Exkurs:
Schichtenlehre.Danke für Ihre Antwort, Herr Admin (Thomas R.
E. Lentze)!Zunächst möchte ich auf Ihre Frage, ob ich Nicolai
Hartmanns Aufbau der realen Welt (1940) und die dort ausgearbeiteten
ontologischen Schichtengesetze kenne, kurz antworten: Ich kenne dieses Buch von
Hartmann insoweit, als daß ich weiß, um was es dort geht, ohne jeden
Satz, jedes Wort, jeden Buchstaben dieses Buches gelesen zu haben;
Hartmanns Schichtenlehre kenne ich sehr gut, jedenfalls so gut, daß ich
mich mit ihr ziemlich intensiv auseinandergesetzt und sie in mein Konzept
der Schichtenlehre integriert habe (**|**).
Hartmann hat auf diesem Gebiet sehr viel geleistet. |
Nicolai Hartmann kam es stets mehr auf die Seins-
als auf die Erkenntniskategorien an. Erkennen bezieht sich auf ein Ansichseiendes,
das vor und unabhängig von aller Erkenntnis vorhanden ist, und weist
uns über das Bewußtsein hinaus zu den Erscheinungen des Wirklichen.
Es handelt sich also gemäß Hartmann in der Philosophie um die
Erforschung der Erscheinungswelt, die sich in verschiedenen Seinsschichten
(dem Anorganischen [1],
dem Organischen [2],
dem Seelischen [3]
und dem Geistigen [4];
vgl. Schichtenlehre)
aufbaut, von denen jede höhere Schicht in der unteren wurzelt, jedoch
ohne von da aus völlig determiniert zu sein. Jede Seinsschicht
hat ihren eigenen Kategorialkomplex, und zu jedem solchen gehört
ein eigener Determinationstyp. Und wie die Kategorien jeder niederen Schicht
in der höheren abgewandelt und um ein spezifisches Novum verstärkt
wiederkehren, so natürlich auch die niederen Determinationstypen
in den höheren. (Nicolai Hartmann, Ethik, 1926). Aber
nicht umgekehrt. (**).
Hartmann beabsichtigte, eine neue Ontologie zu begründen.
Grundlegend ist die Abkehr von der subjektivistischen Tradition, die im
Erkennen ein Erschaffen des Objekts sieht. Vielmehr sind Erkenntnisakte
transzendent, d.h., sie weisen über sich hinaus auf einen Gegenstand.
Auch Ethik und Erkenntnistheorie sind der Ontologie zugeordnet, die Hartmann
als Kategorialanalyse betrieb. So ist Erkenntnis als Identität von
Erkenntnis- und Seinskategorien gefaßt, die allerdings nur teilweise
gegeben ist. Es bleibt in der Erkenntnis immer ein »Uberschuß«
an nicht Erkennbarem. Hartmanns Kategorien bilden verschiedene Gruppen:
| Modalkategorien:
Die Modi von Wirklichkeit, Möglichkeit und Notwendigkeit erlauben die Aufteilung
in verschiedene Seinssphären, z.B. in reales (zeitliches) und ideales (überzeitliches)
Sein (z.B. Wesen und Werte). Für die Sphäre des Realen behauptete Hartmann
das Zusammenfallen von möglich, wirklich und notwendig.
Hartmann unterschied die Seinsmodi Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit
sowie Unmöglichkeit, Unwirklichkeit und Zufälligkeit. Das Wirkliche
setzt Möglichkeit voraus. Wirklichkeit von etwas Realem setzt Notwendigkeit
voraus. Wirklichkeit ist durch Gründe (nicht unbedingt Ursachen) determiniert
(vgl. Nicolai Hartmann, Möglichkeit und Wirklichkeit, 1938, S. 44).
Handlungen können beispielsweise durch Motive determiniert werden. Ideale
Möglichkeit und Wirklichkeit sind widerspruchslos. Eine (ideale) geometrische
Figur ist konstruierbar und damit ideal existent. (Vgl. ebd., 1938, S. 295).
** | |
Fundamentalkategorien: auch sie gelten
für alles Sein. Laut Hartmann u.a.: 1. Prinzip und Concretum,
2. Struktur und Modus, 3. Form und Materie, 4. Inneres und Äußeres,
5. Determination und Dependenz, 6. Einheit und Mannigfaltigkeit,
7. Einstimmigkeit und Widerstreit, 8. Gegensatz und Dimension, 9.
Diskretion und Kontinuität, 10. Substrat und Relation, 11.
