Deutschlands moderne goldenes ZeitalterDeutschlands
modernes goldenes Zeitalter hatte seine »Vorlaufzeit« (in etwa von
1780 bis 1860), seine »Hochzeit« (in etwa von 1860 bis 1960) und seine
»Auslaufzeit« (in etwa von 1960 bis ....). Jede dieser drei Zeiteinheiten
kann wiederum in mindestens drei kleinere Zeiteinheiten (Zeitstufen) unterteilt
werden.
Deutschland war mehr als ein Jahrhundert
lang in allen Bereichen Weltmeister. In jeder Hinsicht, denn Deutschland
war auf allen Gebieten Weltführer. Deutschland hatte auf den modernsten
Gebieten der Technik die Weltführerschaft, vor allem in Elektrizität,
Optik, Chemie, Spezialmaschinen, Feinmechanik, Spielzeug, Musikinstrumente,
Maschinenbau überhaupt u.v.m. (eben: Weltmeister in Technik und Wissenschaft),
daher auch bei weitem die meisten Nobelpreisträger ( ).
»Ursächlich für diese Erfolge waren die sprichwörtliche
Rechtssicherheit und die in der ... Tradition gewachsenen ... Tugenden:
Bildung, Fleiß, Ordnung, Disziplin, Eigenständigkeit und Einfallsreichtum
(Kreativität). .... Deutschland beherrschte in Chemie und Pharmazie
den Weltmarkt mit 87 % (Apotheke der Welt!). Deutschland hatte auf dem
Weltmarkt die Führungsrolle auf allen Anwendungsgebieten der Elektrizität.
In der optischen Industrie besaß Deutschland eine führende
Weltmarktstellung. In der Quantität (Stapelware) war das englische
Außenhandelsvolumen größer als das deutsche, in technischen
Qualitätsprodukten dagegen war es erheblich geringer. .... Deutschland
hatte die besten durchschnittlichen Lebensverhältnisse.«
(Ehrhardt Bödecker, a.a.O., 2004, S. 195, 232, 233 ).
Deutschland war mit weitem Abstand das in der Welt führende Land
der Wissenschaft und Bildung ( ).
Deutschland hatte weltweit - und wiederum mit weitem Abstand - die beste
Sozial-, Alters- und Gesundheitsfürsorge. Dieses Versicherungssystem
war und ist selbst eine Exportware, ein Schlager mit Weltformat, ein Welthit
- weil eben erwünscht. Deutschlands Wirtschaft - in Verbindung mit
der einzigartigen Sozialpolitik - war die erfolgreichste der Welt, die
Verwaltung und Gesetze wurden fast überall in der Welt kopiert. Als
Land der »Dichter und Denker« galt Deutschland auch vorher
immer schon als die Kulturnation. Weltführung in Kultur und Technik,
Wirtschaft und Kunst - diesen Weltmeistertitel hat bisher nur eine Nation
erreicht: Deutschland. Also ist es auch kein Wunder, daß »bis
1918 40% aller Nobelpreise an deutsche Wissenschaftler verliehen wurden,
80% der wissenschaftlichen Literatur in der Welt bis 1939 nicht in englischer,
sondern in deutscher Sprache erschienen, die internationale Wissenschaftssprache
deutsch und nicht englisch war, Deutschland im Gegensatz zu allen anderen
Ländern so gut wie keine Analphabeten mehr kannte, die deutschen
Universitäten zum begehrten Ziel ausländischer Studenten wurden,
die deutsche medizinische Wissenschaft an der Weltspitze stand«
(Ehrhardt Bödecker, a.a.O., 2004, S. 268-269 )
sowie insgesamt die deutsche Wissenschaft, besonders die deutsche Naturwissenschaft,
und überhaupt die deutsche Technik an der Weltspitze stand. Mit weitem
Abstand zu den Verfolgern. Erst nach dem 2. Weltkrieg verlor Deutschland
einige technische Gebiete an die USA, die enorm viele Patente und Forscher
aus Deutschland rauben konnten (nur ein Beispiel unter vielen: Wernher von Braun und seine riesige Mannschaft), weil sie aus dem 2. Weltkrieg als Sieger hervorgingen. Doch
auch nach dem 2. Weltkrieg hat Deutschland seinen Weltmeistertitel gut
verteidigt, und erst die Entwicklungen seit 1990/2000 zeigen erstmals
einen fremd anmutenden negativen Trend an. Das wird unsere Feinde, die
heute größtenteils unter uns weilen, freuen. Doch mögen
diese Neider auch noch so viele Märchen in die Welt setzen, auf diesen
Weltmeistertitel - ich nenne ihn Bildung - können wir stolz sein.
Der Neid aber - ich nenne ihn Einbildung - will immer schon die Zerstörung.
Bleibt nur noch zu sagen, daß Deutschlands Konkurrenz deswegen auf
die zerstörerische Verdrängung zwanghaft angewiesen ist, weil
sie unser Deutschland, nämlich seine »einzigartige Erfolgsgeschichte
auf allen Gebieten, bewundert und beneidet.« (Ehrhardt Bödecker,
a.a.O., 2004, S. 214 ).
Deutschland war damals die Supermacht, also die größte Weltmacht
- vergleichbar mit den USA der 1990er Jahre.
Deutschland
hatte damals das beste Bildungssystem der Welt, die besten Schulen und Universitäten
der Welt (und schon seit Beginn der Vergabe von Nobelpreisen die mit weitem Abstand
meisten Nobelpreisträger der Welt), die besten Techniker und Wissenschaftler
der Welt, die beste und stärkste Armee der Welt, die beste (schlanke,
effizienteste) Verwaltung der Welt, die beste Wirtschaft der Welt, die größte
(und auch in allen Bereichen größte) Industrie der Welt, die geringsten
Staatsschulden der Welt, die geringste Steuerbelastung der Welt, die meisten Reichen
der Welt, die wenigsten Armen der Welt, die wenigsten Kriminellen der Welt, die
wenigsten (0,9%) Analphabeten der Welt, die geringste (1% bis 2%) Arbeitslosigkeit
der Welt, das beste Gesundheitssystem der Welt, das beste Sozialsystem der Welt,
das beste Alters- und Rentensystem der Welt, die besten Prudukte der Welt (Made
in Germany = 1. Qualität der Welt), das beste (demokratischste) Parlament
der Welt, die besten Lebensverhältnisse der Welt, ... u.s.w. u.s.w. u.s.w.
..., ja eben überhaupt die beste Nation der Welt. ( ).
Beispielsweise konnte ein gelernter Maurer in Deutschland mit nur drei Wochenlöhnen
die Jahresmiete seiner Wohnung bezahlen. An den deutschen Börsen stiegen
die Aktien vornehmlich dann, wenn die Arbeitslosigkeit abnahm, und fielen dann,
wenn sie zunahm - und das bei einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 1%
bis 2 % bei ständig steigender Zahl von Arbeitssuchenden. Der Staatsanteil
betrug nur rd. 10% (zum Vergleich: in den 1990er Jahren betrug in der Bundesrepublik
Deutschland der Staatsanteil zwischen 50 und 60 Prozent  ).
Dies alles wäre ohne wissenschaftliche, technische, wirtschaftliche, soziale
und politische Freiheit nicht möglich gewesen. Deshalb sei an dieser Stelle
ausdrücklich gewarnt vor den Lügen der heutigen Parteipolitiker, die
vor allem deshalb lügen, weil sie ihre Macht sichern wollen, weil sie Angst
davor haben, daß ihre Wähler bessere Politiker wählen könnten,
weil sie nicht denselben Mut haben wie die damaligen Politiker des Deutschen Reiches.Deutschland
war damals so eindeutig die stärkste Macht, daß unter seiner Führung
die Einigung Europas gekommen wäre, wenn nicht die späteren Weltkriegsgegner
genau dies mit ihrem Neid und ihrer Kriegshetze verhindert hätten. »Der
englische Historiker Niall Ferguson hatte etwas ganz Ähnliches im Sinn, als
er feststellte: »Wir Engländer haben es im 1. Weltkrieg ganz falsch
gemacht, die Deutschen zu bekämpfen und mit Hilfe der USA zu besiegen; denn
hätten die Deutschen gesiegt, dann wäre die gegenwärtig sich vollziehende
Einigung Europas schon vierzig oder fünfzig Jahre früher eingetreten.«
(Ernst Nolte / Siegfried Gerlich, Einblick in ein Gesamtwerk, 2005, S.
119 ).
Die Tatsache, daß Deutschland zwei Weltkriege verloren hat - und das auch
nur knapp, denn es hätte sie durchaus auch gewinnen können ( )
-, beweist ebenfalls, daß Deutschland mindestens 100 Jahre lang die erfolgreichste
Nation der Welt war ( ).
Kein anderes Land hätte gegen den Rest der Welt so lange mit so viel Erfolg
Krieg führen können ( ).
Und nur weil so viele ausländische Nationen damals so neidisch auf
Deutschland als die erfolgreichste und stärkste Macht der Welt waren, wurde
die Einigung Europas, die ja schon damals von Deutschland ausdrücklich gewollt
war, von den ausländischen Neidern verhindert. Die erfolgreichste
Nation der Welt ( )
- dieser Titel ging um 1860 von England auf Deutschland und um 1960 von Deutschland
auf die USA über. Deutschland hat ihn ein Jahrhundert lang, vielleicht sogar
etwas länger als ein Jahrhundert lang behauptet. Ob die USA fähig sein
werden, auch dies nachzumachen? 
Zur
Weltrevolution:Was
hat beispielsweise die Bürgerliche Revolution letztlich wirklich gebracht
? Freiheit ( )?
Gleichheit ( )?
Brüderlichkeit ( )?
Nichts Neues ( )? |
Wofür
haben sich beispielsweise die Offiziere unter Ferdinand Schill ( )
unbewußt geopfert? Für die Freiheit ( )?
Für die Demokratie ( )?
Für Deutschland ( )?
Für England ( )? |
Wofür
haben sich beispielsweise die Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan unbewußt
geopfert? Für die Freiheit ( )?
Für die Demokratie ( )?
Für Deutschland ( )?
Für die USA ( )? |
Wofür
aber haben sich zuerst die Engländer, dann die US-Amerikaner und zuletzt
alle Abendländer geopfert? Für die Freiheit ( )?
Für die Demokratie ( )?
Für ihre jeweilige Nation? ( )?
