Der Dualismus scheint aus dem Nichts zu
kommen - er ist plötzlich da (wie eine erworbene Sprache
!), aber tiefenpsychologisch war er immer schon da. Im Abendland offenbarte sich
der Dualismus erstmals mit der Heraufkunft der abendländischen Nationen,
nämlich als Ständestaat-Dualismus (vgl. 2
u.l. in der Abbildung ).
So auch in Deutschland, nur eben spezifisch: als Deutscher Dualismus, und zwar
als ein Ständestaat-Dualismus zwischen Kaiser und Reich (Reichsfürsten ),
im Interregnum (1254-1273 )
und durch die Goldene Bulle von 1356 ( );
fortgeführt wurde er während der Reformation ( )
und der Gegenreformation ( )
unter der Oberfläche des konfessionellen Dualismus zwischen Katholiken und
Protestanten (vgl. 3
u.l. in der Abbildung ),
bis er seinen Höhepunkt (für Deutschland: Tiefpunkt) im 30jährigen
Krieg (1618-1648 )
erreichte und im Westfälischen Frieden (1648 ),
seinem Ergebnis, verstärkte Bestätigung fand (vgl. 4
in der Abbildung ).
Insbesondere das Ausland erkannte seit dem 30jährigen Krieg Deutschlands
Kleinstaaterei ( )
als riesige Chance und war seitdem natürlich stets bestrebt, eine andere
Entwicklung vehement zu bekämpfen. Der Deutsche Dualismus steht also auch
im Zusammenhang mit dem Ausland. Aber begrifflich steht er stets für
zwei deutsche Rivalen. Der Deutsche Dualismus zwischen Österreich und Preußen
begann im 18. Jahrhundert und beherrschte die politische Bühne v.a. in der
2. Hälfte des 18 Jahrhunderts (vgl. 3
u.r. in der Abbildung ).
Seit Ende des 18. bzw. Beginn des 19 Jahrhunderts, besonders aber seit 1814/15
gab es zwischen den beiden deutschen Großmächten auch eine Interessensidentität,
eine österreichisch-preußische Zusammenwirkung, und zwar bis 1866,
als der Deutsche Bund ( )
aufgelöst wurde (vgl. 2 in der Abbildung
[ ]).
Man kann sich leicht vorstellen, welches Glück vor allem Frankreich und England
durch den Deutschen Dualismus beschert wurde und welches Unglück sie empfanden,
als der eine Schwächung erfuhr. Frankreich
hatte hier Glück im Unglück, denn die Gleichgewichtspolitik (
Pentarchie: Österreich, Preußen, England, Rußland, Frankreich),
die auf dem Wiener Kongreß (1814-1815 )
durch Restauration ( )
wieder zum Zuge kommen sollte (und auch kam!), machte Frankreich bei den Friedensverhandlungen
zu einem fast gleichberechtigten Partner, obwohl es allein die Schuld für
die Revolutionskriege und die Napoleonischen Kriege trug. Der Wiener Kongreß
trug mit seinem Restaurationswillen wesentlich dazu bei, daß die während
der Befreiungskriege (1806-1814) angekündigten deutschen Einheitsbestrebungen
eingeschränkt wurden, sich weder die Großdeutschen, die
ein Deutsches Reich unter Einschluß Österreichs (wie im 1. Deutschen
Reich, nur einheitlicher) wollten, noch die Kleindeutschen, die es
unter Ausschluß Österreichs wollten, durchsetzen konnten, aber immerhin
(nur) ein harmloserer Deutscher Dualismus in einem (nur) Deutschen Bund übrig
blieb. Erst Bismarck ( )
löste das Problem des Deutschen Dualismus mit den Einheitskriegen (1864,
1866, 1870/71) und schloß bei der Gründung des preußisch geführten
2. Deutschen Reiches die Österreicher einfach aus (vgl. 1
in der Abbildung ),