Element und Gefüge ... (**)
- besondere Kategorien: z. B. die der Physik, der Biologie, der
Mathematik. ** |
Das
Sein ist nach den jeweils geltenden Kategorien innerhalb der Sphären noch
näher in Schichten zu teilen. Das reale Sein z.B. baut sich auf in Anorganisches
(1),
Organisches (2),
Seelisches (3)
und Geistiges (4).
Jede höhere Schicht überlagert die untere. Hartmann fand dabei Schichtengesetze,
z.B. daß Kategorien der niedrigeren in der höheren Schicht wiederkehren,
aber nicht umgekehrt. Da Kategorien in der höheren Schicht überformt
werden, und deren eigene Kategorien ihren Charakter bestimmen, ist Determination
von unten ausgeschlossen. Vielmehr determiniert die höhere Schicht die untere.
** **Die
Schicht des Geistes unterschied Hartmann zusätzlich in den personalen, den
objektiven und den objektivierten Geist. Personaler Geist umfaßt alle individuellen
Bewußtseinsakte. Objektiver Geist ist die Festigung des personalen Geistes
in historisch wirksamen Strukturen wie in Erzählungen, Sitten, Recht oder
Wissenschaften. Objektivierter Geist bedeutet, daß ein geistiger Gehalt
an ein Realgebilde gebunden ist, z.B. an ein konkretes Kunstwerk. Jede Schicht
baut auf der nächsten Stufe auf. In jeder Schicht gelten Fundamentalkategorien
und spezifische Kategorien. Die Fundamentalkategorien bestehen aus Gegensatzpaaren
(vgl. Nicolai Hartmann, Der Aufbau der realen Welt, 1940, S. 230). Sie
sind elementar und nicht auf andere rückführbar. Hartmann betonte, daß
seine Kategorien anders als bei Aristoteles und Kant nicht nach
einem einheitlichen Prinzip ermittelt wurden. Sie haben jedoch die grundlegende
Eigenschaft, daß aus jedem Paar sich die anderen Paare schrittweise ableiten
lassen. Hierdurch bildeten die Kategorien jeweils einen Aspekt eines einheitlichen
Zusammenhangs ab (vgl. ebd., 1940, S. 255). Die Kategorienpaare haben in sich
eine innere Bezogenheit und untereinander eine äußere Bezogenheit.
Der Gehalt der Kategorien ist in den einzelnen Schichten
unterschiedlich. So ist Determination etwa auf der Ebene des Anorganischen
als Kausalität (1),
auf der des Organischen als Trieb
(2),
auf der des Seelischen als Motiv
(3)
und auf der Geistigen als Grund
(4)
zu interpretieren. ** **Wie
schon gesagt: Hartmann stellte kategoriale Gesetzmäßigkeiten auf:1.) |
Höhere Schichten sind von den niedrigeren abhängig, aber nicht umgekehrt. | 2.) |
Kategorien sind mit dem Konkreten fest verbunden. | 3.) |
Kategorien bedingen sich innerhalb einer Kategorienschicht. | 4.) |
Kategorien aus der höheren Schicht enthalten viele der Kategorien aus der
unteren Schicht, jedoch in abgewandelter Form. | .... | Betrachtet
man den Zusammenhang von Schichten und Kategorien, so enthalten für Hartmann
viele Weltanschauungen den Grundfehler der prinzipiellen Einseitigkeit.
Aufbau des Seins gemäß Nicolai Hartmann
Ideales
Sein (zeitlos/allgemein) | Reales
Sein (zeitlich/individuell) | Mathematische
Gebilde, Wesenheiten, ethische Werte, ästhetische Werte. |
räumlich | nicht-räumlich |
Anorganisches | Organisches | Seelisches | Geistiges |
Auf
allen Gebieten gibt es dabei nicht restlos lösbare, nicht endgültig
lösbare Probleme; die eigentlich metaphysischen Probleme, die dem Problemdenken,
der von Hartmann so genannten Aporetik angehören, die Grundformen
des Seins (Existenz, Leben, Bewußtsein, Geist, Freiheit u.s.w.), bleiben
ewig rätselhaft, unerkennbar, transintelligibel, gnoseologisch, irrational.
