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- Hochkulturelle Historiographie - |
Die
Antike war noch eine Frühkultur, als die Griechen begannen, die für
sie redundanten Konsonanten aus der phönokischen Schrift zu Vokalen zu machen.
Die griechische Schrift, d.h. das griechische Vokalalphabet kommt also selbst
noch aus der Frühgeschichte. | Der Begriff Hochgeschichte muß erklärt werden, damit keine Mißverständnisse entstehen. Dieser Begriff sollte nicht mit dem der Alten Geschichte verwechselt werden, denn im Unterschied zu diesem, der sich nur auf einen Zeitabschnitt bezieht, konzentriert sich jener ganz besonders auf die historiographischen Formen in den hochkulturellen Phasen einer jeden Kultur. Er bezieht sich auf die jugendhaft historiographierende Hochkultur, auf das sommerliche Quartal der historiographierenden Kulturen. Beispiele klassischer Geschichtsschreibung: | |||
Beispiel (Kultur) | Stufe der Historiographie | Text zur Kulturgeschichte | ||
Mesopotamien
* Antike * Abendland * |
Hochkultur (ca. 2850 bis 2510) Hochkultur (ca. 700 bis 359) Hochkultur (ca. 1453 bis 1789) |
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Geschichtsstufe |
Historiographische Werkzeuge | Hauptmotive | ||
![]() ![]() ![]() | (1)
Bildkunst (1) + (2) Schrift (1) + (2) + (3) Hilfsmittel |
(1) Religion, Gedenkbild (1) + (2) Ökonomie, Besitz (1) + (2) + (3) Wissenstechnik | ||
- Geschichtsphilosophie und Geschichtswissenschaft - |
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Vierkraft
- Die Antike entwickelte ein Vokal-Alphabet, das Abendland bewegliche Buchstaben und später ein Elektronik-Alphabet. Auch ohne Text-Elektronik war die Antike nicht weniger attraktiv als das spätere Abendland. Das
ewige Inferior Der
Antike fehlte nicht die Moderne an sich, der Antike fehlte eine abendländische
Moderne. ( |
Historiographierte
Kelten und Germanen: 8. Jh. v. Chr. - 4. Jh. v. Chr. - Antike Historiker beschreiben Kelten und Germanen - |
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- Ende der
Bronzezeit -
-
Hallstatt II - |
Die zyklische Kulturgeschichte und die Analogien zwischen Kulturen:
Die Antike sah in der Geschichte Resultate politisch handelnder Körper, das Abendland sah und sieht in ihr die Resultate einer Raumpolitik. Von vergangenen Kulturen lernen konnten beide, aber nur das Abendland hatte das Glück, eine Kultur zu beerben, die trotz und wegen des in der Tiefe liegenden Gegensatzes immer attraktiv blieb.
Historiographisches
Beispiel der das antike Ursymbol
deutlich machenden Perfektion ist Thukydides (~ 460-400). Ereignisse der
Gegenwart aus sich selbst heraus verstehend zu erleben, war sein Beitrag
zu jener Meisterschaft, die sein Vorgänger, der Geschichtsvater
Herodot.zuvor ins Leben gerufen hatte.Thukydides war ein erfahrener Staatsmann,
der selbst Feldherr und Beamter gewesen war. Diese praktische Erfahrung,
die man leider oft mit historischem Sinn verwechselt, machte ihn zu einem Muster
der schreibenden Geschichte - unerreichbar für bloße Gelehrte. Was
ihm aber vollkommen verschlossen bleibt, ist jener perspektivische Blick über
die Geschichte von Jahrhunderten hin, der für uns mit Selbstver-ständlichkeit
zum Begriff des Historikers gehört. Alle guten Stücke antiker Geschichts-darstellung
beschränken sich auf die politische Gegenwart des Autors, im schärfsten
Gegensatz zu uns, deren historische Meisterwerke ohne Ausnahme die ferne Vergangenheit
