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- Kulturenvergleich -
Antike und Abendland
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Sommer / Nachmittag
12 Uhr
18 Uhr
Hochkultur
EscorialLudwig XIV. vor dem Schloß in VersaillesTürme des Benediktinerstifts in Melk, 1702-1736Residenzschloß in Arolsen, 1710-1728
14-16 Uhr
Wissensschulung oder absoluter Rationalismus

Eine reife Kindheit oder Jugend zeichnet sich im Idealfall durch konzentriertes und experimentelles Lernen aus, und zwar über einen relativ langen Zeitraum hinweg. Das ist wichtig und neu, wenn man diese Art des Lernens mit denen der vergangenen Phasen eines Kindes vergleicht, die in erster Linie die Grundbausteine der Weltteilhabe darstellen. Jetzt geht es aber nicht mehr primär um möglichst effektives Lernen bei minimalem Zeitinput und maximalem konventionellen Symboloutput, sondern um ein rationiertes Lernen bei konventionell vorgegebenem Zeitinput und maximalem Wissensoutput. Es geht also um das schulisch zu erwerbende Wissen, um Wissensschulung oder pure Rationalisierung. Gemeint ist nicht nur die „Schule“ der Menschen, sondern auch die der Tiere, insbesondere die der Säugetiere. Sie lernen alle, um später im Wettbewerb und im Überlebenskampf bestehen und ihre Gene weitergeben zu können. Die Streitfrage, ob man eher für die Schule oder für das Leben lernt, ist deshalb auch nur relativ zu beantworten.

Die Zirbeldrüse (Epiphyse) verhindert mittels ihrer Hormone die Reifung der Geschlechtsmerkmale, damit sich die Kinder auf das Lernen voll konzentrieren können. Sie können sich ungestört auf das zukünftig zu meisternde Erwachsenenleben vorbereiten. Doch dann setzt die Pubertät ein, und die Hormone scheinen plötzlich verrückt zu spielen. Diese Reifezeit bewirkt beim Menschen eine biologische Veränderung mit weitreichenden Folgen. Aus einem Mädchen wird eine Frau, aus einem Jungen ein Mann.

Regelkreis

„Barocke Eindrücke“

Die sekundären Geschlechtsmerkmale entwickeln sich, der kindliche Körper nimmt in den folgenden Jahren durch schnelles Wachstum die Gestalt des Erwachsenen an. Schweiß- und Talgdrüsen arbeiten verstärkt. Auch das seelische Leben erfährt eine Veränderung. Die Veränderungen während der Pubertät werden durch Hormone ausgelöst und vom Gehirn eingeleitet: ein Teil des Zwischenhirns wirkt über die Hormone auf die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ein. Diese Hypophyse gibt daraufhin verstärkt Hormone ab, die die Keimdrüsen - Hoden und Eierstöcke - zur Bildung von Sexualhormonen anregen. Beim Jungen werden in den Hoden nun vermehrt männliche Geschlechtshormone gebildet, hauptsächlich das Testosteron. Sie bewirken die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale und die Bildung von Samenzellen. Beim Mädchen werden jetzt in den Eierstöcken vermehrt weibliche Geschlechtshormone gebildet, wobei die Östrogene (Follikelhormone) die Ausbildung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale bewirken und die Gebärmutterschleimhaut anwachsen lassen. Die Sexualhormone wirken wiederum auf Zwischenhirn und Hypophyse ein und können die Hormonproduktion der Hypophyse hemmen. Schließlich stellt sich eine fein abgestimmte Wechselwirkung zwischen Hypophyse und Keimdrüsen ein. Unter gleich bleibenden äußeren Bedingungen hält der Körper den Stoffwechsel auf konstantem Wert. Auftretende Abweichungen der Außeneinflüsse werden ausgeglichen: geregelt. Diese Regelung wird über Nerven und Hormone vorgenommen. (Vgl. Regelkreis [Regelkreis]) .

Es sollte hier jedoch nicht unerwähnt bleiben, daß mit der biologischen Reife noch nicht die soziokulturelle Reife erreicht ist, denn diese wird nicht primär wie jene von einem inneren, sondern von einem äußeren Prozeß bestimmt. Der Jugendliche muß erst noch Erfahrungen in Auseinandersetzung mit der soziokulturellen Umwelt und ihren Erfahrungen sammeln, bevor er als ein Erwachsener gelten kann. Je weiter sich eine Kultur in Richtung Zivilisation entwickelt hat, desto intensiver muß sich ein Jugendlicher mit ihr auseinandersetzen und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß er das Ziel einer solchen soziokulturellen Reife gar nicht erreichen wird. Um die intellektuelle und emotionale Auseinandersetzung mit den kulturellen Normen und Werten kommt er jedenfalls nicht herum. Erst durch diesbezügliche Erfahrungen rückt die Möglichkeit näher, eine soziokulturelle Reife zu erlangen und fähig zu werden für eine Ehe, die bekanntlich für ewig geschlossen wird (ahd. „ewa“ = ewig geltendes Gesetz, Ehe). Aber die biologischen Voraussetzungen sind hierfür jetzt schon gegeben. An dem Interesse für das eigene und der ersten Hinwendung zum anderen Geschlecht werden die Feldzüge der Gefühle erkennbar. Mit Eintritt in die jugendliche Reife findet zum ersten Mal eine Meiose statt, auch wenn es noch nicht zu dem evolutionären Fortpflanzungszweck, der Befruchtung, kommt. Bei Mädchen ist es die Eizelle, bei Jungen die Samenzelle, die erstmalig reift. Also kommt es bei der Bildung der Gameten, besser bekannt als Keim- oder Geschlechtszellen, auch zu Zellteilungsvorgängen, den Reifeteilungen.

In einer Kultur zeichnen sich Reifeteilungen durch einen agonalen Wettbewerb aus. Aus diesem Wettbewerb gehen immer wieder Verlierer und Sieger hervor. Die Machtverhältnisse wechseln. Diese Phase begann sowohl in der Antike als auch im Abendland mit dem Wechsel der Seevorherrschaft: hier von einer griechischen zu einer karthagischen und dort von einer spanisch-portugiesischen zu einer englisch-niederländischen. Im Abendland wurde diese Phase eingeleitet durch den Sieg der Engländer über die Spanier bzw. deren Armada (1588), durch berühmte Geister wie Francis Bacon (1561-1626), Galileo Galilei (1564-1642), Johannes Kepler (1571-1630), Jakob Böhme (1575-1624), Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616) und William Shakespear (1564-1616), aber auch durch die von Papst Gregor XIII. eingeführte Kalenderreform (1582) und durch die das Deutsche Reich unmittelbar betreffende Gegenreformation in Bayern (1563) und Österreich (1579). In dieser Zeit wurde in Italien der für den barocken Stil prägende Kirchenbau von Vagnoli begonnen (1564) und vollendet (1584): Il Gesù in Rom. Im Barock sah die durch die Gegenreformation gestärkte katholische Kirche ihre offizielle Kunst und damit auch wohl ihren Sieg über die Reformation. Weltweit setzte die Gegenreformation allerdings schon mit der Gründung des Jesuitenordens durch Ignatius von Loyola ein. (Vgl. 12-14). In der Antike begann sie mit dem Ende der griechischen Kolonisation (um 540 v. Chr.), die Karthago und Etrurien durch die Vertreibung der Griechen aus Korsika und Sardinien herbeiführten, aber auch mit der sich durch die Spartaner über den gesamten antiken Raum verbreitenden Knabenliebe und mit der Einführung öffentlich aufgeführter Tragödien in Athen durch Thepsis (534 v. Chr.). Beide Kulturen hatten in der letzten Phase die Kulturschriftlichkeit bis zur nötigen Sicherheit zu beherrschen gelernt und konnten jetzt ihr Wissen, ihre rationalen und empirischen Erkenntnisse unter Beweis stellen, ja: sich ein erstes Zeugnis ausstellen lassen.

Zum Anfang des Löwen Auch Kulturen erleben eine Zeit der reifen Kindheit oder Jugend, eine lernintensive Phase der Ruhe und der sie plötzlich ablösenden Unruhe. Diese kreative Phase macht sie souverän, aber auch eitel. Wissenserwerb und Rationalisierungen können zu Macht, Pracht und Stolz, aber auch zu Tyrannei, Überheblichkeit, und Prahlerei führen. Wenn im Kindesalter die Ruhe des Lernens durch die Hormone jäh unterbrochen wird, erhält das Kind einerseits einen enormen Entwicklungsschub, andererseits die allseits bekannten pubertären Probleme. Einer großartigen intellektuellen und kreativen Fähigkeit steht hier plötzlich eine neue Problematik gegenüber. Eine Kultur entwickelt vergleichbare Phänome, wenn sie dabei ist, intellektuelle und künstlerische Grandiosität zu erreichen, aber fast gleichzeitig feststellen muß, daß durch Tyrannei oder andere absolute Machtansprüche grausame und bis zur Pest sich ausartende Kriege hervorgerufen werden, die man eben aufgrund der erreichten hohen Intellektualität, auf der Spitze der Hochkultur, schon gar nicht mehr für möglich gehalten hätte.

Schloß in Versailles mit Reiterstandbild Ludwigs XIV.

In vielen Staaten des Abendlandes siegte in dieser Phase der Absolutismus gegenüber seinen oligarchischen Konkurrenten, die in Frankreich unter dem Namen Fronde bekannt wurden. Der Ausbau des absoluten Staates in Frankreich, theoretisch begründet durch Jean Bodin (1530-1596) und Thomas Hobbes (1588-1679), vollzog sich unter Ludwig XIII. (1601-1643), der von 1610 bis 1643 regierte. In den Jahren von 1624 bis 1642 bekämpfte Richelieu (1585-1642) als leitender Minister die Opposition des Hochadels und die politischen Sonderrechte der Hugenotten. Zum Symbol des Absolutismus sollte sich das Prunkschloß Versailles entwickeln. Louis Le Vau übernahm 1661 die Bauleitung dieser Barockarchitektur. Ihm folgten François de Vau und Jules Hardouin Mansart (vgl. Mansarde, Mansardendach). Um die Innendekoration kümmerte sich Charles Le Brun. Der Schöpfer des Parkes war André Le Nôtre. In den Jahren von 1700 bis 1710 erhielt die Anlage, die 1708 vollendet war, auch eine Schloßkapelle. Diese repräsentative Anlage wurde umgeben von einer grünen Archtitktur geometrischer Parkanlagen mit Wasserkünsten und Radialachsen zur Schloßmitte: zum Schlafzimmer des Königs. Seit etwa 1676 war Versailles die eigentliche Residenz der französischen absoluten Monarchie - und blieb es bis 1789. Le Brun sorgte, im Material verschwenderisch, für eine luxuriöse Ausstattung. Seine geschaffene Innendekoration ist quasi der Material gewordene Ausspruch des absoluten Königs: L' état c'est moi! Ludwig XIV. (1638-1715) war bereits im Jahre 1643 König geworden. Alles Französische wurde plötzlich zur europäischen Mode: Schloß, Park, Sprache, Sitte, höfische Kultur mit Paraden, Oper, Ballett, mit Allonge-Perücke und Kniehose. Das Bildungsideal dieser Zeit war der galante Kavalier. Das spanische Zeitalter wurde durch das französische abgelöst. (Vgl. 12-14).

Allonge-Perücke (Absolutismus/Barock) Der Sonnenkönig war majestätisch im Auftreten und durchdrungen von der Würde seines Amtes. Er fühlte sich zur Mehrung des Ruhmes und zur Repräsentation des Staates verpflichtet. Die Regierung wurde durch Verordnungen allein vom König ausgeübt. Er ließ sich von einem geheimen Staatsrat und Fachministern beraten und griff auch in die Justiz ein durch königliche Haftbefehle, Geheimpolizei und politische Sicherheitsverwaltung. Der König ernannte und besoldete die adeligen Offiziere selbst. In den Provinzen wurden die königlichen Intendanturen, in den Städten die königlichen Magistrate ausgebaut, und nur auf dem Land verblieben den adeligen Grundherren die Verwaltungs- und Polizeirechte. Als Finanzminister entwickelte Jean Baptiste Colbert (1619-1683), seit 1661 Oberintendant der Finanzen, die erste staatlich gelenkte Nationalwirtschaft der Neuzeit mit statistischer Haushaltsplanung und geregelter Buchführung.

Regelkreise

Der Merkantilismus (auch Colbertismus) schuf die finanziellen Voraussetzungen zur Entfaltung des Abslolutismus, da der Staat Gewinne durch Zölle, direkte und indirekte Steuern zur Erhaltung des Heeres, der Verwaltung und des Hofes abschöpfen konnte. Da nach Auffassung dieser kulturellen Phase Reichtum im Geldbesitz bestand, zielte der Merkantilismus auf eine aktive Handelsbilanz durch Ausfuhr hochwertiger Güter (Luxcus-, Mode-, Glaswaren, Parfums, Porzellan u.s.w.). Deshalb wurden Binnenzölle beseitigt, Land- und Wasserstraßen ausgebaut, staatliche Monopole errichtet, gewerbliche Manufakturen subventioniert, die Seefahrt und die Handelsgesellschaften, somit die Kolonialpolitik, gefördert.

Es gab Schutzzölle und landwirtschaftliche Festpreise. Während der Merkantilismus Handel und Gewerbe förderte und dadurch den Wohlstand des Bürgertums hob, erhielten die Bauern keinen Anreiz zur Steigerung ihrer Produktion. Die ständische Gliederung blieb erhalten, aber ohne politische Bevorrechtung. Klerus und Adel waren durch Grundbesitz, Steuerfreiheit und Sondergerichtsbarkeit privilegiert. Das höhere Bürgertum nahm am wirtschaftlichen Aufstieg teil und konnte durch Ämterkauf zum (Dienst-) Adel aufsteigen. Kleinbürger und Bauern trugen durch hohe Besteuerung die Staatslasten. Die 1685 erfolgte Aufhebung des Edikts von Nantes veranlaßte etwa eine halbe Million Hugenotten zur Massenflucht, wodurch die Merkantilwirtschaft schwer geschädigt wurde. Dies führte wiederum zu mehr Kritik am französischen Absolutismus. Die sogenannten Réfugiés wurden vor allem in Holland und Brandenburg (Preußen), den Vororten der Aufklärung, aufgenommen. (Vgl. 16-18 ).

Schloß Arolsen, 1710-1728

Zum Anfang des Löwen Als höfische Stilepoche steht der Barock für das Lebensgefühl der Gegenreformation und des Absolutismus. Er verbreitete sich auch in Europas Kolonien und entwickelte sich zum ersten Weltstil. Weil er es vermochte, die schöpferischen Kräfte zu durchwalten, alle Kunstäußerungen seiner Zeit zu durchdringen und zu tragen, gilt er heute als der letzte großartige abendländische Kunststil, was antik auf die Ionik zutrifft. Auf Ionik und Barock folgten jeweils dekorative Stile: Korinthik und Rokoko.

Jahreszeiten der Kultur (3 Phasen ~ 1 Jahreszeit)
4 Kulturjahreszeiten:
Im weitesten Sinne umfaßt der Barock eine ganze Jahreszeit: den Sommer. Dem Barock-Absolutismus (14-16) gegenüber liegt die Germanik-Völkerwanderung (2-4)

Der Barock umfaßt in etwa die Zeit von 1600 bis 1750, obwohl zu berücksichtigen ist, daß sein letzter Entwicklungsabschnitt mit gewissen Einschränkungen bereits als Rokoko bezeichnet wird. Diese unregelmäßige Perle, wie die Portugiesen ihn nannten (barocco), wirkte länger und nachhaltiger als seine Epoche verrät. Aus dem Grunde ist der Barock ähnlich zu bewerten wie die Gotik. Nach Spengler umfaßt die Gotik die Zeit von 900 bis 1500, inklusive Ottonik und Romanik, der Barock die Zeit von 1500 bis 1800, inklusive Renaissance und Rokoko. Wenn also Gotik und Barock zusammen ganze 900 Jahre ausmachen, dann sind das etwa 2 Kulturquartale, also 6 Phasen oder anders audgedrückt: 2 Jahreszeiten (Frühling und Sommer). Bezogen auf einen 24-Stunden-Tag machen sie fast eine Tageshälfte, 12 Stunden, aus: den Morgen und den Nachmittag (6 Uhr bis 18 Uhr), wobei 2 Stunden einer Kulturphase entsprechen.


24-Stunden-Kultur::
Im weitesten Sinne umfaßt der Barock den ganzen Nachmittag (Uhrzeit 12-18). Barock-Absolutismus (14-16) und Germanik-Völkerwanderung (2-4) zeigen gleiche Uhrzeit an


Als allgemeine Merkmale des Barock können gelten: schwellende Bewegung aller Formen, die nicht Ausdruck von Harmonie sind, sondern von Kraft. Die Formen drängen danach, ineinander überzugehen, sogar unter Aufhebung der Grenzen zwischen Baukunst, Bildnerei und Malerei. Aus dem Bauwerk scheinen plastische Kräfte zu dringen. Plastik verbindet sich mühelos mit Architektur, und wenn im barocken Innenraum noch die Malerei hinzukommt, so entsteht ein Gesamtkunstwerk, das die Künste nicht im Beieinander, sondern im Ineinander zeigt. Alle Barockkunst hat eine Haltung, die sich als repräsentativ bezeichnen läßt; denn alles Schlichte und Zurückhaltende ist das Gegenteil des Barock. Pracht, Pathos, rauschende Fülle, Steigerung der Dimensionen sind die verschiedenen Erscheinungsweisen des Repräsentativen. Es eignet sich gleichermaßen für die kirchliche wie für die weltliche Kunst, die sich im Barock einander angeglichen haben, wie es niemals vorher und nachher der Fall war. In Italien entstand der Barock nicht als Reaktion auf die Hochrenaissance, auch nicht durch die Aufstellung eines gänzlich neuen Formprinzips, sondern in Weiterentwicklung von Keimen, die in der Hochrenaissance selbst schon angelegt waren. (Vgl. 12-14). Im Kirchenbau prägte Vignolas Il Gesù in Rom(1564-1584) die Kuppelbasilika als Typus der katholischen Gemeindekirche. Allerdings gab es in der Malerei noch die Zwischenstufe des Manierismus. In Deutschland traten barocke Elemente bereits in der Bildnerei und im Ornament der Spätgotik auf, wenn auch noch das barocke Merkmal des plastisch Schwellenden fehlt. (Vgl. 10-12). Dieser spätgotische Barock ist nicht bloß die Parallele zu dem eigentlichen Barock des 17. Jahrhunderts, sondern dessen unmittelbare Vorbereitung. Dazu kommt dann allerdings noch der Einstrom der italienischen Barockelemente. Weitere Hauptländer des Barock sind Spanien, Frankreich und die südlichen Niederlande. Da der Barock die offizielle Kunst der durch die Gegenreformation gestärkten katholischen Kirche war, hat er sich am mächtigsten und eigentümlichsten in den katholischen Ländern entfaltet. Die protestantische zentralräumliche Kirche gewann in der Dresdner Frauenkirche Monumentalität (Bähr, 1726ff.). Die römischen Modelle erfüllte Fischer von Erlach mit der Reichssymbolik, erkennbar z. B. an der Karlskirche in Wien (1716-1722). Der Palastbau fand in Versailles seinen Höhepunkt. Den deutschen Palastbau zeichnen insbesondere die Treppenhäuser aus, so in Pommersfelden (bei Höchstadt an der Aisch), in der Residenz von Würzburg, ebenso seine Festbauten wie der Dresdner Zwinger, der aus Pöppelmanns Bau und Permosers Skulptur als Einheit bervorgeht. Beherrschende Akzente in der Landschaft sind die Stifts- und Klosteranlagen wie Melk oder Banz (am Main). Das Schloß Belvedere in Wien wurde von 1714 bis 1721 vom Baumeister Johann Lukas von Hildebrandt (1668-1745) für Prinz Eugen (1663-1736), den grandiosen Feldherrn und Staatsmann der Habsburger, erbaut. Auch deshalb wurde dieses Untere und Obere Belverdere für Hildebrandt zum Hauptwerk. Das Lustschloß war gewissermaßen ein Geschenk für Prinz Eugens erfolgreiche Siege in den 3 Türkenkriegen (1663/64, 1683-89, 1716-18) und im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) sowie seine Fähigkeiten als weitschauender Politiker, der die Idee der Staatsräson an die Stelle dynastischer Überlegungen setzte. Was Prinz Eugen in Sachen Politik erreichte, das erreichte der Kaiserliche Hofingenieur von Hildebrandt mit seinen spätbarocken Schlössern: die Einleitung der Reihe großer deutscher Architekten der spätbarocken Fürstenschlösser. Andreas Schlüter (1660-1714) gab dem werdenden Königtum in Preußen mit dem Stil des preußischen Barock eine Möglichkeit zur Selbstdarstellung (Ausstattung des Zeughauses, Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, Bronzestandbild des Kurfürst Friedrich III. u.v.m.).

Zum Anfang des Löwen Auch musikalisch umfaßt der Barockstil die Zeit zwischen 1600 und 1720 (bzw. 1750). In dieser Zeit bildete sich in Deutschland die Linie von Michael Schultheiß (Praetorius; 1571-1621) und Heinrich Schütz (1585-1672) über Dietrich Buxtehude (1637-1707), H. I. Franz Biber (1644-1704) und Johann Pachelbel (1653-1706) zu Georg Friedrich Händel (1685-1759) und Johann Sebastian Bach (1685-1750). Sein Ende muß man deshalb mit dem Jahr 1750 ansetzen, weil Johann Sebastian Bach den Barockstil zum krönenden Abschluß und, das ist besonders wichtig, zur Überwindung brachte. In Italien (Venedig) wirkten Claudio Monteverdi (1567-1643), Arcangelo Corelli (1653-1713), Antonio Vivaldi (1680-1743), Domenico Scarlatti (1685-1757) und Agostino Stéffani (1654-1728). Letzterer war als Musiker und Staatsmann in München, Düsseldorf und vor allem in Hannover tätig. Er starb in Frankfurt. Frankreich brachte Jean Baptiste Lully (1632-1687), England Henry Purcell (1658-1695) hervor.

Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Im Sinne einer überstilistischen Synthese der einzelnen Elemente wurde mit Bach der Barockstil zur Spitze gebracht, vollendet und überwunden. Die Verniedlichung des Barock im Rokoko war vor allem in Frankreich bedeutsam, in Deutschland jedoch nur eine Episode vor dem Hochgipfel der Wiener Klassik. Das lag am Barockmeister: Bach faßte vor dieser Stilwende die Musikstile der Vergangenheit, von den Niederländern (Gotik) über Schütz zu Buxtehude und Vivaldi in einzigartiger Synthese zusammen, die das Ideal einer völligen Verschmelzung von Polyphonie und Generalbaß, von Kontrapunkt und Harmonie, von Zeichnung und Fläche darstellt. Die geistige Grundlage seines Schaffens war seine tiefe Religiosität, die im Grunde auch seine nichtkirchlichen Werke trägt, obwohl in ihnen oft eine gesunde Lebensfreude durchbricht. Aus dem religiösen Erlebnis wuchs in Bachs Musik das Gotisch-Mystische: immer wieder bricht es durch das barocke Zeitgewand (Arie, Affektdarstellung, Madrigalismen, Ornamentik, Dynamik). Die Keimzelle, aus der Bachs Kunst sich formte und formt, ist der Choral. Als größter Erfüller der Zeit hat er diese gleichzeitig überwunden und in der geistigen Bindung der Epochen Ewigkeitswerte geschaffen. Für die Generation nach 1750, die neuen Zielen zustrebte, war er bald ein vergessener Unzeitgemäßer - nicht so für Beethoven. Die erste Aufführung der Matthäus-Passion durch Mendelssohn (1829) war der Beginn einer Bach-Renaissance, die bis heute keineswegs abgeschlossen ist und weit über Deutschlands Grenzen hinausgegriffen hat. (Vgl. 18-20, 20-22 und 22-24).

Stammbaum der Musikerfamilie Bach des 17. und 18. Jahrhunderts
Hans Bach († 1626)

Johann Bach
(1604-1673)

Heinrich Bach
(1615-1692)

Christoph Bach
(1613-1661)

Johann Ägidius Bach
(1645-1717)

Johann Michael Bach
(1648-1694)

Johann Christoph Bach
(1642-1703)

Johann Ambrosius Bach
(1645-1695)

Johann Bernhard Bach
(1676-1777)

Maria Barbara Bach
(1684-1720)

Johann Sebastian Bach
(1685-1750)
Heirat (Maria): 1707    Heirat (Anna): 1721

Anna Magdalena, geb. Wilcken

Johann Christoph Bach
(1671-1721)

Johann Ernst Bach
(1722-1777)

Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784)

Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)

Johann Gottfried Bernhard Bach
(1715-1739)

Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795)

Johann Christian Bach
(1735-1795)

Johann Bernhard Bach
(1735-1782)

 

Die Kunst, ein mehrstimmiges Tonstück aus melodisch selbständigen Stimmen aufzubauen, ist ein nur für die abendländische Kultur charakteristisches Streben. (Vgl. Kontrapunkt und Polyphonie). Seit dem 14. Jahrhundert haben alle großen Komponisten neben der kontrapunktischen Selbständigkeit der Stimmen dem Zusammenklang Beachtung geschenkt, und der vollkommene Ausgleich von linearen und vertikalen Rücksichten (Bach) muß als Ideal bezeichnet werden. Bei heutigen linearen Versuchen wird oft vergessen, daß das Ohr des Hörers seit dem 17. Jahrhundert ebensosehr (wenn nicht mehr!) auf das harmonische wie auf das polyphone Hören eingestellt ist. (Vgl. 22-24). Schlicht volkstümliches Singen, das sich in Terzen und Sextenfolgen abspielt, ist nicht kontrapunktisch, sondern harmonisch ergänzend. Für den Kontrapunkt sind strenge Regeln aufgesetzt. Der Ausgleich zwischen Polyphonie und Homophonie wurde von Bach vorbildlich erreicht, und auch alle Musiker, die nach ihm kamen, strebten ihn an.

