Die Familie und die Gleichberechtigung der Geschlechter.
(2009) **
Zusammenfassung
Der Artike analysiert
den demographischen Wandel aus soziologischer, biologischer und ökonomischer
Sicht. Ein Ergebnis ist, daß die Wirtschaftfunktion der Familie nicht zur
Gleichberechtigung der Geschlechter paßt. Ferner wird gezeigt, daß
sich männliche und weibliche Fortpflanzungsinteressen schon aus biologischen
Gründen erheblich voneinander unterscheiden, und daß eine Nichtberücktsichtigung
der spezifischen männlichen Interessen erhebliche gesellschaftliche Folgewirkungen
nach sich ziehen könnte. Es wird ein ergänzendes Familienmodell vorgeschlagen,
welches die aufgeworfenen Probleme lösen könnte. (Ebd., S. 1).
1) Die Gleichberechtigung der Geschlechter
In
modernen, der Gleichberechtigung der Geschlechter unterliegenden Gesellschaften
(im Folgenden einfachheitshalber gleichberechtigte Gesellschaften genannt)
gilt allgemein die Vorstellung, sowohl Männer als auch Frauen sollten im
Regelfall einer Erwerbsarbeit nachgehen und sich eventuelle Familienarbeiten dann
paritätisch teilen. Staat und auch Unternehmen sollten gleichzeitig für eine
möglichst optimale Vereinbarkeit von Familie und Beruf und einen angemessenen
Familienlastenausgleich sorgen. Die zentralen Fragen der vorliegenden
Arbeit sind: | Können
sich gleichberechtigte Gesellschaften, in denen beide Geschlechter praktisch
die gleichen Lebensentwürfe besitzen, bestandserhaltend reproduzieren? | | Können
sich gleichberechtigte Gesellschaften unter dem aktuell gültigen Familienmodell
bestandserhaltend reproduzieren? | Dabei wird der Begriff
bestandserhaltend wie folgt verwendet: Eine Gesellschaft reproduziert sich quantitativ
bestandserhaltend, wenn die nachfolgende Generation die Elterngeneration zahlenmäßig
ersetzen kann, qualitativ bestandserhaltend, wenn die nachfolgende Generation
insgesamt über gleiche oder höhere gesellschaftlich nutzbare Kompetenzen
(z.B. Bildung) wie die Elterngeneration verfügt und bestandserhaltend,
wenn sie sich sowohl quantitativais auch qualitativ bestandserhaltend reproduziert.
(Ebd., S. 3).Ferner wird angenommen, daß sich gemäß
dem aktuell gültigen Familienmodell Familien vom Grundsatz her selbst zu
ernähren haben (Wirtschaftsfunktion der Familie). (Ebd., S. 3).Die
Hauptthese der Arbeit ist: Die beiden obigen Fragen sind unter den genannten Voraussetzungen
zu verneinen. (Ebd., S. 3).Um die These zu belegen, sollen
zunächst einige einschränkende »Idealisierungen« angenommen
werden: | Die
untersuchte gleichberechtigte Gesellschaft ist in sich abgeschlossen. Mit anderen
Worten: Es findet weder eine Zu-/Abwanderung noch ein Außenhandel mit anderen
Gesellschaften statt. | | Die
gleichberechtigte Gesellschaft verfügt über ähnliche sozialstaatliche
Einrichtungen wie zurzeit die Bundesrepublik Deutschland. | Wir
stellen uns also vereinfacht vor, es gäbe nur Deutschland und das wäre
die Welt. Eine solche Idealisierung ist im Rahmen der genannten Fragestellungen
sinnvoll, denn ein gesellschaftliches Problem lässt sich nicht bereits dadurch
lösen, indem man es in Gesellschaften mit abweichenden Organisationsformen,
die man aber selbst nicht mehr für zeitgemäß hält, verschiebt.
(Ebd., S. 3).
2) Geburtenrate und Sterblichkeit
2.1) Der demographische Wandel
Die fortgeschrittenen Industrienationen
befinden sich mehrheitlich im demographischen Wandel, der sich allgemein
in drei unabhängigen Teiaspekten ausdrückt: | Es
werden zu wenige Kinder geboren oder etwas präziser ausgedrückt:
die gesellschaftliche Reproduktion ist insgesamt mengenmäßig nicht
bestandserhaltend. (Fertiltätsrate < 2,1). Analysen zeigen: Der Geburtenrückgang
in Deutschland ist wie auch in den übrigen europäischen Ländern
einschließlich der Länder Nordeuropas Ergebnis des zunehmenden Verschwindens
der Mehrkindfamilie mit drei oder mehr Kindern. (Vgl. Hans Bertram / W. Rösler
/ N. Ehlert, Nachhaltige Familienpolitik, 2005, S. 10) und wenier das Resultat
einer zunehmenden Kinderlosigkeit. | | In
sozial schwachen beziehungsweise bildungsfernen Schichten werden mehr Kinder geboren
als in Schichten mit hohem sozioökonomischen Status beziehungsweise Bildungsniveau.
Wissenschaftlich ausgedrückt: Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen
Kinderzahl und sozialer Position beziehungsweise Bildungsniveau. Dieser Zusammenhang
besteht in analoger Weise auch länderübergreifend, In den entwickelten
Industrienationen werden pro Frau meist viel weniger Kinder geboren als in den
Entwicklungsländern. Man nennt diese Phänomen das demographisch-ökonomische
Paradoxon (vgl. Herwig Birg,
Strategische Optionen der Familien- und Migrationspolitik in Deutschland und
Europa [**],
in: Christian Leipert
[Hrsg.], Demographie und Wohlstand, 2003, S. 30 [**]).
Auch bei dieser Erscheinung könnet man von einer fehlenden Bestandserhaltung
sprechen, diesmal aber nicht bezüglich der Zahl an Menschen, sondern der
Kompetenzen und Qualifikationen. | | Die
allgemeine Lebenserwartung steigt. .... (Ebd., S. 4). |
2.2) Der Rückgang der Sterblichkeit
Während der
gesamten Geschichte der Menschheit mußten Frauen eher durchschnittlich fünf
bis acht Kinder in die Welt setzen, damit sich eine Population mengenmäßig
erhalten konnte. Der grund: Die Säuglings, Kinder- und Müttersterblichkeit
waren hoch, und auch noch im Erwachsenenalter konnten Krankheiten, Seuchen, Hunger,
Kriege, Unfälle oder Verbrechen zu einem frühen Tod bei nur sehr wenig
nchkommen führen. (Ebd., S. 4).Dies änderte sich
in Europa schlagartig zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgrund einiger Errungenschaften
der Medizin - insbesondere der Hygiene ., einer besseren Nahrungsversorgung der
Bevölkerung und weiterer Modernisierungsprozesse. In der Folge ging die Sterblichkeit
zurück und es entstand ein dramatischer Bevölkerungszuwachs, der den
demographischen Übergang (**)
einleitete. Als demographischer Übergang wird in der Demographie
der Transformationsprozeß von hohen Geburten- und Sterberaten zu niedrigen
Geburten- und Sterberaten verstanden. Ursächlich war dabei vor allem der
Rückgang der Sterberaten, in erster Linie verursacht durch Fortschritte in
der Medizin und Hygiene und die Verbsserung der Ernährungsbasis. (Ebd.,
S. 4-5).Im Jahr 1816 lebten auf dem Gebiet in den Grenzen
des späteren Deutschen Reichs 25 Millionen Menschen, am Vorabend des Ersten
Weltkriegs dagegen bereits 68 Millionen (vgl. Josef Ehmer, Bevölkerungsgeschichte
und historische Demographie 1800-2000 , 2004, S. 6f.). Weitere fünf Millionen
waren - vor allem nach Übersee - ausgewandert (vgl. ebd, 2004, S. 9). Zwischen
1900 und 1910 erreichte die jährliche deutsche Bevölkerungszuwachsrate
mit rund 1,5 Prozent ihren Höhepunkt. Die Bevölkerung nahm in dieser
Periode schneller zu als jemals zuvor und jemals danach in der deutschen Geschichte
(vgl. ebd., 2004, S. 7). Der Zuwachs war auch stärker als in den meisten
anderen europäischen Ländern. (**).
(Ebd., S. 5).Ab etwa 1970 traten sehr viele moderne Gesellschaften
in den demographischen Wandel (**).
Als vermutliche Hauptgründe können angeführt werden: Zuverlässige
Kontrazeptiva (die Pille), weibliche Emanzipation, gesicherte Altersversorgung
(Rentenversicherung u.s.w.). Heute reichen durchschnittlich ca. 2,1 Kinder pro
Frau aus, damit sich eine Bevölkerung mengenmäßig erhalten kann.
Im 18. Jahrhundert lag diese Zahl noch deutlich über vier. Man kann deshalb
durchaus behaupten: Der Rückgang der Sterblichkeit war die Voraussetzung
für die Emanzipation der Frauen. So würde eine in sich abgeschlossene
Gesellschaft (es existieren weder Zu- noch Abwanderungen) mit 83 Millionen Einwohnern,
einer Fertilitätsrate von 1,4, einer Generationendauer von 30 Jahren und
einer Bestandserhaltungsrate von 2,1 (niedrige Sterblichkeit) binnen 100 Jahren
auf ca. 20 Millionen Einwohner schrumpfen, bei einer Bestandserhaltungsrate von
4,2 (hohe Sterblichkeit) dagegen auf ca. 2 Millionen. Unter solchen Verhältnissen
würde sich eine Gesellschaft bereits innerhalb der Lebenszeit von Menschen
erkennbar zu Tode schrumpfen, was gesellschaftlich wohl kaum hingenommen würde.
