Winklers Westen - was richtig und
was falsch daran ist (**|**).
Der
Historiker Heinrich August Winkler (**)
hat in einem mit dem Titel Wo fängt der Westen an, wo hört der Osten
auf? (**)
überschriebenen Interview mit einem FAZ-Redakteur eine Erläuterung zu
seiner Defintion vom Westen abgegeben.
 Ostgrenze
des Westens | Auf die Frage, was der Westen
überhaupt sei, antwortete Winkler: Historisch betrachtet ist der Westen:
das lateinische Europa. Jener Teil Europas, der im Mittelalter und darüber
hinaus sein spirituelles Zentrum in Rom hatte. Denn das ist der Teil Europas,
in dem die Geschichte der Gewaltenteilung beginnt. Die Trennung zwischen geistlicher
und weltlicher Gewalt, auch die von fürstlicher und ständischer Gewalt.
Ich denke an das Wormser Konkordat von 1122 und die Magna Charta von 1215 in England.
Und nur dort, wo es diese Vorgeschichte gab, konnte sich die Trennung von gesetzgebender,
vollziehender und rechtsprechender Gewalt durchsetzen. Nur im Okzident gab es
die großen Emanzipationsprojekte, die Renaissance, die Reformation, die
Aufklärung. Im byzantinisch-orthodoxen Osten fand das alles nicht statt.
.... Die Trennung zwischen dem lateinischen und dem orthodoxen Europa ist heute
noch greifbar - man muß sich nur vor Augen führen, welche Probleme
die EU-Mitglieder Bulgarien, Rumänien, Griechenland mit der Gewaltenteilung,
mit dem »rule of law«, heute noch haben. (**).
Abgesehen von einigen Unstimmigkeiten, ist dieser Aussage Winklers zuzustimmen.Daß
aber englische und amerikanische Nonkonformisten ... als erste demokratische
Ideen entwickelt (**)
hätten, ist falsch. 1.) Die Deutsche Hanse entwickelte
als erste demokratische Ideen, nur kurze Zeit später folgten Venetien, Florenz
und Genua, und danach erst folgte England. Und: 2.)
Die Abendländer sind doch wohl heute noch nicht zu dement, um zu wissen,
daß die USA, denn die sind ja mit den amerikanischen Nonkonformisten
gemeint, erst ab dem Ende des 18. Jahrhunderts - zuvor waren sie eine Kolonie
der Engländer - als eigenständige Nation in die Geschichte des Westens
eintreten konnten. Die Zeitspanne ist viel zu gering dafür, daß die
US-Amerikaner überhaupt einen nennenswerten Beitrag zur Geschichte des Abendlandes
hätten beitragen können - die einzige Ausnahme bietet die Moderne i.e.S.
(**), und die ist
nun leider aber nicht für den Aufbau, also Aufgang, sondern für den
Abbau, also Untergang des Abendlandes zuständig. Und daran waren und
sind die USA allerdings tatsächlich sehr intensiv beteilgt.Doch
jetzt kommt schon der erste große Hammer in Winklers
Interpretation: Wider besseres Wissen leugnet er einerseits (wenn es um das Deutsche
und die Deutschen geht) die Bedeutung der nationalen Eigenarten, um sie andererseits
(wenn es um das Nichtdeutsche und die Nichtdeutschen geht) wiederum hervozuheben.
Hier zeigt sich die seit dem Ende des 2. Weltkrieges, noch mehr seit 1968
und noch einmal mehr seit 1990 propopagandistisch verbreitete, weil diktatorisch
verordnete und als Politische Korrektheit (**|**|**|**|**|**|**|**|**)
getarnte Zensur, die auch beim 1938 geborenen, 1945 aus Ostpreußen vertriebenen
(!) Winkler ihre Spuren hinterlassen hat. Winkler spricht einerseits mit negativem
Unterton vom angeblichen deutschen Sonderweg (**)
oder vom »deutschen Weg« (**)
Gerhard Schröders, aber andererseits mit positivem Unterton vom Selbstverständnis
Polens (**).
