HAMBURGER BILDUNGSSERVER:
Samuel Huntington distanziert
sich ausdrücklich vom angeblichen »Ende der Geschichte«. ( ).
Nicht die Konvergenz der Gesellschaftsordnungen im Sinne des Liberalismus und
die Ausweitung der OECD-Friedensregion, sondern der sich verschärfende clash
of civilizations, der »Kampf der Kulturen«, stellt für ihn
die Grundtendenz der Weltpolitik dar. Er erwartet, daß nach dem Ende des
Kalten Kriegs die zentralen weltpolitischen Konfliktlinien entlang der Großkulturen
verlaufen werden: »The fault lines between civilizations will be the battle
lines of the future«. Als objektive Tatsache unterstellt er, daß es
sieben bis acht Großkulturen bzw. Kulturkreise (civilizations) gibt
... Die bisherige Vormachtstellung des westlichen Kulturkreises sieht er durch
ein antiwestliches Bündnis der islamischen und der sinisch-konfuzianischen
Großkultur bedroht. Die slawisch-orthodoxe Region und Japan betrachtet Huntington
jeweils als eigenen, nicht zum Westen gehörenden Kulturkreis. (? ?).
Beide sieht er als potentielle Verbündete des Westens im Kampf der Kulturen
und als Brücken zwischen dem Westen und der islamischen Welt bzw. dem sinisch-konfuzianischen
Asien. Die westliche Gemeinschaft begrenzt Huntington auf den christlich-abendländisch
definierten »Westen«, der Westeuropa, Nordamerika, Australien und
Neuseeland einschließt, nicht jedoch die OECD-Mitglieder Japan, Südkorea,
Mexiko, Griechenland und die Türkei; auch Israel zählt er nicht zum
Westen. Mit dieser Vorstellung trägt Huntington zur Konstruktion eines neuen
Kalten Kriegs bei, denn weltpolitische Konflikte können seiner Ansicht nach
nur bezüglich ihres Gewaltniveaus eingedämmt, nicht jedoch überwunden
werden. Für politisch realisierbar hält er lediglich eine friedliche
Koexistenz der Kulturen. Huntington geht zwar anders als der Neorealismus von
einer die Einzelstaaten übergreifenden, unauflöslichen Gemeinschaft
des Westens aus, hält diese Gemeinschaft aber nicht über die kulturgegebenen
Grenzen des Westens hinaus für erweiterbar. Regionalistische Projekte wie
die Erweiterung von EU und NATO in den osteuropäisch-orthodoxen Raum, die
Einbeziehung Mexikos und eventuell weiterer lateinamerikanischer Länder in
die NAFTA oder die Kooperation der angelsächsischen Pazifikanrainer mit den
asiatischen Ländern im Rahmen der APEC können im Sinne der Argumentation
Huntingtons wegen der kulturellen Unterschiede nicht zur Bildung gemeinsamer Identitäten
führen.(Hamburger Bildungsserver). Im Sommer 1993 veröffentlichte
der Politikwissenschaftler und Harvard-Professor Samuel Huntington in der renommierten
und einflußreichen Zeitschrift Foreign Affairs einen Aufsatz mit dem polarisierenden
Titel »The Clash of Civilisations?«. Huntington stellte hier erstmals
seine provozierende These über den im 21. Jahrhundert unvermeidlichen Zusammenprall
der Zivilisationen und Kulturen auf. Dieses neue Zivilisationsparadigma beruht
wesentlich auf der nicht unbegründeten Annahme einer »Zweitklassigkeit
des Westens«, die er als ein deutliches »Zeichen des Niedergangs«
versteht.Obwohl die Kritik der Politiker und Intellektuellen an Huntingtons
Ausführungen überwog, erhielt er durchaus auch Zustimmung. Im Dezember
1993 schob er in Foreign Affairs den Essay »If not civilisations, what?
Paradigms of the post-cold war world« nach, in dem er die Problematik der
westlichen Ideen der Menschenrechte, des Liberalismus und Individualismus, der
Gleichheit und Demokratie, der Freiheit des Handels und der Trennung von Kirche
und Staat im Bereich der internationalen Politik den vormodernen nicht-westlichen
Kulturen mit ihren archaischen Gemeinschaftsmodellen gegenüberstellt. Zwei
Jahre später sprang ihm Bassam Tibi mit seinem Buch »Krieg der Zivilisationen.
Politik und Religion zwischen Vernunft und Irrationalismus« (Hamburg 1995)
zur Seite. Tibi definierte den »Clash of Civilisations« als »Ausweg
aus der analytischen Sackgasse«, in die sich die multikulturellen Gesellschaften
des Westens sicherheits- und geopolitisch hineinmanövriert haben.Bereits
1990 hatte jedoch Bernard Lewis in der Zeitschrift The Atlantic Monthly in seinem
Text »The roots of Muslim Rage« die Thematik eines Kampfes der Kulturen
angesprochen. Auf ihn bezog sich Huntington, als er sein kulturgeographisches
und geschichtszyklisches Zivilisationsmodell von einem ursprünglich 25seitigen
Essay zu einem 580seitigen Buch mit dem Titel »Der Kampf der Kulturen. Die
Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert« (München, Wien 1996)
anwachsen ließ. Nach Francis Fukuyamas Buchstrom über »Das Ende
der Geschichte« (München 1992) füllte nun dessen ehemaliger Lehrer
das Vakuum in der Theoriebildung nach dem Ende des Ost-West-Konflikts wieder mit
geopolitischem Realismus auf. Ähnlich wie Zbigniew Brzezenski und Henry Kissinger
setzt Huntington auf die Ideologie der Einheit der westlichen Kultur, auf die
Raumgebundenheit von politiko-kulturellem Handeln und auf die Vorstellung der
Gemeinsamkeit von Geopolitik und Geokultur.Damit ist er recht nahe bei
Oswald Spengler, einem der Urväter der Konservativen Revolution, dessen Kulturmorphologie
und Kulturbiologie und dessen Dekadenzthese er voll und ganz teilt. Wie Spengler
beklagt auch Huntington den Verfall, die Schwäche, Kraftlosigkeit, Entartung
und das Greisentum unseres dekadenten Zeitalters. Anders als Spengler, dessen
Kulturbegriff sich explizit gegen das anglo-amerikanische Zivilisationsverständnis
richtete, sieht Huntington die Erschöpfung und »das Verblassen des
Westens«, der zur Selbstverteidigung nicht mehr in der Lage und »weit
offen für barbarische Eindringlinge, die aus anderen, jüngeren, kraftvolleren
Zivilisationen kommen« ist. Mit argumentativem Furor beschreibt er die Gefahr,
die im Sinne des »Clash of Civilisations« von »kulturell andersartigen
Nachbarvölkern«, vom »Aufstieg der chinesischen Macht«
und der »Dynamik des Islam« ausgeht, und stellt diesen stabilen Glaubenssystemen
mit ihrem Stammesdenken und ihrer tiefen Religiosität den Verfalls- und Fäulnisprozeß
des Abendlandes gegenüber.In diesem Kampf zwischen Dschihad und
McWorld verschmelzen Kultur und Macht; der Weltbürgerkrieg der Kulturen wird
zum Schicksalskampf um die Weltherrschaft. In den martialischen Kampfverbänden
der muslimischen Fanatiker offenbart Allah seine Rache am eindringlichsten und
fühlbarsten. Huntington konstatiert für Westeuropa eine »Islamisierung«
mit anschließender »Afrikanisierung«, wenn es nicht gelingt,
Dämme zu bauen gegen die Flut der ungebetenen Einwanderer und identitätspolitisch
die Idee des christlichen Abendlandes als Kulturmacht und Abgrenzungskriterium
gegen die islamische Zivilisation wiederzubeleben. Die ethnischen Minderheiten
in den USA und Westeuropa fungieren hier als eine Art »fünfte Kolonne«
nichtwestlicher Zivilisationen, als deren »nützliche Idioten«
die Multikulturalisten dienen, denen folglich der Kampf an der Heimatfront zu
gelten hat.In Huntingtons Fußstapfen treten neben Bassam Tibi auch
Botho Strauß mit seinem »Anschwellenden Bocksgesang« und Hans
Magnus Enzensberger mit seinen im gleichen Jahr wie »Clash of Civilisations«
erschienenen »Aussichten auf den Bürgerkrieg«, um die hiesige
entpolitisierte Spaßgesellschaft - die nach den barbarischen Terroranschlägen
in New York und Washington zu allem Überfluß in der schlechten Tradition
deutscher Schuld- und Gesinnungskultur und deutscher Romantik auch noch die Innerlichkeit
des Gemüts entdeckt - aus ihrer politischen Apathie und ihrem unschuldigen
Dornröschenschlaf zu wecken. Man braucht jedoch kein Politikexperte zu sein,
um zu spüren, daß die herrschende politische Klasse nichts davon begriffen
hat, was sich in den Köpfen der »Heiligen Krieger« abspielt.