Zum Anfang des Löwen Literarisch beginnt die Phase des Barock mit Namen wie Miguel de Cervantes Saavedra (1547-1616) und William Shakespear (1564-1616). Am bekanntesten sind Werke wie Numancia (1584), Galathea (1585), Don Quijote de la Mancha (um 1605), Die Reise zum Parnaß (1614), Die Leiden des Persiles und der Sigismunda (1617) und Romeo und Julia (1595), Hamlet (1601), Othello (1604), König Lear (1605), Macbeth (1608) und andere berühmte Werke. Den Beginn der Barockliteratur in Deutschland markiert das Buch von der deutschen Poeterey (1624) von Martin Opitz (1597-1639), der sich stark an französischen, italienischen und antiken Vorbildern orientierte. Bedeutende Poetiken stammen auch von G. P. Harsdörffer (1607-1658) und D. G. Morhof (1639-1691). Einen bedeutenden Beitrag zum Barock lieferte die Lyrik. Neben dem schon erwähnten Opitz sollen hier, stellvertretend für viele andere Lyriker, J. Rist (1607-1667), P. Gerhardt (1607-1676), S. Dach (1605-1659), P. Fleming (1609-1640) und A. Greif (Gryphius; 1616-1664) genannt werden. Beiträge zur Spruchdichtung lieferten u. a. F. Logau (1604-1655) und J. Scheffler (Angelus Silesius; 1624-1677). Zum eigentlich literarischen Dokument der Barockzeit wurden aber die Werke des Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622-1676). Dieser deutsche Dichter stand 1648 noch im Kriegsdienst, war 1667 Schultheiß (dörflicher Amtsträger) in Renchen und konvertierte zum katholischen Glauben. Seine schriftstellerische Tätigkeit begann er 1658 unter verschiedenen Decknamen. Sein Hauptwerk erschien 1667 in mundartlich gefärbter Sprache: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch, ein Roman in 5 Büchern. 1669 erschien die sprachlich gereinigte 2. Auflage und die Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi ... als 6. Buch, das bedeutendste literarische Dokument der Barockzeit, deren nationale und internationale Literatur Grimmelshausen vielfach verarbeitete. Er schuf die erste realistische Darstellung der Zeit- und Sittengeschichte, zugleich aber auch eine moralisch-satirische Allegorie vom Leben des Menschen in dieser Welt. Grimmelshausen fand zu dem großartigen Mittel satirischen Erzählens, zu der Perspektive eines tumben Toren, der Erfahrungen mit der Welt macht, die sich im 30jährigen Krieg in ihrem elementaren Zustand zeigte. Immer wieder variierte er das Thema der Unbeständigkeit und des Wahns der Welt sowie der Hoffnung auf Erlösung im Jenseits, auch in den sogenannten simplizianischen Schriften, u. a.: Trutz Simplex: Oder Ausführliche und wunderseltzame Lebensbeschreibung Der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courache (1670) oder Das wunderbarliche Vogel-Nest (1672). Die Gestaltung barocker Thematik in der Literatur Frankreichs begann um 1580 mit Michel de Montaignes (1533-1592) Betonung der Wechselhaftigkeit des Individuellen und endet um 1665, als Jean Racine (1639-1699) und Jean-Baptiste Molière (1622-1673) mit ihren Werken Verwandlung und Überwindung dieser Phase signalisieren. In dem genannten Zeitraum waren indessen Lyrik und Drama intensiv vom Genie des Barock geprägt worden.

Diese Phase brachte in beiden Kulturen - Antike und Abendland - nicht nur einen enormen Wissensschub durch Erkenntnisdrang, Reise und Kolonisationsdrang, verbunden mit Erfindungen und Entdeckungen, sondern auch eine durch die politisch Mächtigen heraufbeschworene Auswanderungswelle, weil ja durch die Kolonisation und Entdeckungen Alternativen gegeben waren. Obwohl die Portugiesen wahrscheinlich schon im 16. Jahrhundert Australien entdeckt hatten, gilt der Holländer W. Janszoon offiziell als der Entdecker Australiens (1605). A. Tasman umsegelte 1642 West- und Südaustralien bis zur Insel Tasmanien. Neben Australien stand für die Abendländer aber eine andere neue und besonders interessante Jenseitsheimat zur Verfügung: Nordamerika. Gerade diese kolonialen Gebiete sollte sich für viele Menschen als das gelobte Land herausstellen, denn in Europa waren viele Andersgläubige Verfolgte und vor die Alternative des Exodus gestellt. Die Gegenreformation, die sehr bald einen 30 Jahre dauernden Krieg gegen die Protestanten bestreiten sollte (1618-1648), und die Unruhen in England am Vorabend des Bürgerkrieges zwischen Krone und Parlament (1642-1648) ließen viele Menschen daran zweifeln, ihre Lebens- und Religionsvorstellungen in Europa zu verwirklichen: sie wanderten aus und versuchten ihr Glück in Amerika. 1584 besiedelten Engländer Virginia in Nordamerika, und bereits 1607 wurde die erste englische Kolonie namens Virginia gegründet. Die englischen Kolonisten betrieben Tabakanbau mit Hilfe von Negersklaven. Die Pilgerväter, 102 englische Puritaner, wanderten 1620 auf der Mayflower nach Nordamerika aus und gründeten die Kolonie Neu-England. Auf dem ganzen Erdglobus gab es zu dieser Zeit Kolonialgründungen und Auswanderungswellen. 1623 begann die deutsche Auswanderung nach Amerika - 5 Jahre nach Beginn des 30jährigen Krieges. Die Kolonisation war eine andere und hatte andere Beweggründe als die der vorigen Phase, als Portugiesen und Spanier ein Weltreich aufbauten. (Vgl. Karte und 12-14). Abgesehen davon, was sie sonst noch waren, waren die Portugiesen und Spanier religiöse Verfolger, aber viele der jetzigen protestantisch-puritanischen Kolonialherren und Siedler religiös Verfolgte. Abenteuerer mußten sie ohnehin sein, denn sie konnten sich nicht sicher sein, daß ihr Vorhaben, ihr Glaube und ihre Zukunft Bestand haben würde. Sklavenhändler hätten sie nicht sein müssen, waren aber die meisten unter ihnen.

Zum Anfang des Löwen Die Ionier waren ebenfalls Benachteiligte, nachdem Dareios 546 v. Chr. für Persien ganz Kleinasien erobert hatte. Die persische Herrschaft bedeutete für viele Griechen in Kleinasien das, was für viele Europäer die religiösen Verfolgungen bedeuteten, denen sie sich selbst ausgesetzt hatten. Die ionischen Naturphilosophen wanderten nach Unteritalien aus und gründeten dort die beiden ersten Philosophenschulen der Antike: Xenophanes (580/577-485/480) in Elea (Eleaten) und Pythagoras (580/570-500/480) in Kroton (Pythagoräer). Die Eleaten, deren Schule sich bis ca. 430 v. Chr. hielt, und die Pythagoräer, die bis ins 4. Jh. v. Chr. aktiv blieben, aber auch die Einzelgänger-Philosophen, z.B. Heraklit (544-483), Anaxagoras (500-428), Empedokles (483-424) und Leukipp (5. Jh. v. Chr.) u.a. sind in etwa zu vergleichen mit den barocken Philosophen und Naturforschern des Abendlandes, von denen die meisten auch großartige Mathematiker waren. (Vergleich). Die Pythagoräer waren Mathematiker, aber auch religiös motivierte Politiker. Die Anhänger der Philosophie des Pythagoras waren nämlich im engeren Sinne Mitglieder der von diesem gegründeten religiös-politischen Gemeinschaft in Kroton. Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurden die der Aristokratie nahestehenden Pythagoräer aus Unteritalien mit Ausnahme von Tarent vertrieben, und bald nach 350 v. Chr. gab es in Unteritalien keinen Bund der Pythagoräer mehr. (Vgl. 18-20). Pythagoras kann man aufgrund der politischen Motive durchaus mit Oliver Cromwell (1599-1658) vergleichen, vom geistigen Standpunkt her gesehen mit Francis Bacon (1561-1626) und Thomas Hobbes (1588-1679). Wenn er aber auch mit Leibniz zu vergleichen ist, dann hätte er Philosoph, Mathematiker, Physiker, Diplomat und Historiker sein müssen. Leibniz war wohl der universalste und schöpferischste Gelehrte des 17. Jahrhunderts, wahrscheinlich sogar des Abendlandes überhaupt. Irgendwie hatte er doch auch etwas Einzelgängerisches oder Monadologisches. (Leibniz). Auch Heraklit (544-483) war einzelgängerischer Philosoph und Politiker, für den es nur einen Urgrund gab: das Feuer als die Weltvernunft schlechthin. Das Feuer war für ihn der Urstoff, der Logos als das Urfeuer, das sogar über den Göttern thronte. Heraklit wirkte weit über seine Zeit hinaus und war in etwa das für die Antike, was Descartes für das Abendland war: ein von der Souveränität der Vernunft Überzeugter. Descartes begründete den Rationalismus und erzielte eine fast an Leibniz heranreichende Wirkung. Was Heraklit für die Geschichte des Logos war, waren die Eleaten Xenophanes und Parmenides (540-480) für das All-Eine. Die Eleaten Zenon (490-430) und Melissos (5. Jh.) versuchten, das All-Eine zu beweisen, und der Einzelgänger Empedokles (483-424) versuchte, das All-Eine zu sein. Was Galilei für die Geschichte der naturwissenschaftlichen Methodik war, war Descartes für deren theoretische Grundlagen, weil die moderne Technik auch nur dadurch entstehen konnte, daß Descartes die Menschen in eine Position gegenüber der Natur brachte, von wo aus eine durchgreifende Naturbeherrschung überhaupt erst möglich wurde. Er hat die Menschen so denken gelehrt, daß sie die Technik erschaffen konnten. Kepler erfand das astronomische Fernrohr (Teleskop) um 1600, während er mit der Begründung der Planetengesetze (1600-1609) beschäftigt war. Pascal (1623-1662) begründete die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Leibniz und Newton begründeten unabhängig voneinander die sowohl Differential- als auch Integralrechnung umfassende Infinitesimalrechnung (1665/1672), doch begründete sie Leibniz (1665) sieben Jahre früher als Newton (1672), was vermuten läßt, daß Newton von Leibniz geklaut hat. Leibniz erfand eine Multipliziermaschine (1673), Newton das Spiegelteleskop (1669). Außerdem begründete Newton die Gravitationsgesetze (1666).

Grundsätzlich waren die Eleaten Vertreter des Rationalismus und des Agnostizismus, aber im Gegensatz zum faustischen Abendland fehlte der apollinischen Antike dieser gesamte Zug zur wissenschaftlichen Praxis, zur Trennung von Geist und Natur, zur Bejahung der Zeit und des unendlichen Raums. Der unendliche Raum wurde und wird im Abendland nicht denkerisch übersprungen, sondern willentlich erforscht und untersucht, selbst auf die Gefahr hin, daß man sich in ihm verliert, wie es die gotischen Dome symbolisch verraten und wie die Seefahrer anfangs auch ohne Kenntnis der Ozeanwinde darauf hofften, daß es dort einen Wind geben könne, der sie wieder zurück nach Portugal bringen würde. (Vgl. 10-12). Der Mensch ist das Maß aller Dinge, behauptete der Sophist Protagoras (480-410), der sich auch zuerst als Sophist und Menschenkenner bezeichnete. Die Technik ist das Maß aller Dinge, könnte man dagegen die Devise der rational-empirisch ausgerichteten Meister des Abendlandes nennen. Die Antike war in philosophischen Angelegenheiten von grandioser Eigenart, aber sie sah in allen kulturellen Elementen nichtzeitliche Körper, ahistorische Halbgötter (Halbmenschen), zeitlose Urstoffe und raumlose Gesellschaftskörper. Für letztere ist die Polis das beste Beispiel. Ursymbol und Seelenbild müssen um 180 Grad gedreht werden, wenn man Antike und Abendland vergleichen will. Wahrscheinlich beschäftigen wir uns deshalb so gern mit der Antike. Es scheint dies eine solche Vater-Sohn-Beziehung zu sein, die typischerweise symbiotisch ausfällt. Aus den eben genannten Gründen gab es in der Antike auch keinen Absolutismus im abendländischen Sinne, sondern eine Tyrannis im antiken Sinne. Sie war zwar auch durch absolute Herrscher gekennzeichnet, bezog sich aber auf Stadtstaaten, auf Poliskörper. Die Antike hat in der Zeit von etwa 560/550 bis 430/420, als der ionische Baustil sich durchsetzte, ihre ersten großen Philiosophen und deren Schulen sowie ihre Mathematiker, Künstler, Maler, Bildhauer, Ärzte, Staatsmänner, Geschichtsschreiber Literaten und Dichter genauso hervorgebracht wie später das Abendland. Das Abendland brachte allerdings zusätzlich und auf faustische Art die experimentelle Wissenschaft und die kontrapunktische Instrumentalmusik auf deren Höhepunkt (Bach), dabei die Gattungen Oper und Oratorien ins Leben rufend. In der Antike wirkten in dieser Phase Phidias (um 500) als Bildhauer, Polyklet (5. Jh.) als Bronzebildner, Polyknot (5. Jh.) als Maler, Pindar (522-446) als Chorlyriker und Musiker, Aischylos (525-456) und Sophokles (497-406) als Tragödiendichter. Hekataios (560-480) steht am Anfang der Geschichtsschreibung; als Geograph und Historiograph bereiste und beschrieb er große Teile der damals bekannten Welt und versuchte, Mythisches in ein chronologisches System zu bringen. Herodot (484-425), der als Vater der Geschichte gilt, erkundete Hellenen und Barbaren, wodurch er dem Gefühl des Hellenentums einen historisch-literarischen Ausdruck verlieh. Thukydides (460-396) erforschte dagegen die Geschichte bereits kausal, z.B. die des Peloponnesischen Krieges (431-404).

Zum Anfang des Löwen Die ionische Säulenordnung, deren Merkmale zwei große nach den Seiten ausladende Voluten am Kapitell sowie Kanneluren mit Stegen sind, geht auf das äolische (aiolische) Volutenkapitell zurück. Sie setzte sich seit etwa 570 v. Chr., in Mittelgriechenland allerdings erst im 5. Jahrhundert v. Chr., durch.

Ionische Säulenordnung

Ionische Ordnung bedeutet, daß die Spannung zwischen Last und Tragen in der Säule gelöst ist durch ihre Gliederung in Stütze (schlanker und kaum verjüngter Säulenschaft) und 2 Lagerglieder, Basis und Kapitell. Die Basis ist unterschiedlich unterteilt. Das Gebälk setzt sich zusammen aus Architrav, gegliedert in 3 abgestufte Faszien (Streifen), Fries (als ionisch-attische Ordnung), vorspringendem Zahnschnitt (nur in der späten ionisch-attischen Ordnung) und überhängendem Geison (Dachgebälk) mit Sima (Blende). Die kleinasiatisch-ionische Ordnung kennt nur Zahnschnitt und keinen figural verzierten Fries. Die ionische Ordnung, die in Kleinasien und der Ägäis entstanden war, setzte sich mehr und mehr in ganz Griechenland durch.


Ionische Säulenordnung. Das Kapitell ist ein Zwischenglied zwischen Stütze und Last.


Schon die dorischen Säulen waren mit der Zeit immer höher und schlanker geworden, bei den ionischen, die von Anfang an eine grazilere Gestalt besaßen, schritt dieser Prozeß fort. Die feinere Kanellierungmit den Zwischenstegen, die Aufteilung des Architravs in 3 horizontale Streifen, die Einrollung (Voluten) an den Kapitellen, die nicht wie in der dorischen Ordnung hart auf dem Architrav stießen, sondern diesen durch ihre Kissenform fast schweben ließen - alles war im ionischen Stil eleganter, dekorativer und repräsentativer als im dorischen Stil. (Vgl. Dorik). Mit zum Teil noch höheren ionischen Säulen und hohen, äußerst dekorativen korinthischen Kapitellen sollte später die korinthische Ordnung versehen werden. (Vgl. Korinthik).

Zum Verständnis:

Während die Baukunst des griechischen Festlandes mit wenigen Ausnahmen allein den dorischen Stil bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. beibehielt, kannte der griechische Osten seit etwa 570 v. Chr. den ihm eigenen ionischen Stil, dessen bedeutendste Werke um die Mitte des 6. Jahrhunderts errichtet wurden (Artemis-Tempel in Ephesos, Heraion auf Samos u.a.). Erst im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde der ionische Baustil für kleinere und zierliche Bauten (Nike-Tempel, Erechtheion in Athen) vom Festland übernommen.


In diese entscheidenden Zeiten fielen in der Antike die Eingliederung Ioniens und ganz Kleinasiens in das Perserreich (546), die Abwanderung vieler Ionier nach Unteritalien und in andere Kolonien, der Ionische Aufstand (500-494), die Perserkriege (500-479), der 1. Attische Seebund (477), der die Persergefahr abwehren sollte, und der Peloponnesische Krieg (431-404), der den Dualismus zwischen Athen und Sparta auf die Spitze, Sparta und Persien in ein Bündnis (412) trieb, weil die ionischen Städte mit Athen verbündet waren. Diese Phase sah viele Tyrannen, oligarchische und demokratische Gegner sowie auf allen Seiten strategische Kriegsführer. Während dieser Krisen brach in Athen die Pest aus (429), der ein Drittel der attischen Bevölkerung zum Opfer fiel. Mit der Einführung der Oligarchie in Athen (411), der Niederlage und Übergabe Athens an die Sieger (404) sowie der damit verbundenen Auflösung des 1. Attischen Seebundes begann die nächste Phase, die Sparta als Hegemonialmacht aus diesem weltweiten Machtkampf hervorgehen ließ, obwohl der eigentliche Sieger Persien war. Im Abendland fanden ähnliche Entwicklungen statt, nur muß man berücksichtigen, daß es hier um größere Territorien und um Territorialmächte ging und Stadtstaaten kaum eine Rolle spielten. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) führte zur innerlichen Auflösung des Deutschen Reiches in einen Staatenbund, der die Zentralgewalt des Reiches abwehren sollte - ein Trauma, an dem Deutschland heute noch leidet. (Vgl. 22-24). In das Ende dieser Phase fiel der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1713/1714), der den Dualismus zwischen Habsburg und Bourbon auf die Spitze, dann die jeweiligen Gegner in ein Bündnis mit den Seemächten trieb, weil die Erbfolge eine Hegemonie bedeutete und die Gleichgewichtspolitik Englands störte. Diese Phase sah viele Absolutisten, oligarchische und demokratische Gegner sowie auf allen Seiten strategische Kriegsführer, z.B. Albrecht von Wallenstein (1583-1634), Johann von Tilly (1599-1632) oder Oliver Cromwell (1599-1658). Der 30jährige Krieg brachte Pest und Verwüstung, der ein Drittel der deutschen Bevölkerung zum Opfer fiel. Der Übergang in die nächste Phase war für viele Staaten gekennzeichnet durch Einführung oligarchischer Staatsformen, in Deutschland durch den raschen Wiederaufbau, der mit der Leistung der Reichsfürsten verbunden war. Frankreich konnte sich zwar nach dem 30jährigen Krieg und dem ihn beendenden ersten neuzeitlichen Friedenskongreß (1643-1648) sowie durch den Krieg gegen Spanien (1669: Pyrenäenfriede) als Hegemonialmacht verstehen, der eigentliche Sieger dieser Phase wurde jedoch nach dem Spanischen Erbfolgekrieg und auf dem ihn beendenden zweiten neuzeitlichen Friedenskongreß (1713/1714) bestätigt: der Schiedrichter England. Ein Vorgeschmack auf die späteren Weltkriege sollte es in beiden Kulturen schon jetzt geben, denn er ist wohl so etwas wie eine politische Pubeszens, eineinnerstaatliche Mannwerdung, und die auf diesen Initiationsritus folgenden ersten Weltfriedenskongresse sind für die einzelnen Teilnehmer eineinternationale Jugendweihe.

 

Zum Anfang des Löwen Karte

ZURÜCK Entwicklungen im 16. und 17. Jahrhundert bzw. vom 7. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. WEITER

 

Zum Anfang des Löwen Der Mittelpunkt der Politik lag damals in Spanien, wo mit der gesellschaftlichen Kultur überhaupt auch der diplomatische Stil des Barock entstanden ist, nämlich im Kabinett Philipps II. (reg. 1556-1598), und wo das dynastische Prinzip, in dem sich der absolute Staat dem Cortes (Parlament) gegenüber verkörperte, seine gewaltigste Ausbildung erfahren hat, und zwar im Kampf gegen das Haus Bourbon. Der Versuch, auch England genealogisch dem habsburgisch-spanischen System einzugliedern, war unter Philipp II. gescheitert, weil der schon angekündigte Erbe aus einer Ehe mit Maria von England ausblieb. Doch unter Philipp IV. (reg. 1621-1665) tauchte noch einmal der Gedanke einer alle Ozeane beherrschenden Universalmonarchie auf, nicht mehr jenes mystische Kaisertum des Mittelalters, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, sondern das greifbare Ideal der Weltherrschaft des Hauses Habsburg, die sich von Madrid aus auf den realen Besitz von Indien und Amerika und auf die schon fühlbar hervortretende Macht des Geldes stützen sollte. (Vgl. Karte). Damals versuchten die Stuarts, ihre gefährdete Stellung durch die Ehe des Thronfolgers mit einer spanischen Infantin zu verstärken, aber in Madrid zog man zuletzt die Verbindung mit der eigenen Seitenlinie in Wien vor, und so wandte sich Jakob I. (reg. 1603-1625) - ebenfalls vergeblich - an die Gegenpartei der Bourbonen mit dem Vorschlag eines Ehebündnisses. Der Mißerfolg dieser Familienpolitik hat mehr als alles andere dazu beigetragen, die Bewegung der Puritaner mit der englischen Fronde zu einer großen Revolution zu verbinden.

Das Ende des 30jährigen Krieges, der Westfälische Friede von 1648, war der Beginn der Zeit säkularisierter Staaten und führte durch die Beseitigung der habsburgischen Hegemonialmacht zu den neuen Großmächten Frankreich, Schweden und Niederlande. Frankreich und Schweden erhielten Besitzungen im Deutschen Reich, während die Niederlande und die Schweiz aus dem Deutschen Reich ausschieden. In Deutschland siegte die fürstliche Libertät, wenn auch knapp, über die kaiserliche Zentralgewalt; das Reich löste sich in einen Staatenbund auf, der die politische und militärische Ohnmacht Deutschlands besiegelte, obwohl das Deutsche Reich überraschend schnell wieder zu neuen Kräften fand - trotz schwerer Kriegsschäden, Verwüstungen und eines Drittels an Bevölkerungsverlust. Der rasche Wiederaufbau war eine Leistung der Fürstenhöfe. Durch Konzentration der Verwaltung, des Heeres, des Steuerwesens wurden sie zu Mittelpunkten des politischen und kulturellen Lebens. Neben absolutistischen Staaten, wie z.B. Brandenburg oder Bayern, entstanden auch Staaten mit ständischer (oligarchischer) Verfassung, wie z.B. Württemberg oder Mecklenburg. Reichsorgane waren zwischen Kaiser und Reich nach dualistischem Ständeprinzip aufgeteilt in Hofkanzlei (Wien) und Reichskanzlei (Mainz), Reichshofrat (Wien) und Reichskammergericht (Wetzlar). Seit 1663 gab es den permanent tagenden Reichstag in Regensburg, ein Gesandtenkongreß, gegliedert in 3 Kurien der Kurfürsten (8), der Fürsten (165) und der Reichsstädte (61), die in sich noch in Konfessionsparteien gespalten waren. Die kaiserlichen Rechte auf Gesetzgebung und Verträge waren an die Zustimmung des immerwährenden Reichstages in Regensburg gebunden. Nur nach Beschluß eines Reichskrieges wurde eine Reichsarmee gebildet. Sie hatte also kaum militärischen Wert. Repräsentanten des Reiches waren die Reichsstände: Reichsfürsten, Reichsgrafen, Reichsprälaten und Reichsstädte, die das aus der Reichsunmittelbarkeit erwachsene Recht zur Führung einer fürstlichen Einzelstimme (Virilstimme) oder zur Beteiligung an einer Kuriatstimme (Gesamtstimme) im Reichstag besaßen (Reichsstandschaft). Die Reichsstände erhielten volle Souveränität durch das Bündnisrecht, das nur nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet sein durfte. Ius foederationis, so hieß dieses Bündnisrecht, wurde schon damals, obwohl mitverursachendes Übel, zur heiligen Kuh der deutschen Föderalisten. Nicht nur 1618-1648 und 1914-1945, die beiden 30jährigen Kriege, waren samt ihrer politischen Vorgeschichten ähnlich, auch die Zeit nach 1648 war doch irgendwie ein Vorgeschmack auf die Zeit nach 1945. Die österreichischen Habsburger stellten weiterhin die deutschen Kaiser und verfolgten ihre deutsche Großmachtpolitik gegebenenfalls auch ohne den Rest des Reiches. Es entstand aber auch mit der Rheinischen Allianz eine antihabsburgische Partei, u.a. durch die Kurfürstentümer Mainz und Köln.