(Ebd., S. 5).
3) Familienmodelle
3.1) Kernfamilie
Im westlichen Kulturkreis wird heute unter
Familie in der Regel die sogenannte Kernfamilie aus Vater, Mutter und deren Kindern
verstanden. Sie ist in modernen Gesellschaften die weiterhin häufigste Familienform.
Alternative Modelle wie Alleinerziehung, Wohngemeinschaften, das Zusammenleben
zweier Elternteile mit nichtgemeinsamen oder gar jeweils eigenen Kindern nehmen
zwar anteilsmäßig zu, bleiben aber vorläufig noch in der Minderheit.
(Ebd., S. 5).
3.2) Ernährermodell
Die Industriegesellschaft mit ihrem
hohen Kapitaleinsatz und ihrer starken Verlagerung der Produktion aus dem häuslichen
Bereich heraus machte es erforderlich, daß ein Elternteil - üblicherweise
der Mann - das Haus verließ, um einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Diese wurde
mit Geld und/oder Waren vergütet, womit der Familienvater dann Frau und Kinder
ernährte. (Ebd., S. 5-6).Als Familienform setzte
sich deshalb sukzessive das patriarchalische*
Ernährermodell durch, bei dem der Vater als Ernährer der Familie fungierte,
während sich die Mutter als Hausfrau um Haus und Kinder kümmerte.
(Ebd., S. 6).Beim Ernähermodell besteht eine Hierarchie an
sozialen Funktionen. Es kann wie folgt beschrieben werden: | Der
Mann geht arbeiten und verdient dafür Geld, die Frau zieht die Kinder auf
und verdient dafür kein Geld. | Das patriarchalische*
Ernährermodell erwies sich in der Praxis als äußerst erfolgreich,
zumal es ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Produktion und Reproduktion
etablierte .... (Ebd., S. 6).
3.3) Familienmodell bei weiblicher Emanzipation
Die Frauenbewegung
hat das partriarchalische Ernähermodell ... bekämpft und ein anderes
Familienmodell (Vereinbarkeitsmodell [**])
dagegen gestellt .... Es basiert auf der Annahme einer grundsätzlichen Vereinbarkeit
von Familie und Beruf. | Mann
und Frau gehen beide arbeiten und verdienen dafür Geld. Außerdem teilen
sie sich die Familienarbeit und verdienen dafür beide kein Geld. | Vielen
Familien erscheint die prinzipielle Vereinbarkeit dieser völlig unterschiedlichen
und zweitaufwendigen Aufgaben jedoch als Mythos; sie erleben beides als Addition
(Iris Radisch, Die Schule der Frauen, 2007. S. 139ff.). Auch scheint die
Reduzierung der Arbeitszeiten bei beiden Ehepartnern zwecks einer gerechteren
Aufteilung der Familienarbeit aus ökonomischer Sicht für die betroffenen
Familien häufig die schlechteste Lösung zu sein, da dann beide Ehepartner
auf eine Karrieremöglichkeit und somit zusätzliche Verdienstmöglichkeiten
verzichten müssen. Ferner schließen zahlreiche Berufe Vereinbarkeitsszenarien
von vornherein weitestgehend aus (Pilot, Flugbegleiter, Matrose, Bergmann, Lokführer,
Schaffner, Fernfahrer, Manager, Vertreter, Dachdecker, Monteur u.s.w.). Bei einer
größeren Familie mit drei oder mehr Kindern nimmt die Familienarbeit
meist eine solche Größenordnung an, daß ein Elternteil (in der
Regel die Mutter) über einen Zeitraum von zehn oder mehr Jahren keiner oder
nur einer geringfügigen gleichzeitigen Erwerbsarbeit nachgehen kann. Damit
verfügt die Familie fast ausschließlich über das Einkommen des
Familienvaters und damit über deutlich geringere Einkünfte bei gleichzeitig
wesentlich höheren Kosten gegenüber berufstätigen Kleinfamilien
beziehungsweise Kinderlosen (siehe die Ausführungen im folgenden Abschnitt
[**]).
Solche Familien sind dann gezwungen, für einen längeren Zeitraum zu einer
modernen Abwandlung des patriarchalischen*
Ernährermodells - dem sogenannten Phasenmodell - zurückzukehren, was
aber eigentlich nicht mehr dem Zeitgeist entspricht: | Mann
und Frau gehen beide arbeiten und verdienen dafür Geld. Die Frau unterbricht
ihre berufliche Tätigkeit für eine längere Familienphase und verdient
in dieser Zeit kein/kaum Geld. | Konkret heißt
das: Während der Familienphase kommt das patriarchalische*
Ernährermodell zur Anwendung. Die Frau verzichtet dann auf nennenswerte Rentenansprüche,
vor allem aber auf Kernerrungenschaften der weiblichen Emanzipation, nämlich
Berufstätigkeit und ökonomische Selbstständigkeit. Die Alternativen
lauten jetzt: Ökonomische Abhängigkeit vom Ehemann oder von der Sozialhilfe.
(Ebd., S. 6-7).Daneben besitzt das Modell weitere Nachteile.
Speziell für gut ausgebildete Frauen dürfte es wenig attraktiv sein.
Das klassische Ernährermodell inklusive seiner modernen Variante Phasenmodell
hat in diesem Sinne also auch für größere Familien längst
ausgedient. An die Stelle des Ehemanns als Ernährer der Familie tritt mehr
und mehr der Staat. (Vgl. Norbert Bolz, Die Helden der Familie, 2006; S.
35f. [**]).
(Ebd., S. 7).
3.4) Das Dilemma des Vereinbarkeitsmodells
Familien sind
in unserer Gesellschaft ökonomisch autarke Einheiten, die sich vom Grundsatz
her selbst zu ernähren haben. Anders gesagt: Familien besitzen eine Wirtschaftsfunktion.
Eine solche gesellschaftliche Vorgabe ist aber alles andere als selbstverständlich,
denn viele Naturvölker kennen etwas Vergleichbares nicht. (Ebd., S.
7).Im Patriarchat*
galt unter dem Paradigma der familialen Wirtschaftsfunktion noch die einfache
Regel: Familien, die mehr Ressourcen (Geld) erlangten, konnten sich mehr Kinder
»leisten«, sofern sie nur wollten. (Daß
es das Patriarchat nicht mehr gebe, ist übrigens ein Märchen des westlichen
Kulturkreises, in dem es unterdrückt werden soll und mittlerweile auch wird
! HB). (Ebd., S. 7).Im Rahmen der Gleichberechtigung
der Geschlechter wurde die Wirtschaftsfunktion der Familie unbesehen beibehalten.
Nun beschaffen also im Rahmen des gesellschaftlich präferierten Vereinbarkeitsmodells
beide Elternteile gleichermaßen die erforderlichen Ressourcen, während
sie sich gleichzeitig die Familienarbeit teilen. Leider ist dies prinzipiell nicht
möglich. Denn spätestens ab dem dritten oder vierten Kind nimmt die
Familienarbeit ein solches Ausmaß an, daß entweder ein Elternteil
oder gar beide ihre Arbeitszeiten signifikant reduzieren müssen, und zwar
selbst dann, wenn sie auf eine optimale Vereinbarkeitsinfrastruktur zurückgreifen
können. Mit jedem weiteren Kind dürfte sich die Situation weiter verschärfen.
Dies führt dann zu den folgenden, bemerkenswerten - und im Patriarchat*
nicht bekannten - Dilemma: | Mit
zunehmender Kinderzahl steigen die Ausgaben für die Familie, während
gleichzeitig ihre Einkünfte sinken. | Ich möchte
das an einem - allerdings stark vereinfachenden - Beispiel verdeutlichen: Ehepaar
Müller ist beruflich qualifiziert und erfolgreich. Die beiden Ehepartner
verdienen monatlich jeweils 3000 Euro nach Steuern. Mit jedem Kind würden
ihnen 500 Euro an zusätzlichen Kosten entstehen, bei vier Kindern also 2000
Euro. Gleichzeitig hätten sie dann soviel Familienarbeit, daß sie beide
nur noch halbtags arbeiten gehen könnten. In der Folge reduzieren sich ihre
Einkünfte auf jeweils 1500 Euro pro Monat , das heißt, auf insgesamt
3000 Euro. Verdienten sie also vorher zusammen 6000 Euro im Monat, die ihnen allein
zur Verfügung standen, hätten sie mit ihren vier Kinderm noch 3000 Euro,
während ihre Kosten gleichzeitig um 2000 Euro angestiegen wären. Im
Endeffekt würden sie sich ihre persönlichen Einkünfte durch die
Familiengründung von 6000 Euro auf 1000 Euro pro Monat reduzieren.
(Ebd., S. 7-8).Ich werde im Rahmen der Arbeit zeigen, daß
das gerade geschilderte Dilemma mit den bislang öffentlich diskutierten familienpolitischen
Maßnahmen nicht einmal ansatzweise behebbar ist. Aufgrund dessen verschwinden
die größeren Familien, oder sie werden systematisch in die Sozialhilfe
abgedrängt, wo die Wirtschaftsfunktion der Familie nicht mehr greift, denn
dort versorgt ja der Staat (also der Steuerzahler, also
besonders die Reichen, und, weil der Staat sich im Auftrag des Bürgers verschuldet,
der beschleunigt weniger und unqualifizierter werdende N a c h w u c
h s - so schließt sich der Kreis! Eine solche Rechnung kann niemals
aufgehen! HB.). (Ebd., S. 8).Dies wäre
alles noch hinnehmbar, wenn die gesellschaftliche Reproduktion auch ohne größere
Familien funktionieren könnte. Diverse Analysen konnten jedoch zeigen: Dies
ist nicht möglich. Tatsächlich ist der Geburtenrückgang in Deutschland,
aber auch in vielen anderen entwickelten Ländern, in erster Linie auf das
Verschwinden der Mehrkindfamilie zurückzuführen (Vgl.