Die überzeugendste Repräsentanz dieser Disneyworld-Mentalität stellt
hierzulande die grüne Regierungspartei dar, deren führende Chargen inzwischen
offenbar die völlige geistige Umnachtung ereilt hat. Wie anders ließe
sich erklären, daß die Parteispitze angesichts der bekannt geworden en
Verstrickungen in Deutschland ansässiger arabischer Terroristen in die Anschläge
jetzt energisch für eine erleichterte und verstärkte Einwanderung fremder
Ethnien plädiert.In dem islamistischen Ideologiegemisch aus Dschihad-Kultur,
terroristischer Katharsis und irrationaler Religiosität, aus Blut, Glaube
und Überzeugung, das von den Europäern und Amerikanern schon deshalb
nicht verstanden wird, weil uns derartige Eigenarten des Patriarchalischen, Autoritären
und Natavistischen völlig fremd geworden sind, liegt jedoch auch der Schlüssel
zum Verständnis eines Triumphalismus, der verächtlich auf die Dekadenz
der westlichen Kultur in diesem nihilistischen Jahrhundert, das vom Geistigen
so tief abgekommen ist wie nie zuvor, herabblickt. So beurteilte beispielsweise
der Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann die Anschläge als »Angriff
auf das marktwirtschaftliche und finanzwirtschaftliche System der freien Welt«,
und in Mainz wurde bei der Interkulturellen Woche eine Diskussion zum Thema »Ist
der Islam eine Alternative für den Westen? Probleme der multikulturellen
Gesellschaft« mit der Begründung abgesagt, »angesichts der Terroranschläge
könne dies jetzt nicht mehr in der ursprünglich beabsichtigten Weise
erörtert werden«. Es ist dieser Materialismus, es ist diese Feigheit,
es sind diese öffentlich erwünschten Denkverbote einer unseligen »political
correctness« ( )
und der laszive Umgang mit der Wahrheit, die die Unfähigkeit des Westens
ausmachen, im Schatten der amerikanischen Ereignisse einen - bei aller notwendigen
Distanz und Härte - rationalen Maßstab im Umgang mit der islamischen
Welt zu finden.(Werner Olles, Vom Ende der Spaßgesellschaft:
Die These vom Kampf der Kulturen droht sich zu bewahrheiten, in: Junge
Freiheit, 21.09.2001).  Viel ist jetzt vom Dialog
der Kulturen« die Rede, auch vom »Krieg der Kulturen«. Was aber
ist eine Kultur? Es hat sich da ein Klischee, eine Art Puppenstuben-Perspektive
herausgebildet, derzufolge Kultur das sei, womit man das Leben ausstaffiert, es
verschönt, ihm »Geschmack« verleiht. Wichtiger, »eigentlicher«
als Kultur sei allemal »Zivilisation«, verstanden als das Insgesamt
technisch-wissenschaftlicher Lebensprägung.Zivilisation sei primäre
Welt, Arbeitswelt, wo Verträge abgeschlossen und Bürokratien aufgebaut
werden, Kultur sei sekundäre Welt, Freizeitwelt, wo es weniger auf Verträge
und Bürokratien als auf Volkstanz und Götterglauben ankomme. Kultur
sei im Grunde »vormodern«, wer sich auf Kultur berufe, der habe den
Prozeß der Zivilisierung, der Technifizierung und Modernisierung noch vor
sich. Der »Krieg der Kulturen« sei im wesentlichen ein Krieg der Moderne
gegen die Vormoderne.Auch Samuel Huntington, der zur Zeit so häufig
zitierte amerikanische Spengler-Schüler ( ),
huldigt - wenigstens partiell - diesem Denkschema. Für ihn ist Kultur »Traditionsbestand«,
etwas, womit man zwar rechnen müsse, das dem einzelnen Individuum letztlich
aber dennoch äußerlich sei, erwachsen aus regionalen Zufälligkeiten,
aus Eigenheiten der Landschaft und des Klimas. Huntington möchte Oswald Spengler
gewissermaßen mit Adam Smith und Montesquieu versöhnen, wie das früher
schon einmal Arnold Toynbee ( )
versucht hat, die Gestaltlehre mit der Klimaforschung.Ob das die richtige
Wegweisung ist, um mit den neuen Herausforderungen zurechtzukommen? Oder
müssen wir zurück zu Spengler selbst, dessen Kulturbegriff viel ausgedehnter
und viel ernster war? Für den deutschen »Morphologen« war
Kultur nie und nimmer ein Zusatz oder ein Beiwerk oder eine Akquisition, sondern
die Sache am Ursprung, von der jede Menschenprägung ausging. Der Mensch,
lehrte er, ist ein Naturwesen wie Pflanze und Tier, aber seine Natur, seine »Morphé«,
seine Gestalt, ist eben die Kultur. Und so, wie jede Pflanze und jedes Tier ihre
ganz spezifische Gestalt haben, so hat jeder Mensch seine spezifische Kultur.Alles,
was innerhalb einer Gestalt wächst und sich entfaltet, entfaltet sich nach
spezifischen Daseinsprinzipien und muß vorrangig aus der betreffenden Gestalt
heraus interpretiert werden. Alles an einer Gestalt ist Geschichte und gehört
in den Kontext dieser einmaligen Gestaltgeschichte. »Kultur« im populären
Verständnis, also der bestimmte Lebensstil einer Gruppe, eines Stammes, eines
Volkes, ist immer nur Kultur-»Kreis« um die Gestalt herum, ihre Aura,
ihre Ausdünstung, wenn man will. Je enger der Kreis, um so kraftvoller die
kulturelle Gestalt. Die primären Institute individueller Sozialisation, Familie,
Stamm, Volk, sind in jedem Fall kulturhaltiger (und folglich lebenskräftiger)
als die ferner stehenden Institute der Zivilisation wie Vertragswelt und Bürokratie.Natürlich
berühren und durchdringen sich die einzelnen Kulturkreise, überlappen
sich auch, räumlich wie zeitlich. Doch der aufmerksame Hermeneutiker wird
stets eine kulturelle Kernzone ausmachen, die gestalthaft aus sich selbst lebt,
die sich von außen allenfalls vernichten, nie aber grundlegend ummodeln
läßt, die also eine fensterlose Monade im Sinne von Leibniz ist ( ).
Jeder Kulturkreis ist ein Lebewesen, das geboren wird, Jugend, Hochblüte
und Vergreisung durchmacht und schließlich stirbt. Die Zivilisation aber,
wie sie sich vor allem in der Erreichung eines gewissen technisch-industriellen
Niveaus ausdrückt, ist nicht, wie sich das Voltaire und andere Aufklärer
dachten, Höhepunkt einer historischen Entwicklung, sondern bereits Abstieg,
Vergreisung, Dekadenz.Höhepunkt einer Gestaltkultur und natürlich
noch mehr ihre Jugend werden - Nietzsche ( )
läßt grüßen - markiert durch eine gewisse antizivilisatorische
Aggressivität, eine gewisse Ungehobeltheit, ein siegesgewiß polterndes
Barbarentum, durch kecke Ausgriffe ins Unerwartete, Ungeregelte und Ungehörige.
Die Pointe des berühmtesten Spenglerschen Buches, Der Untergang des
Abendlandes von 1918, mit dem er Sensation machte, lag ja gerade darin,
daß dem Abendland, der westlich-faustischen Industrie- und Demokratie-Zivilisation,
vorgehalten wurde, daß es zu wenig gesundes Barbarentum verkörpere,
daß es sich also auf dem absteigenden Ast befinde und bald von jüngeren
Kulturkreisen an den Rand gedrängt und begraben werde. ...Wenn westliche
PrognoStoiker in der Spur Francis Fukuyamas heute behaupten, die Weltgeschichte
biege gerade in ihre Zielgerade ein und nähere sich mit Windeseile ihrer
eigentlichen Bestimmung, nämlich dem amerikanischen Demokratie- und Wirtschaftsmodell,
so genügt ja schon die simpelste Beobachtung der Tagespolitik, um solche
Aussagen zu relativieren. Dazu war nicht einmal der 11. September 2001 nötig.Statt
daß sich die Ströme und Gestalten der Geschichte zu einem einzigen
Strom »Globalisierung« zusammenfinden, gewahren wir immer neue Kontraktionen
und Individuationen, immer neue Gestalten und sich formierende Kulturkreise, und
diese Gestalten und Kulturkreise scheinen keineswegs gewillt, unser westliches
Zivilisationsmodell blindlings zu übernehmen oder auch nur als Generalvorbild
zu akzeptieren. Im Gegenteil, das Kulturkreisdenken unterminiert zusehends das
westliche Zivilisationsmodell, dem Internet und seinen weltweiten Infoströmen
zum Trotz.Je lauter und insistenter sich die Fukuyamas bemerkbar machen,
um so größer und bedrohlich-blindwütiger wird der Widerstand.
Bescheidenheit, Höflichkeit, glaubhaft bezeugter Respekt vor den Gestalten
und Kulturkreisen sind angesagt, auf allen Seiten, in möglichst allen Lebenslagen,
auf allen Kanälen und Websites. Denn wie gesagt, das je Eigene der lebendigen
Gestalten und Kulturen kann nicht umgemodelt und gleichgemacht werden, es kann
höchstens vernichtet und dem Erdboden gleichgemacht werden. Und das will
hoffentlich niemand.(Günter Zehm, Der Kern des Eigenen
- Ausweitung der Kulturkreise: Zur Aktualität von Oswald Spenglers Prophezeiungen,
in: Junge
Freiheit, 26.10.2001).  Wenn Samuel Huntingtons
Analyse vom »Kampf der Kulturen« richtig ist, dann ist der Westen
(das Abendland, der Okzident) mehr als schlecht auf diesen Kampf vorbereitet.
Führen wir uns einen Kernsatz der Huntingtonschen Analyse noch einmal vor
Augen: »In der modernen Welt ist die Religion wirklich die zentrale Kraft,
die die Menschen motiviert und mobilisiert ... Was letztlich zählt für
die Menschen, ist nicht politische Ideologie oder ökonomisches Interesse.