Erst vom Problemdenken aus läßt sich zum Systemdenken vorschreiten,
zur Theorie einer philosophischen Ontologie. Die Welt ist im Grunde doch nur eine
Welt. Dieser Welt eine Idee etwa in Form eines Gottes
unterzulegen, wäre laut Hartmann voreilig. Zu den metaphysischen, nicht restlos
lösbaren Fragen der Philosophie gehören auch die nach des Menschen zwischen
Wirklichkeit und idealer Forderung, zwischen kausaler Realdetermination und ideologischer
Wertedetermination (**).
Werte wirken nicht ohne das Zutun der Menschen final determinierend in einer kausal
determinierten Welt, woraus dessen Macht über die Dinge entspringt, in den
Naturverlauf einzugreifen und ihn nach seinem Willen abzuändern. Die Abbildung
rechts veranschaulicht eine trialistische Sicht, in der Hartmanns vier hierarchisch
aufeinander aufbauenden Schichten als Evolutionsstufen (Seinsstufen)
berücksichtigt sind, die in der Reihenfolge Anorganisches
(1),
Organisches (2),
Seelisches (3)
und Geistiges (4)
evolutiv erschienen sind und die Gesamtwirklichkeit vertikal untergliedern.
Statt von Evolutionsstufen kann man auch von Persönlichkeitsschichten
als Niederschlag der Evolutionsstufen im Individuum sprechen. Zum
Trialismus wird diese Weltsicht wegen
der Dreiheit der Seinsweisen Materie, Funktion und Bewußtsein,
die in dieser Reihenfolge in der Evolution aufgetreten sind und die Gesamtwirklichkeit
horizontal untergliedern. Evolutionsstufen und Seinsweisen stehen
senkrecht aufeinander (d.h. sie sind logisch unabhängig voneinander),
wodurch sechs Welten als ihre Schnittstellen entstehen. Dadurch wird
erkennbar, wie sehr Monismus und Dualismus sich vom Trialismus unterscheiden (**).
Der Trialismus ist vor allem gekennzeichnet durch folgende Beziehungen: Materie,
Funktion und Bewußtsein sind drei Seinsweisen der Wirklichkeit, aber Anorganisches,
Organisches, Seelisches und Geistiges sind vier Evolutionsstufen. Der gemeinsame
ontologische Fehler der monistischen und dualistischen Weltbilder wird vermieden:
Auf der Stufe des Organischen erscheint das materiebedingte, selbst aber nicht-materielle,
Etwas als organische Funktion. Auf der Stufe des Seelischen ist das bewußtseinsjenseitige
Etwas die funktionale Bedingung des Bewußtseins. (Vgl. Lothar Kleine-Horst,
Die trialistische Lösung des Leib-Seele-Problems, 2005
).
Man konstituiert also eine in Philosophie und Wissenschaft bisher noch nicht einmal
als Idee aufgetauchte dritte Entität: die funktionale Seinsweise (Funktion),
die zwischen der materialen Seinsweise (Materie) und der phänomenalen
Seinsweise (Bewußtsein) liegt und ihnen gleichwertig ist (**).
Durch die funktionale Seinsweise wird die Brücke gebildet, die Materie und
Bewußtsein zwar voneinander trennt, was das Problem ausmacht, sie aber auch
miteinander verbindet, was die Lösung des Problems ermöglicht. **
**
Ein
Quadrialismus entsteht, wenn
man einen Trialismus, der bereits das Materie-Bewußtsein-Problem
(z.B. im Monismus und im Dualismus) einer Lösung zugeführt hat, erweitert.
Es wird nämlich unter Übertragung der in ihm gefundenen Symmetrien nach
oben zum Geistigen hin und nach unten zum Anorganischen
hin extrapoliert. Dabei entsteht ein System, nach dem sich die Evolution als Makroevolution
der Wirklichkeit in vier Evolutionsstufen und vier senkrecht auf diesen
stehenden Seinsweisen vollzogen hat - und sich heute noch als Mikroevolution (Persönlichkeitsentwicklung)
in jedem menschlichen Individuum vollzieht. Eine vierte Seinsweise, die ordinale
Seinsweise, ergänzt die trialistischen drei Seinsweisen, wodurch sich
das neue Weltbild als ein quadrialistisches ausweist. Demgemäß ist
die Wirklichkeit ein in der Unendlichkeit geschlossenes System, d.h.  Gegebenheiten
(mit und ohne Selbstreferenz [Pfeil]) in einer Evolutionsstufe (Schicht). | ein
System, das keine Beziehungen zu Gegebenheiten außerhalb seiner unterhält;
außerhalb dieses Systems gibt es nichts; die Wirklichkeit ist: Alles,
was ist. Jedes ihrer Subsysteme dagegen ist ein offenes System, weil es
mit anderen Subsystemen als seinem Umfeld in Verbindung steht. Die Wirklichkeit
evolviert im Quadrialismus in den vier (Haupt-)Stufen bzw. Schichten Anorganisches
(1),
Organisches (2),
Seelisches (3),Geistiges
(4)
über die quadrialistischen vier Seinsweisen Ordnung, Materie, Funktion, Bewußtsein.