behandeln. | Ein kartographischer Vergleich: die folgenden zwei Karten der Hallstattzeit zeigen die Heimat der Kelten und Germanen im 8. und 7. Jh. v. Chr. und die beginnende erste Ausbreitungswelle im 7. und 6. Jh. v. Chr., während die nächsten Karten (Frühe Latènezeit und Mittlere Latènezeit) verdeutlichen, daß die Kelten im 5. Jh. v. Chr. nach Südwesten, Nordwesten und Südosten und somit auch in die Gebiete der Hallstatt-Kultur gezogen sind.-
Hallstattzeit
-
In Mitteleuropa begann die Frühgeschichte im 5. Jh. v. Chr. - dank der griechischen Historiker. Infolge sozialer Wandlungen und einer Zeit der Unruhe und Wanderungen, in denen eine breite Adelsschicht der Hallstatt-Kultur mit ihrer Klientel die Kelten der Latènezeit führte, brach ein altes System zusammen, dessen Struktur ein neues übernahm und weiter differenzierte. (Vgl. dazu die Tafel). Die Geschichte der Latènezeit (ca. 5. bis 1. Jh. v. Chr.) kam sowohl in den Stammeserzählungen der Kelten retrospektiv zum Ausdruck als auch durch die Berichte der antiken Autoren über deren Völkerwanderungen und Königszwiste.-
Frühe Latènezeit
- |
Historiographie
im Abendland: 15. Jh. - 18. Jh. - Abendländische (Sekundär-) Historiker beschreiben historiographierte Kelten und Germanen - |
Die maßgeb-lichen
europäi-schen Mächte unternahmen immer neue Anläufe, ein Reich
nachzuspielen, das ihrer politischen Phantasie als unverlierbares Paradigma vorgeordnet
blieb. So könnte man geradezu sagen, daß Europäer ist, wer in
eine Übertragung des Reiches verwickelt wird. Dies gilt besonders für |
Die ursprüngliche Heimat der Kelten war in der Spät-Bronzezeit
der Raum östlich des Rheines im heutigen Bayern und Böhmen bis hinein
in den Mittelgebirgsraum und zum Harz sowie am Rhein von der Quelle bis zur Mündung.
Derjenige Teil des heutigen Deutschlands, der durch den Mittellandkanal im Norden
und durch die Saale im Osten eingrenzbar ist, war also damals ein Gebiet der Kelten.
Im Übergangsgebiet gab es auch Germanen. Ob man aber Kelten und Germanen
räumlich wie ethnisch genau voneinander trennen kann, weiß niemand
genau. Deshalb sollte man hier von Keltogermanen oder Germanokelten sprechen.
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Um 750 v. Chr. siedelten die Germanen bereits weiter südlich, auch im deutschen Mittelgebirge, wo sie die Kelten als Nachbarn hatten. Man weiß nicht genau, wann und wo die germanische Runenschrift entstanden ist. Sie muß aber im 2. Jahrhundert vor Christus bereits entwickelt gewesen sein, weil sie in dieser Zeit der ersten Zeugnisse - d.h. der ersten, uns bekannten germanischen Schriftquellen - bereits so fertig ausgebildet war wie im Mythos: eine Lautschrift, geordnet in einer festen Reihe, dem sogenannten Futhark. Runen wurden auf Schildbuckeln, Schwertortbändern, Lanzenspitzen, Fibeln, Kämmen angebracht, aber hauptsächlich in Stein, Metall oder Holz geritzt (engl. write ist verwandt mit dt. ritzen). Diese graphischen Zeichen wurden mit dem Aufkommen der christichl-mittelalterlichen Frühkultur des Abendlandes immer seltener und wichen schließlich ganz der lateinischen Schrift. Ursprünge für den Grundstock des germanischen Alphabets könnten auch in der antik-magischen Zeichenwelt liegen, während andere Zeichen rein germanischen Ursprungs bzw. germanische Neuschöpfungen sein dürften. Die Runenschrift ist auch eine Begriffsschrift, d.h. die Runen besitzen nicht nur einen Lautwert, sondern repräsentieren auch einen Begriff, der mit dem betreffenden Laut beginnt.