Für eine außernationale Macht ( )? |
Unsere
Revolution, die Ende des 18. Jahrhunderts stürmisch losbrach und durch die
Weltkriege ihre total-nihilistische Demoralisation erlebte, steht heute am Beginn
ihrer letzten Phase ( ),
das ist sicher - wie genau sie enden wird, wissen wir nicht: Aber von der
Antike, wo sie Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. losbrach, wissen
wir genug. Der Höhepunkt der revolutionären Bewegung liegt in der Zeit
von Tib. und C. Gracchus bis auf Sulla, aber der Kampf gegen die führende
Schicht und deren gesamte Tradition begann schon ein volles Jahrhundert früher
durch C. Flaminius, dessen Ackergesetz von 232 Polybius (II, 2 I )
mit Recht als den Anfang der Demoralisation der Volksmasse bezeichnet hat. Diese
Entwicklung wurde nur vorübergehend durch den Krieg gegen Hannibal unterbrochen
und abgelenkt, gegen dessen Ende bereits Sklaven in das »Bürgerheer«
eingestellt worden sind. Seit der Ermordung der beiden Gracchen - und ihres großen
Gegners, des jüngeren Scipio Afrikanus - schwinden die staatserhaltenden
Mächte altrömischer Tradition schnell dahin. Marius, aus dem niederen
Volk und nicht einmal aus Rom stammend, stellte das erste Heer auf, das nicht
mehr auf Grund der allgemeinen Wehrpflicht, sondern aus besoldeten, ihm persönlich
anhängenden Freiwilligen gebildet war, und griff mit ihm rücksichtslos
und blutig in die inneren Verhältnisse Roms ein. Die alten Geschlechter,
in denen seit Jahrhunderten staatsmännische Begabung und sittliches Pflichtbewußtsein
herangezüchtet worden waren und denen Rom seine Stellung als Weltmacht verdankte,
wurden zum guten Teil ausgerottet. Der Römer Sertorius versuchte mit den
barbarischen Stämmen Spaniens dort einen Gegenstaat zu gründen, und
Spartakus rief die Sklaven Italiens zur Vernichtung des Römertums auf. Der
Krieg gegen Jugurtha und die Verschwörung Catilinas zeigten den Verfall der
herrschenden Schichten selbst, deren entwurzelte Elemente jeden Augenblick bereit
waren, den Landesfeind und den Pöbel des Forums für ihre schmutzigen
Geldinteressen zu Hilfe zu rufen. Sallust hatte vollkommen recht: Am baren Gelde,
nach dem der Pöbel und die reichen Spekulanten gleich gierig waren, sind
die Ehre und Größe Roms, seine Rasse ( ),
seine Idee zugrunde gegangen. Aber diese großstädtische, von allen
Seiten her zusammengelaufene Masse wurde - wie heute - nicht von innen heraus mobilisiert
und organisiert, um ihr »Recht« auf Selbstregierung, ihre »Freiheit«
vom Druck der herrschenden Schichten zu erkämpfen, sondern als Mittel für
die Zwecke von Geschäftspolitikern und Berufsrevolutionären. Aus diesen
Kreisen hat sich die »Diktatur von unten« als die notwendige letzte
Folge der radikalen demokratischen Anarchie entwickelt, damals wie heute. Polybius,
der staatsmännische Erfahrung und einen scharfen Blick für den Gang
der Ereignisse besaß, sah das schon dreißig Jahre vor C. Gracchus
mit Sicherheit voraus: »Wenn sie hinter hohen Staatsämtern her sind
und sie nicht auf Grund persönlicher Vorzüge und Fähigkeiten erhalten
können, dann verschwenden sie Geld, indem sie die Masse auf jede Art ködern
und verführen. Die Folge ist, daß das Volk durch dies politische Strebertum
ans Geschenknehmen gewöhnt und begehrlich nach Geld ohne Arbeit wird: Damit
geht die Demokratie zu Ende, und es tritt die Gewalt und das Recht der Fäuste
an ihre Stelle. Denn sobald die Menge, die von fremdem Eigentum zu leben und die
Hoffnung für ihren Unterhalt auf den Besitz anderer zu gründen sich
gewöhnt hat, einen ehrgeizigen und entschlossenen Führer findet, geht
sie zur Anwendung der Macht ihrer Fäuste über. Und jetzt, sich zusammenrottend,
wütet sie mit Mord und Vertreibung und eignet sich den Besitz der anderen
an, bis sie völlig verwildert in die Gewalt eines unumschränkten Diktators
gerät.« (VI, 9.). .... »Die eigentliche Katastrophe wird jedoch
durch die Schuld der Masse herbeigeführt werden, wenn sie durch die Geldgier
der einen sich geschädigt glaubt, während der Ehrgeiz der andern, ihrer
Eitelkeit schmeichelnd, sie zur Selbstüberschätzung verführt. In
der Wut wird sie sich erheben, wird bei allen Verhandlungen nur der Leidenschaft
Gehör geben, wird denen, welche den Staat leiten, keinen Gehorsam mehr leisten,
ja ihnen nicht einmal Gleichberechtigung zugestehen, sondern in allem das Recht
der Entscheidung für sich fordern. Wenn es dahin kommt, wird der Staat sich
mit den schönsten Namen schmücken, denen der Freiheit und Regierung
des Volkes durch sich selbst, aber in Wirklichkeit wird er die schlimmste Form
erhalten haben, die Ochlokratie, die Diktatur des Pöbels.« (VI, 57
).
Diese Diktatur droht heute den weißen Völkern ( )
nicht etwa, sondern wir befinden uns unter ihrer vollen Herrschaft, und zwar so
tief und so selbstverständlich, daß wir es gar nicht mehr bemerken.
Die »Diktatur des Proletariats«, das heißt seiner Nutznießer,
der Gewerkschaften und der Parteifunktionäre aller Richtungen, ist eine vollzogene
Tatsache, ob die Regierungen nun von ihnen gebildet oder infolge der Angst des
»Bürgertums« von ihnen beherrscht werden. Das hatte Marius gewollt,
aber er scheiterte an seinem völligen Mangel staatsmännischer Begabung.
Davon besaß sein Neffe Cäsar um so mehr, und er hat die furchtbare
Revolutionszeit durch seine Form der »Diktatur von oben« beendet,
die an die Stelle der parteimäßigen Anarchie die unumschränkte
Autorität einer überlegenen Persönlichkeit setzte, eine Form, der
er für immer den Namen gegeben hat. Seine Ermordung und deren Folgen konnten
nichts mehr daran ändern. Von ihm an gehen die Kämpfe nicht mehr um
Geld oder Befriedigung des sozialen Hasses, sondern nur noch um den Besitz der
absoluten Macht. Mit dem Kampf zwischen »Kapitalismus« und »Sozialismus«
hat das, gar nichts zu tun. Im Gegenteil: die Klasse der großen Finanzleute
und Spekulanten, die römischen equites, was seit Mommsen ganz irreführend
mit Ritterschaft übersetzt wird, haben sich mit dem Pöbel und seinen
Organisationen, den Wahlklubs (sodalicia) und bewaffneten Banden wie denjenigen
des Milo und Clodius, immer sehr gut verstanden. Sie gaben das Geld her für
Wahlen, Aufstände und Bestechungen, und C. Gracchus hat ihnen dafür
die Provinzen zur unumschränkten Ausbeutung unter staatlicher Deckung preisgegeben,
in denen sie namenloses Elend durch Plünderung, Wucher und den Verkauf der
Bevölkerung ganzer Städte in die Sklaverei verbreiteten, und darüber
hinaus die Besetzung der Gerichte, in denen sie nun über ihre eigenen Verbrechen
urteilen und sich gegenseitig freisprechen konnten. Dafür versprachen sie
ihm alles und sie ließen ihn und seine ernstgemeinten Reformen fallen, als
sie ihren eigenen Vorteil in Sicherheit gebracht hatten. Dieses Bündnis zwischen
Börse und Gewerkschaft besteht heute wie damals. Es liegt in der natürlichen
Entwicklung solcher Zeiten begründet, weil es dem gemeinsamen Haß gegen
staatliche Autorität und gegen die Führer der produktiven Wirtschaft
entspringt, welche der anarchischen Tendenz auf Gelderwerb ohne Anstrengung im
Wege stehen. Marius, ein politischer Tropf wie viele volkstümliche Parteiführer,
und seine Hintermänner Saturninus und Cinna dachten nicht anders als Gracchus;
und Sulla, der Diktator der nationalen Seite, richtete deshalb nach der Erstürmung
Roms unter den Finanzleuten ein furchtbares Gemetzel an, von dem sich diese Klasse
nie wieder erholt hat. Seit Cäsar verschwindet sie als politisches Element
vollständig aus der Geschichte. Ihr Dasein als politische Macht war mit dem
Zeitalter der demokratischen Parteianarchie aufs engste verbunden und hat es mithin
nicht überlebt. Diese Revolution von der Dauer mehr als eines Jahrhunderts
hat im tiefsten Grunde mit »Wirtschaft« überhaupt nichts zu tun.
Sie ist eine lange Zeit der Zersetzung des gesamten Lebens einer Kultur, die Kultur
selbst als lebendiger Leib begriffen. ... Der Schauplatz dieser Revolution des
Lebens, ihr »Grund« zugleich und ihr Ausdruck ist die Großstadt,
wie sie in der Spätzeit aller Kulturen sich zu bilden beginnt. ( ).
In dieser steinernen und versteinernden Welt sammelt sich in immer steigendem
Maße entwurzeltes Volkstum an, das dem bäuerlichen Lande entzogen wird,
»Masse« in erschreckendem Sinne, formloser menschlicher Sand, aus
dem man zwar künstliche und deshalb flüchtige Gebilde kneten kann, Parteien,
nach Programmen und Idealen entworfene Organsisationen, in dem aber die Kräfte
natürlichen, durch die Folge der generationen mit Tradition gesättigten
Wachstums abgestorben sind, vor allem die natürliche Fruchtbarkeit allen
Lebens, der Instinkt für die Dauer der Familien und Geschlechter. Der Kinderreichtum,
das erste Zeichen einer gesunden Rasse, wird lästig und lächerlich.
( ).
Es ist das ernsteste Zeichen des »Egoismus« großstädtischer
Menschen, selbständig gewordener Atome, des Egoismus, der nicht das Gegenteil
des heutigen Kollektivismus ist - dazwischen besteht überhaupt kein Unterschied;
ein Haufen Atome ist nicht lebendiger als ein einzelnes -, sondern das Gegenteil
des Triebes, im Blute von Nachkommen, in der schöpferischen Sorge für
sie, in der Dauer seines Namens fortzuleben. (Oswald Spengler, Jahre
der Entscheidung - Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung, 1933,
S. 58-63 ).
 | So
wie Zeit und Raum sich einander einordnen wollen - wie Schicksal ( )
und Wunder oder (andersherum) Gesetz und Zufall ( )
sich einander erzwingen, kurz: Ordnung und Chaos sich einander erzwingen -, so
wollen auch Adel und Priestertum sich scheinbar einander einordnen, weil sie sich
seit ihren Ursprüngen einander erzwingen. Ob aber der Adel (bzw. der Kenner,
der Täter, die Tatsache, die Geschichte, das Dasein, das Wann u.s.w.)