Denn eben genau wegen dieser Vierheit der Seinsweisen ist der Quadrialismus
ein quadrialistisches Modell (anders als der Trialismus, der ja wegen seiner Dreiheit
der Seinsweisen ein trialistisches Modell ist). Jede Evolutionsstufe (Schicht)
umfaßt zwei Seinsweisen, und jede Seinsweise durchzieht zwei Evolutionsstufen.
Dadurch werden acht Welten (in der Abbildung
als Quadrate dargestellt) als Schnittstellen zwischen Evolutionsstufen und Seinsweisen
gebildet (Acht-Welten-Modell). Eine Primär- / Sekundärgegebenheit wirkt um so stärker,
je niedrigerer die Hierarchiestufe (Evolutionsstufe oder Substufe) ist, auf der
sie angesiedelt ist. Jede Primärgegebenheit ist selbstreferentiell (vgl.
den jeweils rekursiven Pfeil in der kleinen
Abbildung), d.h. sie repliziert und beeinflußt sich selbst (Agonismus,
Autopoiese **).
Die Reflexivität kann sich über mehrere Gegebenheiten erstrecken (Kreisprozeß).
Von den Sekundärgegebenheiten ist nur die oberste Sekundärgegebenheit
selbstreferentiell und Kreisprozesse erzeugend, denn sie ist ja zugleich unterste
Gegebenheit einer die nächste Evolutionsstufe durchziehenden Primärhierarchie.
Jede Primärgegebenheit beeinflußt sowohl die auf ihr aufbauende Primärgegebenheit
als auch die Primärgegebenheit, auf der sie aufbaut. Dies bedeutet eine gegenseitige,
z.T. nur mittelbare, Beeinflussung (Wechselwirkung) aller Primärgegebenheiten.
Auf den höheren Substufen der 4. Evolutionsstufe sind Linkswelt
und Rechtswelt zueinander und zur Linkswelt der 1. Evolutionsstufe
offen und gehen in gewissem Maße ineinander über. Das müßte
aber nicht eckig, sondern kreisrund (vgl. kreisrunde
Abbildung) besser darstellbar sein. Die gesamte Wirklichkeit wird von einem
Informationsstrom durchzogen - sowohl von unten nach oben als auch
von oben nach unten (in der eckigen
Abbildung) oder aber sowohl gegen den Uhrzeigersinn als
auch im Uhrzeigersinn (in der kreisrunden
Abbildung). In der Primärhierarchie erfolgt eine Speicherung des in der
Beziehung zur Umwelt Gelernten: anorganisch im (ordinalen) Kosmosgedächtnis,
organisch im (materialen) Artgedächtnis, seelisch im (funktionalen) Implizitgedächtnis,
geistig im (phänomenalen) Explizitgedächtnis (**).
Das quadrialistische Weltbild wurde entwickelt, um größtmögliche
Symmetrie erkennbar zu machen. Die formale Beschreibung der Struktur läßt
die Wirklichkeit tatsächlich als ein hochsymmetrisches System erscheinen:
Die Evolutionsstufen sind einander isomorph, und die Seinsweisenbereiche sind
einander isomorph. Denn die Beziehungen zwischen Links- und Rechtswelt
einer Evolutionsstufe sind gegen den Austausch der Evolutionsstufe gegen eine
andere weitgehend invariant, d.h. sie werden durch ihn nicht verändert, sie
sind auf jede Evolutionsstufe transponierbar (**).
Auch die Beziehungen Unter- und Oberwelt einer Seinsweise
sind gegen den Austausch einer Seinsweise gegen eine andere Seinsweise invariant,
d.h. sie sind auf jede andere Seinsweise transponierbar (**).