Glaubensüberzeugung und Familie, Blut und Glaubenslehre sind das, womit sich
Menschen identifizieren und wofür sie kämpfen und sterben.«Wenn
tatsächlich Glaubensüberzeugung, Familie und Blut die entscheidenden
Parameter im Kampf der Kulturen sind, dann hat der Westen mit seinem Hedonismus
und Utilitarismus, seiner Kultur des Wohlbefindens (Pleonexie) kaum eine Basis,
um sich dem Expansionismus insbesondere des Islam entgegenzustellen. Denn die
Auseinandersetzung mit den Glaubensinhalten einer anderen Kultur setzt immer eine
eigene Glaubensüberzeugung voraus. Es stellt sich dabei die Frage, ob die
säkularen Restwerte des westlichen Wohlbefindens (Zivilgesellschaft, Menschenrechte,
Demokratie) die diskriminative und bestimmende Kraft einer Glaubensüberzeugung
haben, um Gottesstaaten und Gotteskrieger Paroli bieten zu können. Die westliche
Kultur steht dabei in einer Paradoxie, die andere weniger säkularisierte
Kulturräume nicht haben: Will man die westliche Ethik des Wohlbefindens gegen
Fundamentalismen anderer Kulturräume verteidigen, muß man genau diese
Ethik des Wohlbefindens aufgeben. Die Ethik des Wohlbefindens ist tot, wenn man
sie nicht verteidigt, sie ist aber ebenso zu Grabe zu tragen, wenn man sie verteidigen
will! Der Einsatz der notwendigen Mittel zur Verteidigung macht die Suspendierung
des Zweckes erforderlich.Bevor man sich der Frage hingibt, ob es einen
Weg aus dieser Aporie gibt, wollen wir uns genauer mit dem Phänomen der Säkularisierung
befassen und insbesondere die Ambivalenz dieses Phänomens untersuchen: Die
These ist, daß die Säkularisierung in der westlichen Welt einerseits
zu einem Großteil die Vormachtstellung der westlichen Zivilisation ermöglicht
hat, andererseits aber auch ihre »Wehrlosigkeit« verursacht.Säkularisierung
kann in einem ersten begrifflichen Zugriff als »Verweltlichung« verstanden
werden. Im kanonischen Recht meint Säkularisation die Rückkehr eines
Ordensangehörigen in den weltlichen Stand. Als Terminus technicus soll »secularisieren«
zuerst in Münster gefallen sein, »und zwar während der Verhandlungen
zum Westfälischen Frieden aus dem Munde des französischen Gesandten
Longueville, der damit die zur Verhandlung stehende Liquidation geistlicher Herrschaft
bezeichnete, der Stifte, Bistümer zum Opfer fielen«, so Herrmann Lübbe
in seiner Schrift »Säkularisierung« aus dem Jahre 1965. Säkularisation
stellt aber nicht nur einen unrechtmäßigen Raub von Kirchengütern
dar, wie weiter die Lokalgeschichte Münsters zeigt.Die Gründung
der Universität in Münster war mit einer Säkularisation verbunden,
welche die Kirche aus eigenem Willen vollzog. Das adlige Benediktinerinnenkloster
»Überwasser« wurde mit päpstlicher Genehmigung zur Urzelle
der Münsterschen Universität. Der Primär-Begriff der Säkularisation
ist also ursprünglich gegen das Urteil der Rechtmäßigkeit oder
Unrechtmäßigkeit offen, so resümiert Herrmann Lübbe, erst
im Gefolge der napoleonischen Kriege und Herrschaft galt Säkularisation in
der katholischen Interpretation als unberechtigte Aufhebung geistlicher Institute
und Einziehung von Kirchengütern durch den Staat. Erst viel später entkleidete
sich der Säkularisations-Begriff dieser besonderen Bedeutung und wurde mehr
oder weniger synonym mit »Verweltlichung« gebraucht. Seitdem bezeichnet
er eine bestimmte Geisteshaltung, die die Welt und das Weltgeschehen zunehmend
nicht mehr aus religiösen und transzendentalen, sondern aus innerweltlichen
Bezugspunkten heraus erklärt. Dabei wurde Säkularisation zu einer soziologischen
Prozeß-Kategorie und bezeichnet die zunehmende Abnahme der Bedeutung organisierter
Religion als eines Mittels sozialer Kontrolle.Will man die eigene Ethik
des Wohlbefindens gegen andere Weltanschauungen verteidigen, muß man genau
diese Ethik des Wohlbefindens aufgeben. Deshalb ist der »Fundamentalismus«
für den Westen so gefährlich.Von Anfang an ist dem Christentum
eine so verstandene Säkularisierungstendenz inhärent: Denken wir an
Jesus, der als Sohn Gottes Mensch geworden ist, denken wir an die Unterscheidung
von civitas dei und civitas terrena ( die »Zweireichelehre«) bei Augustinus.
Einerseits lebt der Christ im Reich Gottes, andererseits lebt der Christ in einer
Welt, die Gott geschaffen hat, die jedoch in Schuld und Sünde gefallen ist.
Denken wir an das Gottesgnadentum des Protestantismus wie bei Calvin formuliert
(der weltliche Reichtum zeigt mir, ob Gott mir gnädig ist) oder an das »sola
fides«-Prinzip bei Luther.In der 1520 verfaßten Schrift »Von
der Freiheit eines Christenmenschen« heißt es: »Überaus
leichtlich zu merken ist, warum der Glaub so viel vermag und daß keine gute
Werk ihm gleich sein mugen, Denn kein gut Werk hanget an dem gottlichen Wort,
wie der Glaub, kann auch nit in den Seelen sein, sondern allein das Wort und Glaube
regieren in den Seelen.« Wenn allein der Glauben zählt und nicht die
Teilhabe an kollektiven, rituellen Handlungen, dann wird Religion verinnerlicht
und transzendiert gleichermaßen. Die Welt wird freigesetzt und folgt eigenen
Gesetzen, vielleicht noch in Gang gesetzt von Gott, dem »ersten Beweger«.Max
Weber ist den Säkularisierungstendenzen in seiner berühmten Schrift
»Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus« nachgegangen
und kommt zu dem Schluß, daß die Religion sich durch eigene Rationalisierung
selbst einen tragischen Untergang bereite. Nach Weber begründete der Protestantismus
eine »innerweltliche Askese« und legte damit die Grundlage für
die »ursprüngliche Akkumulation« des Kapitalismus. Weber schreibt
wörtlich: »Die innerweltlich protestantische Askese - so können
wir zusammenfassen - schnürte die Konsumption, speziell die Luxuskonsumption
ein. Dagegen entlastete sie im psychologischen Effekt den Gütererwerb von
den Hemmungen der traditionalistischen Ethik, sie sprengte die Fesseln des Gewinnstrebens,
indem sie es nicht nur legalisierte, sondern direkt als gottgewollt ansah.«
Speziell der Protestantismus habe dem »okzidentalen Rationalismus«
die Starthilfe gegeben und werde, wenn die moderne säkularisierte Gesellschaft
einmal etabliert ist, nicht länger in Anspruch genommen.Wie Pascal
Bruckner in seinem Buch »Verdammt zum Glück« schreibt, wurde
die Vorstellung von Glückseligkeit vom Christentum geprägt, doch diese
im Himmel lokalisierte Glückseligkeit entfaltete eine irdische Kraft, die
sich gegen das Christentum wenden mußte. »Das Motiv des Glücks
ging aus dem Christentum hervor, doch entwickeln sollte es sich gegen dieses.