über die Priestertum (bzw. den Erkenner, der Denker, die Wahrheit, die
Natur das Wachsein, das Wo u.s.w.) herrscht oder die priesterlichen Wahrheiten
(also auch alle [Natur-]Wissenschaft) über die adeligen Tatsachen
(also auch alle Geschichte), hängt vom Alter bzw. vom Entwicklungsstand der
betreffenden Menschen bzw. der betreffenden Kultur ab. Solange nur zwei Stände, die Urstände Adel und Priestertum,
herrschen, gibt es auch nur zwei bedeutende Konfliktparteien, nämlich die
des Daseins und die des Wachseins (Spengler ),
sobald aber durch die Bürgerliche Revolution der 3. Stand seine Macht
bekommen hat, gibt es drei und sogleich vier bedeutende Konfliktparteien, weil
der 3. Stand einen ihm angemesseneren Gegenspieler braucht, den 4. Stand: dieser
Nicht-Stand wird im wahrsten Sinne des Wortes in den Stand gehoben
(befördert). Schon allein rechnerisch läßt sich zeigen, daß
hier aus Ordnung Chaos entstehen muß und es lange dauern wird, bis
aus Chaos wieder Ordnung entstanden ist: aus dem ungünstigstenfalls
einen möglichen bedeutsamen Konflikt bzw. dem günstigstenfalls einen
möglichen bedeutsamen Bündnis zwischen den zwei Urständen
sind seit der Bürgerlichen Revolution 15 mögliche Konflikte bzw.
Bündnisse geworden! Die beiden Urstände Adel und Priestertum
werden nicht gestürzt, wie geglaubt wird, sondern ersetzt durch die Geldritter
( ),
die den Aufstieg in den in den medialen Geldadel und in das geldmediale Priestertum
schaffen und sich von nun an mit dem so genannten Proletariat sowie immer
noch mit den Resten des alten Adels und den Resten des alten Priestertums herumschlagen
müssen - dabei alle möglichen Bündnisse und Koalitionen ausnutzend.
Wegen dieser Konstellationen ist die Bürgerliche Revolution sogleich
auch eine Weltrevolution ( ),
das heißt: dazu verurteilt, internationale Bündnisse mit Gleichgesinnten
aus den unterschiedlichsten Ländern zu schließen oder mit ihnen Konflikte
und Kriege auszutragen.Der Handarbeiter ist nur Mittel für
die privaten Ziele der Berufsrevolutionäre. Er soll sich schlagen, um ihren
Haß gegen die konservativen Mächte und ihren Hunger nach Macht zu befriedigen.
(Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung - Deutschland und die weltgeschichtliche
Entwicklung, 1933, S. 88 ).Die
radikal gefaßte Idee der Geschichtlichkeit zerstört jeden universalistischen
Geltungsanspruch. Sie stellt in der Selbstauffassung des Menschen vielleicht den
größten Bruch in der abendländischen Geschichte dar.
(Rüdiger Safranski, Ein Meister aus Deutschland, 1994, S. 169-170).
Beispielsweise sieht seit seinem Beginn der Deutsche Idealismus ( )
die Kräfte und Ideen der Geschichte in dieser selbst walten und den Menschen
in das empirische wie transzendente Geschehen der Geschichte verflochten - mit
Hegel ( )
sieht man sogar die ganze Wirklichkeit als stets weltvernunftbeherrschte Geschichte.
Wenn die Idee oder Einsicht, daß Sinn und Bedeutung für den Menschen
erst durch die Geschichte entstehen, stärker ist als alle anderen Ideen oder
Einsichten, dann herrscht der Historismus. Und zwar so lange, so lange die Moderne
herrscht! 
Zwei Weltrevolutionen - nur ein zweiseitiges Nebeneinander oder ein zweidimensionales
Bündnis?Die abendländische Zivilisation dieses (=
20. ) Jahrhunderts wird nicht von einer, sondern
von zwei Weltrevolutionen größten Ausmaßes bedroht. (Vgl. Weiße
Weltrevolution und
Farbige Weltrevolution ).
Sie sind beide noch nicht in ihrem wahren Umfange, ihrer Tiefe und ihren Wirkungen
erkannt worden. Die eine kommt von unten, die andere von außen: Klassenkampf
und Rassenkampf. Die eine liegt zum großen Teil hinter uns, wenn auch ihre
entscheidenden Schläge - etwa in der angloamerikanischen Zone - wahrscheinlich
noch bevorstehen. Die andere hat erst im Weltkrieg mit Entschiedenheit begonnen
und gewinnt sehr rasch feste Tendenz und Gestalt. In den nächsten Jahrzehnten
werden beide nebeneinander kämpfen, vielleicht als Verbündete: es wird
die schwerste Krise sein, durch welche die weißen Völker ( )
- ob einig oder nicht - gemeinsam hindurchgehen müssen, wenn sie noch eine
Zukunft haben wollen. Auch die »Revolution von außen« hat sich
gegen jede der vergangenen Kulturen erhoben. Sie ging stets aus dem zähneknirschenden
Haß hervor, den die unangreifbare Überlegenheit einer Gruppe von Kulturnationen,
welche auf den zur Höhe gereiften politischen, militärischen, wirtschaftlichen
und geistigen Formen und Mitteln beruhte, ringsum bei den hoffnungslos Unterlegenen,
den »Wilden« oder »Barbaren«, den rechtlos Ausgebeuteten
hervorrief. ... Aber ein solcher Haß schloß eine geheime Verachtung
der fremden Lebensform nicht aus, die man allmählich kennenlernte, spöttisch
durchschaute und zuletzt hinsichtlich der Grenzen ihrer Wirkung abzuschätzen
wagte. Man sah, daß sich vieles nachahmen ließ, daß anderes
unschädlich gemacht werden konnte oder nicht die Kraft besaß, die man
ihm anfangs in starrem Entsetzen zugeschrieben hatte. ( ).
Man schaute den Kriegen und Revolutionen innerhalb der Welt dieser Herrenvölker
zu, wurde durch zwangsweise Verwendung in die Geheimnisse der Bewaffnung ( ),
Wirtschaft und Diplomatie eingeweiht. Man zweifelte endlich an der wirklichen
Überlegenheit der Fremden, und sobald man fühlte, daß deren Entschlossenheit
zu herrschen nachließ, begann man über einen möglichen Angriff
und Sieg nachzudenken. So war es im China des dritten Jahrhunderts v. Chr., wo
die Barbarenvölker nördlich und westlich des Hoangho und südlich
des Jangtsekiang in die Entscheidungskämpfe der Großmächte hineingezogen
wurden, in der arabischen Welt der Abbasidenzeit, wo türkisch-mongolische
Stämme erst als Söldner, dann als Herren auftraten, und so war es vor
allem in der Antike, wo wir die Ereignisse genau übersehen können, die
vollkommen denen gleichen, in die wir unwiderruflich hineinschreiten. (Oswald
Spengler, Jahre der Entscheidung - Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung,
1933, S. 147-148 ).Die
Barbarenangriffe auf die antike Welt beginnen mit den Keltenzügen seit 300
v. Chr., die immer wieder gegen Italien erfolgten, wo in der Entscheidungsschlacht
bei Sentinum (295) gallische Stämme die Etrusker und Samniten gegen Rom unterstützten
und noch Hannibal sich ihrer mit Erfolg bedient hat. Um 280 eroberten andere Kelten
Makedonien und Nordgriechenland, wo infolge der innerpolitischen Kämpfe jede
staatliche Macht zu existieren aufgehört hatte, und wurden erst vor Deiphi
aufgehalten. In Thrakien und Kleinasien gründeten sie Barbarenreiche über
einer hellenisierten, zum Teil hellenischen Bevölkerung. Etwas später
beginnt auch im Osten, in dem zerfallenen Reich Alexanders des Großen, die
barbarische Reaktion unter zahllosen Aufständen gegen die hellenische Kultur,
die Schritt für Schritt zurückweichen muß ( ),
so daß seit 100 etwa Mithridates in Verbindung mit ... »Wilden«
;(Skythen und Bastarnen) und auf das immer stärkere Vordringen der Parther
von Ostiran gegen Syrien rechnend hoffen durfte, den im vollen Chaos der Klassenkämpfe
befindlichen römischen Staat zu zerstören. Er konnte erst in Griechenland
aufgehalten werden. Athen und andere Städte hatten sich ihm angeschlossen,
auch keltische Stämme, die noch in Makedonien saßen. In den römischen
Heeren herrschte offene Revolution. Die einzelnen Teile kämpften gegeneinander,
und die Führer brachten sich gegenseitig um, selbst vor dem Feinde (Fimbria).
Damals hörte das römische Heer auf, eine nationale Truppe zu sein, und
verwandelte sich in die persönliche Gefolgschaft von Einzelnen. Was Hannibal
218 gegen Rom geführt hatte, waren nicht eigentlich Karthager gewesen, sondern
überwiegend Leute aus den wilden Stämmen des Atlas und Südspaniens,
mit denen Rom dann seit 146 furchtbare und endlose Kämpfe zu führen
hatte - die Verluste in diesen Kriegen waren es, die zur Auflehnung des römischen
Bauerntums in den gracchischen Unruhen geführt haben - und mit denen der
Römer Sertorius später einen gegen Rom gerichteten Staat zu gründen
versuchte. Seit 113 erfolgte der keltisch-germanische Angriff der Kimbern und
Teutonen, der erst nach der Vernichtung ganzer römischer Heere von dem Revolutionsführer
Marius zurückgewiesen werden konnte, nachdem dieser von der Besiegung Jugurthas
zurückgekehrt war, der Nordafrika gegen Rom in Waffen gebracht und durch
Bestechung der römischen Politiker jahrelang jede Gegenwirkung verhindert
hatte. Um 60 begann eine zweite keltisch-germanische Bewegung (Sueven, Helvetier),
der Cäsar durch die Eroberung Galliens entgegentrat, während zur selben
Zeit Crassus gegen die siegreichen Parther fiel. Aber dann war es mit dem Widerstand
durch Ausdehnung zu Ende. Der Plan Cäsars, das Alexanderreich wieder zu erobern
und damit die Parthergefahr zu beseitigen, blieb unausgeführt. Tiberius mußte
die Grenze in Germanien zurückverlegen, nachdem es nicht gelungen war, die
in der Varusschlacht vernichteten Truppen zu ersetzen und beim Tode des Augustus
der erste große Aufstand der Grenzlegionen stattgefunden hatte. Seitdem
herrschte ein System der Defensive. Aber die Armee füllte sich mehr und mehr
mit Barbaren. Sie wird eine unabhängige Macht. Germanen, Illyrier, Afrikaner,
Araber kommen als Führer empor, während die Menschen des Imperiums im
Fellachentum eines »ewigen Friedens« versinken, und als vom Norden
und Osten her die großen Angriffe begannen, schloß nicht nur die Zivilbevölkerung
Verträge mit den Eindringenden ab und ging freiwillig in ein Untertanenverhältnis
zu ihnen über: Der späte Pazifismus einer müden Zivilisation. Aber
immerhin war durch Jahrhunderte eine planmäßige Abwehr dieser Zustände
möglich, weil der Orbis terrarum des römischen Reiches ein geschlossenes
Gebiet war, das Grenzen hatte, die verteidigt werden konnten. Viel schwerer ist
die Lage beim heutigen Imperium der weißen Völker, das die ganze Erdoberfläche
umfaßt und die »Farbigen« einschließt. ( ).