Ein Friedensvertrag, der einen schrecklichen 30jährigen Krieg beendete und das Vergessen, die Amnestie wollte:
„Es soll auf beiden Seiten in ewige Vergessenheit geraten und eine Amnestie alles dessen eintreten, was von Beginn dieser Unruhen an nur irgendwo oder irgendwie von dem einen oder anderen Teile hinüber und herüber an Feindseligkeiten geschehen ist. Keiner darf somit um derent- noch irgendeiner anderen Ursache oder eines Vorwandes willen dem anderen künftig irgendwelche Feindseligkeiten oder Feindschaft, Belästigung oder Hindernis hinsichtlich seiner Person, seines Standes, seines Besitztums, seiner Sicherheit durch sich oder durch andere, heimlich oder offen, direkt oder indirekt, unter dem Scheine des Rechts oder auf dem Wege der Gewalt, innerhalb des Reiches oder irgendwie außerhalb desselben antun oder anzutun befehlen oder zulassen, und keinerlei frühere auf das Gegenteil abzielende Verträge können hier entgegenstehen. - Vielmehr sollen alle und jede von beiden Seiten sowohl vor dem Kriege als im Kriege durch Wort, Schrift oder Tat zugefügten Unbilden, Gewaltsamkeiten, Feindseligkeiten, Schäden, Unkosten ohne jedes Ansehen der Person oder Sache derartig gänzlich abgetan sein, daß alles, was immer der eine gegen den anderen unter diesem Titel vorgeben könnte, in ewiger Vergessenheit begraben sei.“  (Westfälischer Friedensvertrag von Osnabrück, 24.10.1648, Artikel II, und Münster, 24.10.1648, Artikel II, im gleichen Wortlaut).
„Frankreich strebte nach der kontinentalen Hegemonie und war damals der aggressivste Staat in Europa, der sich schon bei der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges 1648 als Garantiemacht neben Schweden die größten Vorteile über Deutschland verschafft hatte. Es erhielt in § 76 des Westfälischen Friedensvertrages das ewige Recht auf freien Durchzug durch das gesamte Reichsgebiet zu Wasser und zu Lande zur Heranführung von Soldaten und Proviant, sooft und soweit dies erforderlich sein würde.“ Und schon wenige Jahre nach dem Frieden von 1648 „wurden die europäischen Staaten erneut von Frankreich und Schweden in kriegerische Konflikte verwickelt“, so Bödecker, der weiß, daß diese Konflikte teilweise sogar über das Ausmaß der Kriegshandlungen innerhalb des 30jährigen Krieges hinausgingen. Er sind folgende Kriege:
g 1663-1718Drei Türkenkriege (1. Türkenkrieg, 1663-1664; 2. Türkenkrieg, 1683-1699; 3. Türkenkrieg, 1716-1718). Das Osmanische Reich und Frankreich kämpften gegen Europa (Große Allianz); die Hauptlast hatte Deutschland zu tragen, innerhalb Deutschlands vor allem Österreich.
g 1667-1668Frankreich gegen Spanien und die spanische Niederlande. Auch hier war Deutschland betroffen. Dieser Devolutionskrieg - einer der vielen Eroberungskriege des französischen Königs Ludwig XIV. - wurde mit dem Frieden zu Aachen (1668) beendet.
g 1670-1688Frankreich gegen Deutschland (Teile Deutschlands). Fälschlich Frankreichs Reunionskriege genannt, denn es waren Eroberungskriege des französischen Königs Ludwig XIV.: Burgund, Lothringen, Teile des Elsaß - also Gebiete, die seit 870 (Vertrag von Mersen) und folglich seit über 800 Jahren (!!!) zu Deutschland gehörten (also nie zu Frankreich gehört hatten) -, wurden von Frankreich annektiert.
g 1672-1678Frankreich gegen Holland. Ebenfalls einer der Eroberungskriege des französischen Königs Ludwig XIV..
g 1688-1697Frankreich gegen Deutschland (Teile Deutschlands). Der sogenannte Pfälzische Krieg war ebenfalls einer der Eroberungskriege des französischen Königs Ludwig XIV.: Französische Truppen verwüsteten die Pfalz, insbesondere Worms, Heidelberg und die Kaisergräber in Speyer. Im Frieden von Rijswijk mußte Frankreich den ersten Verlustfrieden hinnehmen, behauptete aber einige Gebiete im Elsaß.
g 1700-1721Schweden gegen Rußland: Nordischer Krieg.
g 1701-1714Frankreich gegen Europa (Große Allianz). Dieser von Frankreich mittelbar verursachte Spanische Erbfolgekrieg endete mit der Niederlage Frankreichs. Durch den Frieden von Utrecht (1713) und von Rastatt und Baden (1714) wurde England zum Schiedsrichter Europas. England siegte also mit seiner Gleichgewichtspolitik, „Balance of Power“ Glechgewichtspolitik).
„In diesen kriegerischen Auseinandersetzungen hatten sich alle Staaten, mit Ausnahme Englands, völlig verausgabt und standen den Problemen eigener totaler Erschöpfung gegenüber. Während Brandenburg-Preußen, abgesehen von den Gebieten in Geldern und Neuchatel, im Friedensvertrag von Utrecht 1713 trotz seines beachtlichen militärischen Beitrages zum Sieg der Großen Koalition über die französische Streitmacht leer ausging, stieg England zur ersten Weltmacht auf. Holland mußte sich fortan mit dem zweiten Platz begnügen. Das war der politische und persönliche Hintergrund, vor dem der junge - im Jahre 1688 geborene - Kronprinz Friedrich Wilhelm, den die Nachwelt den »Soldatenkönig« nennen sollte, am preußischen Hof aufwuchs: Schwäche und hohe Schulden des Staates, Abhängigkeit von anderen Mächten, sittliche Verderbnis am Hof und eine allgemeine Verschwendungssucht. Der Kronprinz kannte das Schicksal seines Landes im Dreißigjährigen Krieg mit den gewaltigen Zerstörungen und Brandschatzungen durch fremde Truppen. Er hatte aber auch stets das Schicksal seines Großvaters, des Großen Kurfürsten, vor Augen, der trotz seines Sieges über die Schweden (1675 bei Fehrbellin) im Friedensvertrag von Saint-Germain 1679 vom deutschen Kaiser in Wien und von den Fransosen um den Lohn seines Sieges, nämlich um den von Schweden okkupierten Teil Vorpommerns und um Stettin, gebracht worden war. .... Friedrich Wilhelm war ein Reichsfürst, der Kaiser und Reich als verbindliche Norm anerkannte: »Kein Engländer und Franzose soll über uns Deutsche gebieten, und meinen Kindern will ich Pistolen und Degen in die Wiege geben, daß sie die fremden Nationen aus Deutschland helfen abhalten.«“ (Ehrhardt Bödecker, Preußen und die Wurzeln des Erfolgs, 2004, 289-292). Schauen wir noch einmal weiter in die Vergangenheit zurück:

Wie bereits erwähnt, war aus dem deutschen Ordensstaat das weltliche Herzogtum Preußen hervorgegangen. (Vgl. 12-14). 1618 kam es an die brandenburgische Linie der Hohenzollern. Brandenburg erhielt im Westfälischen Frieden die Bistümer Halberstadt, Cammin und Minden, die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680) sowie Hinterpommern. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1620-1688), regierte von 1640 bis 1688 und baute in dieser Zeit, im Streben nach Arrondierung seines relativ zersteuten Territoriums und nach Angliederung Vorpommerns ein stehendes Heer auf und arbeitete auch mit der Aufhebung der ständischen Finanzrechte, der Einführung der Kontribution und der Akzise u.a. auf ein einheitliches Staatswesen im Sinne des Absolutismus hin. Er schuf den absolutistischen brandenburgisch-preußischen Staat. Trotz politischer Entmachtung der Landstände - der letzte märkische Landtag war 1652/1653 - verbesserten die Gutsherren ihre wirtschaftliche und soziale Stellung, während sich die Lage der Landbevölkerung verschlechterte. Aber es war nicht so schlimm wie die heutige Anti-Preußen-Propaganda es gern hätte (Preußen), denn: in Brandenbrurg gab es Religionsfreiheit, und zur inneren Disziplinierung der Bevölkerung war die Religion seit dem Westfälischen Frieden in einigen Regionen Deutschlands nicht mehr geeignet, vor allem eben in Brandenburg, wo völlige Religionsfreiheit herrschte - im Gegensatz zu allen anderen Regionen Europas. „An die Stelle des konfessionellen Staates setzten die Hohenzollern den administrativen Staat, von den Gottesstaaten der Muslime abgesehen, heute die herrschende Staatsform. Zur Durchsetzung seines Strebens nach einem einheitlichen Staat brauchte der Große Kurfürst eine Führungsschicht, die Maßstäbe im kulturellen Verhalten, in Form und Führung sowie in der Loyalität zum Staat setzen konnte. Diese Aufgabe übertrug er dem Adel. Der Kurfürst straffte die Verwaltung und richtete Finanzbehörden ein. Zu den vorhandenen Verschiedenheiten der einzelnen Provinzen kamen die Einwanderer mit ihren anderen Traditionen hinzu. Sie wurden im Interesse der »Peuplierung« in Brandenburg aufgenommen. Diese Einwanderer kamen aus Frankreich (Hugenotten), Holland, Österreich, Böhmen, Schweden und Polen. In England hatte sich der Adel eigene Rechte neben oder sogar über dem König bewahren können. In Brandenburg-Preußen wurde der Adel Bestandteil des Staates, er verlor seine eigenen Rechte gegenüber dem Staat, seine »Souveränität«.“ (Ehrhardt Bödecker, Preußen und die Wurzeln des Erfolgs, 2004, S. 95-96). In der Außenpolitik wechselte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm resolut die Fronten. Brandenburgisches Wechselfieber wurde das genannt, aber Friedrich Wilhem sah dies offenbar als notwendig an. 1682 gründete der Große Kurfürst die Kolonie Groß-Friedrichsburg in Westafrika. Die Faktorei Groß-Friedrichsburg blieb bis 1720 preußisch. 1685 holte Friedrich Wilhelm Hugenotten, später auch andere Glaubensflüchtlinge und Auswanderer (Schweizer, Pfälzer, Holländer u.a.) in die Mark. Friedrich Wilhelms Sohn Friedrich III. (1657-1713) wurde 1688 Kurfürst. Er berief den Bildhauer Andreas Schlüter (1660-1714) an seinen Hof, gründete 1694 die Universität Halle, in Berlin 1696 die Akademie der Künste und 1700 die Sozietät der Wissenschaften, die spätere Preußische Akademie der Wissenschaften. Er erlangte von Kaiser Leopold I. gegen Hilfeversprechen im Spanischen Erbfolgekrieg die Anerkennung des Königtums für das Herzogtum Preußen (1700). Der Königstitel haftete jedoch zunächst nur an dem Lande Preußen (der späteren Provinz Ostpreußen), das nicht zum Heiligen Römisch-Deutschen Reich gehörte. Friedrich III. krönte sich jedoch 1701 selbst in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen, während er in seinen übrigen Staaten Kurfürst, Markgraf (von Brandenburg) bzw. Herzog (u.a. von Magdeburg, Kleve, Jülich, Pommern und Schlesien) blieb. Aus einem Deutschordensstaat, Herzogtum, Kurfürstenstaat wurde der ab jetzt Preußen genannte brandenburgische Gesamtstaat. Bald nannten sich die preußischen Herrscher nicht mehr König in Preußen, sondern König von Preußen. Unter König Friedrich-Wilhelm I. (1688-1740), der 1713 bis 1740 regierte, traten Sparsamkeit und harte Pflichterfüllung an die Stelle höfischer Prunkentfaltung. Der barock-preußische Absolutismus war vorbei, weil eine neue Phase beginnen sollte. (Vgl. 16-18).

Die Bevölkerungsverluste des 30jährigen Krieges wurden übrigens überraschend schnell wieder ausgeglichen; so war z.B. die Bevölkerungszahl Deutschlands gegen Ende des 17. Jahrhunderts schon wieder so sehr gestiegen, daß der Rückgang durch den Dreißigjährigen Krieg bereits ausgeglichen war.

Zum Anfang des Löwen Während dieser Phase der Barockpolitik regierten die Herrscher absolut(istisch) bzw. tyrannisch oder, wie im Falle ihrer Gegner, streng oligarchisch. Daß da kein Platz für Demokratie war, dürfte einleuchten. Dennoch gab es kurzfristige Ausnahmen, z.B. die ersten Ansätze einer Demokratie in Athen durch die Reformen des Kleisthenes in den Jahren 509/508 (507) oder England (nach dem Bürgerkrieg 1642-1648) als Republik (1649-1660) unter Cromwell, der auch puritanische Säuberungen im katholischen Irland und Schottland durchführte. (Puritanismus). Am Ende der Phase siegte in Athen die von Perikles monarchistisch geführte Demokratie der Jahre (462) 443 bis 429. In England hingegen siegte mit der Glorreichen Revolution von 1688 die Aristokratie (Oligarchie), weil die (Adels-)Stände durch die Bindung des Königs an das Parlament - durch die konstitutionelle Monarchie - gestärkt wurden. Derartige Daten sind in der folgenden Tabelle berücksichtigt, antike Analogien rot gefärbt:

1561) Ende des Deutschordenstaates im Baltikum:
           Estland wird schwedisch, Livland polnisch-litauisch und Kurland weltliches (deutsches) Herzogtum
1562) Beginn des Hugenottenkrieges in Frankreich (bis 1598)
um - 590) Turmbau zu Babel (92m-Tempel für Stadtgott Marduk)
1563) Beginn der Gegenreformation in Bayern
1563) Malkunst: Turmbau zu Babel (Pieter Brueghel d.Ä .)
1564) Baubeginn: Il Gesù in Rom. Beginn des italienischen Barock (G. B. Vignola)
um - 585) Thales von Milet sagt eine Sonnenfinsternis vorher.
1567) Portugiesen gründen Rio de Janeiro
1568) Die Hanse verliert an Bedeutung. Engländer gründen eine Handelsniederlassung in Hamburg
um - 580) Thales von Milet entdeckt den Magnetismus. Der
Satz des Thales gilt als ältester (antiker) Lehrsatz.
1572) Spanien erobert die Philippinen
1574) Astronomische Kunstuhr in Straßburg (Brüder Hobrecht)
1577) Theoretische Grundlagen für den Absolutismus: Begriffsbestimmung der Souveränität (Jean Bodin)
1579) Beginn der Gegenreformation in Österreich
             Francis Drake ist der Zweite (nach Magelhães, 1521), der die Erde umsegelt
um 1580) Wiedererneuerung der antiken Skepsis (Michel de Montaigne).
                 Musik: 1. Ansätze einer echten Fuge(mit Zwischenspielen und formgerechter Antwort),
                 verstanden als eine kontrapunktisch-polyphone Setzweise (A. Gabrieli)
1580) Vereinigung durch Erbschaft (bis 1640): Spanien + Portugal (+ Kolonien)
um - 570) Anaximander (aus Milet) zeichnet eine Erdkarte, derzufolge
die Erde eine Insel im Ozean ist.
                                                                             um - 570) Artemis-Tempel in Ephesos mit 128 Säulen vollendet
                                                                                                 Erste Ionische Säulen (Beginn der Ionik)
                                                                                                  Ionische Säulenordnung (Ionisches Kapitell)
1582) Universität Würzburg (als Mittelpunkt der Gegenreformation) von Fürstbischof Echter gegründet
            Papst Gregor XIII. führt den Gregorianischen Kalender ein
            Rußland erobert mit den Kosaken (entflohene Leibeigene) Westsibirien bis zum Irtysch
            unter Hetman Jermak und im Auftrag der Kaufmannsfamilie Stroganov
um 1584) Modernes Unendlichkeitsgefühl (Giordano Bruno).
1584) Engländer unter Walter Raleigh besiedeln Virginia in Nordamerika
            Bauvollendung: Il Gesù in Rom. Beginn des italienischen Barock (G. B. Vignola)
            Schloß und Kloster Escorial in Spanien (vollendet)
1585) Entdeckung: Davis-Straße: Straße zwischen Grönland und Nordamerika (John Davis)
            Beginn des schöpferischen Höhepunktes von William Shakespeare und Lope F. de Vega Carpio
1587) Das Volksbuch vom Dr. Faust erscheint erstmalig in Frankfurt (Main)
1588) Literatur: Tragische Geschichte des Doktor Faust (Christopher Marlowe)
            England schlägt unter Sir Francis Drake im Kanal die spanische Flotte (Armada)
1589) Galileo Galilei erhält in Pisa den Lehrstuhl für Mathematik
            Die russische Kirche wird unabhängig. Das Patriarchat in Moskau wird gegründet
                                                         um - 560) Tyrannis des Peisistratos
                                                                          Er wird nach Solon alleiniger Herrscher in Athen

                                                                          Ionien gerät unter lydische Herrschaft (Kroisos), bis - 546
um 1590) Mikroskop (H. und Z. Janssen)
um -560) Thales von Milet lehrt, daß die Erde eine Scheibe ist, die der Himmels-
Halbkugel aufsitzt. Wasser ist der Urstoff alles Wirklichen;
der Mensch stammt von einem fischähnichen Urwesen ab.
1592) Schulpflicht im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken
            John Davis entdeckt die Falkland-Inseln
1594) Der erste Bücherkatalog erscheint auf der Leipziger Messe
um 1594) Musik: 1. Oper: Daphne (Jacopo Peri, Giulio Caccini)
1595) Niederländische Kolonisation in Ostindien
1596) Entdeckung: Bäreninsel und Spitzbergen (Willem Barents, erster Überwinterer in der Arktis)
1597) In Augsburg erscheint die erste Monatszeitschrift
1598) Das Volksbuch über die Schildbürger wird gedruckt
            Die Hanse verliert an Bedeutung. England hebt die (Hanse-) Vorrechte des Stalhofs in London auf
1600) In England wird die Ostindische Handelskompanie gegründet (mit Handelsmonopol)
            Erste Aktiengesellschaften ermöglichen Ansammlungen von Kapital
            Gründung der Niederländisch-Ostindischen Kompanie als moderne Aktiengesellschaft
            Blüte der Kunst und Wissenschaft in den Niederlanden
            Erfindung des (astronomischen) Fernrohrs (Johannes Kepler)
            In Rom wird Giordano Bruno als Ketzer öffentlich verbrannt
            Peter Paul Rubens auf Schulungsreisen. Er wird später einer der Hauptmeister des Barock
            Musik: Hans Haßler (verbindet in vollendeter Weise deutsche und italienische Musik)
            Mystik: Jakob Böhme. Sein Erleuchtungszustand führt ihn zur innersten Geburt der Gottheit
            Johannes Kepler: 3 Gesetze über die Planetenbewegung
            Galileo Galilei: Fall- und Pendelgesetze (Begr. der quantitativ messenden Naturwissenschaft)
            Neue Teutsche Gesänge und Lustgarten. Haßler wirkt in Augsburg, Nürnberg und Dresden
um - 550) Beginn der Blütezeit der Bildhauerkunst und Vasenmalerei
in Griechenland (z.B. Löwenplastik aus Milet)
um - 550) Südgriechenland schließt sich in dem von Sparta
gegründeten Peloponnesischen Bund zusammen.
Knabenliebe der Spartaner verbreitet sich über ganz Griechenland und
wird von den Römern übernommen
um 1600) 50% der Erde (33% ihrer Landfläche) sind bekannt (vgl. 10-12, 18-20, 22-24)
1602) Idee katholisch-päpstlicher Weltmonarchie: Christlicher Kommunismus (Tommaso Campanella)
          Fall- und Pendelgesetze (Galileo Galilei)
          Astronomisches Fernrohr, Teleskop (Johannes Kepler)
- 546) Ionien: Beginn der persischen Herrschaft (Dareios). Eine Folge:
Abwanderung der ionischen Narurphilosophen nach Unteritalien:

Gründung einer Schule in Elea (Xenophanes): die Eleaten
Gründung einer Schule in Kroton (Pythagoras): die Pythagoräer
1605) Entdeckung: Australien (W. Janszoon)
          Holländer vertreiben Spanier von den Molukken
          Literatur: Satirischer Ritterroman Don Quijote (Miguel de Cervantes Saavedra)
          Malkunst: Bischof von Toledo (El Greco)
1607) Musik: Orfeo (Claudio Monteverdi)
          1. englische Kolonie: Virginia (Tabakanbau mit Hilfe von Negersklaven)
1608) 1. bedeutende Siedlung der Franzosen (Samuel de Champlain) in Kanada (Quebec)
1609) 1. deutsche Wochenzeitungen in Straßburg und Augsburg
um -540) Karthager, verbündet mit den Etruskern, verjagen die Griechen
aus Korsika und Sardinien (Ende der griechischen Kolonisation)
Wasserleitung aus Tonröhren in Athen
Mysterienspiele in Eleusis werden erweitert
Blüte der Kultur auf Samos unter dem Tyrannen Polykrates
1609-1619) Planetengesetze (Johannes Kepler)
1610) Entdeckung: Manhattan und Hudson Bay (Henry Hudson)
          Entdeckung: Jupiter-Monde (Galileo Galilei, Simon Mair [Marius], Thomas Harriot)
          Entdeckung: Sonnenflecken (Christoph Scheiner, Johann Fabricius, Galileo Galilei, Thomas Harriot)
          Holländer gründen Batavia (Djarkata) auf Java
          Musik: Höhepunkt der Choralvariationen (Samuel Scheidt)
um -539) Luft als Urstoff (Anaximenes)
um -534) 1. öffentliche Aufführung einer Tragödie in Athen (Thepsis)
1612) Deutsche Frömmigkeit: Aurora oder die Morgenröte im Aufgang (Jakob Böhme)
          Reichseinheitliche Schule der deutschen Sprache (Wolfgang Ratke)
1614) Logarithmentafel (John Napier)
          Holländer gründen Neu-Amsterdam (New York)
1615) Musik: Instrumentenkunde, verfaßt vom Komponisten Michael Schultheiß (Praetorius)
1616) Entdeckung: Buffin-Bay (William Buffin)
          Musik: Johann Hermann Schein wird Thomaskantor in Leipzig
1618) Beginn des 30jährigen Krieges (Aufstand der böhmischen Protestanten: Prager Fenstersturz)
          1. Teil: Bömisch-Pfälzischer Krieg (bis 1623)
          Gründung einer englischen Westafrika-Kompanie
          Brandenburg erwirbt durch Erbschaft das Herzogtum Preußen
          Brechung des Lichtes (Willebrord van Snel)

          Blutkreislauf (William Harvey)
1619) Schulpflicht in Weimar
um - 530) Pythagoras: Lehre über die Kugelgestalt der Erde
(Kosmos = Welt der Ordnung und Harmonie)
Admiral Hanno aus Karthago erforscht die Westküste
Afrikas und sieht den Kamerunberg
1620) Wissen ist Macht. Induktionslehre. Naturbeherrschung als höchste Aufgabe
          Novum organum scientiarium: Neues Werkzeug der Wissenschaften. (Francis Bacon)
          Die Pilgerväter, 102 englische Puritaner, wandern auf der Mayflower nach Nordamerika aus:
          Gründung der Kolonie Neu-England
          Gründung einer dänischen Kolonie in Ostindien
1621)Gründung der Holländisch-Westindischenen Kompanie (Kaperkrieg gegen Spanien in Südamerika)
1623) Beginn der deutschen Auswanderung nach Amerika
          1. wissenschaftliche Gesellschaft in Deutschland (Rostock), Gründer: Joachim Jungius
          Malkunst: Philipp IV. mit Familie (Diego Rodriguez de Silva y Velasquez)
          Literatur: Erscheinen der ersten vollständigen Ausgabe von Shakespears Werken
1624) Malkunst: Lachender Kavalier (Frans Hals)
          Literatur: Das Buch von der Deutschen Poeterey (Martin Opitz)
- 527 - 514) Tyrannis (Nachfolger des Peisistratos)
in Athen: Hippias und Hipparch
1625) 2. Teil des 30jährigen Krieges: Dänisch-Niedersächsischer Krieg (bis 1629)
          Begründung des neueren Naturrechts und des Völkerrechts (Hugo Grotius)
1626) Schlußweihe (18.11.): Vollendung der Peterskirche in Rom
1627) Musik: 1. deutsche Oper: Daphne (Heinrich Schütz)
                            Text von Martin Opitz. Die Oper wird in Torgau aufgeführt
1629) Weitere Emigrationen der Puritaner nach Nordamerika
          Gründung der französischen Kompanie in Kanada
um 1630) Musik: Oper: Seelewig (Johann Staden)
- 510) Kleistenes verjagt mit Hilfe spartanischer Soldaten den
Tyrannen Hippias aus Athen. Den Tyrannenmördern
Harmodios und Aristogeiton wird ein Denkmal gesetzt
Jupiter-Tempel auf dem Kapitolshügel in Rom
- 509) Einführung des Rates der 500 (Demokratische Verfassung)
Lieder der Lebensfreude (Anakreon)
1630) 3. Teil des 30jährigen Krieges: Schwedischer Krieg (bis 1635)
          Malkunst: Susanna im Bade (Anthonis van Dyck)
1631) Ausbruch des Vesuv (Vgl. 22-24)
1632) Malkunst: Anatomie des Dr. Tulp (Rembrandt Harmensz van Rijn)
          Literatur: Dorothea (Lope de Vega)
1633) 2. Prozeß der Inquisition gegen Galilei (Abschwörung der kopernikanischen Lehre)
1634) Universität Utrecht
1635) 4. Teil des 30jährigen Krieges: Schwedisch-Französischer Krieg (bis 1648)
          Grundlegung der modernen exakten Naturwissenschaften:
          Discorsi e dimostrazioni matematichi intorno a due nuove science (Galileo Galilei)
          Richelieu gründet die Académie Francaise
         
Malkunst. Selbstbildnis (Rembrandt Harmensz van Rijn)
         
Literatur: Don Gil (Tirso de Molina)
1636) Literatur: Das Leben ein Traum (Pedro Calderon de la Barca)
         
1. Universität in Nordamerika (Harvard-College), gegründet von Calvinisten
          Französische Sklavenhändler nehmen Senegal in Besitz
          Engländer setzen Prämien für Indianerskalps aus
         
Wiederbelebung (Renaissance/Neuzeit) desAtomismus (Sennert, Gassendi)
1637) Analytische Geometrie. Discours de la méthode (René Descartes)
um -500) Pythagoras, griechischer Philosoph und Wissenschaftler aus Samos,
hinterläßt nach seinem Tode (496) einen sittlich religiösen Bund
der Pythagoräer, die von Unteritalien aus auf die antike Kultur einwirken
Pythagoras' Lehre: Die Harmonie der ganzen Welt ist in Zahlen ausdrückbar
Pythagoras' Musiklehre (beruhend auf die allgemeine Lehre) wird weiterentwickelt
1638) Begründung des rationalistisch-individualistischen Denkens der modernen abendländischen
          Philosophie: Cogito ergo sum (René Descartes)
          Veröffentlichung der Discorsi e dimostrazioni matematiche intorno a due nuove scienze (Galilei)
Hekataios (Geograph und Historiograph): Beginn der Geschichtsschreibung
1640) Portugiesischer Aufstand: Ende der Personalunion zwischen Spanien und Portugal
          Brandenburg-Preußen: Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm baut einen Staat im Sinne des
          Absolutismus auf. Er regiert von 1640 bis 1688 und erwirbt Kolonien in Afrika und Südamerika.
          Er betreibt eine Kolonialpolitik nach holländischem Vorbild. Große Gebietszuwächse.
          Hugenotten, Schweizer und Pfälzer werden in der Mark (Brandenburg) angesiedelt
          Jansenismus (religiöse Bewegung gegen die Jesuiten) entsteht in Holland (Cornelius Jansen)
1641) Meditationes de prima philosophia (René Descartes)
          Holländer vertreiben die Portugiesen aus Malakka
Heraklit: Alles fließt. Feuer ist der Urstoff (die Vernunft), Krieg der Vater aller Dinge
Parmenides (Eleate): Die Welt zerfällt in 2 Urstoffe, aus deren Mischung sie entsteht:
Feuer (hell und aktiv) und Materie (dunkel und passiv)
1642) Addiermaschine (Zacharias)
          Allgemeine Schulpflicht in Sachsen-Gotha
          Malkunst: Die Nachtwache (Rembrandt Harmensz van Rijn)
          1. Band der Topographia Germaniae (Matthäus Merian), Letzter (30.) Band: 1688
1642-1649)Bürgerkrieg in England zwischen Königspartei und Cromwells Parlamentspartei
1642-1659) Entdeckung: Mauritius-Inseln, Vandiemensland (Tasmanien), Neuseeland, N.-W.-Neuguinea
          durch die Seereisen des Holländers Abel Tasman
1643) Ludwig XIV. wird im Alter von 5 Jahren König von Frankreich ( bis 1715)
          Die puritanischen Gebiete in Nordamerika bilden die Vereinigten Kolonien von Neu-England
          Franzosen nehmen die Insel Madadgaskar in Besitz
          Entdeckung: Baikal-See
          Quecksilberbarometer (Torricelli)
          Musik: Entwicklung der Fuge (Girolamo Frescobaldi)
          Literatur. Der Richter von Salamanca (Pedro Calderon)
          Entstehung des germanischen Rechts - eine deutsche Rechtsgeschichte (Hermann Conring)
1644) Principia Philosophiae (René Descartes)
          Russen erreichen Sachalin und die Mündung des Amur
1648) Ende des 30jährigen Krieges (Westfälischer Friede in Osnabrück und Münster)
       
  Der Augsburger Religionsfriede von 1555 wird bestätigt (vgl. 12-14),
          der Papst verdammt den Westfälischen Frieden. Die deutsche Bevölkerung ist in dieser Zeit von
       
  17 Millionen auf 9 Millionen zurückgegangen. Deutschland muß viele Gebiete abtreten und bleibt
          bis zur Zahlung der Kriegsentschädigung von französischen und schwedischen Truppen besetzt.
          Deutsche Fürsten erhalten staatliche Souveränität, die Schweiz und die nördlichen Niederlande
          Unabhängigkeit vom Deutschen Reich. Der schwedische König wird Reichsfürstund erhält
          Vorpommern, Wismar sowie die Bistümer Bremen (ohne die Stadt) und Verden.
          Frankreich erhält den Sundgau (im Elsaß), Metz, Toul und Verdun.
          Bayern, Sachsen und Brandenburg (-Preußen) erhalten Gebietszuwachs.
1648-1653) Fronde (letzter Aufstand) des Hochadels und Parlaments in Frankreich
                     gegen das absolutistische Regime. Der Hochadel wird politisch ausgeschaltet
          Literatur: Deutsche Sammelgedichte (Friedrich von Logau)
1648-1656) Musik: Kirchenlieddichtung: Nun ruhen alle Wälder, Befiehl du deine Wege;
                                Geh aus, mein Herz und suche Freud, O Haupt voll Blut und Wunden
u.a.
                     Höhepunkt der evangelischen Kirchenlieddichtung nach Luther (Paul Gerhardt)
1649) Kolbenluftpumpe (Otto von Guericke)
1649-1660) England ist Republik
um - 500) Musik: 3teilige Ode (Pindar): Höhepunkt der griechischen Musik
Baukunst: Dorischer Baustil dominiert auf dem griechischen
Festland, ionischer Baustil im griechischen Osten
Malkunst: Wandmalerei der Etrusker (Blütezeit)
In Rom wird die Herrschaft der Etrusker beendet. Auch die Monarchie.
Verfassung der Republik: Jährliche Wahl von Senat und 2 Konsuln
Aufstand der griechischen Kolonien in Kleinasien gegen die persische Oberhoheit
ist der Beginn der Perserkriege zwischen Griechen und Persien
um 1650) Frühklassisches Neuhochdeutsch setzt sich allmählich durch
      (Vgl. AHD, Früh-MHD, Klassisches MHD, Spät-MHD, Früh-NHD, Hochklassisches NHD, Spät-NHD)