Wie Hegel als erster bemerkt hatte, enthält diese Religion bereits alle Keime
ihrer Überwindung und der Abkehr der Gläubigen.« Der aus dem Geist
des Protestantismus geborene Kapitalismus »als die Herrschaft des Mittels
geht hilflos an sich selbst zugrunde, weil uns alle Zwecke fehlen«, schreibt
der junge Carl Schmitt in seinen Tagebüchern. »In der sündigen
Welt des Kapitalismus vertauschen die Menschen die Vorzeichen des Lebens. Sie
beten die Mittel an und haben die letzten Zwecke vergessen.«Auf
der einen Seite begründete der in der westlichen Welt verankerte Säkularismus
die technologische Überlegenheit gegenüber anderen Kulturräumen,
als der Geist des Kapitalismus zu einer ungeheuren Entfesselung der Produktivkräfte
führte. Oswald Spengler spricht vom »faustischen Charakter« der
abendländischen Kultur, diese will alle Grenzen der Naturbeherrschung niederreißen
und unter die Kontrolle des Menschen stellen. So ist es nicht verwunderlich, daß
mit der Vormachtstellung des Bürgertums im Naturrecht und mit der Aufklärung
alle Sozialbeziehungen rationalisiert werden und »more geometrico«
der Natur die letzten Geheimnisse entrissen werden sollen. Die abendländische
Säkularkultur zeichnet so ganz wesentlich verantwortlich für die technologische
Überlegenheit des Okzidents.Auf der anderen Seite führte die
okzidentale Entzauberung der Welt zu einer »Verdiesseitigung des Wohlbefindens«,
transzendent begründete Werte und Normen verlieren - als Werteverlust oft
diskutiert - ihre lebenspraktische Kraft und konvergieren zu materialen Restwerten
des komfortablen Lebens. Menschen eines solchermaßen säkularisierten
Kulturraumes sind nur in extremen Ausnahmefällen bereit, für eine Idee
ihr Leben einzusetzen, weil das Leben hier und jetzt ja den höchsten Wert
darstellt. Und genau diese Einstellung markiert die differentia specifica zu den
Gotteskriegern des Islam. Für sie ist es ein Fest, ihr irdisches Leben für
die Idee des Islam hinzugeben, um durch die für sie heroische Tat belohnt
mit 72 Jungfrauen ins Paradies einzugehen. In einer Säkularkultur, in der
nichts mehr zählt als ebendieses irdische Leben, kann eine solche religiös
motivierte Einstellung nur auf Unverständnis stoßen. Aber genau diese
materialistische, säkulare Grundhaltung der westlichen Zivilisation markiert
ihre schwache Seite.Auch wenn der Westen seine volle technologische Überlegenheit
ausspielt und weiter in arabische Länder einmarschiert, entstehen mit jedem
territorialen Sieg neue Gotteskrieger, die mit ihrer Terrordrohung genau den Nerv
des westlichen Hedonismus treffen. Es wird zum Risiko, bequem zu leben: Massenveranstaltungen
zu besuchen, Flugreisen in ferne Länder zu unternehmen, überhaupt liberalen,
unkomplizierten, weltoffenen Umgang untereinander zu pflegen. Die »offene
Gesellschaft«, conditio sine qua non der »leisure-Kultur«, steht
auf dem Spiel.Säkularisierung bedeutet, wie von Niklas Luhmann in
seinem Aufsatz »Das Medium der Religion« dargelegt, »daß
religiöse Kommunikation nicht mehr verlangt wird und Teilnahme an Religion
nicht mehr zur Voraussetzung der Teilnahme an anderen Funktionssystemen gemacht
werden kann«. Dabei gilt es festzuhalten, daß in anderen Kulturräumen
eine solche Entkopplung des Religionssystems von anderen Funktionssystemen (wie
Politik, Ökonomie, Erziehung, Wissenschaft etc.) in diesem Ausmaß nicht
üblich ist.Auch wenn der Westen seine volle technologische Überlegenheit
ausspielt und weiter in arabische Länder einmarschiert, entstehen immer wieder
neue Gotteskrieger, die auf unsere Achillesferse zielen.Man kann das
als Evolutionsgewinn von funktionaler Differenzierung in westlich modernen Gesellschaften
sehen. Fundamentalismus auf der anderen Seite bedeutet, daß die Partizipation
des Einzelnen an religiöser Kommunikation die Voraussetzung für die
Integration in andere Funktionssysteme wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft darstellt.
Religion hat sich bei fundamentalistisch strukturierten Gesellschaften gegenüber
anderen Funktionssystemen nur unzureichend funktional ausdifferenziert, sie »überdeterminiert«
das Prozessieren anderer gesellschaftlicher Systeme. Diese Situation erinnert
an mittelalterliche Verhältnisse in Europa, als die einzelnen gesellschaftlichen
Teilbereiche und wissenschaftlichen Disziplinen sich nur als »Magd der Theologie«
profilieren konnten. Galilei mußte widerrufen, das ptolemäische Weltbild
galt auf Geheiß der Religionsführer weiter, die Wissenschaft war noch
nicht »selbstreferentiell«.Natürlich stellt sich in
diesem Zusammenhang auch die Frage, ob eine »Ent-Säkularisation«,
eine »Re-Sakralisierung« insbesondere Europas dem Westen wieder die
Kraft geben könnte, im Kampf der Kulturen besser zu bestehen. Solche Versuche
haben Tradition. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das europäische Unglück
als Konsequenz des Jahrhunderts ohne Gott angesehen, so bei Alfred Müller-Armack.
Er will den Säkularisierungsvorgang durch eine Reaktivierung der »bewahrenden
Macht« rückgängig machen, die für »alle europäischen
Völker in der Glaubenstradition des Christentums beschlossen liegt«.
Diese Einheit Europas im Christentum, so Müller-Armack im Jahre 1948, werde
künftig mehr bedeuten als dessen konfessionelle Differenzierung.Problematisch
an solchen Positionen, die heute ja wieder vielfach vertreten werden, ist die
Tatsache, daß Glaube nicht dekretiert werden kann (schon gar nicht politisch).
Glaube wächst zu, vielleicht verstärkt in schlechten Zeiten. Auch sollte
bedacht werden, daß Glaube, so wie wir ihn mit einem individualistischen
Zug in christlicher und besonders protestantischer Tradition verstehen, auf säkulare
Institutionen wie den Staat angewiesen ist. In den Worten von Herrmann Lübbe:
»Es ist die Sprache des Mangels an Einsicht, daß Glaube und Kirche
gegen die Gewalt- und Rechthaberei totalitärer Mächte heute einzig bei
den säkular definierten Freiheitsrechten, die der säkularisierte Staat
garantiert, geschützt sind.«Vor allen tagespolitischen Auseinandersetzungen
müssen wir uns vor Augen führen, daß der »clash of civilizations«
auch im Zusammenhang mit Globalisierungserscheinungen zu interpretieren ist. Mit
der fortschreitenden kommunikationstechnischen und ökonomischen Globalisierung,
die ja auch die arabischen Staaten erfaßt hat, setzt in diesen Ländern
ebenfalls ein »Säkularisierungsschub« ein. Teile der Bevölkerung
wehren sich gegen die sich aufbauenden neuen Welten im eigenen Lande durch traditionalistische
Orientierung und religiösen Fanatismus. Die Islamwissenschaftlerin Sonja
Hegasy vom Zentrum Moderner Orient in Berlin spricht von einer »arabischen
Depression« angesichts der westlichen Demütigungen von Napoleon bis
Bush.Auch ohne den dezidierten Kampf der Amerikaner gegen Terrorismus
und »Schurkenstaaten« gibt es aus internen Gründen der Ablehnung
und Angst vor diesen Entwicklungen bei Teilen der Bevölkerung eine »hausgemachte«
Radikalisierung. Die kulturunsensible Machtpolitik der Amerikaner setzt dieser
Entwicklung nur die Krone auf. Der Westen muß verstehen lernen, daß
die Menschen anderer Kulturräume sehr viel stärker traditionalistisch
gebunden und Versatzstücke der westlichen Säkularkultur nicht ohne Widerstand
in bestehende, jahrhundertealte Kulturen zu implantieren sind. Globalisierungseffekte
produzieren in säkularisierten Gesellschaften weniger dramatische Auswirkungen
und Reaktionen als in vorwiegend traditionalistisch strukturierten Gesellschaften.Auf
alle Fälle müssen wir uns zuerst mit dem Gedanken vertraut machen, daß
der Westen mit seinem Säkularismus eine Sonderstellung innehat. Wir sind
die Ausnahme und der Sonderling und nicht die anderen Kulturräume, die fast
allesamt (noch oder wieder) transzendental und religiös begründete Normen
und Werte des Alltags verteidigen. Eine globalisierte Welt nach westlichem Zuschnitt
ist so eine große Illusion, und im »Kampf der Kulturen« ist
noch nichts entschieden.(Jost Bauch, Die Hedonimus-Falle,
in: Junge
Freiheit, 25.06.2004). 
KULTURWELTSPIEGEL (25.07.2004):
Elf Jahre ist es her, seit
Samuel Huntington mit seiner Studie »The Clash of Civilizations« eine
weltweite Debatte auslöste. Der 1993 in der renommierten Zeitschrift »Foreign
Affairs« veröffentlichte Artikel bildete die Grundlage für das
gleichnamige Buch, mit dem der Harvard-Professor 1996 für Furore sorgte.
( ).
Seine Zukunftsvision vom »Kampf der Kulturen« ... erlebte nach den
Terroranschlägen vom 11. September 2001 erneut Hochkonjunktur. Huntingtons
Studie wurde als weitsichtige Prognose zitiert. Der Autor selbst allerdings relativierte
die Übertragbarkeit seiner Thesen auf das aktuelle Bedrohungsszenarium, indem
er die Anschläge nicht als Ausdruck eines »clash of civilizations«
betrachtete, sondern als Angriff »gemeiner Barbaren gegen die Zivilisation
als solche«. Nun hat der streitbare Politikberater einen Kulturkampf innerhalb
der US-amerikanischen Gesellschaft ausgemacht. In seinem Buch »Who Are We
?« (2004 )
fragt er nach der nationalen Identität der Amerikaner und kommt zu dem Schluß,
daß die ungebrochene Einwanderungswelle vor allem aus Mexiko eine der größten
Gefahren für die amerikanische Nation darstellt. Das Buch, das in den USA
heftige Diskussionen ausgelöst hat, erscheint am 12. August 2004 in deutscher
Übersetzung ... - Das Buch: Vom Schmelztiegel zur Festung - Die US-amerikanische
Nation läuft Gefahr, ihre Identität zu verlieren. Davon jedenfalls ist
der konservative Politologe Samuel P. Huntington überzeugt. Vor allem die
Einwanderung aus den lateinamerikanischen Ländern, an erster Stelle aus Mexiko,
bedrohe die US-amerikanische Gesellschaft. »Noch nie drohte der Bevölkerungsanteil
einer fremdsprachigen Minderheit im Land die anglo-protestantische Kernkultur
der USA zu dominieren. Das wird eines der ganz großen Probleme für
die USA im 21. Jahrhundert werden.« Seine Thesen untermauert Huntington
mit Statistiken und soziologischen Beobachtungen. Danach werde im Jahr 2040 fast
jeder zweite Bewohner Kaliforniens ein Latino sein. Schon jetzt würden in
Miami Anglos, die nicht spanisch sprechen, als Bürger zweiter Klasse gelten.