obwohl er sie hätte annektieren können (!), und Hitler schloß
dann die Österreicher, weil sie ins Deutsche Reich zurückkehren wollten,
einfach wieder mit ein. Bismarcks Reich, der weltweit erste Staat mit einem glänzend
funktionierenden Sozialsystem, bedeutete für das Abendland die bis heute
längste Friedensperiode (keiner kannte die Politik im Ausland so gut wie
Bismarck), und der Deutsche Dualismus war von 1871 bis 1945 deswegen aus der Welt
geschafft, weil Bismarck ein Einheitsreich geschmiedet hatte (wenn auch nur kleindeutsch,
also ohne Österreich). - Ein Resümee ist, daß der Deutsche Dualismus
ein Nachteil für Deutschland und ein Vorteil für das Ausland ist: ein
von Deutschen selbst gemachtes Angebot an die Ausländer, antideutsche Politik
zu betreiben. Die Tatsache, daß sich die Staaten des europäischen Auslands
gegen die Deutsche Einheit auch 1990 noch vehement wehrten, ist ein Indiz dafür,
daß das ausländische Europa sich Deutschlands Kleinstaaterei bzw. den
Deutschen Dualismus immer noch sehnsüchtig wünscht. Gleiches gilt seit
1968 für Deutschlands linke Politiker! Heute sieht man also wieder rot
(vgl. 2
o.r in der Abbildung ).  |
Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein
leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Zwiespalt brauchte ich unter
ihnen nicht zu säen. Ich brauchte nur meine Netze auszuspannen, dann
liefen sie wie ein scheues Wild hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt,
und sie meinten, damit ihre Pflicht zu tun. Törichter ist kein anderes
Volk auf der Erde. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen
glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Landsleute
mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde. Napoleon
I. (1769-1821 )
Michel! fallen dir die Schuppen Von den Augen?
Merkst du itzt, Daß man dir die besten Suppen Vor dem Maule wegstibitzt?Als
Ersatz ward dir versprochen Reinverklärte Himmelsfreud Droben, wo die
Engel kochen Ohne Fleisch die Seligkeit!Michel! wird
dein Glaube schwächer Oder stärker dein Apptit? Du ergreifst den
Lebensbecher, Und du singst ein Heidenlied!Michel !
fürchte nichts und labe Schon hienieden deinen Wanst, Später liegen
wir im Grabe, Wo du still verdauen kannst.Heinrich
Heine (1797-1856 )
Dem
Franken selbst krümmt man kein Härchen, Der offen über Deutschland
spricht; Allein das wahre »Wintermärchen« Verzeiht man
einem - Deutschen nicht.Grüb' jeder nur mit scharfem
Stichel Die Fehler aller frei herauf - Leicht gingen dann dem deutschen
Michel Die blauen Augen endlich auf.Rainer
Maria Rilke (1875-1926 ) |  |
Der
deutsche Michel ( ),
den schon Sebastian Franck (1499-1542 )
in seiner Sprichwörtersammlung (1541) in der Bedeutung eines einfältigen
Menschen treffend beschrieb und in den 1830er und 1840er Jahren in den politischen
Auseinandersetzungen als Spottname für den gutmütigen, aber einfältigen
Deutschen, der sich seiner Machthaber nicht zu erwehren weiß, gebraucht
wurde, steht mit seinem ganz besonderen Kennzeichen der Zipfelmütze für
Verschlafenheit. Das Micheltum ist deutsch und antideutsch zugleich! ( ).
Es ist der bis zur Wucht eines Schicksals herausgebildete Mangel an Tatsachensinn
( ).