Hans Bertram / W. Rösler / N. Ehlert, Nachhaltige Familienpolitik,
2005, S. 10), denn unter der Rahmenbedingung der Gleichberechtigung
der Geschlechter gibt es für solche Familien zur Zeit kein passendes Familienmodell.
(Ebd., S. 8).
4) Biologie
Biologische
Argumente werden in den Sozialwissenschaften manchmal als Biologismus diskreditiert.
Solche Einwände sind aber nur dann stichhaltig, wenn eine Argumentation alles
auf die Biologie zurückführt (»es ist alles in den Genen«).
In einer umfassenden interdisziplinären Analyse dürfen biologische Gesichtspunkte
keineswegs außer Acht gelassen werden. Auf den nächsten Seiten soll
deshalb der Frage nachgegangen werden, ob den beiden Geschlechtern bereits aus
biologischen Gründen bestimmte Rollen zukommen. Dies läßt sich
tatsächlich zeigen. Geschlecht ist folglich nicht nur ein kulturelles Konstrukt
(Gender), sondern besitzt ein bedeutendes biologisches Fundament. (Ebd.,
S. 8).
4.1) Warum gibt es Männer?
In »Das andere Geschlecht«
schrieb Simone de Beauvoir noch, »daß der eigentliche Sinn der Unterteilung
der Arten in zwei Geschlechter nicht klar ist.« (Ebd., S. 28). Und weiter:
»Vielleicht wird die Mitwirkung des Mannes in der FortP.flanzung eines Tages
überflüssig: das ist anscheinend der Wunsch zahlreicher Frauen. ....
Die Phänomene der ungeschlechtlichen Vermehrung und der Parthogenese sind
ebenso ursprünglich wie die geschlechtliche Fortpflanzung. Diese ist, wie
gesagt, nicht a priori bevorzugt, doch weist keine Tatsache darauf hin,
daß sie auf einen elementareren Mechanismus zurückzuführen ist.«
(Ebd., S. 33) Alice Schwarzer ergänzt, »daß der Mensch ursprünglich
eine polymorphe Sexualität (Sigmund Freud) hat, die nicht festgelegt
ist, und daß die vorherrschende Heterosexualität ein Resultat der kulturellen
Priorität ist.« (Dies., Die Antwort, S. 41). Entsprechend fordert
sie einen »neuen Menschen«: Ja, es stimmt, die schlimmsten Albträume
der Fundamentalisten und Biologisten müßten wahr werden: Das werden
nicht mehr die gewohnten »Frauen und Männer« sein ..., sondern
herauskommen wird ein »neuer Mensch«. »Ein Mensch, bei dem die
individuellen Unterschiede größer sein werden als der Geschlechtsunterschied.«
(Ebd. S. 168). Judith Butler geht noch einen Schritt weiter, indem sie behauptet,
Geschlecht stelle ausschließlich eine soziale Kategorie dar, wobei sie gleichzeitig
die biologische, binäre Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit radikal in
Frage stellt. (Vgl. dies., Das Unbehagen der Geschlechter, 2007)
(Ebd., S. 8-9).Ich werde die Auffassungen von Beauvoir,
Schwarzer und Butler auf den nächsten Seiten falsifizieren und insbesondere
den »elementareren Mechanismus« der geschlechtlichen Fortpflanzung
beschreiben, den Simone de Beauvoir noch vermißte. (Ebd., S. 9).Biologen
weisen meist darauf hin, daß der wesentliche Vorteil der Sexualität
in der genetischen Rekombination liege, die eine ungeheure genetische Vielfalt
erzeuge. (Vgl. Franz M. Wuketits, Evolution - Die Entwicklung des Lebens,
2005, S. 55ff.). Umgekehrt sei die genetische Rekombination die Voraussetzung
für das Entstehen komplexer Lebensformen auf der Erde gewesen. (Vgl. Manfred
Eigen, Stufen zum Leben, 1987, S. 114). Allerdings erklärt dies noch
nicht, warum es bei höheren Tierarten keine Hermaphroditenpopulationen gibt.
Es wäre für die Evolution viel einfacher gewesen, pro Art nur ein gemeinsames
Geschlecht (mit beiden Fortpflanzungsfunktionen) zu konstruieren, so daß
sich jedes Individuum mit jedem anderen paaren und jedes dann auch Junge bekommen
kann. Hermaphroditenpopulationen sind bezüglich der Zahl ihrer potenziellen
Nachkommen (quantitativ) viel leistungsfähiger als getrenntgeschlechtliche
(Männchen/Weibchen) Populationen, trotzdem haben sie sich bei höheren
Tierarten nicht durchsetzen können. (Ebd., S. 9).Den
eigentlichen Grund für die Geschlechterdifferenzierung haben die Soziobiologen
längst sicher ermitteln können, nämlich die grundsätzlich
unterschiedliche Fruchtbarkeit von männlich versus weiblich. »Diese
simple Tatsache steht am Anfang jeder geschlechtlichen Differenzierung und sie
führt zu einer folgenreichen und soziokulturell höchst dynamischen Angebots-Nachfrage-Asymmetrie
auf dem Markt sexueller Transaktionen: Die Pro-Kopf-Investitionen in Fortpflanzung
ist zwischen den Geschlechtern grundverschieden.« (Eckart Voland, Grundriß
der Soziobiologie, 1993, S. 49). Anders gesagt: Männer könnten potenziell
100000mal so viele Nachkommen wie Frauen haben, allerdings auch nur dann, wenn
die von ihnen erbrachten Elterninvestments pro Kind deutlich geringer sind als
bei den Frauen. (Ebd., S. 9).Während der gesamten
Geschichte der Menschheit hatten reiche oder mit Macht ausgestattete Männer
eine größere Zahl an Sexualpartnerinnen und setzten auch mehr Kinder
in die Welt als Männer mit einem niedrigeren Sozialstatus. Diese Aussage
konnte in zahlreichen Untersuchungen mit unterschiedlichen Gesellschaftsformen
(vormoderne Bauerngesellschaften, Wildbeuter u.s.w.) bestätigt werden (vgl.
u.a. Eckart Voland, Grundriß der Soziobiologie, 1993, S. 89f.). Beispielsweise
konnte bei den matriarchalisch organisierten südamerikanischen Yanomami beobachtet
werden, daß Häuptlinge im Durchschnitt mit mehr Frauen verheiratet
sind als Nichthäuptlinge, und daß die Häuptlingsfrauen im Mittel
besonders fruchtbar sind (vgl. Eckart Voland, Grundriß der Soziobiologie,
1993, S. 89). Würden die Yanomami dagegen erwarten, daß sich Frauen
und Männer die Familienarbeit pro Kind paritätisch teilen, dann hätten
Häuptlinge besonders viel Familienarbeit zu leisten, und zwar sogar deutlich
mehr als ihre Frauen, denn sie haben die meisten Kinder. (Ebd., S. 9).Auch
in modernen menschlichen Gesellschaften läßt sich nachweisen: Nichts
steigert die Attraktivität eines Mannes gegenüher dem anderen Geschlecht
so sehr wie der soziale Status beziehungsweise der berufliche Erfolg (vgl. Thomas
Weher, Soziobiologie, 2003, S. 77). Diese Präferenzen sind weltweit
in allen Kulturen so einheitlich anzutreffen, daß einige Autoren dafür
biologische Ursachen vermuten. (Ebd., S. 10).Die viel
höhere potenzielle Fruchtbarkeit des männlichen Geschlechts in Kombination
mit dem weiblichen Partnerwahlverhalten (im Tierreich meist anhand sogenanmer
Fitneßindikatoren) führt nun aher zu einer deutlich beschleunigten
Verbreitung von Erfolgsmerkmalen innerhalb einer Population. Viele Männer
werden dann keine oder nur sehr wenige Nachkommen haben, andere dafür vergleichsweise
viele. Getrenntgeschlechtliche Populationen sind also Hermaphroditen in der Reproduktion
zwar quantitativ unterlegen, doch qualitativ überlegen: dies
ist letztlich ihr entscheidender Vorteil, wie im folgenden Abschnitt (**)
noch einmal anhand eines Beispiels verdeutlicht werden soll. Aus diesem Grund
haben sie sich bei höheren Tierarten vollständig durchgesetzt.
(Ebd., S. 10).
4.2) Weitergabe von genetischen Merkmalen
In diesen Zusammenhang
fällt zunächst auf, daß Männer häufiger von genetischen
Mulationen betroffen sind als Frauen, was möglicherweise auf die männliche
XY-Chromosomen-Asymmetrie zurückzuführen ist. Beispielsweise sind sechs
von siehen Inselbegabten (Savants) Männer. Der hekannte Inselbegabte Kim
Peek (»Rain Man«) verfügt zwar über außergewöhnliche
geistige Fähigkeiten, die sich auf ein gegenüber Vergleichspersonen
völlig anders strukturiertes Gehirn zurückführen lassen, gleichzeitig
ist er aber auch geistig behindert. Die meisten Mutationen dieser Art wirken sich
nämlich in der Summe eher ungünstig aus. Dennoch kann der Natur dabei
gelegentlich ein »Volltreffer« gelingen. So behauptet der Hirnforscher
Michael Fitzgerald etwa, selbst bei Genies wie Einstein, Newton, Beethoven oder
Mozart habe eine mehr oder weniger starke Ausprägung von Autismus vorgelegen.