Diese Symmetriebeziehungen (Isomorphie, Homologie) gestatten Vorhersagen über
bis heute kaum bekannte Gesetzmäßigkeiten im System der Wirklichkeit.
Damit gelten die in der Acht-Welten-Wirklichkeit gefundenen Symmetrien nicht nur,
wie in der Naturwissenschaft, für Gesetze der (Voll-)Materie (Naturgesetze),
sondern für alle Gesetze der Wirklichkeit. (Vgl. Lothar
Kleine-Horst, Das quadrialistische Acht-Welten-Modell der Wirklichkeit,
2004 ).
Schon Heisenberg
behauptete, daß die tiefsten Ebenen der Realität nicht in Teilchen,
sondern in Symmetrien bestehen. Die Auffindung einer Symmetrie scheint sehr viel
bedeutungsvoller geworden zu sein als die Entdeckung eines bestimmten Phänomens.
**
Die Wirklichkeit gänzlich beschreiben heißt, daß
das trialistische Weltbild mit den drei Seinsweisen (**)
um die ordinale Seinsweise ergänzt, also zu einem quadrialistischen Weltbild
mit den vier Seinsweisen (**)
ausgebaut werden muß; denn erst eine solche quadrialistische Struktur kann
als der (Gesamt-)Wirklichkeit adäquat angesehen werden. Die evolutiv entstandenen
Gegebenheiten der Wirklichkeit gehören einer der vier nacheinander auftetenden
Seinsweisen an, zunächst der ordinalen, danach der materialen,
danach der funktionalen, danach der phänomenalen
und schließlich wieder der ordinalen Seinsweise (**|**).
Unter den vier Seinsweisen nimmt die ordinale Seinsweise eine Sonderstellung ein.
In der eckigen
Abbildung erscheint sie auseinandergerissen (**)
und auf zwei weit auseinanderliegenden Evolutionsstufen verteilt (**),
nämlich auf die 1. und die 4. Evolutionsstufe (**),
doch die kreisrunde Abbildung
behebt diesen Schein (**). Die
Evolutionsstufen (Schichten) einerseits und die Seinsweisen andererseits sind
einander sehr symmetrisch. Es scheint möglich zu sein, eine bisher noch nicht
gelungene inhaltliche Interpretation der Struktur einer Evolutionsstufe oder einer
Seinsweise dadurch zu erreichen, daß man nach Tatsachen sucht, die in solchen
Beziehungen stehen, die den aus anderen Evolutionsstufen und Seinsweisen bekannten
Beziehungen homolog sind, oder, indem man bestimmte Beziehungen, die man zwischen
den Tatsachen vorfindet oder auch nur vermutet, in die interdisziplinäre
Sprache des Acht-Welten-Modells übersetzt, um auf diese Weise
die inhaltliche Interpretation des zunächst formalen Modells voranzutreiben.
So wie die Naturwissenschaftler die in den materialen Gesetzen (Naturgesetzen)
gefundene Symmetrien verwenden, um weitere materiale Gesetze zu entdecken,
so können hier die in den Wirklichkeitsgesetzen gefundenen und
im Acht-Welten-Modell beschriebenen Symmetrien verwendet werden, um
weitere Wirklichkeitsgesetze zu entdecken - unter ihnen vielleicht
sogar solche materialen Gesetze, die selbst den Naturwissenschaftlern noch unbekannt
sind. (Vgl. Lothar Kleine-Horst, Das quadrialistische Acht-Welten-Modell der
Wirklichkeit, 2004 ).
