutziggraue) spielte schon in prähistorischen Zeiten eine überragende Rolle und galt in vielen Gegenden als heilig. Der Bedarf an Salz wurde durch Eindampfen von Meereswasser bzw. von Wasser aus Salzquellen gedeckt. Bereits in der jüngeren Bronzezeiz (vgl. Spät-Bronzezeit) und älteren Eisenzeit (vgl. Hallstatt-Kultur) war der bergmännische Abbau von Salzlagerstätten bekannt. Zahlreiche Städte erhielten ihren Namen nach dem Salzbergbau bzw. den Kochsalzquellen, u.a. Halle, Hallstatt, Reichenhall (Mittellhochdeutsch: hal = Salzquelle; zu griech. háls = Salz), später auch Salzburg, die Region Salzkammergut u.s.w..; von vielen dieser Städte gingen bedeutende Handelsstraßen aus: Salzstraßen.Linguistik (Sprachwissenschaft): eine besonders empfehlenswerte Einführung in diese Thematik gibt Walter Alfred Koch, Perspektiven der Linguistik, Band I und II, 1973-1974, Kröner, Stuttgart.Umstritten
ist die sogenannte Nordwestdeutsche Gruppe: waren das Germanen
oder Kelten?
Es handelt sich um die Zeit des 6. Jahrhunderts v. Chr.; man wird auch hier wohl
eher von einer keltogermanischen bzw. germanokeltischen Bevölkerung sprechen
können, bei der sich die Züge der beiden später profilierten Völker
nur vermischt nachweisen lassen. Dagegen sind die sogenannte Jastorf-Gruppe
an und östlich der Elbe und die Gruppen zwischen Oder und Weichsel eindeutig
als Germanen zu bezeichnen. Für die nächsten Jahrhunderte kann man davon
ausgehen, daß sich die Germanen immer mehr Richtung Süden, Westen und
Osten ausgebreitet haben und schon im 2. Jahrhundert v. Chr. sowohl in Südosteuropa,
z.B. Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, u.s.w., als auch in Südfrankreich,
in Norditalien und westlich des Rheins vertreten waren. Die westlichsten und südtlichsten
Gruppen der Germanen waren also im 1. Jahrhundert v. Chr. auch Einwohner des Römischen
Reiches (vgl. Karte)
- die Kimbern, Teutonen und Ambronen schon im 2. Jh. v. Chr. ( Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel Parallelenaxiom deutlich werden kann: Euklid hat in seinen Elementen (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1917, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.Vorderasien oder Morgenland: diese Begriffe sindnicht ganz zutreffend, weil zum magischen Kulturkreis (Spengler nennt ihn arabisch) auch der ehemalige (griechische) Osten der Antike gehört, wenn auch nur pseudomorph. Mit Vorderasien bzw. Morgenland meine ich die Kultur der späteren Religionskulturformen, z.B. des altiranisch-parsistischen (mazdaistischen) Persertums, des manichäischen Babyloniens, des Judentums, des Arabertums, des Urchristentums u.a. magischer Elemente. Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. Die Vertreter der magischen Kultur berücksichtig(t)en stets den Consensus - die Übereinstimmung der Gelehrten als Grundlage für die religiöse (= wahre) Lehre. Das arabische Wort Idschma ist auch in diesem Sinne zu verstehen, und es gilt immer noch als eines der vier Grundprinzipien der islamischen Rechtslehre.Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde Kultur so mächtig über dem Lande liegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht einmal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 784). Auch eine junge Kultur kann so mächtig sein, daß sie eine alte dort, wo sie zu Hause ist, überlagert. Das Beispiel zwischen der (alten) apollinischen Kultur, auch kurz Antike genannt, und der (jungen) magischen Kultur, auch Persien/Arabien genannt, macht es deutlich: Solange die Antike sich seelisch aufrecht hielt, bestand die Pseudomorphose darin, daß alle östlichen Kirchen zu Kulten westlichen Stils wurden. Dies ist eine wesentliche Seite des Synkretismus. ... Mit dem Hinschwinden der apollinischen und dem Aufblühen der magischen Seele seit dem zweiten Jahrhundert kehrt sich das Verhältnis um. Das Verhängnis der Pseudomorphose bleibt, aber es sind jetzt Kulte des Westens, die zu einer neuen Kirche des Ostens werden. Aus der Summe von Einzelkulten entwickelt sich eine Gemeinschaft derer, welche an diese Gottheiten und Übungen glauben, und nach dem Vorgange des Persertums und Judentums entsteht ein neues Griechentum als magische Nation. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 800-801).Quartal meint eine Jahreszeit (= 3 Phasen) oder ein Viertel der Uhrzeit (z. B. 0-6, 6-12, 12-18, 18-24 Uhr).Phase ist für mich der Inbegriff einer wohltemperierten Abrundung durch geistig-politische Tätigkeiten in einer bestimmten Zeitspanne, oft ausgedrückt durch technische und künstlerische Richtungen, aber auch durch ökonomisch-politische und geistig-metaphysische Richtungen. Sie kann nur 60-80 Jahre andauern, wie im Falle des Rokoko, oder 200-300 Jahre, die etwa jeweils Karolingik, Romanik und Gotik ausmachten. Eine Phase umfaßt im Mittel etwa 180 Jahre. Ein Kulturquartal umfaßt 3 Phasen und damit durchschnittlich 500-600 Jahre, manchmal auch nur 300-350 Jahre, wie im Falle der abendländischen Jugend (Renaissance, Barock und Rokoko). Ein Kulturquartal ist eine Jahreszeit in dem Sinne, daß an ihr erkennbar wird, was sie ist, wenn sie gewissermaßen innehält. Winter, Frühling, Sommer und Herbst sind wie unterirdisches Wachstum, zarte Blüten, Hochblüte und Verfall, wie die pflanzliche Welt immer wieder bezeugt, aber nicht nur sie: die 4 Jahreszeiten sind wie uterines, kindliches, jugendliches und erwachsenes Leben, z.B. auch vergleichbar mit dem der Säugetiere. Das erwachsene Leben kann mehrere Quartale umfassen; in dem Falle teilen die Älteren (Elter[e]n) ihr Leben mit den Kindern, Enkelkindern oder gar Urenkelkindern. In Kulturen war und ist dies auch möglich: China, Indien und die magische Kultur existieren als Zivilisationen (Erwachsene) schon länger als das Abendland.
© Hubert Brune, 2001 ff. (zuletzt aktualisiert: 2014). |