Das Micheltum ist verzweifelt deutsch im übelsten Sinne ( )
und deshalb antideutsch, weil es zwanghaft gegen die deutsche Geschichte ankämpft,
also immer nur allem Ausländischen dient und so Deutschland eine Entfaltung
aufzwingt, die seine äußere Geschichte zu einer dichten Folge
verzweifelter Katastrophen gestaltet. ( ).Klar
ist, daß und wie sehr das Ausland vom deutschen Dualismus, vom deutschen
Partikularismus, von der deutschen Kleinstaaterei und überhaupt vom deutschen
Micheltum ( )
profitierte und heute immer noch profitiert und wie sehr das Ausland um diesen
Vorteil fürchten mußte und muß. Die angeblich ewige Angst
vor Deutschland ist die Angst vor dem Verlust des Vorteils, den man Deutschland
verdankt. Deutschlands Energie wurde und wird fast immer für das Ausland
verpulvert und verschwendet, seine Potenz und damit auch seine potentielle
Gefahr trotzdem erhalten. Der bedeutsamste Ausdruck dieser Symbiose sind, und
zwar seit Beginn der Neuzeit, fast alle Kriege, Diplomatien, Friedensverhandlungen,
dazu natürlich auch noch, und zwar seit Beginn der Moderne, alle
Revolutions- und Befreiungskriege, die Weltkriege, der Kalte
Krieg, die ohne Militär und darum extrem zynissch geführten Kriege
von Wirtschaft, Technik und Kunst (Kunst als circenses
verstanden, denn Kunst als moderne Kunst ist nur noch Gewerbe, also:
Wirtschaft!). Eine Ausnahme, weil langfristig, erreichte Bismarck (1815-1898
),
und zwar nicht zufällig zu Beginn einer ganz bestimmten Phase ( )
- ich nenne sie Krise ( ),
weil eine solche Midlife-Crisis ( )
jede Kultur durchlebt -, in der Deutschland diese Symbiose zunächst
genial auflöste (Bismarcks Sättigung) und erst nach dem
1. Weltkrieg, noch mehr nach dem 2. Weltkrieg (in beiden Fällen war eben
nur einer der vielen Gegner unterschätzt worden: die USA) und noch sehr viel
mehr nach 1968 wieder zu ihr zurückkehrte, weil sie für
das Ausland und das deutsche Micheltum so sympathisch ist. Es gilt für jede
Kultur, daß in der Phase der Krise der Versuch aller einzelnen, aber vor
allem aller großen Kulturnationen, einmal ganz andere Seiten aufzuziehen
(mit oder ohne therapeutische Hilfe), besonders stark und extrem totalitär
ist. Erst nach dieser Phase tritt mit der neuen Phase, die ich Befruchtung
( )
nenne, eine wie von einem geistigen Blitz ausgelöste Erleuchtung
ein, jedoch nur dann, wenn die einzelnen Kulturnationen sich bewußt machen,
daß ihr Zwist, den sie in der vorherigen Phase ( )
auf der ganzen Welt verbreiteten, nun als Feedback zurückkommen kann.
Die Weltpolitik, die man selbst schuf, verschwindet ja nicht, weil ein Teil der
Welt seinen Weltfrieden geschlossen hat. ( ).
Die eigene Lebensgeschichte verschwindet ja auch nicht, weil man eine Therapie
gemacht hat. Das wird von den hiervon Betroffenen häufig vergessen. Der letzte
und wichtigste Schritt einer Therapie ist doch, daß der Leidende
(Patient) seine Vergangenheit, nachdem sie durch die Gegenposition in ein anderes
Licht gerückt worden ist, auch wieder akzeptiert. Wenn er das nicht tut,
bleibt er Leidender. Sein Leiden wird sogar noch größer, wenn er bei
der therapeutischen Gegenposition bleibt, sich daran klammert, in ihr verharrt
und deshalb erstarrt. Während sein Leiden expandiert, werden seine
ehemaligen Qualitäten zu Stein, zu Beton, zu Stahl - wie seine Weltstadt
( )
-, und weil auch viel Glas dabei ist, kann jeder seine zerbrechliche Seele sehen.
Dieser Mensch - ein Raubtier ohne Zähne ( )
- vereinsamt oder verkümmert als Haustier, als Beute der anderen Menschen,
der Herrenmenschen ( ),
und das sind Raubtiere mit Zähnen! ( ).
Deshalb bleibt der Weltfriede, für den im gesamten Europa und darum
vor allem in Deutschland das Micheltum so schwärmt, reine Theorie, reine
Religion, reine Theologie. Denn während man hier an die politische Wirkung
der Therapiegespräche glaubt, sie also religiös, wie im Ritus, immer
wiederholt, kommt die reine Praxis, weil sie hier gemieden oder aufgeschoben wird,
von draußen auf diese Passiven (Patienten, Leidenden, Duldenden)
zurück, z.B. auch als Global-Terrorismus. ( ).