          Musik: Schöpfung der Klaviersuite (Johann Jakob Froberger)
1650) Täglich erscheinende Zeitung in Leipzig
1651) Methodologischer (englischer) Empirismus. Realistische Gesellschafts- und Staatsphilosophie:
          Homo homini lupus (Der Mensch ist des Menschen Wolf),
          Bellum omnium contra omnes (Kampf aller gegen alle)
          Leviathan or the matter, form and authority of government
(Thomas Hobbes)
1654) Johann A. Comenius, Bischof der böhmisch-mährischen Brüder fordert
          universale Bildung und allgemeine Schulpflicht (auch für Mädchen)
          Literatur: Bilderfibel Orbis sensualium pictus (Johann A. Comenius)
1655) Rollstuhl, Fahrrad (Stephan Farfler)
1657) Pendeluhr (Christiaan Huygens)
          Literatur: Geistreiche Sinn- und Schlußreime (Johann Scheffler (Angelus Silesius))
1658) Malkunst: Mutter und Kind im Hause (Pieter de Hooch)
1659) Pyrenäenfriede: Die Vormacht in Westeuropa geht von Spanien an Frankreich über
- 494) Sklavenaufstand in Griechenland scheitert
Baubeginn: Hafen der Athener in Piräus
Rom: Kämpfe zwischen Patriziern und Plebejern
- 493) 1. griechisches Theater, das Dionysos-Theater, am Südhang der Akropolis
Perser besetzen Thrakien
- 490) Athener besiegen das persische Heer, das über See kommend, in der Ebene von
Marathon an Land gegangen ist. Der Läufer Pheidippides mit der
Siegesnachricht bricht in Athen tot zusammen
1660) Manometer (Otto von Guericke)
          Niederländische Buren besiedeln Südafrika und drängen die Hottentotten zurück
          Gründung der Akademie der Wissenschaften (Royal Society) in England
1661) Baubeginn des Schlosses in Versailles
          Portugiesische Besitzungen (Bombay und Tanger ) werden englische Besitzungen
1662) Bleistift (Städler)
          Gasgesetz (Boyle)
          Musik: Herkules (Francesco Cavalli)
1663) Luftdruck-Größe durch Veranschaulichung: Magdeburger Halbkugeln (Otto von Guericke)
          Elektrisiermaschine (Otto von Guericke)
          „Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubt Sprache“ (J. Georg Schottel)
          Die Schriften des René Descartes erscheinen auf dem Index der katholischen Kirche
          Immerwährender Reichstag (Regensburg) als Gesandtenkongreß der Fürsten und Reichsstände
          Gründung der Kolonie Carolina
          Baubeginn des Schlosses Nymphenburg bei München
1663-1664) 1. Türkenkrieg (Österreich kämpft gegen die Türken auf dem Balkan)
1665) Beugung des Lichtes (Grimaldi)
          Infinitesimalrechnung (zuerst Gottfried Wilhelm Leibniz, der sie 1684 veröffentlichte, dann Isaac Newton, der sie 1687 veröffentlichte)
          Entmachtung des Adels durch das Königshaus: Sieg des Absolutismus in Dänemark
          Malkunst: Wirtshausgarten (Jan Steen)
1666-1684) Gravitationsgesetze (Isaac Newton)
1667) England übernimmt die nordamerikanischen Kolonien Hollands
          1. Bluttransfusion (vom Tier zum Menschen; Jean Denis)
          Literatur: Andromache (Jean Racine)
1668) Musik: Dietrich Buxtehude wird Organist an der Marienkirche in Lübeck
                      Antonio Stradivari wird mit dem Bau seiner Geigen, Bratschen und Celli weltberühmt
1669) Letzter Hansetag (Lübeck, Hamburg, Bremen führen ihre Hanse-Tradition alleine fort)
          Spiegelteleskop (Isaac Newton)
          Literatur: Der Abentheurliche Simplicisimus Teutsch (5 Bücher), auch als 2. Auflage + 6. Buch:
          Continuatio des abentheuerlichen Simplicissimi... (Hans Jakob Christoffel Grimmelshausen)
          Bedeutendstes literarisches Dokument der Barockzeit
- 487) Archonten werden in Athen erstmals aus den beiden oberen Klassen ausgelost
In Athen wird der Volksentscheid eingeführt (Scherbengericht)
- 483) Themistokles veranlaßt die Athener zum Bau einer Kriegsflotte
- 481) Themistokles gründet den Hellenischen Kampfbund gegen die Perser
- 480) Neuer persischer Vormarsch auf Griechenland. Auf Veranlassung der Perser
greift Karthago griechische Kolonien auf Sizilien an und wird besiegt
- 479) Griechen, unter Führung des Spartaners Pausanias, besiegen die Perser bei Platäa
- 477) Attischer Seebund (Kampfgemeinschaft gegen Persien). Da Sparta sich ausschließt,
überläßt es Athen die führende Rolle in Griechenland
1670) Literatur: Trutz Simplex: Oder Ausführliche und wunderseltzame Lebensbeschreibung
          Der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courache (Hans Jakob Christoffel Grimmelshausen)
1671) Erste Uhren mit Minutenanzeiger
1672) Englands Königliche Afrikanische Gesellschaft erhält Monopol für Sklavenhandel in Afrika
          Rechtfertigung des Absolutismus (S. Freiherr von Pufendorf)
          Literatur: Das wunderbarliche Vogel-Nest (Hans Jakob Christoffel Grimmelshausen)
1675) Lutherischer Pietismus (Philipp Jakob Spener, August Hermann Francke)
          Okkasionalismus: Höhepunkt des Leib-Seele-Dualismus (Arnold Geulincx)
          Panentheismus: Von der Wahrheit (Nicolas Malebranche)
          Monistischer Panentheismus: Deus sive natura: Ethica (Benedictus de Spinoza)
          Berechnung der Lichtgeschwindigkeit (Olaf Römer)
1676) Gründung der Sternwarte in Greewich
1677) Samenfäden (Leuwenhoek)
1678) Wellentheorie des Lichtes (Christiaan Huygens), veröffentlicht: 1690
- 472) Dichtung (Tragödie): Die Perser (Aischylos)
- 471) Themistokles wird durch Scherbengericht aus Athen verbannt
Malkunst: Amazonenschlacht (Mikon)
Rom: Plebejer haben das Recht zur Wahl eigener Beamter
1680) Musik: wertvolle Passionssonaten als eigenartige,
          romantische Züge vorwegnehmende Kammermusik (H. I. Franz Biber)
1681) Dampfkochtopf (Denis Papin)
1682) Erkennung und Berechnung der periodischen Wiederkehr der Kometen (Edmond Halley)
          Gründung der Kolonie Pennsylvania durch den Quäker William Penn
          Gründung der Kolonie Groß-Friedrichsburgin WestafrikadurchBrandenburg (Preußen)
          Die Faktorei Groß-Friedrichsburg (Westafrika) bleibt bis 1720 preußisch
1683-1699) 2. Türkenkrieg (1683: Belagerung Wiens, aber der Druck auf Europa wird gebremst)
1685) Auswanderung der französischen Hugenotten nach Holland, Brandenburg, England, Südafrika
          Edikt von Potsdam: Aufnahme von 20000 Réfugiés, Belebung der (Textil-) Manufakturen
- 464) Sparta wird durch Erdbeben zerstört: Schwächung des Heeres und der Bevölkerung
- 464 - 456) 3. Messenischer Krieg (Sparta - Messenien)
- 475 - 450) Wirken des Malers Polygnot in Delphi und Athen
1687) Universitätsvorlesungen in deutscher Sprache (Christian Thomasius)
1688) Glorious Revolution (unblutiger Verlauf): Parlamentarische Mitbestimmung der
          Gentry und City durch die Declaration of Rights.
         
Letzter (30.) Band der Topographia Graphiae (Matthäus Merian)
um -460) Leukipp, Lehrer des Demokrit (Atomist)
1690) Einfache Dampfmaschine (Denis Papin)
          Erkenntnistheoretischer (englischer) Empirismus:
          Essay concernig human understanding (Versuch über den menschlichen Verstand)
          1. kritische Erkenntnistheorie und Vollendung der englischen Aufklärung (John Locke)
- 462) Perikles' Partei schränkt die Macht des Adels in Athen ein
- 461) Athen löst sein Bündnis mit Sparta
- 460) Athen und sein Hafen Piräus werden durch die
Langen Mauern verbunden (Unangreifbarkeit)
-458) Athen läßt die 3. Klasse (Zeugiten) zum Archontat zu
(Entmachtung des Adels führt zur
politischen Verantwortung des Volkes im Sinne des
Bürgerrechtsgesetzes: Bürger müssen aus Attika sein;
kein Bürgerrecht für Athener mit ausländischer Mutter)
(Vgl.
Demokratie)
- 457) Die Spannungen zwischen Athen und Sparta führen zur offenen Feldschlacht
um - 457) 1. die Bewegung darstellende Kunst (Bildhauerkunst): Diskuswerfer (Myron)
1693) Porzellan in Europa (Tschirnhaus)
          Deutsche Aufklärung. Beginn fast all seiner Werke mit: Vernünftige Gedanken (Christian Wolff)
          Musik: Basilius (Reinhard Keiser)
          Die englische Ostindische Kompanie wird Aktiengesellschaft
1694) Baubeginn: Schloß Schönbrunn bei Wien (Johann Bernhard Fischer von Erlach)
1695) Französische Aufklärung: Geschichtliches und kritisches Wörterbuch (Pierre Bayle)
          Baubeginn: Bischöfliches Residenzschloß in Bamberg (Johann Leonhard Dientzenhofer)
1696) Gründung der Akademie der Kunst in Berlin
1698) Baubeginn: Berliner Schloß und Reiterstandbild des Großen Kurfürsten (Andreas Schlüter)
          Baubeginn: Schloß und ehemalige Benediktinerabtei Banz, am Main (Gebr. Dientzenhofer)
          Der Alte Dessauer, Leopold von Anhalt-Dessau, führt im preußischen Heer den Gleichschritt ein

1699) Ende des 2. Türkenkrieges (1683-1699): Österreich steigt zur Großmacht auf (Held: Prinz Eugen)
          Wien wird politischer, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt des Deutschen Reiches
- 450) Zwölftafelgesetze schaffen das öffentliche und private römische Recht
(gegen den Widerstand der Patrizier)
Römische Plebejerversammlung erzwingt Aufhebung des
Verbots der Heirat zwischen Plebejern und Patriziern
Bauvollendung: Tempel des
Theseus (Thesion) in Athen
Bauvollendung: Tempel des Poseidon in Paestum
um -450) Sophistik gewinnt immer mehr an Bedeutung (Protagoras, Gorgias u.a.):
Der Mensch ist das Maß aller Dinge (Protagoras)
Es ist nichts. und wenn doch, dann nicht mitteilbar (Gorgias)
um 1700) Musik: Hamburger Oper
          (Johann Wolfgang Franck, Johann S. Kusser, Kohann Theile, Reinhard Keiser)
1700) Wahrscheinlichkeitsrechnung (Jakob Bernoulli)
          Der Gregorianische Kalender (von 1582) gilt ab jetzt auch in protestantischen Ländern
          Beginn des Nordischen Krieges (Dänemark, Rußland und Polen gegen Schweden). Ende: 1721
          Aussterben der Habsburger in Spanien. Nachfolger in Spanien wird ein frz. Bourbone. Deshalb:
1701) Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges (Spanien, Frankreich, Köln, Bayern gegen
          England, Niederlande, Preußen, Potugal, Deutsches Reich) Ende: 1714
          Friedrich III., seit 1688 Nachfolger des Großen Kurfürsten, krönt sich selbst in Königsberg zum
          König in Preußen (Friedrich I.). Er wird höfischer Barockkönig
         
Gründung der preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin (Gottfried Wilhelm Leibniz)
          Neubaubeginn: Kloster Melk

um -450) Wirken des Philosophen Anaxagoras: Grundlage des Seins sind die vom
Weltverstand (Nous) geordnete Urteilchen (unendlich kleine Elemente)

Empedokles: Aus einem Urzustand der absoluten Mischung entwickelt sich der
Zustand der absoluten Trennung der 4 Elemente
Feuer, Luft, Erde, Wasser, aus diesen wieder der Zustand der Mischung u.s.w.
1702) Universität Breslau
1703) Baubeginn: Buckingham Palace
          Baubeginn: Langhaus der Nikolauskirche auf der Prager Kleinseite (Christoph Dientzenhofer)
1704) Musik: Almira (Georg Friedrich Händel). Die Oper wird 1705 in Hamburg aufgeführt
          Neubaubeginn: Dom in Fulda (Johann Dientzenhofer)
- 449) Doppelschlacht von Salamis: Athen besiegt (mit Bundesgenossen)
Heer und Flotte der Perser und Phönizier
- 448) Wiederaufbau-Beginn: Akropolis, Parthenontempel
(im auf dem Festland noch zeitgemäßen
dorischen Stil) mit 160m langem Fries (Phidias)
Ende der Perserkriege
-446) Athen und Sparta schließen einen 30jährigen Frieden
- 445) Herodot (Vater der Geschichtsschreibung) hält in Athen eine öffentliche Vorlesung
Zenon der Eleate: Sein ist Einheit und Ruhe, Nichtsein ist Vielheit und Bewegung
1705) Philosophische und juristische Klagen gegen Hexenprozesse und Folter (Christian Thomasius)
1706) Bauvollendung: Invalidendom (Jules Hardouin Mansart)
1707) England und Schottland werden zum Königreich Großbritannien vereinigt
          Neubaubeginn: Fürstäbtliches Residenzschloß (Johann Dientzenhofer)
          Böttgersteinzeug und (1717) 1. europäisches Porzellan (Johann Friedrich Böttger [Böttiger], Meißen)
1708) In Rußland wird die heutige Schrift eingeführt
1709) Rußland besiegt die Schweden bei Poltawa (Nordischer Krieg, 1700-1721)
          Baubeginn: St. Paul's Cathedral (Christopher Wren)
- 443) Dichtung (Trgödie). Antigone (Sophokles)
Wirken des Statuen- und Bronzebildners Polyklet (Werk u.a.: Speerwerfer

-441) Hippodamos von Milet entwirft erste abstrakte, planmäßig angelegte Städte (z.B. Thurioi)
um 1710) Musik: Instrumentalmusik: 6 Suiten, 6 Brandenburgische Konzerte, 6 Konzerte für 1-3 Violinen
                4 Ouvertüren, Konzerte für 1-4 Klaviere, weitere Konzerte, ... u.v.m. (Johann Sebastian Bach)
       
        Kammermusik, Klaviermusik, Orgelwerke (Präludien, Fugen, Tokkaten, Fantasien u.s.w.),
                Vokalwerke (kirchliche weltliche Kantaten), Passionen, Oratorien, ... (Johann Sebastian Bach)
                Opern, Oratorien, sonstige Vokalwerke, Passionen, Kantaten,
                Instrumentalmusik, Konzerte, Orgelkonzerte, Sonaten, Klaviersuiten (Georg Friedrich Händel)
                Thermometrie: Fahrenheit
                Aräometer, ein Pyknometer, Hypsobarometer, Fahrenheit-Skala: Fahrenheit
1710) 1. Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum (Vgl. 22-24)
          G. W. Leibniz' Bestrebungen, die christlichen Kirchen zu vereinigen, scheitern
          Musik: Oper: Ludwig der Fromme, Heinrich der Löwe (Georg K. Schürmann)
1711) Baubeginn: Zwinger im Elbflorenz Dresden (Matthäus Daniel Pöppelmann)
          Baubeginn: Schloß Weißenstein in Pommersfelden, bei Höchstadt an der Aisch
          (Plan: J . L. Hildebrandt, Plan und Werk: Johann Dientzenhofer)
-443-429) Perikleisches Zeitalter(Athen): Perikles wird für
15 Jahre zum Feldherrn gewählt (jedes Jahr neu)
In Athen (90000 Einwohner) sind 30000 Einwohner Bürger,
35000 Einwohner Sklaven und der Rest Nicht-Bürger
1712) Letzte Hinrichtung einer Hexe in England
          Dreifarbendruck (Le Blond)
          Zar Peter I. reformiert Rußlands Wirtschaft und Verwaltung nach westlichem Muster
          Der Alte Dessauer, Leopold von Anhalt-Dessau, wird preußischer Feldmarschall
          Musik: 12 Concerti grossi (Arcangelo Corelli)
1713) Friede von Utrecht (Spanischer Erbfolgekrieg). Er stellt ein europäisches Gleichgewicht her:
          Preußen wird als Königreich, Philipp V. (Bourbone) als König von Spanien anerkannt
          Ergebnis: Sieg der englischen (britischen) Gleichgewichtspolitik. England wird Schiedsrichter,
         
Frankreich geschwächt, Österreich gestärkt. England erhält frz. Gebiete in Nordamerika
         
England schließt einen Handelsvertrag mit Spanien. Es beliefert, wie früher Frankreich,die
          spanischen Kolonien mit Negersklaven.
          In England entstehen die ersten Koks-Hochöfen.
          Erweiterungsbau: Westportal des Berliner Schlosses (Johann Friedrich von Eosander (Göthe))
- 439) Aufstand der Plebejer in Rom
Lucius Quinctius Cinncinatus wird in Rom zum Diktator ernannt
1714) Friede von Rastatt: Ende des Spanischen Erbfolgekrieges.
          Österreich erhält Neapel, Mailand. Sardinien und die spanischen Niederlande,
          Stärkung Österreichs und Schwächung Frankreich. Englands Gleichgewichtspolitik
          Georg I. aus dem Hause Hannover wird König von England (Großbritannien)
          Großbritannien und Hannover bleiben bis 1837 durch Personalunion vereinigt.
          Monadenlehre bzw. Monadologie (Gottfried Wilhelm Leibniz)
          Leibniz schlägt auch ein System von Pavillons für Krankenhäuser vor
          Preußen verbietet Hexenprozesse
          Deutsche Aufklärung: umfassende Begriffsbestimmung auf rationalistischer Grundlage:
          Vernünftige Gedanken von Gott, Welt und der Seele (Christian Wolff)
          Englischer Deismus. Natürliche Religion gegen kirchliche Religion:
          A discorse of freethinking. Abhandlung über Freidenkertum(Collins)
          Musik: Wassermusik (Georg Friedrich Händel)
       
  Musik: Violinkonzerte (Antonio Vivaldi)
1716-1718) 3. Türkenkrieg. Siege Prinz Eugens: Österreichs (Habsburgs) größte Ausdehnung
1716) Baubeginn: Karlkirche in Wien (Johann Bernhard Fischer von Erlach)
1717) Schulpflicht in Preußen

um -430) Demokrit gründet die Demokritische Schule (Atomisten)
1718) Franzosen gründen New Orleans
          Die Neuberin, die Schauspielerin Friederike Karoline Neuber, tritt erstmalig auf. Als Leiterin
          einer Schauspieltruppe, verbannt sie den Hanswurst von der Bühne
1718) Zar Peter I. läßt seinen reformfeindlichen Sohn zu Tode foltern
          In Rußland werden Dörfer samt Einwohner verkauft
1719) Literatur: Robinson Crusoe (Daniel Defoe)
- 432) Sparta verbündet sich mit Korinth gegen Athen
Bauvollendung: Torweg (Propyläen) der Akropolis (Mnesikles)

- 431) Beginn des Peloponnesischen Krieges (bis 404) zwischen dem
aristokratisch regierten Sparta und dem demokratischen Athen,
zwischen Landmacht und Seemacht
Dichtung (Tragödie): Medea (Euripides)
- 430) Friedensangebot der Athener wird von Sparta abgelehnt
Rom: Tempel zu Ehren des griechischen Gottes Apollon
- 429) Kleon wird Nachfolger des im belagerten Athen gestorbenen Perikles (Pest)
Pest in Athen: Tod eines Drittels der attischen Bevölkerung in 4 Jahren
1720) Baubeginn: Residenz in Würzburg (Balthasar Neumann)
          Staatsbankrott in Frankreich
1721) Friede von Stockholm, Frederiksborg und Nystad. Ende des Nordischen Krieges
         
Ergebnis: Rußland löst Schweden als (Ostsee-) Großmacht ab
1722)Musik: Wohltemperiertes Klavier (Johann Sebastian Bach)
1723) Musik: Johann Sebastian Bach wird Thomaskantor in Leipzig
          Musik: Magnificat (Johann Sebastian Bach)
1724) Musik: Johannespassion (Johann Sebastian Bach)
1724-1749) Musik: h-moll-Messe (Johann Sebastian Bach)
- 425) Nach einem Sieg über Sparta lehnt Kleon das Friedensangebot der Spartaner ab
Prostitution derHierodulen (Heilige Sklavinnen) im Aphrodite-Tempel zu Korinth
- 424) Kleon fällt in deer Schlacht bei Amphipolis, in der Sparta Athen besiegt
Hippokrates (griechischer Arzt) von Kos erkennt die Heilkraft der Natur
Sokrates lehrt die (sokratische) Methode: Der Schüler soll im Zwiegespräch
durch Fragen angeregt werden und dadurch selbst die Wahrheit finden
1725) Philosophischer Nationalismus. Neuere Geschichtsphilosophie und Völkerpsychologie:
          Prinzipien einer neuen Wissenschaft (Giovanni Battista Vico)

1726) Baubeginn: Dresdner Frauenkirche (Georg Bähr)
          François-Marie Arouet Voltaire (Philosoph der französischen Aufklärung),
          zweimal in der Bastille eingekerkert, emigriert nach England
          Literatur: Gullivers Reisen (Jonathan Swift)

1727)Lichtempfindlichkeit der Silbersalze - Grundlage der Photographie (Johann Heinrich Schulze)
          Bauvollendung: Schloß Mirabell in Salzburg (Johann von Hildebrandt)
1728) Aberration des Lichtes (Grimaldi)
1729) Musik: Matthäuspassion (Johann Sebastian Bach)
- 421) Der Peloponnesische Krieg wird für 3 Jahre unterbrochen
(Friede des Nikias, der Führer der Oligarchen ist),
der Peloponnesische Bund (Sparta stützend) wird aufgelöst,
der Attische Seebund (Athen stützend) bleibt bestehen
Baukunst: Nike-Tempel auf der Akropolis (dorisch-ionischer Mischstil)
- 418) Fortgang des Peloponnesischen Krieges (bis -404)
um 1730) Musik: Die Pilger (Oratorium), Opern (Johann Adolf Hasse)
                Musik: Violinkonzerte, Sinfonien, Kammermusik (Johann G. Graun)
1731) Musik: Markuspassion (Johann Sebastian Bach)

1732) Ansiedlung von 20000 Salzburger Protestanten in Preußen
1733)
Musik: Die Magd als Herrin (Giovanni Battista Pergolesi)
          Baubeginn: Johann-Nepomuk-Kirche in München (Gebrüder Asam)
1734) Musik: Weihnachtsoratorium (Johann Sebastian Bach)
1735) Natürliches System der Lebewesen (Carl von Linné)
          Gußstahl (Huntsman)
- 415) Auf Veranlassung des Alkibiades (Gegner des Nikias) unternimmt
Athen unter Leitung des Nikias einen Feldzug gegen Sizilien,
- 413) Nikias wird wegen mangelnden Kriegsglücks hingerichtet
- 412) Eingreifen Persiens (Hilfgsgelder) zugunsten Spartas
1738) Spinnmaschine (Wyatt)
           Kinetische Gastheorie (Bernoulli)
           Philosophie: Antimachiavell (verfaßt vom
           preußischen Kronprinzen Friedrich II.,
           veröffentlicht von
F. A. Voltaire)
1740) Friedrich II. wird König von Preußen:
           Abschaffung der Folter, Verwirklichung
           religiöser Toleranz, Orden pour le merité
           Die Mathematiker Leonhard Euler und
           Pierre Louis Maupertius werden nach Berlin berufen
           1. Schlesischer Krieg (1740-1742) und:
           Österreichischer Erbfolgekrieg (1740-1748)
           (Deutscher Dualismus: Preußen-Österreich)
- 411) Einführung der Oligarchie in Athen (Rat der 400):
Volksversammlung von nur 500 besitzenden Bürgern
Thukydides, griechischer Historiker, beschreibt den Peloponnesischen Krieg;
gilt deshalb als Vater der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung
Der Dichter Aristophanes beschreibt den Widersinn des
griechischen Bruderkampfes in: Lysistrata
1741) Gründung des Wiener Burgtheaters
1742) Thermometereinteilung (Anders Celsius)
1744/1745) 2. Schlesischer Krieg
1745) Baubeginn: Schloß Sanssouci (Georg von Knobelsdorf)
    - 405) Sieg der Spartaner unter Lysander
           Elektrischer Kondensator (Ewald Jürgen von Kleist)
1746) Literatur: Geschichte meiner Zeit (Friedrich II.)
1747) Zuckergehalt der Rübe (Andreas Sigismund Marggraf)
1748) Friede von Aachen: Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges
           Staatsphilosophie: Geist der Gesetze (Charles de Montesqieu)
-404) Belagerung und Übergabe Athens
Friedensbedingung: Schleifung der Langen Mauern, Auflösung des Attischen Seebundes,
Verpflichtung zur Heeresfolge. Einführung der Oligarchie (30 Tyrannen) in Athen
Hegemonie Spartas. Endgültiger Sieger ist jedoch Persien
-403) Die von den Spartanern in Athen errichtete Herrschaft der
30 Tyrannen wird durch die
Demokratie abgelöst (Vgl. 16-18).
-401) Xenophon, Geschichtsschreiber aus Athen und Schüler des Sokrates, führt die
griechischen Söldner des Kyros d.J. zurück und beschreibt diesen Zug
in seinem Werk Anabasis (Der Weg zurück)


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Zum Anfang des Löwen
Was in der Antike als Ein-und-Alles (hen kai pan) galt und mit Xenophanes (580/577-485/480), dem Begründer der Eleaten-Schule, zum ersten Mal auch naturphilosophisch und mit der Forderung nach freier Weisheit fundiert worden war, das war im Abendland die auf Experiment und Rationalismus beruhende mechanische Naturerkenntnis, die freie Wissenschaft nur sein konnte und von Galileo Galilei (1564-1642), dem Begründer der neueren mechanistischen Naturphilosophie, vehement gefordert wurde. „Er starb in dem Jahr, da Newton geboren wurde. Hier liegt das Weihnachtsfest unserer neuen Zeit“ (Goethe). „In ihm folgte auf mehr als 2 Jahrtausende von Beschreibung und Formbetrachtung der Natur das Studium einer wirklichen Analysis der Natur“ (Dilthey).