(Ebd., S. 10).Stellen wir uns nun in einem Gedankenexperiment
vor, ein Mensch habe durch eine genetische Mutation die Gabe erhalten, durch zehnminütiges
Handauflegen Krebs zu heilen. Wir können drei Fälle unterscheiden: | Die
Person ist eine Frau. Vermutlich
würde die Frau ihre Bestimmung darin sehen, möglichst viele Krebskranke
zu heilen. Sie würde zwar viel Geld verdienen, aber kaum Zeit für eigene
Kinder haben. Gegebenenfalls würde sie kinderlos bleiben. In der nächsten
Generation wäre die genetische Mutation wahrscheinlich bereits wieder verschwunden. | | Die
Person ist ein Mann in einer patriarchalischen*
Gesellschaft.Der
Mann würde ebenfalls seine Bestimmung darin sehen, möglichst viele Krebskranke
zu heilen. Er würde viel Geld verdienen, eine Ehefrau, viele Freundinnen
und viele Kinder haben. In der nächsten Generation gäbe es wahrscheinlich
bereits fünf oder mehr Menschen mit der gleichen genetischen Mutation. | | Die
Person ist ein Mann in einer gleichberechtigten Gesellschaft.Der
Mann würde gleichfalls seine Bestimmung darin sehen, möglichst viele
Krebskranke zu heilen. Er würde zwar viel Geld verdienen, aber kaum Zeit
für eigene Kinder haben, da er für jedes Kind die Hälfte der Familienarbeit
zu leisten hätte. Gegebenenfalls würde er kinderlos bleiben. In der
nächsten Generation wäre die genetische Mutation wahrscheinlich bereits
wieder verschwunden. | Während die Natur also dem
weiblichen Teil den Hauptteil der Fortpflanzungsarbeit zugewiesen hat, ist eine
Hauptaufgabe des männlichen Geschlechts, die Evolution zu beschleunigen und
für eine möglichst rasche Anpassung an den Lebensraum zu sorgen. Es
ist folglich von Vorteil, wenn das männliche Geschlecht stärker von
Mutationen betroffen ist, denn dann können ungünstige Mutationen leichter
»eliminiert« und günstige gefördert werden, und zwar alles
auf ganz natürliche Weise. Möglicherweise ist sogar ein Großteil
des menschlichen Intellekts auf genau diese Weise entstanden. Insgesamt ist das
männliche Geschlecht so etwas wie ein »Turbolader« der Evolution,
denn es unterliegt aufgrund der aus seiner Sicht knappen weiblichen Ressourcen
einem erhöhten Selektionsdruck, und zwar selbst dann, wenn der Lebensraum
nicht begrenzt ist. (Ebd., S. 10-11).Von Bedeutung
ist in diesem Zusammenhang auch, daß die Sexualität eine neue Interaktionsweise
hervorgebracht hat, die sogenannte »Gefallen-wollen-Kommunikation«
(Peter Mersch, Evolution,
Zivilisation und Verschwendung, 2008, S. 16ff.), bei der die Selektionsinteressen
des Kommunikationspartners Berücksichtigung finden. Davor ging es in der
Natur ausschließlich dominant zu: Fressen und gefressen werden. Doch spätestens
mit der sexuellen Selektion mußten die Männchen lernen, den Weibchen
zu gefallen, um von ihnen erhört zu werden. Die Sexualität hat also
letztlich unser modernes Leben erst möglich gemacht: Alle modernen Märkte,
und selbst Zivilisation und Demokratie (vgl. ebd.,
S. 249ff.) basieren maßgeblich auf der sich aus der sexuellen Selektion
ableitenden »Gefallen-wollen-Kommunikation«. (Ebd., S. 11).Den
beiden Geschlechtern kommen also bereits aus biologischen Gründen unterschiedliche
Aufgaben zu. Nivellierte man die Lebensentwürfe beider Geschlechter, entfiele
der eigentliche Sinn des männlichen Geschlechts. Möglicherweise ist
die zunehmende Orientierungslosigkeit der männlichen Jugend bereits Ausdruck
dieser Entwicklung. Mittlerweile wünschen sich Frauen in Deutschland durchschnittlich
nur noch 1,75 Kinder, Männer sogar nur 1,59 (vgl. Robert-Bosch-Stiftung,
Bosch-Studie, 2006 [**]).
Ein solches Resultat ist alarmierend, denn der männliche Kinderwunsch müßte
aus biologischen Gründen (aufgrund der bereits erwähnten »Angebots-Nachfrage-Asymmetrie
auf dem Markt sexueller Transaktionen«, die die Basis des biologischen Vorteils
getrenntgeschlechtlicher Populationen ist) stets höher sein als der weibliche.
Offenbar wurden die spezifischen männlichen Fortpflanzungsinteressen bislang
nicht ausreichend evaluiert und berücksichtigt. (Ebd., S. 11).Es
kann heute kein Zweifel mehr daran bestehen, daß ein nennenswerter Teil
des menschlichen Denkens, Fühlens und Verhaltens eine biologische Basis besitzt,
die im Überlebenskampf während der Menschwerdung entstanden ist (vgl.
Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Die Biologie des menschlichen Verhaltens,
1984). Auch bei der Intelligenz kann von einer erheblichen erblichen Komponente
ausgegangen werden, wie die Zwillings- und Adoptionsforschung belegt (**).
Ferner scheint hier das Gleiche zu gelten, was bereits bei der Geschlechterverteilung
von Inselbegabten festgestellt wurde: die Varianz der Intelligenzverteilung bei
Männern ist deutlich höher als bei Frauen. Beispielsweise ergab ein
Test unter 2500 Geschwistern, daß sich unter den »klügsten«
und »dümmsten« zwei Prozent einer Bevölkerung offenbar doppelt
so viele Männer wie Frauen befinden (vgl. a.a.O.). Gemäß anderen
Untersuchungen (vgl. a.a.O.) haben doppelt so viele Männer wie Frauen einen
IQ oberhalb von 125 Punkten. Ab der Grenze von 155 kommt auf 5,5 Männer nur
noch eine Frau. (Ebd., S. 11-12).
Vgl.
Peter Borkenau, Anlage und Umwelt - Eine Einführung in die Verhaltensgenetik,
1993; Rainer Riemann / Frank M. Spinath, Genetik und Persönlichkeit,
in: Jürgen Hennig / Petra Netter (Hrsg.), Biopsychologische Grundlagen
der Persönlichkeit, 2005; David Shaffer / Katherine Kipp, Developmental
Psychology, 7. Auflage, 2006, S. 105ff.; Volkmar Weiss, Die IQ-Falle,
2000; Gerhard Roth, Aus Sicht des Gehirns, 2003, S. 110ff.. |
In
modernen menschlichen Gesellschaften korreliert der IQ mit Bildungsniveau und
beruflichem Erfolg. Beruflicher Erfolg geht meist mit dem Erreichen verantwortungsvoller
Positionen einher, wofür aber wiederum ein besonders starkes persönliches
Engagement und das Einbringen umfangreicher zeitlicher Ressourcen erforderlich
ist. Dies hat dann aber zwangsläufig zur Konsequenz. daß beruflicher
Erfolg einem hohen Engagement bei anderen sozialen Aufgaben eher im Wege steht,
was auch für die Familienarbeit gilt. (Ebd., S. 12).Und
genau hier kommt nun das Problem der weiblichen Emanzipation ins Spiel. Wenn sowohl
die berufliche Karriere als auch die Familienarbeit mit hohen zeitlichen Aufwänden
und damit mit jeweils hohen Opportunitätskosten verbunden sind, und beide
Geschlechter beide Aufgaben anteilsmäßig gleich erfüllen sollen,
dann wird im statistischen Mittel eine bessere Ausbildung und darauf aufbauend
eine größere berufliche Verantwortung immer mit einer geringeren Kinderzahl
korrelieren. Daran werden Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf nichts Entscheidendes ändern können. (Ebd.,
S. 12).Grundsätzlich ist davon auszugehen, daß
sich mit einem Fortschreiten der weiblichen Emanzipation und insbesondere einer
weiteren Steigerung der Frauenerwerbsquote die Verhältnisse für Frauen
und Männer immer stärker angleichen werden, da es dann selbst für
beruflich erfolgreiche Männer immer schwerer werden dürfte, eine adäquate
Lebensgefährtin zu finden, die bereit ist, für die Gründung einer
größeren Familie für eine längere Zeit auf ihren Beruf zu
verzichten. Dafür sprechen allein schon die festgestellte Bildungshomogamie
bei Paaren und IQ-Korrelation bei Ehepaaren. (Vgl. Bernd Eggen / Marina Rupp [Hrsg.],
Kinderreiche Familien, 2006, S. 56). Ferner übertragen sich die hohen
Opportunitätskosten von Kindern bei einer gesellschaftsweit angestrebten
paritätischen Aufteilung der Familienarbeit unmittelbar auch auf die Männer.