Die Weltpolitik geht weiter, weil sie Fakt geworden ist, und es ist egal, durch
wen und mit wem, wer aktiv und wer passiv ist; entscheidend ist
lediglich, daß es diese Opposition gibt. Die Geschichte braucht z.B.
ein Micheltum ( )
nur als Mittel zum Zweck, besonders dann, wenn der Michel aus Deutschland stammt,
weil es ein Land mit viel Energie, mit starker Potenz ist und deshalb immer
eine potentielle Gefahr darstellt, die der Michel mit einer realen Gefahr
verwechselt, weil er nicht weiß, daß er nur dem Ausland dient. Auch
darum mehr zum Thema Bediente und Bedienende:
Wie Ausländer antideutsche Politik betreiben, ist bekannt, Deutsche selbst
aber tun dies, indem sie quasi per Wiederholungszwang und damit in umgekehrter
Chronologie die Rolle der ANDEREN für sich beanspruchen, also mit der Mauer
im Kopf die Deutsche Teilung ( )
begrüßen und, von ihr ausgehend, mit der Bedingungslosen Kapitulation
im Hinterkopf den Roosevelt-Churchill-Stalin-Pakt trotz Bomben- und Kommunistenterror, Patente- und Wissensraub in bei weitem größten Ausmaß der Weltgeschichte, Erpressung und Entführung von Wissenschaftlern und Technikern in bei weitem gößten Ausmaß der Weltgeschichte, Vergewaltigung und Ermordung eines großen Teils der 20 Millionen Vertiebenen in bei weitem größten Ausmaß der Weltgeschichte, Einschüchterung, Medienterror usw.
sich zu eigen und immer wieder gut machen (Wiedergutmachung als ewig deutscher
Reparationen-Auftrag; Holocaust als Neu-Religion), den Kindern dabei nicht nur
deutsche Schuld als Erbsünde, sondern auch Schulden in unendlicher Höhe
aufbürden - Lasten und Reparationen im Sinne des Versailler Diktats
( )
-, bis sie, z.B. über den Wiener Kongreß ( )
und den konvenienten Deutschen Dualismus ( ),
in der absoluten Kleinstaaterei ( )
angekommen sind und sie auch feierlich besiegeln dürfen, als Westfälische
Friedensreiter ( ).
Erst wenn der Westfälische Friede ( ),
wenn die Kleinstaaterei wieder erzwungen ist, scheinen sie zufrieden zu sein,
aber natürlich ist dieser Schein trügerisch, weshalb unsere Politiker
auch mehr als die anderen zwanghaft betrügerisch sind. Doch wenn der Zwang
zur Wiederholung nicht veränderbar sein sollte (was ich bezweifle), wäre
es doch ratsam für unsere Zwangspolitiker, nicht immer nur beim für
Deutschland so äußerst negativ ausgefallenen Westfälischen Frieden
stehen zu bleiben, sondern den Weg der deutschen Geschichte noch weiter zu verfolgen,
z.B. bis zu Karl dem Großen, denn eine EU in den Grenzen seines Reiches
(Deutschland, Frankreich, Benelux, Schweiz, Österreich, Nord-Italien) wäre
mit ihrer großen Einwohnerzahl völlig ausreichend, vor allem aber
hätte sie Qualität! ( ).
Die EU hatte mit 15 Staaten (380 Mio. Ew.) schon Probleme genug - sie vollzieht
seit 01.05.2004 mit 25 Staaten (465 Mio. Ew.) und seit 01.01.2007 mit 27 Staaten
(495 Mio. Ew.) nur einen quantitativen Schritt nach oben, ansonsten aber
quantitative Schritte und Sprünge nach unten.
Eine
weltweite EU, eine Global-EU, wird es nicht geben! Die Europa-Beitrittsländer
mit dem Termin Mai 2004 hatten schon lange vor ihrem Beitritt deutlich
gemacht, was sie unter EU verstehen. Daß
diesen Ländern die Europa-Integration so leicht gemacht wurde, lag besonders
an den deutschen Politikern, die die antideutsche Politik des Auslands vertreten.
( ).
Dazu zählen vor allem die Leute, die 1989 bis 1990 der ehemaligen DDR das
Recht auf Integration (Wiedervereinigung) verbieten, aber die gesamte nicht-deutsche
Welt sofort integrieren wollten. Deutschen sollte also wieder einmal verboten
werden, was jedem anderen Volk wie selbstverständlich zum Geschenk gemacht
wird. Die neue EU ist keine EU mehr (im ursprünglichen Sinne), und
überhaupt wird sie verkümmern, falls das abendländische Europa
nicht erwacht. ( ).