Das größte Problem der - überwiegend illegalen - Einwanderung
sieht Huntington darin, daß die Latinos nicht integrationsfähig seien.
Sie weigerten sich, Englisch zu lernen, und schotteten sich in kulturellen Ghettos
ab. Vor allem die Mexikaner blieben wegen der unmittelbaren Nachbarschaft ihrer
alten Heimat eng verbunden und hielten an einem Wertesystem fest, das mit dem
»American Dream« unvereinbar sei. Im Südwesten des Landes forcierten
sie eine Rückeroberung jener Gebiete, die Mexiko 1848 an die USA abtreten
mußte. ( ).
Ein ungebremster Zustrom und die hohe Geburtenrate der Latinos führe langfristig
zur Hispanisierung von Städten und Regionen und damit zu einer Spaltung des
Landes, die das »Ende des Amerika, das wir ... kennen«, bedeute. »Die
USA sind wie eine Tomatensuppe. Sie haben in ihrer Geschichte viele fremde Zutaten
aufgenommen, Gewürze, Gemüse. Aber es bleibt doch immer eine Tomatensuppe.«
Tatsächlich ist ein Wandel der US-amerikanischen Gesellschaftsstruktur nicht
zu bestreiten. Seit 2002 bilden die Latinos die größte ethnische Minderheit.
Sie verfügen über eigene Zeitungen und Rundfunkstationen. Kein Wunder,
daß Spanisch zunehmend an Bedeutung gewinnt. Manche Gebiete in Süd-Kalifornien
und Florida gelten inzwischen als zweisprachig. Huntington spricht von »Latino-Ghettos«,
in denen sich »Weiße wie Ausländer fühlen«, und drängt
darauf, »die Grenze nach Mexiko noch viel strenger zu überwachen, damit
der massenhafte Zustrom illegaler Einwanderer beendet wird«. Seine provokant-patriotische
Zuspitzung der Fakten hat in den USA für einen Sturm der Entrüstung
gesorgt. Zumal in einem Wahljahr ist die Einwanderungspolitik ein heißes
Eisen. Mit seinen Thesen leiste Huntington dem Isolationismus, der Fremdenfeindlichkeit
und Diskriminierung Vorschub, lautet der Vorwurf seiner Kritiker. Carlos Fuentes,
der wohl berühmteste Schriftsteller von Mexiko, nannte Huntington gar einen
»maskierten Rassisten«. Seine »Phantasien« seien »Schwarzmalerei,
die den Bedürfnissen gewisser Nordamerikaner nach einem zuverlässigen
Feind entgegenkommen«. ( ).
- Samuel P. Huntington wurde 1927 in New York City geboren. Seine akademische
Laufbahn begann er 1950 als Dozent an der Harvard-Universität. Er ist Professor
für Politikwissenschaft und seit 1989 Leiter des »John-M.-Olin-Instituts
für Strategische Studien« in Harvard. Darüber hinaus arbeitet
der Mitbegründer der Zeitschrift »Foreign Affairs« als Berater
des US-Außenministeriums. Von 1977 bis 1978 gehörte er dem Nationalen
Sicherheitsrat als Koordinator an. 1985 wurde er an das »Institute for Defense
Analysis« berufen. Zu seinen wichtigsten Forschungsgebieten gehören
Fragen der internationalen Sicherheitspolitik sowie die Beziehungen zwischen gesellschaftlichen
Strukturen und der Außenpolitik. Huntington veröffentlichte zahlreiche
wissenschaftliche Artikel und knapp ein Dutzend Bücher wie »The Soldier
and the State« und »American Politics«. »The Clash of
Civilizations and the Remaking of World Order« wurde in 26 Sprachen übersetzt.
(Kulturweltspiegel, 25.07.2004).
DIE WELT (05.10.2004):
Huntington ist kein Prophet.
Der gebürtige New Yorker mit eigensinnigem Südstaaten-Slang mag vom
Ansturm seiner eigenen Gedanken in Unruhe versetzt worden sein. - Es gibt Wissenschaftler,
denen es gelingt, mit einem Bild, einem Slogan, in die Bücher der Geschichte
einzugehen. George F. Kennan war so ein Mann, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg
mit dem Begriff der »Eindämmung« dem Kalten Krieg seine auch
moralische Stoßrichtung gab. ( ).
Und Francis Fukuyama gehört dazu, der kurz nach 1989 mit seiner Rede vom
»Ende der Geschichte« für Furore sorgte. ( ).
Und noch einem gebührt die Ehre der perfekten Parole: dem Harvard-Professor
Samuel P. Huntington, der 1993 mit seinem Aufsatz »The Clash of Civilizations«
( )
- veröffentlicht wie auch die beiden vorher Erwähnten in »Foreign
Affairs« - alle Rekorde brach. Den dreien ist gemein, daß sie Amerikaner
sind, Ostküstenintellektuelle dazu, eine Minderheit im eigenen Land, das
sich oft selbst genügt in seinem Facettenreichtum und doch immer wieder in
Krisensituationen über die Ferne und Fremdheit des Restes der Welt erschrickt.
Diese Welt wiederum in griffigen Formeln zu denken und sie dem amerikanischen
Blick einzugemeinden scheint eine besondere Kunst. Während Francis Fukuyama
seit der Rückkehr der Bürgerkriege der neunziger Jahre damit beschäftigt
ist, seine These dahingehend zu »modernisieren«, daß er mißverstanden
worden sei und eigentlich den Sieg der Modernität habe markieren wollen,
ist der kleine, unscheinbare Samuel P. Huntington auf dem Zenit seiner Wirkmacht
angelangt. Was wäre der 11. September ( )
anderes gewesen als der Beweis seiner These vom Zusammenprall der Kulturen?
Die, die ihn in den 1990ern gar des Kulturpessimismus und der groben Vereinfachung
ziehen, stehen heute zu Hunderten Schlange, um ihn in Interviews und »sound
bites« zu pressen, um Worte von ihm, dem übrig gebliebenen Propheten,
zu vernehmen. Worte, vor denen er Angst hat wie der Tormann vorm Elfmeter: »Es
ist Krieg zwischen der christlichen und der islamischen Welt.« Den Gefallen
tut uns der Meister nicht. Es muß eine innere Genugtuung sein, so gefragt
zu sein, ja, auch die Honorare winken. Von einem Kongreß zum anderen eilt
der kleine Mann in diesen Tagen, so wie all die anderen »Herren Callgirls«
(Arthur Koestler), die von Konferenz zu Konferenz sprinten, jene globalen intellektuellen
Vorturner. So führt ihn sein Weg auch nach Berlin, auf einen internationalen
PR-Kongreß, dessen viel sagender Titel lautet: »Managing global diversity
- die globale Vielfalt gestalten.« Managen wie einen Betrieb? Gestalten
? Ja, hier regiert der blanke Optimismus, der fast missionarische Glaube
an die Kraft des Marktes und der Kommunikation. Dort tritt der Handlungsreisende
in Sachen Kulturkonflikte vor »Davos-Menschen« auf. ( ).
Mit ihm übrigens auch Bischof Pierfranco Pastore aus Vatikan-Stadt: ein weiteres
Novum dieses ambitionierten Unterfangens, denn auch hier reiben sich schon Welten
aneinander. (Pastore übrigens versucht sich in Globalisierungsthesen, die
nicht einmal im Ansatz Reflektionen zu Religion oder Kultur enthalten, sondern
auch der Feder eines »weltlichen« Grünen entstammen könnten.)
Huntingtons Vorstellung: Ausgestattet mit einem Overhead-Projektor, einem schlechten
Mikrofon und einer gehörigen Portion Selbstironie (auch dies gehört
zu den zivilisatorischen Errungenschaften der Moderne!), versucht er, seine Thesen
im Schnellgang unter die Leute zu bringen: Die Welt zerfällt in sieben Kulturkreise
(? ?),
deren Modernisierungsprozesse nicht unbedingt in einer Verwestlichung enden -
da habe »mein Freund Francis« einfach nicht Recht gehabt. Es wird
eben kein »Friede, Freude, Globalisierung« geben, sondern Religion
und Tradition führten gerade in Modernisierungsprozessen zu Friktionen ( ),
ja auch zum Zusammenprall, zwischen und innerhalb der Kulturkreise. »Bin
Laden will diesen Krieg.« Und wir? Huntington ist kein Prophet. Der
1927 Geborene, ein gebürtiger New Yorker mit eigensinnigem Südstaaten-Slang,
mag vom Ansturm seiner eigenen Gedanken in Unruhe versetzt worden sein. Und doch,
da ist Licht! Soll er der Oswald Spengler Amerikas sein? ( ).
Niemals liefert das, was heute geschieht, uns einem Fatum aus. Samuel P. Huntington
wird vor unser aller Augen zum Antifatalisten. Er ist eben Amerikaner. Angesichts
all der schrecklichen Geschehnisse mit offenem Ausgang ist er der Hoffende: »Managing«,
klingt es nicht bei genauerem Hinhören auch danach, etwas »in den Griff
zu bekommen«, »damit schon fertig zu werden«, es zu »bewältigen«,
auch im teleologischen Sinne? »Danke, Sam, für diese Erleuchtung«,
lauten die Schlußworte des Moderators.(Die Welt, 05.10.2004).