Entweder hat Winkler die Zensur schon so sehr verinnerlicht, oder aber er weiß
wirklich nicht - und das als Historiker (!) -, daß der Westen,
also das Abendland ja auch gerade durch Eigenarten der Völker, die Nationen
quasi, gekennzeichnet ist, daß es für Westler (Abendländer)
also ganz normal ist, verschiedene Selbstverständnisse zu haben:
Jeder Weg einer westlichen Nation ist - selbstverständlich - immer
auch ein Sonderweg. Das ist ja gerade typisch westlich, typisch abendländisch!
Daß aber Polen, so Winkler, sich dezidiert zum
Westen bekennt (**),
ja überhaupt bekennen kann, verdankt es doch nur Deutschland. Denn es waren
ausschließlich Deutsche, die die Polen christianiserten, also im Sinne des
römischen Katholizismus latinisierten (**),
um es mit Winkler selbst zu sagen. Außerdem bekennt sich Polen nur deshalb
dezidiert zum Westen (**),
weil es (a) dadurch sehr viele ökonomische und politische Vorteile und (b)
Angst vor Rußland hat! Für echte abendländische Nationen
aber gilt, daß sie stets ihren Sonderweg einhalten. Daß Frankreich
sich mehrfach und lang anhaltend mit dem Osmanischen Reich (heute: Türkei),
also mit einer Macht nicht des Abendlandes, sondern des Morgenlandes verbündete,
um seinen Erzfeind, dem Deutschen Reich (damals unter der Führung der Habsburger),
zu schwächen - und nur nebenbei gesagt: es hat ihm zuletzt trotzdem nichts
genützt (!) -, scheint Winkler vergessen zu haben. Dabei ist dieses Beispiel
nur eines von sehr vielen. Deutschland hat sich seit den negativen Erfahrungen
mit Napoleon mit Rußland aus ähnlichen Gründen verbündet
wie Frankreich in den Jahrhunderten zuvor mit der Türkei und wie Frankreich,
England, USA u.v.a. im 20. Jahrhundert mit Rußland bzw. der Sowjetunion,
Japan und China u.v.a.. Alles Sonderwege, Herr Winkler!Zum Sonderweg
der USA, den Winkler selbstverständlich in diesem Fall so nicht nennt,
heißt es: Je mehr Amerika (nein! USA! Oder gehören
Kanada und die lateinamerikanischen Staaten [zu] den USA? HB) sich
zum pazifischen Raum hin orientiert, je abhängiger Amerika (nein!
USA! HB) wirtschaftlich von China wird, desto wichtiger wird es, daß
Europa in wichtigen Fragen ein einheitliches Votum abgibt. Nur dann kann es ein
starker Partner der USA sein. (**).
Wenn sich die USA China, also einer Macht, die ebenfalls nicht zum Abendland gehört,
zuwendet, dann ist das für Herrn Winkler wahrscheinlich ein Selbstverständnis
(**),
aber ansonsten nicht weiter zu kommentieren; doch wenn Deutschland dies tun würde,
dann würde er sofort mit negativem Unterton kommentieren: Es ... ist
der ... deutsche Sonderweg (**).Aus
dem Munde eines Historikers fast schon gefährlich klingt folgender Satz:
Ich glaube nicht, daß der Westen eines Gegners bedarf. (**).
Nietzscheanisch gesehen scheint für Winkler der Westen schon tot zu sein,
denn: wer leben will, will die Macht und hat darum selbstverständlich Feinde.
Als scheinheilig und geheuchelt - besonders auch angesichts des zuletzt kommentierten
Satzes - erscheint mir die Aussage Winklers, der Westen habe nur noch,
aber immerhin doch noch durch sein normatives Projekt ... die Chance,
die Welt noch gründlich zu verändern. (**).