Unser
freier Wille ist der Kern des Dezisionismus, und der Nachweis dieser Freiheit
ist seine Lebensfrage. Nicolai Hartmann hat diesen Nachweis mit seiner Schichtenlehre
und der Analyse des Finalnexus erbracht. Hartmann geht von verschiedenen Seinskategorien
aus: dem anorganischen (1),
dem organischen (2),
dem seelischen (3)
und dem geistigen (4)
Sein. Jeder Seinsstufe kommen spezifische Eigengesetzlichkeiten zu. Das kategoriale
Gesetz der Wiederkehr besagt: Den Eigengesetzlichkeiten der jeweils niedrigeren
Seinsstufe sind die höheren unterworfen, nie aber umgekehrt. (Vgl. Nicolai
Hartmann, Teleologisches Denken, 1950, S. 105.). Die »höhere
Idee,« hatte schon Schopenhauer vorweggenommen, »überwältigt«
die vorher dagewesenen, »jedoch so, daß sie das Wesen derselben auf
eine untergeordnete Weise bestehen läßt, indem sie ein Analogon davon
in sich aufnimmt.« (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung,
1818, § 27, S. 166). Das geistige Leben unterliegt allen Gesetzmäßigkeiten
des Anorganischen und des Organischen - ohne Chemie hätten wir schließlich
keinen Körper, und ohne dessen Lebendigkeit könnten wir mit unserem
Gehirn nicht denken -, aber mit chemischen und biologischen Denkkategorien allein
läßt sich geistiges Leben nicht erklären. Es gehorcht eigenen
Gesetzen. Hartmanns Kausalanalyse besagt nun, daß wir nur insoweit kausal
determiniert sind, als wir den Naturgesetzen des Anorganischen und des Organischen
unterliegen. Kein Mensch kann sich der Kausalität entziehen, die ihn stofflich
geboren werden und biologisch leben läßt, mit allen notwendigen und
unabänderlichen Konsequenzen. Nicht so unser geistiges Sein! Es ist nicht
übertrieben zu sagen, daß das geistige Leben des Menschen eine neue
Art von Leben sei. (Vgl. Konrad Lorenz, Die Rückseite des Spiegels,
1973, S. 229). Seine Wesensmerkmale sind die Selbstreflexion unseres Denkens,
das sich letzte Ziele setzen kann und uns final handeln läßt. Der freie
Wille und seine Kraft sind von den Gesetzlichkeiten der niedrigeren Seinskategorien
kausal abhängig, im übrigen aber akausal, weil sie eine Seinskategorie
höherer Art verkörpern. Unser zielgerichtetes Handeln vermag Kausalfolgen
niederer Seinskategorie in Gang zu setzen und das blinde Gesetz der bloßen
Kausalität auszunutzen. Unsere Willensentschließung selbst ist der
erste und einzige aufweisbare finale Akt in der realen Welt. Es ist unstatthaft,
auf ihn die Kausalgesetze der niederen Seinsordnungen wie die des Anorganischen
oder der Biologie anzuwenden. »Ein einfacher Kausaldeterminismus ist vollkommen
neutral gegen das Einsetzen höherer Determination« (Nicolai Hartmann,
Teleologisches Denken, 1950, S. 123): nämlich durch den menschlichen
Willensakt. Es ist prinzipiell nicht kausal vorhersehbar, welchen konkreten Inhalt
ein menschlicher Wille haben wird - auch wenn Herrn Schopenhauer »der Verstand
stille steht« bei der Vorstellung, hier das »absolut Zufällige«
am Werke zu sehen. Diese höhere Determination ist die vorausschauende, ziel-
und zweckgerichtete Benutzung des bloß Kausalen durch ein Bewußtsein.
Nur ein Bewußtsein kann sich ein vorher nicht existentes Geschehen vorstellen
und sich zum Ziel setzen. Es kann eine Ursachenkette ersinnen, deren Sinn es sein
soll, das gesetzte Ziel in der Wirklichkeit zu realisieren. Hartmann formulierte
die evidente Einsicht: Nur ein Bewußtsein hat die erstaunliche Freiheit,
das noch Unwirkliche beliebig weit voraus denken zu können. Final
auf ein gesetztes Ziel hin zu handeln erfordert immer drei Akte: Das Bewußtsein
setzt den Zweck, indem es den Zeitfluß überspringt und das Künftige
vorausnimmt. Es wählt dann die notwendigen Mittel aus, dieses Ziel zu erreichen,
indem es die Kausalfolge rückwärts von der Wirkung zu ihren möglichen
Ursachen denkt. Schließlich wendet es diese Mittel an: Es erzeugt real eine
kausale Ursachenfolge, wobei der Sinn der angewandten Mittel ist, das vorgestellte
Ziel zu erreichen. (Vgl. Nicolai Hartmann, Teleologisches Denken, 1950,
S. 66 und 69). Finales Handeln bedient sich also immer bewußt der Kausalität,
die ansonsten blind ist. (Klaus Kunze, Mut zur Freiheit - Ruf zur
Ordnung, 1995, S. 25-26).Man kann sagen, daß jedes Wissensgebiet
seine eigenen Kategorien hat (die Kategorienlehre rechnet also mit einer sehr
großen, noch nicht übersehbaren Zahl von Kategorien) und daß
nur wenige überall die gleiche Funktion haben. Die Lehre, gemäß
der die Kategorien der Erkenntnis zugleich die der Gegenstände sind, ist,
nur mit gewissen Einschränkungen zutreffend: nicht alle Seinskategorien sind
im menschlichen Verstand vertreten, denn sonst gäbe es nichts Unerkennbares.