Obwohl Männer oftmals bis ins hohe Alter fortptlanzungsfähig sind, entsteht
dann für beide Geschlechter eine maximal 25-jährige «Rushhour
des Lebens«, in der sowohl die Karriere aufgebaut als auch die Familie gegründet
werden muß. (Vgl. Hans Bertram / W. Rösler / N. Ehlert,
Nachhaltige Familienpolitik, 2005). (Ebd., S. 12).Man
kann mit einfachen Modellen zeigen, daß es unter solchen Verhältnissen
zwangsläufig zu einem langfristigen Nachlassen der durchschnittlichen Intelligenz
der Bevölkerung (und damit von aktuellen Erfolgsmerkmalen) kommen muß,
wobei der männlichen - und nicht der weiblichen - Fertilität eine herausragende
Bedeutung zukommt. (Vgl. Peter Mersch, Die
Emanzipation - ein Irrtum!, 2007, S. 64ff. [**|**],
S. 94ff. [**]).
Und in der Tat ist in den meisten entwickelten Ländern seit Ende der 1990er
Jahre ein Absinken des durchschnittlichen IQs der Bevölkerung feststellbar.
(Vgl. u.a. Wissenschaft.de
2005 [**];
Mannheimer Morgen, 22.03.2008). Da IQ-Verluste auch mit Wohlstandsverlusten und
erhöhter Arbeitslosigkeit einherzugehen scheinen (vgl. a.a.O.) - ein Zusammenhang,
der auch innerhalb Deutschlands nachweisbar ist (vgl. Mannheimer Morgen, 22.03.2008)
-, dürfte dies zu einer signifikanten Verletzung der Generationengerechtigkeit
führen. (Vgl. Jörg Tremmel, Bevölkerungspolitik im Kontext ökologischer Generationenegerechtigkeit, 2005; S. 98). (Ebd., S. 12).Auf
Basis des Prinzips der natürlichen Selektion der Evolutionstheorie könnte
man geneigt sein zu fordern, in menschlichen Gesellschaften müsse sozialer
Erfolg mit Reproduktionserfolg korrelieren. Eine solche Forderung gilt aber allgemein
als sozialdarwinistisch. (Vgl. Christian Vogel, Anthropologische Spuren [Hrsg.:
Volker Sommer], 2000, S. 183f.). Allerdings läßt sich argumentieren,
daß die Evolution des Lebens nicht durch das Prinzip der natürlichen
Selektion, sondern primär durch die Selbsterhaltungs- und Reproduktionsinteressen
von Individuen vorangetrieben wird. (Vgl. Peter Mersch, Evolution,
Zivilisation und Verschwendung, 2008, S. 59ff.). Daraus ließe
sich dann aber ableiten, daß sozialer Erfolg nicht zu einer prinzipiellen
und statistisch nachweisbaren Reduzierung des Fortptlanzungsinteresses (bzw. Kinderwunsches)
führen darf. Eine entsprechende Forderung scheint regelrecht ethisch geboten
zu sein, denn es ist den Menschen nicht zumutbar, sich einerseits um sozialen
Erfolg zu bemühen, dafür dann allerdings den Preis eines statistisch
signifikant niedrigeren Fortpflanzungsinteresses zahlen zu müssen. Moderne
Industriegesellschaften erfüllen diese Forderung üblicherweise nicht
(vgl. Thomas Klein, Sozialstrukturanalyse, 2005, S. 76), und zwar aus den
in diesem Artikel genannten ökonomischen und organisatorischen Gründen.
(Ebd., S. 12-13).Nun lassen sich die Zusammenhänge
dieses Abschnittes naturgemäß nicht »beweisen«. Beweisen
kann man nur in der Mathematik. Sie aber kaum begründet als nicht existent
abzutun, könnte sich für die nächste Generation als genauso fatal
erweisen, wie ein leichtfertiges Abtun der These, die globale Erwärmung würde
durch den gestiegenen CO2-Ausstoß der Menschheit verursacht.
Auch hat ein Hinweis auf biologische Zusammenhänge nichts mit einer Ablehnung
von gezielten Fördermaßnahmen für sozial benachteiligte Schichten
zu tun. Im Gegenteil: Damit diese gefördert werden können, muß
es vor allem eine ausreichende Zahl an Menschen geben, die andere fördern
können und nicht selbst auf Förderung angewiesen sind. (Ebd.,
S. 13).
4.3) Die ökonomische Theorie der Fertilität
Biologen
behaupten meist, Lebewesen ginge es primär um Selbsterhalt und Fortpflanzung:
»Genau so sind wir alle entstanden, ohne einem anderen Gesetz zu folgen,
als dem der Erhaltung einer Identität und der Fähigkeit zur Fortpflanzung.«
(Humberto Maturana / Francisco Varela, Der Bann der Erkenntnis,
1990, S. 129). Ganz nüchtern betrachtet ist jedoch die Erbringung
der aufwendigen und kräftezehrenden Nachwuchsarbeit aus Sicht eines Individuums
alles andere als selbstversländlich. (Vgl. Peter Mersch, Evolution,
Zivilisation und Verschwendung, 2008, S. 59ff.). Damit die Fortpflanzung
trotzdem zuverlässig geschieht, mußte die Natur/Evolution den Individuen
ein biologisch fundiertes Reproduktionsinteresse verordnen. Anders gesagt: Lebewesen
waren so zu konstruieren, daß sie sich fortpflanzen »wollen«.
(Ebd., S. 13).Dies erfolgt nun aber offenkundig in erster
Linie über die sexuelle Lust, denn seitdem es moderne Verhütungsmittel
gibt, lassen sich Paarungs- und Reproduktionserfolg präzise voneinander trennen:
Die Fortpflanzung generiert dann zu einem ökonomisch abschätzbaren Vorgang,
der sich der Konkurrenz anderer Inleressen des Individuums ausgesetzt sieht. Es
sind dann Fragen möglich wie: »Berufliche Karriere, neues Auto, Urlaubsreise
oder Kind?« Und seitdem hat die ökonomische Theorie der Fertilität
ausreichende Substanz, um das Fortpflanzungsverhalten moderner Menschen relativ
präzise beschreiben zu können. (Vgl. Thomas Klein, Sozialstrukturanalyse,
2005, S. 81; vgl. Johannes Kopp, Familiensoziologie, 2002, S. 198ff.).
(Ebd., S. 13).Gemäß der ökonomischen Theorie
lassen sich drei verschiedene Nutzenarten für Kinder unterscheiden: Konsumnutzen,
Einkommensnutzen, Sicherheitsnutzen. (Vgl. Thomas Klein, Sozialstrukturanalyse,
2005, S. 81; vgl. Johannes Kopp, Familiensoziologie, 2002, S. 198ff.).
Diesen Nutzenarten stehen zwei Kostenarten gegenüber: Opportunitätskosten,
direkte Kosten. (Ebd., S. 13).Mit Wertedebatten
oder Vorstellungen wie »Kinder kriegen die Menschen immer« (Konrad
Adenauer) - beziehungsweise dessen ... abgeschwächter Variante »Kinder
wollen die Menschen immer« - ist dem Nachwuchsproblem moderner Gesellschaflen
nicht beizukommen. Stattdessen ist nun bei jeder familien- oder bevölkerungspolitischen
Maßnahme zu prüfen, ob sie den ökonomischen Anforderungen der
adressierten Eltern gerecht wird oder nicht. Zur Zeit wird genau dies nicht getan,
wie noch aufgezeigt wird. (Ebd., S. 13).Die sichere
Beherrschung des eigenen Fortpflanzungsinteresses stellt ein einmaliges Ereignis
in der bereits mehr als vier Milliarden Jahre währenden Geschichte des Lebens
auf der Erde dar. Obwohl der Begriff Bevölkerungsplanung ... äußerst
negativ besetzt ist, darf dennoch prognostiziert werden, daß Familienplanung
und weibliche Emanzipation langfristig so etwas wie Bevölkerungsplanung
zur Folge haben werden. Die zu niedrigen Geburtenraten der entwickelten Länder
sind dafür von Vorteil, denn das im Abschnitt »Familie
als Beruf« vorgestellte und in allen Ländern ganz ähnlich
implementierbare Verfahren erlaubt die zielgenaue Erhöhung von Geburtenzahlen,
das heißt, eine präzise und gegebenenfalls international abstimmbare
Bevölkerungsplanung, und zwar ohne dabei in Persönlichkeitsrechte
einzugreifen. Dies ist mit keiner anderen bislang vorgeschlagenen familien- oder
bevölkerungspolitischen Maßnahme möglich. Alle anderen bislang
diskutierten familien- oder bevölkerungspolitischen Maßnahmen scheinen
der Größe des aktuellen Familienproblems nicht gerecht zu werden.
(Ebd., S. 14).