Die weiße Menschheit hat sich in ihrem unbändigen Drang zur unendlichen
Ferne überallhin zerstreut, über Nord- und Südamerika, Südafrika,
Australien und über zahllose Stützpunkte dazwischen. Die gelbe, braune,
schwarze und rote Gefahr lauert innerhalb des weißen Machtbereiches, dringt
in die kriegerischen und revolutionären Auseinandersetzungen zwischen den
weißen Mächten ein, beteiligt sich an ihnen und droht die Entscheidung
zuletzt selbst in die Hand zu bekommen. (Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung
- Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung, 1933, S. 148-150 ).Weiße
Völker - laut Spengler: die abendländische Kultur mit ihren Ablegern
- unterscheiden sich von den farbigen Völkern - laut Spengler: vom Rest der
Welt ( )
- durch ihre Rasse: Aber wenn hier von Rasse die Rede ist, so
ist das nicht in dem Sinne gemeint, wie er heute unter Antisemiten in Europa und
Amerika Mode ist, darwinistisch, materialistisch nämlich. Rasseeinheit ist
ein groteskes Wort angesichts der Tatsache, daß seit Jahrtausenden alle
Stämme und Arten sich gemischt haben, und daß gerade kriegerische,
also gesunde, zukunftsreiche Geschlechter von jeher gern einen Fremden sich eingegliedert
haben, wenn er »von Rasse« war, gleichviel zu welcher Rasse er gehörte.
Wer zuviel von Rasse spricht, der hat keine mehr. Es kommt nicht auf die reine,
sondern auf die starke Rasse an, die ein Volk in sich hat. ( ).
Das zeigt sich zunächst in der selbstverständlichen, elementaren Fruchtbarkeit,
dem Kinderreichtum ( )
... (Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung - Deutschland und die weltgeschichtliche
Entwicklung, 1933, S. 157 ).
Doch im ungünstigen Fall zeigt sich das in Unfruchtbarkeit und Zerfall! ( ).
Denn: der Verfall der weißen Familie, der unentrinnbare Ausdruck großstädtischen
Daseins, greift heute um sich und verzehrt die »Rasse« der Nationen.
( ).
Der Sinn von Mann und Weib geht verloren, der Wille zur Dauer. Man lebt nur noch
für sich selbst, nicht für die Zukunft von Geschlechtern. Die Nation
als Gesellschaft, ursprünglich das organische Geflecht von Familien, droht
sich von der Stadt her in eine Summe privater Atome aufzulösen, deren jedes
aus seinem und dem fremden Leben die größtmögliche Menge von Vergnügen
- panem et circenses - ziehen will. Die Frauenemanzipation der Ibsenzeit
will nicht die Freiheit vom Mann, sondern vom Kinde, von der Kinderlast, und die
gleichzeitige Männeremanzipation die von den Pflichten für Familie,
Volk und Staat. Die ganze liberal-sozialistische Problemliteratur bewegt sich
um diesen Selbstmord der weißen Rasse. Es war in allen anderen Zivilisationen
ebenso. ( ).
Die Folgen liegen vor unseren Augen. (Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung
- Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung, 1933, S. 159 ).
Und wie, z.B. wenn sich Weiße Weltrevolution
( )
und Farbige Weltrevolution ( )
sogar verbünden: Wie, wenn sich eines Tages Klassenkampf und Rassenkampf
zusammenschließen, um mit der weißen Welt ein Ende zu machen?
Das liegt in der Natur der Dinge, und keine der beiden Revolutionen wird die Hilfe
der andern verschmähen, nur weil sie deren Träger verachtet. Gemeinsamer
Haß löscht gegenseitige Verachtung aus. Und wie, wenn sich an ihre
Spitze ein weißer Abenteurer stellt, wie wir schon manche erlebt haben,
einer, dessen wilde Seele im Treibhaus der Zivilisation nicht atmen konnte und
in gewagten Kolonialunternehmen, unter Piraten, in der Fremdenlegion sich an Gefahren
zu sättigen versuchte, bis er hier plötzlich ein großes Ziel vor
Augen sieht? Mit solchen Naturen bereitet die Geschichte ihre großen
Überraschungen vor. Der Ekel tiefer und starker Menschen an unseren Zuständen
und der Haß tief Enttäuschter könnte sich schon zu einer Auflehnung
steigern, die Vernichtung will. Auch das war der Zeit Cäsars nicht fremd.
... Und würden die weißen Führer des Klassenkampfes je verlegen
sein, wenn farbige Unruhen ihnen den Weg öffneten? Sie sind in ihren
Mitteln nie wählerisch gewesen. Es würde sich nichts ändern, wenn
Moskau als Befehlsgeber verstummen sollte. Es hat sein Werk getan. Das Werk setzt
sich selbst fort. Wir haben vor den Augen der Farbigen unsre Kriege und Klassenkämpfe
geführt, uns untereinander erniedrigt und verraten; wir haben sie aufgefordert,
sich daran zu beteiligen. Wäre es ein Wunder, wenn sie das endlich auch für
sich täten? Hier erhebt die kommende Geschichte sich hoch über
Wirtschaftsnöte und innerpolitische Ideale. Hier treten die elementaren Mächte
des Lebens selbst in den Kampf, der um alles oder nichts geht. Die Vorform des
Cäsarismus wird sehr bald bestimmter, bewußter, unverhüllter werden.
Die Masken aus dem Zeitalter parlamentarischer Zwischenzustände werden ganz
fallen. Alle Versuche, den Gehalt der Zukunft in Parteien aufzufangen, werden
rasch vergessen sein. Die faschistischen Gestaltungen dieser Jahrzehnte werden
in neue, nicht vorauszusehende Formen übergehen und auch der Nationalismus
heutiger Art wird verschwinden. Es bleibt als formgebende Macht nur der kriegerische,
»preußische« Geist, überall, nicht nur in Deutschland.
(Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung - Deutschland und die weltgeschichtliche
Entwicklung, 1933, S. 164-165 ).
Spenglers Prognosen sind heute eine Tatsache, auch das Bündnis zwischen Klassenkampf
(Weiße Weltrevolution )
und Rassenkampf (Farbige Weltrevolution ),
das wir heute den Internationalen Terrorismus (Global-Terrorismus )
nennen und derjenige Krieg ist, der den Kampf der Kulturen als Zusammenprall
der Zivilisationen (Clash of Civilizations )
beinhaltet. Ermöglicht wurde er durch das Abendland, durch uns (UNS!).  Ich
wiederhole: Rasse, die man hat, nicht eine Rasse, zu der man gehört.
Das eine ist Ethos, das andere - Zoologie. (Oswald Spengler, ebd.,
1933, S. 161 ).
Friktionen beachten!Als
der preußische Generalstabschef Helmuth von Moltke 1887 den Präventivschlag
gegen Rußland dringend befürwortete, um vor dem befürchteten Zweifrontenkrieg
die östliche Großmacht auszuschalten, verteidigte Bismarck ( )
erfolgreich den Primat der Politik gegen die Zumutung des militärischen Meisterdenkens,
überfallartig einen abenteuerlichen Winterfeldzug zu eröffnen. Der Kanzler
opponierte aus vielen Gründen, darunter war auch der Hinweis auf die Macht
unvorhersehbarer »Friktionen«, die Clausewitz ( )
für eine unvermeidbare Begleiterscheinung jedes noch so umsichtig geplanten
Feldzugs gehalten hatte; ihretwegen bleibe der Ausgang eines Kräftemessens
letztlich ungewiß. Also lohnte es sich auch vor dem Irak-Krieg, der
überfallartig 2003 begann, für die Washingtoner »Decision
Makers« in Clausewitz' Opus »Vom Kriege« (1816 )
die Abschnitte über die »Friktionen im Kriege« und den »Einfluß
der politischen Zwecke auf das kriegerische Ziel« noch einmal nachzulesen.
( ).
Denn der in den Planungsstäben offenbar vorbereitete Präventivkrieg
gegen Saddam Hussein warf in geradezu klassischer Form die Probleme
der unkalkulierten »Friktionen« und der »politischen Zwecke«
auf. (Hans-Ulrich Wehler, Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts,
2003, S. 67 ).
 Laut
Wehler wurde der zweite Krieg der USA gegen England (1812-1814) von den
»Falken« im Kongreß geführt, um Kanada als 14. Bundesstaat
zu gewinnen. Der Bürgerkrieg (1861-1865) diente wohl kaum
dem Zweck, die künftige Expansion der ... Sklavenhaltergesellschaft
( )
... nach Westen zu verhindern. ( ).
.... Wenn jetzt ... die jüngst aufgewärmte Lehre vom »gerechten
Krieg« eine verführerische Brücke sein soll, dann darf daran
erinnert werden, daß dieser Begriff einer langen Diskussion seit Cicero
und Augustinus entnommen und von scharfsinnigen spanischen Dominikanern fortentwickelt
worden ist, die im 16. Jahrhundert angesichts der barbarischen Unterwerfung
heidnischer Eingeborener in Südamerika die Unterscheidung zwischen »gerechtem«
und »ungerechtem Krieg« erneut begründet haben. .... Jetzt aber,
da Amerika durch den Terrorakt der Al Quaida zum ersten Mal seit 1813 durch einen
äußeren Feind im eigenen Lande getroffen ist, taucht die hochideologische
Verhüllungsmetapher wie Phönix aus der Asche wieder auf. Denn das »auserwählte
Volk« im »Neuen Zion« - wie der amerikanische Nationalismus
die imperiale Republik seit jeher versteht ( )
- soll dem perfiden Feind nicht nur mit einer Polizeiaktion begegnen, sondern
ihn in einem »gerechten« Kreuzzug bis zur »bedingungslosen Kapitulation«
weltweit niederringen ( ).
(Hans-Ulrich Wehler, Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts, 2003, S.
68 ).