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (07.10.2004):
Samuel
Huntington wirft die Frage auf nach dem Zusammenhalt der Vereinigten Staaten.
So nachdrücklich und pessimistisch, wie der angesehene ... Politologe es
tut, ist dies wohl schon lange nicht mehr diskutiert worden. Huntington ist der
Ansicht, daß die Vereinigten Staaten noch immer eine junge Nation sind und
deswegen den Risiken besonderer Fragilität ausgesetzt sind. Auf der anderen
Seite haben sie seit ihrer Gründung trotz aller Fährnisse, die von den
ständigen Immigrationsströmen ausgingen, einen erstaunlichen Weg zu
einer in sich gefestigten Nation durchmessen, so daß sie heute - im Zeichen
der globalen Erosion nationaler Identität - die moderne Nation mit dem schärfsten
nationalen Profil sind. Die Behauptung einer drohenden Identitätsschwäche
hat also starke Gegengewichte sowohl in der (us-)amerikanischen
Geschichte wie in der jüngsten Vergangenheit. Huntingtons Zweifel über
die Zukunft der (us-)amerikanischen Identität
beruhen auf Entwicklungen der letzten dreißig bis vierzig Jahre. Eine Bedrohung
sieht er vor allem in der fortschreitenden Hispanisierung des (us-)amerikanischen
Südens, für die es in der Geschichte der Vereinigten Staaten keine Parallelen
gibt. Die weitgehend illegale und nur ex post legalisierte Einwanderung
zeichnet sich dadurch aus, daß sie ein großes, nach und nach mehrheitlich
von den Immigranten aus Mexiko bewohntes Territorium vereinnahmt. Eine weitere
Besonderheit ist, daß die Beziehungen der mexikanischen Einwanderer zu ihrem
Herkunftsland enger und intensiver sind als zu ihrer neuen Heimat außerhalb
ihrer Region. Man spricht schon heute von »MexAmerica« oder »Mexifornia«.
Huntington macht sich die Prognose zu eigen, daß sich die in den dreißiger
und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts eroberten Gebiete ( )
um 2080 mit dem Norden Mexikos zu einem neuen Staat »Republica del Norte«
zusammenschließen werden. Indem vor allem die Mexikaner räumlich und
sprachlich unter sich bleiben, unterlaufen sie das traditionelle Integrationsmuster
der Assimilation, das die Herkunftsidentität nur so weit bewahrte, als sie
mit dem Bekenntnis zu den Vereinigten Staaten vereinbar war. Die (us-)amerikanische
Identitätskonstruktion ist jedoch heute, wie Huntington mit einer Fülle
von Belegen nachweisen will, auch in anderen Teilen des Landes nicht mehr intakt.
Erst die Gleichzeitigkeit der hispanischen Einwanderung mit einer Schwächung
der Identität durch die Ideologie des Multikulturalismus hat den Autor zu
der besorgten Titelfrage seines Buches veranlaßt: »Who are we?«
(2004 ).
Auch wenn irgendwann mit dem Ende der illegalen Einwanderung über die Südgrenze
der Vereinigten Staaten zu rechnen wäre, könnte man trotzdem keine Stabilisierung
in den Bahnen der herkömmlichen Prozesse der Identitätsbildung erwarten.
Mit einer Normalisierung der Lage rechnet er auch deswegen nicht, weil die (us-)amerikanische
Identität seiner Ansicht nach heute weniger von außen als durch innere
Aushöhlung gefährdet ist. Die Herausforderung im Süden hat Huntingtons
Blick für die Schwächen der (us-)amerikanischen
Identität geschärft. Man kann sogar fragen, ob der Begriff »Identität«,
so elastisch Huntington ihn auch handhabt, überhaupt noch auf die mentale
Verfassung zumindest der (us-)amerikanischen Elite
angewandt werden kann, seitdem in diesen Kreisen der Multikulturalismus zur herrschenden
Ideologie geworden ist. Bill Clinton ist als erster (us-)amerikanischer
Präsident mit einem multikulturellen Glaubensbekenntnis hervorgetreten. Ausdrücklich
begrüßte er auch Amerikas Ablösung von dem europäischen kulturellen
Erbe. Diese Tendenz wird drastisch durch Vorschläge illustriert, die auf
der Dollarnote abgebildete Devise »E pluribus unum« umzukehren und
aus der Einheit eine Vielheit hervorgehen zu lassen. ... Am Ende, befürchtet
Huntington, könnte eine Aufspaltung der Nation stehen in verunsicherte Anhänger
des (us-)amerikanischen Credos auf der einen Seite
und selbstbewußte Vertreter von Minderheiten auf der anderen, die ihre persönliche
Identität ausschließlich aus rassischer und ethnischer Eigenart beziehen,
ohne eine übergreifende Identität zu brauchen. Man würde Huntington
Unrecht tun, wenn man ihm eine zu starre Auffassung von Identität vorhielte.
Vielmehr zeigt er eindrucksvoll, welche Wandlungen die (us-)amerikanische
Identität seit der Gründung des Landes durchgemacht hat ...(F.A.Z.,
07.10.2004). Ich sehe nicht, wie man Haltung
und Verhalten von Leuten verändern kann, die den Tod nicht fürchten.
(Samuel P. Huntington im Interview: Die Zeit [66], 2001) Terrorismus
ist der Krieg der Armen, Krieg ist der Terrorismus der Reichen.
(Peter Ustinov)
JUNGE
FREIHEIT (29.05.2005):
Schwundstufe Zivilisation.
Ahnherr der Globalisierungskritik: Zum 125. Geburtstag des Philosophen Oswald
Spengler. Seine eigentliche Bedeutung liegt in den kühnen Schnitten durch
die Universalhistorie, der Abkehr von der Genieästhetik.
»Spengler ist Makulatur«, meinte Helmut Kohl nach irgendeinem Meilenstein
des europäischen Einigungsprozesses kurz und bündig feststellen zu können
und durfte seinerzeit offenbar noch annehmen, daß eine relevante Anzahl
von Fernsehzuschauern Oswald Spenglers Hauptwerk vertraut und sogar auch imstande
sei, die Kluft zwischen diesem und der Realität des vereinigt blühenden
Europa zu erkennen. Indes war dies lange
vor dem 11. September (2001), und kaum jemand hat
damals vermutet, das nicht nur das geflügelte Wort vom »Untergang des
Abendlandes«, sondern auch die nach herrschender Meinung ... »reaktionäre«
Kulturkreislehre des für überwunden Gehaltenen bald wieder diskursfähig
sein könnte, wozu der Bestseller des Spenglerianers Samuel Huntington ( )
über den »Kampf der Kulturen« nicht wenig beigetragen hat. Während
Huntington jedoch im wesentlichen nur empirische Untersuchungen über demographische
und politisch-ökonomische Entwicklungen vorlegt und zudem im englischen Original
von civilizations statt von Kulturen spricht, die deutsche Kulturtheoretiker
wie Oswald Spengler oder Ferdinand Tönnies strikt voneinander trennten, geht
es dem am 29. Mai 1880 in Blankenburg am Harz geborenen Denker um etwas ganz anderes:
um eine Metaphysik der Geschichte bzw. um die »Umrisse einer Morphologie
der Weltgeschichte« - so der Untertitel seines zwischen 1917 und 1922 erschienenen
monumentalen Werkes ... Mit dem Begriff »Morphologie« knüpfte
der bis dahin weitgehend unbekannte Privatgelehrte, der den ungeliebten Beruf
des Lehrers nach einer Erbschaft sogleich aufgegeben hatte, an Goethes Naturanschauung
an, deren phänomenologische Methode er auf die historischen Wissenschaften
übertrug. ( ).
Geschichte wird damit nach dem Vorbild des Organischen als Entwicklung (Auf-
und Untergang) von Kulturen im Sinne von Kollektiv-Organismen verstanden,
und die Morphologie ist die Lehre von ihren Entwicklungsgesetzen, aufgrund deren
Erkenntnis Spengler beanspruchte, auch Künftiges bestimmen zu können:
»In diesem Buche wird zum erstenmal der Versuch gewagt, Geschichte vorauszubestimmen.
Es handelt sich darum, das Schicksal einer Kultur, und zwar der einzigen, die
heute auf diesem Planeten in Vollendung begriffen ist, der westeuropäisch-amerikanischen,
in den noch nicht abgelaufenen Stadien zu verfolgen.« ( ).
Die Beschränkung auf die Kultur, der Spengler selbst angehörte und die
er deshalb als einzige von innen heraus zu verstehen behauptete, folgt aus seiner
Abkehr von der Universalgeschichte, welche den eigentlichen Paradigmenwechsel
und weitaus mehr als seine (im ganzen ... doch beeindruckenden) Prophezeiungen
die bleibende geschichtsphilosophische Leistung Spenglers darstellt: Es gibt für
ihn nicht mehr »die« Geschichte, sondern nur noch die Geschichten
der einzelnen Kulturkreise. Diese werden nicht lediglich, wie im heutigen, ratlos-defensiven
Diskurs über europäische Identität, nach geographischen Grenzen
oder ethisch-religiösen Kriterien eingeteilt (erstere sind zu beliebig, letztere
aufgrund ihres Universalismus viel zu weit), sondern nach ihrem jeweiligen »Ursymbol«
(+ »Seelenbild« ),
ihrem Stilprinzip oder nach ihrer eigentümlichen Ausdrucksform unterschieden,
die sich besonders deutlich in der jeweiligen Raumerfahrung und Raumgestaltung
zeige. ( ).