5 ) Ökonomie
Wenn in gleichberechtigten
Gesellschaften -anders als im Patriarchat*
- neben den Männern auch alle Frauen einer Erwerbsarbeit nachgehen, wird
es zwangsläufig zu einem deutlichen Anstieg der Zahl an Arbeitskräften
kommen. Denkbare negative Folgen sind: Arbeitskräfteüberangebot, Langzeitarbeitslosigkeit,
Frühverrentungen, Jugendarbeitslosigkeit, vermehrte Teilzeitjobs, prekäre
Arbeitsverhältnisse und Lohneinbußen. Tatsächlich nahm die Zahl
der Erwerbspersonen von 1970 bis 2007- umgerechnet auf die heutige Bevölkerungsgröße
- um ca. 7 Millionen zu (vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland, 2009), da der
Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung im genannten Zeitraum
von ca. 44 Prozent auf ca. 53 Prozent anstieg, ein Effekt, der maßgeblich
auf eine erhöhte Frauenerwerbsquote zurückzuführen ist (und
darauf, daß unser Parteienstaat massenweise Frauen mittels Quotenregelungen
im Staatsdienst einstellte! HB). (Ebd., S. 14).Ferner
dürfte die Kaufkraft des durchschnittlichen Einkommens pro Arbeitnehmer sinken,
denn man kann den produzierten Warenkorb nicht mehrfach teilen. Für die Mehrkindfamilie
hätte dies fatale Konsequenzen, da sie aufgrund des enormen Aufwands bei
der Familienarbeit üblicherweise nur einen Ernährer hat: Konnte im Patriarchat*
ein einzelner Mann mit einem leicht überdurchschnittlichen Gehalt noch seine
Frau und beispielsweise vier Kinder ernähren, so kann er das in gleichberechtigten
Gesellschaften nun möglicherweise nicht mehr. Die gesellschaftsweite Priorisierung
von Erwerbsarbeit (Produktion) gegenüber der Nachwuchsarbeit (gesellschaftliche
Reproduktion) bei beiden Geschlechtern dürfte auf diese Weise zu einer Entwertung
von Familienarbeit und einer generellen Verarmung größerer Familien
führen (und zur Verdummung! HB).
(Ebd., S. 14).Nun kennen aber auch Unternehmen die Unterscheidung
von Produktion und Reproduktion. Betrachten wir dazu einmal einen
Pharmakonzern wie Bayer. Medikamente besitzen üblicherweise einen Patentschutz
von bis zu zwanzig Jahren. Wenn der Patentschutz eines umsatzstarken Medikamentes
ausläuft, dann dürfte die Vermarktung des Produktes schwieriger werden,
es altert sozusagen. Oft kann der Hersteller noch kleinere Verbesserungen vornehmen,
die die Konkurrenz wieder etwas auf Abstand halten. Man könnte solche Produktinnovationen
mit Qualifizierungsmaßnahmen beim Menschen vergleichen. Aber irgendwann
dürfte es dann auch bei dem besten Medikament soweit sein: es können
kaum noch Gewinne erzielt werden. Das Produkt geht »in Rente«. Doch
wovon sollte Bayer dann leben? Selbstverständlich von den Produkten, die
in der Zwischenzeit in den Forschungs- und Entwicklungslabors herangereift sind.
(Ebd., S. 14-15).High-Tech-Unternehmen, die es gewohnt sind, auf
Märkten mit anderen Unternehmen um Kunden zu konkurrieren, wissen, daß
sie in ihre zukünftigen Produkte investieren müssen, das heißt,
in Forschung und Entwicklung, oder abstrakter ausgedrückt: in ihre Produkt-Reproduktion.
Tun sie dies nicht, laufen sie Gefahr, den technologischen Anschluß und
damit Kunden an andere Anbieter zu verlieren. Mit zunehmender Konkurrenz steigt
die Bedeutung der Reproduktion. Innovativen Unternehmen waren diese Zusammenhänge
schon immer bewußt. (Ebd., S. 15).Bei Produktion und
Reproduktion handelt es sich um eigenständige und gleichgewichtige Aufgaben.
Das folgende Beispiel macht deutlich, daß diese nur schwer miteinander vereinbar
sind. Unternehmen investieren in neue Produkte häufig ähnlich lange
vor, wie dies menschliche Gesellschaften beim Aufziehen von Nachwuchs (Reproduktion
von Humankapital) tun. Ein neues Medikament hat in der Pharmaindustrie heute üblicherweise
eine Entwicklungszeit von 12 bis 15 Jahren. Rechnet man die Grundlagenforschung
dazu, dann führen neue Erkenntnisse manchmal erst in 25 Jahren zu neuen Produkten,
wobei die Produkteinführung nicht selten nochmals mehrere Jahre andauern
kann. Erst dann können endlich Gewinne eingefahren werden. Und kommt es im
Rahmen von Produktzulassungsprozessen zu Problemen, dann muß gegebenenfalls
eine neue Produktlinie, deren Entwicklung 20 Jahre vorher hoffnungsfroh begonnen
wurde, am Ende sogar vollständig eingestellt werden. (Ebd., S. 15).Betrachten
wir deshalb einmal das folgende fiktive Pharmaunternehmen: Die eigentliche Produktion
besteht in der Herstellung und Vermarktung von verschiedenen Medikamenten. Damit
wird letztlich das Geld verdient. In der Produktion arbeiten ausschließlich
Frauen, die für ihre Tätigkeit auch entlohnt werden. In der Forschung
(Produkt-Reproduktion) sind dagegen ausschließlich Männer beschäftigt.
Diese erhalten kein Gehalt, da mit der Forschung keine Einnahmen erzielt werden.
Irgendwann ist es den Forschern zu bunt. Aber anstatt auf einer angemessenen Bezahlung
für ihre reproduktiven und auf lange Sicht für das Unternehmen bedeutsamen
Tätigkeiten zu bestehen, beharren sie auf ihrem Recht, nun ebenfalls in der
Produktion beschäftigt zu werden, um Geld verdienen zu können. Aus Gründen
der Geschlechtergleichstellung kann man ihnen diesen Wunsch nicht verwehren, so
daß nun massenhaft Männer in die Produktion drängen. Die Folge
ist: Die Reproduktion liegt danieder, die Zukunft des Unternehmens steht auf dem
Spiel. Gleichzeitig ist jetzt das Arbeitsangebot für die Produktion zu groß,
so daß Frauen ab 50 in Frührente geschickt werden und weniger qualifizierte
entlassen. 50-jährige Männer werden erst gar nicht übernommen und
bei den weniger qualifizierten gilt das Gleiche. Ebenso sinken die Gehälter,
während die Anforderungen steigen, denn die Auswahl an potenziellen Arbeitnehmern
ist groß. Es passieren also ziemlich genau die Dinge, an die wir uns in
unserer Gesellschaft auch längst gewöhnt haben. (Ebd., S. 15).Die
Forderung nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf entspricht in
unserem Pharmakonzern-Beispiel dem Anliegen, Frauen und Männer sollten neben
der Produktion auch noch ein wenig Forschung betreiben: Tagsüber Herstellen
von Pillen, abends unentgeltliches Forschen im Labor. In ernsthaften Unternehmen
wäre man sich sehr schnell im klaren darüber: Dies kann und wird nicht
funktionieren. (Ebd., S. 15).Wir stellen fest: Hart kalkulierende
und durch und durch ökonomisch denkende, gewinnorientierte Unternehmen investieren
Milliardensummen in ihre Reproduktion, obwohl sich diese nicht unmittelbar »rechnet«.
Sie beschäftigen in diesen Bereichen üblicherweise ihre fähigsten
Mitarbeiter. Oft repräsentieren solche Abteilungen sogar die eigentliche
Kernkompetenz des Unternehmens, während fast alles andere ausgelagen werden
könnte und zum Teil auch wird. (Ebd., S. 16).Dabei fällt
aber vor allem eins auf: Leistungsfähige Unternehmen organisieren sowohl
ihre produktiven als auch reproduktiven Bereiche marktwirtschaftlich, Staaten
tun dies dagegen nicht. Oder anders gesagt: Moderne, gleichberechtigte Gesellschaften
weisen einen massiven Organisationsfehler auf. (Ebd., S. 16).
6) Individualisierung
Die in der
Soziologie sehr weit akzeptierte Individualisierungsthese besagt nun, daß
sich der Einzelne in modernen Gesellschaften immer stärker aus übergeordneten
Vorgaben bezüglich Geschlecht, Alter beziehungsweise sozialer oder regionaler
Herkunft löst, so daß es zu einer drastischen Zunahme der individuellen
Entscheidungsspielräume und einer Reduzierung des Grads der Außensteuerung
kommt. Das Individuum wird zentraler Bezugspunkt für sich selbst und die
Gesellschaft. (Vgl. Matthias Junge, Individualisierung, 2002, S. 7).
(Ebd., S. 16).Individualisierung bewirkt nicht nur eine stärkere
Abhängigkeit des Einzelnen von Leistungen Dritter und dabei zum Teil auch
von (wohlfahrts)staatlichen Funktionen (Bildungseinrichtungen, innere Sicherheit,
Rechtsprechung, Altersversorgung u.s.w.; vgl. Ulrich Beck, Risikogesellschaft,
1986, S. 109f.), sondern setzt diese geradezu voraus. Dies hat aber umgekehrt
zur Konsequenz, daß der Wohlfahrtsstaat immer mehr Funktionen übernehmen
und garantieren muß, die gemeinhin dem Kollektivverhalten zuzurechnen sind.
(Vgl. Stefan Lange / Dietmar Braun, Politische Steuerung zwischen System und
Akteur, 2000, S. 20). (Ebd., S. 16).Damit es bei
Individualisierungsprozessen nicht zur
Tragik der Allmende kommt, laufen diese - vereinfacht dargestellt - ganz häufig
wie folgt ab: | In
traditionellen Gesellschaften hatten die Menschen neben ihren individuellen Aufgaben
auch kollektive Pflichten zu erfüllen. Zur Sicherstellung der Erfüllung
der Gemeinschaftsaufgaben dienten gesellschaftliche Rollenvorgaben. | | Im
Rahmen der Individualisierung verselbständigt sich der Einzelne nun
immer mehr gegenüber der Gemeinschaft. Dabei löst er sich von den traditionalen
Rollenvorgaben. Als Handelnder sucht er seinen individuellen Erfolg zum Beispiel
bei einer Erwerbsarbeit, wo er um so mehr Einkommen erzielen kann, je geringer
seine Aufwände (inklusive Opportunitätskosten) bei den Gemeinschaftsaufgaben
sind, denn er hat ja dann mehr Zeit für die Erwerbsarbeit. Für ihn lohnt
es sich also ganz besonders, bei den »sozialistischen« Gemeinschaftsaufgaben
»faul« zu sein, weswegen es dort zwangsläufig zur Tragik der
Allmende kommen wird. | | Die
verbindliche Ausführung von notwendigen Gemeinschaftsaufgaben muß nun
also auf andere Weise gewährleistet werden. Dazu dient die Institutionalisierung.