Es ist schon äußerst merkwürdig, aber eben
auch bezeichnend für die abendländische Esoterik ( )
und die Vorliebe für den innerulturellen Streit, daß ausgerechnet die
Staaten als Muster-Demokratien gelten, in denen die so genannten demokratischen
Werte wie Freiheit und Menschenwürde am meisten mit Füßen
getreten worden sind. Die Menschenrechte sind
die juristische Seele des Sich-das-Seine-nehmenden Lebens. »Ist es nicht
ein allgemein bekanntes Wort, daß Besitz das halbe Recht ist, das heißt
ohne Rücksicht darauf, wie jemand in den Besitz kam? Aber oft ist auch
Besitz das ganze Recht.« ( ).
Belohnung für entlaufenen Sklaven |
Die Nehmer-Unternehmer an den kolonialen Fronten stellen
nichtsdestoweniger ihr Handeln, um kantianisch zu reden, unter eine Maxime,
die üblicherweise eher zur Definition von Kriminalität als der
von Mitwirkung bei der Globalisierung taugt: Indem sie durch pures Nehmen
zu Besitzern und Eigentümern von Gütern werden wollen, entziehen
sie sich den Zumutungen des gerechten Tauschs. Ihr Rechtsbewußtsein
erleidet hierdurch, wie die Historie lehrt, kaum je Schaden, da sie sich
auf das Recht des ausgezeichneten Augenblicks berufen: in diesem liegt die
Gerechtigkeit in der Besitzergreifung selbst. Tausch und gegenseitige Anerkennung
kommen später. Die Expansionsakteure, im amerikanischen Westen wie
auf dem Rest des Globus, salvieren sich bei ihrem zugreifenden Tun durch
eine Theorie der moralischen Lücke: Es scheint, wollen sie sagen, Zeiten
zu geben, in denen das Handeln schneller sein muß als das Recht, und
in eine solche Zeit ist unser Leben gefallen. Mit diesem Argument beantragen
sie für sich den Freispruch wegen außerordentlicher Umstände.
Was in regulären Zeiten Plünderer wären, sind in der historischen
Lücke Pioniere; was in verrechtlichten oder posthistorischen Jahren
Verbrecher wären, sind in der Turbulenz der geschehenden Geschichte
Helden. (Und wer könnte verkennen, daß die gegenwärtige
Kulturindustrie in ihrem Kriminalfilmkult weiter von der Lücke träumt,
in der Verbrecher das Menschenrecht auf tauschloses Nehmen weiterhin reklamieren
darf). - In jüngerer Zeit vermehren sich Indizien, die auf eine rückwirkende
Verrechtlichung der Historie deuten - was zur Folge hat, daß den Agenten
der Weltnahme von Christoph Kolumbus bis Savorgnan de Brazza und von Francisco
Pizarro bis Cecil Rhodes nachträglich der Prozeß gemacht wird
- ein endloser und prozedural ungewisser Prozeß, in dem sich Schuldsprüche
und Anträge auf neue Verfahren abwechseln. ( ).
An der Geschichte der schwarzen Sklaverei, der Indianerausrottung und des
Ausbeutungskolonialismus ist die rückwirkende Kriminalisierung der
Neuzeit zu Ende vollzogen, ohne daß die Verteidigung noch, wie in
früheren Prozessen, auf Freispruch wegen mildernde zivilisatorischer
Umstände zu plädieren wagen könnte. Gegen die Last der Dokumente
und der frühen Verfahren kommen in diesen Fällen auch die resolutesten
Legisten der schuldlosen Weltnahme nicht mehr auf. Wer könnte noch
die amerikanischen Soldaten in Schutz nehmen, die in völkermörderischer
Absicht ihren indianischen Feinden pockenverseuchte Wolldecken ins Lager
schickten? Wer die Menschenhändler verteidigen, denen bei transatlantischen
Humanviehtransporten zuweilen ein Drittel ihrer Ware verdarb? Wer
übernähme die Verteidigung Leopolds II. von Belgien, der seine
Privatkolonie Kongo in das »schlimmste Zwangsarbeitslager der Neuzeit«
(Peter Scholl-Latour )
verwandelt hatte - mit zehn Millionen Massakrierten? Auf diesen Feldern
haben sich die Geschichtsschreiber zu Staatsanwälten gegen die eigenen
Kulturen wandeln müssen. An ihnen läßt sich ablesen, wie
das Verhältnis von Justiz und Geschichte sich nachträglich verschieben
kann. - Vielleicht ist die Globalisierung, wie die Geschichte überhaupt,
das Verbrechen, das nur einmal begangen werden kann. (Peter Sloterdijk,
Sphären II - Globen, 1999, S. 944-947 ).
 |
Über den Stand der Kreis- und Kugel-Ideen
im 20. Jahrhundert - die Weltlehre betreffend - informiert eine Anekdote, die
Albert Speer ( )
in seine Erinnerungen festgehalten hat: Im Frühsommer 1939 hatte Adolf
Hitler (der zusammen mit Gandhi im Jahr zuvor als Kandidat für den Friedensnobelpreis
gehandelt worden war), seiner Universalherrschaftspläne gewiß, eine
Änderung an dem gemeinsam mit Speer entworfenen Modell für die monumentale
neue Reichskanzlei in Berlin vorgenommen. Nun sollte der Reichsadler an der Spitze
des 290 Meter hohen Kuppelbaus nicht mehr, wie bisher vorgesehen, über dem
NS-Symbol, dem Hakenkreuz, schweben. Hitler habe diktiert:
Große Halle in Berlin, 1937-1940 (Albert Speer) Modell mit
Reichstag und Brandenburger Tor (rechts unten) | »....
Die Bekrönung dieses größten Gebäudes der Welt muß
der Adler über der Weltkugel sein.«  Ist
es noch nötig zu erläutern, warum dieses Diktum Aufschluß gibt
über die Verwesungsgeschichte der politischen Metaphysik? Seit jeher
hatte diese sich, wo sie deutlich redete, als imperiale Monosphärologie geäußert
- und wenn Hitler in seiner Träumerei das Hakenkreuz durch die Weltkugel
ersetzt, ist auch er für eine Sekunde ein klassischer Philosoph.
Etwas schwieriger ist zu verstehen, wie die Verwesung der monosphärischen
Gotteslehre voranschritt. Ihren Beginn könnte man anhand folgender Betrachtung
des Abbé Sieyès aus dem Jahre 1789 erläutern: »Ich
stelle mir das Gesetz als Mittelpunkt einer gewaltigen Kugel vor; zu ihm befinden
sich alle Bürger auf der Kugeloberfläche ausnahmslos in derselben Entfernung
und nehmen dort gleiche Plätze ein; alle sind gleichermaßen vom Gesetz
abhängig ...« ( ).
Der Zufall der göttlichen Monosphäre verrät sich mit dem Dekret,
daß alle menschlichen Geschöpfe vom Gottespunkt gleich weit entfernt
sein müssen. Ließ sich nicht vorhersehen, daß die Demokratisierung
des Gottesbezugs auf seine Neutralisierung, schließlich seine Auslöschung
hinausläuft und die Neubesetzung der Stelle erzwingen wird? (Peter
Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 20-22 ).
Hellenismus und Rom - Europäismus und USAÄhnlich
wie Jahrhunderte hindurch bis zum Ersten Weltkrieg das europäische, so hatte
das hellenistische Staatensystem auf einem Gleichgewicht der Mächte beruht,
bei dem jeder einzelne dieser Partner sich bewußt war, daß es wenigstens
in seinen wesentlichen Elementen aufrecht erhalten werden mußte. (E.
Badian, Römischer Imperialismus, 1967, S. 20). Obwohl auch Rom andere
Mächte anzuerkennen hatte - zunächst als höherrangig, danach als
gleichrangig (und zwar bis zum 2. Punischen Krieg, 218-201) -, steht die römische
Politik ... in gewissem Gegensatz hierzu. ... Aber von Anfang an war Rom fest
entschlossen, über alles, was in seiner Griffweite lag, seine Macht auszuüben
und seine Kräfte auszubauen, um diesen Bereich weiter auszudehnen. Gleichrangigkeit
wurde jeweils nur jenseits des Bereiches der ausübbaren eigenen Macht zugestanden
(vgl. die Ähnlichkeit zur Monroe-Doktrin der USA
).
Doch unterließ man keinen Versuch, am weiteren Ausbau dieser Macht zu arbeiten,
wo sich diese als unwirksam erwiesen hatte. ... In der Mitte des 4. Jahrhunderts
v. Chr., als die Samniten noch gleichwerzige Gegner bzw., wie im Latinerkrieg,
Bundegenossen waren, hatte Rom die Hegemonie über Latium beansprucht. Zur
Zeit der Pyrrhoskriege (282-272) erhob man den Anspruch auf ganz Italien als Hegemonialbereich,
und der Sieg bedeutete eine nachträgliche Rechtfertigung dieses Anspruchs.
Gegen Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. hatte sich diese Sphäre auf die Italien
benachbarten Inseln und selbst auf Territorien jenseits des Ionischen und Adriatischen
Meeres ausgedehnt. Innerhalb der auf diese Weise abgegrenzen Bereiche jedoch erlaubte
man in bestimmten, vorgezeichneten Formen unabhängigen Staaten die Fortexistenz,
ja man förderte sie - so die große Zahl italischer Staatsgebilde mit
ihren verschiedenartigen Vertragsverhältnissen zu Rom, oder die Königreiche
und freien Städte Siziliens und Illyriens. Freilich, wie immer der genaue
Status dieser politischen Gebilde beschaffen sein mochte, in dem Bereich, den
Rom für wesentlich hielt, in dem ihrer Außenpolitik, standen sie faktisch
unter römischer Kontrolle. (E. Badian, Römischer Imperialismus,
1967, S. 20-21). Vgl. die Ähnlichkeiten zwischen Römertum ( )
und US-Amerikanismus.Die rätselhafte Widersprüchlichkeit
in der römischen Politik - offene Aggression und Expansionsdrang gegenüber
Barbaren und hegemonialer Imperialismus bei sorgfältiger Vermeidung jeglicher
Annexion, sobald es sich um Gegner aus demselben Kulturkreis (vor allem: Griechen
bzw. Hellenisten) oder auch um Gegner gleichen oder höheren Ranges handelte
-, diese eigentümlich römische Anpassungsform des Herrschaftstriebes,
der beidem zugrunde liegt, an die Gegebenheiten, läßt sich natürlich
ebensowenig erschöpfend erklären wie irgendein anderes Phänomen
von Bedeutung und zugleich komplizierter Gestalt in der historischen Forschung.
(E. Badian, Römischer Imperialismus, 1967, S. 23). Oder doch?