Für viele der Alptraum schlechthin: noch bevor über die EU-Beitrittsländer
zum 01.05.2004 abgestimmt wurde, verhandelten unsere Politiker bereits
mit weiteren Beitrittsländern (!). Falls die EU überhaupt je aus ihrem
Traum erwacht - ihr Trauma endlich überwindet -, wird sie schon begreifen
müssen, daß auch ihr Grenzen gesetzt sind (wurden), denn nicht alle
Kulturen favorisieren den unendlichen Raum, und die am 01.05.2004 beigetretenen
Kandidaten sind keine echten Abendländer. ( ).
Wenn die EU sich lieber im postmodernen Paradies einer Frührentner-Multi-Kultur
sehen will und vielleicht sogar den Tod der abendländischen Kultur idealisiert,
dann sollte sie gar nicht erst überlegen, wie sie auch noch z.B. die Türkei
oder Israel integrieren kann, sondern ob nicht eher umgekehrt die magische Kultur
( )
schon längst angefangen hat, die EU als Hauptteil einer pseudomorphen Kultur
ganz gehörig auszuwaschen. - Gehirnwäsche!
    Wenn
überhaupt, dann können nur wir - die Deutschen - die Aufgabe lösen,
ein einheitliches Europa zu schaffen, denn die Deutschen sind das größte
Volk Europas, und außerdem ist unsere geographische bzw. geopolitische Lage
die des Herzens, was für Europa heißt: Westliche
Mitte. Wir sind das Volk in der Mitte Europas. Wir haben neun Nachbarn
mit sechs verschiedenen Sprachen. Deutsch ist der größte Sprachraum.
Wir Deutsche sind der geborene Integrator Europas. Wenn wir es nicht in die Hand
nehmen, wird es niemand tun. Und dieser Aufgabe müssen wir uns stellen, indem
wir dort unsere Verantwortung sehen. (Klaus von Dohnanyi, in: Matthias Matussek,
Wir Deutschen, 2006, S. 131). Und auch die Hymne stammt ja von zwei Deutschen:
Beethoven ( )
und Schiller ( ).
Ist es nicht erstaunlich, daß nach dem Zweiten Weltkrieg die Hymne
Europas, und auch jetzt die Hymne der UNO, aus der Musik eines deutschen Komponisten
und dem Gedicht eines deutschen Dichters besteht? Darüber muß
man schon nachdenken. Schiller übrigens, der sein Gedicht »An die Freude«
im Enthusiasmus über die französische Revolution geschrieben
hatte, hat später dieses Gedicht als schlecht bezeichnet - als er sich von
der Revolution und ihrer Schrecken wieder abgewandt hatte. (Klaus von Dohnanyi,
ebd., S. 131). Vielleicht werden wir unsere Einstellung zur EU aber auch
genau so ändern, wie damals Schiller seine Einstellung zur Revolution
änderte.Wer über Deutschland und die Deutschen sprechen und
Politik betreiben will, sollte zuvor zweierlei wissen: 1.)
Mitte als Mittellage heißt Herz als
Herzlage, das bedeutet für Europa: Westliche Mitte,
also Deutschland, nämlich Deutschlands geographisch-politische (anders gesagt:
geopolitische, geostrategische) Lage, und in der Mitte ist immer auch der Kern;
2.) Michel heißt derjenige Deutsche,
der diese Mitte so klein redet oder gar macht, weil der Rand namens Nachbarn es
so will. Merke also: Auch der Rand macht Fehler, und zwar meistens mehr als die
Mitte mit ihrem Kern, und nur dann, wenn die Mitte den Rand, an dem die Fäulnis
immer zuerst auftritt, so sehr unterstützt, daß sie sich selbst vergißt
(verschläft, verträumt), ist die Gefahr für Europa größer
als für den Fall, daß der Rand die Mitte mit ihrem Kern unterstützt,
was aber unsere Nachbarn deswegen nicht taten, nicht tun, wohl auch nicht tun
werden, weil sie egoistischer und darum auch gefährlicher agierten (das beweist
die Vergangenheit), agieren (das beweist die Gegenwart), wohl auch agieren werden
(das wird wohl die Zukunft beweisen). Wer für die Geschichte Europas bis
heute eine Bilanz ziehen will, muß feststellen, daß nicht die Deutschen,
sondern die an Deutschland direkt oder indirekt angrenzenden Nachbarn die meisten
Verbrechen begangen haben. Das beweist die europäische Geschichte!
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