Statt die Kollektivaufgaben weiterhin dem Einzelnen anteilsmäßig aufzubürden,
werden sie an Dritte ausgelagert, und zwar ganz häufig an den Wohlfahrtsstaat.
Dieser erwartet dann aber von seinen Bürgern einen Obolus, üblicherweise
in Form von Steuern oder eines so genannten Parafiskus. Diese Steuern müssen
wiederum verpflichtend erhoben werden, andernfalls dürfte es bei der Steuerzahlung
selbst zur Tragik der Allmende kommen. Steuern stellen somit ein Äquivalent
für die Summe aller Kollektivaufgaben des Individuums dar. | | Der
Wohlfahrtsstaat wird dann neue Institutionen schaffen, die die freigesetzten Gemeinschaftsaufgaben
in seinem Sinne und Auftrag erfüllen. | | Finanziert
werden die Institutionen durch die Steuerzahlungen der Bürger. Die Mitarbeiter
der neu erschaffenen Organe rekrutiert der Staat wie jedes andere Unternehmen
über den Arbeitsmarkt, so daß auch diese von den Vorteilen der Individualisierung
profitieren können. Die bisherige Kollektivaufgabe wird auf diese Weise professionalisiert
und damit indirekt aufgewertet. Am Ende ist sie ganz häufig eon integraler
Bestandteil der arbeitsteiligen Wirtschaftswelt. | Die
Individualisierung auf Seiten der Männer hatte Staatenbildung, staatliches
Gewaltmonopol, Polizei und Schulen zur Folge, bei der weiblichen Individualisierung,
bei der es sich möglicherweise um die größte soziale Umwälzung
der letzten zwei Millionen Jahre handelt, dürfte deshalb deutlich mehr erforderlich
sein als ein paar zusätzliche Vereinbarkeitsmaßnahmen.
(Ebd., S. 17-18).Die Individualisierungsthese geht unter anderem
von einer zunehmenden gesellschaftlichen Arbeitsteilung aus. Im Rahmen der weiblichen
Individualisierung wird aber seit Jahrzehnten in die umgekehrte Richtung (»Zusammenführung
der allerersten menschlichen Arbeitsteilung«) argumentiert. Man könnte
deshalb auch sagen: Die Vereinbarkeitsthese (»Familien bekommen heute
deshalb so wenig Kinder, weil die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch nicht
ausreichend gegeben ist, obwohl dies prinzipiell möglich wäre«
[**]) steht
im Widerspruch zur Individualisierungsthese. (Ebd., S. 18).
7) Was tun?
Bevor
ich auf mögliche Maßnahmen zu sprechen komme, möchte ich noch
einmal die wesentlichsten bisherigen Befunde zusammenfassen: | Der
Geburtenrückgang in Deutschland (aber auch in den meisten anderen entwickelten)
Ländern ist in erster Linie auf das Verschwinden der Mehrkindfamilie (drei
oder mehr Kinder) zurückzuführen und weniger auf die Zunahme der Kinderlosigkeit.
Anders gesagt: Familienpolitische Maßnahmen sollten auch und gerade die
Interessen der Mehrkindfamilie adressieren. | | Für
die Mehrkindfamilie gibt es unter der Gleichberechtigung der Geschlechter kein
funktionierendes Familienmodell. Dies liegt ganz wesentlich an der Wirtschaftsfunktion
der Familie, an der man im Rahmen der Emanzipation der Frauen nicht gerüttelt
hat. Da in gleichberechtigten Gesellschaften mit zunehmender Kinderzahl sowohl
die Familienkosten steigen als auch die Familieneinnahmen sinken, können
sich größere Familien praktisch nicht mehr selbst finanzieren. Die
Wirtschaftsfunktion der Familie ist nicht mit der Gleichberechtigung der Geschlechter
kompatibel. Damit ist die zweite der beiden Eingangsfragen negativ beantwortet
(**). | | Eine
gesellschaftsweite Angleichung der Lebensentwürfe beider Geschlechter ist
aus biologischen Gründen nicht möglich. Gesellschaften, die die Geschlechter
auf diese Weise gleichstellen, würden sich sukzessive vieler ihrer Erfolgsmerkmale
entledigen. Empirische Daten scheinen zu belegen, daß dieser Prozeß
in den entwickelten Ländern längst stattfindet. Die erste der beiden
Eingangsfragen konnte damit ebenfalls negativ beantwortet werden (**). | Allerdings
reicht der folgenden Argumentation bereits die negative Beantwortung der zweiten
Eingangsfrage (**).
Doch nun zu den verschiedenen familienpolitischen Maßnahmen und Optionen.
(Ebd., S. 18).
7.1) Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Selbstverständlich
sollte eine moderne Gesellschaft alles dafür tun, damit auch Berufstätige
eine Familie haben können. Mit anderen Worten: Vereinbarkeitsmaßnahmen
sind erforderlich. Allerdings - und das wird in der Öffentlichkeit meist
nicht ganz korrekt dargestellt - können Vereinbarkeitsmaßnahmen das
Nachwuchsproblem gleichberechtigter Gesellschaften nicht einmal ansatzweise lösen,
und zwar unter anderem aus den folgenden Gründen (es gibt noch zahlreiche
weitere, aber das würde hier zu weit führen): | Der
Geburtenrückgang ist in erster Linie auf das Verschwinden größerer
Familien zurückzuführen. Diese können aber mit Vereinbarkeitsmaßnahmen
wenig anfangen, da bei ihnen meist so viel Familienarbeit anfällt, daß
eine Person ohnehin zu Hause bleiben muß. Größeren Familien fehlt
es dagegen an Einkommen. | | Den
einzigen Nutzen, den Eltern heute aus ihren Kindern ziehen können, ist der
sogenannte Konsumnutzen. Als Konsumnutzen von Kindern wird in erster Linie die
Erfüllung emotional-expressiver Elternschaftsmotive verstanden: Man hat Kinder,
weil man ihnen Liebe geben kann und durch sie Liebe erfährt. (Vgl. Tilman
Mayer, Die demographische Krise, 1999, S. 228).Der
Konsumnutzen von Kindern erlaubt bei Abwägung gegenüber anderen Kosten
eine Einschränkung der Kinderzahl. (Vgl. Peter Schimany, Die Alterung
der Gesellschaft, 2004, S. 224; Tilman Mayer, Die demographische Krise,
1999, S. 230). Dieser sich so trocken anhörende Satz heißt nichts anderes
als: Alles das, was einem an Kindern Freude bereitet, kann man eigentlich auch
schon mit ein bis zwei Kindern erfahren. Wenn man nur über begrenzte zeitliche
oder finanzielle Mittel verfügt, dann dürfte der Konsumnutzen von weiteren
Kindern in der Regel nicht groß genug sein, um die durch zusätzliche
Kinder verursachten Kosten zu rechtfertigen, denn die Kosten für die Kinder
steigen fast linear mit der Kinderzahl, der Konsumnutzen üblicherweise dagegen
nicht. Die Konsequenz daraus ist: Selbst wenn Deutschland das Schlaraffenland
der Kinderbetreuung wäre, werden sich berufstätige Eltern im Normalfall
auf maximal zwei Kinder beschränken. (Ebd., S. 19). |
7.2) Steuersenkungen für Familien
Größere
Familien leben meist nur von einem Einkommen, weswegen sie dann ohnehin kaum Steuern
zahlen. Man kann aber nur die Steuern einsparen, die man auch verdient. Oftmals
werden Steuersenkungen für Familien wie folgt begründet:»Gerechtigkeit
stall Geschenke! Es muß darum gehen, die Familien in die Lage zu versetzen,
ihre Kinder aus dem selbst erwirtschafteten Einkommen zu unterhalten, statt dies
aus einer Position eines Almosenempfängers heraus zu tun.« (Jürgen
Borchert, Der »Wiesbadener Entwurf« einer familienpolitischen Strukturreform
des Sozialstaats, 2002, S. 78). | Wie die vorliegende
Arbeit zeigen konnte, ist eine solche Forderung für gleichberechtigte Gesellschaften
nicht länger zutreffend. Sie hält an der Wirtschaftsfunktion der Familie
fest, bei der es sich jedoch um eine Eigenart des patriarchalischen*
Ernährermodells (**)
handelt. (Ebd., S. 19).
7.3) Bedingungsloser Lastenausgleich für Familien
Hierunter
sollen alle Maßnahmen zusammengefaßt werden, bei denen Familien bedingungslos
(pro Kind) die gleichen Ansprüche auf finanzielle Zuwendungen erhalten. Darunter
fallen: Kindergeld, Erziehungsgehalt, bedingungsloses Grundeinkommen (**|**|**|**|**|**).
Obwohl alle diese Maßnahmen das grundsätzliche Problem größerer
Familien, nämlich über kein ausreichendes Einkommen zu verfügen,
adressieren, weisen sie zwei entscheidende Systemfehler auf: | Jeder
potenzielle Leistungserbringer kann den Bedarf selbst erzeugen. Eine
Frau müßte nämlich lediglich - ungefragt - ein Kind in die Welt
setzen, und schon hätte sie Anspruch auf die staatlich zugesagten Mittel.
