Richard Wagner in Bayreuth (auch
in: Die Unzeitgemäßen / Unzeitgemäße Betrachtungen),
1875-1876

Sei
ein Mann und folge mir nicht nach sondern dir! Sondern dir!« Auch
unser Leben soll vor uns selber recht behalten! Auch wir sollen frei und furchtlos,
in unschuldiger Selbstigkeit aus uns selber wachsen und blühen! Und so klingen
mir, bei der Betrachtung eines solchen Menschen, auch heute noch, wie ehedem,
diese Sätze ans Ohr: »daß Leidenschaft besser ist als Stoizismus
und Heuchelei, daß Ehrlichsein, selbst im Bösen, besser ist, als sich
selber an die Sittlichkeit des Herkommens verlieren, daß der freie Mensch
sowohl gut als böse sein kann, daß aber der unfreie Mensch eine Schande
der Natur ist und an keinem himmlischen noch irdischen Troste Anteil hat; endlich,
daß jeder, der frei werden will, es durch sich selber werden muß,
und daß niemandem die Freiheit als ein Wundergeschenk in den Schoß
fällt. (Ebd., 1875-1876, I, 431). |