Schon das Wort Rune enthält Zauberisches, denn es teilt mit dem Wort raunen dieselbe Wortwurzel. | -
Germanische Runenschrift - Germanisches
Futhark (Runen-Alphabet) f = Fahrhabe, Vieh; u = Ur, Auerochse; Umstritten ist, inwieweit die Runen nach Anzahl und Stellung in der Reihe auch zahlensymbolischen Wert hatten. Damit hängt das Problem der Runenmagie zusammen. Der Name Rune deutet auf eine Kunst, die Eigeweihten vorbehalten war (gotisch runa ist die Übersetzung von griech. mysterion = Geheimnis), in der literarischen Überlieferung Islands gelten die Runen als reginkunnar (den Göttern entstammend), die isländischen Sagen erzählen wiederholt vom magischen Gebrauch der Runen. |
Fortsetzung:
Anmerkungen:
Nie zum Nabel der Erde geh' ich mehr, zum heil'gen, flehend, auch zum Tempel von Abai nimmer oder nach Olympia, wenn dies nicht, mit Händen greifbar, allen Menschen gelten soll. Doch, o Gebieter, heißt du wahrhaft also, Zeus, Weltbeherrscher ... (Sophokles, ca. 496-406 v. Chr., König Ödipus, S. 411). Umstritten
ist die sogenannte Nordwestdeutsche Gruppe: waren das Germanen
oder Kelten?
Es handelt sich um die Zeit des 6. Jahrhunderts v. Chr.; man wird auch hier wohl
eher von einer keltogermanischen bzw. germanokeltischen Bevölkerung sprechen
können, bei der sich die Züge der beiden später profilierten Völker
nur vermischt nachweisen lassen. Dagegen sind die sogenannte Jastorf-Gruppe
an und östlich der Elbe und die Gruppen zwischen Oder und Weichsel eindeutig
als Germanen zu bezeichnen. Für die nächsten Jahrhunderte kann man davon
ausgehen, daß sich die Germanen immer mehr Richtung Süden, Westen und
Osten ausgebreitet haben und schon im 2. Jahrhundert v. Chr. sowohl in Südosteuropa,
z.B. Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, u.s.w., als auch in Südfrankreich,
in Norditalien und westlich des Rheins vertreten waren. Die westlichsten und südtlichsten
Gruppen der Germanen waren also im 1. Jahrhundert v. Chr. auch Einwohner des Römischen
Reiches (vgl. Karte)
- die Kimbern, Teutonen und Ambronen schon im 2. Jh. v. Chr. ( Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel Parallelenaxiom deutlich werden kann: Euklid hat in seinen Elementen (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1917, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, Bd I., Bd. II, 1918-1922Vorderasien oder Morgenland: diese Begriffe sindnicht ganz zutreffend, weil zum magischen Kulturkreis (Spengler nennt ihn arabisch) auch der ehemalige (griechische) Osten der Antike gehört, wenn auch nur pseudomorph. Mit Vorderasien bzw. Morgenland meine ich die Kultur der späteren Religionskulturformen, z.B. des altiranisch-parsistischen (mazdaistischen) Persertums, des manichäischen Babyloniens, des Judentums, des Arabertums, des Urchristentums u.a. magischer Elemente. Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. Die Vertreter der magischen Kultur berücksichtig(t)en stets den Consensus - die Übereinstimmung der Gelehrten als Grundlage für die religiöse (= wahre) Lehre. Das arabische Wort Idschma ist auch in diesem Sinne zu verstehen, und es gilt immer noch als eines der vier Grundprinzipien der islamischen Rechtslehre.Historische Pseudomorphosen nenne ich Fälle, in welchen eine fremde Kultur so mächtig über dem Lande liegt, daß eine junge, die hier zu Hause ist, nicht zu Atem kommt und nicht nur zu keiner Bildung reiner, eigener Ausdrucksformen, sondern nicht einmal zur vollen Entfaltung ihres Selbstbewußtseins gelangt. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 784). Auch eine junge Kultur kann so mächtig sein, daß sie eine alte dort, wo sie zu Hause ist, überlagert. Das Beispiel zwischen der (alten) apollinischen Kultur, auch kurz Antike genannt, und der (jungen) magischen Kultur, auch Persien/Arabien genannt, macht es deutlich: Solange die Antike sich seelisch aufrecht hielt, bestand die Pseudomorphose darin, daß alle östlichen Kirchen zu Kulten westlichen Stils wurden. Dies ist eine wesentliche Seite des Synkretismus. ... Mit dem Hinschwinden der apollinischen und dem Aufblühen der magischen Seele seit dem zweiten Jahrhundert kehrt sich das Verhältnis um. Das Verhängnis der Pseudomorphose bleibt, aber es sind jetzt Kulte des Westens, die zu einer neuen Kirche des Ostens werden. Aus der Summe von Einzelkulten entwickelt sich eine Gemeinschaft derer, welche an diese Gottheiten und Übungen glauben, und nach dem Vorgange des Persertums und Judentums entsteht ein neues Griechentum als magische Nation. (Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 800-801).Phase ist für mich der Inbegriff einer wohltemperierten Abrundung durch geistig-politische Tätigkeiten in einer bestimmten Zeitspanne, oft ausgedrückt durch technische und künstlerische Richtungen, aber auch durch ökonomisch-politische und geistig-metaphysische Richtungen. Sie kann nur 60-80 Jahre andauern, wie im Falle des Rokoko, oder 200-300 Jahre, die etwa jeweils Karolingik, Romanik und Gotik ausmachten. Eine Phase umfaßt im Mittel etwa 180 Jahre. Ein Kulturquartal umfaßt 3 Phasen und damit durchschnittlich 500-600 Jahre, manchmal auch nur 300-350 Jahre, wie im Falle der abendländischen Jugend (Renaissance, Barock und Rokoko). Ein Kulturquartal ist eine Jahreszeit in dem Sinne, daß an ihr erkennbar wird, was sie ist, wenn sie gewissermaßen innehält. Winter, Frühling, Sommer und Herbst sind wie unterirdisches Wachstum, zarte Blüten, Hochblüte und Verfall, wie die pflanzliche Welt immer wieder bezeugt, aber nicht nur sie: die 4 Jahreszeiten sind wie uterines, kindliches, jugendliches und erwachsenes Leben, z.B. auch vergleichbar mit dem der Säugetiere. Das erwachsene Leben kann mehrere Quartale umfassen; in dem Falle teilen die Älteren (Elter[e]n) ihr Leben mit den Kindern, Enkelkindern oder gar Urenkelkindern. In Kulturen war und ist dies auch möglich: China, Indien und die magische Kultur existieren als Zivilisationen (Erwachsene) schon länger als das Abendland.Quartal meint eine Jahreszeit (= 3 Phasen) oder ein Viertel der Uhrzeit (z. B. 0-6, 6-12, 12-18, 18-24 Uhr).China nenne ich die Kultur oder den Kulturkreis, zu dem nicht nur das heutige China gehört, sondern auch Japan, Korea und viele andere Teile Südostasiens. Japan stellt zwar einen Sonderfall innerhalb der chinesischen Kultur dar, weil es mittlerweile auch viele abendländische Kulturanteile übernommen hat - ähnlich wie Rußland, Osteuropa, der Balkan oder die Türkei (ähnlich auch wie früher die phönikischen Karthager antike Kulturanteile übernommen hatten). Aber welche fremde Kultur hat bislang nicht die Attraktivität der abendländischen Kultur für sich genutzt? Trotzdem kann auch Japan seine kulturelle Herkunft - eine großartige (!) - nicht verbergen, und das sollte es auch gar nicht.Mythomotorik bedeutet Antrieb durch formierende oder identitätsstiftende Geschichten. Den Ausdruck Mythomotorik hat m.W. Jan Assmann ... eingebracht. Vgl. Jan Assmann, Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerungen und politische Identität in den frühen Hochkulturen, München, 1992. (Peter Sloterdijk, Falls Europa erwacht, 1994, S. 64).Peter Sloterdijk, Falls Europa erwacht - Gedanken zum Programm einer Weltmacht am Ende des Zeitalters ihrer politischen Absence, 1994.
© Hubert Brune, 2001 ff. (zuletzt aktualisiert: 2014). |