Dies widerspricht aber den sonstigen gesellschaftlichen Gepflogenheiten (derjenige
der zahlt, bestimmt den Gesamtbedarf), zummal hierdurch bedenkliche Seiteneffekte
entstehen können.Für
Erwerbsarbeiten gelten üblicherweise drei Bedingungen: Bedarfsmeldung (wobei
sich Bedarfsmelder und Leistungserbringer unterscheiden), Tauschbarkeit der Leistung
(zum Beispiel auf Basis vorgegebener Qualifikationen), vertragsmäßige
Freiwilligkeit. Normale Hausarbeit erfüllt keine der genannten Bedingungen,
weswegen man Hausfrauen auch kein Erziehungsgehalt zahlen kann. | | Die
Maßnahmen benachteiligen Berufstätige.Stellen
wir uns beispielsweise vor, der Staat würde jeder Familie für jedes
Kind drei Jahre lang ein Erziehungsgehalt von 1500 Euro pro Monat zahlen. Für
eine 4000 Euro im Monat verdienende Chemikerin bedeutete dies einen monatlichen
Verlust von 2500 Euro bei gleichzeitig höheren Kosten, von den langfristigen
beruflichen Risiken einmal ganz abgesehen. Für eine Frau ohne Beruf, Berufsausbildung
und schlechter Schulausbildung dürften die 1500 Euro dagegen eine willkommene
zusätzliche Einnahme sein. Das Angebot ist also für Berufstätige
wenig attraktiv, für sozial schwache, berufslose Familien dagegen sehr.
(Ebd., S. 19-20). |
7.4) Elterngeld
Das Elterngeld geht zwar von der Idee her
in die richtige Richtung, es ist aber konzeptionell so angelegt, daß es
primär die berufstätige Kleinfamilie adressiert. Eine Förderung
sozialisatorisch erfolgreicher großerer Familien ist damit nicht möglich.
(Ebd., S. 20).
7.5) Familie als Beruf
Es soll nun ein alternatives Familienmodell
und eine alternative Familienfinanzierung gemäß den im Abschnitt »Individualisierung«
(**) beschriebenen
Prinzipien vorgeschlagen werden (vgl. Peter Mersch, Familie
als Beruf, 2008): Jeder Bürger müßte gemäß
seiner individuellen Leistungsfähigkeit für ein Kind Unterhalt zahlen.
Allerdings könnte er sich von dieser Verpflichtung durch das Aufziehen eines
eigenen Kindes befreien. Der eingenommene Unterhalt könnte wie folgt verwendet
werden: Wenn viele Menschen kinderlos bleiben, kommen insgesamt zu wenig Kinder
auf die Welt. Die Differenz zu einer bestandserhaltenden Geburtenrate könnte
dann von staatlich beschäftigten Familienmanagerinnen abgedeckt werden,
die in aller Regel größere Familien mit drei oder mehr Kindern gründen.
Da die Familienarbeit dabei zum Fulltimejob generiert, würden solche Familienfrauen
(oder auch -männer) vom Staat für die von ihnen geleistete Erziehungsarbeit
- in Abhängigkeit von der Zahl ihrer Kinder - bezahlt. Allerdings benötigten
sie entsprechende Qualifikationen, da sie einen Beruf mit sehr hoher Verantwortung
ausüben. Auch müßten sie sich regelmäßig fortbilden.
Sie gingen einer echten Erwerbsarbeit nach. Für sie würde das folgende
ergänzende Familienmodell zum Einsatz kommen: | Der
Mann geht arbeiten und verdient Geld, die Frau zieht die Kinder auf und verdient
dafür ebenfalls Geld. | Dieses Familienmodell
trägt den Namen Familienmanager-Modell. Es dürfte das einzige Familienmodell
sein, welches einen nennenswerten Anteil gut ausgebildeter Frauen unter der Rahmenbedingung
der Gleichberechtigung der Geschlechter zur Gründung einer Mehrkindfamilie
bewegen könnte. Natürlich würde auch die umgekehrte Variante (Die
Frau geht arbeiten und verdient Geld, der Mann zieht die Kinder auf und verdient
dafür ebenfalls Geld) funktionieren, allerdings dürften solche Konstellationen
eher selten sein. Ferner würde das Modell Alleinerziehung (Die Frau zieht
die Kinder auf und verdient dafür Geld) - gegebenenfalls im Zusammenleben
mit unterschiedlichen Partnern - unterstützen, was für moderne Gesellschaften
unerläßlich zu sein scheint. Es umgeht die Problematik der Vereinbarkeit
von Familie und Beruf, indem es Familie zum Beruf macht. (Ebd.,
S. 20-21).Grundlage des Familienmanager-Modells könnte die
folgende »Norm« beziehungsweise modifizierle veranlwortete Elternschaft
sein, die die Nachwuchsarbeit als eine gesellschaftliche Kollektivaufgabe
versteht, die prinzipiell von allen Bürgern anteilsmäßig in direkter
oder indirekter Form zu erbringen ist: | Jedem
steht es in unserer Gesellschaft frei, Kinder in die Weil setzen. Doch bitte beachten
Sie: Die Welt ist bereits überbevölkert und hat ihre maximale Tragekapazität
erreicht. Ein unkontrollierler Bevölkerungszuwachs solle deshalb unbedingt
vermieden werden. Beschränken Sie sich nach Möglichkeit auf maximal
zwei Kinder pro Paar (»ersetzet euch« statt »mehret euch«).
Der Staat wird Maßnahmen ergreifen und fördern, die für eine möglichsl
optimale Vereinbarkeit einer kleineren Familie mit bis zu zwei Kindern mit einem
Beruf und für einen relativ fairen Familienlastenausgleich sorgen werden. | | Allerdings
ist die Gesellschaft auf eine insgesamt bestandserhaltende Reproduktion angewiesen.
Deshalb ist es in unserer Gesellschaft zusätzlich Ihre Aufgabe, als Paar
zwei Kinder aufzuziehen, als Einzelperson ein Kind. Damit leisten Sie Ihren Beitrag
zu einer bestandserhaltenden gesellschaftlichen Reproduktion. Sie müssen
das aber nicht selbst tun, sondern Sie können die Aufgabe anderen Fachleuten
überlassen. Dafür müssen Sie dann aber regelmäßig einen
bestimmten Betrag abführen, damit diese das auch in der entsprechenden Qualität
für Sie tun können. | Vereinfacht ausgedrückt:
Entweder man zieht selbst ein Kind auf, oder man zahlt Unterhalt, damit größere
- ausreichend qualifizierte - Familien ihre eigenen Kinder in Würde aufziehen
können. (Ebd., S. 21).Additiv oder alternativ zu den
Unterhaltszahlungen könnte auch eine (Teil-)Finanzierung über die Renten-
und Pensionsansprüche von Kinderlosen mit entsprechend hohen Leistungsbezügen
erfolgen. (Ebd., S. 21).Man kann nun zeigen, daß die
Maßnahme mit einem Finanzierungsbedarf deutlich unter 100 Milliarden Euro
pro Jahr binnen weniger Jahre eine gesicherte bestandserhaltende Reproduktion
bewirken könnte (Peter Mersch, Familie
als Beruf, 2008, S. 60ff.). Gleichzeitig dürften dabei etwa vier
Millionen neue Arbeitsplätze entstehen (vgl. ebd.,
S. 62ff.). Auch kann man zeigen, daß sich bei Scheidungen (selbst ohne Beteiligung
einer Familienmanagerin) viele der heute bekannten Unterhaltsproblematiken entschärfen
ließen (vgl. ebd,
S. 64f.). Und schließlich könnten die Familienmanagerinnen einen Großteil
der von berufstätigen Eltern benötigten Vereinbarkeitsinfrastruktur
stellen, und zwar in einer viel umfassenderen Weise, als dies mit staatlichen
Einrichtungen möglich ist (vgl. ebd.,
S. 65). (Ebd., S. 21).Wenn es gemäß Präferenzmodell
Frauen jedes Qualifikationsniveaus gibt, die lieber eine größere Familie
gründen würden als einer sonstigen Erwerbsarbeit nachzugehen (vgl. Hans
Bertram / W. Rösler / N. Ehlert, Nachhaltige Familienpolitik, 2005,
S. 27ff.; Catherine Hakim, Work-Lifestyle in the 21st Century, 2005), dann
ist die grundsätzliche Nichtkommerzialisierbarkeit dieser für unsere
Gesellschaft so eminent wichtigen Familienarbeit nicht mit den Prinzipien der
Geschlechtergleichberechtigung vereinbar, weil sonst solche Frauen in ihrer Lebensplanung
massiv benachteiligt werden. Moderne Gesellschaften erwarten von ihren Menschen
immer mehr Flexibilität (vgl. Richard Sennett, Der flexible Mensch,
2006), was aber mit deren natürlichen Reproduktionsinteressen kollidiert,
da beim Aufziehen von Nachwuchs nicht Flexibilität, sondern ganz im Gegenteil
dazu vor allem Verläßlichkeit verlangt wird. Dies gilt ganz besonders
für größere Familien. Auch aus diesem Grund dürfte die zukünftige
Erweiterung der vorhandenen Familienmodelle um ein spezialisiertes Familienmodell
für Mehrkindfamilien geradezu unerläßlich sein. (Ebd., S.
21-22). |