Philosophie Analoge Philosophien
(14-16): 560-430 und 1590-1720
(12-14, 14-16, 16-18, 18-20, 20-22, 22-24)
1) Ionische Naturphilosophen Urstoff seit -650/-600
2) Eleaten Seinsphilosophie/Rationalismus seit -550
3) Pythagoräer Rel.-pol.-arist. Rationalismus seit -550
4) Subjektivisten Elemenekinetik; Heraklit u.a. seit -520
5) Atomisten Naturph.; Leukipp/Demokrit, .. seit -490/-460
6) Sophisten Anthropologie/Aufklärung seit -475/-450
7) Sokratiker Sokrates, Maieutiker seit -440
8) Megariker Eristiker (Streiter) Euklid v. Megara seit -430
1)Naturwissenschaft/Heliozentrik seit 1500/1550
2) Empirismus/Rationalismus Mechanik seit 1600
3) Pol.-rel. Empirismus Polit. Rationalismus seit 1600
4) Subjektivismus Rationalismus; Descartes u.a. seit 1630
5) Atomismus Monaden/Infinitesimal., Leibniz seit 1660-90
6) Aufklärung seit 1685 (1700)
7) Naturalismus-Subjektivismus seit 1710
8) Naturalismus/Deismus Freidenker seit 1720
Theologie Analoge Theologien Philosophie
- PURITANISMUS -
26) Dionysos-Kult zu: Rationalismus; z.B. Pythagoräer
27) Zeus-Götterwelt; Theogonie von Hesiod; seit - 7. Jh.
28) Gegenreformation (6) Zeus-Götterwelt seit - 7. / - 6. Jh.
26) Neuscholastik (5) zu: Rationalismus; z.B. Leibniz - Wolff
27) Neumystik (4) seit 16. Jh.
28) Neuscholastik (6) Gegenreformation seit 16. Jh.


Galileis Entdeckung der Fallgesetze wurde für die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Methode von so überragender Bedeutung, weil sie sich auf reine Erfahrung beschränkte, d.h. nicht auszudrücken versuchte, warum der Stein falle, sondern wie er es tut. Das wahre Buch der Philosophie war für Galilei das Buch der Natur, deren Buchstaben Dreiecke, Quadrate, Kreise, Kugeln u.s.w.. Zum Lesen desselben kann nicht Spekulation dienen, sondern Mathematik. Für die wissenschaftliche Forschung forderte Galilei: Verwerfung der Autorität in Fragen der Wissenschaft, Zweifel, Gründung der allgemeinen Sätze auf Beobachtung und Experiment, induktives Schlußverfahren. Galilei huldigte einem Rationalismus, der glaubt, die Welt auf rein mechanistische Weise, mit Hilfe von Mathematik, Mechanik und Vernunft, begreifen zu können. Wie wegweisend er für viele Nachfolger und damit für einen wichtigen Kulturteil des Abendlandes wurde, sollte sich durch einen seiner Erben herausstellen, denn die von Newton (1643-1727) aufgestellte Mechanik gilt mit wenigen Einschränkungen noch heute. (Newton). Newton betonte die Notwendigkeit einer streng mechanischen, kausalen und mathematischen Naturerklärung, zu der er selbst durch die Entdeckung des Gesetzes der Gravitation beitrug, und die sich aller unnötigen Hypothesen enthält. Hierbei spielte auch die sich schon im Nominalismus angedeutete Entwicklung des Empirismus eine Rolle, dessen methodologische Variante Francis Bacon (1561-1626) begründete, die dann später durch eine erkenntnistheoretische Variante von John Locke (1632- 1704) erweitert werden sollte. Newton sah, vielleicht unter dem Einfluß Jakob Böhmes (1575-1624), die absolute Zeit und den absoluten Raum, innerhalb derer die physikalischen Vorgänge streng ablaufen, gleichzeitig als Sinnesorgan Gottes an, dessen geheimnisvolle Wirklichkeit er für unerklärbar hielt. Newton stellte auch mystische Betrachtungen über die Offenbarung des Johannes an. Die Mystik erfuhr nach der Reformation mit Jakob Böhme einen weiteren Höhepunkt, weil dieser Philosophus Teutonicus, nicht zuletzt durch seine Sprachgewalt, gleichermaßen auf einfache Gemüter wie auf differenzierteste Geister wirkte. Was Galileo Galilei für die Naturwissenschaft und Johannes Kepler (1571-1630) für die Astronomie bewirkten, das bewirkte Jakob Böhme für die mystisch orientierte deutsche Philosophie. Nicht nur durch seine barocke Sprache, sondern auch durch den Tiefeninhalt seiner Werke bereitete er den geistigen Boden dieser Phase vor. Böhme war ein Vertreter des Barock, und sein Denken beeinflußte mindestens 3 ganze Phasen, also nach dem Barock auch noch Rokoko und Klassizismus, hier insbesondere die deutschen Romantiker.

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)
Zum Anfang des Löwen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) war mit Sicherheit der schöpferischste Gelehrte und das Universalgenie des 17. Jahrhunderts, wahrscheinlich sogar der gesamten abendländischen Philosophie. Zunächst wurde Leibniz durch seine Lehrer Jacob Thomasius (1622-1684) in Leipzig und Erhard Weigel (1625-1699) in Jena beeinflußt, später durch den kurmainzischen Kanzler Johann Christian von Boineburg (Konvertit); unter ihm war Leibniz von 1667 bis 1674 in kurmainzischen Diensten, woher seine Bemühungen stammten, einen Ausgleich zwischen katholischer und protestantischer Kirche herbeizuführen. Von 1672 bis 1676 war er in Paris, 1673 in London und nahm auch dort gelehrte Beziehungen auf. Von 1676 bis 1716 stand Leibniz in hannoverschen Diensten, verfaßte eine Kampfschrift gegen Ludwig XIV. von Frankreich (Mars christianissimus = Allerchristlichster Kriegsgott), war seit 1696 außenpolitischer Berater und Geschichtsschreiber des Welfenhauses, das aber seine über vierzigjährigen, oft in den vertraulichsten Missionen bewährten Dienste nicht gebührend anerkannte. Bis etwa 1680 bewegte Leibniz sich vorzugsweise auf politischem, theologischem und mathematisch-naturwissenschaftlichem Gebiet, dann vollzog sich in ihm die Loslösung von der Neuscholastik. (Theologie). Erst nach 1680 traten auch seine philosophischen Arbeiten und Gedanken hervor, die leider nur in Gestalt von Briefen und Zeitschriftenabhandlungen vorliegen. Leibniz' Denkentwicklung ist sehr wandlungsreich, kreist jedoch stets um das Problem einer geschlossenen, Widersprüche ausgleichenden, jeder Einzelheit der Wirklichkeit gerecht sein wollenden sowohl anschaulichen wie gedanklichen Systematik.

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)
- Grundgedanken -

Vernunftgemäßheit und Gottverbundenheit des Alls

Bedeutsamkeit des Individuellen, des Personalhaften in diesem All

Harmonie des Alls im Ganzen und im Individuellen

Quantitativ und qualitativ unendliche Mannigfaltigkeit des Alls

Dynamische Grundbeschaffenheit des Alls


Von der scholastischen Lehre der metaphysischen allgemeinen Wesenheiten (formae substantiales) ausgehend, gelangte Leibniz zum Prinzip des schöpferischen Denkens hinsichtlich individueller Wirklichkeiten. Die mathematische Methode erschien ihm hier angemessen, bis er sich über deren unverrückbare Grenzen klar wurde. Im Anschluß an Descartes' Lehre vom klaren und deutlichen Erkennen bzw. Denken, mit deren ungelösten Problemen er sich eingehend beschäftigte, entwickelte er sodann eine analytische Theorie des denkenden bzw. erkennenden Bewußtseins. Zugleich kam er naturwissenschaftlich von der Mechanik nahe an die Energetik heran. Er führte u.a. Beobachtungen der Lebensvorgänge durch das Mikroskop durch, das bereits seit 1590 bekannt war. (Vgl. Tabelle). Andererseits gelangte Leibniz zur Unterscheidung zwischen gedanklichen Wahrheiten und Tatsachenwahrheiten.

Leibniz' bekanntestes Werk ist seine Monadenlehre (Monadologie). Monaden waren für ihn die einfachen, körperlichen, geistigen, mehr oder weniger bewußten Substanzen; ihre tätigen Kräfte bestehen in Vorstellungen. Die Verschiedenheit der Monaden besteht in der Verschiedenheit ihrer Vorstellungen. Gott ist die Urmonade, alle anderen Monaden sind ihre Ausstrahlungen. Was uns als Körper erscheint, ist nach Leibniz ein Aggregat von vielen Monaden mit unbewußten Vorstellungen. Tierseelen haben Empfindung und Gedächtnis; die Menschenseelen sind klarer und deutlicher Vorstellungen fähig; Gott hat lauter adäquate, d.h. vollbewußte und vollsachliche Vorstellungen. Der Vorstellungsverlauf jeder Monade schließlich kreist in sich, es kommt nichts aus ihr heraus und nichts in sie hinein. Leibniz ergänzte seine Monadenlehre durch seine Lehre der Prästabilisierten Harmonie. Danach hat Gott alle Substanzen so geschaffen, daß, indem jede dem Gesetz ihrer inneren Entwicklung mit voller Selbständigkeit folgt, sie zugleich mit allen anderen in jedem Augenblick in genauer Übereinstimmung steht. Sowohl die Monadenlehre als auch die Lehre von der Prästabilisierten Harmonie gelten nach Leibniz für alle Wesen leiblicher, seelischer, geistiger Art sowohl in sich wie zwischeneinander, so insbesondere für das Verhältnis von Leib, Seele, Geist innerhalb der menschlichen Persönlichkeit. Der Philosoph und Mathematiker Christian Wolff (1679-1754), der führend in der deutschen Aufklärung wurde und das System des deutschen Rationalismus unter Verwendung aristotelischer, stoischer und auch scholastischer Gedanken zur höchsten Entfaltung brachte, machte dadurch die von ihm umgestaltete Leibnizsche Philosophie zur herrschenden Philosophie seiner Zeit. Seine Schüler, die Wolffianer, hatten an fast allen deutschen Universitäten die philosophischen Lehrstühle inne. Zu seinen Schülern zählte auch Kant, der Wolff den gewaltigsten Vertreter des rationalen Dogmatismus nannte: des Standpunktes des reinen ungebrochenen Vertrauens in die Macht der Vernunft. Die Titel der Schriften Wolffs beginnen fast alle mit „Vernünftige Gedanken ...“. Gewachsen waren sie in Leibniz; er wirkte außer auf die Leibniz-Wolffsche Schule u.a. auf Herder, Goethe, Schiller und den Deutschen Idealismus, später u.a. auf Herbart und Lotze, ja sogar noch auf die analytische Philosophie des 20. Jahrhunderts, auf die Logistik der Sprachphilosophie, wie überhaupt auf die Linguistische Wende und den linguistisch orientierten Nativismus (z.B. Chomsky Chomsky) sowie auf den Konstruktivismus (Maturana, Luhmann u.a.):

Das Ganze wird von Gott zusammengehalten. Er hat das Zusammenwirken der Monaden, die als geistige Wesensheiten
ewig und unvergänglich sind, prästabilisiert, d.h. ihre Harmonie im voraus angelegt. Und eben alles so gemacht wie es ist:

„Die beste aller Welten“.
(Philosophie G. Wilhelm Leibniz Hochdenker)

„Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?“
(Philosophie G. Wilhelm Leibniz Hochdenker)

Diese Frage sollte z.B. im 20. Jh. auch Martin Heidegger wiederholen und sie die Grundfrage der Metaphysik nennen. (Philosophie)

„Bei Leibniz nahm der kognitive Optimismus gedämpftere Formen an, weil der Verfasser der Monadologie einen präzisen Begriff besaß von der Unauslotbarkeit der Implikationen, die ins Unendliche reichen. Wenn die Fältelung des von der Seele implicite oder dunkel Mitgewußten ins Unendliche geht, besteht keine Aussicht darauf, zu einem völlig expliziten Wissen zu gelangen; dieses ist dem Gott vorbehalten, für den menschlichen Intellekt ist der Fortschritt im Bewußtsein zunehmender, doch immer unzulänglicher Explizitheit reserviert.“ (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 78). Leibniz setzte wieder Gott an die Stelle des Ich und meinte, daß es außer dieser Supermonade noch viele andere Monaden gäbe, die alle in sich abgeschlossene Bewußtseinssphären wären, ohne Kontakt miteinander, und doch wäre eine jede dieser „fensterlosen Monaden“ ein Spiegel des Ganzen. Das Ganze wird von Gott zusammengehalten. Gott hat das Zusammenwirken der Monaden, die als geistige Wesenheiten ewig und unvergänglich sind, prästabilisiert, also ihre Harmonie im voraus angelegt, und eben alles so gemacht, wie es ist: „Die beste aller Welten“. Hieran sollte z.B. am Ende des 20. Jahrhunderts auch der Konstruktivismus, u.a. Luhmann und Maturana, anschließen, ebenso Sloterdijk mit seinen Sphären: Blasen, Globen, Schäume. (Sloterdijk). „Die Schaumtheorie ist unverhohlen neo-monadologisch orientiert: Ihre Monaden jedoch haben die Grundform von Dyaden oder komplexeren seelenräumlichen, gemeindlichen und mannschaftlichen Gebilden. Es gehört zu den Tugenden des neo-monadologischen Ansatzes in der Gesellschaftstheorie, daß er durch seine Aufmerksamkeit für die Assoziationen der kleinen Einheiten die Raumblindheit verhindert, die den gängigen Soziologien anhaftet. »Gesellschaften« sind aus dieser Sicht raumfordernde Größen und können nur durch eine angemessene Ausdehnungsanalyse, eine Topologie, eine Dimensionentheorie und eine »Netzwerk«analyse (falls man die Netzmetapher der des Schaums vorzieht) beschrieben werden.“ (Peter Sloterdijk, Sphären III - Schäume, 2004, S. 61 und 298). Zwar sollten z.B. bei den Konstruktivisten Leibniz' Monaden autopoietische Systeme (sich selbst erzeugende Funktionssysteme) heißen, sollten bei ihnen Leibniz' Kognitionen auf physikalischer Basis beruhen, sollte bei ihnen Gott Evolution heißen, sollte bei ihnen Leibniz' prästabilisierte Harmonie eine strukturelle Kopplung sein; doch in Wahrheit bedeutet all dies dasselbe wie bei Leibniz.

Leibniz - der mächtigste Geist der abendländischen Philosophie, der Begründer der Differentialrechnung und der analysis situs, Monadenlehrer und Erfinder der Multipliziermaschine sowie eines Programms für eine Idealsprache (Leibnizsche Charakteristik oder „characteristica universalis“) - hat neben einer ganzen Reihe von hochpolitischen Plänen, an denen er mitwirkte, in einer zum Zweck der politischen Entlastung Deutschlands entworfenen Denkschrift an Ludwig XIV. die Bedeutung Ägyptens für die französische Weltpolitik dargelegt. Seine Gedanken waren der Zeit (1672) so weit vorausgeschritten, daß man später überzeugt war, Napoleon habe sie bei seiner Expedition im Orient benützt. Leibniz stellte schon damals fest, was Napoleon seit Wagram (1809) immer deutlicher begriff, daß Erwerbungen am Rhein und im heutigen Belgien die Stellung Frankreichs nicht dauernd verbessern könnten und daß die Landenge von Suez eines Tages der Schlüssel zur Weltherrschaft sein werde. (Vgl. 18-20). Ohne Zweifel war der König den tiefen politischen und strategischen Ausführungen des Philosophen nicht gewachsen.

Zum Anfang des Löwen

Der Lehrer und Zeitgenosse des Demokrit (460-371) war Leukipp (5. Jh. v. Chr.). Beide gelten als Begründer der Atomistik; wegen der mangelnden Quellen über Leukipp kann man jedoch eher dazu neigen, Demokrit als den eigentlichen Begründer des Atomismus zu bezeichnen. Die Atomistik ist die naturphilosophische Lehre, die besagt, daß alle Dinge aus selbständigen Elementen bestehen und alles Geschehen auf Umlagerung, Vereinigung und Trennung dieser Elemente beruhe. Auch diese Lehre gehört zu den das antike Ursymbol körperlicher Abgegrenztheit immer wieder neu bestätigenden Bildern, die zusammen das antike Seelenbild ergeben und rechtfertigen (sollen). Mit Daniel Sennert (1572-1637) lebte der Atomismus im Abendland wieder auf. Er entwickelte anschaulich-gestalthaft ein umfassendes System der Atomistik. Nach ihm erneuerte auch Pierre Gassendi (1592-1655) die atomistisch-mechanistische Physik Demokrits. Überhaupt sollte gerade der antike Atomismus eine solch starke, erbschaftliche Wirkung erzielen, daß er noch heute in den abendländischen kausal-mechanischen Natur- und Weltauffassungen mitregiert und erst durch Heisenberg und die moderne ganzheitliche Betrachtungsweise erschüttert worden ist. Demokrit lehrte, daß alles Geschehen Mechanik der Atome sei, die, verschieden an Gestalt und Größe, Lage und Anordnung, sich im leeren Raum in ewiger Bewegung befänden und durch ihre Verbindung und Trennung die Dinge und Welten entstehen und vergehen ließen. Die Seele, identisch mit dem Element des Feuers, besteht nach ihm aus kleinsten, glatten und runden Atomen, die im ganzen Leib verbreitet sind. Organ des Denkens ist für ihn allein das Gehirn. Die Empfindungen sollen dadurch zustande kommen, daß von den Dingen ausgehende Ausflüsse, sich loslösende Abbilder in die Sinnensorgane eindringen und die Seelenatome in Bewegung setzen. Das höchste Gut sei die Glückseligkeit, so Demokrit, und sie bestehe wesentlich in der Ruhe und Heiterkeit der Seele, die am sichersten durch Mäßigung der Begierden zu erreichen sei. Demokrit selbst hieß schon in antiken Zeiten wegen der Befolgung dieser Lehre der lachende Philosoph. Leukipp und Demokrit vollbrachten auf typisch antike Weise das, was Leibniz und Newton auf typisch abendländische Weise vollbrachten. Auf ihre Art waren die Atomisten Nachfolger der ionischen und eleatischen Naturphilosophen weiter, die abendländischen Naturwissenschaftler und Mathematiker Nachfolger der sie fordernden Naturphilosophen. (Vgl. Übersicht).

 

Die ganze Universalgeschichte des Rechtes und die Ethnologie vorausgeahnt haben soll Giovanni Battista Vico (1668-1744). Er führte die vergleichende Methode in die abendländische Geschichtswissenschaft bzw. Geschichtsphilosophie ein und nahm an, daß alle Völker sich „parallel“ entwickeln, daß der „corso“ (Lauf, Kurs als Aufstieg) der Völker drei Zeitalter durchläuft: das der Götter, das der Heroen, das der Menschen; die Aufeinanderfolge eines göttlichen, eines heroischen und eines menschlichen Zeitalters kann man also als ein Drei-Stadien-Gesetz auffassen. Später sollten jedenfalls nicht wenige ein ähnliches Drei-Stadien-Gesetz und/oder eine ähnliche Parallelität zwischen Völkern oder sogar Kulturen annehmen. (Beispiele). Vico war seiner Zeit sehr weit voraus und lehnte den Cartesianismus ab, genauer: er setzte gegen Descartes' an Mathematik und Physik orientierten naturalistischen Rationalismus in De antiquissima Italorum sapienta ... (1710) den erkenntnistheoretischen Grundsatz: „Nur das kann erkannt werden, was einer selbst hervorgebracht hat“. Deshalb ist eine universale Erkenntnis nur Gott möglich, der in seiner Schöpfung alles geschaffen hat; weil die Geschichte aber andererseits das ist, was der Mensch in der Welt geschaffen hat, ist die Geschichte sein vornehmliches Erkenntnisobjekt. Ausgehend von diesem Grundsatz entdeckte Vico in seinem Werk Von dem einen Ursprung und Ziel allen Rechtes (1720) die Geschichtlichkeit des Rechts und entwickelte das für die gesamte Menschheitsgeschichte als gültig erachtete geschichtsphilosophische Modell der gesetzmäßigen Wiederkehr je eines theokratischen, heroischen und menschlichen Zeitalters in einem Zyklus von Aufstieg, Verfall und ständiger Wiederkehr. (Beispiele). Wie gesagt: Vico erklärte die Geschichte zum eigentlichen Feld der menschlichen Erkenntnis, weil der menschliche Geist am besten das verstehen könne, was er selbst gemacht habe: „Tat-Sachen“. Daß Vico seiner Zeit weit voraus war, läßt sich schon allein daran erkennen, daß er als Wegbereiter des Historismus und als Systematiker der Geschichtswissenschaften gilt. Und das sind gerade nicht die „positiv“ erkennbaren physikalischen Phänomene, denn sie können nur von außen erklärt werden und nicht, wie in der Geschichtswissenschaft, von innen verstanden werden. Das ist im wesentlichen schon die These der Hermeneutik, denn die Gegenüberstellung von Erklären und Verstehen ist typisch für diese Denkrichtung, und zu Vicos Zeiten gab es die Hermeneutik als wissenschaftliche Disziplin noch gar nicht: Vico war eben seiner Zeit weit voraus. Was jedoch die Kulturzyklen-Theorie angeht, so hatte schon lange vor Vico Francis Bacon (1561-1626) festgestellt, daß Kulturen altern wie Menschen und Phasen bzw. Auf-und-Ab-Stufen durchleben: „In der Jugend der Völker und Staaten blühen die Waffen und die Künste des Krieges; im reifen männlichen Alter der Völker und Staaten Künste und Wissenschaften; dann eine Zeit lang beide zusammen, Waffenkunst und Musenkünste; endlich im Greisenalter der Völker und Staaten Handel und Industrie, Luxus und Mode.“ (Francis Bacon, De dignitate et augmentis scientiarum, 1605; IV, 2, 114).

 

Zum Anfang des Löwen Sicher ist, daß mit dieser Phase eine zweite kultursymbolische Höchstleistung vollbracht wurde. Nach dem Kulturspracherwerb, der im Abendland primär eine kirchliche Angelegenheit der Gotik war, brachte der jetztige Wissenserwerb, der im Abendland eine weltliche Angelegenheit des Barock war, eine zweite großartige Symbolleistung. Man kann solche Phänomene vergleichen mit dem ersten und zweiten Spracherwerb: mit einer innerhalb der Familie und einer inerhalb der Institution Schule zu erwerbenden Kultursymbolik. Die Gotik beschwörte Entdeckungen, Erneuerungen und Reformen herauf und basierte auf einer ständestaatlichen (oligarchischen) frühnationalen Form; der Barock provozierte mit seiner pompösen und prunkvollen Anmaßung alle Gegner, die eine Kultur überhaupt je zu Gesicht bekommen kann. Die Gegner des Absolutismus waren sowohl die Stände (Fürsten, Fronde, u.a. Oligarchen) als auch die Demokraten. In England siegte am Ende mit der Glorreichen Revolution von 1688 der Ständestaat über Monarchie und Demokratie, die beide integriert wurden, weil diese Revolution unblutig verlief. In Frankreich und Spanien siegte der Absolutismus und wartete weiterhin auf den Gegner, den die Geschichte eventuell noch anbieten könnte. In Deutschland wurde im Westfälischen Frieden für die große Fronde der Reichsfürsten gegen den Kaiser das englische, für die kleine Fronde gegen die Landesfürsten das französische Verhältnis durchgesetzt. Im Reich regierten die Stände, in deren Gebieten aber die Dynastie. Von da an war das Kaisertum wie das englische Königtum ein Name, umgeben mit Resten des spanischen Prunks aus dem frühen Barock.

 

Zum Anfang des Löwen Die ersten Sophisten, Protagoras (485-410) und Gorgias (ca. 480-380), galten zunächst als die Denker und Weisen, dann als Lehrer der gewandten Rede- und Unterredungskunst und schließlich als Vertreter der geschwätzigen und spitzfindigen Scheinweisheit, weil sie eine Tendenz entwickelt hatten, in Diskussionen um jeden Preis zu obsiegen. Trotzdem waren sie bedeutend, besonders im Hinblick auf ihre aufklärerische Verbreitung des philosophischen Gedankenguts und die praktische Pädagogik. Sophistisch im postitiven Sinne war auch die Tatsache, daß die praktische Beschäftgung mit philosophischer Argumentation durch die Sophistik zu einem größeren Interesse am Philosophieren und am kritischen Denken führte. Die Sophisten trugen die Lehren der Vorsokratiker in die Öffentlichkeit und wirkten dadurch aufklärerisch. Damit deuten sie bereits die Richtung der nächsten Phase an. (Vgl. 16-18). Die Zeit der Vorsokratiker war, wie der Name schon verrät, mit Sokrates (470-399) vorbei: die kosmologische Naturphilosophie der Griechen wurde durch Sokrates und seine anthropologische Ethik abgelöst, zugleich aber der ethische Relativismus der Sophisten widerlegt. Menschenbildung, Jugendbildung und Seelenführung war der Zweck seines Philosophierens; geistige Maieutik und Ironie der Weg dazu. Sokrates' Philosophie beruhte auf seiner Grundüberzeugung, daß das Sittliche erkennbar und lehrbar sei und aus dem Wissen um Sittlichkeit stets das Handeln gemäß der Sittlichkeit folge. In diesem Sinne versuchte Sokrates zunächst jedesmal vom Einzelfall aus die Menschen zu einer klaren Begriffsbildung hinsichtlich des sittlich Richtigen hinzuführen. Für ihn war dasjenige Handeln richtig, das den wahren Nutzen des Menschen und damit seine Glückseligkeit bewirkt. Nach Sokrates ist deshalb die Selbsterkenntnis die Bedingung der praktischen Tüchtigkeit: weiß ich, was ich bin, so weiß ich auch, was ich soll. In sich selbst fand Sokrates aber auch ein göttliches Daimonion, das ihm als innere Stimme zur Vefügung stand und ihm mitteilte, was er tun oder unterlassen sollte. Die höchste Tugend war für Sokrates die Genügsamkeit: wer am wenigsten bedarf, ist der Gottheit am nächsten; nur wer sich selbst zu beherrschen gelernt hat und in allen Dingen ausschließlich der richtigen Einsicht folgt, ist imstande, andere zu beherrschen, und berechtigt, als Staatsmann zu wirken. Sokrates gilt mit Platon und Aristoteles zusammen als bedeutendster Philosoph der Antike, blieb aber vielumstritten. Von einigen wurde er als erster großer Ethiker gepriesen, von anderen als Aufklärer und Auflöser verworfen. Auch die Aufklärung hatte ihre zwei Seiten, und ihre Schattenseite war die eben erwähnte negative Sophistik.