Es gibt ja zum Beispiel auch den Vergleich (als Methode!). Und: Es gibt
einige Hinweise, die wir verfolgen sollten: Erstens muß es der in Rom regierenden
Klasse sehr früh klar geworden sein, daß sich ein übermäßig
angewachsenes Territorium nicht ohne weiteres mit den Mitteln der bestehenden
Gemeindeverfassung verwalten ließ. Lieber, als diese zu ändern, ...,
hat man die Annexion im allgemeinen zugunsten eines Systems vertraglich festgelegter
Unterordnung aufgegeben. Mit der Machtausdehnung über Italien hinaus wurde
selbst dies zu mühselig, da sich hieraus bestimmte und oftmals lästige
Verpflichtungen ergaben. Der nächste Schritt war die Form des »freien«
Verbündeten, Stadtstaat oder König, den man ohne besonderen Vertrag
kontrollieren konnte. Es läßt sich nicht leugnen, daß die römische
Republik niemals ein eigentliches System zur Verwaltung überseeischer Gebiete
entwickelt hat. Annektierte Territorien, wie etwa der größere Teil
Siziliens oder Sardinien, waren lediglich durch das Los zugeteilte Tätigkeitsbereiche
(provinciae) eines Militärkommandanten (anfangs üblicherweise
eines Prätors). Dieser übte bis zum Ausgang der Republik seine Regierungsgewalt
in einer Form aus, die sich kaum von der eines permanenten Besatzungsregimes unterschied
... (E. Badian, Römischer Imperialismus, 1967, S. 23). Vgl.
auch hier die Ähnlichkeiten zwischen Römertum ( )
und US-Amerikanismus.
Imperiale
Plutokratie ( )
und erste Privatarmeen ( )
der USA Das Kapitel Imperiale Plutokratie beginnt Scholl-Latour
( )
mit einer ganz besonderen Erfahrung, die er 2003 im Irak machte: Privatpersonen
und ihre gekauften Soldaten, z.B. Söldner aus dem Nepal, und die kommerzielle
Firma, die diese altgedienten Soldaten angeheuert hat, heißt »Global
Security«. Ein Holländer, dessen Identität geheim bleiben
soll, gab Scholl-Latour eine Hintergrund-Information: »Sie erleben
hier im Irak den kriegerischen Kapitalismus in Reinkultur. Die Bewachung der Erdölfelder
- um die geht es ja im wesentlichen - wird längst nicht mehr von den Truppen
der Koalition wahrgenommen, sondern von der finanzstarken Privatfirma »Global
Security«, die unweit des CIA-Hauptquartiers in Virginia angesiedelt ist
und die zwielichtigen Auswirkungen der vielgepriesenen Globalisierung schon in
ihrer Namensgebung enthüllt.« Gelegentlich würden per E-Mail eine
Reihe von naiven Anfragen europäischer Unternehmen bei seiner Behörde
landen, die am Aufbau des Irak - auch an seiner landwirtschaftlichen Rehabilitierung
- beteiligt werden möchten. Sie sollten sich diese Flausen aus dem Kopf schlagen.
»Wer hier nicht im Auftrag und mit Zustimmung Paul Bremers auftritt, hat
nicht die geringste Chance«, brummt der Niederländer. Sogar die NGOs,
die Nichtregierungsorganisationen, könnten hier nur tätig werden, wenn
sie eine Lizenz von US-Aid erhielten. Die Frage hat sich übrigens von selbst
erledigt. Auf Grund der permanenten Gefährdung hat die UNO ihre regulären
Mitarbeiter weggeschickt und operiert nur noch mit Ortskräften. »Wer
hier nicht mit dem Mega-Konzern Halliburton, dem Vizepräsident Dick Cheney
noch unlängst als Chief Executive vorstand, aufs engste verbandelt ist«,
erklärt Ryswiek, »wer nicht mit dem Unternehmen Bechtel paktiert, bekommt
keinen Fuß auf den Boden.« Angeblich ist sogar der Hafen Umm Qasr
an ein an- gelsächsisches privates Konsortium verpachtet. »Betrachten
Sie doch mein persönliches Schicksal«, nimmt er wieder mit einem Anflug
von Humor auf, »meine tägliche Nahrung in diesem Bunker-System wird
ausschließlich von der Firma Kellogg geliefert; sogar meine Hemden werden
von Kellogg gewaschen, obwohl hier viele irakische Frauen gern damit ein kleines
Zubrot verdienen möchten, und dieses Unternehmen ist mit Halliburton assoziiert.«
Ob denn wenigstens die obligatorische Kellogg's-Nahrung gut schmecke, frage ich.
»Der Fraß ist abscheulich«, lautet die Antwort. Im übrigen
würden die hochprofessionellen Spezialisten von »Global Security«,
frühere Elitesoldaten der Special Forces, der US-Rangers oder des britischen
SAS, deren Aktivität in zunehmendem Maße auch in Bagdad beansprucht
wird, extrem gut besoldet. Ihnen stünden 500 Dollar pro Tag zu. Vielleicht
würden die Nepalesen, die der Dritten Welt entstammen, weniger großzügig
entlohnt. »Im Irak wird imperiale Plutokratie in Reinkultur vorgeführt«,
beendet der Holländer seine Klage. »Wenn das Experiment hier scheitern
sollte, dann ist mehr in Frage gestellt als die Wiederwahl des Präsidenten
Bush und die Selbstherrlichkeit der Neokonservativen«. ( ).
Ins Hotel zurückgekehrt, lese ich den Artikel der »New York Times«
vom 1. Oktober 2003, den mir Ryswiek als Beleg mitgegeben hat. Ich zitiere nur
einen Absatz: »Das wirkliche Problem besteht darin, daß ohne gesetzliche
Prüfung und Aufsicht viele Milliarden Dollar, die der Steuerzahler autbringt,
infolge mangelhafter Ausschreibung der Kontrakte den politisch verwandten Firmen
wie Halliburton oder Bechtel zugespielt werden. So wurde bisher verfahren. Der
Kongreß sollte zudem darüber wachen, daß bei den Wiederaufbauprogrammen
im Irak die zur Verfügung stehenden Summen nicht vergeudet werden, indem
hochbezahlte amerikanische Arbeiter und Techniker engagiert werden, obwohl qualifizierte,
verläßliche und arbeitslose Iraker den Job ebenso gut und sehr viel
billiger verrichten könnten.« Bei dieser Lektüre muß ich
an meine Erfahrungen in Zentralafrika denken, die erst drei Jahre zurückliegen.
Die Pervertierung des Krieges durch hemmungslose Kommerzialisierung hat im Schwarzen
Kontinent ihren skandalösen Höhepunkt erreicht. Der Verfall gesellschaftlicher
Gesittung, die Reduzierung eines unzureichenden, aber immerhin in Ansätzen
existierenden Völkerrechts, der Bruch mit den mühsam erarbeiteten Vorschriften
der Haager Kriegsrechtsordnung drohen künftig im profitorientierten Verzicht
auf das Gewaltmonopol staatlich kontrollierter Streitkräfte zu gipfeln. Das
Entstehen einer High-Tech-Form des Landsknechtwesens, der Rückfall in eine
kriegerische Tollwut, die sich am spektakulärsten im Dreißigjährigen
Krieg ( )
austobte, dürften am Ende dieser fatalen Entwicklung stehen. Der sogenannte
Stellvertreterkrieg, »war by proxies«, ist ja längst zur blutrünstigen
Routine geworden, ohne daß die angeblich überinformierte, in Wirkchkeit
ignorante Weltöffentlichkeit daran Anstoß nimmt. Im Juli 2000 - ich
hielt mich im kongolesischen Kisangani, im »Herzen der Finsternis«
auf - war mir die zunehmende Bedeutung der hochoffiziellen und florierenden »Mercenary
Companies« aufgefallen. Damals wurde immer wieder der Begriff »Executive
Outcomes« genannt. Diese Organisation war 1993 gegründet worden und
nahm »globale« Ausmaße an. Ihre Mitarbeiter wurden als »counter
insurgency«-Berater von regulären Regierungen angeheuert, um bei der
Bekämpfung von Aufstandsbewegungen behilflich zu sein. Zu den Auftraggebern
zählten die Türkei, Algerien, Nigeria, Sri Lanka, um nur diese zu nennen.
»Executive Outcomes« war auch in fast all jene Konflilfte verstrickt,
die um die Mineralvorkommen Afrikas geführt wurden, und begnügte sich
längst nicht mehr mit reinen Sicherungsaufgaben. Sowohl in Angola als auch
in Sierra Leone übernahm diese Privatgesellschaft die Rolle einer aktiven
Bürgerkriegspartei. Daß sie im Jahr 1999 offiziell ihre Tätigkeit
einstellte, bedeutet keineswegs, daß sie nicht unter neuem Namen und geschickter
Tarnung weiterhin aktiv bleibt. Inzwischen sind andere Namen hinzugekommen. Erwähnen
wir nur »Defense Service Limited«, »Falconstar«, »Intersec«
und vor allem »Amor Holding«. In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt
bleiben, daß die moderne Kriegführung sich nicht nur auf den »killing
fields« des Kongos oder Sierra Leones ein merkantil entstelltes Gesicht
zugelegt hatte. In Amerika registrierte Spezialfirmen für Militärberatung
und Waffenhilfe mit ihren pensionierten Generalstabsoffizieren und hochqualifizierten
Guerilla-Veteranen waren sogar auf dem Balkan in Erscheinung getreten. Der kroatische
Überraschungssieg über die »Serbische Republik Krajina«
wurde im Sommer 1994 mit Hilfe solcher Dunkelmänner erzielt. Lange bevor
die alliierte Bombardierung 1999 gegen Rest-Jugoslawien einsetzte, waren ähnliche
Unternehmen als Geburtshelfer und Betreuer der »Kosovo-Befreiungsarmee«
tätig und bildeten die albanischen Partisanen der UCK für ihren Einsatz
aus. Ich neige nicht zu moralischer Entrüstung und beschränke mich auf
bittere Ironie. In dieser heißen, stinkigen Nacht im »Merbed«-Hotel
von Basra kommt mir der unziemliche Gedanke: Wie herrlich wäre es doch um
die »brave new world« der Neokonservativen bestellt, wenn man das
Schicksal des Irak unbesehen und exklusiv der artverwandten Markt- und Interessenkombination
von »Global Security« und »Halliburton Inc.« übereignen
könnte! So sieht es Peter Scholl-Latour.  Huntington,
einer von Spenglers Jüngern ( ):
Sobald die globale Phase einer Kultur beginnt ( ),
lassen ihre Menschen sich täuschen durchdas, was Toynbee (auch
einer von Spenglers Jüngern )
die »Fata Morgana der Unsterblichkeit« nennt, und sind überzeugt,
daß ihre Gesellschaftsordnung die endgültige sei. So war es im Römischen
Reich, im Abbasiden-Kalifat ... Die Bürger eines solchen Weltstaates, sagt
Arnold Toynbee, neigen dazu, in ihm trotz scheinbar unübersehbarer Tatsachen
nicht die Zuflucht für eine Nacht zu sehen, sondern »das Gelobte Land,
das Endziel menschlichen Strebens«. ... Gesellschaften, die annehmen, daß
ihre Geschichte zu Ende sei, sind jedoch für gewöhnlich Gesellschaften,
deren Geschichte bald im Niedergang begriffen sein wird. (Samuel Phillips
Huntington, Kampf der Kulturen, 1996, S. 495 ).