Na, ja. Wers glaubt. Doch nun der zweite große Hammer
in Winklers Interpretation: In Deutschland gibt es immer noch ein paar Vorbehalte
gegenüber der Art und Weise, wie Angelsachsen und Franzosen auf der Universalität
der Menschenrechte bestehen. (**).
Die Wahrheit ist, daß Deutsche, US-Amerikaner, Engländer und Franzosen
gleichermaßen oder, falls es doch kleine Unterschiede zwischen ihnen geben
sollte, die Deutschen mehr als die anderen auf die Universalität der
Menschenrechte bestehen. Das Dumme ist nur,
Herr Winkler, daß die Menschenrechte, wie sie seit 1948 verfaßt
sind (**),
den Untergang des Abendlandes sogar noch extrem beschleunigen (**).Hoffentlich
ist Herr Winkler sich wirklich bewußt über die für uns unheilvolle
Bedeutung seines wie folgt geäußerten Satzes: Demokratie ohne
Rechtsstaat ist nicht davor gefeit, in Tyrannei umzuschlagen. (**).
Dieser Satz ist zwar nicht falsch, aber ich weiß doch, daß Herr Winkler
davon ausgeht, bei uns gäbe es keine Tyrannei. Herr Winkler, bei uns haben
die Herrschenden die Demokratie auf einen Anteil von höchstens 30% und den
Rechtsstaat auf einen Anteil von höchstens 40% heruntergefahren - da ist
kaum noch von Demokratie und Rechtsstaat, dafür aber
umso mehr von Tyrannei zu sprechen! Die riesige Mehrheit wird von einer klitzekleinen
Minderheit unterdrückt. Die Gewaltenteilung ist nicht mehr existent, weil
gleichgeschaltet. Alle Richter gehören den einer Blockpartei
hörigen Parteien an. Die islamische Scharia hat in nicht wenigen Regionen
bereits den Rechtsstaat auf einen Anteil von höchstens 10% gedrückt.
Das Verfassungsrecht ... wird durch ... das Strafrecht eingeengt.
(Hans-Peter Raddatz **).
Das alles bedeutet nicht Demokratie, sondern Diktatur, nicht Rechtsstaat, sondern
Unrechtsstaat! Willkommen in der Tyrannei, Herr Winkler!
 West-
und Ostrom | Der Wahrheit wieder näher kommt Winkler
mit seiner Behauptung, daß die Gründungsväter der USA gegen Ende
des 18. Jahrhunderts die attische Demokratie geradezu als abschreckendes
Beispiel für die Herrschaft von Demagogen beschrieben haben und ihre Regierungsform
als bewußtes Gegenmodell dazu entwickelt (**)
haben. Auffallend ist ja, daß gerade dort, wo Griechenland unmittelbar
fortwirkte, in Byzanz also, die Entwicklung nicht stattfand, die zu Aufklärung,
Emanzipation, Demokratie führte. Die Grenze zwischen Ostrom und Westrom wirkt
noch im heutigen Europa fort. (**).Es
folgt der dritte große Hammer in Winklers Interpretation:
Die Einwanderung aus nichtwestlichen Ländern kann der Westen sehr gut
bewältigen, wenn er darauf beharrt, daß sein Wesenskern nicht zur Disposition
steht: die unveräußerlichen Menschenrechte, der Rechtsstaat, die Gleichberechtigung
von Mann und Frau. (**).
Die Wahrheit ist, daß die nichtwestlichen Einwanderer
in (Noch-)Zusammenarbeit mit den westlichen Herrschern - bereits längst dabei
sind, den Westen zu bewältigen, nämlich überwältigen. Wie
bitte soll der Westen da noch darauf beharren (können), daß sein
Wesenskern nicht zur Disposition steht: die unveräußerlichen Menschenrechte,
der Rechtsstaat, die Gleichberechtigung von Mann und Frau? Die Menschenrechte
von 1948 (**)
sind nicht unveräußerlich, sondern extrem veräußerlich,
sie beschleunigen den Untergang des Abendlandes (**);
der Rechtsstaat wird - wie nie zuvor im Westen - untergraben (in nicht wenigen
abendländischen Ländern gilt praktisch längst die morgenländische
Scharia!); die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist seit 1968
sachlich nur noch eine Farce - abgesehen davon, daß sie zu Beginn des 20.