Eine Hochkonjunktur der Ethik, die die nächste Kulturphase einleitet, macht folgendes deutlich: für jede auf ihren Höhepunkt stehende Kultur gilt dasselbe wie für die uralte Bauernkultur seit der Seßhaftwerdung, denn nicht zufällig fällt die Haupternte in die Zeit der sogenannten Hundstage (23.07. bis 23.08.), aber ob die hochsommerlichen Klimaverhältnisse eine zufriedenstellende Ernte bedeuten, weiß man erst, wenn das Wetter bereits dabei ist, vollendete Tatsachen zu schaffen. Das Resultat ist kaum beeinflußbar, aber man kann aus ihm lernen und im Hinblick auf das nächste Jahr nur mittels verbesserter Technik höhere Erfolge erzielen oder erneut auf den klimatischen Zufall setzen. Eine erste Zwischenbilanz kann also erst am Ende dieser Phase gezogen werden, und sobald die der Natur abgerungene Ernte ins Haus geholt worden ist, muß sie verteidigt, ihr Schutz überprüft und eventuell verbessert werden. Überträgt man die Regeln einer Bauernkultur, die sich seit der Neolithischen Revolution mehr oder weniger stark entwickelten, auf die Regeln einer Hochkultur, die sich seit der Vor- und Frühkultur entwickelten, dann stößt man zwangsläufig auf die aufklärerischen Figuren, die der kulturellen Weiterentwicklung dienen können und wollen oder am Markt Versicherungen anbieten, die dem Selbstzweck dienen, aber ethisch anspruchsvoll sein sollen. In der Selbstgenügsamkeit und Zurückhaltung sich auferlegenden Antike lösten die Sophisten und Sokrates mit ihren anthropologisch-ethischen Alternativlösungen die kosmologische Naturphilosophie genauso ab wie im Abendland die unendlichen Raum sich verschaffenden Aufklärer und Extremsubjektivisten die universalistische Naturphilosophie, während in beiden Kulturen die Naturphilosophie atomistischer wurde. (Vgl. Tabelle). Aber Selbstgenügsamkeit und Zurückhaltung sind nicht dasselbe wie Unendlichkeit und Raumschaffung, sondern deren Gegensätze. Deshalb gab es für eine Naturwissenschaft in der Antike keinen Raum, im Abendland dagegen jeden unendlichen. In der Antike blieben die Naturerscheinungen eine Sache der Philosophie, im Abendland blieben sie eine Sache der Wissenschaften. Diese abendländische Institution hatte sich in der jetzigen Phase endgültig etabliert und muß als eine der großartigsten und in den Konsequenzen weitreichendsten Leistungen des Abendlandes angesehen werden. (Vgl. Ursymbol).

Zum Anfang des Löwen Auch die Schule, wie wir sie heute verstehen, ist eine rein abendländische Erfindung. Was wir heute Schulkind nennen, das gab es in der Antike nur im Privatleben der Familien oder gar nicht, d.h. nur dem biologischen Alter nach.

ANTIKE

Schule:
privat

Träger: Familie


Lehrer: Hauslehrer & andere Privatlehrer
(zumeist Sklaven)

Hochschule:
privat

Träger: Scholarchen (privat)

Disziplinen: Mathematik (Arithm., Geometrie, Astronomie, Musik), Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Medizin, Architektur, Jura, Philosophie

ABENDLAND

Schule:
privat und öffentlich

Träger: Familie,
Kirche, Städte, Staat

Lehrer: Hauslehrer, Mönche, Berufslehrer


Hochschule:
privat und öffentlich

Träger: Kirche, Städte, Staat und private Scholarchen

Disziplinen: Antike Disziplinen, dazu: Theologie und Naturwissenschaften mit Erfahrung und Experiment als wissenschaftliche Methoden

Jugendreife bedeutete in der Antike Zulassung zum Leben der Erwachsenen, im günstigen Fall private Einschulung in die Hochschule eines Scholarchen. Deutlich mag dies werden, wenn man sich vorstellt, daß es in der Antike nur privaten Unterricht von Hauslehrern, zumeist eine Tätigkeit der Sklaven, gab, dagegen im Abendland bereits seit Karl dem Großen ein erstes kohärentes und gleichsam öffentliches, von Bischöfen geleitetes Schulwesen. Mit dem Aufstieg der Städte und des Bürgertums seit etwa 1250 (Gotik) entstanden die ersten Stadtschulen, aber erst jetzt, in dieser Phase, wurde das in erster Linie der Kirche unterstehende Schulwesen immer mehr zu einer weltlichen Institution, und die Schulpflicht folgte, z.B. 1619 in Weimar, 1642 in Sachsen-Gotha und 1717 in Preußen. Die eben erwähnte Selbständigwerdung der Naturwissenschaften war jedoch die wohl wichtigste Voraussetzung für die das faustische Seelenbild immer mehr komplettierende abendländische Kultur. In den Hochschulen, vor allem in den neu gegründeten, hielt sie neben Lehrfreiheit sowie Erfahrung und Experiment als neue wissenschaftliche Methoden Einzug und brachte neue Impulse gegenüber den vorher dominierenden religiösen Orientierungen und kirchlichen Dogmen, die mittlerweile zur Erstarrung und Verschulung der Universitäten geführt hatten.

(Vgl. Philosophie)

 

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Zum Anfang des Löwen Anmerkungen:


Johann Wolfgang Goethe (28.08.1749 - 22.03.1832), Faust (I), 1806, S. 27, Faust (II), 1831, S.113ff..

Oswald Spengler (1880-1936), Der Untergang des Abendlandes, 1918 (Band I), 1922 (Band II).

Oswald Spengler (1880-1936), Der Untergang des Abendlandes, 1918 (Band I), Tafeln, S. 70ff.

Seelenbild der Antike und Seelenbild des Abendlandes sind gegensätzlich: apollinisch und faustisch; ihre Ursymbole ebenfalls: Einzelkörper und Unendlicher Raum. Wie ein Dogma gegenüber aller Erfahrung, gelten auch Seelenbild und Ursymbol allgemein als unbeweisbar, deshalb sei hier darauf hingewiesen, daß der Unterschied zwischen Antike und Abendland sogar am Beispiel „Parallelenaxiom“ deutlich werden kann: Euklid hat in seinen „Elementen“ (um 312 v. Chr.) die mathematische Entsprechung für das antike Beispiel gegeben und Gauß ca. 2112 Jahre später (um 1800) die für das abendländische. Sie stehen - wie unzählige andere Beispiele auch - für einen metaphysischen Mittelpunkt, um den eine Kultur kreist, während sie von Seelenbild und Ursymbol angetrieben und angezogen wird. (Vgl. Oswald Spengler, 1917, S. 155, 227ff., 234, 390). Vgl. dazu auch das Germanentum.

Das Seelenbild der magischen Kultur ist ein dualistisches: Geist und Seele, ihr Ursymbol die Welthöhle. (Vgl. Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes, 1918-1922, S. 155, S. 227ff., S. 234, S. 390, S. 847f.).

Carl Friedrich Gauß (1777-1855) veröffentlichte seine nicht-euklidischen Geometrien nicht, weil er das Geschrei der denkfaulen, schwerfälligen und unkultivierten Menschen fürchtete. Er nannte sie Böoter, weil die Einwohner dieser antiken Landschaft (Hauptstadt: Theben) von den Einwohnern anderer Griechenstädte als denkfaul und schwerfällig beschrieben worden waren. Gauß meinte zu Recht, daß man die Menschen nicht wirklich würde überzeugen können. Die erste der nichteuklidischen Geometrien entdeckte Gauß nach Vollendung seines Hauptwerkes Disquisitiones arithmeticae (1801), durch deren in sich widerspruchslose Existenz bewiesen wurde, daß es mehrere streng mathematische Arten einer dreidimensionalen Ausgedehntheit gibt, die sämtlich a priori gewiß sind, ohne daß es möglich wäre, eine von ihnen als die eigentliche Form der Anschauung herauszuheben. (Vgl. 18-20).

Römisch-katholische Interpretationen attestieren dem Abendland zumeist, daß in ihm die Dominanz des Christlichen überwiege. Diese Meinung teilen vor allem kirchliche und vornehmlich christlich orientierte Vertreter. Theodor Heuss (31.01.1884 - 12.12.1963) soll einmal gesagt haben, daß Europa von 3 Hügeln ausgegangen sei: von der Akropolis, von Golgatha und vom Kapitol. Diese Sichtweise würde eher, wenn vielleicht auch nicht beabsichtigt, auf eine Dominanz der Antike verweisen. Wenn man jedoch berücksichtigt, daß aus einem antik-apollinischen Einzelkörper und einer magisch-seelengeistigen Welthöhle ein abendländisch-faustischer Unendlichkeitsraum entstehen kann, dann muß unbedingt ein dritter Faktor hinzukommen, den ich die Kulturpersönlichkeit nenne: das Germanentum. Ohne das Germanentum versteht man die Willensdynamik eines Faust nicht, und ohne das germanische Element ist die Raumtiefe, aber auch die in jeder Hinsicht sowohl ins Mikrokosmische als auch ins Makrokosmische gehende Unendlichkeit nicht als distinktives Merkmal der abendländischen Kultur zu identifizieren. Diese Merkmale treffen auf keinen antiken Menschen zu, aber insbesondere auf die Abendländer, die germanischen Ursprungs sind. Scharfe Gegensätze, wie die zwischen Antike und Abendland, sind zwar unbedingt ein Indiz für Verwandtschaft, weil beide Kulturen so auffallend gegensätzlich sind: aktiv und reaktiv. Offenbar hat die Antike auf das Abendland aber nicht persönlichkeitsstiftend gewirkt und konnte auch erzieherisch nicht tätig werden, weil sie so früh verstarb. Die Biogenetik und Sozialisation geraten nicht selten so weit auseinander, wenn ein Elternteil früh verstirbt, d.h. nicht wirklich erlebt wird. Dem Abendland scheint es auch so ergangen zu sein. Die Auseinandersetzungen mit der magischen Mutter hat beim Kind jedoch zu einer enormen, fast schon verdächtigen Erinnerung bis hin zur Vergötterung des antiken Vaters Beitrag geleistet. Aber liegt deshalb immer auch schon ein Vaterkomplex vor?  Es bleibt zunächst festzuhalten, daß auch kulturell zwischen Genetik und Sozialisation, zwischen Anlage und Umwelt, zwischen angeboren und anerzogen ganz klar unterschieden werden muß. Dazwischen bewegt sich die Persönlichkeit. Man kann sie nicht isolieren, folglich auch nicht isoliert betrachten, aber man kann sie beschreiben, und ich beschreibe die Kulturpersönlichkeit des Abendlandes als germanisch, weil dieser Raum zwischen Anlage und Umwelt für die Kulturpersönlichkeit zwanghaft unendlich werden muß, wenn sie die verlorene Vaterkultur zurückholen will. Der unendliche Raum und Wille sind auch deshalb Ursymbol und Urwort des Abendlandes. Wenn der Mensch eine Grundlage von etwa 60 Billionen Zellen hat und einer Umwelt von praktisch unendlicher Vielfalt ausgesetzt ist, so gilt für eine Kultur, daß sie Völker, Staaten oder Nationen zur Grundlage hat und einer Umwelt von unendlichen Möglichkeiten, aber auch gähnender Leere gegenübersteht. Mit dem Germanentum fiel eine faustische Entscheidung zugunsten der unendlichen Möglichkeiten. Die Eltern des Abendlandes waren also antik-magisch, ihre gentragenden Chromosomen römisch-christlich, aber die Kontrollgene germanisch. (Vgl. 22-24).

Unter der Wirkung des Testosteron reifen in den Hodenkanälchen der Hoden die Spermien heran, die in den Nebenhoden gespeichert werden. Es kommt also schon bei der Bildung der Spermien zu diesen Zellteilungsvorgängen, den Reifeteilungen. Die Spermien zählen zu den kleinsten menschlichen Zellen. In deren Kopfteil liegt das Erbgut. Die Energie für die Beweglichkeit des Schwanzfadens liefert das Mittelstück, während der Schwanzfaden dem Spermium eine Schwimmgeschwindigkeit von 3 mm pro Minute verleiht. Jeder Samenerguß enthält Drüsensekrete und etwa 200-300 Millionen Spermien. Nach der Pollution sind die Spermien noch etwa 48 Stunden lebensfähig. Die weibliche Eizelle reift innerhalb des Eierstocks in einem Eibläschen heran, das auch Follikel genannt wird. Durch die Reifeteilungen wird sie zu einer befruchtungsfähigen Eizelle. Das Heranreifen der Eizelle dauert etwa 14 Tage. Danach platzt der Follikel und die Eizelle wird vom Trichter des Eileiters aufgenommen. Nach diesem Eisprung bleibt die Zelleetwa 4-6 Stunden befruchtungsfähig und wird im Laufe von 3-4 Tagen vom Eileiter zur Gebärmutter transportiert. Die Reifung des Follikels und der Eisprung werden angeregt durch die Hormone: FSH, ein Hormon zur Stimulanz des Follikels, und LH, ein luteinisierendes Hormon . Beide Hormone werden in der Hypophyse gebildet. Der Follikel bildet nun Follikelhormone, die Östrogene, die wiederum die Gebärmutterschleimhaut zum Wachstum anregen. Währenddessen beeinflussen sie die Menge der FSH- und LH-Bildungen in der Hypophyse. Bei einem bestimmten Verhältnis von FSH und LH platzt der Follikel. Es kommt zum Eisprung (Ovulation). Die Körpertemperatur der Frau steigt um 0,5 ° C. an. Nach dem Eisprung wandeln sich die Reste des Follikels um zum Gelbkörper, der das Gelbkörperhormon Progesteron bildet. Das Progesteron sorgt dafür, daß die Gebärmutterschleimhaut weiterwächst und schließlich von vielen Blutgefäßen und mit Nährstoffen und Schleim angereichert ist. Nun ist die Gebärmutterschleimhaut für die Aufnahme eines befruchteten Eies vorbereitet. Progesteron und Östrogene wirken hemmend auf die FSH- und LH-Ausschüttung der Hypophyse. Wenn der Gelbkörper verkümmert und die Progesteronbildung zurückgeht, hat keine Befruchtung stattgefunden. In dem Fall wird die Schleimhaut der Gebärmutter abgestoßen, und es kommt zur Regelblutung. Sie erfolgt etwa 14 Tage nach dem Eisprung und dauert etwa 3-5 Tage. Etwa 14 Tage nach Beginn der Regelblutung wird im anderen Eierstock wieder durch Reifeteilung eine befruchtungsfähige Eizelle herangereift sein. (Vgl. 22-24).

Meiose (meiosis = Verringern, Verkleinern) bedeutet eine Reduktion des Chromosomenbestandes um die Hälfte. Da bei der Befruchtung die Kerne zweier Geschlechtszellen miteinander verschmelzen, wird der Chromosomenbestand verdoppelt. Dieser muß im Laufe der Entwicklung, spätestens bei der erneuten Bildung der Geschlechtszellen wieder halbiert werden, da sonst die Zahl der Chromosomen pro Zelle nicht konstant bliebe. Diese Reduktion auf den haploiden (einfachen) Chromosomensatz wird durch zwei kurz aufeinander erfolgende Teilungen erreicht. Das erste Stadium der 1. (meiotischen) Reifeteilung, ist die(1.1.) Prophase, die zeitlich z.T. über Wochen bis Monate gedehnt ist, wird in mehrere Unter-Phasen aufgegliedert: Im (1.1.1.) Leptotän werden die Chromosomen als langgestreckte, dünne Fäden sichtbar. Im(1.1.2.) Zygotän paaren sich die die homologen (übereinstimmenden) Chromosomen abschnittsweise. Im (1.1.3.) Pachytän verkürzen und verdichten sie sich und lassen eine Längsspaltung erkennen. Die Chromatiden überkreuzen sich teilweise (Chiasma) mit je einer väterlichen und mütterlichen Chromatide. Im (1.1.4.) Dioplotän (auch: Vierstrangzeit oder Tetradän) sind vier parallele Stränge zu erkennen. Die Chromosomen weichen bis auf die Überkreuzungsstellen auseinander. In der Diakinese (Übergang (1.1. zu 1.2.) trennen sich allmählich die vier Stränge paarweise. Die Überkreuzungsstellen werden an die Enden verschoben. In der (1.2..) Metaphase ordnen sich die Chromosomen in der Äquatorialplatte an. In der (1.3.) Anaphase trennen sich die gepaarten Chromosomen und wandern zu den Polen, wobei eine zufallsgemäße Neuverteilung der väterlichen und mütterlichen Chromosomen erfolgt. In der (1.4.) Telophase lockern sich die spiralisierten Chromosomen dann auf. Nun folgt ein kurzes Ruhestadium, das auch als Übergang von der 1. zur 2. meiotischen Teilung angesehen werden kann: die Interkinese oder Interphase (Übergang (1. zu 2.), in der keine Reduplikationen der Chromosomen stattfindet. Sie ist die Zeit des Zellkerns (Interphasen-Kern), weil der jetzt als Arbeitskern besonders aktiv ist. Die 2. (meiotische) Reifeteilung läuft nach dem Schema einer Mitose ab. Die beiden Chromosomenspalthälften (Chromatiden) werden voneinander getrennt. Es werden neue Kern- und Zellmembranen (bzw. Zellwände: bei Pflanzen) gebildet, und es sind vier neue Zellen mit jeweils einem einfachen (haploiden) Chromosomensatz entstanden.

Mitose (mitos = Faden) bedeutet eine indirekte Kernteilung, Karyokinese, eine Äquationsteilung. Es ist ein Kernteilungsvorgang, bei dem aus einem Zellkern zwei Tochterkerne gebildet werden, die gleiches - mit dem Ausgangsmaterial identisches - Genmaterial und (im Unterschied zur Meiose) die gleiche Chromosomenzahl haben. Auch die Mitose kennt die Phasen (1.1.) Prophase, (1.2.) Metaphase, (1.3.) Anaphase und (1.4.) Telophase.

Fürst (zu althochdeutsch furisto, der Vorderste)ist seit dem Mittelalter die Bezeichnung für die höchste Schicht des hohen Adels, die durch ihre besondere Königsnähe an der Herrschaft über das Reich, besonders in seiner territiorialen Gliederung, teilhatte (Reichsadel), v.a. Herzöge und Herzogsgleiche sowie Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte der Reichsabteien. Ihnen stand das Recht der Königswahl zu und die Pflicht, bei Entscheidungen in Reichssachen mitzuwirken. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation konnten zunächst alle freien, dann alle Reichsfürsten den König wählen. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kristallisierten sich bei der Wahl des Königs immer mehr entscheidende Fürsten heraus. Spätestens aber im 13. Jahrhundert ergab sich aus den Fürsten heraus der engere Kreis der Königswähler, die Kurfürsten, deren Sonderstellung in der Goldenen Bulle von 1356 festgelegt wurde. Weltliche und geistliche Reichsfürsten hatten Sitz und Stimme im Reichstag. Seit dem staufisch-welfischen Thronstreit (1198) mußten die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier sowie der Pfalzgraf bei Rhein (die Rheinpfalz) an einer gültigen Wahl beteiligt sein. Der Sachsenspiegel (1224-1231) zählt 2 weitere Kurfürsten als Vorwähler oder Erstwähler auf: den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg. Mit der Doppelwahl von 1527 traten zum ersten mal die 7 Kurfürsten (einschließlich des vom Sachsenspiegel abgelehnten Königs von Böhmen) als alleinige Wähler auf. Bei der Wahl Rudolfs von Habsburg (1273) war das Kurfürstenkollegium (Kurkollegium) ein geschlossener Wahlkörper. Seine Entstehung - vom Sachsenspiegel aus dem Besitz der Erzämter erklärt - war also letztlich ein Ergebnis des Interregnums: eine Verhinderung der erblichen Thronfolge, ein Erwerb von Reichsgut und wichtigen Reichsrechten durch die Kurfürsten. Das Wahlrecht schränkte sich auf 3 geistliche und 4 weltliche Kurfürsten ein, die vom Kandidaten Sonderrechte (Kapitulationen) und politisches Mitspracherecht (Willebriefe) forderten, ein schwaches Königtum wünschten und deshalb die Krondynastie wechselten. Die Kurfürsten wurden häufig zu Gegenspielern des Königtums. Zur Gültigkeit der Wahl mußten mindestens 4 Kurfürsten anwesend sein. Die Mehrheitswahl wurde zuerst im Kurverein von Rhense (1338) für rechtsmäßig erklärt und 1356 in der Goldenen Bulle als Reichsgrundgesetz festgelegt, die auch die Beratung von Reichsangelegenheiten durch die Kurfürsten auf Kurfürstentagen verbriefte. Im 15. Jahrhundert wurde das Kurfürstenkollegium zur 1., vom Reichsfürstenrat getrennten Kurie des Reichstages. Die böhmische Kurwürde ruhte 1519 bis 1708 mit Ausnahme der Beteiligung an der Königswahl; die Kur des geächteten Pfalzgrafen bei Rhein wurde 1623 Bayern übertragen, der Pfalz aber 1648 eine 8. Kurwürde zugestanden. Braunschweig-Lüneburg (Hannover) hatte seit 1692 eine 9. (1708 vom Reichstag bestätigt), nach der Vereinigung Bayerns mit der Kurpfalz 1777 die 8. Kurwürde inne (seit 1778). 1803 wurden die Kurstimmen von Trier und Köln aufgehoben, die Mainzer Kur auf Regensburg-Aschaffenburg übertragen. Neugeschaffen wurden die Kurfürstentümer Salzburg (1805 auf Würzburg übertragen), Württemberg, Baden und Hessen-Kassel. Am Ende des 1. Deutschen Reiches gab es 10 Kurfürsten. (Vgl dazu die entsprechenden Phasen 6-8, 8-10, 10-12, 12-14, 14-16, 16-18, 18-20).

Kurverein von Rhense war der Zusammenschluß der Kurfürsten (ohne Böhmen) am 16.07.1338 in Rhense (Rhens, Rhein-Lahn-Kreis) zur Verteidigung des Reichsrechts und ihrer Kurrechte besonders gegen päpstliche Ansprüche. Die Kurfürsten setzten in einem Rechtsspruch fest, daß der von ihnen oder ihrer Mehrheit zum Römisch-Deutschen König gewählte nicht der päpstlichen Anerkennung bedürfe.

Die Kurie ist (seit dem 11. Jh.) die Gesamtheit der in der Leitung der röm.-kath. Kirche tätigen Organe des Apostolischen Stuhls in Rom.

Landsknechte waren vom Ende des 15. bis Ende des 16. Jhs. die in kaiserlichen Landen geworbenen Fußsöldner unter und seit Maximilian I. (König seit 1486, Kaiser von 1493-1519).

Auf die Hominiden folgte der Homo sapiens sapiens, auf den Humanismus folgt der Hominismus. Damit schließt sich vorerst der Kreis. Schon im 13. Jahrhundert sollen Alchimisten erste Experimente unternommen haben, um einen künstlichen Menschen im Reagenzglas zu erzeugen. Goethe ließt im 2. Teil des Faust den Famulus Wagner einen Homunkulus nach Anleitung des Paracelsus erzeugen. Heute scheinen sich die Möglichkeiten zur Erschaffung des Menschen nach eigenen Wünschen konkretisiert zu haben. (Vgl. hierzu: 22-24).

Konzililiarismus ist die Bezeichnung für die Auffassung, daß das Konzil und nicht der Papst allein die höchste Instanz in der Kirche sei. Im Abendländischen Schisma erlangte der Konziliarismus apraktische Bedeutung, die auf dem Konstanzer Konzil (1414-1418) bestätigt wurde, obschon die Päpste den Konziliarismus immer wieder verurteilten. Auch der Philosoph Nikolaus von Kues (1410-1464), der Cusaner, vertrat die Ansicht, daß das Konzil über dem Papst stehe. Die Gedanken des Konziliarismus wurden bis zum 1. Vatikanischen Konzil (1869/1870) permanent vertreten.

Die Reichsreform im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wurde zunächst auf den Reichstagen von 1434 bis 1438 unternommen und in der Publizistik viel dikutiert. Es waren Bemühungen um eine Umgestaltung der Reichsverfassung, die den Reichsständen ein Mitregierungsrecht in Reichsangelegenheiten sichern sollte (Reichsregiment). Ein erstes Reichsreformgesetz scheiterte an den organisatorischen Voraussetzungen. Kaiser Friedrich III. (Habsburger, 1440-1493) verhinderte in den folgenden Jahrzehnten weitere Reformversuche. Kaiser Maximilian I. (Habsburger, 1493-1519) sah sich dann gezwungen, auf den Reichstagen von Worms (1495) und Augsburg (1500) wesentliche Zugeständnisse zu machen. Ein Ewiger Landfriede sollte die Grundlage für die Reichsreform schaffen; als allgemeine Reichssteuer sollte der Gemeine Pfennig erhoben werden (1. Reichsregiment). Neben den fehlenden organisatorischen Voraussetzungen waren der Widerstand des Reichsoberhauptes und das Mißtrauen der auf die Wahrung ihrer Rechte pochenden Reichsfürsten der Grund für das am Ende scheiternde Projekt dieser Reichsreform. auch wenn Karl V. (Habsburger, 1519-1556) sie fortsetzte (2. Reichsregiment).

Die Reichsstände im 1. Deutschen Reich (Hl. Röm. Reich) waren die Reichsfürsten (vgl. Fürsten), Reichsgrafen, Reichsprälaten und Reichsstädte, die das aus der Reichsunmittelbarkeit erwachsene Recht zur Führung einer fürstlichen Einzelstimme (Virilstimme) oder zur Beteiligung an einer Gesamtstimme (Kuriatstimme) im Reichstag besaßen (Reichsstandschaft). Die Reichsstände repräsentierten damit neben dem Kaiser das Reich. Auf dem Konzil zu Basel (1431-1449) vertrat Kardinal Nikolaus von Kues in seiner Schrift De Concordantia Catholica (Von der Einheit der Kirche) die naturrechtlich begründete Ansicht vom politischen Zusammenwirken der Reichsstände mit dem Kaiser in Gesetzgebung und Regierung. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts gab es auf den Reichstagen Reformforderungen, z.B. durch die Gravamina (Beschwerden) der deutschen Nation oder auch in deren Reformatio Sigismundi, einer weitverbreiteten anonymen Flugschrift. Die Reformen begannen auf dem Reichstag zu Worms (1495): Verkündung des Ewigen Landfriedens. Zur Beseitigung des Fehderechts wurde das ständig tagende Reichskammergericht in Frankfurt (seit 1527 in Speyer) als oberste Rechtsinstanz geschaffen und der Gemeine Pfennig (erste Reichssteuer, ohne Bestand) erhoben. Die Eidgenossen lehnten die Beschlüsse ab und forderten im Schwabenkrieg (1499) ihre Unabhängigkeit. Auf dem Reichstag zu Augsburg (1500) wurde ein ständiges Reichsregiment eingerichtet, das 1502 wieder aufgelöst und 1521 erneuert wurde. Seit dem Reichstag zu Köln (1512) stand dem Reichstag die oberste Reichsgewalt zu, der die Vorschläge der kaiserlichen Regierung in 3 Kollegien (Kurfürsten, Fürsten und Reichsstädte) beriet. Seine Beschlüsse wurden als Reichsabschiede (ab 1633 Reichsschlüsse) verkündet. Es wurden 10 Reichskreise unter dem Direktorium von je 2 Fürsten zur Wahrung des Landfriedens gebildet, eine Reichssteuer und das Reichsheer (unter Kreisobersten) erhoben. Ein Verzeichnis über Einkünfte der Territorien als Grundlage ihrer Truppen- und Steuerleistungen sah die Reichsmatrikelordnung vor, die auf dem Reichstag zu Worms (1521) verabschiedet wurde. Weil aber die Reichstage nur unregelmäßig zusammenkamen, entwickelten sich die Ansätze zu einer Reichsverfassung und zur Überwindung der territorialen Zersplitterung auf der Grundlage der alten Stammes-Herzogtümer nicht weiter.