Das sind ziemlich exakt Spenglers Worte. Nur äußerte sie Spengler,
der ja von Nietzsche und Goethe inspiriert worden war ( ),
schon viel früher als Huntington ( ). Huntington
weiter: In früheren Kulturen endete diese Phase des seligen Goldenen
Zeitalters mit ihren Unsterblichkeitsvisionen ( )
entweder dramatisch und schnell mit dem Sieg einer fremden Gesellschaft oder langsam,
aber nicht minder schmerzhaft durch inneren Zerfall. Was im Inneren einer Kultur
vorgeht, ist für ihre Widerstandsfähigkeit gegen zerstörende Einflüsse
von außen ebenso entscheidend wie das Aufhalten des inneren Verfalls. Kulturen
wachsen, ..., weil sie ein »Instrument der Expansion« ( )
besitzen, das heißt eine militärische, religiöse, politische oder
wirtschaftliche Organisation, die den erwirtschafteten Überschuß akkumuliert
und ihn in produktive Neuerungen investiert. Kulturen erleben ihren Niedergang,
wenn sie aufhören, »den Überschuß in die Aufgabe zu stecken,
Dinge auf neue Weise zu tun. Modern ausgedrückt würde man sagen: die
Investitionsrate sinkt.« Dies geschieht, weil die gesellschaftlichen Gruppen,
die den Überschuß kontrollieren, ein persönliches Interesse daran
haben, ihn »für unproduktive, aber ego-förderliche Zwecke«
zu gebrauchen, »wodurch die Überschüsse in den Konsum fließen,
anstatt effizientere Produktionsmethoden zu ermöglichen«. Die Menschen
zehren vom Kapital, und die Kultur geht aus der Phase des Universalstaates ( )
in die Phase des Verfalls ( )
über. ... Der Verfall führt sodann zur Phase der Invasion ( ):
»Die Zivilisation, zur Selbstverteidigung nicht mehr bereit, ist
weit offen für barbarische Eindringlinge« .... (S.
P. Huntington, ebd., 1996, S. 498-499 ).
»Infandum, regina, jubes renovare dolorem.«
(Vergil, 70-19, Aeneis, 2. Gesang, 30-20 ).
Unsäglichen Schmerz, oh Königin, gebietest Du zu erneuern.

Im Schatten des griechisch-römischen Kulturerbes, dem sich Europa zusehends
entfremdet, klingt die These des amerikanischen Professors Francis Fukuyama vom
»Ende der Geschichte« ( )
wie ein törichter Frevel. ( ).
Das schrieb Peter Scholl-Latour 2004! ( ).
Nicht Demokratie und Marktwirtschaft haben sich inzwischen weltweit und
segensreich ausgeweitet, sondern der Terrorismus wurde »globalisiert«,
und seine blinde Bekämpfung trägt nachdrücklich dazu bei.
( ).

Sie begreifen es einfach nicht
Im Juli 2003 führte Peter Scholl-Latour
an der Côte d'Azur ein Gespräch mit Karim Aga Khan, einem hochverehrten
Oberhaupt der Ismailiten, die auch Siebener-Schiiten genannt werden. Ein
lautstarkes lateinamerikanisches Orchester mit Sombrero erschwerte jede Konversation
im Garten von »Les Grand Horizons«. Die allzu bekannten Schnulzen
paßten schlecht zu unserem ernsten Gespräch. Vom Bandleader wurde ich
gefragt, welche Weise ich denn zu hören wünsche. Er solle das Lied »Guantanamera«
spielen, sagte ich. Der trotzige Gesang: »Yo soy un hombre sincero«
bezieht sich ja auf jenen Landzipfel im Osten Kubas, wo die US Army Drahtkäfige
für die Kombattanten von El Qaida aufstellen ließ, wo die Häftlinge
ohne Anklage, ohne Rechtsbeistand verharren und in ihrer knallroten Anstaltskleidung
- durch Ketten gekrümmt, durch Gesichtsmasken geblendet - an ihrem Schicksal
verzweifeln. »Guantanamera« würde sich heute als Protestsong
gegen eine Verrohung der Sitten eignen, die man nach dem Zweiten Weltkrieg im
westlichen Kulturkreis ( )
nicht mehr für möglich gehalten hätte. Das schmerzt besonders,
weil es ja die Vereinigten Staaten von Amerika waren, die dem Horror der Diktaturen
Europas ( )
verdienstvoll und unter hohen eigenen Verlusten ein Ende gesetzt hatten. ( ).
»Con los pobres de la tierra quiero yo mi suerte echar«, steigerte
sich der dürftige Text des Liedes. »Mit den Armen der Erde will ich
mein Los teilen«. Von den anwesenden Gästen, die sich der »bonne
société« der Côte d'Azur zurechneten und müde zu
tanzen begannen, hat kein einziger die von mir beabsichtigte Anspielung begriffen.
 Aber
die Diktatur in Rußland z.B. - und Rußland liegt ja nicht in Europa
(! )
- war bewußt von den USA stark gemacht worden, und zwar wegen des Krieges
gegen die Diktaturen Europas, die erst durch die USA unter hohen
eigenen Verlusten, wie Scholl-Latour betont, beendet werden konnten. ( ).
Sie führten einen Krieg gegen Europa (Deutschland) und unterstützten
deshalb die Sowjetunion (Diktatur der Russen), und zwar in jeder Hinsicht, vor
allem natürlich materiell. Die Russen waren von ihnen völlig abhängig
und wären ohne die Hilfe aus den USA und England von Deutschland besiegt
und am Ende als Untermenschen in einer deutschen Kolonie so behandelt worden,
wie Hitler es beabsichtigt hatte und seit 1941 in den von Deutschland eroberten
Gebieten Rußlands von seiner SS auch durchführen ließ. Das heißt:
Rußland hatte gar keine andere Wahl, und das wußten die US-Amerikaner
und die Engländer natürlich! Aus russischer Sicht war dies eine Wahl
zwischen Pest und Cholera. Hierdurch wird plausibel, warum die Russen sich schon
bald nach dem 2. Weltkrieg (aber mit Betonung: nach!) von ihren ehemaligen Verbündeten
trennten und der Kalte Krieg begann. Zwar brauchten die Vereinigten
Staaten von Amerika für den Sieg über ihren Weltmacht-Konkurrenten Deutschland
auch die Hilfe der Russen, doch daß die Russen, für die es ums Überleben
ging, ohne sie vollends verloren wären, war ja, und zwar für alle, eine
Gewißheit. Das sollte man nicht vergessen! Und es ist typisch für die
USA, den Gegner des Gegners so lange stark zu machen, bis die Verhältnisse
sich umdrehen. Diese Politik wurde seitdem fortgesetzt; dafür gibt es sehr
viele Beispiele, denn nicht nur die Sowjetuinion (Rußland) wurde von den
USA aufgerüstet und auch sonst (wirtschaftlich und technisch) stark gemacht,
sondern später auch der Irak. Aber natürlich nur bis zu jenem Punkt,
an dem sich die Verhältnisse umdrehen (sollen).
Und
man sollte auch nicht vergessen, daß alle Revolutionen, die mit Gewalt
Demokratie erzwingen sollen, immer in Diktatur münden. Nur einige
Beispiele unter vielen Revolutionsbezwingern: Napoleon I.,
Napoleon III., Hitler u.a.. 1789
begannen die Revolutionsverlierer mit der Evasion nach links, obwohl deren logisches
Ende schon vorhersagbar war. Denn im Rückblick auf die bis ins Extrem getriebene
Eskalation seit 1789 wird das Gesetz der Überbietung des 14. Juli (1789)
durch seine frustierten Liebhaber durchsichtig: Wenn die bürgerliche Revolution
scheitert oder nicht genügt, entsteht Linksradikalismus; wenn Linksradikalismus
scheitert oder nicht genügt, entsteht Gnosis der Militanz. Eine solche Gnosis
kann nicht mehr scheitern, sie wird unplausibel.
Eine solche Gnosis der Militanz kann sich allenfalls zu einer aus
Mißverständnissen und Vereinfachungen hervorgehenden Oppositionsideologie
vergröbern, wie man es an jüngeren Beiträgen zum Streit zwischen
der armen und der reichen Welt abliest, wo von conforming the Empire die
Rede ist.  Im
Reich des Kapitals ist jede mögliche Opposition ein Geschöpf der Zustände,
gegen die sie sich wendet. Aus dieser Einsicht haben Michael Hardt und Antonio
Negri in ihrem Versuch über die neue Weltordnung für die globale
Super-Installation den Ausdruck Empire vorgeschlagen. (Michael
Hardt / Antonio Negri, Empire. Die neue Weltordnung, 2002). Dieses
»Reich« ist nur noch im Singular zu denken und hat strikt ökumenischen
Charakter. Deswegen tritt ihm vorgeblich kein äußerer Feind mehr gegenüber;
es könnte sich allenfalls gegen sich selber kehren und durch den Aufstand
seiner Komponenten zu Fall gebracht werden. Man begreift: Die Rede vom Empire
ist religiös motiviert - und der weltweite Erfolg des Buches läßt
sich allein im Licht dieser Diagnose verstehen. Tatsächlich nimmt es ...
die unerledigten Traditionen der christlichen Geschichtsideologie auf und bringt
deren apokalyptischen Motive materialistisch zum Klingen. Weil ... kein jenseitiges
Ziel des Werdens zur Verfügung steht, wird ... das Reich des Kapitals, das
ganz von dieser Welt ist, dem ebenso und doch anders weltlichen Gegen-Reich der
dissidenten Vielheiten oder der alternativen Expressionismen gegenübergestellt.
Die größte Differenz ist auch die zweideutigste: Sie stellt einen Unterschied
auf, an dem alles hängt und der sich doch, bei Licht betrachtet, nicht vollziehen
läßt - die Paralyse ist programmiert. Das Empire und seine dissidente
multitude sind, den aufgeregten Reden von Opposition und radikalem Widerspruch
zum Trotz, ein und dasselbe. Wer die Geschichte religiöser Reserven gegen
irdische Reichsgebilde überblickt, erkennt sofort, daß mit Empire
eine pantheistische Parodie auf den augustinischen Gegensatz von civitas terrena
und civitas Dei vorliegt. ( )
Die Analogien reichen weit: Wie sich die Kirche von der Welt, der sie zu widerstehen
vorgab, empirisch oft kaum unterscheiden ließ, kann sich auch die multitude
von der Kapitalwelt, von der sie sich abstoßen will, nicht deutlich abheben
- außer in der intimen Gewißheit, die den Gegner der Zustände
von seiner glühenden Militanz überzeugt. Nur eine mystische Erfahrung
erlaubt den Angehörigen der affluent left zu wissen, daß sie
überhaupt noch Linke sind - so wie den Erfolglosen oft nur eine terminologische
Entscheidung hilft zu behaupten, sie seien Ausgebeutete und Ausgegrenzte.