Jahrhunderts bereits erreicht war -, dient diese abgedroschene Parole nur noch
als Mittel zum Zweck einiger weniger Männer und Frauen, die sich Feministen
bzw. Feministinnen nennen und mittlerweile soviel Macht haben, daß sie 99%
der Frauen und Männer problemlos diktieren können, wer und was eine
Frau zu sein habe (nämlich eine Lesbe [ein Mann im falschen
Körper {!?!}]) und daß die Männer nach dem globalen Androzid,
wie er von Valerie Solanas und Sally M. Gearhart gefordert wurde, bzw. nach der
Reduktion ihrer Anzahl auf 10% auf ewig zu versklaven seien. Winkler
ist nicht (mehr) als Historiker zu bezeichnen, wenn er wirklich glaubt zu wissen,
daß der abendländische Wesenskern nicht zur Disposition
(**)
stehe, denn echte Historiker wissen längst, daß der Wesenskern
des Westens zur Disposition steht. Und sie wissen auch, daß dieser westliche
Wesenskern insbesondere auch deshalb zur Disposition steht, weil er von
seinen eigenen angeblichen Beharrern zum Teil schon erheblich zerstört
worden ist. Was bei vielen heutigen Abendländern am meisten auffällt,
ist der Selbsthaß, der Haß auf das Abendland, der sich in übertriebener
Kritik bis hin eben zu einem selbstmörderischen Haß äußert.
Der Westen zerstört sich also primär selbst. Besonders deutlich wird
das natürlich bei den Menschen, die zu den bedeutendsten Völkern des
Westens gehören: Germanen und Romanen - und unter den Germanen besonders
bei den Deutschen. Die Deutschen als das größte, stärkste, bedeutendste
Volk des Abendlandes waren nämlich schon bei dessen Aufbau das größte,
stärkste, bedeutendste Volk des Abendlandes, also ist es nur folgerichtig,
wenn sie es auch bei dessen Abbau sind. Als Nihlist verehrt man nicht,
man tut nur so, als ob z.B. die kaum realisierbare Menschheit und/oder
das ebenfalls kaum realisierbare Individuum zu realisieren sei, und
in Wirklichkeit zerstört man alle Kollektivformen (**)
- das beginnt an zwei Seiten: bei den kleinen und den großen Kollektivformen.
Wenn die nihilistischen Totengräber z.B. die kleinen Kollektivformen wie
die Ehe und die Familie gespalten haben, können sie sicher sein, daß
schon bald auch die großen wie die Kultur und die Nation gespalten sein
werden. Die Zerstörung von Nationen und Kulturen ist
dann vollbracht, wenn deren Kerne beliebig oft gespalten, also beliebig
verwandelt worden sind. **Bei
Heinrich August Winkler findet sich immer wieder dasselbe antideutsche Schema.
Geht es um Negativbeispiele, dann nennt Winkler deutsche Beispiele; geht es um
Positivbeispiele, dann nennt Winkler nichtdeutsche Beispiele. Hier gilt, was ich
zuletzt am 25.12.2011 im Kommentar zum Text von Josef Joffe (**)
gesagt habe: Die Deutschfeindlichkeit war noch nie zuvor so gemein wie heute.
Auch Winkler ist leider - mehr latent als offen - deutsch(en)feindlich, also antideutsch,
weil er der von den Medien verbreiteten deutsch(en)feindlichen Hetze, dem antideutschen
Ressentiment, der deutsch(en)feindlichen Staatsräson, der Zensur deutsch(en)hassender
Diktatoren zum Opfer gefallen ist. |