Diese 10 Reichskreise hießen: 1) Burgundischer Kreis (Niederlande, Belgien, Luxemburg, Burgund), 2) Niederrheinisch-Westfälischer Kreis (Nordwestdeutschland), 3) Niedersächsischer Kreis (Mittelnorddeutschland), 4) Obersächsischer Kreis (Pommern, Brandenburg, Kursachsen), 5) Kurrheinischer Kreis (Erzbistümer Köln, Mainz, Kurpfalz), 6) Oberrheinischer Kreis (Lothringen, Elsaß, Pfalz, Hessen), 7) Fränkischer Kreis (Franken), 8) Schwäbischer Kreis (Baden, Württemberg), 9) Bayrischer Kreis (Bayern, Oberpfalz), 10) Österreichischer Kreis (Österreich) sowie Reichsdörfer, Herrschaften der Reichsritter und Territorien ohne Reichskreisbildung wie Preußen, Lausitz, Böhmen, Mähren, Schlesien. (Vgl. Karte).

Der Calvinismus, anfangs ein antischolastischer Humanismus, machte die Prädestination zu seinem Inhalt und Mittelpunkt. Diese Prädestination, die man auch Prädetermination nennt, meint die Vorbestimmung des Menschen schon vor bzw. bei seiner Geburt durch Gottes unerforschbaren Willen, und zwar entweder als Gnadenwahl zur Seligkeit ohne Verdienst oder als Prädamnation zur Verdammnis ohne Schuld. Sie wurde schon von Augustinus (354-430) gelehrt und nach ihm von Luther (1483-1546), Zwingli (1484-1531), Calvin (1509-1564) und dem Jansenismus (nach Cornelius Jansen, 1585-1638). Auf einen engen Zusammenhang zwischen dem Calvinismus, besonders aber dem aus ihm entwickelten Puritanismus, und dem modernen Kapitalismus der abendländischen Kultur hat vor allem Max Weber (1864-1920) hingewiesen.

Der Puritanismus ging aus der Reformation, insbesondere aus dem Calvinismus hervor. Der Calvinismus, anfangs ein antischolastischer Humanismus, machte die Prädestination zu seinem Inhalt und Mittelpunkt. Diese Prädestination, die man auch Prädetermination nennt, meint die Vorbestimmung des Menschen schon vor bzw. bei seiner Geburt durch Gottes unerforschbaren Willen, und zwar entweder als Gnadenwahl zur Seligkeit ohne Verdienst oder als Prädamnation zur Verdammnis ohne Schuld. Sie wurde schon von Augustinus (354-430) gelehrt und nach ihm von Luther (1483-1546), Zwingli (1484-1531), Calvin (1509-1564) und dem Jansenismus (nach Cornelius Jansen, 1585-1638). Auf einen engen Zusammenhang zwischen dem Calvinismus, besonders aber dem aus ihm entwickelten Puritanismus, und dem modernen Kapitalismus der abendländischen Kultur hat vor allem Max Weber (1864-1920) hingewiesen. (Max Weber und seine Religionssoziologie). Die Puritaner (die „Reinen“) sind die Vertreter einer Reformbewegung, die besonders in England seit etwa 1570 die Reinigung der englischen Kirche von katholisierenden Elementen in Verfassung, Kultus und Lehre betrieben. Strenger Biblizismus, eine Gewissenstheologie und die konsequente Sonntagsheiligung beeinflußten das englische Geistesleben bis in die Gegenwart. Die Puritaner brachten eine ausgedehnte Erbauungs- und Predigtliteratur hervor. 1604 wurden sie durch die Ablehnung ihrer „Millenary Petition“ enttäuscht, wandten sich der politischen Opposition zu oder emigrierten in großer Zahl nach Nord-Amerika. Mit dem Sieg Oliver Cromwells (1599-1658) 1648 zur Herrschaft gelangt, beseitigten die Puritaner das „Common Prayer Book“ und das Bischofsamt, vertrieben anglikanische Pfarrer, entfernten die Orgeln aus den Kirchen u.a.. Nach der Restauration der Stuarts wurden die Puritaner ihrerseits rigoros aus dem öffentlichen Leben zurückgedrängt - bis zur Toleranzakte von 1689. Die englischen Puritaner waren und sind also Vertreter eines speziellen Puritanismus. Diesen „Insel-Puritanismus“ der Engländer kann man auch „Angelsachsen-Puritanismus“ nennen. Für den Puritaner ist das genaue Gegenteil der „Weltfreude“ charakteristisch. Die „Weltfremdheit“ gehört zu den wichtigsten Charakterzügen des Puritanismus. Max Webers Beispiele „zeigen alle das eine: »der Geist der Arbeit«, des »Fortschritts« oder wie er sonst bezeichnet wird, dessen Weckung man dem Protestantismus zuzuschreiben neigt, darf nicht, wie es heute zu geschehen pflegt, als »Weltfreude« oder irgendwie sonst im »aufklärerischen« Sinn verstanden werden. Der alte Protestantismus der Luther, Calvin, Knox, Voët hatte mit dem, was man heute »Fortschritt« nennt, herzlich wenig zu schaffen. Zu ganzen Seiten des modernen Lebens, die heute der extremste Konfessionelle nicht mehr entbehren möchte, stand er direkt feindlich. Soll also überhaupt eine innere Verwandtschaft bestimmter Ausprägungen des altprotestantischen Geistes und moderner kapitalistischer Kultur gefunden werden, so müssen wir wohl oder übel versuchen, sie ... in seinen rein religiösen Zügen zu suchen.“ (Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, 1904, S. 37-38). Laut Weber ist im Abendland nämlich vor allem die Frömmigkeit (der Pietismus) das „rein religiöse“ Glied - als Berufung (Beruf) - zwischen dem alten Protestantismus bzw. Puritanismus und dem modernen Kapitalismus: Abendländischer Kapitalismus ist laut Weber nämlich eigentümlich, hat ein eigentümliches Ethos. Allgemein ist Kapitalismus kein Charakteristikum einzelner (Historien-)Kulturen, sondern der Menschen-Kultur überhaupt: „Aber eben jenes eigentümliche Ethos fehlte ihm .... In der Tat: jener eigentümliche, uns heute so geläufige und in Wahrheit doch so wenig selbstverständliche Gedanke der Berufspflicht: einer Verpflichtung, die der Einzelne empfinden soll und empfindet gegenüber dem Inhalt seiner »beruflichen« Tätigkeit, gleichviel, worin sie besteht, gleichviel insbesondere, ob sie dem unbefangenen Empfinden als reine Verwertung seiner Arbeitskraft oder gar nur seines Sachgüterbesitzes (als »Kapital«) erscheinen muß: - dieser Gedanke ist es, welcher der »Sozialethik« der kapitalistischen Kultur charakteristisch, ja in gewissem Sinne für sie von konstitutiver Bedeutung ist. - .... - Arbeit als Selbstzweck, als »Beruf«, wie sie der Kapitalismus fordert .... Die kapitalistische Wirtschaftsordnung braucht diese Hingabe an den »Beruf« des Geldverdienens: sie ist eine Art des Sichverhaltens zu den äußeren Gütern, welche jener Struktur so sehr ädaquat, so sehr mit den Bedingungen des Sieges im ökonomischen Daseinskampfe verknüpft ist ....“ (Max Weber, ebd., 1904, S. 43, 45, 53, 61). Innerweltliche Askese bedeutet bei Max Weber die Verwendung der durch Ablehnung der religiösen Askese frei gewordenen Energie in der Berufsarbeit, wie eben besonders gefordert und gefördert durch den Puritanismus. Puritanismus

„Beruf“ (NHD; aus MHD: „beruof“, „Leumund“) - die neuhochdeutsche Bedeutung hat Martin Luther (1483-1546) geprägt! In der Bibel benutzte er es zunächst als „Berufung“ durch Gott für klesis (griech.) bzw. vocatio (lat.), dann auch für Stand und Amt des Menschen in der Welt, die schon Meister Eckhart (1250-1327) als göttlichen Auftrag erkannt hatte. Dieser ethische Zusammenhang von Berufung und Beruf ist bis heute wirksam geblieben, wenn das Wort jetzt auch gewöhnlich nur die bloße Erwerbstätigkeit meint. „Nun ist unverkennbar, daß schon in dem deutschen Worte »Beruf«, ebenso wie in vielleicht noch deutlichere Weise in dem englischen »calling«, eine religiöse Vorstellung: - die einer von Gott gestellten Aufgabe - wenigstens mitklingt und, je nachdrücklicher wir auf das Wort im konkreten Fall den Ton legen, desto fühlbarer wird. Und verfolgen wir nun das Wort geschichtlich und durch die Kultursprachen hindurch, so zeigt sich zunächst, daß die vorwiegend katholischen Völker für das, was wir »Beruf« (im Sinne von Lebensstellung, umgrenztes Arbeitsgebiet) nennen, einen Ausdruck ähnlicher Färbung ebenso wenig kennen wie das klassische Altertum, während es bei allen vorwiegend protestantischen Völkern existiert. Es zeigt sich ferner, daß nicht irgendeine ethnisch bedingte Eigenart der betreffenden Sprachen, etwa der Ausdruck eines »germanischen Volksgeistes« dabei beteiligt ist, sondern daß das Wort in seinem heutigen Sinn aus den Bibelübersetzungen stammt, und zwar aus dem Geist der Übersetzer, nicht aus dem Geist des Originals. Es erscheint in der lutherische Bibelübersetzung zuerst an einer Stelle des Jesus Sirach (11,20,21) ganz in unserem heutigen Sinn verwendet zu sein.“ (Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, 1904, S. 66). Seit Luther also gibt es das Wort „Beruf“ in der noch heute gültigen Bedeutung: die hauptsächliche Erwerbstätigkeit des Einzelnen, die auf dem Zusammenwirken von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten beruht (also auf Bildung bzw. Ausbildung) und durch die er sich in die Volkswirtschaft eingliedert. Der Beruf dient meist der Existenzbasis. Es war vor allem der Protetestantismus mit seiner Askese (vgl. Puritanismus), der die sittliche Leistung der Arbeit stark betonte und den Beruf zum Gebot der Pflichterfüllung steigerte. Diese Haltung hat sich als Berufsethos, als innere, enge Verbundenheit des abendländischen Menschen mit seinem Beruf erhalten. Moderne Antriebe zur Verweltlichung gingen vom Deutschen Idealismus aus, der im Beruf das Postulat der Persönlichkeitsentfaltung entdeckte.

„Es ist bewunderungswürdig, mit welcher Sicherheit der englische Instinkt aus der ... ganz doktrinären und kahlen Lehre Kalvins sein eignes religiöses Bewußtsein formte. Das Volk als Gemeinschaft der Heiligen, das englische insbesondere als das auserwählte Volk, jede Tat schon dadurch gerechtfertigt, daß man sie überhaupt tun konnte, jede Schuld, jede Brutalität, selbst das Verbrechen auf dem Wege zum Erfolg ein von Gott verhängtes und von ihm zu verantwortendes Schicksal - so nahm sich die Prädestination im Geiste Cromwells und seiner Soldaten aus. Mit dieser unbedingten Selbstsicherheit und Gewissenlosigkeit des Handelns ist das englische Volk emporgestiegen.“ (Oswald Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1919, S. 41 Spengler). Wenn in England die Tat oder die Arbeit „für sich“ und daher der persönliche Erfolg als göttliches Zeichen der Erlösung heilig ist, so in Preußen die Tat oder die Arbeit „für andere“. So formuliert es Ehrhardt Bödecker. „Die Bezeichnung Pietismus, ursprünglich ein akademischer Spitzname für Streber und Pedanten, haben die Calvinisten in Halle von den orthodoxen Lutheranern in Leipzig erhalten.“ (Ehrhardt Bödecker, Preußen und die Wurzeln des Erfolgs, 2004, S. 113). Halle fiel 1680 an Brandenburg-Preußen (Preußen), August Hermann Francke (1663-1727) wurde zum Hauptvertreter des Pietismus in Halle und dadurch auch in Brandenburg-Preußen - seit der Königskrönung (1701) hieß es nur Preußen. Nicht der englische Kapitalismus, sondern der preußische Pietismus - der soziale Gemeingeist - führte zur modernen Sozialversicherung. Nicht England mit seinem eigenbrötlerischen Parlamentarismus, sondern Deutschland mit seinem sozialen Gemeingeist hatte die weltweit erste soziale Versicherungsgesetzgebung. Was wir heute als Soziale Marktwirtschaft oder etwas ungenau als Rheinischen Kapitalismus bezeichnen, ist nur sekundär rheinisch und primär preußisch (Preußen), also insgesamt als deutsch zu bezeichnen: Deutscher Kapitalismus ist Deutsche Marktwirtschaft, weil sozial! Gerechtigkeit ohne Gemeingeist gibt es nicht.

Westfälischer Friedensvertrag: vgl. z.B. Acta Pacis Westphalicae vom Mithrsg. Konrad Repgen (1980). Siehe auch: Westfälischer Friede von Osnabrück und Münster (1643-1648). Vgl. Höhepunkt des Partikularismus. Der zeitgenössische Staatsrechtler und Geschichtsschreiber Freiherr von Pufendorf (1632-1694) sah in seiner Schrift „Über die Verfassung des Deutschen Reiches“ diese 1667 so: „Es bleibt also nichts übrig, als Deutschland, wenn man es nach den Regeln der Politik klassifizieren will, einen unregelmäßigen und einem Monstrum ähnlichen Staatskörper zu nennen, der sich im Laufe der Zeit durch träge Nachgiebigkeit der Kaiser, durch den Ehrgeiz der Fürsten und die Ruhelosigkeit der Pfaffen aus einer Monarchie zu so einer ungeschickten Staatsform umgestaltet hat. Jetzt ist Deutschland daher weder eine Monarchie, auch nicht einmal eine beschränkte, wenn auch in gewisser Beziehung der äußere Schein darauf hindeutet, noch auch, genau genommen, eine aus mehreren Staaten zusammengesetzte Föderation, sondern vielmehr ein Mittelding zwischen beiden. Dieser Zwitterzustand aber verursacht eine zehrende Krankheit und fortwährend innere Umwälzungen ....“

Der „Westfälische Friede“ ist die Bezeichnung für die Friedensverträge zur Beendigung des 30jährigen Krieges, nach über 4jährigen Verhandlungen geschlossen am 24.10.1648 in den westfälischen Städten Osnabrück und Münster, und zwar zwischen dem Kaiser und den deutschen Reichsständen einerseits und Frankreich sowie Schweden andererseits (Vgl. auch Frankreichs Eroberungskriege: EroberungskriegeEroberungskriege).„Der Westfälische Frieden von 1648 hatte zum Kerninhalt, daß die deutschen Kleinstaaten sich zwar gegeneinander und dabei mit jeder ausländischen Macht verbünden durften, aber nicht miteinander gegen den Kaiser. So war es unmöglich, eine deutsche Einheit herzustellen. Die deutsche Kleinstaaterei war das Interesse unserer Nachbarn. Auf die Frage, warum sie gegen die deutsche Einheit sei, hat Frau Thatcher noch 1994 ... die klassische ... Antwort gegeben: »Es gibt zu viele Deutsche«.“ (Klaus von Dohnanyi, in: Matthias Matussek, Wir Deutschen, 2006, S. 124).

800 Jahre (= 8 Jahrhunderte!), sogar mehr als 800 Jahre, denn durch den Vertrag von Verdun (843), spätestens aber durch den Vertrag von Mersen (870) fiel das sogenannte Mittelreich - dessen zwei Herrscher waren Lothar I. (reg. 843-855) und Lothar II. (reg. 855-869) - an Deutschland (Ostfrankenreich). Ludwig der Deutsche (reg. 843-876) hatte dieses Mittelreich (Lotharingen) durch Vertrag erhalten. Zu Frankeich hatten diese Gebiete also ohnehin nie gehört, denn vor dem Vertrag von Verdun (843) waren Deutschland und Frankreich bekanntlich in einem Reich vereint. (Karten). Nun aber, nach über 800 Jahren (!), versuchte der französische König Ludwig XIV. mit seiner eigentlich doch sinnlosen Eroberungspolitik (so Leibniz, der seiner Zeit weit voraus war), diese Gebiete Frankreich anzugliedern. Durch den „Westfälischen Frieden“ (1648) waren Frankreich der Sundgau, das Vikariat über die Bistümer Metz, Toul, Verdun und die Vogtei über 10 elsässische Reichsstädte zugesichert worden. Ein verlockendes Angebot, nämlich: für mehr! Durch diesen „Frieden“ (der keiner sein konnte) erhielt Frankreich außerdem - nämlich laut § 76 des „Westfälischen Friedensvertrages“ - das ewige Recht auf freien Durchzug durch das gesamte Reichsgebiet, und zwar zu Wasser und zu Lande zur Heranführung von Soldaten und Proviant, und wann immer und wodurch auch immer dies erforderlich sein würde. (Bödecker). Was für ein „Friedensvertrag“! Eine Einladung zu noch mehr Eroberungskriegen! (Eroberungskriege)  - Der 30jährige Krieg war ein so großes Unglück für Deutschland wie später die beiden Weltkriege (1914-1918 und 1939-1945). Und noch eine Analogie: Rechte auf Gebiete, die seit 843 bzw. 870 zu Deutschland gehörten, haben weder Frankreich seit 1648 davon abgehalten, sie nach und nach widerrechtlich zu annektieren, noch haben sie die Allierten seit 1945 davon abgehalten, ostdeutsche Gebiete rechtswidrig den Bolschewisten zu überlassen, die so insgesamt 20 Millionen Deutsche aus ihren über 800 Jahre alten deutschen Gebieten auf barbarische Weise vertrieben haben. Vertriebene

Die Ägypter, die auch Seefahrten nach Indien unternahmen, waren ähnlich eifrig wie später die Abendländer, ihre Kulturenkel. Schon um 3300 v. Chr stellten die Ägypter aus der Papyrusstaude Papyrus als Schreibstoff her. Um 3000 v. Chr. gab es in Ägypten Landkarten, Wasseruhren, und der Himmel wurde bereits genauestens beobachtet (ähnlich übrigens bei Chinesen und Sumerern). Um 2850 entwickelten die Ägypter ihre Bilderschrift, Großplastiken, einen 365tägigen Kalender, einen von Beamten verwalteten Einheitsstaat und stellten Glas her. 2700 v. Chr. folgten die ersten Cheops-Pyramiden, als die Sumerer gerade anfingen, ein auf 6 und 12 basierendes Zahlensystem zu entwickeln. Um 2500 v. Chr. begann auf Kreta die frühminoische Zeit; um 2000 v. Chr. entstanden hier die ersten Städte, mehrstöckige Häuser und Paläste, unter ihnen auch der bekannte von Knossos. Wenig später entwickelten die zum ägyptischen Kulturkreis zu rechnenden Kreter ein Dezimalsystem, und Kreta (Könige von Knossos) beherrschte das östliche Mittelmeer. Ägypten unterhielt Auslandsbeziehungen nach Syrien und Somaliland. Für Spengler ist das ägyptische Ursymbol der Weg: „Die ägyptische Seele sah sich wandernd auf einem engen und unerbittlich vorgeschriebenen Lebenspfad, über den sie einst den Totenrichtern Rechenschaft abzulegen hatte. Das war ihre Schicksalsidee. Das ägyptische Dasein ist das eines Wanderers in einer und immer der gleichen Richtung; die gesamte Formensprache seiner Kultur dient der Versinnlichung dieses einen Motivs. Sein Ursymbol läßt sich, neben dem unendlichen Raum des Nordens und dem Körper der Antike, durch das Wort 'Weg' am ehesten faßlich machen.“ (Vgl. Spengler, 1918, S. 242 und unten: China bzw. Tao).

Spengler schreibt zum Verhältnis der beiden Kulturen Ägypten und China: „Trotzdem gab es eine Kultur, deren Seele bei aller tiefinnerlichen Verschiedenheit zu einem verwandten Ursymbol gelangte: die chinesische mit dem ganz im Sinne der Tiefenrichtung empfundenen Prinzip des Tao. Aber während der Ägypter den mit eherner Notwendigkeit vorgezeichneten Weg zu Ende schreitet, wandelt der Chinese durch seine Welt; und deshalb geleiten ihn nicht steinerne Schluchten mit fugenlos geglätteten Wänden der Gottheit oder dem Ahnengrabe zu, sondern die freundliche Natur selbst. Nirgends ist die Landschaft so zum eigentlichen Stoff der Architektur geworden. .... Der Tempelbau ist kein Einzelbau, sondern eine Anlage, in welcher Hügel und Wasser, Bäume, Blumen und bestimmt geformte und angeordnete Steine ebenso wichtig sind wie Tore, Mauern, Brücken und Häuser. Diese Kultur ist die einzige, in welcher die Gartenkunst eine religiöse Kunst großen Stils ist. Es gibt Gärten, die das Wesen bestimmter buddhistischer Sekten widerspiegeln. Aus der Architektur der Landschaft erst erklärt sich die der Bauten, ihr flaches Sich-erstrecken und die Betonung des Daches als des eigentlichen Ausdrucksträgers. Und wie die verschlungenen Wege durch Tore, über Brücken, um Hügel und Mauern doch endlich zum Ziel führen, so leitet die Malerei den Betrachter von einer Einzelheit zur anderen, während das ägyptische Relief ihn herrisch in eine strenge Richtung verweist.' Das ganze Bild soll nicht mit einem einzigen Blick umfaßt werden. Die zeitliche Abfolge setzt eine Folge von Raumteilen voraus, durch die der Blick vom einen zum anderen wandern soll.' Die ägyptische Architektur überwältigt das Bild der Landschaft, die chinesische schmiegt sich ihm an; in beiden Fällen aber ist es die Tiefenrichtung, die das Erlebnis des Raumwerdens immer gegenwärtig erhält.“ (Oswald Spengler, 1918, S. 244f. Spengler)

Um 595 v. Chr. umschifften die Phönizier Afrika. Sie benötigten dafür etwa 3 Jahre. (Vgl. Tabelle).

Polyphonie ist die Vielstimmigkeit, eine musikalische Setzweise, in der die Stimmen ein melodisches Eigenleben führen (linear), das den Zusammenklang (vertikal) übergeordnet ist. Der Gegensatz dazu ist die Homophonie (der einheitliche Klang): der Kompositionsstil, der einer Hauptstimme alle anderen Stimmen unterordnet. Die Hauptzeit der Homophonie beginnt im 17. Jahrhundert, mit Monodie und Generalbaß. Es ist irreführend, die Musik des 19. Jahrhunderts homophon zu nennen, weil ihr Schwerpunkt im Harmonischen liegt; vielmehr zeigen die Werke der großen Meister von Franz Joseph Haydn und Ludwig v. Beethoven bis zu Richard Strauss das Streben nach einem Ausgleich zwischen Homophonie und Polyphonie, wie er vorbildlich von Johann Sebastian Bach erreicht worden war. Seit dem 14. Jahrhundert haben alle großen Komponisten neben der kontrapunktischen Selbständigkeit der Stimmen dem Zusammenklang Beachtung geschenkt, und der vollkommene Ausgleich von linearen und vertikalen Rücksichten (Bach) muß als Ideal bezeichnet werden. Bei heutigen linearen Versuchen wird oft vergessen, daß das Ohr des Hörers seit dem 17. Jahrhundert ebensosehr (wenn nicht mehr!) auf das harmonische wie auf das polyphone Hören eingestellt ist. (Vgl. 22-24). Schlicht volkstümliches Singen, das sich in Terzen und Sextenfolgen abspielt, ist nicht kontrapunktisch, sondern harmonisch ergänzend. Für den Kontrapunkt sind strenge Regeln aufgesetzt (reiner Satz), die die Stimmführung betreffen und Gattungen aufstellen.

Der Kontrapunkt (lat. punctus contra punctum = Note gegen Note) stellt ein Verfahren dar, mehrere selbständige und doch aufeinander bezogene Stimmlinien zu übergeordneter künstlerischer Einheit zu binden. Er ist die Kunst, ein mehrstimmiges Tonstück aus melodisch selbständigen Stimmen aufzubauen. Dabei wird praktisch von einem c. f. ausgegangen, indem man die anderen Stimmen nach und nach hinzufügt, obwohl auch gleichzeiges Entwerfen möglich, künstlerisch wertvoller, aber auch wesentlich schwieriger ist. Man spricht bei kontrapunktischen (polyphonen) Werken auch von linearem (horizontal zu hörendem) Stil im Gegensatz zum harmonischen (vertikal zu hörendem), jedoch muß eine rigorose Linearität zur Atonalität bzw. zu einer Art Heterophonie führen. Im übrigen ist es keine Kunst, mehrere Stimmen so zu kontrapunktieren, daß es schlecht klingt. Seit dem 14. Jahrhundert haben alle großen Komponisten neben der kontrapunktischen Selbständigkeit der Stimmen dem Zusammenklang Beachtung geschenkt, und der vollkommene Ausgleich von linearen und vertikalen Rücksichten (Bach) muß als Ideal bezeichnet werden. Die Kontrapunktlehre entwickelte sich aus der ursprünglich improvisierten Erfindung einer überwiegend in Gegenbewegung verlaufenden Stimme, die seit dem beginnenden 14. Jahrhundert in Anweisungen zum Discantus in feste Regeln gefaßt wurde. Seine beherrschende Stellung gewann der Kontrapunkt in der (süd-) niederländischen Musik des 15. und 16. Jahrhunderts bis zu seiner Vollendung (im 16. Jh.) bei Palestrina und Orlando di Lasso , die für mehre Jahrhunderte in Kontrapunkt- und Kompositionslehren maßgebend wurden. Seit dem Frühbarock galt er jedoch als konservative Praxis gegenüber der moderneren, an der Sprache orientierten Ausdruckskunst der Monodie. Als strenge Schreibart blieb er bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts verbindlich. Bei heutigen linearen Versuchen wird oft vergessen, daß das Ohr des Hörers seit dem 17. Jahrhundert ebensosehr (wenn nicht mehr!) auf das harmonische wie auf das polyphone Hören eingestellt ist. (Vgl. 22-24). Schlicht volkstümliches Singen, das sich in Terzen und Sextenfolgen abspielt, ist nicht kontrapunktisch, sondern harmonisch ergänzend. Für den Kontrapunkt sind strenge Regeln aufgesetzt (reiner Satz), die die Stimmführung betreffen und Gattungen aufstellen. Die Anzahl der Stimmen im kontrapunktischen Satz ist theoretisch nicht begrenzt, praktisch sind jedoch nur wenige Ohren fähig, einen mehr als 4stimmigen Satz wirklich linear aufzunehmen. Unter doppeltem Kontrapunkt versteht man einen Satz, in dem sich die Stimmen vertauschen lassen, ohne daß dadurch schlechte Stimmführung (Parallelen) entsteht. Er ist eines der wichtigsten Mittel der thematischen Arbeit und ist in neuerer Zeit besonders genial von Johannes Brahms und Anton Bruckner angewandt worden (innerhalb eines an sich harmonisch-vertikalen Satzes). Die Hauptformen des kontrapunktischen Stils sind Fuge und Kanon, die Haupttechnik die der Nachahmung.