Bisweilen tritt eine Kategorie an die Stelle einer anderen (z.B. in der Physik
die Kausalität an die Stelle der Teleologie), bisweilen verändert sich
der Inhalt einer Kategorie. So ist im Problem der Substanz (als Beharrenden)
der Erkenntnisgang von der Materie zur Energie vorgedrungen, im Problem des real
Allgemeinen von der substantiellen Form zur Gesetzlichkeit, im Zeitproblem von
der naiv verstandenen Zeitanschauung zur Realzeit« (Nicolai Hartmann, Ziele
und Wege der Kategorialanlyse, in: Z.ph.F, II, 1948). Da die Kategorialanalyse
es mit Seinsstrukturen zu tun hat, untersucht sie, wie weit sich im Einzelfall
die Real- mit den Bewußtseinskategorien decken bzw. wie weit sie auseinanderklaffen
(daher auch: differentielle Kategorialanalyse). Sie decken sich weitgehend im
Gebiet der reinen Mathematik; denn das ideale Sein (der mathematischen Gegenstände)
hat eine Nahstellung zum Bewußtsein, die für keine andere Seinsweise
gilt, und diese ist greifbar im Phänomen einer unmittelbaren (apriorischen)
Gegebenheit (Nicolai Hartmann, a.a.O.). Sie klaffen weit auseinander im
Gebiet des Organischen, weil die Lebensfunktionen dem Zugriff des Bewußtseins
weitgehend entzogen sind. Anmerkungen:Der
Trialismus ist ein dreiheitliches Weltbild. Die Weltbilder des Monismus
und Dualismus sind falsch (**),
... die Wirklichkeit ist »irgendwie« anders, als sie bisher gedacht
wurde. Aber wie »ist« sie? Statt vorab abstrakte Spekulationen über
die möglichen Beziehungen zwischen den beiden »Etwassen« anzustellen,
deren Fehlen im Monismus und Dualismus zu beanstanden ist, soll einfach ein Weltbild
vorgestellt werden, in dem die beiden Etwasse gemeinsam eine bisher übersehene
Entität konstituieren, womit die fehlerhaften Monismen und Dualismen durch
einen realititätsadäquateren Trialismus ersetzt werden. Dabei erscheinen
die bisher verschwommenen Ausdrücke als klare Begriffe von ontologischer
Dignität. .... Auch ergeben sich innerhalb des trialistischen Weltbilds Symmetrien,
die dem Monismus und Dualismus unbekannt sind. Zum einen umfassen alle drei Seinsweisen
jeweils zwei Evolutionsstufen, was bedeutet, daß es in jeder von ihnen zwei
Welten unterschiedlicher Organisationshöhe gibt. Zum anderen sind die beiden
Evolutionsstufen »Leib« und »Seele« einander symmetrisch,
isomorph, strukturgleich; sie umfassen zwei Seinsbereiche .... Weder monistische
noch dualistische philosophische Systeme haben einen differenzierten und plausiblen
Beschreibungs- und Erklärungsrahmen für eine »Leib und Seele«
umfassende Leistungsfähigkeit des Menschen bereitzustellen vermocht. Dies
gelang erst auf trialistischer Basis. Ontologischer Monismus und Dualismus sind
damit Geschichte. .... (Quantenphysiker sind ... ganz scharf auf die Entdeckung
von Symmetrien). .... Gibt es »unten« und/oder »oben«
eine weitere Evolutionsstufe (oder gar deren mehrere)? (Vgl.
Quadrialismus).
Wenn ja: welche? Wenn nein: warum nicht? (Lothar Kleine-Horst, Die
trialistische Lösung des Leib-Seele-Problems, 2005 ).
Zum Verständnis: Mit Leib ist das gemeint, was ich oben Organisches
genannt habe. **
Der Quadrialismus ist ein vierheitliches Weltbild.