- Die Abkehr von der Universalgeschichte stellt ... die bleibende geschichtsphilosophische
Leistung Spenglers dar. Man muß Spengler nicht in jeder Hinsicht folgen,
braucht aber auch nicht den Seismographen zu zerschlagen, der das Erdbeben angekündigt
hat. ... Es ist eine Sache, was Spenger beschrieben, und eine andere, ob er dieses
auch selbst gewollt und villeicht befördert hat. Spenglers Bedeutung
liege, so behauptet die J.F., in den originellen, die Methoden von
New Historicism und Cultural Studies souverän vorwegnehmenden,
kühnen Schnitten durch die Universalhistorie, der Abkehr von der individualisierenden
Genieästhetik oder auch in der kämpferischen Unterscheidung gewachsener,
regional verwurzelter Kultur von der einheitlich-globalen »Schwundstufe«
der Zivilisation. Besonders als philosophischer Ahnherr der Globalisierungskritik
könnte Oswald Spengler heute wiederentdeckt werden.(Baal Müller,
in: Junge
Freiheit, 29.05.2005). 
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (13.02.2006):
Außenminister
Frank-Walter Steinmeier hat in der Auseinandersetzung um die Mohammed-Karikaturen
vor einem »Kampf der Kulturen« gewarnt. Der Begriff »Clash of
Civilisations« stammt von dem amerikanischen Politikwissenschaftler Samuel
Huntington, der 1993 einen Aufsatz mit diesem Titel veröffentlichte. Huntington
entwickelte seine Theorie als Reaktion auf das Ende des Kalten Krieges. Die Menschen
suchten ihre Identität nicht mehr in Ideologien, sondern in ihrer Kultur:
Herkunft, Religion, Sprache, Sitten, Werte. Huntington teilt die Welt
in sieben bis acht Kulturkreise ein mit jeweils einem Kernstaat als Machtzentrum.
Der westliche Kulturkreis verliert Huntington zufolge durch das Bevölkerungswachstum
in islamischen Ländern und das Wirtschaftswachstum Ostasiens an relativer
Macht. Diese These ist in der Politikwissenschaft umstritten. Gegner
stören sich an der groben Definition des Begriffs Kultur. Zudem habe es in
den vergangenen Jahren die meiste Gewalt zwischen Konfliktparteien gleicher Kultur
gegeben. Auch die Kernstaaten-Theorie ist umstritten: Während man
beim westlichen Kulturkreis die USA an erster Stelle nennen könne, gebe es
einen solchen Staat in der islamischen Welt nicht.(Süddeutsche
Zeitung, 13.02.2006).
RP ONLINE (18.04.2007):
»Clash of Civilisations«.
Samuel Huntington wird 80. - Es wird noch einige Zeit dauern, und der Westen wird
die dominierende Kultur weit in dieses Jahrhundert hinein bleiben - doch sein
Niedergang findet statt. Das ist eine Kernaussage aus dem an griffigen Formeln
reichen Werk des Samuel Huntington. Viele seiner Erkenntnisse polarisieren - oder
werden von Teilen des Publikums bewusst als provokant empfunden. Heute wird der
Politikwissenschaftler von der Harvard-Universität und ehemalige Präsidentenberater
80 Jahre alt.Seit mehr als einem halben Jahrhundert wirkt der am 18.
April 1927 in New York geborene Samuel Philips Huntington an der Harvard-Universität
in Boston. Mit einer Offenheit, die im Zeitalter der »political correctness«
( )
selten ist, hat er fast alle gesellschaftlich relevanten Gruppen früher oder
später verärgert.Huntington, der sich als »eine Art Anglikaner«
bezeichnet und sich von dem evangelischen Theologen Reinhold Niebuhr (1892-1971)
inspiriert sieht, hat den meisten Religionen und Staaten Unerfreuliches ins Stammbuch
geschrieben. Der Westen, so erklärt er etwa, habe seinen Aufstieg und den
Sieg im Kalten Krieg nicht der Brillanz seiner Ideen, Werte oder Religion zu verdanken,
sondern seiner Überlegenheit in der Anwendung organisierter Gewalt.Heuchelei
und unterschiedliche Wertmaßstäbe. - Zum Wesen der westlichen Demokratien
und hier vor allem der amerikanischen, so Huntington in seinem bekanntesten Werk,
dem 1996 erschienen »Clash of Civilisations«, gehöre Heuchelei
und das Anlegen unterschiedlicher Wertmaßstäbe: »Die Demokratie
wird gefördert, aber nicht, wenn sie islamische Extremisten an die Macht
bringt. Die Nichtweitergabe von Atomwaffen wird dem Iran und Irak gepredigt, nicht
aber Israel. Menschenrechte sind ein Thema für China, nicht aber für
Saudi-Arabien.«Im Brennpunkt der Diskussion um Huntington steht
jedoch seine Einschätzung des Islam. Schon lange vor dem 11. September 2001
prophezeite er, daß die Auseinandersetzungen der Zukunft weniger zwischen
Nationalstaaten als zwischen Kulturen stattfinden würden. Daß er als
einen potenziellen Gegner der Kultur der freiheitlich-westlichen Demokratien vor
allem den Islam sah, wird in seinen Schriften vereinzelt angedeutet, gelegentlich
auch ausgesprochen.Die Warnung vor einem militanten Islam hat
Huntington, der sich als Demokrat sieht und keineswegs Anhänger der Bush-Regierung
ist, massive Anfeindungen der Linken, von Muslimverbänden und Verfechtern
des Multikulturalismus eingebracht. Im Gegenzug zeichnete Huntington ein vernichtendes
Bild der amerikanischen Geschäftseliten und Intelligenz, die er als abgehoben
von den Wertvorstellungen der Normalbürger sieht. US-Amerikaner seien patriotisch
wie kaum eine andere Nation; die so genannten Eliten hingegen hätten Schwierigkeiten,
sich zu ihrem Land zu bekennen.Bedrohung durch illegale Einwanderer.
Huntington sieht die Zukunft der USA aber nicht nur durch islamistischen Terror,
sondern auch durch illegale Einwanderung aus Mexiko bedroht. »(US-)Amerikas
Kernwerte«, meint er, »sind die christliche Religion, protestantische
Werte wie Individualismus, Arbeitsethos und Moral, die englische Sprache sowie
die britischen Traditionen in der Gesetzgebung und die europäische Tradition
in Kunst, Literatur und Philosophie.«Die Erfolgsgeschichte der
Nation beruhe auf der US-Amerikanisierung immer neuer Einwandererwellen. Das sei
vor allem durch das us-amerikanische Schulsystem und durch den Druck auf Neuankömmlinge
erfolgt, die englische Sprache zu beherrschen. Doch diesen Weg habe man verlassen;
eine hispanische Nebenkultur wachse heran, die Gesellschaft werde zunehmend fragmentiert.
Und die Elite, so beklagt Huntington, unternehme nichts gegen diesen Prozess oder
fördere ihn gar.Der Politikwissenschaftler Samuel Huntington wird
80 - und es könnte durchaus passieren, daß ihm mehr »einfache«
US-Amerikaner ohne Harvard-Abschluß gratulieren als Angehörige der
so genannten politischen Klasse.(RP Online, 18.04.2007).
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (28.12.2008):
Samuel P. Huntington
ist tot. Der US-Politologe veröffentlichte den umstrittenen Aufsatz »The
Clash of Civilizations?« - und dann das dazugehörige Buch. Ohne Fragezeichen.