Fuge (lat. fuga = Flucht). Die Fuge ist die wichtigste Form der kontrapunktisch-polyphonen Setzweise. (Vgl. Kontrapunkt und Polyphonie) Erste echte Fuge mit Zwischenspielen und formgerechter Antwort sind bei A. Gabrieli (1580) vorhanden, höchste Ausbildung bei Johann Sebastian Bach im Wohltemperierten Klavier und in der Kunst der Fuge. Das Interesse an der Fuge ist nie erlahmt und ist jüngst neu belebt worden. Das Wesen der Fuge liegt in ihrer Einthemigkeit, die eine strenge ästhetische Einheit verleiht. Das Charakteristische des Fugenthemas ist seine Fortspringungstendenz, d. h. es trägt in sich den Keim zur Weiterbildung seiner melodischen Linie. Das Fugenthema ist dynamisch - im Gegensatz zum statischen Thema der Sonate. Die Eigenart der Fuge liegt darin, daß sich in ihr das Dynamische (Thema) mit dem Statischen (Gesamtaufbau) verbindet. Das Thema (auch Dux oder Führer genannt) wird in der 2. Stimme im Quintabstand beantwortet (d. h. wiederholt). Die Antwort heißt auch Comes oder Gefährte. Mit ihr zusammen erklingt die kontrapunktische Fortspinnung des Themas.

Kanon (griech. =Vorschrift) ist eine kontrapunktische Form auf der Grundlage strenger Nachahmung. Jede Folgestimme nimmt das Thema notengetreu auf, in wechselnden Abständen (Kanon im Einklang, in der Sekunde u.s.w.). Historisch geht diese Form bis ins 13. Jahrhundert (Sommerkanon) zurück, erlebt ihre erste Blüte in der Caccia(Jagd) der Ars nova und ihren Höhepunkt in der Zeit der Niederländer (z. B. bei Okeghem). Hier wurde der Gipfel kunstvoller, aber auch überkünstelter Kanonkompositionen erreicht. Es gab nicht nur Kanons in Vergrößerung und Verkleinerung, Umkehrung und Rücklauf (Krebskanon), sondern auch sogenannte Rätselkanons, bei denen zuweilen nur eine Stimme notiert wurde und eine kryptische Überschrift den Scharfsinn anspornte, die Art der Ausführung zu finden. So muß z. B. ein Kanon mit der Überschrift in more hebraeorum von hinten nach vorn gelesen und gesungen werden. Das hat natürlich kaum noch etwas mit mit wirklicher Kunst zu tun, wie überhaupt der Kanon besonders bei denen beliebt ist, die in der Musik weniger ein seelisches Erlebnis als eine mathematische Tonkonstruktion rationaler Art sehen.

Jean Bodin (1530-1596) war französischer Publizist und Staatsrechtslehrer. Er trat in der Zeit der Hugenottenverfolgung für Toleranz ein und gab in seinem Hauptwerk De la république (1576) eine Begriffsbestimmung der Souveränität, die durch kein verfassungsrechtliches Gesetz eingeschränkt werden dürfe. In seinem Colloquium heptaplomeres (1587) begründete er das gleiche Recht aller Religionen und nannte als Grundlagen einer einzigen natürlichen Religion: die Einheit Gottes, ein moralisches Bewußtsein, den Glauben an die Freiheit, die Unsterblichkeit und Vergeltung im Jenseits. 1572 entging Bodin nur knapp dem Massaker der Bartholomäusnacht. In seiner Staatstheorie ordnete er im Begriff der Souveränität ihrem Träger die absolute, unteilbare Staatsgewalt zu, die der Gerechtigkeit dienen soll und auf das Gemeinwohl ausgerichtet ist. Er lieferte damit dem Absolutismus das theoretische Fundament. (Vgl. Hobbes).

Die Eleaten - z.B. Xenophanes (ca. 580-485), Parmenides (ca. 540-470), Zenon (ca. 490-430), Melissos (5. Jh.) u.a. -, sowie Pythagoras (ca. 580-500) und seine Pythagoräer - z.B. Alkmaion (6. Jh.), Philolaos (5. Jh.) u.a. -, aber auch die Einzelgänger-Philosophen, z.B. Heraklit (544-483), Anaxagoras (500-428), Empedokles (483-424) und Leukipp (5. Jh. v. Chr.), sind in etwa zu vergleichen mit den barocken Philosophen und Naturforschern des Abendlandes, z.B. Francis Bacon (1561-1626), Galileo Galilei (1564-1642), Johannes Kepler (1571-1630), Jakob Böhme (1575-1624), Thomas Hobbes (1588-1679), Renè Descartes (1596-1650), Otto von Guericke (1602-1668), Jacob Thomasius (1622-1684), Blaise Pascal (1623-1662), Christiaan Huygens (1629-1695), John Locke (1632-1704), Benedictus Spinoza (1632-1677), Isaac Newton (1643-1727), Gottfried Wihelm Leibniz (1646-1716), Christian Thomasius (1655-1728), Edmond Halley (1656-1742) und Christian Wolff (1679-1754) u.a.. Von ihnen allen waren die meisten auch großartige Mathematiker und Naturwissenschaftler.

Thomas Hobbes (1588-1679), englischer Staatsmann und Philosoph, lehnte die spekulative Metaphysik ab und definierte die Philosophie als die Erkenntnis der Wirkungen oder der Phänomene aus den Ursachen und andererseits der Ursachen aus den beobachteten Wirkungen mittels richtiger Schlüsse. Nach ihm wird die menschliche Natur urspprünglich nur von der Selbstsucht getrieben, sich zu erhalten und Genuß zu verschaffen. Daher war der Zustand des Menschen für Hobbes der allen nachteilige Krieg aller gegen alle (Bellum omnium contra omnes). Deshalb vereinigen sich die Menschen im Staat durch einen Vertrag und unterwerfen sich einem Herrscher, dem alle Gehorsam leisten, um dadurch Schutz und die Möglichkeit eines humanen Lebens zu erhalten. Die Menschen werden also aus Selbsterhaltung zu einem Vertrag gezwungen. Ihre Naturrechte werden dadurch unwiderruflich dem Staat übertragen, der dadurch absolut herrscht und am vollkommensten in einer Person, dem König, vertreten wird (absolute Monarchie). Was der Staat sanktioniert, ist gut, das Gegenteil verwerflich. Das öffentliche Gesetz ist das Gewissen des Bürgers. Die Furcht vor denjenigen unsichtbaren Mächten, welche der Staat anerkennt, ist Religion, die Furcht vor solchen, welche er nicht anerkennt, Aberglaube.

Rationalismus ist der Verstandes- bzw. Vernunftsstandpunkt, die Gesamtheit der philosophischen Richtungen, die irgendwie die Vernunft (lat. ratio), das Denken, den Verstand subjektiv, die Vernünftigkeit, die logische Ordnung der Dinge objektiv in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellen. Sowohl die Antike als auch das Abendland durchliefen eine Phase der Rationalisierung, des Rationalismus und der ihm völlig dienenden Aufklärung. Eine Systematisierung erfuhr der eigentliche, der abendländische Rationalismus im 17. und 18. Jahrhundert durch Descartes (1596-1650), Spinoza (1632-1677), Leibniz (1646-1716) und Wolff (1679-1754). Für Rationalismus und Aufklärung gab es nur vorläufige Probleme, nicht aber grundsätzlich unlösbare Probleme. In der abendländischen Phase des Rationalismus entstand der neue Begriff der Wissenschaft, der gleichbedeutend wurde mit dem der Mathematik und der Naturwissenschaften. Wissenschaftlich heißt seither: in mathematisch-naturwissenschaftlicher Sprache darstellbar. Ferner entstand der Begriff der wertfreien Wissenschaft, die besagt, daß die Wissenschaft sich nicht darum zu kümmern habe, ob die Gegensätze und namentlich auch die Ergebnisse ihres Forschens ethisch wertvoll oder wertwidrig sind, ob sie Heil oder Unheil in sich tragen. Der Platz für die Metaphysik wurde durch den Rationalismus immer enger. Deshalb rief der Rationalismus auch Gegner auf den Plan. Pascal (1623-1662) und die Empiristen Locke (1632-1704), Hume (1711-1776), Condillac (1715-1780) bekämpften ihn. Kant (1724-1804) hob den Gegensatz von Empirismus und Rationalismus in der höheren Einheit seines Kritizismus auf; Fichte (1762-1814), Schelling (1775-1854), Hegel (1770-1831) kehrten teilweise zu einem objektivistischen Rationalismus zurück. Völlig rationalistisch sollten dann der Positivismus, der historische Materialismus, der Pragmatismus sowie Marxismus, Neupositivismus, Logizismus, Physikalismus werden. (Vgl. dazu die Tafeln 14-16, 16-18, 18-20, 20-22, 22-24).

Philipp Jakob Spener (1635-1705), deutscher evangelischer Theologe, war Freiprediger in Straßburg, Oberhofprediger in Dresden, Probst und Pfarrer in Berlin. Mit seiner Hauptschrift Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren Evangelischen Kirchen (1675) legte Spener zusammen mit der Frankfurter Pfarrerschaft das Reformprogramm des lutherischen Pietismus vor (Spener wirkte u.a. auch auf August Hermann Francke; 1663-1727), das den Stiftungs- und Vereinscharakter der Kirche auf der Basis einer grundsätzlich individualistischen Gesamtauffassung des Christentums betont. Dieser theologische Ansatz blieb nicht unumstritten, war jedoch durch Gründung der Universität Halle und auf Grund der weiten Verbreitung seiner theologischen und erbaulichen Schriften und Predigten schulebildend. (Vgl. Schule).

August Hermann Francke (1663-1727), deutscher evangelischer Theologe und Pädagoge, war von Philipp Jakob Spener (1635-1705) beeinflußt, und einer der Hauptvertreter des Pietismus; er war seit 1689 Dozent in Leipzig, bevor er 1692 Pfarrer und Professor für orientalische Sprachen in Halle wurde. Francke gründete in Halle die Franckeschen Stiftungen: Erziehungsanstalten (Zentrum des Pietismus), z.B. Pädagogium für Adlige mit Internat (1696), Armenschule mit Waisenhaus (1697), Bürgerschule und Lateinschule für Bürgerkinder mit Internat (1697), Gynaeceum, d.h. höhere Mädchenschule (1698). Den Schulen angegliedert waren die Ostindische Missionsgesellschaft (1705) und die Cansteinsche Bibelanstalt (1710) sowie eine Reihe „erwerbender Anstalten“ (Verlag, Druckerei, Buchhandlung, Apotheke u.v.a.). Im Mittelpunkt der Arbeit Franckes stand die Erziehung der Jugend. Franckes Pädagogik ist gekennzeichnet durch strenge Beaufsichtigung der Zöglinge und Beschäftigung mit den Realien (Ansatz zur Realschule) mit den Zielen Frömmigkeit und Fleiß. (Vgl. Schule). 1710 gründete Francke zusammen mit Carl Hildebrand Freiherr von Canstein (1667-1719) eine Bibelanstalt zur Verbreitung preiswerter Bibeln. „Das Franckesche System sorgte nicht nur für einen allgemeinen Aufschwung des Schulwesens, sondern befruchtete auch das Wirtschaftsleben nachhaltig. Es sorgte dafür, daß über Halle hinaus der sozialen Fürsorge verstärkte Beachtung geschenkt wurde. Aus einer relgiösen Bewegung erwuchs in Preußen dank der Förderung durch die beiden ersten Könige eine auf das Gemeinwohl fixierte ›Ideologie‹ ohne deren sittliche Kraft der Aufstieg dieses Staates aus dem Schatten der Geschichte ins europäische Rampenlicht kaum denkbar gewesen wäre“ (Heinz Durchhardt, Das Zeitalter des Absolutismus). Preußischer Pietismus und Soziale Marktwirtschaft - ein ganz wichtiger Zusammenhang, so Ehrhardt Bödecker (*1925): „Professor Dr. Wilhelm Röpke (1899-1966), Lehrer Ludwig Erhards und einer der drei geistigen Väter der Erhard'schen Marktwirtschaft, schrieb 1958 in seinem Buch »Jenseits von Angebot und Nachfrage« : »Kein Lehrbuch der Nationalökonomie kann die Bedingungen ersetzen, auf denen das Ethos der Marktwirtschaft ruhen muß. Selbstdisziplin, Gerechtigkeitssinn, Ehrlichkeit, Fairneß, Ritterlichkeit, Maßhalten, Gemeinsinn, Achtung vor der Menschenwürde des anderen, feste sittliche Normen - das alles sind Dinge, die die Menschen bereits mitbringen müssen, wenn sie auf den Markt gehen und sich im Wettbewerb miteinander messen. Sie sind die unentbehrlichen Stützen, die vor Entartung bewahren. Familie, Kirche, echte Gemeinschaften und Überlieferung müssen sie damit ausstatten. Die Menschen müssen unter Bedingungen aufwachsen, die solche moralischen Überzeugungen begünstigen.« Genau das ist die preußisch-pietistische Haltung. Man kann sie nicht besser beschreiben. Beim Fußballspiel spricht man von »mannschaftsdienlichem« Verhalten eines Spielers, wenn er sich zurücknimmt und einem anderen Spieler, der sich in günstigerer Position befindet, den Ball überläßt. Die Rücksichtnahme auf den Gesamterfolg, auf das »gemeine Wohl«, hat nicht das Geringste mit »autoritärer Verformung« des einzelnen zu tun, sie ist vielmehr das religiös geforderte »mannschaftsdienliche« Verhalten des Bürgers, das er nach Möglichkeit schon in der Jugend lernen sollte. Tugend ist nicht angeboren, sie muß erlernt werden, lehrte Christian Thomasius (1655-1728), Rechtsprofessor in Halle. Diese Haltung beruht auf Freiwilligkeit, auf Grund innerer Einsicht, nicht auf äußerem Zwang. Es ist die Befolgung des von Immanuel Kant (1724-1804) aufgestellten »kategorischen Imperativs«. Nächstenliebe und Menschlichkeit, nicht autoritäre Unterdrückung - auch Strenge kann übrigens eine Form von Menschenliebe sein -, bestimmten das Leben des August Hermann Francke. In seinen Überzeugungen hatte er segensreich gewirkt und für die in Armut und Verzweiflung lebenden Menschen mehr erreicht, als wenn er ihnen nur die Suche nach dem eigenen Glück gepredigt hätte. Denn häufig ist des einen Glück des anderen Unglück. .... Der Franckesche Pietismus und die Gedanken der Aufklärung wurden zur preußischen Staatsräson, daher war es folgerichtig, daß sie gesetzgeberisch ihren Niederschlag gefunden haben. Francke lehrte seine Schüler und Schülerinnen nicht nur lesen, schreiben und rechnen, sondern mehr noch Eigenständigkeit, Pflichterfüllung, Pünktlichkeit, Nächstenliebe und persönliche Anspruchslosigkeit. Diese Erziehungsgrundsätze wurden in der Armee, Verwaltung, Schulen und auch in der Wirtschaft zu den bestimmenden Verhaltensregeln Preußens. Israelische, englische und auch amerikanische Militärhistoriker bewundern immer noch die äußerst erfolgreiche Auftragstaktik der preußischen Armee. Sie entstand aus den Franckeschen Erziehungsmaximen von Eigenständigkeit und Pflichterfüllung. Eigenständigkeit bedeutete in der Armee Entscheidungsfähigkeit »vor Ort«. Dieser Grundsatz war das Merkmal der preußischen Auftragstaktik, der sowohl Offiziere wie auch Unteroffiziere unterlagen. Sie setzte Fähigkeit und Sachkunde voraus. Im übertragenen Sinne fand dieses Prinzip auch in der Verwaltung Anwendung. Ein preußischer Regierungsrat verfügte nicht nur über das erforderliche Fachwissen, sondern er war auch fähig und berechtigt, »vor Ort« zu entscheiden. Gleiches traf auf den preußischen Landrat zu. Es waren die sprichwörtlich kurzen Entscheidungswege der preußischen Verwaltung. Effektiv und sparsam. Das Festhalten an diesen Prinzipien, mit den notwendigen Anpassungen im Verlauf der Jahrhunderte, führte auch zu der einmaligen Leistungsbereitschaft der preußischen, später der (gesamten) deutschen Verwaltung. Viele der Erfolge in Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft des deutschen Kaiserreiches gehen auf diese geistigen Grundlagen der Halleschen Universität und der Franckeschen Stiftungen zurück. In seiner Vergleichsstudie aus dem Jahre 1905 stellte Professor Arthur Shadwell aus London fest: »In Deutschland ist den Behörden vor Ort mehr Spielraum überlassen als in England oder in den USA. Das Ziel wird festgelegt, aber über die Mittel zur Erreichung desselben kann von der örtlichen Behörde frei entschieden werden.« Man muß hinzufügen, nach Abstimmung mit dem Bürger und unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten konnte und sollte der Bürgermeister, der Landrat oder ein Regierungsrat entscheiden. Sah so ein obrigkeitlicher, autoritär verformter Staat aus? (Preußen). »Ohne die Hilfe einer tüchtigen ehrlichen Bürokratie hätte sich die deutsche Wirtschaft nicht zu dem entwickeln können, was sie wurde« (Bertrand Russel).“ (Ehrhardt Bödecker, Preußen und die Wurzeln des Erfolgs, 2004, S. 115-119).

Es gibt sehr viele Beispiele, die beweisen, daß die Anti-Preußen-Propaganda der heutigen Preußenkritiker eine Dummheit (des Micheltums in Deutschland) ist, denn der Trick, den deutschen Partikularismus für eigene Machtinteressen auszunutzen, ging immer schon vom Ausland aus, und das wird auch in Zukunft so bleiben. (Merke also: Wer wieder ein Deutschland als Tummelfeld und Truppenübungsplatz für ausländische Mächte will, will den Landesverrat, auch wenn er noch so dumm ist!). Gegen die Preußenkritiker argumentiert z.B. Ehrhardt Bödecker, und er nennt viele überzeugende Beispiele, nicht ohne Stolz auch das Beispiel „Schule für Mädchen“: „Es wird für die Preußenkritiker sicherlich schwer zu akzeptieren sein, daß ausgerechnet Preußen der erste Staat war, der sich schon am Anfang des 18. Jahrhunderts der schulischen und beruflichen Förderung von Mädchen angenommen hat. (Zum ersten Mal wurden auch Mädchen schulisch ausgebildet). Auf Anregung von Pädagogen der Franckeschen Stiftung (vgl. A. H. Francke; 1663-1727) verordnete Friedrich Wilhelm I. im September 1717 die allgemeine Schulpflicht (vgl. Schule) ....“ (Ehrhardt Bödecker, Preußen und die Wurzeln des Erfolgs, 2004, S. 114).

Wenn Demokratie Volksherrschaft bedeuten soll, dann ist der Begriff genauso irreführend wie die allgemein verbreitete Ansicht, daß Kleisthenes durch seine Reformen der Jahre 509 und 508 (507) zum Urheber der Demokratie geworden oder Perikles (500-429) der Vollender der Demokratie gewesen sei. Wort und Begriff wurden erst später in der griechischen Philosophie entwickelt. Entsprechend der Anzahl derer, die Herrschaftsgewalt ausübten, wurde im Gegensatz zur Monarchie (Herrschaft eines einzelnen; Tyrannis) und zur Aristokratie (Herrschaft weniger; Oligarchie) als Demokratie die Herrschaftsform bezeichnet, in der die Macht bei allen Bürgern lag. Handelte es sich aber auch später wirklich um eine Demokratie im Sinne einer Volksherrschaft, wenn seit der Entmachtung des Adels (458) in Athen das Volk herrschte oder zu herrschen schien, das Volk aber laut Bürgerrechtsgesetz von 451 aus Bürgern bestand, die Bürger aber nur ein Zehntel der Anzahl an Sklaven ausmachten, bürgerliche Eltern aus Attika stammen mußten und kein Bürgerrecht bestand, wenn die Mutter Ausländerin war?  (Vergleich). Bei allen antiken Philosophen wurde die Demokratie überwiegend unter die entarteten Regierungsformen eingereiht. Der seit 458 durch die Zulassung der 3. Klasse zum Archontat vollendeten Demokratie verlieh Perikles schon ab 443 monarchistischen Charakter. Diese typisch antik-athenische Vollendung der Demokratie ist am ehesten zu vergleichen mit der typisch abendländisch-englischen Glorreichen Revolution von 1688, der Vollendung der Aristokratie, verstanden als Stärkung des Ständestaates (Oligarchie) wegen der Bindung des Königs an das Parlament (konstitutionelle Monarchie). Dieser bedeutendste Redner seiner Zeit wurde nach Beseitigung der Opposition als Volksführer (Demagoge) jährlich zum Strategen gewählt, und das Strategenamt war die rechtliche Grundlage seiner beherrschenden Stellung. Das Perikleische Zeitalter (443-429) galt und gilt als Glanzzeit Athens und als ein Höhepunkt klassisch-griechischer Kultur: die aus mykenischer Zeit stammende Akropolis (mit ihrem Skulpturenschmuck) entstand neu in dieser Zeit unter Leitung des Phidias, und Perikles pflegte Kontakte mit Phidias und seiner Gattin Aspasia, mit Sophokles, Anaxagoras, Herodot, Hippodamos, Protagoras u.a. wichtigen Personen. Doch damit wuchs auch die Opposition, zu der auch der Geschichtsschreiber Thukydides gehörte: Athen war „dem Namen nach eine Demokratie, in Wirklichkeit aber die Monarchie des ersten Mannes“ (Thukydides). Dieser erste Mann, der autoritäre Perikles, wurde 430 abgesetzt und starb an der Pest, die 429 in Athen ausbrach und der in 4 Jahren ein Drittel der attischen Bevölkerung zum Opfer fiel.

Um 430 v.Chr gab es in Athen 90000 Einwohner, davon waren 30000 Einwohner Bürger, 35000 Einwohner Sklaven und der Rest Nicht-Bürger. Nur 50 bis 60 Jahre später, um 375 v. Chr., gab es 10mal soviel Sklaven wie Bürger. So gesehen ist die antike Demokratie vergleichbar mit der abendländischen ständestaatlichen Ordnung (Olgarchie), denn: wenn nur Bürger die Politik demokratisch beeinflussen dürfen - Sklaven, Unfreie und Nicht-Bürger gehören ja nicht dazu -, dann ist das vergleichbar mit einer Demokratie, die erlaubt, daß z.B. Österreich über das politische Schicksal ganz Deutschlands (10mal soviel Einwohner) entscheidet.

Maieutik (Geburtshilfe) ist die Hebammenkunst des Sokrates, durch geschicktes Fragen und Antworten die in einem Menschen liegende richtige Erkenntnis herauszuholen.

Ethik meint hier die Sittenlehre als praktische Philosophie, die nach einer Antwort sucht auf die Frage: was sollen wir tun? Beide Kulturen - Antike und Abendland - suchten die Antwort zunächst im Selbst bzw. in der Selbsterkenntnis. Aber dieser Subjektivismus hatte in der Antike wegen des Seelenbildes (und Ursymbols) eine andere, entgegengesetzte, Richtung als im Abendland. Die Antike suchte auch ethisch die Antwort am Außen des Körpers (in der begrenzten Äußerung), weil es für sie kein Geheimnis im Innen geben durfte; das Abendland suchte im Innen des faustischen Willens und kategorischen Imperativs (im Raum der unendlichen Verinnerlichung), weil es hier nur Geheimnisse gab. In beiden Fällen stelle man sich in den Dienst einer sozialanthropologischen Ethik. Ein Angebot, das man auch Hilfe zur Selbsthilfe (Selbsterkenntnis) nennen könnte. Wie kann ich dienen? ist eine typische Frage der nächsten (dienerischen) Phase: (Vgl. 16-18).

Giovanni Battista Vico (1668-1744), Geschichts- und Rechtsphilosoph, war ab 1697 Professor der Rhetorik in Neapel und ab 1734 Historiograph des Königs Karl von Neapel. Vicos Werke u.a.: De antiquissima Italorum sapienta ... (1710); Von dem einen Ursprung und Ziel allen Rechtes (1720); Grundzüge einer Neuen Wissenschaft über die gemeinschaftliche Natur der Völker, original (ital.): Principi di una scienza nuova intorno alla commune natura delle nazioni, 1725 (Prima Scienza Nuova) und 1744 (Seconda Scienza Nuova). Das von Vico entworfene „Drei-Stadien-Gesetz“, die Aufeinanderfolge der drei Zeitalter - der Götter, der Heroen, der Menschen -, hat Ähnlichkeit mit vielen später entwickelten Modellen oder Theorien, z.B. mit den von Auguste Comte (1798-1857) behaupteten drei Stadien: der Theologie, der Metaphysik, des Positiven (Positivistischen, Erfahrungswissenschaftlichen). Die von Vico behauptete „Parallele“ zwischen Völkern spiegelt sich auch in der später von Comte angenommenen „Parallele“ zwischen den „Gesellschaften“ und den „Erkenntnissen“ wider, noch mehr jedoch in der von Oswald Spengler (1880-1936) behaupteten „Parallele“ zwischen den Kulturen. (Kulturen). Man könnte auch ein „Drei-Stadien-Gesetz“ annehmen (wie ich es vorschlage), das die Entwicklung zum Leben meint und etwa aus den folgenden drei Zeitaltern besteht: Universum ohne Leben (meinetwegen auch Zeitalter der Götter genannt), Leben ohne Menschen (meinetwegen auch Zeitalter der Heroen genannt) und Leben mit Menschen (das einem „Vier-Stadien-Gesetz“ folgt: Prähominisierung bzw. Vor-/Urmenschen; Hominisierung bzw. Frühmenschen; Sapientisierung bzw. Altmenschen; Historisierung bzw. Jetztmenschen). Was die Zukunft bringen wird, ist nicht gewiß, aber es wird in Zusammenhang stehen mit der Frage, ob die Menschwerdung, die ja noch nicht beendet ist, auch zukünftig in verschiedenen Kulturen (ich nenne sie „Historienkulturen“) gespalten sein wird oder nicht. (Zukunft). Was Vico wohl dazu gesagt hätte?  Vier Vorbilder bestimmten sein Denken: „Mit Plato erkennt er in der Idee den Maßstab. Mit Tacitus schildert er in den beschränkten Zwecken des menschlichen Eigennutzes die Wirklichkeit. Mit Bacon besinnt er sich auf die Einheit der wissenschaftlichen Welt. Mit Grotius faßt er die gesamte Philosophie und Theologie in das System eines allgemeinen Rechtes, in eine Überphilosophie, in die »Neue Wissenschaft«: d.h. Bestand der reinen Idee und geschichtlicher Wandel verbunden im Ziel der Wahrheit und begriffen in einem System.“ (R. Wisser). Vico beeinflußte auch Herder, seinen Entdecker, Goethe und überhaupt die weitere Geschichtsphilosophie. Schon um 1600, also lange vor Vico, hatte schon Bacon festgestellt, daß Kulturen altern wie Menschen und Phasen bzw. Auf-und-Ab-Stufen durchleben: „In der Jugend der Völker und Staaten blühen die Waffen und die Künste des Krieges; im reifen männlichen Alter der Völker und Staaten Künste und Wissenschaften; dann eine Zeit lang beide zusammen, Waffenkunst und Musenkünste; endlich im Greisenalter der Völker und Staaten Handel und Industrie, Luxus und Mode.“ (Francis Bacon, De dignitate et augmentis scientiarum, 1605; IV, 2, 114).

Zum Zyklus von Aufstieg und Verfall sowie ewiger Wiederkehr vgl. darum auch: Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Karl Vollgraff (1792-1863), Ernst von Lasaulx (1805-1861), Heinrich Rückert (1823-1875), Friedrich Nietzsche (1844-1900), Oswald Spengler (1880-1936) und die „Spenglerianer“ - z.B. Arnold Joseph Toynbee (1889-1975), August Winnig (1878-1956), Fritz Schachermeyr (1895-1987), Henry Kissinger (*1923), Samuel Phillips Huntington (*1927), Patrick Buchanan (*1938) - sowie Peter Sloterdijk (*1947)

 

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