Albert Einstein
hat bis zu seinem Tod vergeblich Relativitätstheorie und Quantenmechanik
in einer »Große Vereinheitlichte Theorie«
zusammenzufassen versucht, einer Theorie, in der die vier »Kräfte«
(starke, schwache und elektromagnetische Wechselwirkung sowie Gravitaton; vgl.
4 Naturkräfte)
Ausdruck ein- und derselben »Kraft« oder Entität anzusehen seien.
.... Nach der im Quadrialistischen Weltbild gegebenen Definition von »Materie«
besitzt jedes Materie-Teilchen nicht nur ihre eigene Energie (oder Masse), sondern
auch ihren eigenen Raum und ihre eigene Zeit. Dies gilt nicht nur für die
mikrophysikalische, sondern auch für die makrophysikalische Materie. Das
heißt: Das mathematisch handliche »Raum-Zeit-Kontinuum« Einsteins
ist ontologisch eine »Zeit-Raum-Hierarchie« (was einander nicht ausschließt),
wobei das »Vakuum« die »nullte«, die Zeit die »erste«,
der Raum die »zweite«, »dritte« und »vierte«,
und die Gravitation als »Raumkrümmung« die fünfte«
Materiedimension repräsentieren. In dieser Hierarchie besteht eine hohe Symmetrie
der interdimensionalen Relationen: die n-te Dimension eines Materiegebildes ist
endlich in Bezug auf die unendliche (n1)-te Dimension desselben Materiegebildes.
Da die Energie/Masse gequantelt ist, sind - allein nach dem im quadrialistischen
Weltbild geltenden Symmetrieprinzip - auch Raum und Zeit gequantelt. Aus der Quantelung
der Materie im Mikrophysikalischen ergibt sich - nach den in evolutionären
Hierarchien geltenden Stufengesetzen - auch die Quantelung der makrophysikalischen
Materie mit der Gravitation als Energie/Masse-Dimension. So sind die Spezielle
und die Allgemeine Relativitätstheorie sowie die Quantentheorie in der Quadrialistischen
Theorie als ihrer Supertheorie vereinigt. Einstein unterlag wohl dem Irrtum, für
die physikalischen Theorien eine physikalische Supertheorie suchen zu sollen.
Er hätte nach einer nicht-physikalischen Supertheorie suchen müssen,
in der sich gleichsam die Axiome der Physik befinden, so wie sich die Axiome der
Logik, der Arithmetik und der Geometrie auch in einem nicht-logischen, nicht-arithmetischen
bzw. nicht-geometrischen Beziehungssystem befinden. (Lothar Kleine-Horst,
Der Anfang des nach-naturwissenschaftlichen Zeitalters, 2004 ).
»Heisenberg
behauptete kurz vor seinem Tod, daß die tiefsten Ebenen der Realität
nicht in Teilchen, sondern in Symmetrien bestehen.« (Zitiert in: F. D. Peat,
Synchronizität, 1989, S. 224). »Die Auffindung einer Symmetrie
ist von viel größerer Bedeutung als die Entdeckung eines bestimmten
Phänomens. .... Bei ihrer Suche nach einem fundamentalen Konzept beginnen
die Physiker mit einer bestimmten Symmetrie und überprüfen dann, ob
die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, mit den Beobachtungen in Einklang gebracht
werden können.« (Anthony Zee, Magische Symmetrie, 1993, S. 93,121).
Genau diese Überprüfung wird in bezug auf die im neuen Modell der Wirklichkeit
als vorhanden angenommen Symmetrien erfolgen. Diese sind keine spezifischen Symmetrien
von »Naturgesetzen« (d.h. materiellen Gesetzen), sondern sie sind
generelle Symmetrien von »Wirklichkeitsgesetzen«, d.h. solchen, die
nicht nur die Materie (materiale Seinsweise) betreffen, sondern auch die anderen,
nicht-materialen, Seinsweisen. Diese Symmetrien sind somit allgemeingültige
Grundgesetze der Wirklichkeit, denen selbst die Symmetrien der Naturgesetze unterworfen
sind. Die o.a. Zitate sollen also über die ausschließlich die Materie
betreffenden Naturgesezte auch für die hier neu modellierte Gesamtwirklichkeit
Geltung haben. (Lothar Kleine-Horst, Das quadrialistische Acht-Welten-Modell
der Wirklichkeit, 2004 ). |