Wieviel Globalisierung verträgt der
Mensch? Rüdiger Safranski geht dieser Frage nach und meint: Globalismus
ist die normativ gewordene Globalisierung. .... Als Ideologie ist der Globalismus
der geistige Aspekt der Globalisierungsfalle. Es lassen sich drei Varianten des
normativen Globalismus unterscheiden. (I.) Erstens
der Neoliberalismus als die wirkungsvollste Variante. Weil er so mächig ist,
prangert ihn die kritische Öffentlichkeit am ehesten an. Der neoliberale
Globalismus ist Legitimationsideologie für die ungehemmte Bewegung des Kapitals
auf der Suche nach günstigen Verwertungsbedingungen. Er baut mit dem Hinweis,
man könnte von den Kapitalströmen getrennt werden, eine Drohkulisse
auf - zum Zwecke der Durchsetzung des Primats der Ökonomie. .... (II.)
Ein zweiter Aspekt des ideologischen Globalismus ist der Anti-Nationalismus. Mit
dem Hinweis darauf, daß die Zukunft im Globalen liegt, glaubt man die Traumatisierungen
durch die zerstörerische Geschichte der Nationalismen in Europa überwinden
zu können. Globalismus bedeutet in diesem Zusammenhang; nie wieder Nationalismus
! Besonders inbrünstig klingen die globalistischen Bekenntnisse in Deutschland.
Hier haben die politisch Wohlmeinenden sich zuerst Europa und dann die ganze Welt,
also das Globale, als Zuflucht vor der unerfreulichen nationalistischen Vergangenheit
erwählt. ... Aber an der anthropologischen Grundbedingung, daß Mobilität
und Weltoffenheit durch Ortsfestigkeit ausbalanciert werden muß, ändert
auch der anti-nationalistische Globalismus nichts. Wir können global kommunizieren
und reisen, wir können aber nicht im Globalen wohnen. Wohnen können
wir nur hier oder dort, aber nicht überall. Für die besonders emphatische
Ortsfestigkeit haben wir im Deutschen den schönen Ausdruck Heimat
..., und ... inzwischen brauchen wir wieder eine Positivbewertung von Heimat -
schon aus anthropologischen Gründen. Es gilt nämlich der Grundsatz:
Je mehr emotional gesättigte Ortsbindung, desto größer die Fähigkeit
und Bereitschaft zur Weltoffenheit. .... (III.) Und
dann gibt es, drittens, einen Globalismus, mit dem ... wir ... die arme Erde ...
zerstören und ... retten müssen. Wir entdecken die Erde als globales
Biotop, als das Haus unseres Seins, dem ... Untergang droht ... - das große
Wir der Menschheit feiert hier seine Auferstehung ... Es werden die
apokalyptischen Reiter losgelassen, die konsumistische Kultur wird verdammt ...
Und doch: der Politisierungsdruck, der von den globalen Umweltproblemen ausgeht
- man denke nur an die mögliche Klimakatastrophe -, trifft eben nicht auf
ein global vereinheitlichtes Handlungssubjekt, das man zur Raison rufen oder hinterher
zur Verantwortung ziehen könnte. Zwar spricht man von der Weltgesellschaft
als Weltkommunikation. Aber diese kommunizierende Weltgesellschaft konstituiert
kein Menschheitssubjekt als handelnde Größe - wie es einst geschichtsphilosophisch
erträumt wurde. Nur Staaten und Staatenbündnisse haben Macht, die Menschheit
aber hat keine Macht. Sie ist eine Beschwörungsformel in der Arena der wirklichen
Mächte ... Souverän ist, so zeigt sich inzwischen, wer Folgelasten eigenen
Handelns auf andere abwälzen kann. Insofern sind also die USA ... souveräner
als andere Staaten. Wenn die Ressourcen von Energie, Wasser oder Luft knapp werden,
entscheidet immer noch die Macht über die Verteilung der Lebenschancen. Die
Folgen der Knappheit tragen zunächst die Schwächeren - bis dann auch
die Stärkeren davon betroffen sind. Es ist jedenfalls eine Selbsttäuschung
zu glauben, daß globale Probleme in apokalyptischer Größenordnung
zu globaler Solidarität führen könnten. (Sie
führen nämlich umgekehrt zu immer weniger Solidarität bis hin zur
wirklich grausamsten Bestialität! HB). Auch hier gilt: die Letzten
tragen die Last. Solange man hoffen kann, daß man zu den Vorletzten gehören
wird, bleibt diese Logik in Kraft.  Was
Rüdiger Safranski den normativen Globalismus nennt oder was er
mit Globalismus als normativ gewordene Globalisierung meint, das ist
so gut wie identisch mit dem, was ich mit Globalismus als Phase (allgemein nenne
ich sie: Befruchtung oder Cäsarismus )
meine, denn bedeutet die Globalisierung auch Abendland-Geschichte ( ),
so der Globalismus dessen vollendende Phase in dem Sinne, daß er den Kreis
als Kulturkreis schließt. Die Beispiele aus den anderen Kulturkreisen ( )
zeigen, daß in dieser Phase eine so derartig hohe Energie verfügbar
sein muß, wie es zuvor nie der Fall war. In dieser Phase wird eine Kultur
entweder mit riesigem Abstand dominant wie nie zuvor (sie wird also zum absoluten
Super-Giganten) oder aber mit ähnlichem Effekt von (zumeist wechselnden)
Fremden beherrscht. Der ... Kampf der Kulturen ( )
ist tatsächlich entbrannt - in der westlichen Welt und an ihren Grenzen.
Im Konflikt erst wird wieder deutlich, welche voraussetzungsreiche geistige Disposition
das Lebensmodell der westlichen Demokratie überhaupt erst möglich macht.
Es muß nämlich das Prinzip der Gewaltenteilung verinnerlicht worden
sein. ... Die Gewaltenteilung regelt nicht nur das Miteinander, sondern wird darüber
hinaus ins Individuum verlegt. .... Aber täuschen wir uns nicht: Das komplizierte
System der Gewaltenteilung am eigenen Leibe ist eigentlich eine Zumutung für
die Menschen, die gerne ein Leben aus einem Guß führen möchten
ohne den Widerstreit verschiedener Wertsphären innerlich austragen zu müssen.
Darum merkt man erst an den umkämpften Konflikt- und Bruchlinien die Fragilität
des westlichen Lebensmodells, das vielleicht doch zu voraussetzungsreich ist,
um als globales Paradigma der Vergesellschaftung gelten zu können. Gleichwohl
lohnt es sich für uns, die Nutznießer, dieses Modell zu verteidigen,
auch und gerade wenn man sich eingesteht, daß Demokratie mit Glaubens- und
Meinungsfreiheit, mit Gewaltenteilung und Trennung von Religion und Politik ein
eher seltenes Gewächs in der menschlichen Geschichte ist und wenig dafür
spricht, daß es global triumphieren könnte. ( ).
Ich stimme Rüdiger Safranski zu und betone noch einmal, daß diese Globalismus-Phase
( )
eine westliche (= abendländische) Kulturphase ist - schicksalhaft!Für
Safranski war die Politisierung am Ende des 18. Jahrhunderts die erste dramatische
Einengung in der Wahrnehmung des Ganzen. Mitte des 19. Jahrhunderts vollzieht
sich die zweite: die Ökonomisierung. Den Anspruch auf Schicksals- und Deutungsmacht
erhebt jetzt der Ökonomismus, für den das Gelten von Werten zum Geld
und die Wahrheit der Welt zur Ware wird. .... Im gegenwärtigen Globalismus
konvergieren Politisierung und Ökonomismus, diese beiden Reduktionen in der
Wahrnehmung des Ganzen ....  Anders
gesagt: Politisierung oder Säkularisierung (ich nenne diese Phase: Ehe
oder Napoleonismus )
und Ökonomismus oder Plutokratie (ich nenne diese Phase: Krise oder Kampf
ums Ei )
konvergieren im Globalismus (ich nenne diese Phase: Befruchtung oder Cäsarismus )
- eben auch deshalb, weil er beide auf besonders tolerante Weise zum Fressen lieb
hat und sie - diese beiden Reduktionen in der Wahrnehmung des Ganzen
(wie Safranski sagt) - mit seiner Überdimensionalität zum Verschwinden
bringt! |  |
Globalismus
alias Cäsarismus bedeutet nämlich auch, daß z.B. hinter den Parteien,
welche die Fassade der Selbstbestimmung des Volkes aufrecht erhalten, die wahre
Macht in immer privatere Kreise verlagert wird. Die Parteien selbst lösen
sich langsam und zunächst unbemerkt in persönliche Gefolgschaften auf.
Sie sind ohnehin nur noch zum Schein Mittelpunkt der entscheidenden Aktionen,
die nach unten die Illusion einer Selbstbestimmung des Volkes aufrecht erhalten.
Cäsarismus bedeutet also jene Regierungsart, die trotz aller staatsrechtlichen
Formen in ihrem inneren Wesen wieder die Herrschaft eines Einzelnen oder einer
Gruppe ist - die Macht in Händen haltend, während der Bevölkerung
weiterhin Demokratie suggeriert wird. Alle gesellschaftlichen Institutionen sind
- trotz ihrer außenwirksamen Beibehaltung - letztendlich ohne Sinn und Gewicht.
Bedeutung hat nur die ganz persönliche Gewalt, welche der Cäsar oder
an seiner Stelle irgend jemand durch seine Fähigkeiten ausübt. Der Cäsarismus
beendet die Diktatur des Geldes und gleichzeitig die Demokratie. Also beendet
er den Ökonomismus alias Plutokratie und die Politisierung alias Säkularisierung
auf eine Weise, wie eben erwähnt, indem er sie in seinem Globalismus konvergieren
läßt, um sie immer mehr aufzufressen, zum Verschwinden zu bringen!
Moderne Schrumpfung
- Modernes Auf-und-Ab - Moderne Expansion:
Niedergang der Kultur bedeutet auch, daß zuerst nur
der Adel, zuletzt das ganze Volk stark schrumpft. Wenn man bestimmte
Bereiche untersucht, z.B. die Industrie, erscheint auch die Moderne als ein Auf-und-Ab. Es
ist die Ausdehnung selbst, die in den Himmel wächst, und nicht
die Wirtschaft, wie die Propaganda suggeriert. Moderne heißt auch, daß
erst Demokratie, dann Plutokratie, schließlich Zeusiokratie ( )
dominiert.
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