Die wirklich großen Thesen lassen sich offenbar in drei Wörtern
plus Artikel zusammenfassen: »The End of History« ist ein solche Parole
oder »The Survival of the Fittest«. Gemeinsam ist ihnen, daß
sie weitaus berühmter geworden sind als die Menschen, die sie geprägt
haben, Francis Fukuyama und Charles Darwin, und viel bekannter als die dicken
Bücher, aus denen sie stammen, gemeinsam ist ihnen darüber hinaus, daß
die Parole sich leicht in kleine Münze herunterbrechen und bei fast beliebigen
Gelegenheiten anwenden läßt.Gemeinsam ist ihnen aber auch,
daß sie nicht nur eine Situation zusammenfassen und auf eine wissenschaftliche
Formel bringen, sondern prognostisch wirken sollen. Sie tun etwas, was die Wissenschaft
eigentlich nicht tun kann, wenn sie Wissenschaft bleiben will: Sie treffen eine
Vorhersage, sagen eine Zukunft voraus, und wahrlich keine kleine. Auch »The
Clash of Civilizations« ist eine solche Drei-Wörter-Parole, und seit
Jahren die wirkungsvollste.Der Seher und seine Parole. - Gewiß,
er war auch vor diesem Titel ein bekannter Politologe und Experte für Prozesse
politischer Modernisierung, ein angesehener akademischer Lehrer, Autor von einem
guten Dutzend Monographien vor allem zur jüngeren politischen Geschichte
der Vereinigten Staaten, gelegentlich auch Präsidentenberater.Der
»Clash« aber machte ihn zu einem Seher von Weltruf. Denn in diesem
Werk erklärte er, gegen Francis Fukuyama und »The End of History«
gewandt, die Geschichte werde auch nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums
und des Ost-West-Konfliktes weitergehen, allerdings weniger in Gestalt von Konflikten
zwischen Nationalstaaten, sondern vor allem in Form von weitreichenden Auseinandersetzungen
zwischen Kulturräumen - für das Wort »civilization« findet
sich keine angemessene Übersetzung im Deutschen, seine Bedeutung liegt zwischen
»Kultur« und »Zivilisation« ( )
.... In die Kategorie der »civilization« gehen die gemeinsame Sprache,
die Geschichte, die Werte und vor allem die Religion ein. Aus ihnen soll sich,
so Samuel Huntington und nach ihm alle Verfechter einer »Leitkultur«,
das nie genau zu fassende Spezifikum einer »civilization« zusammensetzen.Samuel
P. Huntington zählte sieben, vielleicht auch acht solcher Kulturräume:
Der »westlichen« Zivilisation stehen dabei nicht nur die islamische
gegenüber, sondern auch die lateinamerikanische, die chinesische, die indische,
die japanische, die afrikanische. Im selben Maße, wie die ideologisch gesonnenen
Nationalstaaten als Subjekte von großen Konflikten an Bedeutung verlören,
träten kulturell definierte Gruppen oder Assoziationen von Staaten als deren
Träger hervor - so daß die Welt bald mehrere politische Zentren haben
werde, wo es bislang nur deren zwei (oder genauer: eines und seinen Widersacher)
gegeben habe.Prognostisches als Propaganda. - Das Prognostische an Samuel
P. Huntingtons Thesen entpuppt sich dabei bald als Propaganda, und zwar weniger,
weil damit die Idee der Menschenrechte, einer begrenzt westlichen Veranstaltung,
als Medium und Ziel globaler Politik hinfällig ist, als vielmehr, weil damit
notwendig ein Plädoyer für eine weitaus offensivere Außenpolitik
der Vereinigten Staaten verbunden ist: Wer die von Zivilisationen geprägte
Weltlage nationalstaatlich verkenne, so Samuel P. Huntington, sei bald nicht mehr
in der Lage, seine nationalen Interessen global durchzusetzen, und gemeint sind
damit die globalen Hegemonialansprüche der US-Amerikaner. Politologie und
Politikberatung gehen dabei unmittelbar ineinander über, nicht unbedingt
zum Vorteil der Wissenschaft.Samuel P. Huntington hat sein Leben lang
an nur einer Universität gelehrt: an Harvard, und er besaß die Fähigkeit,
Studenten zu binden und Schüler zu gewinnen. Das Oszillieren zwischen zuweilen
bestürzend offenen, kalten Analysen der politischen Lage und einem geschichtsphilosophischen
Überschwang, der eher an Oswald Spengler denn an Georg Wilhelm Friedrich
Hegel (dem angeblichen Lehrmeister Francis Fukuyamas) erinnert, mag ihm dabei
geholfen haben. Wer außer Samuel P. Huntington hätte gesagt, der Westen
habe seine globale Überlegenheit nicht durch Ideen oder Werte errungen, sondern
durch organisierte Gewalt? Wer, daß jeder Universalismus, vor allem im Bezug
auf Menschenrechte, zu Zweideutigkeiten und doppelten Maßstäben führe,
angefangen damit, daß Iran keine Atomwaffen besitzen dürfe, während
sie Israel zugebilligt würden, bis dahin, daß aus Universalismus nur
Imperialismus folgen könne?Samuel P. Huntington stellte dergleichen
aber nicht nur fest. Er billigte das Verfahren, und wenn er eine Doppelmoral kritisierte,
dann nicht, um sie aufzuheben, sondern um sie in eine einfache zu verwandeln.
Die Einwanderung aus den lateinamerikanischen Ländern, vor allem aus Mexiko,
so argumentierte er in »Who are we?« (2004), seinem letzten
Buch, sei eine offene Bedrohung us-amerikanischer Identität. Welche Identität?
Und warum sollte es unbedingt diese sein? Nein, der Demokrat Samuel P. Huntington
war offen parteilich, und als Staatstheoretiker immer unbedingt für den Staat,
für sein Vaterland.Denken ohne Rückkopplung. - Selbstverständlich
ist für so viel Parteilichkeit ein Preis zu entrichten, in Gestalt von radikalen
Verkürzungen. In welchem Maße der Fundamentalismus des Islam eine Folge
einer tiefen Erschütterung der islamischen Gesellschaften durch die westliche
Moderne ist, fiebrige Übertreibung einer Selbstgewißheit, die es nie
gegeben hat, die aber nun als endgültig bedroht erscheint, in welchem Maße
überhaupt »Zivilisationen« nur im Angesicht einer ultimativen
Herausforderungen zu solchen werden - für all diese Übergänge,
Rückkopplungen und Gegenbewegungen hatte er wenig Sinn. Und sein Fach, das
muß man leider sagen, erleichterte ihm das Einseitig-Sein, indem es, von
Fred Halliday bis Bassam Tibi, Huntingtons Thesen weniger in ihrem Wahrheitsgehalt
überprüfte als vielmehr mit Gegenmodellen aufwartete und so dem Geist
der Parteilichkeit, der (imaginären) Politikberatung treu blieb.Die
Parole vom »Clash of Civilizations« ist so einfach, daß die
Weltgeschichte seitdem als deren Bestätigung erscheint. Und ist nicht der
11. September 2001 der bildliche, für jedermann sichtbare »clash«?
Gegen eine solche Interpretation wehrte sich Samuel P. Huntington zwar. Dieser
Angriff, sagte er, habe mit »civilization« nichts zu tun. Aber da
war ihm die eigene Parole schon entlaufen.(Süddeutsche
Zeitung, 28.12.2008).
TAZ (29.12.2008):
Der konservative Denker Samuel Huntington
lieferte mit seinem Theorem vom »Kampf der Kulturen«die einflußreichste
Weltdeutung der Post-1989er-Ära. Nun starb er mit 81 Jahren.Es ist
schon eine fast gespenstische Koinzidenz, daß der konservative US-Politologe
Samuel Huntington ausgerechnet in den letzten Tagen dieses Jahres 2008 starb,
am 24. Dezember. Dieses Jahr markiert nichts weniger als das Ende der Welt, wie
wir sie bisher kannten. Die welthistorische Phase, die mit dem Fall der Mauer
und dem Ende des Kalten Krieges begonnen hatte, ging zu Ende. Und Huntington war
einer derer, die dieser Ära ihre Stichworte gaben. Es waren im Grunde
zwei Theorien, die in den vergangenen zwanzig Jahren Furore machten: Francis Fukuyamas
Postulat vom »Ende der Geschichte« und Huntingtons These vom »Kampf
der Kulturen«. Diese Thesen widersprachen sich ein wenig, aber sie ergänzten
sich auch. Sie lagen quer zueinander, hatten aber auch ein inneres dialogisches
Verhältnis. Der liberalkonservative Politologe Fukuyama hatte bereits 1989
in seinem legendären Essay »Ende der Geschichte?« behauptet,
daß Geschichte in einem emphatischen Sinn zu Ende gehe, weil das westliche
Modell mit liberaler Demokratie und freier Marktwirtschaft gesiegt habe. Es werde
vielleicht noch historische Ereignisse geben, aber der Kampf der Ideen, der »die
Geschichte« immer voranbrachte, habe sich erledigt. Huntington widersprach
dem nicht direkt, meinte aber, daß mit dem Ende der Auseinandersetzung der
Ideologien wieder die Konfrontation der großen Weltkulturen ... auf der
Tagesordnung stünde. ....Huntingtons Theorem vom »Kampf der
Kulturen« war gemeinsam mit dem Fukuyama-Postulat vom »Ende der Geschichte«
die einflußreichste Weltdeutung der Post-1989er-Ära. Das Jahr 2008
markiert ihren gemeinsamen Untergang. Die triumphalistische Marktideologie ging
mit der Kernschmelze des globalen Finanzsystems unter.(Robert Misik,
in: Taz, 29.12.2008).
Mediatisierung
bedeutete zwischen 1803 und 1806 für das Heilige Römische Reich Deutscher
Nation Verlust bzw. Entzug einer immediaten Stellung (Reichsunmittelbarkeit);
in dieser Zeit erfolgte die Aufhebung reichsunmittelbarer Stände und ihre
Unterwerfung unter die Landeshoheit eines anderen weltlichen Reichsstandes. Was
damals mit der Bürgerlichen Revolution bzw. dem Napoleonismus
( )
begann, wird seit einigen Jahren und in Zukunft durch die Bürgerliche
Globalmediatisierung bzw. den Globalismus ( )
der Vollendung zugeführt (werden) - ganz zeusiokratisch - befruchtend
oder cäsaristisch! ( ).
Pressefreiheit bedeutet nämlich seit einiger Zeit, daß etwa 200 reiche
Menschen ihre Meinung medienmächtig verbreiten. Ansonsten ist sie die Freiheit,
von der verlassensten Ecke des Universums aus ins unendliche Nichts zu sprechen.
Die Zeusiokratie (Jupiterherrschaft) - jovial, wie sie ist - räumt den Menschen
die großzügigste Freiheit aller Freiheiten ein, nur: gerade dadurch
verlieren viele Menschen sie wieder, weil auch die wenigen Reichen mit Recht die
Freiheit genießen. Nur die Zeusiokratie ist mächtiger als die Plutokratie.
Weil aber die Zeusiokratie mit oder ohne Plutokratie funktioniert, ist man ihrer
Doppeldeutigkeit vollends ausgeliefert ( ):
QUOS JUPITER VULT PERDERE DEMENTAT (Wen Jupiter verderben will, dem raubt
er den Verstand)! |